ELAN AUSGABE 2 / 2018 - Evangelisch-Lutherische Ansichten und Nachrichten - Landeskirche Schaumburg-Lippe

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ELAN AUSGABE 2 / 2018 - Evangelisch-Lutherische Ansichten und Nachrichten - Landeskirche Schaumburg-Lippe
AUSGABE 2 / 2018
                                                   SOMMER

ELAN
 Evangelisch-Lutherische Ansichten und Nachrichten
 Magazin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe

Lebensentwurf
ELAN AUSGABE 2 / 2018 - Evangelisch-Lutherische Ansichten und Nachrichten - Landeskirche Schaumburg-Lippe
e

k                         Vorwort
                          Liebe Leserinnen und Leser!
r
                          In den Sommerferien suchen viele Menschen für
                          sich selbst durch Auszeiten wie Urlaubsreisen Ab-
                          stand zum Alltagstrott oder sogar zur gefühlten
                          Tristesse ihres Leben.
                          Im Urlaub in die Ferne zu schweifen empfindet
                          mancher wie die Befreiung aus einem Korsett. Es
                          schenkt Augenblicke und Standorte, das Gewohnte
                          von außen aus einem anderen Blickwinkel und
                          ohne Verpflichtungsdruck zu betrachten.
                          In den Sommerferien werden auch kirchliche Ju-
                          gend- und Konfirmandengruppen auf Freizeiten
                          und im Konfi-Camp fernab ihres durchgeplanten
                          Lebens neue Erfahrungen sammeln und Eindrücke
                          gewinnen.

                          Doch das Empfinden, nur im Urlaub könne man
                          das wahre Leben erfahren und finden, kann fa-
                          tale Folgen für die Bewertung und Bewältigung
                          des Alltags mit seinen Herausforderungen und
                          Bedingungen haben.

                          Die Fragen, die Menschen beschäftigen, greifen
                          weiter. Wie soll mein Leben verlaufen? Was für
                          ein Lebenshaus möchte ich bauen? Worin finde
                          ich Erfüllung und Sinn? Was möchte ich einmal
                          werden, wenn ich groß bin? Und wie möchte ich
                          im Alter leben? Was ist mein Lebenstraum? Je nach
                          Alter und Lebenssituation können die Antworten
                          zum Teil nur vorläufige sein. Und sie können sich
                          im Lauf des Lebens verändern.

                          Unter der Überschrift „Lebensentwurf“ beleuch-
                          ten wir in dieser Ausgabe sehr verschiedene
                          Zielvorstellungen, Träume und Lebenskonzepte
                          von Menschen.

                          Außerdem berichten wir über Ereignisse in der
                          Landeskirche.

                          Ihnen und Euch allen wünschen wir Freude bei
                          der Lektüre dieser Ausgabe und eine erholsame
                          Sommerzeit, egal ob sie zu Hause oder auf Reisen
                          verlebt wird.

                          Ulrich Hinz, Redaktion ELAN
    Foto: ©kd

                             Ulrich Hinz, Karin Droste – Redaktion ELAN
                LKSL.de
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Weichenstellung für’s Leben

                                                Gedanken aus dem Turm der
                                                Christuskirche Bad Eilsen
 Inhalt
 2 Vorwort                                      Jeden Mittwoch um 18 Uhr trifft sich oben
 3 Weichenstellung für’s Leben                  im Kirchturm die Jugend unserer Gemein-
 4 Neue Gemeindekirchenräte gewählt             de zum „Teamer Turm Treff“. Eine Gele-
 5 Gewählte Mitglieder Gemeindekirchenrat       genheit, Freunde zu treffen, über das zu
 6 Danke auf Schloß Baum                        sprechen, was in der Gemeinde ansteht,
 7 Auf zu neuen Ufern                           Freizeiten und Jugendaktionen zu planen
 8 Siebenfache Mutter und Nonne                 oder gemeinsam Chili zu kochen.
 9  	 Leben als Bastelprojekt
                                                Neben Aktionen und Freundschaft ver-
 10 Einfach mal weg
 12 Wenn ich einmal groß bin…
                                                bindet uns der Glaube und die Lust da-
 13 Karriere im Blick                           ran, über das Leben nachzudenken und
 14 Flucht erfordert neue Lebensentwürfe        Lebensentwürfe zu schmieden.
 15 Generation Zukunft - Analog oder digital?
 15 Familie 3.0 ?                               Was zählt im Leben? Wo soll es für mich
 16 Geplatzter Traum eines Sportlers            hingehen? Welche Schritte sind dazu nö-
 17 Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an        tig? In den Medien gibt es eine Flut von
 18 Pastor mit Leib und Seele                   Ideen und Lebenskonzepten.                     Es gibt Ereignisse, die Lebensentwürfe
 19 Zweite Krankenhauspfarrstelle               Da ist es gar nicht so einfach, die Orien-     und Pläne durcheinanderbringen. So
 20 Landessynode                                tierung zu behalten. Ein Lebenstraum ist
 22 30 Jahre Pfarrhof Bergkirchen
                                                                                               war es auch bei Jeremia (Jeremia 1,4-10).
                                                das „Haus am See“, von dem Peter Fox           Sein Weg wurde unterbrochen. Aus dem
 23 30 Jahre Partnerschaft
 23 Ein Tag für Frauen
                                                singt. Er will raus und das, was war, hinter   Nichts hörte er Gottes Stimme. Aus dem
 24 Jan Peter Hoth wechselt die Richtung        sich lassen. Er will mit schicker Frau und     Nichts wurde sein Horizont für eine an-
 25 Was für ein Vertrauen                       schnellem Wagen durchstarten in ein            dere Aufgabe geöffnet. „Du sollst meine
 26 Jahresempfang                               neues Leben, wo man mehr sein kann als         Botschaft weitersagen. Schon vor deiner
 27 Termine und Veranstaltungen                 man ist. Er will angehimmelt werden, viel      Geburt habe ich dich für diese Aufgabe
 29 Freud und Leid                              Geld in der Tasche haben, wenig Stress         bestimmt“, hörte er. Tausend Gründe
                                                und vor allem Lebensgenuss. Am Ende            sprachen dagegen: zu jung, nicht rede-
                                                seines Weges steht das Haus am See. Dort       gewandt, nicht clever genug, Aufgabe
                                                kommen alle hin und es wird gefeiert.          zu groß. Doch Gott nahm ihm den Wind
                                                                                               aus den Segeln: „Du brauchst vor nichts
                                                Der Traum vom leichten, ruhmreichen            Angst zu haben, ich bin immer bei dir und
                                                Leben hat auf alle Fälle seinen Charme. Es     werde dir helfen. Alles, was du brauchst,
                                                wäre schön, wenn alles gut laufen würde        habe ich in dich hineingelegt.“
                                                und das Leben eine Party wäre. – Doch of-
                                                fen gesagt, ist mir das zu dünn, sagt Caro     Warum nicht Gott ins Boot holen und
                                                im Turm. Was ist mit guten Freundschaf-        mit seinem Wind im Rücken segeln? Bei
                                                ten und Familie? Und mit Gesundheit und        allem Planen, Träumen und Verarbeiten
                                                Zufriedenheit? Mir ist es wichtig, dass ich    von Rückschlägen kommen wir doch
                                                später eine sinnvolle Aufgabe habe. Ohne       viel zu oft darüber hinweg, nach Gottes
                                                Spaß im Beruf und vertraute Menschen           Ideen für unser Leben zu fragen. Oder
                                                um mich herum kann ich mir mein Leben          anders gesagt: Warum nicht den Be-
                                                nicht vorstellen.                              gabungen trauen, die er in uns gelegt
                                                                                               hat. Warum nicht sein, wer man ist?
                                                Wir sind uns einig: Wenn die Weichen
EL AN                                           für’s Leben gestellt werden, braucht man       Herzliche Grüße aus dem Turm!
Magazin der Evangelisch-Lutherischen            Mut und realistische Ziele. Vor allem aber
Landeskirche Schaumburg-Lippe                   Freunde an der Seite, die helfen, wenn         Felix Nagel,
-Landeskirchenamt- Pressestelle                 Hindernisse bremsen oder man nicht             Pastor coll. Bad Eilsen
Bahnhofstraße 6 | 31675 Bückeburg               weiß, wie man alles schaffen soll. Zum
Internet: www.LKSL.de                           Beispiel, wenn Schule oder Wohnort ge-
E-Mail: kontakt@lksl.de                         wechselt werden muss. Oder der Abschied
                                                von einem geliebten Menschen droht.
Verantwortlich: Ulrich Hinz (uh)
Layout/Design, etc.: Karin Droste (kd)
Einband: 2018 © Karin Droste
Mitarbeit: Beate Ney-Janßen (ade)

                                                Geistliches Wort                                                                    3
ELAN AUSGABE 2 / 2018 - Evangelisch-Lutherische Ansichten und Nachrichten - Landeskirche Schaumburg-Lippe
Neue Gemeindekirchenräte gewählt

i                                                                                                                              Grafik:©kd
    n den nächsten sechs Jahren über-
    nehmen 305 Frauen und Männer
    die Leitungsverantwortung in ihren
                                             2018-2024
                                             Der Altersdurchschnitt der 305 gewähl-
                                                                                          In der Hälfte der Gemeinden konnte auf
                                                                                          eine Wahl verzichtet werden, da die Zahl
                                                                                          der Kandidatinnen und Kandidaten mit
Kirchengemeinden.                                                                         der Zahl der zu Wählenden identisch
                                             ten Gemeindekirchenratsmitglieder liegt
Eine leicht abnehmende Wahlbeteili-                                                       war. (uh/krö/kd)
                                             bei 52,7 Jahren gegenüber einem Alters-
gung im Vergleich zum Jahr 2012 konnte
                                             durchschnitt von 50,8 Jahren bei der

                                                                                           Save the date
die Ev.-Luth. Landeskirche Schaumburg-
                                             Wahl 2012. Zugenommen hat der Anteil
Lippe am 11. März 2018 bei den Wahlen
                                             der gewählten Frauen von 53,3 % im Jahr
zum Gemeindekirchenrat verzeichnen.
                                             2012 auf 58,4 % im Jahr 2018. In sechs        Informations- und Workshoptag
                                             Kirchengemeinden der Landeskirche gibt
Beteiligten sich im Jahr 2012 20,3 % der
stimmberechtigten Gemeindeglieder an
                                             es zukünftig Gemeindekirchenratsmit-                 20. Oktober 2018
                                             glieder, die jünger als 25 Jahre alt sind.
der Gemeindekirchenratswahl, so lag die                                                    Die Landeskirche wird alle gewählten
                                             42 % der gewählten Gemeindekirchen-
Beteiligung diesmal bei 16,7 %. Eine star-                                                 Gemeindekirchenräte zu einem Infor-
                                             ratsmitglieder gehören dem Leitungs-
ke Wahlbeteiligung verzeichneten die                                                       mations- und Workshoptag einladen,
                                             gremien zum ersten Mal an.
Landgemeinden. Die höchste Wahlbetei-                                                      der am 20. Oktober 2018 in der IGS
ligung mit 31,4 % gab es in der Kirchen-                                                   Helpsen stattfinden soll.
                                             Die Gemeindekirchenräte wählten nach
gemeinde Großenheidorn, gefolgt von                                                        Bei diesem Treffen werden Informa-
                                             der Bestätigung ihrer Wahl durch das
Probsthagen mit 25,6 %. In Stadthagen                                                      tionen und Hilfestellungen zu den
                                             Landeskirchenamt und ihrer Einführung
gingen 11,4 % der Wahlberechtigten zur                                                     Aufgaben in den Gemeindeleitungs-
                                             aus ihren Reihen die Mitglieder der
Wahl, in Bückeburg waren es 12 %. 21 %                                                     gremien (Gemeindekirchenrat und
                                             Kirchenvorstände. Weitere Kirchen-
der Wählerinnen und Wähler gaben ihre                                                      Kirchenvorstand) gegeben und es gibt
                                             vorstandsmitglieder konnten berufen
Stimme per Briefwahl ab.                                                                   Zeit für Begnungen und Gespräche.
                                             werden.

  4                                                                                                                   Wahlnachlese
ELAN AUSGABE 2 / 2018 - Evangelisch-Lutherische Ansichten und Nachrichten - Landeskirche Schaumburg-Lippe
Gewählte Mitglieder im Gemeindekirchenrat
Stand: 31. Mai 2018

Altenhagen-Hagenburg: Marion Bock,                  Prczigodda, Heidi Schütte, Margitta          Sachsenhagen: Erhard Grabowski, Kerstin
Martin Büsselberg, Klaus-Dieter Dre-                Siebörger, Heinrich Stüber, Marion Thür-     Hantke, Dr. Hans-Jürgen Henze, Freddy
wes, Reiner Eidtmann, Roland Günther,               nau, Antje Weigel-Winter, Irene Winter.      Hinse, Julia Jerchel, Gerhard Lutter,
Sabine Hauck, Heike Hendel, Marie-                  Meerbeck: Iris Altewolf, Gerhard Bär-        Petra Mensching, Bettina Nottebrock,
Luise Holzgrebe, Günter Kick, Dagmar                thel, Dr. Carla Eickmann, Christine Ful-     Volker Töpp, Dorothee von Hantel-
Reumke, Karl-Heinz Rottenberg, Anita                ge, Andrea Hitzemann, Bernd Lange-           mann, Volker Wedekind, Maike Zunker.
Saal-Waßmann, Steven Schwan, Claudia                Daake, Ilona Liebelt, Roswitha Meier,
Schweer-Reese, Ulla Thürnau-Freitag.                Heidemarie Opfermann, Elke Rode,             Seggebruch: Dörte Brunsmann, Jo-
                                                    Christianne Röhrkasse, Karin Röhr-           hannes Busche, Silke Gallmeier, Hart-
Bad Eilsen: Lea Beckmann, Armin Blü-                kasse, Inge Schnetzke, Cordula Wahl-         mut Henselewski, René Jeromin, Gün-
mel, Connie Everding, Ditmar Everding,              mann, Marlies Wiepking, Ellen Knipping.      ter Kirchhoff, Karsten Krömer, Markus
Carla Gramkow, Andrea Grünewald,                                                                 Krömer, Birgit Lemme, Markus Paul,
Dirk Hasse, Heidrun Meisel, Marion                  Meinsen: Heinz Böhne, Jörg Edelmann,         Tatjana Reinsch, Christina Schütz,
Prasuhn, Katja Schimmelpfennig, Jan-                Sabine Fischer, Sabine Fischer, Margret      Daniel Winzker, Thomas Wolff, Dirk
Niklas Schmid, Petra Schröder, Michael              Flieger, Thomas Hammacher, Britta            Zapke, Frank Busche, Anke Pörtner.
Sobbe, Marina Tecklenburg, Nicole Witte.            Hesterberg, Susanne Howar, Ulrich
                                                    Lohmann, Christoph Struckmann, Caro-         Stadthagen: Christina Beck, Sabrina Bol-
Bergkirchen: Ulrike Brandes, Elisabeth              line Volker, Dieter Wilharm-Lohmann,         ten, Karin Brandt, Oliver Bruns, Birgit Con-
Brunkhorst, Sabine Bulthaup, Wolfgang               Elke Meier, Klaus Brathering-Harms.          rad, Dieter Esse, Malte Freymuth, Bettina
Christensen, Marion Dreßler, Rolf Gierke,                                                        Götz, Brigitte Gude, Johannes Klenner, Dr.
Klaus-Peter Grote, Ingrid Johannßen,                Petzen: Günter Belz, Jörg Bohmeier,          Ute Klimmer-Knaust, Gisela Krewer, Mi-
Heinrich Kastning, Christine Kelb, Eck-             Rosmarie Brandt, Christoph Elze, Heide       chael Mensching, Markus Meyer, Tobias
hard Lindemann, Eberhard Mysegades,                 Everding, Heike Franke, Wolfgang Gran-       Ogrodnik, Ralf Piekenhain, Florian Rede-
Jessica Bartling, Bärbel Wilharm.                                                                       cker, Leon Scheibe, Sabine Schu-
                                                                                                        bert, Dr. Ulrich Soergel, Dagmar
Bückeburg: Wolfram Barnewitz, Ulri-                                                                     Stein, Gebhardt Steinkopf, Harald
ke Belz, Thekla Blank, Petra Bode, Gi-                                                                  Weidenmüller, Thomas Weißbarth.
sela Bodenstein, Hannelore Gramann,
Brigitte Hesseling, Ines Lampe-Scholz,                                                                  Steinbergen: Thorsten Felgen-
Dr. Werner Markiewicz, Matthi-                                                                          dreher, Timo Fischbeck, Anette
as Nottmeier, Volker Preul, Chris-                                                                      Honebein, Tanja Kelm, Gabriele
ta Röder-Zahorka, Julia Schweizer,                                                                      Klemme, Sabine Lindenberg, Cor-
Elke Vehling, Gisela Vogt, Friedhelm                                                                    nelia Lossie, Ruth Marks, Sigrid
Vogt, Birte Volkmer, Timothy Wray.                                                                      Meier, Liane Mitschke-Neumann,
                                                                                                        Bernd Rinne, Nadine Schillmöl-
Frille: Klaus Belte, Tanja Hahne,                                                                       ler, Thomas Struckmeier, Ulrike
Karoline Hattendorf, Mario Hellwig,                                                                     Tubbe-Neuberg, Petra Wienecke.
Ingetraud Henze, Bärbel Kellermeier,
Wencke Kroßa, Heike Lampe, Jan-                                                                         Steinhude: Katja Backs, Malene
nik Nagel, Oliver Olschok, Andrea                                                                       Böhm, Heinrich-Gerhard Branning,
Schering, Birgit Schmerer, Delia Sie-                                                                   Gisela Bredthauer, Heinrich Büh-
vers, Christina Volkening, Christoph                                                                    mann, Heinrich-Jürgen Buhre, Kat-
Wehking, Jörn-Christian Prange.                                                                         rin Götze-Bühmann, Ariane Haase,
                                                                                                        Susanne Olboeter-Thiele, Petra
Großenheidorn: Ute Döll, Marc                                                                           Schrage, Silke Siebert, Udo Siedler,
Gruber, Imke Hahlbrock, Holger                                                                          Elvira Thiem, Karl-Heinz Tönnies,
Kipp, Henning Langrehr, Dr. Sabi-                                                                       Antje Winter, Steffen Hochhaus.
                                         Foto:©kd

ne Meyer, Dr. Christine Ostertag-
Henning, Thomas Sadocco, Mar-                                                                           Sülbeck: Eva Dopheide, Heidi
kus Schwinn, Leonard Steuerna-                                                                          Gromtzki, Andre Hänel, Waltraud-
gel, Silke Thisius, Manfred Wenzel.                                                                     Eva Helbig, Stefanie Hille-Geveke,
                                                                                                        Ilse Koch, Elke Krull, Christiane
Heuerßen: Britta Abs, Therese Büchner,              see, Jennifer Rothmann, Horst Schwarze,      Rolke, Georg Sander, Martin Schmidt,
Georg Fokken, Kerstin Grützner, Jens Hell-          Britta Vogt, Jobst von Palombini, Wil-       Detlev Schulz, Wilfried Schünke, Renate
mann, Gudrun Krull, Ingrid Lübke, Daniela           fried Wilharm, Claus-Dieter Cielobatzki.     Strack, Frank Wiegand, Burkhard Witte.
Röhler, Pia Stahlhut, Nicolaus von Schö-
ning, Heiko Weidemann, Heike Werner.                Pollhagen: Ingrid Abel-Borchers, Anita       Vehlen: Karlheinz Bruns, Jessica Bu-
                                                    Dralle, Stephanie Droste, Renate Ebbighau-   sche, Manfred Fauth, Marcel Fehse,
Lauenhagen: Anke Fabrici-Arndt, Ellen               sen, Ilse Fischer, Michael Goede, Sandra     Ulrike Göttsch, Ann Kathrin Harmening,
Gieseke, Cindy Harmening, Gabriele                  Kastning, Heinrich-Arend Krömer, Marlies     Christine Heckler, Andreas Klose, Bernd
Hoffrichter, Andreas Kerkmann, Sieg-                Rösemeier-Scheumann, Renate Schneider,       Meier, Markus Saecker, Martin Wege-
fried Knop, Stephan Kurok, Astrid Nenz,             Winfried Solty, Anja Westenberger-Rümp-      ner, Dieter Weihmann, Joachim Schulte.
Jana Tielking, Kathrin von der Brelie,              ler, Monika Hörstel, Dietrich Müller-Link.
Bettina Weigmann-Silbernagel, Christ-                                                            Wendthagen: Beate Bothe, Karin Jans-
hild Wüstenfeld, Hans-Heinrich Lübke.               Probsthagen: Friedrich-Wilhelm Bartels,      weidt, Lars Kirchhöfer, Michael Kol-
                                                    Martina Brunkhorst, Carola Dumke, Re-        ler, Annegret Krull, Werner Mania, Dr.
Lindhorst: Ulrike Brunkhorst, Manfred               gina Liepe, Regina Lier-Hartmann, Heinz      Klaus Schernewsky, Sonja Schröder,
Fischer, Birgit Gorny, Christa Guds-                Meier, Marlies Mensching, Marcel Mys-        Elisabeth Quade, Klaus Schönemann.
zend, Erika Gundlach, Kerstin Harder,               ka, Kerstin Schnitker, Christian Schweer,
Helge Krzykowski, Petra Kleine, Ivonn               Anneke Struck, Ekkehard Wedeking.                                        (Änderungen vorbehalten!)

GKR-Mitglieder                                                                                                                                 5
ELAN AUSGABE 2 / 2018 - Evangelisch-Lutherische Ansichten und Nachrichten - Landeskirche Schaumburg-Lippe
DANKE auf Schloß Baum

                                                                                             chenräten zur Sprache. Gedankt wurde
                                                                                             für Phantasie und organisatorischen
                                                                                             Einsatz und auch für das Durchhalten in
                                                                                             Durststrecken und das Aushalten von
                                                                                             Konflikten.
                                                                                             In einem kurzen Podiumsgespräch
                                                                                             berichteten die Kirchenvorstände Ines
                                                                                             Lampe-Scholz, Daniela Röhler und Dieter
                                                                                             Wilharm-Lohmann von den Erfahrungen
                                                                                             ihrer Arbeit in den Gemeinden. Gemein-
                                                                                             schaft gestalten und erleben stand für
                                                                                             sie im Mittelpunkt.
                                                                                             Zwei Pastoren der älteren Generation
                                                                                             machten in einer kabarettistischen Ein-
                                                                                             lage deutlich, dass es in unserer Landes-
                                                                                             kirche einen Generationenwechsel gibt.

                                                                                 Foto:©kd
                                                                                             Waren ihre Hawaii-Hemden vielleicht

I
                                                                                             ein Hinweis, dass da schon Visionen von
                                                                                             der bevorstehenden Pensionierung im
    m März dieses Jahres wurden in         ausgedrückt werden für viel Einsatz in
                                                                                             Vordergrund stehen? Oder ein Zeichen
    den 22 Gemeinden unserer Landes-       den letzten Jahren und die Bereitschaft
                                                                                             dafür, dass die „Alten“ doch noch locker
    kirche neue Gemeindekirchenräte        für die nächste Amtsperiode Gemeinde
                                                                                             genug sind, um die aktuellen Herausfor-
gebildet. „Alte“ haben ihr Engagement      und Kirche mitzugestalten.
                                                                                             derungen zu gestalten, obwohl „früher
beendet, „Neue“ sind dazu gekommen.        Bei herrlichem Wetter wurden über
                                                                                             alles besser war“?
Ein solcher Wechsel ist Gelegenheit,       200 Gäste mit Posaunenklängen aus
                                                                                             Der Gospelchor aus Seggebruch sorgte
einen Moment innezuhalten. Zurück-         Seggebruch empfangen. Es gab Zeit für
                                                                                             mit seinen Liedern für swingende Unter-
zuschauen und nach vorne zu blicken.       Gespräche mit alten Bekannten und
                                                                                             haltung und gab ein gutes Beispiel für die
Was liegt näher, als in diesem Moment      Kennenlernen von Gleichgesinnten aus
                                                                                             reichhaltigen musikalischen Möglichkei-
ein Fest zu feiern?                        anderen Gemeinden. Nach einer kurzen
                                                                                             ten unserer Gemeinden.
Das ist am 4. Mai in Schloss Baum          Begrüßung durch Landesbischof Dr.
                                                                                             Begeisterung löste dann auch noch
geschehen. Die Arbeitsgruppe „Ge-          Manzke wurde das schmackhafte Büfett
                                                                                             ein Duo aus Stadthagen mit zwei alten
meinschaft stärken“ hatte dieses Fest      eröffnet. Das Warten in der Schlange
                                                                                             Schlagern aus. Reinhardt Zindel hatte
vorbereitet und alle „alten“ und „neuen“   beim Salatbüffet und am Grill gab Ge-
                                                                                             sie mit Texten mitten aus dem Leben
Gemeindekirchenräte aus der ganzen         legenheit zu fröhlichem Plaudern über
                                                                                             von Gemeindekirchenräten versehen
                                                                Gemeindegrenzen
                                                                                             und wurde von Jörg Böversen an der
                                                                hinweg.
                                                                                             Gitarre begleitet.
                                                                Nach dem Essen
                                                                                             Eine kurze Andacht beschloss diesen
                                                                wie auch zwischen
                                                                                             kurzweiligen Abend. Danach noch ein
                                                                den folgenden lo-
                                                                                             letztes Glas im Steh’n und Aufbruch mit
                                                                ckeren Beiträgen
                                                                                             zufriedenen Gesichtern. „Schade für
                                                                lud eine extra für
                                                                                             die, die heute Abend keine Zeit hatten,
                                                                das Fest gebildete
                                                                                             zu kommen!“
                                                                „Pastorenband“
                                                                                                                        Jan Peter Hoth
                                                                zum gemeinsamen
                                                                Singen von welt-
                                                                lichen und geistli-
                                                                chen Schlagern ein.
                                                                Ob „ Aufstehen“
                                                                oder „Über den
                                                                Wolken“, die Gäste
                                                          Foto:©kd

                                                                im Zelt zeigten sich
                                                                als eine sangeskräf-
                                                                tige Gemeinschaft.
Landeskirche dazu eingeladen. Denn         In einer Dankesrede vom Landesbischof
die Ehrenamtlichen gestalten mit ih-       und dem Präsidenten der Synode Klaus-
rem Einsatz nicht nur das Leben ihrer      Dieter Kiefer, kamen anhand von Lut-
                                                                                            Foto:©kd

Kirchengemeinde, sondern bauen auch        herzitaten die verschiedenen Facetten
Kirche. Mit dem Fest sollte der Dank       des leitenden Amtes von Gemeindekir-

  6                                                                                                                          Dankesfest
ELAN AUSGABE 2 / 2018 - Evangelisch-Lutherische Ansichten und Nachrichten - Landeskirche Schaumburg-Lippe
Auf zu neuen Ufern
Über 7500 km von Schaumburg entfernt

                                            Was bedeutet Ihnen, beruflich durch        Was werden Sie im Freiwilligendienst
                                            eine feste Anstellung abgesichert zu       tun?
                                            sein?                                      Ich werde über den ICJA in einem sozia-
                                            Eine berufliche Festanstellung ist mir     len Projekt mitarbeiten. Meine Einsatz-
                                            wichtig. Das Erwerbsleben gibt mir einen   stelle wird voraussichtlich das Salvation
                                            festen alltäglichen Ablauf. Ich habe je-   army Rehabilitationszentrum in Agona
                                            doch auch den Eindruck, dass eine feste    Duakwa sein. Dort werden Menschen in
                                            Anstellung von unserer Gesellschaft        Armut und Menschen mit Behinderung
                                            auch erwartet wird und dass sie einem      unterstützt und ihnen dabei geholfen,
                                            teilweise von der Gesellschaft aufge-      sich in die Gesellschaft zu integrieren.
                                            zwungen wird. Ich denke, es gibt keine     Ein weiterer Bereich ist die Inklusion
                                            absolut sichere Existenz. Wir versuchen    von Kindern mit Behinderung in das Bil-
                                            zwar, uns durch Geld oder materielle       dungssystem. Meine Aufgaben werden
                                            Güter Sicherheiten aufzubauen, aber        unter anderem die Unterstützung der
                                            es kann jedem jederzeit zum Beispiel       Physiotherapie und des Reha-Service in
                                            durch einen schweren Schicksalsschlag      der Klinik sein.
                                            diese vermeintlich absolute Sicherheit
                                            verlorengehen. Deswegen ist es mir
                                            wichtig, den Moment zu leben.

I  m Sommer 2017 schloss die Berg-
   kirchenerin Maren Korte (24) in
   Bückeburg ihre Ausbildung zur Ergo-
therapeutin ab. Sofort danach erhielt sie
eine Festanstellung in einer Ergothera-
                                            Wie stießen Sie denn auf das Projekt?
                                            Ich interessiere mich schon seit Län-
                                            gerem für einen Freiwilligendienst im
                                            Ausland. Als ich deshalb im Internet
                                            recherchierte, stieß ich auf das Projekt
pie-Praxis in Gütersloh. Was kann da        in Ghana bzw. auf den „ICJA Freiwil-
noch passieren? Noch sehr viel! Maren       ligenaustausch weltweit“. Das ist die
Korte hat ihre unbefristete Anstellung      Organisation, über die ich meinen Frei-
gekündigt, um im August für ein Jahr        willigendienst ableisten werde.
nach Ghana (Westafrika) zu gehen. Wir
baten Maren Korte darum, uns zu ihren       Welche Reaktionen gab es denn in der
Beweggründen und Erwartungen einige         Familie oder im Freundeskreis auf ihre
Fragen zu beantworten.                      Info hin, dass sie den Job kündigen und
                                            nach Ghana gehen würden?
Ist Ergotherapeutin Ihr Traumberuf?         Die meisten haben positiv reagiert und
Es ist kein Beruf, den ich schon seit       waren total interessiert und neugierig.
meiner Kindheit machen wollte. Als ich      Sie haben mich mit Fragen zu meinen
in die 10. Klasse ging, habe ich diesen     Freiwilligendienst gelöchert. Einige
Beruf durch ein Praktikum im Bereich        fanden es sehr mutig, dass ich diesen
der Pflege in einer psychiatrischen Ein-    Schritt gehe. Andere waren erst mal
richtung kennengelernt. Seitdem hat         nur sehr überrascht. Die meisten haben
mich der Beruf interessiert. Deswegen       sich jedenfalls für mich gefreut. Und
habe ich mich nach meinem Abitur für        gut gemeinte Ratschläge habe ich auch
eine Ausbildung zur Ergotherapeutin         bekommen. Negative Reaktionen gab es       Was erhoffen Sie sich dadurch für Ihre
entschieden.                                keine. Allerdings gab es auch Menschen,    eigene Zukunft?
                                            die sich gleich Sorgen gemacht haben.      Ich erhoffe mir, neue Erfahrungen zu
Was reizt Sie an diesem Beruf?              Einige sprachen dabei die Gefahr durch     sammeln, die ich für meine Zukunft nut-
Man lernt sehr viele Menschen mit           tropische Krankheiten an.                  zen kann. Außerdem möchte ich gerne
unterschiedlichen Charakteren kennen.                                                  mein Weltbild erweitern und eine neue
Das reizt mich. Außerdem interessiert       Was treibt Sie an, in dem Projekt mit-     Kultur kennenlernen.
mich die Vielfalt an ihren sehr unter-      zuarbeiten?
schiedlichen Krankheitsbildern. Es be-      Ich möchte neue Erfahrungen sammeln,
reitet mir Freude, mit Menschen aller       an denen ich wachsen, mich neuen           Die Redaktion des ELANs wünscht Ihnen,
Altersklassen zusammen zu arbeiten. Ich     Herausforderungen stellen und mich         liebe Frau Korte, alles Gute und Gottes
mag an dem Beruf sehr die Vielfältigkeit    dadurch weiterentwickeln kann. Au-         Segen für Ihre Zeit in Ghana und wir
und den Abwechslungsreichtum.               ßerdem freue ich mich darauf, eine mir     sind gespannt auf das, was Sie berichten
                                            ganz fremde Kultur und ein unbekanntes     werden! (uh/kd)
                                            neues Land kennen zu lernen.

Neuorientierung                                                                                                             7
ELAN AUSGABE 2 / 2018 - Evangelisch-Lutherische Ansichten und Nachrichten - Landeskirche Schaumburg-Lippe
Siebenfache Mutter und Nonne

                                             Auf Burg Dinklage lebte seine Mutter.       Wenn er sie besuchte, sei sie immer
                                             Als Nonne. Und die Novizin hatte noch       fröhlich gewesen, sagt Las Casas. In die-
                                             nicht realisiert, dass manche der Nonnen    ser Gemeinschaft mit rund 30 anderen
                                             den Entschluss für das Kloster erst nach    Frauen zu leben, in der Waschküche
                                             einem Leben mit ganz anderem Entwurf        und in der Hostien-Bäckerei zu arbei-
                                             gefasst hatten.                             ten, Gebetszeiten zu haben und singen
                                             „Sie war eine typische Hausfrau und         zu können– das alles habe sie glücklich
                                             Mutter“, sagt Las Casas, wenn er von der    gemacht. „Mach dir bloß keine Sorgen
                                             Zeit erzählt, als deren Lebensinhalt noch   um mich!“ sagte sie häufig, wenn ihr
                                             ihr Mann und ihre sieben Kinder waren.      Sohn sie besuchte.
                                             Liebevoll, fleißig, im Haus arbeitend,      Keine Sorgen – das musste er sich auch
                                             sehr bescheiden – so erinnert ihr Sohn      dann nicht machen, als seine Mutter
                                             sich an sie. Dass ihre Mutter noch ganz     bettlägerig wurde. Eine der jüngeren
                                             andere Vorstellungen von dem haben          Ordensschwestern pflegte seine Mut-
                                             könnte, wie sie leben möchte – auf          ter bis zuletzt. Als Sie vor zwei Jahren
                                             diese Idee wären die Geschwister nie        starb, erfolgte die Beisetzung auf dem
                                             gekommen.                                   Klosterfriedhof – nicht an der Seite
                                             Genau damit mussten sie sich aber nach      ihres Mannes. Das war schon kurz nach
                                             dem Tod ihres Vaters auseinanderset-        Eintritt in das Kloster - auch von ihr - so
                                             zen. Damals, sagt Las Casas, habe seine     entschieden worden. Der Pfarrer ließ
                                             Mutter begonnen, den Pfarrer an ihrem       am Sarg ihr Leben Revue passieren - von

S       chmunzelnd erzählt Michael
        Las Casas dos Santos von einem
        Telefonat, das er vor einigen Jah-
ren am Muttertag führte: „Michael Las
Casas am Apparat. Kann ich bitte meine
Mutter sprechen?“ Ein kurzes Schwei-
gen am anderen Ende, dann die Antwort
mit leicht empörtem Unterton: „Wissen
Sie, wo Sie hier angerufen haben? Burg
Dinklage ist ein Kloster!“ „Dann geben
Sie mir bitte Schwester Anna-Elisabeth,
meine Mutter!“ „Einen Moment bitte“,
antwortete eine Novizin, immer noch
leicht irritiert.
                                             Wohnort nach Möglichkeiten auszufra-        dem Leben als Hausfrau und Mutter mit
                                             gen, in einen Orden aufgenommen zu          großer Familie bis zu den 26 Jahren als
                                             werden. Sehr hartnäckig sei sie dabei ge-   Ordensschwester. Den schlichten Sarg
                                             wesen. Letztendlich konnte sie im Rah-      mit Schwester Anna Elisabeth trugen
                                             men einer Witwenweihe in den Orden          schließlich Benediktinerinnen aus der
                                             der Benediktinerinnen aufgenommen           Kapelle heraus, um ihn vor der Tür an
                                             werden. So wurde aus ihr Schwester          sechs Enkel zu reichen, die ihn zur Grab-
                                             Anna Elisabeth. Dass zum Ordensleben        stätte brachten. Eine sehr würdevolle
                                             das Keuschheitsgelübde gehört, dass         Beerdigung sei das gewesen, sagt Las
                                             Benediktinerinnen ihren Besitz an das       Casas. So hätte sie sich den Abschluss
                                             Kloster geben, das sie dort auch über       ihres Lebens bestimmt gewünscht. (ade)
                                             das Rentenalter hinaus arbeiten und
                                             sich im abgegrenzten Klosterbezirk auf-
                                             halten – all das wollte sie. Was sie dann
                                                                                                                                       Foto:©priv

                                             noch wollte, war es, intensiv in ihrem
                                             Glauben zu leben und zu einer festen
                                             Gemeinschaft zu gehören.

  8                                                                                                                          Kloster
ELAN AUSGABE 2 / 2018 - Evangelisch-Lutherische Ansichten und Nachrichten - Landeskirche Schaumburg-Lippe
Leben als Bastelprojekt
   Lebensentwürfe von Jugendlichen und jungen Erwachsenen

D         ie Gruppe der jungen Menschen
          ab 16 Jahren hat heutzutage
          keinen einheitlichen Plan vom
 Leben, der die Wünsche und Lebensziele
 umfasst. Viele Faktoren spielen eine
                                            Internetplattformen wie Instagram als
                                            Sammlung von Momentaufnahmen
                                            präsentiert, Reaktionen spiegeln Erwar-
                                            tungen von außen.
                                            Die Welt bietet den jungen Menschen
                                                                                         eine weitere folgen. Völlig klar ist, dass
                                                                                         Fort- und Weiterbildungen das gesamte
                                                                                         Berufsleben prägen. Dementsprechend
                                                                                         haben die jungen Menschen häufig Teil-
                                                                                         ziele, die zunächst einmal erreicht wer-
 Rolle, darunter insbesondere das sozi-     viele, nahezu unbegrenzte Möglichkei-        den müssen, wie Stufen, von denen es
 ale Umfeld aus Elternhaus und Freun-       ten, die jedoch zu Überforderung und         dann auf möglichst direktem Weg weiter
 deskreis, sowie die persönliche Reife.     Orientierungslosigkeit führen können.        zum nächst höheren Ziel gehen kann.
 Prägend sind für die Jugendlichen und      Obwohl die Berufsorientierung in allge-
 jungen Erwachsenen natürlich auch die      meinbildenden Schulen immer früher           Eine Stufe wird auch zwischen den
 individuellen Erfahrungen, die sie in      beginnt, haben sehr viele Schüler am         Lebensphasen eingebaut. Anders als
 Schule und Berufsausbildung machen,        Ende keinen konkreten Berufswunsch.          früher sieht der Lebensentwurf vieler
 ob positiv oder negativ.                   Geleitet vom Streben nach Anerkennung        junger Menschen nicht vor, nach der
                                            lassen sich an dieser Stelle viele Schüler   Aufgabe des Jugendlichenstatus unmit-
Foto:©kd

 Allerdings sind gesellschaftliche Ver-     dann wiederum vom Image der Berufe           telbar Erwachsen zu sein, wenn man
 änderungen zum Teil generalisierbar,       leiten. Konkrete Kenntnisse über die         Erwachsensein mit dem Einsetzen der
 denn gemein haben alle Jugendlichen        Tätigkeiten fehlen häufig und sind Grund     konkreten Familienplanung definiert.
 und jungen Erwachsenen, dass sie in        einiger Vertragslösungen in der ersten       Selbstentfaltung, Karriere und Unab-
 einer komplexen Welt leben, die kaum       Zeit der Ausbildung.                         hängigkeit stehen für viele volljährige
 noch jemand zu verstehen scheint.          Ist der Übertritt in die Berufsausbil-       Schüler zunächst im Vordergrund. Die
 Das Leben wird zunehmend global und        dung geschafft, ist zu beobachten,           jungen Menschen sind sich der Verant-
 digital, ein Leben oder auch nur eine      dass lebenslanges Lernen und ständige        wortung der Erwachsenen bewusst,
 Schulstunde ohne Internet und Smart-       Weiterentwicklung verbunden mit Ver-         wollen sich vor dem Eintritt in diesen
 phone erscheint den Schülern nicht         änderungen weitestgehend akzeptiert          Lebensabschnitt jedoch vorbereiten
 mehr möglich. Die Technik wird genutzt     werden. Berufsbiografien sind heute          und nicht als Jugendlicher in das Er-
 zur Kommunikation, zum Konsum und          häufig aus vielen Teilstücken zusam-         wachsenenleben hineinstolpern. Auch
 nicht zuletzt zur (Selbst-)Präsentation.   mengebastelt. Dass jemand bis zur            der 14. Kinder- und Jugendbericht des
 Sehr wichtig ist den jungen Menschen       Rente in dem Betrieb bleibt, in dem er       deutschen Bundestags verweist darauf,
 die gegenwärtige und künftige Befrie-      die Ausbildung absolviert hat, ist die       dass der deutschen Sprache eigentlich
 digung des Bedürfnisses nach Anerken-      große Ausnahme. Eine unumstößliche           ein Begriff für die Phase zwischen der
 nung. Jeder Moment wird fotografisch       Festlegung auf einen Beruf ist nicht         Jugend und dem Erwachsensein fehlt.
 festgehalten und anschließend online       erforderlich. Selbst der aktuell erlernte
 gestellt. Ziel ist es, möglichst viele     Beruf ist für viele nicht der Traumberuf                          André Bockelmann,
 „Likes“ zu erhalten. Das Leben wird auf    für alle Zeit. Nach der Ausbildung kann                              BBS Stadthagen

 Leitbilder                                                                                                                    9
ELAN AUSGABE 2 / 2018 - Evangelisch-Lutherische Ansichten und Nachrichten - Landeskirche Schaumburg-Lippe
Einfach mal weg – oder:
Von Hippies und Schaukeln

E     infach mal weg. Alles hinter sich
      lassen. Ein völlig neues Leben
      beginnen. Manche tun das. Wie
Kathrin und Valerie. Während die eine
mitten in diesem Abenteuer steckt und
                                             gekannt und gewusst, wie wenig sie ge-
                                             gen den Willen ihrer Tochter ausrichten
                                             konnten. So war es ihre Mutter, die sie
                                             am nächsten Tag nach Amsterdam fuhr
                                             und vor einem besetzten Haus absetzte.
momentan das australische Outback            „Ich wusste, dass ich in Gemeinschaft
erkundet, ist die andere nach vielen Jah-    leben wollte. Und ich wusste, dass ich
ren des Herumreisens sesshaft gewor-         Kinder haben wollte“, sagt Valerie. Das
den. Einige Gemeinsamkeiten gibt es          war ihr Plan und der ist aufgegangen.
schon bei den beiden Frauen. Die Lust        Zwei Kinder – beide mittlerweile mit
darauf, die Welt zu sehen. Den Mut,          Abitur in der Tasche – bekam sie und
nicht nur davon zu träumen, sondern          sagt, dass sie die Tage, an denen sie in
es auch wirklich zu tun. Und auf manche      ihrem Leben allein war, an den Fingern
Konventionen zu pfeifen.                     ihrer Hände abzählen könne.
Bei Valerie liegt dieser Zeitpunkt schon     Ihren ersten Jahren in Amsterdam ließ
etwas länger zurück. Mehr als 20 Jahre.      sie Jahre folgen, in denen sie kreuz und
Aus den Sommerferien in Frankreich war       quer in Europa unterwegs war mit einem

                                                                                  Foto:©priv

sie mit einer Freundin mit vier Wochen       Lkw, den sie sich und ihren Kindern zum
Verspätung zurückgekommen, ging dann         Heim ausbaute. Wo es ihnen gefiel, dort
doch wieder zur Schule, stellte fest, dass   blieben sie. „Ich bin ein Hippie“, sagt
sie das gar nicht machen wollte – und        Valerie von sich, und dort, wo andere
verkündete ihren Eltern am Mittagstisch,     Hippies waren, blieb auch sie gerne
dass sie soeben einen Plan gefasst habe:     für eine Weile. Viele Länder, Kulturen,
Am nächsten Tag werde sie zu Freunden        Menschen und Sprachen hat sie dadurch
nach Amsterdam fahren. Zu sagen, dass        kennengelernt. Und hat mit diesem
                                                                                               Foto:©priv

dieser Ankündigung kein Streit folgte,       reisenden Leben erst aufgehört, als die
wäre glatt gelogen, sagt Valerie. Aber       Schulpflicht ihrer Kinder nahte. Auch
ihre Eltern hätten sie eben doch gut         dann stand noch mancher Ortswechsel

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an, wirklich sesshaft geworden ist sie       Kathrin nämlich auch – die „Schaukel-
                 vor einigen Jahren in Rehburg-Loccum.        Guerilla“. 100 Schaukeln aufzuhängen
                 In Gemeinschaft mit anderen lebt sie         ist ihr Ziel. Wie es dazu gekommen ist?
                 auch dort – nur ihre Kinder sind flügge      Nun, das sei im wahrsten Sinne des
                 geworden. Für Valerie ist unterdessen        Wortes eine Schnapsidee gewesen,
                 das, was sie in ihren reisenden Jahren       sagt sie lachend. Vor fünf Jahren auf
                 kennen gelernt hat, die Grundlage für        einem Festival, hatte irgendjemand
                 das geworden, was sie nun tut: haupt-        Seile dabei aus denen eine Schaukel
                 und ehrenamtlich arbeitet sie seit drei      gebaut wurde. Jemand erzählte dann
                 Jahren mit Flüchtlingen. So ist die Welt,    von einem Hamburger Projekt, bei dem
                 in die sie ausgezogen ist, mittlerweile zu   überall Schaukeln aufgehängt würden.
                 ihr gekommen.                                Diese Vorstellung, immer und überall
                                                              schaukeln zu können, gefiel Kathrin so
                                                              gut, dass sie selbst begann, Schaukeln

                Foto:©priv

                 In diesem Sinne angekommen ist Kathrin       aufzuhängen. Die ersten vier hängte sie
                 noch nicht. Dafür aber seit ungefähr         in einer Nacht gemeinsam mit ihrem
                 einem Jahr unterwegs. In Sachsenhagen        besten Freund auf. Drei davon waren
                 ist sie aufgewachsen, ist Heilerziehungs-    tags darauf verschwunden, nur die vier-
                 pflegerin geworden, hat mit behinderten      te blieb. Davon ließ sie sich allerdings
                 Kindern gearbeitet, und hatte immer          nicht entmutigen und machte einfach
                 die Vorstellung, eines Tages alles hinter    weiter. Mal ist es eine Kinderschaukel,
                 sich zu lassen. Das hat sie tatsächlich      die sie auf einem Flohmarkt erstanden
                 getan, hat gekündigt, alles, was sie         hat, dann ein schön geformtes Brett,
                 besaß, verschenkt und ist losgetrampt.       das sie irgendwo findet. Dazu Seile und
                 Durch den Balkan, nach Griechenland          ein geeigneter Baum – schon hat die
                 und irgendwie, sagt sie, sei sie dann in     Schaukel-Guerilla wieder zugeschlagen.
                 Australien gelandet. Von dort postet sie
                 manchmal Fotos. Von einem Känguru an         Fast weltumspannend hängen ihre
                 einem Wasserloch etwa. Und erzählt           Schaukeln schon – von hier bis nach
                 dazu, dass die Schaukel, von der sie die-    Australien. Weshalb sie das tut? Weil
                 ses Känguru beobachtet hat, ihr neuer        sie möchte, dass Menschen, die diese
                 Lieblingsplatz ist. Diejenigen, mit denen    Schaukeln nutzen, einfach für einen
                 sie auf Facebook befreundet ist, wissen,     kleinen Moment glücklich sind. Für
                 dass unter der Schaukel-Sitzfläche die       sich selbst versteht sie das als Beitrag,
                 Nummer 61 aufgemalt ist – neben dem          die Welt ein kleines bisschen besser zu
                 Schriftzug „Schaukel-Guerilla“. Das ist      machen. (ade)

Weltenbummler                                                                                     11
Wenn ich einmal groß bin…

U        nbegrenzte Möglichkeiten –
         das ist es, was Kinder sehen,
         wenn sie an ihre Zukunft den-
ken. So mancher Traum erwächst in der
Kindheit, so mancher wird auch ohne
                                               Ylve und Zoe haben ganz anderes im
                                               Sinn. Pilotinnen – das fänden sie gut.
                                               Und dann, wenn es so weit ist, wer-
                                               den sie vom Kindergarten in Meinsen
                                               bis nach Rusbend fliegen! Ganz schön
                                                                                             kurz und fügt hinzu: „… und Pirat!“ Den
                                                                                             passenden Piraten-Namen für sich hat
                                                                                             er auch schon. „Der schlimme Jim“ – so
                                                                                             will er genannt werden.

Bedauern einem neuen Plan geopfert.            schnell unterwegs sein wollen auch            Mindestens drei angehende Fußball-
Aber welche Pläne können das sein,             Emma und Lily – aber bitte nur im Cab-        Profis sind in der Kindergartengruppe,
welche Lebensentwürfe, die in den              rio. Bevor es soweit ist, da sind sich alle   dazu ein Mädchen, das davon träumt
kleinen Köpfen stecken? Auf der Suche          sechs Mädchen einig, würden sie gerne         Künstlerin zu werden, und auch Kranken-
nach Antworten auf diese Frage haben           lesen lernen – wegen der Geschichten,         schwester ist ein Wunsch, der zaghaft
wir uns zu einer absolut nicht repräsen-       bei denen sie dann auf keinen Vorleser        ausgesprochen wird. Völlig klar aber
tativen Umfrage mit Kindern im Kinder-         mehr angewiesen wären.                        auch, dass so ziemlich jedes Mädchen
garten Meinsen unterhalten.                                                                  bei den Stichworten „Prinzessin“ und

                                                                                                                                   Foto:©ade

Leni guckt sich verträumt die Weltkarte        „Ich denke mir, dass ich mal was für die      „Ballerina“ sofort beginnt, aufgeregt
an der Wand an. Der kleine Panda, der          Umwelt mache – Bäume pflanzen oder            zu wippen und „Ich auch, ich auch“, zu
dort als typisch für China abgebildet          so“, sagt Mateo mit ernster Miene. Der        rufen.
ist, wird von ihr ein wenig gestreichelt.      erstaunliche Plan aus dem Mund eines          Ob Leni nach China kommt, Ylve Pilotin
Solch einen würde sie gerne sehen. Und         Kindergarten-Kindes wird von Torge            wird, Mateo Umweltschützer und Yannic
dafür auch glatt nach China fahren. Aber       nahezu noch übertrumpft. Der sieht von        Pirat? Die Antworten darauf werden
eigentlich, erzählt sie kurz darauf beim       seinen Bauarbeiten in der Sandkiste auf       noch auf sich warten lassen. Ohne eine
Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spiel, will sie       und weiß, dass er Vulkanologe werden          Vorstellung davon, was es machen
doch Springreiterin werden. Dafür lernt        will. Einen Experimentierkasten dazu hat      möchte, welche Hoffnungen es hat und
sie reiten. Im Schritt und im Trab kann sie    er zu Hause und ist gespannt auf seinen       welche Wünsche für die Zeit „wenn ich
sich schon auf dem Pferderücken halten.        nächsten Versuch.                             einmal groß bin“ ist jedenfalls keines der
Ihre Freundin Emma gesellt sich dazu, als      Eher klassisch ist dann wieder das,           Kinder. (ade)
Leni erzählt. Auch Lenis Augen leuchten.       was Yannic will: Polizist ist sein Berufs-
Springreiterin – ja, das ist ein guter Plan.   wunsch. Dann überlegt er allerdings

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Karriere im Blick

E       ine internationale Karriere ist das
        Ziel von Johannes Helms und er
        ist auf dem besten Weg dahin.
 Herauszufinden, in welche Richtung er
 sein Leben laufen lassen möchte, sei
                                              er. Wie eigene Interessen mit den Mög-
                                              lichkeiten des Arbeitsmarktes in Einklang
                                              gebracht werden können, das erfuhr er
                                              erst nach und nach.
                                                                                           der erste gute Abschluss wert, wenn er
                                                                                           sah, dass viele seiner Kommilitonen nur
                                                                                           darauf hinarbeiteten, in das elterliche
                                                                                           Unternehmen einzusteigen. Das hatte er
                                                                                           nicht in der Hinterhand. Andere Länder,
 allerdings nicht ganz so einfach gewe-       Dem hingeworfenen Studium ließ er ein        andere Sprachen waren schon immer
 sen, sagt der 30-Jährige.                    Jahr „Findungsphase“ mit Jobs folgen         seine Leidenschaft. Im Hinblick auf die
                                              und fasste den Plan, zur Polizei zu gehen.   Karriere, die er nun machen wollte, kam
 Ein Telefonat mit Johannes Helms muss        Das klang interessant. Die Mutter eines      ihm das Auslandsstudium also gerade
 gründlich verabredet werden. Nicht nur       Freundes war bei der Kripo und hatte         recht. Das zahlte sich aus. Direkt vom
 wegen der acht Stunden Zeitverschie-         begeistert davon erzählt. Alle Prüfungen     Studium weg wurde er vom Marktfüh-
Foto:©priv

 bung von hier bis nach Chicago. Sondern      im Auswahlverfahren bestand er mit           rer Google engagiert. Ein Traumjob, bei
 auch, weil sein Terminkalender straff ge-    Bravour, nur der letzte Test ließ den Plan   dem Marketing, Business und Kreativität
 fasst ist. In der Mittagspause, da kann er   letztlich scheitern. Was nun?                zusammenkamen. All das, wozu er Lust
 es einrichten. Und dann davon erzählen,                                                   hatte! Im irischen Dublin war seine erste
 wie es ihn aus Hannover bis in die USA       Er begann BWL zu studieren – weniger         Station. Von dort ging es weiter nach
 verschlagen hat. Sein Plan zu Schulzeiten    aus Neigung, sondern eher, „weil man         Chicago.
 war das jedenfalls nicht.                    damit immer etwas anfangen kann“.
                                              Die Überraschung für ihn: Nach einem         Den „großartigen“ Lebensplan, sagt er,
 Geodäsie – das hatte er sich als Studi-      eher mittelmäßigen Abitur hatte er in        habe er zwar nicht. An immer neuen Auf-
 engang nach dem Abitur ausgesucht.           diesem Studium plötzlich richtig gute        gaben zu wachsen, nicht stillzustehen
 Weil er Mathematik und Erdkunde als          Noten. Und genauso plötzlich machte          und immer weiter zu lernen, das sei aber
 Leistungskurse hatte und sein bester         ihm dieses Studium Spaß. Von da an           sein Ziel und dabei habe er die Karriere
 Freund das auch tat. Nach drei Wochen        kniete er sich in die Arbeit und sah den     immer im Blick. Auf der anderen Seite,
 wusste er allerdings schon, dass es          Nutzen, den das Lernen für seine Zukunft     und das komme mit voranschreitendem
 überhaupt nicht das war, was er wollte.      haben konnte.                                Alter, fokussiere er mehr und mehr auf
 Womit er mehr wusste als ihm in seiner                                                    sein persönliches Leben. Eine gesunde
 ganzen Schulzeit vermittelt worden war.      Dem Bachelor in Hannover ließ er einen       Balance zwischen Karriere, Hobbies,
 „In der Schule wird man gar nicht darauf     Master-Studiengang im britischen Bath        Familie und Freunde sei schließlich der
 vorbereitet, was sich machen lässt“, sagt    folgen. Denn was, fragte er sich, war        Schlüssel zum Erfolg. (ade)

 Karriere                                                                                                                      13
Flucht erfordert neue Lebensentwürfe

R       ichterin wollte Sara Hiba wer-
        den, um Menschen vor Unrecht
        zu bewahren. Das war der Plan,
den sie schon als Kind gefasst hat.
Außerdem wusste sie bereits damals,
                                            storben. Das war der Tag, an dem sie alle
                                            Pläne über den Haufen warf und begann
                                            darüber nachzudenken, ein anderes
                                            Leben zu leben.
                                                                                        von Baschar al-Assad sollte er kämpfen.
                                                                                        „Das hätte ich nicht tun können“, sagt
                                                                                        er, „Leute erschießen.“ So beschloss das
                                                                                        Paar zu fliehen.

dass sie eine Familie gründen wollte –      Samy Ashek hatte ganz ähnliche Pläne        Die Geschichte, weshalb sie kurz darauf
mit einem Mann und einem Kind. Nur          wie Sara Hiba, als er noch ein Kind war.    heirateten, damit der Palästinenser
ein Kind, denn so, meinte sie, könne        Alle Kinder in Syrien, sagt er schmun-      Samy Ashek in dem Land, das die Syrerin
sie Beruf und Familie unter einen Hut       zelnd, wollten Ingenieur, Arzt oder         Sara Hiba hoffentlich aufnehmen würde,
bringen.                                    Rechtsanwalt werden. Rechtsanwalt als       auf Familien-Nachzug hoffen könne, ist
                                            Traumberuf hatte er sich ausgesucht.        eine andere. Eine lustige Hochzeit, sagen
                                                                                                              sie, war das nicht.
                                                                                                              Dann flohen sie
                                                                                                              nach Deutschland.

                                                                                                             In den drei Jahren,
                                                                                                             die sie nun hier
                                                                                                             sind, haben sie
                                                                                                             in Münchehagen
                                                                                                             eine neue Heimat
                                                                                                             gefunden. So neu
                                                                                                             wie ihre Heimat ist,
                                                                                                             so neu sind auch
                                                                                                             die Pläne, die sie
                                                                                                             haben. Das Jura-
                                                                                                             Studium zu Ende
                                                                                                             zu bringen, ist für
                                                                                                             beide kein Thema
                                                                                                             mehr. Stattdessen
                                                                                                             tritt Sara Hiba eine
                                                                                                             Ausbildungsstel-
                                                                                                             le in einer Zahn-
                                                                                                             arztpraxis an und
                                                                                                             hofft Samy Ashek
                                                                                                             darauf, ebenfalls
                                                                                                             bald einen Ausbil-
                                                                                                             dungsver trag zu
                                                                                                             bekommen. Ihrer
                                                                                                             beider Traum ist
                                                                                                             es nun, endlich et-
                                                                                                      Foto:©ade

                                                                                                             was tun zu können
                                                                                                             und Geld zu verdie-
                                                                                                             nen. Enttäuschung
                                                                                                             darüber, ihren ur-
                                                                                                             sprünglichen Le-
Diesen Lebensentwurf, schon in frühen       Das, sagt er, sei schon der Traum seines    bensentwurf nicht verwirklichen zu
Jahren gefasst, hat sie konsequent ver-     Vaters gewesen. Der habe aber nie die       können, vermischt sich mit diesem
folgt. Hat das Abitur gemacht, begonnen     Möglichkeit dazu gehabt.                    neuen Lebensentwurf – aber sie stellen
Jura zu studieren. In der Zwischenzeit      Wie Sara Hiba macht Samy Ashek das          sich den Realitäten. Wenn sie beide eine
hatte sie Samy Ashek kennen gelernt.        Abitur und begann, Jura zu studieren.       Ausbildung abgeschlossen haben, dann
Den Mann, mit dem sie sich vorstellen       Ein zufriedenes kleines Leben stellte er    wollen sie auch ein Kind bekommen. Ein
konnte, ihr Leben zu verbringen. Die Vor-   sich vor – reich wollte er nicht werden,    Kind, nicht mehr. Damit hat sich Sara
zeichen standen gut, dass sie ihre Pläne    aber doch einen angesehenen Beruf           Hiba durchgesetzt. Und dann, sagen sie
verwirklichen könne. Bis zu dem Tag, an     haben, mit dem er etwas bewirken kann.      und lächeln sich an, dann würden sie
dem ihr Vater starb – angeschossen im       Eine Frau wollte er und zwei bis drei       gerne ihre Hochzeit noch einmal feiern.
Krieg, der in Sara Hibas Heimat Syrien      Kinder. Als er jedoch schon einige Jahre    In Münchehagen. Und als fröhliches
tobte, medizinisch nur unzureichend         Jura studiert hatte, bekam er seinen        Fest. (ade)
versorgt und so an der Verletzung ge-       Einberufungsbescheid. In der Armee

 14                                                                                                                        Flucht
Generation Zukunft - Analog oder digital?

E        ine Frage der Balance…
         „Alles ist mir erlaubt, aber nicht
         alles dient zum Guten. Alles ist
mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben
über mich.“ (1. Korinther 6,12)
                                                gewohnt, dass wir Erwachsenen eigent-
                                                lich immer das Smartphone griffbereit
                                                haben: Fotos machen, Termine organi-
                                                sieren, Spielzeug und andere wichtige
                                                Dinge im Kleinanzeigen Portal jagen.
                                                                                             Es ist wie so oft im Leben, auch beim
                                                                                             Smartphone, eine „Einstellungssache“.
                                                                                             Mein Handy ist zum Beispiel so ein-
                                                                                             gestellt, dass ich darauf keine E-Mail
                                                                                             empfange. Nachdem ich es zunächst
Dieser Hinweis oder Rat aus dem 1. Ko-          Das Handy ist schwer aus unserem Alltag      sehr praktisch fand, noch schnell vor
rintherbrief schwingt mit, wenn ich mir         wegzudenken. Schon gar nicht, wenn           dem Geburtstagsbesuch ein paar E-
darüber Gedanken mache, ob ich mein             ich auf meinen beruflichen Alltag blicke.    Mails zu beantworten, weil ich ja noch
Smartphone nicht ein bisschen zu häufig                                                      fünf Minuten Zeit habe, habe ich diese
in den Händen halte.                            Kontaktarbeit – nicht nur im Bereich         hohe Geschwindigkeit bald als belastend
Es ist 5.30 Uhr. Ich schleiche in die Küche –   der Jugend – läuft primär über einen         empfunden. Jetzt landen E-Mails wieder
will die Ruhe im Haus nutzen, schon ein-        Messanger. Über 400 Kontakte zeigt           im Büro, so, wie ein ganz normaler Brief,
mal ein bisschen arbeiten (diesen Artikel       mir mein Smartphone an, davon die            der beantwortet werden will.
schreiben) bevor die Kinder aufwachen           Meisten aus dem Bereich der Gemeinde-

                                                ?
                   3.0
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Foto:©mw

und Leben in die Bude bringen und dann          und Jugendarbeit. Eine überschaubare         Auch was den Familienalltag betrifft, ist
die ersten Termine anstehen.                    Anzahl rein privat – oft verschwimmen        das Smartphone für uns Eltern kaum
Noch bevor ich die Kaffeemaschine               die Grenzen.                                 wegzudenken. Gleichzeitig muss ich mir
erreicht habe, haben meine Finger wie                                                        immer wieder die Frage stellen, was ich
selbsbestimmt das Smartphone aus                Es ist eigentlich, wie mit dem „offenen      den Kindern vorleben möchte, denn das
dem Schlafmodus geweckt. „Keine neue            Pfarrhaus“ – ich bin quasi immer (und        wahre Leben ist analog und nicht digital.
Nachricht?“ Denke ich – das ist ja was!“        sogar überall) ansprechbar. Nur eben di-
Doch dann fällt mir ein, dass das Gerät,        gital. Genau wie beim offenen Pfarrhaus      Ich kann mit Dreck unter den Fingernä-
genau wie ich, nur sechs bis sieben Stun-       stellt sich auch bei dieser Erreichbarkeit   geln ein Smartphone bedienen, aber mit
den rumgelegen hat.                             die Frage nach der Abgrenzung. Denn so       dem Smartphone keinen Sandkuchen
                                                praktisch und wertvoll die Kontaktarbeit     backen. Ich kann mit dem Handy kom-
Ich bin seit vier Jahren Pastor der Lan-        per Smartphone auch ist – was lebe ich       munizieren, aber Begegnungen müssen
deskirche Schaumburg-Lippe und lebe             meinen Kindern vor, wenn ich dauernd         echt sein.
mit meiner 5 Köpfigen Familie im wun-           am Handy hänge? Und wie gelingt es                          Markus Weseloh, Pastor
derschönen Steinhude. Unsere Kinder             mir selbst abzuschalten, auch wenn das
sind 2, 5 und 7 Jahre alt. Sie sind es          Handy angeschaltet ist?

Familie 3.0                                                                                                                      15
Geplatzter Traum eines Sportlers

S     eit seiner frühen Jugend an
      gehörte der gebürtige Bückebur-
      ger Dennis Roloff (34) zu den
hoffnungsvollsten Nachwuchstalenten
im Deutschen Leichtathletiksport. Bis
                                              2002 wurde er über 800 m Deutscher
                                              Meister. Es folgten Länderkämpfe und
                                              internationale Großwettkämpfe vor
                                              vielen tausend Zuschauern und TV
                                              Übertragungen. Viel Druck, der nicht
ihm 2005 eine Oberschenkelverlet-             einfach zu händeln war für einen jungen
zung einen Strich durch die Rechnung          Menschen.
gemacht hatte. Der bis dahin auf nati-        Sein Wechsel zum VfL Wolfsburg war
onaler Ebene sehr erfolgreiche Mittel-        verbunden mit einer Ausbildung zum
streckenläufer musste seinen Traum            Industriekaufmann bei Volkswagen.
von Karriere und Erfolgen auf interna-
tionaler Ebene aufgeben und sich ganz         Was sich wie eine leichtfüßig hinzule-
neu orientieren.                              gende Traumkarriere anhört, hat Dennis
                                              Vieles gekostet. Wenn die Freunde Par-

                                                                                            Foto:©priv
Bereits im Grundschulalter zeichnete          ty machen wollten, musste er abwinken.
sich ab, dass Dennis Roloff beste Vor-        Das Training ging immer vor. Und wenn
aussetzungen und Eigenschaften in sich        andere sich nicht mehr hinterm Ofen
trug, die für Erfolg im Leichtathletiksport   hervorlocken ließen, dann lief er seine
                                                                                                  Ein Traum war zerplatz. Ein Lebensziel
nötig und wichtig sind. Seiner damaligen      Kilometer durch den Schaumburger
                                                                                                  war weggebrochen für Dennis Roloff.
Sportlehrerin an der Grundschule Mein-        Wald – egal wie nass, kalt oder neblig
                                                                                                  „Wenn es Dir klar geworden ist, dass
sen, Christa Vauth, blieb das nicht ver-      es gewesen war. „Das macht einen auch
                                                                                                  es nicht mehr geht, dann fühlst du dich
borgen. Sie motivierte ihn zur Teilnahme      hart!“ Außerdem, so Dennis Roloff, seien
                                                                                                  zuerst wie vor einem Scherbenhaufen.“
an Wettkämpfen in den Grunddisziplinen        Ehrgeiz, Disziplin, Verzicht, Leidensfähig-
                                                                                                  Doch sein Blick zurück ist nicht nur
Laufen, Springen und Werfen. Schon            keit und ein straffes Trainingsprogramm
                                                                                                  wehmütig.
bald stellte Dennis sein Talent durch sehr    die Schlüssel zum Erfolg gewesen. „Beim
gute Leistungen unter Beweis.                 Wettkampf bist du dann wie in Trance.
                                                                                                  Neue Ziele mussten erreicht werden,
Im schulischen Sportunterricht, beim          Du läufst wie durch einen Tunnel, in dem
                                                                                                  um den großen Erfolgshunger eines
„Fiffy-Turnen“ des Rusbender Sportver-        du nur noch das Ziel vor Augen hast. Da
                                                                                                  Leistungssportlers zu stillen. Ein persön-
eins und bei Sportwettkämpfen ließ er         kriegst du Härte und erwirbst die Fähig-
                                                                                                  licher Kontakt eröffnete ihm Optionen in
die Mitschüler seiner Altersklasse sehr       keit, auf den Punkt da zu sein.“ Es sei so,
                                                                                                  Freiburg. Über ein Studium an der Uni
bald weit hinter sich. Bei Wettkampf-         als ginge man durch die Hölle. Und es
                                                                                                  Freiburg und eine duale Ausbildung in
veranstaltungen im Dreikampf an der           steigere die eigene Leidensfähigkeit bis
                                                                                                  einem renommierten Immobilien- und
Orientierungsstufe und an der Realschu-       ans Maximum.
                                                                                                  Wirtschaftsbüro erlernte er die Grund-
le in Bückeburg bestach Dennis durch
                                                                                                  lagen für seine spätere Selbständigkeit.
außerordentliche Ergebnisse. Vor allem        2002 ereilte ihn ein Schicksalsschlag.
                                                                                                  Sehr schnell wurde klar, dass die Attri-
das Laufen längerer Distanzen lag ihm.        Seine Mutter verstarb völlig unerwartet.
                                                                                                  bute eines Leistungssportlers eine gute
Auch seine Eltern haben die Begabung          Drei Jahre später bereitete ihm aus dem
                                                                                                  Starthilfe im Wirtschaftsleben sind.
von Dennis von Anfang an unterstützt,         Nichts heraus eine Oberschenkelverlet-
                                                                                                  Parallel zum Studium kehrte er in seine
gefördert und auch gefordert.                 zung große Probleme. Voller Hoffnung
                                                                                                  Heimat zurück und baute sein eigenes
                                              und bereit alles zu geben, kämpfte er
                                                                                                  Unternehmen auf.
Als Jugendlicher startete Dennis für den      darum, die Beeinträchtigung zu über-
                                                                                                  So sehr Dennis Roloff sich gewünscht
VTB Bückeburg. Bei seinen ersten nie-         winden. Namhafte Sportmediziner wie
                                                                                                  hatte, sein Talent und das Ergebnis seines
dersächsischen Landesmeisterschaften          Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt
                                                                                                  absoluten Einsatzes auf internationaler
in Osterode belegte er als 14-Jähriger auf    oder der bekannte DFB-Physiotherapeut
                                                                                                  Ebene und im olympischen Wettstreit
der 1000 m Strecke mit 2,49 min. bereits      Klaus Eder behandelten ihn über Jahre.
                                                                                                  unter Beweis stellen zu können, ver-
den 3. Platz. Mit 15 Jahren legte er diese    Doch alles persönliche Bemühen und die
                                                                                                  söhnte ihn mit dem schmerzhaften
Distanz in 2,43 Minuten zurück.               Behandlungen der Fachleute brachten
                                                                                                  Karriereende ein wenig, dass er auf dem
Mit 16 wechselte er in die Leichtathletik-    schließlich nicht den erhofften Erfolg.
                                                                                                  neuen Weg wiederum durch harten Ein-
Abteilung zu Hannover 96 und wurde            Als klar wurde, dass dies das Karriereen-
                                                                                                  satz, Disziplin und Begabung erfolgreich
erstmalig niedersächsischer Landes-           de für Dennis Roloff bedeutete, machte
                                                                                                  geworden ist.
meister über 800 m. Von da an war er auf      er zudem die bittere Erfahrung, dass „das
                                                                                                  „Mein Glück ist es gewesen, dass ich
Landes- und norddeutscher Ebene nicht         Interesse an Dir schnell abnimmt, wenn
                                                                                                  zum zweiten Mal Leidenschaft für eine
mehr zu schlagen und gewann unzählige         du nicht mehr die erwartete Leistung
                                                                                                  Sache gefunden hatte. Mit Fleiß, Mut
Titel im Jugend- und Männerbereich. Mit       bringst!“ Da sei er nahezu auf sich selbst
                                                                                                  und dem Glauben an sich selbst kann
seinen Bestzeiten grenzte er an uralt be-     gestellt gewesen. „Mit einem Mal fällt
                                                                                                  jeder alles erreichen.“ Sein beruflicher
stehende Landesrekorde. Nun interes-          man aus dem System heraus und hat das
                                                                                                  Erfolg im Immobilienmanagement gibt
sierte man sich auf nationaler Ebene und      Gefühl, dass man nur eine »Funktionärs-
                                                                                                  ihm Recht. (uh)
holte ihn für die Nationalmannschaft.         marionette« gewesen ist.“

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Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an

F     ür Marianne Heinke (66), die im
      Bückeburger Ortsteil Bergdorf
      lebt, hat das Leben schon 2015
eine neue Wendung genommen.
                                               denen Fakultäten besuchen. Marianne
                                               Heinke entschied sich dafür, Studien
                                               an der Fakultät für Biologie zu treiben.
                                               Die Studierenden ab 50 können ihren
                                               Semesterplan selbst zusammenstellen.
                                                                                          Nun bereitet sich Marianne Heinke
                                                                                          intensiv auf einen Höhepunkt im kom-
                                                                                          menden Wintersemester vor. Die pri-
                                                                                          vate Naturschutzinitiative Un poco del
                                                                                          Choco im Nordwesten Ecuadors bietet
Marianne Heinke, die in Kenosha (Wis-          Ob sie Klausuren mitschreiben oder         Biologiestudierenden die Möglichkeit,
consin/USA) geboren wurde und in               ein Referat übernehmen, das ist ihnen      während eines längeren Aufenthaltes
Fort Wayne (Indiana) aufgewachsen ist,         freigestellt. Einzig die Teilnahme an      das faszinierende Ökosystem Regenwald
siedelte im Alter von 17 Jahren mit ihrer
Familie nach Deutschland über. Sie hätte
als junge Frau gerne ein Medizinstudium
begonnen. Ihre Familie war jedoch der
Meinung, dass sie einen Beruf erlernen
sollte, in den sie ihre Sprachkenntnisse
einbringen könnte. In Hamburg hat sie
zunächst eine Ausbildung zur Indust-
riekauffrau abgeschlossen. Nach dem
Umzug nach Bückeburg besuchte sie
dort eine Wirtschaftsfachschule. Danach
nahm ihr Leben seinen „geordneten“
Verlauf.

Im April 2015 stieß sie in einer Tageszei-
tung zufällig auf einen Artikel, in dem das
Angebot der Bielefelder Universität für
ältere Menschen vorgestellt wurde, Bil-
dungsangebote an der Uni wahrzuneh-
men. „STUDIEREN AB 50“ heißt dieses
wissenschaftliche Weiterbildungspro-
gramm für Erwachsene im mittleren und
höheren Lebensalter. Sie sind eingela-
den, in die Universität zu kommen und
in geeigneten Veranstaltungen nahezu
aller Fakultäten ihre Bildungsinteressen
zu verwirklichen.
                                              Foto:©priv

Marianne Heinke wurde sofort neu-
gierig. Sie verspürte große Lust, Neues
zu lernen und wieder „zur Schule zu
gehen“. Ihr Wissensdurst und ihre Lust         bestimmten Praxiskursen ist ihnen auf      kennenzulernen und zu erforschen.
am Lernen sind seit ihrer Schulzeit            Grund der begrenzten Platzzahl ver-        Die Choco-Ökoregion zählt zu einer der
unvermindert stark in ihr geblieben.           wehrt.                                     artenreichsten Lebensräume auf der
Marianne Heinke hatte im Lauf ihres                                                       Erde.
Lebens vier Kinder großgezogen, ihren          An vier Tagen in der Woche macht sich
Mann unterstützt und nebenbei noch             Marianne Heinke auf den Weg nach Bie-      Sehr gespannt ist Marianne Heinke auf
gejobbt. Nun wollte sie nach erfolgtem         lefeld. Das Zusammenleben, -lernen und     die Begegnung mit ihrem Lieblingsvogel,
Eintritt in den Ruhestand die Chance           –forschen mit den jungen Studierenden      dem Kolibri, von dem im Naturreservat
ergreifen, ihrer Lernleidenschaft im           genießt sie. Mitstudierende hatte sie      mehr als 30 Arten vorkommen.
universitären Bezug und auf hohem              auch schon in Bergdorf zu einem Praxis-
Niveau nachgehen zu können. Zum Win-           tag ihres Bestäubungs-Ökologie-Kurses      Und wie lange dauert so ein Studium für
tersemester 2015/2016 meldete sie sich         zu Gast. Im Blütenmeer des heimischen      Menschen ab 50? Marianne Heinke wird
an der Uni in Bielefeld an. Als sich die       Gartens wurden 24 Bestäuber, 12            keinen Studienabschluss erwerben. Sie
Semesterferien im Sommer 2015 endlich          verschiedene Bienenarten und 4 Hum-        ist jedoch fest entschlossen, so lange an
dem Ende zuneigten, war ihr Empfinden          melarten identifiziert. Ihr besonderes     der Bielefelder Uni zu studieren bis ihr
kurz vor Studienbeginn: „Jetzt gehst du        Interesse liegt in der Erforschung der     Wissendurst gestillt und ihre Interessen
nach Hause!“                                   Fortpflanzung von Blütenpflanzen und       zufrieden gestellt sein werden. (uh)
Bei „Studieren ab 50“ kann man Vorle-          der Mechanismen der damit verbunde-
sungen und Seminare an den verschie-           nen Wind- und Tierbestäubung.

Studium                                                                                                                       17
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