DIE ROTHSCHILDS UND JOSEPH SÜß OPPENHEIMER - DRUMMER UND ARNS HISTORIKER GBR
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Zu den bekanntesten Figuren jüdischer Ceschichte in Deutsch- land zählen die Rothschilds und der Hoffaktor Joseph Süß Oppenheimer. Über sie sind zahllose Schriften, bildliche Darstel- lungen, Karikaturen und schließlich auch Filme produziert wor- den. Anhand der Rothschild-Karikaturen wird in diesem Band '19. exemplarisch die im iahrhundert entwickehe antisemitische Bilderwelt gezeigt. Daran schließen sich vergleichende Analysen der filmischen lnterpretationen der Rothschilds und von nJud Süß< im anglo-amerikan ischen und im nationalsozialistischen Film. rsBN 3-7995-231 7-0 @@ IijAC.h"l T@
lüdische Figuren in Film und Kqrikotur Die Rothschilds und Joseph Süß Oppenheimer Herausgegeben von Cilly Kuqelmann und Fritz Backhaus
Schriftenreihe des lüdischen Die Deutsche Bibliothek - CIP- lnhalt Museums Frankfurt am Main Einheitsaufnahme Herausgegeben im Auftrag des Dezer- Jüdische Figurcn in Film und Kari- nats für Kultur und Freizeit der Stadt katur i die Rothschilds und Joseph Frankfirrt am Main Süss Oppenheimer / Uüdisches Cilly Kugelmann und Fritz Backhaus Verantwortlich: Georg Heuberger Museum, Stadt Frankfurt am Mainl. Einleitung ' ' 7 Hrsg. von cilly Kugelmann und tritz Rand 2 Backhaus. - Sigmaringen : Jüdische Figuren in Film und Karika- Thorbecke, 1995 Klaus Herding tur. Die Rothschilds undJoseph Süß Schriftenreihe desJüdischen Karikatur . Die Rothschilds in der ... 13 Oppenheimer Museums Frankfult am Main;2) Herausgegeben von Cilly Kugelmann ISBN 3-7995-2317-0 ünd Fritz Backhaus NE: Kugelmann, CillyLHrsS.l;Jüdi- certrud Koch sches Museum : Tauben oder Falken - die Roths(hild-Filme im Vergleich 65 Die Beiträge von Gertrud Koch, Schriftenreihe des Jüdischen . . . Alfons Arns und Klaus Kreimeier ver- Alfons Arns danken ihre Entstehung einer (o 1996 byjan lhorbecke verlag, Tagung, die dasJüdische Museumin siSmarinSen undJüdisches Museum Fatale Korrespondenzen. Die Jud-Süß-Filme von Lothar Zusammenarbeit mit der Evangeli- der Stadt Fmnkfurt am Main Mendes und Veit Harlan im Vergleich 97 schen Akademie Arnoldshain im Alle Rechte vorbehalten Januar 1995 durchgeführt hat. Gesamtherstellung: M. Liehners Klaus Kreimeier Hofbuchdruckerei GmbH & Co. Verlagsanstalt, Sigmaringen Antisemitismusim nationalsozialistischen Film ........ 135 Printed in Germany ISBN 3-7995-2318-9 Filmographie .......... 158 Autoren. ...... i67 Abbildungen .......... :|67 @@ [üdis{h*l E@ SroorffiF**.ruRTAM MAIN
97 Alfons Arns Fatale Korrespondenzen Die Jud-Süß-Filme von Lothar Mendes und Veit Harlan im Vergleich Vergleichende Analysen von Filmen haben den Vorteil einer Präzisierung der ieweiligen Interpretation, besonders wenn, wie während der Tagung "Die Rothschilds und Joseph Süß Oppenheimer. Jüdische Figuren im Film
l_atale Korrespondenzen 99 Filmwissenschaftlerin R6ginc Mihal Friedman zuerst hingewie- doch mit der Konzentration und Ausrichtung der deutschen sen hat und der in der Forschung zum antisemitischen Film im Filmindustrie das Gegenstück zu Holl)'wood vor. Der deutsche Dritten Reich bislang nicht aufgegriffen wurde. Friedman weist Revuefilm im Dritten Reich als Plagiat der großen amerikani- dem englischen Film "Jew Süss" im Zusammenhang mit der schen Revuefilme von Florenz Ziegfeld bis Busby Berkeley ist Entstehung des nazistischen "Jud Süß" die zentrale inspirie- hier nur das schlagendste Beispiel ftir das bewußte Kopieren rende Funktion zu, im Doppelsinn des französischen Begriffs ausländischer Erfolgsfilme, um schließlich der analogen heimi- ("pretexte
100 Alfons Arns Fatalc Korrespondenzen 101 dig, daß auch nur ein Finger in Deutschland sich zu seinem Schon kurz darauf kam es aber zu heftigen Angriffen in der Lobe rührt". deutschnationalen und dann auch der katholischen Lokal- Nach der Premiere von "Jew Süss" die Regie hatte der im presse, ia sogat zu Demonstrationen und Krawallen, und so Jahte 7926 von Deutschland nach Amerika ausgewanderte wurde der Film kurze Zeit später verboten mit der Begründung, Lothar Mendes (7894-197q,6 der übrigens wie Veit Harlan "daß es sich um einen iüdischen Propagandafilm handele, der Anfang der zwanziger Jahre in Berlin Schauspielschüler bei Max in dieser Form geeignet sei, öffentliches Argernis ru e.r"ge.,..t Reinhardt war - am 4. C)ktober 1934 im Londoner Tivoli lief der Die gleichgeschaltete deutsche Presse empörte sich ebenfalls Film im Oktober desselben Jahres für kurze Zeit auch in ver- und meinte: "Der Regisseur des Films, ein von England ausge- schiedenen Wiener Kinos in der englischen Originalfassung mit wanderter polnischerJude, scheute sich nicht, sämtliche Nicht- einkopierter Übersetzung des Dialogs. Die in Wien erschei- juden in dem Film als moralisch minderwertige und sogar nende Filmzeitschrift "Paimanns Filmlisten" fand in ihrer menschlich entartete Wesen darzustellen..e Kurzankündigung des Films lobende Worte für das kulturhisto- Im Deutschen Reich lief der Film natürlich zu keiner Zeit, was rische Schauspiel; dort heißt es im Stile eines Telegramms: aber das Reichsfilmarchiv in Berlin nicht hinderte, sich eine "Joseph Süss Oppenheimer, Finanzberater Karl Alexanders, Her- Kopie mit deutschen Untertiteln zu besorgen. Auf einer ent- zogs von Württemberg, verliert seine Geliebte an diesen, der sprechenden Karteikarte des Archivs zum Film findet sich ihm später auch die Tochter raubt. Obwohl Süss nun erfährt, neben einer grotesk verfälschenden Inhaltsangabe dazu der fol- daß er adeliger Abstammung, bleibt er Jude, hetzt den Herzog gende Kurzkommentar für den Benutzer: "Der Film, der sich auf zu einem Staatsstreich, nach dessen Mißlingen dieser stirbt. Er das Buch des Juden Lion Feuchtwanger stützt und die histori- selbst wird auf Grund eines verschimmelten Paragraphen zum schen Tatsachen verzent wiedergibt, ist unter jüdischer Regie Tode verurteilt. Das Sujet sieht den Stoff unter dem Gesichts- und z.T. von deutschen Emigranten zu einer Verherrlichung des punkt des unterdrückten Judentums, setzt vieles als bekannt ,Jud Süß, gestaltet worden".r0 Während der Vorbereitung zu voraus, erfordert einige geschichtliche Kenntnisse zum Ver- "Jud Süß" dann im Zeitraum 7939-7940 zeigte Goebbels dem ständnis seiner Hintergründe. Es ist mit viel Detailarbeit und Filmteam um Veit Harlan den Mendes'schen ',Jew Süss", der Atmosphäre inszeniert, gibt veidt eine dankbare Rolle. Sehr laut Harlan "eine deutliche antisemitische Wirkung. hinter- sorgfältig gewähltes Ensemble. Zeit- und milieugetreue Auf- ließ.rr Man kann also davon ausgehen, daß zumindest Goeb- machung, wirksame Massenszenen, schöne Photographie. Die bels, Harlan und die Drehbuchautoren Eberhard Wolfgang Möl- einkopierte Übersetzung des ausgezeichnet pointierten Dialoges ler und Ludwig Metzger den Film und damit auch den Roman ist zufriedenstellend, der Ton einwandfrei. Zumindest über dem von Feuchtwanger bestens kannten. Kurz vor Abschluß der Dre- Durchschnitt, aber vorwiegend für spezielles Publikum".T harbeiten sah sich Goebbels den l'ilm nochmals in privater
102 Alfons Arns Fatale Korrespondenzen 103 37 Standphoto aus ,Jew Süss.: Conrad Veidt als Jud Süß. Runde an, wie man einer Tagebuchnotiz vom 27. Juni 1940 ent- nehmen kann; dort heißt es u.a.: "Der große Luftangriff auf England ist noch einmal abgeblasen worden. Statt dessen ein mittlerer auf englische Fluganlagen. Aber auch der verfehlt seine Wirkung nicht. Abends schaue ich mir in Lanke den Judenfilm ,'Jud Süß" mit Conrad Veidt an. Hier haben die Juden aus einer Finanzhyäne einen Heiligen gemacht. Das können sie. Aber uns beschwindeln sie nicht mehr. Die neue Wochenschau. Herrlichl Keine Neuigkeiten. Nachrichtenflaute!".12 38 Filmplakat,tudSüß".
104 Fatale Korrespondenzen Negative Symbiose und unlreimlichen Ritualen. Mendes verfällt Feuchtwangers kli- scheehaftem Orientalismus und macht Oppenheimers Tochter Schon aufgrund seiner Entstehungsgeschichte ist also der Har- Naomi zu einer keuschen Salome und seinen Mentor zum lan-Goebbelsche "Jud Süß" aufs engste mit der Mendes'schen fernöstlichen Weisen, während bei Harlan alle Frauen, beson- Version verknüpft, die sich ihrerseits explizit als eine Adaption ders aber die jüdischen, sexuell lasziv und charakterschwach nach dem äußerst erfolgreichen historischen Roman ,'Jud Süß- sind. Als seien sie parallel entstanden, ist der wohlmeinende von Lion Feuchtwanger aus dem Jahre 1925 ausgibt. Es ist aber Film eines Exilanten so zum philosemitischen Spiegelbild eines vor allem die ästhetische Gestaltung der beiden Filme, die den faschistischen Hetzwerks geworden. In beiden Fällen erscheint Schluß zuläßt, daß der eine ohne den anderen nicht mehr zu jedoch die Verbindung von Verschwendungssucht, Promis- denken ist. Lothar Mendes' "Jew Süss" - so die dementspre- kuität und weiblicher Verfuhrbarkeit als das eigentlich bren- chende These der Filmkritikerin Mariam Niroumand "lebt in nende Thema..1s einer Art negativer Symbiose mit seinem nationalsozialisti- Dieser Einschätzungist grundsätzlich zuzustimmen, insbe- schen Gegenstück 'Jud Süß, von Veit Hatlan13..13 sondere was die Funktion der Frauenrollen in beiden Filmen Harlan, so Niroumand weiter, "beruft sich auf Wilhelm betrifft, und doch suggeriert die sprachlich ungenaue Rede vom Hauffs Version,la Mendes auf den Roman von Lion Feuchtwan- "philosemitischen Spiegelbild" eine Gleichzeitigkeit, die natür- ger. Dabei gleicht die negative Symbiose der Filme in frappie- lich nicht bestanden hat. Außerdem entsteht der Eindruck, als render Weise der zwischen den beiden Hauptfiguren. Die Deka- hätte der englische Film auch nach Harlans Machwerk entste- denz des Fürsten (von beiden Filmen pudstisch verdammt) ist hen können, was abwegig ist. Ich denke, der Fall liegt kom- an den Ehrgeiz und den Assimilationswunsch des ,Hofjuden. plizierter. Die offenkundigen Schwächen des Mendes-Films - gebunden und umgekehrt oMy fate is tied to yours, and yours seine Klischeehaftigkeit und eindimensionale Typisierung - to mine,, murmelt Oppenheimer düster). Während aber bei wurden von Harlan rigoros ausgenutzt und reizten förmlich Mendes der Assimilationswunsch des Oppenheimer aus dem zum Widerspruch. Wunsch des Aufgeklärten entspringt, sein Volk aus dem Getto Das Hauptproblem des Mendes-Films aber liegt meiner Mei- zu befreien und ihm den Weg in die Stadt zu öffnen, wird er bei nung nach in der widersprüchlichen, reduktionistischen und in Harlan zum Kennzeichen einer charakterlosen, raffgierigen einem wichtigen Punkt sogar falschen und bewußt umgedreh- Rasse ('wie die Heuschrecken sind die Juden über unser Land ten Bezugnahme auf den Roman ,'Jud Süß" von Lion Feucht- hergefallenr. Ist bei Mendes das iüdische Heim mit Büchern, wanger, wodurch er dem nazistischen dud Süß" ungewollt die Kerzen und Gemälden ein großbürgerliches Interieur, wird es entscheidende Motivierung für die Ausgestaltung seines Plots bei Harlan zur Lasterhöhle mit kabbalistischem Budenzauber liefert-
106 Fatale Korrespondenzen 107 Vom historischen Roman zur didaktischen Vcrfilmung Bereits imJahre 1916 hatte lreuchtwanger ein Schauspiel in drei Akten mit dem Titel ,tud Süß" geschrieben, das aber nach vie- len lnszenierungen (übrigens auch in Frankfurt am Main mit Eugen Klöpfer in der Rolle desJuden Süß, derselbc, der dann in "Jud Süß" den Landschaftskonsulenten und Judenhasser Sturm spielt) vom Autor selbst zurückgczogen wurde zugunsten der breit ausladenden epischcn Form eines noch zu schreibenden historischen Romans. In dem Drama zeigt Feuchtwanger dcn württembergischen Finanzienrat -|.S. Oppentreimer als gespal- tene figur zwischen orthodoxem Judentum und der säkularen Welt des Stuttgarter Hofes. Die Verzichtsproblematik, dic Feuchtwangersche ldee des "Nichtwollens" stehen im Zentrum. 39 Standphoto aus "Jud Süß.: Die lrankfurter.ludengasse in der Vorstcllung Hier findet sich auch schon die dann im späteren Roman als Veit Härlans und seines Szencnbildners Otto FIunte. zentraler Bezugspunkt für Süß fungierende märchenhafte Toch- ter, die jetzt noch Tamar heißt. Auch wenn es Feuchtwanger nach eigenem Bekunden nicht r7 ziehen.. Adel und Bürgertum, Fürstenhof und Masse, soziales darum ging, "etwa den Mann Josef Süß zu retten oder eine anti, Leben, religiöse Gegensätze und wirtschaftliche Raffinements semitische Legende zu zerstören",16 so gibt doch der Anfang der werden dergestalt zu einem kolossalen Geschichtsgemälde zwanziger Jahre entstandene Roman genaue Einblicke in das zusammenführt. "Joseph Süß", so Reinhold Jaretzky in seiner politisch-soziale Gefüge in Deutschland zu Beginn des 18. Jahr- Feuchtwanger-Monographie, "herrscht über diese Szenerie, hunderts, vor allem was die Situation der Juden angeht. "Sein kämpft mit den einen, intrigiert gegen die anderen, der schlaue Roman", so Detlev Claussen, "verstrickt das Publikum mit Funktionär eines Systems, der die Geldwirtschaft blühen läßt Gefühl und lntellekt in die welt, in der Joseph Süss aufsteigt, und deshalb nötig ist. Der jedoch schließlich ein typisches die ihn mit Neid verfolgt und umbringt. Feuchtwanger läßt uns Schicksal durchlebt, nämlich als Sündenbock vernichtet zu wer- diese Welt durchschauen, er gibt Einblick in das Leben des den - eine aktuelle Anspielung auf die antisemitische Welle der 18 Hofes, des Volkes und der Juden. Wir lernen Joseph Süss ken- Nachkriegsjahre." nen der Dramatik des Geschehens kann man sich nicht ent-
10u Alfons An5 Iatale Korrespondenzen Der Roman ist aber auch eine psychologische Annäherung aber verbanden mit diesem Namen den Harlanschen "Jud Süß". an den Machtmenschen Süß. Und nochmals Jaretzky in ciner Wie hoch diese Zahl wohl wäre, wenn der Film nicht verboten prägnanten Zusammenfassung des Romangeschehens: wäre? Barbara Gerbers Einschätzung ist zuzustimmen, daß das "Er erzählt von seiner Prunksucht und Eitelkeit und von seiner Datum 1940 bezogen auf die Jud-Süß-Figur eine rezeptions- außerordentlichen Intelligcnz und Virtuosität, die seine Finanz- geschichtliche Zäsur bedeutet: ,Der 'Jud Süß, des nationalsozia- politik so glorreich macht und eine langiährige Komplicen- listischen Films (...) ließ sich so leicht nicht mehr beiseite schaft mit dem geistig weniger begnadeten Herzog begründet. schieben. Monumental überragte er sogar seinen Feuchtwan- Ein Ereignis von ebenfalls psychologischer Bedeutung aller- gerschen Romanvorgänger..21 Wer also heute den Namen ,Jud dings beendet die Komplicenschaft der beiden Machtbesesse- Süß" erwähnt, so Gerber weiter, besrhwört bei den Alteren die nen und motiviert den jähen Sturz. Denn der Herzog hat sich Erinnerung an den halb dämonischen, halb erotisch verführe- tödlich vergriffen an dem einzigen Menschen, der für Süß zählt, rischen 'Jud Süß, eines nach 1945 verbotenen Kinostreifens mit an seiner verborgen gehaltenen Tochter. Um diese Tat zu ver- Ferdinand Marian in der Titelrolle herauf, der 'unter allen gelten und damit seine Würde zu verteidigen, bricht Süß mit Nazifilmen der bekannteste. war. So nachhaltig ist im Fall die- seinem bisherigen Leben. Den Herzog zu stürzen und dann den ses Süß das Bild eines Menschen von späterer Wiedergabe und eigenen Sturz zu ertragen, ia lustvoll zu erleben, sich vom prin- Neuherstellung geprägt, daß vielen dazu konkret als erstes eine zip der Macht selbstzerstörerisch abzuwenden: so läuft der Großaufnahme ienes deutschen Leinwandstars einfallen würde äußere Glanz über in den inneren des Verzichts. In einenr und bestimmt nur die wenigsten an Kupferstiche aus der Lebensbogen, der mit Großmannssucht beginnt und in stiller Perückenzeit dächten".22 Märtyrerkraft endet, gibt Feuchtwanger ein Bild seiner Lebens- Der Produzent Michael Balcon und der Regisseur Lothar philosophie".re Mendes beziehungsweise ihre Drehbuchautoren Arthur Rawlin- "Jud Süß" ist das populärste und meistgedruckte Buch von son und Dorothy Farnum reduzierten das komplexe Romange- Feuchtwanger, übersetzt in viele Sprachen, was Medienwissen- füge Feuchtwangers zu einem didaktischen Extrakt, der einen schaftler dazu veranlaßt hat, die internationale wie interme- Beitrag zur Abwehr des aktuellen Antisemitismus leisten sollte. diale Vermarktung mit Akribie und deutscher Gründlichkeit zu Um dies zu erreichen, mußten sowohl am Bild des historischen untersuchen.2o Dabei ergibt sich zum Beispiel, daß bei einer Oppenheimer als auch an Feuchtwangers Jud-Süß-lnterpreta- Umfrage im Jahre 1983 in der Bundesrepublik Deutschland der tion deutliche Korrekturen vorgenommen werden. "lJie ver- Name Jud Süß als Kurzname dcs Joseph Süß Oppenheimer von schiedenen geschäftlichen Praktiken des Hoffaktors, seine relativ vielen Personen (ca. eine Million) mit Feuchtwangers Tätigkeiten als Resident, Merkantilist, Münzpolitiker, Kauf- Roman assoziiert wurde. Rund sechs Millionen Bundesbürger mann und Politiker, interessieften die Drehbuchautoren nicht.
Alfons Arns Fataie Korrespondcnzen Nur Oppenheimers Wirken als Ratgeber und Iiinanzienrat wird are often obscure2s.. Der Kritiker der Exilzeitung oPariser Tage- unbeschönigt dargestellt. Ökonomische und soziale Bezüge des blatt" Erich Kaiser fand dagegen, daß der Regisseur Lothar Men- Themas werden radikal gekappt. Die Aufstiegsproblematik als des das im Roman breit ausgesponnene und in vielen Neben- Angleichung an die nichtjüdische höfische Kultur interessiert handlungen aufgelöste Thema mit fester Hand anpackt und es nicht. Alltagsschilderungen finden sich nur in den Ghettosze- auf sein Leitmotiv zudckführt: "das Schicksal des jüdischen nen. Auch die Figur des Mannes Süß wird eindimensional Menschen, der herrschen will, aber kraft nur ihm eigener seeli- gefaßt, sein Privatleben 'gereinigt,: Die vielen Amouren werden scher Bindungen, die ihn zu ganz bestimmten Handlungen ersatzlos gestrlchen, Süß wird zum fast treuen Liebhaber seiner zwingen, der Aufgabe nicht gewachsen ist..26 Feuchtwangers Mätresse. Feuchtwangers geschichtsphilosophische Konzeption Haltung zu N{endes "Jew Süss" ist ebenso widersprüchlich wie vom Weg des westöstlichen Menschen (...) ist einer gegenteili- kurz ausgefallen: sie bewegt sich von der knappen Bemerkung gen Sicht gewichen; es geht ietzt nur noch darum, was der "Scheißfilm. bis hin zu ein "prächtiger Film". Und es ist Romanautor als Intention in Abrede gestellt hatte: die antise- bezeichnend, daß Feuchtwanger in seinem berühmten offenen mitische Legende zu zerstören. Feuchtwangers Vielseitigkeit, Brief an sieben Berliner Schauspieler aus dem Jahre 1941 (dar- sein Facettenreichtum werden durch eine konventionelle Dra- unter Heinrich George und Eugen Klöpfer) anläßlich der Urauf- maturgie mit eindeutigem Rollenschema vereinfacht: Sympa- führung von "Jud Süß" in Venedig (5.9.1940) den Men- thie und Antipathie, fast gänzlich ohne Zwischentöne, werden des'schen Film mit keinem Wort erwähnt, was ja durchaus in didaktischer Absicht zugeteilt. (...). Der im Film dargestellte nahegelegen hätte.27 Feuchtwanger war in diesem Brief ohne Weg des Süß ist deshalb von fast schon wieder beeindruckender den Film gesehen zu haben - fälschlicherweise davon ausge- Schlichtheit..2:r gangen, daß Goebbels und Harlan seinen Roman zur alleinigen Die Schwächen von dew Süss" hatten auch zeitgenössische Grundlage ihres ,Jud Süß" gemacht, diese also gewissermaßen Kritiker erkannt, wenn zum Beispiel der Engländer G. A. Atkin- eine Verfilmung seines Romans vorgelegt hätten. "Sie haben, son zu dem Schluß kommt: "Nicht die schändlichen Verhält- meine Herren, aus meinem Roman ,Jud süß, mit Hinzufügung nisse haben Süss vernichtet. Er hat sich selbst vernichtet, und von ein bißchen Tosca einen wüst antisemitischen Hetzfilm im wie es scheint einzig 'pour le bon motif.. Ein klarer Fall von Sinne Streichers und seines 'Stürmers, gemacht.. Harakiri, meine ich, fast donquichottisch..2a Und der Kritiker Nach der erstmaligen öffentlichen Aufführung von "Jew der "New York Times" Andre Sennwald meinte: "It is the prin- Süss" in Deutschland überhaupt am 19. Oktober 1973 in Berlin cipal misfortune of 'Power." (so hieß der Verieihtitel des Films (Akademie der Künste)28 übte der Kritiker des "Tagesspiegel" in den USA, A. A.) "that, amid the handsome historical settings, Volker Baer mit der Elle des Feuchtwangerschen Romans vor- the narrative 1s muddled (verworren, A. A.) and the motivations sichtige Kritik an Mendes' Film, hin- und hergerissen zwischen
Alfons Arns fatale Korrcspondenzen 40 Standphoto aus "Jud Süß": Oppenheimer bittet Rabbi Löw in der Syna- 41 Standphoto aus "Jew Süss.: Oppenheiner im Gespräch mit Rabbi Gabriel goge um finanzielle Unterstützung, um den drohenden Volksaufstand mit und seiner Mutter. Ihm wird offenbart, daß sein Vater ein christlicher Adeliger Söldnern abwehren zu können; ein Porträt "jüdischer Verschwörung". ist. der Bewunderung der schauspielerischen Leistung Conrad Auch Mendes' "Jew Süss" hält sich an diese Konvention, wenn Veidts und dem Mangel an politischem Bewußtsein. "Jew Süss. mit Süss' engelgleich entrückter Tochter Naomi und der schö- sei eben auch ein Film des Exils, ,der seine heutige Wirkung nen Sybille Magdalena Weissensee Figuren in den Vordergrund wohl vornehmlich von der konträren Erscheinung und Umge- gerückt werden, die bei Oppenheimer zarte Liebesgefühle aus- bung des anderen ,,Jud Süß," bezieht, neben dem er sich in sei- lösen, beim Herzog Karl Alexander aber nur die pure geile Lust. ner selbstverständlichen Honorigkeit und - aus heutiger Sicht Den demütigenden Verzicht auf Sybille Weissensee zugunsten möchte man sagen: unpolitischen - Distanziertheit beinahe des Herzogs kann Süß im Austausch noch mit Reichtum und naiv ausnimmt..29 Einfluß kompensieren. Die bewußte Partizipation an der Macht Am Beispiel des amerikanischen Rothschild-Films hat nun ist iedoch vorbei, als der Vergewaltigungsversuch des Herzogs R.M. Friedman darauf hingewiesen, daß in der Holl)'woodschen mit dem Tod seiner Tochter endet. Von da an wird die persön- Fiktion soziale, politische oder ökonomische Konflikte meistens liche Rache und der Haß zum einzigen Motor des Handelns, der in sentimentalische oder erotische transformiert welden.3o Aufstieg ist nicht mehr wichtig. Süß animiert den größenwahn-
Alfons Arns Fatale Korrespondenzen 115 sinnigen Karl Alexander zum absolutistischen Staatsstreich ja erotisch-sexuell zu benennende Rivalität zwischen Oppen- gegen die Landstände. Der Herzog wird ein Opfer der Süß'schen heimer auf der einen und dem Herzog sowie dem auf Rache sin- Intrige, während Oppenheimer selbst sich als Sündenbock nenden Konsistorialrat Weissensee auf der anderen Seite zusam- anbietet. Der Anstoß zur Rückgewinnung der jüdischen lden- men, dessen Tochter Sybille Magdalena Oppenheimer dem tität, verkörpert in der isolierten Reinheit Naomis, wird also vor Herzog als Mätresse zugeführt hatte. Die mehr oder weniger allem über den Konflikt zwischen Süß und Herzog motiviert. >obiektive< Sicht Feuchtwangers wird ersetzt durch die subjek- Diesem Ziel dienen unmittelbar, wenn auch handlungslogisch tivierende Perspektive bei Mendes, dessen Oppenheimer von kaum mit dem erzählerischen Hauptstrang verbunden, die Beginn an alle Fäden allein in den Händen hält; Gut und Böse Appelle und Mahnungen der Wegbegleiter Isaak Landauer und sind damit für den Zuschauer klar voneinander geschieden. Wie des Rabbiners Gabriel und im Gefolge davon die Rettung des unsicher aber Michael Balcon und Lothar Mendes hinsichtlich iüdischen Händlers Seligmann und die verschiedenen Ghetto- ihres eindimensionalen dramaturgischen Konzepts gewesen szenen. sein müssen, kann man daran erkennen, daß allein zehn ver- Nun ist diese Konstruktion mit den beiden Frauengestalten schiedene Treatments erarbeitet wurden, und noch das 1935 in Naomi und Sybille Weissensee im Zentrum schon bei Feucht- Großbdtannien publizierte Drehbuch ("scenario") weicht wanger vorhanden und bildet auch dort wie im Film den dra- erheblich von der Endfassung des schließlich fertig montierten . ll maturgischen Knoten für den sich anbahnenden Konflikt zwi- illms aD. schen Herzog und Oppenheimer. Die Kunstfigur der Naemi/ Der Grund für die im Mendes-Film erfolgte Engführung des Naomi ist dabei eine freie Hinzuerfindung Feuchtwangers zum Romans auf die Rückkehr Oppenheimers zur iüdischen Lebens- historischen Oppenheimer, deren Funktion eben darin besteht, welt (mit den beiden Höhepunkten: Süß'Einzug in das Frank- den inneren Umschwung emotionsbetont zu motivieren und furter Ghetto gewissermaßen als "König der Juden" und sein erst wirklich in Gang zu setzen: die passive Naomi zwischen Einstimmen in das Kaddisch-Gebet kurz vor der Hinrichtung) väterlicher Zuneigung und herzoglicher Geilheit. Dennoch ist und die Eliminierung etwa des Konflikts zwischen protestanten im Roman die Oppenheimersche Sicht des Geschehens nur eine und Katholiken scheint plausibel; er liegt in den enttäuschten - wenn auch die dominante - unter mehreren, versucht Feucht- Hoffnungen auf Emanzipation der Juden in Deutschland zum wanger mit wechselnden Perspektiven den verschiedenen Zeitpunkt der Entstehung des Films im Jahre 1934, die Mendes Akteuren und ihren Interessen (unter anderem der ebenso in Gestalt einer selbstberuhigenden Utopie ganz auf den histo- katholische wie absolutistische Regent, die protestantischen rischen Jud-Süß-Stoff und die literarische Verarbeitung durch Landstände, die Würzburger Jesuiten) gerecht zu werden. Bei Feuchtwanger proiizierte (vgl. den Insert am Schluß des Films: Mendes jedoch schnurrt all dies auf eine beinahe rein pdvate, "Perhaps one day the walls will crumble like the walls of Jedcho
Fatale Korrespondenzen LL7 43 Standphoto aus,Jew Süss": Oppenheimer mit Adeligen am Hofe Karl 42 Standphoto aus 'Jud Siiß": Oppenheimer im Mittelpunkt der höfischen Alexanders. Nach dem plötzlichen Tod des Herzogs übetnimmt er vor den ver- Gesetlschaft als ,,Spieler" und ,,Verführer der Frauen" sammelten Adeligen die Verantwortung für den geplanten Staatsstteich und Iäßl si(h selbstsi(her gelangen nehmen. and all the world will be one people."). Ungleich schärfer als garts, Württembergs und schließlich Nazideutschlands ent- zum Zeitpunkt der Entstehung des Feuchtwanger-Romans gegengehalten wurden. Wenn Württemberg in "Jud Süß" eine Anfang der zwanziger Jahre stellte sich angesichts der Macht- Metonymie Nazideutschlands ist, dann ist das Stuttgarter Stadt- übernahme der Nazis und des Exils zahlloser Juden aus tor dazu die vielsagende Metapher.32 Deutschland die Frage, so R6gine Mihal Friedman, ob ein Jude als freier Mensch unter Nicht-Juden leben konnte. Die Frage muß aber auch lauten, ob ausgerechnet die historisch weit Der keusche Joseph zurückliegende Erfolgs- und Leidensgeschichte des Süß Oppen- heimer die richtige Folie war für diese Fragestellung. Der nazi- Wirklich problematisch aber ist die in ,,Jew Süss" vermutlich Süß" des Jahres 1940 gab ledenfalls darauf in aus naheliegenden dramaturgischen Gründen der Zuschauer_ stische tud Zusammenfassung aller bisherigen antiiüdischen Maßnahmen identifikation vorgenommene monokausale Verknüpfung die- die Antwort, indem dieser Utopie die verschlossenen Tore Stutt- ser Identitätsgewinnung mit den erwähnten dramatischen Lie_
118 Iatale Korrespondenzen 119 beskonflikten; der im Roman angesprochene religiöse Konflikt Hochverrats, Aussaugung des Landes und anderer Delikte zum zwischen Christen und Juden wird nämlich auf dem Feld der Tode durch Erhängen. Erotik und der Sexualität ausgetragen. Der Herzog als lärmender In Mendes' ,,Jew Süss. nun wird dieser Anklagepunkt zum und stets betrunkener Sexualprotz fungiert nur noch als klar alleinigen Grund der Verurteilung, ganz entgegengesetzt zu den umrissenes alter ego, von dessen hedonistischer Lebenswelt Ausführungen im Roman und zur historischen Wahrheit. Der sich Oppenheimer nach anfänglicher Faszination schon bald Grund dafür, aus Süß Oppenheimer einen keuschen Joseph zu entfernt. Das in bezug auf den Harlan-Film folgenschwerste, machen, der dennoch nach dem besagten Paragraphen des wenn auch aus der Perspektive des Films nachvollziehbare Reichskriminalgesetzes mit dem Tode bestraft wird, liegt ver- Manko in Mendes' ',Jew Süss" scheint mir zu sein - und darauf mutlich darin, daß dadurch die Willkür der Richter um so hef- geht merkwürdigerweise keine der vorliegenden vergleichen- tiger erscheinen sollte. Deshalb auch streicht die Kamera zu den Analysen zu den beiden Jud-Süß-Filmen ein -33, daß Beginn der Gerichtsszenein einer langsamen Fahftbewegung Oppenheimers Verhältnis zu Frauen und die Gdnde seiner an einer Wandinschrift vorbei, auf der zu lesen ist: FIAT schließlichen Verurteilung zum Tode ins glatte Gegenteil des- JUSTITIA OMNIBUS - was soviel heißt wie: "Jedem geschehe sen verkehrt werden, was Feuchtwanger zeigen wollte. Recht." Die Größe der richterlichen Willkür entsprach damit Im Roman sind sowohl der Herzog als auch Süß Oppenhei- der heroischen Größe des betont asexuell agierenden Conrad mer sinnenfreudige Männer mit zahheichen, zum Teil drastisch Veidt. Der Preis für diese dramaturgische Konstruktion war geschilderten Frauenaffären. Als Oppenheimer nach dem Tod hoch, nämlich die Preisgabe der historischen Wahrheit an des Herzogs schließlich vor Gericht steht und man ihn keines einem entscheidenden Punkt- der zu Last gelegten Verbrechen wie Hochverrat und Landfrie- densbruch überführen kann, kommen die Richter, die ihn um jeden Preis hängen sehen wollen, auf die Idee, das uralte und ,'Jud Süß": Das nazistische Remake nicht mehr angewandte ReichskriminalSesetz hervorzukramen, wonach der "fleischliche Umgang eines Juden mit einer Chri- Esist kein Zufall, daß Goebbels und Harlan diese Umkehrung der stin" mit dem Tode bestraft werden muß. Da auf diese Weise Verurteilungsgründe für ihren melodramatischen Film übernom- auch zahheiche christliche Frauen zum Tode verurteilt werden men haben, bot sie doch die Gelegenheit, den gesamten Kom_ müßten, läßt man schließlich so kann man bei Feuchtwanger plex der beabsichtigten antisemitischen Feindbildprojektionen _ - nachlesen diesen Anklagepunkt fallen, was übrigens auch den also die kontrollierende Verfugung Oppenheimers über die Zir_ - historischen Tatsachen entspricht, und verurteilt Oppenheimer kulation der Blicke, des Geldes und der politischen Macht _ am wegen sogenannter Amtserschleichung, MaiestätsbeleidiSunS, roten Faden der Sexualität anzubinden.3a Man mußte nur die
12It Fatale Korrespondenzen 121 t, I 45 Standphoto aus ,'Jrrd 44 Standphoto aus ,,Jew Süss": Die Gemahlin Herzog Karl Alexanders koket- Süß": oppenheimer kurz tiert mit Oppenheirner, der selbst zurückhaltend agjert. vor der Vergewaltigung Dorotheas, der Ehefrau seines Widersachers l_aber. Charakterisierung der Hauptfigur dahingehend verändern, daß Oppenheimer als sexuell aktiver und attraktiver Frauenverführer dadurch, daß Oppenheimers sexuelles Begehren sich einzig auf agiert, der schließlich eine Frau aus dem Volke und Sute Christin die Figur der Dorothea Sturm richtet, die Tochter des Land- schändet und damit gute Gründe für seine Verurteilung liefert; schaftskonsulenten Sturm gespielt von Christina Söderbaum. eine Rolle, die dann ja auch Ferdinand Marian zur Zufriedenheit Durch die Konfiguration des Selbstmords hatte sich dann auch Harlans ausfüllte. ,Der Jude Süß muß am Schluß des lilms ster- das letzte Problem der Stimmigkeit des Plots von selbst gelöst. ben, nicht weil er die Macht im Staat usurpierte, einen schwa- Man kann also davon ausgehen, daß sowohl der Mendes'sche chen Schwabenherzog zum Luxus verführte, sondern weil er sich "Jew Süss. als auch der Feuchtwangersche dud Süß" und dessen als Jude einer keuschen Magd aus Stuttgart näherte, die einem Popularität beim Publikum Goebbels und Harlan dazu animiert deutschen Schreiber versprochen war.u3s Süß Oppenheimers Ver- haben, ihreßeits zum passenden Zeltpunkt eine nazistische Ver- halten gipfelt so in der Terminologie der Nazis in einem Akt der sion des Stoffes vorzulegen. Durch die historische Biographie ,Rassenschande". Das Problem der tödlichen Bedrohung christli- von Selma Stern,'Jud Ein Beitrag zur deutschen und zur Süss. cher Frauen durch den besagten Urteilsspruch löste Harlan Geschichte" (Berlin, 1929) und die Tragödie ,'Jud Süß" 'üdischen
Fatale Korrespondenzen von Paul Kornfeld aus dem Jahre 1930 hatte die Figur des Süß ruhevoller und biederer Mann", "eng verhaftet seinem Vater- Oppenheimer zusätzliche Aktualität erhalten. Goebbels brannte land.. Seiner mehrschichtigen Erzählperspektive folgend, hatte geradezu darauf, den filmischen Schlußstein in der Wirkungsge- Feuchtwanger versucht, einer filmischen Kollisionsmontage schichte zu setzen, zumal es fast ausschließlich iüdische Autoren nlcht unähnlich, der fiktiven Selbstdarstellung der Fürsten, des waren, die in der Figur des Jud Süß ihr eigenes momentanes Volkes, der Juden, des Herzogs und Oppenheimers ieweils facet- Schicksal zwischen Anpassung und Selbstbehauptung zu spie- tenreich und durchaus kritisch gerecht zu werden. Um so leich- geln versuchten. ter ließen sich dann für Harlan bei der Konzeption des Dreh- Um ihre Absicht zu erreichen, plünderten Goebbels und Har- buchs bestimmte Teile herauslösen und mit den verschiedensten lan den gesamten, schier unerschöpflichen Fundus der Jud-Süß- Versatzstücken kombinieren. Anders aber als bei Mendes läßt Literatur, vor allem Wilhelm Hauffs Novelle ,,Jud Süß. und eben Harlan die dort im Zentrum stehende iüdische Lebenswelt ganz auch Feuchtwangers historischen Roman.36 Die Grundkonstella- in den Hintergrund treten, konzentriert sich statt dessen auf die tion fand man sicherlich in Hauffs Novelle aus dem Jahre 1827, scheinbar gegensätzliche Entfaltung der höfischen und der bür- wo sich aus der Perspektive einer gut christlichen Familie aus gerlichen Welt und schafft so ein klar profiliertes, mehrschichti- dem Volke der von Neid geprägte Antisemitismus gegen den vom "gesunden Volksempfinden" geprägtes ldentifikations- ges, Finanzienrath Süß Oppenheimer unverhohlen Bahn bricht.:i7 angebot. Während bei Mendes das christliche Volk eher am Hier mußte man nur die verschiedenen Stimmen aus dem Volke Rande und fast nur als Masse agiert (zum Beispiel die Pogroms- vereinen in det Figur des ch stlichen Landschaftskonsulenten zene), ist bei Harlan das Volk als Masse und als personifizierter Lanbek und seines Sohnes Gustav, und schon hatte man die den und daher Identifikation stiftender Gegenspieler präsent (Sturm, Nazifilm kennzeichnende grundlegende Frontstellung zwischen Faber, Dorothea, Major Röder); vordergründig gegen den Herzog, Christen und fuden, zwischen dem Landschaftskonsulenten in Wahrheit aber gegen den Hofjuden Oppenheimer. Diese Kon- Sturm, dessen Schwiegersohn Faber und dem Hofluden Oppen- struktion ist im Sinne der Produktionsidee insofern geschickt, da heimer. Süß ietzt als fremder Eindringling von außen in die scheinbar Die Bezugnahme des Nazifilms auf Feuchtwanger ist oft in friedliche Harmonie und festgefügte Ordnung von Adel und Bür- Abrede gestellt worden, doch sind die Übernahme ausgewählter gertum erscheint, als eine vorübergehende Störung, die es zu Figuren und das Herausbrechen einzelner Segmente aus dem beseitigen gilt. (Man beachte die Chronologie der Schauplätze in Roman unverkennbar. So ist zum Beispiel die Figur des Land- der Exposition mit den Stationen Stuttgarter Schloß, Haus Sturm, schaftskonsulenten Sturm schon im Roman vorhanden, wenn Frankfurter Ghetto und wieder Haus Sturm; völlig anders dage- auch nur vom Namen her und in knappen Umrissen. Sturm ist gen der Mendes-Film, wo die ganze Exposition aus der Ghettos- dort der Präsident der Landstände, "ein ernsthafter, bedachter, zenerie besteht mit der Knabenschule im Mittelpunkt.) Harlans
Alfons Arns latale Korrespondenzen Film besteht daher aus einer sich steigernden Serie von Volksauf- Anteilnahme entwickeln soll, einen staatlichen Mikrokosmos; ständen gegen den Juden, der via Herzog als Anstifter allen übels die Gewalt, die sich gegen die Familie Sturm richtet, steht für gezeigt wird. iene gegen wüfttemberg insgesamt. Doch weicht der Film vom bürgerlichen Trauerspiel in essentieller Weise ab, indem die Quelle des Bösen, gewöhnlich der Aristokratie zugeschrieben, auf Das Modell des bürgerlichen Trauerspiels den beziehungsweise die Juden verlagert wird. Was die soziologische Kodierung betrifft, so werden in ,,Jud In einer ausführlichen Studie zur antisemitischen Textur in Veit Süß. - wie etwa in Frieddch Schillers "Kabale und Liebe" - zwei Harlans ,,Jud Süß":r8 hat die Literaturwissenschaftlerin Linda Verhaltenscodices entwofen; während das Bürgertum durch Schulte-Sasse zeigen können, daß der Film in der grundlegenden Gemeinsinn, Tugendhaftigkeit, Treue und Rechtschaffenheit Anlage des Drehbuchs und der soziologischen Kodierung des charakterisiert ist, zeichnet sich die Aristokratie durch Ehrgeiz, historischen Stoffs dem Genre des bürgerlichen Trauerspiels Eigendünkel und Lasterhaftigkeit aus. Die Kodierung der Figur nachgebildet ist; jene selbstbewußte Ausdrucksform des entste- des Joseph Süß Oppenheimer in ,Jud Süß" stimmt nun in henden Bürgertums im 18. Jahrhundert, die darauf abzielte, die beträchtlichem Maße mit derjenigen der Aristokratie im bürger- absolutistische Trennung von Politik und Moral aufzulösen. lichen Trauerspiel überein. Insofern spielt Süß zunächst die klas- Allen Bürgern und speziell der Aristokratie sollten die tragischen sische Rolle des höfischen Intriganten mit dem entsprechenden Konsequenzen des Mißbrauchs von Macht demonstriert werden. Lebensstil. Die Verschiebung zum ,Bösen. geschieht dadurch, Die Iamilie wurde in diesen Dramen als Hort sozialer Harmonie daß der traditionelle aristokratische Schurke durch einen von propagiert, beispielgebend für die ganze Gesellschaft. Es ist offen- außerhalb der sozialen Ordnung, aus einer vermeintlich fremden sichtlich, daß diese Moralisierung und Personalisierung von Kultur kommenden Juden ersetzt wird: ein Transfet der histo- Geschichte all ienen politischen Bewegungen stets willkommen risch gerechtfertigt werden kann mit der Tradition der soge- war, die ein Interesse daran hatten, soziale Probleme zu verdrän- nannten Hofiuden, die - dem Ghetto entronnen - als Finanzbe- gen - besonders also den Nationalsozialisten. rater an absolutistischen Höfen tätig waren. Die Kritik am Der Film ,'Jud Süß" macht nun für die dramaturgische Kon- autoritären absolutistischen System verlagert sich so nach außen, zeption auf geschickte Weise Anleihen beim Modell des bürgerli- wo nunmehr die Quelle für den eigentlichen Antagonismus der chen Trauerspiels. So dreht sich dessen Plot gleichfalls um den beiden sozialen Klassen gesucht und gefunden wird. Adstokratie Bruch sozialer Harmonie und den Einbruch von Figuren in ein und Bürgertum rücken in dieser nazistischen Vision wieder familiäres Milieu, die Hofintrigen in die Wege leiten. Auch hier näher aneinander und bilden eine neue Gemeinschaft, die verkörpert die Familie, fur die der Zuschauer schnell emotionale "Volksgemeinschaft", die sich ihrerseits vom Juden als dem
Fatale Korrespondenzen 127 Anderen, Fremden abgrenzt. Das Motiv der Grenze und der Grenzverletzung im Harlan-Film eindringlich in Szene gesetzt durch das Stuttgarter Stadttor - erhält so eine zentrale dramatur- gische Funktion.:le Eine letzte Perfidie schließlich Iiegt in der völligen Umkeh- rung der personalen Prämissen bei Feuchtwanger und Mendes, bezogen auf die Figur der Naomi. Sie wird als Tochter Oppenhei- mers ersatzlos gestrichen und taucht dann als Tochter Dorothea des Landschaftskonsulenten Sturm wieder auf. Jetzt ist es Oppen- heimer (und nicht der Herzog), der die junge unschuldige Chri- stin vergewaltigt: sie endet wie Naomi im Selbstmord. Man könnte noch eine ganze Reihe von Szenen anführen, aus denen deutlich ersichtlich würde, daß Harlan auch viele blldgestalteri- sche Anregungen aus dem Mendes-Film gezogen hat (der Ball, 46 Standphoto aus ,Jew Süss.: (Hinrichtungsszene); Oppenheimcr ais seibst- bewußte Persönlichkeit, die einem Justizmord entgegensieht. der Tod des Herzogs). So ist etwa die Ahnlichkeit der beiden Hin- richtungsszeneden am Schluß hinsichtlich der filmarchitektoni- schen Ausstattung unverkennbar; allerdings schildert Harlan im schilds im wirklichen Leben war ,Aktien auf Waterloo, zum Unterschied zu Mendes die Hinrichtung des Süß Oppenheimer Scheitern verurteilt..a0 Die reale Erfolgsstory der Rothschild- ganz aus der Perspektive der Henker und kostet die Erhängung in Familie ist hier also das Korrektiv für die - bezogen auf die beab- ihrer Brutalität voll aus. sichtigten Wirkungen beim Zuschauer - mißlungene Produktion eines antisemitischen Films, während im Falle der beiden Jud- Süß-lilme das wirkliche Leben kein Korrektiv in diesem Sinne sein konnte; war doch das reale Schicksal des Joseph Süß Oppen- In ihrer Analyse der beiden Rothschild-Filme "Eine Familie - heimer, seine beispiellose Karriere als Hofiude und seine schmäh- Zwei Filme: Die Rothschilds. zieht Regine Mihal Friedman das liche Ermordung im Jahre 1738, eher das nachahmenswerte folgende Resümee: oDas kümmerliche Werk Erich Waschnecks Exemplum für die Nazis, 200 Jahre später mit den heute leben- den Juden ebenso zu verfahren. hatte sich damit als unfähig erwiesen, die einnehmende Dyna- "Lebensgeschichte und Ermor- mik des anderen, in 'The House of Rothschild, verherrlichterr dung des Joseph Süss aus Gründen der Staatsräson., so Detlev Gesichts des Mythos aufzuhalten. Durch den Erfolg der Roth- Claussen in einer Besprechung des unsäglichen ZDF-Dokumen-
l2u Arns Fatale Korrespondenzen ^lfons Zum Phänomen des Remakes vgl. das 'l hemenheft ,Le temake et l'adapta- tion" der Filmzeitschrift CinemAction, Nr. 53, 1989. ,.rJt{b "i | 1..:.'4 ll: il-.s!.1-l I Vgl. R€gine Mihal liriedman, Illmage et son Juif. Le Juif dans le cin€ma nazi, Paris 198:1, S. 153 172 (Kap. lX. "t.e pr6-texter le,Jew Sriss, anglais"). Vgl. R€gine Mihal I.riedman, Exorcising the Past: Jewish Figures in Con- temporary Films, in: iournal of Contemporary Histort Vol. 19, Nr. 3, July 1984, S. .5f 1f. Wesentlich kritischer sieht dies llan Avisal "Nach dem Kriegseintritt der USA produzierten die Studios zahlreiche Anti-Nazi-Filme, aber nicht einen über die Leiden der Juden. Mehr als hundert Spielfilme handelten vom Alltag der Zivilbevölkerung im besetzten Luropa, doch nicht einer hatte die Ermordung von Juden zum TIrema. Die einzig erwäh- nenswerte Ausnahme bildete Charlie Chaplins "Der große Diktator" (1940)"; Ilan Avisar, Die Mischpoche von Holl),wood. Juden vor und hin- ter der Kamera, in: Jiidische Lebenswelten. Essays, hg. von Andreas Nach- ama, Julius H. Schoeps und Edward van Voolen, Berlin 1992, S. 205. Vgl- Wir tanzen um die Welt. Deutsche Revuefilme 1933-1945, München 1979. Vgl. das Stichwort 'Conrad Veidt - Schauspieler., Cinecraph. Lexikon 47 Standphoto aus "Jud SiifS": (Hinrichtungsszenc): Oppenheilner als ent- zum deutschsprachigen Film, sowie London Calling. Deutsche im briti- tarntcr Ve(brechcr, der sch!ldbewußt seinem "gerechtcn" Schicksal entgegcn- schen Film der dreißiger Jahre, München 1993, S. 154. Zur Mimographie geht. Conrad Veidts siehe auch Daniela Sannwald, Continental Stranger Con- rad Veidt und seine britischen Filme, in: London Calling, S. 89-97, und tarspiels über die Figur des Süß Oppenheimer aus dem Jahre Elizabeth Coxhead, A Film Actor, in: Ctose Up, Vol. 10, 1933, S. 47-49. Vgl. die biographische Notiz im Katalog Jüdische Lebenswelten im Film, 1934,41 ,gshören heute zur Vorgeschichte der Massenvernich- Berlin 1992: "Lothar Mendes, geb. 19. Mai 1894 in Berlin als Sohn einer tung des lüdischen Volkes, die erste Verfilmung in Deutschland jüdischen Familie, gest. 1974. Er arbeitete zunächst als Schauspieler bei aber - (Harlans ,'Jud Süß., A.A.) ist selbst Bestandteil der Max Reinhardt. 1921 inszenierte er seinen ersten Spielfilm Aben- "Das Mordtat.ua2 Vielleicht liegt hier cler eigentliche Grund für die im teuer". 1926 ging er nach Hollywood und atbeitete dort und in croßbri, tannien als Regisseur, bis er sich Mitte der vierziger Jahre vom Film Vergleich zum Mendes'schen ,'Jew Süss" größere, wenngleich zu ckzog" (Nr. 19). infame Kunstfertigkeit und Wirksamkeit des nazistischen 'Jud Filme in Deutschland und Österreich: "Das Geheimnis det Santa Maria. Süß", der mit seinem ungeheuren Aufwand und seiner filmtech- (1921), 'Das Abenteue:ß (7927), "Deportiert" (1922), "Schsins 6s5 1e6.r,, (1922), nischen Perfektion die Maschinerie der industriellen Massentö- "S.O.S. Die Insel der Tränen,, (1923), "Der Mönch von Santarem" (1924), "Liebe macht blind" (1925), "Die drei Kuckucksuhren". tung vorwegnehmen wolltc. Die "Erfolgsgeschichteu der Nazis - Filme in den USA: "The Prince of Tempters" (1926), "Convoy" (1927), "A das waren eben die Entwürdigung, die Ausgrenzung und die Night of Mystery" (1928), "Interference" (1928), "Dangerous Curves" schließliche Vernichtung der euroPäischen Juden. (1929), "lllusion" (1929), "The Marriage Playground" (1929), "The Four
130 Fatale Korrespondenzen 131 Feathers( (1929), "Paramount on Parade" (1930), "Ladies' Man" (1931), "l 17 Detlev Claussen, Halbwahre Wahrheit. ,Joseph Süss Oppenheimern, in: Take This Woman" (1931), "Personal Maid. (1931), ,Stlangers In Love" Frankfurtei Allgemeine Zeitung, 16. Februar 1984. (1932), "Payment Deferred" (1932), Liner" (1932), "International 18 Reinhold Jaretzk, Lion Feuchtwanget Reinbek bei Hamburg 1984, S. 46. "Luxury Squadron" (1941), "Flight for Freedom" (1943),,Tampico" (1944), "The 19 Ebd., s.43. Walls Came Tumbling Down" (1946). 20 Vg1. z. B. Friedrich Knilli, Poetik der Ware. Die internationale und inter- Filme in Großb{itannien: "Jew Süss" (1934), "The Man Who Could Work mediale Vermarktung von Lion Feuchtwangers ,Jud Süß-Stoff, in: Bau- Miracles" (1935), "Moonlight Sonata" (1936). steine zu einer Poetik der Moderne, hg. von Norbert Miller, Volker Klotz, 7 Vgl. Paimanns Filmlisten (Wien), Nr 967, 19. Oktober 1934 Michael K ger, München 1987, S. 188-207. 21 Batbaft Gerber, Jud Süß - Aufstieg und Fall im frühen 18. Jahrhundert. "Der Fall tud Süß,", in: Deutsche 8 Zeitung, 24. Oktober 1934. 9 gegen den Film 'Jud Süß,", in: Deutsche ZeitunS, Ein Beitrag zur Historischen Antisemitismus- und Rezeptionsforschung, "Demonstrationen 19. Oktober 1934. Hamburg 1990, S. 288. Bei Gelegenheit von Barbara Gerbets umfänglicher 10 vgl. Karteikarte RFA. 2744, Herst.-Jahr: 1934, "Jud Süß" ("Jew Süss"), historischer Quellenstudie zur Rezeptions- und Wirkungsgeschichte des Fundstelle: Deutsches Institut für Filmkunde, Frankfurt a. M. J.S. Oppenheimer sei an dieser Stelle hingewiesen auf die seit 1994 im 11 Veit Harlan, Im Schatten meiner Filme. Selbstbiographie, hg.von H. C. Besitz des Jüdischen Museums Frankfurt a.M. als Dauerleihgabe befindli- Opfermann, Güte$loh 1966, S.96. che Verteidigungsschrift für J.S-O. aus dem Jahre 1737 von dem Tübinger 12 Vgt. Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Säütliche Fragmente, h8 v. Elke Juiisten Andreas Michael Mögling: Rechtliche Defensions-Schrifft des Fröhlich, Teil I: Aufzeichnungen 1924-1947, Bd 4, l. Januar 1940- Juden Joseph Süs Oppenheimer pcto. imput. diversor. criminum. peintich 8.Juli 1941, 1947, 5. 221. Beklagten an ein Hochansehlich-Peinliches Inquisitionsgericht zu Stutt- 13 Mariam Niroumand, Das Vierte Gebot. Filmreihe zur Ausstellung ,Jüdische ga{t. Die 11. Novemberis 1737; vlg. hierzu (arr.), Ein Beispiel von Massen- wahn. Original der Verteidigungsschrift für Lebenswelten, im Martin-Gropius-Bau, in: die tageszeitung (Beilin), 5. "Jud Süß" Oppenheimer jetzt Dan Diner geprä8ten im Jüdischen Museum, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. August Februar 1992. - M. Niroumand benutzt hier den von Begriff der "negativen Symbiose
Alfons Arns Fatale Korrespondcnzen 133 im thematischen Kontext: Berlin und das Kino 750Jahre Berlin (1987, quium, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. Juli 1984; Martin Schlapp- Berlin), Jüdische Lebenswelten im Film (1992, Berlin). ner (=ms.), Welche Vorlage hatte Veit Harlans "Jud Süß.?, in: Neue Zür- 29 Votker Baer, Der andere Jud Süß. Zu Lothar Mendes' Film aus dem Jahre cher Zeitung, 30. März 1989; Klaus Kanzog, ,Staatspolitisch besonders 1934, in: Der Tagesspiegel, 20. Oktober 1973. wertvoll.. Ein Handbuch zu 30 deutschen Spielfilmen der Jahre 1934 bis Vgl. Friedman (wie Anm.2), S. 112; deutsch: R68ine Mihal Friedman, Eine 1945, München 199,1, diskurs film, Bd. 6, Kap.8.18, S.219-234, bes. Familie - Zwei Filme: Die Rothschilds, in: Die Rothschilds. Beiträ8e zur Geschichte einer europäischen Familie, hg. von Georg Heuberger, Sigma- 37 Zum Antisemitismus bei Wilhelm Hauff und speziell in der Novelle "Jud ringen 1994, S.351. Süß" vgl. jetzt auch Anne von der Heiden, Die Schattenseite glänzender 3l Vgl. JEW SÜSS. From the Novel by Lion Feuchtwangel. Directed by Lothar Charakteristik. Juden in Erzählungen von Wilhelm Hauff, in: Asthetik und Mendes. Produced by The Gaumont-British Picture Coporation Ltd., h8 Verantwortung. Festschrift für Matthias Kohn, hg.von Anne von der Hei- und mit einer Einführung versehen von Ernest Betts, London 1935; den, Essen 1994, S.279-304; siehe auch Dorothea Hollstein, Dreimal "Jud Reprint in der Reihe "The Garland Classics of Film Literature" ( Bd 26): Süß" Zeugnisse "schmählichster Barbarei.. Hauffs Novelle, Feuchtwan- IEW SÜSS. Afthur Rawlinson and Dorothy Farnum, New York, London gers Roman und Harlans Film in vergleichender Bettachtung, in: Der 1974. Deutschunterricht, H. 3, 1985, Juden in det deutschen Literatur II, S. 42- 32 Vgl. Friedman (wie Anm. Z), S. 168-172. 54. Vgl. u.a. Friedrich Knilli/Siegfried Zielinski, Lion FeuchtwanSers ,Jud Süß" 38 Vgl. Linda Schulte-Sasse, The Jew as Other under National Socialism: Veit und die gleichnamigen Filme von Lothar Mendes (1934) und Veit Harlan Harlan's "Jud Süß., in: The German Quarterlt Vol.61 Winter 1988, Nr. I, (1940), in: Lion Feuchtwanger, Text+Kritik, H. 79lao, Oktober 1983, S 99- S.22-49. Grundlegend nach wie vor über den antisemitischen Film als 121; Siegfried Zielinski, Antisemitische Kulturware versus philosemitisches "eine eigenständige Erfindung der Nationalsozialisten" (Witte (wie Anm. Kunstwerk. Aspekte einer Gegenübeistellung der Filme "Jud Süß" (1940) 34), S. 151) sind Dorothea Hollstein, ,,Jud Süß" und die Deutschen. Anti- und,Jew Süss< (1934), in: Huder/Knilli (wie Anm. 16), S. 134-147; Pertsch semitische Vorutteile im nationalsozialistischen Spielfilm, Frankfurt/M., (wie Anm. 23), S. 77-103. Berlin, Wien 1983 sowie Friedman (wie Anm. 2). 34 Die diesbezüglich prägnanteste Intelpretation des Harlanschen "Jud Süß' 39 V8l. hierzu Alfons Arns, Fluchtpunkt Antisemitismus. Die Oiganisation gibt Karsten Witte in seinem BeitraS: Film im Nationalsozialismus Blen- des Architekturraums in Otto Huntes Entwürfen zu ,Jud Süß" (1940); dung und Überblendung, in: Geschichte des deutschen Films, hg. von erscheint 1996 im Rahmen einet Publikation des Deutschen Filmmuseums W Jacobsen, A. Kaes und H. H. Prinzler, Stuttgart und weimar 1993, S. (Frankfurt a. M.) zu den Entwütfen der Filmarchitekten Otto Hunte und 150-158 (Kap.: "Das lnfame"); siehe auch Friedman (wie Anm.2), S. 173- Walter Reimann. 248; Mihal Friedman, Männlichel Blick und weibliche Reaktion: Veit Har- 40 Friedman (wie Anm. 30), S. 353. lans "Jud Süß*, in: Frauen und Film, H. 41, 7987, S. 50-64; Franeois 41 Vgl. Claussen (wie Anm. 17); siehe auch die ausführliche Studie von Anke- Gareon, Juif Süß
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