Die Hansestadt Rostock mit dem Seebad Warnemünde - Tourismuskonzeption 2022

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Die Hansestadt Rostock mit dem Seebad Warnemünde - Tourismuskonzeption 2022
Die Hansestadt Rostock
mit dem Seebad Warnemünde
Tourismuskonzeption 2022
Die Hansestadt Rostock mit dem Seebad Warnemünde - Tourismuskonzeption 2022
Inhalt

    Einleitung                                                             2

    Entwicklung des Tourismus in Rostock und Warnemünde                    4
    1. Tourismusentwicklung im nationalen und internationalen Vergleich    4
    2. Wirtschaftsfaktor Tourismus                                         6
    3. Gästestrukturen                                                    10
    4. SWOT-Analyse                                                       14

    Strategische Ziele und Leitlinien                                     16
    1. Positionierung der Hansestadt Rostock                              16
    2. Ziele und Leitbild: Rostock 2022                                   17
    3. Leitlinien für den Rostock-Tourismus 2022                          20

    Handlungsfelder und Maßnahmen                                         22
    Maßnahmenüberblick nach Handlungsfeldern                              24
    Handlungsfeld 1: Themenschwerpunkte                                   26
    Handlungsfeld 2: Infrastrukturentwicklung                             29
    Handlungsfeld 3: Qualitätsoffensive                                   32
    Handlungsfeld 4: Marketing und Vertrieb                               34
    Handlungsfeld 5: Kooperationen                                        37
    Handlungsfeld 6: Organisation und Finanzierung                        38

    Fazit und Ausblick                                                    40
Die Hansestadt Rostock mit dem Seebad Warnemünde - Tourismuskonzeption 2022
Vorwort

Sehr geehrte Damen und Herren,

in den vergangenen 20 Jahren hat die Hansestadt          Schlüsselthemen wie der Gesundheits- und Well-
Rostock eine Entwicklung genommen, auf die wir           nesstourismus müssen ausgebaut bzw. entwickelt
stolz sein können. Als wirtschaftliches, touristisches   werden, genauso wie die Etablierung im Tagungs-
und kulturelles Zentrum fungiert sie heute als wich-     und Kongressmarkt und die Förderung des Städte-
tigstes Drehkreuz für nationale und internationale       und Kulturtourismus. Mit der Tourismuskonzeption
Begegnungen im Land. Mit ihrer einzigartigen Lage        2022 liegt in der Hansestadt nun ein umfassendes
am Wasser und der Kombination aus Großstadt, at-         Leitlinienprogramm zur Gestaltung des Tourismus in
traktivem Seebad, dem ursprünglichen Naturraum           den kommenden zehn Jahren vor. Die Handlungsfel-
der Rostocker Heide und einem der schönsten Strän-       der und Maßnahmen sollen das weitere Wachstum
de der deutschen Ostseeküste hat sie sich zudem zu       des wichtigen Wirtschaftszweigs in der Hansestadt
einer der beliebtesten Urlaubsziele in Deutschland       mit ihrem Seebad langfristig sichern und den Akteu-
entwickelt. Sie besitzt die besten Voraussetzungen,      ren als Grundlage für die Ausrichtung der eigenen
sich sowohl national als auch international als Premi-   Aktivitäten dienen. Unser gemeinsames Ziel ist es,
ummarke zu entwickeln. Gerade das Wachsen der            zukünftig weiter zusammen zu wachsen und ein star-
Kreuzfahrtindustrie, aber auch die verstärkte Bewer-     kes Netzwerk aus Privatwirtschaft, Verwaltung und
bung der ausländischen Märkte und neue Verbin-           Politik zu bilden. Mein Dank gilt an dieser Stelle allen
dungen wie die Fluglinie Rostock – Zürich führten in     Akteuren, die sich in der Rostocker Tourismuswirt-
den vergangenen Jahren zu einer wachsenden Anzahl        schaft engagieren und mit ihrer Arbeit die Entwick-
von ausländischen Gästen in der Hansestadt. Mariti-      lung als Reiseziel vorantreiben. »Im Tourismus zu-
me Aushängeschilder wie Hanse Sail und Warne-            sammenwachsen« heißt unser gemeinsames Ziel der
münder Woche ziehen jedes Jahr tausende Zuschau-         kommenden zehn Jahre, um die Branche als starken
erinnen und Zuschauer aus aller Welt an. Dennoch         Wirtschaftszweig langfristig zu festigen und gemein-
sehen wir uns komplexen Herausforderungen wie            sam die Hansestadt Rostock national und internatio-
dem demografischen Wandel und dem wachsenden             nal als Top-Destination zu etablieren.
Wettbewerb gegenüber, die uns zu neuen Lösungs-
ansätzen und Strategien auffordern, damit wir uns
auch zukünftig im Tourismus behaupten und dem            Roland Methling
internationalen Wettbewerb standhalten können.           Oberbürgermeister Hansestadt Rostock

                                                                                                                    1
Die Hansestadt Rostock mit dem Seebad Warnemünde - Tourismuskonzeption 2022
Einleitung

        Die Hansestadt Rostock mit dem Seebad Warnemün-           verschärft sich. Durch die Umsetzung der Landestou-
        de ist mit ihren fast 800 Jahren nicht nur die älteste,   rismuskonzeption und das neue Marken- und Kom-
        sondern auch die größte Universitäts- und Hafen-          munikationskonzept des Landes werden Aktivitäten
        stadt in Mecklenburg-Vorpommern. Die besondere            zur touristischen Weiterentwicklung ausgelöst, die
        Lage der Stadt am Meer, im Mündungsbereich der            ebenfalls Auswirkungen auf die Regionen, Städte
        Warnow in die Ostsee, macht Rostock immer mehr            und Seebäder haben. Im Zuge der Stadtmarketing­
        zu einem der wichtigsten touristischen Zentren im         offensive hat sich die Vermarktung der Hansestadt
        Nordosten Deutschlands. Sie ist Wirtschafts- und          Rostock neu formiert und sie geht auch in puncto
        Wissenschaftsstandort und profiliert sich zuneh-          Tourismusfinanzierung neue, innovative Wege. Um­­
        mend als kulturelles Zentrum.                             so wichtiger sind klare Vorstellungen und Rahmen-
                                                                  bedingungen für die Weiterentwicklung des Touris-
        Die Kombination aus lebendiger Großstadt, attrak­         mus in Rostock.
        tivem Seebad und Rostocker Heide kann kaum ein
        Wettbewerber bieten. Knapp 3,4 Mio. Übernachtun-          Die erste umfassende Tourismuskonzeption für die
        gen in Hotels, Ferienwohnungen, auf Campingplät-          Hansestadt Rostock bildet die zentrale Grundlage
        zen, bei Freunden und Verwandten und über 10 Mio.         für eine zielgerichtete Arbeit und strategische Aus-
        Tagesausflügler und Tagesgeschäftsreisende pro Jahr       richtung der Tourismusbranche für die kommen-
        sprechen eine deutliche Sprache: Mit einem Brutto-        den zehn Jahre. Sie soll deutlich machen,
        umsatz von fast 500 Mio. € ist der Tourismus ein          ❚❚ wo der Tourismus in Rostock und Warnemünde
        wichtiger Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber für die         steht,
        Hansestadt.                                               ❚❚ welche wirtschaftliche Bedeutung der Tourismus
                                                                    für die Hansestadt hat,
        Weltweit befindet sich der Tourismus, wie auch in         ❚❚ welche Perspektiven für seine weitere Entwicklung
        Mecklenburg-Vorpommern und in der Hansestadt                bestehen,
        Rostock, auf einem eindeutigen Wachstumskurs.             ❚❚ welche Ziele und Strategien sich daraus ableiten
        Doch der nationale und internationale Wettbewerb            lassen und
                                                                  ❚❚ was die Akteure im Einzelnen tun müssen, um die-
                                                                    se Ziele erreichen zu können.

2
Die Hauptzielgruppen der Tourismuskonzeption sind:
❚❚ Unternehmen und Profiteure der Tourismusbranche
  ❱❱ Zielsetzung: verlässliche Rahmenbedingungen
    für das unternehmerische Handeln, Transparenz
    über die gemeinsame zukünftige Entwicklung
❚❚ Politik und Verwaltung der Hansestadt Rostock
  ❱❱ Zielsetzung: tourismuspolitischen Rahmen und
    Entscheidungsgrundlage schaffen
❚❚ Rostocker Gesellschaft für Tourismus und Marke-
  ting (Rostock Marketing), Tourismuszentrale Ros-
  tock & Warnemünde (TZRW)
  ❱❱ Zielsetzung: Handlungsgrundlage für die touris-
    tische Vermarktung
❚❚ Bevölkerung der Hansestadt Rostock
  ❱❱ Zielsetzung: für die Tourismusbranche sensibili-
    sieren und Tourismusbewusstsein stärken.

                                                         3
Entwicklung des Tourismus in
    Rostock und Warnemünde

       1. Tourismusentwicklung im                         Der Tourismus in Europa, Deutschland und Mecklen-
           ­natio­nalen und internationalen                burg-Vorpommern boomt: In Deutschland wuchsen

            Vergleich                                      die Übernachtungszahlen in den letzten zehn Jahren
                                                           um knapp 9 %, in Mecklenburg-Vorpommern gar um
                                                           20 %. In Europa zählen insbesondere die Städte und
                                                           die Küstenregionen zu den Gewinnern. Allerdings
                        +23 %                              wurden sie 2008 und 2009 besonders stark von
              Steigerung der Bettenzahl in Rostock         der Wirtschafts- und Finanzkrise getroffen. Dennoch
                   zwischen 1999 und 2008                  konnte der Ostseeraum weiter zulegen. Er ist die dy-
                                                           namischste Küstenregion Europas, noch vor dem
                                                           Mittelmeer und dem Atlantik.
                        +45 %
          Entwicklung der Übernachtungen in Rostock        Mit rund 0,6 Mio. Ankünften und über 1,5 Mio.
                   zwischen 1999 und 2008                  Übernachtungen (inkl. Camping) zählt die Hanse-
                                                           stadt Rostock zu den drei meistbesuchten Touris­mus­
                                                           orten in Mecklenburg-Vorpommern. 42 % der Über-
                     0,3 Tage                              nachtungen werden in Rostock-Stadt getätigt, 58 %
        Steigerung der Aufenthaltsdauer in Rostock-Stadt   im Seebad Warnemünde.1 Der Anteil der Ausländer­
                   in den letzten zehn Jahren              über­nach­tungen lag 2011 bei 7,3 % und damit
                                                           ­deutlich über dem von Mecklenburg-Vorpommern
                                                           (2,9 %). Die Bedeutung ausländischer Gäste ist in
                                                           der Hansestadt hoch: 14 % aller Übernachtungen
                                                           ausländischer Gäste in Mecklenburg-Vorpommern
                                                           finden in Rostock statt. 2002 lag dieser Anteil mit
                                                           19,8 % jedoch noch höher. In den letzten zehn Jahren
                                                           ist der Incoming-Tourismus im Bundesland doppelt
                                                           so schnell gewachsen wie in Rostock.

4
Im Durchschnitt verweilen die Übernachtungsgäste         2004 verlief die Entwicklung dann sehr dynamisch
2,5 Tage in Rostock. Im Seebad Warnemünde beträgt        und es konnten jährliche Zuwachsraten von bis zu
die Aufenthaltsdauer 3,1 Tage. Während die Verweil-      15 % erreicht werden. Rostock-Stadt entwickelte sich
dauer der Gäste in Warnemünde in den vergangenen         hierbei noch stärker als das Seebad Warnemünde.
Jahren leicht rückläufig war, konnte Rostock-Stadt
entgegen dem deutschlandweiten Trend seine Auf-
enthaltsdauer im 10-Jahres-Vergleich leicht erhöhen.        6%              aller inländischen und            14 %
                                                                   aller ausländischen Übernachtungen
Der Tourismus in der Hansestadt ist stark saisonal ge-                  in Mecklenburg-Vorpommern
prägt. 65 Prozent der Übernachtungen entfallen auf                           finden in Rostock statt.
das Sommerhalbjahr (Mai bis Oktober). Der Anteil
ist im Seebad Warnemünde erwartungsgemäß hö-
her als in Rostock-Stadt. Seit 2000 konnte immerhin                50 %                  aus vier Quellmärkten
eine leichte Saisonverlängerung erreicht werden.           Die Hälfte aller ausländischen Übernachtungen
                                                                       in Rostock wird von Gästen aus
Die Hansestadt hat sich in den letzten zehn Jah-                Schweden, den Niederlanden, Dänemark
ren sehr rasant entwickelt, wenngleich auch etwas                          und der Schweiz getätigt.
schwä­cher als das Bundesland insgesamt. So ist die
Zahl der Gäste (ohne Camping) zwischen 1999 und
20082 um 40 % und die Zahl der Übernachtungen
um 45 % gestiegen (Mecklenburg-Vorpommern: je-
weils +53 %). Seit dem Jahr 2000 konnte die Hanse-
stadt Übernachtungszahlen von mehr als 1 Mio. ver-
                                                         1 Das Statistische Landesamt Mecklenburg-Vorpommern fasst unter Warne-
zeichnen. Ein Zwischenhoch erreichte die Stadt im           münde das Seebad Warnemünde sowie die Stadtteile Diedrichshagen, Hohe
                                                            Düne und Markgrafenheide zusammen. Rostock-Stadt vereint alle übrigen
Jahr 2003, als die Internationale Gartenbauausstel-
                                                            Stadtteile der Hansestadt Rostock.
lung (IGA) mit 2,6 Mio. Besuchern zu einem Besu-         2 Aufgrund einer Umstellung in der statistischen Erfassung können die Daten
                                                            ab 2009 nur noch inklusive Camping ausgewiesen werden, sodass ein Ver-
cheransturm in der Stadt führte. Insbesondere ab            gleich mit den Vorjahren nur eingeschränkt möglich ist.

                                                                                                                                        5
Entwicklung der Übernachtungen und Betten in gewerblichen Betrieben in Rostock 2001–2010
    (Index 2001=100, ab 2009 inkl. Camping)
    220

                                                                                                      ab 2009 inkl. Camping
    200

    180

    160

                             Übernachtungen
    140

    120

                                 Schlafgelegenheiten
    100

     80
      1996        1997       1998       1999      2000   2001   2002   2003      2004       2005       2006       2007        2008       2009       2010

    Quelle: dwif 2012, Daten: Statistische Landesämter

    Im internationalen Vergleich schneidet insbesondere                  ❚❚ Die durchschnittliche Betriebsgröße lag 2008 bei
    Rostock-Stadt gut ab und erreicht im Vergleich mit                        96 Betten pro Betrieb, was für eine gute Konkur-
    Tallin, Malmö, Stettin, Kiel und Lübeck im Zeitraum                       renzfähigkeit spricht. In Rostock-Stadt sind in den
    2001 bis 2008 nach Tallin die zweithöchste Wachs-                         letzten drei Jahren abnehmende Betriebsgrößen
    tumsrate. Das Seebad Warnemünde entwickelt sich                           zu verzeichnen.
    hingegen im Vergleich mit Kühlungsborn, Trave­
    münde und Zinnowitz schwächer als die Konkurrenz.
    Lediglich Swinemünde liegt noch deutlich dahinter.                   2. Wirtschaftsfaktor Tourismus

    Das Beherbergungsangebot ist durch folgende Ent-                     14 Mio. Aufenthaltstage pro Jahr oder
    wicklungen gekennzeichnet:                                           38 000 Besucher pro Tag
    ❚❚ Die Zahl der Betriebe hat in der Hansestadt zwi-                 Die konkreten wirtschaftlichen Effekte des Tourismus
       schen 1999 und 2008 um 16 % zugenommen, die                       können nur durch eine Betrachtung aller relevanten
       Zahl der Betten um 23 %. Rostock-Stadt legte bei                  Segmente berechnet werden. Hierzu zählen neben
       den Betrieben stärker zu als das Seebad Warne-                    dem Übernachtungstourismus in gewerblichen Be-
       münde; bei der Zahl der Betten erfolgte in Warne-                 herbergungsbetrieben vor allem der Tagestourismus
       münde ein größerer Kapazitätsausbau.                              (Ausflüge und Geschäftsreisen vom Wohnort) sowie
    ❚❚ Die durchschnittliche Auslastung der angebotenen                 der Privatvermietermarkt, das Dauercamping und
       Betten erreichte mit steigender Tendenz von 1999                  die Verwandten-/Bekanntenbesuche (ermittelt über
       bis 2008 Werte zwischen 37 und 48 %. Seit 2009                    Haushaltsbefragungen). Nach aktuellen Berechnun-
       fließen Campingplätze in die statistische Erfassung
       ein, sodass nur noch Werte von rund 30 % erreicht                 3 Für einen aussagekräftigen (Langzeit)Vergleich in Rostock und mit Wettbe-
                                                                            werbern ist es sinnvoll, zukünftig die Auslastung der Hotellerie als Referenz-
       werden.3                                                             größe zu nutzen.

6
gen summiert sich das Nachfragevolumen für die                         Knapp ½ Milliarde Euro touristischer
Hansestadt Rostock 2010 auf 13,9 Mio. Aufenthalts­                     ­Bruttoumsatz in der Hansestadt Rostock
tage. Rein rechnerisch ist die Hansestadt damit täg-                   Der touristische Bruttoumsatz ergibt sich aus den Auf-
lich Gastgeber für 38 000 Besucher. Hinzu kommen                       enthaltstagen und den durchschnittlichen Tagesaus-
unzählige Urlauber aus den anderen Orten und Regi-                     gaben. In der Hansestadt Rostock beläuft er sich auf
onen Mecklenburg-Vorpommerns, die Rostock eben-                        492,7 Mio. €, wobei der Übernachtungstourismus
falls als Tagesgäste besuchen.                                         und der Tagestourismus eine ähnlich hohe Bedeutung
                                                                       haben (vgl. Tabelle). Die Tagesausgaben der Über-
Den Berechnungen zum Wirtschaftsfaktor Tourismus                       nachtungsgäste liegen durchschnittlich rund 40 €
liegt die touristische Wertschöpfungskette zugrunde.                   über dem Niveau des Landes Mecklenburg-Vorpom-
Sie beschreibt alle Phasen einer Reise – von der Infor-                mern. Die große Bedeutung der Hotellerie in der
mation über die Buchung, die Anreise und den Auf-                      Hansestadt wird hier sehr deutlich. Weiteres Potenzial
enthalt bis hin zur Abreise und Reisenachbereitung                     bieten die Verwandten- und Bekanntenbesucher: Fast
– und verdeutlicht die Breitenwirkung des Multipro-                    jeder zweite Rostocker kann sich vorstellen, seine
duktes Tourismus (vgl. Abbildung). Die Berechnun-                      ­Gäste zukünftig nicht mehr in der eigenen Wohnung
gen beziehen sich nur auf diejenigen Umsätze und                       oder im eigenen Haus unterzubringen, sondern in ei-
Einkommenswirkungen, die in der Hansestadt Ros-                        nem Beherbergungsbetrieb (maximales Zusatzpoten-
tock entstehen. Denn nur diese kann man ihr un­­                       zial: 780 000 Übernachtungen). Ein weiterer Ansatz-
mittelbar zurechnen: die Ausgaben der Touristen für                    punkt sind die geringen Ausgaben der Tagesbesu-
das Hotel oder die Ferienwohnung, in der Gastrono-                     cher. Sie liegen trotz der vielfältigen städtischen An-
mie, für Museums- und Freizeitparkbesuche oder für                     gebote unter dem Durchschnittswert für Deutschland
Einkäufe.                                                              (28,50 €) und Mecklenburg-Vorpommern (24,70 €).

Touristische Wertschöpfungskette und Bedeutung für den Wirtschaftsfaktor Tourismus

          Vorbereiten, Informieren:                                                            Nachbereiten:
          Reiseführer, Prospekte, Internet,                                                    Reinigung, Fotoentwicklung etc.
          Tourist-Information                                                                  Erinnern & Kommunizieren:
          Buchung:                                                                             Erzählen von positiven (Ø 3 mal)
          Reisebüros, (Bus-) Reiseveranstalter,                                                und negativen (Ø 10 mal) Erlebnissen
          Airlines, Deutsche Bahn, Internet,
          Tourist-Information                        Abreise                         Anreise

                                        Dienstleistungen                                 Ankommen
                                           & Service                                    & Orientieren

                                             Shopping                                     Übernachten
                                             & Ausflug                                     & Wohnen

                                              Unterhaltung                                Essen
                                                & Kultur                                & Trinken

                                                                 Besichtigungen
                                                               Wandern & Radfahren

Quelle: dwif 2010 verändert nach ADAC 2003

                                                                                                                                      7
Touristische Umsätze in der Hansestadt Rostock 2010

                                                                 Aufenthaltstage       Ø Tagesausgaben          Umsätze (brutto)
                                                                    in Millionen                   in €                in Mio. €

      Übernachtungen gewerblich                                             1,48                  131,90                   195,3

      Übernachtungen Privatvermieter                                        0,11                   70,10                        7,7

      Übernachtungen Touristik- und Dauercamping                            0,10                   32,80                        3,4

      Übernachtungen Verwandten-/Bekanntenbesucher                          1,68                   23,50                       39,5

      Tagesbesucherverkehr                                                 10,50                   23,50                   246,8

      Gesamt                                                               13,87                                           492,7

    Quelle: dwif 2012

    Branchenübergreifende Umsatzeffekte:                            Starke Einkommens- und Beschäftigteneffekte
    ­Gastgewerbe, Einzelhandel und Dienstleistungen                 Der Tourismus ist eine äußerst serviceintensive Bran-
    profitieren                                                     che. Entsprechend schafft und sichert er eine Vielzahl
    Zu den größten Profiteuren des Tourismus in der                 unterschiedlicher Arbeitsplätze. Fast alle diese Ar-
    Hansestadt Rostock zählt das Gastgewerbe mit                    beitsverhältnisse sind dadurch gekennzeichnet, dass
    258,4 Mio. € (52,5 % des gesamten Bruttoumsatzes).              sie nicht ausschließlich vom Tourismus leben (Kellner
    Fast jeder dritte Euro fließt in den Einzelhandel               und Verkäufer bedienen z. B. auch Einheimische),
    (156,8 Mio. €), und die Dienstleistungsunternehmen              was eine eindeutige Erfassung und Zuordnung um­­so
    – u. a. die Bereiche Kultur, Freizeit und Verkehr –             schwieriger macht. Daher kann nur ein Äquivalent
    parti­zipieren mit 77,5 Mio. € an den Ausgaben der              ermittelt werden. Aus dem touristischen Einkommens­
    G
    ­ äste. Während beim Übernachtungstourismus durch               beitrag (Wertschöpfung) lässt sich ein Beschäfti-
    die Ausgaben im Beherbergungsbereich eindeutig                  gungseffekt von 14 700 Personen ableiten (inkl. nicht
    das Gastgewerbe dominiert, spielt gerade im Seg-                erwerbstätiger, aber mit zu versorgender Haushalts-
    ment des Tagestourismus der Einzelhandel eine ent-              mitglieder). Gleichzeitig erwirtschaftet die Branche
    scheidende Rolle (vgl. Abbildung).                              7,3 % des gesamten Primäreinkommens der Hanse-
                                                                    stadt Rostock und trägt damit erheblich zur Siche-
                                                                    rung von Beschäftigung und Einkommen bei.

    Profitierende Branchen nach Segmenten

       Übernachtender Tourismus (insgesamt 206,4 Mio. €)            Tagesbesucher inkl. VFR (insgesamt 286,3 Mio. €)

               Dienstleistungen                                           Dienstleistungen
                   13,4 %                                                      17,5 %

        Einzelhandel                               Gastgewerbe      Gastgewerbe                                 Einzelhandel
           17,5 %                                     69,1 %          40,4 %                                       42,1 %

    Quelle: dwif 2012

8
Wirtschaftsfaktor Tourismus in der Hansestadt Rostock 2010

        13,9 Mio.        492,7 Mio.         226,5 Mio.           7,3 %             14 700          53,8 Mio. €

      Touristische     Touristischer       Touristische       Beitrag zum      Beschäftigungs-      Steuer­
    Aufenthaltstage    Bruttoumsatz       Wertschöpfung         Primär­           effekte in      aufkommen
                                                              einkommen           Personen

Quelle: dwif 2012

Wichtige Quelle für Steuereinnahmen                         lung u. a. aus touristischen Beweggründen heraus
Dem Tourismus kommt auch als Quelle für Steuer­             erfolgte. Das Tourismusengagement zahlt sich mit-
einnahmen eine erhebliche Bedeutung zu. Das aus             hin aus – in Euro und Cent für alle Branchen ebenso
dem Tourismus in Rostock resultierende Steuerauf-           wie in Attraktivität und Lebensqualität für Einwohner
kommen für Bund, Länder und Kommunen setzt sich             und Gäste.
in erster Linie aus Gemeinschaftssteuern zusammen.
Allein aus Mehrwert- und Einkommensteuer fließen            Erste Ansatzpunkte
dem Fiskus durch den Tourismus in Rostock insge-            ❚❚ Maßnahmen zur (Neu-)Kundengewinnung (Bsp.
samt rund 53,8 Mio. € zu. Investitionen in den Touris-        Verwandten- und Bekanntenbesucher)
mus sorgen also nicht nur für Umsatz bei den Unter-         ❚❚ Berücksichtigung Übernachtungs- und Tagestou-
nehmen, sondern alle Ebenen der öffentlichen Hand             rismus in der Marketingstrategie
profitieren unmittelbar. Als direkte Steuereinnahmen        ❚❚ Gezieltes Marketing für Tagesausflügler zur Aus­
der Hansestadt kommen anteilig noch die Grund-                gabenerhöhung bei Shopping und Freizeitaktivi­
steuer, die Gewerbesteuer und die Zweitwohnungs-              täten
steuer hinzu. Über die Kurtaxe werden in Warne-             ❚❚ Stärkere Integration aller Akteure in die Vermark-
münde weiterhin rund 1,4 Mio. € pro Jahr einge-               tungsaktivitäten, aber auch in deren Finanzierung
nommen.                                                     ❚❚ Kontinuität der Tourismusarbeit/-politik von Stadt
                                                              und Region gewährleisten.
Tourismus als Standortfaktor für die
Hansestadt Rostock
Doch der Tourismus ist nicht nur als monetärer Nut-
zenstifter anzusehen, er wirkt sich in vielerlei Hinsicht
positiv auf die Stadt aus. Es steht außer Zweifel, dass
sich der Bekanntheitsgrad maßgeblich aus der tou-
ristischen Attraktivität ableitet und diese unmittelba-
ren Einfluss auf die allgemeine Standortattraktivität,
den Wohnwert und nicht zuletzt auf das Image hat.
Auch die Ausstattung mit spezifischer Infrastruktur ist
teilweise der Tatsache geschuldet, dass die Bereitstel-

                                                                                                                     9
3. Gästestrukturen                                                              ❚❚ Zwei Drittel der Gäste besuchen die Stadt zum wie-
                                                                                       derholten Mal, 20 % sind als Stammgäste zu be-
     Ein profundes Wissen über die Gäste und ihr Verhal-                               zeichnen. In Warnemünde ist dieser Anteil mit
     ten zählt zu den Grundvoraussetzungen für ein effi­                               25 % besonders hoch. Rostock profitiert hierbei
     zientes Marketing und eine zielgerichtete Angebots-                               auch vom positiven Image des gesamten Bundes-
     entwicklung. Die Analysen rund um den Wirtschafts-                                landes. Der hohe Anteil der Erstbesucher liegt weit
     faktor Tourismus haben die Bedeutung der Über-                                    über dem Landeswert und ist typisch für Groß­
     nachtungs- sowie der Tagesgäste belegt. Von April                                 städte. Die Hansestadt erreicht also sowohl ihre
     bis September 2011 wurden im Rahmen einer um-                                     Stammgäste als auch immer neue Gästegruppen.
     fangreichen Gästebefragung in Rostock und Warne-
                                              4

     münde 672 Übernachtungstouristen aus dem Inland                                 Besuchshäufigkeit von Rostock und Mecklenburg-
     befragt. Damit liegen aktuelle Marktforschungsdaten                             Vorpommern
     zu ihrem Informations- und Buchungsverhalten, zu
     Aktivitäten während ihres Aufenthalts, zu Assoziatio-
                                                                                                                                                   37 %
                                                                                       Erstbesucher
     nen mit Rostock und zur Zufriedenheit mit ihrem                                                                        14 %

     Rostock-Urlaub vor. Eine Sonderauswertung der Stu-
                                                                                                                                    21 %
                                                                                       2. Besuch
     die »Tagesreisen der Deutschen«5 gibt Aufschluss                                                                           16 %

     über das Verhalten der Tagesgäste – Tagesausflügler
                                                                                                                                     22 %
                                                                                       3. bis 5. Besuch
     sowie Tagesgeschäftsreisende – in der Hansestadt                                                                                    27 %

     Rostock. Ergebnisse aus Befragungen von Kreuzfahrt-
                                                                                                                           8%
     und Fährpassagieren6 runden das Gesamtbild ab.                                    6. bis 10. Besuch
                                                                                                                                  18 %

                                                                                                                           12 %
     Der Rostock-Urlauber im Überblick                                                 öfter als 10 Mal
                                                                                                                                           25 %
     ❚❚ Zwei Drittel der befragten Gäste stammen aus
                                                                                       Quelle: dwif, OIR, Gästebefragung                     HRO
        sechs Bundesländern: Sachsen, Niedersachsen,                                   Rostock 2011, n = 672                                 MV

        Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Berlin und
        Brandenburg sind die Top-Quellmärkte für Rostock
        (mit Anteilswerten zwischen 14 und 9 %).
     ❚❚ 12 % der Befragten sind jünger als 30 Jahre, 57 %
        sind zwischen 40 und 59 Jahre alt und 31 % sind 60
        Jahre und älter. Das Durchschnittsalter der Über-
        nachtungsgäste liegt bei 51 Jahren (Mecklenburg-
        Vorpommern: 42 Jahre). Die in Rostock-Stadt über-
        nachtenden Gäste sind im Schnitt drei Jahre jün-
        ger, in Warnemünde ein Jahr älter als der Gesamt-
        durchschnitt.7

     4 Datenerhebung Ostseeinstitut für Marketing, Verkehr und Tourismus an der
        Universität Rostock (OIR).
     5 Maschke, Joachim: Tagesreisen der Deutschen, 2006 – 2008.
     6 OIR: Zufriedenheit der Kreuzfahrtpassagiere und der Crew mit Rostock-War-
        nemünde als Kreuzfahrthafen in der Saison 2010 und Zufriedenheit der Fähr-
        passagiere mit dem Hafen Rostock, 2008.
     7 Vgl. Fußnote 1.

10
Informations- und Buchungsverhalten:                    in Mecklenburg-Vorpommern (Rügen, Kühlungs-
Internet mit hoher Bedeutung                            born, Usedom etc.) und am Mittelmeer, aber auch
Das Internet ist mittlerweile die wichtigste Informa-   Städte wie Hamburg oder Berlin stellen für die Urlau-
tionsquelle – etwas mehr als die Hälfte der befragten   ber Alternativen dar.
Urlauber hat sich hier vor dem Aufenthalt informiert.
An erster Stelle stehen die Internetseite der Stadt     Aktivitäten: Das Maritime in all seinen Facetten,
(28 %) sowie diejenigen der Unterkünfte (20 %).         die regionale Küche und Shopping stechen heraus
Ebenso wichtig sind persönliche Informationen von       Zu den beliebtesten Aktivitäten der Rostock-Urlauber
Freunden und Bekannten, die traditionelle Mund-         zählen – wie praktisch überall – Restaurantbesuche,
propaganda (20 %). Gebucht wird der Aufenthalt          Flanieren und Spazierengehen. Weitaus interessanter
vorrangig bei der Unterkunft selbst (61 %). Es folgen   ist für Rostock die große Zahl derer, die das maritime
die Internet-Reiseportale und Buchungsplattformen       Flair und die Speisen der Region genießen oder
(19 %) sowie Reisebüros und -veranstalter (10 %).       shoppen gehen wollen. »Cruise-Spotting«, das Be-
Zwar buchen bereits 44 % der Befragten über das         staunen der Ozeanriesen von der Landseite, ist zu
Internet oder per E-Mail, doch ist der persönliche      einem weiteren nicht mehr wegzudenkenden High-
Kontakt nach wie vor sehr wichtig: Mehr als die Hälf-   light geworden. Gerade in diesen Bereichen bieten
te der Befragten nutzt das Telefon oder bucht direkt    sich Abgrenzungsmöglichkeiten zu den Wettbewer-
vor Ort.                                                bern. Als Einzelaktivitäten spielen weiterhin Aus-
                                                        flugsfahrten auf dem Wasser, Museen und Ausstel-
Strand, Erholung und Maritimes stehen für               lungen sowie der Zoo und die maritimen Events eine
Rostock                                                 Rolle. Die weiteren kulturellen Einrichtungen der
Die Gäste verbinden mit der Hansestadt Rostock vor-     Stadt wie auch Sportangebote werden dagegen
rangig Aspekte rund um einen Erholungsurlaub:           weitaus seltener von den Übernachtungsgästen in
Strand, Meer, maritimes Flair sowie Ruhe und Ent-       Anspruch genommen. Allerdings: Ein vermeintlich
spannung werden genannt. Diese Attribute spielen        geringer Wert von 3 % beim Wassersport (Segeln,
auch bei der Wahl Rostocks als Reiseziel eine ent-      Surfen, Motorbootfahren etc.) bedeutet beispiels-
scheidende Rolle. Hansa Rostock und die Hanse Sail      weise rein rechnerisch, dass im Sommerhalbjahr täg-
sind wichtige Imageträger für die Stadt, für die Wahl   lich 300 bis 500 Rostock-Urlauber als Wassersportler
Rostocks als Reiseziel hingegen haben sie nur punk-     auf Warnow und Ostsee unterwegs sind.
tuelle Bedeutung. Die klassischen Attribute eines
Städteurlaubs wie Kultur oder Shopping werden           Bei den Tagesausflüglern stehen Kulinarik, Einkaufen
(bislang) kaum mit Rostock in Verbindung gebracht.      und der Besuch von Freunden/Verwandten beson-
                                                        ders hoch im Kurs. Außerdem werden Aktivitäten an
Der wichtigste Grund für die Reiseentscheidung der      und auf dem Wasser sowie der Besuch von Sehens-
Rostock-Gäste sind Strand und Bademöglichkeiten         würdigkeiten und Veranstaltungen genannt. Tages-
(64 %). Landschaft/Natur (48 %) und gute Luft/­         geschäftsreisende kommen insbesondere für eine
gutes Klima (39 %) folgen bereits mit etwas Abstand.    klassische Geschäftsreise (38 %) oder die Teilnahme
Neben Ruhe, Erholung und Flair zählen aber auch         an Seminaren und Schulungen (30 %) in die Stadt.
das Stadtbild und die Sehenswürdigkeiten zu den         Auf Messen und Ausstellungen entfallen jährlich
Top 10 der Reisegründe. Rostock steht dabei in ei-      über 220 000 Tagesgeschäftsreisen (15 %) und auf
nem harten Konkurrenzumfeld: Badedestinationen          Tagungen/Kongresse rund 130 000 (9 %).

                                                                                                                 11
Top-15-Aktivitäten der Übernachtungsgäste in Rostock

                                       Ins Restaurant gehen                                                                            74 %

                                        Flanieren, Bummeln                                                                           72 %

                                            Spazieren gehen                                                                     69 %

                                   Maritimes Flair genießen                                                              62 %

         Typische Speisen / Getränke der Region genießen                                                     51 %

                             Sehenswürdigkeiten besuchen                                                     51 %

                                                    Shopping                                            49 %

                           (Kreuzfahrt-)Schiffe besichtigen                                      43 %

                                               Sonnenbaden                                       42 %

                                    Nichts tun / Ausspannen                                     41 %

                           Ausflugsfahrten auf dem Wasser                                  38 %

                              Schwimmen / Baden im Meer                                   37 %

                                             Stadtführungen                  21 %

                                                     Wandern             19 %

                      Ausflüge außerhalb des Urlaubsortes                19 %

                                                               0   10   20          30     40           50          60          70          80

     Quelle: dwif, OIR, Gästebefragung Rostock 2011, n = 672

     Rostock-Gäste kommen gern wieder
     Einen erneuten Besuch Rostocks sehen die meisten                   freulich. Auch die Öffnungszeiten in der Gastrono-
     Befragten als sehr wahrscheinlich an. Aufgrund der                 mie und bei den Sehenswürdigkeiten landen unter
     zumeist positiven Erfahrungen der Befragten erreicht               den Top 10. Potenzial besteht hingegen noch bei den
     die Hansestadt eine sehr hohe Weiterempfehlungs­                   Angebotssegmenten Sport, Kunst und Kultur, Veran-
     rate. 90 % der Befragten werden sie weiterempfehlen                staltungen, (Betreuung für) Kinder und Schlecht­
     und zwei Drittel sind sich sicher, in den nächsten                 wetter­alternativen, die den letzten Platz im Zufrie-
     zwei bis drei Jahren Rostock erneut als Reiseziel zu               denheitsranking belegen.
     wählen.
                                                                        Zielgruppen für Rostock
     Die Gesamtzufriedenheit liegt auf einer Schulnoten-                Auf Basis der Aktivitäten sowie soziodemografischer
     skala von 1 bis 6 bei 1,8 (Mecklenburg-Vorpommern:                 Kriterien lassen sich für Rostock vier Hauptzielgrup-
     1,7). Übernachtungsgäste in Warnemünde sind mit                    pen definieren. Sie stehen für rund 60 % der Rostock-
     1,8 etwas zufriedener als diejenigen in Rostock-Stadt              Gäste, zeigen eindeutige Aktivitätsmuster und lassen
     (1,9). Dies trifft etwa auf die Bewertung der Unter-               sich entsprechend gut mit konkreten Marketingakti-
     künfte und des Gastronomieangebotes zu. Neben                      vitäten ansprechen (vgl. Abbildung):
     der Bewertung der natürlichen Bademöglichkeiten                    ❚❚ Familien mit Kindern
     und der attraktiven Landschaft ist die positive Bewer-             ❚❚ Spaßorientierte junge Leute
     tung der Atmosphäre der Stadt, der Fußgängerzonen                  ❚❚ Aktive Paare
     und Promenaden und des Stadtbildes besonders er-                   ❚❚ Traditionsverbundene ältere Gäste.

12
Zufriedenheit der Rostock-Urlauber: Top 10 und schlechteste 10

         Aspekt                                             Zufrie-                Aspekt                                             Zufrie-
                                                            denheit                                                                   denheit

  1      Natürliche Bademöglichkeiten                       1,5          41        Preis-Leistungs-Verhältnis Sportangebote           2,2

  2      Landschaft/Natur                                   1,5          42        Party/Nachtleben                                   2,2

  3      Atmosphäre/Flair                                   1,7          43        Barrierefreiheit                                   2,3

  4      Fußgängerzonen/Promenaden                          1,7          44        Preis-Leistungs-Verhältnis Wellness-/              2,4
                                                                                   Gesundheitsangebote

  5      Orts-/Stadtbild                                    1,7          45        Veranstaltungs-/Unterhaltungsangebot               2,4

  6      Ausflugsschifffahrt                                1,7          46        Sportangebot                                       2,5

  7      Öffnungszeiten Gastronomie                         1,8          47        Angebote und Betreuung für Kinder                  2,6

  8      Spazier- und Wanderwege                            1,8          48        Kunst- und Kulturangebot                           2,6

  9      Architektur/Bauwerke                               1,8          49        Wetter                                             2,6

  10     Öffnungszeiten Museen, Sehenswürdigkeiten          1,8          50        Schlechtwetterangebot                              3,1

Quelle: dwif, OIR, Gästebefragung Rostock 2011, n = 672

Kernzielgruppen im Rostock-Tourismus

                                 Junge Familien 12 %       Lifestyleorientierte           Aktive Paare 18 %          Traditionsverbundene
                                                           junge Leute 17 %                                          ältere Gäste 12 %

  Soziodemografie                Familien mit Kindern      Familien mit                   Zwischen 40 und 69         Älter als 70 Jahre,
                                 unter 14 Jahren,          Jugendlichen und               Jahre,                     Mittlere Einkommen
                                 Größtenteils höher        junge Leute bis 29             Häufig hohe
                                 gebildet,                 Jahre,                         Einkommen
                                 Mittlere bis hohe         Größtenteils höher
                                 Einkommen                 gebildet,
                                                           Niedrige bis mittlere
                                                           Einkommen

  Wichtige Aktivitäten           Baden, Sonnen,            Nichtstun, Baden,              Radfahren, Wandern,        Kulturelle Aktivitäten,
                                 Zoobesuch                 Sonnen, Nachtleben,            Museumsbesuch,             Spazieren/Flanieren,
                                                           Shopping, Popkonzerte          Tradition und              Schiffe anschauen,
                                                                                          Maritimes erleben,         Tradition, Ausflüge,
                                                                                          Ausflüge                   Restaurantbesuch

  Informationsverhalten          Internetseite der Stadt   Internetseite der              Internetseite der Stadt    Bekannte (18 %),
                                 (34 %), Internetseite     Unterkunft (34 %),             (34 %), Internetseite      Internetseite der Stadt
                                 der Unterkunft (33 %),    Internetseite der Stadt        der Unterkunft (15 %),     (12 %), Reiseliteratur
                                 Reiseportale (20 %)       (33 %), Bekannte               Bekannte (12 %)            (11 %), Broschüren der
                                                           (22 %), Reiseportale                                      TZRW (10 %)
                                                           (18 %)

  Buchungsverhalten              Online (39 %),            Online (40 %),                 Telefonisch (35 %),        Telefonisch (61 %),
                                 telefonisch (37 %)        telefonisch (34 %)             online (29 %)              persönlich vor Ort
                                                                                                                     (20 %)

  Gesamtzufriedenheit            1,8                       1,9                            1,9                        1,7

                                                                                                                                                13
4. SWOT-Analyse

     In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Touris-      ber zeigt sich über die Jahre hinweg relativ konstant.
     mus in der Hansestadt Rostock gut entwickelt. In­­       In diesem Segment kann Rostock seine Stärken voll
     vestitionen der Privatwirtschaft und der öffentlichen    ausspielen.
     Hand in die kommunale Infrastruktur und in den
     Ausbau der Bettenkapazitäten oder die Akquise und        Risiken: zunehmende Verschärfung der Rahmen-
     Durchführung von Veranstaltungen aller Art haben         bedingungen und der Nachfragesituation
     diesen Prozess maßgeblich unterstützt. Allein die ex-    Der zunehmend international ausgerichtete Wett­
     ponierte Lage am Meer wird zukünftig nicht mehr          bewerb der Destinationen in den wichtigen Rostock-
     ausreichen, um Gäste anzulocken, denn der Wettbe-        Themen wie Bade-/­Erholungstourismus, im Gesund-
     werb wird härter. Dies zeigt beispielsweise auch die     heits- und Kulturtourismus, im MICE-Markt und in
     abgeflachte Wachstumskurve von Mecklenburg-Vor-          der Kreuzschifffahrt wird Rostock künftig verstärkt
     pommern insgesamt. Umso wichtiger ist eine kriti-        herausfordern, durch entsprechende Professionalität
     sche Auseinandersetzung mit den internen Faktoren        in Angebots- und Produktgestaltung sowie in der
     – den Stärken und Schwächen der Hansestadt Ros-          Vermarktung mithalten zu können. Im Zuge des de-
     tock selbst – und den externen Faktoren, den äuße-       mografischen Wandels ist darüber hinaus ein Bedeu-
     ren Markteinflüssen und Rahmenbedingungen, die           tungsrückgang des reinen Bade-/Erho­lungstourismus
     sowohl Chancen als auch Risiken für die Hansestadt       zu erwarten. Die zunehmende Individualisierung in-
     Rostock darstellen.                                      nerhalb der Gesellschaft wird auch künftig auf die
                                                              Art der Reisen Einfluss haben. Nicht nur mit weiter-
     Chancen: strategische Weiterentwicklung als              hin steigenden Qualitätsansprüchen seitens der Gäs-
     attraktives Städtereiseziel mit Seebad                   te ist zu rechnen, auch die Erwartungshaltung an das
     Die Entwicklung des Rostock-Tourismus wird von ex-       Angebot vor Ort wird immer individueller. Hinzu
     ternen Entwicklungen und Nachfragetrends mitbe-          kommt, dass im Zuge der schnellen Weiterentwick-
     stimmt. Von einer Reihe dieser Trends kann die Hanse­    lung der neuen digitalen und mobilen Medien auch
     stadt profitieren! Der Boom von Kurz- und Städte­        dort eine Präsenz der touristischen Informationen
     reisen ist ungebrochen. Auch der touristische und        vom künftigen Gast als selbstverständlich angesehen
     gesellschaftliche Megatrend Gesundheit wird weiter-      wird. Eine hohe Professionalität im E-Marketing ist
     hin für einen Wachstumsmarkt sorgen. Internatio­         somit auch Basis für den zukünftigen Markterfolg
     nale Kreuzschifffahrten boomen; gute Voraussetzun-
     gen für Rostock. Ebenso hält der Trend zur Erlebnis­
     orientierung als erfolgreiche touristische Angebots-
     form an (z. B. Events). Was den allgemeinen Ge­
     schäftsreisemarkt, aber auch das MICE-Segment be-
     trifft, waren in Zeiten der Wirtschaftskrise Rückgänge
     zu verzeichnen, doch stehen die Zeichen hier erneut
     auf Wachstum. Nicht zuletzt werden Inlandsziele
     aufgrund ihrer besseren Erreichbarkeit und aus Grün-
     den der Sicherheit und des Komforts bevorzugt. Das
     Ausflugsvolumen der Einheimischen und der Urlau-

14
Stärken und Schwächen

  Stärken                                                               Schwächen

  Angebot/Infrastruktur

  ❚❚ Z
      entrale Lage, Schnittstelle Nordeuropa/Mitteleuropa; gute        ❚❚ Erreichbarkeit mit Bahn und Flugzeug noch optimierbar
     Erreichbarkeit (Flughafen, Autobahnen, Fährverkehr, Bahn)          ❚❚ Schwachstellen bei der innerstädtischen Mobilität, fehlendes
  ❚❚ Hervorragende naturräumliche Gegebenheiten, vor allem                 touristisches Verkehrsleitsystem, fehlende Ausschilderung
     Ostsee, Strände, Warnow, Grünanlagen, attraktive Umgebung             Fernradwege
     (z. B. Rostocker Heide)                                            ❚❚ Kein Image als Kulturstadt; derzeit kein kultureller Leuchtturm
  ❚❚ Gute klimatische Bedingungen (Reizklima)                              mit überregionaler Strahlkraft vorhanden
  ❚❚ Größte und facettenreichste Stadt Mecklenburg-Vorpommerns,         ❚❚ Investitionsstau im öffentlichen Raum (z. B. Gehwege, Plätze,
     Kombination aus Großstadt und Seebad, breites Angebots-               Bahnhofsbereich Warnemünde, Radwege), Strandversorgung
     spektrum                                                              und Ausstattung mit WCs/Duschen mit Mängeln
  ❚❚ Maritimes Flair, Hafen, maritime Angebote, vielfältige             ❚❚ Angebotslücken (z. B. bei Schlechtwetterangeboten)
     Wassersportaktivitäten, Erlebnis Kreuzschifffahrt (Standort        ❚❚ Monostruktur Tourismus in Warnemünde, Verdrängung der
     Cruise Terminal)                                                      Wohnbevölkerung
  ❚❚ Attraktive kulturräumliche Potenziale: Architektur, Fischerdorf,   ❚❚ Qualitätsmängel in der Gastronomie und bei Veranstaltungen;
     Backsteingotik, Universität, Tradition als Hansestadt, Hafen          teilweise kritisches Preis-Leistungs-Verhältnis, Defizite in der
  ❚❚ Hohe Qualität der Hotellerie, herausragende Spitzen- und              Serviceorientierung, fehlende Fremdsprachenkenntnisse
     gehobene Gastronomie                                               ❚❚ Fehlende Ausrichtung auf internationale Gäste (z. B.
  ❚❚ Herausragende Events: Hanse Sail, Warnemünder Woche, IGA,             zweisprachige touristische Beschilderung)
     Kongresse, Weihnachtsmarkt etc.                                    ❚❚ Starke saisonale Ausprägung, entsprechend verringertes
  ❚❚ Highlights: außergewöhnliche kulturelle Spielstätten, bedeu­          Angebot in der Nebensaison
     tendster Zoo Mecklenburg-Vorpommerns mit Darwineum
  ❚❚ Wichtigstes Tagungs- und Kongresszentrum in Mecklenburg-
     Vorpommern, viele Locations, interessante Rahmenprogramme

  Nachfrage

  ❚❚ Die Hansestadt Rostock zählt zu den drei nachfragestärksten        ❚❚ Geringe Kaufkraft in Rostock und der Region
     Tourismusorten in Mecklenburg-Vorpommern                           ❚❚ Touristischer Tagesausflugsverkehr: teilweise schlechte
  ❚❚ Ausgeprägte Stadt-/Umlandverflechtungen stärken Tagestou-             Anbindung mit ÖPNV
     rismus und Binnennachfrage                                         ❚❚ Überlastungserscheinungen während Großevents im
  ❚❚ Guter Ausgangspunkt für Ausflüge in die Region                        Sommerhalbjahr
  ❚❚ Großes Potenzial als Ziel für Urlauberausflügler

  Vermarktung

  ❚❚ Neue Organisationsstrukturen mit stärkerer Gewichtung auf          ❚❚ Schwaches Innenmarketing, Marketing zersplittert, mangelnde
     gemeinschaftlichem Marketing im Aufbau                                Transparenz bezüglich Marketingaktivitäten und Erfolgskont-
  ❚❚ Hotels und größere Einrichtungen vermarkten sich professio-           rolle
     nell                                                               ❚❚ Außenmarketing: wenig Kooperation mit Region und Land,
  ❚❚ Im Zusammenspiel mit allen touristischen Akteuren entsteht            fehlende Themen- und Zielgruppenfokussierung, zu geringer
     ein professionelles gemeinsames Destinationsmarketing                 Bekanntheitsgrad im Ausland
                                                                        ❚❚ Internet: unzureichende Informationsvermittlung und
                                                                           Emotionalisierung über den touristischen Internetauftritt,
                                                                           unklare Strukturierung

  Organisation

  ❚❚ Marketingoffensive 2010 und Neuorganisation des touristi-          ❚❚ Mangelnde Offenheit vieler Akteure für Neuerungen, geringe
     schen Marketings sind wichtige Zwischenschritte zur                   Dynamik, keine einheitliche Strategie für alle touristischen
     Neuorientierung                                                       Akteure
  ❚❚ Freiwillige Marketingumlage zählt zu den Vorzeigeprojekten         ❚❚ Schwerfälligkeit in der Umsetzung: langwierige politische
     im Deutschlandtourismus                                               Entscheidungsprozesse, viele (städtische) Organisationen mit
                                                                           großer gemeinsamer Schnittmenge bei den Aufgaben,
                                                                           lückenhafte Abstimmung/Kooperation innerhalb der Stadt
                                                                        ❚❚ »Psychologische« Grenzen zwischen Rostock-Zentrum,
                                                                           Warnemünde und Markgrafenheide

Status 2011, Quelle: dwif 2012

                                                                                                                                              15
Strategische Ziele und Leitlinien

         1. Positionierung der Hansestadt                           nik und Wirtschaft. Die engen Verbindungen zur
             Rostock                                                 maritimen Wirtschaft und zur Gesundheitswirt-
                                                                     schaft sind gestärkt worden.
         Die Hansestadt Rostock besticht durch ihre einmalige      ❚❚ Rostock bleibt dennoch seinen traditionellen Wur-
         Lage. Eingebettet zwischen den Metropolen Ham-              zeln als Hansestadt treu. Sie sind die Grundpfeiler
         burg und Berlin kann sie künftig noch stärker zum           für eine lebendige Kulturstadt von heute und mor-
         Bindeglied dieser Zentren werden. Noch weiter ge-           gen. Das kulturelle Leben Rostocks hat an Anzie-
         blickt: Aus der nordeuropäischen Perspektive wird           hungskraft für den Tourismus gewonnen.
         Rostock als wichtige Schnittstelle der Verkehrsachsen     ❚❚ Rostock hat die Zusammengehörigkeit innerhalb
         zwischen Baltikum und Mitteleuropa eine zentrale            der Stadt deutlich gestärkt. Das Besondere der
         Rolle als Wirtschafts- und Logistikpartner für den          Hansestadt liegt künftig darin, dass hier ein inter-
         Ostseeraum einnehmen. Auch und gerade touris-               essantes Städtereiseziel und ein hoch attraktives
         tisch ist hier eine Perspektiverweiterung sinnvoll: Die     Seebad aktiv zusammenwirken.
         Ostsee bringt Rostock die Verbindung mit den nordi-
         schen Ländern und dem gesamten Baltikum. Hier             Für die Akteure im Rostock-Tourismus bedeutet diese
         trifft sich die Vergangenheit Rostocks als Hansestadt     Positionierung zweierlei: erstens ein stärkeres Zusam-
         mit der Zukunft als Eingangstor zum Ostseeraum. Im        menwachsen nach innen und zweitens eine stärkere
         Sinne der künftigen touristischen Weiterentwicklung       Orientierung nach außen. Dazu gehört, dass sich
         von Rostock wird die Ostsee im Jahr 2022 noch stär-       Rostocker und Warnemünder weiter als bisher annä-
         ker als heute verbindendes Element für Rostock als        hern. Über die Stadtgrenzen hinaus muss sich die
         maritime Tourismusstadt zwischen Nord- und Mittel-        Hansestadt als Zentrum Mecklenburg-Vorpommerns
         europa sein:                                              und der Ostseeküste verstehen. Die Kooperationen
         ❚❚ Rostock ist vom Sprungbrett nach Skandinavien          und Kontakte in den Ostseeraum müssen ausgewei-
           und ins Baltikum zum attraktiven Gastgeber des          tet werden. Die Lebendigkeit von Stadt, Seebad und
           Nordens geworden.                                       Rostocker Heide stärken das Ganze ebenso wie die
         ❚❚ Der Rostock-Tourismus profitiert spürbar von der       Vielfältigkeit des Angebotes und die Impulse als Uni-
           Innovationskraft der Stadt aus Wissenschaft, Tech-      versitätsstadt mit kreativen jungen Menschen.

16
2. Ziele und Leitbild:                                     nisraum mit touristischen Ankerplätzen wie der Mit-
Rostock 2022                                               telmole, dem IGA-Park, dem Rostocker Fischmarkt,
                                                           dem Stadthafen, der HanseMesse und weiteren zu
Die Hansestadt Rostock besteht touristisch aus drei        entwickelnden Angeboten. Die Rostocker Heide ist
attraktiven Aktionsräumen mit sehr individuellem           zwar räumlich an Warnemünde und Rostock ange-
Profil. Das Rostocker Zentrum, das Seebad Warne-           bunden, doch müssen hier die verbindenden Ele-
münde und die Rostocker Heide mit Markgrafen­              mente stärker in den übergreifenden Themen »Mari-
heide prägen heute jeweils eigene Tourismusstruktu-        times« und »Natur« gesucht werden. Gemeinsam
ren und »Philosophien«. Trotz aller Unterschiede stel-     stark, doch einzeln sehr kontrastreich: Das Rostocker
len sie nach außen eine Einheit dar. Diese gilt es, bis    Zentrum, das Seebad Warnemünde sowie die Rosto-
2022 weiter zu stärken, ohne die Eigenständigkeit          cker Heide müssen auch künftig unter einem Dach
und individuellen Potenziale dieser touristischen Ein-     ihre eigenen Stärken weiter ausbauen.
heiten einzuschränken.  8
                                                           8 Zur räumlichen Abgrenzung der touristischen Aktionsräume: Diedrichshagen
                                                              und Hohe Düne zählen zu Warnemünde; unter dem Begriff »Rostocker Hei-
                                                              de« sind die (nord-)östlichen Stadtgebiete mit Markgrafenheide, Hinrichsha-
Gemeinsam stark: Die Hansestadt Rostock als                   gen, Wiethagen und Stuthof sowie die Rostocker Heide selbst zusammenge-
                                                              fasst. Unter »Rostock-Zentrum« ist schwerpunktmäßig die touristisch
maritimes Zentrum Mecklenburg-Vorpommerns                     attraktive Innenstadt zu verstehen.

Das verbindende Element und der gemeinsame
Identifikationspunkt aller drei Teilräume Rostocks ist
das Maritime. Es spiegelt sich in den Naturgegeben-
heiten von Ostsee, Strand und Warnow wider. Die
Atmosphäre als Hafenstadt, die vielen Aktivitäten am
Strand und auf dem Wasser, die Gastronomie, die Ar-
chitektur, die Kultur – sie alle sind von maritimen Ele-
menten durchdrungen. Die optische und erlebbare
Verbindung der beiden in ihrer Ausprägung sehr ge-
gensätzlichen Stadtteile Rostock-Zentrum und War-
nemünde ist die Warnow. Sie ist ein maritimer Erleb-

                                                                                                                                            17
Die Hansestadt Rostock und die Vision 2022

        Die Ausgangssituation 2012        Der Weg                               Die Vision 2022

     Quelle: dwif 2012

     Die Hansestadt Rostock und die Vision 2022              hier über die Landesgrenzen hinaus. Dänemark,
     Die Ausgangssituation 2012 – Sehr unterschiedlich       Schweden und das Baltikum sind gewachsene touris-
     touristisch geprägte Stadtteile, vom Seebad über die    tische Quellmärkte für Rostock. Das Zusammenspiel
     Großstadt bis hin zur ländlich geprägten Rostocker      aus Straße, Fähr- und Flugverbindungen erhöht den
     Heide, haben wenig Verbindendes noch auf den ­ersten    Anteil ausländischer Gäste und stärkt Rostock als Ge-
     Blick sichtbare Gemeinsamkeiten. Rostock ist haupt-     schäftsreiseziel (Bild 3).
     sächlich Sprungbrett nach Skandinavien (Bild 1).
     Der Weg zum neuen Selbstbild – Nach innen wächst        Rostock-Zentrum – attraktives Städtereiseziel,
     die Stadt räumlich durch die touristische Entwick-      regional, national und international
     lung entlang der Warnow zusammen. Auch die Ros-         Das Rostocker Zentrum übernimmt künftig die tou-
     tocker Heide rückt näher und kommuniziert die           ristische Rolle als attraktives Städtereiseziel sowie als
     Großstadtnähe. Neue Kooperationsformen und eine         wichtiger nationaler, aber auch internationaler Ta-
     gezieltere gemeinsame Vermarktung stärken die Zu-       gungs- und Kongressstandort in Mecklenburg-Vor-
     sammengehörigkeit (Bild 2).                             pommern. Rostock kann hierfür seine Zentralität
     Die Vision 2022 – Die Tourismusstadt Rostock ist        noch stärker ausspielen. Mit Flughafen, Fährverkehr,
     nach innen zusammengewachsen und gefestigt.             Kreuzfahrtterminal, Autobahn- und Bahnanbindung
     Durch die gebündelten Kräfte ist die Strahlkraft nach   in alle Himmelsrichtungen sind ideale Voraussetzun-
     außen gestärkt und wirkt jetzt auch vermehrt in den     gen für eine künftige Stärkung des Städtetourismus
     Ostseeraum hinein. Städtepartnerschaften und inter-     gegeben. Das lebendige und vielfältige Großstadt­
     nationale Kooperationsprojekte stärken den Zusam-       leben mit seiner breiten Palette an Kulturstätten, her-
     menhalt und das gegenseitige Verständnis. Land­         ausragenden Einrichtungen wie dem Rostocker Zoo
     seitig ist die Verknüpfung mit den Metropolen Ham-      mit Darwineum, einem großen Gastronomiean­
     burg und Berlin gestärkt und damit die Anbindung        gebot sowie vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten wird
     an den internationalen Tourismus gegeben. Die tou-      intensiver nach außen kommuniziert und weiterent-
     ristischen Quellgebiete erstrecken sich räumlich auch   wickelt. Touristische Potenziale aus dem Wissen-

18
schafts- und Wirtschaftsstandort Rostock werden         Die Rostocker Heide – Bade- und Erholungsregion
noch besser genutzt. Neben dem quirligen Rostock        mit Großstadtanbindung
zeichnen die Stadt Ruheoasen aus, innerstädtische       Die Rostocker Heide entwickelt sich stärker als Bade-
Parks sowie in unmittelbarer Nähe Strände, Meer         und Erholungsort für junge Menschen und Fami­
und erholsamer Küstenwald. Darüber hinaus soll das      lien sowie als wichtiges Naherholungsgebiet für
Image als Stadt für junge Menschen mit Kleinkunst-      die Rostocker Bevölkerung und Urlauberausflügler
szene, Sportangeboten, Nachtleben und vielen – auch     aus der Region. Durch die Kombination aus Strand,
unkonventionellen – Veranstaltungen und Events ge-      dem Landschaftsschutzgebiet Rostocker Heide mit
stärkt werden. Rostock, als größte Stadt Mecklen-       einem der letzten großen geschlossenen Waldgebie-
burg-Vorpommerns und kulturelles Zentrum im Ost-        te der deutschen Ostseeküste sowie der Großstadt-
seeküstenraum, kann sich noch stärker zum attrakti-     nähe und der damit verbundenen Zentralität Ros-
ven Tagesausflugsziel entwickeln, mit gezielten An-     tocks entwickelt sich ein naturorientierter, maritim
geboten für die Bevölkerung in der Region und die       geprägter Aktivtourismus, der sich durch die städti-
Urlauberausflügler der umliegenden Seebäder sowie       schen Angebote Rostocks von anderen Badeorten
der Mecklenburgischen Seenplatte. Auch hier ist eine    Mecklenburg-Vorpommerns abhebt. Hier können
großräumigere Denkweise angebracht.                     Aktivitäten wie Baden und Strandleben, Wandern,
                                                        Radfahren, Skaten, Reiten oder Naturerkundung mit
Warnemünde – Dreiklang aus Bade- und                    dem großstädtischen Angebot Rostocks kombiniert
­Erholungstourismus, Eventtourismus und                 werden. Infrastrukturell wird die Weiterentwicklung
­Kreuzschifffahrt                                       von Markgrafenheide im Fokus stehen. Die künftige
Für Warnemünde zeichnet das Strukturkonzept ein 9
                                                        Ausrichtung des Campingplatzes und die Neuent-
Zukunftsbild als modernes und vitales, maritim ge-      wicklung des ehemaligen Ostseeferienzentrums sind
prägtes Seebad vor. Künftig wird die räumliche und      touristische Schlüsselprojekte. Eine gemäßigte Er-
thematische Verbindung zu Rostock die weitere Ent-      schließung der Rostocker Heide mit Gastronomie-
wicklung Warnemündes beeinflussen. Die Neuge-           und Freizeitangeboten bietet Gästen neue Anlauf-
staltung des Areals Mittelmole sowie die städtebau­     punkte.
liche Aufwertung entlang der Warnow werden auch
                                                        9 Strukturkonzept Warnemünde, Städtebauliche Rahmenplanung für Rostock,
touristisch neue Impulse setzen. Warnemünde kann           Warnemünde, ASK Hassenstein + Pfadt GmbH/Büro Convent, Hamburg/­
                                                           Rostock Juni 2011.
sich so künftig noch stärker als »Seebad mit Groß-
stadtangebot« profilieren. Dies bedeutet eine breite-
re Zielgruppenorientierung, ohne die Bedürfnisse
der bislang eher älteren Gäste zu vernachlässigen.
Auch als Eventstandort und Ausflugsziel hat sich
Warnemünde etabliert und kann sich weiter profilie-
ren. Der Kreuzschifffahrtsstandort wird als ein zen­
trales Alleinstellungsmerkmal weiter ausgebaut. Der
Spagat zwischen ruhigem Seebad und lebendigem
Event-, Ausflugs- und Strandleben kann gelingen,
wenn beide Stärken von Warnemünde nach außen
ehrlich kommuniziert werden.

                                                                                                                                   19
3. Leitlinien für den Rostock-­                           Neun Leitlinien für den Rostock-Tourismus
         Tourismus 2022
                                                                          Maritimes Flair –          Tagungs- und
     Die Leitlinien dienen der Fokussierung der Touris-                verbindendes Element      Kongressmarkt stärken
                                                                          von Rostock und           und profilieren
     musarbeit für die nächsten zehn Jahre, um die avi-                 Warnemünde nach
     sierten Ziele zu erreichen. Sie leiten sich aus den heu-            innen und außen
                                                                                                 Qualität vor Expansion
     tigen Stärken, aus den Chancen zur Weiterentwick-                                            – hohe Dynamik der
                                                                       Hansestadt Rostock –       Entwicklung halten
     lung sowie aus Schwachstellen und hemmenden                      Vorreiter im internatio-    und Nachhaltigkeit
     Faktoren ab. Die Leitlinien sind gleichermaßen Weg                  nalen Tourismus               anstreben
                                                                        für Mecklenburg-
     und Vision für die Zukunft.                                           Vorpommern
                                                                                                   Profilierung durch
                                                                                                  Qualität und Service
                                                                         Angebotsvielfalt
                                                                        nach­fragegerecht
     1. Maritimes Flair – verbindendes Element von                   bündeln und vermarkten       Tourismusbewusstsein
                                                                                                 der Bevölkerung stärken
     Rostock und Warnemünde nach innen und außen
     Mit Ostseestrand und Warnowufer versteht sich die                Rostock zum Zentrum
                                                                      des Gesundheitstouris-     Tourismusarbeit weiter
     Hansestadt Rostock als »Stadt am Wasser«, als Zen­                  mus entwickeln            professionalisieren

     trum des maritimen Tourismus. Die verschiedenen
     maritimen Elemente tragen zur Identifikation als Tou-      Quelle: dwif 2012

     rismusstadt bei und werden auch künftig weiter ge-
     stärkt. Wichtige Teilbereiche sind die wasserseitige
     Stadtentwicklung und der maritime Tourismus im             3. Angebotsvielfalt nachfragegerecht bündeln
     engeren Sinne mit Kreuzfahrtterminal, Fährverkehr,         und vermarkten
     Wasser- und v. a. Segelsport, maritimen Events und         Bereits in den letzten Jahren ist es den Akteuren im
     dem Badetourismus (vgl. auch Tourismusziele).              Rostock-Tourismus gelungen, ihren Gästen eine gro-
                                                                ße Vielfalt an Angeboten zu bieten. Künftige Aufgabe
     2. Hansestadt Rostock – Vorreiter im internationa-         ist es, die zum Großteil noch nicht ausgeschöpften
     len Tourismus für Mecklenburg-Vorpommern                   Potenziale so zu nutzen, dass das Angebotsprofil ge-
     Bereits heute empfängt die Hansestadt Rostock weit         schärft wird und eine passgenaue Ansprache der re-
     mehr internationale Gäste als im Landesdurchschnitt.       levanten Zielgruppen möglich wird. Ansatzpunkte
     Diese Nachfragegruppe rückt künftig stärker in das         sind beispielsweise Produkte im Gesundheitstouris-
     Bewusstsein, um weitere Potenziale zu nutzen. Der          mus, die Ansprache von Familien und jungen Men-
     Fokus liegt auf Gästen aus Skandinavien sowie auf          schen, der Städte- und Kulturtourismus sowie der
     den Hauptquellmärkten von Mecklenburg-Vorpom-              Tagestourismus.
     mern, der Schweiz, Österreich und den Niederlan-
     den. Um sich willkommen geheißen zu fühlen, muss           4. Rostock zum Zentrum des Gesundheits­
     die Infrastruktur angepasst werden: Ein zweisprachi-       tourismus entwickeln
     ges Wegeleitsystem, Informationstafeln, Erklärungen        Das Thema Gesundheit ist einer der Megatrends der
     zum ÖPNV sowie eine gezielte, den Interessen der           Gesellschaft. Die Hansestadt Rostock vereint in Bezug
     Gäste entsprechende und zeitgemäße Ansprache               auf den Gesundheitstourismus gute natürliche Gege-
     sind wichtige Schritte, die auch dem Ausbau der            benheiten (Klima, Meer, Natur), ein vielfältiges medi-
     Kreuzschifffahrt entgegenkommen.                           zinisches Angebot, herausragende Premiumangebote

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