Ein Ball bringt zum Rasen - Thema: Fußball - HeidelbergCement
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Produkte und Projekte ❚ Alles im grünen Bereich Kunden und Partner ❚ Vom Traum, eine Bundesligamannschaft aufzubauen Das Magazin von HeidelbergCement • Ausgabe 1 • 2006 • 4v Thema: Fußball Ein Ball bringt zum Rasen
Wir liefern den Rohstoff für Ihren Erfolg. Als Partner der Fertigteilindustrie steht HeidelbergCement nicht nur für abgestimmte Zemente für individuelle Anforderungen, sondern vor allem für Qualität und Verlässlichkeit. Know-how und langjährige Erfahrung sind die Garanten für maßgeschneiderte, wirt- schaftliche Lösungen. Bauen Sie auf die über 100jährige Erfahrung eines der größten Zementherstellers der Welt.
Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, Der Ball ist rund und der Kopf ist leer – bis auf das Thema Fußball. Ein klarer Fall von WM-Fieber. Was für die context- Redaktion schon seit Wochen zutrifft, gilt für Sie spätestens jetzt: Unser Fußball-Heft will Sie auf die WM 2006 in Deutsch- land einstimmen. Wir zeigen Ihnen, in welchem Tor „der Wurm hängt“, berichten über die Ziele und Träume von Lorenz- Günther Köstner und Dietmar Hopp (Seite 12/13 und Seite 31-33) und erzählen Ihnen die verrücktesten und spaßigsten Episoden zwischen Tor und Tor. Aber wir schauen auch ein wenig hinter die Kulissen der gro- ßen Arenen. Haben Sie eine Vorstellung davon, wie viel Tech- nik und Fachwissen in einem Stadion steckt? Wissen Sie, was sich Architekten, Bauingenieure und Co. alles für die Fußballfreaks ausgedacht haben? Wir nehmen Sie mit nach Berlin, Kaiserslautern, Köln, Nürnberg und Stuttgart und er- klären es Ihnen (Seite 19-29). Wer ebnet Fans den Weg ins Stadion (Seite 34-36)? Und können Frauen Fußball spielen Die context-Redaktion bleibt am Ball. (Seite 14/15)? Auch auf diese Fragen hat context Antworten. Beim Anstoß: Conny Schneider, Christof Gauglitz, Steffen Fuchs, Doch das Beste: Sie können in dieser Ausgabe ganz beson- Anne-Friederike Wilhelm, Elke Schönig dere Karten für die WM gewinnen. Im Topf sind VIP-Tickets und Dr. Georg Haiber (v.l.n.r.) für das Spiel Schweiz gegen Südkorea in Hannover. Diese Super-Tickets sind nicht nur Ihre Eintrittskarte zum Spiel, sondern auch in die Welt der VIP-Logen und Business-Seats, dorthin also, wo der normale Stadionbesucher eher selten hinkommt. Sie brauchen nur ein paar Fragen zu context zu beantworten, und schon nehmen Sie an der Verlosung teil. Der Fragebogen liegt dieser Ausgabe bei – ebenso wie unser handlicher WM-Planer, der Ihnen auf einen Blick zeigt, wann welche Spiele anstehen. Wir haben fertig – und wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen. Ihre context-Redaktion 1/2006 context 3
Panorama Ein paar Farbtupfer fehlen noch: die Zuschauertribünen des Nürnberger Stadions während des Umbaus. 4 context 1/2006
8 19 oben links: Fußball – ein Spiel befreit Gefühle oben rechts: Nüchtern und sachlich – Blick hinter die Stadionkulissen unten links: Schmiedet Pläne für die Zukunft – Dietmar Hopp unten rechts: Wege – ohne ein schönes Pflaster sind alle nichts 30 34 6 context 1/2006
03 Editorial Inhalt 04 Panorama 06 Inhalt 39 Tipps & Termine 39 Impressum THEMA: FUSSBALL Ein Spiel bringt zum Rasen Ballyhoo um den Ball 8 Zeit für Gefühle Interview mit Fußballtrainer Lorenz-Günther Köstner 12 Mal herzen, mal treten Frauen und Fußball 14 Prinz oder Prinzessin Lachen über König Fußball 16 Da steh’ ich nun, ich armes Tor … Früh übt sich Jubel beim 1. FFC Turbine Potsdam über den Sieg 18 Kinder am Ball im DFB-Pokalendspiel 2005 PRODUKTE UND PROJEKTE KUNDEN UND PARTNER Nicht nur auto-, auch fußballbegeistert „Geld schießt keine Tore“ 19 Stuttgart feiert die WM 30 Vom Traum, eine Bundesliga- mannschaft aufzubauen RheinEnergieStadion: das Schmuckkästchen am Rhein 22 Aus dem Runden wird das Eckige Tischfußball 33 1:0 für Beton Olympiastadion Berlin 24 Schauplatz großer Sportereignisse Infrastruktur in München Substrate für den Fußballrasen 34 Alle Wege führen ins Stadion 27 Alles im grünen Bereich Commerzbank-Arena Frankfurt 37 Das größte Cabrio der Welt Franken-Stadion Nürnberg 28 Stimmung pur im Achteck 1/2006 context 7
Thema: Fußball Ballyhoo um den Ball Zeit für Gefühle Ein Fußball wiegt 441 Gramm und hat einen Umfang von 69 Zentimetern. Von 44 Füßen virtuos getreten, fliegt er munter hin und her, bis er sich mal da, mal dort im Netz verfängt. Dann kullern Tränen der Freude oder der Trauer. Nirgends entladen sich Emotionen so heftig wie beim Fußball. Ein Hort der Hochgefühle sind die Stadien. F ußball erzeugt große Gefühle: Mexiko hatte 1970 bei Füße im Spiel hat. Die in Rio de Janeiro der WM im eigenen Land gerade Belgien mit 1:0 be- erscheinende Sportzeitung „Jornal dos siegt, als ein siegestrunkener Augusto Mariaga, Direktor Sportes“ hatte für den Sieg Brasiliens ge- des Gefängnisses für Schwerverbrecher in Chilpancingo, wild gen England bei der WM 1970 in Mexi- mit der Pistole fuchtelnd und in die Luft ballernd durch die ko folgende Erklärung parat: „Jedes Mal, Gänge seiner Haftanstalt stürmt, unter Viva-Mexico-Rufen alle wenn der Ball in Richtung unseres Tores Zellen aufschließt und alle 142 Schwerverbrecher laufen lässt. Das Gericht spricht Mariaga frei, denn – so lautet die Urteilsbe- gründung – er handelte in „patriotischer Erregung“. „ICH WEISS AUCH NICHT, WO Beim Fußball ist eben alles möglich. Verstand und Regeln, BEI UNS DER WURM HÄNGT.“ vom Abseits mal abgesehen, sind außer Kraft gesetzt. Sie wür- Fabricio Hayer den ohnehin wenig Sinn haben, wenn der Herr Hände und geflogen kam und ein Tor unvermeid- lich schien, streckte Jesus sein Bein aus den Wolken und beförderte den Ball ins Aus.“ Und als Maradona bei der WM 1986 in Mexiko gegen England den Ball nach einer Flanke mit der Hand ins Tor bugsierte, erklärte er hinterher spontan, dass eben die Hand Gottes im Spiel ge- wesen sei. Wo derlei Mächte im Spiel sind, darf auch der Mensch mal vergessen, dass er ein vernunftbegabtes Individuum ist. In der Tat: Wer ins Stadion geht und sich dem Geschehen innen zuwendet, kehrt dem Leben draußen im wahrsten Sinne des Wortes den Rücken zu. Gefühle dür- fen und sollen raus. Nicht umsonst be- zeichnen Experten Stadien als „öffentliche Bedürfnisanstalten zur Abfuhr ansonsten nicht gesellschaftsfähiger Erregungen“. Erkenntnissen der Stadionpsychologie zu- folge wollen Zuschauer dem Geschehen nicht nur zusehen, sondern daran teilha- Miroslav Klose freut Die Manchester-United-Spieler Wayne Rooney (o.) und sich über ein Tor. Kieran Richardson (r.) feiern den Torschützen Louis Saha. ben, indem sie zu einer Masse mit einer einzigen Emotion verschmelzen. Alle Ge- sichter verschwimmen im Rund, jeder 1/2006 context 9
Thema: Fußball Singende tschechische Fans vor dem EM-Spiel gegen Deutschland in Lissabon im Juni 2004 nimmt nur die Erregung der Masse wahr. Körper, Handeln und Benehmen akzeptieren, bei den Zuschauern von Manchester Bewusstsein werden eins, alle Energien sind auf ein Ziel gerich- United waren es hingegen fünfundsechzig Prozent. tet. Ein solches Gefühl verbunden mit dem Verlust der Selbst- Für Gastmannschaften können Verhalten, Gekreische und kontrolle nennt man Flow. Diese Hingabe kann so intensiv sein, Gesänge der Fans recht beklemmend sein: Legendär sind das dass Zuschauer mitunter nach dem Spiel erschöpfter sind als Fangetöse im Wembley-Stadion, der so genannte Wembley ein Profi, der lediglich sein Arbeitssoll erfüllt. Roar, und die Gesänge im Hampden Park von Glasgow. „Die- ser Enthusiasmus wird in die Adern der schottischen Spieler SCHLACHTGESÄNGE GEGEN DEN GAST eingespritzt“, erklärt die schottische Fußballerlegende Stanley Die Stimmung im Stadion heizt sich manchmal derart auf, dass Matthews. Er verleiht der Heimmannschaft Flügel, in gleichem außen Stehende den Eindruck haben, der brodelnde Sud könnte jeden Moment über die Schüssel schwappen. Dabei erreichen die Anfeuerungsrufe der Fans einen ungeahnten Grad an Per- „GERADE IN EINEM SPIEL, IN DEM DIE NERVEN fektionismus. Im Fanblock der Liverpooler Anfield Road, dem BLANK LIEGEN, MUSS MAN SEIN WAHRES GESICHT berüchtigten „the Kop“, standen die Fans einst so dicht beiein- ander, dass die Arme immer nach oben gereckt bleiben mussten. ZEIGEN UND DIE HOSEN RUNTERLASSEN. “ Alexander Strehmel Wenn sie ihre „Reds“ klatschend anfeuerten, erreichten sie bis auf 1/64-Sekunde den Synchronizitätsgrad gut eingespielter Musikkapellen. Maße lähmt er die Spieler des Gegners. Die hitzige Atmosphäre Fairness gegenüber dem Gegner wird je nach Stadionkultur im Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern klopft selbst hartge- mal groß mal klein geschrieben: Eine Umfrage im Jahr 1989 sottenste Spieler weich. „Dort herrscht eine für die Gastmann- in England ergab, dass nur vierzehn Prozent der Zuschauer von schaft zermürbende Atmosphäre“, bestätigt Trainer Jürgen Sunderland das Veräppeln des Gegners als stadiongemäßes Gelsdorf. „Im Dortmunder Stadion droht dich die Südtribüne 10 context 1/2006
Thema: Fußball zu erdrücken, aber wenn du zwanzig Meter weit weg bist, spürst list erinnert sich: „Es war nicht nur still; es war der Augenblick du nichts mehr davon. In Kaiserslautern wirst du auf dem ganzen finsterster Stille seit der Ankunft der Portugiesen im Jahr 1565.“ Feld von der aufgeladenen Stimmung erdrückt. Du kannst ein- Torschütze Ghiggia erklärte später in einem Interview: „Es hat fach nicht flüchten.“ Auf diese Weise wachsen Zuschauer mit nur drei Personen gegeben, die das voll besetzte Maracana- ihrer Mannschaft zu einer unüberwindbaren psychischen Ein- Stadion zum Schweigen bringen konnten: Frank Sinatra, Papst heit zusammen. Nur so gewann der 1. FC Kaiserslautern mit Johannes Paul II. und ich.“ Die Schmach für Brasilien war so einer eher mittelmäßigen Mannschaft 1990/1991 die deutsche groß, dass Brasiliens Trainer Flavio Costa als Kindermädchen ver- Meisterschaft. kleidet aus dem Stadion schlich. Das ganze Land war in Trauer. Allerdings kann sich der vermeintliche Heimvorteil auch umkehren. So geschehen 1950 beim WM-Endspiel Brasilien- FUSSBALL IST EIN FEST Uruguay im mit 174.000 Zuschauern prall gefüllten Maracana- Solche deprimierenden Momente gibt es. „In erster Linie ist Stadion in Rio de Janeiro: Brasilien ist haushoher Favorit. Als Fußball jedoch ein fröhliches Fest, an dem die Menschen teil- Uruguay kurz nach der Halbzeit das 1:1 markiert, wird es ru- haben sollen, das ihre Gefühle ausdrückt und Lebensfreude higer, und als Alcides Edgardo Ghiggia kurz vor Schluss das ent- vermittelt“, meint der Trainer der Weltmeisterelf von Argenti- scheidende 2:1 schießt, ist alles still. Ein brasilianischer Journa- nien, Cesar Luis Menotti. Der Fußballfan nimmt sich Ferien „WIR SIND HIERHER GEFAHREN UND HABEN GESAGT: OKAY, WENN WIR VERLIEREN, FAHREN WIR WIEDER NACH HAUSE. “ Marco Rehmer Freudensprünge von José Mourinho (M.), Trainer des FC Chelsea, nach dem Achtelfinalsieg gegen Barcelona im März 2005 vom Alltag und pilgert zum Festplatz, wo für die Zeit des Spiels Rollenzwänge, Verhaltensmaßregeln und Normen wegfallen. Mit dem Lösen des Tickets legen alle Zuschauer ihre Individua- lität ab, soziale Unterschiede zählen nicht mehr. Der Universi- tätsprofessor steht neben dem Schichtarbeiter. Die Zeit des Spiels ist eine Zeit der Gleichheit. Nur die Gemeinschaft zählt. Ähnlich wie beim Karneval verkleiden sich die Fans, bemalen ihre Gesichter, werfen Konfetti, zündeln mit Räucherkerzen und Rauchbomben, blasen Tröten und schlagen auf Trommeln ein, dass einem eigentlich Hören und Sehen vergehen müsste. Es ist eine wunderbare Zeit des Sich-Auslebens und des Überschwangs der Triebe oder, wie es der Journalist Horst Vetten ausdrückte: „Im Fußballstadion pupt die Volksseele, dort darf sie.“ (gh) ❚ Lesetipp: Villarreals Antonio Guayre wird Christoph Bausenwein, nach einem Tor von seinen Geheimnis Fußball – Auf den Spuren eines Phänomens. Teamkollegen schier erdrückt. Antiquarisch erhältlich unter www.zvab.de 1/2006 context 11
Thema: Fußball Interview mit Fußballtrainer Lorenz-Günther Köstner Lorenz-Günther Köstner gilt als akribischer Fußballarbeiter. Am Mal herzen, Saisonende 1999/2000 avancierte er zum Trainer des Jahres, nach- dem er die Underdogs aus Unter- mal treten haching bis ins Mittelfeld der deutschen Eliteklasse geführt hatte. Seit Anfang dieses Jahres ist der ehemalige Profi von Armi- nia Bielefeld, Bayer Uerdingen und Borussia Mönchengladbach Trainer des Regionalligisten TSG Hoffenheim. context sprach mit ihm über seinen Alltag als Trainer. ❚ Wie sieht der typische Arbeitsalltag eines Fußballtrainers aus? Lorenz-Günther Köstner: Der Trainerbe- ruf ist ein Fulltimejob. Wenn die Spieler frei haben, geht es für mich weiter: Spiele künftiger Gegner anschauen, Termine mit Presse und Sponsoren. In der Regional- liga ist der Arbeitsalltag vielleicht sogar noch dichter als in der ersten und zwei- ten Liga, weil man Fußballlehrer im bes- ten Sinne sein muss. Ich habe hier viel mit Nachwuchsspielern zu tun wie bei- spielsweise mit Mario Göttlicher und Ste- fan Boller. Mit denen schiebe ich Zusatz- schichten. Häufig wissen die jungen Spieler noch nicht, was in ihnen steckt. Gerade am Anfang muss ich mit jedem Einzelgespräche führen und herausfin- den, wie er tickt und wie er am besten anzupacken ist. 12 context 1/2006
Thema: Fußball ❚ Trainer müssen gute Psychologen sein. Teamgeist und Kämpferherz haben wir Tage vor Spielschluss die zweitbeste Rück- Wie motivieren Sie Ihre Spieler? es bis in die erste Bundesliga geschafft. rundenmannschaft. Dann kam Ende April Zu viele gleich geartete Spieler sind nicht das Nachholspiel bei Schalke 04. In der Wenn Spieler keine Eigenmotivation be- gut. Da fehlt das Überraschungsmoment. 81. Minute muss es eigentlich Elfmeter sitzen, kommen Sie mit Fremdmotivation Eine Mannschaft lebt vom Tempowechsel. für uns geben. Der Schalker Oliver Held auch nicht weiter. Je größer die Eigen- Je mehr schnelle Spieler eine Mannschaft spielt den Ball kurz vor der Linie eindeu- motivation, desto empfänglicher sind sie hat, desto besser. Prinzipiell sollte es eine tig mit der Hand. Anstatt Elfmeter für für Motivation von außen. Ich beobachte gesunde Mischung sein aus Dribblern, uns bekommen wir in der letzten Minute jeden Einzelnen genau: Wie verhält er guten Kopfballspielern und Indianern, die das 1:0. sich, wenn er mal nicht in der ersten Elf für Häuptlinge arbeiten. ist? Wie verhält er sich nach Verletzun- ❚ Wie gehen Sie mit solchen Niederlagen gen? Wie redet er über andere Spieler, ❚ Lassen sich Führungsspieler und Stress um? schimpft er oder lobt er sie? Manchmal bestimmen? reicht ein aufmunternder Klaps. Manche Man darf hinfallen, muss aber wieder auf- muss man treten, manche eher herzen. Ein Team braucht Führungsspieler. Die stehen. Wichtig ist es, Niederlagen schnell Es kann auch helfen, mal zu einem Jour- kann ich nicht bestimmen, die müssen abzuhaken. Am Samstag nach Runden- nalisten zu sagen: Schreib mal was über sich herauskristallisieren, wie bei uns jetzt schluss 1997/1998 war der Kölner Ab- den, pieks den mal an, dann ist er viel- während des Trainingslagers in Spanien. stieg besiegelt und der Frust groß. Mon- leicht eher zu packen. Dort trainieren die Spieler viel und hän- tags darauf habe ich meine zweite Frau gen auch abends aufeinander. Ich sehe geheiratet, und ich war glücklich wie nie. ❚ Welche Voraussetzungen muss ein dann genau hin: Wie verhalten sie sich Stress kann negativ und positiv sein. Als Fußballer mitbringen, wenn er höher am Esstisch? Wie verhalten sie sich in der ich im Oktober 2002 den KSC in der hinaus will? Gruppe? Was unternehmen sie gemein- zweiten Liga übernahm, hatte die Mann- sam? Wenn sie morgens noch müde sind, schaft nach sieben Spieltagen drei Tore Die Einstellung muss stimmen. Und als ziehen sie sich gegenseitig hoch oder geschossen und drei Punkte geholt. Der junger Spieler muss ich einfach mehr ma- runter? Wer wird mal laut auf dem Platz? Druck von Seiten der Sponsoren, auch chen, um nach oben zu kommen. Aus- Wer gibt Kommandos? privater Geldgeber, war enorm, denn im dauer kann man trainieren. Dinge wie Abstiegsfall wäre der Klub insolvent ge- Schnelligkeit und Spielwitz müssen be- ❚ Welches war Ihre Sternstunde als Trai- wesen. Das lastete auf meinen Schultern. reits angelegt sein. Das lernt ein Spieler ner, welches war Ihre bitterste Stunde? Dass wir jetzt mit Hoffenheim möglichst in der Jugend – am besten zwischen dem schnell aufsteigen müssen, empfinde ich achten und dem vierzehnten Lebensjahr. Meine schönsten Erfolge hatte ich mit als positiven Stress. Oben mitzuspielen Beim Straßenfußball lernen Kinder und Unterhaching, als wir zweimal aufge- beflügelt mich. Jugendliche das instinktiv. Natürlich kann stiegen sind. Ein Traum war sicher auch man Spielsituationen erfinden und trai- die gewonnene Meisterschaft mit dem ❚ Wie entspannen Sie sich? nieren. Aber wenn die ein oder andere VfB Stuttgart 1992 als Co-Trainer unter Übung einem Spieler nicht liegt, schwächt Christoph Daum. Meine bittersten Stun- Der Fußball bestimmt das Leben. Beruf man ihn, anstatt ihn zu fördern. den waren der Abstieg mit Unterhaching und Familie lassen sich kaum trennen. in der Saison 2000/2001 und der Ab- Wenn ich am Wochenende mit Freunden ❚ Welche Spielweise bevorzugen Sie? stieg mit dem 1. FC Köln in der Spielzeit weg bin, fangen die ja auch vom Fußball Nach welchen Kriterien stellen Sie Ihre 1997/1998. In Köln waren wir bis sechs an. Am besten entspanne ich in der spiel- Mannschaft zusammen? freien Zeit. Ich fahre gern Fahrrad, gehe öfter mal ins Kino. Tennis spiele ich aus Die Spielweise richtet sich nach den Mög- gesundheitlichen Gründen nicht mehr; lichkeiten, die ich habe. In Unterhaching vielleicht fange ich ja noch das Golfspie- beispielsweise haben wir viel mit Taktik len an. gemacht. Wir konnten uns keine be- (gh) ❚ kannten Spieler kaufen wie andere Ver- eine; das waren weitgehend junge Spie- ler aus München und Umgebung. Mit www.tsg-hoffenheim.de 1/2006 context 13
Thema: Fußball Frauen und Fußball Prinz oder Prinzessin F Was haben Frauen mit Fußball rauen und Fußball – außer dem könnten sich Frauen nicht dafür interessie- gleichen Anfangsbuchstaben gibt ren? Bundesliga und Champions-League zu tun? Bier holen, Schnittchen es da nicht viele Berührungs- haben, abgesehen von seltenen Zusam- machen und sich dann mit punkte. Das meinen die meisten Herren menbrüchen besonders leidenschaftlicher und nicht wenige Damen. Falsch. Um Fans, wenig Tränendrüsenpotenzial und Carola und Sabine zum Frauen- Frauen zu Fans zu machen, braucht es sind deshalb für Frauen nicht so span- abend treffen? Nicht ganz. nicht viel: nur ein paar Gefühle. Denn nend. Eine Weltmeisterschaft aber ist von wenn das schwache Geschlecht sich für anderem Kaliber: Jubel und Tränen Arm Frauen können sich sehr wohl Fußball begeistert, dann selten wegen in Arm, Männer mit Muskeln (die Fuß- für Fußball begeistern, ob zu- ausgefeilter Techniken und durchdachter baller) und Männer mit Gefühlen (alle). Strategien, sondern wegen der Emotio- Was, Mädels, wollen wir mehr? geschaut oder selbst gespielt. nen, die Fußball freisetzt. Fußball kann Man muss nicht unbedingt die Ab- Nur schön muss er sein. Männer zum Weinen bringen. Wie also seitsregel exakt erklären und die besten 14 context 1/2006
Thema: Fußball Kombinationen der letzten zehn Jahre ern, zum Sieg zu begleiten oder in der wissen zwar selbst die Männer, dass Frau- aufzählen können, um an den kickenden Niederlage zu trösten. Im Trainingslager en Fußball spielen und dass man bei die- Zweiundzwanzig und den Herren drum- muss sie sich schon lange genug nur mit sem Spiel auch gewinnen kann. Aber die herum Gefallen zu finden. Es geht um einem einzigen zufrieden geben. Wenn Herren der Schöpfung geben sich größte die Ausstrahlung. Gut muss er aussehen die Herren noch dazu hübsch sind, er- Mühe, das zu verdrängen. der Fußball, den Frauen sich anschauen. leichtert das die Sache ungemein. Selbst Frauenfußball interessiert immer mehr Taktik, Tricks und Trainingsergebnisse Damen an höchster Stelle setzen auf die Menschen – aber immer noch nicht viele. sind dann weniger spannend. Michael kickenden Männer, allen voran Bundes- Wahrscheinlich ist die Blutgrätschenfre- Ballack, Kevin Kuranyi und Klinsi zum kanzlerin Dr. Angela Merkel. Sie freut sich quenz einfach zu niedrig. Wenigstens ist Beispiel sind wirklich goldig, oder Philipp auf die Fußball-WM 2006 und „auf viele Birgit Prinz wieder „Weltfußballerin“ ge- Lahm – die werden wir bei der WM torreiche, spannende und faire Spiele“. worden, im vergangenen Jahr holte sie 2006 wiedersehen. Auch apart die bei- Na, dann schauen wir doch mal. diesen Titel schon zum dritten Mal. Und den Olivers: Der Bierhoffsche Bauch ani- wenn schon die Sache mit der „dämlichen miert sofort zum Waschtag, auch wenn FANKURVEN Bundesligatabelle“ in der Tagesschau nicht er unter den Managerklamotten leider Frauen sind aber nicht nur emotional, sie klappt, sollten wir uns wenigstens Gedan- nicht mehr so gut zur Geltung kommt; machen auch gerne alles selbst. Das gilt ken darüber machen, ob das Wort „Kapi- und Neuville weckt auch bei der härtes- auch fürs Fußballspielen. Die Prinzessin tänin“ nicht doch im Duden auftauchen ten Amazone ausgeprägte Beschützer- unter den Selbstmacherinnen ist Birgit sollte. Ein bisschen Sportlichkeit bei der instinkte. Welche Frau denkt nicht gern Prinz, die ziemlich „stürmische“ deutsche Emanzipation kann schließlich nicht scha- an Luis Figo, den zurückhaltenden, gut Nationalspielerin. Weil gelingt, was sie den, oder, Angela? „Frauenfußball ist gekleideten Portugiesen, an Ruud van anpackt, feiert die Fußballnationalmann- inzwischen zum Markenzeichen gewor- Nistelrooy, den knackigen Niederländer, schaft der Damen ungeahnte Erfolge – den“, meint auch unsere Bundeskanzlerin. oder an Schiedsrichter Pierluigi Collina. was man von derjenigen der Herren in „Wir haben eine beeindruckende Erfolgs- Der hat irgendwie was – vor allem blaue letzter Zeit nicht behaupten kann. Trotz- bilanz vorzuweisen. So gibt es im nächs- Augen, von denen nicht ein einziges dem war es lediglich eine flüchtige Zeit- ten Jahr ein rein deutsches UEFA-Pokal- Härchen ablenkt. erscheinung, dass die Spielergebnisse der Finale der Frauen. Da müssen die Männer Fürs Weibsvolk ist es endlich einmal Damen-Fußballnationalmannschaft in der sich anstrengen, um das mal wieder zu eine angemessene Herausforderung, Tagesschau vermeldet wurden. Frauen schaffen.“ Gell?! Aber wir sind bei euch, gleich elf Männer auf einmal anzufeu- am Ball, kurios, nächste Meldung. Nun Jungs! Nicht nur am 9. Juni. (afw) ❚ links oben: WM 2003 – Die Deutsche Linda Bresonik versucht, die Kanadierin Kara Lang am Flanken zu hindern. links: Frauen am Ball – Kopfballchance für Stefanie Jones vom 1. FFC Frankfurt gegen den SC Freiburg. rechts: Freudentanz des 1. FFC Potsdam nach dem Sieg über den 1. FFC Frankfurt im DFB- Pokalendspiel 2005. 1/2006 context 15
Thema: Fußball Lachen über König Fußball Da steh’ ich nun, ich armes Tor … Fußball ist das Thema dieser Tage, ach was, dieses Jahres. Trainer- und Spielerwechsel, rote Teppiche und marode Stadien wühlen die Gemüter noch mehr auf als gewöhnlich. Selbst pas- sionierte Operngänger outen sich plötzlich als Fußballfans und bekennen: Fußball macht Spaß, ist spannend, unterhaltsam und zuweilen auch komisch. Lesen Sie selbst. Weiterschmökern können Sie in Christian Eichlers „Lexikon der Fußballmythen“ (Pieper-Verlag). GÜNTER IM NETZ TORE SCHIESSEN LEICHT GEMACHT „Ja wenn ein Tor fällt, dann baun’ Sie müssen nur darauf achten, dass das Ventil wir’s wieder auf …“, proklamiert des Balls immer oben ist und die Markierung ein Gassenhauer. Das ist oft ein- des Herstellers rechts. Dann draufhauen, fer- facher gesagt als getan. Ein Fußball- tig. Dieses frappierend einfache Torschützen- spiel ohne Tore ist wie ein Kirchgang rezept gab Mario Basler preis, als er gefragt ohne Klingelbeutel: Am Ende kann wurde, wie er es geschafft hätte, Eckstöße nichts rein. Das bemerkten Spieler direkt zu verwandeln. Basler war 1995 Tor- und Fans auch 1971 im Spiel Mön- schützenkönig, 1996 Europameister, und ist chengladbach gegen Bremen. In der heute Präsident des nordpfälzischen Kreisligis- 87. Minute, es steht 1:1, schießt ten ATSV Wattenheim. Günter Netzer eine bedrohliche Flanke. Herbert Laumen und Tor- wart Günter Bernard springen ge- meinsam ins Netz und fällen das DAMIT SIE AUCH MORGEN NOCH KRAFTVOLL ZUBEISSEN KÖNNEN Bremer Tor durch einen glatten Pfostenbruch. Das Spiel wird abge- Sich durchzubeißen ist ohne Zähne ungefährlicher – jedenfalls beim Fußball. brochen und am grünen Tisch mit Berühmt ist der Rammstoß des deutschen Torwarts Harald „Toni“ Schumacher 0:2 gewertet, Mönchengladbach an Frankreichs Patrick Battiston im WM-Halbfinale Deutschland gegen Frank- wird trotzdem Meister. Seitdem reich 1982. Es steht 1:1 in der sechzigsten Minute. Der gerade eingewechselte besteht in Bundesligastadien Ersatz- Battiston hält aufs deutsche Tor zu und spitzelt den Ball knapp am deutschen torpflicht. Doch der Aufbau des Torwart vorbei. Dieser sieht seine Felle davonschwimmen, setzt auf Frontalzu- Ballfängers will geübt sein: Im WM- sammenstoß und springt Battiston mit der Hüfte ins Gesicht. Das kostet den Achtelfinale 1994, Bulgarien gegen Franzosen das Bewusstsein und drei Zähne, seine Mannschaft bekommt nicht Mexiko, brauchten die Amerikaner einmal einen Freistoß. Gentleman Schumacher bietet später an, die Kosten für nur sieben Minuten, um das Eckige die Jacketkronen zu übernehmen. Klüger war Engländer Nobby Stiles, Sohn wieder aufzustellen. Länger dauerte eines Totengräbers, der seine Zähne bei der WM 1966 lieber gleich in der es 1998 in Spanien im Halbfinale Umkleide ließ. Schottisch dachten auch die ebensolchen Craig Burley und Jim der Champions-League: Die Spieler Leighton, die die WM 1998 zahnlos bestritten. von Real Madrid und Borussia Dort- mund mussten eineinhalb Stunden warten, bis die Gastgeber das neue Tor gezimmert hatten. 16 context 1/2006
Thema: Fußball RETTET DEM DATIV Fußballer sollen Fußball spielen, ZUM GACKERN nicht Lyrik produzieren. Konsens. Dennoch werden zuweilen auch Wenn Südamerikaner Fußball spielen, schlagen sie den geneigte Hörer oder Leser das Ge- Ball nicht fort und rennen hinterher, sondern sie führen fühl nicht los, dass Spielern, Schiris das Rund über den Rasen. Vor allem die Uruguayer sind und Trainern eine Tüte Grammatik seit Beginn des letzten Jahrhunderts bekannt für ihre flin- nicht schaden könnte. Giovanni ke Ballakrobatik. Doch wie lassen sich solch meisterhafte Trapattoni will man sein „Ich habe Dribblings trainieren? Am besten durch Nachahmen eines fertig“ noch nachsehen – schließ- wirklich guten Vorbilds. Gefragt ist, den Gegner mit lich spricht er auswärts, und Italie- schnellen Bewegungen auszutricksen und jedes Hindernis ner „haben“ nun einmal fertig zu umspielen, ohne dass der Ball vom Fuß springt. Haken („ho finito“) und „sind“ es nicht. schlagen wie die Hasen – oder wie in Panik geratene Doch dass auf dem Fußballfeld je- Hühner. Tatsächlich stellten die Uruguayer im Training des Idiom erlaubt ist, muss Verwir- Hühnern nach: Mit Fußballern wie José Leandro Andrade rung stiften. Willi Lippens, Spieler auf den Fersen floh das Federvieh im Zickzack-Kurs, den von Rot-Weiß Essen, wurde 1965 schnell auch die Spieler beherrschten. Hinterherrennen, in Herne vom Schiedsrichter mit Bewegungsablauf speichern, fertig. Fehlt zum Sieg nur einem typisch ruhrpöttschen „Ich noch der Tiger im Tank und (irgend-)ein Tier im Tor. verwarne Ihnen“ bedacht. Lippens antwortete: „Ich danke Sie.“ Ein Platzverweis war die Belohnung für seine sprachliche Geistesgegenwart. NACHHALTIGE GEGNER-ABWEHR Wer seine Chancen gegen den Gegner bei schlichtem Einsatz fuß- DICHTER AM BALL ballerischer Mittel als zu gering ein- stuft, kann die Gegenspieler auch Seine Texte klingen wie Blödelei – und sind einfach verhaften lassen. So ge- doch wahre Sprachkunst. In seinem Gedicht schehen 1914 im Spiel von Borussia „Fußball“ trägt Heinz Erhardt die wichtigsten Neunkirchen gegen den SV 06 Eck-Daten übers Fußballern zusammen: Völklingen. Neunkirchen ließ mit- ten im Spiel einfach die beiden Vierundvierzig Beine rasen besten Abwehrspieler des gegne- durch die Gegend ohne Ziel, rischen Vereins, die Feldwebel und weil sie so rasen müssen, Breuler und Mobis, von Polizisten nennt man das ein Rasenspiel. abführen. Der Vorwurf gegen die beiden Spieler lautete, sie hätten Rechts und links steh’n zwei Gestelle, sich unerlaubt von der Truppe ent- je ein Spieler steht davor. fernt. Wie das Spiel ausging, ist Hält den Ball er, ist ein Held er, nicht überliefert. hält er nicht, schreit man: „Du Toooor!“ Fußball spielt man meistens immer mit der unteren Figur. Mit dem Kopf, obwohl‘s erlaubt ist, spielt man ihn ganz selten nur. (afw) ❚ 1/2006 context 17
Thema: Fußball Früh übt sich Kinder am Ball Zum Fußballspielen braucht es nur Leidenschaft, etwas Rundes und etwas Eckiges. Gepflegte Plätze, genormte Tore und professionelle Trikots sind nicht so wichtig. Kids kicken einfach auf der Straße. Mannschaftsaufstellung in Deutschland: die Bambinis vom TSV Stettfeld Ein Torhüter unten, zwei Torhüter oben: bolzen in Guatemala Sauber geflankt: Fußballtraining in Ecuador Mannschaftsfoto nach dem Match: Nachwuchsfußballer in Tiflis, Georgien 18 context 1/2006
Produkte und Projekte Nicht nur auto-, auch fußballbegeistert Stuttgart feiert die WM I n Stuttgart werden die Gruppenspiele Frankreich-Schweiz, Niederlande-Elfen- beinküste, Spanien-Tunesien sowie Seit 1993 trägt das Heimstadion des VfB Kroatien-Australien stattfinden, außer- dem ein Achtelfinale und das Spiel um Stuttgart, das ehemalige Neckarstadion, den dritten Platz. Wenn im Sommer end- den Namen Gottlieb Daimlers. Als Austra- lich der Ball rollt, werden sich vor allem auch diejenigen freuen, die mit dem Um- gungsort der FIFA-WM wurde die Arena im bau dazu beigetragen haben, das Stadion Sportzentrum Cannstatter Wasen jetzt noch WM-tauglich zu machen. Einer von ih- nen ist Diplom-Ingenieur Stefan Echter- einmal für 51,5 Millionen Euro modernisiert. hölter, der als Bauleiter der Firma „Wolff & Müller Hoch- und Ingenieurbau“ für die Zweigniederlassung Stuttgart den dritten Bauabschnitt mit gemanagt hat. Das Stuttgarter Stadion hat eine lange Geschichte, während der es mehrmals umgebaut wurde. Erbaut wurde es 1933 als „Neckarstadion“ nach den Plänen des Architekten Paul Bonatz. Bereits 1949 wurde es um eine offene Gegentribüne erweitert, 1955 kamen die so genannte „Cannstatter“ und die „Untertürkheimer“ Kurve hinzu. Anlässlich der Fußballwelt- meisterschaft 1974 wurde das Stadion weiter ausgebaut und modernisiert, dies- mal durch die Architekten Siegel, Wonne- berg & Partner. Damaliges Highlight war der Neubau der Haupttribüne. Zu den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 1993 modernisierte man die nun in „Gottlieb- Daimler-Stadion“ umbenannte Arena nochmals. Die Haupttribüne wurde um- Erwartet in neuem Gewand die Fußball-WM: das Stuttgarter Stadion gebaut, Stehplätze in Sitzplätze umgewan- delt und eine moderne Flutlichtanlage in- stalliert. Mit dem neuen Textildach erhielt die Arena zusätzlich ein anderes Gesicht. Das Dach, dessen Tragwerkssystem (Pla- nung: Schlaich Bergermann und Partner 1/2006 context 19
Produkte und Projekte Unter den Rängen der neuen Gegentribüne verbergen sich zahlreiche Räume: Hier der Blick in die Umkleidekabinen. Die Atmosphäre: klar, nüchtern und sachlich GmbH, Stuttgart) auf dem Prinzip des lie- mit vierundvierzig Business-Logen, 1.500 beispielsweise Lager- und Küchenbereiche genden Speichenrades beruht, überspannt bequemen Sitzen sowie entsprechenden für die Kioske und Restaurants, Ordnungs- mit seiner geschwungenen Form den Gastronomie- und Meeting-Bereichen. In und Sanitätsdienst, Technikräume sowie ovalen Stadiongrundriss. Es besteht aus einem der Haupttribüne vorgelagerten verschiedene Umkleideräume unterge- 34.000 Quadratmetern PVC-beschichte- Gebäude wurden zusätzliche VIP- und bracht werden.“ Mit dem Ausbau der ter Polyesterfasern und überdeckt die Clubräume sowie Flächen für die Verwal- insgesamt fünf Ebenen im Inneren der Tribünen in achtzehn bis fünfunddreißig tung und der zentrale Eingang für diese Gegentribüne wurde bereits im November Metern Höhe. Bereiche integriert. Ein Steg über die 2004 begonnen. Hierfür kamen Kalksand- In einem zweiten Bauabschnitt wurde Mercedesstraße verbindet die Business- steine in zwei und drei Dünnformatstein bis Juli 2001 das Stadion nach Plänen Bereiche mit dem neuen, 885 Stellplätze (DF) als Sichtmauerwerk zum Einsatz, die der Architekten Arat – Siegel & Partner, umfassenden Parkhaus. das Werk Durmersheim der Heidelberger Stuttgart, weiter modernisiert und die Um den FIFA-Anforderungskatalog Kalksandstein GmbH lieferte. Von diesen noch vorhandenen Banksitzplätze durch für die WM 2006 zu erfüllen, waren wei- Steinen wurden auch für alle anderen Einzelsitze ersetzt. Die Haupttribüne tere Modernisierungsmaßnahmen not- Bauabschnitte im gesamten Inneren des wurde um einen zweiten Zuschauerrang wendig. Mit dem dritten Bauabschnitt, Stadions einige tausend Quadratmeter für 5.600 Plätze erweitert. In ihrem Inne- der im Januar 2004 begann und bis Ende verbaut. ren entstand ein moderner VIP-Bereich 2005 dauerte, erhielt das Stadion schließ- Durch die Ergänzung eines zweiten lich seine WM-Tauglichkeit. Dabei hatten Rangs auf der Gegentribüne stehen jetzt die Planer mit dem begrenzten Platz zu weitere 2.150 Sitzplätze zur Verfügung. kämpfen, der durch die Form des Stadions Sie werten die Gegentribüne deutlich auf und dessen Textildach vorgegeben war. und bilden auch optisch ein sichtbares Zu den Hauptmaßnahmen des dritten Gleichgewicht zu der bereits im zweiten Bauabschnitts zählt der Umbau der Ge- Bauabschnitt erweiterten Haupttribüne. gentribüne. Dazu Bauleiter Stefan Echter- Die Gesamtkapazität des Stadions be- hölter von Wolff & Müller: „Es ist uns trägt nach den Umbauten bei Nutzung gelungen, den vorhandenen und vor als reines Sitzplatzstadion 54.000 Zu- allem durch das Stadiondach nach oben schauer. Neu gestaltet wurde auch das hin begrenzten Platz optimal zu nutzen. gesamte Kassen- und Zugangssystem. Dies stellte auch bautechnisch eine Her- Die Flutlichtanlage wurde auf 284 Schein- ausforderung dar. So konnten unter den werfer aufgerüstet und eine computer- beiden neuen Rängen der Gegentribüne gesteuerte Beschallungsanlage installiert. 20 context 1/2006
Produkte und Projekte Hinzu kam die Erneuerung des Video- Rasen im Gottlieb-Daimler-Stadion ver- überwachungssystems und die Sanie- legt. Die rund 8.000 Quadratmeter Roll- rung von sanitären Anlagen und Außen- rasen sind natürlich beheizbar und bringen anlagen sowie der Einbau zweier neuer das Grün auch durch harte Winter. Dafür Videotafeln – mit 230 Quadratmetern sorgen zwanzig Kilometer Heizungsrohre Bildfläche die größten in Europa. Um die zwanzig Zentimeter unter der Rasennarbe. Sicherheit des Stadions zu verbessern, (es) ❚ wurden die Fanblöcke im Innenraum neu geordnet. Bei dieser Gelegenheit wurde auch ein neuer Gästeblockzugang am www.gottlieb-daimler-stadion.de Nordost-Eingang des Stadions angelegt. www.Heidelberger-Kalksandstein.de Weitere Baumaßnahmen hatten das Ziel www.wolff-mueller.de der Verbesserung der Infrastruktur im di- rekten Stadionumfeld. Und damit die FIFA auch ganz sicher einen schönen Spielbelag vorfindet, wurde bereits im März 2005 ein komplett neuer Unter der Haupttribüne: der Gang zu Mannschaftskabine und Spielfeld 1/2006 context 21
Produkte und Projekte RheinEnergieStadion: Das Schmuckkästchen am Rhein bünenseite, dem Uhrzeigersinn folgend. Nicht nur das Bauen bei Betrieb, sondern auch die Logistik auf dem relativ engen Aus dem Runden Gelände war eine Herausforderung für das ausführende Unternehmen Max Bögl aus Neumarkt/Oberpfalz. wird das Eckige Das heutige Stadion, das rund 51.000 Zuschauer fasst, ist inzwischen zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden: Auf den ersten Blick fallen als Gestaltungs- element sofort die vier großen, über sieb- zig Meter hohen Stahlpylone auf, die das Der Kölner an sich ist eine Frohnatur und seiner Stadt „mit Hätz un Stadiondach tragen und durch ein spezi- elles Lichtkonzept zusätzlich für Aufmerk- Siel“ – mit Herz und Seele – äußerst verbunden. Das Leben in Köln samkeit sorgen. Die Zuschauer sitzen ganz ist unkompliziert und lebendig – die Toleranz und Weltoffenheit der dicht am Geschehen, das RheinEnergie- Stadion hat keine Aschebahn mehr. Statt- Kölner sprichwörtlich. Und man feiert gerne in der Domstadt, die dessen folgt der Grundriss des neuen Sta- trotz ihrer Größe ihren familiären Charakter nie verloren hat. Genug dions ganz konsequent der rechteckigen Fußballgeometrie. Die Oberränge erhe- Grund zum Feiern gibt es ab dem 11. Juni: Dann startet für Köln die ben sich mit einem Neigungswinkel von Fußball-WM 2006 mit dem Spiel Angola gegen Portugal im Kölner fast vierunddreißig Grad, so dass auch die hinteren Reihen freie Sicht auf das RheinEnergieStadion, dem „Schmuckkästchen am Rhein“, wie es Spielfeld haben. der Volksmund nennt. Die Dimensionen des rund 119,5 Mil- lionen Euro teuren Bauwerks sind gewal- tig: 42.000 Kubikmeter Ortbeton, geliefert von der Heidelberger Beton Rheinland D er Vorläufer der heutigen Kon- 2001 wurde deshalb mit dem Umbau des GmbH & Co. KG, kamen allein für Auf- zert- und Wettkampfstätte in alten, 1975 an gleicher Stelle neu erbau- züge und Treppenhauskerne zum Einsatz. Köln-Müngersdorf ist das 1923 ten Müngersdorfer Stadions begonnen. Für die 27.000 Kubikmeter Fertigteile an gleicher Stelle erbaute Müngersdorfer Über zwei Jahre dauerten die Arbeiten, mussten 2.000 bis 2.500 LKW-Fahrten Stadion. Konrad Adenauer, damaliger bis das RheinEnergieStadion schließlich durchgeführt werden, da die meisten Teile Kölner Oberbürgermeister und späterer im März 2004 mit einem Freundschafts- in Neumarkt hergestellt wurden. Auf der Bundeskanzler, trieb den Bau des Stadi- spiel der deutschen Nationalmannschaft Rohbaustelle waren 150 Leute tätig, die ons seinerzeit voran. Einerseits sollte den eröffnet wurde. Tag und Nacht im Zweischichtbetrieb ar- Kölnern ein Angebot an Freizeit- und Neben der hohen gestalterischen Qua- beiteten; mit Haustechnik und Ausbau Sportflächen geboten werden und ande- lität des neuen, vom Architekturbüro gmp waren es 300 Mann. Besonderer Wert rerseits ein modernes Stadion. Dieses bot (van Gerkan, Marg und Partner, Ham- wurde in Köln auch auf die Qualität der etwa 80.000 Zuschauern Platz und war burg) entworfenen Stadions gab es einige Beton-Fertigteile gelegt, denn der archi- zur Erbauungszeit das größte Stadion interessante Besonderheiten, die den Bau- tektonische Entwurf will die tragende Kon- Deutschlands. Nachdem Köln sich als ablauf betrafen. So erfolgte der Umbau struktion nicht verstecken, sondern ganz Austragungsort für die Fußballweltmeis- bei laufendem Spielbetrieb – alle vierzehn bewusst offen zeigen. Das durchgehende terschaft 2006 beworben hatte, war klar, Tage wurde das Stadion, das während Raster der Fertigteile beträgt zehn Meter, dass dieser Wettbewerb nur gewonnen der Bauphase immerhin noch 30.000 Zu- Zahnbalken bilden die Tribünengeometrie. werden kann, wenn die Stadt am Rhein schauer fasste, vom 1. FC Köln für Heim- Präzisionsfertigteile waren die Vorausset- ein in allen Bereichen WM-taugliches spiele weiter genutzt. Abgerissen und neu zung für die hohen statischen Ansprü- Stadion vorweisen kann. Im Dezember gebaut wurde jeweils immer nur eine Tri- che, die vom Tragwerksplaner Schlaich, 22 context 1/2006
Produkte und Projekte Das Kölner RheinEnergieStadion bietet 51.400 Zuschauern Platz. Bergermann und Partner aus Stuttgart Laut Stiftung Warentest gehört das Sta- an die Ausführung gestellt wurden. Und dion zu den sichersten Stadien der Welt. schließlich musste zu jeder Zeit sicherge- Vier Vorrundenspiele und ein Achtelfinal- stellt sein, dass das Bauwerk in vier ein- spiel finden während der WM in Köln zelnen Teilen hintereinander standsicher statt. erstellt werden kann. (cs) ❚ Das Stadion wurde 2005 vom Interna- tionalen Olympischen Komitee (IOC) und der Internationalen Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen e.V. mit einer Bronze-Medaille als eine der besten Sport- stätten weltweit ausgezeichnet. Beteiligt an diesem Wettbewerb hatten sich ins- gesamt dreiundneunzig Stadien und Sport- www.stadion-koeln.de stätten aus fünfundzwanzig Ländern. www.heidelberger-beton.de 1/2006 context 23
Produkte und Projekte Olympiastadion Berlin Schauplatz großer Sportereignisse 24 context 1/2006
Produkte und Projekte Das Berliner Olympiastadion diente schon oft als Kulisse historischer Ereignisse. Erbaut wurde es nach Plänen des Architekten Werner March aus Anlass der Olympischen Sommerspiele 1936. Im Vorfeld der Fußball-WM 2006 wurde der denkmalgeschützte Bau fit gemacht für die Ansprüche der heutigen Nutzer. U nd das sind viele, denn hier trägt Bundesligist Hertha BSC seine Heimspiele aus, die Leichtathletik-Elite zeigt sich jährlich beim Internationalen Stadionfest ISTAF, internationale Sportbegegnungen wie die Leichtathletik-WM oder Rockkonzerte auf der Waldbühne ergänzen das Programm. Seit 1985 findet in Berlin außerdem jedes Jahr das DFB-Pokal- Finale statt. Nächstes Großereignis ist am 9. Juli das Finale um die Fußballweltmeisterschaft. Seit seiner Fertigstellung im Jahr 1936 wurde das Stadion, das zusammen mit den Außenanlagen als Meilenstein der zeit- genössischen Sportanlagenarchitektur gilt, schon mehrfach modernisiert. So wurde 1966 eine Flutlichtanlage installiert und 1974 im Rahmen der damaligen Fußballweltmeisterschaft ein Teil der Tribünen überdacht. Im Sommer 2000 begann eine umfassende, insgesamt 242 Millionen Euro teure Renovierung des Stadions, das im Juli 2004 mit einer spektakulären Gala wieder eröffnet wurde. Das beauftragte Architekturbüro Ger- kan, Marg und Partner plante nur einige behutsame Eingriffe in das Erscheinungsbild und die Originalsubstanz des Olympia- stadions: Neben einer Aufrüstung mit VIP- und Sky-Boxen so- wie so genannten Business-Seats, dem Integrieren eines Hertha- Das neue Dach verbindet alte mit neuer Bausubstanz. rechts: Herzlich Willkommen – der olympische Geist lebt. BSC-Fanshops, einer unterirdischen Aufwärmhalle inklusive 110-Meter-Bahn und Weitsprunggrube und dem Bau neuer Tiefgaragen dient die Modernisierung vor allem der Optimie- rung von Komfort und Funktion. So sind dank der neuen, spektakulären Dachkonstruktion heute nahezu alle 74.220 Sitzplätze überdacht – früher saßen nur 27.000 Zuschauer im Trockenen. 1/2006 context 25
Produkte und Projekte Das neue Dach bildet einen Kontrast zur historischen Bau- bau der modernen Bereiche die Natursteinverkleidungen wieder substanz, verbindet aber zugleich auch Alt und Neu. Seine exakt an die Stelle montiert werden konnten, an der sie sich leichte Kragarmkonstruktion lagert auf zwanzig schlanken, auf vorher befunden hatten. der Empore verteilten Baum- sowie 132 Stahlstützen. Zwischen Die Betonsanierung musste bis April 2001 fertig gestellt sein, der unteren Membrane und dem Glasrand zum Spielfeld hin damit die neuen Tribünenstufen montiert und die neuen Sitzplät- ist die Technik für die Beschallung und die Flutlichtanlage ein- ze eingebaut werden konnten. Unterhalb des Oberrings wurden gebaut. Durch die Verkleidung der Stahlkonstruktion oben und die ersten Stahlbetonkonstruktionen zur Aufnahme der Baum- unterseitig scheint das Dach zu schweben. Verstärkt wird die- stützen des neuen Dachs errichtet. Im Mai 2001 wurden die Ar- ser Eindruck besonders bei Nacht, wenn durch die moderne beiten im zweiten Bauabschnitt mit den Abbrucharbeiten im Un- Beleuchtungstechnik stimmungsvolle Effekte entstehen. terring fortgesetzt und ebenfalls durch eine neue Konstruktion Trotz der relativ langen Bauzeit von 48 Monaten stand abschnittsweise ersetzt. Im Oberring gingen die Arbeiten im Be- das ausführende Unternehmen Walter-Bau AG vereinigt mit reich der Gegentribüne weiter, und außerhalb des Stadions liefen DYWIDAG unter einem hohen Zeitdruck, denn die Moderni- die Arbeiten im kleinen Marchhof und der Tiefgarage Nord an. sierung des Stadions erfolgte unter laufendem Betrieb. Beginn Im Sommer 2002 wurden die ersten Baumstützen für das und Ende einer Bauphase mussten sich dabei immer nach den neue Dach montiert, anschließend die Haupt-, Tangential- und Fußballterminen und dem DFB-Pokalendspiel richten. Auch für Radialträger eingebaut und die obere Membranbespannung andere Großveranstaltungen musste das Stadion nutzbar sein. aufgebracht. Mitte September 2003 war der Rohbau der neu- Hierfür wurden die einzelnen Baufelder immer wieder neu an- en Ehrentribüne fertig. Allein für den Rohbau wurden 15.000 gepasst; es kam zu einer Vielzahl von Provisorien und Interims- Kubikmeter Beton und 2.300 Tonnen Stahl verwendet. Insge- maßnahmen. So mussten Blockabtrennungen, Schutzgeländer, samt wurden 70.000 Kubikmeter Beton und 20.000 Quadrat- Fluchtwegkonzepte, Beschilderungen und nicht zuletzt Kioske meter Betonfertigteile im gesamten Stadion verbaut. und WC-Anlagen für die einzelnen Veranstaltungen neu konzi- Geliefert wurde der Beton seit dem Februar 2003 von der piert und umgesetzt werden. TBG Gruppe Berlin. Neben den Betonlieferungen war auch die Die Arbeiten für den ersten Bauabschnitt begannen im Juli Betonpumpenlogistik Bestandteil des Auftrags. Bei den großen 2000 mit dem Vorbereiten und Einrichten der Baustelle. Bereits Dimensionen der Baustelle waren daher alle verfügbaren Mast- im August wurde dann im Uhrzeigersinn, beginnend am Mara- größen des Betonpumpendienstes Berlin im Einsatz. Da ein Groß- thontor, der Unterring abgebrochen und abschnittsweise durch teil der Betone bei diesem Prestigeobjekt in Sichtbetonqualität eine neue Konstruktion aus Beton-Fertigteilen ersetzt. In der ausgeführt wurde, waren die Anforderungen an die Ausführung, Winterpause der Spielsaison 2000/2001 wurde das Dach der an die Betonlieferanten und Betonpumpenbetreiber hoch und Gegentribüne demontiert. Im Januar 2001 begannen die Arbei- erforderten eine enge Abstimmung. links: Fit für die WM – schon im Sommer 2000 begann die Modernisierung des Stadions. rechts: Die Dimension der Bau- stelle war eine Herausforderung für die Betonpumpenlogistik. ten mit der Demontage der Tribünenstufen im Oberring, um die Durch den Umbau ist das Stadion für die WM 2006 bestens tragenden Stahlbetonkonstruktionen – Zahnbalken, Stützen und gerüstet und wird Schauplatz von insgesamt sechs Spielen sein. Rahmen – zu sanieren. Gleichzeitig wurde mit der Sanierung der Neben dem Finale werden vier Vorrundenpartien und ein Vier- Natursteinflächen an der Fassade des Stadions begonnen. telfinalspiel in Berlin ausgetragen. Der Name der Arena wird Vor der Beton- und Natursteinsanierung waren aufwändige während der Veranstaltung allerdings nicht „Berliner Olympia- betontechnologische Untersuchungen zur Feststellung der tat- stadion“ sondern „FIFA WM-Stadion Berlin“ lauten. sächlichen Schädigung der Betonteile nötig. Das Olympiastadion (es) ❚ wurde in der Bauzeit 1934 bis 1936 im Innen- und Außenbereich mit rund 30.500 Kubikmetern Naturstein verkleidet. Da die Natursteine für die Denkmalpflege ein wichtiger Bestandteil bei der Erhaltung der Gestalt des Olympiastadions sind, wurde je- www.walter-bau.de der einzelne Stein, jede einzelne Platte erfasst, nummeriert und www.tbg-pudi-berlin.de kartiert, damit nach der Sanierung der Betonteile und dem Ein- www.heidelberger-beton.de 26 context 1/2006
Produkte und Projekte Substrate für den Fußballrasen Alles im grünen Bereich Schönheit alleine reicht nicht: Das perfekte Grün eines Fußball- melsiebmaschine homogenisiert und un- terliegen ständigen Qualitätskontrollen.“ platzes braucht weitaus mehr als nur eine satte Farbe. Tritt- und In guten Jahren werden auf dem 42.000 rutschfest muss es sein, dem Wetter und Unkraut trotzen und sich Quadratmeter großen Areal in Mannheim – neben dem normalen Tagesgeschäft beim Wachsen Zeit lassen. Der Ball muss sauber rollen, der von mit Sand und Kies – bis zu 15.000 Ton- Stollen traktierte Rasen sich schnell wieder erholen können. nen Substrate umgeschlagen. Und das nicht nur für Fußballplätze. „Wir haben für jeden Kundenwunsch das richtige Pro- dukt“, so Pfeifer. „Gemischt wird auf Bestellung.“ Neben Dach-Substraten zur Begrünung von Flachdächern oder zur Verfüllung von ökologischen Lärmschutz- wänden werden auch Baumpflanz-Sub- strate angeboten. Der „Top-Seller“: ein Sand-Orgabo-Gemisch, ein mineralisch- organischer Boden mit angereichertem Ziegelbruch, dessen Rohstoff aus der Grube Messel bei Darmstadt gewonnen wird. Als so genanntes „Kultursubstrat“ ist Orgabo bestens geeignet als Ober- Perfekter Rasen bis in den boden für Rasen, Stauden, Ziergehölze letzten Winkel oder als Mutterbodenersatz bei der Loch- pflanzung von Zier- und Straßenbäumen. Der gesamte Außenbereich der Mann- heimer SAP-Arena wurde beispielsweise E in schöner Rasen ist kein Zufall: berger Sand und Kies hochwertige Sand- mit dem Produkt der Heidelberger Sand Neben viel Pflege und der richti- und Kiesprodukte sowie Mineralgemische. und Kies GmbH bepflanzt. gen Grassorten-Wahl ist ein guter Als einziger Standort im Rhein-Neckar- Auch für den Golfplatz in Heddesheim Untergrund unverzichtbar. Wer glaubt, Kreis liefert Mannheim seit rund zwanzig lieferte Heidelberger Sand und Kies 1998 mit ein bisschen einfacher Erde sei dies Jahren Substratmischungen für Grünflä- rund 5.000 Tonnen Substratmischung in erledigt, der hat sich getäuscht. Die so chen mit den unterschiedlichsten An- zwei Sorten. „Die Planung einer Golfan- genannte Rasentragschicht (RTS) ist eine sprüchen. Insgesamt zwanzig große Fuß- lage ist auf Grund der verschiedenen Spiel- Wissenschaft für sich. Je nach Beanspru- ballplätze wurden mit den Mannheimer elemente mit ihren unterschiedlichen chung braucht ein Rasen verschiedene Rasentragschichten bereits angelegt. Da- Belastungen und Funktionen eine sehr Substrate (lateinisch: Unterlagen), um runter der acht Kilometer vom Betzen- differenzierte Aufgabe“, erklärt Hermann den Anforderungen, die an ihn gestellt berg entfernte Trainingsplatz „Fröhner- Pfeifer. Denn naturgemäß brauchen stark werden, gerecht zu werden. „Das Sub- hof“ des Fußballbundesligisten 1. FC strapazierte Spielbereiche wie die Ab- strat ist sozusagen das Zuhause der Pflan- Kaiserslautern. Hier kam eine RTS-Sub- schlagszonen grundlegend andere Gräser- zen, hierin entwickeln sie ihre Wurzeln“, strat-Mischung aus Sand, Kompost und mischungen als weniger stark belastete weiß Hermann Pfeifer, Betriebsleiter des Eifel-Lava mit einer Korngröße von zehn Spielflächen. „Aber je größer die Heraus- Mannheimer Umschlagplatzes der Heidel- Millimetern zum Einsatz – rund 3.000 forderung, desto besser“, sagt Pfeifer. berger Sand und Kies GmbH. „Jede Pflan- Tonnen wurden davon verarbeitet. „Wich- „Bisher haben wir noch jeden Kunden- ze und jeder Rasen, sei es Sportrasen tig ist, dass die erste Mischung für ein wunsch erfüllen können.“ oder Zierrasen, braucht dazu ein anderes Projekt in seiner Zusammensetzung ge- (cs) ❚ Substrat.“ nauso gleichmäßig ist wie die letzte Mi- An mehr als fünfundvierzig Standorten schung“, sagt Pfeifer. „Aus diesem Grund in ganz Deutschland produziert Heidel- werden alle Materialien in unserer Trom- www.heidelberger-sandundkies.de 1/2006 context 27
Sie können auch lesen