Edition Nautilus Frühjahr 2019

Die Seite wird erstellt Raik Fink
 
WEITER LESEN
Edition Nautilus Frühjahr 2019
Edition
Nautilus
  Frühjahr
      2019
Edition Nautilus Frühjahr 2019
+++ Aktuell im Gespräch +++

100. Jahrestag der Ermordung von Rosa Luxemburg
                           und Karl Liebknecht am 15. Januar 2019
                                 Jetzt wieder lieferbar:

                                 Das Standardwerk über eine
                                 der großen Tragödien des
                                 20. Jahrhunderts – kaum ein
                                 anderer politischer Mord
                                 veränderte so stark das poli-
                                 tische Klima in Deutschland.

                                 Klaus Gietinger
                                 EINE LEICHE IM LANDWEHRKANAL. Die Ermordung Rosa Luxemburgs
                                 2., neu durchgesehene, überarbeitete Ausgabe September 2018
                                 mit einem aktuellen Vorwort des Autors
                                 Broschur · 192 Seiten · 70 S-W-Abbildungen · ISBN 978-3-96054-096-0 · € (D) 16,00

Jérôme Leroy in der Presse und auf Lesereise:
                                  Krimibestenliste Oktober und November 2018

    »Ein rätselhaftes, manchmal gar zauberisches, sanft melancholisches Buch,
        das hin und wieder knallharte Gewalt schildert, ganz beiläufig und cool.«
                                     Thomas Wörtche, Deutschlandfunk Kultur

       »Ein Endzeit-Thriller, der mit unseren täglich von den Medien befeuerten
 Ängsten spielt. Hellsichtig rechnet Jérôme Leroy das theoretisch Mögliche zum
               Untergangsszenario hoch. Zutiefst beunruhigend, ja verstörend.«
                                          Christoph Vormweg, Deutschlandfunk

»Jérôme Leroy hat ein Händchen dafür, politische Realität in äußerst spannende
     Prosa zu packen. Mit Die Verdunkelten legt er nun ein Buch vor, das nichts
            weniger als den Zusammenbruch des Kapitalismus in Szene setzt.
                         Ein großartiger Roman.« Florian Schmid, der Freitag

Lesereise:
                                                                                     Jérôme Leroy
17. März Stuttgarter Kriminächte                                                     DIE VERDUNKELTEN
20. März Köln, Buchhandlung Goltsteinstraße                                          Klappenbroschur · 224 Seiten
23. März Leipzig, Frankophone Kriminacht                                             ISBN 978-3-96054-083-0
Weitere Termine in Planung                                                           € (D) 18,00
Edition Nautilus Frühjahr 2019
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen
                 im Buchhandel und in den Medien,

das Jahr 2018 begann für uns mit einer ganzen Reihe von Preisen für unsere Au-                                                     BE LLE TRISTI K
torinnen und Autoren. Im Herbst waren wir dann selber dran und freuen uns
sehr über die Auszeichnung mit dem Karl-Heinz-Zillmer-Verlegerpreis für                                        INTERVIEW mit Jakuta Alikavazovic ............. 4/5
»besonders mutige und weitreichende Entscheidungen und großen persön-                                          Jakuta Alikavazovic
lichen Einsatz um die Literatur«, wie es die Jury formulierte.                                                 DAS FORTSCHREITEN DER NACHT .............. 6/7

                                                                                                               Ingvar Ambjørnsen
                                                                                                               ECHO EINES FREUNDES
                                                                                                               Ein Elling-Roman ....................................... 8-11

                                                                                                               Sonja Eismann / Anna Mayrhauser (Hg.)
                                                                                                               FREIE STÜCKE
                                                                                                               Geschichten über Selbstbestimmung ....... 12/13

                                                                                                                            KRI MI NALLI TER ATUR

                                                                                                               INTERVIEW mit Jonathan Robijn ............... 14/15

                                                                                                               Jonathan Robijn
                                                                                                               KONGO BLUES. Kriminalroman ................ 16/17
V.l.n.r.: Katharina Florian, Katharina Picandet, Ilka von Bodungen, Franziska Otto, Matthias Zillmer, Isabel
Fargo Cole, Klaus Voß, Jörg Sundermeier, Katharina Bünger, Gesa Engelschall, Hanna Mittelstädt.                                           M USI K

                                                                                                               Moddi
All das wäre ohne Ihre Unterstützung nicht möglich gewesen, daher tragen wir                                   VERBOTENE LIEDER
unseren Dank weiter an Sie – und präsentieren umso stolzer unser Frühjahrs-                                    10 Geschichten von 5 Kontinenten ............ 18/19
programm 2019:
                                                                                                                      NAU TI LUS F LUG SC HRIF TEN
Jakuta Alikavazovic aus Frankreich erzählt eine betörende Geschichte von Lie-
be, Krieg und Angst. Ingvar Ambjørnsen lässt uns, pünktlich zum Frankfurter                                    Timo Daum
Messegastland Norwegen, endlich wissen, wie es mit seinem legendären Helden                                    DIE KÜNSTLICHE INTELLIGENZ
                                                                                                               DES KAPITALS .......................................... 20/21
Elling weitergeht. Jonathan Robijn hat einen Kriminalroman über die »Kinder
der Sünde« aus dem Kongo verfasst, die am Ende der Kolonialherrscha Bel-                                      Julia Fritzsche
                                                                                                               TIEFROT UND RADIKAL BUNT .................. 22/23
giens ihren Familien entrissen wurden. Sonja Eismann und Anna Mayrhauser
vom Missy Magazine versammeln in Freie Stücke Geschichten über Selbstbe-                                                     KU NST UND P OE SIE
stimmung, Gewalt und Macht. Ebenfalls aus Norwegen kommt der Singer-
                                                                                                               Eugénie Paultre
Songwriter Moddi, der auf der Suche nach ungehörten Geschichten über ver-
                                                                                                               RÄNDER ......................................................... 24
botene und zensierte Lieder um die ganze Welt gereist ist. Timo Daum klärt
technische, politische und soziale Fragen rund um Künstliche Intelligenz. Julia                                      UN V ERZIC HT BAR E BAC KL IST
Fritzsche plädiert für eine tiefrote und radikal bunte neue linke Erzählung, für
                                                                                                               Verzeichnis lieferbarer Titel (Auswahl) .... 25-27
die sie inspirierende Entwürfe aufgespürt hat.
                                                                                                               Adressen ........................................................ 28
Kommen Sie mit auf große Reise, wir wünschen viel Vergnügen beim Ent-
decken!
In diesem Sinne, mit besten Grüßen aus dem U-Boot,
die Crew der Edition Nautilus

Der Verlag, das sind:                                                                                                                      Wir unterstützen die Arbeit
Katharina Picandet Lektorat / Programm / Lizenzen                                                                                          der Kurt-Wolff-Stiftung zur
Katharina Florian Presse · Katharina Bünger Vertrieb                                                                                       Förderung einer vielfältigen
Franziska Otto Veranstaltungen / Presse · Klaus Voß Herstellung                                                                            Verlags- und Literaturszene:
                                                                                                                                           www.kurt-wolff-stiftung.de
Maja Bechert Covergestaltung
Edition Nautilus Frühjahr 2019
Foto © Maia Flore

4
Edition Nautilus Frühjahr 2019
Jakuta Alikavazovic über ihren Roman Das Fortschreiten der Nacht:
                              »Eine Liebesgeschichte zu schreiben bedeutet auch,
die Geschichte der Welt zu schreiben, in der diese Liebe stattfindet.«

                     Katharina Picandet: Ihr Roman ist in             Vielleicht. Vielleicht kommt das aber auch von viel weiter
                     erster Linie eine Liebesgeschichte zwi-          her. Von seiner bescheidenen Herkunft, seinem Vater, der
                     schen Paul und Amélia. Gleichzeitig ist          ein Land verlassen hat, von dem er ihm nie erzählt, von dem
                     es eine Geschichte über Krieg (den Jugo-         er Paul nie etwas beigebracht hat. Der ihn Paul genannt hat,
                     slawien-Krieg), über Angst, über die Su-         als ob ein Vorname, der banalste französische Vorname
                     che nach Sicherheit und über die moder-          überhaupt, ihn schützen könnte. Wovor? Die Welt ist voller
                     ne Stadt. Wie sind Sie zu diesem ema,           Gefahren, realer und imaginärer.
                     diesen emen gekommen?
                                                                      Amélia bricht nach Sarajevo auf, um die Stadt zu sehen, in
Jakuta Alikavazovic: Ich war in Rom, in der Villa Medici,             der ihre Mutter starb, als sie versuchte, durch Poesie einen
und ich wollte eigentlich schreiben, aber ich kam nicht               Krieg zu verhindern – ein fast verrücktes Unterfangen. Ist
wirklich dazu. Dann rief eines Tages mein französischer               Amélias Suche genauso verrückt? Wurde die Verrücktheit von
Verleger an und fragte, woran ich denn arbeitete, und ich             Generation zu Generation weitergegeben?
antwortete: »Ich schreibe eine Liebesgeschichte.« Ich
glaubte, das wäre sehr einfach. Aber es war alles andere als          Amélia folgt demselben Schicksal wie ihre Mutter. Sie
einfach! Eine Liebesgeschichte zu schreiben bedeutet                  erlebt es wieder, und weil die Epoche heute anders ist, die
auch, die Geschichte der Welt zu schreiben, in der diese              Poesie und auch der Krieg, erlebt sie es auf andere Weise.
Liebe stattfindet … oder eben nicht. Mit anderen Worten,               Sie folgt einem Idealismus, der ohne Zweifel ein bisschen
Das Fortschreiten der Nacht ist ein Roman, den man so vor-            verrückt ist, ja. Aber wir sagen so oft, dass Frauen wahn-
stellen könnte: Ein Junge verliebt sich in ein Mädchen, das           sinnig sind! Das sagt fast nichts. Man muss schon genauer
sich in die Welt verliebt, und beide werden darunter leiden.          sein: Amélia beschreibt ihren »Wahnsinn« sehr genau,
                                                                      wenn sie sagt: »Ist das Böse, das ich überall sehe, in der
Paul und Amélia kommen nicht aus dem gleichen sozialen                Welt oder in meinen Augen?« Der Wahnsinn der einen wie
Milieu und sind zwei sehr unterschiedliche Charaktere.                der anderen ist die Unfähigkeit, die Augen zu verschließen
Außer, dass beide ohne Mutter aufgewachsen sind, haben sie            und blind zu sein für das Böse. Eine extreme Form der
nichts gemeinsam. Auch ihre Liebe ist asymmetrisch: Paul              Klarsicht.
liebt Amélia stetig, akzeptiert sie, so wie sie ist, bewundert sie.
Aber Amélia erwidert seine Liebe nicht immer, zumindest               Paul zieht Louise, seine und Amélias Tochter, alleine auf. Wie
nicht in vergleichbarer Weise.                                        es sich auch schon sein Vater für ihn gewünscht hatte, will er,
                                                                      dass ihr nie etwas Böses widerfährt, und geht dafür sehr weit.
Diese Liebe mit Unterbrechungen, sei sie auch asymme-                 Er wird geradezu besessen vom Sicherheitsgedanken, obwohl
trisch und manchmal unglücklich, entspricht dem Bild der              er doch am besten wissen müsste, dass es keine absolute
heutigen Zeit: alles ist in Stücke zerteilt, alles ist unver-         Sicherheit gibt.
bunden. Dabei ist ihre Liebe die einzige Konstante in einer
Welt im ewigen Wandel. Ohne dass die Figuren es ahnen,                Genau! Louise steht vor der Frage der Freiheit. Ehrlich
spannt ihre Verbindung einen Bogen über eine unsichere                gesagt wollte ich hier, in einer technisch und thematisch
Zeit, in der der Boden unter ihren Füßen verloren zu gehen            sehr zeitgenössischen Welt, die besondere Stimmung
droht. Und dann verlieben wir uns natürlich immer in die,             gewisser Märchen erzeugen – Sie wissen schon, ein Vater
die uns am wenigsten ähneln. Und diese Liebe eröffnet                 liebt sein einziges Kind, aber es gibt einen Fluch, eine
einen ganz bestimmten Raum, den des Romans.                           dräuende Gefahr, er tut alles, um sie zu schützen, aber
                                                                      fatalerweise (auch ironischer- und tragischerweise) tritt das
Nach ungefähr einem Drittel des Romans verschwindet Amé-              Unheil trotzdem ein, natürlich anders, als man es sich
lia. Sie verlässt Paul, der alleine zurückbleibt. Sehr allein,        vorgestellt hatte.
denn für Amélia hat er fast alles aufgegeben. Kommt daher
seine fixe Idee, der Wunsch, immer in Sicherheit zu sein?

5
Edition Nautilus Frühjahr 2019
»Jakuta Alikavazovic streift tausend Themen auf einmal,
in einer Erzählung auf der Rasierklinge, Funken schlagend,
                              waghalsig, fesselnd und voller Geheimnis.« Télérama

Leseprobe Sie liebten sich. Das jedenfalls hätte Paul gesagt, das sagte er, er, der nicht
mit Geschichten groß geworden war. Bei ihm zu Hause wurde nicht gelesen, und so war
er von Romanen verschont geblieben und von dem, was Romane mit jungen Seelen auf
der Suche nach Selbsterkenntnis anstellen. Er hatte durchaus Vorstellungskraft und
Sinn für andere Wirklichkeiten, aber sein Denken in dieser Hinsicht war eben unbe-
dacht, wild, machtvoll; er fügte die Dinge nicht zu einer großen Erzählung zusammen,
und deswegen war er mit seinen zwanzig Jahren Amélia Dehr ebenbürtig oder fühlte
sich Amélia Dehr ebenbürtig. Ihre Territorien waren unergründlich. Sie versteckte sich
natürlich hinter ihrer romanhaften Aura, ihrer romanhaften Ausstrahlung, sie vereinte
in sich die Genre-Klischees, die Mutter tot, der Vater weg, und Geld, all das Geld, das in
Büchern oft das wahre Thema ist, ihr verstecktes Thema – Geld zwischen den Zeilen,
Geld, das fehlt, Geld, das man begehrt, und Geld, das die Wörter aufs Papier presst – das
Geld, ohne das man sie schon früher als verrückt bezeichnet hätte. Früher, oder in einem
anderen Tonfall.

»Jakuta Alikavazovic ist ein seltenes, kraftvolles und einzigartiges Talent.«
                                                                            Le Monde
»Ein virtuoser Roman, in dem das Glühen der Gefühle sich auf tiefgreifende
Reflexionen über Kunst und Literatur stürzt. Jakuta Alikavazovic ist hier auf der
Höhe ihrer Kunst.« L’Humanité

                                                                                         6
Edition Nautilus Frühjahr 2019
In Frankreich gefeiert:
                                        ein Roman über eine asymmetrische Liebe
                                                                      in Zeiten zunehmender Angst

                    Paul, Sohn eines Maurers aus der Pariser Banlieue, und
                    Amélia, Tochter eines reichen Vaters und einer Mutter, die
                    verschwand, als sie einen Krieg verhindern wollte, tanzen
                    über dreißig Jahre einen Walzer voller Ausweichschritte
                    umeinander.
                    Beide studieren Architektur – er verdient seinen Unterhalt
                    mit Nachtschichten an der Rezeption eines Hotels, das
                    Amélias Familie gehört und in dem sie lebt. Paul ist
                    fasziniert von ihr. Alles an ihr ist ein Rätsel, ihr Kommen
                    und Gehen, ihr wilder Intellekt, ihre Schönheit sowie die
                    Gerüchte, die sie umgeben. Zunächst konkurrieren sie um
                    die Gunst der Professorin Albers, doch bald entsteht ein
                    nächtliches Liebesverhältnis. Nachts können sich die
                    Parallelen ihrer beider Leben schneiden, nachts kann der
                    Raum zu ihren Gunsten neu vermessen werden.
                    Doch Amélia verschwindet, unbegreiflich für Paul. Die
                    Stadt und das Leben darin werden indessen zunehmend
                    von Angst geformt. Paul wird reich im Geschäft mit
                    schusssicheren Fenstern, geheimen Räumen und Über-
                    wachungstechnik, und die Angst wird auch vor seinem
                    eigenen Leben nicht halt machen. Schließlich erfährt er,
                    dass Amélia damals nach Sarajevo gegangen ist, um ihre
                    Mutter zu suchen. Zehn Jahre später kehrt sie zurück, und
                    eine Tochter wird geboren. Doch niemand entkommt den
                    Phantomen der eigenen Geschichte, die immer von Neuem
                    beginnt.
                    Elegant, evokativ und mit großem literarischen Feingefühl
                    erzählt Jakuta Alikavazovic von dem, was unwieder-
                    bringlich verloren ist. Und von dem, was vielleicht noch
                    gerettet werden kann.

                                              Jakuta Alikavazovic wurde 1979
                                              in Paris geboren, ihre Eltern         Jakuta Alikavazovic
                                              kamen in den 1970er Jahren aus        DAS FORTSCHREITEN DER NACHT
                                              Bosnien und Montenegro nach           Roman
                                              Frankreich. Sie unterrichtet an
                                                                                    Deutsche Erstausgabe
                                              der Sorbonne und übersetzt u.a.
                                                                                    Aus dem Französischen übersetzt von Sabine Mehnert
Foto © Maia Flore

                                              Ben Lerner ins Französische.          Originalausgabe: L'Avancée de la Nuit, Editions de l'Olivier 2017
                                              Ihr Debütroman Corps volatils         Gebunden mit Schutzumschlag · ca. 288 Seiten · ca. € (D) 22,–
                                              (2007) wurde mit dem Prix Gon-        ISBN 978-3-96054-098-4
                    court du premier roman ausgezeichnet.                           Warengruppe 1110
                    Das Fortschreiten der Nacht ist ihr vierter Roman. Er erhielt   Auch als E-Book erhältlich
                    den Prix du Zorba und den Prix Castel du Roman de la nuit       Erscheinungstermin: 4. März 2019
                    und war nominiert für den Prix Médicis und den Prix
                    Femina.
                                                                                    Plakat A3: Prolit-Bestellnummer 272 95 525
                    Lesereise in Planung:
                    15. April 2019 Literaturhaus Frankfurt

                    7
Edition Nautilus Frühjahr 2019
»Es ist an der Zeit, diesen eigenwilligen norwegischen
                    Schriftsteller ingvar ambjørnsen, der in seiner Heimat längst
                      ein Star ist, auch in Deutschland wirklich zu entdecken.«
                                        hamburger Abendblatt

                                »Ingvar Ambjørnsen ist in Norwegen
                                    so bekannt wie Henrik Ibsen.«
                                            DER SPIEGEL

                                                                                    8

Foto © Tine Poppe
Edition Nautilus Frühjahr 2019
»Ein literarisches Idiotenporträt höchsten Ranges –
     Elling ist der Fürst Myschkin der norwegischen Sozialdemokratie.«
                                                          DER SPIEGEL

Wer ist   Elling?                             »Elling ist ein liebenswerter,
                                                   tragischer und skurriler
                                           Romanheld, der Ambjørnsen zu
                                               Norwegens Nationalhelden
                                            gemacht hat.« DER SPIEGEL

                                      »Ingvar Ambjørnsen ist einer der
                      aufregendsten norwegischen Gegenwartsautoren.
           Wegen seiner Elling-Reihe genießt er Weltruhm.« DIE ZEIT

                                     Abbildungen aus dem Film »Elling« (2001), © Nordiskfilm
9
Edition Nautilus Frühjahr 2019
»Für viele der gesellschalich Randständigen in Norwegen
        ist Ambjørnsen der einzige lebende Schristeller, von dem sie je eine Zeile
            gelesen haben. Denn über sie hat er geschrieben.« DER SPIEGEL

Leseprobe Ab Drammen gab es Schienenersatzverkehr. Mit Wartezeit und Umsteigen
hatte ich nun mehr als eine Stunde Verspätung. Ich beschloss, sie anzurufen und über die
Situation zu informieren. Das kostete, aber ich sah keinen anderen Ausweg. Das endlose
Klingeln, ehe sie sich endlich meldete. Mein Herz, das schlug und schlug. Dann endlich,
zum allerersten Mal ihre etwas kratzige Stimme im Ohr.
Na gut, meinte sie. Beim lieben Gott und bei der norwegischen Eisenbahn sei eben kein
Ding unmöglich. Ein trockenes Lachen an der Grenze zum Husten. Ich sah vor mir das
Litermaß voll Wasser, das auf dem Küchentisch stand. Das zweimal pro Tag gefüllt und
geleert werden musste, denn sonst …
Und mein eigenes Lachen, das sich mit ihrem mischte. Die Nervosität, die mich plötzlich
verließ.
Ich sei jedenfalls willkommen, sagte Annelore Frimann-Claussen. Sie war keine von
der Sorte, die früh schlafen ging.

Vom selben Autor u. a. lieferbar:

AUS DEM FEUER
Gebunden · 320 Seiten
€ (D) 22,00 · ISBN 978-3-96054-012-0

DIE NACHT TRÄUMT VOM TAG
Gebunden · 274 Seiten
€ (D) 22,00 · ISBN 978-3-89401-788-0

DEN ORIDONGO HINAUF
Gebunden · 256 Seiten
€ (D) 19,90 · ISBN 978-3-89401-750-7

WEISSE NIGGER
Broschur · 370 Seiten
€ (D) 15,90 · ISBN: 978-3-89401-530-5

                                                                                      10
1 Million verkaue Elling-Bücher bei 5 Millionen Einwohnern:
                                            In Norwegen ist Ingvar Ambjørnsen längst Bestsellerautor.

                    Jetzt ist sein größter Held Elling zurück – und entdeckt Facebook …

                    Elling ist wieder da: Er ist älter geworden, inzwischen 58,
                    und macht sich auf den Weg nach Oslo, wo er bei einer
                    Witwe namens Annelore Frimann-Claussen eine Ein-
                    liegerwohnung bezieht. Bisher war er in einer betreuten
                    Wohnsituation, nun aber darf er sein Glück allein ver-
                    suchen, und er ist fest entschlossen, es zu schaffen.
                    Elling lebt sich in der neuen Umgebung ein, und er wäre ja
                    nicht Elling, wenn er sich nicht dauernd in irgendwelche
                    Phantasien hineinsteigerte (hat Annelore als Witwe
                    wirklich jedes Interesse an Sex aufgegeben, oder phantasiert
                    sie nicht doch über ihn, den in ihren Augen doch sehr
                    jungen Elling?). Irgendwann traut er sich in ein Café, deren
                    Betreibern er einen Teller schenkt, den er beim Ausräumen
                    im Schuppen gefunden hat, und sie schenken ihm im
                    Gegenzug ein Exemplar der Literaturzeitschrift, die sie
                    herausgeben. Literatur ist aber gar nicht mehr so seins, denn
                    neuerdings hat Elling einen Internetanschluss, und er hat
                    gerade erfahren, dass es Facebook gibt!
                    Nun richtet er unter dem Namen Chris Brenna (so würde
                    er gern heißen, bestimmt wäre er dann ganz anders, so ein
                    richtig lebenshungriger Draufgänger) ein Profil ein und
                    postet dazu ein Foto, das er heimlich mit dem Handy
                    von einem sehr gut aussehenden Fremden gemacht hat.
                    Dann sucht er sich Facebook-Freunde und macht sogar
                    einen eigenen Blog zum Thema Essen auf: »Der Gastro-
                    baron«. Doch nicht nur in der digitalen Welt sorgt Elling
                    für Furore …

                    Mit den Elling-Romanen Ausblick auf das Paradies (dt.
                    1995), Ententanz (1996), Blutsbrüder (1997) und Lieb
                                                                                                                                      e
                    mich morgen (2000) gelangte Ingvar Ambjørnsen zu                                                             mess
                                                                                                                           Buch       019
                    Weltruhm; die Verfilmung Elling war 2002 für den Oscar
                                                                                                                           ra nkfurt 2
                                                                                                                          F        and
                    als bester fremdsprachiger Film nominiert. Die Elling-          Ingvar Ambjørnsen                         Gastl
                                                                                                                                    egen
                    Romane wurden u.a. mit dem Brage-Preis und mit dem              ECHO EINES FREUNDES                       Norw
                    Norwegischen Buchhändlerpreis ausgezeichnet und in über         Ein Elling-Roman
                    dreißig Sprachen übersetzt.
                                                                                    Deutsche Erstausgabe
                                                                                    Aus dem Norwegischen übersetzt von Gabriele Haefs
                                             Ingvar Ambjørnsen, geboren 1956
                                                                                    Originalausgabe: Ekko av en venn, Cappelen Damm 2019
                                             in Tønsberg, Norwegens kneipen-        Gebunden mit Schutzumschlag · ca. 352 Seiten · ca. € (D) 24,–
                                             reichster Stadt, aufgewachsen in       ISBN 978-3-96054-183-7
                                             Larvik. Nichtvollendete Gärtner-       Warengruppe 1110
                                             lehre und mancherlei Jobs in           Auch als E-Book erhältlich
                                             Industrie und Psychiatrie. Erste       Erscheinungstermin: Ende April 2019
Foto © Tine Poppe

                                             Buchveröffentlichung 1981, seit-
                                             dem zahlreiche Romane. Lebt seit
                                             1985 in Hamburg.

                    11
Leseprobe Ich sehe ihn jetzt nicht an, ich sehe diesen Mann jetzt
nicht an, weil ich mir sonstwas vorstelle, warum, weiß ich jetzt nicht,
ich habe doch längst aufgehört, nach attraktiven Männern Ausschau
zu halten, oder mich zu fragen, was ich attraktiv fände, so prophylak-
tisch, aber etwas, eine Handbewegung vermutlich war es, hat mich
plötzlich angezogen, die Beschaffenheit der Hände vermutlich, ja, die
Behaarung, was weiß ich, aber jetzt bewege ich mich nicht, ich möch-
te diesen Gedanken beenden, ich habe auch keine Zeit für so einen
Unsinn, ich habe ja ein ganzes Programm zu erledigen heute, ja heute
und morgen und eigentlich auch übermorgen. Und es gibt eben so et-
was wie einen Vertrag, und diesen Vertrag bricht man nicht, man hält
sich an Verträge, ich jedenfalls möchte keinen Vertrag platzen lassen
wegen so einer Kleinigkeit, wegen so einem Körperblödsinn, den ich
mir einrede. (Kathrin Röggla, Wir explodieren nicht)

                                                                          12
Aus freien Stücken – oder doch nicht?
                                                 15 Geschichten über Macht, Gewalt und Selbstbestimmung

                          Wie kann man sich bei einer Anhörung im Asylverfahren
                          einen Rest Selbstbestimmung bewahren, wenn man sogar
                          aufs Klo nur in Begleitung darf ? Kann man sich den Ekel
                          vor »hässlichen« Körpern durch puren guten Willen ab-
                          gewöhnen? Wem gehört meine Brust? Wie gefährlich
                          kann ein Coming Out für syrische Ministerialbeamte wer-
                          den? Und wie kann ich mir sicher sein, dass jemand wirk-
                          lich Tee mit mir trinken will?
                          Ein klarer weiblicher Blick auf komplizierte sexuelle
                          und Machtdynamiken ru noch immer heige Abwehr-
                          reaktionen hervor – doch eine neue Generation schüttelt
                          jetzt die bleierne Decke auf. Herausgegeben von Redak-
                          teurinnen des Missy Magazine schreiben 15 namhae Au-
                          tor*innen über Selbstbestimmung und Sex in allen Lebens-
                          bereichen. Sie ergründen, wie erfüllende, gleichberechtigte
                          menschliche Beziehungen im 21. Jahrhundert gehen –
                          oder eben auch scheitern. Das gerät persönlich, analytisch
                          oder kritisch, provokant oder brüllend komisch, aber in je-
                          dem Fall überraschend.

                                                 Sonja Eismann   ist eine der Mitbe-
                                                 gründerinnen des Missy Magazine
                                                 und lebt mit Partner und zwei
                                                 Töchtern in Berlin. Schreibt auch
                                                 für konkret und Deutschlandfunk
                                                 Kultur. Beschäigt sich mit der
Foto © Alicia Kassebohm

                                                 Darstellung von Geschlecht in der
                                                 Populärkultur, feministischen Dis-
                                                 kursen und Modetheorie.

                                                 Anna Mayrhauser, geboren 1983 in       Sonja Eismann / Anna Mayrhauser (Hg.)
                                                 Linz, studierte Vergleichende Lite-    FREIE STÜCKE
                                                 raturwissenscha und eater-,          Geschichten über Selbstbestimmung
                                                 Film- und Medienwissenscha in
                                                                                        Originalveröffentlichung
                                                 Wien sowie Kulturjournalismus in
                                                                                        Klappenbroschur · ca. 144 Seiten · ca. € (D) 16,00
                                                 Berlin. Chefredakteurin des Missy
Foto © Patricia Bonaudo

                                                                                        ISBN 978-3-96054-185-1
                                                 Magazine, freie Journalistin und       Warengruppe 1110
                                                 Filmkritikerin in Berlin.              Erscheinungstermin: 4. März 2019

                          13
Interview mit Jonathan Robijn
         über seinen Kriminalroman Kongo Blues

                     Katharina Picandet: Kongo Blues ist        wieder in meinem Kopf auf. Zwei meiner Onkel waren
                     ein Roman über ein historisches ema,      kurz vor der Unabhängigkeit 1960 und unmittelbar da-
                     über ein historisches Verbrechen, das      nach im Kongo. Zu Hause hingen überall die für den Kon-
                     jetzt erst öffentliche Aufmerksamkeit er-   go typischen Masken und Malereien. Gewissermaßen
                     langt hat: die systematische Verschlep-    wuchs ich stärker mit der kolonialen Vergangenheit auf als
                     pung von Kindern schwarzer kongolesi-      die meisten meiner Freunde.
                     scher Frauen mit weißen Kolonialisten      Als ich nach meiner Arbeit als Arzt nach Belgien zurück-
                     zur Zeit der belgischen Kolonialherr-      kehrte, hatte ich die Ehre, einige Geschichten von Kin-
                     scha. Diese Kinder wurden ihren           dern aus Save zu hören, die heute Ende sechzig, Anfang
Eltern entrissen, wohl hauptsächlich ihren Müttern, und in      siebzig sind. Sie gründeten 2017 eine Organisation, deren
katholische Waisenhäuser gebracht. Kurz nach der Unab-          Hauptanliegen es war, öffentlichen Zugang zu den Archi-
hängigkeit des Kongo wurden sie sogar nach Europa ver-          ven durchzusetzen, der ihnen seit über fünfzig Jahren ver-
schleppt, um sie zur Adoption eizugeben. Können Sie mehr       wehrt geblieben war. Seitdem wird darüber im Senat de-
darüber erzählen?                                               battiert, die flämische Regierung sowie einige belgische
                                                                Bischöfe entschuldigten sich. Außerdem sind die Archive
Jonathan Robijn: Obwohl zur Zeit Leopolds II. – der bel-        nun zugänglich für diejenigen, die gerne mehr darüber wis-
gische König, der ab den 1870er Jahren den Kongo erober-        sen wollen, was damals mit ihnen geschehen ist.
te – Beziehungen zwischen europäischen Männern und
kongolesischen Frauen geduldet worden waren, wurden
diese ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts als unmoralisch
angesehen. Kinder aus diesen Beziehungen galten als

                                                                                                                                  Belgisch-Kongo mit Treuhandgebiet Ruanda-Urundi, nach 1919
»instabile Elemente der Gesellscha«. Sie gehörten
keiner Rasse eindeutig an, und so gab es keinen Platz für sie
in einem System, das auf Segregation beruhte. Gleichzeitig
wurden ihre Mütter als unfähig angesehen, ein Kind groß-
zuziehen, das zur Häle europäischer Abstammung war.
Aus diesen Gründen wurden einige Kinder ihren Müttern
entzogen und in katholische Waisenhäuser verfrachtet, wo
sie unter der Aufsicht von Nonnen aufwuchsen. Es gab
viele solcher Waisenhäuser, z. B. auch in Save, nahe Butare
im Süden Ruandas. Nach der Unabhängigkeit wurden die
Kinder aus vermeintlich »ethischen«, »humanistischen«
und religiösen Gründen nach Belgien »evakuiert«, wo sie
von Pflegefamilien oder Waisenhäusern aufgenommen
wurden. Der Protagonist von Kongo Blues, Morgan, war
eines von ihnen.                                                Ihr Protagonist Morgan findet Simona – die sich später als
                                                                seine Halbschwester herausstellt – am Neujahrstag 1988 di-
Wie kam es dazu, dass Sie über dieses ema schreiben woll-      rekt vor seiner Haustür. Morgan muss Mitte der 1950er ge-
ten? Lief die Debatte in Belgien schon, als Sie mit dem         boren sein, er ist um die dreißig, als sie sich begegnen. Wieso
Roman begannen? Oder kam sie erst während Ihres Schreib-        spielt die Geschichte genau zu dieser Zeit?
prozesses auf ?
                                                                Ich fand, die 80er wären genau der richtige zeitliche Kon-
Ich glaube, die Zeit war reif, um darüber zu schreiben. Als     text für diese Geschichte. Es waren trostlose Jahre: der Kal-
ich 2007 für Ärzte ohne Grenzen in Burundi arbeitete, er-       te Krieg, das Ende der Ideologien, Punk, Jazz, es gab viel
fuhr ich zum ersten Mal von dem Waisenhaus in Save. Das         Unsicherheit und relativ wenige Menschen aus anderen
ist über zehn Jahre her, aber die Geschichte tauchte immer      Kulturen. Für die Kinder von Save waren die Archive ver-

                                                                                                                                  14
»Die Existenz dieser Kinder bleibt
        in Familien mit kolonialer Vergangenheit
ein Thema, über das geschwiegen wird.«
schlossen. Manche kamen damit klar, sie beendeten ihr
Studium, fanden eine Arbeit und gründeten eine Familie.
Andere hatten weniger Glück. Kongo Blues ist vor allem ei-
ne Geschichte über die Suche nach Identität. Manche ver-
suchten aktiv herauszufinden, woher sie kamen, für andere
war die Vergangenheit ein abgeschlossenes Kapitel, etwas,
worüber sie nichts mehr hören wollten. Morgan stellt sich
zwischen beide Positionen: Er akzeptiert, dass er nie erfah-
ren wird, wer seine Eltern waren, und versucht, das Beste
daraus zu machen – bis er Simona tri. Durch diesen
Bruch in seinem eintönigen Leben kann er einen Blick auf
seine Vergangenheit wagen.

Simona kommt mit einer großen Menge Geld zu Morgan,
das sie ihm geben will, als seinen Anteil am Erbe. Sie gibt
aber nicht preis, was sie über ihn weiß. Sie ist großzügig, lädt
ihn ein, gibt eine Menge Geld für ihn aus – aber sie gibt ihm
trotzdem nicht seinen Anteil, sodass er selbst entscheiden
könnte, was er damit machen will. Sie wollte versuchen, die
Vergangenheit irgendwie wiedergutzumachen, aber dann
ändert sie doch ihre Meinung …

Simona möchte Morgan als ihren Bruder akzeptieren, aber
gleichzeitig befindet sie sich in einem Konflikt mit sich
selbst, mit ihrem Vater, der im Sterben liegt und dem sie
treu bleiben will, und mit ihrem Bruder, der scheinbar in
illegale Geschäe verwickelt ist. Wenn sie Morgan sieht,
denkt sie daran, was ihm widerfahren ist, aber gleichzeitig
hört sie die Stimme ihres Vaters und ihres Bruders, die sa-
gen: »Belass es dabei. Wieso sollte man sich noch damit
beschäigen, es ist schon so viele Jahre her!« Sie versucht,                                                                       Foto © Irwan Droog
einen Mittelweg zu finden, was selten die beste Lösung
ist.                                                               Geliebte, wollten aber keine Verantwortung für die Kinder
Vielleicht versteht sie aber auch, dass es zynisch wäre, Mor-      aus dieser Beziehung übernehmen. Die Frage der Erb-
gan dieses Blutgeld zu geben. Gewissermaßen war alles              ansprüche war einer der Gründe, warum die Archive für
Geld, was zu jener Zeit verdient wurde, Blutgeld – das gan-        die Kinder von Save so lange Zeit unzugänglich waren.
ze Wirtschassystem grenzte an Sklaverei. Vielleicht soll          Im Gegensatz zu Simona, die sich nicht sicher ist, was zu
die Zeit, die sie mit Morgan verbringt, ihr Gewissen beru-         tun ist, ist Walter fest davon überzeugt, dass besser alles
higen. Oder ihre Neugierde befriedigen.                            so bleiben sollte, wie es ist. Vielleicht braucht er das Geld
                                                                   für seine Geschäe, vielleicht findet er, Morgan hat kein
Walter, Simonas Bruder, will Morgan seinen Anteil nicht ge-        Recht auf das Erbe des Vaters, aber noch wahrscheinlicher
ben. Aus Eifersucht? Oder reiner Gier?                             will er einfach nicht, dass eine Person, zu der er keinerlei
                                                                   emotionale Bindung hat, vergessene Dinge hochkommen
Viele europäische Männer hatten nicht nur eine schwarze            lässt. Die Existenz von kongolesischen Halbgeschwistern
Geliebte, sondern auch eine europäische Ehefrau, mit               bleibt in Familien mit kolonialer Vergangenheit ein e-
der sie Kinder hatten. Diese Frauen akzeptierten o die            ma, über das geschwiegen wird.

15
Ein melancholischer Jazzmusiker
         tri am Neujahrsmorgen auf eine geheimnisvolle junge Frau –
                                              eine folgenschwere Begegnung …

 Leseprobe
 Das Erste, was sie sagte, war:
 »Spiel mal was«, und sie wies auf das
 Klavier, das neben dem Ständer mit den
 Schallplatten stand. Ihre Stimme passte zum
 Ausdruck in ihrem Gesicht, sie war
 forsch, aber auch warm, sanft, fast schon lieb.
 Er setzte sich ans Klavier und begann, ein Stück von Thelonious Monk zu spielen,
 ruhiger Jazz, die ideale Musik, um das neue Jahr einzuleiten. Er hatte dieselbe Nummer
 gestern am Silvesterabend gespielt, und der Beifall war so groß gewesen, dass er sie nach
 dem Jahreswechsel – es war da wohl schon drei Uhr morgens – noch einmal spielen
 musste. Sie stand auf und setzte sich zu ihm an den Tisch. Als die letzte Note verklungen
 war, zog sie die Tasse mit einer wehmütigen Bewegung wieder zu sich heran, nahm die
 Kaffeekanne und schenkte sich ein. Einen Augenblick lang blieben ihre Augen an
 Morgans Händen hängen, als wäre sie fasziniert vom Anblick seiner schwarzen Finger
 auf den elfenbeinernen Tasten. Sie erzählte nicht viel an diesem Morgen, nur dass sie
 Simona hieß.

                                                                                        16
»Mit leiser Traurigkeit und fesselnder Empathie führt uns
                                     Kongo Blues direkt in das schmerzvolle Innere des Kolonialismus.«
                                                                                    Francesca Melandri

                     Morgan ist Jazzpianist und verdient sein Geld mit
                     gelegentlichen Konzerten in Brüsseler Bars. An seine
                     Kindheit in den Tropen kann er sich kaum erinnern.
                     Als er am ersten Tag des Jahres 1988 von einem Silvester-
                     konzert nach Hause kommt, findet er eine elegante junge
                     Frau im schwarzen Abendkleid schlafend in der Nähe seines
                     Hauses liegen. Sie würde erfrieren, wenn er sie liegenließe,
                     also denkt er nicht lange nach und trägt sie vorsichtig in
                     seine Wohnung. Sie schläft tief und fest, und als er sie
                     vorsichtig ablegt, fällt ein Umschlag mit einer Million
                     Belgischer Franken aus ihrer Tasche.
                     Als sie am nächsten Morgen zu sich kommt, verrät sie nicht,
                     wer sie ist. Sie geht, aber sie kommt wieder und zieht mit
                     zwei Koffern bei ihm ein, angeblich, weil in Brüssel alle
                     Hotels ausgebucht sind. Ist ihr Zusammentreffen
                     womöglich gar nicht so zufällig, wie es schien? Morgan
                     beginnt, Erkundigungen über Simona einzuholen …

                     Hintergrund des Romans ist das Schicksal der Kinder
                     weißer Kolonialisten mit schwarzen Frauen, die während
                     der belgischen Kolonialherrschaft systematisch ihren
                     Müttern weggenommen und in katholische Waisenhäuser
                     verbracht wurden. Kurz vor der Unabhängigkeit des Kongo
                     1960 wurden diese Kinder nach Belgien »evakuiert« und
                     zur Adoption vermittelt. Ihre Familien sahen sie nie
                     wieder – genau wie Morgan.
                     Erst 2017 kam es im belgischen Parlament zu einer
                     Anhörung noch lebender Opfer und zu einer öffentlichen
                     Debatte.

                                               Jonathan Robijn, geboren 1970
                                               in Gent, studierte Soziologie        Jonathan Robijn
                                               und Psychologie und arbeitete für    KONGO BLUES
                                               Ärzte ohne Grenzen, er schreibt      Kriminalroman
                                               Kurzgeschichten und Romane;
                                                                                    Aus dem Flämischen übersetzt von Jan-Frederik Bandel
                                               sein Debüt De stad en de tijd war
                                                                                    Originalausgabe: Congo Blues, Uitgeverij Cossee 2017
                                               2013 für den Gouden Boukenuil
Foto © Irwan Droog

                                                                                    Klappenbroschur · ca. 192 Seiten · ca € (D) 18,00
                                               nominiert. Kongo Blues ist sein      ISBN 978-3-96054-186-8
                                               erster Roman, der auf Deutsch        Warengruppe 1121
                                               erscheint.                           Auch als E-Book erhältlich
                                                                                    Erscheinungstermin: 4. März 2019

                     17
Leseprobe Eigentlich kann ich Studioarbeit nicht ausstehen. Die Tage ziehen sich
ins Unendliche und meine Finger fangen lange vor dem Mittagessen an zu bluten.
Alleine in einem schallgedämpften Raum zu sitzen und zu singen löst in mir
Assoziationen aus; ich fühle mich wie in einem Irrenhaus, in dem ich gezwungen bin,
mich mit Gedanken auseinanderzusetzen, die mich schon längst hätten verlassen sollen.
Ex-Freundinnen, Heimweh, Wut, Zweifel, Scham. Ein halber Tag vor dem Mikrofon ist
schon genug, um dunkle Gedanken einer ganzen Lebenszeit hervorzurufen.
Doch dieses Mal ist es anders. Jetzt singe ich die Texte Anderer, Worte, die lang und weit
gereist sind, und die mich an die Orte ihres Ursprungs mitnehmen, sobald ich die Augen
schließe. Sie haben Meere und Landesgrenzen überquert und fühlen sich trotzdem so an,
als hätten sie nichts von ihrer Energie verloren. Alles fällt mir so viel leichter. Es fühlt sich
beinahe so an, als würden die Songs sich selbst einspielen. Die Botschaften und die
Geschichten hinter den Liedern sind so stark, dass ich mich noch eine Spur mehr
verausgabe, noch weiter gehe, noch lauter singe.
Warum werden Lieder verboten oder zensiert?
                                Der norwegische Musiker Moddi macht sich auf die Suche –
                                                               und auf eine Reise über fünf Kontinente

                       Warum werden immer wieder Lieder verboten? Im Laufe
                       der Jahrhunderte haben Tausende von Musikern Zensur,
                       Verfolgung und gewalttätige Unterdrückung erlebt. Oft
                       bleiben ihre Geschichten unerzählt. Wer waren sie? Wer
                       sind sie? Was können wir von ihnen lernen?
                       Nachdem er aufgrund einer Einladung nach Israel gewisser-
                       maßen zwischen die Fronten des Nahostkonflikts geraten
                       war, machte sich der norwegische Musiker Moddi auf die
                       Suche nach verbotenen Liedern in der ganzen Welt, trug
                       auf fünf Kontinenten Songs zusammen und besuchte Mu-
                       siker und Zeitzeugen, um die Lieder mit ihnen zusammen
                       oder mit seiner Band aufzunehmen. Als Ergebnis dieser
                       Reise in die Welt zensierter Musik gab Moddi 2016 das
                       international gelobte Album Unsongs heraus, mit Klassi-
                       kern wie »Strange Fruit« von Billie Holiday und »Army
                       Dreamers« von Kate Bush; aber auch einem samischen
                       Volkslied und dem »Punk Gebet« von Pussy Riot.
                       In diesem Buch erzählt er die Geschichten hinter diesem
                       Projekt: zehn Schicksale von Gewalterfahrung und
                       Unterdrückung. Auf seinen Reisen wurde er begleitet von
                       dem Fotografen Jørgen Nordby, dessen Bilder das Buch
                       illustrieren.

                       Die verbotenen Lieder und Stationen der Reise:
                       • Norwegen/Israel – Birgitte Grimstad, Eli Geva (1982)
                       • Chile – Víctor Jara, Our Worker (1971)
                       • Mexiko – Los Tucanes de Tijuana, Parrot, Goat and
                         Rooster (1995)
                       • Sápmi/Norwegen – The Shaman and the Thief
                         (ca. 1830)
                       • Libanon – Marcel Khalife / Mahmoud Darwish,                                                             esse
                         Oh My Father, I am Joseph (1999)                                                                  Buchm 019
                                                                                                                                urt 2
                       • Israel – Izhar Ashdot, A Matter of Habit (2012)                                                  Frankf nd
                                                                                   Moddi                                     Gastla
                       • Vietnam – Viêt Khang, Where is my Vietnam? (2011)                                                          g en
                                                                                   VERBOTENE LIEDER                          Norwe
                       • England – Kate Bush, Army Dreamers (1980)
                                                                                   10 Geschichten von 5 Kontinenten
                       • Russland – Pussy Riot, Punk Prayer (2012)
                       • USA – Billie Holiday, Strange Fruit (1939)                Deutsche Erstausgabe
                                                                                   Aus dem Norwegischen übersetzt
                                                                                   von Karoline Hippe und Günther Frauenlob
                                                Moddi,  geboren 1987, ist ein
                                                                                   Originalausgabe: Forbudte Sanger, Aschehoug 2017
                                                norwegischer Musiker, Song-
                                                                                   Broschur · Großformat · mit zahlreichen Fotos
                                                schreiber, Autor und politischer
                                                                                   ca. 240 Seiten · ca. € (D) 20,00
                                                Aktivist.                          ISBN 978-3-96054-188-2
                                                www.unsongs.com
Foto © Jørgen Nordby

                                                                                   Warengruppe 1960
                                                                                   Auch als E-Book erhältlich
                                                Deutschland-Tournee im             Erscheinungstermin: 4. März 2019
                                                März 2019 in Vorbereitung!

                       19
Werden wir bald von klugen Applikationen, intelligenten Robotern,
                                    gar liebenswerten Androiden umgeben sein?

Leseprobe Vor kurzem fragte ich eine künstliche Intelligenz »Excuse me, are you
real?« Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: »Would you prefer I were
not?« Ich war beeindruckt. Was für eine witzige, von Selbstbewusstsein zeugende,
geradezu selbstironische, vielleicht einen Hauch blasierte – mit einem Wort: intelligente
– Antwort! Stellte ich diese Frage Menschen aus Fleisch und Blut, düre ich wohl mit
einfältigeren Antworten rechnen. Sind sie also doch schon da, schlaue und sympathische
digitale Wesen?

Pressestimmen zu Das Kapital sind wir:

»Eine aufschlussreiche Kritik der digitalen Weltverbesserungsrhetorik (…). Was den
Essay ausmacht und von anderen technokritischen Beiträgen abhebt, ist seine ganz-
heitliche Betrachtung dessen, wie sich digitale Arbeitsweisen in uns einschreiben und
unser Denken, Handeln und Fühlen verändern.« Anja Kümmel, ZEIT ONLINE

»Timo Daum scha es, etwas Neues und Spannendes zu den aktuellen gesellscha-
lichen Entwicklungen beizusteuern, er bereichert den linken Diskurs um die
Digitalisierung.« Christopher Wimmer, der Freitag

»Seine Vorschläge sind manchmal so originell, dass es einfach Spaß macht,
über sie nachzudenken.« Vera Linß, Deutschlandfunk Kultur

PREIS »DAS POLITISCHE BUCH 2018«
DER FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG

                                                                               Timo Daum
                                                                   DAS KAPITAL SIND WIR
                                                        Zur Kritik der digitalen Ökonomie
                                            Broschur · durchgehend illustriert · 272 Seiten
                                                    € (D) 18,00 · ISBN 978-3-96054-058-8

                                                                                              20
Oder ist Künstliche Intelligenz
                                                die wahrscheinlichste Ursache für den Dritten Weltkrieg?

                      Künstliche Intelligenz (KI) ist allgegenwärtig: Die großen
                      Internetkonzerne arbeiten fieberha an Sprachassistenten;
                      Siri, Alexa usw. scheinen das next big thing des digitalen
                      Kapitalismus zu werden. Timo Daum widmet sich Ge-
                      schichte und Gegenwart einer kontroversen Disziplin.
                      Was ist eigentlich Intelligenz, und kann das überhaupt ein
                      adäquater Begriff sein für Soware, deren Reaktionen wir
                      intuitiv für »intelligent« halten? Sind Chatbots, die ras-
                      sistische Sprüche absondern, etwa schon KI?
                      Wie »lernen« Algorithmen? Können deren Schlussfolge-
                      rungen überhaupt noch nachvollzogen werden, oder sind
                      sie zu black boxes mit eigenem Willen geworden, die nie-
                      mand mehr verstehen oder kontrollieren kann?
                      Aus den technischen Aspekten folgen politische Fragen:
                      Wem gehören die Algorithmen und Daten, die Produk-
                      tionsmittel der KI-Ökonomie? Wer kontrolliert sie? Und
                      wer kontrolliert die Kontrolleure? Wenn große private
                      Firmen mit Künstlicher Intelligenz Geld verdienen und
                      Roboter Mehrwert schaffen, was bedeutet das für die digi-
                      talkapitalistische Gesellscha? Und was, wenn ein autori-
                      tärer Staat wie China massiv in die Entwicklung der KI
                      investiert?
                      In diesem Buch geht es um technische, ökonomische,
                      politische und soziale Aspekte einer Technologie, die dabei
                      ist, nach Internet, Smartphone, Big-Data-Anwendungen
                      und Streaming zum Massenmedium und nächsten kapita-
                      listischen Markt zu werden – eine konzise linke Kritik der
                      KI auf dem aktuellen Stand der Forschung, ohne Panik-
                      mache und mit politischen Perspektiven.

                                             Timo Daum arbeitet als Hochschul-      Timo Daum
                                           lehrer in den Bereichen Online,          DIE KÜNSTLICHE INTELLIGENZ DES KAPITALS
                                           Medien und Digitale Ökonomie.            Nautilus Flugschrift
                                           Er ist studierter Physiker und ver-
                                                                                    Originalveröffentlichung
                                           fügt über zwei Jahrzehnte Berufs-
                                                                                    Broschur · ca. 192 Seiten · ca. € (D) 16,00
                                           erfahrung in der IT-Branche. Er          Mit Illustrationen von Susann Massute
                                           veranstaltet Vorträge und Seminare
Foto © Fabian Grimm

                                                                                    ISBN 978-3-96054-190-5
                                           zur Thematik des digitalen               Warengruppe 1973
                                           Kapitalismus. Sein Buch Das              Auch als E-Book erhältlich
                                           Kapital sind wir. Zur Kritik der         Erscheinungstermin: 4. März 2019
                      digitalen Ökonomie (2017) wurde mit dem Preis Das
                      politische Buch 2018 der Friedrich-Ebert-Stiftung aus-
                      gezeichnet. Timo Daum lebt in Berlin.

                      21
Leseprobe

            22
Ein selbstbewusstes Plädoyer für die neue linke Erzählung,
                                                                         die wir jetzt so dringend brauchen

                        Die Gegenwart ist bedrängend. Daraus schlagen vor allem
                        die neuen und alten Rechten Kapital – dabei hat die Linke
                        doch die viel besseren und treffenderen Geschichten zu er-
                        zählen! Julia Fritzsche trägt sie zusammen: Elemente zu ei-
                        ner verführerischen, begeisternden Erzählung, die einer-
                        seits die soziale Frage völlig neu und den Kapitalismus
                        wieder in Frage stellt, andererseits keinen Rückschritt in
                        Sachen diversity macht.
                        Anhand der großen Themen Care, Ökologie, Wohnen,
                        Migration und Queerness geht die Autorin auf Spurensu-
                        che: bei streikenden Pflegekräften, bei Indigenen in den
                        Anden, die gegen Ölförderung auf ihrem Land kämp-
                        fen, bei Stadtnetzwerken und Flüchtlingshelferinnen,
                        beim Slut Walk. Sie hat die Menschen in ihrem Alltag be-
                        gleitet und mit ihnen gemeinsam weitergesucht. Überall
                        findet sie Geschichten, die von einem anderen, besseren
                        Leben erzählen, und Menschen, die es schon umsetzen:
                        Ein Leben und Arbeiten, das an den Bedürfnissen der
                        Menschen und nicht an ihrer Verwertbarkeit ausgerichtet
                        ist. Wirkliche soziale Gerechtigkeit statt nur ein bisschen
                        Umverteilung. Klassenfrage und Minderheitenschutz zu-
                        sammengedacht, anstatt immer nur bang zu fragen, ob
                        Unisex-Toiletten schuld an Trump und Frauenquoten
                        schuld an der AfD seien.
                        Julia Fritzsche zeigt, was die verschiedenen Ansätze ge-
                        meinsam haben und wie sich alte und neue linke Ideen,
                        feministische, ökologische, soziale und migrationspoliti-
                        sche Entwürfe zu einer Erzählung zusammenführen lassen,
                        die das Potenzial hat, die Welt zu verändern.

                                                  Julia Fritzsche, geboren 1983,
                                                  ist Journalistin, sie schreibt für
                                                  den Bayerischen Rundfunk, arte,        Julia Fritzsche
                                                  analyse und kritik u. a. Sie lebt in   TIEFROT UND RADIKAL BUNT
                                                  München. Für ihr Hörfunk-              Für eine neue linke Erzählung
                                                  Feature »Stell dich nicht so an!«      Nautilus Flugschrift
Foto © Julia Schärdel

                                                  Indizien für eine Rape Culture
                                                                                         Originalveröffentlichung
                                                  (zusammen mit Laura Freisberg)
                                                                                         Broschur · ca. 160 Seiten · ca. € (D) 16,00
                                                  bekam sie den Juliane Bartel           ISBN 978-3-96054-192-9
                                                  Medienpreis 2013. Ihr Feature          Warengruppe 1973
                        »Prolls, Assis und Schmarotzer!« Warum unsere Gesellschaft       Auch als E-Book erhältlich
                        die Armen verachtet (zusammen mit Sebastian Dörfler)             Erscheinungstermin: 4. März 2019
                        wurde 2016 mit dem 2. Preis des Otto-Brenner-Preises
                        sowie mit dem Deutschen Sozialpreis ausgezeichnet. Das
                        Feature Das Pogrom von Hoyerswerda: Eine Reise in die
                        Gegenwart (ebenfalls mit Sebastian Dörfler) erhielt den
                        Pechmannpreis 2018.
                        23
»Ich mag den Wahnsinn, wenn er Mauern niederreißt.«

                                                                     Bipolarität ist eine Krankheit, die Tausende von Menschen
                                                                     betri. Auch Eugénie Paultre, Malerin und Dichterin,
                                                                     wird von diesem »Übel« heimgesucht. Doch die Über-
                                                                     zeugung, dass im Herzen dieser Erfahrung eine Wahrheit
                                                                     verborgen liegt, die mitzuteilen sie verpflichtet ist, verließ
                                                                     sie nie. Um die Früchte dieser seltsamen Krankheit zu
                                                                     sammeln, machte sie acht Jahre lang Aufzeichnungen.
                                                                     Angetrieben und gestützt von Philosophie, Dichtung und
                                                                     Malerei versuchte sie, den Botschaen, die die Ausbrüche
                                                                     des Wahnsinns offenbarten, eine Gestalt zu geben.
                                                                     Eugénie Paultre berichtet von ihren »Nächten«, die voller
                                                                     seltsamer Wesen sind, von großer Einsamkeit unter her-
                                                                     umirrenden Schatten. Das, was die Ärzte die »manische
                                                                     Krise« nennen, ist geprägt von Freude und großer Erle-
                                                                     bensintensität. Paultre betrachtet das »wilde Denken«,
                                                                     wie Levi-Strauss es nennt, als notwendig, als Ausweg aus
                                                                     dem Korsett der Ordnung und Vernun, in das diese
                                                                     rasende Welt gepresst ist.
                                                                     Mit diesen Betrachtungen leuchtet Eugénie Paultre die
                                                                     Ränder ihrer unterirdischen Seelenarchitektur aus, die
                                                                     Dynamik einer chaotischen Identität, das groteske eater
                                                                     ihres Geistes – und findet dabei: die strenge Vertikalität
                                                                     ihrer selbstgewählten Ordnung und die Farbe, den Stoff
                                                                     des Himmels in ihrem Inneren.

                                                                     Eugénie Paultre, geboren 1979 in
                                                                     Paris, studierte und promovierte
                                                                     in Philosophie und lehrte an der
                                                                     Sorbonne. Lebt als Autorin und
                                                                     Malerin in Paris. Bisher erschie-
                                                                                                                                    Foto © Altinaï Petrovitch Njegosh

                                                                     nen von ihr die Bücher L’état
Eugénie Paultre                                                      actuel des choses (2012), Hiver
RÄNDER                                                               (2013, deutsche Ausgabe Winter
Betrachtungen über Kunst und Wahnsinn                                2018), Nous verrons bien (2013)
                                                                     und En soi-même (2016).
Deutsche Erstausgabe
Aus dem Französischen von Jorinde Reznikoff
Originalausgabe: Marges, Paris 2019
Gebunden · mit ca. 12 Farbtafeln · ca. 96 Seiten · ca. € (D) 18,00
ISBN 978-3-96054-194-3
Warengruppe 1110                                                                             Von derselben Autorin lieferbar:
Erscheinungstermin: 4. März 2019

                                                                                             Eugénie Paultre
                                                                                             WINTER
                                                                                             Gebunden · 80 Seiten
                                                                                             € (D) 18,00 · ISBN 978-3-96054-077-9

                                                                                                                                24
Verzeichnis lieferbarer Titel (Auswahl)

Das komplette Programm finden Sie                                   .....   468-1 Arndt, Demonen – Zur Mythologie                    ...... 978-3-96054-089-2 Dany, MA-1.

auf www.edition-nautilus.de                                                        der Inneren Sicherheit                    12,90                  Mode und Uniform*                         16,00

Preisänderungen vorbehalten. Stand: 27. November 2018               .....   467-4 Bandel/Hempel/Janßen, Palette revisited.           .....   784-2 Dany, Morgen werde ich Idiot. Kybernetik

Alle Preise in € (D). Wenn nicht anders angegeben,                                 Eine Kneipe und ein Roman                 16,90                  und Kontrollgesellschaft*                 12,00

gilt die ISBN-Stammnummer 978-3-89401-                              .....   811-5 Bernstein, Alle Pferde des Königs.                 .....   569-5 Dany, Speed. Eine Gesellschaft auf Droge* 16,00

Mit * gekennzeichnete Titel sind auch als E-Book erhältlich                        Roman*                                    19,90   .....   978-3-96054-058-8 Daum, Das Kapital sind wir.

                                                                    .....   825-2 Boeing, Von Wegen. Überlegungen                                   Zur Kritik der digitalen Ökonomie*        18,00

ALLGEMEINES PROGRAMM                                                               zur freien Stadt der Zukunft*             14,90   ..... 978-3-96054-190-5 Daum, Die Künstliche

...... 978-3-96054-033-5 Achenbach, Ein Krokodil                    .....   747-7 Boeing, Alles auf null*                    12,00                  Intelligenz des Kapitals*                 16,00

               für Zagreb. Roman*                          19,90    .....   728-6 Brack, Blutsonntag. Krimi*                 13,90   .....   337-0 Dobler, Auf des Toten Mannes Kiste.

...... 978-3-96054-091-5 Adloff, Politik der Gabe.                  .....   813-9 Brack, Die drei Leben des Feng Yun-Fat.                           »Get Country & Rhythm!«                   13,80

               Für ein anderes Zusammenleben*              19,90                   Krimi*                                    14,90   .....   226-7 Dobler, Bierherz. Flüssige Prosa           10,80

.....   450-6 Adnan, Die Sonne zergeht auf der Zunge       14,90    .....   408-7 Brack, Lenina kämpft. Krimi*               12,90   .....   190-1 Dobler, Tollwut. Roman             empf. LP 12,80

.....   978-3-96054-022-9 Adnan, Nacht                     20,00    .....   540-4 Brack, Schneewittchens Sarg. Krimi*        12,90   .....   380-6 Durán de Huerta, Yo Marcos                 10,00

.....   572-5 Adnan, Reise zum Mount Tamalpais             20,00    .....   574-9 Brack, Und das Meer gab seine                      ..... 978-3-96054-185-1 Eismann/Mayrhauser (Hg.),

.....   554-1 Aisa u.a. (Hg.), Rebellisches Barcelona      19,90                   Toten wieder. Krimi*                      13,90                  Freie Stücke. Geschichten über

..... 978-3-96054-098-4 Alikavazovic, Das                           .....   752-1 Brack, Unter d. Schatten d. Todes.Krimi*   13,90                  Selbstbestimmung                       ca. 16,00

               Fortschreiten der Nacht. Roman*          ca. 22,00   .....   793-4 Burke, Absolute Zero Cool. Krimi*          18,00   .....   740-8 Filhol, Der Reaktor. Roman*                18,00

.....   978-3-96054-012-0 Ambjørnsen,                               .....   978-3-96054-068-7 Burke, Eight Ball Boogie.              .....   978-3-96054-055-7 Fourier,

               Aus dem Feuer. Roman*                       22,00                   Krimi*                                    18,00                  Die Freiheit in der Liebe. Ein Essay      26,00

.....   750-7 Ambjørnsen, Den Oridongo hinauf.                      .....   978-3-96054-002-1 Burke, The Big O. Krimi*       18,00   .....   763-7 Fremeaux/Jordan, Pfade durch Utopia.

               Roman*                                      19,90    .....   978-3-96054-016-8 Carter, Des einen Freud.                              Ein Buch/Film, mit DVD                    25,00

.....   195-6 Ambjørnsen, Der Mann im Schrank              12,00                   Krimi*                                    19,90   ..... 978-3-96054-192-9 Fritzsche, Tiefrot und

..... 978-3-96054-183-7 Ambjørnsen, Echo eines                      .....   812-2 Carter, Prime Cut. Krimi*                  19,90                  radikal bunt*                          ca. 16,00

               Freundes. Ein Elling-Roman               ca. 24,00   .....   564-0 Chao, Ein Zug aus Eis und Feuer.                   .....   560-2 Fuchs, Die Auswanderer. Roman              16,90

.....   421-6 Ambjørnsen, Stalins Augen. Krimi             14,90                   Mit Mano Negra durch Kolumbien            14,90   .....   721-7 Fuchs, Heimwege                            19,90

.....   788-0 Ambjørnsen, Die Nacht träumt                          .....   787-3 Christie, Meine Oma, General Franco                .....   422-3 Fuchs, Schinderhannes. Roman               14,90

               vom Tag. Roman*                             22,00                   und ich. Autobiografie                    24,90   .....   459-9 Fuchs, Stunde Null. Roman.

.....   530-5 Ambjørnsen, Weiße Nigger. Roman              15,90    .....   978-3-96054-049-6 Cole, Die grüne Grenze.                               Aktion-Sonderheft                         16,00

.....   978-3-96054-087-8 Amir, Schwein und Zeit.                                  Roman*                                    26,00   .....   434-6 Fuchs, Zikaden                             12,90

               Tiere, Politik, Revolte*                    16,00    .....   822-1 Colize, Back Up. Kriminalroman*            19,90   .....   592-3 Gietinger, Der Konterrevolutionär.

..... 566-4 Ani, Der verschwundene Gast. Krimi*             4,90    .....   814-6 Cravan, König d. verkrachten Existenzen    22,00                  Waldemar Pabst – eine deutsche

.....   978-3-96054-031-1 Aridjis, Buch der Wolken*        19,90    .....   826-9 Dany, Schneller als die Sonne*             12,90                  Karriere                                  39,90

25
Verzeichnis lieferbarer Titel (Auswahl)

.....   978-3-96054-096-0 Gietinger, Eine Leiche im              .....   978-3-96054-021-2 King, Ich bin auf dem Gipfel             .....   299-1 Mittelstädt/Rheinsberg,

               im Landwehrkanal. Die Ermordung                                  des Berges gewesen. Reden                   24,00                  Liebe Hanna, Deine Anna. Briefe über

               Rosa Luxemburgs*                          16,00   .....   978-3-96054-093-9 Komitee 17, G 20. Verkehrs-                             Liebe und Literatur                         15,80

.....   978-3-96054-075-5 Gietinger, November 1918 –                            probleme in einer Geisterstadt*             10,00   ..... 978-3-96054-188-2 Moddi, Verbotene Lieder.

               der verpasste Frühling des                        .....   978-3-96054-014-4 Kuhlbrodt, Das Modell.*          16,00                  10 Geschichten von 5 Kontinenten*        ca. 20,00

               20. Jahrhunderts*                         18,00   .....   978-3-96054-006-9 Lefebvre, Das Recht auf Stadt*18,00      .....   978-3-96054-020-5 Morris, Kunde von

.....   978-3-96054-064-9 Glass, Peach. Roman*           19,90   .....   978-3-96054-037-3 Leroy, Der Block. Krimi*         19,90                  Nirgendwo. Roman                            28,00

.....   810-8 Goldman, Gelebtes Leben.                           .....   978-3-96054-083-0 Leroy, Die Verdunkelten.                 ..... 978-3-96054-194-3 Paultre, Ränder.

               Sonderausgabe                             29,90                  Krimi*                                      18,00                  Betrachtungen über Kunst und

.....   775-0 Graeber, Direkte Aktion. Ein Handbuch      28,00   .....   751-4 Maggiani, Himmelsmechanik. Roman*            22,00                  Wahnsinn                                 ca. 18,00

.....   799-6 Grant, Hure spielen.                               .....   594-7 Malatesta, Ungeschriebene Autobiografie 16,90        .....   978-3-96054-077-9 Paultre, Winter                  18,00

               Die Arbeit der Sexarbeit*                 14,90   .....   827-6 Malcovati, Nach allem, was ich beinahe               .....   978-3-96054-000-7 Penny, Babys machen

.....   432-2 Gröschner/Jung, Ein Koffer aus Eselshaut 22,00                    für dich getan hätte. Roman*                16,00                  und andere Storys*                          19,90

.....   766-8 Guthrie, Dies Land ist mein Land.                  .....   823-8 Malet, Das Leben ist zum Kotzen. Krimi               .....   978-3-96054-056-4 Penny, Bitch Doktrin.*           18,00

               Autobiografie                             22,00                  Schwarze Trilogie Bd. 1                     14,90   ....    755-2 Penny, Fleischmarkt.*                        14,00

.....   606-7 Haasis, Den Hitler jag ich in die Luft.            .....   978-3-96054-004-5 Malet, Die Sonne scheint nicht           .....   817-7 Penny, Unsagbare Dinge.*                     18,00

               Der Attentäter Georg Elser                22,00                  für uns. Krimi. Schwarze Trilogie Bd. 2     14,90   .....   978-3-96054-008-3 Picabia, Funny Guy & Dada        19,90

.....   824-5 Haus Bartleby (Hg.), Sag alles ab! Plädoyers       .....   978-3-96054-039-7 Malet, Angst im Bauch. Krimi.            .....   978-3-96054-009-0 Picabia, Lasst den Zufall

               für den lebenslangen Generalstreik*       14,90                  Schwarze Trilogie Bd. 3                     14,90                  überquellen. Gesammelte Schriften           39,90

.....   781-1 Holiday, Lady Sings the Blues.                     ....    471-1 Marcos, Botschaften aus dem                          .....   978-3-96054-072-4 Picandet (Hg.),

               Autobiografie*                            19,90                  lakandonischen Urwald                       14,90                  1968 – Bilder einer Utopie                  24,00

.....   778-1 Jones, Ein Samstag in Sydney*              22,00   .....   590-9 Marcos, Kassensturz. Interviews mit                  .....   978-3-96054-078-6 Pierre-Dahomey,

.....   140-6 Jung, Cläre, Paradiesvögel.                                       Laura Castellanos                           13,90                  Die Zurückgekehrten. Roman*                 19,90

                Autobiografie                            18,00   .....   776-7 Marinus van der Lubbe und der                        .....   786-6 Platzgumer, Korridorwelt. Roman*             19,90

.....   782-8 Jung, Franz, Das Jahr ohne Gnade. Roman19,90                      Reichstagsbrand. Das Rotbuch                16,90   .....   761-3 P.M., Manetti lesen. Roman*                  19,90

.....   773-6 Jung, Franz, Das Trottelbuch*              14,00   .....   390-5 Mesrine, Der Todestrieb.                             .....   769-9 Pussy Riot! Ein Punkgebet für Freiheit*      12,90

.....   777-4 Jung, Franz, Der Weg nach unten.                                  Autobiografie                               18,00   .....   821-4 Recker, Krume Knock Out. Roman*              16,00

               Autobiografie                             19,90   .....   294-6 Mierau, Das Verschwinden von Franz Jung.             .....   978-3-96054-066-3 Recker, Fake Metal Jacket

.....   430-8 Jung, Franz, Werke in 14 Bänden,                                  Stationen einer Biographie        empf. LP 29,80                   Roman*                                      18,00

               gebunden mit Schutzumschlag              199,00   .....   416-2 Mingus, Charles, Beneath the Underdog.               ..... 978-3-96054-186-8 Robijn, Kongo Blues.

.....   770-5 Khider, Brief in die                                              Autobiografie                               19,90                  Krimi*                                   ca. 18,00

               Auberginenrepublik. Roman*                18,00   .....   415-5 Mingus, Sue Graham, Tonight at Noon.                 .....   771-2 Röhl, Die Frau meines Vaters.

.....   576-3 Khider, Der falsche Inder. Roman*          18,00                  Autobiografie                               22,00                  Erinnerungen an Ulrike Meinhof*             18,00

                                                                                                                                                                                                 26
Sie können auch lesen