Macherinnen. Helferinnen. Frauen und die AWO - AWO Bayern
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1•2018 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN 72. Jahrgang des „Helfer“ DIE AWO IN UNTERFRANKEN Ausgewählt Geriatrische Rehaklinik Macherinnen. Helferinnen. ist Kompetenzzentrum. Frauen und die AWO. Eingeweiht Neuer Sinnesgarten im Starke Frauen haben sie geprägt. Was können Hans-Sponsel-Haus wir von ihnen lernen? WIR blickt nach vorn. lädt zum Mitmachen ein.
WIR IN BAYERN WIR IN UNTERFRANKEN Aus der AWO 3 Editorial 11 Zwischenbilanz Müttergenesungswerk – Macherinnen. Helferinnen. 14 Grundsatzprogramm - Freie Wohlfahrtpflege AWO Leben 18 - Verbindliche Regeln für die AWO Bezirksjugendwerk 20 Unser Thema: AWO Impulse 23 Macherinnen. Helferinnen. 6 Menschen 28 Kathrin Sonnenholzner und Brigitte Protschka Service 32 im Gespräch + 100 Jahre Frauenwahlrecht + Kreuzworträtsel 38 Interview mit Barbara Stamm + Die AWO und die Gleichstellung Liebe Freundinnen und Freunde, 2018 ist ein politisches Jahr. Die schwierige Regierungsbildung in Berlin sorgte monatelang für Zündstoff. Die Landtagswahlen in Bayern werden ein weiterer Gradmesser dafür sein, wohin sich unsere Gesellschaft entwickelt. Als Bayerische Arbeiterwohlfahrt werden wir darauf achten, dass sozialpolitische Themen nicht nur während des Wahlkampfes, sondern auch im Handeln der künftigen Bayerischen Staatsregierung einen festen Platz haben. Gründe dafür, warum sich die AWO in die Debatte einmischen wird, gibt es genug: Denn auch im reichen Bayern profitieren breite Bevölkerungsgruppen nicht von der boomen- den Wirtschaft, haben Familien seit Jahren eher weniger, denn mehr in der Tasche, suchen Menschen bezahlbaren Wohnraum, sind immer mehr Seniorinnen und Senioren auf Unter- stützung angewiesen. Demokratische Wahlen sind heute, im Jahr 2018, für uns eine Selbstverständlichkeit. Manch einer kann den Sinn darin vielleicht gar nicht mehr erkennen, fühlt sich abgehängt von der Politik. Dass dies nicht der richtige Weg ist, zeigt der Blick zurück auf 1918, das Jahr, in dem streitbare Frauen wie AWO-Gründerin Marie Juchacz die Gleichstellung beim Wahlrecht durchsetzten. In den Jahrzehnten darauf trugen sie mit viel Kraft und Energie zum Aufbau unseres Verbandes bei und sorgten mit Engagement dafür, dass Menschen besser leben können. Die sozialpolitischen Vorstellungen der Gründerfrauen prägen unseren Verband bis heute. Diese Ausgabe beschäftigt sich deshalb mit ihnen und ihren Ideen. Diese sind auch im Jahr 2018 Ansporn für die Bayerische AWO, sich für Themen stark zu machen, die unser Land besser und gerechter machen. Und der Politik zu sagen: Wir schauen hin. Prof. Dr. Thomas Beyer Landesvorsitzender der AWO in Bayern
Regionen diskutieren mit Die AWO gibt sich ein neues Grundsatzprogramm. Im Rahmen des seit geraumer Zeit laufenden Prozesses fand im Februar beim Bezirksverband Württemberg eines von insgesamt vier bundes- weiten Regionaltreffen in 2018 statt, bei dem unter anderem über die sozialpolitische Ausrichtung des Gesamtverbandes in den aus der awo kommenden Jahren diskutiert wurde. Verabschiedet werden soll das neue Grundsatzprogramm Ende 2019, zeitgleich mit der Feier zum 100-jährigen Bestehen des AWO-Bundesverbandes in Berlin. Vielfalt gestalten Wie können Familien in ihrer Vielfalt unter- stützt werden? Wie müssen soziale Sicher ungssysteme ausgestaltet werden? Was bringt die Digitalisierung mit sich? Diese und andere Positive Zwischenbilanz Themen stehen im Fokus des 81. Deutschen Eine positive Zwischenbilanz nach 22 Monaten Fürsorgetages vom 16. bis 19. Mai in Stuttgart. AWO-Vorsitz im Landesausschuss für Mütter Drei Symposien und über 40 Fachforen bieten genesung in Bayern (LAB) zieht Landesvorsitzen- Raum, aktuelle Entwicklungen zu reflektieren der Thomas Beyer: „Es ist unter der Ägide der und zu diskutieren. AWO gelungen, den Stellenwert der Mütterge- nesung noch stärker zu verdeutlichen. Wir haben Informationen unter: Gespräche mit Trägern und Politik intensiviert www.deutscher-fuersorgetag.de und den Reformprozess des Müttergenesungs- werkes aktiv unterstützt. Hier sind wir auf einem guten Weg.“ Sonja Borzel, zuständige Fachbe- reichsleiterin beim Bezirksverband Ober- und Mittelfranken, die derzeit die Geschäfte des LAB führt, freut sich besonders, dass Landtags- präsidentin Barbara Stamm wieder als Schirm- herrin für den LAB gewonnen werden konnte: „Mit Frau Stamm als Ehrenvorsitzende haben wir eine Mitstreiterin, die der Müttergenesung bereits seit vielen Jahren verbunden ist und sich sehr für die gesundheitlichen Belange von Müttern und Familien einsetzt.“ Der LAB ist eine Arbeitsgemeinschaft der Trägerverbände des Müttergenesungswerkes und ein Fachausschuss innerhalb der Arbeits- gemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Bayern. Er vertritt das Müttergenesungswerk in Bayern und behandelt alle Fachfragen in diesem Zusammenhang. Für die Bayerische AWO unterhält der Bezirks- verband Ober- und Mittelfranken selbst drei Kurkliniken. www.awo-ofr-mfr.de WIR • Das Magazin der AWO Bayern 3
die „WIR-REDAKTION“ Sie haben Anregungen, Lob oder Kritik? Ihre Anmerkungen zum aktuellen Heft nehmen wir gerne auf. Sie erreichen uns hier: AUS DER AWO Arbeiterwohlfahrt Landesverband Bayern e.V. Edelsbergstraße 10, 80686 München Telefon 089 546754–0 redaktion@awo-bayern.de Michael Bammessel, Präsident des Diakonischen Werks Bayern, und AWO Landesvorsitzender Prof. Dr. Abschied in den Ruhestand Thomas Beyer besiegeln die Übergabe. Mehr als 28 Jahre war Anita Sorayya beim AWO-Landesverband in München beschäftigt und verantwortete dort unter anderem das Zuschusswesen. In dieser Funktion war Anita Sorayya auch Ansprechpartnerin für die Stabwechsel: AWO-Gliederungen in Bayern. Zum Jahresende AWO übergibt an Diakonie 2017 wurde Anita Sorayya in den Ruhestand Ein Jahr lang hatte die AWO nun den Vorsitz verabschiedet. Landesvorsitzender Prof. Dr. der Freien Wohlfahrtspflege in Bayern. In die- Thomas Beyer (re.) und Landesgeschäftsführer ser sind die bayerischen Spitzenverbände or- Wolfgang Schindele (li.) dankten Anita Sorayya ganisiert. Mitte Januar war Stabwechsel: Das im Rahmen einer kleinen Feier für ihre lang- Diakonische Werk Bayern wird die erfolgreiche jährige Tätigkeit und wünschten ihr für den Arbeit der AWO weiterführen. „Für die AWO neuen Lebensabschnitt alles Gute. war das Jahr geprägt von aktuellen Themen“, bilanziert Landesvorsitzender Prof. Dr. Thomas Beyer. So habe man unter anderem daran ge- arbeitet, die Umsetzung des Bundesteilhabe- gesetzes voranzubringen. Weitere Schwerpunkte waren die Überarbeitung der Beratungs- und Integrationsrichtlinie. Die Übergabe des Vor- sitzes an Diakoniepräsident Michael Bammessel fand im Rahmen einer zweitägigen Konferenz in Marktbreit statt. 4 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
WuSSten Sie...? Der AWO-Governance-Kodex regelt und definiert das Selbstverständnis der AWO. Hier die zentrale Passage: Die AWO ist ein zukunftsorien- tierter Mitgliederverband. Ihre AUS DER AWO Werte Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerech- tigkeit sind Grundlage ihres Handelns in der veränderten Welt des 21. Jahrhunderts. Diese Werte sind im Grundsatz- programm der AWO festgelegt und für alle verbindlich, die in der AWO Verantwortung tragen. Die Werte der AWO sind auch „Verantwortung ist Grundlage ihres unternehmeri- schen Handelns. Unbeschadet der Gesamtverantwortung des Handlungsmaxime“ AWO-Mitgliederverbandes für die verbandlichen und unter- nehmerischen Aufgaben haben die sozialen Betriebe der AWO auch eine Eigenverantwortung Transparenz und verbindliche Regeln: Neben Fragen, die die Aufgaben für die Sicherung der verband Die AWO hat einen Kodex für eine und Verantwortung von Geschäfts- lichen Werteorientierung. verantwortungsvolle Unternehmens- führung und Aufsichtsgremium Entscheidungen über Organisa und Verbandsführung beschlossen. sowie die Verbandsrevision be- tionsstrukturen und Unter Der „AWO-Governance-Kodex“ ist ein schreiben und definieren, ist im nehmensformen müssen unter Regelwerk, das nach innen wie außen AWO-Governance-Kodex auch das Wahrung der ideellen Aufgaben die Grundsätze im Handeln und Auf- Zusammenwirken von Geschäfts- und der Werte des AWO- treten der Verantwortlichen auf allen führung und Aufsichtsgremien defi- Mitgliederverbandes sowie auf Ebenen definiert. niert. Hier gibt es klare Abgrenzungen der Grundlage unternehmeri- von Zuständig- und Verantwort- scher Ziele getroffen werden. Die AWO, so ist man sich innerhalb lichkeiten, Aufgaben und Funktionen. des Bundes, aber auch in Bayern einig, kann ihre Werte nur glaub- Kommunikationsstrukturen und – haft vermitteln, wenn sie von den wege sowie Berichtspflichten ge- Vermittelnden und dem Verband als genüber den Aufsichtsgremien wer- „Ich bin überzeugt, dass wir mit Gesamtes auch erkennbar selbst ge- den in dem 20-seitigen Kodex, der dem AWO-Governance-Kodex eine lebt werden. Der AWO Governance- noch Ausführungsbestimmungen Richtlinie erarbeitet haben, die die Kodex gilt deshalb für alle ehren- für die einzelnen Punkte erhält, Verantwortung der AWO für ihre amtlichen und hauptamtlichen Mit- ebenso geregelt, wie Fragen der Werte und Prozesse glaubwürdig glieder von Organen der AWO-Glie- Vergütung, das Thema Loyalität oder und transparent definiert und derungen und Unternehmen sowie der Umgang bei Interessenkonflikten. offenlegt. Diese Verantwortung ist die Mitglieder von Aufsichtsgremien Zudem wurden Maßnahmen zur für mich Handlungsmaxime“, so der AWO-Gliederungen und Gesell- Korruptionsprävention beschlossen. Schindele. Der Landesvorstand der schaften, Stiftungsratsmitglieder Bayerischen AWO hat den Gover- und Stiftungsvorstände. Er soll künftig Für die Bayerische AWO hat Landes- nance-Kodex im Dezember einstim- in allen AWO Gliederungen, Körper- geschäftsführer Wolfgang Schindele mig angenommen. Ende 2018 soll schaften, Vereinigungen und Stif- den Compliance-Prozess als Mitglied er in die Trägerkonferenz der Baye- tungen, die hauptamtliche Beschäf- der zehnköpfigen Kommission seit rischen Arbeiterwohlfahrt einge- tigungsverhältnisse vorhalten, zur 2016 intensiv begleitet und den bracht und damit flächendeckend Anwendung kommen. Kodex beschlussfähig miterarbeitet. in ganz Bayern umgesetzt werden. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 5
MaCHeRINNeN. HeLFeRINNeN. Kathrin Sonnenholzner beim Rundgang durch die Ausstellung „Frau Abgeordnete, Sie haben das Wort“. Die stellvertretende AWO-Landesvorsitzende sitzt seit das starke 2003 im Parlament. Geschlecht: Frauen und Wenn Kinder kommen, ist es aus mit der Karriere. Über Jahrzehnte war das so in Deutschland. Nicht etwa, weil Frauen nicht ambitioniert gewesen wären oder plötzlich keine Lust mehr hatten, zu arbeiten. Es fehlte ihr Weg schlicht an der Kinderbetreuung. Vor allem in Bayern, wo sich die Landesregierung bis vor wenigen Jahren sträubte, in den Ausbau der Kita-Plätze zu investieren. Kathrin Sonnenholzner, studierte Ärztin und Mutter von drei Söhnen, ging es da nicht anders als vielen Frauen die aWo und die Frauen – diese Geschichte ist lang. Mit ihrer Generation. Die gebürtige Münchnerin handelte: einer Frau als Gründerin, so findet Kathrin sonnenholzner, 1998 gründete sie den AWO-Ortsverein in ihrer Heimat- hat der Verband nicht nur eine besondere Vergangenheit, gemeinde Jesenwang im Landkreis Fürstenfeldbruck. sondern auch eine Verpflichtung, Frauen zu fördern. die „Das Ziel war die Trägerschaft für eine Mittagsbetreuung 61-jährige sPd-Landtagsabgeordnete und stellvertretende an der örtlichen Grundschule“ erzählt Sonnenholzner. Landesvorsitzende der aWo ist selbst ein gutes Beispiel Statt um 12 Uhr daheim zu sein und Essen zu kochen, dafür, wie Frau ihren Weg geht und dabei den ein oder hatten berufstätige Mütter, auch Sonnenholzner zählte anderen stein auf die seite rollt. dazu, nun eine Betreuung bis 14 Uhr. „Das hat die Lage deutlich entspannt“, erinnert sich Sonnenholzner. Isabel Krieger Bis heute stemmt die AWO die Betreuung der Grund- schüler in dem 1500 Seelenort. „Man kann schon sagen, dass wir Pioniere waren“, sagt Sonnenholzner. Dass die politische Ausrichtung bei ihr mitspielte, ver- neint die 61-Jährige nicht. Schon als Schülerin eines Münchner Gymnasiums trat sie 1974 der SPD bei, weil die Schulordnung verschärft werden sollte. „Nicht me- ckern, dass was nicht gut läuft, sondern versuchen, es zu ändern“, war ihre Devise. 6 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
MaCHeRINNeN. HeLFeRINNeN. In der AWO führte der Weg von der Ortsvereinvorsitzenden KuRZ NoTIeRT über den stellvertretenden Bezirksvorsitz in Oberbayern zusammen mit Brigitte Protschka im September 2016 anteile von Frauen an die Spitze des Verbandes. In der SPD hatte Sonnen- und Männern in den holzner schon vorher Karriere gemacht: 2003 wurde sie aWo ortsvereinen Landtagsabgeordnete und zugleich gesundheitspolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Das ist sie bis heute. In ihrer letzten Amtsperiode sind die Themen in diesem Bereich nicht weniger geworden. Ob Fachkräftemangel, paritä- tische Finanzierung der Krankenversicherung, Notfallam- 66% bulanzen oder psychiatrischer Notdienst – im Gesund- heitswesen wird gerungen, wie kaum in einem anderen 33% Feld. Es geht ums Geld und um Strukturen: „Wir bräuchten in vielen Bereichen viel mehr Flexibilität, um die Menschen Ehrenamtliche in den gut zu versorgen“, ist Sonnenholzner nach 15 Jahren AWO Ortsvereinen Auseinandersetzung überzeugt. Für die AWO will sie sich auch nach ihrer Zeit im Landtag engagieren. Was der „Praxistest“ in den vergangenen Jahren an notwendigem Input für das politische Geschäft 45% brachte, will sie noch eine Weile zurückgeben. „Mir macht die Vorstandsarbeit Spaß.“ Als Organisation stehe die 55% AWO für große Glaubwürdigkeit, ist Sonnenholzner überzeugt. Ob in der Kinderbetreuung, in der Pflege 1. Vorsitzende in den oder in der Familienarbeit. „Wir werden in Zukunft sicher AWO Ortsvereinen noch mehr gebraucht“. Die AWO wurde von einer Frau gegründet und Frauen spielen in der AWO bis heute eine wich- tige Rolle: Das Ehrenamt im es braucht Netzwerke Verband ist überwiegend weib- Viele Frauen haben heute eine Dreifachbelas- lich – zwei Drittel der Engagier- tung, sie stemmen Familie, Beruf und Ehrenamt. ten ohne Vorstandsfunktion Schon allein daraus ergibt sich für mich: sind Frauen. In den ehrenamt- Frauen brauchen vernünftige Rahmenbedingun- lichen Führungspositionen gen, damit sie nicht überfordert, aber auch nicht sieht es anders aus, hier ist der abgehängt werden. In den letzten Jahrzehnten Anteil der Frauen geringer. hat sich da einiges getan, auch in der AWO. Aber Dennoch sind 45 Prozent der 1. es fehlt auch noch einiges. Wir brauchen Struk- Vorsitzenden weiblich. Mit dieser turen sowohl innerhalb des Hauptamtes als auch Verteilung liegt der Wohlfahrts- innerhalb des Ehrenamtes, in den Ortsvereinen, verband deutlich über den Kreis- und Bezirksverbänden, die Frauen gezielter Quoten der freien Wirtschaft. fördern. Als Gleichstellungsbeauftragte wünsche ich mir, dass künftig mehr Frauen in Führungs- Bei der Landeskonferenz 2016 positionen tätig sind, weil ich davon überzeugt in Amberg sandte die Bayerische bin, dass es für Organisationen gut ist, wenn AWO ein bewusstes Signal für sie auch in der Vorstands- und Geschäftsleitungs- eine Förderung von Frauen aus: ebene paritätisch besetzt sind. Strukturen zu Gezielt wurden mit Kathrin schaffen, geht nicht ohne Budget. Wir Frauen Sonnenholzner und Brigitte müssen uns auch besser vernetzen. Daran will Protschka zwei Frauen als stell- ich arbeiten, dass das in der AWO gelingt. vertretende Landesvorsitzende an die Spitze des Verbandes Brigitte Protschka, 59, ist seit Herbst 2016 geholt. stellvertretende Landesvorsitzende und Gleich- stellungsbeauftragte des Landesverbandes. Quelle: AWO Landesverband WIR • Das Magazin der AWO Bayern 7
MaCHeRINNeN. HeLFeRINNeN. 100 Jahre damenwahl. Was Marie Juchacz wollte ???????? Link zur Rede vor dem Parlament 1919: awo.org/ueber-uns/awo-historie/personen/marie-juchacz „Politik ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie Wählen Frauen Frauen nicht? Die Solidarität unter Frauen, allein den Männern überlassen könnte“, befand die so sagen langjährige Politikerinnen wie Landtagspräsi- bayerische SPD-Politikerin Käte Strobel einmal. Was dentin Barbara Stamm (siehe Interview nebenan), sei Strobel humorvoll zuspitzte, hatte für die Stellung der bis heute nicht gut ausgeprägt. Gerade in der Kommu- Frauen wenige Jahrzehnte eine gewichtige Bedeutung. nalpolitik macht sich das seit ein paar Jahren bemerkbar. Denn erst 1918 erhielten Frauen in Deutschland das Hier fehlen in vielen Stadt- und Gemeindeparlamenten allgemeine Wahlrecht. Nach dem Ende des Ersten Welt- weibliche Vertreterinnen, obwohl Frauen kandidieren. kriegs und dem Zusammenbruch des Wilhelminischen Weil Frauen sich gegenseitig nicht so viel zutrauen? Kaiserreichs hatte ein Beschluss des Rates der Volksbe- Konkurrenzdenken pflegen? Was auch immer der Grund auftragten im November 1918 die volle Beteiligung von ist, die moderne Gesellschaft verlangt nach einer Betei- Frauen am politischen Leben durchgesetzt. Im Januar ligung beider Geschlechter nicht nur am Familien- und 1919 fanden die ersten Wahlen statt, bei denen auch Erwerbsleben, sondern auch am öffentlichen Leben. Frauen zur Urne gehen durften. Ihre Wahlbeteiligung Ehrenamt, das ist nicht nur Helfen in der Nachbarschaft, lag bei 82 Prozent. im Flüchtlingskreis oder im Elternbeirat, das ist auch Politik mit Augenmaß, von Frauen und Männern gleicher- Die SPD-Politikerin und spätere AWO-Gründerin Marie maßen gestaltet. Daran sollten Frauen gerade 2018 Juchacz, die für die Gleichstellung von Frauen und Män- wieder denken. nern gekämpft hatte, war es dann, die als erste Frau vor dem Parlament der Weimarer Nationalversammlung sprechen durfte. Juchacz wandte sich in ihrer Rede der Notlage und dem Fürsorgebedürfnis der Mütter zu, die MeHR ZuM THeMa durch die Kriegsjahre zunehmend erwerbstätig geworden waren und deren Existenzbedingungen sich verschlech- Der Bayerische Landtag würdigt tert hatten. Mit ihrem Plädoyer für eine gerechtere Sozial- in einer Wanderausstellung unter politik legte sie den Grundstein für die bis heute in alle dem Titel „Frau Abgeordnete, gesellschaftlichen Felder reichende Arbeit der AWO auch Sie haben das Wort“ Parlamenta- in Bayern. rierinnen, die zwischen 1946 und 2016 Politik in Bayern ge- 100 Jahre später ist das Wahlrecht für Frauen eine staltet haben. Zur Ausstellung ist Selbstverständlichkeit. Frauen sind weitgehend gleich- ein Katalog erschienen. berechtigt und auch in der Politik vertreten. Allerdings sind sie bis heute am politischen Willensbildungsprozess Das Historische Museum Frankfurt nicht paritätisch beteiligt, wie ein Blick in die Volksver- lenkt mit der Ausstellung „Damen- tretungen zeigt: Im neuen Bundestag sitzen lediglich wahl“ die Aufmerksamkeit Frauen, knapp 31 Prozent, im Bayerischen Landtag 28 Prozent die zur Entstehung der Weimarer Parlamentarierinnen. Und das, obwohl mehr als die Republik und zur Einführung des Hälfte der Bevölkerung in Deutschland weiblich ist. Frauenwahlrechts beitrugen. Ab 30. August 2018. 8 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
MaCHeRINNeN. HeLFeRINNeN. INTeRVIeW Barbara stamm „Frauen dürfen wissen, 73, ist seit 2008 Präsidentin des Bayerischen Landtags. Die CSU- Politikerin startete ihre Karriere was sie können.“ 1972 als Stadträtin in Würzburg. Interview: Isabel Krieger Frau Stamm, keine Frau gehört dem ich im Landtag eine Krippe eröffnet. Bayerischen Landtag so lang an wie Heute hat sie 40 Plätze und wir ha- Sie. Warum sind Sie in die Politik ben Wartelisten. gegangen? Ich war viele Jahre in der Jugend- Was raten Sie Frauen? hilfe tätig, das hat bei mir einiges Frauen sollten ihren Weg gehen. bewegt. Ich habe lange überlegt, Wenn Familie da ist, heißt das na- sichtigen. Das gehört zum Leben wohin ich gehe, fühlte mich in der türlich, dass man miteinander reden dazu. Auch die Rückkehr von Teilzeit CSU sozialpolitisch am besten auf- muss. In einer Partnerschaft sollte in Vollzeit muss leichter möglich sein. gehoben. 1972 suchte man in Würz- sich da keiner rausnehmen. Für ge- burg dann Frauen für den Stadtrat. nauso wichtig halte ich aber auch Sie sind seit 2001 Vorsitzende der Ich kam auf Anhieb hinein. Als Quer- eine Partnerschaft zwischen Arbeit- Lebenshilfe in Bayern … einsteigerin musste ich schon kämp- geber und Arbeitnehmer. Die Wirt- Engagement wie dieses ist für mich fen. Das hat mich mein Leben lang schaft ist auch in der Pflicht. im christlichen Lebensbild verankert. begleitet. Mit ein Grund vielleicht, Wir müssen alle Menschen nach ihren warum ich nie aufgegeben habe, Trauen sich Frauen in Sachen Karriere Fähigkeiten am Leben teilhaben wenn es schwierig wurde. 1974 habe manchmal zu wenig zu? lassen. Mir ist das Bundesteilhabe- ich dann für den Landtag kandidiert, Es liegt schon auch an den Frauen gesetz sehr wichtig. Wir müssen bin 1976 nachgerückt. selbst. Ohne Willen zur Macht im schauen, dass das auch in Bayern gut verstandenen Sinne geht es gut umgesetzt wird. Welche Themen waren Ihnen wichtig? nicht. Man darf schon wissen, was Ich war die geborene Sozialpolitikerin, man kann und was man will. Wie weit ist die Inklusion? doch den sozialpolitischen Ausschuss Es gibt mehr Positives, als wir wahr- habe ich 1976 nicht angenommen. Ist die Frauenquote ein Instrument? nehmen. Leider wird viel ideologisch Wir Frauen wollten damals in allen Ich war immer gegen die Frauen- diskutiert. Grundsätzlich gilt für Ausschüssen vertreten sein, das war quote, genauso wie es nicht sein mich: Ich darf nicht fragen, was darf das Thema der gelebten Gleichbe- kann, dass man Frauen erst holt, ein Mensch kosten. Ich muss schauen, rechtigung. Mich hätte der Bildungs- wenn es nicht genügend Männer was braucht ein Mensch, damit er ausschuss interessiert, aber den habe für Posten gibt. Ich bedaure, dass dazugehört. ich damals noch nicht bekommen. wir über die Frauenquote über- haupt noch reden müssen. Es gibt Macht Ihnen Politik noch Freude? Als Mutter von drei Kindern war der viele gut ausgebildete Frauen. Es Ich möchte noch dazu beitragen, Anfang sicher nicht leicht. sollte selbstverständlich sein, dass dass ein paar Dinge auf den Weg Ich hatte schon mit Vorurteilen zu sie genauso zum Zug kommen, wie kommen. Nicht alle in meiner Partei kämpfen. Mein Mann hat viel Zeit Männer. Hier gilt für mich im Übrigen: haben es voll verstanden, dass gute für die Kinder erbracht, sonst wäre Gleicher Lohn für gleiche Arbeit. wirtschaftliche Daten allein für die es nicht gegangen. Im Landtag gab Menschen nicht mehr ausreichen. es damals ja keine Kinderbetreuung. Die Realität ist anders. Viele Frauen Dass der Zeitfaktor auch für junge Meine jüngste Tochter habe ich in haben unterbrochene Erwerbsbiogra- Menschen sehr wichtig geworden den Ferien oft mit ins Büro genom- fien oder arbeiten Teilzeit, die Ge- ist, sie nicht nur arbeiten, sondern men. Als Sozialministerin habe ich fahr, nicht genug Rente zu bekom- sich um die Familie kümmern wol- dann einen Kindergarten eingerich- men, ist als bei Männern. len, auch die Väter. Es muss möglich tet. Krippe durfte ich nicht. Es hieß, Mir wäre sehr wichtig, dass wir Pflege- sein, sich dafür Auszeiten aus dem es gibt keinen Bedarf. Als ich 2008 zeiten, Kindererziehung und ehren- Erwerbsleben zu nehmen. Da müssen Landtagspräsidentin wurde, habe amtliches Engagement besser berück- wir wichtige Weichen stellen. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 9
MaCHeRINNeN. HeLFeRINNeN. Pionierinnen der Gleichstellung Vom Frauenwahlrecht bis zur Gleichstellung: Frauen haben Im November hat der Bundesausschuss der AWO nun die arbeiterwohlfahrt von anfang an maßgeblich mitge- den ersten Gleichstellungsbericht in der Geschichte des staltet und beeinflusst. sie waren Macherinnen, Helferin- Verbandes beschlossen. „Wir sehen uns in der Verant- nen, denkerinnen und Ratgeberinnen, oft alles zusammen, wortung, gleiche Verwirklichungschancen für alle Ge- sie haben für gleiche Rechte gekämpft und sich dabei stets schlechter innerhalb des Verbandes zu ermöglichen“, wie die Männer in die Pflicht genommen. ob einsatz für sagt AWO Bundesvorsitzender Wolfgang Stadler. „Die bessere arbeitsbedingungen von Müttern, ob schutz für AWO muss sich mit dem Thema Geschlechtergerechtig- verfolgte und bedrohte Frauen oder die abschaffung des keit auseinandersetzen, wenn wir zukunftsfähig sein Paragraphen 218 – mit Weitblick, Menschlichkeit und wollen“. Prof. Dr. Thomas Beyer, Landesvorsitzender der selbstbewusstsein haben engagierte aWo-Frauen in den AWO in Bayern und stellvertretender Bundesvorsitzen- Jahrzehnten seit der Gründung der aWo bis heute dazu der, unterstützt das Bemühen: „Es nutzt nichts, in der beigetragen, dass Frauen gesellschaftlich anerkennung fin- Theorie über Gleichstellung zu reden, man muss prak- den und selbstbestimmt leben können. tisch etwas dafür tun.“ 2018, dem Jahr, in dem das Frauenwahlrecht 100 Jahre Der erste Gleichstellungsbericht der AWO enthält eine alt wird, ist die Gleichstellung von Frauen und Männern Vielzahl von Handlungs- und Maßnahmenempfehlun- weitgehend Realität. Doch noch immer gibt es eine un- gen. So soll im Verband die Organisationskultur ge- gleiche Verteilung von Arbeitszeiten und Einkommen schlechtergerechter gestaltet werden. Personalentwick- zwischen Männern und Frauen. Der Frauenanteil etwa lung- und Planung sollen entsprechend neutral und in Führungspositionen ist deutlich niedriger, als der der ausschließlich nach Kompetenz erfolgen. Damit es nicht Männer, auch in der AWO. bei Forderungen bleibt, will der Verband die Ergebnisse regelmäßig evaluieren. Im Umgang mit einer geschlechterneutralen Sprache hat die AWO bereits 2011 einen Leitfaden erarbeitet, der Empfehlungen gibt, wie Frauen und Männer in Sprache Geschlechtergerechte sprache und Schrift gleichermaßen sichtbar werden. 2016 wurde dieser um das Thema „Vielfaltssensible Sprache“ Die Schreibweise Mitarbeiter*innen oder ergänzt: Denn Gleichstellung heißt heute nicht nur Teilnehmer*innen mit dem so genannten Gleichstellung von Frauen und Männern, sondern auch „Genderstern“ wird im Magazin WIR der die Anerkennung der Vielfalt sexueller und geschlechtli- Bayerischen AWO künftig ergänzend ver- cher Identitäten. Die Bayerische AWO und ihre Bezirke wendet. Damit werden wir nicht nur Frauen folgen der Empfehlung des Bundesverbandes und setzen und Männer, sondern auch die Zweige- die geschlechtergerechte Sprache um. schlechtlichkeit sowie weitere geschlechtli- che Identitäten, die das Bundesverfassungs- gericht im Oktober 2017 offiziell in einem Grundsatzurteil anerkannt hat, abbilden. 10 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Inhalt WIR EDITORIAL / INHALT IN UNTERFRANKEN 26 Liebe AWO-Mitglieder, 200 000 Euro Bundesgelder gibt es für ein neues Beratungsangebot der SpDi Miltenberg. Frauen gehören in der AWO nicht nur von Anfang an dazu. Sie waren und sind auch 12 AWO Leben heute noch Ideengeberinnen, Gründer- Wussten Sie schon, dass … • AWO macht Schlagzeilen • innen, ebenso wie Macherinnen. Einige Blick nach vorn: Vorstandssuche und Generationenwechsel von ihnen kommen – quasi stellver- 14 Titelthema: Macherinnen. Helferinnen. tretend für ihre Kolleginnen - in dieser Frauenpower in der AWO • Infos zur Entwicklung des Ausgabe von „WIR“ zu Wort. Ich hoffe, Sie Frauenanteils • in Memoriam • Nachgefragt bei Irene finden beim Lesen nicht nur Vergnügen, Görgner sondern auch die eine oder andere An- regung für sich, Ihre Familie, Ihren Orts- 18 AWO Leben Die AWO Ochsenfurt und das Spenden sammeln • Wir oder Kreisverband. Denn darum geht es trauern • 45 Jahre Seniorentreff Höchberg • Freizeiten des in unserem Wohlfahrtsverband schließ- Bezirksjugendwerks • Erst in die Therme, dann ins Café lich auch: Uns gegenseitig im Sinn eines großen Netzwerkes zu unterstützen, von- und miteinander zu lernen und in unse- rer Region allen negativen Strömungen zum Trotz, möglichst vielen Menschen ein lebenslanges, zufriedenes Leben in Wür- de zu ermöglichen. Der Redaktionsschluss für die Juni-Ausga- be ist am 1. Mai 2018. Dazu ein Hinweis: Senden Sie für eine bessere Planung der 32 Redaktion Texte, Bilder oder zumindest Der mobile LiteGait der AWO Geriatrie, dem neuen einen Hinweis auf Veranstaltungen etc. Kompetenzzentrum die in der kommenden Ausgabe veröf- fentlicht werden sollen, möglichst früh- 23 AWO Impulse Eine Minderheit beherrscht das Meinungsbild • zeitig! Spende für Freizeitaktivitäten • Preise ausgeschrieben • 200.000 Euro für die SpDi • Sinnesgarten eingeweiht Ihre Traudl Baumeister 28 Menschen Redakteurin Abschied von Manuela Schäflein • Serie: Unsere MdB • Dank an treue Mitglieder 32 Service Kompetenzzentrum Rehaklinik • Reisen mit Herz • Kontakt: Gewinnspiel FrankenTherme • AWO Schifffahrt • Tel: 0931-29938-247 Mitgliedervorteile • Rechtstipp: Berliner Testament (Di. und Do., 8.30–16 Uhr) Mobil: 0172-6049202 E-Mail: traudl.baumeister@ WIR • Das Magazin der AWO Bayern 11 awo-unterfranken.de
Wussten Sie schon, dass ... AWO LEBEN … Sie auf der Internetseite des Bernhard-Junker-Hauses Formulare der AWO Niederrhein herunterladen können? Die Formulare (z.B. Pati- entenverfügung) sind Teil des Not- fallordners der Kollegen am Rhein und bieten im Fall der Fälle echten Service. Die Formulare gibt es hier: www.awo-unterfranken.de/ einrichtungen/bernhard-junker- haus/preise-und-downloads/ 3000 Euro fürs Frauenhaus (von links): Martin Ulses, Mehr zum Vorsorgeordner fin- Fachbereichsleiter Frank Alibegovic, Rudolf Mainardy den Sie hier: und Erzieherin Helga Höfner. www.was-wirklich-wichtig-ist.org/ vorsorge/ … derzeit im Frauenhaus der AWO Unterfranken in Würzburg zehn Kinder leben? Deren Betreuung durch eine Erzieherin – vormittags oder nachmittags - ist … Erika Müller (Bildmitte) und Franz Scharm eine willkommene Hilfe für sie und ihre Mütter. Mit (im Bild rechts) sich regelmäßig bei der Herbst- einer Spende von 3000 Euro hat der AWO Stadtver- sammlung der AWO Kreuzwertheim/Hasloch band Würzburg für drei Monate eine Aufstockung der engagieren. Vor über 80 Gästen der Weih- Stunden von Erzieherin Helma Höfner ermöglicht sowie nachtsfeier bedankte sich der Vorsitzende des die Anschaffung dringend benötigter Kinder- und Ba- Ortsvereins, Jürgen Vöge (im Bild links), mit byausstattung. Für alle Beteiligten, die sich mit dem einem kleinem Präsent bei den beiden uner- Umzug ins Frauenhaus in einer schwierigen Umbruch- müdlichen Sammlern. 1100 Euro wurden so in phase befinden, ist die professionelle Unterstützung bei die Kasse gespült und anschließend an Bedürf- der Betreuung nicht nur eine spürbare Erleichterung, tige verteilt. sondern ein wertvoller Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität, betonte bei der Spendenübergabe AWO Bezirksgeschäftsführer Martin Ulses. … der Vorsitzende Rudolf Mainardy vor Weihnachten im Auftrag seines AWO Stadtverbandes außerdem 500 Euro an Jennifer Hartmann von der Würz- burger Initiative „Liebe im Karton“ überreichte. Die Summe floss in den Inhalt der Weihnachtspäckchen, wel- che die Ehrenamtsinitiative in diesem Jahr für Kund*innen der Würzburger und Karlstädter Tafel gepackt, gefüllt und an- schließend an diese verteilt hat. 12 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
UNSER VEREINSBLICK NACH VORN: AWO MACHT SCHLAGZEILEN Bürger haben entschieden: Kein AWO LEBEN Seniorenheim am Sonnenteller Anerkennungskultur: Die AWO Unterfranken wird in Dittelbrunn kein Seniorenzentrum „Wir sagen Danke“ bauen, berichtet die Mainpost am 19. November. In einem Bürge- rentscheid lehnten zwei Drittel der abstimmenden Bürger (Wahlbetei- Ein großes Thema ist 2018 die An- Zusammenhalt durch Teil- ligung: 52 Prozent) den Standort erkennungskultur, der Dank für das Ehrenamt. Hier wollen wir habe – Integration auf ab. Da AWO Fachbereichsleiterin neue Wege gehen, um unseren Augenhöhe Ulrike Hahn am Alternativstandort keine Chance sieht, das Quartiers- Vereinsvorständen besonders wert- Ob in den AWO Ortsvereinen oder in und Wohnraumkonzept der AWO schätzend zu danken. Einen neuen Einrichtungen unserer AWO: Über- umzusetzen, sind die AWO-Pla- Baustein gibt es bereits: Im Rahmen all gibt es wertvolle Unterstützung nungen für Dittelbrunn damit ab- des AWO Forum Ehrenamt veran- für Geflüchtete und Menschen mit geschlossen. stalten wir für unsere Gliederungen Migrationshintergrund. Ehren- und einen Kabarettnachmittag. Der kam Hauptamtliche sind dabei Hand in Neues aus dem AWO-Lädchen: 2017 schon prima an. Hand aktiv bei vielfältigen sozialen Gelebte Integration und mehr Angeboten. Dieses Engagement för- Service dern wir künftig weiter. Das ist das Vorstandssuche und Ziel des Projektes „Zusammenhalt 3500 Produkte – mehr als ein Generationenwechsel durch Teilhabe – Integration auf Discounter hält das AWO-Lädchen Augenhöhe“ (ZdT). Hier sind wir als in Leinach bereit, schreibt das In den nächsten Jahren werden AWO Unterfranken gemeinsam mit örtliche Mitteilungsblatt im Janu- zahlreiche AWO Vorsitzende nicht der Georg-von-Vollmar-Akademie ar. Vom Marken- und Bioartikel mehr für ein Amt im Vorstand zur aktiv. Bis zum Sommer - und vor- über Discountprodukte bis hin zu Verfügung stehen, meist aus Alters- aussichtlich drüber hinaus – wer- regionalen Spezialitäten reicht gründen. Daher gilt es den Genera- den wir die erfolgreichen Veranstal- die Produktpalette. Donnerstags tionenwechsel im Mitgliederverband tungen fortsetzen. Dazu gehören liefern Marktleiter Stefan Schmitt zu gestalten. Um dieser Herausfor- interkulturelle Trainings, Vorträge und sein Team innerhalb Leinachs derung zu begegnen, entwickelten Kultursensibilität oder Rhetorikse- den Einkauf für 2,50 Euro sogar wir in Kooperation mit dem AWO minare gegen rechte Parolen – auch ins Haus. Landesverband („Projekt „Engage- ment macht Schule“) ein launiges 2018 starten wir mit „ZdT“ weiter durch (siehe Seite 23). Wir Kindergarten Spatzennest: Beratungsangebot. Damit haben Wir haben viel erlebt wir bereits Erfolge er- Unter diesem Motto berichtet der zielt, deshalb 2019: 100 Jahre AWO & Gemeindebote Waldbüttelbrunn bietet Brigit- 60 AWO Bezirksverband von der großen Freude des Kin- te Limbeck Das Jubiläum unseres Verbandes dergartens: 1500 Euro Spende des Foto: Katrin Heyer (Stabsstelle für wirft seine Schatten voraus. Unseren AWO Ortsvereins. Damit erfüllten Verbandsan- AWO Ortsvereinen und AWO Kreis- sich Wünsche wie Musikinstru gelegenhei- verbänden kommt hier eine ganz mente, Turngeräte, Schneeschau- ten) die etwas besondere Bedeutung zu – sind sie feln, Schubkarren und neue Bü- andere Mithilfe bei der Suche nach doch die Basis und der Ursprung cher. neuen Verantwortlichen auch 2018 unserer AWO. Man wird nicht alle wieder an. Tage 100! WIR • Das Magazin der AWO Bayern 13
MACHERINNEN. HELFERINNEN. MACHERINNEN. HELFERINNEN. FRAUEN IN DER AWO: Auf Augenhöhe mit den männlichen Kollegen Frauenpower in der AWO Unterfranken verkörpert – was Aktuell befragten wir Irene Görgner im Interview (auf den derzeitigen Bezirksvorstand angeht - die stellvertre- Seite 16/17) jetzt zu den Besonderheiten, Gründen tende Bezirksvorsitzende Irene Görgner. Im Interview ver- und Erfahrungen als Frau in der meist noch immer von riet sie der Redaktion vergangenes Jahr, dass der Auslöser Männern dominierten Vorstandsebene. für ihr bald 35-jähriges Engagement unter anderem auch Auf dieser und den nächsten Seiten erzählen außerdem ihre Weggefährten aus der Anfangszeit waren, die sie letzt- weitere Vorstandsfrauen der AWO kurz ihre jeweilige lich motivierten. AWO Geschichte. Margarete Herold, Ortsvorsitzende Mit ihrem Wesen und damit wie sie die Werte der AWO Mainbernheim: Ich kam über ein nicht nur hochhielten, sondern tatsächlich lebten, Stadtratsmandat zur AWO. Der AWO überzeugten diese Irene Görgner, 1981 als aktives Mit- Ortsverein, bei dem nicht mehr viel glied und politischer Mitstreiter den Weg zur AWO zu zusammenlief, bat mich einen Pos- finden. ten im Vorstand zu übernehmen. Erfahrungen hatte ich zuvor bereits 1984 wurde in ihrem Stadtteil im Würzburger Norden 29 Jahre in einer Führungsposition im Bayrischen Roten ein Ortsverein gegründet. „Schnell war es für mich und Kreuz in Kitzingen gesammelt, als Sanitäts- sowie Sozi- meine Familie klar, sich hier aktiv einzubringen und aldienstleiterin. In der AWO startete ich als stellvertre- die Chancen als Stellvertreter des Vorstandes wahrzu- tende Vorsitzende und wurde schließlich einstimmig zur nehmen. Im gleichen Jahr galt es, im Kreisvorstand den Vorsitzenden gewählt. Beirat zu erweitern. Die Mitglieder wählten mich auf der Kreiskonferenz in das Gremium, welchem ich bis Dank meines Organisationstalentes und der Zustimmung 1993 angehörte. Mit Unterstützung der AWO und vielen des Gesamtvorstands brachte ich neuen Schwung in den ehrenamtlichen Mitstreiter*innen gelang es uns dann OV. Ich führte den „AWO-Plausch“ ein, unseren offenen, im Würzburger Norden immer mehr, die AWO als Wohl- monatlichen Seniorentreff. Daneben erhöhte ich erfolg- fahrtsverband bekannt zu machen und auch gezielt reich die Zahl der Mitglieder. Auf Vorschlag der ausschei- Hilfe zu geben und soziale Arbeit zu leisten“, erzählte denden langjährigen Kreisvorsitzenden Karin Raderma- sie damals. cher wurde ich stellvertretende Kreisvorsitzende und als solche Vertreterin des KV Kitzingen im Bezirksausschuss. 14 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
MACHERINNEN. HELFERINNEN. Seit dem Rückzug des AWO Bezirksverbandes organisiere ich die AWO Reisen und konnte dabei zahlreiche neue ENTWICKLUNG DES FRAUENANTEILS BEI Mitglieder für die AWO begeistern. DEN MITGLIEDERN IN UNTERFRANKEN Freudvolle Höhepunkte meines Ehrenamtes sind die Be- 4.000 suche mit meinem Hund „Spooner“ in der Geronto-Ab- Weiblich teilung im Wilhelm-Hoegner-Haus in Kitzingen. 3.000 Thea Kupfer, Ortsvorsitzende Männlich Schonungen: Die Werte der AWO 2.000 – Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit be- 1.000 stimmen mein Handeln, sind zeitlos und für mich von höchstem Stellen- 0 1958 1968 1978 1988 1998 2008 2018 wert. Im eigenem Ort etwas Sinn- volles bewirken, Gutes tun und helfen, das hat mich bewogen, mich in der AWO zu engagieren. bei unseren Fördermitgliedern Bislang lag der Schwerpunkt unserer Ortsvereinsarbeit 2018 bei der Seniorenbetreuung und der Flüchtlingshilfe. Mit der Eröffnung des AWO Waldkindergartens im Herbst 2017 und dem geplanten Bau eines AWO Seniorenheims 2008 in Schonungen stehen neue Aufgaben für die Vorstand- schaft an, auf die ich mich schon sehr freue. Christl Sachs, Ortsvorsitzende AWO Höchberg: 62 245 587 1.203 Als Kriegskind habe ich Not ken- nengelernt. Aus diesen Erfahrun- Ortsvereinsvorsitzende Kreisvorsitzende gen heraus begegnete ich über die 2018 2018 Sozialdemokratie der Lebensge- schichte der AWO-Gründerin Marie Juchacz. Diese Frau begeisterte mich. Die Gründung des AWO-Ortsvereines Würzburg-Lengfeld und - nach meinem Umzug – die Aktivitäten bei der AWO Höchberg waren logische Konsequenz daraus. Bis heute baue ich bei mannigfaltigen Unternehmungen auf ein breites, 6 5 ehrenamtliches Netzwerk vor allem von Frauen. In- sofern ist für mich die AWO weiblich geprägt und, im Sinne partnerschaftlichen Miteinanders, von Männern 24 28 unterstützt. Ulrike Hahn, Ortsvorsitzende WAS SICH FRAUEN IM EHRENAMT WÜNSCHEN Gerolzhofen: Ich bin ehrenamtliche Vorsitzende geworden, weil man Aufgabenteilung mich gefragt hat, ob ich es machen Vorbilder würde. Die Vorgänger*innen moch- Kinderbetreuung ten oder konnten aus gesundheit- lichen Gründen diese Aufgabe nicht Unterstützung mehr bewältigen. Da ein Wohlfahrtsverband aber ohne Mitglieder seine Fürsprecherrolle nicht mehr legitimie- ren kann, war es notwendig den Ortsverband zu stärken Keine openend-Sitzungen und nicht sterben zu lassen. Spielraum Da ich die Werte der AWO von meiner inneren Über- zeugung her vollumfänglich vertrete, war die Konse- Quelle für die Zitate: „Frauen in ehrenamtlichen quenz, mich als OV Vorsitzende zur Verfügung zu stellen. Führungspositionen, Gewinnung und Motivation Gleichwohl es mir lieber wäre, baldmöglichst ein*en von Vorständinnen in der bayerischen AWO.“ Nachfolger*in zu finden, da ich beruflich sehr stark Bachelorarbeit Luisa Closmann WIR • Das Magazin der AWO Bayern 15
MACHERINNEN. HELFERINNEN. eingebunden bin und deshalb nicht alle meine Ideen an der Eichendorffschule. So ging es weiter: Die Zahl der verfolgen kann. Angebote (Mittagsbetreuung, Jugendsozialarbeit, offene Ganztagsschule, Kinderkrippe, Inklusions-Hort) wie der Meine persönliche Meinung ist auch, dass wir nicht Betreuungsplätze stieg kontinuierlich. nur außerhalb der AWO die Gleichberechtigung der Frau ausbauen können! Ich würde mir mehr weibliche Der bürokratische Mehraufwand durch das BayKiBiG Führungskräfte wünschen und vor allem mehr Mut bei am 1.8.2005 erforderte 2007 das Einrichten einer Kolleginnen, sich dem Wettbewerb mit den Männern Geschäftsstelle für unseren AWO Ortsverein, mit einer überhaupt zu stellen. hauptamtlichen Geschäftsführerin. Die übernahm, was ich 17 Jahre ehrenamtlich „wuppte“. Heute fühle ich Ingrid Schinagl, Veitshöchheim: mich als „Wise-President“ und bin froh, viele starke Zunächst war ich zwei Jahre El- Frauen an meiner Seite zu haben, die unsere große ternbeiratsvorsitzende im damals AWO-Familie (rund 300 Kinder und 50 MitarbeiterIn- zweigruppigen Kindergarten (in dem nen) managen. personell und vorstandsmäßig eini- Wichtig war und ist mir: keine Angst vor großen Schrit- ges drunter und drüber ging) - ich ten, keine Angst vor unkonventionellen Maßnahmen, dachte, da muss sich was ändern Neues wagen (gegen alle Warnungen von Bürokraten - und wurde 1990 AWO-Vorsitzende. Und es hat sich und Zauderern) und pädagogische Konzepte und die vieles verändert: Bereits im Oktober 1991 erweiterten dazu notwendigen Räume ausbauen und anbauen. wir unser „Betätigungsfeld“ und installierten den Hort ZWEI FRAUEN PRÄGTEN DIE AWO UNTERFRANKEN Gretel Baumbach, geb. Reuther sitzende. Am 11. März 1983 stirbt Gretel Baumbach im Altenwohnheim der AWO in Zeil. 1896 als sechstes von acht Kindern eines Metzgers und Steinbruchar- Gerda Laufer, geb. Kohler beiters in Ditterswind bei Hofheim 1910 als die älteste von drei Töchtern geboren. 1918 heiratet sie den ver- der Wirtsleute Kohler der Gaststätte letzten Kriegsheimkehrer und Schlos- „Wilder Mann“ in Würzburger Main- ser Ludwig Baumbach. Sohn Otto wird viertel geboren. 1929, zwei Jahre geboren. 1924 tritt sie in die SPD ein und engagiert sich nach dem Tod des Vaters, tritt sie in schnell auch für die AWO, die sich zur Zeit der Weltwirt- die SPD ein. In der Zeit des Natio- schaftskrise vor allem für Angehörige von Kriegsopfern nalsozialismus erduldet sie Verhöre, und für Kinderspeisungen einsetzt. Nach dem Verbot Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen. Da- der AWO 1933 wird Baumbach mehrfach von der Ge- nach baut sie als Parteisekretärin die SPD wieder mit stapo festgenommen und verhört. 1939 fällt ihr Sohn. auf. 1946 (bis 1556 und 1972-1984) ist sie Stadträtin, 1946 kommt sie in Schweinfurt für die SPD in den gewählt, 1952 (bis 1971) stellvertretende Vorsitzende Stadtrat, gründet die AWO wieder und bleibt bis 1974 der AWO Unterfranken (hinter Gretel Baumbach), von ca. deren Vorsitzende. Sie begründet die Stadtranderho- 1953 bis 1971 AWO Geschäftsführerin sowie seit 1954 lung, initiiert den Bau des Studentenwohnheims sowie (bis 1974) im Landtag. Die Ehrenbürgerin Würzburgs des Altenwohnheims. Von 1949 bis 1971 ist die spätere stirbt am 24. November 1999. erste Ehrenbürgerin der Stadt (1976) AWO Bezirksvor- In memoriam In der AWO Unterfranken erinnert man sich unter anderem auch gerne und dankbar an folgende Frauen: Wally Reiß Amanda Käß Dorothea Beuer (Kreuzwertheim, Anni Engelmann (Schweinfurt, (Lohr, 1927-2012) 1928-2015) (Ochsenfurt, 1919-2014) 1925-2017) Rosa Haas (Gochsheim, Anni Jahn Maria Beck Babette Kümmel 1927-2013) (Lohr, (Wertheim, (Repperndorf, 1918-2012) 1920-2016) 1922-2016) 16 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
MACHERINNEN. HELFERINNEN. Nachgefragt bei Irene Görgner Gab es jemanden, die*der Sie inspiriert hat und bis heute Ihr Vorbild ist? Die besonderen Weggefährten waren damals der Kreis- derin Marie Juchacz auch ein Vorbild, die genau mit geschäftsführer Ernst Spiegel und der ehemalige Ar- diesem starken Willen vorbildlich den Grundstein für beitskollege meines Mannes, unser Freund Alfred Hei- unsere AWO gelegt haben. nisch. Außerdem Willi Kuhn aus Versbach sowie Erwin Ziemer, damals Bewohner des Hans-Sponsel-Hauses. Sind Frauen im AWO-Vorstand wichtig? Sie alle haben mich mit ihrer Einstellung und dem Res- pekt vor Menschen und ihrem Werte-Leben überzeugt. Unbedingt – und es ist ideal und tut allen Beteiligten Gemeinsam haben wir durch Initiative des damaligen gut, kann die Führung des Unternehmens AWO und Kreisgeschäftsführers Ernst Spiegel Butterverteilaktionen die Gestaltung von Prozessen auf Augenhöhe mit den des AWO Kreisverbandes für bedürftige Menschen ge- männlichen Kollegen stattfinden. Möglich wird dies, startet oder Betroffene mit Kleidung ausgestattet. Und weil Frauen heute ebenso gut ausgebildet sind und sich hier war der Bedarf in unserem damals neuen Stadtteil auch in einer ehemaligen Männerdomäne selbstbe- sehr groß und so musste damals die eigene Wohnung wusst durchsetzen können. Wir Frauen verfügen zudem als Verteilstation oder Treffpunkt herhalten. über eine besondere Art der Kommunikationsfähigkeit, wie sie gerade in der Führungs- und Vorstandsebene Was sind die Beweggründe für ihr ehrenamtliches von großer Bedeutung ist. Ich bin überzeugt, dass nur Engagement? so, mit den Voraussetzungen des sozialen Denkens und einer strategischen Ausrichtung der Unternehmensfüh- Unterstützung und Hilfe sind nach wie vor in vielen rung, alles gelingen kann und dass letztlich alle in die- Bereichen notwendig, manchmal notwendiger denn je sem Prozess Beteiligten davon profitieren. – etwa bei von Vereinsamung und Armut bedrohten äl- teren Bürger*innen. Was sich geändert hat, ist, dass wir Führen Frauen besser? heute in der AWO viele hauptamtliche Mitstreiter*innen haben. Unsere Anlaufstellen, wie beispielsweise der Se- Wir führen nicht besser, aber anders! Ich bin der fes- niorentreff, sind bestens vernetzt mit den umliegenden ten Überzeugung, dass Frauen in der Vorstandsebene AWO Einrichtungen – mit den Tagespflegen, sonstigen es beispielsweise immer wieder sehr gut verstehen, die Betreuungsdiensten oder auch den Seniorenheimen. Sinnhaftigkeit von Prozessen zu erfassen und zu erklären Unsere Anlaufstelle und dieses Netzwerk lassen sich von und damit Mitarbeitenden und Verantwortlichen die allen Beteiligten vielfältig nutzen. notwendige Sicherheit und Wertschätzung zu vermitteln. Das immer noch deutlich spürbar große Bedürfnis nach aktiver Unterstützung und Hilfe sind für mich bis heu- Was können Sie Frauen raten, die sich in der AWO te der Grund, die zwei Säulen der Arbeiterwohlfahrt engagieren wollen? – Ehrenamt und Hauptamt - bewusst zu leben. Des- Tun sie es! Es lohnt sich, sich in einem erfolgreichen halb helfe ich mit all meinen Fähigkeiten und meiner Wirtschaftsunternehmen und einem an wertvollen Kraft mit, die Lebenssituation vieler Menschen etwas Grundwerten orientierten Mitgliederverband wie der freundlicher zu gestalten. Mir geht es darum, nicht nur AWO Unterfranken selbstbewusst einzubringen und zu repräsentieren und nicht nur die AWO als Verband dadurch tatkräftig und kreativ mitzuhelfen, die Lebens- darzustellen, in dem es Hilfe und Menschlichkeit gibt, situation vieler Menschen zu verbessern. Das ist zwar sondern genau diese auch zu leben und zu geben. manchmal anstrengend, gibt aber dem eigenen Leben Hier sind mir Frauen wie beispielsweise die AWO-Grün- eine ganz neue Dimension. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 17
AWO LEBEN Kindergartenleiterin Iris Schweizer (von links) und die Kinder freuen sich über den Büchergutschein, den Peter Honecker und Christiane Halbleib überreichten. AWO Ochsenfurt macht jedes Jahr vielen Menschen Freude Mit einem Lied bedankten sich die Rektorin Ute Blum erläuterte, das gesundheitsschädliche Verhaltens- Kinder für einen Büchergutschein Programm vermittele nicht nur Ge- weisen zu meistern. über 200 Euro beim AWO Vorsit- sundheitswissen und -bewusstsein, Zuletzt überreichten Honecker und zenden Ochsenfurt, Peter Honecker, sondern stärke Selbstwertgefühl sein Stellvertreter Helmut Werner an und Kassiererin Christiane Halbleib. und soziale Kompetenzen. Kinder Chefärztin Dr. Kathrin Tatschner von Kindergartenleiterin Iris Schweizer lernen im bundesweit größten Pro- der Geriatrischen Rehabilitations- stellte den Gästen im Anschluss gramm zur Gesundheitsförderung, klinik der AWO Unterfranken. Dieses die zweigruppige Einrichtung in Sucht und Gewaltvorbeugung in der Geld fließt mit in die Finanzierung Frickenhausen vor. Honecker gab Grundschule, die Herausforderun- des neu angeschafften mobilen Lite einen kurzen Überblick über das gen des Lebens positiv und ohne Gait (siehe auch Seite 33). Engagement der AWO. Neben dem Seniorentreff oder dem AWO-Inter- netcafé gehören auch Angebote für Kinder und Jugendliche dazu wie Aktionen beim Ferienspielplatz und Unterstützung von Schulsozialarbeit WERNER PHILIPP INGEBORG SPONSEL oder Kindergärten. geb. Menninger *25.01.1947 †17.01.2018 Mit einem kleinen Geldgeschenk *24.06.1931 †24.12.2017 machte die AWO Ochsenfurt in der Der Verstorbene war seit 1973 Vorweihnachtszeit außerdem drei Mitglied in der AWO. Von 1999 Inge Sponsel, wie sie in der AWO Familien und acht weiteren Men- bis 2011 leitete er den Ortsverein bekannt war, musste als Ehefrau schen eine kleine Freude. Rottendorf. In dieser Zeit steigerte des unvergessenen, langjährigen er die Zahl der Mitglieder von 42 Würzburger AWO-Vorsitzenden Daneben profitierte die Grund- auf 138. Unter anderem hierfür Hans Sponsel (†31.12.1997) zu schule Ochsenfurt vom Einsatz der wurde er mit der Ehrenmedaille Gunsten der AWO häufig auf ihren Spenden-Sammler. Honecker selbst der Gemeinde ausgezeichnet und Mann verzichten. Sie unterstütze geht dabei stets mit guten Beispiel im November 2013 zum AWO- ihn zeit seines Lebens und war voran. Mit dem Erfolg der Samm- Ehrenmitglied ernannt. Eine große stets gern gesehener Gast in den lungen, kombiniert mit dem Erlös Freue für den rührigen Pflanzen- AWO-Einrichtungen. aus Veranstaltungen, unterstützt der und Naturliebhaber mit dem gro- OV, Projekte vor Ort finanziell – wie Unser Mitgefühl gilt den Angehö- ßen Organisationstalent. das Projekt Schule 2000 (200 Euro). rigen der Verstorbenen. 18 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Die „Alte Schmiede“ KOALIERT UND WIE GEHT’S WEITER? wurde zum AWO-Heim Die AWO sieht die Koalitionsge- spräche zur Regierungsbildung kritisch. Auch wenn die Ergeb- nisse im Vergleich zu den Ideen Es ist 45 Jahre her. Die Höchberger 2007 folgten der Abriss und Umbau der „Jameicaner“ eine deutlich Walter Wagner, Walter Reuß und Erika der bestehenden Gebäude, die in sozialere Handschrift tragen. Es und Werner Hillecke hatten die Idee, den Besitz des Marktes Höchberg fehlen - ohne schrittweise Er- AWO LEBEN einen AWO Treffpunkt für ältere Mit- zurückgegeben wurden. Die AWO höhung des Spitzensteuersatzes bürger*innen einzurichten. Senior*innen halfen voller Elan mit. oder stärkere Besteuerung von Vermögen - Maßnahmen für die Anfangs traf man sich wöchentlich Sachs nahm das das Jubiläum zum Bekämpfung der wachsenden im „Goldenen Adler“ in Höchberg. Anlass, um allen aktuell Helfenden, Armut und sozialen Ungleichheit. Als der Platz nicht mehr ausreich- den Küchenfeen, Kuchenbäcker*in- Die Schere klafft weiter ausein- te, zog man um ins Gasthaus „Alte nen, dem „AWO-Wirt“ und den ander, auf der einen Seite wer- Schmiede“ im Winterleitenweg. Um Sponsor*innen für ihren Einsatz zu den riesige Vermögen erzielt, auf sich künftig dort heimisch fühlen danken. der anderen nur das Existenz zu können, legten die Akteure Hand Derzeit nutzen jede Woche rund 60 minimum abgesichert. an – allen voran Walter Wagner und Senioren das „Haus der Vereine“, Positiv ist, dass die Koalitions- seine Familie. Rund 3000 ehren- wie das frühere AWO Haus jetzt partner in der Rentenversiche- amtliche Arbeitsstunden später war heißt, und genießen ein paar frohe rung weitere Verbesserungen es so weit: „Vitalität und Heimat im Stunden. einführen wollen, wie für die neuen Zuhause konnten sich ent- wickeln“, berichtete die Höchberger Neben dem Kaffeenachmittag gibt Mütterrente II. Die AWO unter- AWO Vorsitzende Christina Sachs. es Spielenachmittage, Vorträge stützt zwar die Forderung, die Prompt gründete sich der Ortsverein und sogar Ausflüge. Legendär sind gesetzliche Krankenversicherung offiziell. die Mehrtagesfahrten innerhalb wieder paritätisch zu finanzieren Deutschlands. Glückwünsche zum und die Zusatzbeiträge abzu- Gründungsvorsitzender war Werner schaffen. Dennoch können wir Jubeltag brachten neben dem AWO Morfield. Ihm folgten Walter Reuß nicht nachvollziehen, warum die Bezirksvorsitzenden Stefan Wolfs- und Max Kempf. 2003 übernahm Bürgerversicherung mit keinem hörndl, Höchbergs Bürgermeister Sachs den Vorsitz. Unter ihrer Regie Wort erwähnt wird. Ein wichtiger Peter Stichler sowie Natalia Schröder wurde die AWO Höchberg zum ein- sozialer Baustein für mehr Ge- von der AWO Geschäftsstelle. getragenen Verein. rechtigkeit wurde einfach links – oder besser rechts – liegen gelassen. Und das obwohl die Bedingun- gen nie günstiger waren als heute: gute Konjunktur, hohe Steuereinnahmen, niedrige Ar- beitslosigkeit. Trotzdem kein Grund, sich auszuruhen, Heraus- forderungen gibt es genug. Stefan Wolfshörndl Bezirksvorsitzender und Mitglied des AWO Bundespräsidiums 45-jähriges Bestehen des AWO Seniorentreffs in Höchberg feierten Christl Sachs und ihr Team. Foto: Matthias Ernst WIR • Das Magazin der AWO Bayern 19
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