Y d Care Geschäftsbericht 2010 - Bundesverband Managed Care
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4 Der Bundesverband Managed Care e. V. Vorstand & Geschäftsführung 2010 Prof. Dr. Volker Amelung Susanne Eble Ralf Sjuts Vorstandsvorsitzender stellv. Vorstandsvorsitzende stellv. Vorstandsvorsitzender Professor an der MHH (Abt. Epidemio Leiterin Gesundheitsmanagement Leiter Gesundheitswirtschaft logie, Sozialmedizin und Gesundheits Berlin-Chemie AG Wolfsburg AG systemforschung) Dr. Peter Blees Dr. Rolf-Ulrich Schlenker Dr. Peter Wigge Mitglied im Vorstand Mitglied im Vorstand Mitglied im Vorstand Leiter Gesundheitspolitik stellv. Vorstandsvorsitzender Rechtsanwälte Wigge, Münster Merck Serono GmbH Barmer GEK Helmut Hildebrandt Mitglied im Vorstand Vorstand OptiMedis AG
Geschäftsbericht 2010 5 Dr. Dominik Deimel Dr. Wolfgang Klitzsch Prof. Dr. Jürgen Wasem kooptiertes Mitglied im Vorstand kooptiertes Mitglied im Vorstand kooptiertes Mitglied im Vorstand Geschäftsführender Gesellschafter Geschäftsführer Lehrstuhlinhaber für Medizinmanagement com2health GmbH Ärztekammer Nordrhein der Universität Duisburg-Essen Ralph Lägel kooptiertes Mitglied im Vorstand Manager Healthcare Structures & Contract Development Pfizer Pharma GmbH Dr. Klaus Meyer-Lutterloh Prof. Dr. Dr. Alexander P. F. Ehlers Ehrenvorsitzender Ehrenmitglied Partner der Rechtsanwaltssocietät Ehlers, Ehlers & Partner Ralf Breitgoff Uta Heidenblut Julia Hartung Geschäftsführer & Pressesprecher Vorstandsreferentin BMC-Geschäftsstelle
6 Der Bundesverband Managed Care e. V. Bericht des Vorstandsvorsitzenden und des Geschäftsführers Prof. Dr. Volker Amelung / Ralf Breitgoff Mehr Wettbewerb, Innovationsfreundlichkeit, eine zukunfts- Qualitative Mindestanforderungen feste Finanzierung, Verbesserung der Versorgungsqualität – an ein Versorgungsgesetz das sind immer noch die Ziele des Koalitionsvertrages von CDU und FDP. „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen“, heißt es im Johannes-Evangelium. Gemessen an diesen Worten, Zu neuen, sektorenübergreifenden Versorgungsmodellen fällt die gesundheitspolitische Bilanz der Bundesregierung war fast gar nichts aus dem Ministerium zu hören. Dabei im Jahr 2010 eher durchwachsen aus. Was im vergangenen liegt hier das größte Potential. Der Anteil chronischer Jahr ins Bundesgesetzblatt geschrieben wurde, lässt viele Erkrankungen liegt bereits heute bei fast 50 % und steigt Fragen unbeantwortet und manche Wünsche offen. kontinuierlich, gekoppelt mit zunehmender Multimorbidität. Aktuell erzeugen etwa 10 Millionen chronisch Kranker ca. In den ersten 15 Monaten hat sich die Bundesregierung 2⁄3 der Krankenhauskosten. Ein fragmentiertes System auf das Stopfen finanzieller Defizite konzentriert. Dies sei scheitert hier. Deshalb bedarf es innovativer Versorgungsfor auch notwendig gewesen, so der Bundesgesundheitsminis- men über Berufsfelder und Sektoren hinweg. Von 2004 bis ter. Einerseits wegen der Finanzkrise, andererseits, um die 2008 ist die Zahl integrierter Versorgungsverträge auf über wichtigen strukturellen Fragen in Ruhe angehen zu können. 6.100 hochgeschnellt. Die meisten Verträge sind heute noch Diesem Argument kann man durchaus folgen, wenn denn gültig, manche davon in modifizierter Form. Schlechte Ver- auch klar wäre, welche dieser Fragen wie gelöst werden träge sind vom Markt verschwunden. Kann es ein besseres sollen. Hier hat es die Bundesregierung versäumt, eine klare Argument für Wettbewerb um Versorgungsqualität geben? Vision zu formulieren, wie qualitativ-hochwertige Gesund- heitsversorgung der Zukunft aussehen soll. Es reicht nicht, Der BMC setzt sich für ein bürger- und stärker wettbewerb- die Probleme zu benennen. lich orientiertes Gesundheitssystems ein. Die wesentlichen Variablen eines funktionierenden Gesundheitssystems sind Die bisher gesetzten Signale sind wenig konsistent. Mehr Public-Private-Mix, Versorgungsmanagement und der Spielraum für die Kassen bei den Zusatzbeiträgen und damit Zugang zum System. Der BMC befürwortet den markt- und auch Preissignale an die Versicherten sind ein richtiger leistungsorientierten Wettbewerb im Gesundheitswesen auf Schritt zu mehr Wettbewerb. Preisstopp und Abschlagserhö- Basis der Grundwerte eines solidarisch finanzierten Gesund- hung bei der Pharma-Industrie gehören jedoch nicht in den heitssystems. Grundlage eines effizienten Gesundheitssys- marktwirtschaftlichen Instrumentenkasten. Wer die Kran- tems ist die Überwindung der Grenzen zwischen ambulanter kenkassen künftig wieder der Zivilgerichtsbarkeit unterstellt und stationärer Versorgung. Insbesondere die Stärkung der und Elemente des Kartellrechts ins SGB V einführt, bekennt Prävention ist von zentraler Bedeutung für die Nachhaltig- sich zu Wettbewerb und Unternehmertum. Wer die Kassen keit der Gesundheitsversorgung. Aus dieser Perspektive hat gleichzeitig im Status einer Körperschaft des Öffentlichen der der BMC sechs grundsätzliche Anforderungen an ein Rechts belässt, macht sie zu zahnlosen Tigern und hemmt Versorgungsgesetz formuliert, wenn es den anstehenden ihre Innovationsbereitschaft. Holland sollte uns an dieser Herausforderungen Rechnung tragen soll. Das ausführliche Stelle ein Vorbild sein. Das Fazit: Zu viel „Ja – Aber“ zu Positionspapier des BMC ist Teil dieses Geschäftsberichts. wenig „Entweder – Oder“! Deswegen sollen an dieser Stelle nur die wichtigsten Punkte angesprochen werden. Die Sicherstellung der medizinischen Versorgung in Deutschland muss auf breitere Füße gestellt und sinnvoll ergänzt werden. Dezentrale Problemlösungen sind zentra- listischen Ansätzen vorzuziehen. Wettbewerbsorientierte Beziehungen zwischen den direkt zuständigen Akteuren der Versorgung versprechen mehr Effizienz als planwirt-
Geschäftsbericht 2010 7 schaftliche Vorgaben. Die Vergütung medizinischer Leistungen muss sich an der regionalen Versorgungsrealität orientieren. Sie muss flexibler ausge- staltet werden und sich stärker an der Qualität, insbesondere der Ergeb- nisqualität der erbrachten Leistung ausrichten (Pay for Performance). Die aktuelle Versorgungslandschaft wird weder den Bedürfnissen der nach- wachsenden Arztgeneration noch künf- tigen Versorgungsherausforderungen gerecht. Deshalb gilt es, die Aufgaben medizinischer Berufe neu zu ordnen BMC-Kongress 2011: Blick ins Auditorium des Langenbeck-Virchow-Hauses. und interprofessionelle Kooperationen zu stärken. Die 50+1 Regelung für Medizinische Versor- schaft gesetzt. Der BMC-Kongress 2011 war inhaltlich und gungs-Zentren zugunsten der Ärzteschaft beschränkt diese zahlenmäßig ein voller Erfolg. Er stand unter dem Thema Trägervielfalt ohne sachlichen Grund. Die Sorge, dass die „Neue Versorgungsformen auf dem Prüfstand-Impulse für Qualität der medizinischen Versorgung reinem Profitdenken ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem“ Über 50 Referenten geopfert würde, ist angesichts der zulassungsrechtlichen und etwa 450 Teilnehmer beteiligten sich an den Podiums- Anforderungen an MVZ unbegründet. Der BMC hält an diskussionen und insgesamt neun thematischen Foren. Die seiner Forderung nach einem Innovationsfonds zur Forcie- Inhalte deckten die gesamte Palette des deutschen Gesund- rung neuartiger Versorgungskonzepte und -produkte fest. heitswesens ab. Die umfassende Evaluation ist Grundvoraussetzung bei der Erprobung innovativer Versorgungsmodelle, zumal wenn sie Der BMC konnte zwei herausragende Key-Note-Speaker in mit öffentlichen Geldern finanziert werden. Selektivverträge seine Reihen begrüßen. Professor Jörg Debatin, Ärztlicher haben sich als Instrument für mehr Effizienz, mehr Qualität Direktor des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, und mehr Kostenbewusstsein grundsätzlich etabliert. Gerade nahm mögliche Versorgungsstrukturen des Jahres 2020 vor dem Hintergrund besserer intersektoraler Kooperation unter die Lupe. Aus Boston reiste Prof. Dr. Joel S. Weissman und der Prävention von Pflegebedürftigkeit gilt es, hier neue von der Harvard Medical School an. Sein Thema: „Putting Möglichkeiten zu finden und diese weiter durch stärkere in- the Patient first: Patient-Centered Primary Care and Health stitutionelle und personelle Verzahnungen auszubauen; z. B. Reform”. Daniel Bahr, Parlamentarischer Staatssekretär im durch gemeinsame Versorgungsaufträge für niedergelassene Bundesgesundheitsministerium, eröffnete den Kongress. Ärzte und Krankenhäuser bei hochspezialisierten Leistungen und besonderen Erkrankungen. Ein hochkarätig besetztes Podium diskutierte Zukunfts modelle von Selektivverträgen und gleichzeitig die Belast- barkeit des Kollektivvertrags. In den Foren ging es neben Themen wie „Populationsorientierte integrierte Versorgung“, „IT-Strategien für sektorenübergreifende Versorgungskon- Der BMC-Kongress – Das neue Flaggschiff zepte“ oder „Sektorenübergreifende Konzepte von Kranken häusern“ um Gesundheitsanalytik, erfolgreiche Konzepte in der Prävention, Medizinische Versorgungszentren, Versor- Bereits zum Jahresauftakt hat der BMC Maßstäbe und ein gungsmanagement in Krankenkassen und Best-Practice– dickes Ausrufezeichen in die gesundheitspolitische Land- Beispiele des Patienten Coachings. p
8 Der Bundesverband Managed Care e. V. Bericht des Vorstandsvorsitzenden und des Geschäftsführers Unter dem Dach des BMC: Auf 180 qm präsentierten sich 11 Mitglieder beim „Hauptstadt-Kongress – Medizin und Gesundheit 2010“ P Mit dem Kongress ist der BMC in eine neue Stufe ein- Die BMC Studienreise hat sich im vergangenen Jahr end- getreten. Er ist mehr denn je zu einer festen Größe in der gültig als hochkarätiges Veranstaltungsformat mit interna- Gesundheitsszene geworden. Auf dieser Basis möchte der tionalem Anspruch etabliert. Eine 15-köpfige Delegation BMC ein neues Forum für innovatives Versorgungsmanage- besuchte im Herbst des vergangenen Jahres Boston, um sich ment etablieren. über die aktuellen Entwicklungen auf dem amerikanischen Gesundheitsmarkt zu informieren, darunter zwei Vertreter Die herausragende Zahl der Teilnehmer zeigt das ungebro- des Forum Managed Care (FMC), unsrer Schweizer Partner- chene, hohe Interesse an diesen Themen. Die Reaktion in organisation Das Gesundheitssystem in den USA ist eines den gesundheitspolitischen Medien war außergewöhnlich der kostspieligsten der Welt. Trotz der hohen Kosten wenig positiv. Ärztezeitung G+G und Gelber Dienst berichteten Nutzen will man meinen, wenn man sich die Zahlen der ausführlich über den Kongress. Albrecht Kloepfer schrieb Nichtversicherten anschaut – 32 Millionen Bürger der USA im Gesundheitspolitischen Brief: „Wenn eine vergleichs- leben ohne Krankenversicherungsschutz. Die Wende kam weise kleine gesundheitspolitische Gruppierung wie der im Frühjahr 2010, als Präsident Barack Obama den „Patient Bundesverband Managed Care (BMC) zur einem kosten- Protection and Affordable Care Act“ (PPACA) unterzeichnete. pflichtigen Kongress ruft und die Teilnehmerliste nach über Die Delegation des BMC und des FMC diskutierten auf ihrer 500 Anmeldungen wegen Überfüllung geschlossen werden viertägigen Studienreise nach Boston im September 2010 muss, dann kann und muss dieser Andrang wohl auch als intensiv mit namhaften Referenten u. a. des Gesundheits- politische Demonstration verstanden werden.“ Der Observer ministeriums, der Harvard University, der Harvard Medical der Agentur für Gesundheitspolitische Information konsta- School, des Mass. General Hospitals, Accenture und Medco tierte: „Das große Auditorium im Langenbeck-Virchow-Haus über die Chancen und Risiken der Reform. Ein ausführlicher war gut gefüllt – sogar die Empore war teilweise besetzt. Bericht über die Reise ist ebenfalls in diesem Geschäfstbe- Das Interesse am Thema „Neue Versorgungsformen“ ist richt enthalten. Für das Jahr 2010 übernimmt das FMC die offensichtlich groß (wie im Übrigen anscheinend auch die Organisation und Planung der Studienreise, voraussichtlich Organisationskraft des BMC).“ nach Großbritannien.. Die Ideenwerkstatt „BMC-Regional NRW“ hat endgültig Fuß gefasst. Mit einer Fachtagung, einem Praktikersemi- nar, zahlreichen Hintergrundgesprächen und Arbeitstreffen Breite Expertise – der Markenkern des BMC hat BMC-Regional NRW seine Aktivitäten im Jahr 2010 fortgesetzt und verstetigt. Die Potentiale und Perspektiven innovativer Vertrags- und Versorgungsformen in der Region Wissensmanagement, Fortbildung und wissenschaftlicher NRW standen auf der 2. Fachtagung in Dortmund im Fokus. Austausch genießen beim BMC traditionell höchste Prio- Mehr Transparenz bei den Qualitätsprüfungen in der Pflege rität. Fachtagungen, Hintergrundgespräche und die pra- war das Ziel des Praktikerseminars von BMC-Regional Ende xisnahen Workshops „WissensUpdate“ bleiben die Säulen Mai 2010. Wie sehr dieses Thema die Akteure umtreibt, der Arbeit im BMC. Mit diesen Veranstaltungen erreicht belegt nicht zuletzt die hohe Beteiligung aus der gesamten der BMC vor allem drei Ziele. Mit den Fachtagungen setzt Pflegebranche. Namhafte Referenten waren in den Tech- er die wichtigen Themen auf die Agenda des deutschen nologiehof nach Münster gekommen, um ihre Sicht auf die Gesundheitswesens und schafft eine breite Plattform für nicht unumstrittenen Transparenzberichte und deren Veröf- informellen Austausch und Networking über den Verband. fentlichung zu präsentieren. Die Hintergrundgespräche wie auch die „WissensUpdates“ geben die Möglichkeit, auf neue Themen aktuell und schnell zu reagieren. Ein Service, den die Mitglieder gerne und zahlreich nutzen.
Geschäftsbericht 2010 9 im ICC-Berlin. Großer Auftritt im ICC Berlin Ausblick Mit über 180 qm stellte der Bundesverband Managed Auf seiner Klausurtagung Anfang Februar hat der erweiterte Care e. V. den größten Stand auf dem „Hauptstadt-Kon- Vorstand des BMC weitere Weichenstellungen für die nahe gress – Medizin und Gesundheit 2010“. Unter dem Dach des Zukunft vorgenommen. In einem ersten Schritt wird es BMC hatten sich 11 Mitglieder für den Gemeinschaftsstand darum gehen, die bestehenden Angebote und Produkte des zusammengefunden, um ihre Produkte, Dienstleistungen BMC weiter zu verfestigen. Das gilt natürlich für den BMC- und Inhalte zu präsentieren. Gleichzeitig hatten die Besucher Kongress. Die Arbeitsgruppen werden aktiv in die inhaltliche des Hauptstadtkongresses die Möglichkeit, sich am BMC- Gestaltung des neuen Aushängeschildes eingebunden. Die Stand im Rahmen des umfangreichen Lounge-Programms im Frühjahr dieses Jahres erscheinende Publikation anläss- über die neuesten Entwicklungen im Bereich Managed Care lich des BMC-Kongresses 2011 im Rahmen der BMC-Schrif- zu informieren und auszutauschen. Auch hier präsentierte tenreihe soll künftig zu einer festen Einrichtung werden. der BMC seine komplette Bandbreite. Gesundheitsdienst- Das Format der BMC-Studienreise in Kooperation mit dem leister wie Healthways International, n:aip Deutschland, Schweizer FMC wird fortgeführt. Im Laufe dieses Jahres wird almeda oder SHL Telemedizin kamen genauso zu Wort wie der Vorstand das Konzept eines „BMC-Preises“ für innovati- die Pharmaindustrie (ratiopharm, lilly Deutschland). Die ve Versorgungsmodelle erarbeiten. Der oder die Preisträger Beratungsunternehmen ARBUMA und ADVISION zeigten sollen jeweils auf dem BMC-Kongress geehrt werden. Die Perspektiven für Leistungserbringer in einem sich wandeln- Strukturen der Geschäftsstelle sollen und müssen in den den Gesundheitsmarkt. Die Kassenärztliche Vereinigung kommenden drei Jahren organisatorisch aber vor allem Bayerns präsentierte ihr Konzept einer qualitätsorientierten kontinuierlich ausgebaut werden. Die Mitgliederakquise soll Vergütung in der ambulanten Versorgung. Die OptiMedis AG deshalb noch einmal verstärkt werden. Über 120 Nicht-Mit- sprach über ihre Erfahrungen mit der Evaluation Integrierter glieder auf dem BMC-Kongress zeigen nicht nur das Potenti- Vollversorgungssysteme. Stichwort: „Gesundes Kinzigtal“. al des BMC sondern auch das ungebrochene Interesse vieler Und schließlich die Wolfsburg AG zeigte, wie eine ganze Akteure im Gesundheitsmarkt an den Themen des BMC. Hier Region die Herausforderungen, aber vor allem auch die sind auch und vor allem alle BMC-Mitglieder herzlich zur Chancen des demografischen Wandels für ihre wirtschaftli- Unterstützung eingeladen. Ja, sie sind im eigenen Interesse che Entwicklung nutzen will. geradezu aufgefordert, das Netzwerk des BMC mitzugestal- ten und auszubauen. Denn das hat der Kongress gezeigt: der BMC lebt von der Vielfalt seiner Mitglieder, Pharma dem umfassenden Netzwerk, das Sonstige daraus entsteht, und von seiner außergewöhnlichen Atmosphäre. Kassen Krankenhäuser / Kliniken 149 Mitglieder Verbände stand: märz 2011 Dienstleister Mitgliederstruktur des BMC
10 Der Bundesverband Managed Care e. V. BMC-Arbeitsgruppen BMC-Regional NRW Dr. Peter Wigge* Wigge Rechtsanwälte Prävention Dr. Thomas Hilse* DKV — Deutsche Kranken Dr. Wolfgang Klitzsch* versicherung AG Geschäftsführer Ärztekammer Nordrhein Neue Versorgungsformen Ralph Lägel* Manager Healthcare Structures & Contract Development, Pfizer Pharma GmbH Plattform Versorgungssteuerung Dr. Dominik Deimel* Geschäftsführer com2health GmbH Prof. Dr. Jürgen Wasem* Lehrstuhl für Medizinmanagement Universität Duisburg-Essen Das Kernstück des BMC – hier wird der Verband zum Think Hier zeigt der BMC sein Profil als Lobbyist für Gesundheits Tank, zum Ideengeber für das Gesundheitswesen. themen am deutlichsten. „Praxisorientierung auf solidem Die Arbeitsgruppen entwickeln über die sonst so engen wissenschaftlichen Fundament“ so das Motto des BMC. Grenzen der eigenen Interessenvertretung hinweg Strategien Die BMC-Arbeitsgruppen sind der lebendige Beweis. und Konzepte für die Gesundheitsversorgung der Zukunft. * Ansprechpartner
Geschäftsbericht 2010 11 Arzneimittel- versorgung strategisch Susanne Eble* BMC-Vorstand, Leiterin Gesundheitsmanagement Berlin-Chemie AG Arzneimittel- versorgung operativ Dr. Peter Blees* stellv. BMC-Vorsitzender, Nutzenbewertung Leiter Gesundheitspolitik und Präferenzmessung Merck Pharma GmbH Prof. Dr. Axel Mühlbacher Institut Gesundheitsökonomie und Medizinmanagement, Hochschule Neubrandenburg Themenbezogene Projektgruppen Uta Heidenblut* BMC-Vorstandsreferentin
12 Der Bundesverband Managed Care e. V. Berichte aus den Arbeitsgruppen
Geschäftsbericht 2010 13 Vertragswerkstatt § 73 c SGB V In seinem Versorgungsprogramm für Kinder und Jugendli- che „AOK – Junior“ nutzt die AOK Berlin-Brandenburg den § 73 c zur Erweiterung des Basis IV-Vertrag nach § 140 a Die Entwicklung der gesetzlich verordneten Hausarztverträge SGB V. Verschiedene Modulverträge ermöglichen zusätzliche nach § 73 b SGB V bleibt nicht ohne Konsequenzen für die Leistungen für die eingeschriebenen Patienten im Bereich fachärztliche Versorgung. Entsprechende Reaktionen ließen der Früherkennungs-Untersuchungen, der Prävention nicht lange auf sich warten. Auch im Lager der Fachärzte beispielsweise durch spezielle Ernährungsprogramme sowie wird intensiv über Selektivverträge nach § 73 c SGB V nach- dem Angebot spezieller Jugendsprechstunden. Einschrei- gedacht. Auf Seiten der Krankenkassen sind Verträge nach bung der Patienten und besondere Einzelleistungen werden § 73 c SGB V ebenfalls ein aktuelles Thema. Ausgewiesene den Ärzten gesondert vergütetet. Die Erfolgsfaktoren für Experten berichteten über ihre Erfahrungen und diskutierten § 73 c – Verträge sieht Möhlmann in der Möglichkeit eines mit den Teilnehmern der Arbeitsgruppe „Neue Versorgungs- offenen Dialogs zwischen den Vertragspartnern. Transparenz formen“. sei das A und O. Durch leistungsbezogene Anreize rücke die Qualität in den Mittelpunkt der medizinischen Versorgung. Birgit Dziuk verdeutlichte anhand von Vertragsmodulen der Eine Baustelle bleibt aus Sicht Möhlmanns die Evaluation. Deutschen BKK (ExtraCheck Diabetes Auge, Diabetes Niere, Nur eine fundierte Evaluation gewähre dauerhaft attraktive Asthma, Koronare Herzerkrankungen) sowie Verträgen mit Leistungsanreize bei der Honorierung als auch zufrieden- den Berufsverbänden der Kinder- und Jugendärzte bzw. der stellende Versorgungsergebnisse. Die Leiterin des Berliner Deutschen Chirurgen die vielfachen Gestaltungsmöglichkei- Büros der Barmer GEK, Claudia Korf, machte in diesem Zu- ten im Rahmen des § 73 c SGB V. Dziuk hob hervor, dass die sammenhang noch auf einen weiteren Aspekt aufmerksam. Beteiligung der Ärzte und Versicherten an den Programmen Durch den § 73 c vollziehe sich Stück für Stück ein Wandel mitunter erheblich differiert, abhängig von der Vertragsge- der Krankenkassen vom reinen Kostenträger zum Gesund- staltung. Die Refinanzierung wird dabei für die Krankenkasse heitspartner. immer wichtiger. Künftig werden Add-On-Verträge ohne erkennbaren Zusatznutzen für die Krankenkasse und ihre Ein wenig Wasser in den Wein goss der Vorsitzende der KV Versicherten auslaufen. Verträge nach § 73 c SGB V sind laut Bayerns, Dr. Axel Munte. So groß das Potential für Selektiv- Dziuk dann eine vielversprechende Zukunftsoption. Grund- verträge im Bereich der fachärztlichen Versorgung auch sei, voraussetzung seien jedoch zeitnahe und nachvollziehbare dürfe der zum Teil erhebliche administrative Mehraufwand Bereinigungsoptionen bzw. die Möglichkeit der Refinanzie- auf allen Seiten nicht unterschätzt werden. Bei den Ärzten rung aus anderen Leistungsbereichen. muss durch die Identifikation, Information und Einschrei- bung von Patienten meist zusätzliche Abrechnungssoftware Harald Möhlmann, Geschäftsführer des Bereichs Versor- etabliert werden. Auf Seiten der Kassen muss das Ver- gungsmanagement, präsentierte im Anschluss den „Curaplan handlungsteam aufgestockt werden. Der Prüfaufwand zur Augen“ der AOK Berlin-Brandenburg auf Basis des § 73 c Vermeidung von Doppelabrechnungen steigt. Hinzu kommen SGB V. Vertragspartner ist die Augenärztegenossenschaft Vertragscontrolling und –evaluation. p Brandenburg. Ziel ist nicht nur, die bisher stationär erbrach- ten Operationen in den ambulanten Sektor zu verlagern. Genauso wichtig sei eine Steigerung der Versorgungsqualität durch qualifizierte Vernetzung im niedergelassenen Sek- tor, so Möhlmann. Für die Versicherten liege der Mehrwert darüber hinaus in der wohnortnahen prä- und postoperati- ven Betreuung. Mittlerweile nutzen etwa 4.800 Versicherte dieses Angebot.
14 Der Bundesverband Managed Care e. V. Berichte aus den Arbeitsgruppen P Selektivverträge – Anforderungen kommen. Andererseits seien die Kassen durchaus bereit, für an den Gesetzgeber eine „besondere Versorgung“ auch „besondere Verträge mit entsprechenden Prämien“ zu vereinbaren. Der professionellen Integrierten Versorgung gehört ange- Die finanzielle Seite ist allerdings nur ein Aspekt. Durch die sichts gesellschaftlicher Herausforderungen und knapper Ausweitung der möglichen Vertragspartner steigt zudem Ressourcen die Zukunft. In der Frage nach der richtigen die Komplexität für alle Beteiligten. Als Bedingungen für Balance zwischen kollektiv- und selektivvertraglichen den Abschluss von Selektivverträgen legen die Kostenträger Strukturen besteht jedoch nach wie vor großer Diskussions- Wert auf eine klare Definition der Abrechnungsmodalitä- bedarf. Wie durch Selektivverträge die Lösung zukünftiger ten, auf eine strukturierte Dokumentation und nicht zuletzt Versorgungsprobleme gestärkt und ihre Umsetzung von allen auf frühzeitig einsetzende Evaluation, Nutzenmessung und Akteuren im Gesundheitsmarkt erleichtert werden kann, war Transparenz. eine weitere Frage, mit der sich AG „Neue Versorgungs- formen“ beschäftigte. Dabei wurden nicht nur Nutzen und Die Gegenüberstellung des Selektivvertrags- und des Kollek- Gefahren von Selektivverträgen aus Sicht von Krankenkassen tivvertragssystems zeigt, dass die Selektivverträge nach den und Leistungserbringern beleuchtet, sondern in interdiszip- bestehenden gesetzlichen Regelungen nur additiv und nicht linären Arbeitsgruppen vor allem die Herausforderungen an substitutiv zum Kollektivvertrag sind. Solange nicht die ge- den Gesetzgeber anhand konkreter Fragestellungen erarbei- samte ambulante ärztliche Versorgung für die Versicherten tet. Es fragt sich, ob Selektivverträge neben Kollektivverträ- aller Kassen flächendeckend selektivvertraglich geregelt ist gen tatsächlich zu erheblichen und nachhaltigen Qualitäts- und sich nicht sämtliche Leistungserbringer und Versicherte steigerungen und erhöhter Sicherstellung der Versorgung für die einzelvertraglich vereinbarten Lösungen freiwillig ent- führen und letztlich deren Umsetzung den demografischen schieden haben, muss es parallel eine kollektivvertragliche Herausforderungen gerecht werden. Versorgung geben. Qualitativ hochwertige Selektivverträge können dabei eine innovative Ergänzung zum Kollektivver- Einig waren sich die Teilnehmer darüber, dass Selektivver- trag sein. Dies erfordert Gestaltungsfreiheit für die Akteure träge grundsätzlich nützlich sind, um die Versorgungsqualität und damit ein klares Commitment zum Wettbewerb. Mögli- zu erhöhen, spezifische Versorgungsprobleme zu lösen, cherweise führt die aktuelle Dynamik bei den Kassenfusio- Marktpositionen und Handlungsspielräume zu schaffen. nen künftig dazu, dass mehr Selektivverträge abgeschlossen Daneben verstärken Selektivverträge den Wettbewerb im werden. Aus dieser Diskussion heraus hat sich mittlerweile Gesundheitsmarkt und die Marktdifferenzierung. Anderer- eine Projektgruppe gebildet, die dem BMC-Vorstand neue seits können Selektivverträge nachteilige Auswirkungen Ansätze und Strategien zur Entwicklung von Selektivverträ- durch unterschiedliche Leistungsangebote in Form einer gen zugearbeitet hat. Leistungsausgrenzung für Versicherte bewirken und das Morbiditätsrisiko verlagern. Ärzte werden mit erhöhter Ver- 1. Wettbewerblich organisierter tragsadministration und Transaktionskosten konfrontiert. Versorgungsbereich Aus Sicht der Leistungserbringer müssen Innovationen Optional zu der gemeinsam gestalteten Notfall- und Basis- langfristig finanzierbar sein. Kluge Modelle sind auf Dauer versorgung erhalten die Krankenhäuser und die einzelnen angelegt und erfordern auch bei den Leistungserbringern Krankenkassen die Möglichkeit, Verträge über eine kas- eine Planungssicherheit. Die Sorge vor der Erhebung eines senspezifische Leistungserbringung zu schließen. Dieser Zusatzbeitrages behindert die Krankenkassen zurzeit zusätz- Einzelvertragsbereich eröffnet wettbewerbliche, individuelle lich bei der Implementierung innovativer Modelle. Für Leis- sowie vom Kontrahierungszwang befreite Vertragsmög- tungserbringer wird es künftig also nicht unbedingt leichter lichkeiten. Leistungserbringer und Kostenträger stehen sich werden über Selektivverträge an das Geld der Kassen zu als gleichberechtigte Partner in einem qualitätsgetriebenen
Geschäftsbericht 2010 15 Leistungserbringungsprozess gegenüber. Die Erfahrungen Keine gesonderte Bereinigung der Krankenhausbudgets ist aus der Umsetzung der Integrierten Versorgung zeigen, notwendig, da die Einzelvertragsleistungen bereits bei der dass wettbewerbliches Handeln nicht zu Verwerfungen der prospektiven Budgetermittlung nicht mehr berücksichtigt Versorgungsstrukturen führt. werden. Diese Regelung wirkt sich dann mittelbar auch auf die Höhe der Landesbasisfallwerte aus. Die Leistungsbeschreibungen und -inhalte für diesen „wett- bewerblich organisierten Versorgungsbereich“ basieren auf Ebenso ist keine Bereinigung der ärztlichen Gesamtvergü- den bestehenden Definitionen des DRG-Systems. Abwei- tungen erforderlich, da die ambulanten Krankenhausleistun- chend können zwischen den Vertragspartnern im Einzelfall gen nicht Bestandteil dieser Vergütungsbudgets sind. Auch für andere Leistungen (z. B. ambulante Krankenhausleistun- keine gesonderten Budgetausgleichsmechanismen, da für gen) andere Vergütungsarten vereinbart werden. ambulante Krankenhausleistungen keine Budget- und Men- genplanung erfolgt. Eine Selektivvertragslösung kollidiert Die Vergütungshöhe für einzelne Leistungen kann individuell demzufolge nicht mit dem Erlösbudget bzw. mit dem Budget zwischen den Vertragspartnern vereinbart werden (freie nach § 6 (3) KHEntgG. Preisvereinbarung). Dies gilt auch für mengenabhängige Rabattstaffelungen usw. Es besteht keine Abschlussver- Kollektiv ausgerichtete Versorgungssysteme pflichtung. Die auf Landesebene vereinbarten Preise für die Basis- und Notfallversorgung wirken hier im Sinne eines Das kollektiv ausgerichtete Versorgungsystem für die stati- Richtpreises, der im Rahmen der individuellen Vereinba- onäre Basis- und Notfallversorgung am Krankenhaus bleibt rungen über- oder unterschritten werden kann. Sofern mit unangetastet und unterliegt wie bisher der Versorgungpla- einem Krankenhaus optional keine Einzelverträge abge- nung der Länder und den Regularien der Krankenhausfinan- schlossen wurden, gilt der für den Basis- und Notfallversor- zierung. Um den Ländern den Überblick über die tatsächlich gungsbereich vereinbarte Preis. in Anspruch genommenen Kapazitäten im KH Bereich zu erhalten, sollten alle selektiven Verträge beim Land regist- Einstiegsmodell rierpflichtig sein. Die Zulassungsregularien für die Ambulante Krankenhausbehandlung gemäß §§ 115 b – § 119 SGB V Stationäre Leistungen, die sich zum Beispiel für einen „sanf- haben weiterhin Bestand. Bestehende Qualitätsvorschriften ten“ Einstieg in den wettbewerblich organisierten Versor- (Richtlinien GBA) sind als Mindeststandard zu definieren, gungsbereich eignen, sind Ein-Tages-DRG bzw. Leistungen dürfen einzelvertraglich aber überboten werden. eines Krankenhauses, die dem Grunde nach „ambulantes Potential“ in sich tragen, Leistungen der Geburtshilfe bzw. Notwendige Gesetzesänderungen teilstationär erbringbare Leistungen. Zusätzlich eignen sich die ambulanten Krankenhausleistungen gem. § 115 b – § 119 1. Ambulante Leistungen: SGB V ebenfalls für einen sanften Einstieg. Weiterhin han- § 115 b – § 119 SGB V: zusätzlicher Absatz für Möglichkeit delt es sich nicht um Notfallleistungen. der einzelvertraglichen Vergütung Einzelvergütungsverträge in der vorgeschlagenen Form 2. Stationäre Leistungen: hätten keine Auswirkung auf den Sicherstellungsauftrag §§ 16, 17, 18 KHG und KHEntgG: Zusatzregelungen für der Länder. Das krankenhausplanerische Bestimmungsrecht einzelvertragliche Vergütung (gültig bleiben auch die Zu- bleibt unberührt. Durch den Ausschluss der Fälle im Rahmen und Abschlagsregelungen) und Definition des Leistungs der Notfallbehandlung bleibt die regionale Bereichsplanung umfanges, für die Notfallversorgung unberührt. Die Wahlfreiheit des § 4 (3) und § 6 (3) KHEntgG Ergänzung notwendig, Regelung Versicherten bleibt erhalten. Die Vertragsabschlüsse sind analog § 4 (4) KHEntgG denkbar p freiwillig, die Vertragspartner bleiben gleichberechtigt.
16 Der Bundesverband Managed Care e. V. Berichte aus den Arbeitsgruppen P Integrierte Versorgung für die Pflege sen grundsätzlich, mit den vorhandenen Beitragsmitteln die ffnen – BMG greift auf Expertise ö bestmögliche Versorgung sicherzustellen. Dabei steht unter gegenwärtiger Gesetzes- und Haushaltslage die kurzfristige des BMC zu Kostenreduzierung bzw. Kostenvermeidung im Vordergrund. Insbesondere Krankenkassen sind vorrangig nur auf ein Eine weitere Projektgruppe aus den Reihen der AG „Neue Geschäftsjahr orientiert, um einen möglichen Zusatzbeitrag Versorgungsformen“ diskutiert seit Mitte vergangenen Jah- und damit Mitgliederverluste zu vermeiden. Der Blick auf res in enger Abstimmung mit dem Bundesgesundheitsminis sinnvolle und langfristig effizientere Entscheidungen wird terium die Frage der besseren Einbindung der Pflege in die oft verstellt. Aus dem Blickwinkel von pflegenden Einrich- Integrierte Versorgung. tungen und den Pflegekassen sollten viele Aktivitäten aller Beteiligten aber eher an einer mehrjährigen Perspektive Zur patientenorientierten, kosteneffektiven Versorgung orientiert sein. Insofern kommen Maßnahmen, die länger- vieler vor allem chronischer Erkrankungen müssen im GKV- fristig den Pflegeaufwand verhindern oder mindern, derzeit System Maßnahmen getroffen und Investitionen vorge- kaum vor. Die Folge: Der Finanzbedarf steigt, obwohl nicht nommen werden, die sich erst im Bereich der Pflegekassen zwingend nötig. Gleichzeitig werden mögliche Interessen der refinanzieren. Die Integrierte Versorgung über alle Sektoren Pflegekasse, die aktuelle Absichten der Krankenkasse nicht hinweg kann dieses Problem lösen. Zurzeit gibt der zuge- ausdrücklich bedienen, mit der Kraft des größeren Partners hörige Rechtsrahmen allerdings nicht die dazu notwendigen schlichtweg be- oder gar verhindert. Spielräume. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat die Problematik erkannt und will mit Unterstützung des Aus Sicht der BMC-Projektgruppe kann die Dynamik bei der BMC mögliche weiterführende Lösungsansätze finden. Ein Entwicklung der Integrierten Versorgung durch entspre- interdisziplinäres Team im BMC setzt sich auf Basis der Ver- chende Einbeziehung der Pflege durchaus weiter belebt netzung vielfältiger Kompetenzen und Erfahrungen mit den werden. Ein veränderter gesetzlicher Rahmen kann zu einer Fragestellungen auseinander. Es will in enger Abstimmung sektorenübergreifenden Versorgung in hoher Qualität viel mit dem BMG Wege für eine systemübergreifende Ver- beitragen. Eine erste Anpassung des § 92 b SGB XI wäre sorgung unter verstärkter Einbeziehung des Pflegesektors ein wichtiges Signal. Weitere Anpassungen sind denkbar bahnen helfen. Die Vorschläge des BMC sind in einem ersten und wünschenswert, bedürfen aber noch der vertiefenden Gespräch mit der Unterabteilung G 3 – Pflegesicherung im Diskussion mit dem BMG, da mehrere Bereiche der Sozial- BMG auf hohes Interesse gestoßen. gesetzgebung berührt werden. BMG und BMC haben sich darauf verständigt, den begonnenen konstruktiven Dialog In einem ersten Schritt empfiehlt die BMC-Projektgruppe fortzusetzen. eine eng umgrenzte Anpassung des Rechtsrahmens in § 92 b SGB XI, die es den Pflegekassen erlaubt, sich künftig an der Die BMC-Projektgruppe wird geleitet von Ralph Lägel, MBA Vergütung von Maßnahmen im Rahmen der Integrierten (Pfizer Pharma) und koordiniert von Uta Heidenblut, (BMC- Versorgung zu beteiligen. Im Fokus stehen hier Leistungen Vorstandsreferentin). im Bereich der GKV, die erst im Bereich der Pflegeversi- cherung kostenmindernd wirksam werden. Dies wäre ein Weitere Teilnehmer der Projektgruppe sind: wichtiger Anreiz für die Entwicklung von Interventionen zur rr Dr. Leander Fortmann (B-LUE Management Consulting Optimierung der Versorgung insbesondere bei chronischen GmbH) Erkrankungen. rr Antje Frischmann (Kassenärztliche Vereinigung Bayerns) rr Dr. Christoph Heinemann (Eisai GmbH) Aktuell existiert ein gewisser Widerspruch in den ökonomi- rr Helmut Hildebrandt (OptiMedis AG/BMC-Vorstand) schen Interessenslagen der Beteiligten. Entsprechend ihrem rr Stefanie Kasper (ERGO Versicherungsgruppe AG) gesetzlichen Auftrag versuchen die Pflege- und Krankenkas- rr Dr. Clemens Kuhne (KKH-Allianz)
Geschäftsbericht 2010 17 rr Dr. Niels Maderlechner (B-LUE Management Consulting Bedingungen und eine Basis für effiziente regionale Versor- GmbH) gungssysteme. Zusätzliche Vorteile bietet das proDIAKO- rr Dr. Lars Mühlenhoff (B-LUE Management Consulting Casemanagement als integriertes Versorgungsmanagement. GmbH) Es ermöglicht neben der Abbildung indikationsbezogener rr Thomas Nöllen (SpectrumK) Behandlungsketten auch prozessoptimierte Abläufe, IT- rr Dr. Udo Richter (n:aip Deutschland GmbH) gestützte Kommunikation und umfassende Patientenein rr Evelyn Rohde (assist GmbH) bindung. rr Dr. Monika Roth (Gesundes Kinzigtal GmbH) rr Christina Thole (Arbuma Consulting GmbH) Dr. Felix Cornelius, Geschäftsführer der goMedus GmbH&Co. rr Andrea Wilhelmi (MediPlaza AG) KG präsentierte die Entwicklung neuer Strukturen für die op- timale medizinische Versorgung von Patienten im ambulan- ten Bereich sowie Ideen für netzwerkbasierte Tarife als Basis für die Kooperation von PKV und GKV. Durch den Aufbau von Gesundheitszentren und eines bundesweiten Fach- Neue Geschäftsmodelle in der ärztenetzes in deutschen Großstädten hat goMedus neue gemeinsamen ambulanten und Versorgungsstrukturen etabliert, durch die die Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Versorgung überwun- stationären Versorgung den werden kann. Beweisen sich die Netze in der Praxis, kann Einfluss auf die Krankenhäuser genommen werden. Moderne Kooperationsformen über die gesamte Versor- gungskette unter einem Dach oder als Allianzen in einer Dr. Dominik Graf von Stillfried vom Zentralinstitut für die Hand sind das Zukunftsmodell im Gesundheitswesen. Neben Kassenärztliche Versorgung der Bundesrepublik Deutschland ausreichenden strukturellen Veränderungen im Kranken- in Berlin veranschaulichte die Chancen neuer Geschäfts- hausbereich sowie auf vertragsärztlicher Seite erfordern modelle zur sektorenübergreifenden Versorgung aus Sicht komplexere Kooperationsvereinbarungen den Ersatz der des KV–Systems. Strategische Optionen für Krankenhäuser bisherigen Bedarfsplanung durch kleinräumige Versorgungs- sollten aus KV–Sicht nicht die Konzentration in regionalen planung sowie eine bessere IT–Vernetzung. Darin waren sich Märkten sein, sondern die Etablierung der Häuser durch die rund 40 Teilnehmer der Arbeitsgruppe „Prozess- und organisatorische ggf. räumliche und klinische Integration als IT-Management“ einig. Neue Geschäftsmodelle in der ge- unverzichtbarer Teil einer Versorgungskette. Das Versor- meinsamen ambulanten und stationären Versorgung standen gungsebenenkonzept der KBV liefere hierfür die Grundlage. im Zentrum der Vorträge und Diskussionen. Für den BMC ist dieses eines der wegweisenden Themen im Versorgungs- Die aufgezeigten Erfahrungen zeigen, dass neue Ver- management der Zukunft. sorgungskonzepte in einer vernetzten ambulanten und stationären Versorgung ein hohes Maß an Potenzial zum In seinem Vortrag zur sektorenübergreifenden Versor- Brückenbau zwischen den Sektoren bieten. Nur so kann der gung machte Dr. Klaus Heidelberg als Geschäftsführer der Patient schnell und unkompliziert durch eine hochwertige proDIAKO Krankenhausgruppe deutlich, wo die aktuellen und effiziente Behandlung geführt werden. Die Vernetzung Chancen und Hindernisse neuer Versorgungsmodelle liegen. der Sektoren bringt auch Anforderungen an die Informa- Primäres Ziel der proDIAKO ist es, an den Standorten ein re- tionstechnologie mit sich, die bei der Gestaltung neuer gional vernetztes Leistungsangebot von der Prävention über Versorgungskonzepte zu berücksichtigen sind. p die Akutbehandlung – sowohl ambulant als auch stationär – bis hin zur Rehabilitation und Pflege anzubieten. Durch den Zusammenschluss von Standorten schafft proDIAKO somit kooperative Partnerschaften unter gesellschaftsrechtlichen
18 Der Bundesverband Managed Care e. V. Berichte aus den Arbeitsgruppen P Die Elektronische Gesundheitsakte Standardisierte Schnittstellen, die die Datenübernahme aus (EGA) – Top oder Flop? Welchen Mehr- Krankenhausinformations- und Praxisverwaltungssyste- men ermöglichen, könnten hier Abhilfe schaffen, erklärte wert bringt die EGA für die Patienten Dr. Klaus Juffernbruch von der Cisco Systems GmbH. Über versorgung ? diese Schnittstellen könnten auch Daten aus einrichtungs- übergreifenden elektronischen Patientenakten übernommen Die wachsende Bedeutung von E-Health führt zum Umden- werden. All dies wäre für den Nutzer der Akte eine enorme ken hinsichtlich der Beziehung zwischen Arzt und Patient. Vereinfachung und würde Versicherte unterstützen, die ger- Elektronische Gesundheitsakten gibt es von vielen Anbie- ne ihre Krankengeschichte selbst verwalten möchten. tern. Patienten wünschen sich, ihre Daten aus Praxis- oder Kliniksystemen übernehmen zu können. Wie und mit wel- Der von der Firma Desitin Arzneimittel GmbH entwickelte chen Instrumenten neue Versorgungssysteme in den Markt Elektronische Anfallskalender „EPIVISTA“ für Epilepsie-Pati- gebracht werden und welche Rolle die EGA dabei spielt, enten, geht über bisherige Ansätze hinaus. Dieser Kalender stand in diesem Jahr ebenfalls im Fokus der AG Prozess- beweise, so Dr. Thomas Peckmann, Healthcare Manager bei und IT-Management. Desitin, dass eine elektronische Gesundheitsakte sowohl als Informations- als auch als Kommunikationsmedium für den Eine Vielzahl von Projekten hat sich die Verbesserung der Patienten dienen kann. Das Ziel: dem Patienten selbst die Kommunikation vor allem zwischen ambulantem und sta- Möglichkeit zu geben, seine elektronische Gesundheitsakte tionärem Bereich zwar zum Ziel gesetzt. Ebenso setzt sich zu führen sowie diese via Internet abrufen und pflegen zu mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass eine effektive und können, unabhängig von Ort und Zeit. Epivista unterstützt kontinuierliche Versorgung von Patienten durch ein sekto- die strukturierte Datenablage, hat ein differenziertes Zu- renübergreifendes Behandlungsmanagement und IT-gestütz- griffsmanagement, eine Erinnerungsfunktionen und ermög- tem Austausch von Patientendaten ein dazu notwendiges licht die Kommunikation über Schnittstellen. Instrument sind. Die Rolle des „mündigen Bürgers“ jedoch wird in diesem Szenario meist noch unterschätzt. Erfolgsversprechende Konzepte liegen also auf dem Tisch. Es hapert bei der Umsetzung. Mit dem derzeitigen sekto- Das Projekt EGA–NRW schickt sich seit Dezember 2007 an, ralen Finanzierungssystem ist eine bundesweite Standardi- diese Probleme zu lösen. Beteiligt sind zwei Ärztekammern, sierung der EGA allerdings kaum möglich. Zum Einen wird zwei Kassenärztliche Vereinigungen, eine Krankenhaus niemand ohne Weiteres in Technologie investieren. Zum gesellschaft, 23 Unternehmen, vier Forschungseinrich- Anderen entsteht ohne Veränderung der Versorgung durch tungen, sechs Kostenträger und eine Datenschutzorganisa neue Versorgungsmodelle nicht der nötige Druck in Standar- tion. Das Projekt wurde auf Initiative des NRW-Ministeriums disierungen zu investieren. Entscheidend ist, dass Anreize für Arbeit, Gesundheit und Soziales ins Leben gerufen. für eine effektive Zusammenarbeit geschaffen werden. Die neuen Geschäftsmodelle in der Versorgung existieren be- Verschiedene Anbieter haben heute Softwaresysteme auf reits, wachsen und müssen für die Leistungserbringer über dem Markt, die Patienten und Versicherten erlauben, ihre den Weg, Verträge schließen zu können, integriert werden. persönlichen Gesundheitsdaten in einer elektronischen Akte zu verwalten. Kostenträger kooperieren mit einigen dieser Anbieter in Pilotprojekten, um ihren Mitgliedern eine solche Akte zur Verfügung zu stellen. Das „Befüllen“ dieser Gesundheitsakten von Hand ist jedoch zeitaufwendig und beeinträchtigt daher die breite Akzeptanz dieser Systeme.
Geschäftsbericht 2010 19 BMC Regional Leitung: Dr. Peter Wigge, Dr. Thomas Hilse Seit nunmehr 13 Jahren setzt sich der BMC als pluralistischer Verein auf Bundesebene für innovative Systementwicklung im Gesundheitswesen ein. Aber Gesundheitsversorgung heißt in erster Linie Versorgung vor Ort. So sind viele Akteure im deutschen Gesundheitsmarkt in erster Linie regional engagiert. Deshalb war es konsequent, dass der BMC den Schritt in die Region gemacht hat und diesen Akteuren die Möglichkeit gibt, ihre Kompetenz in die Diskussion um die Entwicklung eines innovativen und zukunftsfähigen Gesundheitswesens einzubringen. In Nordrhein-Westfalen hat der BMC den Startpunkt für seine Regionalisierung als Pilotphase gesetzt. Vier Ziele hat sich BMC-Regional für die nächsten Jahre gesetzt: 1) E rhöhung der Innovationsfähigkeit des 4) Investive Ausrichtung der gesundheitlichen Gesundheitssystems Versorgung fördern Die Qualität der gesundheitlichen Versorgung wird dadurch Nur eine langfristig ausgerichtete Zusammenarbeit in den bestimmt, in welcher Weise innovative Ideen, Produkte und Regionen auf der Basis von Vertrauen lässt organische Dienstleistungen aufgenommen werden. Die Umsetzung von Innovationsprozesse entstehen. Dazu gehört auch, dass Innovationen, Lösungen, Produkten und Dienstleistungen ist Leistungen für die Bürger transparent sind, dass Verän unter den gegenwärtigen Bedingungen in vielfältiger Hin derungen und Innovationen fair bewertet werden können sicht gehemmt. BMC Regional NRW wird daran mitwirken, (Versorgungsforschung) und dass im lokalen Kontext sich innovativen Ideen in NRW eine faire Chance zu ermöglichen. Investitionen in die Eigenverantwortung der Bürger (Präven tion) langfristig lohnen. 2) F örderung der Kooperationskultur in der Region Viele Managed-Care Modelle bilden den formalen Rah Werkstatt Managed Care NRW men für eine qualifizierte Kooperationskultur zwischen den Sektoren, den Leistungsanbietern und insbesondere Im Rahmen einer „Werkstatt Managed Care NRW“ sollen Mitgliedern den Professionen. Die Qualität der Kooperation wird des BMC, aber auch Dritten, folgende Möglichkeiten eröffnet werden: durch regionale Faktoren bestimmt und lässt sich durch vertrauensbildende Maßnahmen, gemeinsame Unterneh ppVorstellung regionaler Versorgungsprojekte mit anschließender mensziele, positive Kooperationserfahrungen genauso Reflexion und Diskussion der Versorgungsidee in der BMC- fördern, wie durch entsprechende Bildungsanstrengungen Gruppe; in den unterschiedlichen Berufen. ppUnterstützung bei der Verschaffung von Erstkontakten und der Partnersuche; 3) Regionale Identität stärken ppMöglichkeit der Inanspruchnahme von (kostenpflichtigen) Beratungsangeboten der BMC-Mitglieder oder Dritter bei Bedarf. Das deutsche Gesundheitswesen in den letzten 20 Jahren ist gekennzeichnet gewesen, durch überwiegend zentral Die aktuellen Termine sowie die Kontaktdaten für BMC-Regional NRW staatliche Eingriffe. Die Versorgung selbst wird vom finden Sie unter: http://www.bmcev.de/BMC-Regional.366.0.html Bürger und vom Patienten allerdings lokal, regional bzw. landesweit erlebt. BMC-Regional NRW wird sich dafür einsetzen, die Qualität der Versorgung, die Kooperati onskultur und die Verantwortung in regionalen, lokalen Kontexten zu fördern.
20 Der Bundesverband Managed Care e. V. Versorgungspotentiale noch nicht ausgeschöpft BMC-Regional NRW trifft sich zur 2. Fachtagung in Dortmund – Mehr als 90 Teilnehmer Ermutigt und bestärkt durch den Erfolg der ersten Fach- zu 100 Euro bei gesundheitsbewusstem Verhalten und akti- tagung im Herbst 2009 in Münster hat BMC-Regional ver Teilnahme. Den Leistungserbringern winkt nicht nur eine NRW seine Aktivitäten auch auf diesem Feld im Jahr 2010 verlässliche Vergütung in Euro. Gleichzeitig entfallen Budge- fortgesetzt. Die Potentiale und Perspektiven innovativer Ver- tierung, Fallzahlbegrenzung und Abstaffelung. Faktoren wie trags- und Versorgungsformen in der Region NRW standen die Verkürzung von Arbeitsunfähigkeitszeiten sowie die Ver- auf der 2. Fachtagung in Dortmund im Fokus. An praktischen meidung von Krankenhauseinweisungen oder Doppelunter- Beispielen und Erfahrungen diskutierten die Referenten suchungen sollen am Ende für die Kasse die Refinanzierung mit den mehr als 90 Teilnehmern, unter der Leitung von gewährleisten. Ein nicht risikofreies Unterfangen, wie auch Rechtsanwalt Dr. Peter Wigge und Dr. Thomas Hilse, Leiter Giesen einräumt, weswegen die Innovationsbereitschaft bei Versorgungsmanagement der DKV Deutsche Krankenver- den Krankenkassen mitunter doch gehemmt scheint. Für 84 sicherung AG. Neben den Krankenkassen als Vertragspart- Prozent der Tagungsteilnehmer jedenfalls haben die Kassen ner präsentierten Arztnetze und regionale Verbünde ihren den Wandel vom Payer zum Player noch nicht vollzogen, eigenen Beitrag zur Verbesserung der Versorgungssituation. auch wenn wiederum 70 Prozent den Kassen durchaus ein Dienstleister und Berater gaben Handlungsempfehlungen ernstes Interesse an Selektivverträgen unterstellen. für andere Projekte. Gleichzeitig hatten die Teilnehmer der Tagung anhand von gezielten Fragen die Möglichkeit, ihre Denkblockaden lösen – Transparenz schaffen Einschätzungen zu aktuellen Strukturfragen des deutschen Gesundheitssystems abzugeben. Dabei gibt es für die Praxisnetzberaterin Claudia Schrewe gewichtige Gründe für die Kostenträger Selektivverträge mit Vom Payer zum Player – aber wie? niedergelassenen Ärzten abzuschließen. Mehr als 80 Pro- zent der GKV-Ausgaben werden durch Ärzte veranlasst. Als Die Analyse von Dr. Heinz Giesen, Dezernatsleiter Verträge weitere Argumente nennt Schrewe den Selektivvertrag als bei der IKK Signal-Iduna, kann nicht überraschen: „Die Rah- Marketinginstrument zur Gewinnung von Neukunden sowie menbedingungen für Krankenkassen haben sich grundlegend die Abbildung von Morbi-RSA Diagnosen. Stellt man jedoch geändert.“ Ob Strukturverträge, Hausarztzentrierte Versor- dieselbe Frage in die andere Richtung fallen die Zweifel – gung, Integrierte Versorgung, europaweite Ausschreibungen zumindest bei den Teilnehmern der Fachtagung – deutlicher oder neue Möglichkeiten der Produktentwicklung erfordern aus. Nur knapp die Hälfte unterstellt der Ärzteschaft ein neue Strategien. Um einen positiven Deckungsbeitrag je ernsthaftes Interesse an Selektivverträgen. Aber auch für Versicherten zu erzielen, ist das aktive Versorgungsma- niedergelassene Ärzte ist der Trend in diese Richtung kaum nagement der kritische Erfolgsfaktor im Wettbewerb der mehr aufzuhalten. Schrewes Prognose: im Jahr 2015 wird Krankenkassen. Allerdings ist die Zielgruppe des Versor- mehr als die Hälfte des Einkommens einer Arztpraxis aus gungsmanagements schwierig zu definieren. Erschwerend Selektivverträgen bestritten. kommt hinzu, dass bei fehlendem „Innovationsbudget“ „first mover“-Effekt nicht immer positiv sein muss. Man wird sich also an einen Tisch setzen und partner- schaftlich verhandeln müssen, um gegenseitige Vorbehalte „Kundenorientierung als Service-Versprechen“ lautet die abzubauen. Besonders hier sieht Schrewe Nachholbedarf. Strategie der IKK-Iduna. Kunden sind für Giesen Versicher- Noch seien die Verträge allzu kassenspezifisch ausgestaltet. te und Leistungserbringer gleichermaßen. Beide Gruppen Die Konkurrenzsituation der Kassen forciere viele Einzelver- müssen das im Selektivvertrag definierte Versorgungs- träge. Die Anzahl möglicher Patienten sei zu gering, und am angebot akzeptieren. Die Idee: den Mehrwert bei jedem Ende falle die Übersicht schwer. Das erhöht nicht gerade die Kontakt erlebbar machen. Die Antwort der IKK Signal Iduna Transparenz. Ein offensichtliches Grundproblem des nieder- auf diesen Anspruch ist ein Versorgungswahltarif. Vorteile gelassenen Bereichs. Nur einer der befragten Kongressteil- des Versicherten sind Befreiung von der Praxisgebühr beim nehmer hält den ambulanten Gesundheitsmarkt für transpa- Haus- oder Facharzt sowie eine Gesundheitsprämie von bis rent. Hinzu kommt eine emotionale Komponente auf beiden
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