Therapiemöglichkeiten der Trigeminusneuralgie - Chirurgische Verfahren im Fokus

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Therapiemöglichkeiten der Trigeminusneuralgie - Chirurgische Verfahren im Fokus
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ÜBERSICHTSARBEIT

Therapiemöglichkeiten der
Trigeminusneuralgie –
Chirurgische Verfahren im Fokus
Hans-Jakob Steiger, Gerhard Horstmann, Rainer Freynhagen

ZUSAMMENFASSUNG                                                 SUMMARY
Einleitung: Die typische Trigeminusneuralgie wird               Current Treatments for Trigeminal Neuralgia –
überwiegend durch eine vaskuläre Kompression des                a Surgical Approach
N. trigeminus bedingt. Antiepileptika können die Schmerz-       Introduction: Classical trigeminal neuralgia is caused
attacken oft kontrollieren. Bei ungenügendem Ansprechen         by vascular compression of the trigeminal nerve. Pain
oder gravierenden medikamentösen Nebenwirkungen                 control can often be achieved by antiepileptic medication.
kommen operative Verfahren in Betracht. Methoden: Die           Interventional procedures may be considered where
aktuelle Übersicht basiert auf einer selektiven Literaturauf-   symptom control is inadequate or side effects unacceptable.
arbeitung unter Einbeziehung von Leitlinien. Ergebnisse:        Methods: Selective literature review taking into account
Die positiven Langzeiterfahrungen nach mikrochirurgi-           relevant guidelines. Results: Positive long term results
scher Dekompression der Nerven haben die Gefäßkom-              following vascular decompression lend support to the
pression als Ursache der klassischen Trigeminusneuralgie        rationale that vascular compression is etiological. Hence
bestätigt. Somit wurde die „idiopathische“ Trigeminusneur-      idiopathic trigeminal neuralgia has, in principle, become a
algie prinzipiell zur heilbaren Erkrankung. Andererseits        curable condition. Patients unfit for surgery due to their
hat die Radiochirurgie mittels Gamma-Knife einen festen         age or medical condition may benefit from radiosurgery
Platz in der Behandlung derjenigen Patienten erlangt, de-       using the gamma knife. Percutaneous thermocoagulation
nen ein operativer Eingriff wegen des Allgemeinzustands         and glycerol infiltration also have a place in these patients.
oder des Alters nicht zugemutet werden kann. Für diese          Radiosurgery and percutaneous procedures share the
Patienten sind aber auch die perkutane Thermokoagulation        disadvantage of sensory loss and a 50 % recurrence rate
und die Glycerininfiltration immer noch bedeutsam. Radio-       within 5 years. Discussion: Greater tailoring of the
chirurgie und perkutane Verfahren haben den Nachteil            intervention to the individual patient is now possible, but
sensibler Ausfälle und einer Rezidivneigung von 50 %            minimally invasive procedures are associated with high
innerhalb von 5 Jahren. Diskussion: Eine an die Gesamtsi-       rates of sensory deficit and recurrence.
tuation angepasste Therapiewahl ist heute möglich. Nach-                               Dtsch Arztebl 2007; 104(39): A 2655–61
teile der minimalinvasiven Verfahren sind assoziierte Sen-      Key words: Trigeminal neuralgia, microvascular decom-
sibilitätsstörungen und eine hohe Rezidivneigung.               pression, stereotactic radiosurgery, thermocoagulation,
                       Dtsch Arztebl 2007; 104(39): A 2655–61   glycerol infiltration
Schlüsselwörter: Trigeminusneuralgie, mikrovaskuläre
Dekompression, stereotaktische Radiochirurgie, Thermo-
koagulation, Glycerininfiltration

D       ie Trigeminusneuralgie ist als blitzartig ein-          Monate auftreten und in Anfangsstadien spontan über Wo-          Neurochirurgische
                                                                                                                                 Klinik, Universitäts-
        schießender, extrem heftiger, elektrisierender und      chen bis Monate sistieren. In der Regel ist der Verlauf pro-     klinikum der Heinrich-
stechender Schmerz im Versorgungsgebiet eines oder              gredient. 29 % der Patienten haben nur 1 Episode in ihrem        Heine-Universität,
                                                                                                                                 Düsseldorf: Prof. Dr.
mehrerer Trigeminusäste definiert (1). Die Attacken hal-        Leben, 28 % dagegen 3 oder mehr. In den ersten 5 Jahren          med. Steiger
ten typischerweise Sekunden an und treten sowohl spon-          treten jährlich bei 21 % der Patienten erneute Attacken auf      Gamma-Knife-
tan als auch durch Reize wie Berührung im Nervus-trige-         (2). Faktoren, die nach Erstmanifestation eine Langzeit-         Zentrum, Krefeld:
                                                                                                                                 Dr. med. Horstmann
minus-Versorgungsgebiet, Kauen, Sprechen, Schlucken             prognose erlauben, sind nicht bekannt.
                                                                                                                                 Ambulanz für
oder Zähneputzen getriggert auf. Die Schmerzen sind in-            Die sogenannte idiopathische oder auch klassische Tri-        Schmerztherapie und
validisierend und quälend. Häufig ist keine Nahrungsauf-        geminusneuralgie wird durch eine vaskuläre Kompressi-            Palliativmedizin, Klinik
                                                                                                                                 für Anästhesiologie,
nahme mehr möglich. Daher muss jede Trigeminusneural-           on des N. trigeminus am Abgang aus der Brücke bedingt.           Universitätsklinikum
gie umgehend medikamentös behandelt werden. Zwi-                Die Akzeptanz der vaskulären Kompressionstheorie stützt          der Heinrich-Heine-
                                                                                                                                 Universität, Düsseldorf:
schen den Attacken besteht Beschwerdefreiheit. Multiple         sich einerseits auf die häufig eindrücklichen intraoperati-      PD Dr. med.
Attacken können täglich über Episoden von Wochen bis            ven Befunde und andererseits auf die Langzeitresultate           Freynhagen, D.E.A.A.

                    ⏐ Jg. 104⏐
Deutsches Ärzteblatt⏐        ⏐ Heft 39⏐
                                      ⏐ 28. September 2007                                                                                     A 2655
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          nach Dekompressionsoperation, die besser sind als in an-          Die Medikamente müssen individuell nach Wirkung
          deren Verfahren (3, 4). Meist handelt es sich um die A. ce-    und Nebenwirkungen dosiert werden (8). Die Dosis wird
          rebelli superior, seltener eine elongierte und dilatierte A.   so lange erhöht, bis diejenige erreicht ist, mit der Schmerz-
          basilaris oder eine persistierende A. trigemina primitiva.     freiheit erzielt wird oder intolerable Nebenwirkungen auf-
          Mittels moderner Kernspindiagnostik kann dieser patho-         treten. Bei Nachlassen der Wirkung muss die Dosierung
          logische Gefäß-Nerv-Kontakt häufig nachgewiesen wer-           angepasst werden. Umgekehrt sollte die Gabe nach 4- bis
          den (5). Symptomatische Trigeminusneuralgien treten bei        6-wöchiger Beschwerdefreiheit stufenweise reduziert
          Entmarkungskrankheiten wie der multiplen Sklerose auf,         werden, um Remissionen rechtzeitig zu erkennen.
          aber auch als Symptom von Raumforderungen wie zum                 Die klassische Trigeminusneuralgie spricht zu Beginn
          Beispiel bei Neurinomen, insbesondere Akustikusneuri-          der Erkrankung häufig gut auf eine Therapie mit Antiepi-
          nomen und Metastasen. Sie kommen zudem vor bei um-             leptika an (11). Mit fortschreitender Krankheitsdauer lässt
          schriebenen Hirnstammischämien und Angiomen des                dieser Therapieeffekt zunehmend nach. Angesichts der
          Hirnstamms (6). Maximal 10 % aller Trigeminusneuralgi-         geringen Zahl randomisierter kontrollierter Studien wählt
          en sind Folge einer Raumforderung oder Entmarkung (7).         man die geeignete Pharmakotherapie auch heute noch
             Die Therapie hat sich in den letzten Jahren deutlich        eher empirisch als evidenzbasiert aus (12, 13). Die Thera-
          weiterentwickelt. Einerseits haben die positiven Langzeit-     pie mit Carbamazepin gilt trotz vieler verfügbarer, deutlich
          erfahrungen nach mikrovaskulärer Dekompression des             besser verträglicher Antiepileptika weltweit noch immer
          Nerven die Gefäßkompression als Ursache der klassi-            als der Goldstandard, vorzugsweise in retardierter Form.
          schen Trigeminusneuralgie überzeugend bestätigt, wo-           90 % der Patienten sprechen initial auf eine Therapie mit
          durch die Trigeminusneuralgie zu einer heilbaren Erkran-       Carbamazepin gut an, über mehrere Jahre immerhin noch
          kung wurde (4). Andererseits hat die Radiochirurgie mit-       50 %. 200 bis 400 mg als erste Tagesdosis sind bei der Tri-
          tels Gamma-Knife einen festen Platz in der Behandlung          geminusneuralgie vertretbar, ansonsten kann man eine
          derjenigen Patienten erlangt, denen ein operativer Eingriff    tägliche Dosiserhöhung um 50 mg vornehmen, um Mü-
          wegen des Allgemeinzustandes oder des Alters nicht zu-         digkeit, Ataxie und Schwindel zu umgehen. Wegen der
          gemutet werden kann. Ziel dieser Übersicht ist es, eine ak-    möglichen Enzymautoinduktion und dem damit verbun-
          tuelle Bilanz zu den Ergebnissen der verschiedenen Inter-      denem Wirkungsverlust muss die Carbamazepindosis in
          ventionsmethoden zu ziehen und die Indikationen zu dis-        den ersten Wochen je nach klinischer Wirkung weiter auf-
          kutieren. Zur Definition der Langzeitresultate der ver-        dosiert werden. Bei den meist älteren Patienten liegt die
          schiedenen chirurgischen beziehungsweise radiochirurgi-        erforderliche Dosis etwa bei 600 bis 1 200 mg/Tag. Neben
          schen Maßnahmen wurde eine auf die Titel limitierte            kognitiven Einschränkungen können selten Exantheme,
          Medline-Suche mit dem Suchbegriff „trigeminal neural-          Thrombozyto- und Leukozytopenien, Hyponatriämien,
          gia“ durchgeführt. Es wurden nur Verlaufkontrollstudien        Leberfunktions- und Herzrhythmusstörungen auftreten.
          mit einer mehrjährigen Beobachtungszeit berücksichtigt.           Oxcarbazepin, ein Prodrug des Carbamazepin, wirkt
          Die Übereinstimmung der Resultate wurde als primärer           bei der Trigeminusneuralgie ähnlich wie Carbamazepin
          Parameter für die Zuverlässigkeit einer Behandlungsme-         (14, 15). Es wird mit einer maximalen Serumkonzentrati-
          thode verwendet. Für Empfehlungen zur medikamentösen           on nach einer Stunde resorbiert. Die erforderlichen Dosen
          Therapie konnte auch auf Metaanalysen der Cochrane Da-         liegen bei 900 bis 1 800 mg/Tag. Vorteile im Vergleich zu
          tenbank und die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für       Carbamazepin sind das bessere kognitive Nebenwir-
          Neurologie (DGN, [8]) zurückgegriffen werden.                  kungsprofil und die fehlende Autoinduktion. Lediglich die
                                                                         Inzidenz einer Hyponatriämie ist unter Oxcarbazepin
          Medikamentöse Therapie                                         höher (etwa 23 %) (16). Regelmäßige Natrium(Na)-Kon-
          Auch 2007 ist das Vorgehen primär konservativ.                 trollen sind, insbesondere bei klinischen Nebenwirkungen
          Grundsätzlich sollte man ein operatives Verfahren in Be-       wie Benommenheit, Kopfschmerz, Müdigkeit oder Übel-
          tracht ziehen, wenn eine medikamentöse Dauertherapie zu        keit, notwendig. Ein Substanzwechsel ist von einem auf
          wesentlichen Nebenwirkungen führt oder nur unzurei-            den anderen Tag möglich; die Carbamazepindosierung
          chende Erfolge erreicht. Die Nebenwirkungen aller Medi-        multipliziert mit 1,5 ergibt die Oxcarbazepindosierung.
          kamente, die für die Trigeminusneuralgie wirksam sind,            Eine Reihe anderer Substanzen wird bei der Trigemi-
          bestehen aus Schwindel, Schläfrigkeit, kognitiven Ein-         nusneuralgie propagiert. Dazu zählen unter anderem Bacl-
          schränkungen bis hin zur kernspintomografisch sichtba-         ofen, Lamotrigin, Gabapentin, Pregabalin, Valproinsäure
          ren zerebralen und zerebellären Atrophie (9). Die Autoren      und trizyklische Antidepressiva. Derzeit sind jedoch le-
          empfehlen eine Operation, wenn durch ungenügend kon-           diglich die Substanzen Carbamazepin, Gabapentin und
          trollierte Schmerzen oder medikamentöse Nebenwirkun-           Pregabalin für die Indikation „Trigeminusneuralgie“ be-
          gen die Lebensqualität wesentlich eingeschränkt wird.          ziehungsweise „neuropathische Schmerzen“ zugelassen.
             Wegen der sehr kurzen Attackendauer kommt eine                 In der Akutsituation, wenn die Notwendigkeit einer ra-
          Coupierung der Schmerzen nach Auftreten nicht mehr in          schen Intervention gegeben ist, etwa bei Exazerbation der
          Frage. Daher muss es das Ziel sein, schmerzhafte Anfälle       Attacken, lässt sich durch langsame i.v.-Gabe von 250 mg
          durch geeignete Prophylaxe zu verhindern. Für die nicht-       Phenytoin häufig rasch Schmerzfreiheit erzielen (17). Die
          medikamentösen Verfahren wie Psychotherapie, Aku-              Injektionsrate soll 1 mg/kg Körpergewicht/min wegen der
          punktur und auch zahnmedizinische Korrekturen fehlen           kardiodepressiven Wirkung nicht überschreiten. Die wei-
          überzeugende Wirksamkeitsnachweise (8, 10).                    tere Aufsättigung kann bei Bedarf i.v. oder p.o. (3 mg/kg

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Körpergewicht auf 3 Dosen verteilt) erfolgen. Die Evi-
denz der Antiepileptika bei der Trigeminusneuralgie er-
scheint hinreichend belegt (11). Im Vergleich dazu basiert
die Evidenz für die anderen Medikamente auf kleinen,
nicht randomisierten Untersuchungen (8).

Mikrovaskuläre Dekompression
Nach der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neuro-
logie ist bei der klassischen Trigeminusneuralgie die ope-
rative Behandlung indiziert, wenn entweder die medika-
mentöse Therapie erfolglos ist oder wenn deren Neben-
wirkungen die Lebensqualität merklich beeinträchtigen
(8). Da die Indikation zur operativen Therapie immer erst
nach Ausschöpfen der medikamentösen Möglichkeiten
gesehen wurde, liegen keine Studien vor, die medika-           Abbildung 1: Rechtsseitiger operativer Zugang und intraoperativer Situs bei der mikrovas-
mentöse und operative Verfahren vergleichen.                   kulären Dekompression nach Jannetta. Die Inspektion der Eintrittsstelle des N. trigeminus (V)
   Die mikrovaskuläre Dekompression nach Jannetta, ein         in den Pons zeigt hier in typischer Weise eine Schlinge der A. cerebelli superior (Pfeile), die
Eingriff in der hinteren Schädelgrube über eine kleine         sich in die Achsel des Nerven zwängt (Pfeile).
subokzipitale Kraniotomie, ist als kurative Behandlungs-
methode akzeptiert (4). Die Operation wird in Intubations-
                                                                                                                                          Abbildung 2:
narkose durchgeführt. An der Eintrittszone des N. trigemi-                                                                       a        Schematische
nus in den Hirnstamm wird der Gefäß-Nerven-Kontakt,                                                                                       Darstellung des
meist die A. cerebelli superior, identifiziert (Abbildung 1                                                                               Operationsprinzips
und 2). Der Kontakt wird durch Einfügen eines Stücks al-                                                                                  der mikrovas-
loplastischen Materials, zum Beispiel Teflonflies, besei-                                                                                 kulären Dekom-
tigt. Nach diesem Eingriff ist die Erfolgsrate mit 80 %                                                                                   pression. Rechts-
schmerzfreien und 15 % -gelinderten Patienten hoch (4,                                                                                    seitiger retroma-
                                                                                                                                          stoidaler Zugang
18). Im Verlauf kommt es auch zu Frührezidiven, sodass
                                                                                                                                          wie in Abbildung 1.
von 70 % definitiver Heilung ausgegangen werden muss.                                                                                     a) Eine Schlinge der
Die Ursache für die Frührezidive ist einerseits darin zu se-                                                                              A. cerebelli superior
hen, dass bei einem Teil dieser Patienten der verdächtigte                                                                                (ACS) liegt in der
Gefäß-Nerven-Kontakt nicht für die Trigeminusneuralgie                                                                                    Axilla des N. trige-
verantwortlich war und nur die operative Manipulation zu                                                                                  minus (V).
einer kurzfristigen Besserung führte. Andererseits wird
auch ein echtes Rezidiv mit Dislokation des Interponates                                                                         b
und neuerlichem Gefäß-Nerv-Kontakt vermutet. Kommt
es zu einem Rezidiv, so sollte man primär wiederum ver-
suchen, medikamentös zu behandeln. Bei unzureichender
Schmerzkontrolle oder Nebenwirkungen empfehlen die
Autoren dann die operative Revision oder eine der ande-
ren interventionellen Verfahren.
   Tabelle 1 fasst die Resultate der wichtigsten Publikatio-
                                                                                                                                          b) Die Schlinge wird
nen zusammen. Die Beobachtungszeiten unterscheiden                                                                                        mit einem Mikroin-
sich. Die großen Serien entsprechen sich aber mit einer                                                                                   strument mobilisiert
langfristigen Heilungsrate von 70 bis 80 %. Studien mit                                                                                   und nach kranial
einer Beobachtungsdauer von mehr als 5 Jahren geben Re-                                                                                   verlagert.
zidivraten von 10 bis 30 % an. Die Erfolgsquote nach Re-
zidiveingriffen ist geringer als nach der ersten Operation.
Sie beträgt 5 Jahre nach dem Eingriff noch etwa 50 %.
   Obwohl die mikrovaskuläre Dekompression eine Me-                                                                              c
thode darstellt, die bei verschiedenen Neurochirurgen
ähnliche Resultate erreicht, kommt es gelegentlich zu
Komplikationen. Die Hauptgefahr liegt in einer ipsilatera-
len Ertaubung, die in der großen Serie von Jannetta und
Mitarbeitern bei 1 % der Patienten auftrat (4). Die operati-
ve Mortalität in dieser Serie betrug 0,2 %. Die mikrovas-
                                                                                                                                          c) Die Gefäßschlin-
kuläre Dekompression kann zu einem sensiblen Defizit                                                                                      ge wird mit einem
führen, allerdings seltener als die destruktiven Verfahren                                                                                Stück Teflonflies in
(19). Läsionen anderer Hirnnerven oder Liquorfisteln                                                                                      der neuen Position
kommen nach dieser Operation selten vor.                                                                                                  fixiert.

                    ⏐ Jg. 104⏐
Deutsches Ärzteblatt⏐        ⏐ Heft 39⏐
                                      ⏐ 28. September 2007                                                                                            A 2657
MEDIZIN

  TABELLE 1

  Publizierte Fallbeobachtungsstudien* zur mikrovaskulären Dekompression

    Autoren                                  Anzahl              Schmerzfrei          Teilweise           Rezidiv (%)       Durchschnittliche            Maximale
                                         nachkontrollierte          (%)             Besserung (%)                           Beobachtungszeit          Beobachtungszeit
                                            Patienten                                                                           (Jahre)                   (Jahre)
    Breeze, Ignelzi 1982 (e11)                    51                 85 %                   –                 15 %                    4                        –
    van Loveren, Tew et al.
    1982 (e12)                                    23                 83 %                   –                 17 %                    4                        –
    Barba, Alksne 1984 (e13)                      23                 91 %                   –                  9%                    3,6                       –
    Kolluri, Heros 1984 (e14)                     65                75,4 %                  –                24,6 %                  4,9                       –
    Piatt, Wilkins 1984 (e15)                     81                 74 %                   –                 26 %                    4                        –
    Apfelbaum 1988 (e16)                         466                 67 %                 14 %                18 %                   6,4                       20
    Burchiel, Clare et al. 1988 (e17)             36                83,3 %                  –                16,7 %                  2,1                       –
    Steiger 1991 (19)                             22                 68 %                   –                 32 %                    5                        8
    Klun 1992 (e18)                              167                93,4 %               3,6 %                 3%                    5,2                       –
    Yamaki, Hashi et al. 1992 (e19)               60                63,3 %               21,7 %               15 %                    3                       5,5
    Zakrzewska, Thomas
    1993 (e20)                                    60                 78 %                 12 %                10 %                    5                        9
    Sun, Saito et al. 1994 (e21)                  59                 78 %                   –                 22 %                   6,6                       –
    Walchenbach, Voormolen et al.
    1994 (e22)                                    58                 64 %                   –                 29 %                   6,4                       10
    Mendoza, Illingworth
    1995 (e23)                                   124                68,6 %                  –                31,4 %                  5,3                       –
    Barker, Jannetta et al. 1996 (4)            1 155               69,6 %               5,4 %                25 %                   6,2                       20
    Rath, Klein et al. (e24)                     135                73,1 %                  –                26,9 %                  2,5                       5
    Kondo 1997 (e25)                             226                86,1 %               5,2 %               8,7 %                   9,2                       20
    Lee, Chang et al. 1997 (e26)                 146                 89 %                   –                 11 %                    1                        –
    Romansky, Stoianchev et al.
    1998 (e27)                                    85                90,2 %               3,7 %               6,1 %                    1                        –
    Tronnier, Rasche et al. 2001 (e28)           225                 63 %                   –                 37 %                   10,9                      20
    Theodosopoulos, Marco et al.
    2002 (e29)                                   420                 72 %                 21 %                 7%                    4,6                       8
    Li, Pan et al. 2004 (e30)                     62                 79 %                   –                 21 %                    2                        –
    Zakrzewska, Lopez et al.
    2005 (e31,e32)                               220                 84 %                   –                 16 %                    5                        10
    Sindou, Leston et al. 2006 (18)              362                 80 %                4,9 %               15,1 %                   8                        18

                                         * Die verschiedenen Studien unterscheiden sich erheblich hinsichtlich der angewandten Methodik der Datenerhebung und der Rücklaufquoten.

                        Radiochirurgische Behandlung                                                 der Patienten schmerzfrei ist. Die Resultate bezüglich
                        In den letzten Jahren hat sich die Gamma-Knife-Behand-                       Schmerzfreiheit und sensiblem Defizit unterscheiden sich
                        lung der Trigeminusneuralgie als wenig invasives Verfah-                     stark zwischen den verschiedenen Serien. Deshalb muss
                        ren einen festen Platz erworben (20–22). Dabei wird der                      man von wesentlichen spezifischen technischen Unter-
                        N. trigeminus am Abgang mit einer hohen Dosis von 80                         schieden ausgehen. Möglicherweise spielen Faktoren wie
                        bis 90 Gy einmalig bestrahlt (Abbildung 3). Es handelt                       die Korrektur der Verzerrung der Planungs-MRT eine Rol-
                        sich bei dieser Methode um ein ablatives Verfahren, das zu                   le, weil das Zielvolumen doch so klein ist, dass es an die
                        einer partiellen Schädigung des Nerven führt. Somit resul-                   Grenze der radiochirurgischen Prozessgenauigkeit geht.
                        tiert bei 10 bis 30 % der Patienten ein sensibles Defizit.                       Bisher liegen wenige Berichte zur Zweitbehandlung
                        Die Häufigkeit eines störenden sensiblen Defizits beträgt                    mit Gamma-Knife nach Auftreten eines Rezidives vor. Es
                        5 bis 20 %. Die wesentlichen publizierten Serien sind in                     scheint aber möglich zu sein, mit einer zusätzlichen Dosis
                        Tabelle 2 zusammengefasst. Initial verbessert sich die                       von etwa 20 Gy in etwa 50 % der Fälle wieder eine Re-
                        Neuralgie in 70 bis 90 %, wobei der Effekt erst nach eini-                   mission zu erreichen und in 30 % eine teilweise Besse-
                        gen Tagen bis Wochen eintritt. Allerdings kommt es zu                        rung, wobei zusätzliche sensible Ausfälle zu erwarten sind
                        Rezidiven, sodass nach 5 Jahren noch etwa die Hälfte                         (23–25). Damit dürfte auch im Hinblick auf die Rezidiv-

A 2658                                                                                                                                   ⏐ Jg. 104⏐
                                                                                                                     Deutsches Ärzteblatt⏐        ⏐ Heft 39⏐
                                                                                                                                                           ⏐ 28. September 2007
MEDIZIN

behandlung die Radiochirurgie weitgehend den perkuta-                                                                                                       Abbildung 3:
nen Verfahren entsprechen. Die Gamma-Knife-Therapie                                                                                                         Radiochirurgische
kommt auch für Schmerzrezidive nach mikrochirurgi-                                                                                                          Planung einer
                                                                                                                                                            Gamma-Knife-
scher Dekompression in Betracht (e1). Allerdings liegen
                                                                                                                                                            Behandlung.
keine genauen Zahlen vor, inwieweit sich die Erfolgsaus-                                                                                                    Das Zielvolumen
sichten von denjenigen einer primären radiochirurgischen                                                                                                    wird im
Behandlung unterscheiden.                                                                                                                                   N. trigeminus
                                                                                                                                                            gewählt und die
Perkutane Verfahren                                                                                                                                         Bestrahlungsdosis
Die perkutanen Verfahren sind wie die Radiochirurgie ab-                                                                                                    beträgt 80–90 Gy.
lativ. Allerdings wird die Schädigung innerhalb des Gang-                                                                                                   Der Hirnstamm
                                                                                                                                                            muss sorgfältig
lion Gasseri gesetzt und nicht, wie bei der Radiochirurgie,
                                                                                                                                                            ausgespart
präpontin. Tabelle 3 fasst die wichtigsten Langzeitanaly-                                                                                                   werden.
sen zu den perkutanen Methoden zusammen. Bei der
Thermokoagulation wird der N. trigeminus im Ganglion
Gasseri thermisch und bei der Glycerinrhizolyse che-
misch geschädigt (e2, e3). In Lokalanästhesie oder intra-
venöser Kurznarkose wird 2 bis 3 cm seitlich des Mund-
winkels punktiert und eine spezielle Nadel freihändig un-

   TABELLE 2

   Publizierte Fallbeobachtungsstudien* zur stereotaktischen Radiochirurgie

     Autoren                                    Anzahl             Schmerzfrei           Teilweise            Rezidiv (%)            Sensibles              Mediane
                                            nachkontrollierte         (%)              Besserung (%)                                 Defizit (%)        Beobachtungszeit
                                               Patienten                                                                                                    (Jahre)
     Henson, Goldman et al. 2005 (20)               63                 92 %                    –                  13 %                 30 %                       2
                                                                     (pauschal                                                     (11 % störend)
                                                                     gebessert)
     McNatt, Yu et al. 2005 (e33)                   49                 32 %                 29 %                  23 %                 30 %                       4
                                                                                                                                   (18 % störend)
     Tawk, Duffy-Fronckowiak et al.                  38                71 %                    –                  19 %                   37 %                     2
     2005 (e34)                                                      (pauschal
                                                                     gebessert)
     Sheehan, Pan et al. 2005 (e35)                 151                47 %                 43 %                  27 %                   9%                     1,5
     Alpert, Chung et al. 2005 (e36)                60                 27 %                 63 %                    –                    8%                      –
     Cheuk, Chin et al. 2004 (e37)                  96                89,6 %                   –                    –                    13 %                     1
                                                                     (pauschal
                                                                     gebessert)
     Shaya, Jawahar et al. 2004 (e38)               40                 40 %                 30 %                    –                      –                      1
                                                                     (Schluss-
                                                                     kontrolle)
     Brisman 2004 (e39)                             293               21,8 %                47 %                23,9 %                   3,2 %                   2
                                                                     (Schluss-                                                         (störend)
                                                                     kontrolle)
     Massager, Lorenzoni et al.                     47                 68 %                 21 %                  18 %                  38 %                    1,3
     2004 (e40)                                                                                                                     (4 % störend)
     Petit, Herman et al. 2003 (e41)                96                 77 %                    –                 39 %                   7,3 %                   2,5
                                                                     (pauschal                              (nach 3 Jahren)         (3 % störend)
                                                                     gebessert)
     Pollock, Phuong et al. 2002 (22)               117                57 %                    –                  2%                   37 %                     2,2
                                                                   (nach 1 Jahr,                           (im Vgl. zu 1 Jahr)     (12 % störend)
                                                                     pauschal
                                                                    gebessert)
     Maesawa, Salame et al.                         220                64 %                 21 %                13,6 %                  10,2 %                   2
     2001 (e42)                                                                                             (pauschal 56 %
                                                                                                            gebessert nach
                                                                                                               5 Jahren)

                                           * Die verschiedenen Studien unterscheiden sich erheblich hinsichtlich der angewandten Methodik der Datenerhebung und der Rücklaufquoten.

                    ⏐ Jg. 104⏐
Deutsches Ärzteblatt⏐        ⏐ Heft 39⏐
                                      ⏐ 28. September 2007                                                                                                                A 2659
MEDIZIN

  TABELLE 3

  Ergebnisse der perkutanen ablativen Verfahren (offene Fallbeobachtungsstudien*)

    Autoren und Methode                      Anzahl              Schmerzfrei           Teilweise            Rezidiv (%)            Sensibles              Mediane
                                         nachkontrollierte          (%)              Besserung (%)                                 Defizit (%)        Beobachtungszeit
                                            Patienten                                                                                                     (Jahre)
    Kanpolat, Savas 2001 (e43)                  1 216               97,6 %                 k.A.                 34 %                  k.A.                      5
    Thermokoagulation                                              (pauschal                                                      (8 % störend)
                                                                   gebessert)
    Oturai, Jensen et al. 1996 (e44)             185                 83 %                  k.A.                 49 %                   65 %                     8
    Thermokoagulation
    Broggi, Franzini et al. 1990 (e45)          1 000                95 %                  k.A.                18 %                     –                     9,3
    Thermokoagulation                                              (pauschal                                                      (7 % störend)
                                                                   gebessert)
    Latchaw, Hardy et al. 1983 (e46)              96                 88 %                  k.A.                 35 %                   –                        5
    Thermokoagulation                                                                                                            (13 % störend)
    van Loveren, Tew et al. 1982 (e12)           700                 61 %                  13 %                 20 %                   k.A.                     6
    Thermokoagulation
    Slettebo, Hirschberg et al.                   60                 93 %                  k.A.                 35 %                   38 %                   4,5
    1993 (e47)
    Glycerin                                                                                                                     (17 % störend)
    Steiger 1991 (19)                            122                 84 %                  k.A.                 25 %                 53 %                       5
    Glycerin                                                                                                                     (16 % störend)
    North, Kidd et al. 1990 (e48)                 85                  78%                  k.A.                 50 %              (4 % störend)                 3
    Glycerin
    Abdennebi, Bouatta et al.                    150                 > 90 %                k.A.                 30 %             (10 % störend)                 4
    1995 (e49)                                                     (pauschal)
    Ballonkompression

                                         * Die verschiedenen Studien unterscheiden sich erheblich hinsichtlich der angewandten Methodik der Datenerhebung und der Rücklaufquoten.

                        ter Durchleuchtungskontrolle in das Foramen ovale ge-                        Eingriff nicht so gut wie beim Ersteingriff. In etwa 70 %
                        führt. Mittels einer Radiofrequenzsonde wird der N. trige-                   kann man aber dennoch Schmerzfreiheit erwarten. Offen
                        minus thermisch partiell ausgeschaltet (60–70 °C für                         ist derzeit noch, ob die neu aufkommende gepulste Radio-
                        60–70 sec) oder wasserfreies Glyzerin in das Cavum                           frequenzläsion, bei der mit einer Maximaltemperatur von
                        Meckeli injiziert (0,3–0,4 mL). Einer gewissen Beliebt-                      42 °C gearbeitet wird, die in sie gesetzten Erwartungen er-
                        heit erfreute sich auch die Ballonkompressionsmethode,                       füllen wird (e5, e6). Vorteilhaft an diesem neuen Verfahren
                        wobei ein 4-French-Fogarty-Ballonkatheter durch das                          erscheint, dass durch die fehlende destruktive Eigenschaft
                        Foramen ovale eingeführt und einige Minuten mit 0,75 bis                     kein Deafferenzierungsschmerz entstehen soll.
                        1 mL Kontrastmittel gefüllt wird (intraluminaler Druck
                        circa 1 500 mm Hg) (e4). Serien mit längeren Beobach-                        Spezielle Betrachtungen
                        tungszeiten liegen aber kaum vor.                                            Trigeminusneuralgie bei multipler Sklerose
                           Thermokoagulation und Glycerininfiltration sind seit                      Eine Trigeminusneuralgie tritt einerseits im Verlauf bei et-
                        über 20 Jahren bewährte Verfahren. Initial kann mit bei-                     wa 2 % aller Patienten mit multipler Sklerose auf. Auf der
                        den Methoden in 80 bis 90 % Schmerzfreiheit erreicht                         anderen Seite ist bei Patienten mit Trigeminusneuralgie in
                        werden. Ein sensibles Defizit wird von etwa der Hälfte der                   ungefähr 2,5 % eine multiple Sklerose als Ursache zu se-
                        Patienten angegeben, wobei dieses in 10 bis 15 % als                         hen (e7). Traditionell wurden bei diesen Patienten nach
                        störend beschrieben wird. Nach 5 Jahren sind noch 50 bis                     Ausschöpfung der medikamentösen Maßnahmen die de-
                        60 % der Patienten schmerzfrei. Die initialen Erfolgsquo-                    struktiven operativen Verfahren eingesetzt. Hier scheinen
                        ten sowie die Langzeitresultate der verschiedenen Serien                     die Resultate nicht wesentlich schlechter zu sein als bei
                        decken sich weitgehend. Eine Anaesthesia dolorosa kann                       der idiopathischen Trigeminusneuralgie (e8). In jüngerer
                        nach Thermokoagulation und Glycerinrhizolyse ähnlich                         Zeit wurde auch die mikrovaskuläre Dekompression zur
                        häufig auftreten (1,5 bis 2 %). Dieser Begriff bezeichnet                    Behandlung der MS-assoziierten Trigeminusneuralgie
                        einen Denervationsschmerz, der durch ein sensibles Defi-                     untersucht. Ein gewisser Gefäß-Nerven-Konflikt konnte
                        zit ausgelöst werden kann. Septische beziehungsweise                         in einer Serie doch in fast 50 % der Fälle identifiziert wer-
                        aseptische Meningitiden nach Glycerinrhizolyse sind als                      den, wobei hier die subjektive Komponente der intraope-
                        seltene Komplikationen beschrieben.                                          rativen Einschätzung des Konfliktes berücksichtig werden
                           Die perkutanen Eingriffe können im Falle eines Rezi-                      muss (e9). Die postoperativen Langzeitresultate waren
                        divs alle wiederholt werden. Im Allgemeinen nimmt je-                        aber doch deutlich schlechter als bei der idiopathischen
                        doch das sensible Defizit nach multiplen Interventionen                      Trigeminusneuralgie. Hier wurde eine langfristige Besse-
                        zu. Die Erfolgsaussichten sind nach einem wiederholten                       rung in nur knapp 40 % der Fälle erreicht.

A 2660                                                                                                                                  ⏐ Jg. 104⏐
                                                                                                                    Deutsches Ärzteblatt⏐        ⏐ Heft 39⏐
                                                                                                                                                          ⏐ 28. September 2007
MEDIZIN

Atypische Trigeminusneuralgien                                                        6. Love S, Coakham HB: Trigeminal neuralgia: pathology and pathogene-
Atypische Trigeminusneuralgien umfassen Gesichts-                                        sis. Brain 2001; 124: 2347–60.
schmerzen, die nicht den eingangs erwähnten Kriterien                                 7. Brisman R: Trigeminal neuralgia and multiple sclerosis. Arch Neurol
                                                                                         1987; 44: 379–81.
einer typischen Trigeminusneuralgie entsprechen. Insbe-
sondere treten zusätzlich zu paroxysmal einschießenden                                8. DGN. Leitline Trigeminusneuralgie, 2005. www.dgn.org/138.0.html.
Attacken auch Dauerschmerzen und eventuell Dysästhe-                                  9. Zakrzewska JM: Consumer views on management of trigeminal neural-
                                                                                         gia. Headache 2001; 41: 369–76.
sien und sensible Defizite auf. Die Ursachen sind unein-
                                                                                     10. Turp JC, Gobetti J: Trigeminal neuralgia–an update.
heitlich und umfassen:                                                                   Compend Contin Educ Dent 2000; 21: 279–82, 284, 287–8 passim;
   > die Spätentwicklung einer ursprünglich typischen                                    quiz 292.
     Trigeminusneuralgie                                                             11. Wiffen P, Collins S, McQuay H, Carroll D, Jadad A, Moore A: Anticon-
   > eine postherpetische Neuralgie                                                      vulsant drugs for acute and chronic pain. Cochrane Database Syst Rev:
   > Anaesthesia dolorosa nach destruktiven Verfahren                                    CD001133. 2005.
     am N. trigeminus                                                                12. Freynhagen R, Baron R: Kompendium neuropathischer Schmerz. Ein
   > einige symptomatische Trigeminusneuralgien.                                         praxisorientierter Leitfaden. Linkenheim: Aesopus-Verlag 2006.
   Bei sensiblem Defizit gelten destruktive Verfahren als                            13. Tremont-Lukats I, Megeff C, Backonja M: Anticonvulsants for neuropa-
                                                                                         thic pain syndromes: mechanisms of action and place in therapy. Drugs
obsolet. Hier hat möglicherweise die Elektrostimulation                                  2000; 60: 1029–52.
des Ganglion Gasseri mittels eines Schrittmachers Bedeu-                             14. Farago F: Trigeminal neuralgia: its treatment with two new carbama-
tung (e10). Die mikrovaskuläre Dekompression erreicht                                    zepine analogues. Eur Neurol 1987; 26: 73–83.
nach neueren Erkenntnissen auch bei atypischen Trigemi-                              15. Zakrzewska JM, Patsalos PN: Oxcarbazepine: a new drug in the mana-
nusneuralgien recht gute Ergebnisse, sofern ein eindeuti-                                gement of intractable trigeminal neuralgia. J Neurol Neurosurg Psy-
ger Gefäß-Nerven-Konflikt nachgewiesen ist (18).                                         chiatry 1989; 52: 472–6.
                                                                                     16. Kalis M, Huff N: Oxcarbazepine, an antiepileptic agent. Clin Ther 2001;
Schlussfolgerungen                                                                       23: 680–700.
Die allgemeine Akzeptanz der vaskulären Kompression                                  17. Cheshire WP: Fosphenytoin: an intravenous option for the management
                                                                                         of acute trigeminal neuralgia crisis. J Pain Symptom Manage 2001; 21:
als Ursache der klassischen Trigeminusneuralgie und die                                  506–10.
daraus resultierende kurative Therapiemöglichkeit durch                              18. Sindou M, Leston J, Howeidy T, Decullier E, Chapuis F: Micro-vascular
die mikrovaskuläre Dekompression sind die wichtigsten                                    decompression for primary Trigeminal Neuralgia (typical or atypical).
Entwicklungen der letzten Dekade. Bei alten oder ge-                                     Long-term effectiveness on pain; prospective study with survival analy-
brechlichen Patienten kommen als Alternative minimal                                     sis in a consecutive series of 362 patients. Acta Neurochir (Wien) 2006;
                                                                                         148: 1235–45.
invasive perkutane Verfahren oder die Gamma-Knife-Ra-
                                                                                     19. Steiger HJ: Prognostic factors in the treatment of trigeminal neuralgia.
diochirurgie infrage. Alle diese Verfahren sind neurode-
                                                                                         Analysis of a differential therapeutic approach. Acta Neurochir (Wien)
struktiv und haben damit den Nachteil sensibler Ausfälle.                                1991; 113: 11–7.
Auch beinhalten sie eine Rezidivneigung, wobei nach 5                                20. Henson CF, Goldman HW, Rosenwasser RH, Downes MB, Bednarz G,
Jahren noch etwa die Hälfte der Patienten schmerzfrei ist.                               Pequignot EC et al.: Glycerol rhizotomy versus gamma knife radiosur-
Diese Verfahren können aber wiederholt werden.                                           gery for the treatment of trigeminal neuralgia: an analysis of patients
                                                                                         treated at one institution. Int J Radiat Oncol Biol Phys 2005; 63:
                                                                                         82–90.
Interessenkonflikt
PD Dr. med. Freynhagen erhielt Honorare für wissenschaftliche Vorträge und Bera-     21. Brisman R: Gamma knife radiosurgery for primary management for tri-
tungen von folgenden Firmen: Grünenthal, Janssen, Lilly/Böhringer, Mundipharma,          geminal neuralgia. J Neurosurg 2000; 93 Suppl 3: 159–61.
Organon, Pfizer, Schwarz-Pharm.
                                                                                     22. Pollock BE, Phuong LK, Gorman DA, Foote RL, Stafford SL: Stereotactic
Dr. med. Horstmann und Prof. Dr. med. Steiger erklären, dass kein Interessenkon-
flikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Edi-       radiosurgery for idiopathic trigeminal neuralgia. J Neurosurg 2002; 97:
tors besteht.                                                                            347–53.
                                                                                     23. Shetter AG, Rogers CL, Ponce F, Fiedler JA, Smith K, Speiser BL: Gam-
Manuskriptdaten                                                                          ma knife radiosurgery for recurrent trigeminal neuralgia. J Neurosurg
eingereicht: 9. 2. 2007, revidierte Fassung angenommen: 24. 5. 2007                      2002; 97(5 Suppl.): 536–8.
                                                                                     24. Brisman R: Repeat gamma knife radiosurgery for trigeminal neuralgia.
LITERATUR                                                                                Stereotact Funct Neurosurg 2003; 81: 43–9.
 1. Bennetto L, Patel NK, Fuller G: Trigeminal neuralgia and its manage-             25. Herman JM, Petit JH, Amin P, Kwok Y, Dutta PR, Chin LS: Repeat gam-
    ment. Bmj 2007; 334: 201–5.                                                          ma knife radiosurgery for refractory or recurrent trigeminal neuralgia:
 2. Katusic S, Beard CM, Bergstralh E, Kurland LT: Incidence and clinical                treatment outcomes and quality-of-life assessment. Int J Radiat Oncol
    features of trigeminal neuralgia, Rochester, Minnesota 1945–1984.                    Biol Phys 2004; 59: 112–6.
    Ann Neurol 1990; 27: 89–95.
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    microsurgical approaches of the cerebellopontine angle for vascular              Prof. Dr. Hans-Jakob Steiger
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MEDIZIN

Ü B E R S I C H T S A R B E I T

Therapiemöglichkeiten der
Trigeminusneuralgie –
Fokus chirurgische Verfahren
Hans-Jakob Steiger, Gerhard Horstmann, Rainer Freynhagen

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