DOKUMENTATION "Wissen zum Altwerden" Abschlusskollegtagung 5. September 2018 - Universität zu Köln

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DOKUMENTATION "Wissen zum Altwerden" Abschlusskollegtagung 5. September 2018 - Universität zu Köln
DOKUMENTATION

„Wissen zum Altwerden“
Abschlusskollegtagung
5. September 2018
DOKUMENTATION "Wissen zum Altwerden" Abschlusskollegtagung 5. September 2018 - Universität zu Köln
Abschlusskollegtagung 2018                                             Nach der Begrüßung wurden jeweils fünf Promotionsprojekte pa-
„Wissen zum Altwerden“                                                 rallel in zwei aufeinanderfolgenden Sessions vorgestellt. Die
                                                                       Doktorand*innen präsentierten ihre Forschungsergebnisse und dis-
Das NRW Forschungskolleg GROW lud am 5. September 2018 zur             kutierten diese in kleinen Gruppen mit den Teilnehmer*innen.
siebten Wissenschaft-Praxis-Kollegtagung ein. Unter dem Motto          Anschließend fand eine freie Posterausstellung statt, in der ein
„Wissen zum Altwerden“ wurden die Forschungsergebnisse der Pro-        vertiefter Austausch zu den Forschungsergebnissen möglich war. Ei-
motionen präsentiert und diskutiert. Das Besondere an dieser Kolleg-   nige Teilnehmer*innen nutzten die Zeit, um sich mit den ihnen noch
tagung war nicht nur die Tatsache, dass sie als Pre-Conference des     unbekannten Postern vertraut zu machen, während andere das Ge-
Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und       spräch mit den jeweiligen Doktorand*innen suchten, um vertiefende
Geriatrie 2018 angekündigt war. Es war auch die letzte Kollegtagung    Fragen zu stellen.
der ersten Gruppe von Doktorand*innen des Forschungskollegs –
und damit die Abschlusskollegtagung von GROW I.                        Den inhaltlichen Abschluss der Veranstaltung bildete ein Ausblick auf
                                                                       die zweite Förderphase des NRW Forschungskollegs GROW von
Praxisakteur*innen, Forscher*innen und Kooperationspartner*innen       2019 bis 2022. Es folgten ein Ausklang mit Gesprächen bei Finger-
folgten der Einladung zur Tagung und wurden von Frau Prof. Dr.         food.
Susanne Zank, Sprecherin von GROW und Dekanin der Human-
wissenschaftlichen Fakultät, am Tag der Veranstaltung begrüßt.
Frau Prof. Dr. Zank hat zu Beginn einen kurzen Rückblick auf die
vergangenen Jahre und auf die Anfänge von GROW geworfen. Im
Mittelpunkt des Programms standen die Forschungsergebnisse der
Promotionen im Forschungskolleg. Die elf Doktorand*innen der ers-
ten Kohorte forschen seit Februar 2015 und noch bis Ende 2018 zu
den vier Themenschwerpunkten:

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Posterpräsentationen
Themenfeld
„Soziale Beziehungen“

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DOKUMENTATION "Wissen zum Altwerden" Abschlusskollegtagung 5. September 2018 - Universität zu Köln
Katrin Alert                                                                 Eine biographische Perspektive auf Generativität
Eine biographische Perspektive auf Generativität und soziale                 und soziale Beziehungen bei kinderlosen Älteren
Beziehungen bei kinderlosen Älteren                                          Katrin Alert

                                                                             Betreuer*in: Prof. Dr. Susanne Zank, Humanwissenschaftliche Fakultät, Universität zu Köln
                                                                                          Prof. Dr. Frank Oswald, Arbeitsbereich Interdisziplinäre Alternswissenschaft, Goethe Universität, Frankfurt am Main

                                                                                                                              Hintergrund                                                                                                                    Fragestellung
Wie wird Kinderlosigkeit im Alter erlebt?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         ?
                                                                             • zunehmende Zahl kinderlos und alleinstehend älter werdender Menschen                                                                 1. Wie wird Kinderlosigkeit im Alter erlebt?
                                                                               (Engstler & Tesch-Römer, 2010)
                                                                             • heterogenere, bei Hilfebedürftigkeit allerdings weniger belastbare                                                                   2. Wie wird Generativität über den Lebensverlauf für kinderlose
                                                                               Netzwerke (vgl. Albertini & Kohli, 2009)                                                                                                Menschen relevant?

Zur Beantwortung dieser Frage hat Katrin Alert biographische Inter-          • (groß)elternähnliches Engagement Kinderloser bei Kindern von
                                                                               Geschwistern, Nachbar*innen oder Freund*innen (Dykstra & Hagestad, 2007)
                                                                                                                                                                                                                    3. Wie sehen das soziale Netzwerk kinderloser Älterer und
                                                                                                                                                                                                                       dessen Nutzung aus?

views mit kinderlosen und alleinlebenden Älteren geführt und analy-                                                  Empirische Typenbildung: Generativität und soziale Beziehungen bei kinderlosen Älteren

siert, wie Kinderlosigkeit erlebt wird, Generativität relevant ist und die   Methodischer Zugang: Biographieforschung
                                                                             Ziel: Rekonstruktion des subjektiven Erlebens von Kinderlosigkeit im Alter
                                                                                                                                                                                                                     Sample (N = 15)
                                                                                                                                                                                                                     Geschlecht: 12 Frauen, 3 Männer
sozialen Netzwerke aussehen.                                                       mit Fokus auf Generativität und soziale Beziehungen
                                                                             Erhebung: narrative Interviews (vgl. Schütze, 1983)
                                                                                                                                                                                                                     Alter: Ø 70,9 Jahre (58-80 Jahre)
                                                                                                                                                                                                                     Familienstand: 9 ledig, 5 geschieden, einer in Partnerschaft, nicht
                                                                             Auswertung: biographische Fallrekonstruktion (vgl. Rosenthal, 2014)                                                                                     zusammen lebend

Es zeigten sich dabei drei unterschiedliche Typen: Einer ist                                                     Martha Möllenkamp *1936                                                    Karin Ott *1949                                                        Manfred Schüler *1941

gekennzeichnet durch eine geringe Relevanz von Kinderlosigkeit und           Kinderlosigkeit                     • Partnerschaften, keine Familiengründung
                                                                                                                 • Nutzung finanzieller und zeitlicher
                                                                                                                                                                                            • keine Partnerschaften
                                                                                                                                                                                            • Kinderwunsch war vorhanden
                                                                                                                                                                                                                                                                   • später Kinderwunsch, keine Umsetzung in
                                                                                                                                                                                                                                                                     Partnerschaften

es wird ein Fokus auf Funktionalität, z.B. bei sozialen Beziehungen                                                Ressourcen für Gesundheitsmanagement                                     • Fokus auf Beruf und soziale Beziehungen                              • Reflexion und therapeutische Bearbeitung

                                                                                                                           geringe Relevanz des Themas                                                 Akzeptanz der Kinderlosigkeit                                    Kinderlosigkeit als Leerstelle
gelegt. Der zweite Typ akzeptiert die Kinderlosigkeit und zeichnet sich      Generativität                       • keine familiären Verbindungen mehr        • Ersatz-Großmutter für Enkelkinder ihrer                                                             • kaum Kontakt zu Jüngeren

durch ehrenamtliches Engagement und eine gute soziale Einbindung                                                 • sporadischer Kontakt zu Jüngeren (z.B. zu verstorbenen Schwester
                                                                                                                   ihrer Putzfrau und deren Enkelin)         • selbstgewähltes Engagement
                                                                                                                                                                                                                                                                   • Anteilnahme durch Beobachtung und
                                                                                                                                                                                                                                                                     Austausch mit Freunden

aus. Bei einem dritten Typ wird die Kinderlosigkeit als Leerstelle emp-                                             indirekte Generativität, wenig Interesse                                    Generativität innerhalb und außerhalb                                  indirekte Generativität, Interesse

funden.
                                                                                                                                                                                                              der Familie

                                                                             Soziale                             • keine Vertrauenspersonen                                                 • Vertrauenspersonen                                                   • Vertrauenspersonen
                                                                             Beziehungen                         • funktionale Unterstützung durch                                          • familiär und außerfamiliär eingebunden                               • breites außerfamiliäres Netzwerk
                                                                                                                   Nachbar*innen und professionelle                                                                                                                • Austausch und gemeinsame Aktivitäten

Zusammenfassend können heterogene soziale Netzwerke kinderlo-
                                                                                                                   Dienstleister

                                                                                                                     Funktionalität wichtiger als emotionale                                    emotionaler Rückhalt und funktionale                                 gut eingebunden, Funktionalität noch

ser Älterer und die Übernahme von Selbstverantwortung als Form                                                                   Verbundenheit                                                             Unterstützung                                                     nicht im Vordergrund

von generativität als Ressourcen festgehalten werden. Risiken
                                                                             Typ                                    Funktionalität, Kontrolle und                                             Akzeptierte Kinderlosigkeit                                           Kinderlosigkeit als Leerstelle und
                                                                                                                    geringe Relevanz von                                                      zwischen Ehrenamt und                                                 Reflexion der Biographie
                                                                                                                    Kinderlosigkeit                                                           Selbstfürsorge
oder Herausforderungen können sich durch fehlende Vertrauens-
personen, eine sich verschlechternde Gesundheit oder mangelnde                                                        „So, ja ich lebe jetzt alleine hier in
                                                                                                                      der Wohnung, komm mit Unter-
                                                                                                                      stützung auch sehr gut zurecht,
                                                                                                                                                                                                    „Das sind für mich, sage ich
                                                                                                                                                                                                    mal, meine Enkelkinder dann
                                                                                                                                                                                                    geworden.“
                                                                                                                                                                                                                                                                     „Die [Erfahrung Kinder zu haben]
                                                                                                                                                                                                                                                                     kann ich mir auch letztlich nicht
                                                                                                                                                                                                                                                                     vorstellen, aber ich weiß: Das ist
Möglichkeiten für generativen Austausch ergeben.                                                                      weiß mich zu beschäftigen.“                                                                                                                    das Entscheidende, was mir fehlt.“

                                                                             Zusammenfassung:  Kinderlosigkeit ist eine Differenzkategorie, aber für das Alter(n) weniger relevant
                                                                                               Familiäre und außerfamiliäre Formen von Generativität, keine Nutzung spezifischer Angebote
Neben der Rolle der Biographiearbeit wurden die Vielfalt der Lebens-                           heterogene Netzwerke, funktionale und emotionale Unterstützung durch soziale Beziehungen

formen, Rolle und Einfluss von Politik und der klassischen Familien-                                                                 Fazit                                                                                                               Diskussionsfragen

bildern mit den Teilnehmer*innen diskutiert.                                 Ressourcen
                                                                             + heterogene und funktionale soziale Netzwerke, z.T. mit
                                                                                                                                                                                                                    • Wie können vertrauensvolle Kontakte im Alter aufgebaut werden?

                                                                               Vertrauenspersonen                                                                                                                   • Welche Bedeutung und Sichtbarkeit hat nicht institutionell
                                                                             + Balance zwischen Selbstfürsorge und selbstgewähltem Engagement                                                                         eingebettetes Engagements?
                                                                             + Gestaltungsspielräume und Selbstverantwortung
                                                                                                                                                                                                                    • Gibt es Raum für Austausch bezüglich Kinder- und Enkellosigkeit im
                                                                             Herausforderungen
                                                                                                                                                                                                                      Alter?
                                                                             - fehlende Vertrauenspersonen und emotionale Unterstützung
                                                                             - Verschlechterung der Gesundheit und Umgang damit
                                                                                                                                                                                                                    • Welchen Stellenwert nimmt Biographiearbeit mit älteren Menschen in
                                                                             - niedrigschwellige Möglichkeiten für nicht-familiären generativen
                                                                               Austausch                                                                                                                              der Praxis ein?

                                                                             Albertini, M., Kohli, M. (2009): What childless older people give: is the generational link broken? Ageing and Society, Vol. 29, Special Issue 08, S. 1261-     Kontakt:                       gefördert durch:
                                                                             1274. | Dykstra & Hagestad (2007): Roads less taken. Developing a nuanced view of older adults without children. Journal of family issues, 28(10), 1275-        Katrin Alert
                                                                             1310. | Engstler, H. & Tesch-Römer, C. (2010): Lebensformen und Partnerschaft. In: Motel-Klingebiel, A., Wurm, S., Tesch-Römer, C. (Hrsg.): Altern im           kalert@uni-koeln.de
                                                                             Wandel. Befunde des Deutschen Alterssurveys (DEAS). Stuttgart: Kohlhammer Verlag, S. 163-187. | Rosenthal, G. (2014): Interpretative Sozialforschung.
                                                                             Eine Einführung. 4., aktualisierte und erg. Aufl., Weinheim [u.a.]: Juventa. | Schütze, F. (1983): Biographieforschung und narratives Interview. Neue Praxis,
                                                                             13(3), S.283-293.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                3
DOKUMENTATION "Wissen zum Altwerden" Abschlusskollegtagung 5. September 2018 - Universität zu Köln
Regina Hilz
                                                                                                                         Einflüsse des Familienstands und der Eheauflösung
Einflüsse des Familienstandes und der Eheauflösung auf das                                                               auf das Gesundheitsverhalten im Alter
Gesundheitsverhalten im Alter                                                                                            Hilz, Regina;1 Hank, Karsten;2 Wagner, Michael2

                                                                                                                         1NRW                                      Forschungskolleg GROW „Gerontological Research on Well-Being“, Universität zu Köln

In dieser Untersuchung ging es um den Zusammenhang von Partner-
                                                                                                                         2Institut                                  für Soziologie und Sozialpsychologie (ISS), Universität zu Köln

schaft und Gesundheit bei über 40-Jährigen. Regina Hilz hat in ihrer Ar-                                                                                                                                                           Hintergrund und Zielsetzung                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Forschungsfragen
                                                                                                                         Obwohl unzählige Studien bestätigen, dass verheiratete länger und gesünder
beit Verheiratete und Unverheiratete in Bezug auf ihren Raucherstatus,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           (1)Weisen unverheiratete Personen (Ledige, Getrenntlebende, Geschiedene,
                                                                                                                         leben als unverheiratete Personen, gibt es nur wenige Untersuchungen zum                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Verwitwete) einen gesundheitsriskanteren Lebensstil auf als Verheiratete?
                                                                                                                         Einfluss   der    partnerschaftsbezogenen      Lebensführung     auf   das                                                                                                                                                                                                                                                                                                        (2)Wird das Risiko eines riskanten Gesundheitsverhaltens durch uneheliche
ihre sportlichen Aktivitäten, ihr Körpergewicht und ihre Teilnahme an                                                    Gesundheitsverhalten     älterer  Menschen      in   Deutschland.
                                                                                                                         Forschungslücke greift die vorliegende Arbeit auf, indem Ursache- und
                                                                                                                                                                                              Diese                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Partnerschaften reduziert?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           (3)Wie verändert sich kurz- und langfristig das Gesundheitsverhalten bei

medizinischen Vorsorgeuntersuchungen verglichen. Außerdem wurden
                                                                                                                         Wirkungszusammenhänge erklärt und analysiert werden.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Frauen und Männern, die sich ab 40 Jahren scheiden lassen?

                                                                                                                                                                                                                                        Theoretisches Konzept                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Datengrundlage und Methode
Veränderungen durch eine Trennung betrachtet.                                                                                                    Partnerschaft und Ehe                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     (1) Daten des Deutschen Alterssurveys (DEAS)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Gesundheitsverhalten                                                                                                                                            40 bis 85 Jährige aus Privathaushalten, die 2008 (n=6205) oder 2014
                                                                                                                                                              soziale Unterstützung                                                                                     Schutzeffekt                                                                                    Rauchen                                                                                                                                 (n=6002) an der Erstbefragung teilgenommen haben
                                                                                                                                                                    soziale Kontrolle                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Methode: Binäre logistische Regression
Als Datengrundlage verwendete Frau Hilz Daten von zwei großen reprä-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Sportaktivitäten
                                                                                                                                                                   Eheauflösung                                                                                                                                                                  Körpergewicht (BMI)                                                                                                                                       (2) Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP)

sentativen Befragungen in Deutschland: den Deutschen Alterssurvey                                                                                             Trennung/Scheidung
                                                                                                                                                                        Verwitwung
                                                                                                                                                                                                                                                                        Kriseneffekt                                                                Teilnahme an
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Vorsorgeuntersuchungen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Ab 40 Jährige, die zwischen 1985 und 2016 einen Wechsel von
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                verheiratet zu geschieden angegeben haben (n=1.404)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Methode: Fixed Effects Regression (FE)
und das Sozioökonomische Panel. Es zeigte sich ein Schutzeffekt der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Ergebnisse
Ehe: Verheiratete waren seltener Raucher, sportlich aktiver und nahmen                                                   Abb. 1: Ergebnisse zum Einfluss des Partnerschaftsstatus und Familienstands auf das Gesundheitsverhalten Im Vergleich zu Verheirateten haben…
häufiger an medizinischen Vorsorgeuntersuchungen teil. Das Risiko für                                                          0,2
                                                                                                                                          0,17
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Getrenntlebende/Geschiedene, Verwitwete
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               und Ledige ein erhöhtes Raucherrisiko

                                                                                                                         Average Marginal Effects (AME)
Fettleibigkeit war bei Verheirateten allerdings erhöht. Eine Trennung
                                                                                                                             0,15
                                                                                                                                                           0,106                                                                                                                     0,109                                        Schutzeffekt der Ehe
                                                                                                                               0,1                                          0,086                                           0,082
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       0,067
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Ledige, Getrenntlebend/Geschiedene und
                                                                                                                                                                                             0,062          0,058                           0,057         0,054                                                        0,058
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               verwitwete Personen, die keine/n Partner/in
stand vor allem bei Frauen in Verbindung zu einem verschlechterten
                                                                                                                             0,05
                                                                                                                                                                                                                                                                       -0,048                                                  haben, ein höheres Risiko für sportliche
                                                                                                                                  0
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Inaktivität.
Gesundheitsverhalten. Zum Teil reduzierte sich dieser Effekt in einer

                                                                                                                                                                      Getrenntlebend ohne

                                                                                                                                                                                                                                                Ledig mit Partner

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Verwitwete ohne Partner
                                                                                                                                                                                                      Getrenntlebend mit Partner

                                                                                                                                                                                                                                                                              Verwitwet ohne Partner

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Ledige ohne Partner

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Getrenntlebend ohne
                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Ledig ohne Partner

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Ledige mit Partner

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Ledige ohne Partner

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Verwitwet ohne Partner

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Getrenntlebend ohne
                                                                                                                            -0,05                                                                                                                                                                                                 Schutzeffekt der Ehe & Partnerschaft
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Ledige, die in einer Partnerschaft leben, ein

                                                                                                                                                                            Partner

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Partner

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Partner
                                                                                                                              -0,1

neuen Partnerschaft.                                                                                                                                                                                                                                                                                                           geringeres Risiko für Fettleibigkeit
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Negativer Effekt der Ehe
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              partnerlose    Ledige,     Verwitwete    und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Getrenntlebend/Geschiedene eine höhere
                                                                                                                                                                          Raucher                                            selten bis keine Sportaktivitäten      Fettleibigkeit     keine Teilnahme am Check-up             Wahrscheinlichkeit für die Nichtteilnahme

Es ist daher wichtig, die Einflüsse von Partnerschaft bei der Entwicklung
                                                                                                                                                                                                                                                                     (BMI ≥ 30)
                                                                                                                         Anmerkungen: Eigene Berechnungen auf der Grundlage der Basisstichproben von 2008 und 2014 des Deutschen Alterssurveys, ungewichtet (N=12.207). Die Referenzkategorie sind verheiratete Personen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               am Gesundheits-Check-up
                                                                                                                         Unter Einbezug der Kontrollvariablen Alter, Geschlecht, Bildungsniveau und Erhebungsjahr. Nur signifikante Koeffizienten wurden angezeigt.                                                               Schutzeffekt der Ehe & Partnerschaft

von Programmen zur Gesundheitsförderung für Ältere zu beachten.                                                           Bei Frauen erhöht sich kurz- und langfristig der                                                                                                                                                                                              Kurzfristige Gewichtsabnahme bei Männern                                                                                                                                                                              Frauen, die nach der Trennung mit einem

Die Befunde regten außerdem Diskussionen zu diversen Punkten an.
                                                                                                                           Zigarettenkonsum nach der Trennung.                                                                                                                                                                                                            und Frauen nach der Trennung                                                                                                                                                                                           neuen Partner im Haushalt leben, treiben
                                                                                                                             Kriseneffekt der Eheauflösung                                                                                                                                                                                                                 Kriseneffekt der Eheauflösung                                                                                                                                                                                       weniger Sport als vor der Trennung
                                                                                                                          Frauen, die nach der Trennung mit einem                                                                                                                                                                                                       Gewichtszunahme bei Frauen mit neuen                                                                                                                                                                                     Negativer Effekt der Partnerschaft.
Welche Einflüsse ergeben sich, wenn Kinderlosigkeit berücksichtigt                                                         neuen Partner im Haushalt leben, rauchen
                                                                                                                           weniger Zigaretten als vor der Scheidung.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Partnern nach der Trennung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Schutzeffekt der Partnerschaft
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Reduktion der Sportaktivität bei Männern zwei
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Jahre nach der Trennung

wird? Können schon auf Ebene der Familienberatung Gesundheitspro-                                                            Schutzeffekt der Partnerschaft
                                                                                                                                 Abb. 2: Durschnittlicher Zigarettenkonsum vor und nach der Trennung bei Geschiedenen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Abb. 3: Veränderungen des Body-Mass-Index vor und nach der Trennung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Kriseneffekt der Eheauflösung

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Abb. 4: Häufigkeit sportlicher Aktivitäten vor und nach der Trennung

bleme positiv beeinflusst werden? Sollten die Krankenkassen Selbsthil-

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Häufigkeit sportlicher Aktivitäten (1=jede Woche; 4=nie)
                                                                                                                                      11

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         28
                                                                  Durschnittliche Anzahl gerauchter Zigaretten pro Tag

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   2.9
fegruppen für Partnerschaftsverlust stärker unterstützen? Lassen sich
                                                                                                                                      10

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         27

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 2.85
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Body-Mass-Index
                                                                                                                                                          9

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   2.8
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         26
die Ergebnisse in Bezug zum politischen Diskurs der Ehe für alle setz-

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 2.75
                                                                                                                                                          8

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         25
ten?

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   2.7
                                                                                                                                                          7

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         24
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          -5      -4      -3      -2     -1      0      1      2            3       4       5
                                                                                                                                                              -5     -4                     -3   -2                                -1       0                       1     2                            3   4                        5                                                -5             -4    -3                         -2     -1     0      1      2                                                                  3                            4   5
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Jahre vor und nach der Trennung                                                                                                                                                              Jahre vor und nach der Trennung
                                                                                                                                                                                                 Jahre vor und nach der Trennung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Frauen                Männer
                                                                                                                                                                                                                                   Frauen                               Männer                                                                                                                                                             Frauen                                                                          Männer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Anmerkungen: Die Häufigkeit der sportlichen Aktivitäten wurde kategoriesiert mit jede Woche (1),
                                                                                                                               Datenquelle: SOEP, eigene Berechnungen.                                                                                                                                                                                                  Datenquelle: SOEP, eigene Berechnungen.                                                                                                                                                                                  jeden Monat (2), seltener (3) oder nie (4). Datenquelle: SOEP, eigene Berechnungen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Schlussfolgerungen
                                                                                                                         Die Datenanalyse hat bestätigt, dass die Ehe eine schützende Wirkung auf gesundheitsriskante Verhaltensweisen, wie rauchen, wenig Bewegung und
                                                                                                                         mangelnde Gesundheitsvorsorge hat. Nachteile der Ehe wurden bei einem erhöhten Fettleibigkeitsrisiko festgestellt. Das Ereignis Scheidung ruft deutliche
                                                                                                                         Kriseneffekte bei Frauen hervor, wie einen erhöhten Zigarettenkonsum und Gewichtsverlust. Dieser Kriseneffekt wird durch neue Partnerschaften abgefedert.
                                                                                                                         Die Berücksichtigung partnerschaftsspezifischer Einflussfaktoren auf gesundheitsriskante Verhaltensweisen kann bei der Entwicklung von
                                                                                                                         Gesundheitsförderprogrammen hilfreich sein.

                                                                                                                         Eigene Publikationen:                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          gefördert durch:
                                                                                                                         Hilz, Regina (2017): Gesund alt werden – allein oder zweisam? In: Fachzeitschrift für Gesundheitsförderung,                                                                                                                                                                                                Kontakt:
                                                                                                                         UGBforum Heft 6/17, S. 283.                                                                                                                                                                                                                                                                                Regina Hilz
                                                                                                                         Hilz, Regina; Wagner, Michael (2018): Marital Status, Partnership and Health Behaviour: Findings from the German                                                                                                                                                                                           rhilz@uni-koeln.de
                                                                                                                         Ageing Survey (DEAS). Comparative Population Studies, Vol. 43: 65-98 [doi: 10.12765/CPoS-2018-08en].

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    4
DOKUMENTATION "Wissen zum Altwerden" Abschlusskollegtagung 5. September 2018 - Universität zu Köln
Wohlbefinden von Großeltern: Welche Rolle                                                                                                                                                 Merih Ates
spielt die Betreuung von Enkelkindern?                                                                                                                                                    Generationsbeziehungen im Alter - Welchen Einfluss hat die
Merih Ates
                                                                                                                                                                                          Betreuung von (Enkel)kindern auf die Gesundheit der Großeltern?
Betreuer: Prof. Dr. Karsten Hank, Universität zu Köln
          Prof. Dr. Lea Ellwardt, Universität zu Köln

                            Relevanz des Themas                                                 1. Studie: Gesundheitliches Wohlbefinden
                                                                                                                                                                                          Die Untersuchung von Merih Ates stellt die generelle Ansicht, dass
 Die gemeinsame Lebenszeit, die Großeltern gesund und aktiv mit ihren
                                                                                                                                                                                          eine Enkelbetreuung das Wohlbefinden der Großeltern fördert, in Fra-
                                                                                                                                                    Ergebnisse
  Enkelkindern erleben können, ist Aufgrund sozio-demographischer
                                                                                                                                                                                          ge. Es soll untersucht werden, wann die Betreuung als sinnstiftend
                                                                                                       Vgl. zwischen
                                                                                                         Personen
  Prozesse bedeutend gestiegen.
                                                                                                                                                    Vgl. zwischen Großeltern:
 Allerding verläuft der Prozess nicht linear! Der Aufschub von
  Eheschließung und Fertilität beeinflusst ebenfalls wann und wie lange
                                                                                                                                                    Positiver Zusammenhang
                                                                                                                                                    mit subjektiver Gesundheit            und wann als stressreich erlebt wird.
  Großelternschaft erlebt und aktiv gelebt werden kann. Viele Menschen
  haben keine Enkelkinder.                                                                                                                          Vgl. innerhalb derselben
                                                                                                                                                    Person (vorher, nachher):
 Die aktive Ausgestaltung der Großelternrolle, insbesondere die
  Auswirkungen der Enkelkinderbetreuung, spielen eine wichtige
                                                                                                                                                    Der statistisch signifikante
                                                                                                                                                    Zusammenhang liegt nicht
                                                                                                                                                                                          Den Analysen liegen Daten des Deutschen Alterssurveys zugrunde.
  Rolle in der Erforschung von Wohlbefinden im Alter.

 Die bisherige Forschung zeigt eine Reihe positiver Effekte. Großeltern                           Vgl. innerhalb
                                                                                                                                                    länger vor.
                                                                                                                                                                                          Vergleicht man die subjektive Gesundheit von älteren Personen bevor
                                                                                                                                                                                          und nachdem sie Enkelkinder betreuen, ist kein Effekt der Betreuung
                                                                                                   einer Personen                                   Der beobachtete
  haben durch die Betreuung:
                                                                                                                                                    Zusammenhang wird daher
         • eine bessere Gesundheit
                                                                                                                                                    als Selektionseffekt und
                                                                                                                                                                                          feststellbar. Auch wenn Unterschiede in Erwerbstätigkeit, Ehrenamt
         • eine höhere Lebenszufriedenheit
                                                                                                                                                    nicht als Kausaleffekt
         • eine bessere kognitive Funktionsfähigkeit.
                                                                                                                                                    interpretiert.
Allerdings:
 Methodische Schwächen!
                                                                                                                                                                                          oder Pflegetätigkeit berücksichtigt werden, zeigte sich für Männer kei-
                                                                                                     2. Studie: Subjektives Wohlbefinden
 Einige Studien konnten keinen Effekt beobachten.
                                                                                                                                                                                          ne Auswirkung von der Betreuung auf das Wohlbefinden. Bei Frauen,
                                                                                                                                                                                          die ehrenamtlich tätig sind, hatte die Betreuung eine positive Auswir-
                                                                                                                                                     Abbildung 1: Marginale Effekte der
                                                                                                                                                     Enkelkindbetreuung unter
                                                                                                                                                     Berücksichtigung ehrenamtlicher
                            Theoretischer Zugang                                                                                                     Tätigkeit

 Das Paradigma des „Erfolgreichen Alterns“ dominiert den Diskurs in
                                                                                                                                                                                          kung. Daraus kann gedeutet werden, dass eine Beschränkung auf
  der Alternsforschung.
 Demnach stellt soziales Engagement und die damit einhergehende
                                                                                                                                                                                          innerfamiliäre häusliche Tätigkeiten von Frauen nicht als sinnstiftend
  Rollenidentität einen zentralen Faktor dar, um Wohlbefinden im Alter zu
  erhalt.
                                                                                                                                                                                          wahrgenommen wird.
 Kein anderer Ansatz der Alternsforschung findet               so   enormen
  Niederschlag in Politik und zivilgesellschaftlicher Praxis:

                            „Wer rastet, der rostet.“                          Abbildung 2: Marginale Effekte der
                                                                               Enkelkindbetreuung unter
                                                                                                                                                                                          Eine positive Wirkung der Enkelkinderbetreuung auf das Wohlbefin-
Allerdings:
                                                                               Berücksichtigung der Erwerbstätigkeit
                                                                                                                                                                                          den darf insgesamt nicht überschätzt und generalisiert werden. Es
 Das Paradigma des Erfolgreichen Alters löst enorme Kritik aus und wird
  in der wissenschaftlichen Literatur kontrovers diskutiert.
                                                                                                                                                                                          müssen immer die Rahmenbedingungen und die sozialen Strukturen
 Kern der Kritik: Strukturelle Ungleichheiten werden marginalisiert. Eine
  gute und gelingende Lebensführung liegt vermeintlich in der
                                                                                                                                                                                          beachtet werden.
  Verantwortung des einzelnen Individuums.
 In Abgrenzung zu Ansätzen des Erfolgreichen Alterns geht die
  vorliegende Arbeit nicht a priori davon aus, dass Großelternschaft
  immer, im Sinne des Wohlbefindens, als eine positive Rolle empfunden                                  3. Studie: Soziales Wohlbefinden
  wird.

                                                                                                                                                                           
Zentrale Thesen:                                                                                                    Ø Aktivitäten                       5,29           5,11
 Großelternschaft ist eingebettet in soziale Strukturen, wie z.B.
  Familiennormen, Geschlechter-differenzierte Arbeitsteilung oder
  sozio-ökonomischer Status, die Ungleichheit produzieren können.                                                   Ø Veränderung in der                1,00           1,00
                                                                                                                         Ausübung von Aktivitäten
 Die Betreuung von Enkelkindern kann in bestimmten Kontexten
  identitätsstiftend wirken und das Wohlbefinden von Großeltern positiv                                                                                   0,16           0,23
  beeinflussen.                                                                   
 Die Betreuung von Enkelkindern kann allerdings auch (strukturelle)                                                                                    0,35           0,27
  Ambivalenz und somit negative Folgen verursachen.
                                                                                                                                Fazit
 Die Analysen beruhen auf Längsschnittdaten des Deutschen                     Der positive Einfluss von Enkelkinderbetreuung auf das Wohlbefinden der
  Alterssurveys (DEAS, www.dza.de/fdz/deutscher-alterssurvey).                 Großeltern darf nicht überbewertet werden.
                                                                               In bestimmten Kontexten werden negative Effekte beobachtet.

                                                                                 Kontakt:                                               gefördert durch:

                                                                                 Merih Ates
                                                                                 ates@uni-mannheim.de

                                                                                                                                                                                                                                                                5
DOKUMENTATION "Wissen zum Altwerden" Abschlusskollegtagung 5. September 2018 - Universität zu Köln
Posterpräsentationen
Themenfeld
„Quartier und Bürgerschaftliches Engagement“

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DOKUMENTATION "Wissen zum Altwerden" Abschlusskollegtagung 5. September 2018 - Universität zu Köln
Andreas Bergholz                                                         Bilder von jungen Menschen aus der Sicht
Bilder junger Menschen aus der Sicht älterer Quartiersbewohner           älterer Quartiersbewohner
                                                                         Andreas Bergholz

In dem Dissertationsprojekt von Andreas Bergholz geht es um das          Betreuer: Prof. Dr. Frank Schulz-Nieswandt, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Universität zu Köln
                                                                         Praxispartner: Sandy Schilling, Caritasverband für die Region Krefeld e.V.

intergenerationale Zusammenleben im Quartier. In jüngerer Zeit wer-
                                                                                                                                                                                                          Projektbeschreibung
den immer mehr Begegnungsstätten für Jung und Alt geschaffen. An-        Quartiere sollen wieder verstärkt zu Orten des gemeinsamen Zusammenlebens, des auf einander Achtens, der Teilhalbe und Gestaltung für alle

hand von Interviews wurde untersucht, wie Begegnungen zwischen
                                                                         Altersgruppen werden. Diese (sozialpolitische) Entwicklung vollzieht sich im Rahmen demographischer Alterung häufig vor dem Hintergrund der
                                                                         Altersfreundlichkeit oder Altengerechtigkeit. Dabei wird zunehmend das intergenerationale Gefüge von Sozialräumen in den Blick genommen, zum Beispiel
                                                                         durch die Schaffung intergenerationaler Begegnungsstätten. Diese Entwicklung aufgreifend fragt das Projekt nach Bildern von jungen Menschen aus Sicht
den Generationen tatsächlich zustande kommen und welche Bedeu-           Älterer in einem konkreten Quartier einer nordrhein-westfälischen kleinen Großstadt. Aus einer mikrosoziologischen Perspektive wird untersucht, welche
                                                                         Erfahrungen ältere Quartiersbewohner im Alltag mit jungen Menschen machen. Dabei liegt das Erkenntnisinteresse einerseits auf dem handlungsleitenden

tung vorherige Erfahrungen und Denkbilder dabei haben. Zuvor hat         Erfahrungswissen mit seinen räumlichen Implikationen und andererseits auf stereotypen Vorstellungen über junge Menschen. Empirische Basis der
                                                                         Forschungsarbeit ist einerseits ein Quartiersportrait, welches das Viertel anhand von amtlich-statistischen Daten und Stadtteilbegehungen beschreibt.
                                                                         Andererseits fußt die Arbeit auf 14 problemzentrierten Einzelinterviews1 mit Quartiersbewohnern zwischen 55 und 89 Jahren. Die Arbeit verschreibt sich der
Herr Bergholz bereits ein Quartiersportrait des Krefelder Kronprinzen-   praxeologischen Wissenssoziologie2 nach Bohnsack und nutzt die Dokumentarische Methode3, um Bilder von jungen Menschen aus der Sicht Älterer zu
                                                                         rekonstruieren.
viertels erarbeitet.                                                                                                                    Metatheoretisches Handlungsmodell                                                                                                      Kronprinzenviertel

                                                                               Orientierungsschemata4 –                                                                                  Orientierungsrahmen4 –
                                                                               kommunikativ-generalisierendes Wissen                                                                     konjunktives, implizites Wissen
Die älteren Teilnehmer*innen der Interviews haben Begegnungen mit              (‚Was-jeder-weiß Wissen‘)

jungen Menschen in ganz unterschiedlichen Situationen beschrieben.                                                       Bilder von jungen Menschen aus der Sicht Älterer

Es gab Zufallsbegegnungen, Begegnungen in institutionalisierten Ab-        Denkbilder5
                                                                                                                           L
                                                                                                                                                                                          Erfahrungsbilder5

läufen, direkte Kontaktaufnahmen, aber auch reine Beobachtungen.           Begrifflich fassbare Vorstellungen:
                                                                           • von als jung wahrgenommenen Personen
                                                                                                                           E
                                                                                                                           I
                                                                                                                                                                                          Vorreflexive innere bildliche Repräsentation:
                                                                                                                                                                                          • von als jung wahrgenommene Personen

Gerade durch die Beobachtungen findet eine Auseinandersetzung              • vom Jungsein als Lebensphase
                                                                           • vom Prozess des Alterns bei jungen Menschen D
                                                                                                                           T                                                              • vom Jungsein als Lebensphase
                                                                                                                                                                                          • vom Prozess des Alterns bei jungen Menschen

mit der jüngeren Generation und dem Jungsein statt. Besonders die
                                                                                                                           I
                                                                           Theoretische Bezüge:                            F                                                              Theoretische Bezüge:
                                                                           • Soziale Identität6 als stereo-                F                                                              • Orientierungsrahmen als in der Handlungspraxis
Beobachtung von Techniknutzung gibt einen Anstoß zum Nachden-                type Kategorisierung und Fremdidentifizierung E
                                                                           • Virtuale soziale Identität6 als normative     R
                                                                                                                                                                                            verankerte implizite Wissensbestände und
                                                                                                                                                                                            mentale Bilder4

ken. Man kann daher diskutieren, ob Quartiere ein Ort für einen eher          Erwartungen
                                                                                                                           E
                                                                                                                           N
                                                                           Empirische Erfassbarkeit anhand von:                                                                           Empirische Erfassbarkeit anhand von:
passiven Austausch zwischen den Generationen sind.                         • Theoretisierungen
                                                                           • Argumentation
                                                                                                                           Z                                                              • Erzählungen
                                                                                                                                                                                          • Beschreibungen
                                                                           • Bewertungen

In der Diskussion mit dem Publikum wurde dieser Punkt aufgenommen                         Empirisches Teilergebnis: Erfahrungsbilder als Art und Weise der Begegnung und Interaktion mit jungen Menschen

und vertieft. Ältere Menschen müssten die Möglichkeit zur Teilhabe                                                                                                                             Art und Weise der Begegnung
                                                                                               Art der Erfahrungsbilder                                                                                                                                             Fazit und Diskussionsthese
bekommen. Auch wenn diese vielleicht nur passiv und beobachtend                                                                                                                                       und Interaktion

genutzt wird, bekommen ältere Menschen dadurch die Möglichkeit,          Die rekonstruierten Erfahrungsbilder respektive
                                                                         Orientierungsrahmen beinhalten stets auch die
                                                                                                                                                                             Zufall
                                                                                                                                                                             Begegnungen werden nicht gesucht sondern
                                                                                                                                                                                                                                                           Es zeigt sich, dass Teilhabe am Leben von jungen
                                                                                                                                                                                                                                                           Menschen ungeachtet von Interaktionen stattfinden
Anteil am öffentlichen Leben im Quartier zu nehmen.                      Art und Weise von Begegnungen und
                                                                         Interaktionen mit jungen Menschen. Auf Basis
                                                                                                                                                                             ergeben sich aufgrund von Alltagsroutinen
                                                                                                                                                                             • Wohnhaus
                                                                                                                                                                                                                                                           kann. Beobachtung und daraus resultierende
                                                                                                                                                                                                                                                           gedankliche Auseinandersetzung generieren und
                                                                         dieser Auswertungen wird dargestellt, unter                                                         • Öffentlicher Personennahverkehr                                             aktualisieren Erfahrungswissen und verweisen auf
                                                                         welchen Bedingungen und vor welchem                                                                 Institutionalisiert                                                           indirekte generative Prozesse. Demzufolge basiert
                                                                         Hintergrund es zu Begegnungen mit jungen                                                            Eingebundenheit in intergenerative                                            eine interessierte Haltung gegenüber jungen
                                                                         Menschen kommt. Die Art und Weise von                                                               institutionalisierte Strukturen:                                              Menschen nicht nur auf direktem Kontakt zu jungen
                                                                         Begegnungen und Interaktionen wird durch eine                                                       • Familie                                                                     Menschen zum Beispiel in institutionalisierten
                                                                         implizite Regelhaftigkeit im Fall und komparativer                                                  • Vereine                                                                     Settings. Dies zeigt sich u.a. vor der Thematik der
                                                                         Analyse zwischen den Fällen herausgearbeitet.                                                       • Ehrenamtliche Tätigkeiten                                                   technischen Entwicklung in der Gesellschaft,
                                                                                                                                                                             Zugehend                                                                      welche im Alltag evident ist und die gedankliche
                                                                                                                                                                             Proaktive Kontaktaufnahme                                                     Auseinandersetzung mit jüngeren Generationen
                                                                                                                                                                             • Lernend                                                                     anregt.
                                                                                                                                                                             • Vermittelnd
                                                                                                                                                                             Beobachtend                                                                   These zur Diskussion:
                                                                                                                                                                             Erfahrungswissen über junge Menschen                                          Quartiere sollten nicht nur als Ort der aktiven
                                                                                                                                                                             dokumentiert sich anhand von Beobachtungen                                    Begegnung und des unmittelbaren Austauschs
                                                                                                                                                                                                                                                           verstanden und entwickelt werden, sondern auch
                                                                                                                                                                                                                                                           eine passive Anteilnahme ermöglichen.
                                                                         Literaturangaben: 1Witzel, Andreas, 1985: Das problemzentrierte Interview. S. 227-255 in: Gerd Jüttemann (Hg.), Qualitative Forschung in der Psychologie.
                                                                         Grundfragen, Verfahrensweisen, Anwendungsfelder. Weinheim und Basel: Beltz Verlag. 2Bohnsack, Ralf, 2011: Praxeologische Wissenssoziologie. S. 137-138 in:       Kontakt:                           gefördert durch:
                                                                         Ralf Bohnsack, Winfried Marotzki und Michael Meuser (Hg.), Hauptbegriffe qualitativer Sozialforschung. 3. Auflage. Opladen. 3Nohl, Arnd-Michael, 2012:
                                                                         Interview und dokumentarische Methode. Anleitungen für die Forschungspraxis. 4., überarbeitete Auflage. Wiesbaden: Springer VS. 4Bohnsack, Ralf, 2012:           Andreas Bergholz
                                                                         Orientierungsschemata, Orientierungsrahmen und Habitus. S. 119-152 in: Karin Schittenhelm (Hg.), Qualitative Bildungs- und Arbeitsmarktforschung. Wiesbaden:
                                                                         Springer Fachmedien. 5Schäffer, Burkhard, 2010: Abbild – Denkbild – Erfahrungsbild. S. 207-232 in: Jutta Ecarius und Burkhard Schäffer (Hg.), Typenbildung und   andreas.bergholz@uni-koeln.de
                                                                         Typengenerierung. Opladen und Farmington Hills: Verlag Babara Budrich. 6Goffman, Erving, 2014: Stigma. Über Techniken der Bewältigung beschädigter
                                                                         Identität. 22. Auflage. Frankfurt am Main: suhrkamp.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 7
DOKUMENTATION "Wissen zum Altwerden" Abschlusskollegtagung 5. September 2018 - Universität zu Köln
‚Kartenspielen für‘s Wohlbefinden‘ – Die Bedeutung
Natalia Schulz                                                              von niedrigschwelligen Freizeitangeboten am Beispiel
Lebenswelt älterer Spätaussiedler*innen                                     einer selbstorganisierten Gruppe älterer
                                                                            Spätaussiedlerinnen
                                                                            Natalia Schulz
In dieser Untersuchung ging es um alltägliche, außerfamiliäre Aktivi-       Betreuer: Prof. Dr. Frank Schulz-Nieswandt, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Universität zu Köln

täten von älteren Spätaussiedler*innen zur Förderung des Wohlbefin-                                                                                                                             Forschungsprojekt

dens.                                                                                                                                                                         In diesem Projekt geht es um die Untersuchung der Lebenswelt älterer
                                                                                                                                                                              Migrantinnen und deren alltäglichen Aktivitäten zur Erhaltung und Förderung
                                                                                                                                                                              von Wohlbefinden. Mittels eines ethnografischen Ansatzes habe ich ein Jahr
Natalia Schulz hat hierfür eine Gruppe älterer Migrantinnen aus der                                                                                                           lang an Aktivitäten einer Gruppe älterer Spätaussiedlerinnen beobachtend
                                                                                                                                                                              teilgenommen und aus einer mikrosoziologischen Perspektive die sozialen
ehemaligen Sowjetunion, die sich regelmäßig zum Karten spielen                                                                                                                Praktiken beobachtet und analysiert. Die Ergebnisse der qualitativen
                                                                                                                                                                              Untersuchung zeigen, dass gerade niederschwellige Engagementangebote
treffen, über einen längeren Zeitraum begleitet. Es fanden teilneh-                                                                                                           das alltägliche Wohlbefinden bei älteren Migrantinnen fördern und zur
                                                                                                                                                                              Lebensqualität beitragen. Dieses Promotionsprojekt ist aus einer inter- und
mende Beobachtungen der Kartenrunden, aber auch Interviews mit                                                                                                                transdisziplinären Zusammenarbeit mit Praxisakteuren aus dem Bereich der
                                                                                                                                                                              Gesundheitsprävention entstanden, um auf diese Weise neue Erkenntnisse
den einzelnen Personen statt.                                                                                                                                                 und Anregungen für eine innovative Praxis zu bieten.
                                                                                                                                                                    Forschungsdesign – Der (Um-) Weg ins Feld

Die Runde war durch ein intimes Beziehungsgeflecht gekennzeich-
net. Nach außen fand eine Abgrenzung über Ethnie, Alter und Ge-
schlecht statt. Bei der Analyse wurde auch deutlich, dass das Spielen
einen Rückzugsraum darstellt. Hier konnten Traditionen und Identität
gelebt werden. Im Spiel haben die Frauen immer die gleichen Ge-
winner- und Verliererrollen eingenommen, wodurch Zusammenhalt
vermittelt wurde. Der Halt und die Sicherheit durch die Gruppe waren
für das Wohlbefinden der Spielenden sehr bedeutsam, insbesondere
weil das eigene Stadtviertel als unsicher wahrgenommen wurde.
Die Ergebnisse stehen in Spannung zu Forderungen nach Integrati-                                                                      Die Bedeutung niedrigschwelliger Angebote für ältere Spätaussiedlerinnen

                                                                                                                                                                              Erkenntnisse zur Bedeutung des                                           Tipps für die Praxis:
on durch interkulturelle Angebote. Erst durch den geschützten, abge-                                                                                                                   ‚Kartenspiels‘
schlossenen Raum hatte das selbstorganisierte Kartenspielen eine                                                                                                                                                                             ➢ Anerkennung und Förderung von
                                                                                                                                                                                                                                               niederschwelligen Engagements

positive Wirkung auf Identität und Wohlbefinden. Forderungen für die                                                                                                  ➢ Vergemeinschaftung
                                                                                                                                                                      ➢ Kooperations- und Solidaritätsverbund
                                                                                                                                                                                                                                             ➢ außerfamiliärer Ressourcen nutzen

Praxis wurden diskutiert.                                                                                                                                             ➢ Herstellung von Routinen und Normalität                              ➢ Stärkung kultureller Ressourcen und
                                                                                                                                                                                                                                               Stabilitätsbildung
                                                                           Felderfahrungen und                                                                        ➢ Identitätsbildung
                                                                           Beobachtungen                                                                              ➢ sozialer Halt

                                                                           ➢ Grenzerfahrungen und interne ‚Spielregeln‘ ➢ Selbstbestimmung und erfolgreiche
                                                                           ➢ Ein- und Ausschlussmechanismen über          Bewältigung von Situationen
                                                                             Kategorien: Alter, Ethnie, Geschlecht
                                                                           ➢ Nähe und Distanz Dynamik:                  ➢ „Schutzraum“
                                                                             Wandel des Teilnehmerstatus                ➢ Herstellung von Stabilität und Sicherheit

                                                                           ➢ Erleben von Unsicherheiten im Viertel
                                                                           ➢ Erlebnisse von Einsamkeit

                                                                        Literaturangaben:                                                                                                                                         Kontakt:                 gefördert durch:
                                                                        Brown, R. (2000). Social Identity Theory: Past Achievements, current Problems and future Challenges. European Journal of Social Psychology, 30, 745-778
                                                                                                                                                                                                                                  Natalia Schulz
                                                                        Hitzler, R. & Eisewicht, P. (2016). Lebensweltanalytische Ethnographie. Weinheim und Basel: Beltz Juventa.
                                                                        Lamont, M. (2000). The Dignity of Working Men. Morality and the Boundaries of Race, Class, and Immigration. Cambridge: Havard University Press.
                                                                                                                                                                                                                                  nat.schulz@gmx.de
                                                                        Schulz, N. (2018). Wie die Omies zu meinem Homies wurden. Zur Erlangung des Teilnehmerstatus in der untersuchten Gruppe älterer Spätaussiedlerinnen“.
                                                                        In: Hitzler, R.; et. al. (Hrsg.): 6. FFT Tagungsband „Herumschnüffeln – aufspüren – einfühlen. Ethnographie als 'hemdsärmelige' und reflexive Praxis.
                                                                        Strauss, A. L. & Corbin, J.M.(1996). Grounded Theory. Weinheim: Beltz/PVU

                                                                                                                                                                                                                                                                                     8
DOKUMENTATION "Wissen zum Altwerden" Abschlusskollegtagung 5. September 2018 - Universität zu Köln
Posterpräsentationen
Themenfeld
„Versorgungslandschaften“

                            9
Jaroslava Zimmermann                                                       Organisationsbezogene Determinanten der Versorgungsqualität
Organisationsbezogene Determinanten der Versorgungsqualität in             in stationären Altenpflegeeinrichtungen
                                                                           Jaroslava Zimmermann
stationären Altenpflegeeinrichtungen                                       Betreuer:
                                                                           Prof. Dr. Holger Pfaff, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft; Universität zu Köln
                                                                           Prof. Dr. Michael Wagner, Institut für Soziologie und Sozialpsychologie, Universität zu Köln
                                                                           Praxismentorin:

In den Untersuchungen von Jaroslava Zimmermann ging es darum,
                                                                           Dr. Heidemarie Kelleter, Bereich Gesundheits-, Alten- und Behindertenhilfe, Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln

                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Datengrundlage
welchen Einfluss strukturelle und prozessuale Merkmale von Alten-         Kontextfaktoren (2)                                                                                                                                                                                     Ø Die Doktorarbeit wurde in Zusammenarbeit mit
                                                                                                                                                                                                                                                      Ortsgröße                     dem Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum
pflegeeinrichtungen auf die Versorgungsqualität haben.                                                                                            Versorgungsqualität (1,2)
                                                                                                                                                                                                                                                                                    Köln e. V. durchgeführt.
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Ø Als Datengrundlage der Arbeit dienen aus-
                                                                                                                                              a) Unbeabsichtigter Gewichtsverlust                                                                                                   gewählte Ergebnisse des Projektes EQisA „Ergeb-
                                                                                                                                                  b) Stürze mit schweren Folgen                                                                                                     nisqualität in der stationären Altenhilfe“, vom
Grundlage bildeten Ergebnisse des Projektes „Ergebnisqualität in der                                                                                 c) Dekubitusentstehung
                                                                                                                                              d) Anwendung freiheitsentziehender
                                                                                                                                                                                                                                                                                    Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln
                                                                                                                                                                                                                                                                                    e. V. zur Verfügung gestellt.
stationären Altenhilfe“ (EQisA) vom Diözesan-Caritasverband Köln.                                                                                       Maßnahmen (FEM)
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Ø Der Datensatz beinhaltet Informationen zu
                                                                                                                                                                                                                                                                                    Qualitätsindikatoren der Versorgungsqualität
Auf struktureller Ebene zeigte sich, dass es in stationären Pflegeein-                                                        Organisationsbezogene Einflussfaktoren (1)
                                                                                                                                                                                                                                                                                    und organisationsbezogenen Merkmalen der
                                                                                                                                                                                                                                                                                    Pflegeeinrichtungen, die im Frühjahr 2016
richtungen, die über mehr Pflegefach- und Betreuungspersonal ver-                                           Strukturelle Faktoren                                                                Prozessuale Faktoren
                                                                                                                                                                                                                                                                                    erhoben wurden.
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Ø Es liegen Daten zu 221 Pflegeeinrichtungen mit
fügen, bei Bewohner*innen mit höchstens leichten kognitiven Beein-
                                                                                                                 Personalbestand nach                                                                Hausgemeinschaftliche
                                                                                                                      Qualifikation
                                                                                                                                                                                                                                                                                    knapp 16 000 Pflegeheimbewohnern vor.
                                                                                                                                                                                                      Versorgungskonzepte
                                                                                                                      Personalmix                                                                                                                                                 Ø Die Stichprobe bezieht Einrichtungen aus 9 Bun-
trächtigungen seltener zu unbeabsichtigtem Gewichtsverlust kommt.
                                                                                                                                                                                           Segregative Versorgungskonzepte
                                                                                                                   Einrichtungsgröße                                                                                                                                                desländern ein: Bayern (n = 119), NRW (n = 80),
                                                                                                                                                                                                  für Demenzkranke
                                                                                                                    Belegungsquote
                                                                                                                                                                                                                                                                                    Baden-Württemberg (n = 8), Rheinland-Pfalz (n =
In NRW waren bei höherer Pflegefachquote kognitiv eingeschränkte
                                                                                                                                                                                           Anwendung freiheitsentziehender                                                          6), Schleswig-Holstein (n = 3), Hessen (n = 2),
                                                                                                                   Bewohnerstruktur                                                                Maßnahmen
                                                                                                                                                                                                                                                                                    Saarland (n = 1), Hamburg (n = 1) und

Bewohner*innen weniger von schweren Sturzfolgen betroffen. In an-                                                                                                                                                                                                                   Niedersachsen (n = 1).
                                                                                    Bundesland                                                                                                                                                      Bundesland                                       Fragestellung
deren Bundesländern war das Risiko für schwere Stürze unter diesen              (Landesgesetze,
                                                                               Ausbildungssystem,
                                                                                                                                                Pflegeeinrichtung                                                                               (Landesgesetze,
                                                                                                                                                                                                                                               Ausbildungssystem,                  Ø Wie wirken sich organisations- und kontext-

Umständen aber erhöht.                                                                                                                                                                                                                                                               bezogene Einflussfaktoren der Pflegeeinrichtun-
                                                                                 demografische                                                                                                                                                   demografische
                                                                                  Entwicklung)                                                                                                                                                    Entwicklung)
                                                                                                                                                                                                                                                                                     gen auf die Qualitätsindikatoren aus?

                                                                                                                                                                                                Strukturelle Faktoren
Auf prozessualer Ebene zeigten sich Unterschiede zwischen segre-                                      a) Unbeabsichtigter Gewichtsverlust (3)
                                                                         Ø Kognitiv nicht eingeschränkte Bewohner: In Pflegeeinrichtungen mit Ø Kognitiv nicht eingeschränkte Bewohner: Die schweren Sturzfolgen bei
                                                                                                                                                                                                                                                                           b) Stürze mit schweren Folgen (4)

gierter und integrativer Versorgung von Demenzkranken. Bei einer           niedriger Anzahl an Pflegefachkräften und Betreuungskräften haben diese
                                                                           Bewohner ein erhöhtes Risiko unabsichtlich abzunehmen.
                                                                                                                                                   diesen Bewohnern stehen nicht in Zusammenhang mit personellen
                                                                                                                                                   Strukturen.

segregierten Versorgung waren Sturzfolgen von nicht kognitiv einge-      Ø Kognitiv eingeschränkte Bewohner: Der unbeabsichtigte Gewichtsverlust Ø Kognitiv eingeschränkte Bewohner: In nordrhein-westfälischen Pflege-
                                                                           steht in keinem Zusammenhang mit untersuchten Einflussfaktoren          einrichtungen mit höherer Pflegefachkraftquote kommt seltener zu schwe-

schränkten Personen seltener, mit Ausnahme von Einrichtungen in                  c - d) Dekubitusentwicklung und Anwendung von FEM
                                                                                                                                                   ren Sturzfolgen. In den Pflegeeinrichtungen aus anderen Bundesländern,
                                                                                                                                                   die über höhere Pflegefachkraftquote verfügen, haben diese Bewohner ein
                                                                         Ø Diese Qualitätsindikatoren stehen in keinem Zusammenhang mit unter-
Bayern. Kognitiv beeinträchtigte Bewohner*innen stürzten und ver-          suchten organisationsbezogenen Einflussfaktoren.
                                                                                                                                                   erhöhtes Risiko unter schweren Sturzfolgen zu leiden.

letzten sich dabei in einer segrerierten Versorgung häufiger, mit Aus-                                                                                                                          Prozessuale Faktoren
                                                                                                                                                                                                 Stürze mit schweren Folgen (4)
nahme von Einrichtungen in NRW. Das Hausgemeinschaftskonzept             Ø Kognitiv nicht eingeschränkte Bewohner: In den Pflegeeinrichtungen, die Demenzkranke in segregierten Pflegebereichen versorgen, kommt in Bayern
                                                                           häufiger und in anderen Bundesländern seltener zu Stürzen mit schweren Folgen.
war bei kognitiv eingeschränkten Personen mit weniger Sturzfolgen        Ø Kognitiv nicht eingeschränkte Bewohner: Die Bundeslandunterschiede wurden ebenfalls bei den Sturzverletzungsraten bei den Hochgefährdeten
                                                                           festgestellt. Diese Bewohner stürzen und verletzen sich dabei seltener schwer in nordrhein-westfälischen und öfter in Einrichtungen mit segregativen
verbunden als beiintegrativen Versorgungsformen.                           Pflegebereichen aus anderen Bundesländern im Vergleich zu der traditionellen Versorgung.
                                                                         Ø Kognitiv eingeschränkte Bewohner: In den Pflegeeinrichtungen, die nach Hausgemeinschaftskonzept arbeiten, kommt zu schweren Sturzfolgen bei
                                                                           hochgefährdeten Bewohnern seltener als in traditionell organisierten Pflegeeinrichtungen.
                                                                                                                                                                             Alle vier Indikatoren der Versorgungsqualität (5)
Die Versorgungsqualität ist daher von den organisationsbezogenen         Ø Der Vergleich der nordrhein-westfälischen Pflegeeinrichtungen zeigte, dass Einrichtungen mit segregativen Pflegebereichen niedrigere Sturzraten mit

Determinanten abhängig. Zukünftige Untersuchungen sollten organi-
                                                                           schweren Folgen, Dekubitusentwicklung sowie seltener freiheitsentziehende Maßnahmen anwenden als die Einrichtungen mit integrativer Versorgung
                                                                           kognitiv beeinträchtigter Bewohner.

satorische Merkmale sowie zusätzliche Variablen der Versorgungs-                                                                                                                                                            Fazit
                                                                         Ø Die Ergebnisse der Doktorarbeit deuten darauf hin, dass die Versorgungsqualität durch organisationsbezogene Merkmale der stationären
qualität berücksichtigen.                                                  Altenpflegeeinrichtungen sowie durch ihren Kontext beeinflusst wird.
                                                                         Ø In den zukünftigen Forschungsprojekten sollten einerseits repräsentative Stichproben einbezogen und anderseits weitere Einflussfaktoren (wie Arbeitsklima,
                                                                           Vertrauenskultur, Fluktuation) und Qualitätsindikatoren (wie Erhalt der Mobilität, Verhaltensauffälligkeit, Schmerzen) berücksichtigt werden.
                                                                           Literatur:
                                                                           (1) Donabedian, A. (2003): An introduction to quality assurance in health care. New York: Oxford University Press.                                                                   Kontakt:                             gefördert durch:
                                                                           (2) Schrappe, M.; Pfaff, H. (2016): Versorgungsforschung vor neuen Herausforderungen. Konsequenzen für Definition und Konzept. In: Gesundheitswesen 78 (11), S. 689–694.
                                                                           (3) Zimmermann, Jaroslava; Pfaff, Holger (2018): Influence of nurse staffing levels on resident weight loss within German nursing homes. In: Res Gerontol Nurs 11 (1), S. 48–56.     Jaroslava Zimmermann
                                                                           (4) Zimmermann, Jaroslava; Swora, Michael; Pfaff, Holger; Zank, Susanne: Organizational factors of fall injuries among residents within German nursing homes. In: (eingereicht bei
                                                                                                                                                                                                                                                                jaroslava.zimmermann@uni-koeln.de
                                                                           European Journal of Aging).
                                                                           (5) Zimmermann, Jaroslava; Kelleter, Heidemarie (2018): Versorgungskonzepte für Pflegebedürftige mit kognitiven Einschränkungen. In: Pflegewissenschaft 20 (7/8), S. 7-15.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 10
Erfassung von Einstellungen zu Sterben, Tod                                                                                                                                                                                                                                Bernadette Groebe
und Endlichkeit des Lebens in der Versorgung                                                                                                                                                                                                                               Erfassung von Einstellungen zu Sterben, Tod und der Endlichkeit des
Bernadette Groebe
BetreuerInnen:                       Prof. Dr. Raymond Voltz, Zentrum für Palliativmedizin der Uniklinik Köln
                                                                                                                                                                                                                                                                           Lebens in der Versorgung
                                     Prof. Dr. Christian Rietz, Institut für Erziehungswissenschaft (IfE), Pädagogische Hochschule Heidelberg
                                     Dr. Dr. Julia Strupp, Zentrum für Palliativmedizin der Uniklinik Köln

                                                                                                                                                                                                                                                                           Eine ganzheitliche Erfassung der Einstellung zu Sterben, Tod und der
Hintergrund                                                                                                                                                      Forschungsfrage 2
• Hospiz- und Palliativgesetz (HPG; 2015): Individuelle gesundheitliche
                                                                                                                                                                 Welche Methoden und Verfahren zur Erfassung von Einstellungen zum
                                                                                                                                                                 Sterbeprozess existieren bereits? Welche davon werden in
                                                                                                                                                                                                                                                                           Endlichkeit des Lebens kann sowohl für die palliative Versorgung als
  Versorgungsplanung für die letzte Lebensphase in der Altenpflege
• Inhalt der Planung: Dokumentation der Position zu Versorgung am
                                                                                                                                                                 Versorgungskontexten am Lebensende eingesetzt?                                                            auch für die Forschung einen großen Nutzen haben.
  Lebensende
                                                                                                                                                                                                                    • Wenige Methoden zur
• Gespräche über das Lebensende gehen mit weniger aggressiven                                                                                                    alternative Methoden
                                                                                                                                                                                                                      umfassenden Erhebung mehrerer
  medizinischen Therapien in der Sterbephase und besserer
                                                                                                                                                                                                                                                                           Bernadette Groebe hat Interviews mit Expert*innen aus der palliati-
                                                                                                                                                                          16%
                                                                                                                                                                                                                      Facetten der Einstellung (n=6)
  Lebensqualität einher 1
                                                                                                                                                                                                                    • Wenige Verfahren für Anwendung
                         Position
                         (bewusst &
                                                                                   Patientenverfügung,
                                                                                   Wünsche für Versorgung
                                                                                                                                                                                                                      in der Versorgung entwickelt und
                                                                                                                                                                                                                      validiert (n=4)
                                                                                                                                                                                                                                                                           ven und hospizlichen Versorgung geführt, um zu untersuchen, unter
                                                                                                                                                                                                                                                                           welchen Umständen Gespräche über das Lebensende möglich sind.
                         benannt)                                                  & Therapieentscheidung
                                                                                                                                                                              Fragebögen & Bewertungsskalen         Für Versorgung am Lebensende:
                                                                                                                                                                                           84%
                         Einstellungen
                         (unbewusst &
                         verborgen)
                                                         Überzeugungen,
                                                      Werte, Gefühle & Sorgen
                                                                                                                                                                Abbildung. Methoden & Verfahren zur Erfassung
                                                                                                                                                                                                                    • DADDS – Death and Dying Distress
                                                                                                                                                                                                                       Scale3,4: Fokus auf erfahrene                       Wichtig sind eine ruhige und angemessene Gesprächsatmosphäre,
                                                                                                                                                                von Einstellungen zum Sterbeprozess (N=44)             Belastung („distress“), 15 Items
                                                             gegenüber
                                                         dem Lebensende                                                                                                                                                                                                    eine vertrauensvolle Beziehung der Gesprächspartner und ein sen-
                                                                                                                                                                 Forschungsfrage 3
                      Abbildung. Eisberg-Modell: Gespräche über das Lebensende (in Anlehnung
                      an Freuds Eisberg-Metapher)                                                                                                                Wie können Erhebungsverfahren im Versorgungskontext adäquat                                               sibles Vorgehen in der Gesprächsführung. Es wurde betont, wie wich-
                                                                                                                                                                 eingesetzt werden?
 Einstellungen zu Sterben, Tod und Endlichkeit sind facettenreich:
                      Gedanken – Gefühle – Verhalten
                                                                                                                                                                     A) Wie ist die Passung bestehender Verfahren?
                                                                                                                                                                     B) Was sollte bei der Entwicklung neuer Methoden beachtet
                                                                                                                                                                                                                                                                           tig es sei, Brücken in ein solches Gespräch zu bauen. Niederschwel-
  positiv/neutral (u.a. Akzeptanz)   negativ (u.a. Ängste, Vermeidung)                                                                                                 werden?                                                                                             lige und alltagsnahe Gesprächsimpulse scheinen hilfreich zu sein.
• Strukturierte Erhebungsverfahren können „Türöffner“ zu Gesprächen
  über Einstellungen zum Lebensende sein 2
                                                                                                                                                                Zu A)
                                                                                                                                                                                                         Vorteile                               Nachteile
                                                                                                                                                                                                                                                                           Insgesamt ergibt sich die Forderung, Strukturen in der Versorgung
• Wie können Einstellungen zum Lebensende im Versorgungsalltag
  detailliert erfasst werden?
                                                                                                                                                                Umfassende
                                                                                                                                                                Erhebungsverfahren
                                                                                                                                                                                                Mehrere Facetten:
                                                                                                                                                                                                negativ & positiv,
                                                                                                                                                                                                                                    (Zu) lang (21 – 144 Items),
                                                                                                                                                                                                                                    nicht für Versorgungskontext
                                                                                                                                                                                                                                                                           anzupassen, um Gespräche zu ermöglichen.
                                                                                                                                                                („Forschung“)                   Gefühle & Gedanken                  validiert/erprobt
Methode                                                                                                                                                         Erhebungsverfahren
                                                                                                                                                                                                                                    Nur eine Facette: negative
                      Fokusgruppen
          Interviews mit ExpertInnen aus der
                                                                                          Systematic Review
                                                                                        Übersicht über bestehende
                                                                                                                                                                für Versorgung
                                                                                                                                                                („Versorgung“)
                                                                                                                                                                                                Kurz (12 – 15 items)
                                                                                                                                                                                                                                    Gefühle (Angst, „distress“)            Um zu erfahren, welche Methoden zur Erfassung der Einstellungen
                                                                                                                                                                                                                                                                           bisher vorliegen, wurde eine systematische Übersicht der Literatur er-
                                                                                                                                                                Tabelle. Vor- und Nachteile bestehender Methoden zur Erfassung von Einstellungen zum Sterbeprozess
              Versorgung am Lebensende                                                  Erhebungsmethoden in der
                über deren Erfahrungen                                                      Forschungsliteratur
                                                                                                                                                                Zu B)
                                                                                                                                                                • Länge der Anwendung / des Gesprächs
                                                                                                                                                                • Individualität berücksichtigen und abbilden                                                              stellt. Diese zeigte, dass es bisher kaum Methoden für eine Erhebung
 Forschungsfrage 1
 Welche Voraussetzungen, Bedingungen und Anforderungen müssen
                                                                                                                                                                • Offene Formate mit niederschwelligem & alltagsnahem Einstieg, die
                                                                                                                                                                   den Befragten das Gespräch führen lassen                                                                mehrerer Facetten gibt. Gleichzeitig sind nur wenige Verfahren für die
 erfüllt sein, um mit Menschen am Lebensende über ihre Einstellungen
 zum Lebensende ins Gespräch zu kommen?
                                                                                                                                                                • Alternative, kreative Erhebungsmethoden nutzen
                                                                                                                                                                • Validierung von Erhebungsmethoden                                                                        Anwendung in der Versorgung überprüft. Um sie in der Versorgung
                                                                                                                                                                         • Validierung in Stichproben aus Versorgung am Lebensende

Zeit und Ort des Gesprächs (Wann?)
                                                                                                                                                                         • Konstruktvalidität (abgefragte Facetten der Einstellung)                                        einzusetzen, müssten bestehende Verfahren an die Anforderungen
                                                                                                                                                                            prüfen
• Angemessene & ruhige Gesprächsatmosphäre: „nicht mal eben im Flur
   im Vorbeigehen“                                                                                                                                                                                                Fazit
                                                                                                                                                                                                                                                                           der Versorgung angepasst und ihr Einsatz dort erprobt werden.
• Zustand & akute Belastung der Person berücksichtigen: Sterbephase                                                                                                   Anforderungen an den Versorgungsalltag:
   ist zu „eng und geladen“                                                                                                                                            Anpassung der Strukturen & Abläufe der Versorgung zur
Der Gesprächspartner (Wer?)
• Jeder kommt als Gesprächspartner in Frage
                                                                                                                                                                         Ermöglichung von Gesprächen über das Lebensende
                                                                                                                                                                       Stärkung des professionellen Selbstverständnisses der
                                                                                                                                                                                                                                                                           Bei der Entwicklung einer neuen Methode ist vor allem auf die Länge
• Vertrauensverhältnis
• Gute Kommunikationsfähigkeiten, sichere Gesprächsführung
                                                                                                                                                                         Versorgenden durch Einsatz von Erhebungsmethoden in
                                                                                                                                                                         Fortbildungen und im Alltag
                                                                                                                                                                                                                                                                           und den inhaltlichen Fokus des Verfahrens zu achten. Das Instrument
• Professionelle palliative & hospizliche Haltung
Die Art der Gesprächsführung (Wie?)
                                                                                                                                                                     Implikationen für Entwicklung von Erhebungsmethoden:                                                  sollte auch in der Lage sein, die Individualität der Einstellungen zum
• Gesprächsbereitschaft signalisieren
• „Brücken bauen“ zum Einstieg: niederschwellige, alltagsnahe
                                                                                                                                                                      „Verfahren für Versorgung“ inhaltlich erweitern (nicht nur
                                                                                                                                                                       Ängste und Belastungen)                                                                             Lebensende einer Person abzubilden. Dabei ist der Gebrauch von al-
                                                                                                                                                                      „Forschungsverfahren“ in Versorgungskontext überprüfen
   Gesprächsimpulse geben
• Impulse des Patienten / Bewohners aufgreifen
                                                                                                                                                                                                                                                                           ternativen Erhebungsmethoden mit kreativen und offenen Formaten
                                                                                                                                                                                                                                                                           zu empfehlen.
                                                                                                                                                                Eigene Publikationen:
• Positiver Gesprächsabschluss                                                                                                                                  • Groebe, B. et al. (2018). Measuring attitudes towards the dying process: A systematic review of tools.
• Mit validen psychometrischen Erhebungsverfahren (Forschung)                                                                                                      Palliative Medicine, 32(4), 815-837.
                                                                                                                                                                • Groebe, B. et al. How to talk about the end-of-life: A qualitative study on experiences of healthcare
• Angehörige mit in Gespräche einbeziehen                                                                                                                          professionals and voluntary staff in nursing homes and other end-of-life settings. Journal of Applied
                                                                                                                                                                   Gerontology (submitted).
Literatur:
1) Wright, A, Zhang, B, Ray, A, et al., 2008. Associations between end-of-life discussions, patient mental health, medical care near death, and caregiver                                                                 gefördert durch:
bereavement adjustment. JAMA 300, 1665–1673. 2) Bernacki, R, Block, S, 2014. Communication about serious illness care goals: a review and synthesis of
                                                                                                                                                                   Kontakt:
best practices. JAMA internal medicine 174, 1994–2003. 3) Lo C, Hales S, Zimmermann C, et al., 2011. Measuring death-related anxiety in advanced cancer:           Bernadette Groebe
preliminary psychometrics of the Death and Dying Distress Scale. J Pediatr Hematol Oncol 33 Suppl 2, S140-5. 4) Engelmann D, Scheffold K, Friedrich M, et al.
Death-Related Anxiety in Patients With Advanced Cancer: Validation of the German Version of the Death and Dying Distress Scale. J Pain Symptom Manage              b.groebe@uni-koeln.de
2016; 52: 582–587.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                11
Saskia Bordne                                                           Ressourcen und Barrieren für Funktionalität und
Ressourcen und Barrieren für Funktionalität und subjektives Wohlbe-     subjektives Wohlbefinden bei geriatrischen Patienten
finden bei geriatrischen Patienten                                      Saskia Bordne

                                                                        Betreuer: Prof. Dr. Susanne Zank, Lehrstuhl für rehabilitationswissenschaftliche Gerontologie, Universität zu Köln
                                                                                  Prof. Dr. Ralf-Joachim Schulz, Chefarzt der Klinik für Geriatrie, St. Marien-Hospital Köln

Geriatrischen Patienten stellen eine besondere Gruppe dar: Sie ha-
                                                                                                                                                                           Hintergrund
ben häufig mehrere (chronische) Krankheiten und es gibt einen hohen     Ausgangspunkte der Dissertation:

Bedarf an Medikamenten. Es stellt sich die Frage, welche Faktoren       • Geriatrische Patienten sind besonders vulnerabel durch fortgeschrittenes Lebensalter, Multimorbidität, Polymedikation und hohes Maß an Gebrechlichkeit1
                                                                        • Vollständige Genesung („Restiutio ad Integrum“) stellt bei dieser Patientengruppe kein realisitisches Ziel mehr dar2

mit dem Erhalten und Wiederherstellen von Lebensqualität in dieser
                                                                        • Lebensqualität (LQ) gilt als zentrales Kriterium für den Erfolg geriatrischer Behandlung3
                                                                        • Aber: Obwohl eine Restiutio ad integrum nicht mehr möglich ist, wird LQ fast immer verkürzt auf Fortschritte im Gesundheitszustand und in der
                                                                          Funktionalität, während andere Aspekte wie das subjektive Wohlbefinden (SWB) oder potentielle Einflussfaktoren wenig Berücksichtigung finden
Gruppe zusammenhängen. Häufig ist eine vollständige Genesung            Forschungsinteressen:
                                                                        • Längsschnittliche Erfassung von Funktionalität und SWB als Indikatoren für LQ bei geriatrischen Patienten
nicht erreichbar, daher gewinnt das subjektive Wohlbefinden gegen-        in der stationären geriatrischen Rehabilitation
                                                                        • Längsschnittliche Betrachtung möglicher biopsychosozialer Einflussfaktoren
                                                                                                                                                                                                                  Gesamtstichprobe

über dem objektiven Funktionsniveau an Bedeutung.
                                                                                                                                                                                                                      N = 126

                                                                                                                                           Methodik                                                                                   Einschlusskriterien
                                                                                                                                                                                                                                          nicht erfüllt
                                                                        Erhebungsort: Stationäre geriatrische Rehabilitationsklinik des St. Marien-Hospitals Köln                                                                            N=2
                                                                                                                                                                                                                        T1
                                                                        3 Erhebungszeitpunkte:
Saskia Bordne hat subjektives Wohlbefinden (Lebenszufriedenheit,         Aufnahme (T1), Entlassung (T2), Follow-up 3 Monate nach Entlassung (T3)
                                                                         T1 I T2: Durchführung des Geriatrischen Assessments (GA) und eines standardisierten Interviews
                                                                                                                                                                                                                      N = 124

                                                                                                                                                                                                                                            Dropout

Lebensbewertung, Affekt, Depressivität, Autonomie) und Funktiona-
                                                                                                                                                                                                                                       (diverse Gründe)
                                                                         T3: verkürztes standardisiertes Interview                                                                                                                         N = 20
                                                                        Erhebungsinhalte:                                                                                                                               T2

lität bei geriatrischen Patienten zu mehreren Zeitpunkten erhoben.       GA:
                                                                         Interview:
                                                                                          FunktionalitätAktivitäten des tägl. Lebens (ADL), Mobilität, Kognition
                                                                                          Funktionalitätinstrumentelle Aktivitäten des tägl. Lebens (IADL)
                                                                                                                                                                                                                      N = 104

                                                                                                                                                                                                                                            Dropout

Während des Aufenthalts in der geriatrischen Rehabilitation zeigten                       SWBLebenszufriedenheit, Lebensbewertung, Affekt (PA, NA), Einsamkeit, Depressivität;
                                                                                          nur T1: Lebenssinn, Selbst-Akzeptanz
                                                                                                                                                                                                                                       (diverse Gründe)
                                                                                                                                                                                                                                            N = 26
                                                                                          biopsychosoziale Variablenselbsteingeschätzte Gesundheit (SRH), Schmerzempfinden,                                             T3

sich Verbesserungen in der Funktionalität und auch im Wohlbefinden.                       Kontrollüberzeugungen, gesundheitliche Vergleichsprozesse,
                                                                                          nur T1: Persönlichkeitsfaktoren, soziale Unterstützung
                                                                                                                                                                                                                       N = 78

Eine Ausnahme stellen die sinkenden Autonomiewerte dar. Bei der                                                                   Ergebnisse: T1 – T2                                                          Soziodemografische Daten (N = 124)
                                                                                                                                                                                                               Mittleres Alter  82.3 Jahre (SD = 6.7)

Messung drei Monate nach Entlassung waren viele Werte des sub-          T1 – T2: Veränderungen während des Aufenthaltes in der geriatrischen Rehabilitation:                                                   Geschlecht             NFrauen = 83 (66.9 %)
                                                                                                                                                                                                                                      NMänner = 41 (33.1 %)

jektiven Wohlbefindens wieder verschlechtert.                                ADL, Mobilität, Kognition                          Lebenszufriedenheit, Lebensbewertung                     Autonomie
                                                                                                                                                                                                               Multimorbidität        N≥3 chron. Krank. = 101 (81.5 %)
                                                                                                                                                                                                                                      N
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