DIGITAL - BERGHILFE MAGAZINNR. 111 | FRÜHLING 2021

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Berghilfe Magazin
              Nr. 111 | Frühling 2021

Digital
DIGITAL - BERGHILFE MAGAZINNR. 111 | FRÜHLING 2021
Digital
Liebe Freunde der Schweizer Berghilfe,
liebe Leserinnen und Leser

Die Digitalisierung wirbelt unsere Gesellschaft gerade
kräftig durcheinander. Das Berggebiet ist davon nicht aus-
genommen. Ich bin der festen Überzeugung, dass gerade
hier die Chancen gross sind. Die klassischen Standortnach-     4
teile wie lange Wege oder kurze Vegetationsperioden
spielen im virtuellen Raum keine grosse Rolle mehr. Soft-
wareentwickler Martin Bürge aus dem Toggenburg bringt
es auf den Punkt: «Für meine Arbeit brauche ich nicht mehr
als einen Laptop und einen Internetzugang.» Beides,
zusammen mit der nötigen Dosis sozialer Kontakte, hat er
im Co-Working-Space Macherzentrum in Lichtensteig
(Seite 6).

Die Digitalisierung steckt in allen Projekten, die wir Ihnen
in diesem «Berghilfe Magazin» vorstellen. Ich wünsche
Ihnen viel Spass beim Entdecken. Ganz analog auf Papier –
oder als E-Paper auf berghilfe.ch. Dort finden Sie übrigens
auch weitere spannende Geschichten über unsere Projekte,
dazu Filme und viele Bilder. Schauen Sie doch mal vorbei.
Oder folgen Sie uns auf Facebook oder Instagram.

Freundliche Grüsse

                  Regula Straub
                  Co-Geschäftsführerin

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Berghilfe Magazin               Frühling 2021

                 4
                 Grosse Kunst im                                  Projektstandorte

                 kleinen Massstab
                                                                   4 CNC-Maschinen, Le Cerneux-Péquignot NE
                                                                   6 Co-Working-Space, Lichtensteig SG
                                                                   8 Digitaler Dorfladen, Cerniat FR
                 Die CNC-gefrästen Reliefs von                    10 WLAN-Einrichtung, Müstair GR
                 Éric Marguet sind so genau, dass man             12 CNC-Fräse, Zalende GR
                 darauf einzelne Häuser erkennt.

                                                        6

8                                                                                                      10

                                                                                        12

    8                                                       12
    Digitaler Dorfladen
                                                            Der den Stein fühlt
    Vor ein paar Monaten musste der
    einzige Laden in Cerniat schliessen.                    Alessio Paganini weiss, wie man
    Nun hat er wieder geöffnet – und zwar                   Stein bearbeitet. Doch manchmal
    gleich 24 Stunden am Tag.                               braucht es mehr als nur Gefühl.

                                                                                                              3
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ANSCHAFFUNG VON CNC-MASCHINEN

Kleinste Details
dank Big Data
von Max Hugelshofer

Auf den Reliefs, die Éric Marguets CNC-Maschinen in
Holzplatten fräsen, ist jedes kleinste Detail zu sehen.
Sogar einzelne Häuser und Bäume. Die Grundlage liefern
selbst entwickelte Algorithmen, die riesige Daten-
mengen effizient verarbeiten. Die potenziellen Einsatz-
bereiche sind fast unbeschränkt.

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Berghilfe Magazin           Frühling 2021

LE CERNEUX-PÉQUIGNOT | NE Das            genau bewirkt, ist für alle Nicht-          Aufträge aus der Industrie überneh-
grosse, neue Holzhaus, wenige Meter      Computernerds ein grosses Frage-            men kann. Er, der für seine Vision nicht
von der Grenze zu Frankreich entfernt,   zeichen. Vereinfacht gesagt sorgt er        nur den Job aufgegeben, sondern
ist unübersehbar. In den oberen          dafür, dass riesige Datenmengen             auch Haus und Auto verkauft hatte,
Stockwerken ist eine Firma unterge-      viel effizienter und damit mit weniger      schaffte sich mit Unterstützung der
bracht, die Blockhäuser konstruiert.     Rechenleistung und weniger Zeit-            Schweizer Berghilfe zehn einfache
Im Erdgeschoss aber ist bereits die      aufwand verarbeitet werden können.          CNC-Fräsen an. Die produzieren nun
Zukunft angekommen. Hier hat sich                                                    rund um die Uhr diverse Reliefs. Die
Éric Marguet mit seiner Firma Gravity    In der Industrie ist die Bandbreite         Qualität ist dabei übrigens immer
Swiss eingemietet. Der Informatiker,     möglicher Anwendungen riesig. Das           noch so gross, dass auf einem Relief
Mikrotechnikingenieur und Dozent an      reicht von der serienmässigen Pro-          des Kantons Neuenburg jedes ein-
einer Hochschule hat seinen gutbe-       duktion von feinstem Schmuck oder           zelne freistehende Haus erkennbar ist.
zahlten Job gekündigt, um auf Basis      Gussformen für Plastik oder auch            Auch das Holzhaus, in dem das Relief
von grossen Datenmengen Grosses          Schokolade bis hin zu Prothesen, die        entstanden ist.
zu erreichen. «Wer künftig in der Lage   so genau dem menschlichen Körper
ist, das Potenzial von Big Data am       nachgebildet sind, dass sie sogar
effizientesten auszuschöpfen, der hat    Blutbahnen und Nerven nachbilden
gewonnen», ist er überzeugt. In jahre-   und somit gleich funktionieren wie die
langer Arbeit entwickelte er einen       Körperteile, die sie ersetzen sollen.
ausgefeilten Algorithmus. Was der        Doch das ist noch Zukunftsmusik.
                                         Was Éric fehlte, war eine Gelegenheit,         «Man sieht
                                                                                        jedes einzelne
                                         potenzielle Kunden von den Möglich-
                                         keiten seiner Technologie zu über-
                                         zeugen. Also besorgte er sich einen
                                         Datenspeicher gefüllt mit Geodaten             Haus»
                                         von Swisstopo und eine gebrauchte
                                         CNC-Fräse und schaltete einen leis-
                                         tungsfähigen Computer mit seinem
                                         Algorithmus dazwischen. Mehrere
                                         Tage lang war die Maschine ununter-
                                         brochen am Arbeiten, dann war es
                                         fertig: ein Relief der ganzen Schweiz,
                                         absolut detailgetreu und in einer hun-
                                         dertfach besseren Auflösung als alles,
                                         was bisher je aus einem 3D-Drucker
                                         oder einer CNC-Maschine kam.

                                         Aufwand war zu gross                        Ein kleines bisschen
                                         Das Relief zeigte Éric seinen Freunden      Handarbeit bleibt.
                                         und Bekannten und zu seiner Über-
                                         raschung waren das Echo und die Be-
                                         geisterung gross. Allerdings war der
                                         Aufwand noch zu gross. «Ein Relief
                                         hätte über 10 000 Franken gekostet»,
                                         sagt er. Er programmierte weiter,
                                         verbesserte die Protokolle, und der
                                         Preis sank auf rund 1000 Franken.
                                         Es kamen Aufträge herein, ohne dass
                                         Éric Werbung machen musste. Und
                                         es blieb nicht bei der Schweiz. Es folg-
                                         ten Reliefs vom Grand Canyon, von
                                         japanischen Inseln oder von der Um-
          Dank der neuen                 gebung des Mont Blanc. Éric erkannte,
          CNC-Maschinen kann             dass die Reliefs eine Möglichkeit sind,
          Éric Marguet zehn
          Reliefs gleichzeitig           seine Forschung zu finanzieren und
          produzieren.                   soweit voranzutreiben, bis er erste

                                                                                                                          5
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Wo früher Päckli abgegeben und
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                                                             haben heute bis zu 14 Personen
                                                             ihren Arbeitsplatz.

UMBAU DER ALTEN POSTSTELLE ZUM CO-WORKING-SPACE

Digitale
Nomaden in der
                                                  LICHTENSTEIG | SG «Hast du schon
                                                  das WC gesehen? Super, oder?» To-
                                                  bias Kobelt ist begeistert vom neuen

Schalterhalle
                                                  stillen Örtchen. Er weiss aber auch,
                                                  dass diese Begeisterung nicht für
                                                  jeden nachvollziehbar ist. «Ich merke,
                                                  dass ich immer wieder mit dem WC
von Max Hugelshofer                               anfange, wenn ich jemandem das
                                                  Macherzentrum zeige, dabei ist es für
                                                  Leute von extern einfach ein ganz
                                                  normales WC», schmunzelt er. Für die
                                                  Nutzer der ersten Stunde des Co-
Im Macherzentrum mitten in Lichtensteig           Working-Space ist es allerdings mehr.
                                                  Als sie die ehemalige Schalterhalle der
im Toggenburg arbeiten Selbständigerwer-          Post übernahmen, war alles ziemlich
bende aus unterschiedlichsten Branchen            alt und heruntergekommen. Und eben
                                                  ganz besonders das WC.
zusammen. Aber nicht nur. Hier werden auch
Ideen geboren und neue Firmen gestartet.          Als die Post ihre Filiale in Lichtensteig
                                                  schloss, war es die Gemeinde, die eine
                                                  neue Nutzung der Räume suchte, die
                                                  Schaffung eines Co-Working-Space

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Berghilfe Magazin          Frühling 2021

anregte und einen Pilotversuch er-       scheinlich nie kennengelernt hätten.»
möglichte, indem sie anfangs den         Tobias, der als Selbständiger Firmen
Mietzins erliess. Nach rund einem Jahr   bei der Ausarbeitung und Umsetzung
war klar: Es geht weiter. Das Macher-    von neuen Projekten unterstützt, hat
zentrum, wie sich die Genossenschaft     das Networking im Blut. Allen ande-
nennt, hat sich nach einer zähen         ren, die sich damit nicht so leichttun,
Startphase gut entwickelt. Heute         soll das Macherzentrum helfen. Beim
nutzen knapp zehn Personen regel-        täglichen Kontakt während der Arbeit,
mässig einen der 14 Arbeitsplätze,       aber auch mit regelmässigen Veran-
viele weitere greifen sporadisch         staltungen wie dem Machertreff. Da
auf das Angebot zurück oder halten       werden Ideen geboren und manchmal
Sitzungen oder Kundenanlässe in          sogar neue Firmen gestartet.
den Räumen der ehemaligen Post ab.
                                         Als klar war, dass es nach der Pilot-
Gegen die Vereinsamung                   phase weitergeht mit dem Macherzen-
Etwa der Software-Entwickler Martin      trum, stand ein einfacher Umbau der
Bürge. Er ist seit vier Jahren selbst-   Räumlichkeiten an. Heute erinnern nur       Frage an Nigel Volkart,
ständig und arbeitete zuerst von zu      die ehemaligen Schalter noch daran,         ehrenamtlicher Experte
Hause aus. «Doch irgendwann merkt        dass hier früher eine Postfiliale war.      Wieso unterstützt
man, dass man vereinsamt», sagt er.      Alles ist hell, in den Farben Weiss,        die Berghilfe das Macher-
Die ungezwungenen Gespräche              Grau und Hellgrün gehalten und tipp-        zentrum Toggenburg?
an der Kaffeemaschine fehlten ihm,       topp eingerichtet. Jeder Arbeitsplatz
                                                                                     Stiftungsziel der Schweizer
ebenso die räumliche Trennung von        verfügt über einen höhenverstellbaren       Berghilfe sind belebte Berg-
Arbeit und Privatem. Also mietete        Schreibtisch, es gibt verschiedene          gebiete. Genau dafür sorgt das
er sich im Macherzentrum ein. Als Ne-    Nischen und Räume für vertrauliche          Macherzentrum. Es ermöglicht
beneffekt kann er hier auch auf die      Gespräche. Und natürlich das top-           einheimischen Privatpersonen
gute Infrastruktur zurückgreifen, mit    moderne WC.                                 und KMU Zugang zu modernen,
schnellem WLAN, Drucker und zwei                                                     flexiblen Arbeitsplätzen mit
voll ausgestatteten Sitzungszimmern.                                                 zeitgemässer Infrastruktur in
Voll ausgestattet hiess im Macher-                                                   einer inspirierenden Umgebung.
zentrum schon vor Corona-Zeiten: be-                                                 Hier werden nicht nur Ideen
                                                                                     geboren, sondern auch Arbeits-
reit für Videokonferenzen. Eine solche
                                                                                     plätze geschaffen.
findet heute gerade statt. Diesmal
eine interne. Ein Teil der Kerngruppe
bespricht ein neues Buchungssystem,
                                         Videokonferenzen waren im
das Martin programmiert hat. Drei        Macherzentrum schon vor der
Personen sind vor Ort, eine weitere      Pandemie an der Tagesordnung.
ist per grossem Flachbildschirm
zugeschaltet.

Mit dem neuen Buchungssystem wird
das Macherzentrum noch etwas digi-
taler. Neu buchen Interessenten auf
der Website ihren Arbeitsplatz und
bekommen dann automatisch einen
Zugangscode, mit dem sich im ge-
buchten Zeitraum die Eingangstüre
öffnen lässt. Auch die Rechnung wird
automatisch ausgelöst. «So können
wir viel Administrationsaufwand ver-
meiden», sagt Tobias. Die Entwicklung
des Buchungssystems zeige aber
auch einen weiteren Vorteil des Ma-
cherzentrums: «Es arbeiten Leute aus
den verschiedensten Bereichen
zusammen, die sich ansonsten wahr-

                                                                                                                 7
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SANIERUNG EINES DORFLADENS IN DEN FREIBURGER ALPEN

Der digitale
Dorfladen
von Max Hugelshofer

Was tun, wenn der Dorfladen schliesst, weil die
Umsatzzahlen zu niedrig und die Personalkosten zu
hoch sind? Dann wagt man den Schritt in die Zukunft.
Im Dörfchen Cerniat ist der «Val-Marché» neu
24 Stunden geöffnet – mit Selbstbedienung und
Zutritt per QR-Code.

        CERNIAT | FR Jean-François Rime           Mehrere Kameras zeichnen alles auf,
        hält seine Kundenkarte vor die Linse,     was im Laden passiert. Bald ist der
        und mit einem leisen Klicken entriegelt   Korb voll und Jean-François Rime
        sich die Tür zum «Val-Marché». Er         geht zur Kasse. Er scannt seine Pro-
        tritt ein, nimmt sich einen der bereit-   dukte und wählt auf dem Touchscreen
        liegenden Körbe und macht sich an         die Option «Monatsrechnung» – fertig.
        den Einkauf. Sonst ist niemand im
        Laden, schliesslich ist es Sonntag-       Natürlich wäre auch eine Bezahlung
        morgen um 7 Uhr. Ganz alleine ist er      per Karte möglich. Oder per Twint.
        beim Einkaufen aber dennoch nicht.        «Wir bieten alles an, was heutzutage
                                                  Stand der Technik ist», sagt Guy
                                                  Maradan. Der pensionierte Bankange-
                                                  stellte ist geistiger Vater des digitalen
                                                  Dorfladens. Träger ist die «Coopéra-
                                                  tive Concordia». Als im 350 Einwohner
                                                  zählenden Cerniat gleichzeitig das
                                                  letzte Geschäft und die letzte Beiz vor
                                                  der Schliessung standen, wollten
                                                  das viele nicht einfach so hinnehmen
                                                  und taten sich zur Genossenschaft
                                                  zusammen. Diese zählt heute deutlich
                                                  über 100 Mitglieder und hat das
                                                  Restaurant «La Berra» wieder zum
                                                  beliebten Treffpunkt gemacht.

                                                  Das automatische Kassensystem
                                                  beherrscht die unterschiedlichsten
                                                  Zahlungsarten.

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DIGITAL - BERGHILFE MAGAZINNR. 111 | FRÜHLING 2021
Berghilfe Magazin
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                                                                                       SCHWERPUNKT

                                                                                                     Einkaufen ist im Dorfladen
                                                                                                     von Cerniat neu rund um die
                                                                                                     Uhr möglich.

Beim Dorfladen war es schwieriger.      knüpfen.» Es hat eine Weile gedauert,
Die Umsätze waren zu niedrig,           aber es hat geklappt. Heute hat
die Personalkosten zu hoch. «Was die    der Dorfladen rund um die Uhr geöff-
Grossverteiler können, können wir       net, und die einzigen zusätzlichen
doch schon lange», dachte sich Guy      Kosten, die dabei anfallen, sind ein

                                                                                      «Nur einen
und fing an, sich über Self-Scanning-   paar Franken für das Licht im Laden.
Systeme schlau zu machen.               Die meisten Kundinnen und Kunden

Kasse bestellt selbst nach
                                        schätzen die neue Flexibilität beim
                                        Einkaufen und kommen nach anfängli-           Roboter haben
Einen passenden Scanner zu finden
stellte sich dann als das geringste
                                        cher Skepsis auch gut mit der Technik
                                        zurecht. Wer sich gar nicht mit der           wir noch nicht»
Problem heraus. Sogar für das Zu-       neuen Art des Einkaufens anfreunden
trittssystem mit QR-Code gab es fix-    kann, wird jedoch auch nicht ausge-
fertige Lösungen. Weil Guy aber auch    schlossen: Jeden Vormittag ist der La-
bei der Lagerbewirtschaftung und        den ein paar Stunden lang bedient –
dem Bestellwesen eine automatisierte    irgendwann müssen ja sowieso
Lösung wollte, wurde die Sache dann     die Gestelle und Kühlvitrinen aufge-
doch noch kompliziert. «Am schwie-      füllt werden. «Ganz soweit, dass wir
rigsten war, die Software für den       dafür einen Roboter anschaffen, sind
Warenbestand mit der Kasse zu ver-      selbst wir noch nicht», lacht Guy.

                                                                                                                              9
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Arbeiten vom Hotel
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                                                                            zum Alltag. Da ist
                                                                            ein gut funktionieren-
                                                                            des WLAN Pflicht.

UNTERSTÜTZUNG FÜR HOTELIERS BEI DER WLAN-EINRICHTUNG

«Ohne WLAN geht
es nicht mehr»                                         MÜSTAIR | GR Es gibt eine Frage, die
                                                       Anita Grond von ihren Gästen mit Ab-
                                                       stand am meisten zu hören bekommt,
von Max Hugelshofer                                    wenn diese ins Hotel Helvetia im
                                                       Münstertal einchecken. Es ist nicht
                                                       die nach den schönsten Ausflügen,
                                                       nach dem besten Hofladen oder der
                                                       eindrücklichsten Wanderung. Es ist
Die Schweizer Berghilfe lanciert ein Förder-           die nach den Zugangsdaten zum
                                                       WLAN. «Ohne WLAN geht es heutzu-
programm zur Einrichtung und Verbesserung              tage einfach nicht mehr», sagt die
von WLAN in kleinen Hotels, Gasthäusern                Gastgeberin. Sie steht mit dieser Er-
                                                       kenntnis nicht allein. Gerade Besucher
und Pensionen in den Bergen. Zum Beispiel              aus dem Ausland machen die Verfüg-
im Hotel Helvetia in Müstair.                          barkeit eines freien Internetzugangs je
                                                       länger je mehr zur Voraussetzung für
                                                       eine Buchung. Seit Beginn des Jahres
                                                       gehört ein Gäste-WLAN sogar offiziell

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Berghilfe Magazin                  Frühling 2021

zu den Mindestanforderungen für
eine Sternebewertung. Auch ein Ein-
Sterne-Hotel kommt dann nicht mehr                                                                  Online Gesuche
darum herum, seinen Gästen diesen
Service zu bieten.
                                                                                                    einreichen
                                                                                                    Wer im Berggebiet ein neues Projekt
Wer konkurrenzfähig bleiben will,                                                                   stemmen will, hat viel um die Ohren. Da
muss also jetzt investieren. Für viele                                                              soll eine Anfrage für Unterstützung so
Betriebe, gerade in eher struktur-                                                                  einfach und unbürokratisch wie möglich
schwachen Gegenden abseits der                                                                      ablaufen. Seit Mitte 2020 geht das bei der
grossen Touristenströme, sind diese                                                                 Schweizer Berghilfe darum digital. Auf
Kosten aber nur schwer zu stemmen.                                                                  berghilfe.ch/gesuche das Formular aus-
Besonders mitten in der Coronakrise.                                                                füllen und Dokumente hochladen genügt.
Also hat die Schweizer Berghilfe be-
schlossen, unkompliziert Hilfe zu leis-
ten. Sie fördert den Auf- und Ausbau
von Gäste-WLAN mit 50 Prozent der
anfallenden Kosten, bis maximal
10 000 Franken pro Betrieb. Dies gilt
rückwirkend ab dem 1. Januar 2020.               Expertenbesuche
Diese Unterstützung in Anspruch ge-              via Zoom
nommen hat auch das Hotel Helvetia.
                                                 Während des Lockdowns im Frühling 2020
Zwar gibt es dort schon seit mehreren
                                                 konnten Experten und Expertinnen ein-
Jahren ein Gäste-WLAN. Aber das                  gereichte Projekte nicht mehr persönlich
System war in die Jahre gekommen                 besuchen. Weil aber der direkte Kontakt
und fiel immer öfter aus. Eine Investi-          zentral ist, nutzten sie die digitalen Kanäle
tion in der Höhe von mehreren Tau-               für Gespräche – und manchmal für mehr.
send Franken war unumgänglich.                   Es kam sogar vor, dass Experten mit den
Anita Grond: «Wir sind sehr froh, dass           Gesuchstellerfamilien via Zoom komplette
wir diese Kosten nicht alleine tragen            Hofführungen veranstalteten.
mussten.»

                                                 Berghilfe in
                                                 den sozialen Medien
                                                 Viele spannende Infos und Geschichten bringt die
                                                 Schweizer Berghilfe auch in den sozialen Medien.
                                                 Um dort mehr Leute anzusprechen, ist das Kommunika-
                                                 tionsteam Mitte 2020 verstärkt worden. Mit Erfolg:
                                                 In den wichtigsten Kanälen Facebook, Youtube und
                                                 Instagram sind die Abozahlen deutlich gestiegen –
                                                 wenn auch auf ganz unterschiedlichem Niveau.

         Zusammenarbeit mit
            GastroSuisse
Beim Programm für WLAN in Beherbergungs-
  betrieben wird ein vereinfachtes Prüfver-
fahren angewendet, bei dem ein erster Check
  online auf berghilfe.ch stattfindet. Bei der
Überprüfung der Anträge arbeitet die Berghilfe
 mit dem Verband GastroSuisse zusammen.          Januar 2020           April                 Juli                 Oktober         Januar 2021

                                                                                                                                            11
KAUF EINER CNC-FRÄSE FÜR STEINBEARBEITUNG

Steine muss
man lesen können
Aufgezeichnet von Alexandra Rozkosny

Stein zu bearbeiten braucht Zeit und        ZALENDE | GR «Stein kann man nicht
                                            beliebig schneiden, er hat eine innere
Fingerspitzengefühl. Denn jeder Block,      Struktur. Die muss man beachten,
jede Platte ist ein wenig anders. Das       sonst zerspringt er. Also auch bei dem
                                            im unteren Puschlav typischen Zalen-
fasziniert Alessio Paganini, Inhaber        de, einem grünlich schimmernden, von
von Paganini Crap AG.                       haarigen Strukturen durchsetzen
                                            Metabasit. Ihn und den einzigen ech-
                                            ten Bündner Granit, den Campascio,
                                            baut unsere Familie seit bald 70 Jah-
                                            ren in eigenen, nahe gelegenen Stein-
                                            brüchen ab. Darum hat unsere Firma
                                            ihre Werkstatt für die Steinbearbei-
                                            tung hier, kaum zwei Kilometer von der
                                            italienischen Grenze entfernt und
                                            durch den Berninapass vom Rest der
                                            Schweiz getrennt. Mein Grossvater hat

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Berghilfe Magazin             Frühling 2021
Die Küchenabdeckung
ist fast fertig. Die Ecken
muss Alessio Paganini
von Hand schleifen –
milimetergenau.

                                          Wenn der Block nachher beim Verla-           machen können. Unter den CNC-
                                          den gedreht wird, ist es bei echtem          Fräsen sind jene für Stein quasi die
                                          Granit fast unmöglich, diese Linien zu       Königinnen, sie müssen äusserst
                                          erkennen. Und wenn du dann in der            stabil gebaut sein. Und keine kann
                                          falschen Richtung fräst, kann man die        alles, man muss gut überlegen, für
                                          Platte nachher nicht für jede Arbeit         was man sie braucht.
                                          verwenden. Auch ist jeder Block wie-
                                          der ein bisschen anders, mal weicher,        Ich war immer gegen solche Auto-
                                          mal härter als erwartet. Wenn ich den        maten, aber Schweizer Handarbeit ist
                                          Stein schon als Rohblock bearbeitet          einfach zu teuer. Die CNC-Maschine
                                          habe, kann ich die Maschinen nachher         wird – wie wir auch – etwa vier Stun-
                                          richtig einstellen. Jemand, der eine         den brauchen, um die Aussparung
                                          Platte einfach so unter die Fräse legt,      in die Küchenabdeckung zu fräsen
                                          ohne auf die Steinart und Steinbe-           und Abtropfwannen zu polieren. Aber
                                          schaffenheit zu achten, stellt die Ma-       einmal richtig eingestellt, macht sie
                                          schine auf Standard. Und dann gehen          alle Arbeitsschritte selbständig.
                                          entweder der Stein oder die Maschine         In der Zeit können wir andere Sachen
                                          irgendwann kaputt.                           machen und hoffentlich grössere
                                                                                       Aufträge annehmen.»
                                          Zeit für grössere Aufträge
                                          Wir können hier eigentlich fast alles
                                          aus Naturstein herstellen, was man
                                          sich wünscht; das fasziniert mich.
                                          Die Vielseitigkeit ist selten geworden
                                          in der Schweiz. Aber am häufigsten
                                          gefragt sind Küchenabdeckungen. Die
                                          Krux dabei ist, das Loch und die Aus-
                                          sparung für den Falz bei der flächen-        Die Werkstatt von Paganini
                                                                                       Crap SA liegt im unteren
                                          bündig zu montierenden Herdplatte            Puschlav– unweit der eigenen
                                          millimetergenau auszufräsen. Dazu            beiden Steinbrüche.
                                          benutzen wir Schablonen. Bis vor etwa
                                          zehn, fünfzehn Jahren gab es pro
                                          Hersteller drei bis vier Herdmodelle.
                                          Heute sind es 40 bis 50, und es kom-
mit einigen Maschinen angefangen,         men jedes Jahr zwei bis drei Modelle
nach und nach konnte er Gelände           hinzu. Die Schablonen dafür müssen
dazu kaufen.                              wir teuer herstellen lassen und die
                                          alten regelmässig erneuern. Bei vielen
Natürlich bieten wir auch viele auslän-   Modellen braucht es sogar zwei
dische Steinsorten an – Granite,          Schablonen. Da begannen mein Vater
Gneise, Marmor. Aber für mich ist es      und ich zu rechnen. Uns wurde klar:
das Schönste, den Stein vom Abbruch       Entweder, wir investieren, oder wir
bis zum fertigen Produkt bearbeiten       müssen bald zumachen. Der Konkur-
zu können. Der wichtigste Schritt pas-    renzdruck aus Italien ist riesig. Wir
siert nämlich gleich beim Sprengen        sind wegen der Handarbeit oft 10 bis
selber. Wir benutzen dafür beim Granit    15 Prozent teurer. Nicht viel – aber
Schwarzpulver, nicht Dynamit. So ver-     das gibt meist den Ausschlag.
läuft der Bruch entlang der natürli-      Kunden, die «Made in Switzerland»
chen Schwächelinien im Fels. Dann         über alles stellen, sind selten. Und so
muss man sofort schauen, wo diese         entschieden wir uns, eine CNC-Fräse
sind und sie am Block markieren.          zu kaufen. Sie soll auch Gravuren

                                                                                                                           13
Berghilfe Magazin                  Frühling 2021

       Diese
   Maschine putzt
    sich selbst
Eine CNC-Fräse für die Steinbear-
beitung wie im Steinbruch von Familie
Paganini ist äusserst solide, gross –
und komplex. Um sie zu warten,
müsste man jährlich alles auseinan-
dernehmen und wieder zusammen-
bauen. Was natürlich viel zu teuer
wäre. Darum ist ein Selbstreinigungs-
system gleich mit eingebaut. Es
wäscht und ölt alle Rädchen, Achsen
und Naben regelmässig.

                                                                         Der «letzte Ritter»
                                                                         setzte auf Reliefs
                                                      Man nannte ihn den letzten Ritter,                 der Schweiz die ersten Landeskarten
                                                      Kaiser Maximilian I. (1459 bis 1519).              mit Höhenlinien. Ab da hatte das Re-
                                                      Für seine Kriegszüge war der Feldherr              lief als Kartengrundlage ausgedient.
                                                      auf genaue Kenntnisse des Terrains                 Heute ist es genau umgekehrt. Digita-
                                                      angewiesen. Dazu liess er ein noch                 lisiertes Kartenmaterial dient als Basis
                                                      ziemlich ungenaues Relief des östli-               für die hochpräzisen Reliefs, die Éric
                                                      chen Alpenraums erstellen. Es bildete              Marguet mit Hilfe von CNC-Fräsen
                                                      die Grundlage für militärische Karten.             herstellt. Wer sich für etwas weniger
                                                      1786 revolutionierte Franz Ludwig                  präzise, dafür aber historische Reliefs
                                                      Pfyffer von Wyer mit dem exakten Re-               interessiert: Im Alpinen Museum in
                                                      lief der Zentralschweiz diese Kunst.               Bern steht die grösste Bergrelief-
                                                      Knapp 70 Jahre später erschienen in                sammlung der Welt.

             Hirse-Waffeln mit                               Zimmerwarme Butter in einer Schüssel
                                                             mit dem Handrührgerät glattrühren.
                                                                                                         Die Waffeln mit etwas Puderzucker
                                                                                                         bestäuben und mit dem Beerenkompott
             warmen Beeren                                   Zucker beifügen und drei, vier Minuten
                                                             rühren. Dann ein Ei nach dem anderen
                                                                                                         am besten noch warm servieren.

                                                             dazugeben und weiterrühren, bis die         Tipp: Wer kein Waffeleisen hat, kann
                                                             Masse homogen und luftig ist.               aus dem Teig einfach Pancakes in
Glutenfrei, voller Nährstoffe und aus der Schweiz:                                                       der Pfanne machen.
Hirse ist eine gute Alternative zu Weizen – besonders für    Hirsemehl mit Backpulver und Salz
Pancakes und Waffeln mit einer herb-nussigen Note.           mischen. Zusammen mit der Milch zur
                                                             Butter-Ei-Masse dazugeben und alles
                                                             zu einem glatten Teig vermengen.
                                                             Teig für etwa eine halbe Stunde bei
                                                             Raumtemperatur ruhen lassen.

ZUTATEN FÜR 12 BIS 15 STÜCK                                  Für das Kompott Beeren nach Wahl in
                                                             eine Pfanne geben. Mit einem Schuss
150 g Butter, weich           Butter oder Öl                 Wasser und Zucker aufkochen. Auf
100 g Zucker                  fürs Waffeleisen               kleiner Stufe köcheln lassen, bis die
                              500 g Beeren nach Wahl         Flüssigkeit ein wenig eingedickt ist, die
3 Eier                                                       Beeren aber nicht verkocht sind.
300 g Goldhirsemehl, hell     2–3 EL Zucker
                              Puderzucker                    Waffeleisen mit Butter oder Öl einfetten
1,5 TL Backpulver                                            und aufheizen. Portionsweise Teig
                              zum Bestäuben
1 Prise Salz                                                 darauf geben, sodass die Form gleich-
3 dl Milch                                                   mässig ausgefüllt ist. Eisen schliessen
                                                             und die Waffeln ein paar Minuten ba-
                                                             cken, bis sie goldbraun sind.

14
Die
                                                                                         Projekte
                                                 500 000                                 Auf www.berghilfe.ch gibt es
                                                                                         von allen in dieser Ausgabe
                                                                                         vorgestellten Projekten zu-
                                              Franken hat die Schweizer Berghilfe in     sätzliche Informationen und
                                              den vergangenen zwei Jahren bereits für    weitere Bilder.
                                              Weiterbildung im Bereich Digitalisierung
                                              eingesetzt. Im Rahmen eines Programms
                                              in Zusammenarbeit mit dem Schweize-

 Risikoabwägung                               rischen Verband für Weiterbildung SVEB,
                                              bei dem Menschen aus den Bergen für        Reliefs von Gravity Swiss

     auf dem                                  Weiterbildungskurse nur die Hälfte be-
                                              zahlen. Mehr als 500 Menschen konnten
                                                                                         Um in die Serienproduktion von
                                                                                         Reliefs einsteigen zu können,
     Sessellift                               bislang davon profitieren – und das Pro-
                                                                                         fehlten Éric Marguet die entspre-
                                                                                         chenden Maschinen. Mit Unter-
                                              gramm geht weiter. Anmelden kann man       stützung der Schweizer Berghilfe
In der heutigen, digitalen Zeit ist man       sich unter berghilfe.ch/weiterbildung.     konnte er sich zehn CNC-Fräsen
                                                                                         und eine Uhrmachermaschine
ja jederzeit per Smartphone mit der                                                      anschaffen.
Welt verbunden. Doch das birgt auch
Risiken. Etwa beim Skifahren. Auf dem                                                    gravity.swiss

Sessellift dauert es meist nicht lange,
bis sich mein Smartphone in der                                                          Macherzentrum Toggenburg
Skijacke meldet. Dann wird es Zeit                                                       Nach der einjährigen Pilotphase
für eine Risikoabwägung. Würde ich                                                       war klar, dass der Co-Working-
mein Handy wiederfinden, wenn es                                                         Space Macherzentrum weiterbe-
                                                                                         stehen sollte. Klar war aber auch,
runterfällt? Wie hoch ist der Sessel-                                                    dass es bauliche Massnahmen
lift? Wie tief der Schnee? Wie gut er-                                                   und neues Mobiliar brauchte. Bei
reichbar ist die Stelle unter dem Lift?                                                  beidem half die Berghilfe mit.

Müsste ich bis im Frühling warten?                                                       macherzentrum.ch
Die Neugier siegt meist und ich hole
es mit kalten, klammen Fingern
aus der Tasche und klemme es unter                                                       Selbstbedienungsladen

den Helm. Nervenkitzel pur. Mir fällt                                                    Das computergestütztes Kassen-
                                                                                         und Zutrittsystem für den Dorf-
jedes Mal ein Stein vom Herzen, wenn                                                     laden von Cerniat wird zwar lang-
ich das Handy wieder wohlbehütet                                                         fristig die Kosten senken. Die an-
in der Tasche habe. Denn bisher ist                                                      fängliche Investition war aber für
                                                                                         die lokale Genossenschaft zu
mir eine Suche im Tiefschnee erspart                                                     hoch. Die Berghilfe ermöglichte
geblieben.                                                                               mit ihrer Unterstützung dieses in-
                                                                                         novative Projekt.

Michelle Bürgi
Projektleiterin
                                                                                         Steinfräse im Puschlav
                                                                                         Die kleine Steinverarbeitungs-
                                                                                         firma Paganini Crap muss sich mit
                                                                                         der internationalen Konkurrenz
                                                                                         messen. Und: Die Italiener sind

                                                  «Ürnerditsch»
                                                                                         günstiger. Um effizienter und
                                                                                         preiswerter zu werden, investiert
                                                                                         die Firma mit Unterstützung
                                                   per QR-Code                           der Berghilfe in eine CNC-Ma-
                                                                                         schine mit neigbarem Tisch.
                                                                                         Ein Novum für einen so kleinen
      Zimmer über Nebelmeer                   Mit dem Smartphone den QR-Code am          Betrieb.
      Goldene Sonnenstrahlen im Gesicht,      Wegrand abfotografieren, und schon be-     paganinicrap.ch
       frische Bergluft in den Lungen und
                                              kommt man im urchigsten «Ürnerditsch»
  ein herzhaftes Stück Alpkäse im Mund – so
    fühlen sich Bergferien an. Diese lassen   erklärt, was ein «Gifi» ist und warum
       sich ganz nach Belieben gestalten,     man in der «Wildi» besser nicht zu lange
   von einfach bis gediegen. Wir haben eine
                                              «grüäwät». Das alles macht die Digitali-
     Auswahl einiger von uns unterstützter
  Beherbergungsprojekte zusammengestellt:     sierung möglich, und zwar auf dem
             berghilfe.ch/unterkunft          Urner Mundartweg im Isental.

                                                                                                                       15
Vor 10 Jahren

BAU EINES NEUEN FREILAUFSTALLS

«Die Rollen haben
sich vertauscht»
von Max Hugelshofer

Der Generationenwechsel auf dem Hof von Familie
Queloz ist geglückt. Der neue Laufstall, den die
Familie vor zehn Jahren mit Unterstützung der
Schweizer Berghilfe bauen konnte, hat dabei eine
wichtige Rolle gespielt.

ST. BRAIS | JU Auf den ersten Blick        Hohes Lob vom Vater                     fen erarbeitet. Überhaupt läuft der
sind die beiden Bilder gleich: Vater Jo-   Damals war noch der Vater der Chef      Betrieb gut. Die Milchmenge, die
seph Queloz und Sohn Valentin stehen       auf dem Betrieb, sein Sohn half mit.    Queloz’ an die Tête-de-Moine-Käserei
gemeinsam im Stall und halten stolz        Heute ist es umgekehrt. Vor zwei        in Saignelegier liefern können, hat in
einen Tête-de-Moine-Käse in die            Jahren hat Valentin den Bauernhof im    den vergangenen Jahren stetig zuge-
Kamera. Doch eines der Bilder stammt       jurassischen St. Brais übernommen,      nommen. Und der Milchpreis ist dort
aus dem Jahr 2011, das andere aus          Joseph hilft weiter mit. Vor allem      auch ziemlich stabil. «Die Entschei-
2021. Man sieht, dass Vater und Sohn       beim Melken. «Das mache ich immer       dung meines Vaters von vor gut zehn
etwas älter geworden sind in den zehn      noch fast täglich», sagt er. Heute      Jahren, einen neuen Stall zu bauen,
Jahren, die zwischen den beiden Bil-       mache ihm das sogar noch mehr           mit der Silofütterung und der Indust-
dern liegen. Aber den grössten Unter-      Spass als früher. Denn: «Valentin hat   riemilchproduktion aufzuhören und die
schied zwischen damals und heute           die besseren Kühe als ich sie hatte.»   Käserei zu beliefern, war genau rich-
sieht man nicht: Die Rollen haben sich     Dieses hohe Lob hat sich der Sohn       tig», gibt Valentin das Kompliment von
vertauscht.                                mit kluger Zucht und gezielten Zukäu-   vorhin zurück.

16
Berghilfe Magazin          Frühling 2021

                       Danke!
                       Täglich treffen bei der Schweizer Berghilfe
                       Briefe ein, in denen Familien den Spenderinnen
                       und Spendern für die wertvolle Unterstützung
                       danken. Diesen Dank leiten wir gerne an
                       Sie weiter.

Fototermin im Stall,
vor zehn Jahren und                                              Unterstützung in schwierigen
heute. Damals war
Vater Joseph der                                                 Zeiten
Chef, heute ist es                                               Wir haben bei Ihnen um Unter-
Sohn Valentin.                                                   stützung angefragt, weil mein
                                                                 Mann eine nicht aufschiebbare
                                                                 Operation hatte und somit einige
                                                                 Zeit nicht im Betrieb helfen konnte.
                                                                 Wir waren sehr erleichtert, als
                                                                 wir Ihre Zusage erhielten. Nun
                       Warm und besser zugänglich                möchten wir uns ganz herzlich be-
                       Von ganzem Herzen möchten wir             danken für die grosszügige Unter-
                       uns bedanken für die grosszügige          stützung. So ist es uns möglich,
                       Unterstützung bei der Sanierung           den Betriebshelfern auch einen an-
                       unserer Hofzufahrt sowie dem              gemessenen Lohn zu zahlen.
                       Umbau des Wohnhauses und der
                       Küche. Der Weg ist bereits fertig-        Familie W., Kanton BE
                       gestellt und bestens gelungen.
                       Der Umbau von Stube und Küche
                       ist in vollem Gang. Wir freuen uns
                       jetzt schon sehr auf die neue
                       warme Küche und Stube.

                       Familie T., Kanton SG

                                                                 Glückliche Gäste
                                                                 Das ist die Aussicht aus dem
                                                                 Dachfenster unseres neuen
                                                                 Chambre d'hôtes, festgehalten
                       Wie ein Weihnachtsgeschenk                von unserer Tochter Romina.
                       Wir möchten uns für die Unter-            Wir sind sehr stolz darauf, wie
                       stützung für unser Projekt Sanie-         schön es geworden ist. Die
                       rung Gasthaus Zwirgi von Herzen           ersten Gäste haben bereits hier
                       bedanken. Gerade in dieser                übernachtet, und sie alle haben
                       ausserordentlichen Lage ist das           ihren Aufenthalt genossen.
                       ein Weihnachtsgeschenk. Alle              Wir möchten Ihnen nochmals
                       Beteiligten sind im Moment mit            von ganzem Herzen für Ihre
                       Eifer daran, die Tische und Stühle        Unterstützung danken und dafür,
                       fertigzustellen und die nächsten          dass Sie an unser Projekt
                       Schritte zu planen.                       geglaubt haben.

                       Familie S., Kanton BE                     Familie S., Kanton VS

                                                                                                  17
UNGEWÖHNLICHE BEGEGNUNG WEGEN INSERAT                                                               Der Direktvergleich

Der Doppelgänger
                                                                                                    zeigt: Gernot Schneider
                                                                                                    (im Bild von 1984 auf
                                                                                                    einer Bergtour) hat
                                                                                                    dank der Inseratekam-
                                                                                                    pagne der Berghilfe

aus der Werkstatt
                                                                                                    in Fabrizio Bacciarini
                                                                                                    einen jüngeren Doppel-
                                                                                                    gänger gefunden.

von Max Hugelshofer

                                                                  «Tüğ i dì, con amoranza,
Der Aargauer Gernot Schneider                                     smètiga e basgiòléga,
findet im Verzascatal seinen                                      tand da destrégass
                                                                  quant da imbasgiaa
40 Jahre jüngeren Doppelgänger –
                                                                  insèma cat’coss et
dank der Inseratekampagne der
                                                                  novento, cor vall, per
Schweizer Berghilfe.                                              er vall.»

Es ist ein seltsames Mail, das da in
meinem Postfach landet. Ob ich ihm
das Sujet unserer Inseratekampagne
schicken könnte, schreibt mir da ein
gewisser Gernot Schneider. Er werde
immer wieder von Freunden darauf
angesprochen, dass wir dort ein Bild
von ihm verwenden würden. Das frag-
liche Inserat zeigt allerdings Fabrizio
Bacciarini aus dem Verzascatal in
seiner neuen Werkstatt, die er mit Un-
terstützung der Schweizer Berghilfe
bauen konnte. Ich schicke Herrn
Schneider das gewünschte Sujet, zu-
sammen mit einem Link zur Reportage                                   Kauderwelsch? Nur wenn
über Fabrizios Werkstatt, die ich vor                                 man nicht richtig hinhört.
einigen Jahren geschrieben hatte, und                                 Wir engagieren uns für eine
                                                                      belebte Bergwelt.
dem Hinweis, dass er wohl im Verzas-
catal einen Doppelgänger besitze.                                     berghilfe.ch
Ich kann es mir nicht verkneifen, den
unbekannten Herrn Schneider nach ei-
nem Bild von sich selbst zu fragen. Es
nimmt mich schon wunder, wie gross
die Ähnlichkeit ist. Kurz darauf steht
fest: verblüffend gross. Schneider hat
mir ein Bild geschickt, auf dem er Fab-   Artikels über Fabrizio weitere Gemein-     Herr Schneider, der auf der Fahrt nach
rizio Bacciarini wie aus dem              samkeiten entdeckt. Auch er sei In-        Brione im Verzascatal zu Gernot
Gesicht geschnitten gleicht. Eineiige     genieur, auch er bastle gerne in seiner    geworden ist, stehen sich in Fabrizios
Zwillinge, die bei der Geburt getrennt    Werkstatt und auch er habe schon           Werkstatt gegenüber. Die Ähnlichkeit
wurden, können die beiden allerdings      einige Erfindungen gemacht. Spontan        ist auch live erstaunlich, obschon
nicht sein: Das Foto von Gernot           schreibe ich zurück: Wollen wir Fabri-     die beiden natürlich schon aufgrund
Schneider stammt aus den 1980er-          zio gemeinsam besuchen?                    des Altersunterschieds niemand
Jahren. Inzwischen habe er etwas we-                                                 verwechseln würde. Noch eindrückli-
niger Haare und mehr Falten, schreibt     Schon wenige Wochen später ist es          cher ist jedoch, wie sich die beiden
er. Aber dafür hat er beim Lesen des      soweit: Fabrizio und der unbekannte        von der ersten Sekunde an verstehen.

18
Berghilfe Magazin                  Frühling 2021

                                         So können
                                         Sie spenden
                                                      Allgemeine Spenden
                                                      Sie unterstützen die Schweizer Berghilfe mit einem Geld-
                                                      betrag. Hier entscheidet die Schweizer Berghilfe, welches
                                                      Projekt mit Ihrer Spende unterstützt wird.

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                                                      Sie auf berghilfe.ch oder auf Wunsch steht eine Liste mit
                                                      weiteren Projekten zur Verfügung. Projektspenden sind ab
                                                      einem Betrag von 1000 Franken möglich.

                                                      Trauerspenden
                                                      Bei einem Trauerfall kann auf Wunsch des Verstorbenen
                                                      oder seiner Hinterbliebenen auf Kränze und Blumen ver-
                                                      zichtet und dafür der Schweizer Berghilfe gedacht werden.
                                                      Alles zum Vor­gehen auf berghilfe.ch unter der Rubrik
                                                      «Was Sie tun können», Trauerspenden.

                                                      Ereignisspende
                                                      Ob Geburtstagsfeier, Hochzeit oder Firmenanlass – wenn
                                                      Sie keine Geschenke möchten, können Sie Ihre Gäste
                                                      stattdessen für eine Spende an die Schweizer Berghilfe
                                                      motivieren. Alles zum Vorgehen auf berghilfe.ch unter der
                                                      Rubrik «Was Sie tun können», Ereignisspenden.

                                                      Erbschaften und Legate
                                                      Sie möchten der Schweizer Berghilfe eine Erbschaft
                                                      oder ein Legat vermachen? Markus Rohner berät Sie gerne,
                                                      Telefon 044 712 60 58. Wertvolle Tipps erhalten Sie auch
                                                      im Testament-Ratgeber «Dem Leben in den Bergen Zukunft
                                                      geben».

Schon nach wenigen Minuten fach-                      Zeitspenden
simpeln sie in einer Mischung aus                     Es muss nicht immer Geld sein. Auch mit einem Arbeits-
Deutsch und Italienisch über Photo-                   einsatz im Berggebiet können Sie die Bergbevölkerung
voltaik, über die unzähligen Möglich-                 unterstützen. Alle Informationen finden Sie auf berghilfe.ch
keiten computergestützter Steuerun-                   unter der Rubrik «Was Sie tun können», freiwillige Arbeits-
gen und über die Befriedigung,                        einsätze.
ein komplexes Problem mit einer ein-
fachen Maschine gelöst zu haben.                      Zahlungsmöglichkeiten
                                                      Postkonto 80-32443-2
Ganz klar: Hier haben sich zwei gefun-
                                                      IBAN CH44 0900 0000 8003 2443 2
den. Auch wenn es keine getrennten
                                                      WIR-Konto 264641-38-0000
Zwillinge sind.                                       Wir danken Ihnen herzlich für Ihre Spende!

                                                      Haben Sie Fragen zum Thema Spenden?
                                                      Telefon 044 712 60 60, info@berghilfe.ch, berghilfe.ch

                                         Impressum
                                         Herausgeber Schweizer Berghilfe, Soodstr. 55, 8134 Adliswil, Tel. 044 712 60 60,
                                         berghilfe.ch Leitung Max Hugelshofer (max) Redaktion Alexandra Rozkosny (aro)
                                         Layout Christoph Hänsli, Zürich Produktion, Korrektorat und Druck Druckerei
                                         Kyburz, Dielsdorf Fotografie Yannick Andrea Bildrechte Max Hugelshofer
                                         (S6, S7, S10, S16, S19), Isabel Plana (S14), Sarah Eicher (S11) Erscheinungs-
                                         weise Das «Berghilfe Magazin» erscheint 4 x jährlich in deutscher und französi-
                                         scher Sprache Abonnement 5 Franken pro Jahr sind in der Spende enthalten
                                         Gesamtauflage 100 000 Exemplare

                                                                                                                   19
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