Das politische Buch im Gespräch - Erstes Halbjahr 2019 - Landeszentrale für politische ...

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Das politische Buch im Gespräch - Erstes Halbjahr 2019 - Landeszentrale für politische ...
Das Erstes Halbjahr 2019
politische Buch
im Gespräch
Das politische Buch im Gespräch - Erstes Halbjahr 2019 - Landeszentrale für politische ...
Im Rahmen des aktuellen Programms unserer langjährigen Reihe
„Das politische Buch im Gespräch“ präsentieren wir im 1. Halb-
jahr 43 Neuerscheinungen auf dem politischen Buchmarkt in ins-
gesamt 50 Veranstaltungen in allen Regionen Thüringens.
Das breite Themenspektrum und die verschiedenen Anlässe,
auf die wir uns beziehen, widerspiegeln unseren weit gefassten
Begriff von politscher Bildung. Gemäß dem Selbstverständnis
der Landeszentrale für politische Bildung repräsentieren die
von uns eingeladenen Autorinnen und Autoren unterschied-
liche politische Positionen. Mit unserer Lesereihe wollen wir
Neuerscheinungen und Autorinnen sowie Autoren vorstellen
und zum Dialog bzw. kontroversen Gespräch einladen.

         fb.me/LandeszentraleThueringen
Ansprechpartner:
Leiter:
Franz-Josef Schlichting, 57 32 11 700
franz-josef.schlichting@tsk.thueringen.de
Referat 1, stellvertretender Leiter:
Peter Reif-Spirek, 57 32 11 710
peter.reif-spirek@tsk.thueringen.de
Referat 2:
Antonio Peter, 57 32 11 720
antonio.peter@tsk.thueringen.de
Referat 3:
Ursula Nirsberger, 57 32 11 730
ursula.nirsberger@tsk.thueringen.de
Referat 4:
Wieland Koch, 57 32 11 740
wieland.koch@tsk.thueringen.de

Landeszentrale für politische Bildung Thüringen
Regierungsstraße 73, 99084 Erfurt
Telefon 0361-57 32 11 701
Fax 0361-57 32 11 702
www.lzt-thueringen.de
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Manja Präkels

   Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß

Landleben zwischen Lethargie und
Lebenslust. Mimi und Oliver sind
Nachbarskinder und Angelfreunde in
einer kleinen Stadt an der Havel. Sie
spielen Fußball miteinander, leisten
den Pionierschwur und berauschen
sich auf Familienfesten heimlich mit
den Schnapskirschen der Eltern. Mit
dem Mauerfall zerbricht auch ihre
Freundschaft. Mimi sieht sich als der
letzte Pionier – Timur ohne Trupp.
Oliver wird unter dem Kampfna-
men Hitler zu einem der Anführer
marodierender Jugendbanden. In
Windeseile bringen seine Leute
Straßen und Plätze unter ihre Kon-
trolle. Dann eskaliert die Situation
vollends …
Manja Präkels erzählt in ihrem Debütroman vom Verschwinden der
DDR in einem brandenburgischen Kleinstadtidyll, dem Auftauchen ver-
loren geglaubter Gespenster, von Freundschaft und Wut.
Die Autorin wurde für dieses Buch mit dem Kranichsteiner Jugendlite-
ratur-Stipendium 2018 und dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2018
ausgezeichnet. Sie erhielt zudem den Anna-Seghers-Preis 2018.

Manja Präkels, 1974 in Zehdenick/Mark geboren, ist Sängerin der
Band »Der singende Tresen« und Autorin des Lyrikbandes »Tresenlie-
der«. Sie ist Mitherausgeberin der erzählerischen Anthologie »Kaltland
– Eine Sammlung«, eines Klassikers der Nachwende-Literatur.
Manja Präkels stellte mit Markus Liske das Erich-Mühsam-Lesebuch
»Das seid ihr Hunde wert!« (2014) sowie den Band »Vorsicht Volk!
Oder: Bewegungen im Wahn?« (2015) zusammen. Präkels erhielt für
ihr Werk zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem das Alfred-Döblin-
Stipendium der Akademie der Künste (2005) und das Aufenthaltssti-
pendium im Writers House Ventspils, Lettland (2012/13).

   Freitag, 11. Januar 2019, 18:00 Uhr
   Gera, Gedenkstätte Amthordurchgang e.V.

Weitere Informationen gibt Referat 4.

                                                                   1
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Christian Bommarius

    1949 – Das lange deutsche Jahr

1949 ist das Jahr der doppelten
Staatsgründung und des Beginns
der zweiten Demokratie auf deut-
schem Boden. Die ersten Bun-
destagswahlen bringen Konrad
Adenauer ins Kanzleramt, Theodor
Heuss wird Bundespräsident, Bonn
Hauptstadt der Bundesrepublik. In
der DDR wird Wilhelm Pieck Präsi-
dent, Ministerpräsident Otto Grote-
wohl. Christian Bommarius erzählt
so kundig wie kurzweilig die Ge-
schichte des langen Jahres 1949,
das bereits 1948 einsetzt, als mit
Währungsreform und Auftrag zur
Verfassungsbildung die Weichen in
Richtung Bundesrepublik gestellt
wurden. Und 1948 blockiert auch
die Sowjetunion den Zugang zu West-Berlin, eine Blockade, die fast ein
Jahr andauert, die abgeschnittene Stadt kann nur durch die Luftbrücke
der Alliierten mit dem Lebensnotwendigen versorgt werden.
Bommarius schildert zentrale und marginale Episoden aus Politik,
Wirtschaft, Kultur und Alltagsleben. Sein Buch ist ein buntes Panop-
tikum der frühen Bundesrepublik – und birgt eine höchst aktuelle
Botschaft: Demokratisches Denken und Handeln muss immer wieder
gegen Widerstände gelebt werden, damals wie heute.
„Christian Bommarius‘ großes Panorama der Nachkriegsjahre verstört
und ist zugleich ein stilistischer Genuss, von dem man nicht mehr los-
kommt. Nie ist so klug, komisch und kompromisslos über diese Zeit
geschrieben worden.“ (Prof. Dr. Karina Urbach, Institute for Advanced
Study, Princeton)

Christian Bommarius, Jahrgang 1958, studierte Germanistik und
Rechtswissenschaft. Nach journalistischen Stationen, etwa als Korres­
pondent beim Bundesverfassungsgericht, war er von 1998 bis 2017
Redakteur der Berliner Zeitung. Seit 2018 ist er Kolumnist der Süd-
deutschen Zeitung. Für sein publizistisches Werk wurde Bommarius
der Heinrich-Mann-Preis verliehen.

    Mittwoch, 16. Januar 2019, 18:30 Uhr
    Geisa, Haus auf der Grenze, Platz der deutschen Einheit 1

Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.

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Das politische Buch im Gespräch - Erstes Halbjahr 2019 - Landeszentrale für politische ...
Joachim Käppner

   1918. Aufstand für die Freiheit.
   Die Revolution der Besonnenen

Die Revolution der Arbeiter und Sol-
daten von 1918 – eine historische
Chance für ein demokratisches
Deutschland, die nicht genutzt wur-
de. Ziel der Revolutionäre war nicht,
nach russischem Vorbild ein bol-
schewistisches Regime zu errichten,
sondern den Krieg zu beenden und
die Freiheit zu erringen. Das Aufbe-
gehren in Deutschland blieb verhält-
nismäßig friedlich, bis die von der
SPD geführte Übergangsregierung,
der „Rat der Volksbeauftragten“, mit
der alten Heeresführung ein Bünd-
nis schloss, statt sie umgehend ab-
zusetzen. Die Radikalisierung des
Protestes bis zu den „Weihnachts-
kämpfen“ 1918 war eine Folge. Am
Ende mobilisierte eine sozialdemo-
kratische Regierung ihre früheren Todfeinde aus dem Militär gegen die
Revolutionäre. Doch die Geister, die sie rief, wurde sie nie wieder los
– zum bleibenden Schaden für die junge Demokratie.
In der Geschichtswissenschaft galt lange das Diktum, die SPD habe
keine andere Wahl gehabt, als sich gegen die linksradikalen und für
die reaktionären Kräfte zu entscheiden. Joachim Käppner wertet Quel-
len und neueste Forschungsergebnisse aus und zeichnet ein gerech-
teres Bild der Arbeiter und Matrosen, die eine Welt aus den Angeln
hoben und den Weg in die Weimarer Demokratie öffneten.

Joachim Käppner, promovierter Historiker, ist Redakteur und Autor bei
der Süddeutschen Zeitung. Zuletzt erschien von ihm im Berlin Verlag
„Die Familie der Generäle. Eine deutsche Geschichte“ (2007) und
„Berthold Beitz. Die Biographie“ (2010).

   Donnerstag, 17. Januar 2019, 19:00 Uhr
   Gotha, Historischer Saal des Tivoli, Am Tivoli 3

Weitere Informationen gibt Referat 1.

                                                                    3
Das politische Buch im Gespräch - Erstes Halbjahr 2019 - Landeszentrale für politische ...
Uli Schöler (Hg.)

    Weltkrieg, Spaltung, Revolution.
    Sozialdemokratie 1916–1922

2019 jährt sich zum 100. Mal die
Gründung der Weimarer Republik,
die sich der Novemberrevolution
der Arbeiterbewegung verdankt.
Ebenfalls vor 100 Jahren wurde
Rosa Luxemburg ermordet – in den
Gewaltexzessen der sogenannten
Januarkämpfe 1919, die den Beginn
der ersten deutschen Demokratie
prägten und deren politische Kultur
dauerhaft belasteten.
Die Geschichte der Arbeiterbewe-
gung von 1916 bis 1922 wird oft als
Zweiteilung in Mehrheitssozialde-
mokratie und Unabhängige Sozial-
demokratie einerseits sowie die sich
gründende Kommunistische Partei
andererseits beschrieben. Doch
diese allzu schlichte Darstellung wird den tatsächlichen politischen
Ausein­andersetzungen zwischen und in diesen Gruppen nicht gerecht.
Der Vortrag zum Sammelband wird vor allem Rosa Luxemburg, die
Novemberrevolution und die Weimarer Linke in den Blick nehmen. Uli
Schöler rekonstruiert die Spaltungsgeschichte der Arbeiterbewegung
und Rosa Luxemburgs Rolle in diesen Auseinandersetzungen. Er stellt
die kontroversen Debatten in der Novemberrevolution um Fragen der
politischen Verfassung und der Gestaltung der Wirtschaftsordnung
(Nationalversammlung oder Räteverfassung) dar, die in gewalttätigen
Auseinandersetzungen und Umsturzversuchen eskalierten. Die Ja-
nuarkämpfe und die gegensätzlichen Einschätzungen der russischen
Entwicklung vertieften die Spaltungen der Arbeiterbewegung in der
Demokratiefrage. Schließlich untersucht der Vortrag den Umgang mit
dem theoretischen Erbe Rosa Luxemburgs in den unterschiedlichen
Strömungen der Weimarer Linken.

Prof. Dr. Uli Schöler lehrt am Otto-Suhr-Institut der Freien Universi-
tät Berlin. Hauptberuflich ist er stellvertretender Direktor und Abtei-
lungsleiter beim Deutschen Bundestag, ehrenamtlich leitet er die
Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung. Zuletzt gab er mit Thilo Scholle
den Sammelband „Weltkrieg, Spaltung, Revolution. Sozialdemokratie
1916–1922“ heraus.

    Mittwoch, 23. Januar 2019, 19:00 Uhr
    Erfurt, Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7

Weitere Informationen gibt Referat 1.

4
Das politische Buch im Gespräch - Erstes Halbjahr 2019 - Landeszentrale für politische ...
Eckart Conze

   Die Grosse Illusion. Versailles 1919 und
   die Neuordnung der Welt

Der Versailler Vertrag hat die Welt
geprägt bis heute – alte Reiche ver-
sanken, moderne Nationalstaaten
erwachten, es entflammten aber auch
neue Konflikte, ob auf dem Balkan
oder im Nahen Osten. Dabei waren
1919 die Hoffnungen der ganzen
Welt darauf gerichtet, dass nach dem
Großen Krieg eine stabile Ordnung ge-
schaffen und dauerhafter Friede herr-
schen würde. Doch wie Eckart Conze
in seinem glänzend geschriebenen
und minutiös recherchierten Buch
zeigt, erwiesen sich alle Hoffnungen
als gewaltige Illusion. Denn weder die
alliierten Sieger noch das geschlage-
ne Deutschland und die anderen Ver-
lierer waren bereit, wirklich Frieden zu
machen. Auf allen Seiten ging auch
nach dem Waffenstillstand der Krieg in den Köpfen weiter, mit verhee-
renden Folgen. Versailles - das war der Frieden, den keiner wollte.

Eckart Conze, geboren 1963, ist Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und
Neueste Geschichte an der Universität Marburg. Von ihm zuletzt erschie-
nen: „Die Suche nach Sicherheit. Eine Geschichte der Bundesrepublik
von 1949 bis in die Gegenwart“ (2009) und „Das Amt und die Vergan-
genheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepu-
blik“ (mit N. Frei, P. Hayes und M. Zimmermann, 2010).

   Mittwoch, 30. Januar 2019, 18:15 Uhr
   Jena, Historisches Institut, Friedrich-Schiller-Universität,
   Zwätzengasse 3

   Doppellesung mit Markus M. Payk: Frieden durch Recht? Der Aufstieg
   des modernen Völkerrechts und der Friedensschluss nach dem Er-
   sten Weltkrieg

Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.

                                                                    5
Das politische Buch im Gespräch - Erstes Halbjahr 2019 - Landeszentrale für politische ...
Marcus M. Payk

    Frieden durch Recht? Der Aufstieg des moder-
    nen Völkerrechts und der Friedensschluss nach
    dem Ersten Weltkrieg – Ein Autorengespräch

„Versailles“ und die Verrechtlichung
der internationalen Politik. Bei kei-
nem anderen Frieden der neuzeit-
lichen Geschichte spielte die Be-
rufung auf Recht und Gerechtigkeit
eine so prominente Rolle wie nach
dem Ende des Ersten Weltkriegs.
Im Gegensatz zu bisherigen Dar-
stellungen, die sich vornehmlich
auf eine Demütigung Deutschlands
durch das „Versailler Diktat“ kon-
zentrieren, bietet diese breit ange-
legte Neuinterpretation der gesam-
ten Pariser Friedenskonferenz von
1919/20 ein differenziertes Bild.
Marcus Payk kann anhand zahlrei-
cher Beispiele nachweisen, welche
politische Kraft, aber auch welche
unkontrollierbare Eigenlogik völkerrechtlichen Argumenten und Akteu-
ren während der Friedensverhandlungen zukam. Erst durch die Berück-
sichtigung der normativen Erwartungen der Vorkriegs- und Kriegszeit
werden die Friedensabkommen mit Deutschland, Österreich, Ungarn,
Bulgarien und dem Osmanischen Reich verständlich. Die Untersu-
chung ordnet den Friedensschluss damit in längerfristige Tendenzen
einer Verrechtlichung der internationalen Politik ein und fordert zu-
gleich dazu auf, über die Möglichkeiten und Grenzen des Völkerrechts
nachzudenken.

Markus M. Payk, Professor für Neuere Geschichte unter Berücksichti-
gung der westeuropäischen Geschichte an der Helmut-Schmidt-Uni-
versität / Universität der Bundeswehr, Hamburg

    Mittwoch, 30. Januar 2019, 18:15 Uhr
    Jena, Historisches Institut, Friedrich-Schiller-Universität,
    Zwätzengasse 3

    Doppellesung mit Eckart Conze: Die Grosse Illusion.
    Versailles 1919 und die Neuordnung der Welt

Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.

6
Das politische Buch im Gespräch - Erstes Halbjahr 2019 - Landeszentrale für politische ...
Anja Baumheier

   Kranichland

In ihrem Debütroman erzählt Anja
Baumheier eine packende Familienge-
schichte über das geteilte Deutschland.
Die Groen-Schwestern wachsen im Ost-
Berlin der sechziger Jahre heran. Unter-
schiedlicher könnten die beiden Mäd-
chen nicht sein: Charlotte, die ältere,
brennt ebenso für den Sozialismus wie
ihr Vater Johannes, der am Ministerium
für Staatssicherheit Karriere macht. Die
künstlerisch begabte Marlene hingegen
eckt überall an und verliebt sich Hals
über Kopf in Wieland, einen Pfarrers-
sohn, der die DDR kritisch hinterfragt.
Mit jedem Tag wächst die Sehnsucht
nach einem Leben in Freiheit. Als das
junge Paar beschließt, in den Westen
zu fliehen, trifft Marlenes Vater eine
Entscheidung – mit fatalen Folgen, die noch Jahrzehnte später spürbar
sind … „Kranichland“ erzählt anhand des bewegenden Schicksals der
Familie Groen fast achtzig Jahre deutsche Zeitgeschichte: von Bom-
bennächten und Vertreibung, Wiederaufbau und Gründung der DDR,
über das geteilte Deutschland und die Wende bis heute.

Anja Baumheier wurde 1979 in Dresden geboren und hat ihre Kindheit in
der DDR verbracht. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Berlin und arbeitet
als Lehrerin für Französisch und Spanisch an einer Berliner Schule. 2018
erschien mit „Kranichland“ ihr erster Roman.

   Mittwoch, 6. Februar 2019, 19:00 Uhr
   Mühlhausen, Stadtbibliothek, Sankt Jacobi 1

Weitere Informationen gibt Referat 4.

                                                                       7
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Hans Schafranek

    Widerstand und Verrat. Gestapospitzel im
    antifaschistischen Untergrund 1938–1945

Die Geheime Staatspolizei (Gestapo), das
am meisten gefürchtete Instrument des
NS-Regimes, verfügte lediglich über eine
sehr dünne Personaldecke. Dennoch ge-
lang es ihr, in fast alle Gruppen und Netz-
werke des organisierten Widerstandes
einzudringen und sie zu zerschlagen. Wie
dies möglich war, zeigt Hans Schafranek
in seiner hochinteressanten Studie über
die Unterwanderung von Widerstands-
gruppen durch die Wiener Gestapo. Da-
bei arbeitet er in seinem Buch nicht nur
regionale Besonderheiten heraus, son-
dern schildert auch allgemeine Aspekte
der verdeckten Ermittlungsarbeit der
Gestapo sowie deren strukturellen Auf-
bau und Tätigkeitsfelder.
Im Vordergrund stehen die persönlichen Geschichten über Menschen, die
aus unterschiedlichen Gründen Spitzel für das NS-Regime wurden. Man-
che drängten sich beinahe als Verräter auf, andere wiederum wurden un-
freiwillig und unter Druck zu Kollaborateuren. Sie alle arbeiteten als Zuträ-
ger, die regelmäßig und gegen Geld Informationen über Einzelpersonen,
aber auch Gruppen weitergaben. In dieser Funktion traten sie zum Teil
auch als aktive Werber und augenscheinliche Initiatoren des Widerstan-
des auf und lieferten die Beteiligten später an die Gestapo aus. Nur ein ge-
ringer Teil der Spitzel wurde nach Kriegsende wegen ihrer Taten angeklagt.
Auf der Grundlage langjähriger Recherchen in österreichischen, deut-
schen und russischen Archiven dokumentiert und analysiert Hans
Schafranek die immense und lange Zeit unterschätzte Bedeutung von
V-Leuten. Entstanden ist ein bahnbrechendes Werk über einen bislang
weitgehend unerforschten Teil der NS-Geschichte. Das Buch wirft nicht
nur einen Blick auf dieses tödliche Netzwerk, sondern zeigt auch, wie
in der Zeit des Nationalsozialismus Widerstand und Verrat unauflöslich
miteinander verknüpft waren.

Dr. Hans Schafranek ist Historiker und freier Mitarbeiter am Dokumen-
tationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Außerdem ist er Autor
und Herausgeber zahlreicher Bücher zu den Themenschwerpunkten ver-
gleichende Diktaturforschung, österreichische Zeitgeschichte bis 1945,
Emigration in die UdSSR und Nachrichtendienste im Zweiten Weltkrieg.

    Mittwoch, 6. Februar 2019, 19:00 Uhr
    Erfurt, Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7

Weitere Informationen gibt Referat 1.

8
Susanne Hantke

   Schreiben und Tilgen. Bruno Apitz und die
   Entstehung des Buchenwald-Romans „Nackt
   unter Wölfen“
Der Roman „Nackt unter Wölfen“,
1958 in der DDR erschienen, wurde
innerhalb kurzer Zeit ein Welterfolg,
der bald in 30 Sprachen übersetzt
wurde. Sein Autor, der Kommunist
Bruno Apitz (1900–1979), war selbst
Häftling in Buchenwald gewesen und
hatte fast acht Jahre Lager überlebt.
Nachdem die Buchenwalder Kom-
munisten in der frühen DDR ins po-
litische Abseits geraten waren, woll-
te Apitz den Überlebenskampf der
Kommunisten im KZ schildern und
die politisch-moralischen Konflikte
des Widerstands zum Thema ma-
chen. Die Idee zum Roman entstand
bald nach der Befreiung, doch erst
ab 1954 wagte sich Apitz an den Stoff. Drei Jahre lang arbeitete er in-
tensiv an dem Manuskript: Figuren und Szenen fielen der Selbstzensur
und konkurrierenden politischen Lesarten zum Opfer.
Auf der Basis des von ihr vollständig erschlossenen Romanmanu-
skripts zeichnet Susanne Hantke den Schreib- und Entstehungspro-
zess des antifaschistischen Bestsellers nach und erhellt darin vielfach
unbekannte biografische und politische Hintergründe. Zum 60. Jahres-
tag des Romans „Nackt unter Wölfen“ ist Susanne Hantkes Arbeit ein
elementarer Beitrag zur Entmythologisierung des Buchenwaldgedächt-
nisses.

Susanne Hantke, Historikerin und Germanistin, lebt in Berlin. Sie hat
gemeinsam mit Angela Drescher die textkritisch erweiterte Neuausga-
be von „Nackt unter Wölfen“ (2012) herausgegeben und das Nachwort
zum Buch verfasst. Für die filmische Neuinterpretation des Romans
(2015) hat sie die Dreharbeiten als Beraterin begleitet.

   Donnerstag, 7. Februar 2019, 19:00 Uhr
   Weimar, Eckermann-Buchhandlung, Marktstraße 2

Weitere Informationen gibt Referat 1.

                                                                    9
Andreas B. Bengsch, Udo Scheer

     Taucher in der Wüste. Die Nächte und Tage
     des Carl Graff

Manchmal passiert es, dass man nicht
fertig wird mit einem Roman. Erst recht,
wenn er anspruchsvoll ist und der Autor
ein Stück seiner Lebensgeschichte in
einen größeren Rahmen stellen möch-
te. So ging es Andreas B. Bengsch,
geboren im Aufstand-Jahr 1953, ge-
storben schon früh, 2017. Zurück blieb
sein Romanmanuskript „Taucher in der
Wüste“. Eine echte Herausforderung.
Kann man so ein Buch überhaupt be-
enden? Udo Scheer ist das Wagnis ein-
gegangen. Auch weil ihn sichtlich eine
lange Freundschaft mit dem einstigen
Mit-Dissidenten verbindet. Beide sind
mit dem vormundschaftlichen Staat in
der DDR aneinandergeraten. Bengsch
hat für seine Widerständigkeit mit mehreren Haftstrafen gebüßt. Wenn
er also seine fragmentarische Geschichte über den heimatlos gewor-
denen Weltenbummler Carl Graff mit bedrückenden Szenen aus dem
Knast beginnen lässt, dann steckt dahinter reale Erfahrung.
Dann darf man sich an Erich Loests beeindruckende Schilderungen zu
Bautzen erinnert fühlen. Dann wird hier jener Teil der hingeschwunde-
nen DDR sichtbar, in dem sie versuchte, den Menschen mit Drohungen,
Wegsperren und Lebensentzug die Widerständigkeit auszutreiben.

Andreas Bertolt Bengsch (1953–2017) wuchs in der DDR auf. Journali-
stische Ausbildung beim Deutschen Fernsehfunk, später Redakteur für
Rundfunk, Fernsehen und Tageszeitungen. Berufsverbot nach öffent-
licher Kritik an der Biermann-Ausbürgerung, danach vier Haftstrafen,
nach Freikauf Gastdozent, Journalist und Autor.

Udo Scheer, geb. 1951 in München, 1960 Übersiedlung in die DDR,
die Veröffentlichung seiner literarischen Arbeiten wurde in der DDR bis
1989 weitgehend verhindert. Seit 1993 ist er freiberuflicher Publizist
und Schriftsteller. Er lebt in Stadtroda/Thüringen.

     Donnerstag, 7. Februar 2019, 19:00 Uhr
     Stadtroda, Stadtbibliothek, Sonnenscheinweg 11

Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.

10
Wolfgang Engler, Jana Hensel

   WER WIR SIND. Die Erfahrung ostdeutsch zu
   sein

Mit dem Jahr 1989 beginnt für die Ost-
deutschen nicht nur ein neues Leben,
sondern gleichsam eine neue histori-
sche Epoche. In der sogenannten Nach-
wendezeit lagen Glück und Unglück
dicht beieinander: Freiheit und Massen-
arbeitslosigkeit, Demokratie und ein ra-
dikaler Wertewandel, der eine immense
Anpassungsleistung verlangte. „Wer seid
ihr?“ wurden die Ostdeutschen in der
Vergangenheit vor allem dann gefragt,
wenn negative gesellschaftspolitische
Ereignisse Anlass dazu gegeben haben:
Stasi, Rostock-Lichtenhagen, NSU, Pe-
gida. Die ostdeutsche Gesellschaft ist
schon lange keine Terra incognita mehr.
Knapp dreißig Jahre Beschäftigung mit
den gesellschaftlichen Phänomenen
Ostdeutschlands liegen hinter uns. Die Journalistin Jana Hensel und der
Soziologe Wolfgang Engler stellen sich die Frage nach der ostdeutschen
Erfahrung, die, so ihre These, „vielleicht am besten mit Heimatlosigkeit
zu beschreiben ist, mit einem Unbehaustsein, das viele Facetten kennt.
Das sich nicht jeden Tag übergroß vor einem aufstellt, aber das spürbar
ist, nie weggeht.“
Jana Hensel wurde 2002 mit ihrem Porträt einer jungen ostdeutschen
Generation „Zonenkinder“ schlagartig bekannt. 2010 gewann sie den
Theodor-Wolff-Preis, 2017 erschien ihr Roman „Keinland“ und sorgte für
große Resonanz. Hensel arbeitet als Autorin für Zeit Online und Die Zeit
im Osten.

Wolfgang Engler, Soziologe, Dozent an der Schauspielhochschule
„Ernst Busch“ in Berlin, von 2005 bis 2017 dort Rektor. Langjähriger
Lehrbeauftragter an der Universität St. Gallen. Veröffentlichungen u.a.:
„Unerhörte Freiheit. Arbeit und Bildung in Zukunft“, „Lüge als Prinzip.
Aufrichtigkeit im Kapitalismus“, „Die Ostdeutschen. Kunde von einem
verlorenen Land“, „Die Ostdeutschen als Avantgarde“ und „Bürger,
ohne Arbeit. Für eine radikale Neugestaltung der Gesellschaft“.

   Donnerstag, 7. Februar 2019, 19:30 Uhr
   Ranis, Literatur- und Kunstburg Ranis, Burg Ranis

   Freitag, 8. Februar 2019, 19:30 Uhr
   Jena, Villa Rosenthal, Mälzerstraße 11

Weitere Informationen gibt Referat 1.

                                                                     11
Andreas Platthaus

     18/19 – Der Krieg nach dem Krieg.
     Deutschland zwischen Revolution und
     Versailles
Der September 1918 sollte end-
lich den Sieg bringen. Mit der
letzten großen Offensive des
deutschen Heeres setzt Andreas
Platthaus’ packende Darstellung
ein, in der er die Zeit vom Herbst
1918 bis zum Sommer 1919 als
einen einzigen großen Gewalt-
zusammenhang erzählt. Denn
mit dem Waffenstillstand war der
Krieg keineswegs beendet. Die
Zeitgenossen erlebten, wie eine
Welt umgestürzt wurde, und sie
stritten mit allen Mitteln um die
Frage, was nun kommen sollte:
Eine kommunistische Volksherr-
schaft? Eine gemäßigte Republik?
Und wie sollte die Nachkriegsord-
nung aussehen? Die Hoffnungen
auf einen Großen Frieden nach
dem Großen Krieg zerschlugen
sich, am Ende stand der diktierte Frieden von Versailles. 2018/19 jährt
sich der eigentliche Beginn des «kurzen» 20. Jahrhunderts zum hun-
dertsten Mal. Mit den Jahrestagen von Waffenstillstand, November-
revolution, Republikgründung, Münchner Räterepublik und Versailles
schildert Andreas Platthaus den Krieg nach dem Krieg und den Anfang
einer schrecklichen Moderne. Die packende Analyse jenes histori-
schen Moments, in dem für einen Augenblick alles möglich schien –
bevor auf verhängnisvolle Weise die Weichen für die Zukunft gestellt
wurden.

Andreas Platthaus, geboren 1966 in Aachen, hat Philosophie, Rheto-
rik und Geschichte studiert. Er leitet das Ressort «Literatur und litera-
risches Leben» der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», für die er seit
1992 schreibt. 2006 erschien die vielbeachtete Biographie «Alfred
Herrhausen – Eine deutsche Karriere». Seine große Darstellung der
Völkerschlacht bei Leipzig, «1813», stand lange auf der «Spiegel»-
Bestsellerliste und erhielt begeisterte Presse. Andreas Platthaus lebt
in Leipzig und Frankfurt am Main.

     Montag, 18. Februar 2019, 19:00 Uhr
     Hermsdorf, Stadtbibliothek, Am Alten Versuchsfeld 1

Weitere Informationen gibt Referat 4.

12
Udo Scheer

   Jürgen Fuchs. Schriftsteller, Bürgerrechtler,
   Sozialpsychologe. Ein Porträt

Jürgen Fuchs, 1950 in Reichenbach
im Vogtland geboren, gestorben
am 9. Mai 1999 in Berlin, war ein
Schriftsteller und Bürgerrechtler,
der polarisierte wie nur wenige. Sein
Anspruch: „Sagen, was ist“ führte
1975 zur politischen Zwangsexmat-
rikulation von der Jenaer Universität.
Nach der Biermann-Ausbürgerung
1976 kam er in die Stasi-U-Haft
Berlin-Hohenschönhausen. Starke
internationale Proteste führten nach
neun Monaten zu seiner Ausbürge-
rung. In der Bundesrepublik wurde
er ein viel beachteter Schriftsteller.
Gleichzeitig sah die SED-Führung
wegen seiner wirkungsvollen Unter-
stützung der Bürgerrechtsbewegung
in Osteuropa und der DDR in ihm ei-
nen „Staatsfeind Nr. 1“.
Der Schriftsteller und Publizist Udo Scheer lässt mit diesem Porträt
zugleich ein spannungsreiches Stück Zeitgeschichte lebendig werden.

Udo Scheer wurde 1951 in München geboren und kam 1960 in die
DDR. Er studierte bis 1974 Technologie für den wissenschaftlichen
Gerätebau an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Er arbeitete in
der DDR als Konstrukteur und schrieb, ohne die Möglichkeit zu haben,
seine Werke veröffentlichen zu können. Das MfS „bearbeitete“ ihn in
zwei operativen Vorgängen. Nach der friedlichen Revolution in der DDR
engagierte er sich u. a. ab 1995 als Vorsitzender der Geschichtswerk-
statt Jena e.V.; seit 1993 ist Scheer freiberuflicher Schriftsteller und
Publizist.

   Dienstag, 19. Februar 2019, 18:00 Uhr
   Erfurt, Thüringer Landtag, Jürgen-Fuchs-Straße 1

   Mittwoch, 8. Mai 2019,19:00 Uhr
   Gera, Gedenkstätte Amthordurchgang e.V., Amthordurchgang 9

Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.

                                                                     13
Gregor Buß

     Katholische Priester und Staatssicherheit.
     Historischer Hintergrund und ethische Reflexion

In der 40-jährigen Geschichte
der DDR wurden knapp 100 ka-
tholische Priester als inoffizielle
Mitarbeiter der Staatssicherheit
registriert. Wie kam es dazu? In
welchem Umfang haben die Geist-
lichen mit dem Geheimdienst kol-
laboriert? Was hat sie dazu moti-
viert? Auf der Basis ausführlicher
Aktenrecherchen und Zeitzeugen-
interviews gibt das vorliegende
Buch Einblicke in dieses brisante
Kapitel der jüngeren Kirchenge-
schichte. Es beleuchtet den his-
torischen Kontext, befasst sich
aber auch mit den schwierigen
ethischen Fragen und Dilemmata
einer inoffiziellen Stasi-Mitarbeit.
Von der Bewertung konkreter Ein-
zelfälle wird dabei abgesehen.
Ziel der Studie ist vielmehr, das moralische Feld, auf dem sich die
inoffiziellen Mitarbeiter bewegt haben, umfassend auszumessen und
Kriterien zur Bewertung von Einzelfällen zu erarbeiten. Es wird gezeigt,
dass katholische Priester in einigen Gesichtspunkten aus der Schar
der inoffiziellen Mitarbeiter herauszuheben sind. Vielfach jedoch sind
bei ihnen dieselben Zwänge, Antriebe und Unvorsichtigkeiten am
Werk, die auch andere DDR-Bürgerinnen und -Bürger in die Hände der
Stasi getrieben haben. Insofern ist das Buch nicht nur ein Beitrag zur
Aufarbeitung der ostdeutschen Kirchengeschichte, sondern zur DDR-
Geschichte insgesamt.

Gregor Buß, geb. 1979, Studium der katholischen Theologie in Müns-
ter, Jerusalem und Erfurt, Promotion an der Karlsuniversität in Prag.
Derzeit Post-Doktorand an der Hebräischen Universität Jerusalem.

     Dienstag, 19. Februar 2019, 19:30 Uhr
     Mühlhausen, Liborius-Wagner-Haus, Kleine Waidstraße 3
     Dienstag, 26. Februar 2019, 19:30 Uhr
     Nordhausen, Kapitelhaus, Domstraße 17/18
     Mittwoch, 27. Februar 2019, 19:00 Uhr
     Sömmerda, Gemeindehaus der Pfarrei St. Franziskus,
     Weißenseer Straße 44

Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.

14
Andreas Rödder

   Wer hat Angst vor Deutschland? Geschichte
   eines europäischen Problems

Deutschland steckt in einem Dilem-
ma. Allenthalben wird erwartet, dass
es politische Führung übernimmt.
Doch wenn es dies tut, ist der Vorwurf
der deutschen Dominanz vorprogram-
miert. Der renommierte Historiker An-
dreas Rödder erzählt die Geschichte,
die dahintersteht: die Geschichte der
»deutschen Stärke« in Europa, die
alle Katastrophen des 20. Jahrhun-
derts überlebt hat, die Geschichte
deutscher Selbstbilder als Kulturna-
tion und die Geschichte der vielen
zwiespältigen Gefühle der Nachbarn
gegenüber Deutschland – die bis
heute immer wieder präsent sind. Wie
kann Deutschland mit diesen Ambi-
valenzen umgehen? Wie lassen sich
deutsche Stärke und europäisches
Gemeinwohl vereinbaren? Und wie kann Deutschland zu einem starken
Europa beitragen? Mit seinem brillanten Blick in die Geschichte erklärt
Andreas Rödder überzeugend auch das aktuelle Dilemma Deutsch-
lands in Europa – und entwickelt Vorschläge, wie das Problem zu lösen
ist. Ein großer politischer Essay, ein gewichtiger Beitrag zu einer höchst
kontroversen Debatte.

Andreas Rödder, geboren 1967, zählt zu den bedeutendsten deut-
schen Historikern. Auf brillante Weise macht er Geschichte für ein Ver-
ständnis unserer unmittelbaren Gegenwart fruchtbar. Seine Beiträge
finden umfassende nationale wie internationale Resonanz. Seit 2005
ist er Professor für Neueste Geschichte an der Johannes Gutenberg-
Universität Mainz. Zuletzt erschien »21.0 – Eine kurze Geschichte
der Gegenwart«, das mehrere Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste
stand.

   Donnerstag, 21. Februar 2019, 19:00 Uhr
   Ettersburg, Schloss Ettersburg

Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.

                                                                       15
Karl Nendel

     General der Mikroelektronik. Autobiografie

In seiner Autobiografie berichtet der
letzte Regierungsbeauftragte der DDR
für Mikroelektronik Karl Nendel über
die Erfolge sowie die Irrungen und Wir-
rungen beim Aufbau der sogenannten
Schlüsseltechnologien.
Der imposante und umstrittene Macht-
mensch und Macher — unter sei-
nen Mitstreitern als „Revolver-Karl“
bekannt, beschreibt lebhaft, wie er
gemeinsam mit Devisenbeschaffer
Schalk-Golodkowski den Embargo-
handel organisierte und dafür nach
der Wende vor Gericht kam. Offen und
packend gewährt Nendel einen tiefen
Einblick in die Wirtschaftspolitik der
SED und den Aufstieg des Schlosser-
sohns und gelernten Elektrikers zum
Staatssekretär und Regierungsbeauf-
tragten sowie den Beginn einer neuen Karriere nach der Wende. Die
Autobiografie beruht auf lebensgeschichtlichen Interviews mit dem
Protagonisten. In ergänzenden Interviews kommen an der politischen,
ökonomischen sowie technischen Entwicklung beteiligte Spezialisten
zu Wort. Die Interviews wurden aufgeschrieben und bearbeitet von Ralf
Pasch. Die Idee zum Buch entstand im Zusammenhang mit Wirtschafts-
Erzählsalons mit ehemaligen DDR-Kombinatsdirektoren, veranstaltet
vom Verein zur Förderung lebensgeschichtlichen Erinnerns und biogra-
fischen Erzählens e. V. in Kooperation mit Rohnstock Biografien.

Katrin Rohnstock, Geschäftsführende Inhaberin und Gründerin von
Rohnstock Biografien wird die Autobiografie Karl Nendels vorstellen.
Im Germanistikstudium beschäftigte sie sich mit autobiografischem
Schreiben. Ihre Neugier auf das alltägliche Schreiben setzte sie als
Herausgeberin der sechsbändigen Buchreihe Ost-Westlicher Diwan
um. 1998 kommt eine geniale Idee auf sie zu: Die Lebenserinnerungen
von Menschen wie „du und ich“ aufzuschreiben und auf diese Weise
Familien- und Zeitgeschichte zu bewahren. Sie entwickelte eine spe-
zielle Methode der Interviewführung und des lebensgeschichtlichen
Schreibens.

     März 2019
     Neuhaus und Sömmerda
     (Die genauen Veranstaltungsorte und Termine werden noch
     bekanntgegeben.)

Weitere Informationen gibt Referat 3.

16
Antonia Meiners

   Die Stunde der Frauen 1913–1919.
   Zwischen Monarchie, Weltkrieg und Wahlrecht

1913 gab es Kaiserreiche und Mo-
narchien, die Frauen trugen lange
Kleider und arbeiteten zumeist im
Haus, Bildung und Selbstständig-
keit waren alles andere als selbst-
verständlich. Doch die angestamm-
ten Verhältnisse standen Kopf,
als 1914 der Krieg ausbrach und
Frauen vielerorts die Verantwortung
übernahmen - in Fabriken, Lazaret-
ten, Betrieben und in der Landwirt-
schaft. Als 1918 der Krieg dann zu
Ende war, gab es kein Kaiser- und
kein Zarenreich mehr, die Kleider
wurden kürzer, das Selbstbewusst-
sein der Frauen war gestiegen. Jetzt
setzten unsere Groß- und
Urgroßmütter in Deutschland und
Österreich das Wahlrecht durch.
Antonia Meiners führt anhand von
Porträts bekannter und unbekann-
ter Frauen und vielen privaten Dokumenten durch eine Zeit, an deren
Ende die Welt – gerade für Frauen – eine andere war.

Antonia Meiners, geboren im Bamberg, aufgewachsen in München
und Berlin. Nach ihrem Studium der Kulturwissenschaft an der Hum-
boldt-Universität und später der Germanistik an der Freien Universität
Berlin begann sie ihre freiberufliche Tätigkeit als Lektorin, Herausgebe-
rin und Autorin. Dabei widmet sie sich hauptsächlich historischen und
kulturpolitischen Themen.

   Montag, 4. März 2019, 19:00 Uhr
   Suhl, Stadtbücherei, Bahnhofstraße 10

   Dienstag, 5. März 2019, 17:00 Uhr
   Eisenach, Nachbarschaftszentrum, Goethestraße 10

Weitere Informationen gibt Referat 3.

                                                                      17
Andreas Speit

     Das Netzwerk der Identitären. Ideologie und
     Aktionen der Neuen Rechten

Ihr Banner hing am Brandenburger
Tor. Ihre Fahnen wehten bei Besetzun-
gen und auf Messen. Ihr schwarz-gel-
bes Logo, der griechische Buchstabe
Lambda, prangt auf Internetseiten. In
den vergangenen Jahren hat sich die
Identitäre Bewegung (IB) fest in der
politischen Landschaft verankert. Sie
besteht zwar nur aus etwa 500 Akti-
visten, wird jedoch von einer großen
Anhängerschaft über Crowdfunding
finanziell unterstützt. Der Bewegung
gelingt es, über soziale Netzwerke
Themen zu setzen und Debatten zu
befeuern. Zentrales Thema: die „Is-
lamisierung des Abendlandes“. Die
Initialzündung der Bewegung kam
2012 aus Frankreich und griff auf
Österreich und Deutschland über.
Die gesamte Neue Rechte begrüßte die intelligenten Jugendlichen,
die mit Aktionsformen der 68er Bewegung auf sich aufmerksam ma-
chen. In vielfältiger Weise sind sie mit dem Netzwerk der radikalen
Rechten verbunden.
15 Autoren, die seit Jahren die Entwicklung in der rechten Szene kri-
tisch begleiten, legen einen gut verständlichen Übersichtsband vor,
der die Entwicklung der Bewegung darstellt, ihre Ideologie analysiert,
die Aktionen beschreibt und die Netzwerke offenlegt.

Andreas Speit, freier Journalist und Publizist, Kolumnist der taz; re-
gelmäßige Beiträge auch in anderen Medien. Autor und Herausgeber
diverser Bücher zum Thema Rechtsextremismus, zuletzt erschien von
ihm im Ch. Links Verlag: „Reichsbürger –Die unterschätzte Gefahr“
(2017).

     Dienstag, 5. März 2019, 19:00 Uhr
     Weimar, Eckermann-Buchhandlung, Marktstraße 2

     Mittwoch, 6. März 2019, 19:00 Uhr
     Nordhausen, Bürgersaal im Bürgerhaus, Nikolaiplatz 1

     Donnerstag, 7. März 2019, 19:00 Uhr
     Gotha, Rathaus, Bürgersaal, Hauptmarkt 1

Weitere Informationen gibt Referat 1.

18
Karsten Rudolph

   Die Thüringer Arbeiterbewegung vom Kaiser-
   reich bis zum Ende der Weimarer Republik

Die Thüringer Arbeiterbewegung
war anders. Ihre Geschichte zu ver-
nachlässigen würde bedeuten, die
Vielfalt in der deutschen Arbeiter-
bewegung zu unterschlagen. Die
LZT-Publikation zeichnet ihren Weg
nach: von einem zersplitterten Ver-
einsnetzwerk über den Aufstieg zur
Massenbewegung und Staatsgrün-
dungspartei bis zur letzten Bastion
der Demokratie. Dabei rücken drei
Wesensmerkmale immer wieder in
den Vordergrund der Betrachtung –
ihr Charakter als politische Vereins-
bewegung, der Mythos der Einheit
und der Versuch, das neu gegrün-
dete Land Thüringen zu einem bes-
seren Ort des Zusammenlebens zu
machen, zu einem Ort der sozialen
Demokratie mitten in Deutschland.

Karsten Rudolph, Dr. phil. ist apl. Professor für Neuere und Neueste
Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Seine Schwerpunkte in
der Lehrtätigkeit betreffen die Geschichte der Arbeiterbewegung, den
Aufstieg des Nationalsozialismus in der Weimarer Republik sowie die
Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und des Kalten Krieges.
Veröffentlichungen u.a.: „Die sächsische Sozialdemokratie vom Kai-
serreich zur Republik (1871 – 1923)“, „Wirtschaftsdiplomatie im Kal-
ten Krieg. Die Ostpolitik der westdeutschen Industrie“ (2004).

   Donnerstag, 14. März 2019, 19:00 Uhr
   Jena, Stadtmuseum, Markt 7

Weitere Informationen gibt Referat 1.

                                                                 19
Annette Leo

     Das Kind auf der Liste. Die Geschichte von
     Willy Blum und seiner Familie

Willy Blum war sechzehn Jahre alt, als
er in Auschwitz-Birkenau ermordet
wurde, nur weil er als Sinto geboren
worden war. Über Willy Blum und seine
Familie wusste man bisher nichts. Sein
Name stand auf einer Transportliste
nach Ausschwitz. Getippt worden war
die Liste in der Häftlingsschreibstube
des KZ Buchenwald: zwei Seiten mit
den Namen von 200 Kindern und Ju-
gendlichen. Der letzte Name, „Zweig,
St.“ ist durchgestrichen. An seine Stelle
wurde „Blum, Willy“ hinzugeschrieben.
Der dreijährige Stefan Jerzy Zweig ver-
blieb im KZ Buchenwald und überlebte.
Seine Geschichte bildete später die
Vorlage für den Erfolgsroman von Bruno
Apitz „Nackt unter Wölfen“. Zwar löste
die Liste mit den ausgetauschten Na-
men kontroverse Debatten aus, doch über Willy Blum und seine Familie
wusste man bislang nichts.
Willy Blum wurde 1928 als das siebte Kind von Aloys und Toni Blum in
Rübeland im Harz geboren. Er wuchs auf in einer Sinti-Familie, die mit
einer Marionettenbühne durch das Land zog und in Gasthöfen und
Gemeindesälen ihre Vorstellungen präsentierte. Das Buch erzählt von
dieser mittlerweile versunkenen Welt der Wandermarionettentheater,
sie handelt von Diskriminierung und Ausgrenzung, mit denen die Ange-
hörigen der Minderheit seit Jahrhunderten gewohnt waren umzugehen.
Bis schließlich der mörderische Rassismus der Nationalsozialisten ihre
Existenz aufs äußerste bedrohte. Annette Leo erzählt die Geschichte der
Familie Blum und zugleich auch die Geschichte des Verschweigens einer
Opfergruppe in der Nachkriegszeit: die der Sinti und Roma.
Dr. Annette Leo, Historikerin und Publizistin, lebt in Berlin. Veröffentli-
chungen u.a.: „Vielstimmiges Schweigen. Neue Studien zum DDR-Anti-
faschismus“ (Hg. mit Peter Reif-Spirek, 2001), „Leben als Balance-Akt.
Wolfgang Steinitz – Wissenschaftler, Jude, Kommunist“ (2005), „Erwin
Strittmatter. Die Biographie“ (2012).
     Dienstag, 19. März 2019, 19:00 Uhr
     Weimar, Deutsches Nationaltheater, Theaterplatz 2
     Mittwoch, 20. März 2019, 19:30 Uhr
     Gera, Stadt- und Regionalbibliothek, Puschkinplatz 7
     Donnerstag, 21. März 2019, 19:30 Uhr
     Rudolstadt, Schillerhaus, Schillerstraße 25
Weitere Informationen gibt Referat 1.

20
Bernd Polster

   Walter Gropius. Der Architekt seines
   Ruhms

Zum 100. Jahrestag der Bauhaus-
Gründung in Weimar enthüllt Bernd
Polster in einer neue Forschungen
berücksichtigenden, umfassenden
Biografie über Walter Gropius die
wahre Geschichte der Architekten-
Legende. Gropius wird heute zwei-
fellos zu den Großen der modernen
Architektur gezählt. Was aber hat
Walter Gropius wirklich gebaut?
Nicht viel. Und das ist nicht erstaun-
lich, denn nach zwei Jahren Studium
war klar, dass ihm jedes Talent zum
Architekten fehlte. Doch er gründete
ein Architekturbüro, wo andere jene
Bauten entwarfen, die heute als Iko-
nen der Moderne gelten. In seinem
Netzwerk tauchen alle Namen auf,
die in der Geschichte der Architektur
und des Designs im 20. Jahrhundert eine Rolle spielen. Wer wollte da an
seiner Bedeutung zweifeln? Bernd Polster hat Gropius’ Leben akribisch
erforscht – man wird es in Zukunft nicht mehr als Heldengeschichte,
sondern als Schelmenroman erzählen.

Die Buchvorstellung ist ein Kooperationsbeitrag der Landeszentrale zu
den Weimarer Lesarten 2019.

Bernd Polster, Jahrgang 1952, lebt als Publizist und Künstler in Bonn.
Regelmäßige Beiträge für Rundfunk und Fernsehen, zahlreiche Buchver-
öffentlichungen, u.a.: bauhaus design (2009, mit Volker Fischer und Kat-
ja Simon), Autodesign international (2010, mit Phil Patton), Und kann
man darauf auch sitzen? Wie Design funktioniert (2011). Weitere Infor-
mationen: www.berndpolster.de

   Montag, 25. März 2019, 19:00 Uhr
   Weimar, Oberlichtsaal, Bauhaus Universität

Weitere Informationen gibt Referat 4.

                                                                     21
Monika Stenzel, Ulrike Jackwerth

     He, du Glückliche! 29 Lebensgeschichten

Fast vierzig Jahre nach dem bahn-
brechenden Interview-Buch »Gu-
ten Morgen, du Schöne« von Maxie
Wander befragten die Autorinnen
Monika Stenzel und Ulrike Jackwerth
ostdeutsche Großmütter, Töchter und
Enkelinnen, wie sie heute ihr Leben
meistern, was sie glücklich macht,
was Heimat für sie bedeutet.
Wie haben sie die umwälzenden ge-
sellschaftlichen Veränderungen nach
1989 erlebt, wie sich in der »westli-
chen Realität« zurechtgefunden? Und
was bedeuten die gesellschaftlichen
und biografischen Umbrüche für die
nachfolgende Generation?
In spannenden, unterhaltsamen und
oftmals berührenden Porträts werden die Frauen und ihre Geschichten
vorgestellt, kann man Anteil nehmen an ihren Erfahrungen und Erleb-
nissen.

Monika Stenzel, geboren in Halle (Saale). Abschluss an der Hochschu-
le für Schauspielkunst »Ernst Busch«. 1981 stellte sie einen Antrag auf
Ausreise und verließ 1984 mit ihrer Familie die DDR. Seitdem lebt sie
in Berlin und arbeitete als freie Schauspielerin an verschiedenen Thea-
tern der Republik. 2012 begann sie zu schreiben. »He, du Glückliche!«
ist ihre erste Veröffentlichung.
Ulrike Jackwerth, geboren in Wiener Neustadt/Österreich. Schauspiel-
studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst »Mozar-
teum« in Salzburg. Seit 1984 lebt sie in Berlin, arbeitet als Schauspie-
lerin und Regisseurin an zahlreichen Theatern im deutschsprachigen
Raum und seit 2014 auch als Dozentin und Coach für Schauspiel.
1987 begegneten sich Ulrike Jackwerth und Monika Stenzel bei einer
gemeinsamen Produktion und arbeiteten seitdem mehrfach erfolg-
reich zusammen.

     Dienstag, 26. März 2019, 19:00 Uhr
     Gotha, Stadtbibliothek Heinrich Heine, Friedrichstraße 2-4
     Mittwoch, 27. März 2019, 18:00 Uhr
     Erfurt, Kleine Synagoge, An der Stadtmünze 4
     Donnerstag, 28. März 2019, 19:00 Uhr
     Weimar, Begegnungsstätte „LebensART am Palais“ des
     Lebenshilfe-Werks Weimar/Apolda e.V., Marktstraße 22

Weitere Informationen gibt Referat 3.
22
Lutz Lindemann, Frank Willmann

   Optimist aus Leidenschaft. Mein Leben

Lutz Lindemann gehört zu den bekann-
testen Fußballstars der DDR, er spielte
für die Nationalmannschaft und für den
FC Carl Zeiss Jena im Europapokal. Als
Juniorennationalspieler verscherzt er es
sich durch Sturheit und jugendlichen
Leichtsinn mit den Genossen und schält
während des Militärdienstes in der Ka-
serne Kartoffeln – und schafft doch das
scheinbar Unmögliche: die Rückkehr in
die DDR-Oberliga und in den internatio-
nalen Fußball. Was Lindemann aus sech-
zig Jahren Fußballleben zu berichten hat,
gewährt seltene Einblicke in die Seele
dieses Sports und seiner Protagonisten:
der Besessenen und der Besonnenen,
der Geldgeber und der Geldausgeber.
Von ihnen und von der großen Liebe zum
Fußball erzählt Lindemann uneitel und mit trockenem Humor, aufge-
schrieben von Frank Willmann.

Frank Willmann, geboren 1963 in Weimar. 1984 Ausreise nach West-
berlin. Schriftsteller, Publizist. Coach der Autorennationalmannschaft.
Zuletzt erschienen: „Mauerkrieger“ (2013) und „Kassiber aus der
Gummizelle – Geschichten vom Fußball“ (2015). Herausgeber der Rei-
he „Fußballfibel – Bibliothek des Deutschen Fußballs“. Frank Willmann
lebt in Berlin.

   Dienstag, 2. April 2019, 19:30 Uhr
   Gera, Stadt- und Regionalbibliothek, Puschkinplatz 7

   Mittwoch, 3. April 2019, 19:00 Uhr
   Greiz, Stadt- und Kreisbibliothek, Kirchplatz 4

   Mittwoch, 10. April 2019, 19:30 Uhr
   Weimar, Stadtbibliothek Gewölbekeller

   Donnerstag, 11. April 2019, 19:00 Uhr
   Hermsdorf, Stadtbibliothek, Am Alten Versuchsfeld 1

Weitere Informationen gibt Referat 4.

                                                                    23
Alexander Wendt

     Kristall. Eine Reise in die Drogenwelt
     des 21. Jahrhunderts

In der universalen Geschichte des
Drogengebrauchs erleben wir eine
grundsätzliche Wende: Der exzessi-
ve Rausch wird im 21. Jahrhundert
durch Optimierungssubstanzen ab-
gelöst, etwa durch Crystal Meth, die
den Benutzer wacher, konzentrierter
und leistungsbereiter machen. Der
Autor blickt zurück auf die Geschich-
te der synthetischen Drogen, er
beschreibt die gescheiterte Prohibi-
tion, die Legalisierungswelle der Ge-
genwart, er spricht mit Dealern, Kon-
sumenten, Polizisten, Ärzten. Und er
zeichnet das Bild einer möglichen
Drogenzukunft, die sich schon heute
abzeichnet: die Verbindung von Op-
timierungssubstanzen mit Mensch/
Maschinen-Schnittstellen und künst-
licher Intelligenz. In Kristall stehen Beschreibung und Skepsis neben-
einander. Denn das Thema ist zu komplex für einfache Formeln.

Alexander Wendt arbeitet seit 1989 als Journalist und Autor unter an-
derem für den Stern, die Wirtschaftswoche, den Tagesspiegel und den
Focus. Als Galerist kuratierte er zwischen 2005 und 2010 zahlreiche
Ausstellungen. Er verfasste mehrere Sachbücher und literarische Tex-
te. Er lebt in München und Berlin.

     Dienstag, 2. April 2019, 19:00 Uhr
     Sonneberg, Stadtbibliothek, Bahnhofsplatz 1

     Mittwoch, 3. April 2019, 18:00 Uhr
     Nordhausen, Stadtbibliothek „Rudolf Hagelstange“, Nikolaiplatz 1

Weitere Informationen gibt Referat 3.

24
Peter Wensierski

   Fenster zur Freiheit. Die radix-blätter –
   Untergrundverlag und Druckerei der DDR-
   Opposition
Wie war das möglich? Mehr als hun-
derttausend hektografierte Seiten,
die in der DDR verbreitet wurden,
ohne dass die Stasi wusste wie. Die
illegalen „radix-blätter“ waren ein
radikales Debattenforum der pro-
gressiven politischen Kräfte in Ost-
deutschland. Von 1986 bis 1990
wurden hier sonst nicht diskutierte
Themen angepackt. Erstmals konn-
te der Autor Einblicke in private Ar-
chive der Beteiligten nehmen und
so die spannenden Hintergrund-
geschichte der „radix-Blätter“ und
ihrer Macher beschreiben.

Peter Wensierski, geb. 1954. Stu-
dium der Politik, Geschichte und
Publizistik. Ab 1979 Berichte und
Reportagen aus der DDR für den SPIEGEL und andere Zeitungen, u.a.
über die Oppositionsbewegung in der Jugend, den Kirchen, Künstler-
und Intellektuellenkreisen. Ab 1986 Fernsehjournalist der ARD, 1993
Wechsel zum SPIEGEL. Wensierski ist Autor zahlreicher Bücher, Radio-
sendungen und Dokumentarfilme.

   Mittwoch, 3. April 2019, 19:00 Uhr
   Erfurt, Kleine Synagoge, An der Stadtmünze 4

Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.

                                                                 25
Udo Sierck

     Widerspenstig, eigensinnig, unbequem:
     Die unbekannte Geschichte behinderter
     Menschen
Opfer oder Hilfsempfänger? Men-
schen mit Behinderung wird oft ver-
einfachend entweder das eine oder
das andere zugeschrieben. Wie
unterschiedlich und wie selbstbe-
stimmt jedoch viele von ihnen leb(t)
en, stellt dieses Buch in zwanzig
Kurzbiografien vor. Sie porträtieren,
vom Mittelalter bis in die Gegen-
wart, berühmte Frauen und Männer
mit körperlichen, geistigen oder
psychischen        Einschränkungen.
Ihre widerspenstige, eigensinnige
Kraft findet, so scheint es, ihren
Ursprung nicht zuletzt in den Wid-
rigkeiten ihrer Lebensumstände. So
entstehen Bilder quer zu Klischees,
die das Problem der Ausgrenzung
nicht verneinen, aber ebenso kri-
tisch die Bequemlichkeit der Opferrolle in den Blick nehmen. Dieses
Spannungsfeld bezieht der Autor auch auf Leistung und Arbeit, Sexua-
lität, Dankbarkeit, Kunst und Wahn. Damit stellt er ohne Beschönigung
das Potenzial behinderter Menschen heraus, mit Würde und Selbstbe-
wusstsein zu leben - und dabei manchmal Unvergessliches zu leisten.

Udo Sierck, geb. 1956, Dipl.-Bibliothekar, freier Autor, langjähriges
Redaktionsmitglied der „Krüppelzeitung“, Lehraufträge an der Uni
Hamburg (Disability Studies) und der Evangelischen Hochschule Darm-
stadt.

     Donnerstag, 4. April 2019, 16:00 Uhr
     Arnstadt, Rathaus, Rathaussaal, Markt 1

Weitere Informationen gibt Referat 3.

26
Christian Schüle

   In der Kampfzone. Deutschland zwischen
   Panik, Größenwahn und Selbstverzwergung

Im Jahr 2019: Statt 70 Jahre Frieden,
Wohlstand und Sicherheit zu feiern,
befindet sich die Bundesrepublik
im Ausnahmezustand. Die Ankunft
geflüchteter Migranten hat die deut-
sche Gesellschaft und Politik an-
scheinend unversöhnbar gespalten.
Gültige Übereinkünfte stehen infra-
ge, es regieren Gefühle, Stimmungen
und neuartige Erlösungsverspre-
chen. Instinktpolitiker und Ideologen
bedienen Hysterie und Hypermoral,
Deutschland zwischen Panik, Grö-
ßenwahn und Selbstverzwergung.
Mit dem Blick des politischen Philo-
sophen durchdringt Christian Schüle
die typisch deutschen Muster, die
der neuen Erregungsspirale zugrunde
liegen und klärt auf, wie und warum
es so weit kommen konnte. »In der Kampfzone« ist kein Bocksgesang,
sondern ein provozierend-anregender Aufruf zu Vernunft, Einigkeit und
Recht und Freiheit. Höchste Zeit für engagierten Widerspruch.

Christian Schüle, Jahrgang 1970, geboren in Friedrichshafen am Bo-
densee, Studium der Philosophie, Soziologie und Politischen Wissen-
schaft in München und Wien, war fünf Jahre Redakteur und Autor im
Dossier der Wochenzeitung Die Zeit und kündigte mit Mitte 30 aus frei-
en Stücken, um mehr Eigenzeit zu haben und den Alltag nach seinen
Bedürfnissen zu strukturieren. Der Härte des freien Marktes trotzend,
arbeitet er bis heute erfolgreich als Schriftsteller und Essayist sowie als
Publizist für Zeitungen, Magazine und den ARD-Hörfunk. Seine Texte
wurden mehrfach ausgezeichnet, und seine Bücher befassen sich mit
Deutschland, dem Gesellschaftsvertrag der Republik, der Kultur von
Menschen- und Todeswürde und der Suche nach Gerechtigkeit. Seit
April 2015 lehrt er im Fachbereich Kulturwissenschaft an der Universi-
tät der Künste in Berlin.

   Donnerstag, 11. April 2019, 19:00 Uhr
   Ilmenau, Universitätsbibliothek Ilmenau,
   Langewiesener Straße 37

Weitere Informationen gibt Referat 3.

                                                                       27
Tanja Brandes, Markus Decker

     Ostfrauen verändern die Republik

Wohin man auch hört, immer wieder
erklingt das Hohelied auf die ostdeut-
schen Frauen. Sie seien berufsmobiler,
risikobereiter und aufstiegsorientierter
als die Männer. Ostfrauen sind häufiger
berufstätig als Westfrauen und kehren
nach der Geburt eines Kindes früher auf
Vollzeitstellen zurück. Die Ostfrauen ha-
ben dem vereinten Deutschland ihren
Stempel aufgedrückt. Aber warum ist
das so?
Tanja Brandes und Markus Decker be-
trachten vor allem die letzten drei Jahr-
zehnte, werfen aber auch einen Blick
zurück in die Zeit vor 1989 – auf die
Chancen, die Frauen bekamen, ebenso
wie auf den Zwang, am Erwerbsleben
teilzunehmen, und die Doppelbela-
stung. Portraitiert werden Politikerinnen und Unternehmerinnen,
Wissenschaftlerinnen und Journalistinnen, eine ehemalige Leistungs-
sportlerin. Dabei arbeiten Brandes und Decker heraus, worin das posi-
tive Erbe der DDR besteht, ohne das System zu idealisieren. Und liefern
überraschende neue Erkenntnisse. Unter den Portraitierten sind Katrin
Göring-Eckardt, Sandra Hüller, Katja Kipping, Manuela Schwesig, An-
gela Merkel, Katarina Witt, Sabine Rennefanz u.v.a.

Tanja Brandes, Redakteurin im Ressort News. Wieder-Berlinerin nach
Stationen bei der Haaretz in Tel Aviv, beim Kölner Stadt-Anzeiger und
beim Bonner General-Anzeiger. Schreibt über Flüchtlingspolitik, Um-
welt, Soziales, Kulturelles
Markus Decker, Studium der Politikwissenschaft, Soziologie und Ro-
manistik in Münster und Marburg, ab 1994 Redakteur in der Luther-
stadt Wittenberg und Halle, seit 2001 Berliner Parlamentskorrespon-
dent für die Mitteldeutsche Zeitung und den Kölner Stadtanzeiger, ab
2012 auch für die Berliner Zeitung und die Frankfurter Rundschau, seit
2018 beim Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). 2006 erhielt Mar-
kus Decker den Journalistenpreis Münsterland für einen autobiografi-
schen Text über seine Heimatstadt.

     Donnerstag, 11. April 2019, 19:30 Uhr
     Erfurt, Kleine Synagoge, An der Stadtmünze 4
     Donnerstag, 9. Mai 2019, 19:30 Uhr
     Rudolstadt, Stadtbibliothek, Schulplatz 13

Weitere Informationen gibt Referat 3.
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