" Die Menschen wollen lachen." - Das Magazin der Berner Klinik Montana
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Ausgabe 02 | 2019 Das Magazin der Berner Klinik Montana Thema Rezept Die Pflege leistet einen Herbstliches Entrée wichtigen Beitrag zum mit Pilzen Rehabilitationsprozess. Seite 10 ab Seite 4 Emil Steinberger im Interview: «Die Menschen wollen lachen.» ab Seite 8
Vorwort Intern Neuster Stand der Dachrenovation Die zweite und letzte Etappe der Sanierung des Klinikdaches durch die IAAG Architek- ten AG aus Bern wurde Anfang September dieses Jahres erfolgreich abgeschlossen. Nach den Vorbereitungsarbeiten im März und April konnte Ende April mit dem Rück- bau des zweiten Teils des Klinikdaches begonnen werden. Bis Ende August wurde Die Kunst der Pflege parallel zur Montage der neuen Holzkons- truktion die Betondecke abgedichtet und gedämmt, die neuen Fallleitungen ange- Innerhalb der spezialisierten Rehabilitationsteams nimmt schlossen und schliesslich wurde das Dach die Pflege manchmal einen kaum bekannten Stellenwert ein. mit Kupfer eingedeckt. Dabei sind es die Pflegemitarbeitenden, über die sämtliche Mit dem Wissen aus der ersten Etappe Informationen laufen, da ihre Präsenz rund um die Uhr gewähr- konnten die Arbeiten zielgerichtet und spe- leistet ist. Sie verfügen über spezielle Fachkenntnisse, um ditiv ausgeführt werden. Trotz einigen Re- die Bedürfnisse des Patienten zu antizipieren, zu erkennen und gentagen konnte die zweite Etappe früher gleichzeitig seine Unabhängigkeit zu fördern: Das Pflegeteam als geplant abgeschlossen werden. Nun muss für den Patienten sorgen, anstatt ihn nur «versorgen». strahlt das Klinikdach wieder in neuem Glanz und bleibt hoffentlich für die nächs- Die Pflegemitarbeitenden werden von den Patienten geschätzt, ten 70 Jahre erhalten. da sie auch dem geringsten Detail Beachtung schenken. Sie sind empathische Spezialisten der «kleinen Dinge» und setzen sich unermüdlich für das Wohlergehen des Patienten ein. Bei einer stationären Behandlung in der Rehaklinik stellen meistens sie die Verbindung zwischen dem Patienten und den anderen interdisziplinären Teams her. Die Pflege im Bereich der Rehabilitation ist ein wundervoller Beruf, der viel Feingefühl für die Bedürfnisse nach Wärme, Verständnis, einem offenen Ohr und Respekt vor der menschli- chen Würde erfordert. Für einen Patienten in einer Abhängig- keitssituation sind diese Kriterien unerlässlich. In der Berner Klinik Montana sind all diese Voraussetzungen gegeben. Weiteres hierzu erfahren Sie im Hauptartikel, in dem Sie detaillierte Einblicke in die Aufgaben und Tätigkeiten der Glänzende Arbeit der Architekten und Dachdecker: Pflegeteams an einem typischen Arbeitstag erhalten. Das neue Kupferdach der Berner Klinik Montana. Christiane Haushalter, Pflegedienstleiterin seit 26 Jahren in der Berner Klinik Montana tätig 2 Berner Klinik Montana
Agenda November 2019 bis März 2020 Angebote für Familien und 14. bis 17. November 2019 Kongressmesse Angehörige der Patienten «Planète Santé» Besuchen Sie uns an dieser beson- deren Messe in Martigny (VS): Über 120 Aussteller und Partner – davon rund 70 Institutionen des Westschweizer Gesundheits- wesens – werden dabei sein! Weitere Informationen: www.planetesante.ch/salon 30. Januar bis 1. Februar 2020 Ärzte-Kongress Quadrimed 33. Ausgabe des gemeinsam durch- geführten Medizinkongresses der drei Kliniken in Crans-Montana. Weitere Informationen: www.quadrimed.ch 22. Februar 2020 Weltcup Konzert Oesch’s die Dritten Volksmusikfreunde dürfen sich freuen: Die populärste Schweizer Volksmusikgruppe Oesch’s die Dritten wird an der 3. Weltcup-Party in Crans-Montana auftreten. Für die Familie oder Freunde eines sta- Zudem konnten Übernachtungsange- tionären Patienten in der Berner Klinik bote zu Vorzugspreisen mit zwei Hotels Weitere Informationen: www.skicm-cransmontana.ch Montana ist es aufgrund der Entfer- vereinbart werden, die sich in der Nähe nung nicht immer einfach, diesen in der Klinik befinden. Gerne senden wir Crans-Montana zu besuchen. Daher hat Ihnen die Broschüre vor Ihrem nächs- die Klinik in Partnerschaft mit Crans- ten Klinikaufenthalt zu, damit Sie den Montana Tourismus eine neue Informa- Besuch Ihrer Familie oder Freunde tionsbroschüre für Familien und Ange- bestmöglich vorbereiten können. hörige von Patienten konzipiert. Diese Um ein Exemplar der Broschüre zu erhalten, 29. Februar bis 1. März 2020 stellt das Angebot an Familienaktivitä- schreiben Sie uns bitte einfach eine E-Mail an ten und die wichtigsten Events in der rehavita@bernerklinik.ch Gastronomie-Messe Region während des Jahres kurz vor. Choc’Altitude Treffen der besten Chocolatiers der Schweiz im Kongresszentrum «Le Régent» von Crans-Montana. Weitere Informationen: www.chocaltitude.ch Rehavita 02/2019 3
Thema ¦ Bedeutungsvolle Pflegearbeit «Nie die Flügel hängen lassen» François Sigrist in Begleitung von Lukas Brügger, FaGe im 3. Lehrjahr. Die Mahlzeiteneinnahme fand immer unter Aufsicht einer Pflegeperson statt. 4 Berner Klinik Montana
Thema François Sigrist (79) ist ein aufgestellter, mitteilsamer Mann. Wer ihm gegenübersitzt, kann sich kaum vorstellen, was er in den letzten 18 Monaten durchgemacht hat: mehrere Aufent- halte in der Berner Klinik Montana, im CHUV Lausanne und im Spital Wallis, wo ihm Pflegende gefühlte 140 Verbände an- gelegt haben. Eine Geschichte, drei Sichtweisen. E r sei ein lebendes Wunder, erzählt November 2017 lautete Kiefernekrose operiert werden. Diesmal erfolgte der Eintritt in die Klinik explizit auf seinen François Sigrist. Seine Diagnose im Wunsch, weil er gemerkt hatte, wie gut ihm die Therapien taten. Er wollte sich – die Folge eines Anti-Osteoporose-Me- dikaments zur Behandlung seines Pro- von den erlittenen Strapazen erholen statakrebses. Von da an folgte eine und endlich wieder atmen, essen und laufen lernen. Denn durch die monate- Komplikation nach der anderen. Als die Kiefernekrose im CHUV mit einem langen Spitalaufenthalte, in denen er Stück seiner Fibula (Wadenbein) rekon- künstlich ernährt worden war und sich struiert werden sollte, schwoll sein Kie- kaum bewegen konnte, hatte er viel fer so stark an, dass sofort eine Tracheo- Muskelmasse verloren. François Sigrist bewundert die Arbeit tomie (Luftröhrenschnitt) durchgeführt werden musste. Auch ein erneuter Re- der Pflegenden: «Sie haben mir jeden konstruktionsversuch mit einem Stück Tag dreimal geduldig den Verband am Muskel wurde zugunsten der Ver- Kiefer gewechselt – das waren gefühlte schliessung der Wunde aufgegeben. 140 Verbände – und immer ist mir je- François Sigrist war zeitweilig am Bo- mand beim Essen zur Seite gestanden.» den zerstört und in seinem Kiefer Denn auch kauen und schlucken musste er wieder lernen, und zwar klaffte ein Hohlraum. Dann erlitt er ei- zweimal. Dabei kam ihm neben der nige Tage später auch noch eine Lunge- nembolie, die jedoch im Spital WallisPhysiotherapie auch die intensive logo- erfolgreich behandelt werden konnte. pädische Therapie, teilweise unter In die Berner Klinik Montana kam ärztlicher Aufsicht zugute. «Das sind François Sigrist mehrmals: Das erste Profis hier», sagt er anerkennend. Bei der anfänglichen Flüssignahrungsauf- Mal nach der erfolglosen Kieferrekons- nahme durfte sich kein Tropfen davon truktion, das zweite Mal nach der über- standenen Lungenembolie und das und kein Speichel in die Luftröhre ver- irren, weil er «Ich versuche, mir für jeden Patienten sonst hätte ersti- Zeit zu nehmen, egal, wie viel ich sonst cken können. «Ei- gentlich nehmen gerade zu tun hätte.» sie keine Patien- Lukas Brügger, FaGe im 3. Lehrjahr ten mit einem Tracheostoma, dritte Mal nach der Luftnot, die ihn aber mich nahmen sie», erzählt er beim Einsatz einer perkutanen endos- stolz. «Dies aber nur, weil ich ein klei- kopischen Gastrostomie (PEG) zur nes Absauggerät dabeihatte und die künstlichen Nahrungsaufnahme im Kanüle zur Lunge selbst putzen konnte, Spital Wallis überkommen hatte. Die falls ich mich doch einmal verschluckt Tracheostenose (Luftröhrenverengung) hätte», erklärt er. konnte jedoch im dortigen Notfall Nach seiner Entlassung aus der Klinik durch eine Tracheotomie behoben und habe er anfangs noch eine PEG gehabt, anschliessend im CHUV erfolgreich aber auch die brauche er nicht mehr. Rehavita 02/2019 5
Thema ¦ Bedeutungsvolle Pflegearbeit Bei der wöchentlichen Arztvisite am Bett von François Sigrist waren jeweils auch der Rehacoach und eine Pflegeperson anwesend (v.l.n.r.: Luc Auberson, med. pract. Peter Lermen und Lukas Brügger). FaGe Lukas Brügger und Pflegefachfrau Farida Bandaogo kümmern sich um die Reinigung und Pflege des Urostomas (künstlicher Blasenausgang) eines Patienten. Lukas Brügger erklärt François Sigrist, wann und wie er seine Medikamente einnehmen muss. «Ich kann atmen, gehen und wieder oder ein neues Hüftgelenk erhalten hat. unbedingt den Teamkollegen erzählen. selber essen, allerdings langsam, vor- Und ich versuche, mir für jeden Patien- Die Pflegenden stünden Patientinnen sichtig und nur kleine Bissen. Das ver- ten Zeit zu nehmen, egal, wie viel ich und Patienten am nächsten. «Wir wis- danke ich alles der Berner Klinik», sagt sonst gerade zu tun hätte.» Onkologie- sen am besten, wie es ihnen geht, weil er strahlend und fügt mit einem Seiten- patienten hätten zwar eher das Bedürf- wir am meisten Zeit mit ihnen verbrin- blick auf seine Frau an: «Auch von ihr nis zu reden, weil es ihnen meistens gen und sie durch den Tag begleiten. habe ich viel Unterstützung erhalten. schwerer falle, ihr Schicksal zu akzep- Zudem gehen wir jeden Morgen durch Und ich rate allen Patienten, nie die tieren als beispielsweise Orthopädie alle Zimmer und fragen, wie sie sich Flügel hängen zu lassen, auch wenn patienten. Diese bräuchten dafür mehr fühlen und ob jemand Unterstützung die Situation noch so aussichtslos er- physische Hilfe wie bei der Morgentoi- braucht. Anders als in einem Akutspital scheint.» lette, beim Anziehen oder beim Trans- verbringen die Patientinnen und Pati- fer vom Bett in den Rollstuhl und um- enten viel mehr Zeit bei uns – durch- Die Sicht eines Pflegers gekehrt. schnittlich zwischen zwei Wochen und Und wie geht Lukas Brügger, Fachmann «Vor allem in schwierigen Situationen, zwei Monaten. Und manche, wie Herr Gesundheit EFZ (FaGe) im 3. Lehrjahr, ist das Team sehr wichtig», findet er, Sigrist, kommen sogar mehrmals», er- mit einem Patienten wie François Sigrist «für den Zusammenhalt und die Moti- klärt er. «Wir sind auch gut betreut», um? «Nicht anders als mit anderen vation, aber auch für den Austausch.» findet Lukas Brügger. Seine Etagenche- Patienten», sagt der sympathische, rot- Man müsse wichtige Geschehnisse, fin Marlene Vicente und die Pflegedienst gelockte Mann. «Ich behandle jeden etwa, wenn sich jemand nicht gut fühle, leiterin Christiane Haushalter würden Menschen gleich, ob er an Krebs leidet wenig gegessen oder Schmerzen habe, immer wieder ihre Hilfe anbieten und 6 Berner Klinik Montana
Thema sie zum Reden auffordern, wenn ihn er das Absauggerät absolut beherrscht, Kennzahlen oder seine KollegInnen eine Situation sonst hätte ihn die Klinik wegen der Vollezeitäquivalent (VZÄ) zu sehr beschäftige. Erstickungsgefahr nicht aufgenommen, Die Pflege, die 36,1 Prozent aller Mitar- da sie kein Akutspital seien und nicht 55.8 VZÄ Mitarbeitende im Bereich Pflege beitenden der Berner Klinik Montana intervenieren dürften. ausmacht, leistet einen wesentlichen Und was ist seine Rolle im Behand- Beitrag zur Patientenbehandlung. Zu lungsprozess? Er sei vor allem Koordi- 4.8 VZÄ ihren Aufgaben gehören neben Hil- nator, erklärt er. Dazu habe in François Pflegeleitung feleistungen beim Waschen, Duschen, Sigrists Fall in erster Linie die Termin Anziehen und Essen auch die Blutab- koordination mit dem CHUV und dem 29.8 VZÄ nahme, Wundpflege, das Anlegen von Spital Wallis gehört, aber auch die in- Diplomierte Pflegefachfrau/-mann HF Verbänden und die Medikamentenkon- terne Koordination mit der Pflege, mit trolle. Laut Pflegefachfrau Laura Bonvin den TherapeutInnen und ÄrztInnen aus 9.9 VZÄ hat sich die Rolle der Pflegenden in den anderen Fachbereichen sowie die Koor- Fachangestellte Pflege letzten Jahren stark verändert: «Heute dination mit dem Sozialamt für die ist vermehrt Vielfältigkeit gefordert, zu- Nachsorge. «Die Fortschritte von Herrn 11.3 VZÄ gleich sind wir in der Berner Klinik spe- Sigrist haben mich stets erfreut. Das ist Pflegerisches Hilfspersonal zialisierter und unabhängiger als in ei- meine Genugtuung und Motivation.» nem Akutspital.» Auch sei viel Wissen in den unterschiedlichen medizinischen Bereichen wie Neurologie, Innere Medi- Jenny Brochellaz Xu, Diplomierte Pflegefachfrau zin, Psychosomatik und Onkologie «Die Gerontologie ist mein Steckenpferd; meine gesamte Berufskarriere basiert auf dem Verständnis von Senioren.» vorhanden. Hinzu kämen Weiterbil- Pflegefachfrau Diplomniveau I Walliser Schule für Gesundheits- und dungskurse, wie das «Projekt Schluck- Krankenpflege (WSGKP); Pflegefachfrau Diplomniveau II Ecole vaudoise de störungen» oder die «Kommunikation soins infirmiers de Chantepierre; Generalsekretärin des Schweizerischen mit Patienten». «Die Berner Klinik will Berufsverbandes der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK) Sektion Wallis; Geschäftsführerin des Hauspflegedienstes «La Réponse GmbH». sich ständig weiterentwickeln und ver- 43 Jahre, verheiratet, Mutter von 2 Kindern. bessern», erklärt sie. Die Sicht eines Arztes Die Pflege in der Rehabilitation: Dr. med. Devine Frundi, Leitender Arzt Dreh- und Angelpunkt der Behandlung Medizin, berichtet detailliert und em- pathisch von seinem Patienten. François Der Aufenthalt in einer Rehaklinik ist im vor dem Rehabilitationsbereich nicht Halt, Sigrists Fall sei sehr komplex und voller Allgemeinen kein schönes Erlebnis, je- aber trotzdem bleibt der menschliche As- Höhen und Tiefen gewesen. Er sei aber doch tragen die Qualität und die mensch- pekt bei jeder Behandlung unersetzlich. vor allem auch eine Erfolgsgeschichte lichen Kompetenzen des Pflegeperso- Die Wiederherstellung des Gesundheits- – insbesondere dank der intensiven und nals erheblich zur Erleichterung dieser zustandes, ganz zu schweigen von einer guten Zusammenarbeit mit dem CHUV medizinischen Lebenserfahrung bei. Als guten seelischen Verfassung, ist unge- und dem Spital Wallis, zu dem das Wal- Generalsekretärin des Schweizerischen heuer wichtig für die Patienten, um sich liser Zentrum für Pneumologie gehört. Berufsverbandes der Pflegefachfrauen wieder ins gesellschaftliche Leben und in «François Sigrist ist sehr gebildet», sagt und Pflegefachmänner (SBK) der Sektion die Arbeitswelt integrieren zu können. Ein er über den ehemaligen Mathematik- Wallis möchte ich mich an dieser Stelle bei personalisiertes Programm setzt deshalb professor. «Das war Kommunikation allen Pflegemitarbeitenden für ihr wertvol- auf Mobilität. Bewegung ist hervorragend auf höchstem Niveau. Am meisten be- les Engagement bedanken, das den Erfolg für die Stimmung: Die Produktion der Wohl- eindruckt haben mich allerdings seine der Reha-Aufenthalte sicherstellt. Wir ha- fühlhormone (Serotonin und Endorphin) Ausdauer und Motivation. Er hat Anlei- ben in der Schweiz unwahrscheinlich gros- wird angekurbelt und Ängste, Schmerzen tungen minutiös befolgt und alle The- ses Glück, über so gut ausgebildetes Pfle- und Stress werden reduziert. All diese As- rapien immer konsequent durchgezo- gepersonal zu verfügen. Die Entwicklung pekte bilden – zusammen mit der unein- gen.» Auch vom Tracheostoma berichtet der Pflegepraxis geht Hand in Hand mit der geschränkten Unterstützung durch das Dr. med. Devine Frundi. Sein Patient Weiterentwicklung der Medizintechnik: Die Ärzteteam – eine solide Basis für eine er- musste ihm mehrmals vorführen, dass Technologieentwicklung macht zwar auch folgreiche Rehabilitation. Rehavita 02/2019 7
Interview ¦ Emil Steinberger Menschen zu unterhalten, ist mein Motor Emil Steinberger ist ein feinfühliger, tiefsinniger Mensch mit einer unverkennbaren Mimik. Dank Beobachtungsgabe, Fantasie und Improvisationstalent verkörpert er seit Jahrzehnten mühelos die unterschiedlichsten Typen. Sein treues Publikum spricht teilweise die Texte mit und umfasst mittlerweile drei Generationen. Herr Steinberger, welcher Moment die Hauptprobe. Nach der Vorstellung Gibt es einen Unterschied zwischen in Ihrer Karriere bleibt unvergesslich? bin ich sofort in meinen Wohnwagen französisch- und deutschsprachigem Als ich 1977 dem Zirkus Knie meine gegangen und habe gestrichen und ab- Humor? Tournee-Zusage erteilt habe. Das war geändert, bis es an der Tür klopfte und Bei mir nicht (lacht). Das Publikum ein grosses Experiment und ein grosser jemand rief: «Du, die klatschen immer lacht immer an den gleichen Stellen. Ich Erfolg zugleich. Die Vorstellungen da- noch, du musst wieder rauskommen!» weiss noch, als ich auf Anraten eines mals haben bis heute alle Zuschauerre- Da wusste ich: es funktioniert! Theaterveranstalters 1975 in der Ro- korde geschlagen. Es war auch ziemlich mandie den «Blutspender» gespielt verrückt, weil die Familie Knie totales Ihre Sketche funktionieren also auch habe. Das welsche Fernsehen war auch Vertrauen in mich hatte und ein grosses in anderen Sprachen? dort und keine eineinhalb Meter vor mir Risiko auf sich nahm. Ich wusste näm- Ja, absolut. Ich musste sie für die Knie- stand eine Kamera. Als diese zu zittern lich nicht, ob die neuen Sketche funkti- Saison auch auf französisch und italie- begann, wusste ich, dass der Sketch onieren würden, weil ich sie bis zur nisch spielen. Und das Schweizer Hoch auch auf Französisch funktioniert, weil Pressevorführung nie vor Publikum deutsch brauche ich für meine Auftritte der Kameramann dahinter selbst lachen spielen konnte. Das war dann zugleich in Deutschland. musste. 8 Berner Klinik Montana
Interview «Lachen ist Jogging an Ort. Man braucht die ganze Muskulatur.» Emil Steinberger, Kabarettist, Schauspieler, Regisseur und Autor Was ist Ihre Inspirationsquelle? ziniert. Das ist mein Motor! Ich bin da Es gibt drei Arten von Sketchen: die aus sozusagen organisch reingewachsen. der puren Fantasie, wie etwa die «Poli- Zur Person: Emil Steinberger zeihauptwache». Die, die aus der Beob- Sie haben in New York und Montreux Emil Steinberger, geboren 1933 in Luzern, war achtung meiner Umgebung entstehen. gelebt und sind jetzt mit Ihrer Frau in tagsüber Postbeamter, dann Grafiker und hat abends jeweils Kabarett gespielt. Zuerst in En- Dabei höre ich den Menschen zu, wie Basel Zuhause. Erzählen Sie... sembles, später solo. Mit seiner ersten Frau sie reden und wie sie sich auch manch- New York war eine Wohltat. Da habe ich Maya gründete er 1967 das Kleintheater Luzern mal nicht ausdrücken können. Und die erst einmal nichts gemacht und dann und führte die Kinos «Moderne» und «Atelier». Seit den Siebzigern hat sich Steinberger in der Improvisationen. Einmal habe ich ein alle möglichen Ausstellungen, Theater Schweiz, in Deutschland und Österreich als Programm mit Improvisationen ge- und Musicals besucht. Ich war zum ers- «Emil» einen Namen gemacht. macht. Da gaben die Zuschauer die ten Mal Zuschauer. Das habe ich sehr Er feiert Erfolge als Kabarettist, Schauspieler, Ideen vor. Zum Beispiel ist der «Tank- genossen! Zudem habe ich Kolumnen Regisseur und Autor. 1999 heiratete er in New York seine heutige Ehefrau Niccel, mit der er in wart» aus einer Improvisation entstan- für deutschsprachige Tages- und Wo- Basel lebt. Er hat zwei Söhne, Philipp und Martin. den. Und dann rief jemand noch: «einer, chenzeitungen geschrieben. Und, das Tourneedaten unter www.emil.ch ohne Benzin». Auch der «Blutspender» Wichtigste, ich habe meine zweite Frau oder «vor der Geburt» entstammen Im- Niccel kennengelernt. Dann mussten provisationen. Es waren immer Dinge wir eines Tages aus unserem Wolken- aus dem Leben, die gewünscht wurden. kratzer ausziehen und die Sprache kam Und die Idee, die am meisten Applaus auf die Schweiz. Niccel sagte sofort: «Ich erhielt, habe ich dann gespielt. komme mit!» und lernte in drei Monaten nicht perfekt sein. Eine Person fängt am Schweizerdeutsch. Unglaublich! Montag auf einem leeren, weissen Blatt Wie wird man vom Postbeamten und Montreux war sehr schön und ruhig. Da zu zeichnen an; die andere macht wei- Grafiker zum Kabarettisten? haben wir Bücher geschrieben und ter, ohne sich abzusprechen. Und am Weil man gar nie Kabarettist werden meine Frau hat noch die Verlagsarbeit Sonntag ist Abgabetag. Das ist so anre- will! Ich habe das immer nebenher ge- gemacht. Aber wenn wir ins Theater gend! Natürlich gilt dies auch für Gross- macht, als Hobby. Tagsüber war ich oder Kabarett gegangen sind, haben wir väter und Enkel, Mütter und Töchter Postbeamter, später Grafiker und abends leider sprachlich nie alles verstanden, oder Ehepaare ... habe ich Kabarett gespielt. Anfangs mit deshalb sind wir nach 15 Jahren nach einem Ensemble, später solo. Dann kam Basel gezogen. Ich habe meine Mutter- Wie wichtig ist Humor für der Durchbruch in Deutschland. Das ja sprache vermisst. Basel hat mir schon die Gesundheit? zehn Mal grösser ist als die Schweiz. Bis während meinen Auftritten gefallen Sehr! Das muss man nicht mehr bewei- ich dort alle Bedürfnisse gedeckt hatte, und ist geografisch gut gelegen. sen. Ich habe eine ganze Sammlung an dauerte es eine Weile (schmunzelt). Deutschland und Frankreich sind so Zeitungsausschnitten. «Lachen ist Jog- Stellen Sie sich das mal vor! 40 Städte nah. Das merkt man den Menschen an. ging an Ort. Man braucht die ganze hintereinander. Ich alleine mit dem Muskulatur.» Auto und den Kulissen unterwegs. Im- Sie und Niccel gestalten «Wochenblät- mer aufbauen, spielen, abbauen, ins ter» (zeichnerischer Pas de deux). Wäre Wann ist der richtige Zeitpunkt, um von Hotel und weiter. Zudem habe ich da- das eine Beschäftigung für die Patientin- der Bühne abzutreten? mals als Grafiker die ganze Werbung nen und Patienten der Berner Klinik? Ich weiss es nicht (lacht). Es läuft immer für die Tournee gemacht. Es war eine Unbedingt, ich finde aktive Beschäfti- noch wahnsinnig gut. Die Menschen gute, aber anstrengende Zeit. Es gab im- gung etwas sehr Wichtiges. Die Patien- wollen lachen. Und sie sind glücklich, mer interessante Sachen zu machen. tinnen und Patienten suchen jemand wenn sie aus dem Theater kommen. So- Theater, Kino, Kultur ... Menschen zu Gleichgesinnten und gestalten gemein- lange ich die Wertschätzung meines unterhalten hat mich schon immer fas- sam «Wochenblätter». Diese müssen Publikums spüre, höre ich nicht auf. Rehavita 02/2019 9
Rezept Vegetarische Herbstvorspeise Zutaten Für das Kürbis / Topinambur- Frikassee: Kürbis 200 g Topinambur 200 g Frische Steinpilze 50 g Vollrahm 50 ml Für das Soufflé: Steinpilze 50 g Vollrahm 200 ml Mehl 40 g Eiweiss 120 g Einen halben Kaffeelöffel Backpulver; Salz und Pfeffer zum Würzen Für die Garnitur: Vier Scheiben Kürbis, ein Steinpilz in Scheiben, einige Schnittlauchhalme «Ein einfaches vegetarisches Gericht mit Herbstaromen für jedermann.» Emilie Verduci, Köchin Frikassee aus Topinambur und Kürbis: Würfeln Sie den Kürbis und die Topinamburen und dünsten Sie sie zugedeckt mit etwas Wasser bei kleiner Hitze. Nach Belieben abschmecken. Für die Steinpilz- rahmsauce die Steinpilze erwärmen, Rahm hinzugeben und mixen. Für das Frikassee den Kürbis und die Topinamburen mit der Steinpilz- Weinempfehlung: rahmsauce verrühren. Abschmecken. Soufflé: Die Steinpilze sehr klein würfeln, erwärmen und abkühlen Gamay Tsans de la Lé Cave Maurice Zufferey, Muraz-sur-Sierre lassen. Aus dem Rahm und Mehl eine Béchamelsauce zubereiten und nach Belieben abschmecken. In einem separaten Behälter das Eiweiss Der dunkle, rubinfarbene Wein mit seinen steif schlagen und das Backpulver hinzufügen. Sobald die Béchamel- ins Violett gehenden Reflexen verfügt über eine sauce abgekühlt ist, die Pilz-Brunoise und den Eischnee hinzufügen. In einzigartige Intensität. Sein Bouquet ist kleine Formen nach Wahl geben und bei 180 Grad 15 Minuten im Back intensiv fruchtig mit einer würzigen Note von ofen erhitzen. Unterholz und roten Waldbeeren. Im Mund Dekoration: Für die Kürbischips 4 feine Kürbisscheiben schneiden. präsentiert er sich frisch und dennoch üppig; Auf einem mit Backpapier ausgelegten Ofengitter verteilen und mit ei- sein Geschmack ist seidig mit Aromen nem zweiten Ofengitter abdecken. Bei 160 Grad 15 Minuten erwärmen. von gerösteten Früchten und einem Hauch Die gesalzenen Steinpilzscheiben in einer heissen Pfanne leicht anbräu- von Lakritz. nen und beiseitestellen. Für die Garnitur die Soufflés auf Tellern anrichten, mit dem Frikassee übergiessen und mit den Kürbischips und angebratenen Steinpilzschei- ben anrichten. 10 Berner Klinik Montana
Bilderrätsel Was haben Niccel und Emil gezeichnet? Schneiden Sie die Bildausschnitte von Niccel und Emil Steinbergers «Wochenblatt 30/2000» aus und fügen Sie diese zu einem stimmigen Ganzen zusammen. Kleben Sie dazu die Bild ausschnitte auf eine Postkarte und senden Sie diese an die unten stehende Adresse oder mailen Sie uns ein Foto oder Scan Ihres Puzzles zusammen mit Ihrem Namen und Ihrer Adresse. Wir wünschen Ihnen viel Glück für die Verlosung! n Mitmache und ! gewinnen Die drei Gewinnerinnen oder Gewinner erhalten einen Restaurant-Bon im Wert von CHF 100.– (1. Preis), ein Jass-Set (2. Preis) oder ein Karten- spiel «Das sollte man doch wissen!» (3. Preis). Senden Sie die richtige Lösung bis zum 30. Dezember 2019 an: Berner Klinik Montana, Stichwort Die Lösung des letzten Rätsels lautete: Entwicklung. «Rehavita-Bilderrätsel», Impasse Palace Bellevue 1, 3963 Crans-Montana oder per E-Mail an Die Gewinnerin des letzten Bilderrätsels heisst Frau rehavita@bernerklinik.ch. Bitte Name, Adresse und Wohnort angeben. Kathia Vonlanthen. Wir gratulieren ihr herzlich zum Die Gewinnerin/der Gewinner wird schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Gesundheits- und Fitnesstracker «Fitbit Inspire HR» Mitarbeitende der Berner Klinik Montana und ihre Familien sind von der Teilnahme ausgeschlossen. und wünschen ihr damit viel Vergnügen! Rehavita 02/2019 11
Trend Morgengymnastik: Treppenübungen Übungsziel für alle drei Übungen Kräftigung der Beine, insbesondere des Hüftbeugers Ausgangsstellung Ausgangsstellung Ausgangsstellung Stellen Sie sich hüftbreit vor die Treppe. Stellen Sie sich parallel zur Treppe. Sollten Stellen Sie sich vor die Treppe. Sollten Sie un- Sollten Sie unsicher sein, halten Sie sich am Sie unsicher sein, halten Sie sich am Gelän- sicher sein, halten Sie sich am Geländer fest. Geländer fest. der fest. Instruktionen Instruktionen Instruktionen Steigen Sie mit beiden Füssen auf die un- Heben Sie einen Fuss auf die unterste Stufe Heben Sie Ihren Fuss seitlich hoch auf die terste Stufe und rückwärts wieder auf den und stellen Sie ihn wieder zurück auf den unterste Stufe und stellen Sie ihn wieder Boden. Wiederholen Sie die Übung: 3 × 10 Boden. Wiederholen Sie die Übung: 10 Mal zurück auf den Boden. Wiederholen Sie die Mal immer mit dem rechten Fuss zuerst und rechts und 10 Mal links. Übung: 10 Mal rechts und 10 Mal links. 3 × 10 Mal mit dem linken Fuss zuerst. Wichtig Wichtig Wichtig Rücken gerade halten. Rücken gerade halten. Rücken gerade halten. Bemerkung Sollten Sie sich im Stehen unsicher fühlen, stellen Sie einen Stuhl in Ihre Nähe, um sich in den Pausen zu setzen. Ihre Fragen und Anregungen Senden Sie uns Verbesserungs vorschläge, Lob und Rückfragen an: rehavita@bernerklinik.ch Berner Klinik Montana Impasse Palace Bellevue 1 3963 Crans-Montana Telefon 027 485 51 21 Fax 027 481 89 57 Ausgabe 02 | 2019 bm@bernerklinik.ch www.bernerklinik.ch Impressum Redaktion Berner Klinik Montana, Crans-Montana Konzept, Text und Gestaltung Werbelinie AG, Bern, www.werbelinie.ch Druck Rub Media AG, Wabern Auflage 6 100 Exemplare (3 300 deutsch, 2 800 französisch) Bildnachweise Vorwort, Thema, Interview, Weinempfehlung und Trend: Peter Schneider, Thun, fotoschneider.ch; S. 2: IAAG Architekten AG (Dachrenovation); S. 3: Werbelinie AG (Intern); Nadja Frey, Crans-Montana Tourismus & Kongress/Thierry Sermier (Agenda); S. 7: zVg Frau Brochellaz Xu (Experten meinung); S. 10: intern BM (Rezept); S. 11: zVg und Emil und Niccel Steinberger (Bilderrätsel)
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