ROMEO UND JULI A SHAKESPEARE IN DER OPER - HOKUS POKUS MUSIKUS - THEATER ERFURT

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ROMEO UND JULI A SHAKESPEARE IN DER OPER - HOKUS POKUS MUSIKUS - THEATER ERFURT
Das Theater-Magazin // Ausgabe _3 / März–Juni // Spielzeit 2016/17

                                                                     romeo
                                                                     und julia
                                                                     s h a k es pe a r e
                                                                     i n d e r o pe r

                                                                                           Hokus Pokus Musikus
                                                                                           Das Geheimnis des Musiktheaters

                                                                                           Canzona vs. Skyfall
                                                                                           Konzert für Bläser und Schlagwerk

                                                                                           DomStufen-Festspiele 2017
                                                                                           Zurück ins Mittelalter
ROMEO UND JULI A SHAKESPEARE IN DER OPER - HOKUS POKUS MUSIKUS - THEATER ERFURT
ROMEO UND JULI A SHAKESPEARE IN DER OPER - HOKUS POKUS MUSIKUS - THEATER ERFURT
e d i to r i a l

                      Sehr verehrte Damen und Herren,
                            liebe Theaterfreunde,

auch wenn dieses Jahr 2017 inzwischen schon einige Wochen alt ist – ich hoffe, Sie sind
gut hinein gestartet beziehungsweise richtig gut mittendrin. Wir sind es längst, denn
gerade der Jahresbeginn hat es für uns immer in sich. Der Spielplan für die nächste
Saison inklusive aller Termine und Besetzungen muss festgezurrt, das neue Jahresheft
gestaltet und gefüllt werden, und auch die DomStufen-Festspiele sind bereits in
unserem Fokus. Außerdem liegen mit Wozzeck und Hercules bereits zwei wirklich
fantastische Premieren hinter uns. Hochemotionales Musiktheater, das niemanden
kalt lässt und auch im Nachhinein genügend Gesprächsstoff bietet.
Ich verspreche Ihnen, es geht so weiter bis zum Sommer! So dürfen Sie sich auf Riccardo
Zandonais Oper Giulietta e Romeo freuen, die seit ihrer gefeierten Uraufführung 1922
nur selten wieder auf einer Bühne zu finden war. Ich stelle mich sehr respektvoll der
Herausforderung der Inszenierung und arbeite bereits seit vielen Monaten an meiner
Interpretation. Nicht minder spannend wird Charles Gounods Oper Roméo et Juliette.

                                                                                           LASSEN SIE
In dieser Prospektausgabe beschäftigen wir uns mit beiden Werken, widmen uns dra-
maturgischen Zusammenhängen und Unterschieden. Außerdem plaudern zwei unse-
rer Ensemblemitglieder offen und unterhaltsam über sich als Bühnenpaar.
Apropos Ensemble: Bis zur Sommerpause werden wir mehrfach Sänger und Sängerin-
nen zum Vorsingen begrüßen, denn unser Haus braucht neue Stimmen! Einige Ensem-
                                                                                           SONNTAGS
blemitglieder verlassen uns zum Ende der aktuellen Spielzeit, um freiberuflich auch
andere Engagements annehmen zu können. Sie, liebe Theaterfreunde, können aber              KOCHEN
sicher sein, dass unser Ensemble ein buntes bleibt. Und damit meine ich die Mischung
verschiedener Nationalitäten, die seit vielen Jahren so typisch ist für unser Haus und
ein Garant für viel beachtete, erfolgreiche Produktionen.                                   Unsere Weinstube ist
Dass sich unsere ausländischen Sänger wohlfühlen und mit absoluter Selbstverständ-         jeden Sonntag geöffnet
lichkeit integriert sind, ist mir wichtig und darf nicht in Frage gestellt werden.
Die Nachricht vom Beginn dieses Jahres, dass Ensemblemitglieder des Theaters in            Lehnen Sie sich zurück und lassen
Gera ihre Verträge nicht verlängern, weil sie sich nach eigener Aussage in der Stadt       Sie sich kulinarisch verwöhnen.
nicht mehr sicher fühlen, hat mich zutiefst bestürzt. So etwas darf nicht sein und gilt
                                                                                           Genießen Sie den einzigen Feiertag
es, gemeinsam zu verhindern.
                                                                                           der Woche in gemütlich-geselliger
                                                                                           Umgebung.
                                     Herzlich, Ihr

                                                                                           RESERVIERUNG UNTER
                                                                                              Telefon 0361 - 56 80 426
                                                                                          reservierung@hotel-zumnorde.de

                                  Guy Montavon
                         Generalintendant des Theaters Erfurt

                                                                                                                                3
ROMEO UND JULI A SHAKESPEARE IN DER OPER - HOKUS POKUS MUSIKUS - THEATER ERFURT
i nh a lt

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                                                                                  t i t el :
                                                                                  Romeo und Julia –
                                                                                  auch Opernkomponisten
                                                                                  wie Riccardo Zandonai und
                                                                                  Charles Gounod waren
                                                                                  von der berühmtesten Liebes­
                                                                                  geschichte der Welt ohne
                                                                                  Happy End fasziniert.

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E D I TORIAL :                       KO N Z ER T:
Generalintendant Guy Montavon        Orchestermusiker arrangieren
über seine Inszenierung              Songs von Elton John, Adele
und neue Stimmen fürs Ensemble       und Henry Purcell
Seiten_5–11
                                     Starsolisten im Großen Haus
                                     und ein Geburtstagsprogramm
P RE M IERE:
Shakespeare in der Oper              Seiten_22–25                                 _12
GIULIETTA E ROMEO                    M AGA Z I N :
& ROMÉO ET JULIETTE                  Über die Entstehung des Spielplans,
Seite­_12
                                     den Erfurter Opernbesucher und
                                     ein Blick auf die nächste Saison             _15
RE P ER TOIRE:
MACBETH von Giuseppe Verdi           Seiten_26–27
Stéphanie Müther und Juri Batukov    D O M S T U F E N - F ES T S P IELE 2 017:
über ihr Leben als (Bühnen-)Paar
                                     Verdis Troubadour als
Seite_13                             unvergessliches Erlebnis planen
GA S T S P IEL :                     Seite_28
HAMLET                               M AGA Z I N :
Eine Produktion des DNT Weimar
                                     Der neue Kinder- und Jugendchor
Seiten_14–16
                                     am Theater Erfurt
                                                                                  _18
K i nd e r - u nd                    Seite_29
J u g e ndp r o g r a mm :
                                     KOLU M N E:
HOKUS POKUS MUSIKUS                  Über Kritik und darüber,
Vom Zauber der Musik –               was gut und schlecht ist
Premiere des neuen Kinderstücks
Was das Nashorn sah, als es auf      Seite_30
die andere Seite des Zauns schaute   10 F RAG E N A N :
Gastspiel des DNT Weimar             Gregor Loebel, Bass
Seite_17                             Seiten_31–33                                 _22
T H EAT ER PÄ DAG O G I K :          SPIELPL ä N e
Das „Wozzeck-Projekt“                März bis Juni 2017
aus Schülersicht
                                     Seite_34
                                     Service / Impressum

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ROMEO UND JULI A SHAKESPEARE IN DER OPER - HOKUS POKUS MUSIKUS - THEATER ERFURT
premiere

Romeo und Julia
im Doppelpack
„S hakespeare ist das universalste kreative Genie
  dieser Welt, in der Geschichte und der Literatur
  der letzten z weitausend Jahre.
  Shakespeare ist eine eigene Liga.“
 Sir Peter Jonas

 In dieser Shakespeare-Liga gibt es zwei         Die sicherlich bekannteste
 unangefochtene Spitzenreiter: Hamlet so-        Version, Bernsteins West Side
 wie Romeo und Julia. Während das Theater        Story, hat diese Spielzeit am
 Erfurt in dieser Spielzeit den Hamlet als       Theater Erfurt eröffnet, ab-
 Schauspiel aus dem Deutschen National-          schließen werden sie zwei
 theater Weimar präsentiert, bildet Romeo        Romeo-Opern, die in Erfurt
 und Julia den großen thematischen Schwer­       noch nie zu hören waren:
 punkt der Saison. Unter dem Motto „Nur          eine spätromantische Ver­         Auch in der Oper zu Hause: William Shakespeare
 mit dir“ fügen sich diese Werke in einen        tonung durch den Italiener
 Spielplan-Kontext ein, der Liebesfreud und      Riccardo Zandonai (Rom 1922) und eine           beiden Liebenden, die Romeo kühn zu über-
 -leid in unterschiedlichsten Aspekten           französische Variante von Charles Gounod        winden vermag. Um dies auszudrücken
 vorführt. Zumeist geht es dabei – exem­         (Paris 1867), der sich mit seiner auch heute    braucht man nicht zwingend im Bühnen-
 plarisch in Mozarts Così fan tutte und in       noch viel gespielten Faust-Oper kurz zuvor      bild eine Hausfassade mit Balkon und eine
 Smetanas Verkaufter Braut – um eine             als höchst erfolgreicher Experte für die        Strickleiter, die sich ein Sänger hinauf­
 Treueprobe. Um die geht es bei Romeo            „Veroperung“ eines großen Bühnenwerks           bemüht. In Pascale Chev­rotons West Side
 und Julia zwar irgendwie auch, doch steht       hervorgetan hatte.                              Story-Inszenierung ist eine bewegliche
 da die gegenseitige Liebe nie wirklich          Schon der Vergleich der jeweiligen Werke        Schräge das zentrale Element, das in dieser
 infrage, es sind die äußeren Umstände,          ist sehr reizvoll, doch dazu bietet sich noch   Szene die gewünschte Funktion erfüllt.
 die die Liebenden – und eben nicht deren        die Möglichkeit, sehr unterschiedliche In-      In Guy Montavons Inszenierung der Zan-
 Liebe – gefährden.                              szenierungen desselben Stoffes zu betrach-      donai-Oper Giulietta e Romeo wird es eine
 Viel stärker etwa als Hamlet, der sich in       ten. Das zeigt sich zum Beispiel an der so      ebenfalls multifunktionale Treppe mit
 seiner ursprünglichen Textur als Schau-         genannten Balkon-Szene, einem Bild, das         Jugendstil-Dekor sein, auf der Romeo zu
 spiel seit jeher größter Beliebtheit erfreut,   man sofort vor Augen hat, wenn man an           seiner Julia gelangt, während in Fede­r ico
 ist die Rezeption von Romeo und Julia           Romeo und Julia denkt – vor allem, wenn         Grazzinis heutiger Sicht auf Roméo et
 durch Adaptionen anderer Kunstformen            man einmal in Verona den angeblichen            Juliette ein Eisentor zu überwinden sein
 – Oper, Konzert, Tanz, Film – geprägt.          Originalschauplatz gesehen hat. Das räum-       wird. Die Liebe kennt eben (manchmal)
 Die lange Liste der Musiktheater-Versio-        liche Oben und Unten in dieser Szene steht      keine Hindernisse.
 nen beginnt mit Georg Anton Bendas              sinnbildlich für die Distanz zwischen den                                      Arne Langer
 deutschem Singspiel Romeo und Julie
 (Gotha 1776) und führt über italienische
 Opern wie Nicolo Zingarellis Giulietta
 e Romeo (Mailand 1796) – gerade in Salz-
 burg und Schwetzingen wiederaufgeführt
 – und Vincenzo Bellinis I Capuleti e
                                                         Roméo et Juliette                             Oper von Charles Gounod

                                                         Giulietta e Romeo
 i Montecchi (Venedig 1830) bis hin zu
 Leonard Bernsteins West Side Story (New
 York 1957).
                                                  Oper von Riccardo Zandonai
 Die beiden meistgespielten sinfonischen
 Romeo-Kompositionen, Tschaikowskys
                                                                  Am Wochenende 10. und 11. Juni 2017
 „Fantasie-Ouvertüre“ und die „dramati-
 schen Sinfonie“ von Hector Berlioz stan-                         ♥    Beide Vorstellungen im Paket ♥
 den bereits in den Sinfoniekonzerten der                             für nur 40,– € auf allen Plätzen
 aktuellen Saison auf dem Programm.

                                                                                                                                          5
ROMEO UND JULI A SHAKESPEARE IN DER OPER - HOKUS POKUS MUSIKUS - THEATER ERFURT
Daniela Gerstenmeyer ist „Juliette“

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ROMEO UND JULI A SHAKESPEARE IN DER OPER - HOKUS POKUS MUSIKUS - THEATER ERFURT
premiere

„S o einzge Lieb aus großem Haß entbrannt!
 Ich sah zu früh, den ich zu spät erkannt.
 O Wunder werk: ich fühle mich getrieben,
 Den ärgsten Feind aufs zärtlichste zu lieben.“
 Romeo und Julia, I/5, dt. von August Wilhelm von Schlegel

                                                                   7
ROMEO UND JULI A SHAKESPEARE IN DER OPER - HOKUS POKUS MUSIKUS - THEATER ERFURT
Bühnenbildentwurf

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ROMEO UND JULI A SHAKESPEARE IN DER OPER - HOKUS POKUS MUSIKUS - THEATER ERFURT
premiere

 J u lia:                                                                                                        Giulietta e Romeo
„W illst du schon gehen? Der Tag ist ja noch fern.                                                              Oper in drei Akten
                                                                                                                 von Riccardo Zandonai
 Es war die Nachtigall und nicht die Lerche,
                                                                                                                 Text von Arturo Rossato
 Die eben jetzt dein banges Ohr durchdrang;
                                                                                                                 UA Rom 1922
 Sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort.
                                                                                                                 In italienischer Sprache
 Glaub, Lieber, mir: es war die Nachtigall.“                                                                     mit Übertiteln

                                                                                                                 Musikalische Leitung
                                                                                                                 Myron Michailidis
 Die meisten Vertonungen des Romeo-Stoffs                      Ita­l ien spielenden Shakespeare-Oper ließ sich   Inszenierung
 gab es sicherlich in der italienischen Oper.                  daran trefflich anknüpfen. Zumal in Giulietta     Guy Montavon
 Was aber unterscheidet nun die verhältnis­                    e Romeo politische Fragen weitgehend außen        Bühnenbild
 mäßig „moderne“, d.h. aus den 1920er Jahren                   vor blieben und sich die Handlung beinahe         Francesco Calcagnini
 stammende, Adaption Zandonais von ihren                       kammerspielartig auf wenige Figuren konzen-       Kostüme
 zahlreichen Vorbildern? Sicherlich ein etwa                   triert. Zwar wird der Familienzwist angedeu-      Frauke Langer
 seit der Jahrhundertwende neu erwachtes In-                   tet, doch treten weder Fürst noch Priester,
 teresse an der Renaissance als vermeintliche                  noch die Eltern der Liebenden überhaupt in        Besetzung
 Blütezeit Italiens, auf die sich der junge italie-            Erscheinung. In einer klassischen Dreiecks-       Giulietta: Jomante Šležaite
 nische Nationalstaat gern bezog. Die glorrei-                 konstellation ist Giuliettas Vetter Tebaldo       Romeo: Eduard Martynyuk
 che Zeit Dantes und Petrarcas beschwörende                    (Bariton) derjenige, der der Liebe zwischen       Tebaldo: Siyabulela Ntlale
 Opernstoffe hatten Konjunktur, in bewusster                   Giulietta (Sopran) und Romeo (Tenor) im Weg       Isabella: Margrethe Fredheim
 Abgrenzung vom problemlastigen Gegen-                         steht.
                                                                                                                 Sänger: Won Whi Choi
 wartsbezug des Verismo oder vom Opern-                        Breiten Raum in der Musik nehmen instru-          u.a.
 Exotismus.                                                    mentale Zwischenspiele ein, von denen eine
 Mit Francesca da Rimini hatte Zandonai 1914                   überwältigende Gewittermusik hervorzuhe-          Opernchor des Theaters Erfurt
 einen Dante-Stoff auf die Opernbühne ge-                      ben ist, die Romeos nächtlichen Ritt zurück       Philharmonisches Orchester Erfurt
 bracht und damit seinen bis heute nachhal-                    nach Verona – nachdem er von Giuliettas Tod       Thüringen Philharmonie Gotha
 tigsten Erfolg feiern können. Mit einer in                    erfahren hat – mehr als nur illustriert.
                                                                                                                 Premiere
                                                                                                                 Sa, 8. April 2017, 19.30 Uhr
                                                                                                                  Großes Haus

                                                                                                                 Weitere Vorstellungen
 Rom eo:
                                                                                                                 Mi, 19.04. | Fr, 28.04. I
„D ie Lerche war´s, die Tagverkünderin,                                                                         So, 04.06. | So, 11.06.2017
 Nicht Philomele; sieh den neidschen Streif,                                                                     Kurzeinführung
 Der dort im Ost der Frühe Wolken säumt.                                                                         zu jeder Vorstellung
 Die Nacht hat ihre Kerzen ausgebrannt,                                                                          eine halbe Stunde vor Beginn
                                                                                                                  Großes Haus
 Der muntre Tag erklimmt die dunstgen Höhn;
                                                                                                                 Matinee
 Nur Eile rettet mich, Verzug ist Tod.“
                                                                                                                 Regieteam und Ensemble
 Romeo und Julia, III/5, dt. von August Wilhelm von Schlegel
                                                                                                                 stellen sich vor
                                                                                                                 So, 26. März 2017, 11 Uhr
                                                                                                                  Großes Haus, Eintritt frei

                                                                                                                 Rang frei!
   Eduard Martynyuk (Romeo)                                                                                      Der öffentliche Probenbesuch
                                                                                                                 Di, 4. April 2017, 18.30 Uhr,
   Der ukrainische Tenor Eduard Martynyuk begann seine Karriere als Ensemblemitglied der
                                                                                                                  99 Zählkarten ab 17.30 Uhr
   Musikalischen Komödie in Odessa. 2004 wechselte er an die weißrussische Staatsoper in
                                                                                                                 am Studioeingang, Eintritt frei
   Minsk und seit 2011 ist er regelmäßig am Moskauer Bolschoi-Theater zu Gast. Sein Reper-
   toire umfasst Partien wie „Vaudemont“ in Tschaikowskys Iolanta, „Don José“ (Carmen),
   „Pinkerton“ (Madama Butterfly), „Cavaradossi“ (Tosca), „Rodolfo“ (La Bohème), „Calaf “
                                                                                                                 gefördert von:
   (Turandot), „Duca“ (Rigoletto), „Radames“ (Aida), „Hermann“ (Pique Dame), „Erik“ (Der
   fliegende Holländer), „Yuri“ in Tschaikowskys Čarodejka/Die Zauberin und „Dmitrij“ (Boris
   Godunow). 2016 debütierte er als „Vaudemont“ am Prager Nationaltheater sowie als „Her-
   mann“ an der Staatsoper Budapest und an der Oper Zürich. Mit dem „Romeo“ in Zandonais
   Giulietta e Romeo gibt er sein Deutschland-Debüt.
                                                                                                                                  KULTUR

                                                                                                                                                     9
ROMEO UND JULI A SHAKESPEARE IN DER OPER - HOKUS POKUS MUSIKUS - THEATER ERFURT
Im Unterschied zu den Libretti zahlreicher anderer
                                                Vertonungen des Shakespeare’schen Dramas orientiert
                                                sich Charles Gounods Oper stark am Original. Die
                                                Librettisten Jules Barbier und Michel Carré waren die
„H ier wütet Hass, doch Liebe wütet mehr.
                                                besten ihrer Zeit. Von ihnen stammt auch der Text zu
 O Hass aus Liebe! Liebe nur aus Hass!
                                                Gounods so erfolgreicher Faust-Oper (1859) und später
 O Nichts! Von Nichts kommt nichts?
                                                der zu Offenbachs Les Contes d’Hoffmann (Hoffmanns
 Von Nichts kommt alles!“                       Erzählungen). Trotz der Konzep­t ion als große Oper in
                                                fünf Akten und mehrfacher Umarbeitungen der Parti-
 Romeo und Julia, I/1., dt. von Frank Günther
                                                tur ist natürlich – wie generell in Opern-Adaptionen –
                                                das Personal gegenüber dem Shakespeare-Stück redu-
                                                ziert. Hier aber bei weitem nicht so sehr wie z.B. bei
                                                Riccardo Zandonai. Für die Übernahme an die Große
                                                Pariser Oper musste Gounod allerdings noch Ballett-
                                                und Festmusiken hinzukomponieren, auf die heutige
                                                Aufführungen in der Regel verzichten.

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premiere

                                                   Sie skizzieren gleichsam die Biographie der Lie­     Roméo et Juliette
                                                   be zwischen Romeo und Julie von deren erstem         Oper in fünf Akten
                                                   Erblühen bis zur tragischen Vernichtung, und         von Charles Gounod
                                                   verhalten sich in ihrem Fortgang zu einander         Text von Jules Barbier
                                                   etwa wie die vier Jahreszeiten oder die vier         und Michel Carré
                                                   Altersstufen. Es sind dies: die erste große Begeg­   UA Paris 1867
                                                   nung auf dem Ball, die Balkonszene im zweiten        In französischer Sprache
                                                   Akt, das große Liebes- und Abschiedsduett im         mit Übertiteln

                                                   vierten, endlich das letzte Wiedersehen in der
                                                   Gruft. Selbst der erfindungsreichste Komponist       Musikalische Leitung
                                                   würde hier der Gefahr der Wiederholung und           Samuel Bächli

                                                   Monotonie kaum entgehen können. Gounod               Inszenierung
                                                   hat seine beste Kraft daran gesetzt, und die vier    Federico Grazzini

                                                   Liebesduette sind die Sterne seiner Oper.“           Ausstattung
                                                   (Eduard Hanslick)                                    Hank Irwin Kittel

                                                   Wie Offenbachs im selben Jahr herausgebrach-         Besetzung
                                                   te Operette Pariser Leben verdankt auch Gou-         Juliette:	Daniela Gerstenmeyer/
                                                                                                                   Julia Neumann
                                                   nods Oper Roméo et Juliette ihren durchschla-
                                                   genden Erfolg zunächst der Weltausstellung,          Roméo: Won Whi Choi
                                                   die tausende Gäste – und damit auch Theater-         Tybalt: Thomas Paul
                                                   besucher – aus ganz Europa nach Paris gelockt        u.a.
                                                   hatte. Doch der Publikumszuspruch erwies
                                                   sich in Paris und dann schnell auch weltweit         Opernchor des Theaters Erfurt
                                                   als nachhaltig und ließ erst ab den 1930er Jah-      Philharmonisches Orchester Erfurt
                                                   ren etwas nach. Gounods zu Lebzeiten größter         Thüringen Philharmonie Gotha
                                                   Bühnenerfolg steht heute im Schatten seiner
                                                   Oper Faust (Margarethe), die wegen ihres Sujets      Premiere
                                                   in Deutschland viel häufiger gespielt wurde.         Sa, 13. Mai 2017, 19.30 Uhr
                                                   In Erfurt etwa erlebte Gounods Faust mindes-          Großes Haus
                                                   tens fünf Neuproduktionen, zuletzt 2015 in           Weitere Vorstellungen
                                                   der halbszenischen Inszenierung von Benja-           Fr, 26.05. | Fr, 02.06. |
                                                   min Prins, während Roméo et Juliette erstmals        Sa, 10.06.2017
                                                   hier zu erleben sein wird.                           Matinee
                                                                                                        Regieteam und Ensemble
                                                   Der Komponist verspricht nicht zuviel, wenn          stellen sich vor
                                                   er sagt: „Der erste Akt endet brillant; der zwei­    So, 7. Mai 2017, 11 Uhr
Won Whi Choi ist „Roméo“                           te zart und träumerisch; der dritte lebhaft,          Großes Haus, Eintritt frei

                                                   groß und breit, mit den Duellen und dem              Rang frei!
                                                   Bannspruch über Roméo; der vierte drama­             Der öffentliche Probenbesuch
                                                                                                        Di, 9. Mai 2017, 18.30 Uhr,
                                                   tisch; der fünfte tragisch. Das ist eine schöne
                                                                                                         99 Zählkarten ab 17.30 Uhr
So wechseln in Gounods Partitur große Chor-        Steigerung.“ (Charles Gounod)
                                                                                                        am Studioeingang, Eintritt frei
szenen wie der Ball am Beginn oder der Kampf
im Finale des 3. Akts mit intimeren Situatio-      Der 1982 in Florenz geborene Regisseur Fede­
nen. Neben einigen wenigen markanten Solo-         rico Grazzini, der mit dieser Inszenierung sein
nummern sind es vor allem die Duette der           Deutschland-Debüt gibt, legt Wert auf die
beiden Hauptpersonen, die die Oper struktu-        Zeitlosigkeit der Thematik und deren Gegen-
rieren:                                            wartsbezüge: „Die Botschaft des Stücks ist nicht
„Shakespeares Liebesdrama ist gewissermaßen        der Triumph der Kraft der Liebe. Die beiden
ein großes Duett. In der Oper, welche das lyri­    Liebenden bilden kein moralisches oder ethi­
sche Element noch breiter entfalten muss, wird     sches Modell. Das Augenmerk liegt auf dem
                                                                                                        gefördert von:
alles Licht auf die Träger desselben, auf die      unausweichlichen und unvermeidlichen Druck
beiden Liebenden fallen und sämtliche übrigen      unserer Gesellschaft und den daraus resultie­
Personen tief in den Schatten stellen. Das Duett   renden Konsequenzen. Solange sich die Gesell­
‚Romeo und Julie‘ legt sich in Gounods Oper in     schaft nicht ändert, wird es immer Opfer wie
vier einzelne Duette auseinander, welche einen     Romeo und Julia geben.“ (Federico Grazzini)
großen Raum des Ganzen einnehmen.                                                    Arne Langer                         KULTUR

                                                                                                                                           11
r e p e r to i r e

Herr und Frau Macbeth
Stéphanie Müther und
Juri Batukov überzeugen
als Bühnen-Ehepaar

Ab dem 8. März zeigen wir Giuseppe Verdis
Oper Macbeth noch insgesamt drei Mal auf
unserer großen Bühne. Die Inszenierung von
Pamela Recinella aus der Spielzeit 2015/16
zeichnet sich durch eine enorm aufwändige
Ausstattung und eine großartige Besetzung
aus und garantiert echte Gänsehautmomente.
In den Hauptrollen: Stéphanie Müther und
Juri Batukov. Die Schweizer Sopranistin deutsch-
französischer Abstammung und der russische         Stéphanie: So wie ich jetzt in Wozzeck        Welche der gemeinsamen Paar-Produktio­
Bariton meistern die wirklich schwierigen          und du bald wieder in der nächsten Spiel-     nen war in eurer Erinnerung die schönste
Partien grandios. Was nicht zuletzt an einer       zeit als …                                    und warum?
großen Vertrautheit zwischen ihnen liegt, denn     Juri: Psst! Darüber sollen wir doch noch      Beide gleichzeitig: Macbeth.
beide waren schon mehrfach als Bühnenpaar          nichts sagen.                                 Stéphanie: Es ist auch die bisher inten­
in großen Opernwerken zu erleben.                                                                sivste Arbeit gewesen. Es sind echt schwere
                                                   Richtig! Wenn man am Theater arbeitet,        Sängerpartien, die viel abverlangen.
                                                   ist ein Partnerwechsel also normal?           Außerdem haben wir es in der Inszenie-
Wie lange kennt ihr euch schon?
                                                   Juri: Natürlich, da hat man ab und zu auch    rung mit Extremen zu tun, müssen körper-
Beide: Seit 2008, also schon 9 Jahre.
                                                   andere Frauen. Dem ist man einfach aus-       lich unglaublich viel leisten.
Stéphanie: Begegnet sind wir uns zum
                                                   geliefert.
ersten Mal bei den Proben zu Hoffmanns
Erzählungen. Ich war neu, Juri kannte das
                                                   Stéphanie, wie sind die Proben mit Juri?
Erfurter Theater schon …
                                                   Ein Traum! Juri ist die russische Eiche, an
Juri: … und dann hast du mich gesehen
                                                   die man sich lehnen kann, wenn’s vielleicht
und gedacht: Toller Typ, netter Kollege,
                                                   mal schwierig ist, man leicht verzweifelt.
sieht gut aus, hier bleib ich …
                                                   Juri: (verlegen) Das hast du schön gesagt.
Stéphanie: (lacht) Ganz ernsthaft, ich
dachte: Wow, tolle Stimme!
                                                   Juri, wie sind die Proben mit Stéphanie?
Juri: Oh, danke! Ich habe natürlich das­
                                                   Es ist mir auch immer eine große Freude,
selbe gedacht.
                                                   mit ihr zu arbeiten. Eine Mischung aus        Juri: Da gibt es beispielweise diese Wasser-
                                                   Professionalität, Ernsthaftigkeit und Ent-    bettszene. Wir sind nass, ständig in Be­
                                                   spannung.                                     wegung und müssen gleichzeitig schwere
                                                                                                 Bögen singen …
                                                                                                 Stéphanie: … und das alles in diesen
                                                                                                 schweren Kleidern nach historischem Vor-
                                                                                                 bild, die, wenn sie nass werden, kiloweise
                                                                                                 an deinem Körper hängen. Und dann soll
                                                                                                 alles noch ganz leicht aussehen.
                                                                                                 Juri: Das schweißt zusammen!

Wie oft habt ihr schon ein Paar auf der                                                          Manchmal werden Bühnen- oder Schau-
Bühne gespielt?                                                                                  spielpaare auch Paare im wahren Leben …
Stéphanie: Vier Mal und davon drei Mal                                                           (beide lachen sehr laut)
ein Ehepaar.                                                                                     Stéphanie: Ich habe mein Versprechen
                                                   Ihr kommt euch dabei auch sehr nah …          schon einem anderen gegeben.
Juri: Genau. Hoffmanns Erzählungen,
                                                   Stéphanie: Das stimmt und geht in Ord-        Juri: Und ich akzeptiere das! Ich habe sie
Hänsel und Gretel, Macbeth und gerade
                                                   nung. Aber es gibt immer auch eine unaus-     ja auf der Bühne … (zwinkert)
erst in Die verkaufte Braut.
                                                   gesprochene Grenze, die man nicht über-
Stéphanie: Aber wir haben natürlich in
                                                   schreitet. Sehr intime Szenen werden vor-     Gespräch: Alexandra Kehr
ganz vielen Produktionen auch anders ge-
                                                   her genau abgesprochen.
meinsam mitgewirkt.                                                                              Vorstellungen
                                                   Juri: Nur so kann es funktionieren und        Mi, 08.03. | Sa, 11.03. | So, 19.03.2017
Juri: Jawohl, da gehen wir dann „fremd“
                                                   professionell aussehen.                        Großes Haus
(lacht).

12
ga stsp i e l

                    Hamlet                         William Shakespeare
                     Schauspiel-Gastspiel des DNT Weimar

    „Not of an age, but for all time!“
„Seele unserer Zeit!“                                                     in der 3. Nachkriegs­
nannte der Dichter                                                        generation ist der
Ben Johnson seinen                                                        Individualismus zu
Freund Shakespeare                                                        einer Selbstverständ­
nach dessen Tod –                                                         lichkeit geworden.
nur um gleich anzu-                                                       Man könnte auch
fügen: „Nein, nicht                                                       sagen, er ist so allge-
einer Zeit gehört er                                                      mein – um nicht zu
an – allen Zeiten!“                                                       sagen uniform –
                         Foto: Annette Hauschild

Das Gefühl, zwi-                                                          dass er sich einem
schen den Zeiten zu                                                       neuen Fundamenta-
stehen, zwischen                                                          lismus gefährlich
einer Welt der Ver-                                                       angenähert hat.
gangenheit, die                                                           Die Feindbilder des
irgendwie begreifbar,          Jonas Schlagowsky ist „Hamlet“             Faschismus sind
geregelt und orga-                                                        verblasst, und die
nisch war, in Ordnung, und einer, die          „no-go-areas“, über die es lange Zeit einen
nichts mehr davon ist, sondern unbere-         Konsens gab, sind nicht mehr. In Zukunft
chenbar, brutal, unbeeinflussbar, aus den      werden wir uns verstärkt fragen müssen,
Fugen – dieses Gefühl ist ein so universa-     wie wir die Errungenschaft des unideolo-
les, dass jeder denkende Mensch sich da-       gischen, individuellen Denkens und Han-
mit identifizieren kann. Man wacht auf,        delns wieder politisch nutzbar machen
fällt heraus, wird erwachsen, kritisch, ver-   können. Wie wir es von einer defensiven in
liert die Unschuld. Und keine Figur der        eine offensive Kraft verwandeln können.
Weltliteratur hat das so auf den Punkt ge-     Nach gut 400 Jahren Rezeptionsgeschichte
bracht wie Hamlet.                             ist Hamlet im Fegefeuer des Individualis-
Und dann gibt es Zeiten, wo dieses Gefühl      mus angekommen. Und wir mit ihm.
sich über ganze Gesellschaften stülpt, wo                                      Julie Paucker
Veränderung nicht mehr als Prozess, son-
dern als Bruch und als Beschleunigung hin      Inszenierung Robert Schuster
zur Katastrophe empfunden wird. Wie            Ausstattung Sascha Gross
man dem begegnen kann, ist die zentrale        Musik Jörg Gollasch
Frage. In solchen Zeiten ist Hamlet mehr       Video Bahadir Hamdemir
als sonst kein psychologisches, sondern ein    Vorstellungen
gesellschaftliches Drama.                      Mi, 15.03. | Mi, 31.05.2017  Großes Haus
Shakespeare hat sein berühmtestes Stück
in einer Zeit geschrieben, als der Rückzug
eines Prinzen und Thronfolgers in die Welt     Robert Schuster, Regisseur
seiner Gedanken, seiner Erinnerung und
                                               arbeitete u.a. in Basel, Bremen, Freiburg,
seines Individualismus revolutionär war.       Leipzig, am DT Berlin und am Schauspiel
Auch in der Folge der fundamentalisti-         Frankfurt. Er ist Professor und Studiengangs­
schen Ereignisse des 20. Jahrhunderts war      leiter für Regie an der Hochschule „Ernst
es ein politischer Akt, sich für immer von     Busch“. Am DNT inszenierte er Mephisto und
                                               das deutsch-französisch-afghanische Theater­
ideologischem Handeln zu distanzieren.
                                               projekt KULA – nach Europa, welches in dieser
Eine ganze Zeit lang hielt uns das erfolg-     Spielzeit mit MALALAI – die afghanische Jung-
reich davon ab, einfache Antworten auf         frau von Orléans seine Fortsetzung findet.
gesellschaftliche Fragen zu geben. Doch

                                                                                                    13
k i nd e r - u nd j u g e ndp r o g r a mm

Ein Ton – Hokus Pokus – und wir müssen            mungen klar mitfühlen. Die sind auch selbst       Hokus Pokus Musikus
lachen. Ein Klang – Hokus Pokus – und wir         gefragt, wenn es darum geht, Klänge, Geräu-       Friederike Karig
müssen weinen. Eine Melodie – Hokus Pokus         sche und Gesang zu entdecken. So wird das         Eine musikalische Fantasiereise
– und wir sehen eine fremde Welt vor Augen.       Geheimnis des Musiktheaters für Kinder ab         für Kinder ab 4 Jahren
Das ist der Zauber der Musik, der auch die        4 Jahren erlebbar.                                Mit Musik von W. A. Mozart,
allerkleinsten Hörer schon ergreifen kann.                                                          G. F. Händel, Henry Purcell,
                                                  Mit der Uraufführung von Hokus Pokus Musi-        Charles Gounod u.a.
Aus Versehen hat Parlo seine Freundin Canta       kus bei den Festwochen für Alte Musik Inns-
                                                                                                    Musikalische Leitung
verzaubert: Statt zu sprechen kommt nur noch      bruck 2013 gab Friederike Karig ihr Debüt als
                                                                                                    Peter Leipold
Musik aus ihrem Mund! Was tun? Na, nichts         Autorin im Bereich Kinder-Musiktheater.
                                                                                                    Inszenierung/Ausstattung
wie zurückzaubern … Aber der eigenwillige         Die Regisseurin hat schon bald nach ihrem         Friederike Karig
Zauberstab hat andere Pläne und nimmt die         Studium in Hamburg einen Schwerpunkt auf
beiden mit auf eine Reise. Auf ihrer Suche nach   Musiktheater für Kinder und Jugendliche aus-
                                                                                                    Besetzung
Cantas Sprechstimme führt er sie an Orte, an      gebildet. Ihre Inszenierung von Bi-Ba-Butze-
                                                                                                    Canta: Susanne Rath
denen sie noch nie zuvor waren.                   mann! in Hannover läuft dort bereits seit acht
                                                                                                    Parlo: N. N.
Gemeinsam mit den Zuschauern erfahren             Jahren. Zuletzt überzeugte sie mit der Urauf-
Parlo und Canta, dass die Sprache dieser Orte     führung von Moby Dick im September 2016
                                                                                                    Premiere
die Musik ist – eine Sprache, die so ganz an-     ebenfalls an der Staatsoper Hannover.
                                                                                                    Mi, 26. April 2017, 10 Uhr
ders klingt, aber doch oft mehr sagt als 1000     Dem Erfurter Publikum ist sie als Regisseurin      Ballettsaal
Worte.                                            bekannt durch Das Dschungelbuch auf den
                                                                                                    Weitere Vorstellungen
                                                  Domstufen 2015.                                   Do, 27.04. | Sa, 29.04. |
Ein Schauspieler, eine Sängerin und zwei
Musiker laden ein zu diesem Ausflug in die        Friederike Karig: „Kinder sind das fantasie­      Do, 04.05. | Fr, 05.05. |
                                                                                                    Sa, 13.05. | So, 14.05. |
Welt der Musik. Ausgestattet mit viel Phanta-     reichste und gleichzeitig anspruchsvollste
                                                                                                    Sa, 20.05. | So, 28.05.2017
sie und zauberhaften Melodien von Wolfgang        Publikum. Sie haben keine vorgefassten Erwar­
Amadeus Mozart, Georg Friedrich Händel,           tungen, die ich als Künstlerin erfüllen könnte,
Henry Purcell und Charles Gounod lassen sie       sie sind erstmal offen für alles und geben dann   Informationen für Schulen
                                                                                                    und Kindergärten siehe S. 16
unbekannte Orte entstehen. Kleine Ausschnit-      ganz ungefiltert Rückmeldung. Deswegen ist
te aus großen Opern wie Don Giovanni, Die         es für mich einfach toll, Kinder bei ihrem ers-
Hochzeit des Figaro, Faust oder Der Freischütz    ten Kontakt zum Musiktheater zu erleben.“
entfalten ihre Emotionalität und lassen die
Reisegefährten im Zuschauerraum die Stim-                                       Lorina Strange

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k i nd e r - u nd j u g e ndp r o g r a mm

                                 Was das Nashorn sah,
                               als es auf die andere Seite
                                   des Zauns schaute 
                                                             Jens Raschke
                                             Schauspiel-Gastspiel des DNT Weimar

                         Das wohlgeordnete Leben von Papa Pavi-        sches wie erschütterndes Plädoyer für Zi-
                         an, Herrn Mufflon und dem Murmeltier-         vilcourage und Eigenverantwortung wurde
                         mädchen gerät eines Tages völlig durchein-    er mit dem Deutschen Kindertheaterpreis
                         ander, als ein neuer Bär in ihrem Zoo ein-    2014 ausgezeichnet.         Nora Khuon
                         trifft. Der stellt nämlich unangenehme
                         Fragen über die Vorgänge auf der anderen      In der Laudatio dazu heißt es: „Die Jury
                         Seite des Zauns und möchte der Ursache        würdigt ein Stück über die Folgen des To-
                         für den üblen Gestank auf den Grund ge-       talitarismus und über ein Dilemma unse-
                         hen, der regelmäßig aus dem Schornstein       rer, von globaler Medienberichterstattung
                         herüber weht. Als der Bär es nicht länger     geprägten Welt. Kinder und Erwachsene
                         aushält, fasst er einen mutigen Plan …        werden tagtäglich mit Krieg, Tod, Folter,
                         Die fiktive Geschichte spielt im historisch   Flucht und Vertreibung konfrontiert. Das
                         verbürgten Zoo des Konzentrationslagers       Stück lässt uns alle darüber nachdenken,
                         Buchenwald, den der erste Lagerkomman-        was wir tun können, wenn auf der anderen
                         dant 1938 unweit des Zauns anlegen ließ.      Seite des Zauns die Menschenwürde mit
                         Während die Häftlinge unter erbärmlichs-      Füßen getreten wird ...“
                         ten Bedingungen und in Todesangst leb-        „Um dieses schwerste Thema für seine
                         ten, genossen ihre tierischen Nachbarn ein    Zielgruppe aufzubereiten, arbeitet der Au-
                         privilegiertes Dasein. Der Besuch des Tier-   tor unter anderem mit Humor und einer
                         geheges inklusive Bärenzwinger „war nicht     leichten, eleganten Sprache, er entwirft z.T.
                         nur den SS-Angehörigen und ihren Famili-      putzige, ja geradezu komische Bilder. Er
                         en vorbehalten, sondern auch bei Zivilisten   zeichnet vor allem die Absurdität der his-
                         aus Weimar beliebt“.                          torischen Situation nach, die in Wirklich-
                         Jens Raschke hat allerdings kein Stück        keit schon nicht zu steigern war und über
                         über das KZ Buchenwald geschrieben, son-      die man lachen müsste, wäre es nicht so
                         dern er nutzt die Perspektive der Tiere, um   grauenhaft. So schafft Jens Raschke mit
                         sich mit unfassbarer Gewalt und kollekti-     seinem Werk einen äußerst ungewöhnli-
                         vem Wegschauen zu beschäftigen. Dabei         chen Beitrag zu der zutiefst pädagogischen
                         entwirft er in seinem Text ein allgemein-     Frage, was wir Kindern zumuten wollen,
                         gültiges Szenario über Verhaltensmuster       das Totschweigen einer schlimmen Wirk-
                         und Überlebensstrategien in einer un-         lichkeit oder die Aufklärung darüber.“
                         menschlichen Welt. Für sein ebenso poeti-     (Jurybegründung Kaas & Kappes 2014)

                                                                                              Inszenierung
                                                                                              Swaantje Lena Kleff
                                                                                              Ausstattung
                                                                                              Friederike Lettow
                                                                                              Vorstellungen
                                                                                              Do, 18.05. |
                                                                                              Mo, 22.05. |
                                                                                              Di, 23.05. |
                                                                                              Mi, 24.05.2017
                                                                                               Studio
Foto: Susann Jehnichen

                                                                                                                       15
k i nd e r - u nd j u g e ndp r o g r a mm

                                                                                             für die
Hokus Pokus                                                                                  osterferien:
Musikus                                                                                      zwei Workshops
                                                                                             im Theater
oper zum anfassen                                                                            Wer schon immer hinter die Kulissen des
                                                                                             Theaters Erfurt schauen wollte, bekommt
Theater Erfurt zu Besuch
                                                                                             bei den beiden Workshops in den Oster­
in Schulen und Kindergärten                                                                  ferien die Chance dazu. Für alle Kinder ab
Ein Ausflug ins Theater ist für kleine und                                                   8 Jahren, die Sid, die Schlange, die singen
kleinste Besucher immer ein aufregendes                                                      wollte näher kennenlernen möchten, sind
Erlebnis – erst recht für Lehrer und Erzie-                                                  die Tage vor Ostern gut geeignet. Zusam-
her. Was passiert aber, wenn das Theater zu                                                  men mit unserer Theaterpädagogin Regine
Besuch kommt? Bei der Wanderproduktion                                                       Grosser entdecken die Kinder Sids Zirkus
Hokus Pokus Musikus können Kinder in          Konzert­                                       und unser Theater – zwei fantastische Wel-
                                                                                             ten.
Kitas und Grundschulen erleben, wie ihr
Bewegungsraum, ihre Eingangshalle oder        einführung                                     Workshop
ihr Klassenzimmer sich in eine Bühne ver-     für Jugendliche                                Sid, die Schlange,
wandelt – und damit beginnt schon die
                                              Endlich ins „große“ Konzert gehen. Mit
                                                                                             die singen wollte
Zauberei! Denn Parlo und Canta – die bei-
                                                                                             Termin: 12. und 13. April 2017, 10–14 Uhr
den Freunde aus dem Stück – haben einen       einem ganz besonderen Format für junge
                                              Besucher ab 10 Jahren wird das in Zukunft      Kosten: 18 EUR (inkl. Eintrittskarte zur Vor­
Zauberstab dabei: Vorsicht bei der Benut-
                                                                                             stellung am 13. April 2017, 10 Uhr, Studio)
zung ist geboten!                             möglich sein. Die Eltern oder Großeltern
                                                                                             Anmeldung: bis zum 7. April 2017
                                              können das Konzert genießen, während
Neben den Vorstellungen im Ballettsaal des                                                   an grosser@theater-erfurt.de
                                              die Kinder die erste Hälfte mit unseren
Theaters Erfurt wollen Parlo, Canta und
                                              Konzertpädagogen verbringen und eine
Musiker des Philharmonischen Orchesters                                                      Mit Jugendlichen ab 12 Jahren widmen wir
                                              Einführung für den zweiten Teil bekom-
Erfurt Schulen und Kindergärten besuchen                                                     uns dem berühmten Liebespaar Romeo und
                                              men. Nach der Pause ist der gemeinsame
und vor Ort den Kindern ein zauberhaftes                                                     Julia. Die letzten beiden Premieren dieser
                                              Konzertbesuch für unsere jungen Zu-
Opernerlebnis bringen.                                                                       Spielzeit sind zwei ganz unterschied­l iche
                                              schauer gut vorbereitet. Ein toller Konzert-
                                                                                             Opern auf Grundlage dieses Stoffes.
                                              abend für Groß und Klein!
                                                                                             Die Jugendlichen haben die Chance, in
Wenn Sie sich für eine Vorstellung
in Ihrer Einrichtung interessieren,           Nächster Termin: 10. Sinfoniekonzert,          beide Produktionen einzutauchen, um zu
freuen wir uns über Ihre Anfrage              19. Mai 2017, 20 Uhr  Großes Haus             er­leben, was es bedeutet, zu inszenieren,
an schule@theater-erfurt.de oder              Treffpunkt zur Einführung:                     und wie unterschiedlich die Tragödie inter-
unter Telefon 0361 22 33 255.                 19.50 Uhr  Foyer                              pretiert werden kann.

                                                                                             Workshop
                                                                                             Romeo und Julia

 SID,
                                   , d ie s in g e n wollte
                       die Schlange
                                                                                             Termin: 19. und 20. April 2017, 10–14 Uhr
                                                                                             Kosten: 18 EUR (inkl. Eintrittskarte zur
                                                                                             Vor­s tellung am 19. April 2017, 19.30 Uhr,
                                                  m fox
                                      von m alcol
                                                                                             Großes Haus)

             K inderoper                                                                     Anmeldung: bis zum 12. April 2017
                                                                                    :        an schule@theater-erfurt.de
                                                                      Vorstellungen
                                                                       Do, 02.03.
                                                                       Sa, 04.03.
                                                                       Di, 07.03.
                                                                       Mi, 08.03.
                                                                       Sa, 11.03.
                                                                       Sa, 25.03.
                                                                       Do, 13.04.
                                                                           Sa, 15.04.
                                                                            Studio

16
th e at e r pädag o g i k

WOZZECK:                                                                                     Musik mit dem Text zusammenpassen.
                                                                                             Ganz nebenbei entsteht so ein Gefühl für

PERSPEKTIVWECHSEL
                                                                                             die Komposition.

                                                                                             DIE KUNST
Ein Bericht über das Responseprojekt zur Oper von Alban Berg                                 Die große Leistung, die beobachtete Tech-
                                                                                             nik in eigene Werke zu übersetzen, ent-
DAS PROJEKT                                  Ist es ein kontrollierter Ausdruck tiefer       steht durch Experimentieren. Mit dem
                                             Empfindungen? Oder ist es ein Handwerk,         Aufnahmegerät auf der Suche nach Klän-
Als künstlerische Annäherung an Wozzeck
                                             das darauf wartet, angewendet zu werden?        gen in der Stadt oder auf Instrumenten
begaben sich drei Jugendgruppen im Janu-
                                             Ein junger Mann, Ben, steht wahrschein-         und im Entdecken von Songs, in denen
ar und Februar 2017 auf die Suche nach
                                             lich zum ersten Mal vor Kontrabass, Röh-        Wozzecks Wesen und Konflikt unbewusst
einer eigenen Antwort auf Büchner und
                                             renglocken und Flügel. Fasziniert probie-       besungen und gerappt werden, geraten
Berg.
                                             ren er und die anderen Jugendlichen Klän-       Text und Musik immer näher zueinander.
Unterschiedlicher konnten die Gruppen
                                             ge, Griffe und Sounds aus – ganz unbefan-
nicht sein – eine Klasse 9 der Freien Wal-
                                             gen und experimentierfreudig und immer
dorfschule Erfurt, ein Musikkurs der Jahr-
                                             mit dem Hintergedanken: Wie kann man
gangsstufe 12 des Evangelischen Ratsgym-
                                             Wozzecks Geschichte in Klänge fassen und
nasiums und Jugendliche von 14 bis 16
                                             die Atmosphäre des Stücks einfangen?
Jahren aus dem Cool-Projekt Erfurt, einem
Ort für Schulverweigerer. Die Ergebnisse,
die die Jugendlichen zusammen mit der        DIE BAUSTEINE
Bibliothekspädagogin Christina Klauke        Das Projekt startet in der Stadt- und Re­gio­
und der Musiktheaterpädagogin Anastas-       nalbibliothek Erfurt. Ein Eifersuchtsmord
sia Tkachenko erarbeitet haben, sind seit    eines vom Leben abgehängten Mannes ist
dem 25. Februar 2017 im Foyer des Thea-      die Geschichte, die die Jugendlichen er-
ters Erfurt zu sehen und zu hören .          wartet. Sie begeben sich auf die Suche nach
                                             eigenen Ideen und Kommentaren zum
DIE HER AUSFORDERUNG                         Werk: stöbern durch Bücher, diskutieren
Wie lernt man das Komponieren? Ist es ein    die Figuren, erfahren Hintergründe, lesen       Die Ergebnisse liegen irgendwo zwischen
nur dem Genius innewohnender Geistes-        sich gegenseitig vor und erzählen die Ge-       Collagenarbeit und Zitiertechnik, zwi-
blitz, unerreichbar für die „graue Masse“?   schichte so, als wäre es in der eigenen Stadt   schen eigenen kreativen Notationsformen
                                                            passiert – greifbar, realis-     und Klanglandschaften. Geräusche be-
                                                            tisch, fesselnd.                 schreiben Wozzecks Gefühlswelt, zeitge-
                                                            Mit diesem tiefen Wissen         nössischer Rap begegnet dem gesungenen
                                                            von der Person Wozzecks          Wozzeck, der plötzliche ganz real ins Jetzt
                                                            und seiner Umgebung geht         versetzt daherkommt.
                                                            es dann weiter im Theater        Neben den eigenen Kompositionen aus
                                                            Erfurt. Bergs Kompositions-      Text und Musik ist am Ende für Ben und
                                                            stil ist den Gruppen zu-         die anderen die inhaltliche Erkenntnis am
                                                            nächst fremd. Doch nach          spannendsten: Das hat etwas mit mir, mit
                                                            und nach wird klar, wie gut      uns zu tun.
                                                            der eigentümliche Sprechge-
                                                            sang und die atmosphärische                       Anastassia Tkachenko

                                                                                                                                     17
ko nz e r t

                    Canzona vs. Skyfall
                               Blech und Schlagzeug auf der Großen Bühne
Vierzehn Blechbläser, fünf Schlagzeuger und eine Sängerin ver-        Den Auftakt geben Canzonen von Giovanni Gabrieli und Henry
sprechen mit Canzona vs. Skyfall auf der großen Bühne des Thea-       Purcell, gefolgt von Bach-Adaptionen und Originaltiteln als reine
ters einen gewaltigen Klangrausch und mitreißenden Groove! Die        Percussionstücke. Diesem quasi „durchkomponierten“ ersten Teil
Idee zu diesem außergewöhnlichen Konzert hatte Solo­t rom­peter       mit Klassik und Klassikadaptionen – hier hören normalerweise
Alexander Bernhard, der ebenso hartnäckig wie charmant wer-           die Programme anderer Ensembles auf – folgen eigens für dieses
bend Partner auf allen Ebenen des Hauses überzeugte: Das Kon-         Konzert von Kilian Hartig und Uli Singer aus Leipzig arrangierte
zert verspricht musikalisch ein Highlight zu werden, Ausstat-         Titel aus der Jazz- und Popmusik. „Can you feel the love tonight“
tungsleiter Hank Irwin Kittel und Regisseurin Viktoria Knuth          von Elton John ist ebenso darunter wie „Spain“ von Chick Corea
werden den Abend optisch gestalten. In Kilian Hartig, der neben       oder „A night in Tunesia“ von Dizzy Gillespie.
dem klassischen Schlagzeug auch Jazz/Rock/Pop studierte, fand         Fr, 9. Juni 2017
Alexander Bernhard den idealen Mitstreiter.                           19.30 Uhr  Großes Haus

                                                                                  Kilian Hartig (Mitte) im Gespräch mit Marcel Richter und
  Tristan Hertweck, Orchester-Akademistin                                         Alexander Bernhard über seine „maßgeschneiderten
  Hsiao-Hung Lee, Thomas Denner und                                               Arrangements“ für die Kollegen. „Damit hatte ich in meinem
  Mathias Kleber (v.l.)                                                           Jazz-Studium und in diversen Bands Erfahrung gesammelt.
                                                                                  Für alle bedeutet die Vorbereitung viel Aufwand, da das
                                                                                  moderne Repertoire definitiv nicht zum täglichen Pensum
                                                                                  der Orchestermusiker gehört. “

                                                                                                                      Die Posaunisten
                                                                                                                      Andreas Kießling,
„Kein Konzertzimmer, kein Dirigent …        Die Jazzsängerin Nele Hartig ist
                                                                                                                      Jörg Heinrich,
Mit Bühnengestaltung, Licht, Ton,           mit „Feeling good“ und „Skyfall“,
                                                                                                                      Sebastian Stricker
Nebel! Halt ein wenig Popkonzert.           dem titelgebenden Song aus dem
                                                                                                                      und Tobias Zanner
Und vor allem braucht man einen             James-Bond-Soundtrack zu erleben.
                                                                                                                      (v.l.)
ordentlichen Drummer und den haben
wir!“ – Solotrompeter Alexander
Bernhard über seinen Mitstreiter
Kilian Hartig, links im Bild Carsten
Vollmuth an der Tuba.

18
ko nz e r t

                       8. Sinfoniekonzert                               Bereits zum zweiten Mal zu Gast in Erfurt       7. Sinfoniekonzert
                                                                        ist der Schweizer Musiker Maurice Steger,
                                                                                                                        Anton Webern:
                                                                        der zu den gefragtesten Blockflötisten seiner
                                                                                                                        Sechs Stücke für Orchester op. 6
                                                                        Generation zählt. Atemberaubende Virtuo-
                                                                                                                        Wolfgang Amadeus Mozart:
                                                                        sität und mitreißende Musizierfreude prägen
                                                                                                                        Sinfonia concertante Es-Dur KV 297b
                                                                        sein Spiel, das den Zuhörer ein scheinbar       für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und
                                                                        vertrautes Instrument ganz neu entdecken        Orchester
                                                                        lässt. Der als „Paganini der Flöte“ gefeierte   Franz Schubert:
                                                                        Ausnahmekünstler spielt alle Instrumente        Sinfonie Nr. 4 c-Moll D 417 „Tragische“
                                                                        vom Piccolo bis zum großen Bass und tüftelt     Dirigent: Samuel Bächli
                                                                        leidenschaftlich gern gemeinsam mit seinem      Solisten: Jeein Jung, Oboe / Jens Kaiser, Kla­
                                                                        Freund, dem Flötenbauer Ernst Meyer, am         rinette / Mathias Kleber, Horn / Corinna
                                                                        perfekten Instrument. Längst hat er seine       Franke, Fagott
                                                                        Klangzone ausgeweitet und präsentiert sich      Do, 23. März | Fr, 24. März 2017
                                                                        ebenso stilsicher als Dirigent. Erfurter Kon-   20 Uhr  Großes Haus
                                                                        zertfreunde konnten ihn als einen publi-        19.30 Uhr Einführung Ruth Hardt
                                                                        kumsnahen sympathischen Weltstar bei sei-
                                                                        nem gefeierten Gastspiel im Januar 2015 er-
                                                                        leben, das spontan den Wunsch nach einer        9. Sinfoniekonzert
                                                                        Wiedereinladung weckte. Maurice Steger hat      Alfred Schnittke: Monolog für Viola und
                                                                        erneut ein Programm mit faszinierender Ba-      Streichorchester
                                                                        rockmusik zusammengestellt, mit virtuosen       Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 3 d-Moll
Foto: Molina Visuals

                                                                        Flötenkonzerten von Antonio Vivaldi und         MDR Sinfonieorchester
                                                                        Giuseppe Sammartini sowie farbig besetzten      Dirigent: Markus Poschner
                                                                        Orchesterstücken bis hin zum doppelchöri-       Solist: Antoine Tamestit, Viola
                                                                        gen Concerto von Georg Friedrich Händel.        Fr, 5. Mai 2017
                                                                                                                        20 Uhr  Großes Haus
                       Georg Friedrich Händel: Tanzsuite aus der Oper Almira, Königin von Kastilien
                       Giuseppe Sammartini: Concerto F-Dur für Blockflöte, Streicher und b.c.                           19.30 Uhr Einführung Ruth Hardt
                       Johann David Heinichen: Concerto G-Dur
                       Antonio Vivaldi: Concerto G-Dur für Blockflöte, Streicher und b.c. RV 437
                       Georg Friedrich Händel: Concerto F-Dur HWV 334                                                   11. Sinfoniekonzert
                       Leitung und Blockflöte: Maurice Steger                                                           Ludwig van Beethoven:
                       Do, 13. April | Fr, 14. April 2017                                                               Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67

                       20 Uhr  Großes Haus, 19.30 Uhr Einführung Ruth Hardt                                            Gustav Mahler:
                                                                                                                        Adagietto aus der Sinfonie Nr. 5 cis-Moll
                                                                                                                        Filmmusik aus Star Wars, James Bond u.a.
                  10. Sinfoniekonzert                                                                                   Dirigentin: Joana Mallwitz
                       Mit Rachmaninows „Zwei“, einem der populärsten Klavierkonzerte überhaupt, stellt sich            Do, 15. Juni | Fr, 16. Juni 2017
                       die armenische Pianistin Nareh Arghamanyan vor. Sie hat in jüngster Zeit mit zahlreichen         20 Uhr  Großes Haus
                       Debüts auf sich aufmerksam gemacht, an prestigeträchtigen Orten wie dem Goldenen Saal            19.30 Uhr Einführung Joana Mallwitz
                       des Wiener Musikvereins und der Philharmonie Berlin und mit renommierten Orchestern
                       wie dem City of Birmingham Symphony Orchestra oder dem Ton-
                       halle-Orchester Zürich. 1989 in Armenien geboren, begann sie ihre
                       Ausbildung am Tschaikowsky-Konservatorium in Jerewan und zog
                       mit 15 nach Wien. Sie spricht fünf Sprachen und studiert derzeit
                       bei Avedis Kouyoumdjan in Wien und Arie Vardi in Hannover.
                       Kritiker sind fasziniert von ihrer „frappierenden Technik“ und
                       einem „sensationellen Gestaltungsvermögen“, beschreiben sie als
                       „Malerin der Klänge“.

                       Louis Glass: Elfenhügel-Suite op. 67
                       Sergej Rachmaninow: Konzert für Klavier und Orchester
                       Nr. 2 c-Moll op. 18
                       Alexander Zemlinsky: Die Seejungfrau
                                                                                              Foto: Julia Wesely

                       Dirigent: Patrik Ringborg, Solistin: Nareh Arghamanyan, Klavier
                       Do, 18. Mai | Fr, 19. Mai 2017
                       20 Uhr  Großes Haus, 19.30 Uhr Einführung Ruth Hardt,
                       Konzerteinführung für Jugendliche s.S.16

                                                                                                                                                                  19
ko nz e r t

Schubertiade
Mit der Schubertiade 2017 veranstaltet das
Theater Erfurt gemeinsam mit dem Kam-
mermusikverein Erfurt ein Festival für
Franz Schubert und steht damit in einer
wunderbaren Tradition. Schubert und sei-
ne Freunde hatten selbst um 1821 den Be-
griff der Schubertiade für die geselligen
Abende geprägt, an denen sie in wechseln-
der Runde musizierten und Schubert neue
Werke, vor allem Lieder darbot. Die beson-
dere Atmosphäre der Schubertiaden mit
dem Komponisten am Klavier hat der Ma-
ler Moritz von Schwind in einer berühmt
gewordenen Sepia-Zeichnung festgehalten.
Im 20. Jahrhundert erlebten die Schubertia­     Schubertiade-Auftakt mit Gundula Mantu, Anja Kleinmichel, Ralph Neubert
den eine Renaissance. Neue Musikfeste,          und Julian Freibott (v.l.)
die sich hauptsächlich der Musik Franz
Schuberts widmen, wurden ins Leben ge-          bert-Marathon an, und im Jahresheft der       glieder des Philharmonischen Orchesters
rufen, darunter die von Hermann Prey im         neuen Spielzeit konnte angekündigt wer-       und zahlreiche Gäste zusammen. Dem
österreichischen Hohenems bzw. Schwar-          den: Am letzten Wochenende im April           Erfurter Publikum bereits bekannt durch
zenberg initiierte große Schubertiade.          2017 findet eine Schubertiade statt. Franz    ihre Mitwirkung im Bühnenkonzert ist die
                                                Schuberts 220. Geburtstag am 31. Januar       Pianistin Miku Nishimoto-Neubert, die
Immer wieder führt, wie einst Franz Schu-
                                                wurde als Termin für das Auftaktkonzert       Schuberts große B-Dur-Klaviersonate spie-
bert und seine Freunde, die Begeisterung
                                                mit dem Liederzyklus Die schöne Müllerin      len wird und gemeinsam mit Ralph Neu-
und Freude an der Musik vielerorts Gleich-
                                                gewählt.                                      bert die Fantasie f-Moll zu vier Händen.
gesinnte zusammen. In Erfurt wurde Mitte
                                                                                                                             Ruth Hardt
2016 in der Theaterkantine die Idee einer       In den fünf Konzerten der Schubertiade
Schubertiade geboren, als der Dirigent und      stehen Lieder auf dem Programm, darun-        Konzerte der Schubertiade
begeisterte Kammermusiker Samuel Bächli,        ter der berühmte „Erlkönig“ und die Ge-       im Rathausfestsaal:
der Solocellist und Vorsitzende des Kam-        sangsszene „Der Hirt auf dem Felsen“ mit      Sa, 29. April 2017
mermusikvereins Eugen Mantu und der             obligater Klarinette sowie der zweite große   16 Uhr und 19.30 Uhr

studierte Geiger und stellvertretende           Zyklus Die Winterreise mit Simon Bode         So, 30. April 2017
                                                                                              11 Uhr, 15 Uhr und 19.30 Uhr
Generalintendant Johannes Beckmann              (Tenor) und Generalmusikdirektorin Joana
nach einer Kammermusikprobe gemein-             Mallwitz am Klavier. Kammermusikfreun-        Alle Infos zu Programmen und Mitwirkenden
sam von der großartigen Musik Schuberts         de können sich auf Highlights wie die Ar-     unter www.theater-erfurt.de/Schubertiade
                                                                                              und unter Tel. 0361 22 33 155.
schwärmten, die man einmal konzentriert         peggione-Sonate, das Streichquintett und
                                                                                              Die fünf Veranstaltungen der Schubertiade
aufführen müsste. Wie ein Schneeball ver-       das Forellenquintett freuen. Zum gemein-      gibt es im Paket zum Sonderpreis von 55 Euro
breitete sich die Idee, immer mehr Musiker      samen Musizieren finden sich Sänger, Pia-     (50 Euro ermäßigt). Der Paketpreis ist im
und Sänger meldeten Beiträge zum Schu-          nisten und Dirigenten des Theaters, Mit-      Besucherservice erhältlich.

 3. Expeditions ko n z e r t                                             K l av i e rr e z i ta l
                                                                         mit Ralph Neubert
                                       Die Fünfte
                                                                         Frédéric Chopin:
                                       Ludwig van Beethoven:             Nocturnes und Balladen
                                       5. Sinfonie c-Moll
                                       op. 67                            Richard Wagner/Franz Liszt:
                                                                         Isoldes Liebestod
                                       Musikalische Leitung
                                       und Moderation:                   Richard Wagner/Franz Liszt:
                                       Joana Mallwitz                    Tannhäuser-Paraphrase

                                       So, 28. Mai 2017
                                       18 Uhr      Großes Haus          Sa, 25. März 2017
                                                                         20 Uhr      Großes Haus

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                                                                                            7. Philharmonisches
                                                                                            K ammerkonzert
                                                                                            Johann Sebastian Bach:
                                                                                            Die Kunst der Fuge BWV 1080
                                                                                            (in einer Fassung für 4 Quartette,
                                                                                            instrumentiert von Heribert Breuer)
                                                                                            Mitglieder des Philharmonischen Orchesters
                                                                                            Erfurt und Gäste
                                                                                            So, 19. März 2017
                                                                                            11 Uhr  Großes Haus

                                                                                            8. Philharmonisches
                                                                                            K ammerkonzert
                                                                                            Werke von Wolfgang Amadeus Mozart,
                                                                                            Franz Schubert und Alexander Borodin
Konzertmeisterin Barbara Bätzel-Chong mit Schülerin Josefine Reinsch, die im Konzert        Barbara Bätzel-Chong, Violine
als Solistin auftreten wird, Wesley Chong und Benedikt Winter am Horn sowie Torsten Klier   Anke Müller, Violine
und Michaela Groh am Fagott                                                                 Thomas Leipold, Viola
                                                                                            Boyana Antonova, Violoncello

Gemeinsa m a m Pult                                                                         So, 23. April 2017
                                                                                            11 Uhr  Rathausfestsaal

Alle zwei Jahre veranstaltet das Theater       Geige und Klavier auch Blockflöte und
Erfurt gemeinsam mit der Musikschule           Mandoline sowie als Höhepunkt ein Gitar-     9. Philharmonisches
Erfurt ein beliebtes Konzert: Unter dem        renquartett, das sich mit Musik von Joa-
Slogan „Gemeinsam am Pult“ finden Mit-         quin Rodrigo vorstellt. Unter der Leitung    K ammerkonzert
glieder des Jugendsinfonieorchesters und       von Zoi Tsokanou, Kapellmeisterin am         Ludwig van Beethoven: Klaviertrio B-Dur
die Profis des Philharmonischen Orches-        Theater Erfurt, und Juri Lebedev, Leiter     op. 11 „Gassenhauer-Trio“
ters zu einem großen Ensemble zusammen         des Jugendsinfonieorchesters der Musik-      Johannes Brahms: Klarinettentrio a-Moll
und erarbeiten ein anspruchsvolles Pro-        schule, erklingen Orchesterstücke von        op. 114
gramm quer durch die Jahrhunderte der          Händels Wassermusik bis hin zu „Lord of      Gassenhauer-Trio
Musikgeschichte. Highlights des Konzert-       the Dance.“                                  Thomas Richter, Klarinette
                                                                                            Boyana Antonova, Violoncello
abends sind die vielen Auftritte von Solis-
                                                                                            Alexandra Ismer, Klavier
ten der Musikschule an ihrem Lieblings­        Mi, 7. Juni 2017                             So, 21. Mai 2017
instrument. Aktuell sind das neben Cello,      19 Uhr  Großes Haus                         11 Uhr  Rathausfestsaal

Ak adem isten im Konzert                                                                    10. Philharmonisches
Anastasia Chabounia
                                                                                            K ammerkonzert
(2. Violine) aus Minsk,                                                                     Violoncello und Bläserquintett
Miriam Altenburg (Flöte)                                                                    Johannes Brahms: Sonate e-Moll op. 38
aus Karlsruhe und                                                                           für Violoncello und Bläser

Jessica Ling (1. Violine)                                                                   Franz Schubert: Arpeggione-Sonate
                                                                                            a-Moll D 821 für Violoncello und Bläser
aus den USA sind als
neue Akademistinnen                                                                         Eugen Mantu, Violoncello
                                                                                            Joy Dutt, Flöte
zum Philharmonischen
                                                                                            Jeein Jung, Oboe
Orchester Erfurt gekom-                                                                     Jens Kaiser, Klarinette
men. Damit beschäfti-                                                                       Torsten Klier, Fagott
gen sich jetzt elf Akade-                                                                   Mathias Kleber, Horn
misten mit dem vielsei­                                                                     So, 11. Juni 2017
tigen Repertoire im                                                                         11 Uhr  Rathausfestsaal
Theater Erfurt.
Im Mai stellen sie auf                                                                      I n Kooperation mit dem
der Großen Bühne ihr         Academy in concert
kammermusikalisches          Sa, 20. Mai 2017
                                                               gefördert von:               kammermusikverein
                                                                                                        erfurt e.V.
Können unter Beweis.         19.30 Uhr  Großes Haus

                                                                                                                                      21
m aga z i n

Das jährliche Theater um den Spielpl an
Jedes Jahr wiederholt sich am                                                                Ah ja, das Bemühen um das junge Publi-
Theater Erfurt ein Prozess, den man                                                          kum, klasse, aber würde eine Tanzpremie-
                                                                                             re dem etwas älteren Publikum nicht bes-
als das geistige Herzstück des Hauses
                                                                                             ser gefallen? Sehr gute Idee auch das
bezeichnen kann: die Suche nach
                                                                                             Crossover-Projekt mit Kulturträgern aus
dem passenden Spielplan für die                                                              der freien Szene und in Verbindung mit
nächste Saison. Welche Stücke dem                                                            einem Kinofilm. Das zieht vielleicht ein
Publikum gezeigt werden, ist das                                                             Publikum an, das mit der klassischen Oper
Ergebnis langer und ausgesprochen                                                            nicht so vertraut ist. Aber wird solch ein
                                                                                             Experiment unsere Abonnenten nicht ver-
kontroverser Diskussionen.
                                                                                             schrecken? Und natürlich muss die Bien-
An diesen Spielplansitzungen nimmt ein                                                       nale-Operette ins Programm. Gleichzeitig
enger Kreis von Mitarbeitern teil. Am                                                        soll der Spielplan insgesamt aber einen
Ende der Debatte hat natürlich der Inten-                                                    roten Faden erkennen lassen. Nun ver­
dant das letzte Wort und muss es auch ha-                                                    binde man mal Kálmáns Csardasfürstin
ben, denn er trägt die Verantwortung für                                                     inhaltlich mit Wagners Rienzi … Großes
das Gelingen oder aber auch einmal für
                                                   Wie ein Spielplan                         Vergnügen! Tja, „Roter Faden“, schön und
das Misslingen der Programmgestaltung.                 entsteht                              gut, aber wer zweimal im Jahr den Weg ins
Im Mittelpunkt aller Überlegungen stehen                                                     Theater findet, muss vielleicht gar keinen
grundsätzlich zwei Aspekte: zum einen das                                                    großen Zusammenhang erkennen. Oder
                                              Ist das zu theoretisch angesichts der Frage,
Publikum selbst und seine Erwartungen.                                                       doch?
                                              wie ein Spielplan entsteht? Nun gut, wer-
Und zum anderen die Frage, was und in
                                              den wir konkreter.                             Man ringt in der Programmrunde mitein-
welcher Form wir dem Publikum vermit-
                                              Da sitzen also Guy Montavon, Joana Mall-       ander um das beste Ergebnis und natürlich
teln wollen.
                                              witz, Arne Langer, Ute Lemm, Lorina Stran­     bringt jeder seine Erfahrung und seine Er-
Es ist nicht nur legitim, sondern unabding­   ge, Samuel Bächli und ich zusammen und         wartungen an zeitgemäßes, gutes Theater
bar zu fragen, womit man das Publikum         denken darüber nach, wel­che Stücke            mit ein. Und ebenso plural wie das Publi-
begeistert. Hinter dieser Frage steht weni-   nächstes Jahr gezeigt werden. Und was          kum setzt sich auch diese Runde zusam-
ger der wirtschaftliche Aspekt, mit wel-      kommt da nicht alles aufs Tableau!             men. Damit einher geht die Hoffnung, dass
chem Programm man die besten Einspiel-                                                       möglichst viele Wünsche des Publikums
                                              Der „große Italiener“ ist ein Muss für jede
ergebnisse erzielt. Vielmehr wollen wir                                                      erfüllt werden, so wie wir auch möglichst
                                              Oper. Aber mit welchem Verdi/Puccini/
dem Besucher „sein“ Theater nicht nur öff-                                                   viele eigene Vorstellungen zu berücksichti-
                                              Donizetti usw. wiederholen wir uns nicht?
nen, sondern mit einem möglichst vielsei-                                                    gen versuchen.
                                              Und was ist mit dem deutschen Repertoire
tigen Spielplan seine Bedürfnisse erfüllen.                                                  Die wirkliche Kunst und vielleicht das
                                              – Weber, Wagner, Strauss? Außerdem wol-
Es wird dennoch nie gelingen, Theater zu                                                     Geheimnis eines erfolgreichen Spielplans
                                              len wir doch jedes Jahr eine Uraufführung
machen, das allen und jedem zu jeder Zeit                                                    besteht darin, all diese Ideen erst einmal
                                              oder eine Ausgrabung auf die Bühne brin-
und immer vollkommen gefallen wird.                                                          zuzulassen, sie dann zu katalysieren und
                                              gen. Sehr ehrenwert, natürlich – kaum ein
Und das ist auch nicht die uns gestellte                                                     schließlich daraus eine „runde Sache“ zu
                                              anderes deutsches Theater hat sich in den
Aufgabe, weder die des Intendanten noch                                                      machen.
                                              vergangenen 15 Jahren derart verdient ge-
die seiner Mitarbeiter.                                                                      Vielleicht am wichtigsten bei der Spiel­
                                              macht um das Abseitige und das Neue wie
                                                                                             plan­entwicklung aber ist der Mut, die eige-
Natürlich bemüht sich der Theaterschaf-       das Theater Erfurt. Aber die begonnene
                                                                                             ne Idee über Bord zu werfen und sich dann
fende, dem Publikum zu gefallen, ohne         Mozart-Reihe will auch fortgesetzt werden.
                                                                                             von der besseren Idee der Kollegin oder
ihm nach dem Mund zu reden; zu begeis-        Mozart geht ja immer, aber wir brauchen
                                                                                             des Kollegen begeistern zu lassen. Das gilt
tern, ohne zu manipulieren. Wir wünschen      eine Regie-Lesart, die herausfordert. Und
                                                                                             für den Intendanten ebenso wie für jeden
uns Zuspruch und Applaus, aber nur für        diese ungarische Oper, selten gespielt im
                                                                                             anderen und wird am Erfurter Theater
ein Programm, das wir selbst attraktiv fin-   überschaubaren Kanon von nicht mehr als
                                                                                             auch genau so gelebt!
den, hinter dem wir persönlich stehen         ca. 70 Werken: falls sie es dann wird, spie-
können. Theater ist Dialog zwischen den       len wir sie auf deutsch oder auf ungarisch     Ob das Publikum unser Ergebnis letztend-
Spielenden und den Sehenden und Hören-        mit Übertiteln? Und wird der wenig be-         lich gut heißt, hängt von vielen Faktoren
den. Und zum Dialog gehört auch, dass         kannte Titel vom Publikum überhaupt an-        ab – nicht zuletzt davon, ob wir das pas-
man nicht von vornherein schon im Kon-        genommen, unabhängig davon, wie span-          sende künstlerische Personal für unsere
sens ist, sondern vielleicht eher den Dis-    nend die Geschichte ist? Dann sind da          Projekte finden. Aber das ist eine andere
sens offenbar macht und sich erst auf die-    noch die zwei Kinder-/Jugendopern, die         Geschichte ...
ser Grundlage gemeinsam dem Kern eines        gerade mit großem Erfolg an anderen eu-
Werkes nähern kann.                           ropäischen Theatern aufgeführt wurden.                            Johannes Beckmann

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