Die operative Behandlung der Trigeminusneuralgie - www.kup.at/ - Krause ...

 
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Journal für

 Neurologie, Neurochirurgie
 und Psychiatrie
             www.kup.at/
 JNeurolNeurochirPsychiatr   Zeitschrift für Erkrankungen des Nervensystems

Die operative Behandlung der
                                                                               Homepage:
Trigeminusneuralgie
                                                                       www.kup.at/
Spendel MC, Lanner G                                             JNeurolNeurochirPsychiatr

Journal für Neurologie                                                 Online-Datenbank
                                                                         mit Autoren-
Neurochirurgie und Psychiatrie
                                                                      und Stichwortsuche
2001; 2 (1), 32-36

                                                                                            Indexed in
                                                               EMBASE/Excerpta Medica/BIOBASE/SCOPUS

 Krause & Pachernegg GmbH • Verlag für Medizin und Wirtschaft • A-3003 Gablitz
 P.b.b. 02Z031117M,            Verlagsor t : 3003 Gablitz, Linzerstraße 177A /21           Preis : EUR 10,–
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DIE OPERATIVE          M. C. Spendel, G. Lanner
 BEHANDLUNG
         DER
 TRIGEMINUS-
                      DIE OPERATIVE BEHANDLUNG DER
   NEURALGIE          TRIGEMINUSNEURALGIE
                                                                                       lere Patientenalter lag bei 51 Jahren.
       Operative treatment of trigeminal neuralgia                                     Durch eine subokzipitale Kranio-
                                                                                       tomie wird der Nervus trigeminus im
       Summary                                 nerve as it enters the brain stem to    Kleinhirn-Brücken-Winkel exponiert
                                               be the cause of trigeminal neural-      und nach Neurolyse ein Muskelstück
       In the operative approach to trige-     gia. 120 microvascular decompres-       oder Gelatineschwamm zwischen
       minal neuralgia, thermocoagulation      sions of the trigeminus nerve were      dem Nerv und dem komprimieren-
       of Ganglion Gasseri after Sweet and     conducted from January 1st, 1990        den Gefäß interponiert.
       microvascular decompression of          to December 31st, 1999, the mean
       the trigeminal nerve after Jannetta     patient age was 51 years. In the        In einem Beobachtungszeitraum von
       have proven to be highly success-       operation, the trigeminal nerve is      1 Jahr bis 10 Jahren waren 97,5 %
       full methods of treatment.              seen after suboccipital craniotomy      der Patienten schmerzfrei. Bei 2 %
                                               and opening of the dura. Through        der Patienten konnte nach Reduzie-
       The principle of percutaneous           adhesiolysis it is then possible to     rung der Carbamazepindosis eine
       thermocoagulation is based on           retract the compressing vessel and      deutliche Schmerzlinderung erreicht
       the fact, that painconducting non       implant muscle or gelatine dis-         werden.
       myelinated fibers of the trigeminal     placing the vessel rostrally. In
       nerve can be destroyed through          97 % of the cases a vessel was
       an exactly dosed heat-effect of         identified, and in 71 % this was
       60 ° to 80 °C in the foramen ovale.     the superior cerebellar artery.         KLINISCHE SYMPTOMATIK
       342 thermocoagulations were con-        In our follow-up controls between
       ducted from January 1st, 1986 to        1 year and 10 years 98 % of the         Aus den verschiedenen Formen des
       December 31st, 1999 at the Clinic       patients were pain-free after the       Gesichtsschmerzes hebt sich das
       of Neurosurgery of Klagenfurt. The      operation. In 2 % we were able to       Krankheitsbild der Trigeminusneural-
       average patient age was 74 and the      reduce the dose of carbamazepine        gie besonders hervor. Obgleich es
       mean length of illness was relatively   significantly, in order to achieve      bisher keine allgemein anerkannte
       high at 10 years. In the follow-up      relative freedom of pain.               Pathophysiologie dieser Krankheit
       period of 1 year to 14 years 91 %                                               gibt, herrscht über ihre Definition
       of the patients were pain-free. The     Keywords: trigeminal neuralgia,         Einigkeit: blitzartig auftretende, meist
       recurrence rate was 14 %.               thermocoagulation, microvascular        nur wenige Sekunden anhaltende
                                               decompression                           Schmerzattacken, die sich exakt auf
       In 1934 Dandy showed vascular                                                   das Gebiet der Trigeminusäste be-
       compression of the trigeminal                                                   schränken, fast immer durch äußere
                                                                                       Reize, die sogenannten Triggerme-
                                                                                       chanismen, ausgelöst werden und
                                               vom 1. 1. 1986 bis 31. 12. 1999 342     sich salvenartig nach Intervallen
     ZUSAMMENFASSUNG                           Thermokoagulationen durchgeführt.
                                               Das durchschnittliche Patientenalter
                                                                                       völliger Schmerzfreiheit wieder-
                                                                                       holen.
                                               betrug 74 Jahre, die mittlere Erkran-
     In der operativen Behandlung der          kungsdauer war mit 10 Jahren relativ    Diese „Tic douloureux” genannten
     Trigeminusneuralgie dominieren            hoch. In einem Beobachtungszeitraum     Attacken sind manchmal so heftig,
     heute die von Sweet entwickelte           von 1 Jahr bis 14 Jahren blieben 91 %   daß sie sich dem Menschen als das
     Thermokoagulation des Ganglion            der Patienten schmerzfrei, die          Furchtbarste darstellen, was ein
     Gasseri und die mikrovaskuläre De-        Rezidivrate betrug 14 %.                Mensch überhaupt an Schmerz er-
     kompression des Nervus trigeminus                                                 fahren kann.
     nach Jannetta.                            Die mikrovaskuläre Dekompression
                                               des Nervus trigeminus stellt mög-
     Das Prinzip der perkutanen Thermo-        licherweise eine kausale Therapie
     koagulation beruht darauf, daß die
     schmerzleitenden nichtmyelinisier-
                                               dar. Dandy zeigte 1934, daß die
                                               Ursache der Trigeminusneuralgie in
                                                                                       NEUROCHIRURGISCHE
     ten C-Fasern des Nervus trigeminus        einer Kompression des Nerven durch      OPERATIONSVERFAHREN
     durch exakt dosierte Hitzeeinwir-         ein Gefäß im Bereich des Hirn-
     kung von 60–80 °C im Foramen ova-         stammes liegt. Vom 1. 1. 1990 bis       Das Prinzip der neurochirurgischen
     le selektiv zerstört werden. An der       31. 12. 1999 haben wir 120 Jannetta-    Operationsverfahren besteht entwe-
     Neurochirurgie Klagenfurt wurden          Operationen durchgeführt, das mitt-     der in einer Ausschaltung nozizepti-

32   J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 1/2001

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DIE OPERATIVE
                                                                                                           BEHANDLUNG
                                                                                                           DER
                                                                                                           TRIGEMINUS-
                                                                                                           NEURALGIE
ver Afferenzen oder in einer unspezi-   kierungspunkten: an der Punktions-         Patientengut
fischen Manipulation am Ganglion        stelle 2–3,5 cm lateral des Mundwin-
Gasseri bzw. der Trigeminuswurzel       kels (je nach gewünschtem Nerven-          An der Neurochirurgie Klagenfurt
mit dem Ergebnis einer Unterbre-        ast); an einem Punkt 3 cm vor dem          wurde vom 1. 1. 1986 bis 31. 12. 1999
chung pathologischer Strukturen und     äußeren Gehörgang; und am media-           an insgesamt 342 Patienten (143 Män-
Kurzschlüsse. Seit Ende der 60er        len Rand der ipsilateralen Pupille.        ner und 199 Frauen) eine Thermo-
Jahre dominieren die von Sweet ent-     Nach Infiltration eines Lokalanästhe-      koagulation des Ganglion Gasseri
wickelte Radiofrequenzthermoko-         tikums wird die Thermokoagulations-        durchgeführt. Das durchschnittliche
agulation (1969) und die 1976 von       nadel mit Führungskanüle eingeführt.       Patientenalter betrug 74 Jahre (39–
Jannetta inaugurierte mikrovaskuläre    Die Elektrode ist eine modifizierte 20     91), die mittlere Erkrankungsdauer
Dekompression des Nervus trigemi-       Gauge-Lumbalpunktionsnadel und             war mit 10 Jahren relativ hoch.
nus in der hinteren Schädelgrube. In    bis zu 3, 5 oder 7 mm vor der Spitze
den letzten Jahren kamen als neue       isoliert, je nach der gewünschten          Die Schmerzen waren rechts zu
Operationsverfahren die Glycerol-       Tiefe der Thermokoagulation.               56,1 % lokalisiert, am häufigsten war
injektion in die Cisterna trigemini,                                               der 2. Trigeminusast mit 82,2 % be-
die perkutane Mikrokompression des      Eine neuerliche Röntgenaufnahme            troffen. 51,5 % der Patienten hatten
Ganglion Gasseri und die radio-         a.-p. und seitlich zeigt die Koagula-      Schmerzen im Ausbreitungsgebiet
chirurgische Konvergenzbestrahlung      tionsnadel exakt im Foramen ovale          von 2 Ästen.
der Austrittszone mit dem X-Knife       positioniert. Nun wird der Mandrin
hinzu.                                  entfernt, in 2/3 der Fälle treten einige   An präoperativer Diagnostik waren
                                        Tropfen Liquor aus. Der Mandrin            neben der klinisch-neurologischen
Mit der Thermokoagulation des Gan-      wird durch eine Thermosonde er-            Exploration eine interne Untersu-
glion Gasseri und der mikrovasku-       setzt, die die Messung der Tempe-          chung, Röntgenaufnahmen der Schä-
lären Dekompression des Nervus          ratur während der Koagulation er-          delbasis und ein CT oder MRT mit
trigeminus nach Jannetta stehen uns     laubt. Die elektrische Stimulation         Kontrastmittel zum Ausschluß eines
heute zwei bewährte Operations-         erfolgt motorisch mit 5 Hertz bei          Tumors oder eines AV-Angioms
methoden zur Verfügung.                 0,7–1,0 Volt während einer Milli-          obligat.
                                        sekunde und manifestiert sich in
Die perkutane Thermokoagulation         Kontraktionen des M. masseter. Sen-        Die Indikation zur Thermokoagulation
des Ganglion Gasseri                    sibel wird mit 75 Hertz bei 0,1–0,5 V      stellten wir bei typischer klinischer
                                        während einer Millisekunde stimu-          Symptomatik (Tic douloureux), bei
Das Prinzip dieser Operation beruht     liert. Bei der Reizung gibt der Patient    Therapieresistenz auf Medikamente
darauf, daß die schmerzleitenden        ein Kribbelgefühl im entsprechenden        oder Unverträglichkeit von pharmako-
schwach und nicht myelinisierten        Hautgebiet der betroffenen Wurzel          logischen Substanzen, bei Patienten
C-Fasern des Nervus trigeminus          an. Die korrekte Nadelposition un-         über 70 Jahren oder bei Patienten
durch exakt dosierte Hitzeeinwirkung    terliegt also einer 4fachen Kontrolle:     unter 70 Jahren, wenn eine schwere
von 60–80 °C selektiv destruiert wer-   radiographisch, durch freies Abtröp-       Allgemeinerkrankung oder ein großes
den [1].                                feln von Liquor, durch elektrische         kardiopulmonales Risiko vorlag.
                                        Stimulation und entsprechende Reiz-
Operationstechnik                       antwort und durch Impedanz-                Postoperative Ergebnisse
                                        Monitoring.
Die von uns angewandte Technik der                                                 Von den insgesamt 342 Patienten
Thermokoagulation ist jener von         In kurzer Allgemeinnarkose mit             blieben bei einem Beobachtungs-
Sweet angepaßt. Der Patient wird auf    Propofol wird schließlich die Hitze-       zeitraum von 1 Jahr bis 14 Jahren 311
dem Operationstisch halb liegend,       läsion gesetzt und eine Hochfre-           Patienten schmerzfrei, das entspricht
mit leicht gebeugten Beinen und den     quenzkoagulation während 90 Se-            90,9 %. Bei den verbleibenden 31
Kopf nach hinten gebeugt gelagert.      kunden mit 65 °C und nach kurzer           Patienten, das sind 9,1 %, kam es nur
Diese Position erlaubt submento-        Retraktion weitere 60 Sekunden mit         zu einer Besserung der Beschwerde-
vertikale Röntgenaufnahmen zur          ebenfalls 65 °C durchgeführt. Nach         symptomatik. Ein Schmerzrezidiv
Darstellung des Foramen ovale.          Erwachen des Patienten aus der             erlitten 48 Patienten, das entspricht
                                        Kurznarkose wird der Koagulations-         einer Rezidivrate von 12,5 %.
Nach Desinfektion wird das Foramen      effekt bei noch liegender Nadel und
ovale unter Röntgensichtkontrolle in    Elektrode überprüft, um gegebenen-         An Komplikationen traten bei 51 Pa-
Free hand-Technik anvisiert. Entspre-   falls eine Wiederholung der Elektro-       tienten (14,9 %) Dysästhesien auf, 2
chend dem vorderen Zugang nach          koagulation mit höherer Temperatur         Patienten (0,6 %) entwickelten eine
Härtel orientiert man sich an 3 Mar-    anschließen zu können.                     Anästhesia dolorosa. In Übereinstim-

                                                                               J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 1/2001     33
mung mit anderen Untersuchungen zeigen die Opera-
tionsresultate eine initial und auch langfristig gute Erfolgs-
quote.

Die Vorteile der Thermokoagulation gegenüber anderen
Verfahren sind die kurze Operationsdauer, die Astselektion
des Eingriffes durch mehrfache Nadelkontrolle, die geringe
Morbidität und Mortalität, das unlimitierte Patientenalter,
die hohe Erfolgsrate, die gute Akzeptanz bei den Patien-
ten, die Wiederholungsmöglichkeit und der kurze Klinik-
aufenthalt.

Besonders bei älteren Patienten mit begleitenden Herz-
Kreislauf-Erkrankungen und erhöhtem Narkoserisiko ist
die Thermokoagulation in der operativen Behandlung die
Methode der Wahl.

Die mikrovaskuläre Dekompression des Nervus
trigeminus nach Jannetta

Erste Beobachtungen von Dandy 1934 zeigten, das die
vaskuläre Kompression des Nervus trigeminus an seiner
Austrittszone aus dem Hirnstamm die häufigste Ursache
der Trigeminusneuralgie ist [2]. Gardner, ein Schüler
Dandys, wagte 1959 als erster den therapeutischen Schritt
einer vaskulären Dekompression der Trigeminuswurzel
im Kleinhirnbrückenwinkel [3]. Die Einführung des Opera-
tionsmikroskopes in die Chirurgie der Trigeminusneural-
gie durch Jannetta 1968 revolutionierte dieses Opera-
tionsverfahren, indem es eine systematische und zugleich
schonende mikrochirurgische Exploration des Kleinhirn-
brückenwinkels ermöglichte [4]. Die Jannetta-Operation
stellt möglicherweise eine kausale Therapie dar und hat
als nichtdestruierender Eingriff die komplette Erhaltung
des Trigeminusnerven zum Ziel.

  Abbildung 1: Operationssitus im Kleinhirnbrückenwinkel
  rechts. Der Nervus trigeminus wird im Bereich der Aus-
  trittszone aus dem Hirnstamm von einer Schlinge der
  A. cerebrelli superior von kranial komprimiert

34   J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 1/2001
Operationstechnik

Die Jannetta-Operation kann sowohl in sitzender als
auch in der sogenannten Parkbank-Position durchgeführt
werden. Subokzipital retroaurikulär wird ein ungefähr 6 cm
langer Hautschnitt angelegt und durch einen retromastoi-
dalen Zugang eine 2,5 cm × 2 cm große Kraniotomie
durchgeführt, deren Begrenzung kranial der Sinus trans-
versus und lateral der Sinus sigmoideus ist. Durch diskrete
Elevation der Kleinhirnhemisphäre wird unter dem Opera-
tionsmikroskop der Kleinhirnbrückenwinkel exponiert
und die Austrittszone des Trigeminusnerven am Hirn-
stamm dargestellt (Abb. 1). Das den Nerv komprimierende
arterielle Gefäß wird durch Neurolyse soweit mobilisiert
und verlagert, daß zwischen Gefäß und Nerv ein autologes
Muskelstück interponiert werden kann (Abb. 2); als
Interponate eignen sich auch ein Teflon- oder Gelatine-
schwamm. In Einzelfällen, in denen besondere anatomi-
sche Verhältnisse vorliegen, kann durch den Einsatz des
Endoskops die Lichtintensität verstärkt und das ventrale
Areal der Trigeminusneuralgie besser visualisiert werden.

Patientgut

An der Neurochirurgie Klagenfurt wurden vom 1. 1. 1990
bis 31. 12. 1999 insgesamt 120 Jannetta-Operationen
durchgeführt, 48 davon allein im Jahre 1999. Das weibli-
che Geschlecht überwog wiederum mit 65 %, das durch-
schnittliche Patientenalter betrug 51 Jahre, die mittlere
Krankheitsdauer 7 Jahre.

Die Schmerzen waren in 60 % rechts lokalisiert, am häu-
figsten betroffen war der 2. Ast mit 78,3 %; 53,3 % hatten
Schmerzen im Versorgungsbereich von 2 Ästen. Bei allen
120 Patienten wurde präoperativ eine Computertomogra-
phie durchgeführt, bei 81,7 % zusätzlich ein MRT zum

  Abbildung 2:Interponiertes Muskelstück zwischen dem
  dekomprimierten Nervus trigeminus und der dislozier-
  ten A. cerebelli superior

             J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 1/2001    35
DIE OPERATIVE
 BEHANDLUNG
         DER
 TRIGEMINUS-
   NEURALGIE
     pathognomischen Ausschluß ent-           Nervus trigeminus feststellen: in         exzellenten Operationsresultaten, der
     zündlicher Erkrankungen, demyelini-      70,8 % durch die A. cerebelli supe-       geringen Morbidität und der hohen
     sierender Plaque einer Encephalitis      rior, in 16,7 % durch die A. cerebelli    Akzeptanz unter den Patienten stellt
     disseminata sowie eines Tumors oder      superior (Abb. 3) und A. cerebelli        die mikrovaskuläre Dekompression
     einer arteriovenösen Malformation.       inferior anterior sowie in 8,3 %          die Methode der Wahl vor allem bei
     Mehr als die Hälfte der Patienten        durch die Vena petrosa Dandy. Bei 4       jüngeren Patienten dar.
     hatten präoperativ eine MR-Angio-        Patienten fanden wir keine vaskuläre
     graphie, in 70 % konnte radiologisch     Kompression, jedoch hatten 3 Pati-
     eine Beziehung zwischen dem Trige-       enten ausgedehnte arachnitische
     minusnerven und vaskulären Struktu-
     ren gefunden werden. Intraoperativ
                                              Verwachsungen, die durch Adhäsio-
                                              lyse gelöst wurden.
                                                                                        DISKUSSION
     wurde dieser radiologische Befund in
     allen Fällen bestätigt.                  Postoperative Ergebnisse                  Die Thermokoagulation des Gangli-
                                                                                        on Gasseri und die mikrovaskuläre
     Die Indikation zur mikrovaskulären        Bei einem Beobachtungszeitraum           Dekompression des Nervus trigeminus
     Dekompression stellten wir bei ty-        von 1 Jahr bis 10 Jahren konnten wir     nach Jannetta stellen zwei sich er-
     pisch klinischer Symptomatik, bei         bei 118 Patienten, das sind 98,3 %,      gänzende Verfahren in der operati-
     Therapieresistenz auf pharmakologi-       eine Schmerzfreiheit ohne Medika-        ven Behandlung der Trigeminusneur-
     sche Substanzen oder bei Auftreten        mente erreichen, bei 2 Patienten         algie dar. Nicht nur die Operations-
     von inakzeptablen Nebenwirkungen,         kam es nur zu einer Schmerzlinde-        technik ist für den Behandlungserfolg
     sowie bei Patienten unter 70 Jahren,      rung, nach einer Thermokoagulation       ausschlaggebend, sondern auch die
     wobei wir diese Altersgrenze bei Pati-    des Ganglion Gasseri wurden auch         richtige Indikation zu dem Eingriff.
     enten in guter kardiopulmonaler Kon-      diese Patienten schmerzfrei. In unse-    Die Auswahl der Patienten, die für
     dition nach oben verschoben haben.        rem Patientengut konnten wir keine       die Operation in Frage kommen, ist
                                               Signifikanz hinsichtlich des Ge-         dadurch erschwert, daß sich die Dia-
     Intraoperativ konnten wir in 96,7 %       schlechts, des Alters und der Krank-     gnose fast ausschließlich auf die sub-
     eine vaskuläre Kompression des            heitsdauer feststellen. Diese Ergeb-     jektiven Angaben über den Schmerz-
                                                          nisse werden in anderen       charakter stützt. Die MR-Angiogra-
                                                          Untersuchungsserien be-       phie, besonders die 3-D-Gradienten-
      Abbildung 3: Der Pfeil markiert den     Nervus      stätigt.                      Echosequenz mit Kontrastmittel stellt
      trigeminus rechts im Bereich der Austrittszone                                    einen Fortschritt in der Diagnostik
      aus dem Hirnstamm. Kranial wird der Nerv von       Die häufigsten Komplika-       dar, weil diese nichtinvasive Unter-
      der Arteria cerebelli superior (im Querschnitt     tionen waren temporärer        suchung die klinische Diagnose in
      getroffen, dunkel) komprimiert                     Natur: Zwei Patienten ent-     vielen Fällen verifizieren kann. Die
                                                         wickelten eine passagere       Operationsergebnisse zeigen, daß
                                                         Fazialisparese, bei einem      die Indikation zur Operation nur auf
                                                         Patienten kam es zu einer      die Trigeminusneuralgie beschränkt
                                                         Hörverminderung und bei        werden sollte und alle anderen als
                                                         einem weiteren Patienten       atypisch bezeichneten Formen des
                                                         zu einem Hörverlust auf-       Gesichtsschmerzes von der Opera-
                                                         grund eines Gefäßspas-         tion auszuschließen sind [5].
                                                         mus. In der Literatur wird
                                                         die Morbidität mit 1 bis 5 %   Literatur:
                                                         und die Mortalität mit 0,5     1. Sweet WH, Wepsic SG. Controlled thermocoa-
                                                         bis 1 % angegeben.             gulation of trigeminal ganglion and results for dif-
                                                                                        ferential destruction of pain fibers. J Neurosurg
                                                                                        1974; 39: 143.
                                                         Die Vorteile der Jannetta-
                                                                                        2. Dandy WE. Concerning the cause of trigemi-
                                                         Operation im Vergleich zu      nal neuralgia. Am J Surg 1934; 24: 447–55.
                                                         destruktiven Eingriffen lie-   3. Gardner WJ. Trigeminal Neuralgia. Clin Neuro-
                                                         gen in einer intakten Funk-    surg 1968; 15: 1–56.
                                                         tion des Trigeminusnervs,      4. Jannetta PJ. Microsurgical approach to the
                                                         es kommt zu keinen Hyp-,       trigeminal nerve for tic douloureux. Prog Neurol
                                                         Dys- und Parästhesien so-      Surg 1976; 7: 180–200.
                                                         wie zu keinem Auftreten        5. Lanner G, Spendel MC. Operative treatment of
                                                                                        trigeminal neuralgia. In: Syllabus Booklet, VII. In-
                                                         der gefürchteten Anästhesia    ternational Postgraduate Course 2000, American
                                                         dolorosa. Entsprechend den     Euro date, 2000; 47–9.

36   J. NEUROL. NEUROCHIR. PSYCHIATR. 1/2001
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