E EDITORIAL - Onkologische Pflege
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
EDITORIAL E Liebe Leserinnen und Leser, arteriell-hepatische Infusionspumpe (HAI). Zwei der Bilder hat liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Tochter Nele gemacht – danke dir (:-*). Mein Kollege Martin Ringer ist ein Typ Mensch, der immer und überall er- mit dem Thema „Ambulante Onkologie“ sind wir in meiner Welt reichbar ist, kommt, hilft, erklärt, regelt. Er ist als Pflegeexperte angekommen, worüber ich mich sehr freue. Wie sieht denn die verantwortlich für die Abstrich- und die Impfstation und eben Welt eines Pflegewissenschaftlers in der ambulanten Onkolo- für das in seinem Artikel vorgestellte Projekt über ambulan- gie aus? Wissenschaftler, das heißt doch vor allem weit weg te Antibiotikagabe. Ich halte auch dieses nichtonkologische vom Alltag hinterm Schreibtisch sitzen? Ich sage mal „jein?!“. Projekt für äußerst interessant für die ambulante Onkologie, Ideen für innovative Projekte erarbeitet man am Schreibtisch. denn Anwendungsmöglichkeiten gäbe es auch hier. Der letz- Dass der dann weit weg von der täglichen Arbeit ist, das wür- te Schwerpunktbeitrag stammt von meiner hochgeschätzten de man sich manchmal wünschen. Roland Allieu ist ein Freund Kollegin Monica Bergomi. Sie ist Teil unseres Pflegesprech- und Kollege von mir, den ich vor einigen Jahren in Freiburg stunden-Teams, welches seit Januar täglich Pflegeberatung für kennenlernen durfte, weil er die Idee einer Advanced Practi- ambulante onko- und hämatologische Patienten anbietet. Be- ce Nursing (APN)-Rolle für seinen Fachbereich hatte und mehr ziehung und Kontinuität sind wichtige „Stellschrauben“ in der darüber erfahren wollte. Auf dem DKK 2020 stellte er dann ein Pflege-Patient-Beziehung. Doch wie ist es in der ambulanten Poster vor mit einem Literaturreview zum Thema Beratung von Onkologie? Frau Bergomi bringt hier Erfahrungen und Ideen kolorektalen Karzinompatienten durch eine APN. Für uns hat zu Papier, die es hoffentlich einmal zu einem stillen Schreib- er hierüber einen Artikel verfasst. Irgendwann muss die Zeit tisch schaffen, dort reifen können und dann als Projekt die am- hinterm Schreibtisch beendet sein. Gute Ideen müssen in die bulante Pflegepraxis bereichern. Praxis gebracht werden. Ulrike Mößner und ich kennen uns schon immer. Gemeinsam mit unseren Kolleginnen haben wir Ich hoffe, ich konnte Ihnen den Einstieg in unseren Schwer- die Rolle der APN in der kontinuierlichen Begleitung und Be- punkt „Ambulante Onkologie“ nahebringen. Über Ihr Feed- ratung onkologischer Patientinnen in Freiburg entwickelt. Sie back freuen wir uns. zeigt in ihrem Artikel, wie die praktische Umsetzung von APN am Beispiel der kolorektalen Karzinompatientinnen in der am- bulanten Onkologie aussieht. Pflegewissenschaftler in der ambulanten Onkologie heißt aber auch vor Ort sein und mitarbeiten. Probleme erkennen kön- Ihr nen, niederschwellig erreichbar sein – auch wenn es durchaus auch mal sein kann, dass die Kolleginnen und Kollegen froh sind, wenn ich wieder gehe. Meine manuellen Kompetenzen können nicht so ausgeprägt sein wie bei jemandem, der täg- lich in der Tagesklinik steht. Es kommt schon mal vor, dass ich einen Zugang nicht legen kann, eine Chemo in der falschen Reihenfolge gebe. Mir fehlt die tägliche Routine. Und doch Matthias Hellberg-Naegele kann ich nur so zum Experten in meinem Gebiet werden und Themen fachlich aufarbeiten wie in meinem Artikel über die ONKOLOGISCHE PFLEGE 1, MÄRZ 2021 1
1 1 PANORAMA Editorial (M. Hellberg-Naegele) 4 Vorstand aktuell (K. Paradies) 5 DKG aktuell (J. Bruns) 6 Denkimpuls (M. Laux) 8 Portrait: Irène Bachmann-Mettler 11 KOK-Projekt GRAN-ONCO gestartet 12 CancerCOVID – Online-Umfrage 13 Einladung zum KOK-Jubiläumskongress 75 Buchbesprechung U3 Veranstaltungskalender 16 16 SCHWERPUNKT Versorgung von Patienten mit kolorektalem Karzinom (R. J. Allieu) 23 Advanced Practice Nursing im ambulanten Setting (U. Mößner, L. Leppla, A. Rebafka, M. Hasemann) 30 Die hepato-arterielle Infusionspumpe (M. Naegele) 36 OPAT am Universitätsspital Zürich (M. Ringer, N. Eberhard, A. Burch, C. Reiber, A. Müller, B. Hasse) 40 Ambulante onkologische Patientenversorgung (M. Bergomi) 45 45 AUSLESE Schreibwerkstatt für Pflegende – Teil 3 Protokolle leicht und verständlich schreiben (G. Thielking-Wagner) 50 Ultraschalldiagnostik und -interventionen in der Onkologie (C. Trenker, E. Safai Zadeh, C. Görg) 55 Lebenspläne älterer Menschen mit nicht heilbarer Krebserkrankung – Ein Interview – Teil 2 (S. Kelber) 61 61 FORTBILDUNG Portkatheter (M. Löffler, M. Csire) KOK 68 Studien (K. Reif ) 70 Arzneimittel: Lenalidomid (J. Hellstern, M. Hellberg-Naegele) 72 Nebenwirkungen: Chemotherapie-induzierte periphere Neuropathie (CIPN) (C. Hell, G. Schilling) ONKOLOGISCHE PFLEGE 1, MÄRZ 2021 3
PANORAMA Kerstin Paradies Sprecherin des Vorstands paradies@kok-krebsgesellschaft.de Vorstand aktuell Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen, Konsequente Abkehr von Profitdenken und ökonomischen liebe Leserinnen und Leser, Fehlanreizen durch eine Gesundheitsreform die Zeitschrift Der Spiegel hat am 11. Januar 2021 die Petition Das Jahr 2021 bringt für unsere Zeitschrift Onkologische Pfle- „Gesundheitsreform für eine bessere Pflege zum Schutz der ge außerdem eine entscheidende Veränderung: So möchte Pflegebedürftigen“ beim Bundestag eingebracht. Die KOK hat ich mich heute im Namen des Vorstands der KOK sowie der diese Petition im vollen Umfang unterstützt! Schriftleitung bei Mirko Laux für seine 10-jährige ehrenamt- liche Tätigkeit in der Schriftleitung bedanken. Mirko gehörte Wie menschlich ist unsere Gesellschaft im 21. Jahrhundert? zu den Herausgebern der Zeitschrift, und er ist so etwas wie In Zeiten von Corona müssen wir erkennen, wie wichtig der eine Institution geworden. Ich möchte Danke sagen für seine Pflegeberuf für die Gesellschaft ist. Und doch befinden sich Expertise, sein Engagement und seine Bereitschaft, über das die Pflegekräfte im Ausnahmezustand – es ist zur Normalität normale Maß hinauszugehen. Er wird uns ab 2021 im wissen- geworden: Wir funktionieren! Unsere Politik findet keine Lö- schaftlichen Beirat mit Rat und Tat zur Seite stehen. Auch wird sungen, weil krampfhaft versucht wird, ein Gesundheitssystem er weiterhin die Rubrik „Denkimpulse“ mit Leben füllen. Die zu reparieren, dessen Schwächen seit Jahren bekannt sind. Wir schönsten Erinnerungen sammelt man immer gemeinsam. brauchen eine grundlegende Reform des Gesundheitssystems. Danke für diese wundervollen 10 Jahre! Nur so kann der Pflegeberuf für junge Menschen interessant In diesem Zusammenhang gleich noch ein Aufruf: Wir suchen werden – und auch wieder attraktiv für diejenigen, die aus die- junge Kolleginnen und Kollegen aus dem ambulanten wie sem Beruf geflohen sind. aus dem stationären Bereich, die Lust hätten, bei uns mitzu- „Es ist wichtig, dass wir als Gesellschaft gemeinsam für bessere arbeiten, Ideen und eigene Erfahrungen einzubringen und Arbeitsbedingungen für die Berufsgruppe der Pflegenden auf- ihre Vision zur Weiterentwicklung der onkologischen Pflege stehen, uns melden, an Türen klopfen und jeder Einzelne von in Deutschland mit uns zu teilen. Melden Sie sich bei uns, wir uns betont: Wir wollen eine bessere Pflege“, so Franz Wagner freuen uns auf Sie! vom Deutschen Pflegerat. Bleiben Sie alle gesund! Wir unterstützen die Forderungen nach besseren Arbeitsbe- dingungen für Pflegekräfte/MFA in allen Gesundheitseinrich- tungen: Ihre Mehr Zeit für Patienten, verlässliche Arbeitszeiten, Entlas- tung von Bürokratie, Personalschlüssel nach echtem Bedarf, sofortiges Handeln bei Unterbesetzung Aufwertung des Berufsbildes, höhere Gehälter, Zulagen und Entlohnung von Weiterqualifizierung, bessere Karrierechancen Kerstin Paradies 4 © W. ZUCKSCHWERDT VERLAG MÜNCHEN
Johannes Bruns Generalsekretär Deutsche Krebsgesellschaft e. V. bruns@krebsgesellschaft.de DKG aktuell Ambulant: für Krebspatient*innen Normalität bei allen Berufsgruppen groß ist. Es ist daher zu begrüßen, dass insbesondere in der onkologischen Pflege eine Vielzahl rich- Derzeit erkranken jährlich mehr als 500.000 Menschen in tungweisender Projekte entstanden ist, die die notwendigen Deutschland neu an Krebs. Die Anzahl der Patient*innen, die Kompetenzen entwickeln und erhalten. Pflegende, die insbe- pro Jahr auf onkologische Therapien angewiesen sind, beläuft sondere onkologische Patient*innen unter Therapie betreuen, sich auf ca. 1,5 Millionen. Viele Krebsbehandlungen, wenn sollten über das fachkompetente Handeln hinaus in der Lage nicht sogar der überwiegende Teil, finden heute ambulant sein, Fragen der Betroffenen – soweit fachlich vertretbar – zu statt, in Klinikambulanzen oder spezialisierten Arztpraxen. Es beantworten. Darüber hinaus sollte daran gearbeitet werden, muss aber auch im Auge behalten werden, dass Patient*innen dass Patient*innen im ambulanten Setting gut aufgehoben in der Akutphase ihrer Behandlung weiterhin auf ein stationä- sind und dabei zu Recht das Bewusstsein haben können, kei- res Umfeld angewiesen sind. nen Kompromiss bezüglich der Qualität ihrer Behandlung ein- Patient*innen haben bei einer ambulanten Behandlung den zugehen. Das ist nur durch eine qualifizierte Betreuung, insbe- Vorteil, dass sie zu Hause und in der gewohnten Umgebung sondere durch Pfleger*innen, möglich. bleiben können. Das ist aber nur dann positiv, wenn eine gute Gesamtplanung erfolgt und bei der Organisation nichts Wesentliches übersehen wird. Um das erreichen zu können, Ihr müssen alle Beteiligten über die notwendigen fachlichen und patientenindividuellen Informationen verfügen. Dazu gehören die Besonderheiten der konkreten Diagnose und der jeweils aktuellen Therapie im Verlauf. Wer die Vielzahl der unterschiedlichen Krankheitsbilder in der Dr. Johannes Bruns Onkologie kennt, weiß, dass der Aus- und Fortbildungsbedarf ONKOLOGISCHE PFLEGE 1, MÄRZ 2021 5
PANORAMA D © FrankHH – shutterstock.com Denkimpuls Eine Kolumne von Mirko Laux, Frankfurt am Main Sprung in der Schüssel weil wir nicht perfekt sind. Auch – oder vor allem – in unserem Arbeitsalltag nicht. Wir machen nicht alles perfekt, können immer Liebe Leserinnen und Leser, „noch mehr tun“ für unsere Patienten und Kollegen und vergessen es kann durchaus stressreduzierend sein, wenn man sich die dabei sehr schnell, was wir bereits alles erreicht haben. Immer den Zeit nimmt, mal wieder eine Geschichte zu lesen. Also, bitte Duft der Blumen auf Ihrer Seite des Pfades genießen bedeutet im holen Sie sich eine Tasse Kaffee oder Tee, machen Sie es sich übertragenen Sinn: Ich bin weniger gestresst, wenn ich nicht nur gemütlich, und dann legen wir los … meine Macken und was ich „noch alles hätte tun können“ im Kopf habe, sondern wenn ich mir immer wieder vornehme, am Ende Es war einmal eine alte Frau, die hatte zwei große Krüge. Die Krüge eines Arbeitstages an das zu denken, was ich gut gemacht habe – hingen an den Enden einer Stange, die die Frau über ihren Schul- selbst mit Sprung in der Schüssel. tern trug. Einer der Krüge hatte einen Sprung, der andere hin- gegen war makellos. Der Krug mit dem Sprung war am Ende der Übrigens nennt man das „positive Neuroplastizität“. Wegen der langen Wanderung vom Fluss nach Hause immer nur noch halb Vorliebe unseres Gehirns für das Negative, das dafür gesorgt voll, der andere jedoch fasste stets eine volle Portion Wasser. Zwei hat, dass unsere Vorfahren überlebten, lernt das Gehirn schnel- Jahre lang geschah täglich dasselbe: Die alte Frau brachte immer ler aus negativen Erfahrungen und langsamer aus positiven Er- nur anderthalb Krüge Wasser mit nach Hause. fahrungen. Deshalb ist es verständlich, dass wir am Ende eines Arbeitstages dazu neigen, eher an die Macken und die Sprün- Der makellose Krug war sehr stolz auf seine Leistung. Der Krug mit ge in der Schüssel zu denken und an all das, was wir nicht er- dem Sprung hingegen schämte sich und war betrübt, dass er nur reicht haben bzw. hätten besser machen können. Wenn wir uns die Hälfte dessen verrichten konnte, wofür er gemacht worden war. allerdings im Sinne der Achtsamkeit immer wieder bewusst ma- Nach zwei Jahren, die ihm wie ein endloses Versagen vorkamen, chen, was wir alles an Positivem geleistet haben, werden mehr sprach der Krug zur alten Frau: „Ich schäme mich so wegen meines positive Erfahrungen im Gehirn angereichert und gespeichert. Sprungs, aus dem auf dem ganzen Weg zu deinem Haus immer Und wir sind fast automatisch weniger gestresst und arbeiten Wasser läuft.“ Die alte Frau lächelte. „Ist dir aufgefallen, dass auf zusätzlich an einer verbesserten Resilienz. deiner Seite des Weges Blumen blühen, aber auf der Seite des an- Ich möchte Sie motivieren, morgen nach einem Arbeitstag mal deren Kruges nicht? Ich habe auf deiner Seite des Pfades Blumen- ganz bewusst daran zu denken, was alles gut geklappt hat und samen gesät, weil ich mir deines Fehlers bewusst war. Nun gießt was Sie geleistet haben. Denn das ist sicherlich eine ganze Menge. du sie jeden Tag, wenn wir nach Hause laufen. Zwei Jahre lang konnte ich diese wunderschönen Blumen pflücken und den Tisch Bis bald. Ihr Mirko Laux damit schmücken. Wenn du nicht genauso wärst, wie du bist, wür- de diese Schönheit nicht existieren und unser Haus beehren.“ Was möchte ich Ihnen damit sagen? Jeder von uns hat seine ganz eigenen Macken und Fehler, aber es Lehrender und Lernender zum Thema Achtsamkeit und Medita- sind die Macken und Sprünge, die unser Leben so interessant und tion in der onkologischen Pflege lohnenswert machen. Wir müssen uns nicht unter Druck setzen, 6 © W. ZUCKSCHWERDT VERLAG MÜNCHEN
PANORAMA PORTRAIT P Irène Bachmann-Mettler Zürich Irene.Bachmann@gmx.net Berufsausbildung Arbeitsfeld, Funktion Diplomierte Pflegefachfrau AKP Mit 66 Jahren nehme ich es etwas ruhiger und leite noch ver- Pflegeexpertin Höhere Fachausbildung Stufe 2 SRK einzelte Projekte und Evaluationen im Gesundheitswesen. Dipl. Erwachsenenbildnerin AEB Seit vielen Jahren bin ich Präsidentin der Onkologiepflege Dipl. Organisations- und Entwicklungsberaterin TRIGON Schweiz, Fachverband für Pflegefachpersonen Onkologie – Dipl. Evaluatorin, Universität Bern noch bis September 2021. Berufliche Stationen Persönliche und berufliche Meilensteine 25 Jahre in verschiedenen Funktionen in der onkologischen Ich habe die Weiterbildungen in verschiedensten Bereichen Pflege am Kantonsspital St. Gallen: Stationsleiterin Häma- sehr geschätzt und sie einem Studium in Pflegewissenschaf- to-Onkologische Station, Pflegeexpertin, Leiterin Höhere ten vorgezogen. Sie haben mich in meiner persönlichen und Fachausbildung Onkologie, Leiterin Pflege Onkologie, Gas- beruflichen Entwicklung gefördert. Dank der neuen Kom- troenterologie, ambulante medizinische Fachbereiche und petenzen konnte ich mich alle 5–10 Jahre in einem neuen medizinische Intensivstation Berufsfeld innerhalb der onkologischen Pflege, des Manage- Co-Leiterin Interprofessionelle Weiterbildung Palliative Care, ments, der Forschung und Lehre engagieren. Krebsliga Schweiz 10 Jahre Projektleiterin und Studienleiterin Universitätsspital Verbindung zur KOK Zürich, Pflegedirektion und Institut für Hausarztmedizin Den fachlichen und persönlichen Austausch mit Pflegefach- personen in Deutschland und mit KOK-Mitgliedern schätze 9 Jahre Leiterin Qualitätsmanagement Spital Affoltern und ich sehr, wie auch die persönlichen Kontakte mit Kerstin freiberufliche Projektleiterin Paradies. Seit wann interessieren Sie sich für die onkologische lastungen mit ihren Auswirkungen auf ihr gesamtes Leben 1 Pflege und was fasziniert Sie an diesem Thema? durchzustehen. Diese Menschen haben mich gelehrt, das Le- ben zu schätzen und meine Energie in sinnvolle Aufgaben zu Seit ich das erste Mal im Jahr 1977 als frisch diplomierte Pfle- investieren. Zudem schätzte ich die Begegnungen mit diesen gende auf einer onkologischen Bettenstation gearbeitet habe, Menschen über eine längere Zeitspanne; Beziehungen mit ge- bin ich tief beeindruckt, wie Menschen mit ihrer Krebserkran- genseitigem Vertrauen konnten aufgebaut und über Monate kung umgehen. Ich bin noch heute immer wieder überwäl- gepflegt werden. Fasziniert hat mich natürlich auch die enor- tigt von der Energie und Zuversicht, welche viele von ihnen me Entwicklung der Onkologie und der Onkologiepflege im aufbringen können, um die Therapien, Symptome und Be- Verlauf der letzten Jahrzehnte. 8 © W. ZUCKSCHWERDT VERLAG MÜNCHEN
PANORAMA Welche beruflichen Erfahrungen möchten Sie am Was wollten Sie schon immer gerne mal machen 2 wenigsten missen? 6 und haben es bisher nicht geschafft? Besonders habe ich die Teamarbeit mit Kolleginnen und mit Ich wäre gerne via Biancograt auf den Piz Bernina (4048 m Fachpersonen anderer Disziplinen geschätzt. Ein gut einge- ü. M.) im Engadin gestiegen. Es hat nur für den Piz Cambrena spieltes Team mit gegenseitigem Respekt und Wertschätzung (3600 m ü. M.) gereicht. War aber trotzdem schön. ist der absolute Mehrwert gegenüber einer unverbindlichen Zusammenarbeit. Es ermöglicht Höchstleistungen. 7 Wie vereinbaren Sie Beruf und Privates/Familie? Was machen Sie am liebsten nach Dienstschluss Mein Mann und ich waren beruflich und im sozialen Bereich 3 oder an freien Tagen? sehr stark engagiert. Es macht uns immer noch Freude, und wir Golfspielen ist eine meiner großen Leidenschaften. Wandern trennen Beruf/Engagement und Privates nicht strikt. Die Aben- und Lesen schätze ich ebenso. Zudem bewirten mein Mann de verbringen wir dafür oft mit Freunden oder gemeinsam an und ich sehr gerne unsere Freunde zu Hause. Wir können stun- unserem Esstisch. Hier können wir alles besprechen, was uns denlang am Tisch sitzen … bewegt. Was möchten Sie neuen/jungen Kolleginnen und Sind Sie gerne unterwegs? Wenn ja, in welches Land 4 Kollegen im Bereich der onkologischen Pflege mit 8 würden Sie gerne reisen? auf den Weg geben? Nach einem mehrwöchigen Aufenthalt in Mailand – trotz Das Interesse an unterschiedlichen Menschen mit ihren Le- Corona – würde ich gerne für längere Zeit in Italien leben. bensgeschichten nicht zu verlieren. Lernen zuzuhören, „Ca- ring“ und Fachwissen gleichermaßen gewichten. Den Wert der Gibt es jemanden, den Sie unbedingt mal treffen Pflege mit evidenzbasiertem Wissen untermauern. 9 möchten? Es tönt sehr abgedroschen: Barack Obama mit seinem Charme Was ist für Sie ein besonderer Tag, oder anders und Charisma würde ich allzu gerne begegnen. 5 gefragt: Wie muss ein Tag ablaufen, damit Sie zufrieden sind? Auf welchen Internetseiten trifft man Sie am Jeder Tag sieht anders aus, und ich bin meist zufrieden damit. 10 häufigsten? Wenn ich flexibel arbeiten oder etwas erleben kann, das ich Kreuz und quer – ich recherchiere sehr gerne, manchmal auch schätze, hat sich der Tag gelohnt. Unnötiges. 10 © W. ZUCKSCHWERDT VERLAG MÜNCHEN
KOK-Projekt GRAN-ONCO gestartet Ihre Mitwirkung ist gefragt! anschreiben und um Ihre Mitwirkung und Unterstützung bei dieser wichtigen Arbeit bitten. Welche Themenfelder sollen durch die Pflegeforschung künf- tig schwerpunktmäßig beforscht werden sollen? Diese Frage Bei Rückfragen steht Ihnen das Forschungsteam von Patrick lässt sich nur in Abstimmung mit der Pflegepraxis beantwor- Jahn von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ger- ten. In Orientierung an bereits bestehenden Projekten der ne zur Verfügung. onkologischen Pflegeforschung in Österreich und der Schweiz soll nun erstmals auch für Deutschland eine solche Agenda Wir danken Ihnen schon jetzt für Ihre Mitarbeit und Ihr Enga- entwickelt werden: die „GERMAN RESEARCH AGENDA for NUR- gement! SING – Oncology (GRAN-ONCO)“. Sie wird im Rahmen eines KOK-Projekts entwickelt, bei dem wir dringend auch auf Ihre Mithilfe angewiesen sind. Die Positionierung dieser Agenda ist Ihr KOK-Vorstand eine wichtige Vorrausetzung für die Wahrnehmung und Steue- rung der onkologischen Pflegeforschung. Die AG Pflegeforschung der KOK wird in diesem Projekt durch die Deutschen Krebsgesellschaft e.V. (DKG) unterstützt. Die Kontakt: Projektleitung liegt bei Prof. Dr. Patrick Jahn. Im Laufe der Ent- Prof. Dr. Patrick Jahn, Madeleine Ritter-Herschbach MSc, wicklung ist uns eine breite Einbindung auch der Pflegepraxis Max Zilezinski BA wichtig. Daher möchten wir Sie als Mitglieder der KOK dazu er- Tel.: 0345/557 1348 mutigen, sich an unserem anonymen Online-Survey zu betei- E-Mail: madeleine.ritter-herschbach@uk-halle.de ligen. Hierzu werden wir Sie voraussichtlich im Mai per E-Mail Liebe Leserinnen und Leser, wir sind in der Themenplanung für 2022 und freuen uns über Ihre Anregungen und Wünsche! Was interessiert Sie besonders, worüber möchten Sie gern mehr wissen? Schreiben Sie uns: onkopflege@kok-krebsgesellschaft.de ONKOLOGISCHE PFLEGE 1, MÄRZ 2021 11
PANORAMA CancerCOVID – Online-Umfrage Herausforderungen aus Sicht der onkologisch oder vergleichbarer Krisenereignisse genutzt werden. Bei Pflegenden Rückfragen oder bei Interesse zur Teilnahme an einem qualita- tiven Forschungsinterview (ca. 20 Minuten, telefonisch/online) Die Pandemie stellte auch Mitarbeitende in der onkologischen steht Ihnen das Forschungsteam von Prof. Jan Schildmann von Krankenpflege vor besondere Herausforderungen. Der vom der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg gerne zur Ver- Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geför- fügung. derte Verbund „CancerCOVID“ führt derzeit qualitative und quantitative Befragungen zu ethischen und psychosozialen Herausforderungen unterschiedlicher Akteur*innen in der Krebsversorgung durch. Mitte März wird in diesem Rahmen Kontakt: in Kooperation mit der KOK auch ein anonymer Online-Survey Prof. Dr. Jan Schildmann MA; Sabine Sommerlatte mit KOK-Mitgliedern durchgeführt. Die Ergebnisse sollen für Tel.: 0345/557 3550 die Erstellung von Handlungsempfehlungen zur Prioritäten- E-Mail: sabine.sommerlatte@medizin.uni-halle.de setzung in der Krebsversorgung im Kontext der Pandemie Jetzt anmelden! Jetzt anmelden! Onkologie-pflege Palliative Care Fortbildung bei onkologischen Kompetenz und Passion Patienten 2. – 3. September 2021, Kompetenz und Passion St. Gallen/Schweiz 22. – 24. April 2021 Kartause Ittingen/Schweiz St. Gallen Oncology Conferences (SONK) St. Gallen Oncology Conferences (SONK) Deutschsprachig-Europäische Schule für Onkologie (deso) Deutschsprachig-Europäische Schule für Onkologie (deso) c/o Tumor- und Brustzentrum ZeTuP c/o Tumor- und Brustzentrum ZeTuP Rorschacherstrasse 150, 9006 St. Gallen / Schweiz Rorschacherstrasse 150, 9006 St. Gallen / Schweiz info@oncoconferences.ch, www.oncoconferences.ch info@oncoconferences.ch, www.oncoconferences.ch 24. Internationales deso Seminar deso Deutschsprachig-Europäische Schule für Onkologie 25. Internationales deso Seminar deso Deutschsprachig-Europäische Schule für Onkologie 12 © W. ZUCKSCHWERDT VERLAG MÜNCHEN PAL_OKF_Kombi_162x125.indd 1 26.01.21 08:09
Einladung zum KOK-Jubiläumskongress Liebe Kolleginnen und Kollegen, Wenn die Hoffnung auf Heilung schwindet (Psychoon kologie) ich freue mich sehr, Sie heute zu unserem 10. KOK-Jahreskon- Umgang/Intervention bei Progredienzangst gress am 27. und 28. August 2021 in der Brandenburgischen Ethische Fallbesprechung in der Onkologie (Rolle der Pfle- Akademie in Berlin einladen zu dürfen. genden) Ich hoffe sehr, dass wir unseren Kongress gemeinsam mit Ih- Ernährungstherapie im Kampf gegen Mangelernährung nen in gewohnter Art und Weise umsetzen können, dass wir und Kachexie ins Gespräch kommen, uns austauschen und gemeinsam Visi- onen entwickeln können. Total Pain in der Onkologie Unser Leitthema 2021 Ich freue mich sehr darauf, Sie im August 2021 gesund wieder- zusehen. Ist das jetzt noch onkologisch oder schon palliativ? Schnittstel- lenprobleme im Blick Ihre Kerstin Paradies Unsere TOP-Themen Onkologische Pflege im Kontext gesellschaftlicher Entwick- lungen (Gesundheit um jeden Preis? Kostenexplosion in der Nähere Informationen unter www.ng-akademie.de Onkologie) www.kok-krebsgesellschaft.de Ist das jetzt onkologisch oder schon palliativ? 10. Schnittstellenproblematik im Blick Berlin • 27. – 28. August 2021 Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften s ih u n g d e M it Ve rl e p reise s flege 10. KOK-P UNSERE AKTUELLEN THEMEN • Onkologische Pflege im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen (Gesundheit um jeden Preis? Kostenexplosion in der Onkologie) • Wenn die Hoffnung auf Heilung schwindet (Psychoonkologie) • Umgang/Intervention bei Progredienzangst • Ethische Fallbesprechung in der Onkologie (Rolle der Pflegenden) • Ernährungstherapie im Kampf gegen Mangelernährung und Kachexie • Total Pain in der Onkologie WISSENSCHAFTLICHE LEITUNG TAGUNGSORT VERANSTALTER ORGANISATION KOK Arbeitsgruppe in der Berlin-Brandenburgische Deutsche Krebsgesellschaft e.V. Nationale Gesundheits- DKG e.V. Akademie der Wissenschaften Kuno-Fischer-Straße 8 AKADEMIE NGA GmbH Kuno-Fischer-Str. 8 Veranstaltungszentrum 14057 Berlin Büro Weimar 14057 Berlin Jägerstraße 22–23 service@krebsgesellschaft.de Rießnerstraße 12B 10117 Berlin 99427 Weimar Juliane.Truskowski@ng-akademie.de
Die Konferenz Onkologischer Kranken- und Kinderkrankenpflege (KOK) in der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. schreibt den KOK-Pflegepreis 2021 mit freundlicher Unterstützung des Zuckschwerdt Verlags aus. Für die Auszeichnung kommen Projekte, Facharbeiten oder Berichte in Betracht, die von Medi- zinischen Fachangestellten oder Pflegefachkräften aus Deutschland in den letzten 18 Monaten angefertigt wurden. Inhaltlich sollten in den eingereichten Arbeiten praxisrelevante Themen/ Projekte aus dem Bereich der onkologischen Pflege dargestellt werden. Die Preisträgerin bzw. der Preisträger präsentiert die Arbeit auf dem KOK-Kongress und stimmt einer Veröffentlichung auf der Website der KOK und in der Zeitschrift Onkologische Pflege zu. Der KOK-Pflegepreis beinhaltet eine Urkunde, ausgestellt von der KOK in der Deutschen Krebsgesellschaft e.V., welche beim 10. Jahreskongress der KOK am 28. August 2021 in Berlin überreicht wird ein Preisgeld in Höhe von 500 EURO die kostenlose Teilnahme am 10. Jahreskongress der KOK inkl. Übernahme der Fahrtkosten für den/die Preisträger*in (eine Person) im Rahmen der Reisekostenregelung der DKG e.V. ein Jahresabonnement der Zeitschrift Onkologische Pflege für die zweit- und drittplatzierte Arbeit Formale Anforderungen Eingereicht werden können Arbeiten im PDF-Format von Einzelpersonen oder Gruppenarbei- ten von max. 2 Personen, die bisher bei keinem anderen Wettbewerb eingereicht worden sind. Layout Titelblatt: Titel der Arbeit, Name(n) der Autor*innen mit Adresse, Telefon, E-Mail-Adresse, Datum Inhaltsverzeichnis Abstract/Zusammenfassung (1/2 Seite) Einleitung, Hauptteil, Fazit/Schussfolgerungen, Literaturverzeichnis Beiblatt: kurzer beruflicher Werdegang und aktuelle Position des/der Autor*innen Umfang Insgesamt sollen Einleitung, Hauptteil, Fazit/Schlussfolgerungen zusammen 25 Seiten (Schrift- größe: 12 Pkt., Zeilenabstand: 1,5) nicht überschreiten (entspricht etwa 50.000 Zeichen mit Leerzeichen). Mit freundlicher Einsendeschluss Unterstützung von 31. Juli 2021 per E-Mail an pflegepreis@kok-krebsgesellschaft.de Die Arbeiten werden von einer unabhängigen Jury der KOK beurteilt. Der oder die Autoren erhalten eine Eingangsbenachrichtigung sowie bis zum 15. August 2021 Zuckschwerdt Verlag eine Benachrichtigung der Jury. München 14 © W. ZUCKSCHWERDT VERLAG MÜNCHEN
SCHWERPUNKT V Versorgung von Patienten mit Versorgung kolorektalem Karzinom Roland Jusu Allieu Universitätsklinikum Münster Einsatz einer Advanced Practice Nurse (APN) als ergänzende Praxisoption Einleitung Der demografische Wandel führt zu einer steigenden Zahl von nicht auf alle Patienten in gleicher Weise übertragbar (Hall et al. 2012; Laird und Raudonis 2020; Maruthachalam et al. 2006). chronisch kranken Patientinnen und Patienten, darunter auch Ein führendes Modell in diesem Bereich ist das Modell nach diejenigen mit kolorektalem Karzinom (CRC) (Cooper et al. Hamric. Anhand dieses Modells lassen sich Inhalte, Ziel und 2010; Hall et al. 2012; Laird und Raudonis 2020; Loftus und Zweck der ANP beschreiben (Schober und Affara 2006 in Weid- Weston 2001). Diese Situation sowie der Paradigmenwech- lich und Hock 2017). Die Primärkriterien für die Rolle der APN sel hin zu patientenorientierter Versorgung, die Senkung der bilden die Hochschulbildung sowie die pflegerische Berufsaus- Gesundheitskosten, die steigende Bedeutung unterschied- bildung. Im Fokus der Betreuung stehen die Patienten und de- licher Akteure bei der Patientenversorgung, die Anforderung ren Familien. Als Zentralkompetenz wird die direkte klinische an interprofessionelle Zusammenarbeit und die Verlagerung Pflegetätigkeit angesehen. Die beschriebenen Kernkompeten- der Versorgung in den ambulanten Bereich bedeuten neue zen umfassen die Fähigkeit, Konsultationen und/oder Bera- Herausforderungen für die allgemeine Patientenversorgung tungen durchzuführen, hervorragende Anleitung anzubieten, (Barnwell 2015; Glaus und Schlag 2016; Loftus und Weston ethische Entscheidungen zu treffen, Forschung durchzuführen 2001). Hinzu kommt, dass die Patienten sich häufig unzurei- und Teamfähigkeit. Diese Fähigkeiten und Fertigkeiten werden chend durch das medizinische Versorgungssystem unterstützt durch die vorhandenen Umgebungsfaktoren der einzelnen fühlen (Hall et al. 2012; Philp et al. 2017). Antworten auf diese Einrichtungen beeinflusst (Weidlich und Hock 2017). Herausforderungen erfordern die Entwicklung, Implementie- Durch pflegerische Beratungs-, Schulungs- und Informa- rung und Evaluation neuer Versorgungskonzepte und -model- tionsangebote im Rahmen der ANP werden Betroffene in ihrer le wie der Advanced Nursing Practice (ANP). Selbstpflegekompetenz und ihrer Krankheitsbewältigung ge- Der Begriff der ANP ist ein Oberbegriff für verschiedene Rol- stärkt (Barnwell 2015; Cooper et al. 2010; Hall et al. 2012). Dabei lenbezeichnungen und schließt alle Aspekte einer erweiterten richtet sich die Pflege nach dem individuellen Bedürfnis und oder vertieften Pflegepraxis ein. Die zentralen Merkmale der den Präferenzen der Patienten und ihrer Familien (Barnwell ANP sind die Spezialisierung, Erweiterung und Weiterentwick- 2015; Maruthachalam et al. 2006). lung der Pflege. Die Advanced Practice Nurse (APN) weist Kern- Die Diagnose eines CRC löst einen komplexen Bewältigungs- kompetenzen im Bereich von klinischer Praxis, Wissenschaft prozess hinsichtlich der Krankheit und deren Therapiefolgen und Führung auf (Barnwell 2015; Cock 2017; Cooper et al. aus. Dieser Prozess umfasst physische, psychosoziale und spi- 2010). Die Aufgaben der APN orientieren sich grundsätzlich rituelle Fragen mit weitreichenden Betreuungsbedürfnissen am konkreten Bedarf der Patienten und ihrer Familien und sind 16 © W. ZUCKSCHWERDT VERLAG MÜNCHEN
Onkologische Pflege 2021, 11 (1): 16–22 © Zuckschwerdt Verlag DOI 10.4486/j.op.2021.01.01 Zusammenfassung und Schlüsselwörter Summary and Keywords Versorgung von Patienten mit kolorektalem Karzinom CRC patient care Die Arbeit identifiziert folgende Aufgabenbereiche einer APN während The work identifies the following areas of responsibility of an APN der CRC-Patientenversorgung: Durchführung von Vorsorgeuntersuchun- during CRC patient care: conducting preventive examinations, pa- gen, Patientenberatung und -edukation, Sicherung der Versorgungskon- tient counselling and education, ensuring continuity of care, etc. tinuität u. a. Die Implementierung einer ANP kann ein Weg zur Optimie- Implementing an ANP can be a way to optimize the care of this rung der Versorgung dieser Patientengruppe sein, der vorausschauend patient group which is predictive und preventive und non-reactive. und präventiv und nicht reaktiv ist. Advanced Practice Nurse • kolorektales Karzinom Advanced Practice Nurse • colorectal cancer (Dobrow et al. 2007; Gregory 2018; Laird und Raudonis 2020; In dieser Übersicht wird eine systematische Suche der veröf- Maruthachalam et al. 2006; Peters DP 2008). CRC-Patienten fentlichten Literatur durchgeführt, um die Rolle der APN in benötigen daher eine umfassende und kontinuierliche Betreu- der CRC-Prävention, -Vorsorge, -Therapie und -Nachsorge in ung, um den Bewältigungsprozess und ihren Umgang mit der der primären Literatur zu identifizieren. Unter dem Begriff „Ad- Erkrankung zu erleichtern (Cooper et al. 2010; Dobrow et al. vanced Practice Nurse Role“ werden in dieser Übersicht alle 2007; Gregory 2018; Hall et al. 2012). Bezeichnungen zusammengefasst, die in den verschiedenen Veröffentlichungen und in verschiedenen Ländern verwendet Evidenzbasierte Versorgungsmodelle werden zur Verringerung werden für diese Rolle, nämlich: „Advanced Nurse Practitio- von Mortalität und Morbidität im Allgemeinen und insbeson- ner“, „Advanced Practice Registered Nurse“, „Specialist Nurse“, dere in der Krebsversorgung immer wichtiger. Seit mehreren „Clinical Nurse Specialist“, „Nurse Practitioner“, „Physician Assis- Jahren wird empfohlen, ANP zur Verbesserung der Versorgung tance“, „Nurse Endoscopist“ und „Oncology Nurse“. chronisch Kranker in die primäre Versorgung stärker einzube- ziehen (Cooper et al. 2010; Dobrow et al. 2007; Hall et al. 2012; Das Ziel dieser Arbeit ist die Identifikation und Zusammenfas- Maruthachalam et al. 2006; Smith et al. 2014). In Deutschland sung der APN-Rolle im Rahmen der CRC-Patientenversorgung. wird diese Idee, vielleicht aufgrund der erhöhten Anzahl von Ärzten, in den letzten Jahren wenig unterstützt (Sheer und Methode Wong 2008). In Ländern, in denen die ANP etabliert ist, wurden Die systematische Bearbeitung erfolgte anhand der PRISMA- die Mortalität, Morbidität und Kosten durch die ANP verringert, Kriterien. Die Arbeit schließt die aktuelle, durch die Recher- und sie erfüllt eine wichtige Rolle in der Prävention (Barnwell che gefundene Literatur zur ANP in der Versorgung von CRC- 2015; Cooper et al. 2010). Patienten ein. Zudem liefert sie eine Beschreibung der ANP in Im Jahr 2012 lebten fast 62.240 Menschen mit der Diagnose unterschiedlichen Settings. Ausgeschlossen wurden Studien, eines CRC in Deutschland. Die Rate der Patienten mit einer deren PDF-Dokument kostenpflichtig war, sowie Kongressabs Überlebenschance von der Diagnosestellung bis zum Tod von trakte. 5 Jahren ist auf 63 % gestiegen, die der Patienten mit einer Zu den durchgesuchten Datenbanken gehören CINAHL, Pub- Überlebenschance von 10 Jahren auf 58 % (RKI 2015). Somit Med, Medline via Ovid und Cochrane Library. Die detaillierte erreichen immer mehr Menschen mit CRC ein höheres Lebens- Suchstrategie ist in Tab. 1 dargestellt. Die Rolle der ANP ori- alter (Hall et al. 2012; Laird und Raudonis 2020; Loftus und entiert sich an den oben genannten Kernkompetenzen nach Weston 2001). Viele dieser Menschen werden voraussichtlich Hamric. Die Suche erfolgte in englischer Sprache, und Veröf- im Verlauf ihrer Krankheit körperliche, psychosoziale und spi- fentlichungen zwischen 1998 und 2019 wurden gefunden. rituelle Unterstützung benötigen (Hall et al. 2012). Der Autor Folgende Suchbegriffe wurden benutzt: „advanced nursing stellte einen Unterstützungsbedarf für diese Patientengruppe practice” OR „advanced practice nurse” OR „nurse practitioner in seiner Arbeit fest (Allieu 2017). Die Integration einer ANP und colorectal cancer and role”. Die Suche fokussierte nicht könnte in der CRC-Patientenversorgung ein Modell sein, die- eine spezielle Studienart, sodass alle vorhandene Literatur erst sem Unterstützungsbedarf nachzukommen. anhand der Einschlusskriterien – kolorektales Karzinom, ANP/ APN/NP – geprüft werden musste. Tabelle 1 Suchstrategie Datenbanken und Suchbegriffe Ergebnisse CINAHL: advanced nursing practice or advanced practice nurse or nurse practitioner AND colorectal cancer 42 AND role PubMed: advanced nursing practice or advanced practice nurse or nurse practitioner AND colorectal cancer 28 AND role Medline via Ovid: advanced nursing practice or advanced practice nurse or nurse practitioner AND colorectal 6 cancer AND role Cochrane Library: advanced nursing practice or advanced practice nurse or nurse practitioner AND colorectal 2 cancer AND role Gefundene Literatur 78 Ausgewählte Literatur 12 ONKOLOGISCHE PFLEGE 1, MÄRZ 2021 17
SCHWERPUNKT Zunächst wurden Titel und Abstract der abgerufenen Studi- Ergebnisse en durchsucht, um relevante Artikel zu identifizieren. Für die Die Recherche ergab 78 Studien. Nach dem Löschen der Du- Aufnahme geeigneter Studien wurden die Volltextartikel he- plikate verblieben 46 Studien, die bzgl. der Einschlusskriterien runtergeladen und wiederholt jedes Mal mit einer anderen geprüft wurden. Insgesamt konnten nach dem Screening der Zielsetzung durchgelesen, um ihren Beitrag zur Zielerreichung Titel und der Abstracts 16 Studien als geeignet identifiziert wer- zu bewerten. Nur vollständige Veröffentlichungen wurden in den. Zwei Artikel waren Kongressabstrakte (Parks 2018; Thyge- das Review aufgenommen. sen et al. 2017), und für weitere zwei Studien (Reardon 2016; Der Volltext aller aufgenommenen Veröffentlichungen wurde Wilson 2017) konnte die PDF-Datei nicht heruntergeladen wer- anhand der FIT-Nursing-Bewertungskriterien bewertet. An- den. Da ein Zugriff auf die Volltexte dieser Artikel nicht möglich schließend wurden die wichtigen Informationen aus den je- war, wurden diese vier Artikel ausgeschlossen. Anschließend weiligen Studien in einer Tabelle extrahiert (siehe Tab. 2). Zu wurden 12 Studien in die Bewertung und Analyse zur Identifi- diesen gehören Titel, Autor, Jahr, Land und die beschriebenen kation der Tätigkeitsfelder einer APN in der CRC-Patientenver- Aufgabenbereiche einer APN. Diese Oberbegriffe für die Daten- sorgung aufgenommen (Abb. 1 und Tab. 2). Alle Studien defi- analyse wurden erst nach einer Pilotierung zur Zielerreichung nierten gemäß den Einschlusskriterien das Tätigkeitsfeld einer festgelegt. Aufgrund der Vielfalt an Studiendesigns wurde eine APN in der CRC-Patientenversorgung. Drei Veröffentlichungen narrative Synthese zur Zusammenfassung des Ergebnisses ver- beschreiben die Rolle einer APN in der allgemeinen onkologi- wendet. Basierend auf dem Qualitätsbewertungsinstrument schen Patientenversorgung (Bankhead et al. 2001; Cooper et al. des FIT-Nursing wurden die Veröffentlichungen kritisch bewer- 2010; Loftus und Weston 2001). Da die Beschreibungen auch tet. Keine Studien wurden aufgrund ihrer Qualität ausgeschlos- für die CRC-Patientenversorgung gelten, wurden diese in der sen und in der Analyse auch nicht unterschiedlich gewichtet. Bewertung, Analyse und Synthese weiterverwendet. CINAHL = 42 PubMed = 28 Medline via Ovid = 6 Cochrane Library = 2 Gefundene Literatur = 78 Deduplikation = 46 Auswahl nach Abstract und Volltext = 16 Ausgewählte Studien = 12 Abbildung 1: PRISMA Flow-Diagramm 18 © W. ZUCKSCHWERDT VERLAG MÜNCHEN
Sie können auch lesen