Earth Beats. Naturbild im Wandel Barockes Feuer. Die Grafik des Giovanni Benedetto Castiglione Die Sammlung im erweiterten Kunsthaus
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MAGAZIN 4 · OKTOBER 2021 CHF 8.– Earth Beats. Naturbild im Wandel Seite 12 Barockes Feuer. Die Grafik des Giovanni Benedetto Castiglione Seite 20 Die Sammlung im erweiterten Kunsthaus Seite 32
Camille Pissarro, Femme au fichu vert, 1893 Musée d’Orsay, Paris © Foto: RMN-Grand Palais, Franck Raux
EDITORIAL 3 Liebe Leserin, lieber Leser Sie werden erwartet! Alles ist bereit: Die spektakuläre Eingangshalle, der Festsaal, die sorgfältig ausgeführten Details der Ausstattung, der Garten der Kunst und, endlich, die abwechslungsreichen Sammlungsräume. Der funkelnagelneue Chipperfield-Bau. Darüber hinaus sind auch die Bestandsbauten weitgehend renoviert und wiedereingerichtet. Alles ist bereit. Sie sehen die gelungene Integration von vier bedeutenden Privatsammlungen, darunter die Sammlung Emil Bührle mit ihrer historischen Kontextualisierung, die Sammlungen Knecht, Looser und Merzbacher. Die gesamten Sammlungsbestände im Moser- und Müller-Bau und im Chipperfield-Bau werden neu präsentiert und bereichert durch Schenkungen, wertvolle Leihgaben und eigens geschaffene Kunstwerke wie die eindrucksvolle Installation von Olafur Eliasson in der verbindenden Passage. Grosse Sammlungskonvolute umfassen die Alten Meister, Schweizer Kunst, Romantik, Impressionismus, Klassische Moderne und viel zeitgenössische Kunst in repräsentativer Zusammenstellung. In der Neupräsentation haben wir die zeitliche Abfolge kunsthistorischer Stile und Epochen zugunsten einer lebendigen dialogischen Form der Präsentation mit mehr Wechseln und mehr Kunst der Gegenwart geändert. In Interventionsräumen werden bestimmte künstlerische Positionen pointiert dargestellt. Sie finden eine Vielzahl von Vermittlungsangeboten, zum Beispiel den vierhundert Nummern umfassenden Audioguide in mehreren Sprachen, mehr als 150 Saaltexte, Digitorials und das neue Digi-Lab für digitale Kunst und Vermittlungsformen, das sich in den nächsten Monaten kontinuierlich weiterentwickeln wird. Zwei temporäre Ausstel- lungen, «Earth Beats» und die monumentale «The 2000 Sculpture» von Walter De Maria, ergänzen unser Angebot. Das Kunsthaus-Team hat in jahrelanger geduldiger Vorbereitung und in den letzten Monaten mit grossem Elan und in wunderbarer Zusammenarbeit dies alles für die zahlreichen Besucherinnen und Besucher geschaffen und freut sich riesig auf die Eröffnung: Zusammen mit Ihnen feiern wir diesen grossen Schritt in die Zukunft des Kunsthaus Zürich. Wir alle freuen uns sehr auf Sie! Foto © Franca Candrian, Kunsthaus Zürich Mit herzlichem Gruss, Ihr Christoph Becker
6 GUT ZU WISSEN MITGLIEDER Harald Naegeli – Der Sprayer von Zürich Kunst oder Sachbeschädigung? Seit 1977 fordert der Sprayer von Zürich diese Frage heraus. Aktuell eckt er unter anderem mit dem Totentanz im Zürcher Grossmünster an. An der «Urwolke» zeichnet er seit zwanzig Jahren. Beide Arbeiten sind seine Wege zur Utopie, seiner Art von Freiheit. Foto © Stadtarchäologie Zürich, Amt für Städtebau Harald Naegeli, heute 82 Jahre alt, ist an Krebs erkrankt. Der Film von Nathalie David ist sein Testament und eine Auseinander KULTURNEWS setzung mit dem kontrovers diskutierten, Stadtgeschichte vielseitigen Schweizer Künstler. Ab November im Kino! unter dem Kunsthaus www.arthouse.ch und www.riffraff.ch Die Ausstellung «Ausgrabung offen. 20 000 Jahre Stadt geschichte unter dem Kunsthaus Zürich» im Haus zum Rech präsentiert vom 27. Oktober bis zum 14. Januar 2022 auf vielfältige Weise die Ergebnisse der archäologischen Gross- grabung, welche im Rahmen der Erweiterung des Kunsthaus Zürich durchgeführt worden war. Es werden fünf neu erstellte Lebensbilder zur Stadtgeschichte von der Eiszeit bis um 1860 vorgestellt. Auch werden verschiedene archäologische Fundobjekte der Ausgrabung im Original zu sehen sein. www.stadt-zuerich.ch/archaeologie Mitglieder erhalten mit ihrem Mitgliederausweis ihr Ticket für CHF 15.– (1 Ticket pro Ausweis, nicht kumulierbar mit anderen Aktionen und nur beim Kauf der Kinotickets vor Ort). SHOP Skulpturale Mahlerei Unser Sortiment zur Ausstellung «Walter De Maria. The 2000 Sculpture» ist geprägt von geometrischen Formen und skulpturalen Objekten. Ein gutes Beispiel dafür sind die Salz- und Pfeffermühlen «The Royals» von Altherr / Weiss. Majestätisch gebieten sie über den Tisch und fühlen sich in der Hand wie ein Zepter an. Queen / King CHF 280.– / Mitglieder CHF 252.– / Mitglieder PLUS CHF 224.– Princess / Prince CHF 250.– / Mitglieder CHF 225.– / Mitglieder PLUS CHF 200.–
GUT ZU WISSEN 7 Foto © Dominic Büttner IGUNG ER M Ä S S F ÜR DER MITGL IE OBJEKT DER BEGIERDE Neujahrskonzert im Chipperfield-Bau Die Beschäftigung mit Schweizer Kunst und ihrer Geschichte ist längst etabliert. Ganz anders in der Musik: Schweizer Orchester musik der Klassik und Romantik ist heute kaum bekannt. Das Swiss Orchestra ändert dies und verschreibt sich unter der Leitung von Lena-Lisa Wüstendörfer der Wiederbelebung der Schweizer Sinfonik. Am 2. Januar 2022 ist das Swiss Orchestra im Festsaal des Chipperfield-Baus mit einem fulminanten Neujahrskonzert zu erleben. Juwelen der Schweizer Sinfonik und klassische Evergreens finden sich vereint: Mozart und Tschaikowski treten in Dialog mit Joachim Raff und Paul Juon – zwei Schweizer Komponisten, die 2022 ihren 200. bzw. 150. Geburtstag feiern. Als Solist vermittelt der Hackbrett-Virtuose Christoph Pfändler überraschend zwischen den KULTURNEWS Stilen von Traditionellem bis Rock. Die Mitglieder der Kunstgesellschaft erhalten für diese Orches- Verein ter-Premiere im Chipperfield-Bau eine besondere Ermässigung: Zürcher Museen CHF 60.– / 50.– (anstatt CHF 75.– / 60.–), zwei Tickets pro Mitglied. Immer gut informiert! Der Newsletter des Vereins Zürcher 2. Januar 2022, 17 Uhr Museen liefert aktuelle Tipps Swiss Orchestra, Lena-Lisa Wüstendörfer (Leitung), Christoph Pfändler (Hackbrett) und Hintergrundinformationen Vorverkauf: Zürich Tourismus, Schweizerische Post oder online: zur ausserordentlichen Vielfalt swissorchestra.ch/surprise-schweizer-sinfonik von Erlebnissen in den Zürcher Museen. Jetzt abonnieren unter zuercher-museen.ch
8 ANZEIGEN MUSÉE CANTONAL DES PAESAGGI BEAUX-ARTS A CONFRONTO Arte, natura e società LAUSANNE Francis Alÿs. in Svizzera 1850-1920 18.09.2021 – 16.01.2022 As Long as CH–6500 Bellinzona – www.villacedri.ch Fondazione Domenico Noli FONDAZIONE ING. P. LUCCHINI I’m Walking Francis Alÿs, Paradox of Praxis 5 (Sometimes We Dream as We Live & Sometimes We Live as We Dream), 2013, Courtoisie de l’artiste, Vidéo-still © Atelier für Videokonservierung, Berne KWS KUNSTPREIS 2021 ANDREA MUHEIM PREISVERLEIHUNG 24. November 2021, 18 Uhr Laudatio: Simon Maurer AUSSTELLUNG Fabian & Claude Walter Galerie Rämistrasse 18, 8001 Zürich 25. November bis 22. Januar 2022 Mittwoch bis Freitag, 14.00 – 18.30 Uhr Samstag 12.00 – 16.00 Uhr KÜNSTLERGESPRÄCH 8. Januar 2022, 15 Uhr Anna Wesle (Museum Franz Gertsch) 15.10.2021– und Detta Kälin im Gespräch mit Andrea Muheim 16.1.2022 Andrea Muheim wird vertreten durch Pythongallery, Küsnacht mcba.ch
Ein echter Baur Wir freuen uns, neben den hochkarätigen Kunstwerken ein Teil des grössten Schweizer Kunstmuseums zu sein und wünschen Ihnen ein inspirierendes Besuchserlebnis. baurmetallbau.ch
10 ANZEIGEN WIR PFLEGEN NOCH DIE KUNST DER DISKRETEN UND KOMPETENTEN OBJEKTVERMITTLUNG. www.fsp.immo 044 915 46 00 FEINE SCHWEIZER IMMOBILIEN Fine shoes and leathergoods, designed in Zurich, Switzerland O b e r d o r f s t r a s s e 1 3 . 8 0 0 1 Z ü r i c h . w w w. s t e f i t a l m a n . c h Contact us: shop@stefitalman.ch or 044 252 71 01 Maja Vieli Bisig Solo Show 18. September bis 23. Oktober 2021 Vernissage am Zurich Art Weekend 18. September 2021 Aktuelle Informationen zu den Ausstellungen finden Sie immer auf www.utebarth.com ART FORUM UTE BARTH Galerie für Moderne & Zeitgenössische Kunst www.utebarth.com Kartausstrasse 8 CH-8008 Zürich T +41 44 3802711 info@utebarth.com
Your open mind Our engagement Inspiration by art Art inspires. Art stimulates. Art engages. That’s why Swiss Re collects art, commissions artists and builds bridges between art and architecture, between business and institutions, between employees and their work spaces. Art connects people – every day. Let’s be smarter together. www.swissre.com
12 AUSSTELLUNGEN Francesca Gabbiani, Mutation V (c), 2020 Tinte, Gouache und farbiges Papier auf Papier, 31,7 × 38,1 cm Kunsthaus Zürich, Geschenk der Künstlerin, 2021 © Francesca Gabbiani
AUSSTELLUNGEN 13 EARTH BEATS Naturbild im Wandel weis des «Club of Rome» auf die Grenzen des Wachs- tums. Mit dem globalen Überblick mittels eines As- tronautenfotos ist zunehmend deutlich geworden, 9. Oktober 2021 – 6. Februar 2022 dass den Menschen trotz aller Weltraumbegehrlich- KURATORINNEN Sandra Gianfreda und Cathérine Hug keit nur ein Lebensraum im Universum zur Verfü- gung steht. Die Grenzen des Wachstums bei endlich verfügbaren Ressourcen wiederum stellen unser Konsumverhalten und Wirtschaftssystem in Frage. In jüngerer Zeit haben medienwirksame Mobilisie- «Earth Beats» ist ein künstlerischer Appell zum rungsbestrebungen stattgefunden, darunter 2015 die Schutz der Erde und ihrer natürlichen Ressourcen. UNO-Klimakonferenz (COP21) in Paris mit ihrem In dieser Ausstellung nehmen Künstlerinnen und Ziel der globalen Temperaturanstiegsbegrenzung, ab Künstler sozusagen den Puls der Erde! Sie selbst ist Sommer 2018 die weltweiten «Fridays for Future»- hier als Organismus zu verstehen, dessen Teil wir Kundgebungen, ab Winter 2019 die Ausrichtung der sind. Während wir der Natur in Werken vergangener EU auf den «European Green Deal» und im Herbst Jahrhunderte weitgehend als idyllische Szenerie be- 2021 die COP26 in Glasgow. gegnen, tritt sie im 20. Jahrhundert immer deutlicher als durch Menschenhand bedroht und gleichzeitig IM BEWUSSTSEIN DES ÖKOLOGISCHEN schützenswert in Erscheinung. Kunst ist ein Spiegel (UN)GLEICHGEWICHTS unserer Gesellschaft, kann aber auch Befindlichkei- Im Zuge des «Overview»-Effekts fand das Bewusst- ten, Ängste, Hoffnungen und Visionen aussprechen, sein für das ökologische (Un)Gleichgewicht ver- wie es bei heiklen Themen auf der Hand liegt. mehrt seinen Niederschlag im Werk zahlreicher Der menschengemachte Klimawandel stellt uns Künstlerinnen und Künstler. Schaut man etwas ge- vor grosse Herausforderungen und hat eine Trans- nauer hin, lässt sich jedoch feststellen, dass die be- formationsphase eingeleitet, die nicht nur Risiken, drohte Natur bereits in den Anfängen der Industria- sondern auch Chancen in sich birgt. Erster weltum- lisierung ein Thema war und unter diesem Vorzei- spannender Weckruf und bildhafter Ausdruck des chen auch ins Visier der Kunst rückte. Ausgehend dringenden Handlungsbedarfs war zum einen der von den Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer «Overview»-Effekt 1968, zum anderen 1972 der Hin- wird in sieben Kapiteln der Umgang des Menschen
14 AUSSTELLUNGEN Tieren mit ein. Die hier gezeigten Werke weisen zudem Reste von Schlammwasser auf, das durch ei- nen Tropensturm verursacht wurde. Ein Extremwet- terphänomen, Folge des heutigen Klimawandels, wird als kreativer Prozess zur Bewältigungsstrategie miteinbezogen. Gletscher gehören zu den von der Erderwärmung am Sichtbarsten betroffenen Natur- schauspielen. Die Video-Arbeit «Aletsch Negative» mit der Natur und dessen Wechselwirkung auf viel- von Laurence Bonvin lässt uns durch stimmungs- fältigste Art und Weise von 46 Kunstschaffenden des volle Bilder auf der Mikro- und Makroebene in das 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart thematisiert. Innere des Eisgiganten eintauchen. Mittels Tonauf- Dabei kommen so unterschiedliche Aspekte vor wie nahmen des schmelzenden Eises wird uns der Pflanzaktionen und Community Gardens, Intelli- grösste Gletscher der Alpen auf faszinierende und genz der Natur und indigenes Wissen, die Montan- zugleich beunruhigende Weise erfahrbar gemacht. industrie und fossile Energie, die globalisierte Welt und die gegenseitigen Abhängigkeiten, die Glet- RADIOAKTIVITÄT: DIE UNSICHTBARE GEFAHR scherschmelze und der kreative Umgang mit Ex- Die Geschichte der Bedrohung der Natur durch die tremwetterphänomenen bis hin zu Radioaktivität, Menschheit ist weitgehend eine der Rohstoffgewin- Rohstoffabbau und dem strukturellen Wandel. So nung und der Energieerzeugung. Die technische befassen sich Künstlerinnen und Künstler vielseitig Höchstleistung etwa, aus Atomspaltung Energie zur mit der Pflanzen- und Tierwelt, die gestalterischen zivilen Nutzung zu gewinnen, gilt in der Folge der Möglichkeiten scheinen schier endlos. Dabei können Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki sie sprichwörtlich die erhabene Naturschönheit in als das starke Symbol für den Frieden und das Wirt- Malerei und Fotografie wiedergeben und sich somit schaftswunder der Nachkriegszeit. Auch wenn in die Tradition des 19. Jahrhunderts einordnen, in Atomenergie statistisch betrachtet von weiten Teilen der die Natur eine Flucht aus frühindustriellen Städ- der Bevölkerung und Politik als sauber und risikoarm ten war, wie etwa auf den Gemälden von Robert eingeschätzt wird, sind die Konsequenzen im Ernst- Zünd. «Land Art» und feministische Film-Perfor- fall verheerend: Atomtests im Bikini-Atoll zwischen mance liefern hingegen einprägsame Beispiele, in 1946 und 1996 machen diese Region im Südpazifik denen direkt in der Natur vorgefundene Materialien wegen der radioaktiven Strahlung bis heute unbe- zum Arbeitsinstrument für Kunstschaffende werden wohnbar, wie der Film von Julian Charrière aufzeigt. und wo irdischer und menschlicher Körper zu einer Und das Ausmass des Tschernobyl-Super-GAUs von ephemeren Skulptur verschmelzen. 1986 ist bei genmutiertem organischen Leben unge- achtet des florierenden Katastrophentourismus so- WASSER, URSPRUNG DES LEBENS wohl um die betroffenen Reaktorsarkophage als auch Wasser ist Ursprung des Lebens und hat Kunstschaf- anderenorts in Europa mehr oder weniger erfassbar, fende seit Jahrhunderten in allen seinen Aggregats- wie Anna Jermolaewas Film eindringlich zeigt. zuständen fasziniert. Sie bringen das Element in den vielfältigsten Darstellungsformen hervor: von ruhi- gen Gewässern, tosenden Wasserfällen bis zur stür- mischen See, über bizarre Wolkenformationen und Nebelschwaden bis hin zu starrem Eis. Dabei steht nicht allein die Natur als solche im Vordergrund, sondern auch das Leben des Menschen in und mit ihr. Ende der 1960er-Jahre beginnen Künstlerinnen und Künstler sich auf andere Weise mit der Natur auseinanderzusetzen. Ana Mendieta geht dabei eine besondere Beziehung mit ihr ein. In ihrer Werkreihe der «Siluetas» bringt sie ihre eigene Körperform in immer neuen Situationen mit der Natur und ihren Elementen in Verbindung, um sozusagen mit ihr eins zu werden. Auch Vivian Suter hat ein symbiotisch- kreatives Verhältnis zur Natur entwickelt. Die in Guatemala entstandenen, freischwebenden Ge- mälde beziehen die Spuren von Wind, Regen und 1
AUSSTELLUNGEN 15 2 1 Vaughn Bell, Local Homes, 2018 Behälter aus Acrylglas mit Erde, Moos und Pflanzen Foto: Courtesy Chicago Botanic Garden © Vaughn Bell 2 Thomas Fearnley, Studie zum Rosenlauigletscher, 1835 Öl auf Papier auf Leinwand, 24,5 × 39,3 cm Kunsthaus Zürich, Geschenk von Christen Sveaas, 2018 3 Joseph Beuys, Difesa della natura, 1984 Offsetdruck in Farbe auf Halbkarton, 60 × 82 cm Kunsthaus Zürich, Donazione Lucrezia De Domizio Durini, 2011, © 2021, ProLitteris, Zurich 3
16 AUSSTELLUNGEN FOSSILE ENERGIE: VOM ANFANG UND und Purpose Economy bis hin zu Philosophie und ENDE EINES ZEITALTERS Soziologie, zu Wort kommen und uns mitten hinein Fossile Brennstoffe sind selber natürliche, über Jahr- in die Debatte zu Umwelt und Klima führen. Elf millionen entstandene Erzeugnisse, und sind gleich- ausgewählte Künstlerinnen und Künstler von «Earth zeitig zur Bedrohung eben dieser Erde geworden, Beats» lassen uns zudem per Video-Statement ihre welcher das Leben eigentlich entstammt. Man Ansicht darüber wissen. spricht von «Tipping point»: Kippt das natürliche System unwiderruflich aus dem Gleichgewicht, führt Alle digitalen Formate unter www.kunsthaus.ch/besuch-planen/ausstellungen/ dies zu Folgeerscheinungen in den verschiedensten earthbeats Lebensbereichen, wie das bei einer Nichteinhaltung des unter 2°C-Erderwärmungsziels prognostiziert Mit Lothar Baumgarten, Bernd und Hilla Becher, wird. Die für Menschen sichtbarsten Konsequenzen Vaughn Bell, Joseph Beuys, Ursula Biemann, Nomin Bold, sind das Schmelzen der Polkappen und Verschwin- Laurence Bonvin, Herbert Brandl, Julian Charrière, Edward Theodore Compton, Gustave Courbet, Tony Cragg, den der Gletscher, der Anstieg des Meeresspiegels, Buby Durini, Thomas Fearnley, Peter Fischli David Weiss, Extremwetterphänomene und Megafeuer. Francesca Gabbiani, Ludwig Hess, Cornelia Hesse-Honegger, Rund 120 Werke aus der Kunsthaus-Sammlung Ferdinand Hodler, Anna Jermolaewa, Ruth Kaaserer, Mikhail Karikis & Uriel Orlow, Armin Linke & Giulia Bruno & und Leihgaben, darunter auch neue und adaptierte Giuseppe Ielasi, Richard Long, Marcus Maeder, Produktionen von Vaughn Bell, Ursula Biemann, Maurice Maggi, Ana Mendieta, Conrad Meyer, Armin Linke und Anna Jermolaewa, werden in einem Johann Heinrich Meyer, Otto Morach, Harald Naegeli, Walter Niedermayr, Katie Paterson, Albert Renger-Patzsch, assoziativen, asynchronen und medienübergreifen- Oliver Ressler, Germaine Richier, Ed Ruscha, David Shrigley, den Parcours versammelt, der sich nicht auf den Jules Spinatsch, Johann Gottfried Steffan, Annelies Štrba, Chipperfield-Bau beschränkt. Vielmehr erstreckt er Thomas Struth, Vivian Suter, Félix Vallotton, Auguste Veillon, Hans Beat Wieland, Caspar Wolf und Robert Zünd. sich über die unterirdische Passage und den «Olivestone»-Saal im Müller-Bau bis zu einem «Glet- scherraum» im Herzen des Moser-Baus. Unterstützt von PODCAST UND VIDEO-STATEMENTS Zur Ausstellung erscheint ein Podcast mit zwölf Episoden, in denen Expertinnen und Experten un- Tarbaca Indigo Foundation terschiedlicher Wissensgebiete, von der Evolutions- ökologie und Gletscherforschung über Modedesign 4
AUSSTELLUNGEN 17 5 4 Anna Jermolaewa, Chernobyl Safari, 2014 / 2021; Zweikanal-Video, mit Ton, 16:9, Dauer 1°13'48''; Aquarellzeichnung auf Papier, © 2021, ProLitteris, Zurich 5 Herbert Brandl, Ohne Titel, Aus der Serie «Schwarze Sulm», 2013 Öl auf Leinwand, 150 × 300 cm Kunsthaus Zürich, 2015, © Herbert Brandl 6 Ana Mendieta, Energy Charge, 1975 16mm digitalisiert, Farbe, ohne Ton, 4:3, Dauer: 0'49'' 6 © The Estate of Ana Mendieta Collection LLC Courtesy Galerie Lelong & Co. / 2021, ProLitteris, Zurich
© 2021, ProLitteris, Zurich Marc Chagall. Bouquet d‘été. 1973. Öl auf Leinwand. 92 × 73 cm. Ergebnis: CHF 1,58 Mio. Wir freuen uns auf Ihre Einlieferungen für unsere kommenden Auktionen. Koller Auktionen · Hardturmstrasse 102 · 8031 Zürich Tel. +41 44 445 63 63 · office@kollerauktionen.ch www.kollerauktionen.ch
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20 AUSSTELLUNGEN Barockes 1 Feuer Die Grafik des Giovanni Benedetto Castiglione 10. Dezember 2021 – 6. März 2022 KURATOREN Jonas Beyer und Timothy J. Standring
AUSSTELLUNGEN 21 ten, sondern in ihrem eigenen Recht standen, erklärt ihre hohe Wertschätzung unter gefeierten Künstlern wie Tiepolo und Fragonard. Auch bei legendären Kunstkennern, darunter etwa dem Grafen Francesco Algarotti, standen Castigliones Arbeiten hoch im Kurs. Und noch heute liegt der grösste Bestand an Zeichnungen Castigliones in ehrwürdigen Händen – namentlich im Besitz von Queen Elizabeth II., aus Giovanni Benedetto Castiglione – dieser Name steht deren Bestand in Windsor Castle wir fünfzehn der für alles, was noch heute am Barock so fasziniert: Die reizvollsten Blätter zeigen dürfen. Hinzu kommen Feier des genialen künstlerischen Einfalls, die üppige Werke aus nicht minder kostbaren Sammlungen, Prachtentfaltung und das Streben nach sinnlicher etwa der Devonshire Collection in Chatsworth Betörung des Publikums. Dennoch ist der Genuese, House oder der Collection Frits Lugt, welche in der den man auch unter dem Namen «Il Grechetto» Fondation Custodia in Paris beheimatet ist. kennt, der grosse Fremde unter den vielgerühmten Künstlern Italiens. Die letzte umfassende Ausstel- CASTIGLIONE, DER GEBORENE lung, die sein grafisches Werk in den Mittelpunkt «PEINTRE-GRAVEUR» stellte, apostrophierte ihn dementsprechend als Die Zeichnungen Castigliones sind freilich nur eine «Lost Genius». Zwischen Tizian, Bernini und Pous- Seite der Medaille. Ebenso einzigartig erweist sich sin – Künstler, die er allesamt ausgiebig rezipierte – der Künstler im Bereich der Druckgrafik. Seine Ra- hat er seinen eigenen Weg gefunden und ein hoch- dierungen stehen ganz in der von Jacques Callot gradig individuelles Werk hinterlassen, das nach ei- begründeten Tradition des «capriccio» und greifen ner Ausstellung endlich auch im deutschsprachigen ebenso geheimnisvolle wie exzentrische Sujets auf, Raum verlangt. Szenen etwa aus den Apokryphen oder der Mytholo- gie, die sich zwischen im Bildraum verstreuten und ZEICHNUNGEN VON LEICHTER HAND Die geradezu schlafwandlerische Beherrschung der Zeichnung, die den Vergleich mit seiner Malerei nicht zu scheuen braucht, machte Castiglione zu einem Ausnahmekünstler des 17. Jahrhunderts. Mit stupender Nonchalance verstand er es, seine Motive auf das Papier zu werfen, wobei er sich einer ausser- gewöhnlichen Technik bediente: Er mischte seine Pigmente mit Leinöl – wahrscheinlich in Reaktion auf die durch Rubens und van Dyck popularisierte Kunstform der schnellen Ölskizze auf grundierten Holztafeln – und konnte je nach Sättigungsgrad des Pinsels eine ganze Bandbreite an Ausdrucksmöglich- keiten abdecken: von einer malerisch fliessenden Linienführung bis hin zu eher spröden, expressiven Strichen. Die Ungezwungenheit, mit der er seinen ölgetränkten Pinsel über das Papier gleiten liess, veranlasste schon das zeitgenössische Publikum dazu, die Pinselführung als «grazioso» und «facile» zu charakterisieren. «Facile» – «einfach» – freilich 2 nicht abwertend, sondern im Sinne einer höchsten Virtuosität verstanden: So beherrschte der Künstler den Schein der Mühelosigkeit, die simulierte Unbe- schwertheit im Umgang mit einer eigentlich heraus- fordernden Aufgabe, bis zur Perfektion. 1 Giovanni Benedetto Castiglione, genannt Il Grechetto, Die Vertreibung der Hagar, Ende der 1640er-Jahre Pinsel in brauner und rotbrauner Ölfarbe, stellenweise in Grün, EIN STAR UNTER DEN EINGEWEIHTEN Blaugrün, Weiss und bläulichem Weiss, 39 × 27,5 cm The Devonshire Collections Dass seine Ölpinselzeichnungen, die sich als kleine 2 Giovanni Benedetto Castiglione, genannt Il Grechetto, Circe «gezeichnete Gemälde» umschreiben liessen, nicht und die in Tiere verwandelten Gefährten des Odysseus, 1650 –1651 etwa der Vorbereitung eines grösseren Werks dien- Radierung, 22,5 × 31,6 cm, Graphische Sammlung ETH Zürich
22 AUSSTELLUNGEN der Verwitterung preisgegebenen Objekten aus un- vordenklichen Zeiten abspielen. Seine Handschrift bleibt auch in den Radierungen unverwechselbar. So bestechen die Grafiken nicht zuletzt durch die Art ihrer Umsetzung: Castiglione arbeitete in seinen Radierungen mit nervös vorgetragenen Linienge- flechten und kleinen, ineinander verschlungenen Häkchen, die geradezu naturwüchsig die Bildfläche überziehen. Dieser Suche nach einer höchst indivi- duellen Formensprache ist es wohl auch zu verdan- ken, dass Castiglione nie damit aufhörte, neue Aus- drucksmittel zu erproben. Die Entwicklung der Monotypie gehört dazu, als deren Erfinder er gilt. Kein Wunder, dass das monotypische Verfahren, bei dem direkt auf eine Platte gemalt und diese dann abgedruckt wird, als hybride Technik gilt. Sie oszil- liert zwischen Zeichnung und Druckgrafik und weist Castiglione einmal mehr als Grenzgänger zwischen den Medien aus. Dramatischste Helldunkel-Effekte sind mit diesem Verfahren zu erreichen, das in den grafischen Künsten seiner Zeit ohne jeden Vergleich dasteht. DER REIZ DES VERMEINTLICH UNFERTIGEN Geradezu modern wirkt es, wie Castiglione auf eine Ästhetik des scheinbar Unfertigen und Fragmenta- rischen setzt. Viele seiner Radierungen erwecken den Eindruck von Fingerübungen, die nicht bis zum Ende ausformuliert sind. Das hebt sie auf eine Stufe mit der Druckgrafik seines grossen Zeitgenossen Rembrandt. Castigliones Zeichnungen wiederum sind oft so rasant zu Papier gebracht, dass man den Prozess ihrer Entstehung förmlich nachvollziehen kann. Ihnen fehlt ein abschliessendes «finish» – und das mit voller Absicht, sollen doch die Betrachterin- nen und Betrachter gerade von seiner virtuosen KATALOG Handschrift in Bann geschlagen werden. Anhand der besten Beispiele aus europäischen Sammlungen wol- Zur Ausstellung erscheint im Sandstein len wir diese Facette des Künstlers in den Fokus Verlag eine Publikation mit Beiträgen von Jonas Beyer, Nadine M. Orenstein, stellen und das barocke Feuer, das Castigliones Gra- Timothy J. Standring, Anita V. Sganzerla fik beseelt, auf unser Zürcher Publikum übersprin- und Jaco Rutgers. gen lassen. Unterstützt von der Kythera Kultur-Stiftung, KONZERT Düsseldorf, der Wolfgang Ratjen Stiftung, Vaduz, Die Ausstellung wird von einem Konzert und der Tavolozza Foundation. des Zürcher Kammerorchesters begleitet mit Werken unter anderem von Claudio Monteverdi und Antonio Vivaldi. 16. Dezember, 19.30 –21 Uhr Eintritt CHF 50.– / Mitglieder CHF 40.– / Studierende CHF 20.– Das Konzertticket berechtigt gleichzeitig zum Eintritt in die Ausstellung. Tickets über www.zko.ch
AUSSTELLUNGEN 23 3 Giovanni Benedetto Castiglione, genannt Il Grechetto, Gottvater erscheint Jakob in Bethel, um 1647–1650 Ölpinselzeichnung, 28,4 × 41,6 cm Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin © Hamburger Kunsthalle / bpk, Foto: Christoph Irrgang 4 Giovanni Benedetto Castiglione, genannt Il Grechetto, Omnia Vanitas, um 1650–1655 Pinsel in dunkler, rotbrauner Ölfarbe, 39,2 × 54,4 cm The Royal Collection / HM Queen Elizabeth II Royal Collection Trust / © Her Majesty Queen Elizabeth II 2021 5 Giovanni Benedetto Castiglione, genannt Il Grechetto, Kompositionszeichnung für eine Allegorie auf die menschliche Kultur, um 1652 Mit dem Pinsel verriebener Rötel, Pinsel in brauner Tusche, Pinsel in blauer, weisser und schwarzer Ölfarbe; aufgezogen, 47,5 × 36 cm Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett 3 5 4
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26 ERWEITERUNG Countdown rund um die Erweiterung TE X T Björn Quellenberg Erstmals lanciert wird ein Audioguide für Kinder ab sechs Jahren und mit fast hundert Positionen: In kurzweiligen Formaten, teilweise mit Musik hinter- legt, taucht man in Geschichten ein von Alten Meis- tern bis in die Gegenwart. Mit Fragen an die Zuhö- renden wird eine aktive Auseinandersetzung geför- dert und zu eigenem Gestalten angeregt. Themen VIDEO «KUNST UND RAUM» wie der Klimawandel oder die Selbstwahrnehmung Im vorletzten Film unserer Reihe zur Kunsthaus- von Heranwachsenden berühren diese junge Gene- Erweiterung erklären Mirjam Varadinis und Philippe ration, die von der Kunst Teilnahme am Leben und Büttner, welche Werke für zentrale Stellen im Chip- Inspiration erwartet. perfield-Bau gewählt worden sind. Erfahren Sie, wel- Für Erwachsene wurde der bewährte Audioguide che Arbeit dort von Lawrence Weiner entstanden ist überarbeitet und erweitert. Die rund hundert neuen oder weshalb Dan Grahams Plastik im öffentlichen Positionen (insgesamt sind es 300) beziehen die Raum platziert worden ist: www.kunsthaus.ch / privaten Sammlungen Bührle, Merzbacher, Looser museum / ueber-uns / erweiterung. und Knecht ein. Man erfährt etwas über die Her- P.S. Beim Abschluss und Höhepunkt der Film- kunfts- oder Erwerbungsgeschichte ausgewählter reihe spielt das Publikum die Hauptrolle. Wir fangen Objekte, wird mit Kunst aus Afrika und Südamerika Meinungen und Impressionen an den Eröffnungsta- vertraut oder findet die für Zürich bedeutenden gen ein. Online ab Ende Oktober. Strömungen Dadaismus und Konkrete Kunst im Kontext der international ausgerichteten Sammlung SZENE-GASTRONOMIE repräsentiert. Das jüngste neu besprochene Werk ist Per 9. Oktober nimmt die «Kunsthaus Bar» im Chip- die Installation von Olafur Eliasson in der Passage, perfield-Bau ihren Betrieb auf. Wir freuen uns, dass «Your submerged spectator» (2021). An dieser In- die Stiftung Zürcher Kunsthaus mit den Szene-Gas- stallation und den neuen Audioguides kommt man tronomen der Miteinander GmbH einen innovativen nicht vorbei: 16 Stunden Hörerlebnis – drei für Kin- Mieter ausgewählt hat, der mit seinem Angebot fri- der – 13 für Erwachsene – und unendlich viel Zeit schen Wind in die Theater- und Kulturszene am zum Schauen! Heimplatz bringt. In der Bar empfängt Max Ernsts Fresko «Pétales et jardin de la nymphe Ancolie» MEDIENKOOPERATIONEN (1934) die Gäste von morgens früh bis spät in die Viel wurde zum Projekt Kunsthaus-Erweiterung Nacht. Und die Plätze im Freien werden zu Logen- schon geschrieben. Einmalig unterstützt die Bau- plätzen, wenn es dämmert und Pipilotti Rists «Tas- herrschaft, bestehend aus der Zürcher Kunstgesell- tende Lichter» über die Fassaden streifen. schaft, der Stadt Zürich und der Stiftung Zürcher Kunsthaus, zwei Publikationen, die zur Eröffnung NEUE GESCHICHTEN – MIT IHRER einen Blick von aussen auf das Resultat werfen und HILFE PRODUZIERT! es mit den Erwartungen vergleichen: ein Themen- Dank finanzieller Unterstützung von Mitgliedern, heft des Magazins «Hochparterre» und den redaktio- Besucherinnen, einem treuen Mäzenaten-Paar und nellen Sonderbund der «Neuen Zürcher Zeitung» am der Ernst Göhner Stiftung, die sich in den letzten 8. Oktober. Vorangegangen waren Kooperationen zwei Jahren an einer Spendenaktion beteiligt hatten, mit dem «Tages-Anzeiger» (Grundsteinlegung) und konnten neue Audioführungen produziert werden. «Tec21» (Schlüsselübergabe).
ERWEITERUNG 27 Die Bar im Kunsthaus mit «Pétales et jardin de la nymphe Ancolie» (1934) von Max Ernst, © 2021, ProLitteris, Zurich Foto © Juliet Haller, Amt für Städtebau
28 ERWEITERUNG IT’S THE COLLECTION, STUPID! Oft wird nach «der Eröffnungsausstellung» gefragt. Die Antwort ist so einfach wie logisch. It’s the col- lection, stupid! Die Erweiterung wurde mit dem Ziel gebaut, künftig mehr als nur zehn Prozent der Sammlung und Skulpturen zeigen zu können. Und nun steigt die Zahl der eigenen Werke von 400 auf 700. Diese und die wunderbaren Privatsammlungen sind die Stars der Eröffnung. TAGE DER OFFENEN TÜR Am 9. und 10. Oktober bedanken sich Stadt und Kunsthaus bei der Bevölkerung für ihr «Ja zur Kunst- haus-Erweiterung» vor fast genau neun Jahren. Und für die seither erfahrene Unterstützung. Samstag und Sonntag können die künstlerischen Attraktio- nen und die neue Hülle bei freiem Eintritt von 10 bis 18 Uhr besucht werden. Ermöglicht werden die zwei Tage der offenen Tür, die das bestehende Gebäude CHIPPERFIELD-ARCHITEKTUR IN einschliessen, von der Einfachen Gesellschaft Kunst- HANDLICHER PUBLIKATION haus-Erweiterung und der Credit Suisse. Nach den beiden Bänden zur Baugeschichte und zum Konzept des neuen Kunsthauses als Museum für das 21. Jahrhundert, betrachtet das dritte und letzte Buch die Entstehung des Neubaus vor allem aus Perspek- tive von David Chipperfield und seinem Team. «Da- vid Chipperfield Architects Berlin und das Kunsthaus Zürich» enthält einen Text von Christoph Felger, dem ausführenden Architekten, der auf die Idee hinter dem Entwurf, das damit gemachte Verspre- chen und seine Einlösung eingeht. Dazu kommt ein von der Architekturkritikerin Sabine von Fischer moderiertes Gespräch zwischen Christoph Felger, Wiebke Rösler, der Direktorin des Amts für Hoch- bauten der Stadt Zürich, und Kunsthaus-Direktor Christoph Becker. Zahlreiche Abbildungen und Pläne sowie ein Vorwort von David Chipperfield runden den Band ab. Er ist einzeln oder im Verbund mit den Bänden 1 und 2 in einem Schuber im Kunsthaus-Shop erhältlich.
ERWEITERUNG 29 WO GEHT ES LANG, BITTE? Nach 16 Monaten Entwicklungsarbeit und der Lan- cierung eines Prototyps im Mai ist jetzt der erste digitale Besucherguide für das Kunsthaus lanciert. Mit dem «Visitorguide» wird die Navigation zwi- schen Moser- und Chipperfield-Bau einfach. Tipps und Touren, Künstlersuche und Quicklinks bieten Orientierung und mehr. Persönliche Lieblingsorte, Rundgänge oder Favoriten können mit Freunden und Bekannten geteilt werden. Kein Download er- forderlich. Einfach online gehen auf visitorguide. kunsthaus.ch. EIN NEUES DIGITORIAL Zur Ausstellung von Olafur Eliasson lancierte das Kunsthaus im Jahr 2020 ein erstes Digitorial. Nun geht das nächste an den Start – mit Informationen und Hintergründen zur Sammlung Emil Bührle und FAKTEN STATT «FAKE NEWS» ihrer Verbindung zum Kunsthaus. Wir freuen uns auf Was glauben Sie: Muss das Kunsthaus für den erwei- viele Zugriffe unter buehrle.kunsthaus.ch. terten Betrieb seine Besucherzahlen «fast verdop- peln»? Unterstützen Credit Suisse und Swiss Re das COUNTDOWN Kunsthaus heute bereits mit «Millionen im mehrstel- Nur noch bis zum 9. Oktober: Die Countdown-Seite ligen Bereich»? * führt Sie hinter die Kulissen und lässt Sie die letzten Für Ihren privaten Faktencheck geben wir Ihnen Schritte bei der Einrichtung des Chipperfield-Baus die aktuellen Betriebskennzahlen an die Hand – ein erleben. countdown.kunsthaus.ch Update, das die Medien anlässlich der Eröffnung erhalten. Darin finden Sie auch die Antwort auf die einleitende Frage. BUDGET 2019 2022 Steigerung in % Jahresbudget in CHF 20 Mio. 25,1 Mio. 25 EINTRITTE ø 2014 – 2020 2022 Steigerung in % Besuchende 286 527 375 000 31 PERSONAL ø 2014 – 2020 2022 Steigerung in % Stellenprozent aller Mitarbeitenden summiert in Vollzeitstellen 106 136 28 davon Anteil Aufsichten 25 52 108 ERTRÄGE IN CHF ø 2014 – 2020 in Mio. 2022 in Mio. Steigerung in % Ticketeinnahmen 3,1 4,1 32 Shopertrag 1,4 1,7 21 Sponsoringertrag 2 2,2 10 Vermietungsertrag 0,3 0,7 133 Beiträge der Stadt Zürich 8,4 12,8 52 Mitgliederbeiträge 1,9 2,1 10 Alle Zahlen gerundet, Stand August 2021 * Die CH Media, die diese und weitere falsche Behauptungen am 2. Juni 2021 in der «Aargauer Zeitung» aufstellte, verweigerte eine Richtigstellung. Ein Blick in den Jahresbericht 2020 oder eine Nachfrage beim Kunsthaus hätte genügt, um den Reputationsschaden für den Journalismus zu verhindern und zu erkennen, dass die finanzielle Planung keine überrissenen Erwartungen an den zukünftigen Betrieb stellt.
Die Sammlung von Donald Porteous 27.06.2021 Pastellkreide auf Leinwand – 09.01.2022 Foto: Michael Wolchover MASI LAC © Nicolas Party Nicolas Party 150 x 180 cm Rocks, 2014 www.masilugano.ch Hauptpartner Wissenschaftlicher Partner Mit Unterstützung von Gründer Institutioneller Partner Albert Oehlen grosse Bilder von mir mit kleinen Bildern von anderen 05.09.2021 – 20.02.2022 Space is the Place (Ausschnitt) MASI LAC © 2021, ProLitteris, Zurich www.masilugano.ch Foto: Simon Vogel Öl auf Leinwand Albert Oehlen 2020 Hauptpartner Wissenschaftlicher Partner Mit Unterstützung von Gründer Institutioneller Partner
ANZEIGEN 31 4.9.– 14.11.2021 Corsin Fontana Scalafundas 28.08. – 21.11.2021 Alan Charlton, Triangle Painting in 3 Parts, 2015, Courtesy the artist and Galerie Tschudi, Zuoz – Richard Long, River Avon Driftwood Line, 37 Pieces of Wood from the North Bay of the River, 1978, © 2021, ProLitteris, Zurich Max Beckmann. „Badende mit grüner Kabine und Schiffern mit roten Hosen“. 1934. Öl auf Leinwand. 80 × 60 cm. EUR 1.000.000–1.500.000 1. bis 3. Dezember 2021 Wir beraten Sie gerne in Zürich unter: +41 44 212 8888 • schweiz@grisebach.com grisebach.com GRI_kunsthaus_magazin_181x122_neu_210823_v3_rz.indd 1 20.08.21 18:42
32 SAMMLUNG Den Bogen spannen Zum Bespielungskonzept der Sammlung im erweiterten Kunsthaus Zürich TEXT Philippe Büttner und Mirjam Varadinis Die Kunsthaus-Sammlung vereinigt quali- Im Moment der Eröffnung des Erweite- tätvolle Ensembles der wichtigsten Epo- rungsbaus liegt somit eine Konstellation chen v.a. der westlichen Kunst vom Spät- vor, in deren Rahmen das private Sammeln mittelalter bis heute. Seit der Eröffnung im Kunsthaus einen grösseren Auftritt er- des Moser-Baus 1910 lebt sie davon, dass hält als je zuvor. Es wird kontrastierend sie stets zusammen mit wichtigen Bestän- neben dem musealen Sammeln der Insti- den gezeigt wird, die dem Haus dauerhaft tution in Szene gesetzt. oder zumindest langfristig als Leihgaben überlassen worden sind, etwa den Werken GRUNDIDEEN DER BESPIELUNG: der Kunstfreunde Zürich (VZK) oder der CLUSTER, STORYTELLING Giacometti-Stiftung. Für das Kunsthaus Die jahrzehntelange Erfahrung aus der war diese bunte Vielfalt von Eigentümer- Arbeit im Moser- und Müller-Bau hatte schaft in den Sammlungssälen stets cha- einen wichtigen Einfluss auf die Einrich- rakteristisch – genauso wie die ständig neu tung der Sammlung im neuen Gebäude- erarbeitete Einheit, die jeweils daraus zu komplex. Die stete Notwendigkeit, mit formen war. den markanten Unterschieden zwischen den Gebäudeteilen von 1910/1925 und 1976 EIN NEUES MODELL: umzugehen, hatte die Entwicklung von PRIVATSAMMLUNGEN SEPARAT Konzepten befördert, die diese starken PRÄSENTIERT Zäsuren aushalten konnten. Daraus ergab Die Einbeziehung der Sammlungen Bührle, sich insbesondere, dass eine durchge- Merzbacher und Looser im Erweiterungs- hende chronologische Anordnung der Be- bau sowie der Sammlung Knecht im Be- stände als Grundstruktur nicht funktio- stand bedeutet für das Kunsthaus somit nierte. Dies gilt seit der Einbeziehung des zum einen die Fortführung einer Tradition Chipperfield-Baus noch verstärkt. des Hauses und bringt eine einzigartige Als Grundregel empfahl es sich, die Bereicherung mit sich. Zum anderen ver- Chronologie der Kunstentwicklung im ändert sie die Struktur der im Kunsthaus Auge zu behalten, die einzelnen Bestände gezeigten Bestände nachhaltig. Dies, weil jedoch nach Möglichkeit dort zu zeigen, die Sammlungen im Rahmen der Eröff- wo sie am besten wirken, und wo sie vom nungspräsentation nicht gemeinsam mit jeweiligen Architekturkontext getragen den entsprechenden Beständen des Kunst- werden. Man definierte Werkgruppen, die hauses gezeigt werden, sondern in explizit in sich eine Einheit bilden, eigentliche ihnen zugeordneten, separaten Räumen. «Cluster», und brachte sie mit passenden
SAMMLUNG 33 Blick in die Sammlung Bührle Raumeinheiten in Verbindung. Die einzel- nen Cluster – im Sinne des «Storytelling» könnte man auch von narrativen Einhei- ten sprechen – funktionieren innerhalb dieses Konzepts autonom. So entstehen Kontraste zwischen einzelnen Clustern und es treffen unterschiedliche Kontexte aufeinander, die zu neuen Sichtweisen an- regen. Diese Vorgehensweise bildet die Basis der neuen Gesamtpräsentation. KUNST DER GEGENWART Einen starken neuen Auftritt hat die zeit- genössische Kunst. Sie ist grösstenteils in den Räumen im ersten Stock des Chipper- field-Baus zu sehen, verteilt sich aber über Blick in die Sammlung Looser: Willem de Kooning, Hostess, 1973, Untitled XI, verschiedene sogenannte «Interventions- 1982, Untitled IX, 1977, © The Willem de Kooning Foundation / 2021, ProLitteris, Zurich; räume» auch auf andere Teile der Samm- John Chamberlain, Archaic Stooge, 1991, Socket Grey, 1977, © Fairweather & Fairweather LTD / 2021, ProLitteris, Zurich lung und den Bestand. Diese «Interven- tionsräume» bieten rascher wechselnde Präsentationen, welche die Sammlungsbe- stände in den umliegenden Sälen aus heu- tiger Perspektive neu beleuchten, sie teil- weise auch kritisch hinterfragen und be- stehende Narrative durch aktuelle
34 SAMMLUNG Themen ergänzen. Dazu gehören unter nisierten Beständen formt das erneuerte anderem der postkoloniale Diskurs und Setting eine lebendige Matrix von Kon- natürlich auch die Gender-Debatte. So war trasten und zeichnet ein vielschichtiges es ein Anliegen, bei der Neuhängung der Bild dessen, was Kunst vermag. Im Span- Sammlung Künstlerinnen mehr Raum zu nungsfeld zwischen musealer Arbeit und geben sowie aussereuropäische Kunst in der Leidenschaft privaten Sammelns wird die Präsentation miteinzubeziehen. zugleich das Sammeln von Kunst generell mitsamt der Hintergründe explizit zum KONTRASTREICHE Thema der Präsentation. Dabei werden SPANNUNGSFELDER auch historische Prozesse und Konstella- Mit Kunst vom Mittelalter bis heute, mit tionen ans Haus gebunden, die im besten kanonischen und unkanonischen Werken, Sinne der intensiven Auseinandersetzung mit vielen Arbeiten von Künstlern und bedürfen. Auch dafür bietet das erweiterte endlich viel mehr von Künstlerinnen, Kunsthaus mit seiner facettenreichen spannt das erweiterte Kunsthaus einen Sammlung Zeit und Raum. weiten Bogen. In seinen in Clustern orga- 3 1 2
SAMMLUNG 35 1 Danh Vo, We The People, Elemente #A10.1.1 und #J8.2, 2011– 2016 Erworben mit Unterstützung der Swiss Re – Partner für zeitgenössische Kunst © Danh Vo 2 Werke aus der Sammlung Merzbacher: Henri Matisse, Intérieur à Collioure (La Sieste), 1905, © 2021, Succession H. Matisse / 2021 ProLitteris, Zurich; André Derain, Bâteaux dans le Port de Collioure, 1905, Arbre, paysage au bord d’une rivière, 1905, © 2021, ProLitteris, Zurich 3 Lungiswa Gqunta, Lawn, 2017 / 2019 © Lungiswa Gqunta 4 Interventionsraum: Anna Boghiguian, Untitled, 2018, © Anna Boghiguian; Kader Attia, Culture, Another Nature Repaired, 2014, © 2021, ProLitteris, Zurich Fotos © Franca Candrian, Kunsthaus Zürich 4
36 ANZEIGEN Schöne und seltene Bücher Oberdorfstrasse 10, 8001 Zürich, www.finebooks.ch, 043 222 4 888 Dienstag bis Freitag 11.30–18 h, Samstag 11–16 h a n t i q u a r i a t Bettwäsche & Keramik peter petrej 210413_KHZ_Fine Books.indd 1 13.04.21 16:44 Estelle Gassmann an- und verkauf von seltenen Atelier & Werkstattladen büchern, gemälden, plakaten und Neugasse 145b 8005 Zürich ganzen bibliotheken. 076 423 98 63 regelmässig versenden wir einen essen@esteller.ch newsletter mit den neueingängen. Do/Fr 11–19 h sonneggstrasse 29, 8006 zürich www.estellegassmann.ch tel. 044 251 36 08 oder 079 422 81 11 www.buch-antiquariat.ch info@buch-antiquariat.ch Albert Trachsel, „Wildstrubel“, Aquarell auf Papier, 47x64 cm, verkauft für 19`000.- • BERATEN • SCHÄTZEN • NACHLÄSSE AUFLÖSEN • VERSTEIGERN Kontaktieren Sie unser Expertenteam Tel. 043 399 70 63 info@schulerauktionen.ch www.schulerauktionen.ch / Seestrasse 341 / CH-8038 Zürich
INTERN 37 die Sammlungen Alte Meister, Moderne und Gegenwarts- Erste kunst in zwei historischen Gebäuden präsentiert werden. Zuvor stand sie während acht Jahren an der Spitze des de Appel arts centre, einem Ausstellungszentrum für zeit- genössische Kunst in Amsterdam, berühmt für die inter- Direktorin nationale Ausbildung von Kuratoren. Die Literaturwissenschaftlerin hat in ihrer erfolgrei- chen Karriere anspruchsvolle Kunstinstitutionen und -programme verantwortet und versteht es, traditionelle Sammlungen in zeitgenössischen Kontext zu stellen und Ann Demeester übernimmt per 1. Januar 2023 Altmeister mit Gegenwartskunst so zu kombinieren, dass die Leitung des Kunsthauses sich neue Perspektiven eröffnen. Ann Demeester arbei- tete als Kunstkritikerin bei renommierten Zeitungen, war TEXT Björn Quellenberg Assistentin von Jan Hoet und Kuratorin am Stedelijk Museum für aktuelle Kunst in Gent und dem Museum MARTa Herford, wo sie Projekte mit Künstlern wie Luc Tuymans, Richard Tuttle, Salla Tykka and Mika Rotten- Die aktuelle Direktorin des Frans Hals Museum in Haar- berg realisierte. lem/Niederlande wurde zur Nachfolgerin von Christoph Seit 2020 hat sie eine ordentliche Professur für Kunst Becker bestimmt. Zwölf Monate, nachdem der Vorstand und Kultur an der Radboud Universiteit Nijmegen inne. der Zürcher Kunstgesellschaft eine Findungskommission In den Niederlanden ist Ann Demeester eine angesehene aus Vorstandsmitgliedern und international erfahrenen Botschafterin für Bildende Kunst und Museen, die einen Expertinnen und Experten einberufen hatte, hat sich Ann lebendigen Dialog mit Politik, Medien und der Öffent- Demeester gegen vierzig weitere Bewerberinnen und lichkeit pflegt. Bewerber durchgesetzt. STABÜBERGABE IN ETAPPEN KOMPETENTE, INTERNATIONAL ERFAHRENE Ann Demeester arbeitet sich ab Januar 2022 zunächst in FÜHRUNGSPERSÖNLICHKEIT Teilzeit ein, bevor sie mit ihrem Ehemann und zwei Kin- Ann Demeester (* 1975 in Brügge, BE) leitet seit 2014 das dern nach Zürich zieht und ab Juli 2022 in Vollzeit hinter Frans Hals Museum im niederländischen Haarlem, wo den Kulissen tätig wird. Zum 1. Januar 2023 übernimmt sie offiziell die Verantwortung für die Leitung des Kunst- haus Zürich von Christoph Becker. Christoph Becker verlässt das Kunsthaus Zürich nach fast 23 Jahren mit einer von ihm kuratierten Ausstellung zu Niki de Saint Phalle (2. 9. 2022 – 8. 1. 2023). «Das Kunsthaus Zürich erschliesst sich mit dem Erweiterungsbau von David Chipperfield und dem Zuzug der bedeutenden Sammlungen Bührle, Merzbacher und Looser ein einmaliges strategisches Potenzial – vor allem dank des Engagements von Christoph Becker, Walter B. Kielholz und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Kunsthauses. Ich bin seit langem von der grossartigen Sammlung des Museums begeistert und fühle mich geehrt, die starke Tradition des Hauses in eine vielversprechende und spannende Zukunft führen zu dürfen. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit dem Team und dem Vorstand, mit Kolleginnen und Kollegen, Künstlerin- nen und Künstlern, Interessenvertretern und in Foto © Jacqueline de Haas enger Verbindung mit der Stadt ein neues Kapitel in der bedeutenden und vielschichtigen Geschichte des Museums zu schreiben.» Ann Demeester
38 ANZEIGEN frei immobilien kosmos raum FÉLIX VALLOTTON 3. - 6. November 2021 HERBSTAUKTION GEMÄLDE • GRAFIK • PLAKATE • SCHMUCK SCHWEIZER KUNST • ANTIQUITÄTEN Ausstellung: Täglich vom 23. bis 31. Oktober 2021 10 bis 19 Uhr • Online-Katalog: www.dobiaschofsky.com DOBIASCHOFSKY AUKTIONEN AG Monbijoustrasse 30/32 Tel. 031 560 10 60 www.dobiaschofsky.com CH-3011 Bern Fax 031 560 10 70 info@dobiaschofsky.com Inseratgrösse: 89 x 122 mm Magazin Kunsthaus Zuerich_132_89x122mm.indd 1 05.08.21 12:51 PRIVATE UND iten STIFTUNGEN R E A L E S TAT E FA M I LY O F F I C E VERTRAUEN UNS IHR IMMOBILIEN- PORTFOLIO AN. itengroup.ch «das perfekte weisse T-shirt unter den Sofas» Yusuf Sert handmade in Padua einzigartig modular kompakt cubell von digiulia interior atelier sert oberdorfstrasse 19 Zürich +41 79 221 26 38
INTERN 39 fruchtbar, sodass die privaten finanziellen Mittel für den Bau zusammenkamen, wobei seine eigene Stiftung in Der Präsident vorderster Reihe erscheint. Neben den ehrenamtlichen Aufgaben im Vorstand und der Finanzkommission der Kunstgesellschaft er- wuchs mit dem Vorsitz in der EGKE, der Einfachen Gesellschaft Kunsthaus-Erweiterung, eine zusätzliche Dank an Walter B. Kielholz Aufgabe. Dieses Gremium hat über den reibungslosen Ablauf des Bauprojektes und der Finanzierung gewacht. TEXT Christoph Becker Das oberste Ziel, das Kostendach nicht zu überschreiten, wurde eingehalten. Kulturinstitutionen sind in organisatorischer und fi- nanzieller Hinsicht komplexe Gebilde, die anders funk- tionieren als mittelständische Unternehmen oder grosse Konzerne. Es braucht Fingerspitzengefühl und in man- chen Fällen eine abgewogene Entscheidung: So bleibt die Freiheit der Kunst gewahrt, und so wird die Grundlage für die Weiterentwicklung des Museums geschaffen. Des- halb haben wir eine essenzielle Eigenschaft dieses Präsi- denten besonders geschätzt: Er hat uns die Freiheit ge- lassen, unsere künstlerische und kulturelle Arbeit zu machen, in genauer Kenntnis, aber ohne sich in operative Walter Kielholz ist seit 2002, als er das Amt von seinem Kernaufgaben einzumischen. Wenn es darum ging, Frei- Vorgänger Thomas Bechtler übernahm, eng mit der Er- räume des Denkens und Handelns zu schaffen, stand er weiterung des Kunsthaus Zürich verbunden. Eine wich- an unserer Seite. Zugleich behielt er die finanziellen tige Voraussetzung für dieses Projekt, dessen Dimension Verhältnisse des Hauses im Blick und hat ein neues und die erste Initiative zur Errichtung eines Kunstmuseums zukunftsweisendes Organisationsmodell etabliert – das in Zürich am Beginn des 20. Jahrhunderts übertreffen übrigens gut funktioniert. sollte, war die umfassende technische Sanierung und Nach zwei Jahrzehnten hat er das Amt am 1. Juli an Renovierung des denkmalgeschützten Bestands in den seine Nachfolgerin Anne Keller Dubach übergeben. Jahren 2002 bis 2005, die in enger Zusammenarbeit mit Als Persönlichkeit der Wirtschaft geniesst Walter Kiel- der Stiftung Zürcher Kunsthaus erfolgreich verlief und holz hohes professionelles und soziales Ansehen, das uns das Haus gleichsam fit machte für den grossen Schritt. zugutekommt und uns bei vielen Kontakten in die Gesell- Walter B. Kielholz hat die internationale Dimension schaft und – vielleicht noch wichtiger – in die Politik der Kunsthaus-Erweiterung vom ersten Moment an er- geholfen hat. Nicht zuletzt machen uns seine Souveräni- kannt und gefördert: Das Projekt wurde über mehrere tät, sein sprichwörtlicher Humor, seine Sympathie für die Jahre intern mit einem hohen Detaillierungsgrad vorbe- Menschen, die für das Kunsthaus arbeiten, immer wieder reitet und grundlegend von den Inhalten her geplant. Eindruck. Wir wissen, dass er den Stolz auf das Kunst- Insbesondere hat der Präsident das langfristig angelegte haus Zürich mit uns teilt. und Schritt für Schritt realisierte Konzept der Integration von bedeutenden privaten Sammlungen unterstützt und sich, wann immer nötig, Zeit genommen für persönliche Gespräche mit Stiftungsrätinnen, Stiftungsräten und Sammlern und Sammlerinnen. Es gab Diskussionen und Wir danken Gegenwind. Das Schiff blieb auf Kurs. Die detaillierten Vorgaben schufen die Basis für den herzlich – für alles! internationalen Architekturwettbewerb, und ebenso er- folgreich verlief die Volksabstimmung in der Stadt Zürich über den Finanzierungsanteil der öffentlichen Hand. Zugleich stand die Realisierung der Kunsthaus-Erweite- rung unter dem anspruchsvollen Vorzeichen, den bedeu- tenden finanziellen Beitrag von privater Seite an das Bauprojekt zu leisten. Zusammen mit einem höchst effi- zienten Team machte er sein weitgespanntes Netzwerk
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