EINHEITSSPRACHE ODER SPRACHENVIELFALT: WIE VIELE SPRACHEN BRAUCHEN WISSENSCHAFT UND BILDUNG? - OEAD
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Jahrgang 24 | Nummer 2/95 | Dezember 2014 1 Einheitssprache oder Sprachenvielfalt: Wie viele Sprachen brauchen Wissenschaft und Bildung?
2 INHALT 3 Hubert Dürrstein Editorial 4 Brigitta Busch Für einen respektvollen Umgang mit sprachlichen Ressourcen 6 Sarah Breslin Linguistic Diversity in Europe – Opportunity or Obstacle? 7 Achim Braun Europa ist mehrsprachig 8 Ursula Panuschka Bildung – Sprache – Erasmus+ 11 OeAD-Events Veranstaltungskalender 12 Bernd Wächter Zur Rolle englischsprachiger Studienprogramme in Europa 14 Gabriele Slezak Internationale Forschung – eine mehrsprachige Praxis 16 Monika Dannerer | Sebastian Maier | Peter Mauser Sprachen – mehr Sprachen – Mehrsprachigkeit an der Universität 18 oead.news im Gespräch mit Petra Bernhardt und Margarete Kernegger 20 Michal Dvorecký | Magdalena Knappik Studierstrategien im Kontext der Wissenschaftssprache Deutsch 21 Neues OeAD-Kooperationsprogramm für Hochschulen IMPULS für Mittel- und Osteuropa 22 Irena Zavrl »Kennst du viele Sprachen, so hast du viele Schlüssel für ein Schloss« Arnulf Knafl 24 Notwendige Vielfalt 26 Barbara Schrammel-Leber Multilingual Graz 28 Melanie Mayrhofer Die Erfolgsgeschichte Sparkling Science geht in die fünfte Runde 30 oead.news im Gespräch mit Veit Sorger 32 Franz Gramlinger | Melanie Wallar Arbeitserfahrung in Irland 33 Neuerscheinung OeAD-Schriftenreihe: Die Rolle von Guidance in einer sich wandelnden Arbeitswelt Rita Michlits 34 »Czech in«: OeAD lud zum Alumni-Treffen in Prag Eva Müllner | Barbara Sutrich 36 OeAD-Hochschultagung 2014. Eine Nachlese. 40 Publikation | Impressum
3 Hubert Dürrstein Editorial © Teresa Zöttl, APA-Fotoservice | OeAD Liebe Leserinnen und Leser, die Website www.studienwahl.at, die das Bundesministerium für Unter dem Titel »Die Rolle von Guidance in einer sich wandelnden Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft und der OeAD betreiben, Arbeitswelt« gehen die Autor/innen auf die Bedeutung professio- listet aktuell knapp 1.900 Studienprogramme auf. Rund zwölf Pro- neller Bildungs- und Berufsberatung in Übergangsphasen und vor zent davon sind englischsprachige Angebote, sechs Prozent sind teil- dem Hintergrund eines angespannten Arbeitsmarkts ein. Herausge- weise englisch. Laut einer soeben veröffentlichten Studie der Acade- ber sind Ernst Gesslbauer und Carin Dániel Ramírez-Schiller von der mic Cooperation Association (ACA) unter 2.600 Hochschulen in 28 Nationalagentur Lebenslanges Lernen (Details auf Seite 33). Gemein- Ländern liegt Österreich damit auf Platz neun (lesen Sie dazu auch sam mit dem Österreichischen Integrationsfonds, BMWFW, BMEIA, den Beitrag von ACA-Geschäftsführer Bernd Wächter auf Seite 12). der Wirtschaftskammer Österreich und der uniko hat der OeAD die Bei Vorgängerstudien in den Jahren 2002 und 2008 rangierten wir zweisprachige Informationsbroschüre »Studieren & Arbeiten in Ös- auf dem bescheidenen Platz 16. Es ist also viel passiert in den ver- terreich« aktualisiert. Sie enthält wichtige Hinweise zu Einreise, Auf- gangenen Jahren. enthalt und Arbeiten während und nach dem Studium (Seite 40). Doch wenn es um Internationalisierung geht, ist nicht nur Englisch als Ich möchte nun noch die Gelegenheit nutzen, Dr. Veit Sorger und globale Sprache der Wissenschaft essenziell. Es geht auch darum, die seiner Mitarbeiterin Gertraud Max für die hervorragende Zu- Sprachen der Nachbarländer in die Curricula zu integrieren, die mehr- sammenarbeit im Rahmen des Mondi Austria Student Scholar- sprachigen Ressourcen im Land selbst zu nutzen und die Varietäten ship, das der OeAD betreuen durfte, sehr herzlich zu danken. Von der eigenen Sprache zu beleuchten. In den vorliegenden OeAD-News diesem großzügigen Stipendienprogramm konnten bislang 51 haben wir zu all diesen Aspekten Expert/innen zu Wort kommen las- Studierende profitieren. 27 Stipendiat/innen haben bisher ein Mas- sen. Ein paar Beispiele: Brigitta Busch von der Universität Wien hat ter- bzw. Diplomstudium absolviert, vier ein Doktorat. Einige konn- eine kreativ-visuelle Methode entwickelt, sprachliche Repertoires ten in der Forschung oder am österreichischen Arbeitsmarkt Fuß zu erheben (Seite 4). Sarah Breslin und Achim Braun gehen auf die fassen, andere Karrieren in ihrem Herkunftsland starten, wieder an- Vielfalt der Sprachen in Europa ein (Seite 6 und 7). Ursula Panuschka, dere studieren weiter. Sie sind wertvolle Netzwerkpartner, mit denen Leiterin des Bereichs Schulbildung in der Nationalagentur im OeAD, es lohnt, Kontakt zu pflegen. beschreibt Services, Instrumente und Good Practice-Beispiele im EU-Programm Erasmus+ (Seite 8). Gabriele Slezak vom Institut für Es bleibt mir, Ihnen, verehrte Leserinnen und Leser, ein gesegnetes Afrikanistik an der Universität Wien schildert gelebte Mehrspra- Weihnachten zu wünschen, erholsame Tage und ein erfolgreiches chigkeit im Rahmen eines Projekts in Burkina Faso (Seite 14). Und Jahr 2015. Irena Zavrl berichtet darüber, dass an der FH Burgenland die Priori- tät bereits seit ihren Anfängen vor 20 Jahren auf CEE-Sprachen liegt. Ihr Hubert Dürrstein Kroatisch, Polnisch, Russisch, Tschechisch und Ungarisch werden so- wohl auf Bachelor- als auch auf Masterniveau vermittelt. Vielfältig sind auch die Neuerscheinungen, auf die wir in dieser Ausgabe hinweisen – allem voran Band 7 der OeAD-Schriftenreihe.
4 Brigitta Busch Für einen respektvollen Umgang mit sprachlichen Ressourcen Brigitta Busch, Professorin für angewandte Sprachwissenschaft an der Universität Wien, plädiert dafür, die Mehrsprachigkeit in Österreich als wichtiges Gut zu nutzen. Ansetzen müsse man im Schulsystem. In der im Oktober begonnenen Lehrveranstaltung anderen Sprachen. In einer solchen Sichtweise werden setzt und bewertet. Manche sind eher »Einführung in die Angewandte Sprachwissenschaft« die vielfältigen Sprachen und Sprechweisen, die das mit Zurückliegendem verbunden (»der habe ich die Studierenden gebeten, einen Fragebogen sprachliche Repertoire jedes Menschen ausmachen, Dialekt meines Heimatorts«, »Franzö- zu ihren Sprachen auszufüllen und ein Sprachenpor- ganz einfach außer Acht gelassen. Mit dem Begriff sisch als Sprache, die am Verschwinden trät (siehe Bild) zu zeichnen. Etwas über ein Drittel sprachliches Repertoire1 meinen wir in der Soziolin- ist«), andere mit Zukunftsperspektiven der Studierenden gab an, in der engeren Familie mit guistik, dass die sprachlichen Ressourcen, über die wir und Wünschen (»Norwegisch als Spra- einer oder mehreren anderen Sprachen als Deutsch verfügen, ein Ganzes bilden, auf das wir je nach Situ- che meines Herzens, die meine Gedan- – oder zusätzlich zu Deutsch – aufgewachsen zu sein. ation und Gegenüber zurückgreifen. Das Repertoire ken anregt, mir neue Welten eröffnet«). Dabei wurden zwanzig Sprachen angeführt: Eng- verändert sich entlang des Lebenswegs, bestimmte lisch (in elf Familien), Ungarisch (in fünf), Russisch, Sprachen, Varietäten, Register, Jargons usw. können Auch kann, was üblicherweise als eine Italienisch,Türkisch (in je vier), Slowakisch, Hollän- in den Hintergrund treten, während andere an Be- Sprache gesehen wird, unterschiedlich disch/Flämisch (in je drei), Französisch, Spanisch, deutung gewinnen. Das Repertoire verweist somit auf besetzt sein. Im Sprachenporträt der Finnisch, Tschechisch, Kroatisch (in je zwei), Serbisch, Zurückliegendes ebenso wie auf das, was bevorsteht, Studentin kann dies zum Beispiel das Rumänisch, Tagalog, Kurdisch, Chinesisch, Koreanisch, worauf man sich einstellt, was man begehrt. Englisch im Kopf sein, als »immer zu- Ukrainisch, Albanisch (in je einer). Diese Momentauf- gängliche Sprache der Kommunikation nahme von sprachlicher Diversität verweist auf Mobi- Selbstbild und Spracherleben über Sprachbarrieren hinweg«, und das lität und Migration – manche sind nach Österreich ge- Englisch im Bauch, das mit Unterhal- kommen, weil sie Wien als Studienort gewählt haben, Auf welche Ressourcen wir in einer bestimmten Situ- tung verknüpft ist und für spielerisches andere sind in Österreich in einer mehrsprachigen Um- ation tatsächlich zurückgreifen können, hängt nicht Language Crossing zur Verfügung steht. gebung aufgewachsen. Unter den Studierenden, die in nur von Sprachkompetenz und Situationsangemes- Österreich in die Schule gegangen sind, konnten nur senheit ab, sondern wesentlich auch vom körperlich- Mehrsprachig forschen einige ihre nichtdeutschen Familiensprachen soweit emotionalen Spracherleben. Die Frage ist, wie man ausbauen, dass sie sich in der Lage fühlen, komplexere sich selbst als Sprecher/in wahrnimmt und glaubt, von Die Bedeutung von Deutsch und Eng- Texte zu lesen und zu schreiben. Das ist meist dann der anderen wahrgenommen zu werden, ob man sich bei- lisch als Wissenschaftssprachen ist in Fall, wenn es um Sprachen geht, die auch in der Schule spielsweise anerkannt fühlt als legitime, kompetente Österreich unbestritten. Deutsch, weil gelernt werden konnten – vor allem Englisch und Ita- Sprecher/in oder disqualifiziert als »defizitäre« Spre- es die dominante Sprache des Umfelds lienisch –, aber auch, wenn Bildungsangebote außer- cher/in, als jemand, der mit einem »falschen« Akzent ist, in dem Lehre und Forschung statt- halb der Schule genutzt werden konnten. Die übrigen spricht. Dabei spielen Sprachideologien bzw. Diskurse finden, Englisch, weil es den Anschluss waren nicht in der Lage, ihre Familiensprachen zu über Sprache, die zum Beispiel vorgeben, welcher Wert an die internationale Scientific Commu- Bildungssprachen auszubauen, äußerten aber mehr- einer bestimmten Sprache in einem gegebenen sozi- nity sichert. Studierende und Lehrende heitlich explizit den Wunsch, das in der Zukunft nach- alen Kontext beigemessen wird, eine wichtige Rolle. bringen, wie wir gesehen haben, aber holen zu können. Ohne irgendeine Repräsentativität Besonders hartnäckig ist der noch immer dominante eine Vielzahl an Sprachen mit, die im beanspruchen zu können, legt diese kleine Befragung Diskurs des Monolingualismus, der Einsprachigkeit aktuellen System nur in Ausnahmefäl- dennoch nahe, dass das österreichische Schulwesen stillschweigend als Normalfall voraussetzt. len als Arbeitssprachen in Forschung mit seinem engen Sprachangebot dazu beiträgt, dass und Lehre zum Einsatz gebracht werden wertvolle sprachliche Ressourcen ungenutzt bleiben Das abgebildete Sprachenporträt, das eine der Studie- können. Und de facto ist es immer noch und auf längere Frist zu versiegen drohen. renden zur Verfügung gestellt hat, stellt eine Visualisie- so, dass wer Deutsch nicht als Erstspra- rung ihres sprachlichen Repertoires dar und zeigt, wie che hat, gegenüber anderen jedenfalls Oft wird die Frage der Mehrsprachigkeit auf vereinfa- sie ihre sprachlichen Ressourcen zueinander in Bezug in der Studieneingangsphase im Nach- chende Dichotomien reduziert, zum Beispiel Deutsch teil ist2. Von Studierenden und Lehren- 1 Für eine ausführliche Diskussion vgl. Brigitta Busch (2013) gegen »Herkunftssprache«, oder Englisch gegen alle Mehrsprachigkeit. Facultas/UTB: Wien. 2 Vgl. dazu: İnci Dirim (2013) Rassialisierende
5 György Dalos: ›Viele sind in diesem wunder- vollen Jahr 1989 nach Europa aufgebrochen, aber noch längst sind nicht alle angekommen.‹ Brigitta Busch hat eine kreativ-visuelle Methode entwickelt, sprachliche Repertoires zu erheben. Im Bild das Beispiel eines Sprachenporträts einer Studentin. den »mitgebrachte« Sprachen könnten aber, wenn Englisch, sondern möglichst auch in an- sondern auch die jeweiligen Erst- oder Bildungsspra- sie erschlossen werden, ein wissenschaftliches Kapi- deren Sprachen (Slowenisch, Bosnisch/ chen von Studierenden fördern, um eine lebendige tal darstellen, denn in vielen Bereichen bewegt sich Kroatisch/Serbisch, Französisch), mit mehrsprachige Wissenschaftskultur fortzuschreiben. Forschung in einem Feld, das durch gesellschaftliche denen ich in Forschungsprojekten zu Vergleichbare Schreibzentren gibt es bislang nur in Mehrsprachigkeit gekennzeichnet ist. Nehmen wir tun habe. Ich habe dabei erfahren, wie den USA. Zu hoffen ist, dass die Universität Wien die als Beispiel das Forschungsfeld Schule, bei dem man, sehr dies dazu beiträgt, Räume für einen Chance wahrnimmt, auf diesem zukunftsträchtigen wenn man sich auf empirische Daten stützen will, mit fachlichen Austausch zu öffnen und den Gebiet eine europäische Vorreiterrolle einzunehmen. sprachlicher Diversität konfrontiert ist. Hier ist es ein Dialog zu intensivieren. immenser Vorteil, wenn Forscher/innen im Team sind, Brigitta Busch ist Professorin für angewandte Sprach- die mit und in unterschiedlichen Sprachen arbeiten Schreibzentrum für wissenschaft an der Universität Wien. 2012 wurde ihr können. Arbeiten heißt nicht nur Daten sammeln und Mehrsprachigkeit eine Berta-Karlik-Professur zur Förderung exzellenter auswerten, sondern auch wissenschaftliche Literatur Wissenschaftlerinnen verliehen. Seit Beginn ihrer aus den entsprechenden Sprachräumen rezipieren Angeregt durch die interdisziplinäre akademischen Laufbahn, die sie im zweiten Bildungsweg bzw. Forschungsresultate in diesen Sprachen zugäng- Arbeitsgruppe »Mehrsprachigkeit« an absolvierte, widmet sie sich Fragen der Mehrsprachigkeit, lich machen zu können. der Universität Wien wurde im Auftrag zunächst in Kärnten und Südosteuropa, wo sie für den des Dekanats der Philologisch-Kultur- Europarat tätig wurde, später auch in Südafrika. Inter- Wenn internationale wissenschaftliche Kommuni- wissenschaftlichen Fakultät im Jahr nationale Anerkennung finden die Weiterentwicklung des kation nur noch in englischsprachigen Zeitschriften 2013 eine Studie zur Etablierung eines sprachbiografischen Ansatzes und einer kreativ-visuellen stattfände, dann liefe sie Gefahr, sich in einem ge- mehrsprachigkeitsorientierten Schreib- Methode zur Erhebung und Analyse sprachlicher Re- schlossenen Kreis zu bewegen, Neues, das von »Rän- zentrums3 durchgeführt. Die Aufgabe pertoires. Sie forscht derzeit über Zusammenhänge dern« her kommt, nicht mehr wahrzunehmen und eines solchen Zentrums soll nicht nur von Migration, Mehrsprachigkeit und traumatischem sich gegenüber jenen zu verschließen, die unmittelbar darin bestehen, Personen zu unterstüt- Erleben. von der Forschung betroffen und an ihr interessiert zen, die Deutsch oder Englisch als Wis- sind. Ich selbst publiziere nicht nur in Deutsch und senschaftssprache ausbauen möchten, Effekte? Eine Kritik der monolingualen Studieneingangsphase 3 Birgit Huemer, Markus Rheindorf, Karin an österreichischen Universitäten. In: Paul Mecheril et al. (Hg.) Wetschanow (2013) Studie zur Etablierung Migrationsforschung als Kritik? Wiesbaden: VS Verlag, Seite eines mehrsprachigkeitsorientierten Schreib- 197-212. zentrums. Unveröffentlichter Projektbericht.
6 Sarah Breslin Linguistic Diversity in Europe – Opportunity or Obstacle? The Council of Europe recognises language as an expression of identity and all languages as equal and valuable means of communication. Contemporary European society is Moreover, the continued enthusiasm characterised by cultural and linguistic and huge increase in the number of diversity. In recent times our perception celebratory events for the European of this diversity has shifted from seeing Day of Languages, established in 2001 it as an opportunity, as a rich treasure and coordinated by the Council of Euro- to be valued, towards viewing it increa- pe, is indicative of how much our lingu- singly as a problem, as an obstacle to be istic diversity means to us. © Sarah Breslin, ECML overcome. The economic crisis has und- oubtedly contributed to this shift. At How can our education systems address the same time English has become the the practical challenges of supporting and undisputed lingua franca, a fact used promoting linguistic diversity, particular- to justify the reduction in opportuni- ly in times of severe economic restraint? ties to learn other languages in schools One key support structure, with 20 years of Europe the ECML is an important European platform for langua- and universities. Whilst it is tempting of experience in successful programmes ge education. Since its opening in 1994 around 13,000 internatio- to see this as a pragmatic solution to and products, is the European Centre for nal language experts have come to Graz with many more actively a complex problem, the domination of Modern Languages (ECML), based here in engaged in our pan-European network. In this way the ECML acts as English poses a threat to our European Austria, in the beautiful city of Graz. a catalyst for reform in the learning and teaching of all languages. identity, culture and heritage and risks Let us remember the words of Wittgenstein – »The limits of my lan- creating a host of other problems for The ECML is an Enlarged Partial Agree- guage are the limits of my world« and continue to fight for lingu- the future – personal, professional and ment of the Council of Europe. It is the istic diversity, turning »obstacles« which limit into »opportunities« societal. We are living in dangerous only intergovernmental institution of which expand our horizons, and in so doing, sow the seeds of a more times: employment opportunities for its kind working in the area of langua- humane, inclusive and prosperous Europe. the young and low-skilled are in decline ge education. The centre’s mission is to Since October 2013 Sarah Breslin has been the Executive Director of the whilst intolerance and xenophobia are encourage excellence and innovation European Centre for Modern Languages, an institution of the Council of on the rise; the time is ripe to look again in language teaching and support its Europe, based in Graz, Austria. A passionate linguist with a thorough un- at why the promotion of linguistic di- member states in the implementation derstanding of both policy and practice in language education and general versity in Europe matters. of effective language policies which education, Sarah has worked in a range of sectors and locations since she promote inclusive, plurilingual and in- graduated with first class Honours in French and German from the Uni- The Council of Europe recognises lan- tercultural approaches across all langu- versity of Glasgow in 1986. After training to become a language teacher guage as an expression of identity and all ages and all educational stages. It does Sarah worked for 15 years in Catalonia as a TEFL teacher and became first languages as equal and valuable means so by bringing together experts from Director of Studies and then Director of a prestigious language school in of communication. For 60 years now the across Europe to develop innovative, Tarragona. She then moved into Higher Education, where she was Head Language Policy Unit (formerly the Lan- research-informed solutions to current of Modern Languages in the Faculty of Tourism and teacher of English guage Policy Division) has undertaken challenges in language education, such and German. On returning to the UK she worked for four years in further pioneering work in the area of langua- as testing and assessment, mobility and education, teaching English for Speakers of Other Languages (ESOL) and ge education, based on the conviction intercultural learning, the use of ICT, Spanish, before becoming Head of International and EU programmes. that the preservation and promotion of support for the language of schooling Before taking up post as Director at SCILT, Scotland’s National Centre for linguistic diversity and individual pluri- or CLIL. These solutions take the form Languages and at CISS, the Confucius Institute for Scotland’s Schools at lingualism – i.e. the ability of an indivi- of practical tools for teachers, teacher- the University of Strathclyde, Sarah worked for the Scottish Qualifications dual to develop competences in and the trainers, and decision-makers and are Authority (SQA) where her focus was on education policy both at UK and use of more than one language – provide all freely available on the ECML website. EU level, as well as cross-border qualification recognition. the key to personal, educational and pro- fessional success, intercultural dialogue, Through dialogue and exchange with infopoint democratic citizenship, economic pros- relevant stakeholders and by drawing perity and social cohesion. on the underlying values of the Council www.ecml.at
7 Achim Braun Europa ist mehrsprachig Die Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich versteht sich als Informationsdrehscheibe zwischen Brüssel und Wien. Ein wichtiges Thema dieser Einrichtung ist der Umgang mit den zahlreichen Sprachen in Europa. Es ist eine Frage des Prinzips. Sprachpolitik berührt zwei wunde Punkte: die Identität und die Gefühle. Eine Einigung auf eine gemein- same Währung ist folglich leichter als die Einigung auf eine gemein- same Sprache. Sprache als Ausdruck der Wertschätzung Sprachkompetenz ist nicht bloß von Bedeutung unter dem Aspekt © Achim Braun, EK des Nutzens. In ihr zeigt sich auch die für Europa unverzichtbare Haltung wechselseitiger Wertschätzung: Wer andere Sprachen lernt, achtet andere Kulturen als so weit gleichberechtigt, dass er sie einer sprachlichen Kenntnis für wert hält. Europa ist mehrsprachig – und das ist system, ihre Kultur- und Jugendpolitik. auch gut so. Die EU will hieran nichts Der Europäischen Kommission kommt Es geht nicht nur um Sprache, sondern auch um Kultur ändern. Ganz im Gegenteil, denn sie eine unterstützende Funktion zu. Sie beruht auf dem Grundsatz »in Vielfalt kann und will sich nicht in Kompeten- Jede einzelne Sprache beruht auf einem eigenen Gedankengebäude; geeint«: unterschiedliche Kulturen, zen der Mitgliedstaaten einmischen die Metaphern sind völlig verschieden: Wenn die Österreicher/in nur Sitten und Gebräuche, Überzeugungen und spricht nur Empfehlungen aus. Ob Bahnhof versteht, versteht die Tschech/in Pilze, die Italiener/in keine – und Sprachen. In Artikel 10 des Ver- und inwieweit diesen Empfehlungen getrocknete Feige. Fellini hat das einmal so umschrieben, dass eine trags über die Europäische Union heißt von Seiten der Mitgliedstaaten nachge- andere Sprache auch eine andere Sicht der Dinge vermittelt, den ei- es: »Alle Bürgerinnen und Bürger haben kommen wird, ist EU-weit sehr unter- genen Horizont also erweitert. das Recht, am demokratischen Leben schiedlich. der Union teilzuhaben.« Das wiederum Leider stelle ich immer wieder fest, dass einige Sprachen mehr Presti- kann nur funktionieren, wenn Bürge- Wie ist die Rechtslage auf ge als andere genießen, dass manche Schülerinnen und Schüler sich rinnen und Bürger über Informationen EU-Ebene? ihrer Sprache regelrecht schämen, weil sie mit Vorurteilen behaftet in ihrer Sprache verfügen. Im Gegensatz ist. Hiervon sollten wir uns verabschieden, denn alle Sprachen sind zu anderen internationalen Organisati- Gemäß Artikel 342 des Vertrags über gleichwertig. onen, die zudem in weniger Sprachen die Arbeitsweise der Europäischen arbeiten, sind die EU-Institutionen auch Union entscheidet der Rat einstimmig Hätte ich einen Wunsch frei, so würde ich mir wünschen, alle Spra- gesetzgeberisch tätig. Sie verabschie- über die Sprachenregelung in den EU- chen dieser Welt zu sprechen und zu verstehen, denn dann könnte den Gesetze, die für alle Unionsbürger/- Institutionen. Erstmals tat er dies 1958 ich mich im Norden Bamiyans und auf den Märkten von Bagdad innen unmittelbar gelten. Es ist somit mit der Verordnung Nr. 1 zur Regelung unters Volk mischen. Und dann würde das Fremde seine Bedrohlich- nur recht und billig, dass sowohl Bür- der Sprachenfrage für die Europäische keit verlieren. ger/innen als auch Gerichte in der EU Wirtschaftsgemeinschaft. Diese Ver- in der Lage sein müssen, die Gesetze ordnung gilt heute für die Europäische Achim Braun hat in Deutschland Französisch und Geschichte studiert, zu verstehen, die sie einzuhalten bzw. Union. war 18 Jahre Übersetzer bei der Europäischen Kommission in Brüssel und durchzusetzen haben. Die Rechtsvor- ist seit zwei Jahren Sprachbeauftragter bei der EU-Vertretung in Wien. schriften müssen daher zugänglich, Warum nicht nur Englisch? Eine seiner Aufgaben ist die Förderung der Mehrsprachigkeit. klar, nachvollziehbar und vorhersehbar sein. Artikel 22 der Charta der Grund- Englisch als weltweite Lingua franca der rechte der Europäischen Union garan- Wissenschaften und in der Arbeitswelt tiert: »Die Union achtet die Vielfalt der hat den Vorteil, dass globale Koope- Kulturen, Religionen und Sprachen.« ration möglich wird. Gleichzeitig geht infopoint Allerdings sind die Mitgliedstaaten dies zu Lasten anderer Sprachen und zuständig für ihr jeweiliges Bildungs- gefährdet damit die Sprachenvielfalt. http://ec.europa.eu/austria
8 Ursula Panuschka Bildung – Sprache – Erasmus+ Sprachenlernen als Motivator bei europäischen Bildungsprojekten. © Gianmaria Gavra, OeAD Sprachenlernen und sprachliche Vielfalt zu fördern, ist eines der zentralen Ziele des Programms Erasmus+. Das Interesse an alternativen Methoden zur Vermittlung von Sprachen und damit auch zum Verständnis fremder Kulturen ist groß. Internationalität ist ein alter Standard Wilhelm von Humboldt sah das Kulturverständnis intensiven Zusammenarbeit, einem wissenschaftlichen Denkens, Handelns – und somit auch die Diversität der Sprachen - als regen Austausch unterschiedlicher Ide- und Lehrens. Schon antike Gelehrte absolut zentralen Bestandteil jeglicher Bildungsdis- en und letztendlich dem Finden eines waren Kosmopoliten, die in verschie- kussion an: Zum Weltbürger werden heißt, sich mit gemeinsamen (sprachlichen) Nen- denen Ländern studierten und wirk- den großen Menschheitsfragen auseinanderzuset- ners. Das Ganze findet im Idealfall in ten, was dem Gedankenaustausch und zen: sich um Frieden, Gerechtigkeit, um den Aus- persönlichen Gesprächen statt, doch der Entwicklung der Wissenschaft sehr tausch der Kulturen, andere Geschlechterverhältnisse in der Realität meist virtuell. Dies führt zuträglich war. Im Mittelalter waren oder eine andere Beziehung zur Natur zu bemühen.2 mich zu dem in letzter Zeit häufig kriti- viele Menschen mehrsprachig, wobei Auch heute ist Internationalität ein unverzichtbarer sierten Begriff der Digital Natives, also bekannt ist, dass mit Ausnahme des Teil des schulischen, universitären und beruflichen Le- die Generation ab dem Geburtsjahr Lateinischen keine Sprache systema- bens. Kommunikation wird als bedeutendes Element 1980. Ist dies bereits eine sprachliche tisch in Schulen gelehrt wurde. Waren der Alltagskultur verstanden. Dies umfasst sowohl Kompetenz, sich über neue Medien, es vor allem die Sprachen Latein, Grie- die Aneignung einer Sprache und das Erwerben von sozialen Netzwerke etc. austauschen zu chisch und Hebräisch, welche die Basis Sprachkompetenz als auch die interkulturelle Kom- können? Ist die Computersprache eine jedes Wissenstransfers waren, kommt munikation. Sprache, die gleichwertig neben allen später in rhetorischer und kommunika- anderen (be-)stehen soll? tionswissenschaftlicher Hinsicht (auch) Sprache und europäische Zusammenarbeit Luthers Einfluss auf die deutsche Spra- Aber bleiben wir noch beim persönli- che besondere Bedeutung zu. Das Österreich ist ein Land der Sprachenvielfalt. Ein Fünf- chen Treffen der Projektpartnerinnen Wirken Luthers trug maßgeblich zur tel der Schülerinnen und Schüler verwendet im Alltag und Projektpartner: Hier hat Sprache Weiterentwicklung und zum Ausbau neben Deutsch noch eine andere Sprache.3 Mehr als einen extrem hohen Stellenwert, denn des Deutschen bei. Die Innovation lag ein Viertel aller Volkshochschulkurse sind Sprachkurse. sie transportiert nicht nur Fakten, son- darin, dass er die deutsche Sprache als In der OeAD-GmbH/Nationalagentur Lebenslanges dern auch Einstellungen, Ängste, Hoff- gleichberechtigt neben den drei bis Lernen werden jährlich Projekte eingereicht und viele nungen, Wünsche und Sichtweisen. dato als heilig betrachteten Sprachen gefördert. Die Vorarbeit ist meist geprägt von einer Nicht zu vergessen sei an dieser Stelle Hebräisch, Griechisch und Latein erach- auch auf die Körpersprache, welche ver- tete.1 2 Quelle: www.humboldtgesellschaft.de/inhalt. bindend, trennend, kränkend, ermun- php?name=humboldt ternd und vieles mehr sein kann. Samy 1 Aus: Stolt, Birgit: Luthersprache. In: HWdR 3 Quelle: Österreichisches Sprachenkompetenzzentrum: Band 5: L-Musi. Tübingen 2001. S. 677-690. www.oesz.at/oesko_domain/home.php Molcho, ein begnadeter Pantomime,
9 © iStockphoto, Jani Bryson veröffentlichte 2009 ein Buch zu diesem Thema »Be- Vorstellungen über die Geografie Ita- einer einheitlichen Amtssprache wirt- rühre mich, aber rühr mich nicht an«, in dem es vor liens, einen Überblick über die wich- schaftlich konkurrenzfähiger? Haben allem um ein Verständnis darüber geht, die Zeichen tigsten Epochen der Geschichte dieses die vielen Sprachen gar eine zerstören- sensibel zu deuten, denn nur so kann darauf reagiert Landes und eine Übersicht über die de Wirkung auf die Einheit der Union? und das Bedürfnis des anderen respektiert werden. Geschichte der italienischen Litera- Worin zeigt sich die kulturelle Identität Projektkooperationen mit Gehörlosen erfordert eine tur – zumindest der älteren Epochen – Europas?5 So viele Expert/innen so viele weitere Sprachkompetenz: die Gebärdensprache, die verschaffen.«4 Spannend werden dann Meinungen. ebenso wie alle anderen Sprachen von kulturellen Un- die einzelnen Spracheinflüsse der Pro- terschieden geprägt ist. jektgruppe in der alltäglichen Zusam- Und – die Fragestellungen sind nicht menarbeit: Wann immer europäische neu! Schon im 19. Jahrhundert ha- Alsbald stellt sich die Frage: Bleibt Englisch die ver- Projektarbeit evaluiert wird, kristallisie- ben sich Menschen darüber Gedanken bindende Sprache eines gemeinsamen Antrags oder ren sich die Themenbereiche Sprache, gemacht, wie man mit der Sprachen- reicht man den Projektantrag doch in einer anderen Sprachenlernen, Wertschätzung durch vielfalt in Europa umgehen könne, europäischen Sprache ein? Meist, in über 90 Prozent Sprache und Sprachenvielfalt als ganz denn durch die Unabhängigkeitsbe- der eingereichten multilateralen Anträge, wird Eng- klarer Fokus der Zusammenarbeit her- wegungen, die zu neuen National- lisch als gemeinsame Projektsprache gewählt. Das aus. Ein einfaches »Goddag« (dänisch staaten mit Nationalsprachen führten, Arbeiten an einem Projekt, an einem Thema, das Er- für Guten Tag) oder ein »Ce faci?« (Wie wurde die sprachliche Vielfalt deut- stellen eines gemeinsamen Projektprodukts unter- geht es dir? auf Rumänisch) öffnet oft lich größer. Das Esperanto, 1887 von liegt wohl aus praktischen Gründen doch wieder der schneller Tür und Tor in andere Kulturen einem polnischen Augenarzt quasi Diktatur einer lingua franca. Englisch als lingua franca und Lebenswelten. Dennoch ergeben »geplant«, scheint damals wie heu- und als Schlüsselkompetenz hat natürlich den un- sich europaweit immer wieder folgen- te auch keine Lösung zu bieten. Und schlagbaren Vorteil, dass sie Kooperationen und Wis- de Fragestellungen: Ist Vielfalt gut und Europa definiert sich ja auch über die senstransfer (leichter) ermöglicht, doch fehlt ihr die Vielfalt an Kulturen und Sprachen – Kulturspezifik. In ihrem romanistischen Arbeitsheft Mehrsprachigkeit eine Bereicherung? was sich auch im Europamotto »In »Einführung in die italienische Sprachwissenschaft« Oder wäre die Europäische Union mit erinnerten Dieter Kattenbusch und Horst Geckeler Vielfalt geeint« widerspiegelt. Mehr- 1986 ihre Studierenden: »Wer einen Einführungskurs 4 Geckeler, Horst/Kattenbusch, Dieter: Einfüh- sprachigkeit und Sprachenvielfalt muss rung in die italienische Sprachwissenschaft. 2., in die italienische Sprachwissenschaft mit Gewinn durchgesehene Auflage; Max Niemeyer Verlag 5 Quelle: www.bpb.de/internationales/europa/ absolvieren möchte, sollte sich nebenher auch klare Tübigen 1992. Seite 8. europa-kontrovers/38161/einleitung
10 Bild rechts aus der Serie ›Die Träume der Grenzwächter‹ von Fred Misik © Fotolia Viele Kinder, die in Österreich aufwachsen und die Schule besuchen, sprechen in ihrem Alltag neben Deutsch eine andere Sprache. als wertvolle Ressource unserer Gesellschaft gefördert bildung für CLIL6 gefördert, denn das Interesse an Die National-agentur Lebenslanges werden. Zahlreiche erfolgreiche Projekte geben auch alternativen Methoden zur Vermittlung von Spra- Lernen zeichnet gemeinsam mit dem Zeugnis darüber, inwiefern sich dieses Motto in der chen und damit auch zum Verständnis fremder Kul- ÖSZ alle zwei Jahre die besten Projekte täglichen Zusammenarbeit umsetzten lässt. Mehr- turen ist seit jeher groß. (Von den 182 genehmigten Österreichs zum Thema Sprachenler- sprachigkeit verspricht immer einen intellektuellen Mobilitätsprojekten im Schulbereich 2014 setzt ein nen mit dem ESIS (Europäisches Spra- Reichtum, weil sie mit anderen, fremden Ideen ver- Drittel den Fokus auf das Thema Sprachenlernen in der chensiegel für innovative Projekte im traut macht. Lehrer/innenfortbildung.) Bereich Sprachenlehren und -lernen) aus. Die Rolle des Bildungsprogramms Erasmus+ Die eigenen Sprachkenntnisse sichtbar zu machen – dabei unterstützt der europäische Sprachenpass. Übrigens: Auch der Tag der Sprachen Mehrsprachigkeit ist ein zentraler Aspekt des euro- Die Nationalagentur ist im Österreichischen Spra- am 26. September findet in Österreich päischen Projekts und ein kraftvolles Symbol für das chen-komitee (ÖSKO) aktiv, einer partizipativen alljährlich unter Beteiligung der Natio- Streben der Europäischen Union nach Einheit in der Plattform zur Förderung von Mehrsprachigkeit und nalagentur Lebenslanges Lernen statt. Vielfalt. Fremdsprachenkompetenz spielt eine große Sprachenvielfalt. Das Österreichische Sprachenko- Rolle dabei, Menschen besser für den Arbeitsmarkt mitee wurde vom Bundesministerium für Bildung auszustatten, damit sie das meiste aus den vorhan- und Frauen (BMBF) in Kooperation mit dem Öster- denen Möglichkeiten machen können. Sprachenler- reichischen Sprachen-Kompetenz-Zentrum (ÖSZ) nen und sprachliche Vielfalt zu fördern, ist eines der und dem Bundesministerium für Wissenschaft, For- zentralen Ziele des Programms Erasmus+ und damit schung und Wirtschaft (BMWFW) eingerichtet, um ein wichtiges Thema für die Nationalagentur Lebens- den bereichsübergreifenden Austausch und das ge- infopoint langes Lernen. Im Rahmen des Programms Erasmus+ meinsame Vorgehen in Sprachenfragen zu forcieren. werden u. a. Mobilitätsprojekte zur Lehrer/innenfort- www.bildung.erasmusplus.at 6 CLIL – Integriertes Fremdsprachen- und Sachfachlernen Wie dokumentiere ich meine Fremdsprachenkenntnisse? Mit dem Europass Sprachenpass! Jede/r kennt das Problem: In einem Formular oder Lebenslauf sind Sprachkenntnisse anzugeben und man weiß nicht, wie man sich einstufen soll: ÆÆ Sind meine Englischkenntnisse gut oder sehr gut? ÆÆ Was bedeutet denn eigentlich »Grundkenntnisse«? ÆÆ Französischsprachigen Filmen kann ich ohne weiteres folgen, aber beim Sprechen tu ich mir doch ziemlich schwer. ÆÆ Mit dem Europass Sprachenpass steht eine europaweit einheitliche Vorlage zur Verfügung, © Gianmaria Gavra, OeAD die alle Fähigkeiten und Kompetenzen im Zusammenhang mit Sprachen dokumentiert und die eigene Einschätzung der Sprachkenntnisse anhand des »Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen'« erleichtert. Mehr darüber unter: www.europass.at.
11 OeAD-Events Veranstaltungskalender Der OeAD bietet Plattformen zur öffentlichen Diskussion rund um Mobilität und Internationalisierung. Alle Ver- anstaltungen im Detail unter www.oead.at/events. 29. Jänner 2015 | Innsbruck International Lectures: Potenziale und Formate der Mobilität: regional und international Ort: Universität Innsbruck Die International Lectures finden im Wintersemester 2014/15 in Innsbruck statt. Sie sind insbesondere Fragen der Internationalisierung im regionalen Umfeld gewidmet. Beim dritten Diskussionsforum der Reihe debattiert ein hochkarätiges Podium zu Potenzialen und Formaten der Mobilität: regional und international. Begrüßung: Heinrich Schmidinger, Universitätenkonferenz • Lucienne Blessing, Universität der Großregion • Thomas S. Hofer, ASEA-Uninet • Lukas Moschen, Universität Innsbruck • Lana Rauch, ÖH • Stefan Zotti, OeAD-GmbH • Moderation: Köksal Baltaci, Die Presse 15. Dezember, 13. & 27. Jänner 2015 | Innsbruck und Graz Infotour Erasmus+ zum Aufruf 2015 Auch vor der Antragsrunde 2015 bietet die Nationalagentur Lebenslanges Lernen (OeAD-GmbH) wieder Informationsveranstaltungen zu den Fördermöglichkeiten von Mobilitäts- und Kooperationsprojekten im EU-Programm Erasmus+ an. Zur Vorbereitung auf die Antragsrun- de 2015 informieren wir Sie in den folgenden Wochen an Standorten in ganz Österreich über die Möglichkeiten im Rahmen der Aktionslini- en Key Action 1 (Mobilität von Einzelpersonen) und Key Action 2 (Kooperationsprojekte). Schulbildung (Lernmobilitäten von Einzelpersonen und Strategische Partnerschaften): 13. Jänner 2015, Innsbruck 27. Jänner 2015, Graz Hochschulbildung: 15. Dezember, Graz Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der OeAD-GmbH wünschen Ihnen erholsame Weihnachtsfeiertage und ein glückliches neues Jahr. ©forwallpaper
12 Bernd Wächter Zur Rolle englischsprachiger Studienprogramme in Europa In einer aktuellen Studie erhob die ACA (Academic Cooperation Association) die Verbreitung englisch- sprachiger Studienprogramme in 28 Ländern Europas. Österreich liegt im Ländervergleich auf Platz 9. Schon zweimal hat die Academic Cooperation Asso- ciation (ACA) die europäische Landschaft der eng- lischsprachigen Studienangebote vermessen. Auf die in den Jahren 2002 und 2008 erschienenen Berichte wird nun, kurz vor Weihnachten, die dritte Studie zum Thema erscheinen. Die Ergebnisse der aktuellen Studie beruhen auf großangelegten Fragebogenerhebungen an allen Universitäten und Fachhochschulen in ins- gesamt 28 europäischen Ländern, in denen Englisch nicht die (oder eine) Landessprache ist. Die Befragun- gen wurden von ACA und ihren Partnern – Gesellschaft für empirische Studien (Kassel) und StudyPortals BV (Eindhoven) – durchgeführt. Die Studie wurde von der Europäischen Kommission finanziell unterstützt. © Sandra Kühnapfel Stürmisches Wachstum Englischspachige Studiengänge in Europa verzeich- nen ein geradezu phänomenales Wachstum. Die ers- te ACA-Studie (2002) ermittelte etwa 700 englisch- sprachige Studienprogramme, die zweite (2008) 1,3 Prozent aller Studierenden eingeschrieben. Diese Länderranking. Wie schon in der letzten bereits fast 2.400. Diese Zahl ist nun auf 8.100 ge- niedrige Zahl relativiert das Wachstum an Program- Untersuchung führen die Niederlande stiegen. Auch wenn die Zahlen aus den verschiede- men dann doch wieder. Dänemark ist auch hier Spit- das Feld an, gefolgt von Dänemark, nen Jahren nicht direkt vergleichbar sind, weil in den zenreiter mit 12,4 Prozent, vor den Niederlanden mit Schweden und Finnland. Insgesamt ist früheren Umfragen weniger Länder einbezogen wa- 7,2 Prozent. Wiederum über dem Durchschnitt liegt das Ergebnis eine Mischung aus Erwar- ren: der Siegeszug des Englischen ist eindrucksvoll. Österreich mit 1,8 Prozent. tetem und Überraschendem. Zu Recht Allerdings gibt es auch erste Anzeichen für ein Ab- erwartet wurde, dass die Alpen Europas flachen der Wachstumskurve. Seit etwa 2010 fallen Niederlande und Deutschland führen die Wasserscheide bleiben, wenn es um die Steigerungsraten niedriger aus als in den Jahren Liste an englischsprachigen Unterricht geht. Die davor. Länder südlich der Alpen sind – mit der Die höchste Zahl von Programmen wurde mit 1.078 Ausnahme Zypern – nahezu englisch- Im europäischen Durchschnitt beträgt der Anteil der in den Niederlanden ermittelt, noch vor Deutschland frei. Ebenfalls kaum überraschend: die englischsprachigen an allen Studienangeboten 5,7 (1.030), Schweden (822), Frankreich (499) und Dä- Niederlande liegen, zusammen mit den Prozent. Österreich liegt mit 9,4 Prozent deutlich nemark (494). Letztlich sind aber absolute Zahlen nordischen Staaten – erneut im Spit- über dem Durchschnitt. Bei diesem Indikator führt angesichts der erheblichen Größenunterschiede der zenfeld. Nicht erwartet wurde dagegen, übrigens Dänemark mit 38 Prozent. Die Zahl der Hochschulsysteme in Europa nur sehr bedingt auf- dass sich alle baltischen Staaten eben- Studiengänge ist das eine, die der eingeschriebenen schlussreich. Wie in den Publikationen von 2002 und falls zu ernsthaften Anbietern gemau- Studierenden das andere. In ausschließlich englisch- 2008 erstellte die ACA auch dieses Mal ein auf ver- sert haben. Im Gesamtranking nimmt sprachigen Studiengängen sind europaweit lediglich schiedenen »gewichteten« Indikatoren beruhendes Österreich gemeinsam mit Norwegen
13 © iStockphoto, Kristian Sekulic übrigens den neunten Platz ein und ist damit im obe- pa. Asiat/innen stellen mit 14 Prozent mit der englischen Sprache hätten. Dies ist, vor dem ren Drittel der Anbieterländer. die größte nicht-europäische Studie- Hintergrund der anhaltenden Diskussionen über die rendengruppe. Auf fünf Prozent oder angebliche sprachliche Misere im English-language Studienstufen, Fachgruppen und Herkunft weniger kommen Studierende aus Af- Classroom, zumindest verwunderlich. Empirische der Studierenden rika und aus Nord- bzw. Lateinamerika. Sozialwissenschaftler/innen, wie wir in der ACA, neh- men ungern an, dass ihnen das Blaue vom Himmel Englischsprachige Studiengänge werden ganz über- Ein Ende des akademischen heruntergelogen wird. Was für die Ehrlichkeit der wiegend im Master-Segment angeboten. 80 Prozent Sprachenstreits? Antworten sprechen mag, ist in der Tat, dass viele der der ermittelten Angebote waren Masterstudiengänge Klagen über das »Babylon im Vorlesungssaal« doch und nur 20 Prozent Bacherlor-Angebote (andere Stu- Die Einführung englischsprachiger Stu- sehr hysterisch anmuten. Andererseits wurde dem dienstufen waren von den Erhebungen ausgeschlos- diengänge war von Anfang an begleitet Autor dieses Artiklels vor Jahr und Tag von der Vize- sen). Dies ist exakt die gleiche Verteilung wie in der von einer hitzigen Debatte zwischen rektorin einer Technischen Hochschule eines mittel- Studie von 2008. den Befürworter/innen und Gegner/- europäischen Landes versichert, alle Lehrenden der innen dieser Form der Hochschubil- Univerität spächen sehr gutes Englisch – durch einen Wie schon in unserer ersten Studie 2002 sind die So- dung. Zeitweise nahm die Diskussion Dolmetscher. zialwissenschaften einschließlich Wirtschaftswissen- glaubenskämpferische Züge an. Die schafen und Jura mit 36 Prozent aller Studiengänge Gegner/innen behaupteten zuweilen, Bernd Wächter ist Geschäftsführer der ACA. Die die größte Fachgruppe. Es folgen die Naturwissen- dass in englischsprachigen Studiengän- Academic Cooperation Association ist eine unabhän- schaften mit 23 Prozent und die Ingenieurwissen- gen Studierende, die kein Englisch ver- gige Non-Profit-Organisation, die 1993 mit dem Ziel schaften mit 18 Prozent. Im Jahr 2008 hatten die In- stehen, von Dozent/innen unterrichtet gegründet wurde, die Zusammenarbeit im europäischen genieurwissenschaften zwischenzeitlich den ersten werden, die kein Englisch beherrschen. Bildungsbereich zu fördern, das Management europäi- Platz erklommen. Mit abträglichen Auswirkungen für die scher und außereuropäischer Institutionen zu unterstüt- Qualität der Ausbildung. zen und die Analyse des Hochschulraums zu verbessern. Woher kommen die Studierenden in englischsprachi- gen Studiengängen? Die größte Gruppe sind einhei- Nicht zuletzt aufgrund dieser Debatte mische Studierene, mit 44 Prozent. Deren Anteil ist enthalten die ACA-Surveys schon im- seit 2008 – damals lag er bei 35 Prozent – sogar noch mer Fragen zu den Englischkenntnissen weiter gestiegen. Allerdings ist er in Masterstudien- von Studierenden und Lehrenden. Wie gängen niedriger als im Bachelor-Bereich. Internatio- in den beiden Vorgängerstudien bekun- nale Studierende kommen aus anderen EU- oder EWR- deten die Befragten, dass in der großen infopoint Staaten und machen 17 Prozent der Eingeschriebenen Mehrheit aller Fälle Studierende und aus, sechs Prozent kommen aus dem restlichen Euro- Lehrende keine ernsthaften Probleme www.aca-secretariat.be
14 Gabriele Slezak Internationale Forschung – eine mehrsprachige Praxis Gelebte Mehrsprachigkeit im Rahmen eines Projekts in Burkina Faso. Die Kommunikation in mehreren Sprachen ist Chance und nicht Barriere. In Internationalisierungsstrategien von Universitäten und anderen höheren Bildungsinstitutionen stehen Wett- bewerbsfähigkeit und wirtschaftliche Interessen im Vordergrund. Mobilität © Elke Stinnig, OeAD und eine internationale Ausrichtung von Bildung haben uneingeschränkt positive Auswirkungen auf die Institu- tionen und ihre Akteure, so die Annah- me. Das Augenmerk wird dabei jedoch Appear-Projekt SUSFISH in Burkina Faso: Die Teilnehmer/innen kommunizierten in vielen Sprachen. kaum auf die Veränderungen gerichtet, die sich auf persönlicher Ebene für Leh- rende, Forschende und Studierende in In der Mehrsprachigkeitsforschung wird davon sprachigen Austauschs beinhalten. Letzteres würde ihrem Arbeitsalltag ergeben. Individu- ausgegangen, dass Menschen über ein ganzes Re- auch bedeuten, sich die ideologischen Konzepte, die elle Erwartungshaltungen, Bedürfnisse pertoire an sprachlichen und kommunikativen Res- dem Sprachenwettbewerb in der Internationalisie- der beteiligten Personen, die sich aus sourcen verfügen, das nicht nur Sprachen umfasst, rungsdebatte zugrunde liegen, bewusst zu machen. einem neuen Umfeld ergeben und ihre sondern auch Ausdrucksmöglichkeiten, Dialekte, Sprachen sind gesellschaftliche Praxis und daher Erfahrungen, die sie in den Prozess ein- Stile und Register, die wir im Laufe unseres Lebens als nicht neutral. Wir bewerten Sprecher/innen auf- bringen, bleiben bei dieser Sichtweise Sprachressourcen, je nach Kontext verschieden, ein- grund ihrer Sprachen und orientieren uns selbst in oft unbeachtet. Dies gilt auch für die zusetzen lernen. Dementsprechend interagieren wir der Anwendung unserer mehrsprachigen Fähigkei- Ebene der Kommunikation: An unter- grundsätzlich immer mit mehreren Sprachen. Mobi- ten an gesellschaftlich gelebten Sprachhierarchien. schiedlichen Universitäten zu studieren lität verlangt, dass diese Fähigkeit ständig erweitert oder an mehreren Universitäten gleich- wird. Im Zuge der Internationalisierungsbestrebungen von zeitig zu arbeiten, bringt eine veränder- Universitäten ist ein Trend festzustellen, Englisch als te sprachliche Situation mit sich. Ein in- An einer neuen oder international ausgerichteten der internationalen Sprache einen größeren Wert ternationales Lern- oder Arbeitsumfeld Universität zu studieren oder zu arbeiten, kann be- beizumessen als allen anderen Sprachen, die sich für verlangt von Menschen, erfolgreiche deuten, dass eine Unterrichtssprache dominiert, die Lehre und Forschung eignen würden. Englisch wird Strategien der sprachlichen Interaktion sowohl für die Lernenden als auch für die Lehrenden zu einer Sprache der Modernität und Qualität stili- an neue Anforderungen anzupassen neu ist. Neben dem Besuch von Sprachkursen gilt es, siert, die als allgemein gültiger Standard die Funktion und die Möglichkeiten der Verständi- sich die Fachsprache zu erarbeiten, gewohnte Kom- der (alleinigen) zukunftsfähigen Wissenschaftsspra- gung zu erweitern. Mit Erweiterung munikationsstrategien dem Unterricht anzupassen che übernehmen wird. Diese Politik der Monolingu- meine ich nicht nur das Erlernen einer und Übersetzungsarbeit füreinander zu leisten. An- alisierung lässt die Diversität von Englischvarietäten, international anerkannten Sprache wie dererseits werden in der Interaktion mit anderen die an unterschiedlichen Universitäten weltweit Be- Englisch. Auch innerhalb dieser gibt es Teilnehmer/innen mehrsprachige Praktiken trainiert, deutung gewonnen haben, unberücksichtigt. Und unterschiedliche Varietäten, wie Fach- Erfahrungen für den Einsatz der eigenen sprachlichen diese hypothetische Standardisierung der Kommu- sprachen, lokal bedeutende Dialekte, Ressourcen gemacht und letztendlich auch der eige- nikation ignoriert die Realität der Sprecher/innen. aber auch Umgangssprachen, denen ne Umgang mit Sprachen reflektiert. Sprachenler- Erfolgreich zu kommunizieren, bedeutet auch in in der Praxis der täglichen Kommuni- nen besteht zu einem bedeutenden Teil auch darin, der Wissenschaft, situationsabhängig die verfügba- kation unterschiedliche Funktionen sich der eigenen sprachlichen Möglichkeiten stärker ren sprachlichen Ressourcen einzusetzen. Führt die zukommen. Für diesen Anpassungspro- bewusst zu werden. Aus der Perspektive der Spre- Vorgabe, Englisch als alleinige Unterrichtssprache zu zess stellt die Fähigkeit, mehrsprachig cher/innen, ob Lehrende oder Studierende, sollten verwenden, dazu, dass andere verfügbare Sprachen zu kommunizieren, eine wertvolle Res- Trainings- und Fortbildungsangebote für (Wissen- als Ressource für Verständigung und Vermittlung source dar. schafts-)Sprachen auch die Förderung des (mehr-) nicht erlaubt sind, kann dies die Qualität des Unter-
15 Nur Englisch als Wissenschaftssprache gelten © Andi Melcher zu lassen, führt zu Benachteiligung bestimmter Gruppen. Im Forschungsteam kommt es darauf an, die mehrsprachigen Ressourcen aller zu nützen. richts erheblich beeinträchtigen. Etwa dann, wenn werden auch dann mobilisiert, wenn zu verstehen, war nicht gleichbedeutend mit einem Lehrende und Studierende nicht mehrsprachig inter- Verstehen nur eingeschränkt möglich Wissens- oder Sprachdefizit, das zum Ausschluss agieren, obwohl sich aufgrund der Zusammenset- ist. Ein Team von Studierenden und führte. Vielmehr ergab sich durch die Möglichkeit zung der Gruppe ein mehrsprachiger Unterricht mit Lehrenden im Bereich der angewand- und das Erfordernis, nachzufragen und zu erklären, beispielsweise Deutsch und Englisch besser eignen ten Ökologie veranschaulicht durch ein tiefergehendes Verständnis der komplexen Zu- bzw. zur Vermittlung positiv beitragen würde. Spra- gemeinsame Forschungspraxis in Bur- sammenhänge. Mehrere Sprachen im Team wurden che wird so als zentraler Bestandteil der Internatio- kina Faso und Österreich den Umgang als Ressource genützt, um Wissen neu zu verhandeln nalisierungspolitik instrumentalisiert. mit mehrsprachigen Strategien in der und nicht als Barriere für Verständigung gesehen. Wissenschaft. 2012 wurde im Rahmen Entscheidend für die Mobilisierung dieser Wissens- Sich einer neuen Unterrichtssprache anzunähern, be- des von der OEZA finanzierten Appear- räume ist jedoch ein offener Zugang zu Sprachen deutet eine – nicht für alle Studierende in gleichem Projekts SUSFISH eine zwölfwöchige als Ressource. Dem Team ist es in diesem Kontext Ausmaß bestehende – zusätzliche Herausforderung. Feldforschung zur Datenaufnahme gelungen, eine Dichotomie zwischen Wissenschafts- Die Konzentration auf Englisch als Wissenschafts- hinsichtlich der Biodiversität von sprache und Nicht-Wissenschaftssprache aufzulösen: sprache verstärkt ungleiche Zugangsbedingungen. aquatischen Organismen von unter- Englisch war nicht »moderner« oder ein größerer Ga- Im Fall der Gruppenzuordnung »Studierende aus schiedlichen Gewässertypen in wei- rant für Qualität als Moore. Entwicklungsländern« wird das Augenmerk über- ten Teilen Burkina Fasos organisiert, wiegend auf ein Sprachdefizit gerichtet, das mit der an der rund 20 Personen teilnahmen. Die Mobilisierung unserer mehrsprachigen Res- fehlenden Qualität der bisherigen Ausbildung in Zu- Kommuniziert wurde in vielen Spra- sourcen ist jedoch situationsabhängig. Eine Hie- sammenhang gebracht wird. Das Angebot an Kursen chen, weder Französisch noch Moore, rarchisierung von Sprachen im Zusammenhang mit mit Unterrichtssprache Englisch dient als Richtwert Deutsch oder Englisch eigneten sich Internationalisierung führt an österreichischen Uni- für die Qualität universitärer Bildung. In diesem Er- als alleiniges Verständigungsmit- versitäten dazu, dass mehrsprachige Ressourcen an klärungsmodell wird nicht hinterfragt, dass Englisch tel für die Produktion von geteiltem Gültigkeit verlieren. Das Sprachregime, im interna- als Unterrichtssprache die Teilnahme an höherer Wissen. Die Situation bestimmte, tionalen Kontext lediglich Englisch gelten zu lassen, Bildung für bestimmte Gruppen von Studierenden wer im Team gerade Sprachexpert/- führt auch dazu, dass Stipendiaten aus Burkina Faso, zusätzlich erschwert. In Burkina Faso beispielsweise in und Vermittler/in war. Niemand die in Burkina Faso gemeinsam mit österreichischen beschränkt Französisch als zentrale Unterrichtsspra- handelte ausschließlich als Übersetzer/ Wissenschafter/innen erfolgreich geforscht haben, che den Zugang zu höherer Bildung bereits ab der in oder Native Speaker. Expert/innen in internationalen Master- und Doktorats-Stipendi- Sekundarstufe. Durch die Fokussierung auf Englisch aus Wissenschaft und Praxis versuch- enprogrammen deutlich benachteiligt werden. Das als Wissenschaftssprache wird dies noch verstärkt. ten, einander ihre Inhalte und Themen liegt jedoch nicht nur an eingeschränkten Englisch- Für den akademischen Nachwuchs aus Burkina Faso mit allen sprachlichen Ressourcen, die kompetenzen, sondern auch an der fehlenden kri- ergibt sich daraus schon rein sprachlich ein Nachteil ihnen zu Verfügung standen, zu ver- tischen Reflexion der eigenen sprachideologischen im internationalen Wettbewerb. mitteln. Ob man die eine oder andere Konzepte, die uns in der Internationalisierungs- Sprache »weniger gut« sprechen konn- debatte bewegen. Aus der bereits skizzierten Perspektive einer gelebten te, war dabei unbedeutend. Mehrsprachigkeit entwickeln wir Strategien, unse- Mag. Dr. Gabriele Slezak ist Lektorin und Mitarbeiterin re kommunikativen Ressourcen trotz sprachlicher Dem Übersetzen kam dabei die Funk- am Forschungsschwerpunkt Mehrsprachigkeit am Unterschiede flexibel einzusetzen und an die verän- tion eines Produktionsraumes von Institut für Afrikawissenschaften der Universität Wien dernden Bedürfnisse anzupassen. Diese Fähigkeiten Wissen und Verstehen zu: Etwas nicht
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