MITTEILUNGEN WEIHNACHTEN 2021 - AUS DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND - Anthroposophische Gesellschaft

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MITTEILUNGEN WEIHNACHTEN 2021 - AUS DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND - Anthroposophische Gesellschaft
MITTEILUNGEN
AUS DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND

                                WEIHNACHTEN 2021
MITTEILUNGEN WEIHNACHTEN 2021 - AUS DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND - Anthroposophische Gesellschaft
Liebe Leserinnen, liebe Leser,

                                                                                                                                         dieses Heft und damit auch dieses Editorial sind im Herbst entstanden, in der Zeitspanne
                                                                                                                                         zwischen Michaeli und Weihnachten. In einer Zeit, in einem Jahr, in dem wohl mehr
                                                                                                                                         denn je vor uns als Anthroposophischer Gesellschaft und letztlich doch vor allen Men-
                                                                                                                                         schen die Frage nach neuen Begegnungsformen steht. Begegnungsformen, die die derzeit
                                                                                                                                         prägende Sicht überwinden, dass wir Menschen uns gegenseitig gefährden. Räume der
                                                                                                                                         Begegnung, die das Aufhalten an der Oberfläche nicht mehr dulden mögen, die die Suche
                                                                                                                                         nach dem Wesentlichen ermöglichen. Gemeinsam nach Wahrheit und Wirklichkeitsver-
                                                                                                                                         ständnis strebend im offenen Gespräch, jenseits der Aufspaltung von „richtig oder falsch“.
                                                                                                                                         Begegnungsräume, die die Verschiebung unserer Schwerpunkte befördern hin zur inneren
                                                                                                                                         und damit zur äußeren Transformation.
    Ein Michael-Fest als                                                                                             INHALT
    sozial-künstlerischer Akt                  4
                                                                                                                                         Auch der Rückzug der Natur im Herbst öffnet neue Räume. Die Empfindungskraft für
    Zukunftsperspektiven                       8                                                                                         die Sphäre der Verstorbenen beginnt sich im Übergang vom Oktober zum November zu
    Karma-Erkenntnis – eine individuelle                                                                                                 weiten, wenn man sich dafür zu sensibilisieren vermag. Die von uns Gegangenen leiten
    und eine Menschheitsaufgabe               11                                                                                         uns hinüber zum Advent, dem Empfindungsraum für das Ungeborene, hin zur Erwartung
    Gestaltungswille für die AGiD             14                                                                                         der Geburt. Aus diesem dreifachen Zusammenklang gilt es, dem nachzuspüren, was heute
                                                                                                                                         in dieser Tiefwinterzeit individuell geboren werden will. Was sind die Bausteine für das
    Weihnachten                               16
                                                                                                                                         Neue? Es gibt immer Wege und Möglichkeiten, weitere Potenziale freizulegen und uns
    Erkenntnisgrenzen und                                                                                                                darin wechselseitig zu befördern und zu bestärken.
    persönliche Grenzen                       18
                                                                                                                                         In diesem Sinne wünschen wir eine lichtvolle Weihnacht und viele gute Bausteine für das
    Forschungsforum Spirituelle Ökologie      22
                                                                                                                                         neue Jahr.
    Anpassung der Beiträge                    24
                                                                                                                                         Für die Redaktion, Monika Elbert
    Innere und äußere Begegnungen –
    Weiterbildung und Konferenz
    der Vermittler                            26

    Berichte aus den Zweigen                  28

    Einladung zu einer Konferenz              31

                                                                                                                                         Bestand hat nur der Wandel
                                                                                                                                         Die Künstlerin Martha Materna baute nach der Rückkehr von einer Reise durch Mali mit einem sehr
                                                                                                                                         existenziellen Grenzerlebnis ein Lehmhaus in der Kunsthalle Kleinschönach. In, um und auf dem Ge-
                                           Impressum: ›Mitteilungen‹ der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland e. V.,           bäude, mit einer Fläche von 2 m x 2 m und 2,20 m Höhe, fanden verschiedenste künstlerische Aktionen
                                           Zur Uhlandshöhe 10, 70188 Stuttgart                                                           mit Klang, Sprache und Bewegung statt. In der Folgezeit erfuhr das Lehmhaus mehrere Verwandlungen.
                                           Redaktion: Arbeitskollegium der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland e. V.          Zunächst wurde es zum Blauen Haus, später nach dem Abbau auferstand es als Wand mit schmalem
                                           Verantwortlich: Monika Elbert, Tel. 0171-7980610, anthroposophie@mercurial.de                 Durchgang in dem langen Flur der Kunsthalle. Die Künstlerin war in diesem Schritt stark inspiriert
                                           Grafische Gestaltung: Sabine Gasser • Gestaltung, Hamburg                                     durch das Johannes-Evangelium Kap. 10, 9: «Ich Bin die Türe. Wer durch mich den Zugang findet, dem
                                           Titel: Martha Materna, Rauminstallation Kunsthalle Kleinschönach, Foto: Wolf Lang             wird das Heil zuteil. Er lernt die Schwelle zu überschreiten von hier nach dort und von dort nach hier …».
                                           Adressverwaltung: leserservice@mercurial.de                                                   Die trennende Wand und verbindende Öffnung als Schwelle wurde durch verschiedene Kunstaktionen
                                           Versand mit der Vierteljahrsschrift „Anthroposophie“ an alle Mitglieder                       befragt, belebt und innerlich von vielen Menschen bewegt. Schließlich wurde die Wand abgebaut und der
                                           Digital auf der Internetseite der AGiD unter „Publikationen“                                  Erde vor der Kunsthalle Kleinschönach als Terrassenbefestigung zurückgegeben.

2       ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V.                                                                       MIT TEILUNGEN – WEIHNACHTEN 2021                                                                                    3
MITTEILUNGEN WEIHNACHTEN 2021 - AUS DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND - Anthroposophische Gesellschaft
Rückblick auf einen Versuch, der gewagt werden wollte

    Ein Michael-Fest als
    sozial-künstlerischer Akt

    Es war das Ansinnen, mit allen, die teilneh-        ge dazwischen gestalteten sich aus freier Initia-
    men wollten, letztlich waren es dann um die         tive der Beteiligten. War es gelungen? Wer mag
    80 Menschen, gemeinsam ein Michael-Fest             das beurteilen? Bei den breitgefächerten Bei-
    zu gestalten, ohne im Vorfeld die Elemente          trägen war eine sehr festlich-ernste Stimmung
    oder Inhalte festgelegt zu haben. „Situativ und     aufgekommen. Der vorgesehene Zeitrahmen
    kreativ“ lautete die Überschrift. Teilnahme-        wurde deutlich überdehnt und dennoch konn-
    bedingung war einzig die vorbereitende Aus-         ten nicht mehr alle Beiträge Platz finden, man-
    einandersetzung mit der Frage: Was verbinde         che wurden auf den Folgetag verschoben.
    ich mit der Wesenheit Michaels? Welche Be-
    deutung hat sie für mich persönlich? Aus die-       Nach dem Festabend war am Sonntagmorgen
    ser Beschäftigung sollte ein schriftlich formu-     Zeit für zwei spannende inhaltliche Beiträge
    lierter Michael-Gedanke mitgebracht werden.         mit einer Blickweitung in den europäischen
    Diese Zeilen bildeten die Grundlage für ver-        Raum. Wolfgang Tomaschitz (Generalsekre-
    schiedenste inhaltliche Arbeitsschritte: In klei-   tär aus Österreich) beschrieb, wie michaelische
    ner Gruppe zu vertiefen, in größerer Gruppe         Zeitgeist-Wirkkraft sich in unserer gesamt-
    zu erarbeiten, in künstlerischen Gruppen ge-        gesellschaftlichen Kultur auf verschiedensten
    meinsam zu gestalten. Das Gesamtgeschehen           Ebenen beobachten und entwickeln lasse,
    und die Arbeitsprozesse wurden umrahmt und          trotz vieler widriger Kräfte und Ereignisse. Ins
    getragen von musikalischen Improvisationen          Verhältnis dazu stellte er die wachsende sozial-
    mit ganz unterschiedlichen Klanginstrumen-          ökologische Bewegung und den ihr innewoh-
    ten und Musikern, die für die Suche nach neu-       nenden Veränderungswillen sowie die anth-
    en musikalischen Wegen stehen. In künstleri-        roposophische Bewegung. Im engeren Sinne
    schen Gruppen ging es darum, Ohr und Herz           nahm er Bezug auf die als Michaelschüler sich
    für neue Räume zu öffnen und eigene Gestal-         verstehenden Menschen im Sinne der Freien
    tungskraft in das Gemeinsame einzubringen.          Hochschule für Geisteswissenschaft.
                                                                                                            © Hermann Aleff

    Das Ganze zielte dahin, aus dem seit Freitag-       Rik ten Kate (Generalsekretär in den Nieder-
    abend gemeinsam Erarbeiteten am Samstag-            landen) gab Einblick in die holländischen Be-
    abend eine Feier zu gestalten. Lediglich die        mühungen um ein Michael-Fest. Er zeigte auf,
    künstlerische Eröffnung und der Abschluss           wie im Umfeld der Anthroposophie im Um-
    waren angelegt. Der Raum und die Reihenfol-         gang mit Geldprozessen neue Sozialformen                              Dünnschliff schwarzer Turmalin aus Sambia (Foto von Hermann Aleff )

4   ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V.                                                                       MIT TEILUNGEN – WEIHNACHTEN 2021                                      5
MITTEILUNGEN WEIHNACHTEN 2021 - AUS DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND - Anthroposophische Gesellschaft
sich im öffentlichen Kulturgeschehen etablie-    So wie wir die Tagung mit einem mitgebrach-         Lichte mit goldenen Kräften – freilassende       Ein weltoffenes Fest mit Werkstattcharakter.
    ren. Beide Beiträge weiteten den Horizont hin    ten schriftlichen Beitrag eröffnet hatten, so       Tagung. Jeder Einzelne hat seinen Teil in das    Es wurde zu einer wundervollen Begegnungs-
    zu einer verabredeten Aufgabe, im Jahr 2024      haben wir zum Ausklang am Sonntag viele             Gesamtwerk gegossen. Danke!                      möglichkeit unter den Menschen.
    in Dornach unter der Beteiligung mehrerer        Stimmen in Form von kleinen schriftlichen
    Länder und Kontinente ein Michael-Fest zu        Beiträgen eingefangen und werden somit hier         Was mich im Vorfeld angezogen hat: Das           Berührt hat mich die Intensität der Mitgestal-
    gestalten. Wolfgang Tomaschitz, Rik ten Kate     die Teilnehmer selbst sprechen lassen.              Aufgefordertsein, mit eigenen Gedanken und       tung, jeder hatte sich eingebracht. Das Indi-
    und Michael Schmock gehören zur Prozess-                                                             Fragestellungen zu kommen. Viel Aktivität        viduelle wurde Gemeinschaftswerk. Ein Mi-
                                                     Monika Elbert, Markdorf am Bodensee, Mitglied des
    Gestaltungsgruppe. So war das Michael-Fest       Arbeitskollegiums der AGiD.                         der Teilnehmer einzubringen, ist ein positives   chael-Zukunfts-Geschehen.
    in München auch ein Auftakt zu einem erwei-                                                          Erlebnis für diese Art von Tagungsgestaltung
    terten Vorhaben in drei Jahren.                                                                      geworden.                                        Berührt haben mich die vielen beitragenden
                                                                                                                                                          Menschen, die vielen Momente des Lauschens,
                                                                                                         Ein wunderbares Fest. Ich habe das freilassen-   die Tatsache, dass jeder einbezogen war durch
    Rückmeldungen der Teilnehmer/-innen                                                                  de Element im Ablauf staunend erlebt. Auch       seinen mitgebrachten schriftlichen Beitrag, der
                                                                                                         die Offenheit aller und im Miteinander. Die      dann in den Gesprächsgruppen aufgegriffen
    Allein die Begegnung für sich gesehen, in dem    Besonders die individuell zusammengetrof-           Gesprächsgruppen im Großen oder zu dritt.        und zur Grundlage wurde.
    Anspruch eines Michaelfestes, in der Auffor-     fenen Kleingruppen stellten für mich einen          Die künstlerischen Gruppen und ihre Präsen-
    derung, mittätig und aufgerufen zu sein zum      enormen Austausch und ein Eintauchen dar.           tation haben eine gute Entschleunigung mit       Schön war die Mischung von Gruppen: Ge-
    Sich-Zeigen, war sehr sehr gut. Die Musik in     Dankeschön!                                         sich gebracht.                                   spräch, Tun, Darstellung; der Abschluss mit
    der Improvisationsform von den Könnern und                                                                                                            dem Soziologie-Vortrag und der Michaelschu-
    im Selbst-Versuchen war ein großes Geschenk.     Das Wochenende zum Michael-Fest war stark.          Gut, dass jeder einen individuellen Gedanken     le. Vielen Dank, es war ein gelungenes Fest.
    Die Gespräche: wunderschöne Offenheit und        Wir können darauf vertrauen, dass wir als Mit-      im Vorfeld schon mitgebracht hat. Schwer-
    Zuneigung.                                       glieder der AG solche Treffen in Würde hinbe-       punkt von gedanklichem Austausch und             Wichtig für die Zukunft: über die Anthropo-
                                                     kommen – bei allen Hemmnissen und Quer-             künstlerischem Gestalten habe ich als ausge-     sophische Gesellschaft und Zweige hinaus ein-
    Besonders wertvoll waren die beiden Übgrup-      schlägen.                                           glichen erlebt und auch die offene Form als      laden: junge Leute und interessierte Menschen
    pen, die positive und offenherzige Atmosphäre,                                                       sehr zeitgemäß empfunden. Wesenhaftes war        im weiteren Umfeld, um Öffnung zu erzeugen.
    die Auswahl an künstlerischen Tätigkeiten und    Danke für die Freiheit gewährende Form des          durchaus erlebbar. Ein guter Anfang und Im-
    die aktive Mitgestaltung. Diesen Versuch über-   Festes. Initiative und Kreativität haben die        puls für die Zukunft.
    haupt gewagt zu haben, finde ich großartig.      Tage erfüllt. Reich beschenkt geht man von
                                                     dannen.
    Jeder Moment war eine Erfahrung, Bereiche-
    rung: Großes Lernen als Michaelserlebnis.

6   ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V.                                                  MIT TEILUNGEN – WEIHNACHTEN 2021                                                                   7
MITTEILUNGEN WEIHNACHTEN 2021 - AUS DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND - Anthroposophische Gesellschaft
Michael Schmock

    Zukunftsperspektiven
    Allianz der Anthroposophischen Bewegung trifft sich in Stuttgart

                                                                                                         Herausforderung Kommunikation in Coronazeiten
    Am 11. Oktober versammelten sich zum ers-           entstandene Kritik an der Anthroposophie,
    ten Mal seit Beginn der Coronazeit die Vertre-      die sich an der „Querdenker-Bewegung“ ent-       Im Bereich Öffentlichkeitsarbeit sind wir derzeit intensiv mit Krisenkommunikation beschäf-
    ter*innen der anthroposophischen Verbände.          zündet und zu einer Vielzahl an Artikeln in      tigt und dabei auch stark im Austausch mit der Allianz der Verbände. Wie sicherlich jeder
    Mit dabei waren Demeter, das Nikodemus-             der öffentlichen Medienlandschaft geführt        mitbekommen hat, nimmt die Medienlandschaft die Anthroposophische Bewegung derzeit
    Werk der Altenwohnstätten, der Bund der             hatte. Daraufhin wurde mit den Öffentlich-       übermäßig stark in Blick und fordert uns auf verschiedensten Ebenen heraus. Es bedarf
    Freien Waldorfschulen, die Freunde der Er-          keitsarbeiter*innen der Verbände zu Beginn       hier eines überaus sorgfältigen Umgangs und einer guten Abstimmung. Nehmen Sie gerne
    ziehungskunst, die Vereinigung der Waldorf-         des Jahres 2021 eine Strategie im Umgang         mit uns Kontakt auf, wenn Sie in den örtlichen Verhältnissen diesbezüglich zu reagieren
    kindergärten, Anthropoi Bundesverband der           mit öffentlichen Verlautbarungen entwickelt,     haben und dafür das Gespräch suchen oder sich beraten und abstimmen möchten.
    Heilpädagogen, die Gesellschaft anthroposo-         die zunächst eine Zurückhaltung praktizierte,
                                                                                                                                                                Kontakt: Sebastian Knust
    phischer Ärzte in Deutschland, Gesundheit ak-       dann aber auch dezidierte Klarstellungen pub-
                                                                                                                                              s.knust@anthroposophische-gesellschaft.org
    tiv sowie die AGiD als Gastgeber. Aus Termin-       lizierte sowie eine kontinuierliche Vernetzung
    gründen konnten die Christengemeinschaft,           im Bereich Öffentlichkeitsarbeit ermöglichte.
    Info3 und die GLS-Bank nicht teilnehmen.            Bei diesem Treffen der Allianz ging es um die
                                                        Frage, welche weiteren Schritte in den nächs-
    Seit etwa sieben Jahren existiert diese Zusam-      ten Jahren verfolgt werden sollen.               pektiven entstanden aus dem Duktus, dass die      Aufgaben im 21. Jahrhundert gewandelt ha-
    menarbeit der anthroposophischen Bewegung.                                                           Anthroposophie auch nach 100 Jahren wesent-       ben: Ergänzend zum obligatorischen Studium
    Sie hatte sich zunächst mit der Perspektive ge-     In diesem Sinne entstand jetzt der Tenor, wie-   liche Beiträge zu den gesamtgesellschaftlichen    der Steiner-Werke (Pflege der Anthroposophie)
    bildet, gemeinsam das Kongress-Festival „So-        der offensiv die substanziellen Anliegen der     Fragen leistet und sich keinesfalls verstecken    sind gegenwärtig die gesamtgesellschaftlichen
    ziale Zukunft“ auszurichten (2017). Der zweite      anthroposophischen Bewegung öffentlich zu        sollte. Der Tenor war, dezidiert das zu vertre-   Probleme und Herausforderungen ein ent-
    Kongress dieser Art in 2020 (wegen Corona           vertreten. Besprochen wurden die Vorschläge,     ten, was uns wichtig ist und dafür die richtige   scheidendes Thema, dem sich eine solche Ge-
    verschoben auf 2021) konnte aufgrund der Pan-       zunächst Kolloquien zu den kritischen Fragen     Sprache zu finden, die auch von Außenstehen-      sellschaft stellen soll und muss. In der anteil-
    demie nicht stattfinden. Bei diesem Treffen         zu veranstalten (Rassismus-Vorwurf, Esoterik-    den verstanden werden kann.                       nehmenden Aussprache und Nachfrage wurde
    wurde auch die Endabrechnung der Kongress-          Vorwurf, Verschwörungs-Vorwurf etc.), dann                                                         deutlich, wie sehr die Teilnehmer*innen in der
    Anlaufkosten angeschaut und ein Rest-Defizit        im Jahr 2023 das Thema „Zukunftsfähige           Zu Beginn der Allianz-Treffen wird stets eine     Allianz nach sieben Jahren zu einem vertrau-
    von 7.000 € (von insg. ca. 140.000 €, die bereits   Bildung“ in einem Kongress mit möglichst         der beteiligten Organisationen detaillierter      ensvollen, freien, herzlichen, aber auch aktiven
    durch Stiftungen, Verbände und Firmen gedeckt       allen anthroposophischen Ausbildungsstätten      dargestellt und mit ihren aktuellen Aufgaben      Miteinander zusammengewachsen sind. Das
    werden konnten) gemeinsam aufgearbeitet.            gemeinsam auszurichten sowie das Jahr 2025       und Fragen gemeinsam besprochen. Dieses           verspricht, eine gute Grundlage für die nächs-
                                                        (100. Todestag Rudolf Steiners) durch eine       Mal gab es eine ausführlichere Schilderung        ten Jahre zu sein.
    Ein entscheidendes Thema war die in Zu-             größere, öffentlich wahrnehmbare „Aktion“        zur Tätigkeit der Anthroposophischen Ge-          Michael Schmock, Mitglied des Arbeitskollegiums
    sammenhang mit den Corona-Maßnahmen                 (auch medial sichtbar) anzugehen. Diese Pers-    sellschaft. Dabei wurde deutlich, wie sich ihre   und Generalsekretär der Landesgesellschaft.

8   ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V.                                                  MIT TEILUNGEN – WEIHNACHTEN 2021                                                                     9
MITTEILUNGEN WEIHNACHTEN 2021 - AUS DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND - Anthroposophische Gesellschaft
„Woraus ist eigentlich unserer Erdenentwicklung diese Wohltat entsprungen,
                                                                                                                         dass es ein Karma gibt? Von keiner anderen Kraft kommt das Karma
                                                                                                                                                in der ganzen Entwicklung als von Christus.“
                                                                                                                                                           Rudolf Steiner, GA 107, Seite 250

                                                       DAS ICH                                Michael Schmock

                                                       „Das Ich ist der Reichtum inmitten     Karma-Erkenntnis – eine individuelle und
                                                     der Armut; es ist das Interesse, wenn    eine Menschheitsaufgabe
                                                                                              Über das „Projekt“ Karma-Tagung 2022
                                                    alles um uns herum sich langweilt. Es

                                                  ist die Hoffnung, auch wenn alle objek-     Die gegenwärtige Zeit macht uns deutlich, was    Möglichkeit, die Folgen meiner Handlungen
                                                                                              Menschheits-Karma ist. Das sehen wir in der      selbst zu übernehmen und in meinem Seelen-
                                                 tiven Chancen zu hoffen verschwunden         Corona-Pandemie, das sehen wir in den erup-      leben die Schichten ins Bewusstsein zu brin-
                                                                                              tiven Klima-Flut-Katastrophen, das sehen wir     gen, die eben bislang unterschwellig gewirkt
                                              sind. Aus ihm stammt die ganze Erfindungs-      auch in den vielen Vulkanausbrüchen. Immer       haben. Hier liegen zentrale menschliche Er-
                                                                                              sind individuelle Menschen betroffen, verlie-    kenntnis- und Handlungsaufgaben, die auch
                                         welt der Menschen. Und schließlich ist es das, was   ren ihre Gesundheit, ihre Häuser, ihr Hab und    mit Heilung, mit Zukunftsfähigkeiten oder
                                                                                              Gut. Es sind Vorgänge, die menschheitlich        „Wiedergutmachung“ zu tun haben. Hier liegt
                                 uns übrigbleibt, wenn uns alles andere entzogen ist, wenn    wirken, die Menschheits-Karma aufzeigen,         ein Schlüssel zur sozialen Zukunftskompetenz
                                                                                              auch wenn es dann einzelne, konkrete Men-        von individuellen Menschen, Menschengrup-
                         uns gar nichts mehr von außen zukommt und unsere Kräfte doch         schen betrifft.                                  pen oder auch der Menschheit.

                genügend groß sind, um diese Leere zu überwinden.“                            Eine etwas andere Qualität hat das persönli-     Ein erster Schritt ist es, überhaupt zu sehen und
                                                                                              che Karma. Hier geht es um individuell ver-      zu akzeptieren, dass durch mich an dieser oder
                                                             Jacques Lusseyran, 1924 - 1971   ursachte Folgen bestimmter Begegnungen, be-      jener Stelle ein Problem, eine Verletzung, ein
                                                                                              stimmter Taten, um Glück und Leid einzelner      Schaden entstanden ist. Entweder bringen wir
                                                                                              Menschen, mit denen ich etwas zu tun habe.       das noch in unserem Leben ins „Reine“ oder
                                                                                              Hier stellt sich die Frage nach Ursache und      wir nehmen es mit in den nachtodlichen Be-
                                                                                              Folgen des individuellen Handelns, nach mei-     reich. Dann aber begegnen wir – so Rudolf
                                                                                              ner eigenen Fähigkeit oder Fehlbarkeit, nach     Steiner – den Menschen, mit denen wir im
                                                                                              meiner seelischen Disposition, vielleicht auch   Leben etwas zu tun hatten, was eben einen
                                                                                              nach den nicht gewollten Schmerzen, die ich      Ausgleich fordert, was im Welten-Geschehen
                                                                                              anderen zugefügt habe, aber auch nach der        so nicht stehen bleiben kann. Viele Menschen

10   ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V.                                      MIT TEILUNGEN – WEIHNACHTEN 2021                                                                     11
MITTEILUNGEN WEIHNACHTEN 2021 - AUS DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND - Anthroposophische Gesellschaft
© Joseph Beuys: Unbetitelt 1974 „1.7.1974 für Volker Harlan“
     sehen das heute auch im Bereich des Gesamt-      und letztlich nach der verzeihenden und hei-
     Menschheitlichen. Was wir hier in Europa         lenden Geste im Zwischenmenschlichen.
     durch unser Kaufverhalten bewirken, das be-
     trifft Menschen in anderen Kontinenten. Wir      Aufgrund der aktuellen Zeitsituation, aber
     sind Verursacher der Not in vielen Ländern der   auch aufgrund der zunehmenden Fragen nach
     sogenannten dritten Welt. Eine Initiative in     ehrlicher Substanz im Miteinander und nach
     Deutschland nennt das „Karma-Konsum“ und         dem Ernst-Nehmen der Anthroposophie ha-
     spielt damit auf unsere Verantwortung für die    ben wir uns entschlossen, das Thema Karma
     Folgen unserer Taten an. Mit dem Klima ist       in diesem kommenden Jahr ins Zentrum unse-
     es ähnlich. Erst wenn ich eingestehe, dass die   rer Arbeit zu stellen. Es geht uns um konkrete,
     damit verbundenen Katastrophen menschen-         praktische, übende Zugänge im Verständnis
     gemacht sind, und ich mich mitverantwortlich     der Karma-Frage. Es geht uns auch um einen
     fühle, ändert die Menschheit ihren Kurs.         originären Beitrag, den die Anthroposophie in
                                                      der heutigen Kulturwelt leisten kann – gerade                                                                    der Menschenbetrachtung als Grundlage für         throposophischen Gesellschaft in Deutschland
     Unsere Überlegungen im Vorstand der AGiD         angesichts der Fragen und Probleme, die wir                                                                      Karma-Erkenntnis, Jaak Hillen (plastischer        vom 24. bis zum 26. Juni 2022 zur Verfügung.
     gehen dahin, dass das Thema Karma innerhalb      als Menschheit miteinander teilen. Wie ist das                                                                   Künstler aus Belgien) mit Schicksals-Erfahrun-    Gegenwärtig entsteht ein erstes Tagungspro-
     der Anthroposophischen Gesellschaft und im       karmisch zu verstehen? Was kann ich konkret                                                                      gen in künstlerischen Prozessen, Nothart Rohlfs   gramm. Ab Februar 2022 wird dann die voll-
     Umfeld auf die Tagesordnung gehört, dass es      tun, um selbst Erkenntnisschritte auf diesem                                                                     (Dozent und Berater aus Berlin) mit biografisch   ständige Einladung veröffentlicht. Wir haben
     besprechbar, erfahrbar und handhabbar wer-       Felde zu gehen? Was kann ich in dem Zusam-                                                                       auftretenden übersinnlichen Erfahrungen,          bisher schon viel auf diesem Felde gelernt und
     den kann. Immerhin ist es mitunter das zen-      menhang von anderen Menschen lernen? Wie                                                                         Katja Schultz (Sozialkünstlerin aus Bochum)       den Eindruck gewonnen, dass ein solches – mit-
     trale Thema der Anthroposophie und macht         kann ich dadurch die Welt, mich selbst und                                                                       mit Begegnungsfähigkeit als Tor zur Karma-        unter auch sehr sensibles und persönliches The-
     in Steiners Werk einen großen Umfang aus.        den anderen Menschen besser verstehen? Was                                                                       Erkenntnis, Andre Bartoniczek (Waldorflehrer      ma – durchaus in einem größeren Konferenz-
     Nun ist es eine wichtige Voraussetzung, dass     kann ich beitragen zur Heilung der sozialen                                                                      und historische Forschungen, Tübingen) mit        Tagungskreis erschlossen werden kann. Die
     es gründlich studiert wird. So sind die Karma-   Konflikte im persönlichen Leben, in Gemein-                                                                      Karma-Erkenntnissen in geschichtlichen Ereig-     Tagung wird in Stuttgart oder in Kassel stattfin-
     Vorträge nach meiner Einschätzung die meist-     schaften und in der Welt?                                                                                        nissen, Hans Supenkämper (Landwirtschaftsbe-      den. Wir laden hiermit schon einmal alle Kar-
     gelesenen Vorträge in den Zweigen der Anth-                                                                                                                       rater und Dozent) mit Schicksalslernen, Corin-    ma-Interessierten sehr herzlich ein und freuen
     roposophischen Gesellschaft. Noch konkreter      Wir haben damit begonnen, Menschen in der                                                                        na Gleide (Dozentin und Beraterin, Heidelberg)    uns, wenn Sie an diesem Ereignis teilnehmen
     wird es aber, wenn wir nach einem möglichen      anthroposophischen „Landschaft“ zu suchen,                                                                       mit dem Doppelgänger-Wesen, Eva Kleber (Lei-      wollen. Irgendwie ist es eine individuelle, aber
     Schulungsweg suchen, um dieses Thema in-         um mit ihnen in ein gemeinsames „Karma-                                                                          terin der Akademie Vaihingen) mit der Heilung     gleichzeitig auch eine Menschheitsaufgabe,
     nerlich zu durchleben, und einen übenden         Forschungs-Erfahrungsfeld“      einzusteigen.                                                                    durch Karma-Erkenntnis und Steffen Hart-          die da zum Thema gemacht wird. Letztlich ist
     Zugang entwickeln wollen. Es entsteht die        In bereits fünf Kolloquien sind die Zugänge                                                                      mann (Musiker und Dozent aus Hamburg) mit         hier ein Lern- und Entwicklungsschritt in der
     Frage nach meiner innerseelischen und geisti-    einzelner Menschen sichtbarer und deutlicher                                                                     Metamorphosen der Entwicklung der Anthro-         Menschheit veranlagt, der durch das Christus-
     gen Disposition, nach meinem Schatten- bzw.      geworden. Martin Schlüter (Dozent am Leh-                                                                        posophen im 20. und 21. Jahrhundert.              wesen möglich wurde. Wir alle sind Lernende
     Doppelgänger-Wesen, nach meinem Verhält-         rerinstitut in Witten-Annen) beschäftigt sich                                                                                                                      auf diesem Karma-Erkenntnis-Praxis-Feld und
     nis zu anderen Menschen in Konflikten, nach      mit der Erweiterung des Ich-Begriffs und dem                                                                     Diese konkreten Menschen und noch viele wei-      laden Mit-Lernende herzlich ein.
     meiner Möglichkeit zu verzeihen, nach der        Ursache-Wirkungs-Prinzip, Alexander Schau-                                                                       tere stellen ihren Zugang zur Karma-Erkennt-      Michael Schmock, Mitglied des Arbeitskollegiums
     inneren Verbindung mit meinem Gegenüber          mann (Künstler und Dozent aus Bochum) mit                                                                        nis in einer geplanten Karma-Tagung der An-       und Generalsekretär der Landesgesellschaft.

12   ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V.                                                                                                               MIT TEILUNGEN – WEIHNACHTEN 2021                                                                      13
MITTEILUNGEN WEIHNACHTEN 2021 - AUS DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND - Anthroposophische Gesellschaft
Monika Elbert

     Gestaltungswille für die AGiD
     Einblicke in die jährliche Klausur des Arbeitskollegiums

     Mitte September begaben sich die sieben Mit-        unserer Gesellschaft. Ausführlicher beschäftigt
     glieder des Arbeitskollegiums zusammen mit          hat uns die Neuverteilung von Aufgabenfel-
     Alexander Thiersch, dem Geschäftsführer der         dern und die Benennung eines weiteren Gene-
     Landesgeschäftsstelle, an den Haftelhof in der      ralsekretärs aus unserem Kreis für die kom-
     Südpfalz in Klausur. Der Haftelhof, eine ehe-       mende Mitgliederversammlung. Es wird sich
     malige Klosteranlage, liegt inmitten der Natur      hierbei zunächst um eine Ergänzung zu Mi-
     sehr schön im Grenzgebiet zum Elsass an der         chael Schmock handeln, der sich in absehbarer
     südlichen Weinstraße und eignet sich in seiner      Zeit von dieser Aufgabe zurückziehen möchte
     Abgeschiedenheit hervorragend für ein vertief-      und für den im zweiten Schritt dann ein Ersatz
     tes Begegnen und Arbeiten.                          gefunden werden will. Die Rückkehr hin zur
                                                         Doppelspitze für diese Aufgabe, wie es vorher
     Unser Programm der monatlichen Vorstands-           üblich war, bietet dann die Möglichkeit, mehr
     sitzungen ist in der Regel sehr gedrängt und        noch die Weiterentwicklung unseres Gesamt-                                                                             Das Arbeitskollegium in Klausur

     oftmals noch umrahmt von Sonderterminen.            organismus Anthroposophische Gesellschaft
     Daher stellen die drei Klausurtage, die jährlich    längerfristig in den Blick zu nehmen. Was die
     um die Michaelizeit stattfinden, eine besonde-      Aufgabenfelder betrifft, dürften wir der Zahl     Ein weiterer zentraler Punkt, der uns beschäf-    Wohl wissend, dass die Annäherung an Wahr-
     re Möglichkeit der Vertiefung und Besinnung         nach durchaus doppelt so viele Mitglieder im      tigt, ist die Entwicklung der Freien Hoch-        heiten im Zeitalter der Bewusstseinsseele im-
     auf Wesentliches dar. Verstehen wir uns doch        Arbeitskollegium sein. So bewegen wir uns         schule für Geisteswissenschaft und der ihr        mer einen sozialen Akt darstellt, getragen von
     als Initiativ-Vorstand, der nicht nur die Anthro-   einerseits stetig an der Grenze des Machbaren     gemäße Umgang mit den Klassenstunden, die         individueller Bewusstseinskraft, sind wir sehr
     posophische Gesellschaft organisatorisch und        und erfahren andererseits die Notwendigkeit,      Verbindung zu den in diesem Bereich aktiven       um ein gemeinsames Ringen diesbezüglich be-
     verwaltungstechnisch zu verantworten, son-          über uns hinauszuwachsen.                         und vorausschauenden Menschen und zur All-        müht und wollen uns auf diesem Weg keine
     dern sie auch lebendig weiterzuentwickeln hat.                                                        gemeinen Sektion in Dornach. Im Gegensatz         Abkürzungen erlauben. Alles in allem hätten
                                                         Die Weiterentwicklung des im letzten Jahr         zu den zahlreichen medialen Entwertungsver-       die drei Tage deutlich mehr als 72 Stunden
     Zum Auftakt führten wir ein Rundgespräch,           zentral gewordenen Bereichs der Öffentlich-       suchen des Begriffs der Esoterik sind wir davon   haben dürfen. Wir hoffen sehr, dass wir mit
     in dem wir einen differenzierten selbstkriti-       keitsarbeit hat uns gleichfalls beschäftigt und   überzeugt, dass es noch deutlich mehr Esoterik    den Beratungen, Entscheidungen, getroffenen
     schen Blick auf unsere Zusammenarbeit war-          forderte uns weitere Richtungsentscheidungen      für allgemeine Menschlichkeit braucht. Wie        Verabredungen und Intentionen eine fruchtba-
     fen, die in bestimmten Bereichen zu verbessern      ab. Es wird angestrebt, eine PR-Plattform ge-     finden suchende Menschen heute den Zugang         re Grundlage für unsere weitere Arbeit in den
     ist, sowie auf die weitere Entwicklung unserer      meinsam mit den anthroposophischen Ver-           zu den entsprechenden Inhalten und Arbeits-       kommenden Monaten legen konnten.
     laufenden Arbeits- und Initiativprojekte. Eine      bänden aufzubauen, mit den Schwerpunkten          formen?
                                                                                                                                                             Monika Elbert, Markdorf am Bodensee, Mitglied des
     inhaltliche Arbeit zum Thema Reinkarnation          Krisenkommunikation und proaktives Han-                                                             Arbeitskollegiums der AGiD.
     und Karma war uns gleichermaßen wichtig             deln, was nur auf der Grundlage von vernetz-
     wie der Blick nach vorne auf Zukunftsprozesse       ten Strukturen möglich sein wird.

14   ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V.                                                   MIT TEILUNGEN – WEIHNACHTEN 2021                                                                       15
MITTEILUNGEN WEIHNACHTEN 2021 - AUS DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND - Anthroposophische Gesellschaft
Was ist Wahrheit? Goethe beantwortete diese         Martin Basfeld, der kürzlich verstorbene und
                                                                                                        Frage auf beschreibende Weise in seinen Sprü-       von mir sehr geschätzte naturwissenschaft-
                                                                                                        chen in Prosa: „Kenne ich mein Verhältnis zu        liche Denker, holte diese Sicht ganz in unse-
                                                                                                        mir selbst und zur Außenwelt, so heiß ich’s         re Gegenwart mit den Worten: „Es gibt die
                          Martin Schlüter
                                                                                                        Wahrheit, und so kann jeder seine eigene ha-        Wahrheit. Man kann sie nicht haben, aber

                   Weihnachten                                                                          ben, und es ist doch immer dieselbige.“ (Goe-
                                                                                                        the: Sprüche in Prosa, 1. Abt.: Das Erkennen)
                                                                                                                                                            in ihr leben. Es gibt nicht viele Wahrheiten
                                                                                                                                                            im Sinne von unterschiedlichen voneinan-
                                                                                                        Rudolf Steiner kommentierte dazu: „Wahrheit         der isolierten Wahrheiten, sondern unendlich
                                                                                                        ist nichts an und für sich selbst. Sie entwickelt   viele Teilansichten von ihr.“ (Martin Basfeld,
     Die herbstliche Michaeli-Stimmung hat sich        Ich fühle wie entzaubert                         sich im Menschen, wenn dieser die Welt auf          10.11.2019, aus seinen Notizen)
     in eine erwartungsfrohe vorweihnachtliche         Das Geisteskind im Seelenschoß,                  seine Sinne und auf seinen Geist einwirken
     Stimmung verwandelt. Im Seelenkalender Ru-                                                         lässt. Je nach seiner Organisation hat jeder        Jeder Mensch kann das Weihnachtslicht in
                                                       Es hat in Herzenshelligkeit
     dolf Steiners wird zu Michaeli der menschli-                                                       Mensch seine eigene Wahrheit, die nur er in         sich selbst entzünden. Es kann sich aus dem
     che Geist in derjenigen Lage gedacht, in der er   Gezeugt das heil’ge Weltenwort                   ihren intimen Zügen verstehen kann. Wer eine        warmen Interesse an der Welt ergeben, indem
     das eigene Seelenweben als Umschmelzungs-,        Der Hoffnung Himmelsfrucht,                      allgemeingültige Wahrheit verlangt, versteht        dieses sich zur je individuellen Sicht steigert.
     als Reinigungs-, als Läuterungsprozess an den     Die jubelnd wächst in Weltenfernen               sich selbst nicht.“
                                                                                                                                                            Martin Schlüter, Witten, Mitglied des Arbeitskolle-
     Bildern der Natur erleben kann: Aus Eisenerz                                                                                                           giums der AGiD.
                                                       Aus meines Wesens Gottesgrund.
     wird Stahl. Die unsere Zivilisation mittragen-                                                     Noch deutlicher wird R. Steiner wenige Jahre
     de Stahlerzeugung wird Bild für einen seeli-                                                       später in der Zusammenfassung der Resultate
     schen Prozess zu Michaeli:                        Die Verwandlung, ja Steigerung von Wärme         seiner Dissertation über „Wahrheit und Wis-
                                                       zu Licht im seelischen Erleben steht für den     senschaft“: „Das Resultat dieser Untersuchun-
     Natur, dein mütterliches Sein,                    Weg von Michaeli zu Weihnachten. Dieser          gen ist, dass die Wahrheit nicht, wie man ge-
     Ich trage es in meinem Willenswesen;              Weg lässt sich wiederfinden in dem von Wär-      wöhnlich annimmt, die ideelle Abspiegelung
                                                       me getragenen Weltinteresse des Menschen.        von irgendeinem Realen ist, sondern ein freies
     Und meines Willens Feuermacht,
                                                       Aber kann dies, angesichts der vielschichtigen   Erzeugnis des Menschengeistes, das überhaupt
     Sie stählet meines Geistes Triebe,                Fragen, die etwa die Corona-Pandemie hervor-     nirgends existierte, wenn wir es nicht selbst
     Dass sie gebären Selbstgefühl,                    gerufen hat, zu klarer Einsicht in die Zusam-    hervorbrächten.“ (GA 3)
     Zu tragen mich in mir.                            menhänge führen? In verwandelter Form stellt
                                                       sich diese Frage auch beim Klimawandel und
     Dieser glutengetragene Umschmelzungspro-          bei anderen Entwicklungsfeldern der Mensch-
     zess verwandelt sich in ein lichtvolles Gesche-   heit. Ist es dem Menschen möglich, zur Wahr-
     hen zu Weihnachten:                               heit, zur Wirklichkeit durchzudringen?

16   ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V.                                                MIT TEILUNGEN – WEIHNACHTEN 2021                                                                          17
MITTEILUNGEN WEIHNACHTEN 2021 - AUS DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND - Anthroposophische Gesellschaft
David Richardoz

     Erkenntnisgrenzen und
     persönliche Grenzen
     Ein Bericht zu den Forschungstagen junger Menschen in München

     Wie gehen wir als forschende Menschen mit        intensiver zu beschäftigen. Umgekehrt kann
     Erkenntnisgrenzen und persönlichen Grenzen       dieser Schritt einen wesentlichen Formprozess
     um? Im Ringen um diese Frage und bereit, aus-    der eigenen Biografie mit sich bringen. Die
     gehend von den jeweiligen individuellen For-     Selbstentwicklung, die mit der intensiven Aus-
     schungsfragen und -projekten in gegenseitige     einandersetzung am eigenen Thema entsteht,
     Wahrnehmung und Austausch zu gehen, kam          und der Mut, den es dazu braucht, kamen in
     Mitte Oktober eine Gruppe junger Menschen        den Tagen vielfach zum Ausdruck. So versteht

                                                                                                        © Foto: AGiD
     zu den „Forschungstagen Anthroposophie“          Forschen als bewusst intensivierte Tätigkeit
     nach München zusammen. Dort wurden Ge-           sich auch tief mit beruflichen Praxen und mit
     sprächs- und Übungsräume gestaltet, welche       dem Alltagsleben sowie mit der Entwicklung                                                              Beitrag zum Thema Willensfreiheit und Gehirn
     die gegenseitige Teilnahme an den mitgeteil-     der Mitwelt verbunden.
     ten Forschungsprozessen ermöglichen sollten.
     Das Interesse füreinander, und zwar am kon-      Was für eine Rolle spielt das Denken in die-      Weise begegnen können und woraus neue Le-       Seelenrätseln, Anthropologie und Seelenwis-
     kreten Streben und Stolpern des Einzelnen mit    sem Vertiefungsprozess? Schon Aristoteles be-     bensgestaltung entspringen kann.                senschaft, S. 20 ff.) wurde am nächsten Vor-
     seinem Thema und mit sich selbst, führte zum     schreibt das Denken als eine Fähigkeit, stim-                                                     mittag versucht, den Übergang zu erkunden,
     Erleben und Miterleben der persönlichen exis-    mige Verhältnisse zu bilden. So können wir        Am ersten Abend der Forschungstage eröffne-     von der sinnlich-orientierten Vorstellung
     tenziellen Grenzen sowie auch an die Grenze      sagen, dass im individuellen Denkprozess, und     ten gleich zwei Projekte die Frage nach einer   ausgehend hin zu einer Tasterfahrung an der
     des erforschten Themas und somit an die Er-      im Forschungsbestreben verschärft, eine Tä-       Erweiterung der Wahrnehmung und des Den-        Grenze zum Übersinnlichen.
     kenntnisgrenze, an der sich die Forschungsbe-    tigkeit liegt, die eben das Erfassen, aber auch   kens. Anhand der Naturwahrnehmung wur-
     strebung reibt und entwickelt.                   die Entwicklung von Lebenszusammenhängen          de, auch übend, bewegt, wie eine bewusstere,    Über die Tage kristallisierte sich ein Grenzbe-
                                                      ermöglicht. Im je individuellen Forschungs-       vertiefte Wahrnehmungstätigkeit in der Natur    reich heraus, der von vielen als eine Spannung,
     Forschen muss sich nicht auf die Tätigkeit       prozess suchen eine Lebensentwicklung und         eine Erweiterung der individuellen Weltbezie-   manchmal als eine schmerzliche Unmöglich-
     ausgewählter Spezialisten beschränken, son-      die Denkbemühung des Einzelnen eine Be-           hung und auch der Wissenschaft überhaupt er-    keit erlebt wurde: Zwischen dem individuellen
     dern taucht überall dort im Leben auf, wo        rührungsstelle, wo eine neue Wirklichkeit,        möglichen kann. In einer Auseinandersetzung     Erleben einerseits, insbesondere von seelischen
     ein menschliches Vertiefungs- und Weiter-        eben durch den Menschen, entstehen kann.          mit Kants „endlicher Vernunft“ wurde ins Ge-    und geistigen Zusammenhängen, und der
     entwicklungsbedürfnis entsteht, welches selbst   Der forschende Mensch bildet einen von ihm        spräch gebracht, ob und wie, ausgehend vom      objektiveren Vermittlung bzw. der Wissen-
     zur Grundlage einer forschenden Bestrebung       selbst intendierten Durchgangsort, wo die         menschlichen Verstand, eine Denkfähigkeit       schaftlichkeit andererseits. Dies zeigte sich
     werden kann. Ein Kernmoment zeichnet sich        Wahrnehmung von Lebenszusammenhängen              erschlossen werden kann für Gesetzmäßig-        individuell unterschiedlich, und innerhalb
     ab in dem Willen oder genauer in dem Voll-       und die Denkaktivität sich in je einzigartiger    keiten und geistige Zusammenhänge. Anhand       der einzelnen Projekte konnte der ringende
     zug, ein Thema zu ergreifen und sich damit                                                         einer gemeinsamen Textarbeit (Steiner: Von      Versuch zutage treten, beide Qualitäten zu-

18   ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V.                                                MIT TEILUNGEN – WEIHNACHTEN 2021                                                                     19
Noch zu früh                                  sammenzubringen. Ein komplementäres Mo-           als Mitgestaltender der Umwelt und als zu-          kann, sowie auch andererseits als inhaltlicher
                                                   tiv dazu war die Frage danach, wie das, was       sammenhangbildende Kraft des Forschungs-            Beitrag zur Weiterentwicklung der Anthropo-
     Es ist noch zu früh,                          gedanklich erarbeitet wird, losgelassen werden    vorhabens. So kann gesagt werden, dass die          sophie als eine künstlerische Wissenschaft des
     mich einzurichten.                            kann und, ohne die Verbindung zur Sache zu        erarbeitete Anthroposophie weder dogmatisch         Menschen.
     Ich will mich nicht                           verlieren, in einen Lebensprozess übergehen       noch emotional oder esoterisch zu suchen war,
     in bunte Gewohnheiten kleiden,                kann.                                             sondern vielmehr als dieser konkrete, individu-     Ein herzliches Dankeschön geht ans Rudolf-
     zu leicht könnte ich meinen,                                                                    ell gegriffene, menschliche Aspekt in den For-      Steiner-Haus in München, das seine Räum-
     ich sei diese selbst.                         Die Forschungstage waren gekennzeichnet           schungsfragen zu erörtern war.                      lichkeiten zur Verfügung stellte, sowie an die
                                                   durch die Möglichkeit, in kleinerer Gruppen-                                                          Forschungsförderung der AGiD für die finan-
     Groß ist die Versuchung,                      größe einzelnen Projekten genügend Zeit und       An den Tagen war zu spüren, wie die Grenzfra-       zielle und weitere Unterstützung.
     die Sehnsucht nach Heimat zu stillen.         Aufmerksamkeit zu widmen. So gestaltete           ge sowohl die anwesenden Menschen zusam-
                                                   sich der Samstag durch den Einstieg in den        mengeführt hatte als auch einen anregenden          Bei Interesse an zukünftigen Forschungsta-
     Unzählige Male
                                                   Formprozess eines menschlichen Mittelpunk-        Faden für die gemeinsame Arbeit ermöglichen         gen und an einem Austausch im Umkreis der
     muss ich noch schweigen
                                                   tes durch Eurythmie sowie in einen persön-        konnte. Es zeigte sich im Austausch mit Monika      jungen Forschenden steht ein Verteiler zur
     verzichten
                                                   lichen Eindruck in Heinrich Barths Biografie      Elbert, wie wichtig die Unterstützung junger        Verfügung: junge-forschung@anthroposo-
     lauschen
                                                   anhand des Fundus seiner wenigen Gedichte.        Menschen ist, die sich mit forschenden An-          phische-gesellschaft.org
     warten
                                                   Von der naturwissenschaftlichen Richtung          liegen einer Sache widmen wollen. Einerseits
     auf das Land,                                                                                                                                       David Richardoz, Alfter (verantwortlich für die Or-
                                                   kam ein Beitrag zum Thema Willensfreiheit         im Hinblick auf den individuellen Lebensweg,
     das aus der Dunkelheit aufsteigt.                                                                                                                   ganisation der Forschungstage)
                                                   und Gehirn, mit dem Versuch einer Erwei-          der dadurch in eine Konkretisierung kommen
     Dort will ich wohnen:                         terung naturwissenschaftlicher Methoden.
     Ich bin dann unsichtbar,                      An dem Aspekt der Digitalisierung wurde
     lebe im Leben                                 thematisiert, was für eine Stellung ebendiese
     wie in Kleidern,                              in der Bewusstseins- und Wissenschaftsent-
     nirgends zu fassen,                           wicklung einnimmt und wie davon eine freie                                                           Schon gewusst? – Bitte weitersagen!
     immer präsent und im Wandel.                  (und unsichere) Menschenbildung ausgehen                                                   Es gibt eine vergünstigte Jugendmitgliedschaft
                                                   kann. In einem Beitrag am Sonntag zur Angst
     Und nichts
                                                   als Schwellenmotiv der menschlichen Indivi-                                       Junge Menschen während ihrer Ausbildungs- oder Orientierungs-
     kann mich glauben lassen,
                                                   dualität wurde thematisiert, wie innerhalb der                                    zeit bis zum Berufseinstieg, in der Regel bis zum Alter von 28 Jah-
     ich sei meine Einrichtung.
                                                   Angst ein Erwachen für den Eigenwillen liegt.                                     ren, können für 7,- Euro im Monat Mitglied bei der AGiD werden.
                           Fiona (Stipendiatin)                                                                                      Selbstverständlich ist davon unabhängig auch die Teilnahme und
                                                   In den mitgebrachten Forschungsthemen war                                         das Mitwirken bei den verschiedensten Jugendinitiativen möglich.
                                                   stets in verschiedenen Ausprägungen zu be-
                                                                                                                                                                                              Ansprechpartner:
                                                   merken, wie sowohl in künstlerischen als auch                                                                                              Sebastian Knust:
                                                   in natur- oder geisteswissenschaftlichen Gebie-                                                                   s.knust@anthroposophische-gesellschaft.org
                                                   ten eine Frage nach dem Menschen bzw. nach                                                                                           Matthias Niedermann:
                                                                                                                                                       matthias.niedermann@anthroposophische-gesellschaft.org
                                                   dem Menschlichen anwesend war: der Mensch                                            Weiteres unter: www.anthroposophische-gesellschaft.org/mitglied-werden
                                                   als individuell Werdender, als Erkennender,

20   ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V.                                             MIT TEILUNGEN – WEIHNACHTEN 2021                                                                             21
Monika Elbert

     Forschungsforum Spirituelle Ökologie                                                                       Hierfür braucht es Forschungshaltung, konse-
                                                                                                                quente Bewusstseinsarbeit, vielfältigste kreati-
                                                                                                                                                                   Es gilt hier also, neue Forschungsfelder zu er-
                                                                                                                                                                   schließen, sie in ihrer Tiefe und spirituellen Di-
     Die Stiftung zur Forschungsförderung richtet ihren Schwerpunkt aus                                         ve Ansätze und Umsetzungsmodelle und vor           mension freizulegen und forschungserfahrene
                                                                                                                allem Austausch der Erfahrungen. Denn die          Menschen dafür zu gewinnen. Gerne würden
                                                                                                                aus der Anthroposophie entwickelten Werte          wir auch junge Menschen nach ihrem Hoch-
     Welche Beiträge können aus der Anthropo-         ihrem geisteswissenschaftlichen Blick auf den             müssen an dieser Schwelle wieder grundsätz-        schulabschluss oder nach ihrer Ausbildung
     sophie zu den vor uns liegenden Transfor-        tiefen Sinnzusammenhang von Mensch und                    lich und neu befragt, bearbeitet und metamor-      durch Vergabe von Stipendien dafür begeis-
     mationsherausforderungen geleistet werden?       Welt eine unerlässliche Zukunftskraft in die-             phosiert werden, für eine Zukunft, die wir alle    tern, sich mit entsprechenden Fragestellungen
     Es wird eine Vielfalt von Ansätzen für Neu-      sem Grenzgebiet. Ohne die Veränderung der                 noch nicht kennen.                                 vertieft in die Anthroposophie einzuarbeiten.
     gestaltung auf allen Ebenen gebraucht. Tech-     inneren Haltung und ohne neue Beziehungs-                                                                    Begleitend braucht es dafür Mentoren/Mento-
     nische Lösungen und Geoengineering alleine       fähigkeit zur Welt kann äußerer Wandel kaum               All dies gibt Anlass, dass wir von der Stiftung    rinnen, die wir gerne vermitteln wollen. Da-
     werden die Probleme nicht beheben. Vielmehr      gelingen.                                                 zur Forschungsförderung innerhalb der Anth-        rüber hinaus möchten wir auch Forschungs-
     stellt sich die Frage: Ergreifen wir Initiati-                                                             roposophischen Gesellschaft in Deutschland         gemeinschaften anregen und die Bildung von
     ve oder werden wir von Resignation ergrif-       Wie kommt der Mensch durch das Ergreifen                  uns zukünftig mehr in dem Bereich der Trans-       Netzwerken für den Erfahrungsaustausch er-
     fen? Der Beitrag aus der Anthroposophie, als     von Selbstverantwortung in eine tiefere Ver-              formationsforschung engagieren möchten.            möglichen.
     einem letzten Nebenstrom des dominanten          bindung mit seiner Lebenswelt? Wie kann da-               Auftaktveranstaltung dazu war ein Klima-For-
     naturwissenschaftlichen Hauptstroms, ist mit     für ein Erwachen in tieferer Schicht gelingen?            schungstag (Klima ist hier im weitesten Sinne      Der Publikationsbereich sollte aus diesen Fel-
                                                                                                                atmosphärisch zu verstehen), der am 20. Sep-       dern weiter gestärkt und ausgebaut werden,
                                                                                                                tember in Stuttgart stattfand. Jungforscher,       damit mehr Beiträge aus der Anthroposophie
                                                                                                                erfahrene Forscher, potenzielle Projektpartner,    in den öffentlichen Diskurs einfließen können.
                                                                                                                Veränderungsakteure, Unternehmer und Stif-         Auch wäre es sinnvoll, eine Plattform zu bil-
                                                                                                                tungsverantwortliche waren dazu eingeladen.        den, bei der die Forschungs- und Umsetzungs-
                                                                                                                Initiativträger sind Monika Elbert, Stefan Ruf     aktivitäten zusammenlaufen. Hier könnte ein
                                                                                                                und Meinhard Simon. Die Überschrift des Ta-        Schulterschluss mit der World Goetheanum
                                                                                                                ges lautete: Welchen Beitrag kann anthropo-        Association (WGA) gelingen, die an ähnlichen
                                                                                                                sophische Forschung zu den vor uns liegenden       Fragen und Angeboten für die anlaufenden
                                                                                                                gesamtgesellschaftlichen Transformationsauf-       Praxisprojekte und Initiativen arbeitet. Aus der
                                                                                                                gaben leisten? Was würde fehlen, wenn wir          interaktiven Zusammenarbeit könnten sich
                                                                                                                diesen geisteswissenschaftlichen Beitrag nicht     gut weitere Potenziale erschließen. Verschie-
                                                                                                                erbringen würden? Oder anders gefragt: Wie         denste Schritte in diese Richtung und weitere
                                                                                                                entwickelt sich Anthroposophie angesichts der      Treffen sind bereits geplant.
                                                                                                                Herausforderungen der Zeit?
                                                                                                                                                                   Monika Elbert, Mitglied im Arbeitskollegium und
                                                                                                                                                                   Vorstand Stiftung zur Forschungsförderung
                                                                                                 © Foto: AGiD

22   ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V.                                                        MIT TEILUNGEN – WEIHNACHTEN 2021                                                                        23
Anpassung der Beiträge
                                                 für die Anthroposophische
                                                 Gesellschaft in Deutschland                                schriftenwesen, haben in den letzten Jahren dennoch zu merklichen Einsparungen geführt. Trotz ver-
                                                                                                            schiedenster Anstrengungen und damit erreichter Kosteneinsparungen wird aufgrund der gesunkenen
                                                                                                            Mitgliederzahl derzeit für die Bewältigung der initiativen Aufgaben im Arbeitskollegium und der
                                                                                                            verwaltenden Aufgaben der Landesgeschäftsstelle ein Betrag von 44 € pro Mitglied und Jahr benötigt,
                                                                                                            in früheren Jahren genügten 36 €. So ergibt sich ein Mehrbedarf von jährlich 8 € pro Mitglied.
                          Liebe Mitglieder,                                                                 Aus diesen beiden Teilsummen (Währungsausgleich und steigende Verwaltungskosten) ergibt sich
                       liebe Freundinnen und Freunde                                                        aktuell die jährliche Deckungslücke von rund 42 € pro Mitglied. Dieser Betrag wird sich in den
                   der Anthroposophischen Gesellschaft,                                                     nächsten Jahren vermutlich noch etwas erhöhen, da die Kosten nicht parallel zur abnehmenden
                                                                                                            Mitgliederzahl gesenkt werden können. Diesem Fehlbetrag von 42 € pro Mitglied und Jahr (oder
     die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland wird seit 100 Jahren durch Menschen getragen,        3,50 € im Monat) stehen Bemühungen um zusätzliche Einnahmen entgegen. Es sind ernsthafte An-
     denen das Werk Rudolf Steiners am Herzen liegt. Wir blicken heute auf großartige Leistungen in der     strengungen angelaufen, Fördermitgliedschaften für anthroposophisch orientierte Einrichtungen und
     anthroposophischen Landschaft aus dieser Kraft und hoffen sehr, dass dieser Entwicklungsstrom auch     Unternehmen anzubieten. Hierüber rechnen wir mittel- und langfristig mit einem Beitragszuwachs.
     weiter in die Zukunft führt.                                                                           Auch der „Goetheanum-Impuls 125“ ist hier zu nennen, an dem sich immer mehr Mitglieder mit
                                                                                                            einem regelmäßigen Förderbeitrag beteiligen – diese Quelle darf weiter und mehr noch sprudeln. Alle
     Mit den Mitgliederbeiträgen werden vor allem anthroposophische Initiativen und Vorhaben ge-
                                                                                                            engagierten Mitglieder sind eingeladen, sich mit einem frei zu wählenden Beitrag zu beteiligen. Die
     fördert, die Verwaltung der Gesellschaft ermöglicht und die ihr gleichermaßen wichtige Verpflichtung
                                                                                                            kleine Informationsschrift dazu senden wir Ihnen bei Bedarf gerne zu! Darüber hinaus ist auch den
     gegenüber der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft in Dornach erfüllt. Letztere erwartet
                                                                                                            Zweigen und Arbeitszentren herzlich zu danken, die aufgrund der schlechten Wechselparität zwi-
     nach den vereinbarten Statuten der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, dass die Deutsche
                                                                                                            schen Schweizer Franken und Euro teils schon seit Jahren auch ganz namhafte Beiträge zur Deckung
     Landesgesellschaft einen Beitrag von 125 Schweizer Franken (CHF) pro Mitglied und Jahr leistet,
                                                                                                            dieser Lücke beisteuern.
     ganz unabhängig davon, ob das Mitglied einen angemessenen Beitrag an die Anthroposophische
     Gesellschaft in Deutschland zahlt. In der Satzung der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutsch-      Was sollte also derzeit im Gespräch in den vielen Kreisen und auch in Ihrem Gemüt intensiv bewegt
     land heißt es dazu in § 15.1: „Die Höhe des Mitgliedsbeitrages wird von der Mitgliederversammlung      werden?
     festgesetzt. Der Mitgliedsbeitrag soll der Höhe nach so bemessen sein, dass damit die Aufwendungen     Von jedem Mitglied wird – Stand heute – eine Beitragserhöhung um 2,50 € pro Monat bzw. 30 €
     der Landesgeschäftsstelle für den Strukturhaushalt getragen werden können und die Gesellschaft in      pro Jahr für die Landesgeschäftsstelle erbeten. Den darüber hinaus „fehlenden“ einen Euro pro Mit-
     der Lage ist, ihre Beitragspflichten gegenüber der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft zu      glied und Monat hoffen wir, über die beiden o. g. Quellen (institutionelle Mitgliedschaft und Goe-
     erfüllen (Mindestbeitrag).“                                                                            theanum-Impuls 125) decken zu können. Sollten durch das Beitragsengagement der Mitglieder mehr
     Aufgrund der im Jahre 2015 plötzlich ausgefallenen Stützung des Schweizer Frankens durch die           Mittel zusammenkommen, als für die Verpflichtungen der Landesgeschäftsstelle benötigt werden, so
     Schweizer Nationalbank und auch durch die anhaltenden Kostensteigerungen sind die schon seit ca.       könnten in Beratung und Absprache mit den Arbeitszentren weitere Initiativen gefördert werden. Im
     20 Jahren unverändert geltenden Beitragssätze pro Mitglied und Jahr ans Goetheanum nicht mehr          Januar 2022 wollen wir in der Gesamtkonferenz (Gremium aus Arbeitskollegium und den Vertretern
     auskömmlich: Während bis 2015 pro Mitglied 84 € für 125 Schweizer Franken an die Allgemeine            der Arbeitszentren) diese Anpassungsvorschläge weiter besprechen. Wir wären für Ihre Mitberatung in
     Anthroposophische Gesellschaft nach Dornach zu überweisen waren, sind dies nach aktuellem Wech-        Ihren Zweigen sehr dankbar und nehmen Ihre Ergebnisse und Anregungen gerne entgegen! Über die
     selkurs 118 € – also ganze 34 € mehr pro Mitglied.                                                     weitere Entwicklung werden wir im Sonderheft zur Mitgliederversammlung ausführlich berichten.

     Hinzu kommt noch folgende Entwicklung: Durch immer differenzierter werdende Vorgaben der               Das ist die Stelle, an der wir Ihnen ganz persönlich und einmal mehr aus tiefem Herzen für Ihre
     Gesetzgeber sind die Verwaltungsaufgaben für die Mitarbeitenden in der Landesgeschäftsstelle von       langjährige Treue und großzügige Unterstützung danken wollen!
     Jahr zu Jahr anspruchsvoller geworden. Der anvisierte Abbau an Mitarbeitenden entsprechend der         Julian Schily
     rückläufigen Mitgliederzahlen ist so nicht möglich. Strukturelle Anpassungen, wie z. B. im Zeit-       Vorstand/Schatzmeister

24   ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V.                                                    MIT TEILUNGEN – WEIHNACHTEN 2021                                                                      25
Aktuelle Fragen zur Hochschularbeit

     Innere und äußere Begegnungen –
     Weiterbildung und Konferenz der Vermittler

     Eine Weiterbildung für Vermittler, die am          chaelschule und die innere Durchdringung
     Goetheanum schon eine gewisse Tradition            der Mantren versucht wird. Als zentral erwies
     hat und einen regen Zuspruch erfährt, fand         sich die Wahl der beiden frei gehaltenen Klas-
     im Oktober zum zweiten Mal in Kassel statt         senstunden (siebte Klassenstunde und sechste
     (Freitagnachmittag bis Samstagabend). Diese        Wiederholungsstunde), da viele Gedanken
     Veranstaltungsform bietet die Möglichkeit, die     sich auf den Schwellenübertritt bezogen. Die
     Vorbereitung von Klassenstunden und aktu-          besondere Stellung dieser Stunden wurde auch
     elle Fragen der Hochschularbeit in vertiefter      in der eurythmischen Übungsarbeit erfahrbar
     Weise zu behandeln. An diesem Wochenende           und die gemeinsame Arbeit an und mit der
                                                                                                                                                                                                                                                   Bildnachweis:
     standen verschiedene Themen auf der Tages-         Sprache stellte eine große Bereicherung dar.      Rudolf Steiner, Wandtafelzeichnung vom 19.10.1923 zum Thema „Der Mensch als Zusammenklang des schaffenden, bildenden und gestaltenden Weltenwortes“,
                                                                                                                                                                                                            GA-Nr. 230, Rudolf Steiner Archiv, Dornach, Schweiz.
     ordnung: Es wurde auf die hundertjährige           Eine Vertiefung dieses Zusammenhanges wur-
     Geschichte der Hochschule geblickt, die vie-       de mit einem Beitrag über den neuen Charak-
     les enthält, was darauf verweist, dass Rudolf      ter der Wiederholungsstunden vorgenommen.
     Steiners Intentionen der Weihnachtstagung                                                           tete insbesondere von der neuen Ausgabe der                                   te Konsolidierungsarbeit wirkt sich bis in die
     aus der gegenwärtigen Zeitlage neu erschlos-       Die Vermittlerkonferenz am Sonntag (derzeit      Klassenstunden in einem Band sowie von den                                    Gegenwart aus. In der Regel nehmen zwischen
     sen werden müssen. Und es wurde an einer ers-      findet sie zweimal jährlich statt) ist 1992 in   Mühen der englischen Übersetzung. Er sprach                                   30 und 50 Vermittler teil. Nun hat Hartwig
     ten Begriffsbestimmung des Aufgabengebietes        den Auseinandersetzungen um die Veröffent-       sehr offen über die „ungebundenen“ Gruppen                                    Schiller seine Tätigkeiten auf eigenen Wunsch
     „Geistige Forschung“ gearbeitet.                   lichung der Hochschultexte aus einer Oppo-       und ermutigte die Vermittler, vor Ort die akti-                               in die Hände des Vorbereitungskreises über-
                                                        sitionshaltung gegenüber dem Goetheanum          ven Hochschulmitglieder im Umkreis mehr in                                    geben. Für seine verantwortlich durchgeführte
     In den Gesprächskreisen wurden die Arbeits-        eingerichtet worden. In den Jahren nach der      die Klassenarbeit einzubeziehen. Die erwähn-                                  Arbeit wurde ihm sehr herzlich gedankt.
     erfahrungen der Anwesenden unmittelbar             Jahrtausendwende wuchs dann wieder die Zu-
     ausgetauscht. Was über lange Zeiten selbst-        sammenarbeit mit der Goetheanum-Leitung.         Zurzeit arbeiten im Vorbereitungskreis mit: Irmela Bardt, Wolfgang Kilthau, Antje Putzke,
     verständlich erschien, verlangt heute nach er-     Daran hatte auch Hartwig Schiller einen maß-     Martin Schlüter, Florian Zebhauser
     neuerten Herangehensweisen (z. B. die Frage        geblichen Anteil, der in einer Krisensituation
     der Erweiterung von Vermittler-Aufgaben auf        mit anderen zusammen eine Aufbauarbeit in
     aktive Hochschulmitglieder oder der Wunsch         die Wege leitete. Neben der inhaltlichen Ver-
     nach Einführungsmöglichkeiten neuer Hoch-          tiefung der mantrischen Sprüche und Betrach-
     schulmitglieder). Ein weiteres Gespräch diente     tungen der jeweiligen Hochschulsituation
     der inneren Vorbereitung der Klassenstunden.       sind die Berichte aus der Allgemeinen Anth-
     Dabei zeigte sich eine individuelle Vielfalt, in   roposophischen Sektion fester Bestandteil der
     der die Einstimmung auf die Inhalte der Mi-        Treffen geworden. Claus-Peter Röh berich-

26   ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V.                                                 MIT TEILUNGEN – WEIHNACHTEN 2021                                                                                                                          27
Anknüpfend an das Michaeli-Heft weitere Berichte aus den Zweigen

     Berichte aus den Zweigen                                                                             kreis zusammen, besorgt dabei die Verwaltung
                                                                                                          zusammen mit einer neuen Mitarbeiterin und
                                                                                                                                                             sie fand und findet weiter ihre Wege, so wie
                                                                                                                                                             der iroschottische Wandermönch Columban
                                                                                                          hat die Zeit, in der coronabedingt keine größe-    seinen Weg von Irland nach Italien fand und
                                                                                                          ren Veranstaltungen organisiert werden konn-       dabei am Bodensee wichtige Impulse setzte.
                                                                                                          ten, genutzt, um sich intensiv mit den Fragen         Für den Initiativkreis des Columban-Zweiges,
                                                        nen fast 50 Jahren in unterschiedlicher Weise     zu beschäftigen, die vermutlich alle Zweige                               Julia Kienitz, Überlingen
ZWEIG ÜBERLINGEN
                                                        stattgefunden. Von regelmäßigen, monatli-         bewegen: Wie wollen wir zusammenarbeiten?
                                                        chen Treffen von Vertretern der Gruppen, dem      Welche Themen interessieren die Mitglieder?
                                                        gemeinsamen Feiern der Jahresfeste, Ausflü-       Wie kommen wir in Kontakt mit jüngeren
                                                        gen in die umliegenden Einrichtungen des          Menschen und der Öffentlichkeit? Welche Ele-            NIKODEMUS-ZWEIG
     Aus dem Leben des Columban-Zweiges in              Bodenseeraumes, die auf anthroposophischer        mente machen ein Fest, eine Veranstaltung le-           GROSS-UMSTADT
     Überlingen am Bodensee                             Grundlage arbeiten, bis zu den jährlichen         bendig? Welche Formen und Wege können wir
                                                        Mitgliedertreffen: Die Bemühung, bei allen        finden, um Orientierung und Nahrung für die
     Wenige Tage nach Himmelfahrt, am 17. Mai,          Durststrecken, die durchzumachen waren,           gegenwärtige Zeitsituation zu ermöglichen?
     ist in diesem Jahr Manfred Hahn, einer der         sich gegenseitig trotz dieser Struktur wahrzu-
     prägenden Begründer des Columban-Zweiges           nehmen, ist immer neu unternommen worden.         Mit dem Wunsch, möglichst viele Gruppen zu         Unser bescheidener Zweig arbeitet seit seiner
     Überlingen, über die Schwelle gegangen. Im                                                           besuchen und in ihrer Arbeit wahrzunehmen,         Gründung 2010 sehr bewusst aus den Ur-
     Zugehen auf die Gründung der Freien Wal-           Maßgeblich mit dazu beigetragen hat der soge-     haben wir als Initiativkreis unsere ersten täti-   sprungsimpulsen anthroposophischen Zweig-
     dorfschule Überlingen 1972, die sehr auch          nannte Initiativkreis, der sich am Anfang aus     gen Schritte getan und sind in regen Austausch     lebens. Darunter verstehen wir im Substanz
     dem tatkräftigen Impuls von Manfred und            Vertretern einiger Gruppen zusammensetzte.        mit vielen Mitgliedern gekommen. Ebenso            bildenden Erkenntnisstreben die ernste Pflege
     Cornelia Hahn zu verdanken ist, lebte in der       Später waren es Menschen, denen es ein großes     konnten wir trotz der widrigen Umstände gut        des Wesens Anthroposophia und im sozialen
     Gründergruppe die Frage: Wer ist der Genius        Anliegen war, die anthroposophische Arbeit        besuchte Oster- und Johannifeiern durchfüh-        Miteinander das tiefe Interesse an individu-
     Loci dieses Ortes? Manfred Hahn war vertraut       als Veranstalter von Vorträgen, Seminaren,        ren und dabei spüren, wie kostbar die gegen-       ellen Fragen, die heute Menschen geistig-see-
     und geschult mit den Gesetzen der geistig-so-      Ausstellungen und künstlerischen Aufführun-       seitigen Begegnungen geworden sind.                lisch bewegen. Da beides wohl allen Zweigen
     zialen Gemeinschaftsbildung. So griff er diese     gen öffentlich sichtbar zu machen und zugleich                                                       ein allgemeines Bestreben ist, berichten wir
     Frage auf und fand durch einen Hinweis Ru-         die Begegnung der Mitglieder bei diesen An-       Auch wenn es für uns als neue Gruppe zu An-        nur kurz, wie wir unsere Zweigaufgabe erfül-
     dolf Steiners die geistige Gestalt des Christus-   lässen zu ermöglichen. Viel wertvolle Arbeit      fang nicht einfach war, die dezentrale Struktur    len und was uns dabei hilft, dem Charakter
     Eingeweihten Columban, dessen Impuls das           wurde hier über viele Jahre hin geleistet, von    unseres Zweiglebens zu überschauen, so hat-        unseres Zweig-Selbstverständnisses gerecht zu
     Apostelprinzip war: Wenn mehr als 12 Men-          einigen Menschen in großer Treue und mit          ten wir doch den Eindruck, dass der Impuls         werden (siehe auch: https://nikodemuszweig.
     schen zusammenwirkten, wurde eine neue             großem Engagement über einen langen Zeit-         von Manfred Hahn in den bewegten Zeiten,           de/nikodemuszweig/wie-tun-wir-anthroposo-
     Gruppe gebildet. Insofern sind wir zwar ein        raum hinweg. Im März 2020 bat dann bei            in denen wir leben, seine Tragfähigkeit erwie-     phie). Dazu drei Blickwinkel:
     Zweig mit momentan ca. 255 Mitgliedern, ar-        einem außerordentlichen Mitgliedertreffen der     sen hat. Kleine Gruppen bleiben in Zeiten von
     beiten jedoch in vielen einzelnen Gruppen an       bisherige Initiativkreis um neue Mitarbeiter      Verordnungsfluten beweglich und arbeitsfähig,      Namensgebung
     den unterschiedlichsten Themen und Inhalten.       für die Gestaltung des Zweiglebens.               und auch wenn der Wunsch nach gegenseitiger        Nikodemus ist der erste, der nach dem Mys-
                                                                                                          Wahrnehmung und Begegnung groß bei uns             terium einer „Wiedergeburt aus dem Geiste“
     Die gegenseitige Wahrnehmung der Arbeits-          Seit Juni 2020 arbeitet der neu gebildete Kreis   allen ist: Das wichtigste Anliegen ist die le-     fragt und – als erster Meditant in der Chris-
     gruppen untereinander hat in den vergange-         von inzwischen sechs Menschen im Initiativ-       bendige Arbeit mit der Anthroposophie, und         tussphäre – eine radikale Lebenswende voll-

28   ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT IN DEUTSCHLAND E. V.                                                  MIT TEILUNGEN – WEIHNACHTEN 2021                                                                      29
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