Fortschrittsbericht zur verantwortungsvollen Managementausbildung PRME - Ausgabe - FH Graubünden

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Fortschrittsbericht zur
           verantwortungsvollen
        Managementausbildung PRME

6. Ausgabe
   2021

                           Bildung und Forschung.
sind an der FH Graubünden fest angestellt
(Stand 31.12.2020).

                                                                       in Bachelor- und Masterangeboten zählt
                                                                        die FH Graubünden (Stand 15.10.2020).

          wurden bisher Projekte
          der FH Graubünden bearbeitet.

                                                               erzielten Forschungs- und Dienstleistungs-
                                                               projekte der FH Graubünden im Jahr 2020.

in Forschung und Dienstleistung
sind an der FH Graubünden in Arbeit
(Stand 31.12.2020).

Titelseite
Über das Netzwerk der Initiative «Principles for Responsible             in den Weiterbildungsangeboten zählt
Management Education (PRME)» der Vereinten Nationen ist die
                                                                        die FH Graubünden (Stand 15.10.2020).
FH Graubünden seit 2009 mit über 800 Hochschulen weltweit
vernetzt. Unabhängig von ihrer geografischen Lage sind diese
Hochschulen über das gemeinsame Ziel, verantwortungsvolle
Führungspersönlichkeiten auszubilden, miteinander verbunden.
Inhalt

4	Weiterführende Absichtserklärung

5	Die Fachhochschule Graubünden bricht in eine
       neue Strategieperiode auf

6	Vorwort

7	Unsere sieben PRME-Prinzipien

8	Das PRME Team der Fachhochschule Graubünden

9	Die Fachhochschule Graubünden als PRME Champion
       sowie im PRME Chapter DACH

17	Curriculum-Entwicklung unter dem Aspekt
       Bildung für nachhaltige Entwicklung

20	Innovative Lehre in Zeiten von COVID-19

23	Student HUB – die Studierenden-Initiative für eine
       nachhaltigere Hochschule und Gesellschaft

24	Plattform «Easy Nachhaltig»

26	Kollaborativer Ansatz für mehr Nachhaltigkeit in der Hotellerie

29	PRME Business Integrity Action Center

31	Eine globale Initiative für Führungskräfte im Tourismus

33	Chancengleichheit, Inklusion und Geschlechtergleichheit als wichtiger
       Beitrag zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung

                                                                            3
Weiterführende Absichtserklärung

                         «Als Hochschule fühlen wir uns verpflichtet, einen Beitrag zum
                         Erreichen der Agenda 2030 zu leisten, weshalb wir unsere
                         Studierenden mit entsprechenden Kompetenzen ausrüsten und
                         Nachhaltigkeitsaspekte in Forschungsprojekte integrieren.»

                        Prof. Jürg Kessler, Rektor, Vorsteher der Hochschulleitung

Als Hochschule, die 2009 mit Überzeugung und En-               u. a. dazu, dass wir ethisch verantwortungsvoll handeln.
gagement der Initiative der Vereinten Nationen «Princi-        Auf diesen Grundsätzen bauen wir unser Denken, Leh-
ples for Responsible Management Education (PRME)»              ren, Forschen und Handeln auf.
beigetreten ist und seit 2014 in der PRME Champions
Group ihr Wissen und ihre Fähigkeiten weltweit aus-            Das PRME SDG Dashboard dient uns dabei als wich-
tauscht, wollen wir auch in Zukunft motiviert unseren          tiges Steuerungsinstrument, welches wir in unserem
Beitrag in der Gemeinschaft des UN-PRME-Programms              Bericht erneuert haben (siehe auch Seite 14). Damit
leisten. Seit dem letzten Fortschrittsbericht aus dem          erkennen wir Trends, sehen, wo wir mit dem Erreichten
Jahr 2018 durften wir als Hochschulgemeinschaft                zufrieden sein können und wo wir uns noch verbessern
eine bedeutende Änderung erleben: Wir sind seit An-            müssen. Ein Beispiel dafür ist etwa die Schaffung einer
fang 2020 die achte selbstständige öffentliche Fach-           Ethikkommission.
hochschule der Schweiz. Als ehemalige Hochschule
für Wirtschaft und Technik HTW Chur haben wir uns              Im Jahr 2014 durften wir an unserer Hochschule in
von der Fachhochschule Ostschweiz FHO gelöst und               Chur die 1. Forschungskonferenz zur verantwortungs-
den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. So tragen         vollen Managementausbildung durchführen. Vom 19.
wir nun den Namen unseres Kantons in unserer Marke             bis 23. Oktober 2020 waren wir zum zweiten Mal Gast-
und heissen Fachhochschule Graubünden.                         geberin und haben die 7. Forschungskonferenz zur
                                                               verantwortungsvollen Managementausbildung orga-
Die sechs Prinzipien für eine verantwortungsvolle Ma-          nisiert, welche coronabedingt virtuell stattgefunden
nagementausbildung wenden wir in den Wirtschafts-              hat. Gerne wiederhole ich hier meinen Appell an uns
und Dienstleistungsdisziplinen, aber auch adaptiert in         als Hochschulangehörige, den ich damals in meiner Er-
den technischen Disziplinen an. In der Architektur oder        öffnungsrede ausgesprochen habe: «Seien wir uns be-
auch im Bauingenieurwesen etwa orientieren wir uns             wusst, dass unser Schaffen und unsere Entscheidun-
disziplinspezifisch an diesen Prinzipien, denn nachhal-        gen eine wesentliche Wirkung auf das direkte Umfeld
tiges Bauen ist gerade in einer Gebirgs- und Tourismus-        und – weit darüber hinaus – auf die Gesellschaft und
region wie der unseren relevant.                               unsere Zukunft haben.»

Als starke Basis für die Umsetzung der nachhaltigen
Entwicklung leitet uns unsere Vision, in der wir u. a. fest-
geschrieben haben, dass wir die Zukunft nachhaltig mit-
gestalten wollen. In der Mission verpflichten wir uns, die
Studierenden zu verantwortungsvollen Persönlichkeiten
auszubilden. Im Leitbild schliesslich bekennen wir uns                     Prof. Jürg Kessler, Rektor FH Graubünden

4
Die Fachhochschule Graubünden bricht
in eine neue Strategieperiode auf

                   «In einem Denk- und Handlungsraum werden wir Themen
                 in den Schnittmengen und Interaktionen zwischen den drei
                                     Nachhaltigkeitssphären weiterentwickeln.»

                 Prof. Dr. Ulrike Zika, Departementsleiterin Entwicklung im alpinen Raum,
                                                             Mitglied der Hochschulleitung

Die FH Graubünden bricht in eine neue Strategieperiode     Der Denk- und Handlungsraum soll den gegenseiti-
auf und wir verfolgen unsere neu definierte Vision: «Als   gen Austausch – sowohl intern zwischen den Mitar-
agile Hochschule gestalten wir mutig und nachhaltig        beitenden und Studierenden der FH Graubünden als
die Zukunft mit.» Wir wollen für die Gesellschaft nach-    auch extern mit Partnern – ermöglichen. Dabei sollen
haltige Lösungen zu relevanten Themen entwickeln, zur      interdisziplinäre Lösungsansätze angestrebt sowie die
wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit der Region bei-      Denk- und Handlungsräume Digital Transformation und
tragen und grenzüberschreitenden Nutzen stiften, in-       Innovation eingebunden werden. Das gegenseitige Ler-
dem wir einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion des       nen (auch von Studierenden) wird gefördert – mit dem
Fachkräftemangels und zur Steigerung der Innovati-         Ziel, eine Kultur des akademischen Diskurses zu etab-
onskraft leisten.                                          lieren und die nachhaltige Entwicklung besser zu inte-
                                                           grieren (siehe auch Faculty Development Seite 10).
Als Hochschule sind wir für die nachhaltige Entwicklung
wichtig: als Bildungsstätte für zukünftige Fach- und       Wir freuen uns auf jeden Beitrag und Anstoss zur Wei-
Führungskräfte, als Forschungsstätte und Innovations-      terentwicklung und zum Erfolg unseres Denk- und
treiberin, als Entwicklerin von Weiterbildungsangebo-      Handlungsraums Nachhaltige Entwicklung – natürlich
ten und nicht zuletzt als glaubwürdige Beratungsins-       ganz besonders über Ideen aus dem Netzwerk der In-
tanz und Vorbild. Nur ein systemisches Verständnis,        itiative zur verantwortungsvollen Managementausbil-
welches die ökonomische, ökologische und soziokul-         dung (PRME)!
turelle Sphäre, die Schnittmengen sowie die Interaktio-
nen zwischen den Sphären berücksichtigt, erlaubt es,
diese Entwicklung wirklich nachhaltig zu fördern. Das
Handeln öffentlicher wie auch privater Akteurinnen und
Akteure darf nicht isoliert und eindimensional erfolgen,
sondern muss den Wechselwirkungen zwischen den
drei Sphären Rechnung tragen.

Aus diesen Gründen wird an der FH Graubünden ein
Denk- und Handlungsraum Nachhaltige Entwicklung
aufgebaut, wo wir Themen in den Schnittmengen der
drei Nachhaltigkeitssphären (ökologische Verantwor-
tung, gesellschaftliche Solidarität und wirtschaftliche
Leistungsfähigkeit) sowie deren Interaktionen disku-
tieren, konkretisieren und weiterentwickeln.

                                                                                                               5
Vorwort

                        «Wir bleiben dran: Dies ist das Versprechen,
                        welches unsere Hochschulleitung mit
                        der neuen Strategie wiederum besiegelt hat.»

                       Livia Somerville, Wissenschaftliche Mitarbeiterin
                       Nachhaltige Hochschulentwicklung

Wir freuen uns, Ihnen mit unserer 6. Ausgabe des Fort-       an die FH Graubünden herantragen. Um auf diesem
schrittberichts zur verantwortungsvollen Manage-             Weg bestmöglich voranzuschreiten, schätzen wir es,
mentausbildung (PRME) eine Auswahl unserer viel-             uns mit Hochschulen in der ganzen Welt im Rahmen
fältigen Aktivitäten aus dem Zeitraum 2019–2020 zu           unserer nun schon über zehnjährigen Mitgliedschaft
präsentieren.                                                bei der Initiative zur verantwortungsvollen Managemen-
                                                             tausbildung (PRME) auszutauschen. Erfreulich ist, dass
Die nachhaltige Entwicklung an der FH Graubünden ist         die aussergewöhnlichen Einschränkungen infolge von
ein schönes Beispiel für einen erfolgreich umgesetzten       COVID-19 den Austausch innerhalb der PRME-Cham-
interdisziplinären Bereich, zu dem verschiedene Insti-       pions-Gruppe im Verlauf der monatlich angesetzten
tute und Zentren sowie der Betrieb und eine Kommis-          Meetings noch intensiviert haben. Da die Meetings
sion Kompetenzen beisteuern, um die vielschichtigen          ausschliesslich virtuell stattfanden, konnten auch mehr
und komplexen Probleme der nachhaltigen Entwicklung          Mitarbeitende daran teilnehmen.
zu bewältigen. Bereits 2017 hatte die FH Graubünden
die nachhaltige Entwicklung als einen von drei Entwick-      Wir bleiben dran: Dies ist das Versprechen, welches un-
lungsschwerpunkten in ihre Strategie aufgenommen.            sere Hochschulleitung mit der neuen Strategie wiede-
Sie hatte sich intensiv mit der aktuellen Nachhaltigkeits-   rum besiegelt hat. Ohne dieses ausdrückliche und un-
debatte auseinandergesetzt und sich für den Dreiklang        missverständliche Commitment «von oben» wäre es
der ökologischen Verantwortung, gesellschaftlichen So-       für uns nicht möglich, die nachhaltige Hochschulent-
lidarität und wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit ent-       wicklung an der gesamten Fachhochschule voranzu-
schieden. Den Orientierungsrahmen hierfür schaffen           treiben. Der Aufbau eines Denk- und Handlungsraums
die SDGs (Sustainable Development Goals).                    ermöglicht es uns, eine noch grössere Wirkung mit un-
                                                             seren eingesetzten Mitteln zu erzielen. Wir freuen uns,
Ich bin die erste Mitarbeiterin der FH Graubünden, deren     Ihnen in zwei Jahren erneut von unseren Erfahrungen
Aufgaben sich vollständig an einer Hochschulentwick-         zu berichten.
lung im Einklang mit diesen drei Zielbereichen und de-
ren Gleichgewicht ausrichten. Seit vier Jahren fördere
ich in dieser Funktion Projekte in Lehre und Forschung
sowie im schulischen Betrieb. Es ist sehr erfreulich,
dass es mittlerweile in allen Departementen Mitarbei-
tende gibt, die für eine lebenswerte Zukunft forschen
und ihre Studierenden für diese Transformation ausbil-
den. Oft sind es Studierende, die Vorschläge für die Ge-
staltung einer nachhaltigen Fachhochschulumgebung

6
Unsere sieben PRME-Prinzipien

          Prinzip 1: Zweck                                       Prinzip 5: Partnerschaften
          Wir wollen die Fähigkeiten unserer Studieren-          Wir tauschen uns mit Führungskräften von
          den entwickeln, dauerhafte Werte für Unter-            Unternehmen aus, um unser Wissen bezüg-
          nehmen und für die Gesellschaft als Ganzes             lich der Herausforderung zu erweitern, denen
          zu schaffen und für eine einbeziehende und             sie bei der Erfüllung ihrer gesellschaftlichen
          nachhaltige Weltwirtschaft zu arbeiten.                und ökologischen Verantwortung begegnen
                                                                 und um gemeinsam wirksame Vorgehenswei-
                                                                 sen zu erkunden, wie diesen Herausforderun-
                                                                 gen begegnet werden kann.

          Prinzip 2: Werte
          Wir wollen in unsere akademischen Aktivitä-
          ten und unsere Curricula die Werte der glo-
          balen gesellschaftlichen Verantwortlichkeit            Prinzip 6: Dialog
          einbeziehen, wie sie in internationalen Initiati-      Wir wollen Dialog und Diskussion über Streit-
          ven wie dem United Nations Global Compact              fragen im Zusammenhang mit globaler ge-
          dargestellt sind.                                      sellschaftlicher Verantwortung und Nach-
                                                                 haltigkeit ermöglichen und unterstützen
                                                                 – zwischen Lehrenden, Studierenden, Unter-
                                                                 nehmen, Regierenden, Konsumentinnen und
                                                                 Konsumenten, Medien, Organisationen der
          Prinzip 3: Methoden                                    Zivilgesellschaft und anderen interessierten
          Wir wollen Rahmenbedingungen, Materialien,             Gruppen und Stakeholdern.
          Prozesse und ein Umfeld für die Ausbildung
          schaffen, die wirksame Lernerfahrungen für
          verantwortungsvolle Unternehmensführung
          ermöglichen.
                                                                 Prinzip 7: Organisation
                                                                 Wir definieren in unserer Strategie die Grund-
                                                                 sätze der nachhaltigen Entwicklung, schaf-
                                                                 fen die organisationalen Voraussetzungen für
          Prinzip 4: Forschung                                   deren Umsetzung und motivieren als Hoch-
          Wir engagieren uns in der Grundlagenfor-               schulangehörige die Studierenden durch un-
          schung sowie empirischen Forschung, die                ser nachhaltiges Verhalten.
          unsere Erkenntnisse in Bezug auf die Rolle,
          Dynamik und Wirkungen von Unternehmen
          bei der Schaffung von nachhaltigen gesell-
          schaftlichen, ökologischen und ökonomi-
          schen Werten verbessern.

Weitere Informationen zu PRME finden Sie auf der offiziellen Website: unprme.org

Weitere Informationen zu den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen
finden Sie auf den offiziellen Websites:

Schweiz:		       eda.admin.ch/agenda2030
International:   sdgs.un.org

                                                                                                             7
Das PRME Team der Fachhochschule Graubünden

     Prof. Dr. Christian Baumgartner        Tanja Bügler
     Dozent am Institut für Tourismus       Wissenschaftliche Mitarbeiterin
     und Freizeit (ITF)                     am Institut für Tourismus
                                            und Freizeit (ITF)

     Prof. Dr. Christian Hauser             Eleanor Jehan
     Dozent und Projektleiter am Institut   Wissenschaftliche Mitarbeiterin
     für Entrepreneurship (SIFE)            am Schweizerischen Institut für
                                            Entrepreneurship (SIFE)

     Prof. Jürg Kessler                     Räto Kessler
     Rektor FH Graubünden,                  Studentische Hilfskraft
     Vorsteher der Hochschulleitung

     Ruth Nieffer                           Livia Somerville
     Dozentin am Schweizerischen Institut   Wissenschaftliche Mitarbeiterin
     für Entrepreneurship (SIFE)            Nachhaltige Hochschulentwicklung

     Prof. Dr. Ulrike Zika
     Departementsleiterin Entwicklung
     im alpinen Raum,
     Mitglied der Hochschulleitung

8
Die Fachhochschule Graubünden als
PRME Champion sowie im PRME Chapter DACH

PRME Champions
Projektleitung: Prof. Dr. Christian Hauser

Von insgesamt 32 Vertreterinnen der rund 600 Hoch-          2020 tritt das PRME-Champions-Programm in den vier-
schulen weltweit wurde die damalige HTW Chur im             ten Zyklus ein. Angeleitet durch ihr leidenschaftliches
Jahr 2014 als einzige Schweizer Hochschule in die           Engagement wurde die FH Graubünden erneut als Bot-
PRME-Champions-Gruppe aufgenommen. Die HTW                  schafterin für die PRME-Gemeinschaft gewählt. Der
Chur hat sich mit Freude der Herausforderung gestellt,      Fokus dieses Zyklus liegt auf fortschrittlichem Denken
sich als eine der ersten Hochschulen für die Ausbil-        und Handeln, Wissensaustausch und gegenseitigem
dung zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung stark         Lernen – mit dem Ziel, die teilnehmenden Hochschu-
zu machen. Die Mitgliedschaft in der Gruppe der PRME        len zukunftssicher zu machen und die Auswirkungen
Champions ist Ausdruck dieses Bestrebens. In Zusam-         ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen zu demonstrieren.
menarbeit mit den fortschrittlichsten Wirtschaftshoch-
schulen der internationalen PRME-Gemeinschaft trägt         In diesem Flaggschiff-PRME-Programm wird Hoch-
die FH Graubünden dazu bei, diese einzigartige Initiative   schulangehörigen ein sicherer Raum für innovative Ko-
voranzubringen und ihre nächste Entwicklungsphase           operationen sowie ein «lebendes Labor» für ehrgeizige
mitzugestalten.                                             neue Ideen zur Entwicklung der nächsten Generation
                                                            von nachhaltigkeitsorientierten Business Schools und
                                                            managementbezogenen Hochschuleinrichtungen zur
                                                            Unterstützung der SDGs geboten.

PRME Chapter DACH
Projektleitung: Prof. Dr. Christian Baumgartner

Das PRME Chapter DACH ist innerhalb der PRME                vertritt das Chapter auch erfolgreich im Global Chap-
Chapters eines der aktivsten und sichtbarsten. Nicht        ter Council. Regelmässig finden physische und virtuelle
nur die Co-Ownerschaft der Forschungskonferenz zur          Treffen statt. Durch den Trend zur Virtualisierung ist der
verantwortungsvollen Managementausbildung 2019              Austausch im Vergleich zu früheren Jahren intensiver
in Jönköping, Schweden, und 2020 in Chur, sondern           und häufiger. Aktuell wird, wie in allen Chapters, ein um-
auch Einzelthemen wie Wirkungsanalyse, Design Thin-         fassendes Arbeitsprogramm erstellt. Ebenso wird der
king und Gamification zu den SDGs beschäftigen die          entsprechende Webauftritt neu gestaltet. Ein beson-
DACH-Mitglieder.                                            derer Fokus wird dabei auf die Einbindung der Studie-
                                                            renden gelegt.
Elisabeth Fröhlich von der Cologne Business School
hat den Vorsitz des PRME Chapters DACH von Lutz
Schlange von der FH Graubünden übernommen und

                                                                                                                    9
Faculty Development
Projektleitung: Ruth Nieffer
Team: Prof. Dr. Ivan Nikitin, Livia Somerville, Prof. Dr. Ulrike Zika

Unter Anleitung von Prof. Dr. Georg Müller-Christ (Nach-       In Kleingruppenarbeit hielten die Mitarbeitenden in
haltigkeitsexperte der Universität Bremen) lernten die         Form einer Selbstbeobachtungsaufgabe sowohl ihre
Mitarbeitenden der FH Graubünden die Methode der               Irritationen bezüglich dieser «Schwelle» als auch die
Systemaufstellung kennen. Ziel der organisierten Ver-          durch das Gruppenbild bestätigten Wahrnehmungen
anstaltung war es, gemeinsam den Stand der Nachhal-            fest. Irritation ausgelöst hatten unter anderem die ge-
tigen Entwicklung an der FH Graubünden zu analysie-            ringe Einbindung der Studierenden in die Bemühungen
ren. Nachhaltigkeit in Forschung und Lehre sowie in der        um nachhaltige Entwicklung sowie die unterschiedliche
Hochschulorganisation zu leben bedeutet unwillkürlich,         Bedeutung von Nachhaltiger Entwicklung in Forschung
sich in entstehenden Spannungsfeldern zu bewegen,              und Lehre innerhalb der einzelnen Hochschuldeparte-
sich Zielkonflikten und Trade-offs stellen zu müssen.          mente. In ihrer Wahrnehmung bestätigt fanden sich
                                                               viele Teilnehmende bezüglich der Feststellung, dass
Die Stärke der Systemaufstellung ist es, diese Spa-            auch die nachhaltige Entwicklung selbst als «irritierend»
nungsfelder sichtbar sowie erlebbar zu machen. Die             empfunden wird.
Methode befähigt Menschen, sich in Systemen und
Beziehungen wahrzunehmen und im wahrsten Sinne                 Um dieser «Schwelle» auf den Grund zu gehen und
des Wortes «Stellung beziehen» zu können. Die gesam-           über Möglichkeiten zu deren Überwindung nachzuden-
melten Informationen werden reflektiert und diskutiert.        ken, wurden die Kleingruppen aufgefordert, Hypothe-
Gewonnene Einsichten und Erkenntnisse können die               sen zu formulieren und diese anschliessend zu prio-
Akzeptanz vorhandener Dilemmata fördern und gleich-            risieren. Dabei stiessen die nachfolgend aufgeführten
zeitig den Weg für innovative Lösungen ebnen.                  Annahmen auf grösste Akzeptanz unter den Teilneh-
                                                               menden: «Könnte es sein, … dass wir weniger Einzel-
30 Teilnehmende zeigten hohe Bereitschaft, sich auf            kämpfer und mehr Teamarbeit brauchen? … dass wir
dieses Experiment einzulassen, und trafen sich am              den Studierenden eine bedeutendere Rolle in Bezug auf
7. September 2020 in der Aula der Fachhochschule. Die          nachhaltige Entwicklung an unserer Fachhochschule
Teilnahme stand allen interessierten Mitarbeiterinnen          zugestehen sollten? … dass wir das Konzept nachhal-
und Mitarbeiter offen und war freiwillig. Eine Vorbildung      tige Entwicklung flexibler handhaben dürfen? … dass
in Nachhaltiger Entwicklung wurde nicht vorausgesetzt.         unsere Institute und Studiengänge in puncto nachhal-
                                                               tige Entwicklung stärker miteinander kooperieren und
Eine erste Aufstellung im Raum zeigte, dass nachhal-           Gemeinsames schaffen sollten? … dass wir zu grosse
tige Entwicklung an der Fachhochschule von den Teil-           und komplizierte Schritte planen, anstatt kleine Schritte
nehmenden eher als zusätzlicher denn als integrativer          schnell und mutig umzusetzen?»
Bestandteil wahrgenommen wird. In einem nächsten
Schritt positionierten sich die Teilnehmenden zur Frage        Für die Strategieperiode 2021–2024 der FH Grau-
«Warum ist nachhaltige Entwicklung kein Selbstläufer?»         bünden wurde der Nachhaltigen Entwicklung ein ei-
nach ihren subjektiven Vorstellungen (mentalen Land-           genständiger und ebenbürtiger Platz im Kreise der
karten) im Raum. Das gemeinsam geschaffene Bild för-           bereits etablierten Denk- und Handlungsräume Inno-
derte eine «Schwelle» zutage, die gleichbedeutend mit          vation, Wachstum, Interdisziplinarität, Netzwerk und
dem Abstand zwischen Nachhaltiger Entwicklung und              Digitalisierung eingeräumt. In diesem Rahmen sollen
dem Kerngeschäft Forschung, Lehre und Administra-              nun Themen in den Schnittmengen der drei Nachhal-
tion der FH Graubünden war.                                    tigkeitsdimensionen «ökologische Verantwortung»,
                                                               «gesellschaftliche Solidarität» und «wirtschaftliche
                                                               Leistungsfähigkeit» sowie deren Interaktionen weiter-
                                                               diskutiert, weiterentwickelt, konkretisiert und umgesetzt
                                                               werden (siehe auch Seite 5).

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Wirkungsevaluation der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
Projektleitung: Prof. Dr. Christian Baumgartner
Team: Tanja Bügler, Prof. Dr. Ivan Nikitin, Livia Somerville

Bildung spielt eine zentrale Rolle bei der Transforma-         Die Outputs der Wirkungsevaluation beinhalten fol-
tion in Richtung nachhaltige Entwicklung. Dies ist die         gende Punkte:
Basis der PRME-Mitgliedschaft der FH Graubünden.               – Die Ergebnisse der BNE-Wirkungsevaluation wider-
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) soll Men-              spiegeln den Ist-Stand der Studierenden zu Beginn
schen befähigen, sich an den gesellschaftlichen Aus-             des Studiums sowie die Veränderungen ihrer Einstel-
handlungs- und Mitgestaltungsprozessen im Hinblick               lungen und Kompetenzen in Sachen nachhaltige Ent-
auf eine nachhaltige Entwicklung zu beteiligen.                  wicklung im Zeitverlauf (Dauer des Studiums).
                                                               – Evaluationen geschehen sowohl in Querschnittsver-
Die Absolventinnen und Absolventen der FH Graubün-               gleichen zwischen unterschiedlichen Studiengängen
den sollen einerseits in ihrem beruflichen Umfeld nach-          und Kohorten als auch in Längsschnittanalysen, die
haltig handeln und entscheiden können, andererseits              die Entwicklung der Studierenden während ihrer Zeit
aber auch im privaten und gesellschaftlichen Kontext             an der FH Graubünden zeigen. Zusätzliche Informa-
fähig sein, zur Nachhaltigen Entwicklung beizutragen.            tionen bieten die Vergleiche mit den Ergebnissen der
Dazu berichtet auch Prof. Dr. Ivan Nikitin auf Seite 17          PH Tirol.
in diesem PRME-Bericht. Die Curricula der verschiede-
nen Studienrichtungen integrieren diverse Aspekte der          Die konkreten Outcomes beinhalten folgende Punkte:
nachhaltigen Entwicklung in unterschiedlicher Breite           – Erkennung von Verbesserungspotenzialen sowie
und Tiefe. Neben den Studieninhalten tragen auch Ge-             Umsetzung der Ergebnisse in den Curricula und den
legenheiten zum Engagement und zur Mitbestimmung                 extracurricularen Angeboten der Hochschule
sowie die Vorbildwirkung der FHGR-Mitarbeitenden Ent-          – Integration der regelmässigen BNE-Wirkungs-
scheidendes zu dieser Zielsetzung bei.                           evaluation in die Qualitätsmanagementsysteme der
                                                                 Hochschule
Im Zuge der Rechtfertigung und Selbstreflexion stehen          – Dissemination der Ergebnisse und insbesondere
wohl alle Bildungseinrichtungen immer wieder vor der             der Methoden über das Mandat Nachhaltigkeit von
Herausforderung, ihre Bildungsarbeit zu evaluieren; bei          swissuniversities (Dachorganisation der Schwei-
der langfristigen Zielsetzung der Bildung für nachhal-           zer Hochschulen) sowie in Form von Publikationen
tige Entwicklung ist dies um so schwerer. Das langfris-          und Konferenzbeiträgen – und natürlich über das
tig angelegte Projekt der BNE-Wirkungsevaluation, das            PRME-Netzwerk.
nach längeren Vorbereitungen 2020 begonnen wurde,
analysiert die Wirkung der Ausbildung und extracurricu-
laren Aktivitäten an der FH Graubünden auf die Studie-
renden respektive die Absolventinnen und Absolventen.
Mit unterschiedlichen quantitativen und qualitativen
Methoden werden die Studierenden zu Beginn, in der
Mitte, gegen Ende und einige Zeit nach Beendigung des
Studiums zu ihren Einstellungen und Kompetenzen in
Sachen nachhaltige Entwicklung befragt. Gleichzeitig
wird die Wirkung ihrer Ausbildung und extracurricularen
Aktivitäten analysiert. Im Zuge dieses Projekts koope-
riert die FH Graubünden mit der Pädagogischen Hoch-
schule Tirol, die ebenfalls eine strategische Initiative zur
Integration von Nachhaltigkeit und BNE in Lehre und
Forschung initiiert hat.

                                                                                                                  11
Partnerschaften für die SDGs
Projektleitung: Prof. Dr. Christian Hauser
Team: Eleanor Jehan

Sowohl die akademische Gemeinschaft als auch der                                        Das zweite Modell beschreibt den Optimalbereich von
Privatsektor sind massgebend für die Umsetzung der                                      Partnerschaften (PSS, partnership sweet spot) und
in der UN-Agenda 2030 festgehaltenen Nachhaltigkeits-                                   enthält Vorschläge, wie dieser zu finden ist. Als verein-
ziele verantwortlich. Von zentraler Bedeutung sind da-                                  fachte Version des oben erwähnten dreidimensionalen
bei das PRME-Prinzip 5 «Partnerschaften» sowie das                                      Modells legt das PSS-Modell nahe, dass Partnerschaf-
SDG 17 «Partnerschaften zur Erreichung der Ziele».                                      ten zwischen Hochschulen und dem Privatsektor ent-
                                                                                        weder von den Führungsgremien der Hochschule oder
In den letzten zwei Jahren hat das PRME-Team der                                        von einzelnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-
FH Graubünden in Zusammenarbeit mit weiteren PRME-                                      lern getrieben werden können. Zudem können Partner-
Champion-Unterzeichnern den PRME-Blueprint erarbei-                                     schaften entweder von der institutionellen Agenda der
tet, um die Integration des SDG 17 in die Prozesse von                                  beteiligten Akteurinnen und Akteure oder aber von den
Hochschulen und Universitäten zu fördern, insbeson-                                     SDGs getrieben werden. Das Modell sieht den PSS an
dere in deren Lehre, Forschung und Partnerschaften.                                     dem Punkt, an dem die Bedürfnisse der beteiligten In-
Die Forschenden der FH Graubünden zeichneten da-                                        stitutionen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
bei für den Teilbereich «Partnerschaften» verantwort-                                   sowie der Gesellschaft erfüllt werden. Das Modell legt
lich. Die Veröffentlichung des PRME-Blueprints erfolgte                                 nahe, dass die vorteilhaftesten Partnerschaften die-
Mitte 2020. Darüber hinaus wurden zwei weitere kon-                                     jenigen sind, die im PSS angesiedelt sind. In diesem
zeptionelle Publikationen mit zwei unterschiedlichen,                                   Rahmen werden SDG-bezogene Partnerschaften nicht
doch verwandten Modellen erarbeitet, um vertieft das                                    als eigenständige Aktivität betrachtet. Vielmehr sind
Thema Partnerschaften zwischen dem akademischen                                         die Fachbereiche in die Partnerschaften eingebunden
und dem privaten Sektor zu untersuchen. Die in den                                      und gestalten sie so, dass sie mit ihren Lehr- und For-
Publikationen beschriebenen Modelle werden nachfol-                                     schungsinteressen im Einklang stehen. Dabei werden
gend kurz vorgestellt.                                                                  die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von der
                                                                                        Hochschulleitung unterstützt und befähigt. Gleichzeitig
Das erste Modell skizziert einen dreidimensionalen                                      dienen solche Partnerschaften nicht nur der institutio-
Partnerschaftsportfolio-Rahmen. Dieser gibt Einblick                                    nellen Agenda, sondern werden auch von relevanten
in den Wirkungsbereich verschiedener sektorübergrei-                                    und aktuellen gesellschaftlichen Themen mitbestimmt.
fender Partnerschaften. Das Modell zeigt auf, dass
der Nutzen und die Ergebnisse, die sich durch sektor­                                   Als Ausblick auf den nächsten Zyklus möchten wir die
übergreifende Partnerschaften zwischen Hochschulen                                      Umsetzung des konzeptionellen PRME-Blueprints in
und Wirtschaft erzielen lassen, von drei Aspekten ab-                                   die Praxis anstossen. Zu diesem Zweck will das vor-
hängen. Der erste Aspekt besagt, dass sektorübergrei-                                   geschlagene Projekt die Initiierung und Durchführung
fende Partnerschaften durch den Grad des materiel-                                      von Multi-Stakeholder-Partnerschaften im Rahmen der
len Engagements der Hochschule für die Partnerschaft                                    SDGs zwischen Hochschulen und dem Privatsektor
beeinflusst werden. Der zweite Aspekt beschreibt,                                       erleichtern, mit Fokus auf Partnerschaften in Schwel-
wie wichtig auch der Grad des emotionalen Engage-                                       lenländern. Ziel der Partnerschaften ist es, Fachkom-
ments der Hochschule und ihre Unterstützung in Form                                     petenz, Technologie und finanzielle Ressourcen zu mo-
von zeitlichen und personellen Ressourcen sind. Und                                     bilisieren und zu teilen, um die Erreichung der SDGs
schliesslich hält der dritte Aspekt fest, dass die Aus-                                 in den beteiligten Ländern zu realisieren. Zur Umset-
richtung der Partnerschaft – d. h. die Frage, ob das Er-                                zung des PRME-Blueprints haben fünf PRME-Mitglieds-
gebnis dieser Zusammenarbeit der Hochschule selbst,                                     hochschulen Absichtserklärungen für Partnerschaften
der örtlichen oder der grösseren Gemeinschaft zugute                                    in Schwellenländern unterzeichnet. Das PRME-Team
kommen soll – den Erfolg beeinflusst.                                                   bewirbt sich gegenwärtig um Fördermittel.

Weiterführende Informationen zu den Modellen finden Sie in den folgenden drei Publikationen:
Hauser, C., & Ryan, A. (2021). Higher education institutions, PRME and partnerships for the goals: retrofit labeling or driving force
for change? Sustainability Accounting, Management and Policy Journal. DOI: 10.1108/SAMPJ-03-2020-0069.
Ryan, A., & Hauser, C. (2020). Reflecting on the role of academia–private sector partnerships in moving forward with the SDGs. In
G. von Schnurbein (Hrsg.), Transitioning to Strong Partnerships for the Sustainable Development Goals (S. 83–94). Basel: MDPI.
Wersun, A., Klatt, J., Azmat, F., Suri, H., Hauser, C., Bogie, J., Meaney, M., & Ivanov, N. (2020). Blueprint for SDG Integration into Curri-
culum, Research and Partnerships. New York: PRME.

12
7. Forschungskonferenz zur verantwortungsvollen Managementausbildung
Team: Prof. Dr. Christian Baumgartner, Prof. Dr. Christian Hauser, Eleanor Jehan, Livia Somerville

Die jährliche Forschungskonferenz zur verantwortungs-       Inhaltlich drehte sich die Konferenz um die Frage, wie
vollen Managementausbildung schafft eine Plattform          die Digitalisierung effizient und effektiv dazu beitragen
für Vertreterinnen und Vertreter aus Forschung, Poli-       kann, die 17 nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs)
tik und Bildung, um den Dialog über die UN Principles       der UN-Agenda 2030 zu erreichen. An drei Tagen wur-
for Responsible Management Education und die Cor-           den die Forschungsergebnisse von fast 120 wissen-
porate Governance fortzuführen. Nach der Initiierung        schaftlichen Beiträgen präsentiert, wobei die Teilneh-
im Jahr 2014 wurde die Forschungskonferenz 2020 er-         menden auch die Möglichkeit hatten, an einem von
neut von der FH Graubünden in Kooperation mit dem           zwei Workshops zur Erstellung von wissenschaftli-
PRME DACH Chapters und der PRME Anti-Poverty                chen Fachbeiträgen teilzunehmen. Zusätzlich wurden
Working Group ausgerichtet und konnte über 210 Wis-         an der Konferenz Podiumsdiskussionen mit renom-
senschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der gan-          mierten Akademikerinnen und Akademikern sowie Pro-
zen Welt und aus 18 verschiedenen Zeitzonen virtuell        fis aus der Praxis abgehalten: Sie diskutierten über die
zusammenbringen.                                            Chancen, Herausforderungen und Werte von verant-
                                                            wortungsvoller Managementausbildung, Digitalisierung
Als Reaktion auf die anhaltende globale Pandemie traf       und Unternehmensführung.
die FH Graubünden frühzeitig die Entscheidung, die Teil-
nehmenden im virtuellen Raum zu begrüssen. Für die          Zum Abschluss der Veranstaltung wurde der Staffel-
Organisation einer solchen internationalen Konferenz        stab an die Kolleginnen und Kollegen der Xi'an Jiaotong-­
kann die Digitalisierung eine Herausforderung sein, bie-    Liverpool University in Suzhou, China, weitergereicht,
tet aber gleichzeitig auch viele Chancen. Mit Hilfe einer   um die 8. Forschungskonferenz zur verantwortungs-
wegweisenden Plattform hat die Konferenz die Grenzen        vollen Managementausbildung im Jahr 2021 auszu-
von akademischen Konferenzen erweitert und den Weg          richten, die zuvor in Jönköping, Schweden (2019), Köln,
für innovative Konferenzen der Zukunft geebnet. Ne-         Deutschland (2018), Curitiba, Brasilien (2017), Krems,
ben den verschiedenen parallelen Sessions konnte die        Österreich (2016), Kairo, Ägypten (2015) und Chur,
FH Graubünden digitale Lösungen nutzen, um den Teil-        Schweiz (2014) stattgefunden hatte.
nehmenden die Stadt Chur – dank einer Partnerschaft
mit Chur Tourismus – in Form eines virtuellen Stadt-
rundgangs vorzustellen und die Schweizer Kultur mit
einer Live-Performance des lokalen rätoromanischen
Künstlers Mattiu Defuns zu präsentieren. Informelle
Kaffeesitzungen und andere Veranstaltungen wie ein
virtuelles Pub-Quiz haben ebenfalls dazu beigetragen,
eine (gewohnte) Konferenzatmosphäre zu schaffen.

                                                                                                                  13
PRME SDG Dashboard
Projektleitung: Prof. Jürg Kessler
Team: Räto Kessler, Livia Somerville

Das Sustainable Development Goals (SDGs) Dashboard                                     der FH Graubünden. Zudem besass die Hochschullei-
ist ein Berichts- und Datenanalysetool, das die «Best                                  tung mit dieser Aggregation ein wichtiges Instrument
Practices»-Beiträge von Hochschulen zur Erreichung der                                 zur zielgerichteten Entwicklung der Nachhaltigkeit. Im
SDGs der Vereinten Nationen erfasst. Das SDG Dash-                                     letzten Fortschrittsbericht hatte sich die FH Graubün-
board wurde 2018 von der Haub School of Business                                       den das Ziel gesetzt, die Inhalte des PRME SDG Dash­
an der Saint Joseph's University in Philadelphia, USA,                                 boards stetig zu erneuern und zu pflegen. In enger Zu-
ins Leben gerufen. Das interaktive Webdesign des SDG                                   sammenarbeit mit der Haub School of Business an der
Dashboards ermöglicht es Hochschulen, sowohl ihre                                      Saint Joseph's University konnte dieses Ziel realisiert
wirkungsvollsten SDG-Beiträge zu teilen als auch mehr                                  werden: 2020 hat die FH Graubünden die Inhalte ihres
über die SDG-bezogenen Aktivitäten anderer Hochschu-                                   PRME SDG Dashboards erneuert. Um sämtliche Infor-
len zu erfahren. Diese Aktivitäten sind nach allen 17                                  mationen zu erhalten, empfehlen wir Ihnen, einen Blick
SDGs in fünf Schlüsselbereichen der Hochschulfunkti-                                   auf das interaktive Dashboard zu werfen:
onen organisiert und durchsuchbar: Lehre, Forschung,
Partnerschaften, Dialog und betriebliche Praktiken. Die                                fhgr.ch/sdg-dashboard
Wirkungsbereiche spiegeln die sechs Prinzipien für eine
verantwortungsvolle Managementausbildung (PRME)                                        Der am PRME Global Forum im Juni 2020 präsentierte
wider und machen das SDG Dashboard zu einem idea-                                      und veröffentlichte Leitfaden für die Integration der
len Werkzeug für PRME-Schulen, die an der Erreichung                                   SDGs in Curriculum, Forschung und Partnerschaften,
der PRME-Vision 2030 arbeiten: «Erreichung der SDGs                                    an dessen Entwicklung die FH Graubünden sich als
durch verantwortungsvolle Managementausbildung».                                       langjährige PRME-Champion-Hochschule massgeb-
Das SDG Dashboard ist auch hilfreich bei der Erstel-                                   lich beteiligt hat (siehe auch Berichterstattung Seite
lung von SIP-Berichten und der Berichterstattung über                                  12), setzt sich unter anderem mit der Methodik des
verschiedene Akkreditierungsstandards in Bezug auf                                     SDG-Mappings auseinander. Mit dem Ziel, die Methode
Ethik, Verantwortung und Nachhaltigkeit.                                               noch robuster zu machen, wird sich die FH Graubün-
                                                                                       den in der nächsten Periode mit den Empfehlungen die-
2018 war die FH Graubünden die erste PRME-Hoch-                                        ses Leitfadens auseinandersetzen. Erfreulich ist, dass
schule, die mittels PRME SDG Dashboard Bericht er-                                     die FH Graubünden bereits seit Beginn des Projekts
stattet hat. Das SDG Dashboard schaffte erstmals                                       einen Bezug zu den einzelnen SDG-Zielen hergestellt
einen einzigartigen visuellen Überblick über sämtli-                                   hat. PRME bezeichnet dieses Vorgehen als das kom-
che Initiativen im Bereich nachhaltige Entwicklung an                                  plexeste und fortgeschrittenste.

Weiterführende Informationen zum Leitfaden für die Integration der SDGs in Curriculum, Forschung und Partnerschaften finden
Sie in der folgenden Publikation:
Wersun, A., Klatt, J., Azmat, F., Suri, H., Hauser, C., Bogie, J., Meaney, M., & Ivanov, N. (2020). Blueprint for SDG Integration into
Curriculum, Research and Partnerships. New York: PRME.

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                                 Das interaktive Dashboard ist über
111   66   145   57   39         fhgr.ch/sdg-dashboard abrufbar.

                                                                      15
Der heutige Wissensstand reicht aus, um die Transformation hin zu einer nachhaltigen
Entwicklung weiter voranzutreiben. Vieles ist schon angestossen. Denn ohne eine
intakte Natur sind nicht nur Wohlstand und sozialer Frieden, sondern die Existenz als
solche gefährdet.
Curriculum-Entwicklung unter dem Aspekt
Bildung für nachhaltige Entwicklung

                            «Der gemeinsame Wille, zu einer zukunftsfähigen,
                       nachhaltigen Gesellschaft beizutragen, darf sich nicht
                       auf Absichtserklärungen beschränken, sondern muss
                      durch Gestaltungskompetenz, Gestaltungsbereitschaft
                               und konsistentes Handeln umgesetzt werden.»

                                                                  Prof. Dr. Ivan Nikitin,
                Dozent am Zentrum für Betriebswirtschaftslehre (ZBW) und Projektleiter

Die FH Graubünden gestaltet die Entwicklung der Hoch-     einem komplexen System mit vielen Handlungsmög-
schule verantwortungsvoll nach den Prinzipien der         lichkeiten Massnahmen zu benennen und auszuwäh-
Nachhaltigen Entwicklung (NE) und integriert diese        len, die geeignet sind, das System in nachhaltiger Rich-
in ihre Leistungsaufträge. So sollen die Studierenden     tung weiterzuentwickeln. So sollen die Studierenden in
nicht nur zu hochqualifizierten Fachkräften, sondern      die Lage versetzt werden, die für eine NE notwendigen
auch zu verantwortungsvollen Persönlichkeiten ausge-      Veränderungsprozesse im privaten, gesellschaftlichen
bildet werden. Um diese Ziele zu unterstützen, wurde      und beruflichen Umfeld zu initiieren und zu begleiten.
bereits 2018 das Projekt der Curriculum-Entwicklung
unter dem Aspekt der Bildung für nachhaltige Entwick-     Als Grundvoraussetzung zur Implementierung der Ge-
lung (BNE) initiiert.                                     staltungskompetenz in der Lehre musste zunächst ein
                                                          gemeinsames Verständnis dieser Kompetenz an der
Die BNE-Curriculum-Entwicklung strebt das langfristige    FH Graubünden geschaffen werden. Dieses gemein-
Ziel an, die Lehre der FH Graubünden so zu gestalten,     same Verständnis wurde in mehreren interdisziplinä-
dass die Studierenden befähigt werden, informiert und     ren Workshops mit Vertreterinnen und Vertretern aus
verantwortlich handeln zu können. Sie sollen als Multi-   vielen Bereichen der FH Graubünden erarbeitet. In un-
plikatorinnen/Multiplikatoren und zukünftige Führungs-    terschiedlich zusammengesetzten Arbeitsgruppen
kräfte ihrer Verantwortung gerecht werden und einen       wurden die theoretischen Grundlagen diskutiert; diese
relevanten Beitrag zur NE im beruflichen und privaten     wurden danach um hochschulspezifische Aspekte er-
Bereich leisten. Dementsprechend soll die Lehre an der    weitert und zuletzt validiert.
FH Graubünden, wo notwendig und sinnvoll, studien-
gangübergreifend und transdisziplinär in Richtung BNE     Die Gestaltungskompetenz im Sinne einer BNE kann
weiterentwickelt werden.                                  auf vielfältige Art und Weise in die akademische Lehre
                                                          integriert werden, zum Beispiel durch Schaffung spe-
Der anfängliche Fokus der BNE-Curriculum-Entwick-         zifischer Lehrangebote, durch die Integration der GK in
lung der Jahre 2018 und 2019 lag auf «Wissensorientie-    bestehende Module, durch kompetenzorientierte Initi-
rung» und auf der «strukturellen Verankerung des The-     ativen von Studierenden sowie viele weitere Ansätze.
mas in der Lehre»; im Jahr 2020 wurde er in Richtung      Entsprechend hat man an der FH Graubünden im letz-
«Kompetenzorientierung» weiterentwickelt. Den Stu-        ten Jahr das neue Modul «Gestaltungskompetenz für
dierenden sollen künftig nebst dem Wissen auch die        eine NE» (kurz «NENT2» genannt) geschaffen. Dessen
notwendigen Nachhaltigkeitskompetenzen – d. h. die        Leitidee ist es, die Studierenden in die Lage zu verset-
Teilkompetenzen der sogenannten Gestaltungskompe-         zen, Veränderungsprozesse im Kontext der NE zu initi-
tenz – vermittelt werden. Unter Gestaltungskompetenz      ieren und zu begleiten. Mit Hilfe eines transdisziplinä-
(GK) wird die Fähigkeit und Bereitschaft verstanden, in   ren Lehrformats werden die Studierenden in diesem

                                                                                                               17
Modul mit Partnern aus Gesellschaft, Politik und Wirt-     Trotz der COVID-19-bedingten Einschränkungen zeigte
schaft zusammengebracht; gemeinsam werden kon-             die erste Durchführung des Moduls, dass viele der ge-
krete Beiträge zur NE auf Lokalebene und für die Le-       steckten Lernziele erreicht werden konnten. Die Studie-
benswelt der Studierenden geschaffen. Im Zentrum           renden erlebten sich im Kontext der Fragestellung als
des Moduls NENT2 stehen somit gemeinsame Projekte          selbstwirksam und relevant. Sie erkannten die Komple-
mit externen Partnern; ebenso wird eine gemeinsame         xität der Problemstellung an der FH Graubünden und
Auseinandersetzung mit dem Thema «Verantwortung»           hatten die Möglichkeit, sowohl Verbesserungspotenzi-
angestrebt.                                                ale zu identifizieren als auch Lösungsoptionen zu entwi-
                                                           ckeln. Sie erkannten die Abhängigkeit zwischen Wissen
Das Modul NENT2 wurde als Pilotprojekt erstmalig im        und Handeln auf den verschiedenen Ebenen. Insgesamt
Herbstsemester 2020 im Bachelorstudium Betriebs­           konnten die Studierenden in diesem Modul ihre Nach-
ökonomie in Form eines Wahlpflichtmoduls angebo-           haltigkeitskompetenzen weiterentwickeln.
ten. Aufgrund der COVID-19-Situation musste das Mo-
dul allerdings konzeptionell angepasst werden. Auf die     Die Erkenntnisse aus der erstmaligen Durchführung des
Zusammenarbeit mit externen Partnern musste ver-           Modul NENT2 ermöglichen es, das Modul konzeptio-
zichtet werden; stattdessen beschäftigten sich die Stu-    nell weiterzuentwickeln und im Herbstsemester 2021
dierenden mit der selbstgewählten Frage «Was ist an        erstmalig als studiengangübergreifendes, interdiszipli-
der FH Graubünden noch nicht nachhaltig und wo lie-        näres Lehrangebot in möglichst viele Studienpläne der
gen die Verbesserungspotenziale?». Das Modul wurde         FH Graubünden zu integrieren.
zunächst im Blended-Learning-Format gestartet und
konnte dann aus den bekannten Gründen zuletzt nur          In den darauffolgenden zwei Jahren besteht die über-
noch virtuell durchgeführt werden.                         greifende Zielsetzung der BNE-Curriculum-Entwicklung
                                                           in der Identifikation und Implementierung geeigneter
Die Rückmeldungen der Studierenden zur erstmaligen         Methoden und didaktischer Modelle. Zudem sollen
Durchführung des Moduls waren insgesamt sehr po-           die dazu passenden Lehr- und Lernumgebungen an
sitiv. Die Studierenden konnten erfolgreich am Beispiel    der FH Graubünden geschaffen werden. Ferner sol-
der eigenen Fachhochschule ein «bestehendes Sys-           len Evaluationsformen entwickelt und Massnahmen
tem» in Bezug auf seine Nachhaltigkeitsorientierung        zu Qualitätssicherung formuliert und umgesetzt wer-
analysieren. Sie identifizierten Gründe und Ursachen für   den. In diesem letzten Bereich arbeitet die BNE-Curri-
noch nicht nachhaltige Systemelemente, formulierten        culum-Entwicklung bereits heute intensiv mit dem Pro-
darauf aufbauend Verbesserungsvorschläge und ent-          jekt der Wirkungsevaluation zusammen (siehe Beitrag
wickelten schlussendlich konkrete Lösungskonzepte.         von Prof. Dr. Christian Baumgartner auf Seite 20).
Das Modul fand seinen Abschluss in Form einer Prä-
sentation vor einigen Mitgliedern der Hochschulleitung,
an welche die von den Studierenden erarbeiteten Mass-
nahmen zu Verbesserung der Nachhaltigkeitsorientie-
rung der FH Graubünden somit direkt herangetragen
wurden.

                             Die Gesamtverantwortung für das Thema nachhaltige Entwicklung
                             an der FH Graubünden trägt Prof. Dr. Ulrike Zika, Departementsleiterin
                             Entwicklung im alpinen Raum und Mitglied der Hochschulleitung.

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Gestaltungskompetenz ist die Fähigkeit und Bereitschaft, in einem
komplexen System mit vielen Handlungsmöglichkeiten Massnahmen
zu benennen und auszuwählen, die geeignet sind, das System in
nachhaltiger Richtung weiterzuentwickeln.

 Nachhaltigere Systeme gestalten                     Bestehende Systeme analysieren
 – Komplexität verstehen und vermitteln können       – Ganzheitliches, systemisches Denken
 – Verschiedene Perspektiven einnehmen               – Vorausschauendes Denken
 – Eigene Leitbilder reflektieren                    – Kritisches Denken und Selbstreflexion
 – Solidarität, Toleranz                             – Engagement für die Selbstaktivierung
 – Selbstwirksam werden können                       – Selbständige Bearbeitung
                                                     – Übernahme von Verantwortung
                                                     – Kompetenz zur Reflexion der eigenen Rolle

                                              Zukunft
                                             nachhaltig
                                             gestalten!

                 Handlungsmöglichkeiten entwerfen, bewerten und implementieren
                 – Sich als wirksam erleben und verantwortlich fühlen
                 – Berufliche und private Entscheidungen begründen und vertreten
                 – Empathiefähigkeit und Achtsamkeit
                 – Dilemma erkennen und mit Spannungen umgehen können
                 – Kommunikationsfähigkeit
                 – Kompetenz zur Zusammenarbeit
                 – Integriertes Problemlösen
                 – Transformative Kompetenz

                                                                                                   19
Innovative Lehre in Zeiten von COVID-19

            «COVID-19 bietet – neben den üblichen virtuellen Tools – auch
                    die Chance auf neue, innovative Lehr- und Lernformate.»

                                                          Prof. Dr. Christian Baumgartner,
                                       Dozent am Institut für Tourismus und Freizeit (ITF)

Die Bildungsarbeit wurde 2020 wohl überall vor grosse      als Partner gewonnen, der sich selbst sehr hohe Nach-
Herausforderungen gestellt. Die Dozierenden stell-         haltigkeitsstandards gegeben hat und dessen Interes-
ten zunächst auf Online-Unterricht via Zoom, WebEx,        sen sich insbesondere auf das Wohlergehen seiner
Teams oder andere Tools um; danach wurden die Vor-         Partneragenturen und der Menschen in den bereisten
lesungen umgestellt und meistens durch interaktive,        Destinationen konzentrieren.
kollaborative Instrumente wie Miro ergänzt. In vielen
Fällen stellten sich die Dozierenden auch den neuen        Die Exkursionswoche wurde in eine Projektwoche um-
und gleichzeitig bereichernden Herausforderungen           gewandelt, in der jeweils zwei Studierende ein Schwer-
eines asynchronen Unterrichts.                             punktland «bereisten». Als Vorbereitung (und erste
                                                           Leistungsfeststellung) sollten die Studierenden ein
Eine der grossen Herausforderungen war der Ersatz von      Factsheet zu «Tourismus und Entwicklung» des je-
Exkursionen. Die Studierenden meiner Bachelor-Spezi-       weiligen Landes erstellen. Die Factsheets werden von
alisierung Sustainable Tourism and International De-       Weltweitwandern zukünftigen Reisenden als zusätzli-
velopment würden üblicherweise im Januar eine Wo-          che Reiseunterlage mitgegeben.
che in Marokko verbringen, um vor Ort zu erfahren, wie
eine nachhaltige Tourismusentwicklung in einem Land        Die ersten beiden Tage gab es virtuelle Inputs aus 13
mit hohem Entwicklungspotenzial gelingen kann. Die         verschiedenen Ländern – von Laos über Jordanien und
besonderen Herausforderungen im Kontext einer nach-        Madagaskar bis Ecuador. Agenturchefs, Guides oder
haltigen Regionalentwicklung, die Zwischentöne in den      Partnerinnen aus der Entwicklungszusammenarbeit
Erzählungen der Berberfamilien, ein Eseltrekking-Ange-     stellten die Länder jenseits von Marketingvorträgen
bot im Hohen Atlas zur Generierung eines Familienein-      vor, gingen auf die speziellen Herausforderungen bei
kommens – wie soll all dies virtuell vermittelt werden?    der Entwicklung dieser Länder ein, präsentierten touris-
Dass Tourismus im internationalen Kontext mehr als         tische Projekte und liessen Menschen aus den «besuch-
ein Wirtschaftsbereich ist, dass er eine wichtige Funk-    ten» Dörfern zu Wort kommen. Die gute Vernetzung
tion hinsichtlich der Umsetzung so gut wie aller SDGs      und die grosse eigene Projekterfahrung in den meis-
hat – von Bildung, Gesundheit über Klima- und Biodiver-    ten dieser Länder waren bei der Programmgestaltung
sitätsschutz bis hin zu Partnerschaften –, lässt sich im   sehr hilfreich.
virtuellen Hörsaal zwar erklären, richtig verstehen kann
man es aber nur vor Ort.                                   Was sich die meisten Partnerinnen und Partner in den
                                                           Destinationen nicht vorstellen konnten, war die Aufgabe
Das Ersatzprogramm «The world in a nutshell – mehr         für die Studierenden für den Rest der Projektwoche: Die
als eine Exkursion» versuchte hier einen Ersatz zu         Erstellung eines verkaufbaren Produkts für potenzielle
schaffen: Mit Weltweitwandern (www.weltweitwan-            Reisende, das diesen einen aktiven Einblick in das je-
dern.at) wurde ein österreichischer Reiseveranstalter      weilige Land gewährt, ohne dabei das Land physisch

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zu bereisen. Entwickelt wurden beispielsweise Adopti-      Die Rückmeldungen der Studierenden waren sehr po-
onen für Kaffeeplantagen in Nepal, die Waisenkindern       sitiv: Einerseits konnten die (unterschiedlichen) tou-
Arbeit bieten und Bildung ermöglichen und den Kundin-      ristischen Herausforderungen in Entwicklungs- und
nen und Kunden mehrere Kilo Kaffee pro Jahr liefern.       Schwellenländern ebenso wie die konkrete Situation
Oder virtuelle Touren durch Georgien in Verbindung mit     der Reiseveranstalter und Agenturen in der (Post-)CO-
einer realen Weinverkostung georgischer Weine. High-       VID-19-Situation vermittelt werden. Andererseits er-
lights waren auch die «Taste of Morocco»-Samen aus         möglichten die entwickelten Produkte neue Blickwinkel
dem Permakulturprojekt einer Bildungseinrichtung im        auf die Kommunikation von Nachhaltigkeitsthemen und
Hohen Atlas, die Weltweitwandern unterstützt, oder die     die Auseinandersetzung mit den gewählten Destinati-
Video- und Workshop-Serie «Tales from the beautiful        onen, ohne diese selbst zu bereisen. Und schlussend-
end oft the world» aus Tadschikistan inklusive Yoga-Ein-   lich sind die umgesetzten Produkte auch kleine, aber
heit und Kochkurs.                                         konkrete finanzielle Hilfeleistungen für die Menschen
                                                           in den Ländern, die gerade kein Einkommen aus dem
Weltweitwandern hat sich bereit erklärt, die interes-      Tourismus haben.
santesten dieser Produkte auch umzusetzen. Der Er-
lös wird zwischen den Partnern und Weltweitwandern
geteilt. So kann in der COVID-19-bedingten Nicht-Rei-
sezeit eine Bindung zwischen der Reisekundschaft und
den ihr schon bekannten oder neuen Wunschdestinati-
onen hergestellt werden; gleichzeitig werden echte Le-
benseindrücke vermittelt und eventuell auch Neukun-
dinnen und Neukunden für die Buchung einer Reise in
die betreffenden Destinationen (nach Ende der COVID-
19-Krise) motiviert.

                                                                                                              21
Die Studierenden der FH Graubünden setzen sich durch ihre vielfältigen Initiativen für
eine nachhaltige Entwicklung ein. Nach ihrer Zeit an der FH Graubünden geben sie
ihre Verantwortung an ihre Nachfolgerinnen und Nachfolger weiter. So werden beste-
hende Projekte stetig weiterentwickelt und neue Projekte in Angriff genommen.
Student HUB – die Studierenden-Initiative für
eine nachhaltigere Hochschule und Gesellschaft

        «Der Student HUB möchte das Umfeld zum Thema Nachhaltigkeit
   sensibilisieren und informieren und idealerweise dazu beitragen, dass
                      das Konsumverhalten hinterfragt und verändert wird.»

                                                    Jasmin Hadorn, Tourismusstudentin

Der Student HUB ist eine Studierendenorganisation,       Die COVID-19-Pandemie hat das Leben aller auf den
welche sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit        Kopf gestellt und fordert ein Umdenken in allen Berei-
auseinandersetzt und das Ziel verfolgt, eine nachhal-    chen. Auch der Student HUB war von der Pandemie
tigere Hochschule und Gesellschaft zu schaffen. Mit      betroffen und musste einige Herausforderungen be-
verschiedenen Projekten und Events innerhalb und au-     wältigen. Somit konnte beispielsweise die Nachhaltig-
sserhalb der FH Graubünden macht der Student HUB         keitswoche 2020 wegen des Lockdowns nicht vollum-
auf diverse Themen der ökologischen, sozialen oder       fänglich durchgeführt werden. Der Student HUB ist
ökonomischen Nachhaltigkeit aufmerksam und schafft       jedoch positiv gestimmt und nutzt die Möglichkeiten
so eine Plattform für den aktiven Austausch.             der modernen Technologie: Die Bücherbörse beispiels-
                                                         weise wurde erfolgreich über Instagram durchgeführt
Der Student HUB organisiert verschiedene Events, um      und die Nachhaltigkeitswoche 2021 findet vollständig
einen nachhaltigeren Lebensstil zu fördern. Auf diese    online statt. Ganz im Sinne des diesjährigen Slogans
Weise möchte er das Umfeld der FH Graubünden zum         der SWS «Together for Sustainability» bieten sich un-
Thema Nachhaltigkeit sensibilisieren und informieren     zählige Gelegenheiten für einen aktiven virtuellen Aus-
– und idealerweise auch dazu beitragen, dass das Kon-    tausch mit anderen Hochschulen und Personen aus
sumverhalten hinterfragt und verändert wird. So findet   der ganzen Welt. Trotz COVID-19 blickt der Student
z. B. einmal im Jahr eine Bücherbörse statt, wo die      HUB motiviert in die Zukunft, denn genau in solchen
Studierenden die Möglichkeit haben, gebrauchte Bü-       anspruchsvollen Situationen ist nachhaltiges Handeln
cher an andere Studierende zu verkaufen, um die Nut-     besonders wichtig.
zungsdauer zu verlängern. Ein weiterer Event ist der
Kleider-SWAP, der die Teilnehmenden auf die Proble-      Weitere Informationen:
matik und Folgen der Wegwerfgesellschaft aufmerk-        sustainabilityweek.ch/chur
sam macht und eine nachhaltige Alternative für die
Verwendung gebrauchter Kleidung bietet. Einer der
wichtigsten Events ist die Nachhaltigkeitswoche, die
der Student HUB seit 2018 jährlich im Rahmen der Sus-
tainability Week Switzerland (SWS) durchführt. SWS ist
ein Projekt, das schweizweit an über 20 Hochschulen
verankert ist. Im Jahr 2020 wurde die Nachhaltigkeits-
woche erstmals auch ausserhalb der Schweiz durch-
geführt– nämlich in Accra (Ghana). Während dieser
Woche finden verschiedene Events, Workshops oder
Panel-Diskussionen zu diversen Themen im Bereich
Nachhaltigkeit statt.

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