MAILING. 27 GRUNER GRUPPE - Gruner AG

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MAILING. 27 GRUNER GRUPPE - Gruner AG
GRUNER GRUPPE

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27
MAILING. 27 GRUNER GRUPPE - Gruner AG
MAILING. 27
                                                                         4
INHALT
GROSSPETER TOWER                                                   4
Hoch hinaus im Süden Basels

TONWERK LAUSEN                                                     6
Hohe Wohnqualität trotz exponierter Lage

GEMEINSAM LEBENSRÄUME SCHAFFEN                                     8
Interview mit Kees Christiaanse

FELIX PLATTER-SPITAL                                              12
Planung auf höchstem Niveau

BIM - BUILDING INFORMATION MODELING14
Interview mit Kees Christiaanse

CAMPUS HÖNGGERBERG DER ETH ZÜRICH                                 15

                                                                              16
Monitoring – dem Verursacher rasch auf der Spur

KINDERSPITAL ZÜRICH                                               16
Anspruchsvoll in Grösse und Komplexität

GEOMATIK                                                          18
Kontrolle erwünscht

SKY LIGHTS SCHOREN                                                20
Wirtschaftlich und nachhaltig in die Höhe gebaut

ENTWICKLUNGSSCHWERPUNKT WANKDORF                                  22
Entwickeln, entflechten, entlasten:
Operation am Verkehrsknoten

PUMPSPEICHERWERK VEYTAUX                                          24
Volle (Wasser-)kraft voraus

HOCHSPANNUNGSVERSORGUNG SBB                                       26
Mit Hochgeschwindigkeit neu verkabelt

STANDPUNKT 
Kein Märchen über Fachkräftemangel, den letzten
Ingenieurauftrag und die Verantwortung für die Zukunft
                                                                   28
                                                                         22
NEUAUFTRÄGE                                                       30
Querschnitt durch das aktuelle Portfolio

TITELILLUSTRATION
De Mastentop, Antwerpen © KCAP

IMPRESSUM
MAILING. der Gruner Gruppe, Ausgabe 27/2015, erscheint einmal jährlich
Adresse Gruner AG, Gellertstrasse 55, CH-4020 Basel Autoren Mitar-
beitende der Gruner Gruppe Redaktion Marketing, Kommunikation,
Gruner AG, Sabine Rempert, Basel Gestaltung Marketing, Kommunika-
tion, Gruner AG Fotos Friedel Ammann, Basel, Ralph Bensberg, Zürich,
Lilli Kehl, Basel, Manfred Richter, Reinach
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EDITORIAL

                           LIEBE LESERIN
                           LIEBER LESER

                           Gerade mal acht Jahre ist es her, seit Steve Jobs das iPhone präsentierte und da-
                           mit nicht nur die Mobilfunkindustrie auf den Kopf stellte. Heute gehört es bereits
                           zum Alltag, dauernd vernetzt zu sein und alle möglichen Daten zu sammeln und zu
                           verarbeiten. Kommunikation ist omnipräsent und wir stehen mit der halben Welt in
         Jon Mengiardi
                           Verbindung.
       dipl. Bauing. ETH
       MSc Environment
             Engineering   Diese neuen Technologien lassen von einer Zukunft mit unvorstellbaren Lösungen
                           träumen. Unter den Schlagworten Digitalisierung, intelligente Systeme oder einfach
                           nur «smart» scheint fast alles machbar zu sein. So stösst, wer nach «Smart City»
                           googelt, auf folgende Definition: «Eine Smart City bietet ihren Bewohnern maxi-
                           male Lebensqualität bei minimalem Ressourcenverbrauch dank einer intelligenten
                           Verknüpfung von Infrastruktursystemen (Transport, Energie, Kommunikation etc.) auf
                           unterschiedlichen hierarchischen Stufen (Gebäude, Quartier, Stadt).»

                           Eine Definition, die uns Ingenieure natürlich anspricht. Systeme intelligent zu ver-
                           knüpfen, ist von jeher unsere Kernkompetenz. Dabei ist der Begriff Verknüpfung
                           zentral, denn bei unseren Projekten geht es im Wesentlichen immer um das opti-
                           male Zusammenwirken von Mensch, Umwelt und Technik. Unsere Aufgabe be-
                           steht darin, dass alles rund um die Projektentwicklung und -realisierung funktioniert.

                           Die neuen Technologien eröffnen neue Möglichkeiten, erhöhen aber die Komplexi-
                           tät unserer Projekte um ein Vielfaches. Die Technik ist eine anspruchsvolle Aufgabe.
                           Die grösste Herausforderung ist aber der Faktor Mensch. Immer mehr Spezialisten
                           arbeiten gemeinsam an Lösungen, welche immer mehr Menschen direkt oder indi-
                           rekt beeinflussen. So muss in einem Projekt innert kürzester Zeit eine grosse An-
                           zahl Menschen zusammengebracht und wirksam organisiert werden, um immer
                           komplexere Probleme im Infrastrukturbereich zu lösen.

                           Die Zukunft mit Visionen wie Smart Cities stellt für die Gruner Gruppe eine grosse
                           Herausforderung dar und eröffnet gleichzeitig grosse Chancen. Getragen von unse-
                           rer Leidenschaft, Projekte zum «Funktionieren» zu bringen, werden wir auch die
                           «smarte» Zukunft meistern.

                           In diesem Sinn wünsche ich Ihnen eine abwechslungsreiche Lektüre.

                           Jon Mengiardi
                           Leiter Region Nordwestschweiz

                                                                               GRUNER MAILING. 27                  3
MAILING. 27 GRUNER GRUPPE - Gruner AG
Frank Ullmann
     Dipl.-Ing. (BA)
     Abteilungsleiter Heizung, Lüftung, Klima
     Gruner Gruneko AG, Basel

HOCH HINAUS IM SÜDEN BASELS
GROSSPETER TOWER
Hochhausbauten nehmen in Basel zu und werden das
künftige Stadtbild schon von Weitem prägen. Der Grosspeter
Tower wird mit 22 Stockwerken und 78 Metern Höhe ein
weiteres Wahrzeichen der Stadt Basel werden.

         Einzigartige Ausblicke über die Stadt Basel sind spannend,                      Hohe Anforderungen – flexible Lösungen
         doch noch wichtiger bei einem neuen Gebäude ist sein                            Über Niedertemperaturnetze erfolgt die Verteilung von Heiz-
         ökologischer Fussabdruck. Die Erwartungen und Ziele sind                        und Kühlenergie zu den unterschiedlichen Verbrauchern. Die
         hoch für den geplanten Null-Emissions-Hochhausbau. Da-                          Berücksichtigung eines flexiblen «Core and Shell»-Prinzips
         hinter steckt eine ausgefeilte Gebäudetechnik, die von An-                      mit Grund- und Mieterausbau ermöglicht dem Auftraggeber,
         fang an interdisziplinär mit den Beteiligten erarbeitet wurde.                  die Nutzflächen in unterschiedlichster Weise im späteren
                                                                                         Gebäudebetrieb zu klimatisieren.
         Die Gruner Gruneko AG unterstützt im Rahmen ihres Man-
         dates den Auftraggeber in den Gewerken Heizung/Kälte,                           Die Lüftungsanlagen ermöglichen trotz der baulich beding-
         Lüftung, Sanitär, MSR sowie Fachkoordination bei dem                            ten geschlossenen Gebäudehülle optimale Aufenthalts- und
         Erreichen hochgesteckter Energieeffizienzziele.                                 Arbeitsbedingungen für geplante und zukünftige Nutzungen.
                                                                                         Komplexe Rauchschutzdruckanlagen im Bereich des Sicher-
                                                                                         heitstreppenhauses sowie maschinelle Entrauchungsanla-
                                                                                         gen und Speziallüftungssysteme für die Aufstellung der Pro-
                                                                                         pan- und CO2-Kältemaschinen runden dieses Gewerk ab.

                                                                                         Hohe Anforderungen an Legionellenfreiheit und Wasserqua-
                                                                  © Burckhardt+Partner

                                                                                         lität im Rahmen der Warmwasserbereitung des Hotelbe-
                                                                                         reichs, die Konzipierung einer komplexen Sprinkleranlage
                                                                                         unter Berücksichtigung eingeschränkter Platz- und baulicher
                                                                                         Höhenverhältnisse sowie die Bereitstellung der optimalen
                                                                                         Druckverhältnisse in allen Hochhausgeschossen zeichnen in
                                                                                         diesem Projekt das Gewerk Sanitärtechnik aus.
         Energiekonzept basiert auf Fotovoltaik
         Das in Zukunft markanteste Highlight des Gebäudes ist die in                    Ein auf Raumebene modulares und einfach konfigurierbares
         der Fassade integrierte Fotovoltaik. Diese steckt mit ihrer                     Automationssystem stellt die für die spätere Nutzungszufrie-
         Leistung den Rahmen für die im Grundausbau zur Verfügung                        denheit immens wichtige Mensch-Maschine-Schnittstelle
         stehende elektrische Jahresenergie ab. Damit bildet sie eine                    bereit. Die im Hintergrund arbeitende Gebäudeautomation
         elementare Randbedingung für das gesamte Energiekon-                            ermöglicht, aus den geplanten einzelnen Anlagen ein final
         zept.                                                                           energieeffizientes Gesamtsystem im Zusammenspiel aller
                                                                                         Komponenten und externen wie internen Randbedingungen
         Das Herzstück der Energieerzeugung sind reversible Wärme-                       zu erstellen.
         pumpen. Unter Berücksichtigung aktueller technischer
         Trends sowie der Rahmenbedingungen angestrebter Ener-
         gielabels kommen ausschliesslich natürliche Kältemittel zur
         Anwendung. Für die Wärme- und Kälteerzeugung kommen                                 Im Rahmen des Planungsprozesses ist seitens der Gruner
         Propanwärmepumpen, für die Warmwassererzeugung eine                               Gruneko AG das digitale Bauen und das damit in Verbindung
         CO2-Wärmepumpe zum Einsatz. Das Rückgrat der Energie-                              stehende Building Information Modeling, kurz BIM, bereits
         erzeugung bildet das Erdsondenfeld, welches gemeinsam                             Alltag. Das Projekt wurde als Datenmodell aufgebaut und die
         mit den Spezialisten der Gruner Böhringer AG entwickelt
                                                                                                        Informationen im Modell beschrieben.
         wurde. Bis auf 250 m Tiefe wurden 56 Bohrungen abgeteuft.

         Europaweit erstmals gekoppelte Simulationen
         Eine dynamische Gebäudesimulation in Kooperation mit der                        Der Planungsprozess mit BIM ermöglicht frühzeitig einen
         Gruner Roschi AG gab die Basis für die Simulation des Lang-                     tieferen Detaillierungsgrad und eröffnet neue Dimensionen
         zeitverhaltens des Erdsondenfeldes. Das Novum: Gruner                           hinsichtlich der räumlichen Koordination mit softwarege-
         konnte europaweit als erstes Unternehmen die Gebäude-                           stützten Kollisionsprüfungstools. Die Effizienz des Planungs-
         simulation mit der Simulation des Sondenfeldes unter Be-                        prozesses vom Konzept zur 3-D-Planung im Modell konnte
         rücksichtigung der Anlagenwirkungsgrade koppeln. Damit                          durch erste Umsetzungen mit BIM deutlich gesteigert wer-
         wurde eine Planungssicherheit in Form einer ganzheitlichen                      den.
         energetischen Simulation ermöglicht.

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MAILING. 27 GRUNER GRUPPE - Gruner AG
Obergeschosse

                           22
                           Gebäudehöhe

                           78 m
                           Nutzfläche

                           17 000 m2
                           HLKS-Kosten

                           16.5 Mio.
                           CHF
© Burckhardt+Partner

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MAILING. 27 GRUNER GRUPPE - Gruner AG
Thomas Herzog
        Techniker HF
        Projektleiter Bauphysik, Akustik
        Gruner AG, Basel

HOHE WOHNQUALITÄT
TROTZ EXPONIERTER LAGE
Auf dem Areal des Tonwerks Lausen ist in unmittelbarer Nähe
zum Bahnhof und zur Bahnlinie eine Wohnüberbauung
geplant. Um die Bewohnerinnen und Bewohner möglichst
effektiv vor Erschütterungen und Lärm zu schützen, haben die
Spezialisten von Gruner entsprechende Fachgutachten erstellt.

Infolge schwindender Landressourcen werden
Gebäude oder ganze Überbauungen immer öf-
ter an exponierten Lagen gebaut. Bei der Pro-
jektierung solcher Bauvorhaben bedarf es
grossen Fachwissens zu allen Themen am
Bau. Mehr und mehr ins Zentrum rücken The-
men wie Lärm, Schallübertragungen unter den
Wohneinheiten, Erschütterungen, aber auch
energetische Fragen. Für die planenden Archi-
tekten wird die Zusammenarbeit mit Spezialis-
ten notwendig. Denn spätestens beim Bauge-
suchverfahren wird oft eine Vielzahl von Fach-
gutachten und Nachweisen von Amts wegen
verfügt. Die einzelnen Gutachten müssen zum
Teil interdisziplinär erarbeitet werden, was zu
grossem Administrationsaufwand für den Wis-
sensaustausch führen kann. Hier ist unsere
übergreifende Fachkompetenz gefragt.

Fachgutachten aus einer Hand
Für die Neuüberbauung mit 115 Wohnungen,
welche auf dem östlichen Teil des Fabrikare-
als des Tonwerks Lausen erstellt werden soll,
wurden im Baugesuchverfahren folgende, durch
unsere Spezialisten zu erstellenden Fachgutach-
ten verfügt:
> Lärmschutznachweis
> Schallschutznachweis (Aussenlärm)
> Schallschutznachweis (Innenlärm)
> Wärmeschutznachweis
> Immissionsprognose – bahninduzierte
  Erschütterungen und abgestrahlter Körper-
  schall

Dass wir alle diese Gutachten intern erarbeiten
können, ist aus Zeitgründen sowie aus wirt-
schaftlichen und administrativen Überlegungen
bei Architekten, Bauherren und Investoren glei-
chermassen gern gesehen.
                                                  © TL Immobilien AG, Lausen

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MAILING. 27 GRUNER GRUPPE - Gruner AG
PROGNOSEN FÜR DIE SMART CITY
Thomas Herzog, was kann die Abteilung Bauphysik,                Welche Kompetenzen werden in Zukunft verstärkt
Akustik bereits heute zur Entwicklung beitragen?                nachgefragt werden?
«Durch unser breites Know-how in Energiefragen beraten          «Aufgrund unserer Behaglichkeitsansprüche werden im
wir unsere Kunden oft über die gesetzlichen Anforderun-         Sommer gekühlte Räume immer mehr zum Standard ge-
gen hinaus. Wir geben ihnen Tipps und Anregungen,               hören. Daher werden Energieeinsparungen im Sommer
wie die geplanten Gebäude noch energiesparsamer be-             relevant und Vorschriften dazu stärker in die Gesetzge-
trieben werden könnten.»                                        bung einfliessen. Da sehe ich grosses Potenzial für die
                                                                Entwicklung von energieeffizienten Lösungen.»

                        Die Wohnüberbauung mit 115 Wohnungen              3-D-Visualisierung der Lärmausbreitung mit CadnaA
                        wird auf dem Areal Ost erstellt. Auf dem          (Computer Aided Noise Abatement)
                        Areal West werden die attraktiven, alten
                        Backsteinindustriegebäude aus dem Jahr
                        1914 revitalisiert und weiteren Nutzungen
                        zugeführt.                                                       Erschütterungs- und Lärmschutz im
                                                                                         Fokus
                                                                                         Das ehemalige Fabrikareal liegt lediglich 25
                                                                                         Meter neben der SBB-Linie von Basel nach
                                                                                         Olten und ca. 35 Meter neben dem Bahnhof
                                                                                         Lausen. Daher waren Erschütterungs- und
                                                                                         Lärmschutz (Aussenlärm) prioritäre Themen.
                                                                                         Anpassungen am Projekt haben Auswirkun-
                                                                                         gen auf nahezu alle Themengebiete. In die-
                                                                                         sen beiden Bereichen leisteten wir entschei-
                                                                                         dende projektrelevante Beiträge:

                                                                                         > Mit unserem Bericht zum Thema «Lärm-
                                                                                           schutz Aussenlärm» konnten wir die geplan-
                                                                                           te Wohnüberbauung so optimieren, dass alle
                                                                                           Wohnungen mit Frischluft versorgt werden
                                                                                           können, ohne dass sie übermässig durch
                                                                                           Bahnlärm gestört werden. Dies führte in eini-
                                                                                           gen Wohnungen zu Grundrissänderungen.
                                                                                           Dadurch wurde die Qualität der Wohnungen,
                                                                                           die gegenüber dem Bahnlärm exponiert sind,
                                                                                           gesteigert.

                                                                                         > Aufgrund unseres Berichtes «Bahninduzierte
                                                                                           Erschütterungen» konnten die Kosten für den
                                                                                           Erschütterungsschutz gegen die Schwingun-
                                                                                           gen von Zügen deutlich gesenkt werden. Statt
                                                                                           der geplanten, sehr schwierig zu erstellenden
                                                                                           Bodenschlitze, die als Schwingungsdämpfer
                                                                                           geplant waren, muss nun nur noch eine elas-
                                                                                           tische Lagerung der Kellerwände ausgeführt
                                                                                           werden. Damit wurde das Aushubvolumen
                                                                                           verringert und Material eingespart. Dies zieht
                                                                                           eine markante Kosteneinsparung und einen
                                                                                           vereinfachten Bauablauf mit sich.

                                                                                         GRUNER MAILING. 27                           7
MAILING. 27 GRUNER GRUPPE - Gruner AG
GEMEINSAM
LEBENSRÄUME
SCHAFFEN

Smart City ist ein Begriff, der Stadt- und Raumentwick-
lung, Energieproduktion und -verteilung, Architektur,
Konstruktion, Gebäudetechnik und Infrastruktur mit-
einander verbindet. Ein guter Grund für die Gruner
Gruppe, sich mit diesem Begriff auseinanderzusetzen,
da alle Kompetenzen des Unternehmens involviert sind.

Statistiken besagen, dass der überwiegende Teil des Energieverbrauchs Städte
und ihre Agglomerationen betrifft. Bund, Kantone, Gemeinden, Städte, Stadtpla-
ner, Architekten und Ingenieure unterschiedlicher Fachgebiete sind gefragt wie nie,
Lösungen zu erarbeiten, um eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit                Eines der wichtigsten
und der Zukunft – den wirtschaftlichen Umgang mit Energie und Mobilität – zu          Zukunftsthemen unserer Zeit
meistern und den Weg zur Smart City zu bereiten.                                       ist die Energie. Sie versteckt
                                                                                      sich im Begriff der Nachhaltig-
Eine Smart City umfasst Lösungsansätze in allen Lebensbereichen: energieeffizi-
enter Wohnraum, CO2-freie Heizanlagen, maximale Nutzung natürlicher Ressour-
                                                                                          keit, in der Ressourcen-
cen, aber auch ein nachhaltiges Mobilitätsmanagement und soziale, ökologische          effizienz und seit einiger Zeit
und ökonomische Aspekte. Das Ziel ist, neben einer optimierten Energieeffizienz,         im Begriff der Smart City.
eine höhere Lebensqualität.                                                            Darüber und über Stadt- und
                                                                                       Raumentwicklung haben wir
Vernetzung von Menschen, urbanen Räumen und technischen Systemen
                                                                                         uns mit Kees Christiaanse
Noch befindet sich das Konzept von Smart Cities in der Aufbauphase. «Smart                       unterhalten.
wird etwas nur, wenn es der Mensch smart macht.» Dieses Zitat von Kees
Christiaanse, Professor für Architektur und Städtebau an der ETH Zürich und
Gründer und Partner des Planungsbüros KCAP in Rotterdam, Zürich und Schang-
hai, trifft die Problematik: Wichtigster Faktor bei den Bestrebungen für Smart
Cities ist der Mensch. Technik und Digitalisierung können in Bereichen der Pla-
nung, der Prozessoptimierung, der Mobilität, der Energieverteilung, der Gebäu-
detechnologie und in der städtischen Energieplanung nur unterstützen; gefragt
sind Engagement und Innovationen. Die übergreifende Zusammenarbeit von
Bürgern, Behörden, Industrie, Wissenschaftlern, Entscheidungsträgern, Planern
und Visionären ermöglicht, Bedürfnisse zu ermitteln und Ziele zu erreichen. Eine
Philosophie, die auch bei der Gruner Gruppe gelebt wird.

Kees Christiaanse ist mit voller Leidenschaft und Begeisterung Architekt und
Stadt- und Raumentwickler. Er engagiert sich für eine intelligente Stadtentwick-
lung, benötigt dafür jedoch nicht den Begriff der Smart City.

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© KCAP

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MAILING. 27 GRUNER GRUPPE - Gruner AG
KEES CHRISTIAANSE IM GESPRÄCH

Kees Christiaanse – Architekt, Stadt- und Raumplaner,
Zukunftsdenker, Weltreisender, Radfahrer, Gesellschafts-
beobachter und digitaler Vorreiter.
Einen umfassenden Einblick in die Tätigkeit von Kees Christiaanse gibt es auf seiner Website
www.kcap.eu. Als Stadt- und Raumplaner für Projekte überall auf der Welt wie in Rotterdam, Zürich
oder Shenzhen ist Kees Christiaanse immer bestrebt, einen massstabsgerechten Rahmen zu schaf-
fen, für mehr Lebensqualität und kommunikatives Miteinander. «Stadtplanung bedeutet, Lebens-
räume für Freiheit zu schaffen.»

                                                                                                 SMART WIRD
                                                                                                 ETWAS NUR,
                                                                                                 WENN ES
                                                                                                 DER MENSCH
                                                                                                 SMART MACHT.

Smart City ist ein Begriff, der aktuell          die Digitalisierung einen neuen Markt ge-       Welche Lösungen aus Stadt- und
sehr häufig verwendet wird. Haben Sie            schaffen: Distributionszentren.                 Raumentwicklungen in Asien könnten für
einen Bezug zu diesem Begriff?                                                                   Schweizer oder europäische Städte
Nein, ich habe keinen Bezug zu dem Begriff.      Man hat herausgefunden, dass Transporte         interessant sein?
Smart wird etwas nur, wenn es der Mensch         von Gütern auf den letzten 10 Kilometern        Hochwertige Convenience-Stores als Quar-
smart macht. Computer sind nicht von alleine     am teuersten sind. Die neuen lokalen Distri-    tierszentren sind eine Idee aus den USA, die in
smart, sie sind nur eine Art verlängerter        butionszentren lösen dieses Problem. Die        Asien perfektioniert wurde. Diese Zentren ent-
Bleistift, ein Hilfsmittel, ein Werkzeug. Der    dafür notwendigen Lagerräume legt man an        halten unterschiedliche Nutzungen, die man
Entwurf wird vom Mensch gemacht. So ist          den Rand der Städte. Die Digitalisierung ver-   für den täglichen Bedarf braucht, wie Lebens-
es auch mit der Stadtentwicklung, bei der        einfacht und unterstützt die Versorgung und     mittel, medizinische Versorgung, Entertain-
Energie, bei allem: Die Stadt muss von Men-      die Organisation.                               ment, Banken, Versicherungen.
schen entwickelt und gebaut werden.
                                                 Wie können Infrastruktur und Stadt-             Kleine Transporter dienen als Verteiler. Die
Welche Rolle spielt die Digitalisierung          entwicklung aufeinander abgestimmt              Waren sind gekühlt, alles bleibt frisch. Der
bei der Stadtentwicklung?                        werden?                                         Mensch muss nicht den weiten Weg zum
Die Digitalisierung hat schon räumliche Ver-     Es geht nicht nur darum, die Infrastruktur      Hauptgeschäftszentrum machen, sondern
änderungen mit sich gebracht. Ein Beispiel:      immer weiter auszubauen, man muss auch          die Waren kommen in seine Nähe.
Vor Jahren hat die Post in den Niederlanden      ländliche Regionen und Quartiere wieder
geglaubt, dass die Digitalisierung das Post-     attraktiver machen. Ein Quartierszentrum        So wird die Infrastruktur effizient genutzt. Es
wesen verdrängen würde, und so wurde die         versorgt die Bewohner, entlastet die Infra-     gibt weniger Staus und es wird weniger Zeit
Post privatisiert. Einige Jahre später hat man   struktur, dient als Begegnungsstätte und        für Erledigungen benötigt. Die Digitalisierung
die Zukunftsperspektive der Post wieder          steigert die Lebensqualität. Eine polyzentri-   unterstützt die Distribution. Dieses System
entdeckt und festgestellt, dass aufgrund der     sche Stadtentwicklung ist für Ballungsräu-      der lokalen Versorgung hat viele Vorteile. Einer-
massiven Warenströme ein grosses wirt-           me wie Zürich sehr wichtig.                     seits ist diese Tendenz für die Ökonomie
schaftliches Potenzial vorhanden ist. So hat                                                     hochinteressant, andererseits steigert sie die
                                                                                                 Lebensqualität.

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© KCAP

                                              Bao’an Coastal City, Shenzhen
© R.‘t Hart

    Wijnhaveneiland, Rotterdam

                                                                                                    GANZ PRIVAT
                                                                                                    Welches Verkehrsmittel nutzen Sie
                                                                                                    persönlich gerne?
                                                                                                    Das Fahrrad nutze ich sehr gerne. Man er-
                                                                                                    lebt die Stadt und die Menschen mehr und
                                                                                                    taucht ein in die Stadt und die Gesellschaft.

                                                                                                    Wie bekommen Sie das grosse Pensum
     © KCAP

                                                                                                    an Projekten, Veranstaltungen, Vorträ-
                                                                                                    gen, Workshops überall in der Welt unter
    OZ Nature Urbaine, Montpellier                                                                  einen Hut?
                                                                                                    Ich schaffe es eigentlich immer, am Wochenen-
    Das bedeutet jedoch nicht, dass man den           Interessen zu berücksichtigen. Die Projekte   de nicht zu arbeiten. Ab Montag früh um
    Stadtkern ignorieren sollte. Die jeweiligen       sind oft sehr langwierig und oft führen sie   7 Uhr bis Freitagabend gegen 20 Uhr bin ich im
    Stadt- und Stadtteilzentren, wie Geschäfts-       gar nicht zum Ziel. Als Städtebauer kann es   Sprint, aber dann ist Wochenende. Und ich
    zentren, Flughafen, Universität und Altstadt,     sein, das man sein eigenes Projekt nicht      kann sehr gut im Zug oder im Flugzeug arbei-
    haben ihre Daseinsberechtigung und unter-         überlebt. Entscheidungen werden zurückge-     ten. Dann schreibe ich gerne Texte oder mache
    schiedliche und wichtige Funktionen, die sie      stellt oder aufgrund von politischen Verän-   auch Zeichnungen. Die Bewegung tut dem krea-
    erfüllen.                                         derungen wieder revidiert. Der Einfluss als   tiven Prozess gut. Ausserdem sind die öffentli-
                                                      Städtebauer ist jedoch viel grösser.          chen Verkehrsmittel sehr interessant, weil man
    Sie sind Stadt- und Raumentwickler                                                              Menschen aus unterschiedlichen Ländern ken-
    und Architekt. Wie unterscheiden sich                                                           nenlernt und man viel mehr von dem gesell-
    diese Aufgaben voneinander?                                                                     schaftlichen Leben mitbekommt.
    Als Städtebauer muss man strategisch und
    politisch denken. Es gibt viele Vorgaben und

                                                                                                    GRUNER MAILING. 27                         11
© wtr/hka
FELIX PLATTER-SPITAL
PLANUNG AUF HÖCHSTEM NIVEAU

Am Anfang des Projekts stand ein Wettbewerb, aus welchem im
November 2014 das Team «HandinHand» als Gewinner hervorging.
Planung, Prozesse und Kommunikation müssen Hand in Hand
laufen, um der BIM-Methode gerecht zu werden. «HandinHand»
passt zur Aufgabe eines BIM-Projekts.

Dieser Grundgedanke der optimierten Zusam-       nung und Nachhaltigkeit beauftragt. Ein Vor-           Spitalneubau nicht nur die Entstehungskos-
menarbeit spiegelt auch die Funktion des Spi-    teil des künftigen Gesundheitszentrums wird            ten eine Rolle, sondern viel mehr noch die
tals als Haus der Genesung für betagte Men-      sein, dass die Patienten während verschiede-           Betriebs- und Unterhaltskosten. Hier sind
schen wider. Im Neubau des Felix Platter-        ner Heilungsstadien unter einem Dach gut               Lösungen gefragt, die dies schon bei der
Spitals, FPS, entsteht unter der Federführung    versorgt werden. Das Spital wird Leistungen            Planung berücksichtigen. BIM, Building In-
der Architekten wörner traxler richter pla-      in den Bereichen Akut-Altersmedizin, Rehabi-           formation Modeling, ist eine Methode, die
nungsgesellschaft mbh mit der ARGE «Hand-        litation, Alterspsychiatrie, Palliativmedizin, Ergo-   entsprechende Lösungen anbietet.
inHand»* auf vier oberirdischen und zwei un-     und Physiotherapie beinhalten. Die Eröffnung
terirdischen Geschossen ein führendes Zent-      des neuen Felix Platter-Spitals ist, nach einem        * ARGE «HandinHand»: Marti Generalunterneh-
rum für universitäre Altersmedizin und           mehrmonatigen Testlauf, für Juli 2018 geplant.         mung AG, Bern, BAM Swiss AG, Basel, BAM
Rehabilitation. Gruner ist im Planungsteam mit                                                          Deutschland AG, Stuttgart (D), Architekten wörner
Leistungen in den Bereichen Bauingenieur-        Ein wichtiger Faktor im Gesundheitswesen               traxler richter planungsgesellschaft mbh, Frankfurt
wesen, Brandschutz, Bauphysik, Verkehrspla-      sind die Kosten. Dabei spielen bei einem               am Main (D), Holzer Kobler Architekturen, Zürich

12                     GRUNER MAILING. 27
MichaelClaudio
                                                                                                                          Schumacher
                                                                                                                                 Stern
                                                                                                                   Dipl.
                                                                                                                    dipl. Bauingenieur
                                                                                                                          Bauing FH, M.ETHZ
                                                                                                                                         Eng
                                                                                                                   Geschäftsbereichsleiter
                                                                                                                             Abteilungsleiter
                                                                                                                           Gruner AG, Basel

BIM me up, Scotty
Wir schreiben das Jahr 2015 und die Herausforderung
heisst für Bauherren, Planer und andere Projektbeteilig-
te die Planung und Realisierung eines wirtschaftlichen
Spitalbaus für die Zukunft unter Einbeziehung der BIM-
Methode. Diese Methode anzuwenden, war schon in
den Wettbewerbsgrundlagen festgelegt. Der Vorteil liegt
darin, dass der Betrieb schon in der Planungsphase be-
rücksichtigt wird. Eine umfassende Objektdokumentation
in 3-D ermöglicht eine optimierte Life-Cycle-Orientierung.

                   KENNZAHLEN

Betten

240
Nutzfläche

18 000 m2
geschätzte Baukosten

200 Mio. CHF
Jahr der Eröffnung

2018
Was steckt hinter BIM?                            Von Beginn an müssen die Projektbeteiligten     gen zu treffen. Es sind also nicht nur die Pla-
Das Building Information Modeling basiert auf     gut zusammenarbeiten, kommunizieren und         ner gefragt, sondern auch der Bauherr, der
Softwarelösungen, die es ermöglichen, fach-       frühzeitig Entscheidungen treffen, um die ge-   sich in einer frühen Phase des Projekts auf
übergreifende Gebäudedatenmodelle in 3-D          meinsame Informationsbasis zu schaffen.         Details festlegen muss.
darzustellen. Daten verschiedener Ressourcen
und Formate werden z.B. in das einheitlich        Was bringt BIM?                                 In BIM-Projekten werden vom Bauherrn zu-
nutzbare Format IFC, Industry Foundation          Der Zugriff aller Planungsbeteiligten auf Ge-   erst Regeln definiert, was in das Gebäude-
Classes, umgewandelt. So entsteht eine Infor-     bäudemodelle in einem einzigen Datenfor-        modell eingepflegt werden soll, wie bei-
mationsquelle, auf die alle Planungsbeteiligten   mat optimiert die Planung, die Ausführung       spielsweise die Raumprogrammkontrolle.
zugreifen können. In Verbindung mit CAFM-Lö-      und die Bewirtschaftung. Mit dem fachüber-      Totalunternehmer und Planer erhalten diese
sungen, Gebäudeleittechnik, dezentralen Da-       greifenden Einarbeiten in ein Gebäudemodell     Bauherrenvorgaben. Sie kooperieren eng mit-
ten- erfassungssensoren, Alarmsystemen und        können Fehler frühzeitig entdeckt und kos-      einander und kontrollieren die jeweils gefrag-
Anlagensteuerungen entsteht ein integrales Ins-   tenrelevante Änderungen in späteren Phasen      te Leistung, wie z.B. das Architekturmodell.
trument für Liegenschaftsmanagement.              vermieden werden. Zudem ist der gemeinsa-       So können während der Planungsphase Pro-
                                                  me Planungsstand immer aktuell, konsistent      zesswege zwischen Patienten- und Schwes-
Was braucht es für BIM?                           und beinhaltet eine geringe Redundanz.          ternzimmer, Flächenvorgaben, Fluchtwege oder
Technisch gesehen sind die Grundvorausset-                                                        technische Ausrüstungen für bestimmte
zungen die Modellierung des Projekts in 3-D       Was bedeutet BIM im Planungsprozess?            Räume abgefragt werden. Änderungen wer-
und eine gemeinsame Softwarebasis für einen       BIM bedeutet für alle Beteiligten, frühzeitig   den schnell überprüft und fachübergreifend
reibungslosen Datenaustausch. Wichtigster         Entscheidungsgrundlagen zu liefern, Entschei-   aktualisiert.
Faktor jedoch: der Mensch.                        dungen herbeizuführen oder Entscheidun-

                                                                                                  GRUNER MAILING. 27                           13
KEES CHRISTIAANSE IM GESPRÄCH

BUILDING INFORMATION MODELING
BIM
                                                                                                                  DAS
                                                                                                                  WICHTIGSTE
                                                                                                                  IST EIN HOHES
                                                                                                                  MASS AN
© Ossip van Duivenbode

                                                                                                                  DISZIPLIN.

Wijnhaveneiland und Red Apple, Rotterdam

BIM ist kein einfaches Hilfsmittel, welches jegliche Fehler vermeidet
oder Planungs- und Kontrollleistungen ersetzt. Im Gegenteil. Wir haben
mit Kees Christiaanse über seine Erfahrungen mit der Digitalisierung
und BIM gesprochen.

                                                         Wann haben sie das erste BIM-Projekt                 den daher auch intern Fachleute aus. Leider
                                                         erarbeitet?                                          kann es passieren, dass gute Spezialisten von

                         AM ANFANG                       BIM haben wir circa 2001 das erste Mal ein-
                                                         gesetzt. Das war in Rotterdam und wir hat-
                                                                                                              Animationsfirmen abgeworben werden.

                                                         ten vier Mitarbeitende, die damit arbeiten           Für welche Projekte ist BIM am besten
         Wann haben Sie das erste Projekt com-           konnten. Alles war noch sehr schwierig und           geeignet?
         puterunterstützt bearbeitet?                    experimentell. Es waren die Anfänge und              Den grössten Nutzen bringt die Methode vor
         1981 haben wir im Office of Metropolitan Ar-    wirklich gute Leute in dem Bereich zu finden,        allem bei Projekten, bei denen die Informatio-
         chitecture in Rotterdam zum ersten Mal eine     war nicht einfach.                                   nen noch weiter genutzt werden für das Facili-
         CAD-Zeichnung über ein Büro erstellen las-                                                           ty Management. BIM unterstützt Projekte wie
         sen, welches Pläne für die Leitungsverlegun-    BIM hat viele Vorteile; was sind die                 beispielsweise im Krankenhausbau, weil die Wirt-
         gen für Ölraffinerien lieferte. Etwas später    Risiken?                                             schaftlichkeit des Betriebes enorm wichtig ist.
         haben wir im OMA fünf Perspektiven mit          Es ist ein sehr guter Trend, aber es gibt auch       Bei Wohnprojekten sieht das wieder anders aus.
         dem Computer gezeichnet und zum Drucken         Risiken. Denn wenn Probleme entstehen, dann
         in Auftrag gegeben. Die Zeichnungen waren       werden sie oft sehr gross, weil sie fachüber-        Könnte eine Methode wie BIM Probleme,
         sehr schlicht, der Druck hat drei Stunden ge-   greifend sind und sich durch die Nutzung einer       wie sie beim Flughafen Berlin-Branden-
         dauert und 5000 Gulden (ca. 3820 CHF) ge-       einzigen Informationsressource kumulieren. Er-       burg aufgetreten sind, reduzieren?
         kostet. Anschliessend haben wir die Zeich-      kennt der Computer Fehler nicht und die Disziplin    Digitalisierung ist gut, aber auch nur so gut
         nungen noch mit der Hand nachkoloriert.         fehlt, alles zu kontrollieren, wächst das Problem.   wie der Mensch, der sie anwendet. Ich glau-
                                                         Ein Beispiel ist die Mengenermittlung mit BIM.       be nicht, dass man mit BIM grundlegende
         Waren Sie damals schon begeistert vom           Werden Wandabschnitte über den Türen nicht           Probleme vermeiden kann. Ich denke, beim
         computerunterstützten Zeichnen?                 gezeichnet, werden sie bei der Mengenermitt-         Flughafen sind die Probleme woanders zu
         Nein, das kam erst später. Noch war alles       lung nicht erfasst. Ein solcher Fehler kann          suchen. Es ist auch schwieriger, einen neuen
         viel zu dürftig und auch zu teuer. Als Rem      grosse Auswirkungen auf die Kosten haben.            Flughafen zu bauen, als einen bestehenden
         Koolhaas 1986 bei OMA zu mir kam und sag-                                                            wie in Frankfurt oder Zürich auszubauen und
         te: «Wir müssen Computer kaufen», meinte        Was ist wichtig bei der Bearbeitung mit              immer wieder zu erweitern. Allerdings muss
         er nicht zum Zeichnen, sondern für die Buch-    der BIM-Methode?                                     man sagen, dass es auch Flughäfen gibt, die
         haltung. 1988 haben wir fünf Spielecomputer     Das wichtigste ist ein hohes Mass an Kom-            neu aus dem Boden gestampft wurden und
         gekauft, weil unser erstes Computerzeichen-     petenz und Disziplin; sehr viel Disziplin. Wich-     trotzdem funktionieren und gut realisiert wur-
         programm nur auf Atari-Spielecomputern lief.    tig ist auch gutes Fachpersonal. Noch gibt es        den, z.B. von Sir Norman Foster. Es spielen
                                                         nur wenige Ausbildungsmöglichkeiten. Wir bil-        aber auch die Gesetzgebung und Vergabe-
                                                                                                              richtlinien eine grosse Rolle.

14                            GRUNER MAILING. 27
Markus Ringger
                                                                                                                                   Dr. phil. II, Physiker
                                                                                                                        Stv. Leiter Bauphysik, Akustik
                                                                                                                                     Gruner AG, Basel

 DEM VERURSACHER RASCH
 AUF DER SPUR
Auf dem Campus Hönggerberg der ETH Zürich wird unmittelbar
neben einem Lehr- und Forschungsgebäude gebaut. Mit einem
Echtzeit-Monitoring und der Lokalisierung der Erschütterungsquelle
schützt unsere Abteilung Bauphysik, Akustik die hochempfindlichen
Laborapparate vor möglichen Schäden.

Die beiden Baustellen unmittelbar neben dem Bau HCI (links) werden rund um die Uhr auf Erschütterungen überwacht.

Auf dem Campus Hönggerberg entstehen                  wird, da Funklösungen als unzuverlässig               Dank interdisziplinärer Zusammenarbeit mit
zurzeit zwei Wohnsiedlungen mit insgesamt             gelten. Als Bonus für den Kunden konnten              Fachabteilungen von Gruner sowie dem Know-
fünf Gebäudeteilen. Die rund 900 Wohnein-             mit geringem Aufwand Webcams in das                   how und dem Equipment unserer IT-Abteilung
heiten für Studierende sollen im Herbst 2016          System integriert werden, die ihn bei der             konnten wir unser smartes Echtzeit-Monito-
bezugsbereit sein. Beide Baustellen umfassen          Dokumentation unterstützen. Die Visualisie-           ring-System inklusive Lokalisierung auf die
zusammen rund 13 000 m2 und liegen in un-             rung der erhobenen Messdaten und die Bil-             spezifischen Anforderungen dieses Projektes
mittelbarer Nähe des Lehr- und Forschungs-            der der Webcams sind für den Kunden auf               ausrichten.
gebäudes HCI, welches das Departement                 einer passwortgeschützten Webplattform
Chemie und Angewandte Biowissenschaften               zugänglich.
beherbergt. Hier wird mit hochempfindlichen
Apparaten gearbeitet; der Schutz vor Erschüt-         Rasches Handeln dank Lokalisation
terungen ist enorm wichtig.                           Was nun, wenn die gemessene Erschütte-
                                                      rung den Grenzwert übersteigt? Die ETH Zü-                    Wir vernetzen projektspezi-
Smartes Echtzeit-Monitoring                           rich Hönggerberg hat für diesen Fall klare Vor-               fisch Sensoren, hauseigene
Aufgrund der Flexibilität unseres bewährten           gaben gemacht: Sofortige Einstellung beider                   Software und Internet zu
hauseigenen Monitoring-Systems konnten                Baustellen, bis die Quelle gefunden ist und                   einem intelligenten Echtzeit-
wir die Messtechnik projektspezifisch ins-            Massnahmen getroffen sind. Ein solcher ge-                    Monitoring-System, das
tallieren. Die sehr sensiblen Sensoren, plat-         nereller Baustopp wäre mit erheblichen Mehr-
                                                                                                                    weitgehend autonom eine
ziert im Bau HCI, messen bereits die kleins-          kosten verbunden. Um dies zu vermeiden,
te Erschütterung. Erfassung, Übertragung              haben wir vier hochsensible Sensoren strate-
                                                                                                                    lückenlose Überwachung,
und Alarmierung erfolgen automatisch mit-             gisch um die Baustellen platziert. Sie sind                   Lokalisation und rasche
tels hauseigener Software und standardi-              über die hauseigene Software untereinander                    Alarmierung sichert.
sierter Hardware via Internet. Durch die              und mit dem Monitoring-System vernetzt.                       Markus Ringger
Standardisierung ist es möglich, via VPN-             Aufgrund der Laufzeitdifferenzen bei einer Er-
Verbindung (Virtual Private Network) über             schütterung können wir die betreffende Bau-
das ETH-eigene Netzwerk auf die Sensoren              stelle identifizieren respektive die Erschütte-
zuzugreifen, wodurch die Sicherheit erhöht            rungsquelle lokalisieren und rasch gezielt
                                                      Massnahmen einleiten.

                                                                                                            GRUNER MAILING. 27                             15
Lutz Wörner
        Dipl.-Ing. Architektur (TH)
        Abteilungsleiter
        Gruner AG, Basel

ANSPRUCHSVOLL
IN GRÖSSE UND KOMPLEXITÄT
Aufgrund der stetig steigenden Zahl der Patienten im ambulanten
und stationären Bereich leidet das Kinderspital Zürich seit Längerem
unter sehr engen Platzverhältnissen. Um dieser Entwicklung gerecht
zu werden, ist der Neubau in Zürich Lengg geplant. Gruner wurde mit
der anspruchsvollen Gesamtleitung Bau inklusive Baumanagement
beauftragt.

Damit das Kinderspital Zürich auch in Zukunft     der hohen betrieblichen und organisatorischen     Gesamtleitung und mehr
seinen Leistungsauftrag erfüllen kann und die    Funktionalität, der Möglichkeit einer baulichen   Als Generalisten mit einem umfassenden
Versorgungssicherheit für Kinder und Jugend-     Erweiterung sowie einer kinder- und familien-     Leistungsspektrum aus einer Hand sowie
liche gewährleistet bleibt, entschied sich die    gerechten Architektur.                            langjähriger Erfahrung mit der Leitung von
Eleonorenstiftung – private Trägerin des Kin-                                                       Grossprojekten ist Gruner der geeignete Part-
derspitals – für einen Spitalneubau in Zürich     Heterogene Anforderungen auf höchstem             ner. In der Funktion Gesamtleitung Bau zeich-
Lengg.                                            Niveau                                            nen wir unter anderem verantwortlich für das
                                                  Ein komplexes Raumprogramm, umgesetzt in          professionelle Baumanagement sowie die
Bewährte Zusammenarbeit                           lebendiger, funktionaler Gestaltung und ge-       Einhaltung der Kosten-, Termin- und Qualitäts-
Der Auftrag für Planung und Realisierung des      samthaft behaglicher, kindgerechter Atmo-         vorgaben in jeder Projektphase. Zusätzlich zur
Neubaus ging an die Arbeitsgemeinschaft           sphäre – das sind einige der wesentlichen An-     Gesamtleitung Bau und zum Baumanage-
ARGE KISPI von Herzog & de Meuron (Archi-         forderungen der Bauherrin, denen sich die         ment wurde Gruner mit der Verkehrsplanung,
tektur) und der Gruner AG (Gesamtleitung          ARGE KISPI mit dem Neubau des Akutspitals         der Planung von Sicherheit und Brandschutz
Bau, Baumanagement). Der Wettbewerbs-             stellt. Im Gebäude für Labor, Lehre und For-      sowie dem Erstellen eines Umweltverträg-
beitrag des Basler Architekturbüros Herzog &      schung ist der Austausch von Wissen und Ide-      lichkeitsberichtes mandatiert.
de Meuron erfüllte die anspruchsvollen Ziel-      en zwischen den Mitarbeitenden zur Förde-
setzungen der Bauherrin am besten. Er über-       rung von Innovation von zentraler Bedeutung.      Im Oktober dieses Jahres begann das Bau-
zeugte die Jury mit seiner Wirtschaftlichkeit,                                                      projekt. Der Baubeginn ist auf 2017 geplant;
                                                                                                    bezugsfertig soll der Neubau 2021 sein.

16                          GRUNER MAILING. 27
Akutspital
                                                            Bruttogeschossfläche

                                     © Herzog & de Meuron
                                                            72 000 m2
                                                            entspricht der Fläche von 11 Fussballfeldern

                                                            Gesamtvolumen

                                                            302 000 m3
Effizienter Informations-                                   Anzahl Raumtypen, ca.
austausch dank intelligenter
Vernetzung                                                  50–60                  *

                                                            Das Akutspital ist eine flach gestreckte und subtil gegliederte
Lutz Wörner, arbeitet Gruner beim Projekt                   Anlage mit einer zurückhaltenden äusseren Erscheinung. Ein-
Kinderspital Zürich mit BIM?                                fache, rechtwinklige, unregelmässig angelegte Hofeinschnitte
Ja, die Grundlagen haben wir im Vorprojekt geschaf-         unterteilen das Gebäude und geben ihm die kindgerechte,
fen, sodass wir ab der Planungsphase Bauprojekt             kleinmassstäbliche Gliederung. Zusätzlich schaffen unter-
mit Building Information Modeling arbeiten werden,          schiedlich grosse, kreisrunde Höfe klare Orientierungspunkte
der Schwerpunkt liegt ganz klar auf Datenmanage-            in dieser modularen Ordnung.
ment.

Auf welchen Grundlagen basiert BIM in diesem
                                                            Labor, Lehre und Forschung
Projekt?                                                    im Rundgebäude
Die Grundlage zur vollumfänglichen Nutzung von
BIM ist die Übersetzung des Raum- und Funktions-
                                                            Bruttogeschossfläche

                                                            13 000 m2
programms in eine Datenbankanwendung für inte-
griertes Programm-Management der Bauindustrie.
Zum Einsatz kommt es in erster Linie für die Pro-
grammvalidierung und das Datenmanagement. Hier-             Gesamtvolumen
bei kann es mit anderen CAD-Anwendungen ver-
wendet werden, um Building Information Modeling
zu unterstützen. Das Programm ist in der Lage, In-
dustry-Foundation-Classes-Daten zu importieren
                                                            48 000 m3
und zu exportieren, was uns nach einer Eingewöh-            Anzahl Raumtypen, ca.

                                                            20–30
nungsphase die tägliche Arbeit erleichtern wird.
                                                                                    *
Ist BIM eine zukunftsweisende und wichtige
Methode?                                                    Einen Kontrapunkt zum Spitalgebäude setzt das Gebäude für
Das Bauen und Betreiben im 21. Jahrhundert zeich-           Labor, Lehre und Forschung: sieben Stockwerke hoch, rund,
net sich durch eine schnelle und effiziente Kommu-          um einen zentralen Innenhof angelegt. Der unmittelbare Sicht-
nikation zwischen Architekten, Ingenieuren, Bauher-         bezug der Nutzerinnen und Nutzer wird über diesen gemein-
ren und künftigen Nutzern aus. BIM schafft durch            samen, offenen, verglasten Lichthof ermöglicht. Über ein
die Vernetzung eines Gebäudemodells mit den rele-           grosses Oberlicht wird auch der Auditoriumsbereich mit die-
vanten Daten für Planung und Bewirtschaftung das            ser Halle verbunden.
zentrale Element im Informationsaustausch zwi-
schen allen Beteiligten, also ganz klar ja.                 * Die Raumtypen ergeben sich aus derzeit 1800 Einzelräumen
                                                            des Gesamtareals.
              © Herzog & de Meuron

                                                                            GRUNER MAILING. 27                         17
Karl Thüring
                             Konstrukteur Tiefbau
                             Abteilungsleiter Geomatik
                             Gruner Böhringer AG, Oberwil

KONTROLLE ERWÜNSCHT

GEOMATIK                                                                                                              Genauigkeit und Zeit sind massgeblich
                                                                                                                      Der überwiegende Aufgabenbereich befasst
                                                                                                                      sich jedoch mit Projekten öffentlicher Auftrag-
                                                                                                                      geber. So z.B. kilometerlange Leitungsverle-
                                                                                                                      gungen, bei denen die Kabel- und Leitungs-
                                                                                                                      trassees alle 5 Meter mit Landeskoordinaten
Die Geomatik hat mit dem ursprünglichen Vermessungs-                                                                  und Meereshöhe aufgenommen und doku-
wesen nur noch wenig zu tun. Einerseits hat die Digitali-                                                             mentiert werden müssen.

sierung vieles verändert, andererseits haben sich auch die                                                            Eine besondere Spezialität der Gruner Böhrin-
Aufgabenbereiche um ein Vielfaches erweitert.                                                                         ger AG ist die Bahnvermessung. Aktuell, seit
                                                                                                                      Juni 2015, werden die Gleise der Strecke
                                                                                                                      Flüh – Rodersdorf erneuert. Hier zeigt sich auch
                                                                                                                      das für den Kunden so wertvolle interdiszipli-
                                                                                                                      näre Miteinander: Die Gruner AG wurde mit
Schon beim Bau eines Einfamilienwohnhau-                            Die Vorteile liegen u.a. in der Genauigkeit von   den Planungsleistungen beauftragt, die Gru-
ses sind die Veränderungen offensichtlich.                          ca. ± 0.5 mm bis ± 5 cm, den geringeren Ver-      ner Böhringer AG mit der Vermessung; kurze
Wurde früher die Baugrube eingemessen und                           messungskosten, der Herstellung von exakten       Wege, direkte Kommunikation, weniger Schnitt-
abgesteckt und nach Architektenplan ausge-                          Baufeldgrenzen, Höhen und Neigungen auch          stellen, geringere Kosten und sehr gutes Team-
hoben, werden heute ganz präzise digitale                           in Kurvenbereichen und der Reduzierung von        work, damit die sechs Bauequipen und drei
Geländemodelle erstellt, die in 3-D aus allen                       Maschinenkosten. Beliebig viele Maschinen         Vermessungsteams aufeinander abgestimmt
Richtungen betrachtet werden können.                                können mit der gleichen GPS-Basis fahren.         getaktet sind.
Kleinste Höhenunterschiede und für die Projekt-
realisierung schwierige Topografien können
visualisiert werden.

                                                                                                                                        KENNZAHLEN
                                                                                                                               E I N S ÄT Z E
                                                                                                                               Aufträge von Architekten pro Jahr

                                                                                                                         ca.   50
                                                                                                                               Leitungsaufnahmen pro Jahr

                                                                                                                         ca.   200
                                                                                                                               L ASERSCANNING
                                                                                                                               Messungen: Lage und Höhe/Sekunde

                                                                                                                               50 000
                                                                                                                               G E N AU I G K E I T
                                                                                                                               Präzisionsnivellement mit Digitalnivellier
                                                                                                                               Höhe

                                                                                                                               ± 0.5 mm
                                                                                                                               Absteckung mit Tachymeter
© driendl*architects, Wien

                                                                                                                               Lage und Höhe

                                                                                                                               ± 3 mm
                                                                                                                               Absteckung mit GPS
                                                                                                                               Lage

                                                                                                                               ± 2 cm
                                                                                                                               Höhe

                                                                                                                               ± 5 cm
18                                            GRUNER MAILING. 27
Wie wichtig Genauigkeit und Zeit sind, zeigt       oder schwer zugänglichen Aussenbereichen,
sich besonders bei Bahnprojekten wie dem           wie dem Steinbruch Ettingen. Auf jeden Fall
Bahnübergang über die Bahnhofstrasse in            sind die 3-D-Daten für eine BIM-Projektierung
Therwil. Rund um die Uhr wurde vom 1. bis          geeignet.
4. Mai 2015 altes Schienenmaterial entfernt,
das Trassee ausgehoben, eine neue Koffe-           Flächen- und Entwicklungspotenziale
rung eingebaut, die Herstellung ständig vom        erkennen mit dem Gemeinde-WebGIS
Planungs-, Bauleitungs- und Vermessungs-           Geoinformationen und deren Visualisierungen
team kontrolliert, überwacht und millimeter-       werden für das Siedlungs- und Raummanage-
genau abgenommen. Am Montagmorgen,                 ment immer wichtiger. Informationen in geo-
3.00 Uhr, war die Strecke wieder betriebsbe-       grafischer Form, aufgezeigt in ihren räumlichen
reit und der Bahnübergang konnte freigege-         Abhängigkeiten, führen oft zu weitreichenden
ben werden.                                        Entscheidungsgrundlagen.

BIM-ready in der Geomatik                          In Zusammenarbeit mit der Firma GRG Ingeni-
Die Basis des Building Information Modeling        eure AG betreiben wir ein auf die Gemeinden
bildet die 3-D-Planung. Das 3-D-Laserscan-         zugeschnittenes WebGIS. Der Vorteil für die
ning ist seit rund zwei Jahren bei Gruner im       Verwaltungen sind individuell definierbare
Einsatz. Das berührungslose Messverfahren,         Themen und Daten, die über Parzelleninforma-
welches in hoher räumlicher Dichte Koordina-       tionen und Versorgungsleitungen und -kanäle
ten und Bildinformationen erfasst, ermöglicht      weit hinausgehen. Sie bieten Entscheidungs-
in kürzester Zeit räumliche Aufnahmen von In-      grundlagen für strukturelle Stadt- und Raum-
nenräumen, wie dem Basler Stadttheater,            entwicklung.

                                                                                                        Bahnübergang Bahnhofstrasse Therwil

                                                                        3-D-Aushubmodell Felix Platter-Spital, Basel (Unteransicht)

Digitales Geländemodell Kreisel Dorenbach, Basel                       Volumendifferenzberechnung aus 3-D-Vermessung mit Laserscanning
                                                                       Steinbruch Ettingen

                                                                                                        GRUNER MAILING. 27                   19
IN DIE
                             HÖHE
                            GEBAUT

      WIRTSCHAFTLICH
      UND NACHHALTIG
                                                                  © Burckardt+Partner

                                      Visualisierung Hochhäuser
20    GRUNER MAILING. 27
Volker Dürr
                                                                                                                              dipl. Bauing. FH
                                                                                                                         Projektleiter Tragwerk
                                                                                                                             Gruner AG, Basel

       Am Schorenweg in Basel werden zwei Hochhäuser mit
       insgesamt 137 Wohneinheiten gebaut. Wir wurden
       unter anderem mit der Tragwerksplanung und -aus-
       führung mandatiert. Eine besondere Herausforderung
       beim Projekt Sky Lights Schoren: Eines der beiden
       Hochhäuser steht als eigenständiger Bau mit einer
       Flachgründung in der vorhandenen Tiefgarage.

Gruner wurde in einem sehr frühen Stadium        Gesonderter Einbau in die Tiefgarage               Regelmässiges Tragwerk bei
von den Planern und Architekten Burckhardt       Die Tiefgarage, in die das Gebäude C1 hinein-      versetztem Design
+Partner ins Projekt miteinbezogen. So konn-     gebaut wird, wurde von unseren Spezialisten        Das Tragwerk beider Gebäude besteht aus
ten wir bereits in der Projektierungsphase der   der Abteilung Bauwerkserhalt im Vorfeld sta-       ortbetonierten Wänden und Decken, während
Gebäude unser Wissen aus der Sicht Tragkon-      tisch untersucht. Die Bodenplatten beider Ge-      die Stützen vorfabriziert sind. Es ist uns gelun-
struktion einbringen. Die beiden Gebäude wer-    bäude liegen ca. 1 bis 2 Meter unterhalb des       gen, auch auf Basis der versetzten Bauweise,
den als Massivbauten nach den geltenden          maximalen Grundwasserspiegels. Für die Er-         die das architektonische Design vorsah, ein
Vorschriften für Hochhäuser konzipiert. Sie      stellung der neuen Bodenplatten war somit          durchlaufendes, klar strukturiertes und regel-
entsprechen dem Gütesiegel «greenproperty        eine Wasserhaltung notwendig. Die Dimensio-        mässiges Tragwerk zu planen. Eine weitere
Gold» des Real Estate Asset Management           nierung dieser geschlossenen Wasserhaltung         Herausforderung war die Berechnung der Ein-
der Credit Suisse sowie den Auflagen des         (Filterbrunnen) erfolgte durch die Abteilung       wirkung von Erdbeben und Wind sowie der
Bebauungsplans. Die Bauherrschaft sind zwei      Geotechnik.                                        daraus resultierenden Verformung. Dazu führ-
Immobilienfonds der Credit Suisse AG.                                                               ten wir Simulationen am 3-D-Modell durch.
                                                 Flachgründung mittels Bodenplatten
Das Projekt                                      statt Pfahlgründung                                50 Prozent Recyclingbeton verbaut
Das Gebäude C1 mit 72 Wohnungen ist ca. 58 m     Die ursprünglich geplante Pfahlgründung im         Die Decken sowie ein Teil der Wände beider
hoch und hat 2 unterirdische sowie 19 oberir-    Bestand wäre technisch schwierig zu realisie-      Gebäude werden aus Recyclingbeton (RC)
dische Geschosse. Die Höhe des Gebäudes          ren gewesen. Deshalb schlugen wir in Zusam-        mit Granulat aus aufbereitetem Betonabbruch
C2 mit 65 Wohnungen beträgt ca. 52 m mit         menarbeit mit der Abteilung Geotechnik eine        erstellt. Er macht – wie für nachhaltiges Bau-
zwei unterirdischen sowie 17 oberirdischen       Flachgründung mittels elastisch gebetteter         en vorgegeben – rund 50% des gesamten
Geschossen. In den beiden Hochhäusern sind       Bodenplatten vor. Eine Lösung, die auch aus        verbauten Betons aus. Bei der Bemessung
2.5- bis 4.5-Zimmer-Wohnungen geplant. Das       wirtschaftlicher Sicht vorzuziehen war. In den     mussten wir hierbei statische Besonderhei-
Gebäude C1 wird in die bestehende zweige-        Berechnungen, den Bauabläufen sowie den            ten des Recyclingbetons berücksichtigen.
schossige Tiefgarage mit 419 Einstellplätzen     Details wurden die zu erwartenden Setzun-
gebaut, während das Gebäude C2 mit Keller-       gen berücksichtigt. Um die Setzungen auszu-
geschoss neben dieser angeordnet wird. Tief-     gleichen, haben wir die Hochhäuser um je 2 cm
garage und Kellerräume verbinden die beiden      höher geplant.
Hochhäuser.

Verzahnte Abschalung der Betonierfuge            Vorbereitung für die 1.4 m starke Bodenplatte C1   Erstellung der Bewehrung Bodenplatte C2
für die 1.2 m starke Bodenplatte C2              in der bestehenden Einstellhalle

                                                 WAS IST RECYCLINGBETON?
                                                 Der verwendete Recyclingbeton besteht entsprechend SN EN 206-1
                                                 zu mindestens 25 Massenprozent aus Betongranulat im Sinne der
                                                 Richtlinien für die Verwertung von Bauabfällen des BUWAL. Die ökolo-
                                                 gische Leistung des Einsatzes von Gesteinskörnung aus Bodenwäsche
                                                 wird gemäss diverser Labels bewertet. RC-Beton ist für die häufigsten
                                                 Anwendungen im Hochbau geeignet.

                                                                                                    GRUNER MAILING. 27                           21
Jan Bautz
         Dipl. Ingenieur TH
         Senior Projektleiter
         Gruner AG, Basel

OPERATION AM VERKEHRSKNOTEN
ENTWICKELN
ENTFLECHTEN
ENTLASTEN
Der «ESP (Entwicklungsschwerpunkt) Wankdorf»
ist der grösste und am dynamischsten wachsende
Entwicklungsschwerpunkt im Kanton Bern und wird
auch in den kommenden Jahren weiter wachsen.

Entwicklungsschwerpunkt Wankdorf                        zusammengesetzten Planerteams durch. Ziel
Im Norden Berns, im Raum Wankdorf, wird auf             des gewählten Verfahrens war ein möglichst                PLANUNGSPROZESS
36 Hektar die Entwicklung eines bedeutenden             grosses und vollständiges Ideenspektrum, das
regionalen Wirtschafts-, Sport-, Wohn- und Er-          in einem kooperativen Planungsprozess zu ei-              Die erste Stufe der Testplanung, in welcher
lebnisorts, der ESP (Entwicklungsschwerpunkt)           ner optimalen Gesamtlösung verdichtet wer-                vier unterschiedliche städtebauliche und ver-
Wankdorf, vorangetrieben. In Zusammenhang               den sollte. Anspruchsvolle Randbedingungen                kehrliche Strategien zu skizzieren waren,
mit dem ESP Ostermundigen kann von einer                waren die historische Allee Bolligenstrasse, die          diente der Präselektion der Planerteams.
starken Siedlungserweiterung ausgegangen                unter allen Umständen zu erhalten war, und die
werden. Diese ESP sind Teil der kantonal koor-          bestehende und geplante Bebauung im direk-                Das Team Wankdorf PLUS entwickelte ver-
dinierten Wirtschafts-, Verkehrs-, Umwelt- und          ten Umfeld.                                               schiedene Szenarien, die im Verlauf des Pla-
Raumordnungspolitik. Wankdorf nimmt unter                                                                         nungsprozesses zunächst auf die Varianten
den fünf ESP-Standorten eine besondere Stel-            Der entwickelte Lösungsvorschlag vom Pla-                 Strip und Tangente reduziert und schliesslich
lung bei der Weiterentwicklung als florierender         nerteam Wankdorf PLUS, unter Beteiligung                  zur endgültigen Lösung «Stringente» verschmol-
Wirtschaftsstandort ein.                                der Verkehrsingenieure von Gruner, wurde vom              zen wurden.
                                                        Beurteilungsgremium als am zielführendsten
Das dynamische Wachstum in der Agglomera-               eingestuft und konnte im Anschluss an die
tion Bern muss mit der entsprechenden Infra-            Testplanung bis Ende 2014 im Rahmen von
struktur begleitet werden, da der Druck schon           Vertiefungsstudien weiterentwickelt und opti-
jetzt enorm gestiegen ist und Infrastrukturpro-         miert werden.
jekte bis zur Verwirklichung einige Jahre in An-
spruch nehmen. Problematische Verkehrs-
punkte sind die Bolligenstrasse, welche durch
bereits realisierte Vorhaben stark belastet ist, der
Autobahnabschnitt N6 zwischen Bern-Wank-
dorf und Muri und der Engpass zwischen Wank-
dorf-Dreieck und der Verzweigung Schönbühl.

Um die Funktionsfähigkeit künftig zu gewähr-
leisten und Mobilitätsbedürfnisse gleichzeitig
umfeldverträglich abzudecken, sind innovative
und nachhaltige Lösungen gefragt. Um diese
zu erreichen, führten der Kanton Bern und das
Bundesamt für Strassen, ASTRA, in den Jahren
2010 bis 2012 ein mehrstufiges Testplanungs-
                                                        Strip                                                    Stringente
verfahren mit insgesamt sechs interdisziplinär
                                                       Quelle Grafiken: Van de Wetering, Atelier für Städtebau
22                             GRUNER MAILING. 27
Etappe 1
                                                                                                 Zunächst soll der Abschnitt Bolligenstrasse
                                                                                                 Nord angepasst werden. Dabei werden die be-
                                                                                                 stehenden Kreisverkehre, die bereits heute in
                                                                                                 der Hauptverkehrszeit überlastet sind, zu licht-
                                                                                                 signalgeregelten Knoten umgebaut. Ein Bus-
                                                                                                 streifen stadteinwärts minimiert die Zeitverlus-
                                                                                                 te für den Linienbusverkehr. Über die SBB-Linie
                                                                                                 wird eine neue Brücke für den Langsamver-
                                                                                                 kehr parallel zur bestehenden Strassenbrücke
                                                                                                 gebaut. Zusätzlich erfolgt eine zeitgemässe
                                                                                                 Entwässerung der Strasse über eine neue
                                                                                                 Strassenabwasserbehandlungsanlage mit an-
                                                                                                 schliessender Versickerung. Als Realisie-
                                                                                                 rungshorizont wird das Jahr 2020 angestrebt.
                                                                                                 Für die erste Etappe sind Planungs- und Reali-
                                                                                                 sierungskosten in Höhe von rund 20 Mio. CHF
                                                                                                 veranschlagt.

                                                                                                 Etappe 2
                                                                                                 Die zweite Etappe umfasst den Bereich des
                                                                                                 Autobahnanschlusses Wankdorf bis zur Über-
                                                                                                 führung BernExpo. Sie beinhaltet den Umbau
              Perimeter                                                                          des Anschlusses und der benachbarten Kno-
                                                                                                 tenpunkte sowie die Verlegung resp. Neuor-
                                                                                                 ganisation der Bolligenstrasse Süd. Im Be-
                                                                                                 reich der Überführung BernExpo werden
Lösungsansatz                                  N6 geführt. Die Knotenpunkte an der Bolligen-     sowohl die N6 als auch die Bolligenstrasse
Die N6 soll auf 2x3 Fahrstreifen ausgebaut     strasse Nord, als wichtige städtische Einfalls-   zunächst auf den Bestand zurückgeführt. Es
werden. Im innerstädtischen Bereich zwischen   achse und Autobahnzubringer für das Wor-          handelt sich um eine verkehrliche Neuorgani-
BernExpo und Zentrum Paul Klee wird eine       blental, werden umgebaut und erhalten Licht-      sation des Anschlussbereiches, die nicht Teil
Überdeckung der Autobahn eine städtebauli-     signalanlagen. So wird zufliessender Verkehr      der Engpassbeseitigung auf der N6 ist. Sie
che Entwicklung und Verknüpfung der Quar-      zielführender bewältigt, bei Bedarf dosiert       dient vor allem dazu, das stark ausgelastete
tiere ermöglichen. Von der Schosshalde bis     und der Linienbusverkehr bevorzugt. Im ge-        städtische Verkehrssystem rund um den
Saali wird die bestehende Nationalstrasse am   samten Perimeter werden Fussgänger und            Wankdorfplatz und den Autobahnanschluss
Ostring mittels eines zweiröhrigen Bypasses    Radfahrer auf separaten Wegen geführt. Der        verkehrstechnisch zu optimieren und Ver-
(2x2 Spuren) umfahren und über zwei Halb-      Autobahnanschluss wird von einer grossen          kehrsmanagementmassnahmen zu ermögli-
anschlüsse angebunden. Die Nationalstrasse     Langsamverkehrsbrücke überspannt, die alle        chen. Die niveaufreie Führung der Ausfahrts-
am Ostring wird zu einer städtischen Haupt-    wichtigen Beziehungen verknüpft. Das Kon-         rampen sorgt für eine Entflechtung und
verkehrsstrasse umgestaltet.                   zept ermöglicht eine optimierte Zufahrt für       Verflüssigung des Verkehrsablaufs. Mit der
                                               Messeverkehr und bei Grossanlässen. Die           Umsetzung der Etappe 2 kann in 10 bis 15 Jah-
Der Anschluss Wankdorf wird vollständig um-    verkehrstechnische Funktionalität der vorge-      ren gerechnet werden.
gebaut. Die Bolligenstrasse Süd wird neu je-   schlagenen Lösung wurde in einer umfangrei-
weils im Einbahnverkehr links und rechts der   chen Verkehrsflusssimulation nachgewiesen.

                                                                                                 Etappe 3
                                                                                                 Die dritte Etappe beinhaltet den folgenden
                                                                                                 Abschnitt bis zum Halbanschluss Schosshal-
                                                                                                 de. In diesem Bereich erfolgt der Ausbau der
                                                                                                 N6 auf 2x3 Fahrstreifen. Für den Bereich Pul-
                                                                                                 verweg/Schosshalde wurden Varianten mit
                                                                                                 überdeckter und offener Linienführung unter-
                                                                                                 sucht. Für die Überdeckung muss die N6 um
                                                                                                 bis zu 2 m gegenüber der heutigen Lage ab-
                                                                                                 gesenkt werden. Der Ausbau steht im Zusam-
                                                                                                 menhang mit der Engpassbeseitigung auf der
                                                                                                 N6 und wird in den folgenden Projektphasen
                                                                                                 zusammen mit dem Bypass Bern-Ost weiter
                                                                                                 projektiert. Die Realisierung ist ab 2030 vor-
                                                                                                 gesehen.
Tangente

                                               N6 im Abschnitt PostFinance-Tower
                                                                                                 GRUNER MAILING. 27                          23
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