Blog.talEntpro - TALENTpro Blog

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                                                                                        № eins von 2 / 2019
                                                                                             Preis: 18,00 €

                 news & Business intelligence für recruiting,
                  ta l e n t m a n a g e m e n t & e m p l o y e r B r a n d i n g

adTech und data analytics –
die Zukunft des Recruiting?

game changer –                                                             Beschäftigtendatenschutz
google4Jobs                     algorithmen und Ethik                      nach der dsgVo

                          b l o g . ta l e n tp r o . d e / m aG a Z i n
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2

                                                                               Werden Sie zum
                                                                                   Recruiting-Hero
      Online-Weiterbildung im Recruiting                                                                Wir verraten wie:
                                                                                                          TALENTpro | Stand H.07

             Name:                Recruiting-Hero                                                                         FAKTEN
             Reichweite:          360°-Recruiting
             Superhelden-Gruppe: digital-recruiter.com
             Helden-Status:       Premium-Videotutorial de luxe, Klasse A++
             Superkräfte:         „Recruiting-Hero“ zieht durch eine von ihm inhalierte Online-Weiterbildung im Recruiting qualifizierte
                                  Mitarbeiter magisch an. Seine Kraft ist so stark, dass selbst IT-Fachkräfte an ihm kleben bleiben. Mit
                                  seinem Laserblick erkennt er Talente sofort und bindet sie in sein Netzwerk ein. Durch seine Adern
                                  fließen Recht und Active Sourcing.

                                       Hier ein Auszug unserer zufriedenen Kunden:

    AQ UITAS                                                                           INGENIEURGESELLSCHAFT
     WE EXTEND YOUR NETWORK.

                                          www.digital-recruiter.com
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Editorial                3

Editorial
Liebe Expertinnen und Experten für Recruiting, Talentmanagement &
Employer Branding,

Einige von Ihnen fragen sich vielleicht, wieso jetzt auch noch ein lifestyligeres
Magazin für unsere Branche – reichen nicht die immer schon top aktuellen
Beiträge im Blog um die neuesten Entwicklungen im Recruiting und Perso-
nalmarketing zu verfolgen? Wir finden, nein. Denn die vorliegende brandneue
Erstausgabe des blog.TALENTpro-Magazins bietet Ihnen journalistisch auf-

                                                                                                                                              © Marcus Seip
gearbeitetes Hintergrundwissen für die Trends im Recruiting und Personal-
marketing. Die Macher der Szene kommen zu Wort und unterstützen uns
dabei, Themen einzuordnen und tiefer gehend zu bewerten.

Fachliche Tiefe, aber mit Spaß – das ist die Mission von blog.TALENTpro-
Magazin. Als Herausgeber bin ich, Alexander R. Petsch, seit mehr als 20 Jahren      Ob früher als Chefredakteur bei acquisa oder Autor für W&V oder andere
im HR-Markt aktiv, und zwar an der Schnittstelle zwischen HR- und Recruiting-       Branchenmagazine – ich, Raoul Fischer, habe die Erfahrung gemacht, dass
Verantwortlichen einerseits und Dienstleistungs- und Lösungsanbietern an-           die Themenfelder Personal, Marketing und Digitalisierung untrennbar zu-
dererseits. Neben HR-Messen und Kongresse der børding messe publiziert              sammengehören. Als Kommunikationsberater weiß ich zudem, wie wichtig
das HRM Research Institute für HR-Verantwortliche, vernetzt diese und bildet        es für Unternehmen ist, Menschen direkt anzusprechen und nach außen und
Recruiterinnen und Recruiter aus. Wir finden es fehlt ein Fachmagazin für die       innen ein authentisches Bild zu vermitteln. Neue digitale Lösungen unter-
Entwicklungen im Employer Branding und Recruiting. Es soll aber nichts op-          stützen sie dabei. Ich freue mich darauf, diese Trends für die Recruiting-Szene
tisch „Trockenes“, mit „look & feel“ einer klassische Fachpublikation sein, dafür   in diesem Magazin auf eine neue Art aufzubereiten.
aber um so mehr mit viel fachlicher Tiefe überzeugen, mit Insidern gemacht
sein und mit anspruchsvollem Grafikdesign und Bildsprache begeistern. Die-          Das Timing der Publikation dieser Erstausgabe ist natürlich kein Zufall. Wir
se Lücke schließen wir mit dem blog.TALENTpro-Magazin – ganz gegen den              nehmen die Messe TALENTpro in München am 13./14. März zum Anlass die
digitalen Trend. Oder vielleicht in Kombination mit das blog.TALENTpro im           Themen des Blogs sowie des Magazins weiter zu diskutieren. Von nun an
digitalen Tend. Ich bin sehr froh, mit Dr. Connie Voigt und Raoul Fischer dafür     erscheinen wir zwei Mal im Jahr.
zwei erfahrene Chefredakteure begeistern zu können, die Expertise von ver-
schiedenen Seiten in genau diesen Themenfeldern zusammenbringen.                    Viel Vergnügen bei all dem wünschen,

Als ehemalige Chefredakteurin des größten Schweizer Personalfachmagazins            Dr. Connie Voigt       Raoul Fischer          Alexander R. Petsch
HR Today, fühle ich, Connie Voigt, mich seit Jahren als Teil der Zunft und sehe     Chefredakteurin        Chefredakteur          Herausgeber
nun mit großer Freude, dass sich die Arbeit des HRM mit der Digitalisierung
vorwärtsbewegt. Aus meiner Zeit als Kommunikationsleiterin des globalen
Airline Catering Konzerns Gate Gourmet International und als Executive
Coach sind mir teils mühsame Transformations- oder Change-Prozesse in
Unternehmen mehr als vertraut. Diese organisationspsychologischen Pro-               Die Bild-Welt des blog.TALENTpro-Magazins
zesse spiegeln sich auch in meiner Promotionsarbeit und in meinem gerade
erscheinenden Fachbuch zu virtueller Wissenskommunikation wieder. Es                 Bilder sind wichtig für ein Magazin. Sie ziehen hinein, unterhalten, wecken
macht mir großen Spaß die Kombination dieser Wirkungsfelder in diesem                Gefühle. Für das blog.TALENTpro-Magazin haben wir zusammen mit
Magazin für Sie liebe Leserschaft zu kanalisieren.                                   Christian Zeiler darum ein eigenes Konzept entwickelt. Eine Bildidee soll
                                                                                     sich durch das ganze Heft hindurchziehen. Diese greift die Themen auf,
                                                                                     geht aber mehr in Richtung Inspiration und Emotionalisierung als Illus-
                                                                                     tration. In der vorliegenden Ausgabe ist es die Kombination aus Bildern
                                                                                     des farbenfrohen Holi Festivals mit Algorithmen des digitalen Zeitalters.
                                                                                     Das Digitale durchzieht unser Leben und Arbeiten – und so auch das
                                                                                     Recruiting.
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4   B e s s erm a c h er d i e s er A u s g a be

                Die
         Bessermacher
            dieser Ausgabe
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B e s s erm a c h er d i e s er A u s g a be       5

Barbara Braehmer – Intercessio           Gerhard Kenk – Crosswater Web Services          Christine Tolksdorf – Süddeutsche Zeitung

Malte Balmer – Otto                      Ralf Kuncser – Raven51                          Robindro Ullah – Trendence Institut

Hans Diegruber – B2B Insider             Steffen Michel – MHM Systemhaus                 Heike Wegenaer – Königsteiner Agentur

Jo Diercks – Cyquest                     Ute Neher – Deutsche Telekom                    Karolin Widmann – SKW Schwarz

Chris Felgner – HRM Research Institute   Elton Schwerzel – TALENTSOFT                    Ralph Wiechers – Deutsche Post DHL

Dominik Hahn – Allianz                   Carsten Tabatt – Digital-Recruiter.com          Michael Witt – Witt Consult

                                                                                                                                     © Jürgen Fälchle, Adobe Stock
                                                                                                                                     © suebsiri, Adobe Stock
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6   In h a lt

                03   Editorial

                04   Bessermacher Dieser Ausgabe

                06   Inhalt

                08   Transfermarkt
                     Wechsel in der HR Branche

                10   Titel-Story
                     AdTech und Data Analytics – Die Zukunft des Recruiting?

                12   Global Digital Village
                     Interview Dr. Ralph Wiechers, Deutsche Post DHL Group

                16   Hiring Managern den ROI vorhersagen
                     Interview Dominik Hahn, Allianz SE

                20   hauseigenes Active Sourcing
                     Interview Malte Balmer, Otto

                22   Google4Jobs
                     Game Changer im Personalmarketing

                26   AdTech
                     Daten-getriebenes Personalmarketing – Der Kandidat macht die Musik

                30   Retargeting in der Personalsuche
                     Besuchern der Karriereseiten durchs Netz folgen

                34   Recruiting Hacks
                     Die Kunst der Überzeugung

                38   screening, test & Match
                     Wieviel Ethik brauchen Algorithmen?

                42   Recht
                     Beschäftigtendatenschutz nach der DSGVO

                44   Active Sourcing
                     Treffer, aber nicht versenkt

                46   Best of blog.TALENTpro

                48   Top Blogs
                     Special Selection aktueller Themen-Blogs

                50   Termine
                     Wo sich die Branche trifft

                52   Making Of
                     Hinter den Kulissen des Expofestivals

                56   Zenith Halle München
                     Der Veranstaltungsort der TALENTpro 2019

                58   Impressum und AUSBLICK AUF AUSGABE September 2019
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In h a lt   7

26                                                                 38
                                              screening, test & Match
AdTech                                                 Algos an die Leine –
Automatisch, individualisiert,            Wenn Algorithmen verrückt spielen
in Echtzeit – die Vorteile des
Programmatic Job Advertising

                                                                     12
                                                                     Titel-Story

  12 Interview Ralph Wiechers: der neue
     Vice President Corporate People
     Management & Platforms bei
     Deutsche Post DHL Group

                                                                              16 Interview Dominik Hahn: der
                                                                                 finanz-orientierte „Global Head
                                                                                 of People Attraction“ bei der
                                                                                 Allianz SE in München
20 Interview Malte Balmer: der
   nahbare Talent Sourcing Manager
   beim grossen E-Commerce Player
   Otto in Hamburg

                                          34
                                          Recruiting Hacks
                                          Michael Witt über subtile Vorgehensweisen
                                          Recruiting-Probleme zu lösen
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8   TRaNsFERMaRKT

     transfErmarkt
wechseL iN Der hr brANche

              Ute Neher
              Wer sie kennt, sieht Magenta. Denn Ute Neher
              arbeitet nicht nur seit neun Jahren bei der Tele-
              kom, sondern integriert gerne die Unternehmens-
              Farbe ihres Arbeitgebers in Ihr Outfit: Schuhe,
              Hosen, Shirts oder Pullover – Ute Neher fällt auf.
              Seit Januar 2019 hat sie die globale Verantwor-
              tung für den Bereich Recruiting Operations bei
              der Telekom. Davor leitete sie dort das Employer
              Branding und Personalmarketing – zunächst für             stieg sie 2005 bei T-Systems im Bereich Sales
              Deutschland, dann global. Eigentlich dachte die           & Service Management ein und baute dort ein
              geborene Dessauerin nach ihrem Studium an der             Personal-Entwicklungs-Programm für ITler auf.
              Technischen Universität Chemnitz, dass sie in             2010 wechselte Neher dann zur Telekom und
              der Automobilindustrie arbeiten würde. Praktika           übernahm das Personalmarketing für Schüler.
              bei BMW und Daimler während und nach dem                  Bei dem Telekommunikations-Riesen arbeite-
              Studium führten in diese Richtung. Doch dann              te sie in verschiedenen Funktionen und hat von
                                                                        2012 bis 2014 im Bereich Professional Marketing
                                                                        durch spektakuläre Guerilla-Aktionen auf ihren
                                                                        Arbeitgeber aufmerksam gemacht: etwa durch
                                                                        einen Eisstand, den sie während des Sommers
                                                                        vor einer Niederlassung eines Konkurrenz-Unter-
                                                                        nehmens aufbaute. Was Neher antreibt? „Men-
                                                                        schen zu ermöglichen, ihren Weg zu finden“, sagt
                                                                        sie. Das macht sie jetzt auch international.
                                                            © Telekom

                                                                                                      Hat bei Ihnen die oberste HR-,
                                                                                                      Recruiting- oder Employer-
                                                                                                      Branding-Position gewechselt?
                                                                                                      Wollen Sie uns das mitteilen:
                                                                                                      redaktion@talentpro.de
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T r a n s ferm a rkt   9

                                                                                                                               © Deutsche Post DHL Group
              Dr. Ralph Wiechers
              Seit Januar 2019 verantwortet Ralph Wiechers
              bei der Deutschen Post DHL Group als Senior
              Vice President den Bereich Corporate People
              Management & Platforms. Er kümmert sich also
              um die Digitalisierung des Personal- und Recruit-
              ing-Bereichs. In dieser Funktion erarbeitet er
              übergreifend die Strategien für Talent Akquisi-
              tion, Learning & Development, Talent Manage-          Marketing-Kette voran. Customer Centricity und
              ment & Leadership, HR-Plattformtechnologien           Customer Journey sind für ihn die Basis für einen
              sowie für HR-Analytics. Schwerpunkte liegen           erfolgreichen Dialog mit Kunden – und dies über-
              unter seiner Verantwortung auf Digitaler HR und       trägt er jetzt auch in die HR-Funktionen. Ralph
              Data Analytics. Vorher leitete Wiechers als Se-       Wiechers trat 2010 als Vice President Internet
              nior Vice President den Bereich Dialogmarketing       Strategy in den Konzern ein und verantwortete
              und Presse. Hier trieb er die Integration von Wer-    bis 2015 unter anderem das digitale E-Commer-
              besendungen und Print-Mailings in die digitale        ce-Portfolio der Deutschen Post und den Bereich
                                                                    Online Marketing Solutions. Vor seinem Wechsel
                                                                    zur Deutschen Post war er bei der Strategiebe-
                                                                    ratung McKinsey & Company.

                                                                    Ein Interview mit Ralph Wiechers lesen Sie auf
                                                                    S. 12

                                                                                                                        Ullah Leiter Globales Employer Branding, Recrui-
                                                                                                                        ting und HR Communication beim Heidenheimer
                                                               Robindro Ullah                                           Technologiekonzern Voith und davor jahrelang
                                                                                                                        Leiter Personalmarketing und Recruiting Süd bei
                                                               Die Branche – oder „HR-Suppe“, wie er sie nennt –        der Deutschen Bahn. Immer wieder hat er dem
                                                               kennt Robindro Ullah als eine Art Trüffelsucher in       Markt wichtige Impulse gegeben wie zum Beispiel
                                                               Sachen Personalmarketing, Employer Branding              mit einer Location-Based Recruiting-Aktion am
                                                               und Recruiting. Seit Ende 2018 ist der 40-Jäh-           Berliner Hauptbahnhof, Voith-WeChat-Stickern
                                                               rige neuer Geschäftsführer bei Trendence, dem            für den chinesischen Markt oder der ersten Mine-
                                                               Beratungs- und Marktforschungsunternehmen                craft-Präsenz eines Arbeitgebers.
                                                               für Employer Branding, Personalmarketing und
                                                               Recruiting, das seit 2017 zur Funke-Tochter Ab-
                                                               solventa gehört. Davor beriet er mit seiner Firma
© Trendence

                                                               HRinmind diverse Unternehmen in Sachen Per-
                                                               sonalmarketing und Recruiting. Mit HR Tomor-
                                                               row Exclusive veröffentlicht Ullah Deutschlands
                                                               erstes Trend-Magazin für den Personalbereich.
                                                               Daneben hat er sich einen Namen als Blogger,
                                                               Speaker und Buchautor gemacht. Vorher war
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10   T i tel - St o r y
TiTEL-sToRy   11

      adtEch und
data analytics –
        Die ZuKuNfT
               Des recruiTiNg?
  Candidate Centricity ist das Zauberwort. Die Digitalisierung
  schafft nicht einfach neue Kanäle. Sie verändert das Recruiting
  und Personalmarketing von Grund auf. Der Kandidat rückt
  mehr in den Mittelpunkt. Datenanalyse hilft Recruitern dabei,
  Bewerber und Kandidaten besser zu verstehen und auf ihre
  Bedürfnisse und Erwartungen einzugehen. Automatisierte
  Lösungen unterstützen Arbeitgeber dabei, ihre Wunsch-
  kandidaten zu identifizieren und gezielt an verschiedenen
  Kontaktpunkten anzusprechen. Unternehmen wie die
  Deutsche Post, die Allianz SE oder Otto haben sich längst
  darauf eingestellt und begonnen, Instrumente und Prozesse
  zu digitalisieren und neu aufzustellen. Dabei müssen sie
  allerdings auch mit Google rechnen: Der Suchmaschinen-Riese
  hat begonnen, den Markt mit Lösungen wie Google4Jobs
  oder die Cloud Talent Solution aufzumischen.
                                                                              © Patrizia Tilly, Adobe Stock
                                                                              © maciek905, Adobe Stock
12   TiTELgEschichTE

                                                                      © Deutsche Post DHL Group
                       dr. Ralph Wiechers,
                       Vice President Corporate People Management &
                       Platforms, Deutsche Post DHL Group
TiTEL-sToRy             13

   Die visioN: MiT DeM
      Global
    diGital
     VillaGE
  voN eiNer hALbeN
        MiLLioN MeNscheN –
DeN KuNDeN iMMer eiNeN
     schriTT vorAus

                                                    Dr. Ralph Wiechers ist seit Januar 2019 Senior
                                                    Vice President Corporate People Management &
                                                    Platforms bei Deutsche Post DHL Group. Mit
                                                    rund 520.000 Mitarbeitenden in 220 Ländern und
                                                    Territorien weltweit ist Deutsche Post DHL Group
                                                    ein sehr menschengetriebenes Unternehmen.
                                                    Was ist der zukünftige „Wiechers Way“, um den
                                                    Konzern auf die personellen Herausforderungen
                                                    der Zukunft vorzubereiten?

sie kommen ursprünglich aus den geschäftsbe-        Welche großen Entwicklungen sehen sie im Re-        Wie intensiv beschäftigen sie sich mit interna-
reichen online Marketing und Kunden E-com-          cruiting?                                           tionaler Rekrutierung und welchen stellenwert
merce und sind nun vom dialogmarketing neu in       Ich sehe vier Aufgaben: Zunächst geht es um die     nimmt Programatic advertising dabei ein?
die Leitung für corporate People Management         datengetriebene Optimierung des Recruiting,         Ein Großteil der von uns weltweit zu besetzen-
& Platforms gewechselt. Was bewegte sie in die      zweitens um den Perspektivwechsel von der an-       den Stellen richtet sich an ungelerntes Personal
domäne des hR-Managements und was wird ihr          gebotszentrierten hin zur verbraucherzentrierten    bzw. nicht-Fachkräfte. Wir können aber weltweit
hauptanliegen sein?                                 Sicht während des gesamten Bewerbungspro-           nicht automatisch die gleichen Tools anwenden.
Wir sehen eine Veränderung des Arbeitsmarkts        zesses. Drittens müssen wir die Bewerbungs-         Ein Beispiel ist unsere WhatsApp Funktion ohne
hin zu einem Konsumentenmarkt. Das heißt, die       prozesse noch mehr personalisieren und viertens     notwendige CV-Eingabe – in Asien wird Whats-
Konsumenten oder Nutzer kommen zunehmend            individualisieren. Wenn wir all das vereinen kön-   App aber nicht intensiv genutzt. Dafür haben wir
mehr in Entscheidungsrollen. Das entspricht der     nen, erreichen wir eine Optimierung ganz nach       in Singapur Walk-in-Centers eingerichtet, wo
klassischen Arbeit eines Marketeers und ich finde   dem Prinzip des Online Marketing.                   Interessierte einen Job direkt zum Ausprobieren
es sehr spannend die digitale Transformation, die                                                       angeboten bekommen und auch testen dürfen,
wir bereits im Dialogmarketing vollzogen haben                                                          ob ihnen die Arbeit zusagt.
nun auch in das globale Recruiting einzuführen.

                                                                                                                                                     →
14     TiTEL-sToRy

                                                     auf Linkedin kommentierten sie, dass Füh-
                                                     rungsqualitäten für die digitale Transformati-
                                                     on hin zum digitalen Mindset wichtig sind und
                                                     verweisen auf ambidexterity. Können sie näher
                                                     erläutern was es mit dieser übersetzt „Beidhän-
                                                     digkeit“ in ihrem schaffensbereich auf sich hat?
Welche Ziele haben sie sich für 2019 vorge-          Das habe ich noch aus meiner alten Funktion he-
nommen?                                              raus geschrieben, aber es trifft in jedem Bereich
Wir werden – wie im Marketing – intensive AB-        zu. Ich meine damit dass wir beidhändig jong-
Testings durchführen um kontinuierlich unsere        lieren können müssen zwischen dem Festhalten
Prozesse mit leicht veränderten Variationen          an unserer tagtäglichen Leistung einerseits und
auszuprobieren und letztlich verbessern zu kön-      andererseits offen neue, digitale Themen entwi-
nen. Wir werden unsere eigenen Kontaktstellen        ckeln um agil im Geschäft zu bestehen. So ent-
(Touch Points) optimieren und Partner-Websites       steht digitale Transformation.
mit unseren eigenen Seiten verzahnen.
Wir werden die Suche im Netz verbes-
sern (Search-Engine-Optimization/SEO)          Wie kann man die strategie „Wiechers Way“
sowie in den stark wachsenden sprach-          beschreiben – welche Visionen verfolgen sie
basierten Bereichen wie Alexa und Siri.             Wie kann man die strategie „Wiechers Way“
                                               bei der  Rekrutierung und beim halten von
                                                    beschreiben – welche Visionen verfolgen sie bei
haben sie eine Retention-strategie?            Talents?
                                                    der Rekrutierung und beim halten von Talents?
Unsere Strategie ist es sicherzustellen,       Ich werde    alles
                                                    Ich werde    allesdafür   tundass
                                                                        dafür tun  dasssichsich
                                                                                             das das  HR-
                                                                                                 HR-Ma-
dass wir unsere Mitarbeiter kontinuier-        Management als wertstiftende Funktion
                                                    nagement      als wertstift ende Funktion  innerhalb
lich weiterentwickeln, so dass sie unse-            unseres Unternehmens weiterentwickelt und
                                               innerhalb    unseres Unternehmens weiterent-
ren Kunden in Ihrem Wissen immer einen              Technologie nutzt, um der „user experience“ und
Schritt voraus sind. Das gilt insbesonde-      wickelt   und    Technologie
                                                    der „customer     journey“ zumnutzt,   um
                                                                                    Erfolg zu   der „user
                                                                                              verhelfen –
re im Logistik-Bereich wo zum Beispiel         experience“      undder
                                                    ganz im Sinne       dererwähnten
                                                                             „customer      journey“
                                                                                      „Robotics  Prozesszum
Augmented Reality (AR)-Technologie im          Erfolg  zu verhelfen – ganz im Sinne der er-
                                                    Automatisierung“.
Supply Chain Management rasante Ent-
                                               wähnten „Robotics Prozess Automatisierung“.
wicklungen zulässt. Unsere Mitarbeiter
sind so täglich aktiv in die Verbesserungs-
prozesse unserer Logistik, beispielsweise           Au t o r i n : Co n n i e Vo i g t
durch Data Analytics, involviert.

Welchen Zweck erfüllt die aR-Technologie?
Augmented Reality unterstützt Prozesse und
gestaltet sie effizienter. Dabei entlastet die
Technologie unsere Kollegen im Warenlager bei
ihrer Arbeit und hilft außerdem dabei, die Qua-
lität für unsere Kunden kontinuierlich zu verbes-
sern. Technologie hat für uns in erster Linie den
Zweck, die Arbeit der Kollegen zu unterstützen –
wir sehen AR nicht als Ersatz für den Menschen.
„Robotics Process Automation“ (RPA) kann sehr
gut bei Teiltätigkeiten repetitiver Natur einge-
setzt werden und geben damit dem Menschen
mehr Raum für kreativere Arbeit. Diese soge-
nannten Software Roboter übernehmen häufig
zeitraubende administrative Prozesse. Ich bin
mir sicher, dass sich in diesem Bereich noch sehr
viel bewegen wird.
M a k i n g Of       15

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16     TiTEL-sToRy

                                                    DAs
                                     allianz-
                                       crEdo:
                           „wir MüsseN DeM
                              hiriNg MANAger DeN
                             roi Des KANDiDATeN
                               vorhersAgeN“
                                                    Interview mit Dominik Hahn
                                                    über seine Sicht zu AdTech-
                                                    Entwicklungen bei der Stellen-
                                                    ausschreibung. Hahn hört seit
                                                    Oktober 2017 auf den intern
                                                    gegebenen Namen „Global Head
                                                    of People Attraction“ bei der
                                                    Allianz SE. Er sitzt in München.

herr hahn, nach welchen Jobprofilen schauen         Welcher art?                                        sehen sie Risiken im kompletten algo-Recruit-
sie derzeit am häufigsten?                          (lacht) Sage ich nicht, sonst kann das ja jede      ing?
Na danach, wo in so ziemlich allen Branchen alle    Konkurrenz lesen …                                  Wir halten es derzeit noch nicht für sinnvoll kom-
suchen, nach den „digital talents“, data scien-     Jedenfalls setzen wir die Boolesche Suche ein       plett mit Algorithmen zu suchen, die gesamte
tists, die braucht jetzt jedes Unternehmen. Des-    u.a. über Google, denn dort können wir auch         Verwaltungsarbeit und das Sourcing wie über
halb genügen die bisherigen Rekrutierungsme-        gut mit der reversiblen Bildersuche arbeiten die    LinkedIn kann aber voll automatisiert werden,
thoden nicht mehr. Wir investieren daher gezielt    manchmal sinnvoll ist – neben Flip Search, X-Ray    denn das kann auch ein lernender Bot machen.
in das Upskilling unserer Recruiting-Workforce      Search und vielen anderen Suchmethoden.             Allerdings sind Aspekte wie die Überprüfung des
sowie in die Nutzung digitaler Plattformen, um                                                          „Cultural Fit“ nicht automatisierbar, das muss
diese spezielle Zielgruppe für uns zu begeistern.   sind ihre hR-Kollegen durchweg darin geschult       noch beim Menschen bleiben.
Unsere Job-Interview-Simulation per Google          mit dieser Methodenvielfalt zu arbeiten?
Voice Assistant oder unsere eben gestartete         Wir arbeiten dran. Seit Sommer 18 haben wir ein
„Allianz Labs“-Reihe, eine Art youTube-How-to-      internes up-skilling Programm laufen, um in zwei
Video-Serie ohne Corporate-Werbung, sind Bei-       Richtungen zu schulen: im „foundation path“ für
spiele hierfür.                                     das Rekrutieren in allen Berufsgruppen und im
                                                    „expert path“ für IT sourcing. In dem Bereich hat
                                                    die Versicherungsbranche erhöhten Nachholbe-
                                                    darf.
TiTEL-sToRy                 17

dominik hahn,
„Global Head of People Attraction“, Allianz SE

                       © Allianz SE

                                                 →
18     TiTEL-sToRy

                                                      Wie sehen sie den stand der digitalen Entwick-
                                                      lung im Rekrutieren in deutschland im Vergleich
                                                      zu anderen Märkten?
                                                      Wir müssen unterscheiden zwischen dem Ein-
                                                      satz von Technologie im Recruiting und der ope-
                                                      rativen Herangehensweise, wie heutzutage Stel-
Teilen sie eine latente Befürchtung dass google       len besetzt werden können, Stichwort „Active
for Jobs in Kürze eine Monopolstellung einnimmt?      Sourcing und Candidate Relationship Manage-
Das kann eintreten, muss es aber nicht. Das wür-      ment“. Bei letzterem hat sich in den vergangenen
de voraussetzen, dass Google einen langen Atem        Jahren viel getan, Unternehmen bauen ganze
mitbringt, denn zunächst müssten sehr
viele Jobsucher ihre Suchgewohnhei-
                                                 In Sachen Technologie hat Deutschland
ten entsprechend anpassen. Und selbst
wenn dies geschieht, muss ein „Jobboard          allerdings nach meiner Schätzung
Google“ nicht zwangsläufig Probleme              Aufholbedarf.                                                Wie wollen sie das schaffen?
für uns als Arbeitgeber mit sich bringen.                                                                     Jeder muss selbst Data Scientist werden, um
Schließlich ist Google bekannt dafür, Einfachheit     Sourcing-Units auf und bleiben mit Kandidaten           zu verstehen, wie Daten gesammelt, gebündelt
und Kundenorientierung in Prozesse und Produk-        in Kontakt, obwohl es aktuell keine passende Po-        und bewertet werden können. Das ist neu. Das
te zu bringen. Das finde ich zunächst einmal be-      sition gibt. Das geht auch, weil das Workforce          kannten und können wir so noch nicht. Vor allem
grüßenswert und stachelt sicherlich den ein oder      Planning an Gewicht gewinnt.                            aber muss man das können wollen. Wir sehen
anderen Mitbewerber auf dem Stellenmarkt an.                                                                  hier einen Prozess der Berufsbild-Änderung, den
                                                      In Sachen Technologie hat Deutschland aller-            es ja schon seit ca. zehn Jahren gibt. Recruiting
                                                      dings nach meiner Schätzung Aufholbedarf. Für           geht weg vom reinen Admin-Geschäft, hin zur
                                                      uns ist oft noch die Einführung eines Online-Be-        datengetriebenen Sales-Organisation. Denn wir
                                                      werbungssystems ein großer Sprung nach vorne.           verkaufen Jobs und generieren Leads. Nicht je-
                                                      Angebrachter wäre hingehen, jeden einzelnen             der mag das, und wird daher sicherlich den Beruf
                                                      Schritt des Recruitingprozesses dahingehend             wechseln.
                                                      zu untersuchen, ob und welche unterstützende
                                                      Technologie Mehrwert schaffen kann. Dieser              Au t o r i n : Co n n i e Vo i g t
                                                      Mehrwert kann eine Zeitersparnis auf Recruiter-
                                                      Seite sein oder Daten, welche dem Hiring Mana-
                                                      ger Hilfestellung bei der finalen Einstellungsent-
                                                      scheidung geben.

                                                      Wo liegen aktuell die grossen herausforderun-
                                                      gen der Recruiter bei der allianz?
                                                      Ich denke, wir in der Allianz stehen vor denselben
                                                      Herausforderungen wie alle anderen auch. Unser
                                                      aller Ziel, quasi der Sinn unseres Jobs, sollte nicht
                                                      nur darin bestehen, Stellen auszuschreiben und
                                                      aktiv nach Kandidaten zu suchen. Vielmehr ist es
                                                      unsere Aufgabe, den Hiring Managern aus dem
                                                      Business etwas zu liefern, was sie selbst nicht
                                                      oder nur schwer können: auf Basis von Daten
                                                      valide einschätzen zu können, weshalb Kandidat
                                                      A einen höheren Return of Invest für das Team
                                                      bringt als Kandidat B. Das wäre mein persönli-
                                                      cher Added Value.

                                                                                                                  Dominik Hahn auf der
                                                                                                                  TALENTpro 2019:
                                                                                                                  13.03.2019, 13:00 Uhr
                                                                                                                  Blogger- & Best Recruiter Arena
TiTELgEschichTE   19

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Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

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20     TiTEL-sToRy

                                       DAs
                            otto
                             crEdo:
  persoNALisierTer
      KANDiDATeNgewiNN
 MiT hAuseigeNeM AcTive
sourciNg uND iNDiviDueLLeN
  corporATe iNfLueNcerN

                                               Interview mit Malte Balmer, Talent Sourcing
                                               Manager beim grossen E-Commerce Player
                                               Otto in Hamburg. Persönlichkeit, Offenheit und
                                               Authentizität gehören zur Marke Otto genau
                                               so wie für Balmer die individuelle hanseatische
                                               Freiheit als Hamburger für den Bundesligisten
                                               Werder Bremen zu jubeln.

herr Balmer, welche herausforderungen sehen        Wie stehen sie zum Einsatz von algorithmen,          auf welche art wird der Kampf um Talente im
sie im aktuellen aufgabengebiet des Recruiting     der indikatoren einer potenziellen Wechselbe-        Tech-Bereich in den kommenden Jahren ausge-
in ihrer Branche?                                  reitschaft von Fachkräften aus anderen Positio-      fochten?
Im E-Commerce haben wir stetigen Bedarf an         nen heraus filtert?                                  Jede Position – ob Programmierer, Marketing
Fachkräften in der IT und im Online Marketing.     Wir vertrauen diesen Tools momentan eher ein-        oder Business Intelligence – hat bei uns Tech-
Die Hauptherausforderung für uns ist immer         geschränkt weil die Algorithmen derzeit nicht        Bezug. Und das Ringen um die besten Talente
möglichst nah an den Zielgruppen zu sein und       deutlich genug die Persönlichkeit konturieren. Ich   beginnt gerade erst. Wir stellen hochmotivierte
das auf zwei Wegen: Wir setzen nach wie vor auf    bin aber sicher dass KI in den nächsten Jahren       Menschen mit einem ausgeprägten Verantwor-
unsere eigene Online Jobbörse und wir betreiben    vermehrt hilfreich sein kann. Wir beobachten         tungsbewusstsein ein. Dafür bieten wir attrakti-
hauseigenes Active Sourcing mit vier Vollzeit-     diese Entwicklungen offensiv, prüfen neue Tools      ve Rahmenbedingungen wie flexible Gleitzeit, die
Kollegen, um die Talente für Otto zu gewinnen.     auf dem Markt, um das System dahinter genau          Möglichkeit zuhause zu arbeiten, moderne Büros
Das tun wir mit gezielt persönlicher Ansprache     zu verstehen, denken dann über eine Anwendung        auf dem OTTO-Campus, 30 Urlaubstage und die
der Kandidaten. Denn uns interessiert die Per-     nach und springen dabei aber nicht gleich auf        Möglichkeit ein Sabbatical zu machen.
sönlichkeit des Einzelnen – bei der Rekrutierung   den ersten Zug.
wie während des gesamten Arbeitsverhältnis-
ses. Und diese individuelle Ansprache wird uns
von unserer Zielgruppe als besonders positiv in
den Feedbacks zurückgespielt.
TiTEL-sToRy          21

                         Malte Balmer,
                         Talent Sourcing, Otto

                                                                                                                                     © Otto

damit erzeugen sie wahrscheinlich auch einen     ist das ein standardisierter ablauf?                 das klingt zeitintensiv …
positiven Employer Brand-Effekt …                Nein. Wir entscheiden das jedes Mal je nach          Wer Erfolg haben will muss sich nach den Kan-
Ja genau, wir beobachten dass Menschen im        Bedürfnis der einzelnen Kandidaten. Das liegt        didaten ausrichten. Wir werden den sich weiter
Tech-Bereich sich als besonders gute Job-        uns am Herzen da wir die Persönlichkeit in den       entwickelnden Markt der Algorithmen niemals
Botschafter entpuppen. Sie interessieren sich    Mittelpunkt stellen. Wenn sich Kandidaten erst       aus dem Blick verlieren – gehen aber nicht blind
für Daten, Programme und eben auch für ihre      mal für die Rahmenbedingungen interessieren          darauf ein, sondern bleiben nah am Menschen.
Teams. Und deshalb bringen wir diese Corporate   dann haben sie zunächst ein Gespräch mit dem
Influencer schon zu einem frühen Zeitpunkt in    HRM. Sollten sie prioritär nach dem Teamaufbau       Au t o r i n : Co n n i e Vo i g t
der Rekrutierung mit den Kandidaten für einen    fragen dann stellen wir zuerst ein Gespräch mit
Austausch zusammen.                              Kollegen des Teams her, ganz im Sinne der „Can-
                                                 didate Experience“.

               Das Ringen um die besten              Wie laufen bei ihnen assessments ab?
                                                     Jeder unserer Recruiter ist in der Eignungsdi-
               Talente beginnt gerade erst.
                                                     agnostik geschult, das hat einen Fokus in un-
                                                 serer Weiterbildung damit wir die uns wichtigen
                                                 Werte wie Offenheit, Authentizität und gradlinige
                                                 Kommunikation abgleichen können.
22   G o o g le 4 j o b s

     Google4Jobs
       Game Changer im
Personalmarketing
                            Ein Gespenst geht um in der Personal-Szene.
                            Sein Name: Google4Jobs. Viele sehen darin eine
                            Bedrohung für Jobsuchmaschinen wie Indeed
                            oder gar Stellenbörsen. Ist das so? Keine Frage:
                            Das Angebot kann den Markt nachhaltig
                            verändern. Aber am Ende bedeutet es auch
                            eine Chance.

                            Google ist meist der Einstieg in das Internet.        Der erste Schritt: Die Cloud Jobs API
                            Klickt ein User den Browser an, öffnet dieser         Die Lösung Cloud Jobs API hat Google 2016 vor-
                            als erstes die Google-Suche und dann geht es          gestellt. Diese sollte die Suchergebnisse bei der
                            los. Mühsam Internet-Adressen eintippen? Viel         Jobsuche verbessern. Ob Karriereseite, Stellen-
                            bequemer ist es, die Suchmaschine diesen Job          börse von Bewerber-Managementsystem oder
                            erledigen zu lassen. Das gilt auch für die Stellen-   Internet-Stellenbörse – über eine Schnittstelle
                            suche. Laut Google steigen 73 Prozent der Job-        verbinden sie sich mit der neuen Google-Lösung,
                            suchenden mit einer Google-Suche ein. Online-         die zum Ziel hat, die Jobsuche durch eine wich-
                            Stellenbörsen wissen das und investieren auch in      tige Verständnishilfe zu erleichtern. Die Lösung
                            Suchmaschinenwerbung. Es war eine Frage der           bietet folgende Features: Sie erweitert die kon-
                            Zeit, wann Google diesen Markt angehen wür-           krete Suchanfrage um Synonyme und Acrony-
                            de – und genau das ist inzwischen geschehen.          me, ergänzt eine Ausschreibung um fehlende
                            Mit seinen Lösungen mischt der Suchmaschi-            Informationen, sorgt für eine genaue Geo-Lo-

     73%
                            nen-Riese jedenfalls – direkt oder indirekt – den     kalisierung unabhängig von der Adress-Eingabe.
                            Markt auf.                                            Sie prüft jede Anzeige auf Aktualität, erweitert
                                                                                  das Spektrum, falls eine Suche nicht hinreichend
                                                                                  Ergebnisse ausspuckt und enthält nicht zuletzt
                                                                                  einen Empfehlungsmechanismus. Ein selbstler-
                                                                                  nender Algorithmus sorgt dafür, dass sich diese
                                                                                  Funktionen im Laufe der Zeit immer weiter ver-
                                                                                  bessern, weil sie Muster erkennen und auf unbe-
                                                                                  kannte Fälle übertragen.
googLE4JoBs                  23

                                                    dER dRiTTE schRiTT: googLE4JoBs
                                                    Ein Produkt für die Jobsuchenden – mit großen
                                                    Auswirkungen auf Stellenanzeigen und Jobbör-
                                                    sen. Im Prinzip ist es eine eigene Suche für of-
                                                    fene Stellen, die allerdings über die allgemeine
dER ZWEiTE schRiTT: googLE hiRE                     Google-Suche angegangen wird. Diese funktio-
Die E-Recruiting-Lösung ist auf die Bedürfnisse     niert ähnlich wie die Suche für andere Bereiche
kleiner und mittlerer Unternehmen zugeschnit-       wie Flüge, Produkte, Bilder etc.. Ein Google-Bot   dER ViERTE schRiTT:
ten und soll den Einstellungsprozess beschleu-      durchforstet gewissermaßen das Web nach pas-       diE cLoud TaLENT soLuTioN
nigen und das Erlebnis für Bewerber verbessern.     senden Stellenanzeigen zu einer Suche. Über        Die Lösung mit dem schönen Namen Cloud Ta-
Google Hire ist direkt mit anderen Bestand-         Partnerschaften mit anderen Anbietern wie          lent Solution fasst im Prinzip alle drei Schritte in
teilen der Google-Suite wie dem Kalender oder       Monster, LinkedIn, Glassdoor und weiteren, soll    einem Produkt zusammen. Das Ziel: Einerseits
dem Mailsystem verbunden. Künstliche Intelli-       dieser Prozess vereinfacht werden. Eine Auswahl    soll sich durch die neue Suche und die entspre-
genz (KI) ermöglicht es, die Synchronisierung       der Ergebnisse wird in einer eigenen Box auf der   chende Auswahl und Aufbereitung der Ergeb-
zwischen den verschiedenen Anwendungen zu           Google-Suchseite angezeigt. Jobsuchende kön-       nisse die Candidate Experience entscheidend
erleichtern und zu beschleunigen. Sie soll auch     nen die Stellenanzeigen dann nach Rubriken wie     verbessern. Für Jobsuchende wird es einfacher
die Bewerberauswahl optimieren, die Terminab-       Job-Titel, Branche oder auch nach Unternehmen      eine passende Stelle zu finden. Aber auch Rec-
sprache für Bewerbungsgespräche vereinfachen        filtern. Die Verknüpfung mit Google Maps und       ruiter sollen profitieren: Weil Jobsuchenden auch
und die Kommunikation verbessern. Die Anwen-        die Integration von Arbeitgeber-Bewertungen        Stellenanzeigen ausgespielt werden, die ihrem
dung „Candidate Discovery“ unterstützt mit KI       reichern das Ergebnis an. Zudem bietet die Dar-    Suchbegriff nicht voll entsprechen aber nahe-
das Durchsuchen der Hire-Bewerber-Datenbank         stellung bei Google eine Auswahl an verschiede-    kommen, verbreitert sich die Sichtbarkeit. An-
und erleichtert mit einer intelligenten Suche die   nen Kontaktmöglichkeiten an. Das alles verbes-     dererseits könnten die Filter und Algorithmen zu
Kandidatenauswahl.                                  sert das Erlebnis für den Jobsuchenden.            einer besseren Qualität der Bewerber beitragen.

                                                                                                                                                        →

Google
                                                                                                                                                              © Photocreo Bednarek, Adobe Stock
24      googLE4JoBs

                                                aBER WaRuM gaME chaNgER?
                                                Die Gretchenfrage: Wie verändert Google den
                                                Markt? Wir haben dazu einen Experten zu Rate
                                                gezogen. Robindro Ullah, frisch gebackener Ge-
                                                schäftsführer von Trendence, veröffent-
                                                licht seit geraumer Zeit mit HR Tomorrow
                                                                                               Die Gretchenfrage: Wie verändert
                                                einen Trend-Newsletter für die Branche.
                                                Er sieht einige Aspekte, die sich durch        Google den Markt?
                                                Google4Jobs ändern könnten:

                     Go
                                           • Die Filter, die Google4Jobs den Jobsuchenden
                                             zur Verfügung stellt, können auf lange Sicht
                                             die Struktur von Stellenanzeigen bestimmen
                                             und einen neuen Standard setzen. Stellenan-      Noch haben die Anbieter in Deutschland Zeit:

                     oG
                                             zeigen müssen bestimmte Information anbie-       Der Roll-out ist zwar im Gange, aber nach Nord-
                                             ten, um von Google gelistet zu werden, Design    amerika waren zuerst UK, Afrika, Spanien und
                                             und Gestaltung werden unwichtiger.               Südamerika dran. Für den deutschsprachigen
                                           • Grundsätzlich wird sich das Suchverhalten der    Markt könnte es noch ein wenig dauern. Aber

                     lE
                                             Zielgruppe nicht verändern, aber die Erwartun-   Auswirkungen von Google4Jobs oder Talent
                                             gen, weil sich die Candidate Journey extrem      Solution sind dennoch schon bemerkbar: Schon
                                             verkürzt, wenn schon nach der ersten Suchanf-    fangen Jobbörsen an, die Gestaltung von Stel-
                                             rage passende Jobangebote in der Trefferliste    lenanzeigen den Anforderungen anzupassen.

                      4
                                             erscheinen.                                      Auf lange Sicht wird Google auch den Markt bei
                                           • Unternehmen und Stellenbörsen sind gewis-        uns nachhaltig verändern. Aber diese Änderung
                                             sermaßen gezwungen, sich Google4Jobs zu          muss nicht heißen, dass andere Jobsuchmaschi-
                                             öffnen und sich mit der Lösung zu verbinden.     nen oder Stellenbörsen weniger wichtig sind

                     Jo
                                             Eine Anzeige, die nicht in der Job-Box auf       oder gar verschwinden. Wer sich anpasst, wird
                                             Google gelistet ist, hat weniger Chancen ge-     seine Rolle und seine Nische im Google-Kosmos
                                             funden zu werden.                                finden.
                                           • Kreativität mit Blick auf Designs, aber auch
                                             mit Blick auf Namen und Begriffe wird zuguns-    Autor: Raoul Fischer

                     bs
                                             ten der Standardisierung gekillt: Namen wie
                                             „Prince of Darkness“ oder „Wollmilchsau“ ha-
                                             ben schlechte Karten.
                                           • Unternehmen müssen darauf achten, dass ihre
                                             Stellenanzeigen immer aktuell sind. Zudem
                                             sollten sie Bewertungsportale wie Glassdoor
                                             oder Kununu im Blick behalten. Und: Traditio-
                                             nelle Textbausteine für die Anzeigen sind we-
                                             niger erfolgversprechend: Inhalt und Formulie-
                                             rung werden wichtiger.
                                           • Für Recruiter wird die Anforderung komplexer,
                                             weil sie viele verschiedene Kanäle und Modelle
                                             im Blick behalten müssen. Bewerbersuche wird
                                             Daten-getriebener – und diese Daten muss
                                             jemand im Blick haben, Analysieren und seine
                                             Maßnahmen entsprechend aussteuern.
                                           • Jobbörsen und Multi-Poster müssen in diesem
                                             Zuge eventuell ihre Preismodelle überdenken.
                                             Feste Paketpreise für Anzeigen sind in einer
                                                  Google-Welt weniger erfolgversprechend
     Robindro Ullah (Trendence) sieht einige als Cost-per-Click- oder Cost-per-Appli-
     Aspekte, die sich durch Google4Jobs          cation-Modelle.
     ändern könnten.

                                                                                                 Robindro Ullah auf der
                                                                                                 TALENTpro 2019:
                                                                                                 14.03.2019, 16:00 Uhr
                                                                                                 Blogger- & Best Recruiter Arena
25

0 % WTF.
100 % OMG.

www.raven51.de
26   A d te c h

Daten-getriebenes
Personalmarketing
Der Kandidat macht
die Musik
Daten, Automatisierung, Individualisierung, Echtzeit –
digitale Lösungen machen im klassischen Marketing
längst Kampagnen effizienter und wirkungsvoller. Im
Personalmarketing und Recruiting lässt das noch auf
sich warten. Dabei könnten auch hier Disziplinen wie
Programmatic Job Advertising oder Retargeting die
Verantwortlichen erheblich entlasten. Dafür müsste
die Branche allerdings umdenken.

                              Foodora braucht Rider. Dringend. Das sind die        Die Mechanik ist einfach: Mithilfe von Webana-
                              Leute, die in pink-grauem Anorak meist per           lytics und Retargeting verfolgt Foodora Inte-
                              Fahrrad durch die Stadt flitzen, um Pizza, Pasta,    ressentinnen und Interessenten durchs Netz.
                              Sushi, Thai oder irgendein anderes Food auszu-       Wie solches Retargeting genau funktioniert,
                              liefern: ein Job für junge, dynamische Biker und     beschreibt Hans Diegruber von B2B Insider im
                              nicht besonders gut bezahlt. Da darf
                              man die Besucher einer Stellenanzeige
                                                                                Kampagnen werden Daten-getrieben
                              oder der Karriere-Seite nicht so schnell
                              vom Haken lassen. Und genau so hat es             ausgesteuert und in Echtzeit optimiert.
                              Foodora gemacht. Wen der Fahrrad-
                              kurier Chris auf der Karriereseite noch nicht so     folgenden Artikel. Das Beispiel zeigt sehr gut,
                              überzeugen und zu einer Bewerbung bewegen            in welche Richtung sich das Recruiting derzeit
                              konnte, dem winkte der Rider später wieder per       bewegt. Kampagnen werden Daten-getrieben
                              Facebook-Werbung zu.                                 ausgesteuert und in Echtzeit optimiert. Im
                                                                                   klassischen Marketing ist das längst Gang und
                                                                                   Gäbe. Programmatic Advertising, Retargeting,
                                                                                   Zielgruppen-Targeting oder dynamische Werbe-
                                                                                   mittel gehören gewissermaßen zum Alltag. Doch
                                                                                   im Personalmarketing steht das Thema erst am
                                                                                   Anfang, denn schließlich müssen die Verantwort-
                                                                                   lichen dafür neue Wege gehen.
A d te c h      27

          Customer Journey vs.
                 Candidate Journey
Customer Journey

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                                                                                                     werbungen
                                                                                                                                                 Sale

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                                                                                                                          schreibung
Candidate Journey                                                                 Quelle: tlnts.de

Viele Touchpoints abseits der                       Data driven Personalmarketing bietet Recrui-            Sixt erhöht die Einstellungsrate
Stellenanzeige                                      tern verschiedene Vorteile: „Diese können die           Sixt zum Beispiel nimmt kein Applicant Tracking
Die wichtigste Erkenntnis zu Beginn des Pro-        Streuverluste klein halten und nur die Zielgruppe       System (ATS), sondern behandelt Personalmar-
zesses: Die Surfgeschichte eines potentiellen       ansprechen, die vielversprechend ist“, sagt zum         keting-Kampagnen wie normale Marketing-
Kandidaten, die so genannte Candidate Journey,      Beispiel Tom Sibbersen, Online-Marketing-Spe-           Kampagnen. „Wir verzichten auf herkömmliche
verläuft ähnlich wie die Customer Journey, also     zialist bei Westpress in Hamm. Die Werbeaus-            ATS und setzen auf Salesforce und eine eigen-
die Reise eines Kunden durchs Netz. Annika Pies,    gaben ließen sich auf Grundlage von Daten               entwickelte Hiring-App im Recruitingprozess.
Geschäftsführerin der Personalmarketingagen-        deutlich zielgerichteter einsetzen. Jan Kirchner,       Genaue Erfolgsmessung ermöglicht es uns, die
tur Talents, hat dies in einer Grafik anschaulich   Geschäftsführer von Wollmilchsau sieht vor al-          Performance aller Bewerberquellen und interner
dargestellt. Google-Suche, Facebook, verschie-      lem zwei konkrete Gründe: „Erstens kann dank            Recruiting-Prozesse zu verbessern“, so Dimitri
dene Themen-Websites und natürlich auch Job-        der Erhebung und Auswertung von Nutzerdaten             Gertsmann, Senior Lead Manager People E-Re-
börsen: Potenzielle Bewerber bieten viele mög-      die gesamte Candidate Journey nachvollziehbar           cruiting bei Sixt SE. Der Automobil-Verleiher
liche Kontakt-Punkte, so genannte Touchpoints,      gemacht werden, um kritische Absprungmarken             habe so die Bewerberzahlen in einigen Berufs-
an denen sie mit Werbung und Angeboten an-          und kosteneffiziente Bewerberquellen schnell            gruppen mehr als verdoppeln und die Einstel-
sprechbar sind. Vorausgesetzt, man erkennt          und einfach zu identifizieren“, erklärt der Daten-      lungsrate um rund ein Viertel erhöht.
sie wieder und kann ihre Reise durch das World      Experte. Zweitens könnten auf Basis von Daten
Wide Web nachverfolgen.                             Prozessmuster erkannt und Vorhersagen getrof-
                                                    fen werden, die den Bewerberrücklauf kalkulier-
                                                    bar machten. „Das bietet die einmalige Chance
                                                    einer nachhaltigen Performance-Steigerung“,
                                                    sagt Kirchner. Und die kann mithilfe von Web-
                                                    analytics natürlich auch gemessen werden.

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28     A d te c h

                                                  Automatisch, individualisiert und in
                                                  Echtzeit
                                                  Ein möglicher Ansatz: Programmatic Adverti-           Königsteiner Digital hat das zum Beispiel schon
                                                  sing, also hier Programmatic Job Advertising.         für einen Industrie-Dienstleister gemacht, um
                                                  Wie das funktioniert, beschreibt Nils Wagner,         Ausbildungsplätze über verschiedene Geräte –
                                                  Geschäftsführer bei Königsteiner. Die Digital-        cross device – hinweg per Zielgruppen- und re-
                                                  Unit der Personalmarketing-Agentur gestaltet          gionalem Targeting auszuspielen. Ein anderer
                                                  dafür Display-Kampagnen analog zu klassischen         Kunde: Ein Chemie-Konzern, der gezielt Studie-
Die Voraussetzung: Die Recruiter müssen sich      Programmatic-Kampagnen. Programmatic Ad-              rende ansprechen wollte, die sich für ein Recruit-
auf neue Strategien einlassen. Es geht darum,     vertising bedeutet voll automatisiert, ausgesteu-     ing-Event anmelden sollten. Auch hier wurde die
Werbung für einen Arbeitgeber oder auch für ei-   ert nach Daten zur Zielperson und deren
nen konkreten Job nach User-Daten auszuspie-      Surfverhalten und in Echtzeit. Einkauf            Entscheidend ist: Ein User wird auf
len und nicht in bestimmten Umfeldern zu plat-    und Schaltung laufen über einen Aukti-
                                                                                                    verschiedenen Geräten identifiziert –
zieren. Das bedeutet auch: Sie brauchen andere    onsprozess, das so genannte Real-Time-
Werbemittel. Neben einer klassischen Stellenan-   Bidding. Ist ein Nutzer für eine Kampa-           natürlich anonymisiert und Daten-
zeige werden Banner, Facebook-Ads oder ande-      gne relevant, erhält der Höchstbietende           schutz-konform
re Formate benötigt. Zwei Beispiele: Auf einer    den Zuschlag und darf sein Werbebanner
Architektur-Website kann eben auch Werbung        platzieren. Die Software erledigt in Sekunden         Zielgruppe über verschiedene Geräte hinweg
für eine Bauingenieur-Stelle geschaltet werden,   wofür sonst mindestens eine Vollzeitstelle nötig      erreicht. Entscheidend ist: Ein User wird auf
oder – krasser – auf einer Reise-Website Wer-     wäre: Daten erheben und auswerten, mithilfe           verschiedenen Geräten identifiziert – natürlich
bung für eine Ausbildungsaktion. Es kommt auf     von Algorithmen Muster in diesen Daten erken-         anonymisiert und Datenschutz-konform. Dieser
den User an, der gerade die Seite besucht – und   nen, auf historischen Daten basierend zukünftige      User erhält auf den verschiedenen Geräten eine
darauf, welche Informationen und Daten zu die-    Kampagnenverläufe vorhersagen und Anzeigen            schlüssige Geschichte angeboten, die ihn dem
sem User vorliegen. Passt er für die Kampagne     entsprechend auf den erfolgversprechendsten           Arbeitgeber oder einem Angebot näherbringen
oder nicht?                                       Kanälen ausspielen und überwachen.                    soll.

                                                                                                                                                             © Victoria Kondysenko, Adobe Stock
                                                                                                                                                               © BillionPhotos.com, Adobe Stock
adTEch        29

                                                     Die Lösung der Zukunft? „Ich nehme wahr, dass
                                                     die meisten Recruiter oder Personalmarketer
                                                     diese Technologien noch gar nicht kennen“, sagt
                                                     Michael Witt, der Unternehmen in Sachen Re-
                                                     cruiting berät. Die Branche konzentriere sich nach
                                                     wie vor auf das Schalten von Stellenanzeigen,
                                                     (händische) Vorauswahl und das Führen von
                                                     Interviews. Bastian Lehmkuhl, Perfor-
                                                     mance Marketing Manager bei der Deut-
WERBEMiTTEL PassEN sich dEM usER aN                  schen Bahn, geht davon aus, dass vor al-
                                                                                                        Ich nehme wahr, dass die meisten
Eine weiterer wichtiger Aspekt in diesem Zusam-      lem Programmatic Job Advertising noch              Recruiter oder Personalmarketer diese
menhang sind dynamische Werbemittel. Das             lange ein Nischendasein fristet – fernab           Technologien noch gar nicht kennen
sind solche, die sich dem jeweiligen Empfänger,      einer deutlichen Disruption am Markt.
seinen aktuellen Erwartungen und Bedürfnissen        „Denen, die den Schritt dorthin allerdings früh-
anpassen. Klassische Werbemittel sind statisch,      zeitig machen, werden massive Wettbewerbs-
das heißt Bilder, Slogan, etc. bleiben gleich. Bei   vorteile beschert“, schätzt er. Westpress-Spe-
dynamischen Werbemitteln werden dagegen              zialist Sibbersen hebt allerdings warnend den
mehrere Versionen hinterlegt, die bei der Auslie-    Finger. „Dennoch sollte man bedenken, dass der
ferung entsprechend geladen werden – und zwar        Einsatz von Programmatic Advertising, Retarge-
ausgesteuert nach Merkmalen und Situation des        ting oder Data-driven-Marketing nicht als Heils-
Empfängers. Das heißt, eine Frau sieht womög-        bringer missinterpretiert werden darf. Anders
lich ein anderes Werbemittel als ein Mann, ein       gesagt: Passt die Arbeitgebermarke nicht oder
jüngerer Empfänger erhält andere Werbung als         ist das Job-Angebot schlecht, hilft auch die beste
ein älterer, usw..                                   Daten-getriebene Online-Kampagne nicht.                Autor: Raoul Fischer

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                   www.jobboards.de
30   R et a r g et i n g

Retargeting in
der Personalsuche
Besuchern der
Karriereseiten
durchs Netz
folgen
                           AdTech – digitale Werbelösungen – machen es möglich:
                           Besucher einer Karriereseite, die ohne Bewerbung wieder
                           verschwinden oder den Bewerbungsprozess abbrechen,
                           sind nicht unbedingt für einen Arbeitgeber verloren. Mit
                           Retargeting können sie immer wieder gefunden und
                           angesprochen werden – allerdings müssen Recruiter
                           dafür deren Interessen und Bedürfnisse im Blick haben.
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                                                                                                                                                               © maciek905, Adobe Stock
Wenn sich Personaler untereinander austau-              So auch im aktuellen Fall eines mittelständi-       So funktioniert Kandidaten-
schen, klingt das mittlerweile häufig so, als gehe      schen Unternehmens aus Baden-Württemberg.           Retargeting
es um schwergehütete Familienrezepte. Das gilt          Seit anderthalb Jahren werden hier bedingt          Beim Kandidaten-Retargeting geht es darum,
auch für Erfolgsrezepte im Recruiting. Kein Vor-        durch den Generationswechsel und kontinuierlich     mit potentiellen Kandidaten in Kontakt zu blei-
trag, kein Kongress, kein Branchentreff, auf dem        gute Auftragslage mit Spitzenzeiten verstärkt       ben, auch wenn sie nach dem Besuch der Karri-
nicht das fordernde Thema der Fachkräftesuche           Mechatroniker, Ingenieure, Elektriker und IT-       ereseite nicht direkt eine Bewerbung eingereicht
und der Besetzung neuer Stellen auftaucht.              Fachleute für die drei Firmenstandorte gesucht,     haben. Dafür werden Interessenten per Cookie
                                                        wobei einer der Standorte im ländlichen Bereich     markiert. Sobald er beim Surfen im Internet auf
                                                        angesiedelt ist. Das Unternehmen hat – gesteu-      einer anderen Seite erkannt wird, kann das Un-
                                                        ert durch die Personalabteilung – eine umfang-      ternehmen ihm Banner mit entsprechenden An-
                                                        reiche Karriere-Rubrik auf der eigenen Website      geboten einblenden. Die Stellenanzeigen werden
                                                        integriert. Zusätzlich werden offene Stellen auch   also basierend auf User-Aktivitäten ausgespielt.
                                                        über andere Kanäle wie Stellenanzeigen, Porta-      Ein Kandidat, der die Karrierewebsite besucht
                                                        le und in der lokalen bis hin zur überregionalen    hat, erhält dann im Laufe seiner Surfaktivitäten
                                                        Presse im DACH-Raum platziert. Diese Maßnah-        im Netz verschiedene Werbeanzeigen. Das hat
                                                        men decken jedoch in der Regel nicht den Bedarf,    zwei verschiedene Vorteile: Potenzielle Bewer-
                                                        es lassen sich nicht immer genügend Bewerber        ber werden immer wieder an das besuchte Un-
                                                        finden und die langfristigen Investitionen in       ternehmen erinnert und zudem mit passenden
                                                        Jobportale sind mittlerweile relativ hoch. Retar-   Jobangeboten oder weiteren Informationen zu
                                                        geting kann im Fall dieses Mittelständlers also     Vorteilen und zum Angebot des Arbeitgebers
                                                        durchaus eine erfolgversprechende Lösung sein.      versorgt.

                                                     Retargeting kann im Fall dieses
                                                     Mittelständlers also durchaus eine
                                                     erfolgversprechende Lösung sein.

                                                        Dafür kommen Banner zu Einsatz, die auf vielen
                                                        verschiedenen Webseiten platziert werden – wo
                                                        immer sich ein Internet-User bewegt, welcher
                                                        vorher die Karriereseite des Unternehmens be-
                                                        sucht hat.

                                                                                                                                                         →
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                                                   Wie lässt sich der Effekt messen?
                                                   Idealerweise laufen Retargeting-Kampagnen
                                                   über einen Zeitraum von mehreren Monaten bis
                                                   zu einem Jahr. Die Größe und Dauer kann dabei
                                                   flexibel gehandhabt werden, so wie auch das
                                                   Budget. Empfehlenswert sind für Retargeting
                                                   allerdings Kampagnen ab 100.000 Einblendun-
                                                   gen über einen längeren Zeitraum.

                                                   Der Erfolg wird dabei folgendermaßen gemes-
                                                   sen: Zum Start werden die Besucherzahlen der
                                                   Firmenwebsite beziehungsweise der Rubrik
                                                   Jobs/Karriere mit der Anzahl der eingehenden        Hans Diegruber ist seit über 20 Jahren im
Hohe Absprungraten abfangen                        Bewerbungen abgeglichen. Dieses Verhältnis          Fachbereich Human Resources tätig. Als
Im Fall einer Hotelkette mit 100 Hotels in         wird zum Kampagnen-Ende – und idealerweise          HR Consultant war der gebürtige Salzbur-
Deutschland, Österreich und der Schweiz sucht      auch regelmäßig zwischendurch – erneut über-        ger bereits bei namhaften Unternehmen,
die HR-Abteilung für die verschiedenen Stand-      prüft. Dabei sollte der Wert eine deutliche Stei-   darunter Sony DADC und bwin, im Einsatz.
orte immer wieder neue Mitarbeiter in unter-       gerung zeigen.                                      Mit seiner Online Marketing Agentur B2B
schiedlichen Bereichen: Köche, Servicekräfte,                                                          Insider unterstützt Diegruber seit 2009 HR
Rezeptionisten, Techniker etc. Die Kette pflegt    Noch einmal zum Beispiel unseres Mittelständ-       Anbieter bei der Leadgenerierung und im
zwar ihre Karriereseite im Web, die auch zuver-    lers. Der konnte die Bewerberquote innerhalb        Content Marketing. Um dem Fachpublikum
lässig Bewerbungen generiert. Allerdings ist die   von vier Monaten um 30 Prozent erhöhen und          einen unkomplizierten Zugang zu frischen
Absprungrate relativ hoch, weil viele Erstbesu-    vakante Stellen auch kurzfristig besetzen. Zu-      Ideen für ihre Aufgaben und Projekte zu
cher die Seite ohne Bewerberaktivität verlassen.   dem gab es hier noch den Nebeneffekt, dass im       ermöglichen, hat er 2018 die Online Fokus
Im Rahmen einer Retargeting-Kampagne wer-          Rahmen der Stellenkampagnen auch weitere As-        Konferenzen ins Leben gerufen.
den alle Besucher auf der firmeneigenen Karri-     sets des Arbeitgebers kommuniziert wurden, wie      (nächster Termin vom 25. – 29.03.2019)
ere-Website markiert. Dann bekommen sie ver-       Firmenkindergarten, Dienstwagen, Altersvorsor-
schiedene Banner über einen längeren Zeitraum      ge, Gesundheitsangebote und Unterstützung bei
ausgespielt. Auf Wunsch können Unternehmen         familiärer Mehrfachbelastung. Das zahlt auf die
bei der Markierung von Seitenbesuchern auch        Arbeitgebermarke ein. Hinzu kommen Aspekte
ein Finetuning vornehmen, damit zum Beispiel       die für Bewerber besonders relevant sind wie
Besucher in der Rubrik Gastronomie auch nur        Jobsicherheit, Zuverlässigkeit, regionales Enga-
vakante Gastro-Jobs vorgeschlagen bekommen         gement.
und keine Angebote für den technischen oder lo-
gistischen Bereich erhalten.

Die Kampagne läuft in diesem Fall über         Fazit
einen Zeitraum von einem Jahr und län-         Mit Retargeting können Unternehmen
ger und hat die Aufgabe im kontinuierli-       die Anzahl der Bewerbungen erheblich
chen Kontakt mit ehemaligen und neuen
                                               steigern – wenn sie dabei die Bedürfnisse
Seitenbesuchern zu bleiben. Das Motto
der Kampagne: „Wenn heute vielleicht           und Interessen ihrer Zielgruppen im Blick
keine Bewerbung erfolgt – dann zu einem        haben. Wer potenzielle Bewerber immer
anderen Zeitpunkt, der besser in die Le-       wieder anspricht, muss die Relevanz
bensplanung passt!“
                                               und Passung seiner Angebote im Blick
                                               haben. Dann liefert diese Strategie
                                               Kandidaten immer wieder Reminder
                                               und wertvolle Infos, die nicht zuletzt
                                               auf das Employer Branding einzahlen.
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