Dpr # 05/2018 - Neuromarketing & Neuropricing Kennzahlen digitales Marketing - digital publishing report
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dpr das digitale magazin zur digitalen transformation der medienbranche ISSN 2512–9368 # 05/2018 digital publishing report Neuromarketing & Neuropricing Photo by Sergey Zolkin on Unsplash Kennzahlen digitales Marketing
ein paar worte zum geleit Anfang März 2018: Eiszeit vielleicht vorbei, Bepreisung von Produkten/Services sowie für erste Frühlingsgefühlchen keimen auf – und die Analyse meiner Kunden? ebenso die Hoffnung, dass Deutschland nach Der zweite Schwerpunkt im Magazin regt weni- quälenden Monaten bald endlich wieder eine ger die Gefühle als den so wichtigen Zahlensinn handlungsfähige Regierung bekommt. Oberste von Marketingmanagern an: Mein Kollege Stef- Hüterin des Neulands dürfte dann Dorothee fen Meier analysiert Kennzahlen für Webseiten Bär werden. Als Staatsministerin für Digitalisie- und E-Commerce – was tatsächlich Neuland für rung wird sie hoffentlich Änderungen am um- die Branche ist. Teil zwei folgt in der kommen- strittenen Netzwerkdurchsetzungsgesetz vor- den Ausgabe. nehmen, das vielleicht gut gemeint war, in der Mit dieser Ausgabe führen wir außerdem eine Praxis aber schlampig umgesetzt wurde („Ga- neue Serie ein, bei der unsere Leser in den Fo- ga-Vorschrift“, lautete das Fazit des Deutschen kus rücken: #meinedigitaleAgenda stellt Digita- Journalisten Verbands). los mit ihren aktuellen Projekten und Wünschen Passend zu den etwas wärmeren Temperaturen vor – in dieser Ausgabe die Fintech-Exper- widmen wir uns in dieser Ausgabe ganz gründ- tin Carolin Neumann und der Publishing-Be- lich den Emotionen, und zwar speziell denen, die rater Haeme Ulrich. Wer Lust hat mitzuma- beim Kaufen eine Rolle spielen: Neuromarketing chen, schreibt einfach eine kurze Mail an heißt die vergleichsweise neue Disziplin, die info@digital-publishing-report.de den Homo Oeconomicus degradiert und zeigt, welche – meist nicht-rationalen – Faktoren tat- sächlich beim Einkaufen wirken. Anschlussfra- Eine inspirierende Lektüre wünscht gen in dieser Ausgabe: Was bedeutet das für die Ihr Daniel Lenz 2
in ha lt impressum Der digital publishing report ist ein 14-tägig erscheinendes Magazin zur digitalen Transformation der Medienbran- che. Format: PDF. Herausgeber und V.i.S.d.P.: Steffen Meier. Redaktion: dpr / Postfach 12 61 / 86712 Nördlingen. Co-Herausgeber: Daniel Lenz. Art Direction: Cornelia Zeug. Textredaktion: Nikolaus Wolters - ISSN zu- geteilt vom Nationalen ISSN-Zentrum für Deutschland: Digital publishing report ISSN 2512–9368 bildquellen Alle Bilder sind entweder im Artikel direkt vermerkt oder von den Autoren 4 dpr-beirat // constance landsberg, 20 dpr how-to social media monitoring // michael döschner-apostolidis keine lust auf google alerts? sechs kostenlose alterna- tiven // stefan evertz 6 NeuroPricing – pricing mit köpfchen was der preis mit dem gehirn zu tun hat// 26 in sachen webseiten und e-commerce kai-markus müller haben verlage noch viel luft nach oben! // medienmonitor kennzahlen: auswertung und analyse 11 „sehnsucht nach einfachheit und teil 1 // steffen meier emotion“ // neuromarketing-vordenker hans-georg häusel zeigt, wie gefühle beim einkaufen wirken 32 meine digitale agenda // carolin neumann 14 ich bin, was ich suche – mit google auf 33 meine digitale agenda // haeme ulrich der spur unserer personas // harald henzler 34 facebookranking und hans-georg häusel über über die bedürfnisse der kunden und ihr verhalten im netz 38 heftübersicht
Photo by Evan Kirby on Unsplash beirat begleitet wachstum des dpr D er digital publishing report soll weiter wachsen, inhaltlich und auch personell. Um die Wachstumsphase und die gesamte weitere Entwicklung des dpr auszusteuern, haben die beiden Herausgeber Steffen Meier und Daniel Lenz Vertreter der Medienbranche eingeladen, den dpr in einem Beirat zu begleiten – gerne auch kon- struktiv-kritisch. Seit Anfang Februar besteht der Beirat aus folgenden Personen: Michael Döschner-Apostolidis Robert Reisch Geschäftsführer Holtzbrinck ePublishing Geschäftsführer Digital und IT, CDO Gentner Sven Fund Annika Renker Geschäftsführer fullstopp und Knowledge Geschäftsführerin Verlag an der Ruhr Unlatched Alexander Stern Hans Joachim Jauch CFO Murmann Publishers Geschäftsführer Calvendo Verlag Michael Then Constance Landsberg Education Director German CEO Skoobe Markets Elsevier Sarah Mirschinka Aljoscha Walser Vertriebsleiterin Online Narses Beratungsgesellschaft Bastei Lübbe Die Mitglieder des Beirats werden in den kommenden Ausgaben in einem Steckbrief vorgestellt. Nach Annika Renker (Verlag an der Ruhr) und Hans-Joachim Jauch (Calvendo) im dpr 4 folgen diesmal Constance Landsberg 4 Michael Döschner-Apostolidis. und
constance landsberg michael döschner-apostolidis CEO Skoobe Geschäftsführer Holtzbrinck ePublishing Größte (digitale) Herausforderung in meinem Größte (digitale) Herausforderung in meinem Unternehmen 2018 Unternehmen 2018 Unsere größte Herausforderung ist es, unseren Der Blick fürs Wesentliche: In einer Zeit des Kunden aus der Menge der vielen großartigen gesellschaftlichen Umbruchs, der auch unsere verfügbaren Bücher die für sie richtigen Bücher Branche immer tiefgreifender erfasst, häufen zu empfehlen. Aufgrund der Informationen, die sich die Anforderungen und Projekte, mit de- r Kunden uns geben, haben wir sehr gute Voraus- setzungen für die Empfehlung von Büchern. Dennoch ist es nicht immer ganz einfach, die Menge an Daten zu verarbeiten und dabei die nen sich unsere Unternehmen im Bereich der Digitalisierung auseinandersetzen müssen. Die Digitalisierung betrifft ja alle Glieder unserer Wertschöpfungsketten und führt zu einem relevanten Informationen aus der Datenmenge nachhaltigen und tiefgreifenden Umbau un- herauszufiltern. serer Branche. Eine der wichtigsten Aufgaben Deshalb bin ich im dpr-Beirat dabei ist es deswegen, den richtigen Weg im Dschun- Der dpr zeigt mit jeder Ausgabe immer wie- gel der Möglichkeiten für unsere Unternehmen der die Themen, die digital interessieren. Dabei zu entdecken. greift er sowohl Themen des Alltags auf – zum Deshalb bin ich im dpr-Beirat dabei Beispiel, wie man das beste Mailtool findet, Der dpr versucht, journalistisch die wesent- als auch visionäre Themen wie Blockchain. Als lichen Themen der Digitalisierung aufzugreifen Geschäftsführerin eines rein digitalen Unter- und den Branchenteilnehmern Orientierung nehmens haben mein Team und ich mir bereits und Hilfe zu bieten. Er entwickelt sich zu einem viele Fragen gestellt und Antworten gefunden, wichtigen und unverzichtbaren Sprachrohr der die auch für andere Unternehmen relevant sind. digitalen Buchbranche, welches ich gern bei Dieses Know-how bringe ich gerne mit in den seiner weiteren Entwicklung unterstütze. dpr-Beirat ein. Was mir bezüglich des dpr auf der Seele brennt: Es braucht aus meiner Sicht dringend eine mobile Variante, die bequem auf Smartphones gelesen werden kann. Dieser He- rausforderung müssen sich alle Magazine stel- len: dass schöner Satz und verschiedene Ausga- begrößen schwierig zusammenzubringen sind. Als digitales Magazin kann und sollte der dpr diesbezüglich Vorreiter sein. 5
Warum ändert sich der Kraftstoffpreis manchmal mehrmals täglich? Dahinter stecken Mechanismen und Absichten, die auf das Verhalten der Käufer zielen. NeuroPricing – pricing mit köpfchen was der preis mit dem gehirn zu tun hat kai-markus müller 6
N euroPricing – was ist denn das?“, haben Sie sich möglicherweise gefragt. Der eine oder andere Leser wird vielleicht schon mit „Neuro- Kunden wissen meist nicht, wie Preise zustande kommen marketing“ in Berührung gekommen sein. Unter Warum kostet ein Liter Kraftstoff an der Tank- Neuromarketing versteht man den Einsatz der stelle am Freitagvormittag mehr als am Monta- Technologien moderner Hirnforschung im Bereich gnachmittag? Warum ändert sich der Kraftstoff- Marketing und Marktforschung. Der Fortschritt preis manchmal sogar mehrmals täglich? Warum der Hirnforschung – der Neurowissenschaften – wird in den Tageszeitungen ausführlich darüber war in den letzten Jahrzehnten atemberaubend. berichtet, wenn bei Aldi Milch und Butter ein paar Auch im Bereich der technischen Methoden wur- Cent teurer oder billiger werden? Warum interes- den faszinierende Fortschritte erzielt. Mittlerwei- siert es niemanden, wenn das Gleiche bei einer le kann man mit der funktionellen Kernspinto- Leberwurst oder einem Glas Rollmöpse passiert? mografie (fMRI) Hirnaktivität auf den Millimeter Warum werden so viele Neuwagen von Anfang genau lokalisieren. Es ist möglich, mittels Elektro- an mit hohen Rabatten, Nullprozent-Finanzie- enzephalografie (EEG) und Magnetoenzephalo- rungen oder sogenannten Tageszulassungen grafie (MEG) Hirnaktivität in Echtzeit zu verfolgen. verkauft? Und warum verfügen diese Fahrzeuge Diese Fortschritte sind auch der Wirtschaft nicht meist über eine Sonderausstattung? verborgen geblieben. Hinter all diesen Preisen, Preisinformationen Mit Hirnscans kann man heute sehr viel bessere und Preisbewegungen müssen doch ganz be- Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt von stimmte Mechanismen und Absichten stecken, Konsumenten bekommen als mit Methoden der die auf das Verhalten der Käufer zielen. klassischen Marktforschung. Dies wurde mehr- Wenn ich Sie, liebe Leserinnen und Leser, jetzt fach durch hochwertige wissenschaftliche Arbei- frage, wie der Preis einer Ware oder Dienstlei- ten untermauert. stung zustande kommt, werden Sie mir mit Si- Fasziniert von der Kombination Hirnforschung cherheit eine sehr durchdachte und vernünftige und Marketing gründete ich „The Neuromarke- Antwort geben. Schließlich haben wir alle schon ting Labs“ – ein Unternehmen, das EEG-Hirn- in der Schule gelernt, wie Wirtschaft funktioniert. scans, Eye Tracking und eine Reihe weiterer In den USA wird dieses Grundwissen als „Eco- physiologischer Messungen durchführt, um nomics 101“ bezeichnet, weil die einführenden Konsumenten tiefgreifend zu verstehen. Seit Grundkurse in allen Studienfächern der Universi- 2012 kooperieren wir mit Neurensics, einem der täten die Nummer 101 tragen. internationalen Marktführer für fMRI-Konsu- „Der Preis ist der Tauschwert eines Guts und er mentenstudien, eine Ausgründung der Univer- kommt zustande, wenn sich die Preisforderung sität Amsterdam, deren fMRI-Scans und -Ana- eines Anbieters mit dem Preisgebot eines Nach- lysen wir im deutschsprachigen Raum exklusiv fragers deckt. In einer Marktwirtschaft wird der anbieten. Unter anderem beantworten wir bei Preis eines Gutes durch Angebot und Nachfrage den Neuromarketing Labs und bei Neurensics bestimmt.“ Das hat uns Adam Smith schon in sei- verschiedene Fragestellungen des Pricings. nem 1776 erschienenen Buch „Der Wohlstand der Letztlich war es nur eine Frage der Zeit, bis sich Nationen“, dem Grundstein der klassischen Nati- auch das Pricing den Methoden der modernen onalökonomie, erklärt. Hirnforschung zuwendete. Beim Pricing geht es Der Mensch ist kein Homo oeconomicus darum, den richtigen Preis zu finden. Ein Preis, der zum Produkt passt, der in den Markt passt, In der Theorie und als rationales Erklärungsmo- der den höchsten Gewinn verspricht und – ganz dell ist das oben Gesagte alles richtig. Der Mensch besonders wichtig – ein Preis, den Kunden auch wird in diesen Betrachtungen als Homo oecono- gerne bezahlen. Die Kerngebiete des NeuroPri- micus gesehen, der in jeder Situation so logisch cings sind vielfältig: Ob es um die Ermittlung der und eindeutig nachvollziehbar wie ein Taschen- Zahlungsbereitschaft geht oder um das Lösen rechner funktioniert. Nur leider ist das in der all- so kniffliger Aufgaben wie die „gehirngerechte“ täglichen Praxis überhaupt nicht so. Im Prinzip Gestaltung von Rabattsignalen, die Preiskommu- wissen wir das alle auch aus eigener Erfahrung. nikation oder die Gestaltung von Preisschildern Der Mensch wirft ständig die schönen Theorien – von der Möglichkeit, per Hirnscan einen Blick über den Haufen, weil er eben nicht nach den in das Konsumentengehirn zu werfen, kann auf strengen ökonomischen Regeln entscheidet und vielfältige Weise profitiert werden. NeuroPricing, handelt, sondern seinen Wünschen und Bedürf- das sich mit diesen Fragestellungen beschäftigt, nissen folgt. ist ein Teilgebiet des Neuromarketing. Welche Rolle spielt der Preis einer Eiskugel, 7
wenn wir im Sommer in der Schlange vor der Eis- Je mehr man fordert, diele stehen? Wie ist es mit dem Preis für einen desto mehr bekommt man Becher Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt? Und wie ist es mit dem Preis für ein halbes Grill- In seinem Buch mit dem Titel „Priceless“ be- hähnchen, wenn uns der Heißhunger packt, weil schreibt William Poundstone folgenden Fall, der es beim Hühner-Hugo vor dem Supermarkt so sich im Jahr 1994 in den USA tatsächlich ereignet gut duftet? Alles Ausnahmen, werden Sie sagen. hat: Wenn es darauf ankommt, achte ich natürlich Eine 81 Jahre alte Dame ließ sich von ihrem Enkel schon auf den Preis. Erst recht, wenn es sich um mit dem Auto zu einer Niederlassung einer Ham- größere Anschaffungen handelt oder ich im Auf- burger-Kette fahren, um an dem Autoschalter trag meiner Firma einkaufe. einen Kaffee zu kaufen. Nachdem sie den Kaffee Zahlreiche verhaltensökonomische Experi- in einem Pappbecher mit Deckel erhalten hatte, mente haben allerdings aufgezeigt, dass es viele hielt der Wagen noch einmal kurz an, weil sie noch Parameter sind, welche die Zahlungsbereitschaft Milch und Zucker in den Kaffee schütten wollte. beeinflussen. Zu diesem Zweck hielt sie den Kaffeebecher zwi- schen den Beinen fest und versuchte, den Deckel Die Erwartungen des Verkäufers bestim- zu öffnen. Dabei passierte das Unglück. Der Be- men den Preis cher kippte um, und der heiße Kaffee ergoss sich über ihre Oberschenkel. Nun zum Beispiel eines befreundeten Ehepaars. Für diesen Schaden forderte sie von der Ham- Die beiden hatten ihr Haus umgebaut und wollten burger-Kette Schadenersatz und Wiedergutma- sich nun eine neue Schrankwand für das Schlaf- chung. Ihr Kaffee war nämlich beim Verkauf hei- zimmer kaufen. In ihrem bevorzugten Möbel- ßer als der Kaffee anderer Hamburger-Ketten, haus fanden sie auch eine, die ihnen gefiel. Sie und wahrscheinlich stand auf dem Kaffeebecher war nicht zu teuer – es gab einige, die kosteten auch nicht, dass der Kaffee heiß ist und man ihn fast das Doppelte –, und sie sah deutlich besser nicht verschütten darf. Vielleicht war die Ham- aus als die billigeren Schrankwände. Also war die burger-Kette auch schuld, weil der verwendete Entscheidung klar. Die wollten sie haben. Leider Deckel nicht fest genug auf dem Becher hielt. Also stellte sich dann heraus, dass diese Schrank- zog die Dame mit einem auf solche Fälle speziali- wand erst in drei Monaten wieder lieferbar war. sierten Anwalt vor Gericht. Das dauerte ihnen zu lange. Der Anwalt war jetzt in der Rolle des Verkäufers, Aber statt sich dann für ein teureres Modell zu der seinen Kunden, nämlich der Laienjury des Ge- entscheiden, entschloss sich das Ehepaar, ein richts, klarmachen musste, dass hier ein Schaden paar Kilometer weiter zu einem anderen Möbel- entstanden und ein entsprechender finanzieller haus zu fahren. Und siehe da, es gab dort die glei- Ausgleich dafür zu zahlen war. Dass es einen che Schrankwand vom selben Hersteller und sie Schaden gegeben hatte, war unzweifelhaft, und war zudem noch sofort lieferbar. Das Beste aber: dass die Hamburger-Kette ihn mit ihrem heißen Sie war auch noch um 30 Prozent billiger als im Kaffee verursacht hatte, wurde nach der ameri- anderen Möbelhaus. Gab es an der Geschichte kanischen Rechtsauffassung ebenfalls nicht be- einen Haken? Nein, keinen Haken. Dieser Händler zweifelt. Also ging es darum, wie hoch der Scha- hatte nur andere Erwartungen hinsichtlich der den zu bewerten war. Zahlungsbereitschaft seiner Kunden als der vor- Der Anwalt setzte folgenden Preisanker. Die herige. Es handelte sich weder um ein Sonderan- Hamburger-Kette macht jeden Tag weltweit ei- gebot noch um einen Ausverkaufspreis. Weil die nen Riesenumsatz mit Kaffee, den sie verkauft. gleiche Schrankwand sofort verfügbar war, hätte Die Jury möge doch bitte entscheiden, ob man nach den Gesetzen des Markts der Preis höher den Umsatz von einem, von zwei oder von drei sein müssen, nach den Erwartungen des Händ- Tagen zugrunde legen sollte. Die Jury begann, da- lers aber offenbar nicht. rüber nachzudenken. Ganz offensichtlich wird ein Preis nicht nur durch Angebot und Nachfrage gebildet, sondern auch Was ist für so einen Schaden durch die Erwartungen des Verkäufers an die eine faire Summe? Zahlungsbereitschaft seiner Kunden. Eine Kugel Eis kostet in der Fußgängerzone einer Großstadt Ein Tagesumsatz, zwei Tagesumsätze, drei Ta- mehr als in den Wohnbezirken am Rande der gesumsätze? Schließlich verdient so eine Ham- Stadt. Und wer kann sich schon an den Glühwein- burger-Kette ja am nächsten Tag wieder genau- preis auf dem Weihnachtsmarkt vom vergange- so viel und kann bei 365 Tagen im Jahr durchaus nen Jahr erinnern? Der Preis für eine Maß Bier auf auf einige Tageseinnahmen verzichten. Das war dem Münchner Oktoberfest ist allerdings jedes logisch und einsichtig. Dass es vielleicht gar Jahr wieder ein Politikum, das auch in der Presse kein ganzer Tagesumsatz sein muss und wes- heiß diskutiert wird. halb überhaupt ein Tagesumsatz den Maßstab 8
Hier finden Sie eine Auswahl relevanter kognitiver Verzerrungen, die die Preiswahrnehmung und Kaufentscheidung beeinflussen: Anchoring Effect (Ankereffekt): Hyperbolic Discounting Menschen werden bei bewusst gewählten (Zukunftsabschlageffekt): Zahlenwerten von aktuellen Umgebungsinfor- Präferenz für sofortige Bezahlung oder Be- mationen beeinflusst, ohne dass ihnen dieser lohnungen gegenüber späteren. Dabei werden Einfluss bewusst ist. Zeitunterschiede anders bewertet, wenn man Attentional Bias (Aufmerksamkeitseffekt): sie in die Zukunft verschiebt. Tendenz, bei Entscheidungen die Aufmerksam- Loss Aversion (Verlustaversion): keit nur auf bestimmte Reize zu richten und Der Schmerz, ein Gut abzugeben, ist größer als relevante Daten zu missachten. der mit einem Kauf verbundene Nutzen. Bandwagon Effect (Herdentrieb): Money Illusion (Geldillusion): Tendenz, das zu tun, was viele andere auch tun. Tendenz, sich auf nominale Werte zu konzen- Confirmation Bias (Bestätigungsfehler): trieren statt auf reale. Tendenz, Informationen so auszuwählen und Monetary Magnitude (Geldsummenirrtum): zu interpretieren, dass diese die eigenen Er- Bei Aufteilung in kleinere Zahlungsströme wird wartungen erfüllen. der Preis als geringer wahrgenommen. Contrast Effect (Kontrasteffekt): Payment Decoupling (Zahlungsentkopplungs- Tendenz, etwas höher oder niedriger zu bewer- effekt): ten, wenn man es mit einem gleichzeitig be- Die physische Trennung von Zahlung und Kauf trachteten, dazu in Kontrast stehenden Objekt bewirkt, dass der Preis insgesamt weniger vergleicht. wahrgenommen wird. Decoy Effect (Ködereffekt): Payment Depreciation (Entwertungseffekt): Die Präferenzen für zwei Objekte ändern sich, Frühere Ausgaben werden mental abgeschrie- wenn ein drittes Objekt vorhanden ist. ben. Denomination Effect (Stückelungseffekt): Payment Transparency Tendenz, mehr Geld auszugeben, wenn man (Zahlungstransparenzeffekt): Das Zahlungs- mit kleineren Scheinen oder Münzen bezahlt. mittel beeinflusst die Preiswahrnehmung. Distinction Bias (Bewertungsverzerrungen): Pain of Paying (Zahlungsschmerz): Wenn zwei Optionen gleichzeitig bewertet Es ist grundsätzlich für den Menschen werden, erscheinen die Unterschiede zwischen schmerzhaft, sich von einem Teil seines Geldes ihnen größer, als wenn sie getrennt bewertet oder Vermögens zu trennen. werden. Post-purchase Rationalization Endowment Effect (Besitztumseffekt): (Nachträgliche Begründungstendenz): Tendenz des Menschen, Güter, die er besitzt, Tendenz, getätigte Käufe im Nachhinein mit überzubewerten bzw. höher zu bewerten als rationalen Argumenten zu begründen. solche, die ihm nicht gehören. Status quo Bias (Bestandsillusion): Präferenz Framing Effect (Einrahmungseffekt): für das Bestehende. Unterschiedliche Formulierungen ein und der- Sunk-Cost Effect (Rückschaueffekt): selben Botschaft beeinflussen das Verhalten Berücksichtigung bereits getätigter Ausgaben des Empfängers unterschiedlich. bei aktuellen Kaufentscheidungen. Bei der Auswahl von Produkten wirken längst nicht nur rationale Kriterien – der Mensch ist kein Homo oeconomicus. 9
für die Entschädigung bilden sollte, wurde von niemandem mehr hinterfragt. Der Ankerpreis war gesetzt – und nur noch um ihn ging es. Wenn eine Gruppe von Menschen eine Ent- scheidung zu treffen hat, wählt sie meist einen Mittelweg, was in unserem Fall nicht die nied- rigste und auch nicht die höchste Summe be- deuten würde. Man schließt einen Kompromiss, denn eine Jury eines amerikanischen Gerichts muss ein einstimmiges Urteil fällen. Also trafen sie sich in der Mitte. Der Tagesumsatz mit Kaffee betrug bei dieser Hamburger-Kette 1,35 Millionen Dollar. Also sprach die Jury der älteren Dame als Kompensation für den erlittenen Schaden eine Zahlung in Höhe von 2,9 Millionen Dollar zu. Es soll in der Jury sogar jemanden gegeben haben, der ihr 9,6 Millionen Dollar zusprechen wollte. Der Richter war über diesen Vorschlag vollkom- men konsterniert, denn er lag absolut jenseits von Gut und Böse. Deshalb machte er seinerseits den Vorschlag, insgesamt 640.000 Dollar zu zahlen. Die Hamburger-Kette einigte sich dann mit der älteren Dame in aller Verschwiegenheit über eine Summe, die sich irgendwo kurz unter- halb von 600.000 Dollar bewegte. Aber auch das war für die Lady ein echter Glückstreffer als Er- satz für einen zwar heißen, aber selbst verschüt- teten Kaffee im Wert von 49 Cent. Was kann man daraus lernen? Erstens: Die meisten Menschen wissen absolut nicht, welche Preise wofür fair und angemes- sen sind. Denn Fairness ist nur ein ungefähres Gefühl, das nirgendwo exakt definiert wurde. Fairness hängt vom Einzelfall und von der Situ- ation ab. Der Anwalt war ein guter Verkäufer, der den Ankerpreis nicht in nackten Zahlen auf den Tisch legte, sondern in Form eines Tagessatzes, der, bezogen auf ein Jahr als 1/365, ziemlich klein Der Preis wird nicht nur durch Angebot und Nachfrage gebildet, sondern auch aussieht. Tagessätze sind fair und werden auch durch die Erwartungen an die Zahlungsbereitschaft der Kunden – bei uns als gerecht angesehen. Geldstrafen wer- weshalb Eis in Fußgängerzonen von Metropolen teurer ist als am Stadtrand. den auch in Deutschland in Form von Tagessät- zen, die sich am Gehalt des Straftäters orientie- ren, ausgesprochen. Wer wenig verdient, muss prof. dr. nur wenig zahlen, wer viel verdient, eben mehr. kai-markus müller Es wird also durchaus als fair angesehen, einen ist Gründer der Neuromarketing Labs, einer High-Tech-Agentur, die Preis in Relation zu demjenigen zu setzen, der ihn innovative Ansätze basierend auf bezahlen soll. Hirnscans und Reaktionszeiten für Zweitens: Wer viel fordert, bekommt auch viel. die Preis-, Produkt- und Werbe- Wenn derjenige, der über die Höhe eines Preises forschung einsetzt. Neben seiner Geschäftsführungstätigkeit bei und die Fairness dieses Preises urteilen soll, den Neuromarketing Labs lehrt er keinen Maßstab hat, an dem er sich orientieren als Professor für Consumer Beha- kann, wird die Forderung selbst zum Maßstab. vior an der HFU Business School in Villingen-Schwenningen. Zuvor ar- Der Text ist ein Auszug aus dem beitete er als Neurophysiologe am Buch Kai-Markus Müller: „NeuroPricing. Wie Kunden über Preise US-Gesundheitsministerium und als Consultant bei einer internatio- denken“, Haufe Verlag, 29,95 Euro, ISBN: 978-3-648-03025-7. nalen Strategieberatung. Mit freundlicher Genehmigung des Autors. 10
„sehnsucht nach einfachheit und emotion“ neuromarketing-vordenker hans-georg häusel zeigt, wie gefühle beim einkaufen wirken Die Hirnforschung hat zahlreiche Erkenntnisse Die Anzahl an Marken und Produkten und de- gewonnen, wie Verbraucher Kaufentschei- ren Werbebotschaften nehmen seit Jahren zu. dungen fällen und wie Werbung am besten Doch nur wenige Marken gelangen in das „Re- Kauf-Trigger setzt. Die Disziplin, die sich diesem levant Set“ der Konsumenten, was Vorausset- Thema widmet, heißt Neuromarketing. Ein Ziel: zung für eine Kaufentscheidung ist. Was raten möglichst effiziente Werbemaßnahmen kreie- Sie Firmen angesichts dieser schwierigen Kon- ren. Hans-Georg Häusel gilt als einer der Vor- stellation? denker im Neuromarketing. Der Hirnforscher In das „Relevant Set“ kommt man, wenn man so- mit langjähriger Beratungserfahrung zeigt im wohl von der Produktfunktion wie auch von der Interview, wie Kaufentscheidungen im Gehirn Emotion genau ins Herz, also limbische System des Kunden wirklich fallen: weitgehend unbe- seiner Zielgruppe trifft. Das setzt voraus, dass wusst und immer emotional. man seine Zielgruppe wirklich kennt und spürt. Ein gutes Tool sind dafür sogenannte Buyer Personas. 11
Man entwickelt also personas einzelner Käu- fassen und erleben kann. Und Mitarbeiterinnen fergruppen und sucht jeweils nach deren emo- und Mitarbeiter, die in der Lage sind, mit Herz tionalen Triggern? und Sachverstand Kunden zu beraten. Ja, Buyer Personas repräsentieren den Kern und Wie weit ist der Einzelhandel bei dieser Heraus- den Mittelpunkt der Zielgruppen. Ihre Aufgabe forderung? ist es, Zielgruppen lebendig und erlebbar zu Wie überall im Leben gibt es Leuchttürme, die machen und gleichzeitig ein tiefes Verständnis das längst in die Praxis umsetzen, und gleich- für ihre Wünsche, Bedürfnisse aber auch Abnei- zeitig gibt es Schläfer, die das Signal der Stunde gungen zu erzeugen. ignorieren. Leider sind die Schläfer noch in der Welche Rolle spielt das limbische System da- Überzahl. bei? Im E-Commerce ist der emotionale Aspekt oft Jede Entscheidung hat eine emotionale Basis. nicht besonders stark ausgeprägt. Warum ist Das Hauptzentrum für Emotionen im Gehirn ist beispielsweise Amazon dennoch so erfolg- das limbische System. Dort muss ich deshalb reich? ansetzen, wenn ich erfolgreiches Marketing Auch Amazon ist hochemotional. Die emotio- machen möchte. nalen Werte, die mit Amazon verbunden sind, Wie funktioniert das limbische System im sind Vertrauen (Preisvertrauen, Produktver- Wechselspiel mit anderen Hirnpartien? trauen, Prozessvertrauen), Kontrolle/Effizienz Das limbische System ist keine funktionale, und Einfachheit. abgeschlossene Einheit im Gehirn. Es ist eher Sie raten Unternehmen oft, zwei Dinge zu be- eine Sammelbezeichnung für die Hirnbereiche, achten: zu emotionalisieren und, wie gerade die überwiegend mit emotionalen Prozessen von Ihnen erwähnt, es ganz einfach zu machen. beschäftigt sind. Aus dem limbischen System Bei welchem Unternehmen oder Produkt sehen kommen unsere Wünsche und Bedürfnisse – Sie ein best practice für diesen Ansatz? andere Hirnbereiche, wie zum Beispiel das vor- Absolutes Vorbild ist Apple. dere Großhirn, helfen dabei, diese Wünsche in Wenn zu viele Marken diesem Ansatz folgen, konkrete Planung und in die Tat umzusetzen. droht dann eine Abstumpfung, weil Konsu- Der stationäre Einzelhandel klagt über rückläu- menten dies durchschauen, das Unterbewusste fige Kundenfrequenzen. Mit welchen Mitteln also nicht mehr so relevant für den Kaufpro- kann der stationäre Handel dem entgegenwir- zess ist? ken? Und wie kann Neuromarketing dabei hel- Nein, weil die Sehnsucht nach Einfachheit und fen? Emotion unstillbar sind. Die Antwort lautet: die emotionalen Vorteile des Einzelhandels auszuspielen. Diese sind: Pro- dukte, die man in einer schönen Umgebung an- 12
Das heißt also, dass Einfachheit und Emotion gar nicht unbedingt unterbewusst wirken, son- dern sich der Käufer dessen bewusst ist? Der Prozess beginnt immer im Unbewussten. Wir erleben das dann aber in unserem Bewusst- sein als unseren Wunsch und unser Bedürfnis. Die Firma Cambridge Analytica kombiniert Da- ten zum Konsumverhalten mit denjenigen des Kunden. Ist die radikale Zielgruppenfokus- sierung und Personalisierung die Zukunft des Marketings? Auch wenn CA mit einem veralteten Persönlich- keitsmodell arbeitet (OCEAN/NEO5), ist der Weg richtig, aus Kaufdaten und Likes die Persönlich- keitsstruktur seiner Kunden zu kennen. Diese erklärt zwar nicht unser ganzes Kaufverhalten, hilft aber trotzdem, den Kunden und seine Wün- sche besser zu verstehen und zu treffen. Wie funktioniert das im Detail? Kunden drücken durch ihre Likes ihre Interes- sen, Vorlieben und Abneigungen aus. Wenn eine Kundin eine hippe Modemarke und einen bestimmten Kosmetik-Blog liked, gibt das Hin- weise darauf, dass sie eine eher extravertierte Persönlichkeitsstruktur hat. Je häufiger sie ähn- liche Likes ausführt, desto größer ist die sta- tistische Wahrscheinlichkeit, dass diese Ver- mutung stimmt. Man kann das Ganze auch mit semantischen Analysen machen. Viele Worte haben einen emotionalen Kern, und durch die Analyse der Worte, die jemand in Mails oder Posts benutzt, bekommt man Hinweise auf sei- ne Persönlichkeit. Eine dritte Möglichkeit, die heute schon benutzt wird, ist die Analyse von den Selfies, die eine Nutzerin postet. Aus den Gesichtsausdrücken kann man grob auf ihre Persönlichkeit zurückschließen. Wo liegen die Grenzen des Neuromarketings? Die Grenzen liegen da, wo die Hirnforschung keine Erklärung mehr bietet. Das ist insbeson- dere bei soziokulturellen Faktoren der Fall, die beim Kauf ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Die Fragen stellte Daniel Lenz dr. hans-georg häusel ist Diplom-Psychologe und zählt international zu den führenden Ex- perten in der Marketing-, Verkaufs- und Management-Hirnforschung. Er ist Autor vieler Wirtschaftsbest- seller, darunter „Brain View – Wa- rum Kunden kaufen“ (Haufe Verlag, ISBN 978-3-648-06536-5). 13
ich bin, was ich Die nachfolgenden Texte sind Aus- züge aus dem Buch: Dr. Hans-Georg suche – mit Häusel, Dr. Harald Henzler: Buyer Personas. Wie man seine Zielgrup- pen erkennt und begeistert. Haufe Verlag 2018, ISBN 978-3-648-10392- google auf der 0 (Print), ISBN 978-3-648-10395-1 (E-Pub) spur unserer personas baren Masse verschwindet. Denn die Big Data interpretieren sich nicht selbst und unsere be- grenzten Gehirne sind kaum mehr in der Lage, in dieser Datenflut zu erkennen, was wichtig oder harald henzler und unwichtig ist. Jede und jeder schaut auf die Da- ten und zieht seine eigenen Schlüsse. Aber ähn- lich wie bei einem Tausendfüßler mit Störungen hans-georg häusel über in der Bewegungskoordination kann die Summe der Einzelbewegungen am Schluss sogar Still- über die bedürfnisse der stand bedeuten, wenn sie nicht koordiniert und synchronisiert werden. Damit Unternehmen und ihre Mitarbeiter ihre kunden und ihr Kraft einheitlich fokussieren und dadurch hand- lungsfähig bleiben, ist es notwendig, sich nicht von Daten hilflos überschwemmen zu lassen, verhalten im netz sondern Filter einzubauen, die hinsichtlich der Kunden das Wichtige vom Unwichtigen trennen. „L aut einer Cisco-Studie werden bald 4 Mil- liarden Menschen mit 24 Milliarden Gerä- ten das Internet nutzen - dabei werden jährlich Genau das ist die Aufgabe von Buyer Personas. Buyer Personas helfen, das Unternehmen auf seine Kernzielgruppen und ihre Bedürfnisse zwei Zetabyte Daten übertragen (= 2 Billion auszurichten. Gleichzeitig sind sie ein Wahrneh- CD’s). Diese Datenmenge soll sich in den näch- mungsfilter, der dafür sorgt, dass man sich in sten drei Jahren verdreifachen. Man sieht: Die der Datenflut nicht verliert, sondern seine Kern- digitale Revolution führt zu einer exponentiell zielgruppen im Auge behält. Buyer Personas, oft wachsenden Datenexplosion und ein Ende die- abgeleitet aus der Markenpositionierung, rich- ser Entwicklung ist nicht abzusehen. ten das Unternehmen also konsequent auf die Auf der anderen Seite steht der Mensch mit Bedürfnisse seiner Kernzielgruppe(n) aus. seinem Gehirn. Dieses Gehirn ist zwar ziemlich Aber was sind das für Bedürfnisse? Hier laufen leistungsfähig, aber weitgehend mit sich selbst wir ebenfalls Gefahr, den Wald vor lauter digi- beschäftigt. Nur Bruchteile eines Prozents der talen Bäumen nicht mehr zu sehen. Auf vielen Information, die von außen auf uns einströmt, Veranstaltungen machen Digital-Gurus einer gelangt in unser Bewusstsein. Zudem ist unser staunenden Menge klar, dass der Kunde von Gehirn ein kognitives Sparschwein: Es verar- heute und der Kunde in der digitalen Welt ein beitet ca. 60-100 Bits in der Sekunde. Während völlig anderer wäre, als der, den Unternehmen also immer neue Technologien für eine weitere bis dato bedient hätten. Aber ist das wirklich so? Zunahme der Datenexplosion sorgen, geht die Hier hilft ein erneuter Blick in die Hirnforschung. Entwicklungsgeschwindigkeit des mensch- Hinter allem, was wir kaufen und was uns wich- lichen Gehirns gegen Null. Unser Gehirn und sei- tig ist, stehen unsere Emotionssysteme im Ge- ne Architektur haben sich in den letzten 30.000 hirn: Sie treiben uns an, sie bewerten und sie Jahren nicht verändert. bilden unsere Grundbedürfnisse. Die Emotions- Insbesondere im Marketing und im Vertrieb systeme sind seit Millionen Jahren die gleichen stehen wir vor der Situation, dass die digi- und werden es auch in Zukunft sein – und auf tale Sphäre (inkl. Google, Amazon, Facebook ihnen basiert die menschliche Persönlichkeit. & Co.) uns mit immer mehr Information und Diese Grundpersönlichkeit eines Kunden sorgt immer mehr Daten über unsere Kunden über- für einen relativ stabilen Präferenz- und gleich- schwemmt und dieser in einer unüberschau- zeitig ach Abneigungs-Korridor. 14
Eine Beispielkampagne bei microm, die je nach Zielgruppe andere Cluster bildet (Quelle: microm GmbH) Genau hier zeigt sich die Aufgabe von Buyer Ich bin, was ich suche - mit Google auf der Personas: nämlich seine Kernzielgruppe zu- Spur unserer Personas nächst emotional zu verstehen und zu beschrei- ben und danach, aus dieser tiefen Empathie he- „Wenn wir im Netz auf der Suche sind, ähneln raus, solche Produkte und Angebote für sie zu wir Jägern. Und weil wir uns unbeobachtet fühlen, entwickeln, die genau in ihren emotionalen Kor- geben wir unser Innerstes durch unser Suchver- ridor passen. halten preis. Unsere Suchhistorie verrät viel über An dieser Stelle dann einzuwenden, dass die unsere Wünsche und Neigungen. Sie verrät mehr digitalen Angebote doch nichts mehr mit der als Befragungen, denn der Click auf einen Link analogen Welt zu tun hätten und damit auch ist näher an unseren wahren Wünschen als jede der Kunde ein anderer wäre, ist leider falsch ge- dreimal vom Großhirn geprüfte und rationali- dacht: Die digitalen Angebote sorgen im Prinzip sierte Antwort in einer Umfrage. Bei Umfragen nur dafür, dass unsere vorhandenen Bedürfnisse ist die Vermeidung des Hawthorne-Effekts (das schneller, schöner, einfacher und besser erfüllt Verhalten von Versuchspersonen wird verän- werden – die Grundbedürfnisse, die diese Ange- dert, wenn sie wissen, dass sie an einer Unter- bote treiben, sind aber die gleichen. Die digitale suchung teilnehmen) eine der größten Heraus- Welt verändert den Menschen als solchen fast forderungen. Denn der Befragte ist im Moment nicht, was sie aber ganz dramatisch verändern, der Befragung schon nicht mehr in seiner »natür- ist seine Lebensführung! lichen« Umgebung, sondern reflektiert sie. Und er Genauso wie das Spül-WC, der Kühlschrank und reagiert je nach Kontext auf den Fragenden, der das Auto unser Leben erheblich verändert haben, auch ein Softwareprogramm sein kann. Da sich verändern auch die digitalen Angebote unser Le- der Mensch als soziales Wesen meist so verhält, ben. Weil die digitalen Angebote und Möglich- wie es sozial erwünscht ist, nimmt er oft die er- keiten viel schneller zu realisieren und zu trans- wünschte Antwort vorweg und passt sich an. portieren sind als physische Produkte, ist diese Aber das vermeiden wir, wenn wir im Netz su- Veränderung viel umfassender und erfolgt in ei- chen. Wir handeln unmittelbarer, weil (und wenn!) ner atemberaubenden Geschwindigkeit. wir uns unbeobachtet fühlen. Wir sind, was wir Bei der Formulierung, Entwicklung und Nutzung suchen! Wer sich damit näher beschäftigen will, von Buyer Personas bedeutet das, dass wir uns dem empfehlen wir das Buch des US-Psycholo- in einer relativ stabilen Welt aufhalten, wenn gen Seth Stephens-Davidowitz „Everybody lies”. es um die Persönlichkeitsmerkmale der Kunden Er zeigt an vielen eindrucksvollen Beispielen, dass geht. Gleichzeitig bewegen wir uns aber in einem sich Menschen anders verhalten, als sie in klas- extrem volatilen Kontext, wenn wir deren (digi- sischen Umfragen angeben, dass aber ihr wahres tales) Alltagsverhalten betrachten. Beide As- Verhalten durch ihr Suchverhalten im Netz we- pekte müssen wir deshalb intelligent verknüp- sentlich besser vorausgesagt werden kann. fen.“ 15
Über Google Trends lässt sich schnell erkennen, ob z. B. das Thema „Bu- yer Persona“ in Deutsch- land in den letzten Jahren häufiger gesucht wurde oder nicht. An dieser Aus- wertung vom September 2017 lässt sich zumindest ablesen, dass das Buch im Trend liegen dürfte. Die Keywords auf Google spiegeln das Suchver- Sag mir, was du suchst, und ich weiß, halten wider und zeigen, wer nach welchem Be- wer du bist! griff sucht. Metadaten können hier gezielt ein- Auf diese Formel könnte man das hier vorgestell- gesetzt werden, um das Suchvolumen, lokale te Vorgehen bringen. Wir untersuchen unsere Präferenzen und Zeiten zu erkennen. Allein über Kunden indirekt durch ein Beobachten ihres Ver- Google Trends lässt sich schnell feststellen, ob haltens im Netz, d. h. die Suche und den Umgang ein Begriff in den letzten Jahren in welcher Regi- mit den Produkten, die sie interessieren. Fassen on häufiger oder weniger häufig gesucht wurde. wir aus den vorgestellten Beispielen nochmal Man erhält also eine Fülle an Daten, die ohne zusammen, wie das Zusammenspiel von Online- viel Aufwand gewonnen werden können. marketing und der Entwicklung unserer Personas Eine Kampagne bei microm differenziert zu- funktionieren kann. nächst die verschiedenen Zielgruppen. Jede Im ersten Schritt müssen die zentralen Merk- Zielgruppe erhält ein eigenes Keyword-Cluster, male eines Angebots festgelegt werden, damit das ihre Interessen bestmöglich definiert. Im dieses auch im Netz auffindbar ist. Im zweiten Laufe der Kampagne werden diese Keywords Schritt muss der Kunde im Netz angesprochen getestet. Der beste Match von Keyword, Regi- werden, der sich für genau diese Metadaten inte- on und Angebot des eigenen Produkts mit den ressiert. Und hier wird es spannend. Denn Meta- Clicks der Zielgruppen ist die Basis für die wei- daten sind die Währung des digitalen Marketings. tere Vermarktung und unter Umständen auch Abb. 40: Erweitert man die Abfrage auf die Suchenden weltweit, lässt sich so- gar ein noch deutlicherer Trend erkennen. Dass in den Niederlanden und Spanien/ Kolumbien/Mexiko ebenfalls ein hohes Interesse an dem Thema besteht, legt die Vermutung nahe, dass man Lizenzen des Titels für eine holländische und spanische Ausgabe verkaufen könnte. Der Titel des Buchs ist hier das Merkmal, mit dem man seine Zielgruppe identifiziert, als „alle, die nach Buyer Persona googeln“. 16
Geht man jetzt noch einen Schritt weiter und prüft im Google-Keyword-Planer, wie häufig diese Suchanfragen erfolgen und wie viel Geld man für die Belegung des Keywords ausgeben muss, so er- hält man dadurch nochmal Hinweise auf die Häu- figkeit und Bedeutung dieses Merkmals für meine Zielgruppe. eine Anpassung des Angebots. Rolf Küppers von Neukunden, für die Leadgenerierung. Wenn ich microm formuliert das so: „Wir bilden zu jedem also das Buch Buyer Personas bewerben will, Produkt und zu unseren Kunden Keyword-Clu- so kann ich über Google oder andere Anbieter ster. Das sind im Grunde Metadaten, die einer- die oben benannten Metadaten zu meinem Pro- seits die Merkmale des Angebots erfassen und dukt testen und sehen, wie viele Interessenten andererseits die verschiedenen Interessen der am Suchbegriff „Buyer Persona“ auf meine An- Zielgruppe. Dabei gibt es zentrale Begriffe und zeige klicken und dann auf meiner Landingpage Begriffe am Rand, die die Zielgruppe beschrei- wiederum auf das beworbene Produkt. ben. Bei der Vermarktung über Google Adwords Leads sind Kunden, die schon einmal aktiv macht man nichts anderes, als Wetten auf diese Interesse für ein Thema geäußert haben und Begriffe abzuschließen und sie zu testen. D. h., dann ihre Kontaktdaten hinterlassen. Sie sind wir nehmen zunächst die Begriffe im Zentrum, also potenzielle Käufer, von denen man im er- die, von denen wir ausgehen, dass sie besser sten Schritt im besten Fall schon eine Adresse ›matchen‹. Und dann testen wir weiter, bis wir hat. Ich kann über das Suchverhalten testen, ob zu einem guten Ergebnis kommen, bei dem sich Kunden sich wirklich für mein Buch „Buyer Per- Produkt und Kunde bestmöglich finden.“ sonas” interessieren. Aber dabei bleibt es nicht, Durch Metadaten kann man erkennen, wie denn Google öffnet hier seinen Datenschatz, viele Kunden sich wo und wann für was inte- um ihn zu monetarisieren. Google schlägt mir ressieren. Sie lassen sich in Zahlen übersetzen verwandte Suchbegriffe vor, die statistisch ge- und werden damit zum wichtigen Instrument im sehen auch zu einer hohen Trefferquote führen Marketing. können. Zu meinen schon definierten Meta- Der Ablauf sieht hier idealerweise wie folgt aus: daten für mein Produkt erhalte ich weitere Vor- 1. Produkt analysieren und Metadaten festle- schläge, die meine Zielgruppe besser beschrei- gen. ben könnten. 2. Diese Metadaten einzeln im Netz abgleichen Aufgrund der klaren Messbarkeit im Online- und die Größe der Zielgruppe sowie weitere marketing können die Aufwände für Werbetrei- demografische Angaben erfassen. bende und Marktforscher im Vergleich zur tra- 3. Die demografischen Angaben mit den Meta- ditionellen Werbung in Zeitschriften oder dem daten so verschränken, dass eine deutliche Fernsehen mit ihrem hohen Streuverlust und Korrelation sichtbar wird. fixen Kosten gut kalkuliert werden. Und sie sind 4. Diese Korrelation nutzen, um die eigene vor allem für Tests nutzbar, weil schon für rela- Persona besser zu definieren. tiv wenig Geld Erfahrungswerte vorliegen. Der Google-Keyword-Planer kann hier bei- spielhaft stehen für die Möglichkeiten, das Netz Arbeit mit Metadaten auf relevante Eigenschaften von Produkten und Der Verlag hat bei der Entscheidung für dieses Personas zu durchsuchen. Aufgrund der Markt- Buch mehrere entscheidende Keywords fest- dominanz von Googles Suchmaschine deckt gelegt. Diese reichen vom Autor „Häusel“ über man ca. 90 % der im Netz suchenden Bevölke- „Limbic“ bis zu »Buyer Personas«. Mit einer Liste rung ab. Da von der Gesamtbevölkerung etwa von 10-30 Keywords kann er jetzt starten und 80 % online sind (mit steigender Tendenz und eine einfache Landingpage erstellen, die wiede- mit Unterschieden in den Bevölkerungsgrup- rum auf den eigenen Shop führt. pen), ist die Aussagekraft im Vergleich zu her- In der Testphase kann der verantwortliche kömmlichen Marktforschungsinstrumenten Marketer verschiedene Keywords ausprobie- sehr hoch. ren und erkennen, welche besser funktionieren. Die Häufigkeit von Suchanfragen ist ein ökono- Setzt er die Methode des A/B-Testings richtig misch relevanter Wert und spiegelt sich im Preis ein, können so die Keywords identifiziert wer- für Keywords wieder. Je nach Unternehmen und den, die besonders viel Erfolg haben. Nach die- Branche und Thema und Zeitpunkt verändert sem Test zeigt sich vielleicht eine Bestätigung sich der Preis, den man für ein Suchwort zahlt. für die angenommenen Keywords, aber mei- Aber es ist das Mittel für die Gewinnung von stens erkennt man jetzt, dass die Kunden an- 17
sonas zu verfeinern und die einmal getroffenen Annahmen zu überprüfen. Crossmediales Marketing oder „Kunden, die sich dafür interessiert haben, haben auch ...“ Einen Kunden zu halten ist in der Regel billiger, als einen neuen zu gewinnen. Ob man die klas- sische Regel anwendet, dass ein Neukunde so viel Umsatz bringt wie sieben Altkunden, sei da- hingestellt. Fakt ist, dass Bestandskunden ein hohes Gut sind – und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sie beim Unternehmen ein weiteres Produkt kaufen. Denn das Vertrauen ist da und der Beweis wurde erbracht, dass Interesse vor- handen ist. Es macht deshalb Sinn, die jetzt schon erar- beiteten Metadaten zu den eigenen Produkten neu zu kombinieren. Am Beispiel des Buchs über „Buyer Personas“ heißt das, dass man dieses Buch jetzt allen bisherigen Kunden anbieten kann, die schon einmal auf die Metadaten re- Tool von BIC media für Buchverlage zur Empfehlung von Titeln agiert haben, die zu diesem Produkt gehören. Und das könnten, sehr naheliegend, z. B. die fol- genden sein: ders ticken als angenommen. Es könnte sein, • weitere Bücher des Autors „Häusel“ aus dem dass Schlagworte wie »CRM« oder »Vertrieb« Programm; mehr Kunden anlocken, dass Kombinationen • weitere Bücher zu den Themen „Limbic“, wie „Limbic“ und „Buyer Persona“ weniger stark „Marketing“, „Verkauf“ etc., d. h. den Oberka- funktionieren wie »Kundenanalyse« und „Lim- tegorien; bic“. Wer weiß. • weitere Bücher der Reihe Sachbuch mit Der Verlag könnte jetzt die einmal entwickelte einem ähnlichen Preisgefüge. Persona zum Thema »Buyer Persona« weiter In der Buchbranche wird so etwas InBook-Mar- optimieren, um sie dann für die weitere Pro- keting genannt. Sie haben fasziniert und be- grammentwicklung zu nutzen. Über Google geistert die letzten Seiten eines Mankell-Ro- Analytics erhält man durch diese zusätzlichen mans gelesen und wünschen sich gleich noch Tests noch weitere nützliche Angaben, die von einmal ein so schönes Erlebnis? Hier der näch- Bewegungen auf den Seiten bis zur Größe der ste Titel! Und je besser diese Empfehlung ge- Zielgruppe oder den Interessen reichen können. speist ist aus den vorliegenden Erkenntnissen Durch Marketingaktionen und A/B-Tests kön- über die Suche nach dem Titel, die Metadaten, nen wiederum die Annahmen über die eigenen die der Kunde mit dem Titel verbindet, desto Personas dem folgend überprüft werden. höher die Wahrscheinlichkeit für ein befriedi- Für einen Einzeltitel in einem Buchprogramm gendes Kundenerlebnis. macht das sicher wenig Sinn. Hat man jedoch ein Oben abgebildet findet sich ein Tool von BIC breites Portfolio, das sich an eine ähnliche Ziel- media für Buchverlage. Verlage können hier gruppe richtet, dann sollte man folgerichtig da- festlegen, welche Titel den eigenen Kunden von für auch seine Zielgruppe im Blick haben. Denn eBooks angeboten werden sollen. Je besser das Prinzip „Kunden, die sich dafür interessiert im Vorfeld analysiert wurde, wofür sich genau haben, haben auch ...“ funktioniert besonders der Käufer interessiert hat, desto besser kön- gut bei den eigenen Kunden. Crossmarketing nen jetzt auch weitere Empfehlungen ausge- funktioniert dann, wenn an die Erstprodukte sprochen werden. Machen Sie den Test bei sich anschließend das richtige, folgende Produkt selbst: Was sollte Ihnen der Verlag empfehlen empfohlen werden kann. als nächste Lektüre? Ein weiteres Buch von Hier schließt sich der Kreis von den eigenen H.-G. Häusel, etwas zu Onlinemarketing oder Produktmetadaten zum crossmedialen Marke- Touchpoint-Management oder gar zu Chan- ting. Die Erfahrungen aus Marketingaktionen ge-Management, weil Sie Ihr Unternehmen ab können genutzt werden, um die eigenen Per- jetzt gründlich umkrempeln wollen und kun- 18
dienstleister denzentriert aufbauen müssen? Nicht so naheliegend, aber ebenso denkbar stellen wären ganz andere Kombinationen wie Titel zu den Spezialthemen CRM oder Onlinemarketing, sich vor digitale Veränderungen in Unternehmen oder Anwendungsweisen von Google Trends. Und diese kann man erst erkennen, wenn man ent- weder die Kundeninteressen getestet oder be- fragt oder durch Nutzungsdaten erfasst hat. peter starke Da wir Personas in der Regel nicht einsetzen, metadatenspezialist um die Menschheit besser zu verstehen, son- optimierung produktdaten dern um im Rahmen unserer Aufgaben in Unter- nehmen dort für mehr Umsatz zu sorgen, ist es wichtig, diese Verknüpfung von Personas und Produktangebot auch früh zu nutzen. Denn mit diesem Instrumentarium kann man das eigene Portfolio besser vermarkten. Wichtig: Die Metadaten sind die Basis für die Zielgruppenansprache im Netz. Durch ein kon- tinuierliches Monitoring der Zielgruppen ist es jetzt auch möglich, die »Metadaten« über meine Kunden zu erarbeiten, die sie auch wirklich inte- ressieren. In einem dritten Schritt können diese weiter verdichtet werden im eigenen CRM." Eigentlich begann alles mit mei- ner Mutter, einer leidenschaftlichen Buchhändlerin, die mich schon im Alter von 10 Jahren zur Buchmes- se mitnahm. Später trat neben die dr. hans-georg häusel Begeisterung für die Welt der Bü- ist Diplom-Psychologe und zählt cher die Faszination von den neuen international zu den führenden Ex- Möglichkeiten der Informatik. Fast perten in der Marketing-, Verkaufs- und Management-Hirnforschung. zwangsläufig wurde daraus der Me- Er ist Autor vieler Wirtschaftsbest- tadatenspezialist und die Firma Bay- seller, darunter „Brain View – Wa- soft, die nun schon mehr als 15 Jahre rum Kunden kaufen“ (Haufe Verlag, zwischen kreativen Buchmenschen ISBN 978-3-648-06536-5). und Technik vermittelt. 110 Verlage verlassen sich auf unsere webba- sierte Software itex-web.de, um die Daten ihrer Medienprodukte optimal an Kataloge und Shops zu verteilen, damit ihre Angebote besser gefun- den und häufiger gekauft werden. dr. harald henzler ist Geschäftsführer der smart di- Und auch Online-Buchshops schät- gits GmbH und hat als Geschäfts- zen unser Know How bei der Auf- führer in Verlagen und Gründer von wertung ihrer Kataloge. Start-ups langjährige Erfahrungen in der Entwicklung und Umsetzung digitaler Geschäftsmodelle. Auf www.smart-digits.com werden wöchentlich Analysen zu aktuellen Entwicklungen im digitalen Markt produkt: itex-web.de veröffentlicht und als Autor des e-mail.: itex_support@itex-web.de Werkes „Mobile Publishing“ (Ver- web: www.itex-web.de lag de Gruyter) ist ihm auch das Buch nicht fremd. interesse an diesem format? schreiben sie an anzeigen@digital-publishing-report.de 19
dpr keine lust auf google alerts? sechs kostenlose how-to alternativen social media monitoring stefan evertz O ft sind Google Alerts die erste Erfahrung von Unternehmen mit (Social Media) Monitoring. Allerdings gibt es mittlerweile gute Google-Al- Google-Alerts-Einstellungen: Diese Suche lässt sich über einige weitere Ein- stellungen zusätzlich eingrenzen: erts-Alternativen, die wir uns näher angesehen haben. Denn ob als Selbstständiger, Kleinun- Häufigkeit der Alerts (How often) ternehmer oder Blogger – ein umfangreiches • Wenn ein neuer Treffer gefunden wird Social Media Monitoring ist nicht immer leist- • Max. einmal täglich bar oder auch notwendig. Dennoch ist es auch • Max. einmal wöchentlich hier sinnvoll, im Blick zu behalten, ob und wie Quellen (Sources) über einen gesprochen wird. Eine klassische • Automatisch Recherche über Google und Co. kann schon ei- • News nen ersten Überblick bieten. Um kontinuierlich • Blogs neue Erwähnungen des eigenen Namens oder • Web Unternehmens zu identifizieren, gibt es aber in- • Video zwischen eine Reihe hilfreicher Alert-Tools, die • Bücher neue Erwähnungen finden und zum Teil sogar • Diskussionen per E-Mail darüber informieren. Am bekann- • Finanzen testen dürften dabei wohl die schon erwähnten Sprache (Language) Google Alerts sein, doch es gibt ebenfalls ko- • Alle Sprachen stenlose Google Alerts-Alternativen. • oder eingrenzbar auf eine spezifische Spra- Stärken und Schwächen der Google Alerts che, z. B. auf Deutsch, Englisch oder Chine- sisch Fast jeder kennt die Google Alerts und viele nutzen sie. Wer ein Google-Konto besitzt, kann die Google Alerts direkt damit nutzen. Aber auch ohne Google-Konto ist der Einsatz von Alerts möglich. Unter www.google.com/alerts erhält man zunächst einige Themenvorschläge für Alerts, kann also z. B. auch neue Erwähnungen von Ap- ple oder Amazon abonnieren. Über die Suchleiste kann man auch eigene The- men und Keywords eingeben. Wie bei der klas- sischen Google-Suche auch lassen sich hierbei verschiedene Keywords mithilfe von Suchope- ratoren wie „OR“ oder „AND“ miteinander kom- binieren. (In unserer Reihe „Die optimale Que- ry“ haben wir verschiedene Suchoperatoren vorgestellt. Auch Google bietet eine Übersicht, wie sich Web-Suchen optimieren lassen.) 20
Land (Region) Ergebnistyp • Alle Länder • Alles • oder eingrenzbar auf ein Land, z. B. Deutsch- • News land • Blogs Umfang der Ergebnisse (How many) • Diskussionen • Alle Treffer Sprache • Nur die wichtigsten Treffer • Alle Sprachen Auslieferung (Delivery to) • Einzelne Sprache, z. B. Deutsch Über den Button „Create Alert“ lässt sich der Häufigkeit Alert dann einrichten und wird ab sofort ausge- • Sofort liefert. Man kann beliebig viele Alerts zu unter- • Täglich schiedlichen Themen anlegen. • Wöchentlich Leider liefern die Google Alerts seit einigen Anzahl (der Ergebnisse) Jahren immer weniger, gefühlt zudem immer • Alle Ergebnisse schlechtere Treffer und das auch teilweise nur • Nur die relevantesten Ergebnisse mit erheblichem Zeitverzug. E-Mail-Adresse, an die der Alert geschickt wer- Talkwalker Alerts den soll. Bei Talkwalker können sich dabei auch die Er- Die Talkwalker Alerts beschreiben sich selbst gebnisse sehen lassen. Denn gerade für kleine als „die beste kostenlose Alternative zu Google Unternehmen oder Selbstständige, die nur sel- Alerts“. Mit dem Eigenlob ist das ja oft so eine ten von Dritten im Netz erwähnt werden, ist es Sache, aber hier ist es durchaus berechtigt. wichtig, möglichst viele Erwähnungen zu fin- Denn auch wenn die Talkwalker Alerts keine So- den. Und auch wenn man beim Einsatz von ko- cial Networks wie Twitter oder Facebook abde- stenlosen Tools immer davon ausgehen muss, cken, lassen sie die Google Alerts alt aussehen dass es Einschränkungen geben kann, erweisen und sind derzeit eine der besten kostenlosen sich die Talkwalker Alerts im Alltag als sinn- Google Alerts Alternativen überhaupt. In jedem voller Helfer. Fall sollten Sie mal einen Vergleichstest versu- Auch bei Talkwalker lassen sich unterschied- chen und die Abfragen, die Sie bei Google Alerts liche Alerts anlegen und über die Oberfläche eingerichtet haben, auch bei den Talkwalker Al- einfach verwalten. Beim Versand kann man über erts anlegen. die globalen Einstellungen des Kontos auch zu Talkwalker Alerts Einstellungen einem Versand als reine Text-E-Mail wechseln. Neben der Beobachtung von Namenserwäh- Die Einrichtung ist genauso einfach wie bei nungen lassen sich über Talkwalker natürlich Google. Bei der Suche lassen sich verschiedene auch gut Erwähnungen von Themen beobach- Keywords kombinieren. Folgende Einstellungen ten. Anstatt sich dafür alle Ergebnisse liefern zu sind für den Alert darüber hinaus möglich: lassen, kann man nur die relevantesten Ergeb- 21
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