Eingriff statt Tabletten? - Ein neues Verfahren verspricht, Bluthochdruck dauerhaft ohne Medikamente zu senken - Deutsche Herzstiftung

 
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Eingriff statt Tabletten? - Ein neues Verfahren verspricht, Bluthochdruck dauerhaft ohne Medikamente zu senken - Deutsche Herzstiftung
Bluthochdruck

                       Eingriff statt Tabletten?
         Ein neues Verfahren verspricht, Bluthochdruck
            dauerhaft ohne Medikamente zu senken
                           Michael Böhm, Sebastian Ewen & Felix Mahfoud

  Bei der „renalen Denervation“ werden ge-           senken, ist die „interventionelle renale Sym-
  zielt Fasern des Stressnerven Sympathikus          pathikusdenervation“, kurz „renale Denervie-
  verödet, um schweren Blutdruck zu senken.          rung“ oder „renale Denervation“ (von latei-
  Zwischenzeitlich von vielen als gescheitert        nisch ren = Niere). Dabei handelt es sich um
  erklärt, erlebt das minimalinvasive Verfahren      eine minimalinvasive Behandlung, bei der
  aufgrund jüngster Studien eine Renaissance.        Nervenbahnen zwischen dem Gehirn und der
                                                     Niere mithilfe eines Katheters unterbrochen
Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit und der        werden. Die Nervenbahnen sind Ausläufer des
wichtigste Risikofaktor für das Entstehen von        sympathischen Nervensystems – jenes Teils
Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zu den schwe-           des vom Willen unabhängigen Nervensystems,
ren Folgen des zu hohen Drucks, mit dem das          das in Stress­situationen den Puls beschleunigt
Blut durch die Gefäße strömt, zählen Herzin-         und den Blutdruck in die Höhe treibt.
farkt und Schlaganfall, Herzmuskelschwäche
und Nierenversagen. Hierzulande sind etwa 20
bis 30 Millionen Menschen an Bluthochdruck
                                                                    Ein Blick zurück
(Hypertonie) erkrankt. Etwa die Hälfte der           Dem deutschen Physiologen Carl Ludwig ge-
Betroffenen verspürt keinerlei Beschwerden –         lang es im Jahr 1842 erstmals, Fasern des sym-
deshalb wird Bluthochdruck häufig erst dann          pathischen Nervensystems darzustellen, die
erkannt, wenn bereits eine seiner schlimmen          die Niere versorgen. Später erwies sich, dass
Folgen eingetreten ist.                              die Nieren entscheidend an der Regulation des
Üblicherweise wird Bluthochdruck mit Me-             Blutdrucks und am Entstehen von Bluthoch-
dikamenten (Antihypertensiva = Blutdruck-            druck beteiligt sind und dass dies wesentlich
senker) behandelt, ebenso wichtig sind die           von einer übermäßigen Aktivität des sympathi-
Empfehlungen für eine gesunde Lebensweise,           schen Nervensystems vermittelt wird. Dies ließ
beispielsweise für ein normales Gewicht zu           schon in den 1940er-Jahren die Idee aufkom-
sorgen, Alkohol nur mäßig zu trinken, nicht zu       men, ein überaktives sympathisches Nerven-
rauchen und sich ausreichend zu bewegen. Es          system operativ zu beeinflussen, um Bluthoch-
gibt allerdings Patienten, die auf herkömmliche      druck zu senken. Seinerzeit durchtrennten die
Blutdrucksenker nur unzureichend anspre-             Chirurgen die Nervenfasern des sympathi-
chen. Eine besonders gefährliche Bluthoch-           schen Nervensystems entlang der Lendenwir-
druckform ist die sogenannte therapierefraktä-       belsäule. Tatsächlich ließ sich der Blutdruck
re arterielle Hypertonie. Sie liegt vor, wenn sich   mit diesem großen chirurgischen Eingriff
der Blutdruck trotz der Behandlung mit drei          eindrucksvoll senken. Die Ergebnisse wa-
blutdrucksenkenden Medikamenten nicht aus-           ren jedoch wenig vorhersehbar, hinzu kamen
reichend senken lässt (unter 140/90 mmHg).
Eine noch vergleichsweise junge Möglichkeit,              20 bis 30 Millionen Menschen sind hierzulande von
hohen Blutdruck bei Patienten mit medika-                 Bluthochdruck betroffen. Zu den drohenden Folgen
mentös nicht einstellbarem Bluthochdruck zu                              zählen Herzinfarkt und Schlaganfall.

16     HERZ HEUTE 1/2019
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