DOKUMENTATION "Wissen zum Altwerden" Abschlusskollegtagung 5. September 2018 - Universität zu Köln
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Abschlusskollegtagung 2018 Nach der Begrüßung wurden jeweils fünf Promotionsprojekte pa- „Wissen zum Altwerden“ rallel in zwei aufeinanderfolgenden Sessions vorgestellt. Die Doktorand*innen präsentierten ihre Forschungsergebnisse und dis- Das NRW Forschungskolleg GROW lud am 5. September 2018 zur kutierten diese in kleinen Gruppen mit den Teilnehmer*innen. siebten Wissenschaft-Praxis-Kollegtagung ein. Unter dem Motto Anschließend fand eine freie Posterausstellung statt, in der ein „Wissen zum Altwerden“ wurden die Forschungsergebnisse der Pro- vertiefter Austausch zu den Forschungsergebnissen möglich war. Ei- motionen präsentiert und diskutiert. Das Besondere an dieser Kolleg- nige Teilnehmer*innen nutzten die Zeit, um sich mit den ihnen noch tagung war nicht nur die Tatsache, dass sie als Pre-Conference des unbekannten Postern vertraut zu machen, während andere das Ge- Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und spräch mit den jeweiligen Doktorand*innen suchten, um vertiefende Geriatrie 2018 angekündigt war. Es war auch die letzte Kollegtagung Fragen zu stellen. der ersten Gruppe von Doktorand*innen des Forschungskollegs – und damit die Abschlusskollegtagung von GROW I. Den inhaltlichen Abschluss der Veranstaltung bildete ein Ausblick auf die zweite Förderphase des NRW Forschungskollegs GROW von Praxisakteur*innen, Forscher*innen und Kooperationspartner*innen 2019 bis 2022. Es folgten ein Ausklang mit Gesprächen bei Finger- folgten der Einladung zur Tagung und wurden von Frau Prof. Dr. food. Susanne Zank, Sprecherin von GROW und Dekanin der Human- wissenschaftlichen Fakultät, am Tag der Veranstaltung begrüßt. Frau Prof. Dr. Zank hat zu Beginn einen kurzen Rückblick auf die vergangenen Jahre und auf die Anfänge von GROW geworfen. Im Mittelpunkt des Programms standen die Forschungsergebnisse der Promotionen im Forschungskolleg. Die elf Doktorand*innen der ers- ten Kohorte forschen seit Februar 2015 und noch bis Ende 2018 zu den vier Themenschwerpunkten: 1
Katrin Alert Eine biographische Perspektive auf Generativität Eine biographische Perspektive auf Generativität und soziale und soziale Beziehungen bei kinderlosen Älteren Beziehungen bei kinderlosen Älteren Katrin Alert Betreuer*in: Prof. Dr. Susanne Zank, Humanwissenschaftliche Fakultät, Universität zu Köln Prof. Dr. Frank Oswald, Arbeitsbereich Interdisziplinäre Alternswissenschaft, Goethe Universität, Frankfurt am Main Hintergrund Fragestellung Wie wird Kinderlosigkeit im Alter erlebt? ? • zunehmende Zahl kinderlos und alleinstehend älter werdender Menschen 1. Wie wird Kinderlosigkeit im Alter erlebt? (Engstler & Tesch-Römer, 2010) • heterogenere, bei Hilfebedürftigkeit allerdings weniger belastbare 2. Wie wird Generativität über den Lebensverlauf für kinderlose Netzwerke (vgl. Albertini & Kohli, 2009) Menschen relevant? Zur Beantwortung dieser Frage hat Katrin Alert biographische Inter- • (groß)elternähnliches Engagement Kinderloser bei Kindern von Geschwistern, Nachbar*innen oder Freund*innen (Dykstra & Hagestad, 2007) 3. Wie sehen das soziale Netzwerk kinderloser Älterer und dessen Nutzung aus? views mit kinderlosen und alleinlebenden Älteren geführt und analy- Empirische Typenbildung: Generativität und soziale Beziehungen bei kinderlosen Älteren siert, wie Kinderlosigkeit erlebt wird, Generativität relevant ist und die Methodischer Zugang: Biographieforschung Ziel: Rekonstruktion des subjektiven Erlebens von Kinderlosigkeit im Alter Sample (N = 15) Geschlecht: 12 Frauen, 3 Männer sozialen Netzwerke aussehen. mit Fokus auf Generativität und soziale Beziehungen Erhebung: narrative Interviews (vgl. Schütze, 1983) Alter: Ø 70,9 Jahre (58-80 Jahre) Familienstand: 9 ledig, 5 geschieden, einer in Partnerschaft, nicht Auswertung: biographische Fallrekonstruktion (vgl. Rosenthal, 2014) zusammen lebend Es zeigten sich dabei drei unterschiedliche Typen: Einer ist Martha Möllenkamp *1936 Karin Ott *1949 Manfred Schüler *1941 gekennzeichnet durch eine geringe Relevanz von Kinderlosigkeit und Kinderlosigkeit • Partnerschaften, keine Familiengründung • Nutzung finanzieller und zeitlicher • keine Partnerschaften • Kinderwunsch war vorhanden • später Kinderwunsch, keine Umsetzung in Partnerschaften es wird ein Fokus auf Funktionalität, z.B. bei sozialen Beziehungen Ressourcen für Gesundheitsmanagement • Fokus auf Beruf und soziale Beziehungen • Reflexion und therapeutische Bearbeitung geringe Relevanz des Themas Akzeptanz der Kinderlosigkeit Kinderlosigkeit als Leerstelle gelegt. Der zweite Typ akzeptiert die Kinderlosigkeit und zeichnet sich Generativität • keine familiären Verbindungen mehr • Ersatz-Großmutter für Enkelkinder ihrer • kaum Kontakt zu Jüngeren durch ehrenamtliches Engagement und eine gute soziale Einbindung • sporadischer Kontakt zu Jüngeren (z.B. zu verstorbenen Schwester ihrer Putzfrau und deren Enkelin) • selbstgewähltes Engagement • Anteilnahme durch Beobachtung und Austausch mit Freunden aus. Bei einem dritten Typ wird die Kinderlosigkeit als Leerstelle emp- indirekte Generativität, wenig Interesse Generativität innerhalb und außerhalb indirekte Generativität, Interesse funden. der Familie Soziale • keine Vertrauenspersonen • Vertrauenspersonen • Vertrauenspersonen Beziehungen • funktionale Unterstützung durch • familiär und außerfamiliär eingebunden • breites außerfamiliäres Netzwerk Nachbar*innen und professionelle • Austausch und gemeinsame Aktivitäten Zusammenfassend können heterogene soziale Netzwerke kinderlo- Dienstleister Funktionalität wichtiger als emotionale emotionaler Rückhalt und funktionale gut eingebunden, Funktionalität noch ser Älterer und die Übernahme von Selbstverantwortung als Form Verbundenheit Unterstützung nicht im Vordergrund von generativität als Ressourcen festgehalten werden. Risiken Typ Funktionalität, Kontrolle und Akzeptierte Kinderlosigkeit Kinderlosigkeit als Leerstelle und geringe Relevanz von zwischen Ehrenamt und Reflexion der Biographie Kinderlosigkeit Selbstfürsorge oder Herausforderungen können sich durch fehlende Vertrauens- personen, eine sich verschlechternde Gesundheit oder mangelnde „So, ja ich lebe jetzt alleine hier in der Wohnung, komm mit Unter- stützung auch sehr gut zurecht, „Das sind für mich, sage ich mal, meine Enkelkinder dann geworden.“ „Die [Erfahrung Kinder zu haben] kann ich mir auch letztlich nicht vorstellen, aber ich weiß: Das ist Möglichkeiten für generativen Austausch ergeben. weiß mich zu beschäftigen.“ das Entscheidende, was mir fehlt.“ Zusammenfassung: Kinderlosigkeit ist eine Differenzkategorie, aber für das Alter(n) weniger relevant Familiäre und außerfamiliäre Formen von Generativität, keine Nutzung spezifischer Angebote Neben der Rolle der Biographiearbeit wurden die Vielfalt der Lebens- heterogene Netzwerke, funktionale und emotionale Unterstützung durch soziale Beziehungen formen, Rolle und Einfluss von Politik und der klassischen Familien- Fazit Diskussionsfragen bildern mit den Teilnehmer*innen diskutiert. Ressourcen + heterogene und funktionale soziale Netzwerke, z.T. mit • Wie können vertrauensvolle Kontakte im Alter aufgebaut werden? Vertrauenspersonen • Welche Bedeutung und Sichtbarkeit hat nicht institutionell + Balance zwischen Selbstfürsorge und selbstgewähltem Engagement eingebettetes Engagements? + Gestaltungsspielräume und Selbstverantwortung • Gibt es Raum für Austausch bezüglich Kinder- und Enkellosigkeit im Herausforderungen Alter? - fehlende Vertrauenspersonen und emotionale Unterstützung - Verschlechterung der Gesundheit und Umgang damit • Welchen Stellenwert nimmt Biographiearbeit mit älteren Menschen in - niedrigschwellige Möglichkeiten für nicht-familiären generativen Austausch der Praxis ein? Albertini, M., Kohli, M. (2009): What childless older people give: is the generational link broken? Ageing and Society, Vol. 29, Special Issue 08, S. 1261- Kontakt: gefördert durch: 1274. | Dykstra & Hagestad (2007): Roads less taken. Developing a nuanced view of older adults without children. Journal of family issues, 28(10), 1275- Katrin Alert 1310. | Engstler, H. & Tesch-Römer, C. (2010): Lebensformen und Partnerschaft. In: Motel-Klingebiel, A., Wurm, S., Tesch-Römer, C. (Hrsg.): Altern im kalert@uni-koeln.de Wandel. Befunde des Deutschen Alterssurveys (DEAS). Stuttgart: Kohlhammer Verlag, S. 163-187. | Rosenthal, G. (2014): Interpretative Sozialforschung. Eine Einführung. 4., aktualisierte und erg. Aufl., Weinheim [u.a.]: Juventa. | Schütze, F. (1983): Biographieforschung und narratives Interview. Neue Praxis, 13(3), S.283-293. 3
Regina Hilz Einflüsse des Familienstands und der Eheauflösung Einflüsse des Familienstandes und der Eheauflösung auf das auf das Gesundheitsverhalten im Alter Gesundheitsverhalten im Alter Hilz, Regina;1 Hank, Karsten;2 Wagner, Michael2 1NRW Forschungskolleg GROW „Gerontological Research on Well-Being“, Universität zu Köln In dieser Untersuchung ging es um den Zusammenhang von Partner- 2Institut für Soziologie und Sozialpsychologie (ISS), Universität zu Köln schaft und Gesundheit bei über 40-Jährigen. Regina Hilz hat in ihrer Ar- Hintergrund und Zielsetzung Forschungsfragen Obwohl unzählige Studien bestätigen, dass verheiratete länger und gesünder beit Verheiratete und Unverheiratete in Bezug auf ihren Raucherstatus, (1)Weisen unverheiratete Personen (Ledige, Getrenntlebende, Geschiedene, leben als unverheiratete Personen, gibt es nur wenige Untersuchungen zum Verwitwete) einen gesundheitsriskanteren Lebensstil auf als Verheiratete? Einfluss der partnerschaftsbezogenen Lebensführung auf das (2)Wird das Risiko eines riskanten Gesundheitsverhaltens durch uneheliche ihre sportlichen Aktivitäten, ihr Körpergewicht und ihre Teilnahme an Gesundheitsverhalten älterer Menschen in Deutschland. Forschungslücke greift die vorliegende Arbeit auf, indem Ursache- und Diese Partnerschaften reduziert? (3)Wie verändert sich kurz- und langfristig das Gesundheitsverhalten bei medizinischen Vorsorgeuntersuchungen verglichen. Außerdem wurden Wirkungszusammenhänge erklärt und analysiert werden. Frauen und Männern, die sich ab 40 Jahren scheiden lassen? Theoretisches Konzept Datengrundlage und Methode Veränderungen durch eine Trennung betrachtet. Partnerschaft und Ehe (1) Daten des Deutschen Alterssurveys (DEAS) Gesundheitsverhalten 40 bis 85 Jährige aus Privathaushalten, die 2008 (n=6205) oder 2014 soziale Unterstützung Schutzeffekt Rauchen (n=6002) an der Erstbefragung teilgenommen haben soziale Kontrolle Methode: Binäre logistische Regression Als Datengrundlage verwendete Frau Hilz Daten von zwei großen reprä- Sportaktivitäten Eheauflösung Körpergewicht (BMI) (2) Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP) sentativen Befragungen in Deutschland: den Deutschen Alterssurvey Trennung/Scheidung Verwitwung Kriseneffekt Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen Ab 40 Jährige, die zwischen 1985 und 2016 einen Wechsel von verheiratet zu geschieden angegeben haben (n=1.404) Methode: Fixed Effects Regression (FE) und das Sozioökonomische Panel. Es zeigte sich ein Schutzeffekt der Ergebnisse Ehe: Verheiratete waren seltener Raucher, sportlich aktiver und nahmen Abb. 1: Ergebnisse zum Einfluss des Partnerschaftsstatus und Familienstands auf das Gesundheitsverhalten Im Vergleich zu Verheirateten haben… häufiger an medizinischen Vorsorgeuntersuchungen teil. Das Risiko für 0,2 0,17 Getrenntlebende/Geschiedene, Verwitwete und Ledige ein erhöhtes Raucherrisiko Average Marginal Effects (AME) Fettleibigkeit war bei Verheirateten allerdings erhöht. Eine Trennung 0,15 0,106 0,109 Schutzeffekt der Ehe 0,1 0,086 0,082 0,067 Ledige, Getrenntlebend/Geschiedene und 0,062 0,058 0,057 0,054 0,058 verwitwete Personen, die keine/n Partner/in stand vor allem bei Frauen in Verbindung zu einem verschlechterten 0,05 -0,048 haben, ein höheres Risiko für sportliche 0 Inaktivität. Gesundheitsverhalten. Zum Teil reduzierte sich dieser Effekt in einer Getrenntlebend ohne Ledig mit Partner Verwitwete ohne Partner Getrenntlebend mit Partner Verwitwet ohne Partner Ledige ohne Partner Getrenntlebend ohne Ledig ohne Partner Ledige mit Partner Ledige ohne Partner Verwitwet ohne Partner Getrenntlebend ohne -0,05 Schutzeffekt der Ehe & Partnerschaft Ledige, die in einer Partnerschaft leben, ein Partner Partner Partner -0,1 neuen Partnerschaft. geringeres Risiko für Fettleibigkeit Negativer Effekt der Ehe partnerlose Ledige, Verwitwete und Getrenntlebend/Geschiedene eine höhere Raucher selten bis keine Sportaktivitäten Fettleibigkeit keine Teilnahme am Check-up Wahrscheinlichkeit für die Nichtteilnahme Es ist daher wichtig, die Einflüsse von Partnerschaft bei der Entwicklung (BMI ≥ 30) Anmerkungen: Eigene Berechnungen auf der Grundlage der Basisstichproben von 2008 und 2014 des Deutschen Alterssurveys, ungewichtet (N=12.207). Die Referenzkategorie sind verheiratete Personen. am Gesundheits-Check-up Unter Einbezug der Kontrollvariablen Alter, Geschlecht, Bildungsniveau und Erhebungsjahr. Nur signifikante Koeffizienten wurden angezeigt. Schutzeffekt der Ehe & Partnerschaft von Programmen zur Gesundheitsförderung für Ältere zu beachten. Bei Frauen erhöht sich kurz- und langfristig der Kurzfristige Gewichtsabnahme bei Männern Frauen, die nach der Trennung mit einem Die Befunde regten außerdem Diskussionen zu diversen Punkten an. Zigarettenkonsum nach der Trennung. und Frauen nach der Trennung neuen Partner im Haushalt leben, treiben Kriseneffekt der Eheauflösung Kriseneffekt der Eheauflösung weniger Sport als vor der Trennung Frauen, die nach der Trennung mit einem Gewichtszunahme bei Frauen mit neuen Negativer Effekt der Partnerschaft. Welche Einflüsse ergeben sich, wenn Kinderlosigkeit berücksichtigt neuen Partner im Haushalt leben, rauchen weniger Zigaretten als vor der Scheidung. Partnern nach der Trennung Schutzeffekt der Partnerschaft Reduktion der Sportaktivität bei Männern zwei Jahre nach der Trennung wird? Können schon auf Ebene der Familienberatung Gesundheitspro- Schutzeffekt der Partnerschaft Abb. 2: Durschnittlicher Zigarettenkonsum vor und nach der Trennung bei Geschiedenen Abb. 3: Veränderungen des Body-Mass-Index vor und nach der Trennung Kriseneffekt der Eheauflösung Abb. 4: Häufigkeit sportlicher Aktivitäten vor und nach der Trennung bleme positiv beeinflusst werden? Sollten die Krankenkassen Selbsthil- Häufigkeit sportlicher Aktivitäten (1=jede Woche; 4=nie) 11 28 Durschnittliche Anzahl gerauchter Zigaretten pro Tag 2.9 fegruppen für Partnerschaftsverlust stärker unterstützen? Lassen sich 10 27 2.85 Body-Mass-Index 9 2.8 26 die Ergebnisse in Bezug zum politischen Diskurs der Ehe für alle setz- 2.75 8 25 ten? 2.7 7 24 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 Jahre vor und nach der Trennung Jahre vor und nach der Trennung Jahre vor und nach der Trennung Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer Anmerkungen: Die Häufigkeit der sportlichen Aktivitäten wurde kategoriesiert mit jede Woche (1), Datenquelle: SOEP, eigene Berechnungen. Datenquelle: SOEP, eigene Berechnungen. jeden Monat (2), seltener (3) oder nie (4). Datenquelle: SOEP, eigene Berechnungen. Schlussfolgerungen Die Datenanalyse hat bestätigt, dass die Ehe eine schützende Wirkung auf gesundheitsriskante Verhaltensweisen, wie rauchen, wenig Bewegung und mangelnde Gesundheitsvorsorge hat. Nachteile der Ehe wurden bei einem erhöhten Fettleibigkeitsrisiko festgestellt. Das Ereignis Scheidung ruft deutliche Kriseneffekte bei Frauen hervor, wie einen erhöhten Zigarettenkonsum und Gewichtsverlust. Dieser Kriseneffekt wird durch neue Partnerschaften abgefedert. Die Berücksichtigung partnerschaftsspezifischer Einflussfaktoren auf gesundheitsriskante Verhaltensweisen kann bei der Entwicklung von Gesundheitsförderprogrammen hilfreich sein. Eigene Publikationen: gefördert durch: Hilz, Regina (2017): Gesund alt werden – allein oder zweisam? In: Fachzeitschrift für Gesundheitsförderung, Kontakt: UGBforum Heft 6/17, S. 283. Regina Hilz Hilz, Regina; Wagner, Michael (2018): Marital Status, Partnership and Health Behaviour: Findings from the German rhilz@uni-koeln.de Ageing Survey (DEAS). Comparative Population Studies, Vol. 43: 65-98 [doi: 10.12765/CPoS-2018-08en]. 4
Wohlbefinden von Großeltern: Welche Rolle Merih Ates spielt die Betreuung von Enkelkindern? Generationsbeziehungen im Alter - Welchen Einfluss hat die Merih Ates Betreuung von (Enkel)kindern auf die Gesundheit der Großeltern? Betreuer: Prof. Dr. Karsten Hank, Universität zu Köln Prof. Dr. Lea Ellwardt, Universität zu Köln Relevanz des Themas 1. Studie: Gesundheitliches Wohlbefinden Die Untersuchung von Merih Ates stellt die generelle Ansicht, dass Die gemeinsame Lebenszeit, die Großeltern gesund und aktiv mit ihren eine Enkelbetreuung das Wohlbefinden der Großeltern fördert, in Fra- Ergebnisse Enkelkindern erleben können, ist Aufgrund sozio-demographischer ge. Es soll untersucht werden, wann die Betreuung als sinnstiftend Vgl. zwischen Personen Prozesse bedeutend gestiegen. Vgl. zwischen Großeltern: Allerding verläuft der Prozess nicht linear! Der Aufschub von Eheschließung und Fertilität beeinflusst ebenfalls wann und wie lange Positiver Zusammenhang mit subjektiver Gesundheit und wann als stressreich erlebt wird. Großelternschaft erlebt und aktiv gelebt werden kann. Viele Menschen haben keine Enkelkinder. Vgl. innerhalb derselben Person (vorher, nachher): Die aktive Ausgestaltung der Großelternrolle, insbesondere die Auswirkungen der Enkelkinderbetreuung, spielen eine wichtige Der statistisch signifikante Zusammenhang liegt nicht Den Analysen liegen Daten des Deutschen Alterssurveys zugrunde. Rolle in der Erforschung von Wohlbefinden im Alter. Die bisherige Forschung zeigt eine Reihe positiver Effekte. Großeltern Vgl. innerhalb länger vor. Vergleicht man die subjektive Gesundheit von älteren Personen bevor und nachdem sie Enkelkinder betreuen, ist kein Effekt der Betreuung einer Personen Der beobachtete haben durch die Betreuung: Zusammenhang wird daher • eine bessere Gesundheit als Selektionseffekt und feststellbar. Auch wenn Unterschiede in Erwerbstätigkeit, Ehrenamt • eine höhere Lebenszufriedenheit nicht als Kausaleffekt • eine bessere kognitive Funktionsfähigkeit. interpretiert. Allerdings: Methodische Schwächen! oder Pflegetätigkeit berücksichtigt werden, zeigte sich für Männer kei- 2. Studie: Subjektives Wohlbefinden Einige Studien konnten keinen Effekt beobachten. ne Auswirkung von der Betreuung auf das Wohlbefinden. Bei Frauen, die ehrenamtlich tätig sind, hatte die Betreuung eine positive Auswir- Abbildung 1: Marginale Effekte der Enkelkindbetreuung unter Berücksichtigung ehrenamtlicher Theoretischer Zugang Tätigkeit Das Paradigma des „Erfolgreichen Alterns“ dominiert den Diskurs in kung. Daraus kann gedeutet werden, dass eine Beschränkung auf der Alternsforschung. Demnach stellt soziales Engagement und die damit einhergehende innerfamiliäre häusliche Tätigkeiten von Frauen nicht als sinnstiftend Rollenidentität einen zentralen Faktor dar, um Wohlbefinden im Alter zu erhalt. wahrgenommen wird. Kein anderer Ansatz der Alternsforschung findet so enormen Niederschlag in Politik und zivilgesellschaftlicher Praxis: „Wer rastet, der rostet.“ Abbildung 2: Marginale Effekte der Enkelkindbetreuung unter Eine positive Wirkung der Enkelkinderbetreuung auf das Wohlbefin- Allerdings: Berücksichtigung der Erwerbstätigkeit den darf insgesamt nicht überschätzt und generalisiert werden. Es Das Paradigma des Erfolgreichen Alters löst enorme Kritik aus und wird in der wissenschaftlichen Literatur kontrovers diskutiert. müssen immer die Rahmenbedingungen und die sozialen Strukturen Kern der Kritik: Strukturelle Ungleichheiten werden marginalisiert. Eine gute und gelingende Lebensführung liegt vermeintlich in der beachtet werden. Verantwortung des einzelnen Individuums. In Abgrenzung zu Ansätzen des Erfolgreichen Alterns geht die vorliegende Arbeit nicht a priori davon aus, dass Großelternschaft immer, im Sinne des Wohlbefindens, als eine positive Rolle empfunden 3. Studie: Soziales Wohlbefinden wird. Zentrale Thesen: Ø Aktivitäten 5,29 5,11 Großelternschaft ist eingebettet in soziale Strukturen, wie z.B. Familiennormen, Geschlechter-differenzierte Arbeitsteilung oder sozio-ökonomischer Status, die Ungleichheit produzieren können. Ø Veränderung in der 1,00 1,00 Ausübung von Aktivitäten Die Betreuung von Enkelkindern kann in bestimmten Kontexten identitätsstiftend wirken und das Wohlbefinden von Großeltern positiv 0,16 0,23 beeinflussen. Die Betreuung von Enkelkindern kann allerdings auch (strukturelle) 0,35 0,27 Ambivalenz und somit negative Folgen verursachen. Fazit Die Analysen beruhen auf Längsschnittdaten des Deutschen Der positive Einfluss von Enkelkinderbetreuung auf das Wohlbefinden der Alterssurveys (DEAS, www.dza.de/fdz/deutscher-alterssurvey). Großeltern darf nicht überbewertet werden. In bestimmten Kontexten werden negative Effekte beobachtet. Kontakt: gefördert durch: Merih Ates ates@uni-mannheim.de 5
Andreas Bergholz Bilder von jungen Menschen aus der Sicht Bilder junger Menschen aus der Sicht älterer Quartiersbewohner älterer Quartiersbewohner Andreas Bergholz In dem Dissertationsprojekt von Andreas Bergholz geht es um das Betreuer: Prof. Dr. Frank Schulz-Nieswandt, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Universität zu Köln Praxispartner: Sandy Schilling, Caritasverband für die Region Krefeld e.V. intergenerationale Zusammenleben im Quartier. In jüngerer Zeit wer- Projektbeschreibung den immer mehr Begegnungsstätten für Jung und Alt geschaffen. An- Quartiere sollen wieder verstärkt zu Orten des gemeinsamen Zusammenlebens, des auf einander Achtens, der Teilhalbe und Gestaltung für alle hand von Interviews wurde untersucht, wie Begegnungen zwischen Altersgruppen werden. Diese (sozialpolitische) Entwicklung vollzieht sich im Rahmen demographischer Alterung häufig vor dem Hintergrund der Altersfreundlichkeit oder Altengerechtigkeit. Dabei wird zunehmend das intergenerationale Gefüge von Sozialräumen in den Blick genommen, zum Beispiel durch die Schaffung intergenerationaler Begegnungsstätten. Diese Entwicklung aufgreifend fragt das Projekt nach Bildern von jungen Menschen aus Sicht den Generationen tatsächlich zustande kommen und welche Bedeu- Älterer in einem konkreten Quartier einer nordrhein-westfälischen kleinen Großstadt. Aus einer mikrosoziologischen Perspektive wird untersucht, welche Erfahrungen ältere Quartiersbewohner im Alltag mit jungen Menschen machen. Dabei liegt das Erkenntnisinteresse einerseits auf dem handlungsleitenden tung vorherige Erfahrungen und Denkbilder dabei haben. Zuvor hat Erfahrungswissen mit seinen räumlichen Implikationen und andererseits auf stereotypen Vorstellungen über junge Menschen. Empirische Basis der Forschungsarbeit ist einerseits ein Quartiersportrait, welches das Viertel anhand von amtlich-statistischen Daten und Stadtteilbegehungen beschreibt. Andererseits fußt die Arbeit auf 14 problemzentrierten Einzelinterviews1 mit Quartiersbewohnern zwischen 55 und 89 Jahren. Die Arbeit verschreibt sich der Herr Bergholz bereits ein Quartiersportrait des Krefelder Kronprinzen- praxeologischen Wissenssoziologie2 nach Bohnsack und nutzt die Dokumentarische Methode3, um Bilder von jungen Menschen aus der Sicht Älterer zu rekonstruieren. viertels erarbeitet. Metatheoretisches Handlungsmodell Kronprinzenviertel Orientierungsschemata4 – Orientierungsrahmen4 – kommunikativ-generalisierendes Wissen konjunktives, implizites Wissen Die älteren Teilnehmer*innen der Interviews haben Begegnungen mit (‚Was-jeder-weiß Wissen‘) jungen Menschen in ganz unterschiedlichen Situationen beschrieben. Bilder von jungen Menschen aus der Sicht Älterer Es gab Zufallsbegegnungen, Begegnungen in institutionalisierten Ab- Denkbilder5 L Erfahrungsbilder5 läufen, direkte Kontaktaufnahmen, aber auch reine Beobachtungen. Begrifflich fassbare Vorstellungen: • von als jung wahrgenommenen Personen E I Vorreflexive innere bildliche Repräsentation: • von als jung wahrgenommene Personen Gerade durch die Beobachtungen findet eine Auseinandersetzung • vom Jungsein als Lebensphase • vom Prozess des Alterns bei jungen Menschen D T • vom Jungsein als Lebensphase • vom Prozess des Alterns bei jungen Menschen mit der jüngeren Generation und dem Jungsein statt. Besonders die I Theoretische Bezüge: F Theoretische Bezüge: • Soziale Identität6 als stereo- F • Orientierungsrahmen als in der Handlungspraxis Beobachtung von Techniknutzung gibt einen Anstoß zum Nachden- type Kategorisierung und Fremdidentifizierung E • Virtuale soziale Identität6 als normative R verankerte implizite Wissensbestände und mentale Bilder4 ken. Man kann daher diskutieren, ob Quartiere ein Ort für einen eher Erwartungen E N Empirische Erfassbarkeit anhand von: Empirische Erfassbarkeit anhand von: passiven Austausch zwischen den Generationen sind. • Theoretisierungen • Argumentation Z • Erzählungen • Beschreibungen • Bewertungen In der Diskussion mit dem Publikum wurde dieser Punkt aufgenommen Empirisches Teilergebnis: Erfahrungsbilder als Art und Weise der Begegnung und Interaktion mit jungen Menschen und vertieft. Ältere Menschen müssten die Möglichkeit zur Teilhabe Art und Weise der Begegnung Art der Erfahrungsbilder Fazit und Diskussionsthese bekommen. Auch wenn diese vielleicht nur passiv und beobachtend und Interaktion genutzt wird, bekommen ältere Menschen dadurch die Möglichkeit, Die rekonstruierten Erfahrungsbilder respektive Orientierungsrahmen beinhalten stets auch die Zufall Begegnungen werden nicht gesucht sondern Es zeigt sich, dass Teilhabe am Leben von jungen Menschen ungeachtet von Interaktionen stattfinden Anteil am öffentlichen Leben im Quartier zu nehmen. Art und Weise von Begegnungen und Interaktionen mit jungen Menschen. Auf Basis ergeben sich aufgrund von Alltagsroutinen • Wohnhaus kann. Beobachtung und daraus resultierende gedankliche Auseinandersetzung generieren und dieser Auswertungen wird dargestellt, unter • Öffentlicher Personennahverkehr aktualisieren Erfahrungswissen und verweisen auf welchen Bedingungen und vor welchem Institutionalisiert indirekte generative Prozesse. Demzufolge basiert Hintergrund es zu Begegnungen mit jungen Eingebundenheit in intergenerative eine interessierte Haltung gegenüber jungen Menschen kommt. Die Art und Weise von institutionalisierte Strukturen: Menschen nicht nur auf direktem Kontakt zu jungen Begegnungen und Interaktionen wird durch eine • Familie Menschen zum Beispiel in institutionalisierten implizite Regelhaftigkeit im Fall und komparativer • Vereine Settings. Dies zeigt sich u.a. vor der Thematik der Analyse zwischen den Fällen herausgearbeitet. • Ehrenamtliche Tätigkeiten technischen Entwicklung in der Gesellschaft, Zugehend welche im Alltag evident ist und die gedankliche Proaktive Kontaktaufnahme Auseinandersetzung mit jüngeren Generationen • Lernend anregt. • Vermittelnd Beobachtend These zur Diskussion: Erfahrungswissen über junge Menschen Quartiere sollten nicht nur als Ort der aktiven dokumentiert sich anhand von Beobachtungen Begegnung und des unmittelbaren Austauschs verstanden und entwickelt werden, sondern auch eine passive Anteilnahme ermöglichen. Literaturangaben: 1Witzel, Andreas, 1985: Das problemzentrierte Interview. S. 227-255 in: Gerd Jüttemann (Hg.), Qualitative Forschung in der Psychologie. Grundfragen, Verfahrensweisen, Anwendungsfelder. Weinheim und Basel: Beltz Verlag. 2Bohnsack, Ralf, 2011: Praxeologische Wissenssoziologie. S. 137-138 in: Kontakt: gefördert durch: Ralf Bohnsack, Winfried Marotzki und Michael Meuser (Hg.), Hauptbegriffe qualitativer Sozialforschung. 3. Auflage. Opladen. 3Nohl, Arnd-Michael, 2012: Interview und dokumentarische Methode. Anleitungen für die Forschungspraxis. 4., überarbeitete Auflage. Wiesbaden: Springer VS. 4Bohnsack, Ralf, 2012: Andreas Bergholz Orientierungsschemata, Orientierungsrahmen und Habitus. S. 119-152 in: Karin Schittenhelm (Hg.), Qualitative Bildungs- und Arbeitsmarktforschung. Wiesbaden: Springer Fachmedien. 5Schäffer, Burkhard, 2010: Abbild – Denkbild – Erfahrungsbild. S. 207-232 in: Jutta Ecarius und Burkhard Schäffer (Hg.), Typenbildung und andreas.bergholz@uni-koeln.de Typengenerierung. Opladen und Farmington Hills: Verlag Babara Budrich. 6Goffman, Erving, 2014: Stigma. Über Techniken der Bewältigung beschädigter Identität. 22. Auflage. Frankfurt am Main: suhrkamp. 7
‚Kartenspielen für‘s Wohlbefinden‘ – Die Bedeutung Natalia Schulz von niedrigschwelligen Freizeitangeboten am Beispiel Lebenswelt älterer Spätaussiedler*innen einer selbstorganisierten Gruppe älterer Spätaussiedlerinnen Natalia Schulz In dieser Untersuchung ging es um alltägliche, außerfamiliäre Aktivi- Betreuer: Prof. Dr. Frank Schulz-Nieswandt, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Universität zu Köln täten von älteren Spätaussiedler*innen zur Förderung des Wohlbefin- Forschungsprojekt dens. In diesem Projekt geht es um die Untersuchung der Lebenswelt älterer Migrantinnen und deren alltäglichen Aktivitäten zur Erhaltung und Förderung von Wohlbefinden. Mittels eines ethnografischen Ansatzes habe ich ein Jahr Natalia Schulz hat hierfür eine Gruppe älterer Migrantinnen aus der lang an Aktivitäten einer Gruppe älterer Spätaussiedlerinnen beobachtend teilgenommen und aus einer mikrosoziologischen Perspektive die sozialen ehemaligen Sowjetunion, die sich regelmäßig zum Karten spielen Praktiken beobachtet und analysiert. Die Ergebnisse der qualitativen Untersuchung zeigen, dass gerade niederschwellige Engagementangebote treffen, über einen längeren Zeitraum begleitet. Es fanden teilneh- das alltägliche Wohlbefinden bei älteren Migrantinnen fördern und zur Lebensqualität beitragen. Dieses Promotionsprojekt ist aus einer inter- und mende Beobachtungen der Kartenrunden, aber auch Interviews mit transdisziplinären Zusammenarbeit mit Praxisakteuren aus dem Bereich der Gesundheitsprävention entstanden, um auf diese Weise neue Erkenntnisse den einzelnen Personen statt. und Anregungen für eine innovative Praxis zu bieten. Forschungsdesign – Der (Um-) Weg ins Feld Die Runde war durch ein intimes Beziehungsgeflecht gekennzeich- net. Nach außen fand eine Abgrenzung über Ethnie, Alter und Ge- schlecht statt. Bei der Analyse wurde auch deutlich, dass das Spielen einen Rückzugsraum darstellt. Hier konnten Traditionen und Identität gelebt werden. Im Spiel haben die Frauen immer die gleichen Ge- winner- und Verliererrollen eingenommen, wodurch Zusammenhalt vermittelt wurde. Der Halt und die Sicherheit durch die Gruppe waren für das Wohlbefinden der Spielenden sehr bedeutsam, insbesondere weil das eigene Stadtviertel als unsicher wahrgenommen wurde. Die Ergebnisse stehen in Spannung zu Forderungen nach Integrati- Die Bedeutung niedrigschwelliger Angebote für ältere Spätaussiedlerinnen Erkenntnisse zur Bedeutung des Tipps für die Praxis: on durch interkulturelle Angebote. Erst durch den geschützten, abge- ‚Kartenspiels‘ schlossenen Raum hatte das selbstorganisierte Kartenspielen eine ➢ Anerkennung und Förderung von niederschwelligen Engagements positive Wirkung auf Identität und Wohlbefinden. Forderungen für die ➢ Vergemeinschaftung ➢ Kooperations- und Solidaritätsverbund ➢ außerfamiliärer Ressourcen nutzen Praxis wurden diskutiert. ➢ Herstellung von Routinen und Normalität ➢ Stärkung kultureller Ressourcen und Stabilitätsbildung Felderfahrungen und ➢ Identitätsbildung Beobachtungen ➢ sozialer Halt ➢ Grenzerfahrungen und interne ‚Spielregeln‘ ➢ Selbstbestimmung und erfolgreiche ➢ Ein- und Ausschlussmechanismen über Bewältigung von Situationen Kategorien: Alter, Ethnie, Geschlecht ➢ Nähe und Distanz Dynamik: ➢ „Schutzraum“ Wandel des Teilnehmerstatus ➢ Herstellung von Stabilität und Sicherheit ➢ Erleben von Unsicherheiten im Viertel ➢ Erlebnisse von Einsamkeit Literaturangaben: Kontakt: gefördert durch: Brown, R. (2000). Social Identity Theory: Past Achievements, current Problems and future Challenges. European Journal of Social Psychology, 30, 745-778 Natalia Schulz Hitzler, R. & Eisewicht, P. (2016). Lebensweltanalytische Ethnographie. Weinheim und Basel: Beltz Juventa. Lamont, M. (2000). The Dignity of Working Men. Morality and the Boundaries of Race, Class, and Immigration. Cambridge: Havard University Press. nat.schulz@gmx.de Schulz, N. (2018). Wie die Omies zu meinem Homies wurden. Zur Erlangung des Teilnehmerstatus in der untersuchten Gruppe älterer Spätaussiedlerinnen“. In: Hitzler, R.; et. al. (Hrsg.): 6. FFT Tagungsband „Herumschnüffeln – aufspüren – einfühlen. Ethnographie als 'hemdsärmelige' und reflexive Praxis. Strauss, A. L. & Corbin, J.M.(1996). Grounded Theory. Weinheim: Beltz/PVU 8
Jaroslava Zimmermann Organisationsbezogene Determinanten der Versorgungsqualität Organisationsbezogene Determinanten der Versorgungsqualität in in stationären Altenpflegeeinrichtungen Jaroslava Zimmermann stationären Altenpflegeeinrichtungen Betreuer: Prof. Dr. Holger Pfaff, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft; Universität zu Köln Prof. Dr. Michael Wagner, Institut für Soziologie und Sozialpsychologie, Universität zu Köln Praxismentorin: In den Untersuchungen von Jaroslava Zimmermann ging es darum, Dr. Heidemarie Kelleter, Bereich Gesundheits-, Alten- und Behindertenhilfe, Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln Datengrundlage welchen Einfluss strukturelle und prozessuale Merkmale von Alten- Kontextfaktoren (2) Ø Die Doktorarbeit wurde in Zusammenarbeit mit Ortsgröße dem Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum pflegeeinrichtungen auf die Versorgungsqualität haben. Versorgungsqualität (1,2) Köln e. V. durchgeführt. Ø Als Datengrundlage der Arbeit dienen aus- a) Unbeabsichtigter Gewichtsverlust gewählte Ergebnisse des Projektes EQisA „Ergeb- b) Stürze mit schweren Folgen nisqualität in der stationären Altenhilfe“, vom Grundlage bildeten Ergebnisse des Projektes „Ergebnisqualität in der c) Dekubitusentstehung d) Anwendung freiheitsentziehender Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e. V. zur Verfügung gestellt. stationären Altenhilfe“ (EQisA) vom Diözesan-Caritasverband Köln. Maßnahmen (FEM) Ø Der Datensatz beinhaltet Informationen zu Qualitätsindikatoren der Versorgungsqualität Auf struktureller Ebene zeigte sich, dass es in stationären Pflegeein- Organisationsbezogene Einflussfaktoren (1) und organisationsbezogenen Merkmalen der Pflegeeinrichtungen, die im Frühjahr 2016 richtungen, die über mehr Pflegefach- und Betreuungspersonal ver- Strukturelle Faktoren Prozessuale Faktoren erhoben wurden. Ø Es liegen Daten zu 221 Pflegeeinrichtungen mit fügen, bei Bewohner*innen mit höchstens leichten kognitiven Beein- Personalbestand nach Hausgemeinschaftliche Qualifikation knapp 16 000 Pflegeheimbewohnern vor. Versorgungskonzepte Personalmix Ø Die Stichprobe bezieht Einrichtungen aus 9 Bun- trächtigungen seltener zu unbeabsichtigtem Gewichtsverlust kommt. Segregative Versorgungskonzepte Einrichtungsgröße desländern ein: Bayern (n = 119), NRW (n = 80), für Demenzkranke Belegungsquote Baden-Württemberg (n = 8), Rheinland-Pfalz (n = In NRW waren bei höherer Pflegefachquote kognitiv eingeschränkte Anwendung freiheitsentziehender 6), Schleswig-Holstein (n = 3), Hessen (n = 2), Bewohnerstruktur Maßnahmen Saarland (n = 1), Hamburg (n = 1) und Bewohner*innen weniger von schweren Sturzfolgen betroffen. In an- Niedersachsen (n = 1). Bundesland Bundesland Fragestellung deren Bundesländern war das Risiko für schwere Stürze unter diesen (Landesgesetze, Ausbildungssystem, Pflegeeinrichtung (Landesgesetze, Ausbildungssystem, Ø Wie wirken sich organisations- und kontext- Umständen aber erhöht. bezogene Einflussfaktoren der Pflegeeinrichtun- demografische demografische Entwicklung) Entwicklung) gen auf die Qualitätsindikatoren aus? Strukturelle Faktoren Auf prozessualer Ebene zeigten sich Unterschiede zwischen segre- a) Unbeabsichtigter Gewichtsverlust (3) Ø Kognitiv nicht eingeschränkte Bewohner: In Pflegeeinrichtungen mit Ø Kognitiv nicht eingeschränkte Bewohner: Die schweren Sturzfolgen bei b) Stürze mit schweren Folgen (4) gierter und integrativer Versorgung von Demenzkranken. Bei einer niedriger Anzahl an Pflegefachkräften und Betreuungskräften haben diese Bewohner ein erhöhtes Risiko unabsichtlich abzunehmen. diesen Bewohnern stehen nicht in Zusammenhang mit personellen Strukturen. segregierten Versorgung waren Sturzfolgen von nicht kognitiv einge- Ø Kognitiv eingeschränkte Bewohner: Der unbeabsichtigte Gewichtsverlust Ø Kognitiv eingeschränkte Bewohner: In nordrhein-westfälischen Pflege- steht in keinem Zusammenhang mit untersuchten Einflussfaktoren einrichtungen mit höherer Pflegefachkraftquote kommt seltener zu schwe- schränkten Personen seltener, mit Ausnahme von Einrichtungen in c - d) Dekubitusentwicklung und Anwendung von FEM ren Sturzfolgen. In den Pflegeeinrichtungen aus anderen Bundesländern, die über höhere Pflegefachkraftquote verfügen, haben diese Bewohner ein Ø Diese Qualitätsindikatoren stehen in keinem Zusammenhang mit unter- Bayern. Kognitiv beeinträchtigte Bewohner*innen stürzten und ver- suchten organisationsbezogenen Einflussfaktoren. erhöhtes Risiko unter schweren Sturzfolgen zu leiden. letzten sich dabei in einer segrerierten Versorgung häufiger, mit Aus- Prozessuale Faktoren Stürze mit schweren Folgen (4) nahme von Einrichtungen in NRW. Das Hausgemeinschaftskonzept Ø Kognitiv nicht eingeschränkte Bewohner: In den Pflegeeinrichtungen, die Demenzkranke in segregierten Pflegebereichen versorgen, kommt in Bayern häufiger und in anderen Bundesländern seltener zu Stürzen mit schweren Folgen. war bei kognitiv eingeschränkten Personen mit weniger Sturzfolgen Ø Kognitiv nicht eingeschränkte Bewohner: Die Bundeslandunterschiede wurden ebenfalls bei den Sturzverletzungsraten bei den Hochgefährdeten festgestellt. Diese Bewohner stürzen und verletzen sich dabei seltener schwer in nordrhein-westfälischen und öfter in Einrichtungen mit segregativen verbunden als beiintegrativen Versorgungsformen. Pflegebereichen aus anderen Bundesländern im Vergleich zu der traditionellen Versorgung. Ø Kognitiv eingeschränkte Bewohner: In den Pflegeeinrichtungen, die nach Hausgemeinschaftskonzept arbeiten, kommt zu schweren Sturzfolgen bei hochgefährdeten Bewohnern seltener als in traditionell organisierten Pflegeeinrichtungen. Alle vier Indikatoren der Versorgungsqualität (5) Die Versorgungsqualität ist daher von den organisationsbezogenen Ø Der Vergleich der nordrhein-westfälischen Pflegeeinrichtungen zeigte, dass Einrichtungen mit segregativen Pflegebereichen niedrigere Sturzraten mit Determinanten abhängig. Zukünftige Untersuchungen sollten organi- schweren Folgen, Dekubitusentwicklung sowie seltener freiheitsentziehende Maßnahmen anwenden als die Einrichtungen mit integrativer Versorgung kognitiv beeinträchtigter Bewohner. satorische Merkmale sowie zusätzliche Variablen der Versorgungs- Fazit Ø Die Ergebnisse der Doktorarbeit deuten darauf hin, dass die Versorgungsqualität durch organisationsbezogene Merkmale der stationären qualität berücksichtigen. Altenpflegeeinrichtungen sowie durch ihren Kontext beeinflusst wird. Ø In den zukünftigen Forschungsprojekten sollten einerseits repräsentative Stichproben einbezogen und anderseits weitere Einflussfaktoren (wie Arbeitsklima, Vertrauenskultur, Fluktuation) und Qualitätsindikatoren (wie Erhalt der Mobilität, Verhaltensauffälligkeit, Schmerzen) berücksichtigt werden. Literatur: (1) Donabedian, A. (2003): An introduction to quality assurance in health care. New York: Oxford University Press. Kontakt: gefördert durch: (2) Schrappe, M.; Pfaff, H. (2016): Versorgungsforschung vor neuen Herausforderungen. Konsequenzen für Definition und Konzept. In: Gesundheitswesen 78 (11), S. 689–694. (3) Zimmermann, Jaroslava; Pfaff, Holger (2018): Influence of nurse staffing levels on resident weight loss within German nursing homes. In: Res Gerontol Nurs 11 (1), S. 48–56. Jaroslava Zimmermann (4) Zimmermann, Jaroslava; Swora, Michael; Pfaff, Holger; Zank, Susanne: Organizational factors of fall injuries among residents within German nursing homes. In: (eingereicht bei jaroslava.zimmermann@uni-koeln.de European Journal of Aging). (5) Zimmermann, Jaroslava; Kelleter, Heidemarie (2018): Versorgungskonzepte für Pflegebedürftige mit kognitiven Einschränkungen. In: Pflegewissenschaft 20 (7/8), S. 7-15. 10
Erfassung von Einstellungen zu Sterben, Tod Bernadette Groebe und Endlichkeit des Lebens in der Versorgung Erfassung von Einstellungen zu Sterben, Tod und der Endlichkeit des Bernadette Groebe BetreuerInnen: Prof. Dr. Raymond Voltz, Zentrum für Palliativmedizin der Uniklinik Köln Lebens in der Versorgung Prof. Dr. Christian Rietz, Institut für Erziehungswissenschaft (IfE), Pädagogische Hochschule Heidelberg Dr. Dr. Julia Strupp, Zentrum für Palliativmedizin der Uniklinik Köln Eine ganzheitliche Erfassung der Einstellung zu Sterben, Tod und der Hintergrund Forschungsfrage 2 • Hospiz- und Palliativgesetz (HPG; 2015): Individuelle gesundheitliche Welche Methoden und Verfahren zur Erfassung von Einstellungen zum Sterbeprozess existieren bereits? Welche davon werden in Endlichkeit des Lebens kann sowohl für die palliative Versorgung als Versorgungsplanung für die letzte Lebensphase in der Altenpflege • Inhalt der Planung: Dokumentation der Position zu Versorgung am Versorgungskontexten am Lebensende eingesetzt? auch für die Forschung einen großen Nutzen haben. Lebensende • Wenige Methoden zur • Gespräche über das Lebensende gehen mit weniger aggressiven alternative Methoden umfassenden Erhebung mehrerer medizinischen Therapien in der Sterbephase und besserer Bernadette Groebe hat Interviews mit Expert*innen aus der palliati- 16% Facetten der Einstellung (n=6) Lebensqualität einher 1 • Wenige Verfahren für Anwendung Position (bewusst & Patientenverfügung, Wünsche für Versorgung in der Versorgung entwickelt und validiert (n=4) ven und hospizlichen Versorgung geführt, um zu untersuchen, unter welchen Umständen Gespräche über das Lebensende möglich sind. benannt) & Therapieentscheidung Fragebögen & Bewertungsskalen Für Versorgung am Lebensende: 84% Einstellungen (unbewusst & verborgen) Überzeugungen, Werte, Gefühle & Sorgen Abbildung. Methoden & Verfahren zur Erfassung • DADDS – Death and Dying Distress Scale3,4: Fokus auf erfahrene Wichtig sind eine ruhige und angemessene Gesprächsatmosphäre, von Einstellungen zum Sterbeprozess (N=44) Belastung („distress“), 15 Items gegenüber dem Lebensende eine vertrauensvolle Beziehung der Gesprächspartner und ein sen- Forschungsfrage 3 Abbildung. Eisberg-Modell: Gespräche über das Lebensende (in Anlehnung an Freuds Eisberg-Metapher) Wie können Erhebungsverfahren im Versorgungskontext adäquat sibles Vorgehen in der Gesprächsführung. Es wurde betont, wie wich- eingesetzt werden? Einstellungen zu Sterben, Tod und Endlichkeit sind facettenreich: Gedanken – Gefühle – Verhalten A) Wie ist die Passung bestehender Verfahren? B) Was sollte bei der Entwicklung neuer Methoden beachtet tig es sei, Brücken in ein solches Gespräch zu bauen. Niederschwel- positiv/neutral (u.a. Akzeptanz) negativ (u.a. Ängste, Vermeidung) werden? lige und alltagsnahe Gesprächsimpulse scheinen hilfreich zu sein. • Strukturierte Erhebungsverfahren können „Türöffner“ zu Gesprächen über Einstellungen zum Lebensende sein 2 Zu A) Vorteile Nachteile Insgesamt ergibt sich die Forderung, Strukturen in der Versorgung • Wie können Einstellungen zum Lebensende im Versorgungsalltag detailliert erfasst werden? Umfassende Erhebungsverfahren Mehrere Facetten: negativ & positiv, (Zu) lang (21 – 144 Items), nicht für Versorgungskontext anzupassen, um Gespräche zu ermöglichen. („Forschung“) Gefühle & Gedanken validiert/erprobt Methode Erhebungsverfahren Nur eine Facette: negative Fokusgruppen Interviews mit ExpertInnen aus der Systematic Review Übersicht über bestehende für Versorgung („Versorgung“) Kurz (12 – 15 items) Gefühle (Angst, „distress“) Um zu erfahren, welche Methoden zur Erfassung der Einstellungen bisher vorliegen, wurde eine systematische Übersicht der Literatur er- Tabelle. Vor- und Nachteile bestehender Methoden zur Erfassung von Einstellungen zum Sterbeprozess Versorgung am Lebensende Erhebungsmethoden in der über deren Erfahrungen Forschungsliteratur Zu B) • Länge der Anwendung / des Gesprächs • Individualität berücksichtigen und abbilden stellt. Diese zeigte, dass es bisher kaum Methoden für eine Erhebung Forschungsfrage 1 Welche Voraussetzungen, Bedingungen und Anforderungen müssen • Offene Formate mit niederschwelligem & alltagsnahem Einstieg, die den Befragten das Gespräch führen lassen mehrerer Facetten gibt. Gleichzeitig sind nur wenige Verfahren für die erfüllt sein, um mit Menschen am Lebensende über ihre Einstellungen zum Lebensende ins Gespräch zu kommen? • Alternative, kreative Erhebungsmethoden nutzen • Validierung von Erhebungsmethoden Anwendung in der Versorgung überprüft. Um sie in der Versorgung • Validierung in Stichproben aus Versorgung am Lebensende Zeit und Ort des Gesprächs (Wann?) • Konstruktvalidität (abgefragte Facetten der Einstellung) einzusetzen, müssten bestehende Verfahren an die Anforderungen prüfen • Angemessene & ruhige Gesprächsatmosphäre: „nicht mal eben im Flur im Vorbeigehen“ Fazit der Versorgung angepasst und ihr Einsatz dort erprobt werden. • Zustand & akute Belastung der Person berücksichtigen: Sterbephase Anforderungen an den Versorgungsalltag: ist zu „eng und geladen“ Anpassung der Strukturen & Abläufe der Versorgung zur Der Gesprächspartner (Wer?) • Jeder kommt als Gesprächspartner in Frage Ermöglichung von Gesprächen über das Lebensende Stärkung des professionellen Selbstverständnisses der Bei der Entwicklung einer neuen Methode ist vor allem auf die Länge • Vertrauensverhältnis • Gute Kommunikationsfähigkeiten, sichere Gesprächsführung Versorgenden durch Einsatz von Erhebungsmethoden in Fortbildungen und im Alltag und den inhaltlichen Fokus des Verfahrens zu achten. Das Instrument • Professionelle palliative & hospizliche Haltung Die Art der Gesprächsführung (Wie?) Implikationen für Entwicklung von Erhebungsmethoden: sollte auch in der Lage sein, die Individualität der Einstellungen zum • Gesprächsbereitschaft signalisieren • „Brücken bauen“ zum Einstieg: niederschwellige, alltagsnahe „Verfahren für Versorgung“ inhaltlich erweitern (nicht nur Ängste und Belastungen) Lebensende einer Person abzubilden. Dabei ist der Gebrauch von al- „Forschungsverfahren“ in Versorgungskontext überprüfen Gesprächsimpulse geben • Impulse des Patienten / Bewohners aufgreifen ternativen Erhebungsmethoden mit kreativen und offenen Formaten zu empfehlen. Eigene Publikationen: • Positiver Gesprächsabschluss • Groebe, B. et al. (2018). Measuring attitudes towards the dying process: A systematic review of tools. • Mit validen psychometrischen Erhebungsverfahren (Forschung) Palliative Medicine, 32(4), 815-837. • Groebe, B. et al. How to talk about the end-of-life: A qualitative study on experiences of healthcare • Angehörige mit in Gespräche einbeziehen professionals and voluntary staff in nursing homes and other end-of-life settings. Journal of Applied Gerontology (submitted). Literatur: 1) Wright, A, Zhang, B, Ray, A, et al., 2008. Associations between end-of-life discussions, patient mental health, medical care near death, and caregiver gefördert durch: bereavement adjustment. JAMA 300, 1665–1673. 2) Bernacki, R, Block, S, 2014. Communication about serious illness care goals: a review and synthesis of Kontakt: best practices. JAMA internal medicine 174, 1994–2003. 3) Lo C, Hales S, Zimmermann C, et al., 2011. Measuring death-related anxiety in advanced cancer: Bernadette Groebe preliminary psychometrics of the Death and Dying Distress Scale. J Pediatr Hematol Oncol 33 Suppl 2, S140-5. 4) Engelmann D, Scheffold K, Friedrich M, et al. Death-Related Anxiety in Patients With Advanced Cancer: Validation of the German Version of the Death and Dying Distress Scale. J Pain Symptom Manage b.groebe@uni-koeln.de 2016; 52: 582–587. 11
Saskia Bordne Ressourcen und Barrieren für Funktionalität und Ressourcen und Barrieren für Funktionalität und subjektives Wohlbe- subjektives Wohlbefinden bei geriatrischen Patienten finden bei geriatrischen Patienten Saskia Bordne Betreuer: Prof. Dr. Susanne Zank, Lehrstuhl für rehabilitationswissenschaftliche Gerontologie, Universität zu Köln Prof. Dr. Ralf-Joachim Schulz, Chefarzt der Klinik für Geriatrie, St. Marien-Hospital Köln Geriatrischen Patienten stellen eine besondere Gruppe dar: Sie ha- Hintergrund ben häufig mehrere (chronische) Krankheiten und es gibt einen hohen Ausgangspunkte der Dissertation: Bedarf an Medikamenten. Es stellt sich die Frage, welche Faktoren • Geriatrische Patienten sind besonders vulnerabel durch fortgeschrittenes Lebensalter, Multimorbidität, Polymedikation und hohes Maß an Gebrechlichkeit1 • Vollständige Genesung („Restiutio ad Integrum“) stellt bei dieser Patientengruppe kein realisitisches Ziel mehr dar2 mit dem Erhalten und Wiederherstellen von Lebensqualität in dieser • Lebensqualität (LQ) gilt als zentrales Kriterium für den Erfolg geriatrischer Behandlung3 • Aber: Obwohl eine Restiutio ad integrum nicht mehr möglich ist, wird LQ fast immer verkürzt auf Fortschritte im Gesundheitszustand und in der Funktionalität, während andere Aspekte wie das subjektive Wohlbefinden (SWB) oder potentielle Einflussfaktoren wenig Berücksichtigung finden Gruppe zusammenhängen. Häufig ist eine vollständige Genesung Forschungsinteressen: • Längsschnittliche Erfassung von Funktionalität und SWB als Indikatoren für LQ bei geriatrischen Patienten nicht erreichbar, daher gewinnt das subjektive Wohlbefinden gegen- in der stationären geriatrischen Rehabilitation • Längsschnittliche Betrachtung möglicher biopsychosozialer Einflussfaktoren Gesamtstichprobe über dem objektiven Funktionsniveau an Bedeutung. N = 126 Methodik Einschlusskriterien nicht erfüllt Erhebungsort: Stationäre geriatrische Rehabilitationsklinik des St. Marien-Hospitals Köln N=2 T1 3 Erhebungszeitpunkte: Saskia Bordne hat subjektives Wohlbefinden (Lebenszufriedenheit, Aufnahme (T1), Entlassung (T2), Follow-up 3 Monate nach Entlassung (T3) T1 I T2: Durchführung des Geriatrischen Assessments (GA) und eines standardisierten Interviews N = 124 Dropout Lebensbewertung, Affekt, Depressivität, Autonomie) und Funktiona- (diverse Gründe) T3: verkürztes standardisiertes Interview N = 20 Erhebungsinhalte: T2 lität bei geriatrischen Patienten zu mehreren Zeitpunkten erhoben. GA: Interview: FunktionalitätAktivitäten des tägl. Lebens (ADL), Mobilität, Kognition Funktionalitätinstrumentelle Aktivitäten des tägl. Lebens (IADL) N = 104 Dropout Während des Aufenthalts in der geriatrischen Rehabilitation zeigten SWBLebenszufriedenheit, Lebensbewertung, Affekt (PA, NA), Einsamkeit, Depressivität; nur T1: Lebenssinn, Selbst-Akzeptanz (diverse Gründe) N = 26 biopsychosoziale Variablenselbsteingeschätzte Gesundheit (SRH), Schmerzempfinden, T3 sich Verbesserungen in der Funktionalität und auch im Wohlbefinden. Kontrollüberzeugungen, gesundheitliche Vergleichsprozesse, nur T1: Persönlichkeitsfaktoren, soziale Unterstützung N = 78 Eine Ausnahme stellen die sinkenden Autonomiewerte dar. Bei der Ergebnisse: T1 – T2 Soziodemografische Daten (N = 124) Mittleres Alter 82.3 Jahre (SD = 6.7) Messung drei Monate nach Entlassung waren viele Werte des sub- T1 – T2: Veränderungen während des Aufenthaltes in der geriatrischen Rehabilitation: Geschlecht NFrauen = 83 (66.9 %) NMänner = 41 (33.1 %) jektiven Wohlbefindens wieder verschlechtert. ADL, Mobilität, Kognition Lebenszufriedenheit, Lebensbewertung Autonomie Multimorbidität N≥3 chron. Krank. = 101 (81.5 %) N
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