MAILING. 27 GRUNER GRUPPE - Gruner AG
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MAILING. 27 4 INHALT GROSSPETER TOWER 4 Hoch hinaus im Süden Basels TONWERK LAUSEN 6 Hohe Wohnqualität trotz exponierter Lage GEMEINSAM LEBENSRÄUME SCHAFFEN 8 Interview mit Kees Christiaanse FELIX PLATTER-SPITAL 12 Planung auf höchstem Niveau BIM - BUILDING INFORMATION MODELING14 Interview mit Kees Christiaanse CAMPUS HÖNGGERBERG DER ETH ZÜRICH 15 16 Monitoring – dem Verursacher rasch auf der Spur KINDERSPITAL ZÜRICH 16 Anspruchsvoll in Grösse und Komplexität GEOMATIK 18 Kontrolle erwünscht SKY LIGHTS SCHOREN 20 Wirtschaftlich und nachhaltig in die Höhe gebaut ENTWICKLUNGSSCHWERPUNKT WANKDORF 22 Entwickeln, entflechten, entlasten: Operation am Verkehrsknoten PUMPSPEICHERWERK VEYTAUX 24 Volle (Wasser-)kraft voraus HOCHSPANNUNGSVERSORGUNG SBB 26 Mit Hochgeschwindigkeit neu verkabelt STANDPUNKT Kein Märchen über Fachkräftemangel, den letzten Ingenieurauftrag und die Verantwortung für die Zukunft 28 22 NEUAUFTRÄGE 30 Querschnitt durch das aktuelle Portfolio TITELILLUSTRATION De Mastentop, Antwerpen © KCAP IMPRESSUM MAILING. der Gruner Gruppe, Ausgabe 27/2015, erscheint einmal jährlich Adresse Gruner AG, Gellertstrasse 55, CH-4020 Basel Autoren Mitar- beitende der Gruner Gruppe Redaktion Marketing, Kommunikation, Gruner AG, Sabine Rempert, Basel Gestaltung Marketing, Kommunika- tion, Gruner AG Fotos Friedel Ammann, Basel, Ralph Bensberg, Zürich, Lilli Kehl, Basel, Manfred Richter, Reinach
EDITORIAL LIEBE LESERIN LIEBER LESER Gerade mal acht Jahre ist es her, seit Steve Jobs das iPhone präsentierte und da- mit nicht nur die Mobilfunkindustrie auf den Kopf stellte. Heute gehört es bereits zum Alltag, dauernd vernetzt zu sein und alle möglichen Daten zu sammeln und zu verarbeiten. Kommunikation ist omnipräsent und wir stehen mit der halben Welt in Jon Mengiardi Verbindung. dipl. Bauing. ETH MSc Environment Engineering Diese neuen Technologien lassen von einer Zukunft mit unvorstellbaren Lösungen träumen. Unter den Schlagworten Digitalisierung, intelligente Systeme oder einfach nur «smart» scheint fast alles machbar zu sein. So stösst, wer nach «Smart City» googelt, auf folgende Definition: «Eine Smart City bietet ihren Bewohnern maxi- male Lebensqualität bei minimalem Ressourcenverbrauch dank einer intelligenten Verknüpfung von Infrastruktursystemen (Transport, Energie, Kommunikation etc.) auf unterschiedlichen hierarchischen Stufen (Gebäude, Quartier, Stadt).» Eine Definition, die uns Ingenieure natürlich anspricht. Systeme intelligent zu ver- knüpfen, ist von jeher unsere Kernkompetenz. Dabei ist der Begriff Verknüpfung zentral, denn bei unseren Projekten geht es im Wesentlichen immer um das opti- male Zusammenwirken von Mensch, Umwelt und Technik. Unsere Aufgabe be- steht darin, dass alles rund um die Projektentwicklung und -realisierung funktioniert. Die neuen Technologien eröffnen neue Möglichkeiten, erhöhen aber die Komplexi- tät unserer Projekte um ein Vielfaches. Die Technik ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Die grösste Herausforderung ist aber der Faktor Mensch. Immer mehr Spezialisten arbeiten gemeinsam an Lösungen, welche immer mehr Menschen direkt oder indi- rekt beeinflussen. So muss in einem Projekt innert kürzester Zeit eine grosse An- zahl Menschen zusammengebracht und wirksam organisiert werden, um immer komplexere Probleme im Infrastrukturbereich zu lösen. Die Zukunft mit Visionen wie Smart Cities stellt für die Gruner Gruppe eine grosse Herausforderung dar und eröffnet gleichzeitig grosse Chancen. Getragen von unse- rer Leidenschaft, Projekte zum «Funktionieren» zu bringen, werden wir auch die «smarte» Zukunft meistern. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen eine abwechslungsreiche Lektüre. Jon Mengiardi Leiter Region Nordwestschweiz GRUNER MAILING. 27 3
Frank Ullmann Dipl.-Ing. (BA) Abteilungsleiter Heizung, Lüftung, Klima Gruner Gruneko AG, Basel HOCH HINAUS IM SÜDEN BASELS GROSSPETER TOWER Hochhausbauten nehmen in Basel zu und werden das künftige Stadtbild schon von Weitem prägen. Der Grosspeter Tower wird mit 22 Stockwerken und 78 Metern Höhe ein weiteres Wahrzeichen der Stadt Basel werden. Einzigartige Ausblicke über die Stadt Basel sind spannend, Hohe Anforderungen – flexible Lösungen doch noch wichtiger bei einem neuen Gebäude ist sein Über Niedertemperaturnetze erfolgt die Verteilung von Heiz- ökologischer Fussabdruck. Die Erwartungen und Ziele sind und Kühlenergie zu den unterschiedlichen Verbrauchern. Die hoch für den geplanten Null-Emissions-Hochhausbau. Da- Berücksichtigung eines flexiblen «Core and Shell»-Prinzips hinter steckt eine ausgefeilte Gebäudetechnik, die von An- mit Grund- und Mieterausbau ermöglicht dem Auftraggeber, fang an interdisziplinär mit den Beteiligten erarbeitet wurde. die Nutzflächen in unterschiedlichster Weise im späteren Gebäudebetrieb zu klimatisieren. Die Gruner Gruneko AG unterstützt im Rahmen ihres Man- dates den Auftraggeber in den Gewerken Heizung/Kälte, Die Lüftungsanlagen ermöglichen trotz der baulich beding- Lüftung, Sanitär, MSR sowie Fachkoordination bei dem ten geschlossenen Gebäudehülle optimale Aufenthalts- und Erreichen hochgesteckter Energieeffizienzziele. Arbeitsbedingungen für geplante und zukünftige Nutzungen. Komplexe Rauchschutzdruckanlagen im Bereich des Sicher- heitstreppenhauses sowie maschinelle Entrauchungsanla- gen und Speziallüftungssysteme für die Aufstellung der Pro- pan- und CO2-Kältemaschinen runden dieses Gewerk ab. Hohe Anforderungen an Legionellenfreiheit und Wasserqua- © Burckhardt+Partner lität im Rahmen der Warmwasserbereitung des Hotelbe- reichs, die Konzipierung einer komplexen Sprinkleranlage unter Berücksichtigung eingeschränkter Platz- und baulicher Höhenverhältnisse sowie die Bereitstellung der optimalen Druckverhältnisse in allen Hochhausgeschossen zeichnen in diesem Projekt das Gewerk Sanitärtechnik aus. Energiekonzept basiert auf Fotovoltaik Das in Zukunft markanteste Highlight des Gebäudes ist die in Ein auf Raumebene modulares und einfach konfigurierbares der Fassade integrierte Fotovoltaik. Diese steckt mit ihrer Automationssystem stellt die für die spätere Nutzungszufrie- Leistung den Rahmen für die im Grundausbau zur Verfügung denheit immens wichtige Mensch-Maschine-Schnittstelle stehende elektrische Jahresenergie ab. Damit bildet sie eine bereit. Die im Hintergrund arbeitende Gebäudeautomation elementare Randbedingung für das gesamte Energiekon- ermöglicht, aus den geplanten einzelnen Anlagen ein final zept. energieeffizientes Gesamtsystem im Zusammenspiel aller Komponenten und externen wie internen Randbedingungen Das Herzstück der Energieerzeugung sind reversible Wärme- zu erstellen. pumpen. Unter Berücksichtigung aktueller technischer Trends sowie der Rahmenbedingungen angestrebter Ener- gielabels kommen ausschliesslich natürliche Kältemittel zur Anwendung. Für die Wärme- und Kälteerzeugung kommen Im Rahmen des Planungsprozesses ist seitens der Gruner Propanwärmepumpen, für die Warmwassererzeugung eine Gruneko AG das digitale Bauen und das damit in Verbindung CO2-Wärmepumpe zum Einsatz. Das Rückgrat der Energie- stehende Building Information Modeling, kurz BIM, bereits erzeugung bildet das Erdsondenfeld, welches gemeinsam Alltag. Das Projekt wurde als Datenmodell aufgebaut und die mit den Spezialisten der Gruner Böhringer AG entwickelt Informationen im Modell beschrieben. wurde. Bis auf 250 m Tiefe wurden 56 Bohrungen abgeteuft. Europaweit erstmals gekoppelte Simulationen Eine dynamische Gebäudesimulation in Kooperation mit der Der Planungsprozess mit BIM ermöglicht frühzeitig einen Gruner Roschi AG gab die Basis für die Simulation des Lang- tieferen Detaillierungsgrad und eröffnet neue Dimensionen zeitverhaltens des Erdsondenfeldes. Das Novum: Gruner hinsichtlich der räumlichen Koordination mit softwarege- konnte europaweit als erstes Unternehmen die Gebäude- stützten Kollisionsprüfungstools. Die Effizienz des Planungs- simulation mit der Simulation des Sondenfeldes unter Be- prozesses vom Konzept zur 3-D-Planung im Modell konnte rücksichtigung der Anlagenwirkungsgrade koppeln. Damit durch erste Umsetzungen mit BIM deutlich gesteigert wer- wurde eine Planungssicherheit in Form einer ganzheitlichen den. energetischen Simulation ermöglicht. 4 GRUNER MAILING. 27
Obergeschosse 22 Gebäudehöhe 78 m Nutzfläche 17 000 m2 HLKS-Kosten 16.5 Mio. CHF © Burckhardt+Partner GRUNER MAILING. 27 5
Thomas Herzog Techniker HF Projektleiter Bauphysik, Akustik Gruner AG, Basel HOHE WOHNQUALITÄT TROTZ EXPONIERTER LAGE Auf dem Areal des Tonwerks Lausen ist in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof und zur Bahnlinie eine Wohnüberbauung geplant. Um die Bewohnerinnen und Bewohner möglichst effektiv vor Erschütterungen und Lärm zu schützen, haben die Spezialisten von Gruner entsprechende Fachgutachten erstellt. Infolge schwindender Landressourcen werden Gebäude oder ganze Überbauungen immer öf- ter an exponierten Lagen gebaut. Bei der Pro- jektierung solcher Bauvorhaben bedarf es grossen Fachwissens zu allen Themen am Bau. Mehr und mehr ins Zentrum rücken The- men wie Lärm, Schallübertragungen unter den Wohneinheiten, Erschütterungen, aber auch energetische Fragen. Für die planenden Archi- tekten wird die Zusammenarbeit mit Spezialis- ten notwendig. Denn spätestens beim Bauge- suchverfahren wird oft eine Vielzahl von Fach- gutachten und Nachweisen von Amts wegen verfügt. Die einzelnen Gutachten müssen zum Teil interdisziplinär erarbeitet werden, was zu grossem Administrationsaufwand für den Wis- sensaustausch führen kann. Hier ist unsere übergreifende Fachkompetenz gefragt. Fachgutachten aus einer Hand Für die Neuüberbauung mit 115 Wohnungen, welche auf dem östlichen Teil des Fabrikare- als des Tonwerks Lausen erstellt werden soll, wurden im Baugesuchverfahren folgende, durch unsere Spezialisten zu erstellenden Fachgutach- ten verfügt: > Lärmschutznachweis > Schallschutznachweis (Aussenlärm) > Schallschutznachweis (Innenlärm) > Wärmeschutznachweis > Immissionsprognose – bahninduzierte Erschütterungen und abgestrahlter Körper- schall Dass wir alle diese Gutachten intern erarbeiten können, ist aus Zeitgründen sowie aus wirt- schaftlichen und administrativen Überlegungen bei Architekten, Bauherren und Investoren glei- chermassen gern gesehen. © TL Immobilien AG, Lausen 6 GRUNER MAILING. 27
PROGNOSEN FÜR DIE SMART CITY Thomas Herzog, was kann die Abteilung Bauphysik, Welche Kompetenzen werden in Zukunft verstärkt Akustik bereits heute zur Entwicklung beitragen? nachgefragt werden? «Durch unser breites Know-how in Energiefragen beraten «Aufgrund unserer Behaglichkeitsansprüche werden im wir unsere Kunden oft über die gesetzlichen Anforderun- Sommer gekühlte Räume immer mehr zum Standard ge- gen hinaus. Wir geben ihnen Tipps und Anregungen, hören. Daher werden Energieeinsparungen im Sommer wie die geplanten Gebäude noch energiesparsamer be- relevant und Vorschriften dazu stärker in die Gesetzge- trieben werden könnten.» bung einfliessen. Da sehe ich grosses Potenzial für die Entwicklung von energieeffizienten Lösungen.» Die Wohnüberbauung mit 115 Wohnungen 3-D-Visualisierung der Lärmausbreitung mit CadnaA wird auf dem Areal Ost erstellt. Auf dem (Computer Aided Noise Abatement) Areal West werden die attraktiven, alten Backsteinindustriegebäude aus dem Jahr 1914 revitalisiert und weiteren Nutzungen zugeführt. Erschütterungs- und Lärmschutz im Fokus Das ehemalige Fabrikareal liegt lediglich 25 Meter neben der SBB-Linie von Basel nach Olten und ca. 35 Meter neben dem Bahnhof Lausen. Daher waren Erschütterungs- und Lärmschutz (Aussenlärm) prioritäre Themen. Anpassungen am Projekt haben Auswirkun- gen auf nahezu alle Themengebiete. In die- sen beiden Bereichen leisteten wir entschei- dende projektrelevante Beiträge: > Mit unserem Bericht zum Thema «Lärm- schutz Aussenlärm» konnten wir die geplan- te Wohnüberbauung so optimieren, dass alle Wohnungen mit Frischluft versorgt werden können, ohne dass sie übermässig durch Bahnlärm gestört werden. Dies führte in eini- gen Wohnungen zu Grundrissänderungen. Dadurch wurde die Qualität der Wohnungen, die gegenüber dem Bahnlärm exponiert sind, gesteigert. > Aufgrund unseres Berichtes «Bahninduzierte Erschütterungen» konnten die Kosten für den Erschütterungsschutz gegen die Schwingun- gen von Zügen deutlich gesenkt werden. Statt der geplanten, sehr schwierig zu erstellenden Bodenschlitze, die als Schwingungsdämpfer geplant waren, muss nun nur noch eine elas- tische Lagerung der Kellerwände ausgeführt werden. Damit wurde das Aushubvolumen verringert und Material eingespart. Dies zieht eine markante Kosteneinsparung und einen vereinfachten Bauablauf mit sich. GRUNER MAILING. 27 7
GEMEINSAM LEBENSRÄUME SCHAFFEN Smart City ist ein Begriff, der Stadt- und Raumentwick- lung, Energieproduktion und -verteilung, Architektur, Konstruktion, Gebäudetechnik und Infrastruktur mit- einander verbindet. Ein guter Grund für die Gruner Gruppe, sich mit diesem Begriff auseinanderzusetzen, da alle Kompetenzen des Unternehmens involviert sind. Statistiken besagen, dass der überwiegende Teil des Energieverbrauchs Städte und ihre Agglomerationen betrifft. Bund, Kantone, Gemeinden, Städte, Stadtpla- ner, Architekten und Ingenieure unterschiedlicher Fachgebiete sind gefragt wie nie, Lösungen zu erarbeiten, um eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit Eines der wichtigsten und der Zukunft – den wirtschaftlichen Umgang mit Energie und Mobilität – zu Zukunftsthemen unserer Zeit meistern und den Weg zur Smart City zu bereiten. ist die Energie. Sie versteckt sich im Begriff der Nachhaltig- Eine Smart City umfasst Lösungsansätze in allen Lebensbereichen: energieeffizi- enter Wohnraum, CO2-freie Heizanlagen, maximale Nutzung natürlicher Ressour- keit, in der Ressourcen- cen, aber auch ein nachhaltiges Mobilitätsmanagement und soziale, ökologische effizienz und seit einiger Zeit und ökonomische Aspekte. Das Ziel ist, neben einer optimierten Energieeffizienz, im Begriff der Smart City. eine höhere Lebensqualität. Darüber und über Stadt- und Raumentwicklung haben wir Vernetzung von Menschen, urbanen Räumen und technischen Systemen uns mit Kees Christiaanse Noch befindet sich das Konzept von Smart Cities in der Aufbauphase. «Smart unterhalten. wird etwas nur, wenn es der Mensch smart macht.» Dieses Zitat von Kees Christiaanse, Professor für Architektur und Städtebau an der ETH Zürich und Gründer und Partner des Planungsbüros KCAP in Rotterdam, Zürich und Schang- hai, trifft die Problematik: Wichtigster Faktor bei den Bestrebungen für Smart Cities ist der Mensch. Technik und Digitalisierung können in Bereichen der Pla- nung, der Prozessoptimierung, der Mobilität, der Energieverteilung, der Gebäu- detechnologie und in der städtischen Energieplanung nur unterstützen; gefragt sind Engagement und Innovationen. Die übergreifende Zusammenarbeit von Bürgern, Behörden, Industrie, Wissenschaftlern, Entscheidungsträgern, Planern und Visionären ermöglicht, Bedürfnisse zu ermitteln und Ziele zu erreichen. Eine Philosophie, die auch bei der Gruner Gruppe gelebt wird. Kees Christiaanse ist mit voller Leidenschaft und Begeisterung Architekt und Stadt- und Raumentwickler. Er engagiert sich für eine intelligente Stadtentwick- lung, benötigt dafür jedoch nicht den Begriff der Smart City. 8 GRUNER MAILING. 27
KEES CHRISTIAANSE IM GESPRÄCH Kees Christiaanse – Architekt, Stadt- und Raumplaner, Zukunftsdenker, Weltreisender, Radfahrer, Gesellschafts- beobachter und digitaler Vorreiter. Einen umfassenden Einblick in die Tätigkeit von Kees Christiaanse gibt es auf seiner Website www.kcap.eu. Als Stadt- und Raumplaner für Projekte überall auf der Welt wie in Rotterdam, Zürich oder Shenzhen ist Kees Christiaanse immer bestrebt, einen massstabsgerechten Rahmen zu schaf- fen, für mehr Lebensqualität und kommunikatives Miteinander. «Stadtplanung bedeutet, Lebens- räume für Freiheit zu schaffen.» SMART WIRD ETWAS NUR, WENN ES DER MENSCH SMART MACHT. Smart City ist ein Begriff, der aktuell die Digitalisierung einen neuen Markt ge- Welche Lösungen aus Stadt- und sehr häufig verwendet wird. Haben Sie schaffen: Distributionszentren. Raumentwicklungen in Asien könnten für einen Bezug zu diesem Begriff? Schweizer oder europäische Städte Nein, ich habe keinen Bezug zu dem Begriff. Man hat herausgefunden, dass Transporte interessant sein? Smart wird etwas nur, wenn es der Mensch von Gütern auf den letzten 10 Kilometern Hochwertige Convenience-Stores als Quar- smart macht. Computer sind nicht von alleine am teuersten sind. Die neuen lokalen Distri- tierszentren sind eine Idee aus den USA, die in smart, sie sind nur eine Art verlängerter butionszentren lösen dieses Problem. Die Asien perfektioniert wurde. Diese Zentren ent- Bleistift, ein Hilfsmittel, ein Werkzeug. Der dafür notwendigen Lagerräume legt man an halten unterschiedliche Nutzungen, die man Entwurf wird vom Mensch gemacht. So ist den Rand der Städte. Die Digitalisierung ver- für den täglichen Bedarf braucht, wie Lebens- es auch mit der Stadtentwicklung, bei der einfacht und unterstützt die Versorgung und mittel, medizinische Versorgung, Entertain- Energie, bei allem: Die Stadt muss von Men- die Organisation. ment, Banken, Versicherungen. schen entwickelt und gebaut werden. Wie können Infrastruktur und Stadt- Kleine Transporter dienen als Verteiler. Die Welche Rolle spielt die Digitalisierung entwicklung aufeinander abgestimmt Waren sind gekühlt, alles bleibt frisch. Der bei der Stadtentwicklung? werden? Mensch muss nicht den weiten Weg zum Die Digitalisierung hat schon räumliche Ver- Es geht nicht nur darum, die Infrastruktur Hauptgeschäftszentrum machen, sondern änderungen mit sich gebracht. Ein Beispiel: immer weiter auszubauen, man muss auch die Waren kommen in seine Nähe. Vor Jahren hat die Post in den Niederlanden ländliche Regionen und Quartiere wieder geglaubt, dass die Digitalisierung das Post- attraktiver machen. Ein Quartierszentrum So wird die Infrastruktur effizient genutzt. Es wesen verdrängen würde, und so wurde die versorgt die Bewohner, entlastet die Infra- gibt weniger Staus und es wird weniger Zeit Post privatisiert. Einige Jahre später hat man struktur, dient als Begegnungsstätte und für Erledigungen benötigt. Die Digitalisierung die Zukunftsperspektive der Post wieder steigert die Lebensqualität. Eine polyzentri- unterstützt die Distribution. Dieses System entdeckt und festgestellt, dass aufgrund der sche Stadtentwicklung ist für Ballungsräu- der lokalen Versorgung hat viele Vorteile. Einer- massiven Warenströme ein grosses wirt- me wie Zürich sehr wichtig. seits ist diese Tendenz für die Ökonomie schaftliches Potenzial vorhanden ist. So hat hochinteressant, andererseits steigert sie die Lebensqualität. 10 GRUNER MAILING. 27
© KCAP Bao’an Coastal City, Shenzhen © R.‘t Hart Wijnhaveneiland, Rotterdam GANZ PRIVAT Welches Verkehrsmittel nutzen Sie persönlich gerne? Das Fahrrad nutze ich sehr gerne. Man er- lebt die Stadt und die Menschen mehr und taucht ein in die Stadt und die Gesellschaft. Wie bekommen Sie das grosse Pensum © KCAP an Projekten, Veranstaltungen, Vorträ- gen, Workshops überall in der Welt unter OZ Nature Urbaine, Montpellier einen Hut? Ich schaffe es eigentlich immer, am Wochenen- Das bedeutet jedoch nicht, dass man den Interessen zu berücksichtigen. Die Projekte de nicht zu arbeiten. Ab Montag früh um Stadtkern ignorieren sollte. Die jeweiligen sind oft sehr langwierig und oft führen sie 7 Uhr bis Freitagabend gegen 20 Uhr bin ich im Stadt- und Stadtteilzentren, wie Geschäfts- gar nicht zum Ziel. Als Städtebauer kann es Sprint, aber dann ist Wochenende. Und ich zentren, Flughafen, Universität und Altstadt, sein, das man sein eigenes Projekt nicht kann sehr gut im Zug oder im Flugzeug arbei- haben ihre Daseinsberechtigung und unter- überlebt. Entscheidungen werden zurückge- ten. Dann schreibe ich gerne Texte oder mache schiedliche und wichtige Funktionen, die sie stellt oder aufgrund von politischen Verän- auch Zeichnungen. Die Bewegung tut dem krea- erfüllen. derungen wieder revidiert. Der Einfluss als tiven Prozess gut. Ausserdem sind die öffentli- Städtebauer ist jedoch viel grösser. chen Verkehrsmittel sehr interessant, weil man Sie sind Stadt- und Raumentwickler Menschen aus unterschiedlichen Ländern ken- und Architekt. Wie unterscheiden sich nenlernt und man viel mehr von dem gesell- diese Aufgaben voneinander? schaftlichen Leben mitbekommt. Als Städtebauer muss man strategisch und politisch denken. Es gibt viele Vorgaben und GRUNER MAILING. 27 11
© wtr/hka FELIX PLATTER-SPITAL PLANUNG AUF HÖCHSTEM NIVEAU Am Anfang des Projekts stand ein Wettbewerb, aus welchem im November 2014 das Team «HandinHand» als Gewinner hervorging. Planung, Prozesse und Kommunikation müssen Hand in Hand laufen, um der BIM-Methode gerecht zu werden. «HandinHand» passt zur Aufgabe eines BIM-Projekts. Dieser Grundgedanke der optimierten Zusam- nung und Nachhaltigkeit beauftragt. Ein Vor- Spitalneubau nicht nur die Entstehungskos- menarbeit spiegelt auch die Funktion des Spi- teil des künftigen Gesundheitszentrums wird ten eine Rolle, sondern viel mehr noch die tals als Haus der Genesung für betagte Men- sein, dass die Patienten während verschiede- Betriebs- und Unterhaltskosten. Hier sind schen wider. Im Neubau des Felix Platter- ner Heilungsstadien unter einem Dach gut Lösungen gefragt, die dies schon bei der Spitals, FPS, entsteht unter der Federführung versorgt werden. Das Spital wird Leistungen Planung berücksichtigen. BIM, Building In- der Architekten wörner traxler richter pla- in den Bereichen Akut-Altersmedizin, Rehabi- formation Modeling, ist eine Methode, die nungsgesellschaft mbh mit der ARGE «Hand- litation, Alterspsychiatrie, Palliativmedizin, Ergo- entsprechende Lösungen anbietet. inHand»* auf vier oberirdischen und zwei un- und Physiotherapie beinhalten. Die Eröffnung terirdischen Geschossen ein führendes Zent- des neuen Felix Platter-Spitals ist, nach einem * ARGE «HandinHand»: Marti Generalunterneh- rum für universitäre Altersmedizin und mehrmonatigen Testlauf, für Juli 2018 geplant. mung AG, Bern, BAM Swiss AG, Basel, BAM Rehabilitation. Gruner ist im Planungsteam mit Deutschland AG, Stuttgart (D), Architekten wörner Leistungen in den Bereichen Bauingenieur- Ein wichtiger Faktor im Gesundheitswesen traxler richter planungsgesellschaft mbh, Frankfurt wesen, Brandschutz, Bauphysik, Verkehrspla- sind die Kosten. Dabei spielen bei einem am Main (D), Holzer Kobler Architekturen, Zürich 12 GRUNER MAILING. 27
MichaelClaudio Schumacher Stern Dipl. dipl. Bauingenieur Bauing FH, M.ETHZ Eng Geschäftsbereichsleiter Abteilungsleiter Gruner AG, Basel BIM me up, Scotty Wir schreiben das Jahr 2015 und die Herausforderung heisst für Bauherren, Planer und andere Projektbeteilig- te die Planung und Realisierung eines wirtschaftlichen Spitalbaus für die Zukunft unter Einbeziehung der BIM- Methode. Diese Methode anzuwenden, war schon in den Wettbewerbsgrundlagen festgelegt. Der Vorteil liegt darin, dass der Betrieb schon in der Planungsphase be- rücksichtigt wird. Eine umfassende Objektdokumentation in 3-D ermöglicht eine optimierte Life-Cycle-Orientierung. KENNZAHLEN Betten 240 Nutzfläche 18 000 m2 geschätzte Baukosten 200 Mio. CHF Jahr der Eröffnung 2018 Was steckt hinter BIM? Von Beginn an müssen die Projektbeteiligten gen zu treffen. Es sind also nicht nur die Pla- Das Building Information Modeling basiert auf gut zusammenarbeiten, kommunizieren und ner gefragt, sondern auch der Bauherr, der Softwarelösungen, die es ermöglichen, fach- frühzeitig Entscheidungen treffen, um die ge- sich in einer frühen Phase des Projekts auf übergreifende Gebäudedatenmodelle in 3-D meinsame Informationsbasis zu schaffen. Details festlegen muss. darzustellen. Daten verschiedener Ressourcen und Formate werden z.B. in das einheitlich Was bringt BIM? In BIM-Projekten werden vom Bauherrn zu- nutzbare Format IFC, Industry Foundation Der Zugriff aller Planungsbeteiligten auf Ge- erst Regeln definiert, was in das Gebäude- Classes, umgewandelt. So entsteht eine Infor- bäudemodelle in einem einzigen Datenfor- modell eingepflegt werden soll, wie bei- mationsquelle, auf die alle Planungsbeteiligten mat optimiert die Planung, die Ausführung spielsweise die Raumprogrammkontrolle. zugreifen können. In Verbindung mit CAFM-Lö- und die Bewirtschaftung. Mit dem fachüber- Totalunternehmer und Planer erhalten diese sungen, Gebäudeleittechnik, dezentralen Da- greifenden Einarbeiten in ein Gebäudemodell Bauherrenvorgaben. Sie kooperieren eng mit- ten- erfassungssensoren, Alarmsystemen und können Fehler frühzeitig entdeckt und kos- einander und kontrollieren die jeweils gefrag- Anlagensteuerungen entsteht ein integrales Ins- tenrelevante Änderungen in späteren Phasen te Leistung, wie z.B. das Architekturmodell. trument für Liegenschaftsmanagement. vermieden werden. Zudem ist der gemeinsa- So können während der Planungsphase Pro- me Planungsstand immer aktuell, konsistent zesswege zwischen Patienten- und Schwes- Was braucht es für BIM? und beinhaltet eine geringe Redundanz. ternzimmer, Flächenvorgaben, Fluchtwege oder Technisch gesehen sind die Grundvorausset- technische Ausrüstungen für bestimmte zungen die Modellierung des Projekts in 3-D Was bedeutet BIM im Planungsprozess? Räume abgefragt werden. Änderungen wer- und eine gemeinsame Softwarebasis für einen BIM bedeutet für alle Beteiligten, frühzeitig den schnell überprüft und fachübergreifend reibungslosen Datenaustausch. Wichtigster Entscheidungsgrundlagen zu liefern, Entschei- aktualisiert. Faktor jedoch: der Mensch. dungen herbeizuführen oder Entscheidun- GRUNER MAILING. 27 13
KEES CHRISTIAANSE IM GESPRÄCH BUILDING INFORMATION MODELING BIM DAS WICHTIGSTE IST EIN HOHES MASS AN © Ossip van Duivenbode DISZIPLIN. Wijnhaveneiland und Red Apple, Rotterdam BIM ist kein einfaches Hilfsmittel, welches jegliche Fehler vermeidet oder Planungs- und Kontrollleistungen ersetzt. Im Gegenteil. Wir haben mit Kees Christiaanse über seine Erfahrungen mit der Digitalisierung und BIM gesprochen. Wann haben sie das erste BIM-Projekt den daher auch intern Fachleute aus. Leider erarbeitet? kann es passieren, dass gute Spezialisten von AM ANFANG BIM haben wir circa 2001 das erste Mal ein- gesetzt. Das war in Rotterdam und wir hat- Animationsfirmen abgeworben werden. ten vier Mitarbeitende, die damit arbeiten Für welche Projekte ist BIM am besten Wann haben Sie das erste Projekt com- konnten. Alles war noch sehr schwierig und geeignet? puterunterstützt bearbeitet? experimentell. Es waren die Anfänge und Den grössten Nutzen bringt die Methode vor 1981 haben wir im Office of Metropolitan Ar- wirklich gute Leute in dem Bereich zu finden, allem bei Projekten, bei denen die Informatio- chitecture in Rotterdam zum ersten Mal eine war nicht einfach. nen noch weiter genutzt werden für das Facili- CAD-Zeichnung über ein Büro erstellen las- ty Management. BIM unterstützt Projekte wie sen, welches Pläne für die Leitungsverlegun- BIM hat viele Vorteile; was sind die beispielsweise im Krankenhausbau, weil die Wirt- gen für Ölraffinerien lieferte. Etwas später Risiken? schaftlichkeit des Betriebes enorm wichtig ist. haben wir im OMA fünf Perspektiven mit Es ist ein sehr guter Trend, aber es gibt auch Bei Wohnprojekten sieht das wieder anders aus. dem Computer gezeichnet und zum Drucken Risiken. Denn wenn Probleme entstehen, dann in Auftrag gegeben. Die Zeichnungen waren werden sie oft sehr gross, weil sie fachüber- Könnte eine Methode wie BIM Probleme, sehr schlicht, der Druck hat drei Stunden ge- greifend sind und sich durch die Nutzung einer wie sie beim Flughafen Berlin-Branden- dauert und 5000 Gulden (ca. 3820 CHF) ge- einzigen Informationsressource kumulieren. Er- burg aufgetreten sind, reduzieren? kostet. Anschliessend haben wir die Zeich- kennt der Computer Fehler nicht und die Disziplin Digitalisierung ist gut, aber auch nur so gut nungen noch mit der Hand nachkoloriert. fehlt, alles zu kontrollieren, wächst das Problem. wie der Mensch, der sie anwendet. Ich glau- Ein Beispiel ist die Mengenermittlung mit BIM. be nicht, dass man mit BIM grundlegende Waren Sie damals schon begeistert vom Werden Wandabschnitte über den Türen nicht Probleme vermeiden kann. Ich denke, beim computerunterstützten Zeichnen? gezeichnet, werden sie bei der Mengenermitt- Flughafen sind die Probleme woanders zu Nein, das kam erst später. Noch war alles lung nicht erfasst. Ein solcher Fehler kann suchen. Es ist auch schwieriger, einen neuen viel zu dürftig und auch zu teuer. Als Rem grosse Auswirkungen auf die Kosten haben. Flughafen zu bauen, als einen bestehenden Koolhaas 1986 bei OMA zu mir kam und sag- wie in Frankfurt oder Zürich auszubauen und te: «Wir müssen Computer kaufen», meinte Was ist wichtig bei der Bearbeitung mit immer wieder zu erweitern. Allerdings muss er nicht zum Zeichnen, sondern für die Buch- der BIM-Methode? man sagen, dass es auch Flughäfen gibt, die haltung. 1988 haben wir fünf Spielecomputer Das wichtigste ist ein hohes Mass an Kom- neu aus dem Boden gestampft wurden und gekauft, weil unser erstes Computerzeichen- petenz und Disziplin; sehr viel Disziplin. Wich- trotzdem funktionieren und gut realisiert wur- programm nur auf Atari-Spielecomputern lief. tig ist auch gutes Fachpersonal. Noch gibt es den, z.B. von Sir Norman Foster. Es spielen nur wenige Ausbildungsmöglichkeiten. Wir bil- aber auch die Gesetzgebung und Vergabe- richtlinien eine grosse Rolle. 14 GRUNER MAILING. 27
Markus Ringger Dr. phil. II, Physiker Stv. Leiter Bauphysik, Akustik Gruner AG, Basel DEM VERURSACHER RASCH AUF DER SPUR Auf dem Campus Hönggerberg der ETH Zürich wird unmittelbar neben einem Lehr- und Forschungsgebäude gebaut. Mit einem Echtzeit-Monitoring und der Lokalisierung der Erschütterungsquelle schützt unsere Abteilung Bauphysik, Akustik die hochempfindlichen Laborapparate vor möglichen Schäden. Die beiden Baustellen unmittelbar neben dem Bau HCI (links) werden rund um die Uhr auf Erschütterungen überwacht. Auf dem Campus Hönggerberg entstehen wird, da Funklösungen als unzuverlässig Dank interdisziplinärer Zusammenarbeit mit zurzeit zwei Wohnsiedlungen mit insgesamt gelten. Als Bonus für den Kunden konnten Fachabteilungen von Gruner sowie dem Know- fünf Gebäudeteilen. Die rund 900 Wohnein- mit geringem Aufwand Webcams in das how und dem Equipment unserer IT-Abteilung heiten für Studierende sollen im Herbst 2016 System integriert werden, die ihn bei der konnten wir unser smartes Echtzeit-Monito- bezugsbereit sein. Beide Baustellen umfassen Dokumentation unterstützen. Die Visualisie- ring-System inklusive Lokalisierung auf die zusammen rund 13 000 m2 und liegen in un- rung der erhobenen Messdaten und die Bil- spezifischen Anforderungen dieses Projektes mittelbarer Nähe des Lehr- und Forschungs- der der Webcams sind für den Kunden auf ausrichten. gebäudes HCI, welches das Departement einer passwortgeschützten Webplattform Chemie und Angewandte Biowissenschaften zugänglich. beherbergt. Hier wird mit hochempfindlichen Apparaten gearbeitet; der Schutz vor Erschüt- Rasches Handeln dank Lokalisation terungen ist enorm wichtig. Was nun, wenn die gemessene Erschütte- rung den Grenzwert übersteigt? Die ETH Zü- Wir vernetzen projektspezi- Smartes Echtzeit-Monitoring rich Hönggerberg hat für diesen Fall klare Vor- fisch Sensoren, hauseigene Aufgrund der Flexibilität unseres bewährten gaben gemacht: Sofortige Einstellung beider Software und Internet zu hauseigenen Monitoring-Systems konnten Baustellen, bis die Quelle gefunden ist und einem intelligenten Echtzeit- wir die Messtechnik projektspezifisch ins- Massnahmen getroffen sind. Ein solcher ge- Monitoring-System, das tallieren. Die sehr sensiblen Sensoren, plat- nereller Baustopp wäre mit erheblichen Mehr- weitgehend autonom eine ziert im Bau HCI, messen bereits die kleins- kosten verbunden. Um dies zu vermeiden, te Erschütterung. Erfassung, Übertragung haben wir vier hochsensible Sensoren strate- lückenlose Überwachung, und Alarmierung erfolgen automatisch mit- gisch um die Baustellen platziert. Sie sind Lokalisation und rasche tels hauseigener Software und standardi- über die hauseigene Software untereinander Alarmierung sichert. sierter Hardware via Internet. Durch die und mit dem Monitoring-System vernetzt. Markus Ringger Standardisierung ist es möglich, via VPN- Aufgrund der Laufzeitdifferenzen bei einer Er- Verbindung (Virtual Private Network) über schütterung können wir die betreffende Bau- das ETH-eigene Netzwerk auf die Sensoren stelle identifizieren respektive die Erschütte- zuzugreifen, wodurch die Sicherheit erhöht rungsquelle lokalisieren und rasch gezielt Massnahmen einleiten. GRUNER MAILING. 27 15
Lutz Wörner Dipl.-Ing. Architektur (TH) Abteilungsleiter Gruner AG, Basel ANSPRUCHSVOLL IN GRÖSSE UND KOMPLEXITÄT Aufgrund der stetig steigenden Zahl der Patienten im ambulanten und stationären Bereich leidet das Kinderspital Zürich seit Längerem unter sehr engen Platzverhältnissen. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, ist der Neubau in Zürich Lengg geplant. Gruner wurde mit der anspruchsvollen Gesamtleitung Bau inklusive Baumanagement beauftragt. Damit das Kinderspital Zürich auch in Zukunft der hohen betrieblichen und organisatorischen Gesamtleitung und mehr seinen Leistungsauftrag erfüllen kann und die Funktionalität, der Möglichkeit einer baulichen Als Generalisten mit einem umfassenden Versorgungssicherheit für Kinder und Jugend- Erweiterung sowie einer kinder- und familien- Leistungsspektrum aus einer Hand sowie liche gewährleistet bleibt, entschied sich die gerechten Architektur. langjähriger Erfahrung mit der Leitung von Eleonorenstiftung – private Trägerin des Kin- Grossprojekten ist Gruner der geeignete Part- derspitals – für einen Spitalneubau in Zürich Heterogene Anforderungen auf höchstem ner. In der Funktion Gesamtleitung Bau zeich- Lengg. Niveau nen wir unter anderem verantwortlich für das Ein komplexes Raumprogramm, umgesetzt in professionelle Baumanagement sowie die Bewährte Zusammenarbeit lebendiger, funktionaler Gestaltung und ge- Einhaltung der Kosten-, Termin- und Qualitäts- Der Auftrag für Planung und Realisierung des samthaft behaglicher, kindgerechter Atmo- vorgaben in jeder Projektphase. Zusätzlich zur Neubaus ging an die Arbeitsgemeinschaft sphäre – das sind einige der wesentlichen An- Gesamtleitung Bau und zum Baumanage- ARGE KISPI von Herzog & de Meuron (Archi- forderungen der Bauherrin, denen sich die ment wurde Gruner mit der Verkehrsplanung, tektur) und der Gruner AG (Gesamtleitung ARGE KISPI mit dem Neubau des Akutspitals der Planung von Sicherheit und Brandschutz Bau, Baumanagement). Der Wettbewerbs- stellt. Im Gebäude für Labor, Lehre und For- sowie dem Erstellen eines Umweltverträg- beitrag des Basler Architekturbüros Herzog & schung ist der Austausch von Wissen und Ide- lichkeitsberichtes mandatiert. de Meuron erfüllte die anspruchsvollen Ziel- en zwischen den Mitarbeitenden zur Förde- setzungen der Bauherrin am besten. Er über- rung von Innovation von zentraler Bedeutung. Im Oktober dieses Jahres begann das Bau- zeugte die Jury mit seiner Wirtschaftlichkeit, projekt. Der Baubeginn ist auf 2017 geplant; bezugsfertig soll der Neubau 2021 sein. 16 GRUNER MAILING. 27
Akutspital Bruttogeschossfläche © Herzog & de Meuron 72 000 m2 entspricht der Fläche von 11 Fussballfeldern Gesamtvolumen 302 000 m3 Effizienter Informations- Anzahl Raumtypen, ca. austausch dank intelligenter Vernetzung 50–60 * Das Akutspital ist eine flach gestreckte und subtil gegliederte Lutz Wörner, arbeitet Gruner beim Projekt Anlage mit einer zurückhaltenden äusseren Erscheinung. Ein- Kinderspital Zürich mit BIM? fache, rechtwinklige, unregelmässig angelegte Hofeinschnitte Ja, die Grundlagen haben wir im Vorprojekt geschaf- unterteilen das Gebäude und geben ihm die kindgerechte, fen, sodass wir ab der Planungsphase Bauprojekt kleinmassstäbliche Gliederung. Zusätzlich schaffen unter- mit Building Information Modeling arbeiten werden, schiedlich grosse, kreisrunde Höfe klare Orientierungspunkte der Schwerpunkt liegt ganz klar auf Datenmanage- in dieser modularen Ordnung. ment. Auf welchen Grundlagen basiert BIM in diesem Labor, Lehre und Forschung Projekt? im Rundgebäude Die Grundlage zur vollumfänglichen Nutzung von BIM ist die Übersetzung des Raum- und Funktions- Bruttogeschossfläche 13 000 m2 programms in eine Datenbankanwendung für inte- griertes Programm-Management der Bauindustrie. Zum Einsatz kommt es in erster Linie für die Pro- grammvalidierung und das Datenmanagement. Hier- Gesamtvolumen bei kann es mit anderen CAD-Anwendungen ver- wendet werden, um Building Information Modeling zu unterstützen. Das Programm ist in der Lage, In- dustry-Foundation-Classes-Daten zu importieren 48 000 m3 und zu exportieren, was uns nach einer Eingewöh- Anzahl Raumtypen, ca. 20–30 nungsphase die tägliche Arbeit erleichtern wird. * Ist BIM eine zukunftsweisende und wichtige Methode? Einen Kontrapunkt zum Spitalgebäude setzt das Gebäude für Das Bauen und Betreiben im 21. Jahrhundert zeich- Labor, Lehre und Forschung: sieben Stockwerke hoch, rund, net sich durch eine schnelle und effiziente Kommu- um einen zentralen Innenhof angelegt. Der unmittelbare Sicht- nikation zwischen Architekten, Ingenieuren, Bauher- bezug der Nutzerinnen und Nutzer wird über diesen gemein- ren und künftigen Nutzern aus. BIM schafft durch samen, offenen, verglasten Lichthof ermöglicht. Über ein die Vernetzung eines Gebäudemodells mit den rele- grosses Oberlicht wird auch der Auditoriumsbereich mit die- vanten Daten für Planung und Bewirtschaftung das ser Halle verbunden. zentrale Element im Informationsaustausch zwi- schen allen Beteiligten, also ganz klar ja. * Die Raumtypen ergeben sich aus derzeit 1800 Einzelräumen des Gesamtareals. © Herzog & de Meuron GRUNER MAILING. 27 17
Karl Thüring Konstrukteur Tiefbau Abteilungsleiter Geomatik Gruner Böhringer AG, Oberwil KONTROLLE ERWÜNSCHT GEOMATIK Genauigkeit und Zeit sind massgeblich Der überwiegende Aufgabenbereich befasst sich jedoch mit Projekten öffentlicher Auftrag- geber. So z.B. kilometerlange Leitungsverle- gungen, bei denen die Kabel- und Leitungs- trassees alle 5 Meter mit Landeskoordinaten Die Geomatik hat mit dem ursprünglichen Vermessungs- und Meereshöhe aufgenommen und doku- wesen nur noch wenig zu tun. Einerseits hat die Digitali- mentiert werden müssen. sierung vieles verändert, andererseits haben sich auch die Eine besondere Spezialität der Gruner Böhrin- Aufgabenbereiche um ein Vielfaches erweitert. ger AG ist die Bahnvermessung. Aktuell, seit Juni 2015, werden die Gleise der Strecke Flüh – Rodersdorf erneuert. Hier zeigt sich auch das für den Kunden so wertvolle interdiszipli- näre Miteinander: Die Gruner AG wurde mit Schon beim Bau eines Einfamilienwohnhau- Die Vorteile liegen u.a. in der Genauigkeit von den Planungsleistungen beauftragt, die Gru- ses sind die Veränderungen offensichtlich. ca. ± 0.5 mm bis ± 5 cm, den geringeren Ver- ner Böhringer AG mit der Vermessung; kurze Wurde früher die Baugrube eingemessen und messungskosten, der Herstellung von exakten Wege, direkte Kommunikation, weniger Schnitt- abgesteckt und nach Architektenplan ausge- Baufeldgrenzen, Höhen und Neigungen auch stellen, geringere Kosten und sehr gutes Team- hoben, werden heute ganz präzise digitale in Kurvenbereichen und der Reduzierung von work, damit die sechs Bauequipen und drei Geländemodelle erstellt, die in 3-D aus allen Maschinenkosten. Beliebig viele Maschinen Vermessungsteams aufeinander abgestimmt Richtungen betrachtet werden können. können mit der gleichen GPS-Basis fahren. getaktet sind. Kleinste Höhenunterschiede und für die Projekt- realisierung schwierige Topografien können visualisiert werden. KENNZAHLEN E I N S ÄT Z E Aufträge von Architekten pro Jahr ca. 50 Leitungsaufnahmen pro Jahr ca. 200 L ASERSCANNING Messungen: Lage und Höhe/Sekunde 50 000 G E N AU I G K E I T Präzisionsnivellement mit Digitalnivellier Höhe ± 0.5 mm Absteckung mit Tachymeter © driendl*architects, Wien Lage und Höhe ± 3 mm Absteckung mit GPS Lage ± 2 cm Höhe ± 5 cm 18 GRUNER MAILING. 27
Wie wichtig Genauigkeit und Zeit sind, zeigt oder schwer zugänglichen Aussenbereichen, sich besonders bei Bahnprojekten wie dem wie dem Steinbruch Ettingen. Auf jeden Fall Bahnübergang über die Bahnhofstrasse in sind die 3-D-Daten für eine BIM-Projektierung Therwil. Rund um die Uhr wurde vom 1. bis geeignet. 4. Mai 2015 altes Schienenmaterial entfernt, das Trassee ausgehoben, eine neue Koffe- Flächen- und Entwicklungspotenziale rung eingebaut, die Herstellung ständig vom erkennen mit dem Gemeinde-WebGIS Planungs-, Bauleitungs- und Vermessungs- Geoinformationen und deren Visualisierungen team kontrolliert, überwacht und millimeter- werden für das Siedlungs- und Raummanage- genau abgenommen. Am Montagmorgen, ment immer wichtiger. Informationen in geo- 3.00 Uhr, war die Strecke wieder betriebsbe- grafischer Form, aufgezeigt in ihren räumlichen reit und der Bahnübergang konnte freigege- Abhängigkeiten, führen oft zu weitreichenden ben werden. Entscheidungsgrundlagen. BIM-ready in der Geomatik In Zusammenarbeit mit der Firma GRG Ingeni- Die Basis des Building Information Modeling eure AG betreiben wir ein auf die Gemeinden bildet die 3-D-Planung. Das 3-D-Laserscan- zugeschnittenes WebGIS. Der Vorteil für die ning ist seit rund zwei Jahren bei Gruner im Verwaltungen sind individuell definierbare Einsatz. Das berührungslose Messverfahren, Themen und Daten, die über Parzelleninforma- welches in hoher räumlicher Dichte Koordina- tionen und Versorgungsleitungen und -kanäle ten und Bildinformationen erfasst, ermöglicht weit hinausgehen. Sie bieten Entscheidungs- in kürzester Zeit räumliche Aufnahmen von In- grundlagen für strukturelle Stadt- und Raum- nenräumen, wie dem Basler Stadttheater, entwicklung. Bahnübergang Bahnhofstrasse Therwil 3-D-Aushubmodell Felix Platter-Spital, Basel (Unteransicht) Digitales Geländemodell Kreisel Dorenbach, Basel Volumendifferenzberechnung aus 3-D-Vermessung mit Laserscanning Steinbruch Ettingen GRUNER MAILING. 27 19
IN DIE HÖHE GEBAUT WIRTSCHAFTLICH UND NACHHALTIG © Burckardt+Partner Visualisierung Hochhäuser 20 GRUNER MAILING. 27
Volker Dürr dipl. Bauing. FH Projektleiter Tragwerk Gruner AG, Basel Am Schorenweg in Basel werden zwei Hochhäuser mit insgesamt 137 Wohneinheiten gebaut. Wir wurden unter anderem mit der Tragwerksplanung und -aus- führung mandatiert. Eine besondere Herausforderung beim Projekt Sky Lights Schoren: Eines der beiden Hochhäuser steht als eigenständiger Bau mit einer Flachgründung in der vorhandenen Tiefgarage. Gruner wurde in einem sehr frühen Stadium Gesonderter Einbau in die Tiefgarage Regelmässiges Tragwerk bei von den Planern und Architekten Burckhardt Die Tiefgarage, in die das Gebäude C1 hinein- versetztem Design +Partner ins Projekt miteinbezogen. So konn- gebaut wird, wurde von unseren Spezialisten Das Tragwerk beider Gebäude besteht aus ten wir bereits in der Projektierungsphase der der Abteilung Bauwerkserhalt im Vorfeld sta- ortbetonierten Wänden und Decken, während Gebäude unser Wissen aus der Sicht Tragkon- tisch untersucht. Die Bodenplatten beider Ge- die Stützen vorfabriziert sind. Es ist uns gelun- struktion einbringen. Die beiden Gebäude wer- bäude liegen ca. 1 bis 2 Meter unterhalb des gen, auch auf Basis der versetzten Bauweise, den als Massivbauten nach den geltenden maximalen Grundwasserspiegels. Für die Er- die das architektonische Design vorsah, ein Vorschriften für Hochhäuser konzipiert. Sie stellung der neuen Bodenplatten war somit durchlaufendes, klar strukturiertes und regel- entsprechen dem Gütesiegel «greenproperty eine Wasserhaltung notwendig. Die Dimensio- mässiges Tragwerk zu planen. Eine weitere Gold» des Real Estate Asset Management nierung dieser geschlossenen Wasserhaltung Herausforderung war die Berechnung der Ein- der Credit Suisse sowie den Auflagen des (Filterbrunnen) erfolgte durch die Abteilung wirkung von Erdbeben und Wind sowie der Bebauungsplans. Die Bauherrschaft sind zwei Geotechnik. daraus resultierenden Verformung. Dazu führ- Immobilienfonds der Credit Suisse AG. ten wir Simulationen am 3-D-Modell durch. Flachgründung mittels Bodenplatten Das Projekt statt Pfahlgründung 50 Prozent Recyclingbeton verbaut Das Gebäude C1 mit 72 Wohnungen ist ca. 58 m Die ursprünglich geplante Pfahlgründung im Die Decken sowie ein Teil der Wände beider hoch und hat 2 unterirdische sowie 19 oberir- Bestand wäre technisch schwierig zu realisie- Gebäude werden aus Recyclingbeton (RC) dische Geschosse. Die Höhe des Gebäudes ren gewesen. Deshalb schlugen wir in Zusam- mit Granulat aus aufbereitetem Betonabbruch C2 mit 65 Wohnungen beträgt ca. 52 m mit menarbeit mit der Abteilung Geotechnik eine erstellt. Er macht – wie für nachhaltiges Bau- zwei unterirdischen sowie 17 oberirdischen Flachgründung mittels elastisch gebetteter en vorgegeben – rund 50% des gesamten Geschossen. In den beiden Hochhäusern sind Bodenplatten vor. Eine Lösung, die auch aus verbauten Betons aus. Bei der Bemessung 2.5- bis 4.5-Zimmer-Wohnungen geplant. Das wirtschaftlicher Sicht vorzuziehen war. In den mussten wir hierbei statische Besonderhei- Gebäude C1 wird in die bestehende zweige- Berechnungen, den Bauabläufen sowie den ten des Recyclingbetons berücksichtigen. schossige Tiefgarage mit 419 Einstellplätzen Details wurden die zu erwartenden Setzun- gebaut, während das Gebäude C2 mit Keller- gen berücksichtigt. Um die Setzungen auszu- geschoss neben dieser angeordnet wird. Tief- gleichen, haben wir die Hochhäuser um je 2 cm garage und Kellerräume verbinden die beiden höher geplant. Hochhäuser. Verzahnte Abschalung der Betonierfuge Vorbereitung für die 1.4 m starke Bodenplatte C1 Erstellung der Bewehrung Bodenplatte C2 für die 1.2 m starke Bodenplatte C2 in der bestehenden Einstellhalle WAS IST RECYCLINGBETON? Der verwendete Recyclingbeton besteht entsprechend SN EN 206-1 zu mindestens 25 Massenprozent aus Betongranulat im Sinne der Richtlinien für die Verwertung von Bauabfällen des BUWAL. Die ökolo- gische Leistung des Einsatzes von Gesteinskörnung aus Bodenwäsche wird gemäss diverser Labels bewertet. RC-Beton ist für die häufigsten Anwendungen im Hochbau geeignet. GRUNER MAILING. 27 21
Jan Bautz Dipl. Ingenieur TH Senior Projektleiter Gruner AG, Basel OPERATION AM VERKEHRSKNOTEN ENTWICKELN ENTFLECHTEN ENTLASTEN Der «ESP (Entwicklungsschwerpunkt) Wankdorf» ist der grösste und am dynamischsten wachsende Entwicklungsschwerpunkt im Kanton Bern und wird auch in den kommenden Jahren weiter wachsen. Entwicklungsschwerpunkt Wankdorf zusammengesetzten Planerteams durch. Ziel Im Norden Berns, im Raum Wankdorf, wird auf des gewählten Verfahrens war ein möglichst PLANUNGSPROZESS 36 Hektar die Entwicklung eines bedeutenden grosses und vollständiges Ideenspektrum, das regionalen Wirtschafts-, Sport-, Wohn- und Er- in einem kooperativen Planungsprozess zu ei- Die erste Stufe der Testplanung, in welcher lebnisorts, der ESP (Entwicklungsschwerpunkt) ner optimalen Gesamtlösung verdichtet wer- vier unterschiedliche städtebauliche und ver- Wankdorf, vorangetrieben. In Zusammenhang den sollte. Anspruchsvolle Randbedingungen kehrliche Strategien zu skizzieren waren, mit dem ESP Ostermundigen kann von einer waren die historische Allee Bolligenstrasse, die diente der Präselektion der Planerteams. starken Siedlungserweiterung ausgegangen unter allen Umständen zu erhalten war, und die werden. Diese ESP sind Teil der kantonal koor- bestehende und geplante Bebauung im direk- Das Team Wankdorf PLUS entwickelte ver- dinierten Wirtschafts-, Verkehrs-, Umwelt- und ten Umfeld. schiedene Szenarien, die im Verlauf des Pla- Raumordnungspolitik. Wankdorf nimmt unter nungsprozesses zunächst auf die Varianten den fünf ESP-Standorten eine besondere Stel- Der entwickelte Lösungsvorschlag vom Pla- Strip und Tangente reduziert und schliesslich lung bei der Weiterentwicklung als florierender nerteam Wankdorf PLUS, unter Beteiligung zur endgültigen Lösung «Stringente» verschmol- Wirtschaftsstandort ein. der Verkehrsingenieure von Gruner, wurde vom zen wurden. Beurteilungsgremium als am zielführendsten Das dynamische Wachstum in der Agglomera- eingestuft und konnte im Anschluss an die tion Bern muss mit der entsprechenden Infra- Testplanung bis Ende 2014 im Rahmen von struktur begleitet werden, da der Druck schon Vertiefungsstudien weiterentwickelt und opti- jetzt enorm gestiegen ist und Infrastrukturpro- miert werden. jekte bis zur Verwirklichung einige Jahre in An- spruch nehmen. Problematische Verkehrs- punkte sind die Bolligenstrasse, welche durch bereits realisierte Vorhaben stark belastet ist, der Autobahnabschnitt N6 zwischen Bern-Wank- dorf und Muri und der Engpass zwischen Wank- dorf-Dreieck und der Verzweigung Schönbühl. Um die Funktionsfähigkeit künftig zu gewähr- leisten und Mobilitätsbedürfnisse gleichzeitig umfeldverträglich abzudecken, sind innovative und nachhaltige Lösungen gefragt. Um diese zu erreichen, führten der Kanton Bern und das Bundesamt für Strassen, ASTRA, in den Jahren 2010 bis 2012 ein mehrstufiges Testplanungs- Strip Stringente verfahren mit insgesamt sechs interdisziplinär Quelle Grafiken: Van de Wetering, Atelier für Städtebau 22 GRUNER MAILING. 27
Etappe 1 Zunächst soll der Abschnitt Bolligenstrasse Nord angepasst werden. Dabei werden die be- stehenden Kreisverkehre, die bereits heute in der Hauptverkehrszeit überlastet sind, zu licht- signalgeregelten Knoten umgebaut. Ein Bus- streifen stadteinwärts minimiert die Zeitverlus- te für den Linienbusverkehr. Über die SBB-Linie wird eine neue Brücke für den Langsamver- kehr parallel zur bestehenden Strassenbrücke gebaut. Zusätzlich erfolgt eine zeitgemässe Entwässerung der Strasse über eine neue Strassenabwasserbehandlungsanlage mit an- schliessender Versickerung. Als Realisie- rungshorizont wird das Jahr 2020 angestrebt. Für die erste Etappe sind Planungs- und Reali- sierungskosten in Höhe von rund 20 Mio. CHF veranschlagt. Etappe 2 Die zweite Etappe umfasst den Bereich des Autobahnanschlusses Wankdorf bis zur Über- führung BernExpo. Sie beinhaltet den Umbau Perimeter des Anschlusses und der benachbarten Kno- tenpunkte sowie die Verlegung resp. Neuor- ganisation der Bolligenstrasse Süd. Im Be- reich der Überführung BernExpo werden Lösungsansatz N6 geführt. Die Knotenpunkte an der Bolligen- sowohl die N6 als auch die Bolligenstrasse Die N6 soll auf 2x3 Fahrstreifen ausgebaut strasse Nord, als wichtige städtische Einfalls- zunächst auf den Bestand zurückgeführt. Es werden. Im innerstädtischen Bereich zwischen achse und Autobahnzubringer für das Wor- handelt sich um eine verkehrliche Neuorgani- BernExpo und Zentrum Paul Klee wird eine blental, werden umgebaut und erhalten Licht- sation des Anschlussbereiches, die nicht Teil Überdeckung der Autobahn eine städtebauli- signalanlagen. So wird zufliessender Verkehr der Engpassbeseitigung auf der N6 ist. Sie che Entwicklung und Verknüpfung der Quar- zielführender bewältigt, bei Bedarf dosiert dient vor allem dazu, das stark ausgelastete tiere ermöglichen. Von der Schosshalde bis und der Linienbusverkehr bevorzugt. Im ge- städtische Verkehrssystem rund um den Saali wird die bestehende Nationalstrasse am samten Perimeter werden Fussgänger und Wankdorfplatz und den Autobahnanschluss Ostring mittels eines zweiröhrigen Bypasses Radfahrer auf separaten Wegen geführt. Der verkehrstechnisch zu optimieren und Ver- (2x2 Spuren) umfahren und über zwei Halb- Autobahnanschluss wird von einer grossen kehrsmanagementmassnahmen zu ermögli- anschlüsse angebunden. Die Nationalstrasse Langsamverkehrsbrücke überspannt, die alle chen. Die niveaufreie Führung der Ausfahrts- am Ostring wird zu einer städtischen Haupt- wichtigen Beziehungen verknüpft. Das Kon- rampen sorgt für eine Entflechtung und verkehrsstrasse umgestaltet. zept ermöglicht eine optimierte Zufahrt für Verflüssigung des Verkehrsablaufs. Mit der Messeverkehr und bei Grossanlässen. Die Umsetzung der Etappe 2 kann in 10 bis 15 Jah- Der Anschluss Wankdorf wird vollständig um- verkehrstechnische Funktionalität der vorge- ren gerechnet werden. gebaut. Die Bolligenstrasse Süd wird neu je- schlagenen Lösung wurde in einer umfangrei- weils im Einbahnverkehr links und rechts der chen Verkehrsflusssimulation nachgewiesen. Etappe 3 Die dritte Etappe beinhaltet den folgenden Abschnitt bis zum Halbanschluss Schosshal- de. In diesem Bereich erfolgt der Ausbau der N6 auf 2x3 Fahrstreifen. Für den Bereich Pul- verweg/Schosshalde wurden Varianten mit überdeckter und offener Linienführung unter- sucht. Für die Überdeckung muss die N6 um bis zu 2 m gegenüber der heutigen Lage ab- gesenkt werden. Der Ausbau steht im Zusam- menhang mit der Engpassbeseitigung auf der N6 und wird in den folgenden Projektphasen zusammen mit dem Bypass Bern-Ost weiter projektiert. Die Realisierung ist ab 2030 vor- gesehen. Tangente N6 im Abschnitt PostFinance-Tower GRUNER MAILING. 27 23
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