Energieforschung und -technologie - in Bayern - Bayerische Staatsregierung - Bayerisches ...

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Energieforschung und -technologie - in Bayern - Bayerische Staatsregierung - Bayerisches ...
Bayerische Staatsregierung

  Energieforschung
und -technologie
 in Bayern
Energieforschung und -technologie - in Bayern - Bayerische Staatsregierung - Bayerisches ...
IMPRESSUM
Herausgeber:	Bayerische Energieagentur ENERGIE INNOVATIV
              im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie
	Postanschrift: 80525 München
              Hausadresse: Prinzregentenstraße 24 | 80538 München
              Telefon:       089 2162-0
              Fax:           089 2162-2760
              E-Mail:        info@energie-innovativ.de
              Internet:      www.energie-innovativ.de

Konzeption, Text, Gestaltung und Realisation: FLAD & FLAD Communication GmbH, Heroldsberg bei Nürnberg, www.flad.de
Als Grundlage zur Texterstellung der Broschüre diente das Rahmenkonzept „Bayerische Allianz für Energieforschung und -technologie“.
Download unter www.energie-innovativ.de/fileadmin/Web-Dateien/Dokumente/technologie/Rahmenkonzept.pdf

Druck:             Joh. Walch GmbH & Co. KG, Augsburg
                   Gedruckt auf PEFC-zertifiziertem Papier

Stand:             April 2013
Energieforschung und -technologie - in Bayern - Bayerische Staatsregierung - Bayerisches ...
Inhalt

				                                                                                                      Seite

            10 Fragen/10 Antworten                                                                            6

            Standort Bayern                                                                                   8

       1 Energiebereitstellung                                                                               10

       2 Energieeffiziente Gebäude und Betriebe                                                              22

       3 Speicher                                                                                            32

       4 Netze                                                                                               40

       5 Querschnittsthemen                                                                                  46

            Projektüberblick                                                                                 54

Hinweise:
Diese Broschüre wendet sich an Frauen und Männer gleichermaßen. Auf eine durchgehend geschlechtsneutrale
Schreibweise wird zugunsten der besseren Lesbarkeit des Textes verzichtet. Zudem wird darauf hingewiesen, dass es
in Bayern neben den dargestellten Beispielen zahlreiche weitere erfolgreiche Projekte gibt.

                                                                                                             2 | 3
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ENERGIE INNOVATIV | Energieforschung und -technologie
Energieforschung und -technologie - in Bayern - Bayerische Staatsregierung - Bayerisches ...
Liebe Leserinnen, liebe Leser,

der Umbau der Energieversorgung ist eine der zen­              und Wirtschaft das Rahmenkonzept „Bayerische Allianz
tralen Herausforderungen unserer Generation. Die In-           für Energieforschung und -technologie“ erarbeitet, das
tensivierung der Forschung und die Entwicklung neuer           die zentralen Themenbereiche aufzeigt (Download unter
Energietechnologien spielen eine entscheidende Rolle           www.energie-innovativ.de/fileadmin/ Web-Dateien/
für das Gelingen dieses Vorhabens.                             Dokumente/technologie/Rahmenkonzept.pdf). Gleich-
                                                               zeitig legt es die Grundlagen für die bayerische Energie-
Hierfür wollen wir künftig Forschung und Entwicklung           forschung und -technologieentwicklung in den nächs-
in den Bereichen Energieerzeugung und -bereitstellung,         ten zehn Jahren. Auf dieser fachlichen Basis fördert die
Energieeinsparung und effizientere Anwendung von               Bayerische Staatsregierung prioritäre Projekte zu vor-
Energie in Gebäuden ebenso wie in Produktionsprozes-           rangigen Forschungsthemen in der ganzen Bandbreite
sen, Innovationen bei Netzen und Infrastrukturen sowie         der Energieforschung und -technologieentwicklung.
verbesserte und innovative Speichertechnologien ge-            Die vorliegende Broschüre stellt eine Auswahl dieser
zielt und verstärkt fördern.                                   Projekte vor.

Die Bayerische Staatsregierung hat in ihrem Energiekon­        Diese Broschüre zeigt, wie Forschung und Entwicklung
zept „Energie innovativ“ die besondere Bedeutung von           in Bayern auf vielfältige Weise einen wichtigen Beitrag
Energieforschung und -technologie hervorgehoben.               zum Gelingen der Energiewende leisten. Gleichzeitig
Aus­gehend von einer Bestandsaufnahme der bayeri-              gibt sie einen Einblick in das breite Spektrum der baye-
schen Kompetenzen im Energiebereich hat eine eigens            rischen Energieforschungs- und -technologielandschaft
eingesetzte Expertenkommission aus Wissenschaft                und die dort vorhandenen Kompetenzen.

Martin Zeil                      Dr. Wolfgang Heubisch         Dr. Marcel Huber              Helmut Brunner
Bayerischer Staatsminister       Bayerischer Staatsminister    Bayerischer Staatsminister    Bayerischer Staatsminister
für Wirtschaft, Infrastruktur,   für Wissenschaft, Forschung   für Umwelt und Gesundheit     für Ernährung, Landwirtschaft
Verkehr und Technologie          und Kunst                                                   und Forsten

                                                                                                                    4 | 5
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10 Fragen
                                                 10 Antworten
1    elchen Herausforderungen
    W
    stellt sich die bayerische
    Energiepolitik?

  Auch unter den Vorzeichen eines          darf auch, dass technische und or-       Gleichzeitig benötigt ein ganzheitli-
 ­be­schleunigten Umbaus der Energie-      ganisatorische Lösungen in einem         ches Konzept Lösungen, welche die
  versorgung auf Erneuerbare Energien      komplexen Umfeld mit sozialen, po-       Effizienz der Energieanwendung er-
  behalten die energiepolitischen Ziele    litischen, wirtschaftlichen und kultu-   höhen. Angesichts der dezentralen
  Bayerns – Versorgungssicherheit,         rellen Wechselbeziehungen beurteilt      und oft wenig planbaren Bereitstel-
­Be­zahl­­barkeit und Umweltverträglich-   und umgesetzt werden müssen.             lung von Energien aus erneuerbaren
  keit – ihre Gültigkeit. Umweltverträg­                                            Quellen stehen außerdem Entwick-
  lich­keit bedeutet insbesondere ein                                               lungen im Mittelpunkt, die Stroman-
  Festhalten an den ehrgeizigen baye-
  rischen Klimazielen. Versorgungs­
  sicher­heit und bezahlbare Energie-
                                           3    ntfaltet die Energieforschung
                                               E
                                               auch eine wirtschaftliche
                                               Hebelwirkung?
                                                                                    gebot und -nachfrage zusammenfüh-
                                                                                    ren. Hierfür sind sowohl leistungsstar-
                                                                                    ke Speichertechnologien als auch
 preise sind für die Bürgerinnen und                                                neue Technologien für Stromnetze
  Bürger e ­ benso unverzichtbar wie für   Von der angewandten Energiefor-          gefragt. Die „Querschnittsthemen“
  bayerische Unternehmen, damit die-       schung und -technologieentwicklung       schließ­l­ich verbinden die einzelnen
  se auch ­künftig international wettbe-   gehen erhebliche Marktchancen für        Fachthemenbereiche, z. B. über Um-
  werbsfähig sein können.                  bayerische Unternehmen auf natio-        weltbegleitforschung oder Ressour-
                                           nalen und internationalen Märkten        cenmanagement.
                                           aus, die künftig in diesem Bereich

2    elche Bedeutung haben
    W
    Energieforschung und
    -technologie für die Energie-
                                           drastisch wachsen werden.

                                                                                    5    uf wessen Expertise
                                                                                        A
                                                                                        gründet sich das Rahmen-
    wende?

Die Energiewende in Bayern lässt sich
                                           4    elche Ziele verfolgt das
                                               W
                                               Rahmenkonzept „Bayerische
                                               Allianz für Energieforschung
                                                                                        konzept?

                                                                                    Die Staatsministerien für Wirtschaft,
nur erreichen, wenn bei den Energie-           und -technologie“?                   Infrastruktur, Verkehr und Technolo-
technologien höhere Wirkungsgrade,                                                  gie sowie für Wissenschaft, Forschung
eine verbesserte Marktfähigkeit so-        Es zeigt auf der Basis einer Bestands-   und Kunst haben unter Beteiligung
wie erhebliche Kostensenkungen erzielt     aufnahme der bayerischen Kompe-          der Staatsministerien für Umwelt und
werden. Aufgabe der Energieforschung       tenzen im Energie­   bereich die für     Gesundheit sowie für Ernährung,
ist es, bestehende Verfahren und           Bayern zentralen Handlungsansätze        Landwirtschaft und Forsten eine
Materialien zu optimieren, aber auch       in der Energieforschung und -tech-       hochrangige Expertenkommission
ganz neue Ansätze zu entwickeln.           nologie auf. Es stellt fünf Schwer­      aus Wissenschaft und Wirtschaft
Hierbei muss die gesamte Wert-             punkte mit insgesamt 27 For­­schungs­    eingesetzt.
schöpfungskette der Energieversor-         feldern in den Mittelpunkt: Erstes
gung – Bereitstellung, Anwendung,          Forschungs- und Entwicklungsthema
Speicherung und Verteilung – betrach-      sind vor allem Technologien zur Be-
tet werden. Nicht vergessen werden         reitstellung Erneuerbarer Energien.

ENERGIE INNOVATIV | Energieforschung und -technologie
Energieforschung und -technologie - in Bayern - Bayerische Staatsregierung - Bayerisches ...
6    elche strukturelle Stärkung
    W
    des Standorts Bayern wird
    angestrebt?
                                           konzept ist zum Download v­ erfügbar
                                           unter www.energie-innovativ.de/­
                                           fileadmin/Web-Dateien/Dokumente/
                                           technologie/Rahmenkonzept.pdf.
 Die landesweiten Kompetenzen sollen
 sowohl gebündelt und vernetzt als
 auch gezielt und nachhaltig gestärkt
 und ausgebaut werden: Rund um den
 Energie Campus Nürnberg sowie im
                                           8    elche staatlichen Finanzmittel
                                               W
                                               sind im Konzept vorgesehen?

 Umfeld der Technischen Universität        Den Staatsministerien für Wirtschaft,
 München liegen die beiden heraus-         Infrastruktur, Verkehr und Technologie,
 ragenden Zentren der Energiefor-          für Wissenschaft, Forschung und
 schung und -entwicklung in Bayern.        Kunst, für Umwelt und Gesundheit          weiterentwickelt. Es wird dort zudem
 Durch eine enge Kooperation mit           sowie für Ernährung, Landwirtschaft       an Wasserstoff- und Redox-Flow-
 allen außeruniversitären Forschungs-      und Forsten wurden im Nachtrags-          Technologien gearbeitet. Neue Tech-
 und Ressortforschungseinrichtungen,       haushalt für das Jahr 2012 knapp          nologien für Stromnetze erforscht
 forschenden Unternehmen und Hoch-         66 Mio. Euro zur Verfügung gestellt.      man im Zentrum für sicheres Energie­
 schulen aus ganz Bayern soll das Netz     Mit dem Doppelhaushalt 2013/2014          management sowie über Techno­
 aller Fachkompetenzen im Energie-         werden derzeit Finanzmittel von rund      logieverbünde zum Thema „Smart
 bereich gestärkt und ausgebaut            193 Mio. Euro zur Förderung zuge-         Grids“. Unter „Querschnittsthemen“
­werden.                                   wiesen. Die Finanzplanung sieht bis       fallen Maßnahmen der (Umwelt-)
                                           zum Jahr 2016 Finanzmittel von rund       Begleitforschung, zum Res­sour­cen­
                                           433 Mio. Euro vor.                        management sowie die Stärkung der

7    as ist das „Bayerische
    W
    Konzept für Forschung und
                                                                                     Forschungsinfrastruktur in den Ener-
                                                                                     gietechnologien.
    Technologieentwicklung im
    Energiebereich“?                       9    elche Themen behandeln
                                               W
                                               die wichtigsten Projekte und

Das Konzept konzentriert sich mit
einem Maßnahmenpaket auf die The-
                                               Initiativen des Konzepts?

                                           Unter „Energiebereitstellung“ werden
                                                                                     10      ie garantiert das
                                                                                            W
                                                                                            Rahmenkonzept die
                                                                                            ausreichende Flexibilität
mengebiete mit den größten Erfolgs-        Projekte der Wind- und Wasserkraft,              für zukünftige Entwick-
chancen für Bayern und baut im             Solar- und Kraftwerkstechnologie und             lungen?
Sinne des Rahmenkonzepts auf den           Kraft-Wärme-Kopplung aufgeführt.
vorhandenen Kompetenzen und Stär-          Weiterhin gibt es Projekte zur Effizi-    Energieforschung und -technologie
ken in Forschung und Wirtschaft auf.       enzsteigerung von Biogasanlagen,          unterliegen einer starken Dynamik.
Es ist auf eine Laufzeit von zehn Jahren   biogenen Festbrennstoffen und zur         Dementsprechend soll die Experten-
angelegt (2012–2021) und folgt einem       Erforschung von Biokraftstoffen. Mehr     kommission das Rahmenkonzept
zeitlich gestaffelten Vorgehen, bei dem    Energieeffizienz in Gebäuden und bei      „Bayerische Allianz für Energiefor-
kurzfristige sowie mittel- und länger-     Produktions- und Dienstleistungspro-      schung und -technologie“ laufend
fristige Effekte für die Energiewende      zessen soll unter anderem mittels         anpassen und mindestens alle drei
berücksichtigt werden. Mit diesem          innovativer Elektronik im Zusammen-       Jahre fortschreiben.
Einstieg in die Konkretisierung des        spiel von Erzeugung, Verbrauch und
Rahmenkonzepts „Bayerische Allianz         Speicherung und durch neue Ansätze
für Energieforschung und -technolo-        zur Rückgewinnung von Energie er-
gie“ nimmt Bayern eine Führungs-           reicht werden. Speichertechnologie
rolle in Deutschland ein. Eine Aus-        wird in einem technologieübergrei-
wahl von Maßnahmen ist in dieser           fenden Zentrum für die Erforschung
Broschüre dargestellt. Das Rahmen-         von stationären Batteriesystemen

                                                                                                                   6 | 7
Energieforschung und -technologie - in Bayern - Bayerische Staatsregierung - Bayerisches ...
Standort BAYERN
                                  Forschungspower für die Energiewende

                                  Mit der Energiewende stellt sich Bayern der Herausforderung, die
                                  Energieversorgung zügig umzubauen – hin zu einem 50 Prozent-Anteil
                                  Erneuerbarer Energien am Stromverbrauch. Auf dem Weg dorthin sind
                                  zahlreiche Hürden zu nehmen. Dies wird nur durch verstärkten Einsatz
                                  innovativer Energietechnologien und einer intensiven Energiefor-
                                  schung zu schaffen sein.

                                  D     er Ausstieg aus der Kernenergie
                                        ist beschlossene Sache. Im Jahr
                                  2022 wird auch in Bayern das letzte
                                                                             Energienachfrage abgestimmt wer-
                                                                             den. Die un­regel­mäßige Verfügbarkeit
                                                                             der „Erneuerbaren“ macht zudem
                                  Kernkraftwerk vom Netz gehen. Der          neue Speicher, Übertragungs- und
                                  Anteil Erneuerbarer Energien wie           Regeltechniken nötig. Da Bayern au-
                                  Solarenergie, Windkraft oder Bio­          ßerdem an seinem Ziel festhält, die
                                  energie soll in Bayern bis zum Jahr        energiebedingten CO2-Emissionen
                                  2021 auf 50 Prozent des Stromver-          weiter deutlich zu reduzieren, haben
                                  brauchs gesteigert werden. Dieser          auch Energie­­effizienz und -einspa-
                                  Umbau darf aber nicht zu Lasten einer      rung eine große Bedeutung.
                                  si­che­­ren, bezahlbaren und umwelt-
                                  verträglichen Energieversorgung ge­        Zur Bewältigung dieser Aufgabe sind
                                  hen. Es ist nicht damit getan, einfach     technologische Sprünge erforderlich,
                                  nur die Anzahl von Anlagen zur Erzeu­      die nur mit erheblichen Investitionen
                                  gung Erneuerbarer Energien zu erhö-        in die Energie­ forschung und neue
                                  hen, da diese mit den aktu­ellen techno­   Energie­technolo­gien zu erreichen sind.
                                  logischen Möglichkeiten keine aus-         Mit einer leistungsstarken und aus-
                                  reichende gesicherte Leistung bieten.      differenzierten Forschungslandschaft
                                                                             aus Wissenschaftsein­     richtungen –
                                  Eine stark auf Erneuerbare ­Energien       Hochschulen, außer­uni­versitäre For-
                                  gegründete Energieversorgung wird          schungseinrichtungen – und forschen­
                                  einen weit dezentraleren Charakter         den Unternehmen verfügt Bayern
                                  haben als bisher und ­erfordert daher      über beste Voraussetzungen, die
                                  andere Stromnetzstrukturen. Künftig        Hürden auf dem Weg in eine nach-
                                  müssen viele Wind- und Solaranlagen        haltige Energiezukunft erfolgreich zu
                                  miteinander koordiniert und auf die        bewältigen.

ENERGIE INNOVATIV | Energieforschung und -technologie
Energieforschung und -technologie - in Bayern - Bayerische Staatsregierung - Bayerisches ...
Hof

                                                         Coburg              Münchberg

      Alzenau                         Schweinfurt

          Aschaffenburg                                                 2
                           4                              Bamberg       Bayreuth

                          Würzburg
                                                                                 Weiden
                                                           2
                                             Erlangen 4
                                                            3        Sulzbach-
                                                 Nürnberg           Rosenberg
                                                                                     Amberg
                                   Ansbach
                                                    Triesdorf

                                                                                                 Regensburg
                                                                                                         2
                                                                                                        2 2
                                                                                                                          Deggendorf
                                                                                                        Straubing
                                                                        Ingolstadt
                                                                                                                     Passau
                                                                                                 Weihenstephan
                                                                                                 Landshut
                                                    2
                                 Neu-Ulm             3                           2
                                               Augsburg                               Freising
                                                                Garching 3

                                                                        2
                                                                           München
                                                                     4 5 6
                                                                             Holzkirchen

                                                                                                 Rosenheim

                                       Kempten

  Standorte der im Bericht beschriebenen Projekte (S. 15–53)

  Standorte der Projekte aus der Gesamtübersicht (S. 54–55)

  Einrichtungen für Forschung und Entwicklung in Bayern:

  Staatliche Universitäten in Bayern
  	Universität Augsburg, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Universität Bayreuth, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Ludwig-
    Maximilians-­Universität München (LMU), Technische Universität München (TUM), Universität Passau, Universität Regensburg, Julius-Maximilians-
    Universität Würzburg

  Staatliche Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) in Bayern
  	Hochschule Amberg-Weiden, Hochschule Ansbach, Hochschule Aschaffenburg, Hochschule Augsburg, Hochschule Coburg, Hochschule D  ­ eggendorf,
    Hochschule Hof, Hochschule Ingolstadt, Hochschule Kempten, Hochschule Landshut, H
                                                                                    ­ ochschule München, Hochschule Neu-Ulm, Georg-Simon-Ohm-
    Hochschule Nürnberg (GSO), Hochschule Regensburg, Hochschule Rosenheim, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Hochschule Würzburg-Schweinfurt

  Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in Bayern
  	Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP), Garching, Energie Campus Nürnberg (EnCN), Kompetenzzentrum für Nach­wachsende Rohstoffe, Straubing,
     Fraunhofer-Gesellschaft, München, Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS), Erlangen, Fraunhofer-Institut für Integrierte Systeme und
     Bauelementetechnologie (IISB), Erlangen, Fraunhofer-Institut für Silicatforschung (ISC), Würzburg, Fraunhofer-­Institut für Systeme der Kommunika-
     tions-Technik (ESK), München, Fraunhofer-Institut für Sichere Informations-Netze (SIT), München, Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und
     ­Verpackung (IVV), Freising, Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP), Institutsteil Holzkirchen, F
                                                                                                      ­ orschungs- und Entwicklungszentrum Elektromobilität
      in Garching (Fraunhofer ICT) und Würzburg (Fraunhofer ISC), Projektgruppe des ­Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik
      (IGB) in Straubing, Projektgruppe des Fraunhofer-Instituts für Werkzeug­maschinen und Umformtechnik (IWU) in Augsburg „Ressourceneffiziente
      mecha­tronische Verarbeitungsmaschinen“, Fraunhofer-Einrichtung für Modulare Festkörper-Technologien (EMFT), München, Bayerisches Zentrum
      für angewandte Energieforschung (ZAE Bayern), Fraunhofer UMSICHT, Institutsteil Sulzbach-Rosenberg, Süddeutsches Kunststoffzentrum (SKZ),
      ­Würzburg, fortiss GmbH, ­Garching, Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V. (FfE), München, bifa Umweltinstitut GmbH, Augsburg, Bayerische
       Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU)

2 Mehrere Projekte der gleichen Kategorie sind durch Zahlen in den Symbolen gekennzeichnet.

                                                                                                                                                    8 | 9
Energieforschung und -technologie - in Bayern - Bayerische Staatsregierung - Bayerisches ...
ENERGIE-
1
               BEREITSTELLUNG

                         Stroh zu Gold spinnen – was für eine märchenhafte
                         Vorstellung! Und doch gar nicht so weit von der Realität
                         entfernt. Denn neueste Verfahren sind in der Lage, aus
                         Stroh und anderen Agrarreststoffen zwar kein Gold,
                         aber gleichwohl wertvolle Energie zu gewinnen. Bio-
                         masse hat heute einen wichtigen Anteil an den in
                         ­Bayern genutzten Erneuerbaren Energiequellen, neben
                          Wind-, Wasserkraft und Solarenergie. Bis 2021 soll
                          „grüner Strom“ gut die Hälfte am bayerischen Strom-
                          verbrauch ausmachen.

    ENERGIE INNOVATIV | Fortschrittsbericht 2012
GRÜNE ENERGIE für den Freistaat
                  Der Umbau der bayerischen Energieversorgung
                  ist in vollem Gange

                                  Der Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie ist beschlossene Sache.
                                  Im Jahr 2022 wird das letzte Kernkraftwerk Bayerns vom Netz gehen.
                                  Gleichzeitig sollen Erneuerbare Energiequellen wie Wind-, Wasserkraft,
                                  Solarenergie, Biomasse und Geothermie bis 2021 die Hälfte des baye-
                                  rischen Stromverbrauchs decken. Ohne konventionelle Energieträger
                                  wird es noch länger nicht gehen. Um den Energieumstieg sicher, bezahl-
                                  bar und umweltverträglich zu gestalten, kommt der Forschung und Ent-
                                  wicklung eine wesentliche Rolle zu. Es gilt, immer leistungsfähigere und
                                  kostengünstigere Technologien zur Energieerzeugung zu entwickeln.

                                  E    in Schwerpunkt der Forschung
                                       liegt z. B. auf der Photovoltaik.
                                  Aufgrund der relativ hohen Sonnen-
                                                                           Neue Ansätze sind z. B. Photovoltaik-
                                                                           Anlagen der dritten Generation, wie
                                                                           „organische Photovoltaik“ oder Hy-
                                  einstrahlung sowie seiner Forschungs-    bridtechnologien aus organischen und
                                  Infrastruktur ist Bayern dafür prädes-   anorganischen Materialien. Diese
                                  tiniert, innerhalb Deutschlands hier     basieren etwa auf halbleitenden
                                  eine führende Rolle einzunehmen.         Kunststoffen und kommen ohne kos-
                                  Und darüber hinaus: Schon heute ist      tenintensive und seltene chemische
                                  Bayern führend im Ausbau der Pho-        Elemente, wie sie in Dünnschicht-
                                  tovoltaik und produziert mehr Photo-     solarzellen verwendet werden, aus.
                                  voltaikstrom als die gesamten USA.       Aber auch die Photovoltaik-Techno-
                                  Im Jahr 2021 sollen 16 Prozent des       logien der ersten und zweiten Gene-
                                  Stroms aus Photovoltaik erzeugt wer-     ration wie Silizium-Wafer und Dünn-
                                  den. Es müssen erhebliche Kosten -       schichtsolarzellen müssen in ihrer
                                  senkungen durch die Optimierung          Ressourcen- und Energieeffizienz
                                  bestehender beziehungsweise Ent-         sowie den Produktionsverfahren ver-
                                  wicklung neuer Solarzellentechniken      bessert werden.
                                  erreicht werden.

ENERGIE INNOVATIV | Energieforschung und -technologie
2        3         4    5
                                                         Kapitel
                                                            1
                                                                		ENERGIEBEREITSTELLUNG

         Auch beim zweiten Verfahren zur              gieverbrauchs steigen. Wie möglichst       Ein zweiter Weg ist die Nutzung von
         Nutzung von Sonnenenergie, der               viel Energie aus Pflanzen gewonnen         Biomasse-Energieträgern der zweiten
         Solarthermie, besteht Forschungs-            werden kann, ist daher ein zentraler       Generation. Dies sind Agrarrest­stoffe
         bedarf. Ansätze sind hier unter an-          Forschungsgegenstand. Ein Weg dazu         wie Stroh und Landschaftspflegema-
         derem die Entwicklung neuer Mate-            ist die Verwendung von Biomasse in         terial wie das gemähte Gras aus
         rialien und Material­kombinationen für       Kraft-Wärme-Kopplungs-(KWK-)An-           ­Straßenrandbepflanzungen uvm.
         Sonnenkollektoren sowie neue Kon-            lagen.                                     ­Die­ser Ansatz hat den entscheiden-
         zepte zur Kombination solarthermi-                                                       den ­Vorteil, dass neue Rohstoffquel-
         scher Energie mit bestehenden Kraft-         Bei der KWK werden gleichzeitig Strom       len erschlossen werden können und
         werkskonzepten.                              und Wärme erzeugt. Ist entsprechen-         die Nutzung von Biomasse weiter
                                                      der Wärmebedarf vorhanden, kann             ausgedehnt werden kann. Ein Meilen­
          Nachwachsende Rohstoffe:                    mit dieser Kopplung der nachwach-           stein bei der Entwicklung dieser Ver-
         ­Biomasse                                    sende Energieträger Holz sehr effi-         fahren ist Deutschlands größte
          Verglichen mit anderen Bundeslän-           zient genutzt werden. Ein innovatives       Zellulose-­Ethanol-Anlage in Strau-
          dern ist Bayern besonders von seinen        Verfahren wäre auch die Herstellung         bing, die im ­Sommer 2012 in Betrieb
          ländlichen Regionen und der Land-           von Biogas aus Biomasse mittels             genommen wurde. Durch den Einsatz
          wirtschaft geprägt. Der Biomasse,           thermochemischer Vergasung. Die-            eines optimierten Fermentationsor-
          dieser im wahrsten Sinne des Wortes         ses könnte zu Erdgasqualität aufbe-         ganismus ist es hier gelungen, aus
          „nachwachsenden“ Energiequelle,             reitet werden und einen Teil der Gas-       Agrarreststoffen bis zu 50 Prozent
          kommt daher eine besondere Bedeu-           versorgung übernehmen. Angesichts           mehr Bioethanol zu produzieren als
          tung zu. Bereits heute ist sie eine         der hohen Kosten und der anspruchs-         bei herkömmlichen Verfahren.
          wichtige Energiequelle nicht nur für        vollen technologischen Umsetzung
          Strom, sondern auch für Wärme und           ist hier eine weitere Erforschung und
          Kraftstoff. Ihr Beitrag soll bis 2021       Entwicklung notwendig.
          auf bis zu 10 Prozent des Primärener-
                                                                                                Automatisiertes Liquid Handling im Rahmen
                                                                                                der Erforschung biogener Kraftstoffe

                          Solartechnologie

                                                                         Festbrennstoffe

Biogas
                                     ENERGIE-
                                                                               Bioethanol
                                  BEREITSTELLUNG

                                                                   Windkraft
                                                                       ­

   Wasserkraft

                                          Kraft-Wärme-Kopplung

         Forschungsprojekte zur Energiebereitstellung haben v­erschiedenste
         Energieträger und -technologien im Fokus.

                                                                                                                               12 | 13
Besonders effizient sind Gas- und
                                                                                    Dampf-Kraftwerke (GuD). Durch neue
                                                                                    Turbinenschaufeldesigns, eine Erhö-
                                                                                    hung des Verdichtermassenstroms
                                                                                    und eine optimierte Verbrennung soll
                                                                                    ihr Wirkungsgrad bis 2022 auf min-
                                                                                    destens 65 Prozent gesteigert wer-
                                                                                    den. Handlungsbedarf besteht bei
                                                                                    der Flexibilität von GuD-Kraftwerken,
                                                                                    deren Dampfturbine nicht einfach
                                                                                    schnell gestartet und wieder gestoppt
Halle der Versuchsanstalt für Wasserbau und Wasserwirtschaft in Obernach            werden kann.

Energie aus Wasser- und Wind-              aus Wind- und Sonnenenergie. Hier        Potenzial für dezentrale Energie-
 kraft                                     besonders gefragt sind die technisch     versorgung: Kraft-Wärme-­
Die bayerischen Flüsse und Seen sind       ausgereiften Pumpspeicherkraftwerke,     Kopplung
Touristenmagnete und beliebte Nah-         für die neue konfliktarme Standorte in   Verfahren der KWK können einen
erholungsgebiete. Sie dienen aber          Bayern gesucht und erkundet werden.      erheblichen Beitrag zu einer wirt-
auch der Gewinnung und dem                                                          schaftlichen und dezentralen Ener-
­Speichern von Energie. Traditionell ist   Ausbaufähig ist die Nutzung der          gieversorgung leisten. Durch die
 Bayern das Land mit den meisten           Windenergie in Bayern: Bis 2021 soll     gleichzeitige Bereitstellung von Strom
 Wasserkraftwerken. Bis 2021 sollen        bis zu einem Zehntel des Strombe-        und Wärme sparen sie bis zu 40 Pro-
 bis zu 17 Prozent der Strom­erzeugung     darfs in Bayern von Windkraftanlagen     zent Primär­energie ein. In Form von
 aus Wasserkraft stammen. Insge-           gedeckt werden. Deren Effizienz muss     Fernwärme wird dieses Verfahren in
 samt finden sich in Bayern etwa           durch die Entwicklung neuer Gene-        Großstädten bereits intensiv genutzt.
 4.200 Wasserkraftanlagen, die teil-       ratoren stark verbessert werden. Ein     Ausbaufähig ist dagegen der Einsatz
 weise seit mehr als 80 Jahren Strom       Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit       von kleinen dezentralen KWK-Anla-
 liefern. Einige davon könnten durch       sind effiziente Windkraftanlagen ver-    gen wie Blockheizkraftwerken, ge-
 eine Modernisierung und Nachrüs-          schiedenster Leistungsklassen. Gleich­   rade auch in der Industrie.
 tung eine deutliche Leistungssteige-      zeitig sollte das Potenzial für Klein-
 rung erfahren. Neue Konzepte für          windkraftanlagen untersucht werden.      Auch hier steht die Steigerung der
 Flusskraftwerke, die den Fischabstieg                                              Energieeffizienz im Mittelpunkt der
 und die Bewegung von Sedimenten           Optimierung konventioneller              Forschungsbestrebungen. Lässt sich
 besser berücksichtigen, sollen ins-       Energiegewinnung                         die Energieerzeugung durch den Zu-
 besondere an bisher nicht genutzten       Bis der bayerische Strombedarf über-     sammenschluss mehrerer Einzel­
 Wehranlagen eingesetzt werden.            wiegend durch erneuerbaren Strom         anlagen und das Einbinden thermi-
 Neue Turbinenentwicklungen, wie           gedeckt werden kann, wird es noch        scher Speicher flexibilisieren? Ein
 In-Stream-Turbinen, können die flie-      etwas dauern. Parallel dazu wird die     viel­­verspre­chender Ansatz ist auch
 ßende Welle schonend, nämlich ohne        Stromerzeugung aus Kernenergie           der Einsatz von Brennstoffzellen bei
 Aufstau nutzen.                           gedrosselt und ab 2022 ganz weg-         KWK-Anlagen. Sie haben aufgrund
                                           fallen. Um diese Lücke zu schließen,     von geringen Emissionen und einem
Forschungs- und Entwicklungsbedarf         müssen mittelfristig auch konventi-      hohen Wir­kungs­grad attraktive Markt­
besteht vor allem bei der Schaffung        onelle Kraftwerke errichtet werden.      po­tenziale.
geeigneter Speicherkapazitäten. Sie        Bayern setzt dabei auf Erdgas, einen
sollen einen Ausgleich schaffen zur        relativ klima­freundlichen fossilen
schwankenden Einspeisung von Strom         Brenn­stoff.

ENERGIE INNOVATIV | Energieforschung und -technologie
2        3          4      5
                                                     Kapitel
                                                           1
                                                               		ENERGIEBEREITSTELLUNG

    Bioethanol aus Stroh – die clevere Perspektive

    Bioethanol, das heute dem Benzin             bis zu 50 Prozent mehr Ethanol pro-        Die Gesamtkosten des Projektes be­
    beigemischt wird, wird überwiegend           duziert werden kann als mit her-           laufen sich auf insgesamt 28 Mio.
    aus Mais, Weizen, Zuckerrüben oder           kömmlichen Verfahren. Im Sommer            Euro (16 Mio. für den Bau der Anlage
    Zuckerrohr gewonnen. Da diese
    ­                                            2012 ging in Straubing die sunliquid ®     und 12 Mio. für die begleitende For-
    Pflanzen aber auch zur Nahrungs- und         Demonstrationsanlage mit einer Pro-        schung). Zu den Forschungskosten
    Futtermittelproduktion verwendet             duktionskapazität von bis zu 1.000         steuern der Freistaat Bayern und der
    werden, entsteht eine Konkurrenz­            Tonnen Zellulose-Ethanol pro Jahr in       Bund jeweils 5 Mio. Euro bei. Eine
    situation um Rohstoff und Anbau­             Betrieb. Sie stellt den letzten Schritt    lohnende In­    vestition, denn die
    flächen. Einen Lösungsansatz dieser          vor der Realisierung industrieller An-    ­sunliquid® Technologie birgt große
    „Teller-Tank-Problematik“ stellt die         lagen im großen Maßstab dar.               Potenziale gerade für Bayern mit
    sunliquid® Technologie der Firma                                                               ­seinen landwirtschaftlich ge-
    Clariant dar. Mittels eines innovativen                                                        prägten Regionen. Bis zu
    biotechnologischen Verfahrens wer-                                                              60 Prozent des anfallenden
    den hier nicht die stärkehaltigen T
                                      ­ eile                                                        Strohs könnten so zu Zellu­lose-
    der Pflanze wie Weizen- oder Mais-                                                              Ethanol umgewandelt werden.
    körner verarbeitet, sondern das nach                                                            Hochgerechnet auf ganz Euro­
    der Ernte zurückbleibende Stroh oder                                                            pa ließen sich damit rund
    andere Agrarreststoffe. Das dabei                                                               25 Prozent des prognostizier-
    entstehende Zellulose-Ethanol gilt als                                                          ten ­europäischen Benzinver-
    Bioethanol der 2. Generation.                                                                   brauchs im Jahr 2020 decken1.
                                                                                                    Und auch das Klima würde
    Dazu werden die cellulosehaltigen                                                               profitieren, denn das Zellulo-
    Pflanzenbestandteile zunächst durch                                                             se-Ethanol erzielt gegenüber
    Enzyme zu Zucker umgesetzt, der                                                                 Benzin bis zu 100 Prozent an
    dann in einem Vergärungsprozess zu           Im Labor im Münchner Biotech & Renewables          CO2-Einsparungen.
                                                 Center der Clariant
    Ethanol wird. Zusätzlich kann auch die
    in den Pflanzen reichlich vorhandene
    Hemicellulose genutzt werden, so-
    dass mit der sunliquid® Technologie

­
                                               Projekt         Demonstrationsanlage zur Produktion von Bioethanol der 2. Generation

                                         Forschungs­           Produktion von Bioethanol aus Agrarreststoffen
                                         gegenstand

                                       Forschungsziel          Nutzung von Biomasse, die nicht in Konkurrenz mit der Nahrungs- und
                                                               Futtermittelproduktion steht, verbesserte Deckung des Benzinverbrauchs
                                                               mit Bioethanol

                                            Projekt­           Prof. Dr. Andre Koltermann
                                     verantwortlicher          Clariant Biotech & Renewables Center
                                                               www.sunliquid.de

                                               geplante        2013–2015                  Fördermittel    20 Mio. EUR
                                                Laufzeit                        (siehe Hinweis * S. 55)

                                                 1	Quelle: Benzinverbrauchsprognose, Bloomberg New Energy Finance, 2010
                        Kontakt:
         www.sunliquid.de

                                                                                                                                14 | 15
Mehr Kraft aus der Sonne
­
                                               Projekt     Solar Technologies Go Hybrid

                                           Forschungs­     Neue Konzepte zur Umwandlung von Sonnenenergie in elektrischen Strom
                                           gegenstand      und nicht-fossile Brennstoffe

                                        Forschungsziel     Weiterentwicklung von Verfahren der Photovoltaik und der Bindung von
                                                           Sonnenenergie in Form von chemischer Energie;
                                                           Transfer der Forschungs­ergebnisse in die universitäre Lehre

                                               Projekt­    Prof. Dr. Frank Würthner, Julius-Maximilians-Universität Würzburg (2013)
                                        verantwortliche    Prof. Dr. Dirk M. Guldi, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU)
                                                           (2014) www.soltech-go-hybrid.de

                                               geplante    2012–2016                   Fördermittel      50,55 Mio. EUR
                                                Laufzeit                     (siehe Hinweis * S. 55)

    Solarzelle auf flexiblem Substrat                                                                                                       Kontakt:
                                                                                                                www.soltech-go-hybrid.de
    Photovoltaikanlagen auf bayerischen          werden sich in ihren Forschungs-
    Dächern sind ein inzwischen vertrau-         schwerpunkten ergänzen und inten-
    tes Bild. Dennoch lässt sich die Sonnen­     siv untereinander vernetzen. In Nord-
    energie mit den etablierten Techno-          bayern steht die Erforschung organi-
    logien derzeit noch nicht effizient          scher Materialien im Mittelpunkt: In
    genug nutzen. Neue Wege erforschen                                                                 Dieses Verbundprojekt stärkt
    daher Chemiker und Physiker im                                                                     die bayerische Forschungs­infra­
    ­neuen Verbundprojekt „Solar Tech-                                                                 struktur, denn von einem Groß-
    nologies Go Hybrid“ an den Univer-                                                                 teil des Fördergeldes können
     sitäten Bayreuth, Erlangen-Nürnberg,                                                              alle Beteiligten in ihren Labora-
     Würzburg sowie der Technischen                                                                    torien Messplätze zur Erfor-
     Universität und der Ludwig-Maximi-                                                                schung neu­artiger Materialien
     lians-Universität in München.                                                                     und Ener­gie­umwand­lungs­kon­
                                                                                                       zepte ein­rich­ten. Ungefähr die
    Im Fokus stehen dabei neue Konzepte                                                                Hälfte der Fördersumme ist für
    zur Umwandlung von Sonnenenergie                                                                   Neubauten in München und
    in elektrischen Strom und in Brenn-                                                                Würzburg vorgesehen.
    stoffe: Neben der Photo­voltaik-For­
    schung sollen Techniken zur Bindung                                                               Die Aktivitäten des Netzwerks
    von Sonnenenergie in Form von che-           Photokatalytische Wasserstofferzeugung               werden darüber hinaus auch in
                                                 durch ­Belichtung von Nanokristallen
    mischer Energie vorangebracht wer-                                                                die Lehre an den Universitäten
    den. Ein Beispiel dafür ist die Spaltung                                                          ­ein­fließen, so­dass das Ver­bund­
    von Wasser in Sauerstoff und den             Bayreuth befasst man sich mit Poly-            projekt in Forschung und ­Lehre einen
    energiereichen Brennstoff Wasser-            meren, in Erlangen mit Nanoröhren              wichtigen Beitrag zur Energiewende
    stoff – umweltverträglich nach dem           und anderen Materialien aus Kohlen-            in Bayern leistet.
    Vorbild der pflanzlichen Photosynthese.      stoff, und in Würzburg mit kleinen
                                                 Molekülen, die sich zu größeren Funk­            Partner:
    Für das Projekt richten die fünf Univer-     tionseinheiten zusammenlagern. Die               Universität Bayreuth
                                                                                                  Friedrich-Alexander-Universität
    sitäten gut ausgestattete Laboratorien       beiden Münchener Universitäten er­­              Erlangen-Nürnberg (FAU)
    ein, sogenannte Key Labs. Diese              forschen anorganische Materialien                Ludwig-Maximilians-Universität München
                                                                                                  (LMU)
    werden jeweils in bestehende For-            und hybride anorganisch-organische
                                                                                                  Technische Universität München (TUM)
    schungszentren mit internationaler           Nanosysteme.                                     Julius-Maximilians-Universität Würzburg
    Reputation integriert. Die neuen L
                                     ­ abore

    ENERGIE INNOVATIV | Energieforschung und -technologie
2        3        4        5
                                                    Kapitel
                                                          1
                                                              		ENERGIEBEREITSTELLUNG

    „Flexible Folien“ erzeugen schonend Energie

    Wind- und Wasserkraft zählen zu den         Wind beziehungsweise Wasser er-                   Vorgang erzeugt Lärm; außerdem
    wichtigsten Erneuerbaren Energie-           zeugte mechanische Energie wird                   stellen Wind­kraftanlagen und Stau-
    quellen, die bereits heute intensiv         dabei von einem Rotor beziehungs-                 stufen einen Eingriff in das Land-
    genutzt werden und deren Bedeu-             weise einer Turbine „eingefangen“                 schaftsbild dar und können Auswir-
    tung für die Energiegewinnung der           und über einen Generator in elektri-              kungen auf die Tier- und Pflanzenwelt
    Zukunft noch steigen wird. Die von          sche Energie umgewandelt. Dieser                  haben.

­
                                               Projekt        DEGREEN – Elastomerbasierte Generatoren zur Gewinnung von
                                                              elektrischer Energie

                                          Forschungs­         Wandlung von mechanischer Energie aus Wasser und Wind in elektrische
                                          gegenstand          Energie mittels Generatoren auf der Basis dielektrischer Elastomerfolien

                                        Forschungsziel        Effiziente Energiegewinnung unter weitgehender Vermeidung von
                                                              ­Störungen der natürlichen Umwelt

                                             Projekt­         Dr. Bernhard Brunner
                                      verantwortlicher        Fraunhofer-Institut für Silicatforschung (ISC), Würzburg
                                                              www.isc.fraunhofer.de

                                              geplante        2012–2016                  Fördermittel     8 Mio. EUR
                                               Laufzeit                        (siehe Hinweis * S. 55)

                                                                                                                                         Kontakt:

     Energieerzeugung ohne her-                 „Die Folie wirkt wie ein Kondensator,                              www.isc.fraunhofer.de
     kömmliche Generatoren                      der durch Wind oder Wasser mecha-
     Mit dem Projekt DEGREEN (Di­ nisch gedehnt wird und über die da­
     elektrische Elastomer-Generatoren mit verbundene Kapazitätsänderung
     für Regenerative Energien) verfolgt elektrische Energie erzeugt“, erläutert
     das Center Smart Materials im Fraun- Dr. Bernhard Brunner, ­Projektleiter                     Außerdem zeichnet er sich durch
     hofer-Institut für Silicatforschung da- DEGREEN.                                             einen flexiblen Auf­bau, um­welt­freund­
     her einen neuen Ansatz zur                                                                   ­liche Materialien und eine hohe Ener­
     Energieerzeugung, der nicht                                                                   gie­effizienz aus.“
     auf herkömm­lichen Ge­ne­
     ratoren beruht. Stattdessen                                                                  Schlüssel zur Energieversorgung
     sollen modular aufge­bau­te                                                                  im ländlichen Raum
     Dielektrische Elas­to­mer­­­ge­                                                              Ließe sich mit diesem Verfahren die
     ne­­ra­­to­ren zum Einsatz kom­                                                              Akzeptanz zur Nutzung von Wind- und
    ­men. Dielek­tri­sche Elasto-                                                                 Wasserkraft steigern, wäre dies der
     mere sind stark dehnbare,                                                                    Schlüssel zur künftigen Energiever-
     beidseitig mit Elek­     troden                                                              sorgung in ländlichen Regionen. Im
     beschichtete Fo­lien, deren                                                                  Projekt sind deshalb auch Koopera­
     Leit­fähigkeit auch unter ho-                                                                tionen mit bayerischen Unternehmen,
     her Dehnung erhalten bleibt.       Kleinkraftwerk als potentielle Versuchsstrecke für        insbesondere aus der Region, geplant.
                                        die DEGREEN-Stromgeneratoren
     In diesem Bereich verfügt das                                                                Für den Freistaat Bayern ist die För-
     Center Smart Materials über langjäh- „Dieser Ansatz bietet die Möglichkeit,                  derung von DEGREEN somit ein wich-
     rige wissenschaftliche Expertise.          Energie unter weit­gehender Vermei-               tiger Beitrag, bayerische Unterneh-
                                                dung von Störungen der Umwelt zu                  men weiterhin als Innovations- und
                                                erzeugen.                                         Technologietreiber zu positionieren.

                                                                                                                                  16 | 17
Kraft-Wärme-Kopplung: Effizienzsteigerung im Fokus

Bei der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK)          Mit der weiteren Optimierung dieses                 Zusammengeführt werden alle diese
werden gleichzeitig Strom und nutz-         Verfahrens beschäftigt sich das Kom-                Ansätze im Handlungsfeld KWK-Sys­
bare Wärme erzeugt. Gegenüber               petenzzentrum für Kraft-Wärme-Kopp­                 temtechnik, in dem die Vernetzung der
konventionellen Verfahren spart dies        lung in Amberg-Weiden. Der Fokus                    unterschiedlichen KWK-Systeme unter­
ca. 30 bis 40 Prozent an fossiler Pri-      liegt dabei vor allem auf einer mög-                einander und mit anderen Energie-
märenergie. KWK-Anlagen wie Block-          lichst effizienten Nutzung von Energie              systemen und -speichern untersucht
heizkraftwerke stellen Energie plan-        im großflächigen Einsatz, der damit                 werden soll. Ziel ist die Entwicklung
und regelbar bereit. Sie eignen sich        verbundenen besseren Umweltver-                     neuer Auslegungs- und Re­ge­lungs­
daher als i­deale Ergänzung zur Strom-      träglichkeit und der Entwicklung in-                strategien, z. B. für das Zusammen-
erzeugung aus unregelmäßig zur              novativer KWK-Technologien und                      spiel mit Solar- und Windkraftanlagen.
Verfügung stehenden Erneuerbaren            Kon­zepte. Schwerpunkte im Bereich
Energiequellen wie Wind oder Sonne.         der industriellen KWK sind die Effi-                Alle Arbeiten erfolgen in enger Koope­
KWK-Anlagen sind ein wichtiger Bau-         zienzsteigerung durch Verstromung                   ration mit Partnern aus Forschung
stein zur effizienten, wirtschaftlichen     bisher ungenutzter Abwärme sowie                    und Industrie, wie z. B. dem Zentrum
und dezentralen Energieversorgung.          neue Motorenkonzepte für Blockheiz-                 für Energietechnik an der Universität
                                            kraftwerke. Darüber hinaus werden                   Bayreuth, dem Fraunhofer UMSICHT,
                                                                in Zusammenarbeit               Institutsteil Sulzbach-Rosenberg, und
                                                                mit Industriepart-              dem Institut für Energie­technik an
                                                                nern neue Verfah-               der Hochschule Amberg-Weiden. Für
                                                                ren zur Stromerzeu-             die Forschungsarbeiten stehen neben
                                                                gung aus Biomasse               den Laboren der Hochschule Amberg-
                                                                mittels thermoche-              Weiden auch Prüfstände bei Projekt-
                                                                mischer Vergasung               partnern sowie ein eigens konzipiertes
                                                                und Turbinenpro-                Technikum auf dem Amberger Hoch-
                                                                zessen entwickelt               schulcampus zur Verfügung, das vor­
                                                                und erprobt.                    aus­sichtlich 2014 den Betrieb aufnimmt.
Abgasmessung an einem Zündstrahl-Blockheizkraftwerk

                                          Projekt        Kompetenzzentrum für Kraft-Wärme-Kopplung

                                    Forschungs­          Reduzierung klimaschädlicher Emissionen aus Kraft-Wärme-Kopplungs-(KWK-)
                                    gegenstand           Anlagen, Steigerung der Energieeffizienz von KWK-Anlagen, biogene Brenn­
                                                         stoffe für KWK-­Systeme, KWK-Systemtechnik, innovative Verfahren der KWK

                                  Forschungsziel         Möglichst effiziente Energienutzung durch Weiterverwertung der bei der
                                                         Stromerzeugung anfallenden Abwärme

                                        Projekt­         Prof. Dr.-Ing. Markus Brautsch
                                 verantwortlicher        Hochschule Amberg-Weiden (HAW)
                                                         www.haw-aw.de

                                          geplante       2012–2016                   Fördermittel      5,23 Mio. EUR
                                           Laufzeit                        (siehe Hinweis * S. 55)

                      Kontakt:
        www.haw-aw.de                         Partner:
                                              Zentrum für Energietechnik (ZET), Universität Bayreuth
                                              Fraunhofer UMSICHT, Institutsteil Sulzbach-Rosenberg
                                              Institut für Energietechnik (IfE) GmbH an der Hochschule Amberg-Weiden (HAW)
                                              Energie Campus Nürnberg (EnCN), Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU),
                                              Bavarian Hydrogen Center (BHC)

ENERGIE INNOVATIV | Energieforschung und -technologie
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                                                     Kapitel
                                                           1
                                                               		ENERGIEBEREITSTELLUNG

    Wasserkraft im Einklang mit der Natur

    Im Zuge der Energiewende soll der            sem Zuwachs werden die Moderni-
    Anteil der Wasserkraft an der baye-          sierung und Nachrüstung bestehen-
    rischen Stromerzeugung von 15 auf            der großer Wasserkraftanlagen aus­
    bis zu 17 Prozent steigen. Ziel ist es,      machen. Die sogenannte „kleine
    bis 2021 ca. 2 Milliarden Kilowattstun-      Wasserkraft“ (Kraftwerke mit einer
    den im Jahr zusätzlich zu erzeugen           Leistung unter 1 Megawatt) soll im
    – und zwar unter größtmöglicher              Wesentlichen durch Neubauten an
    Rücksichtnahme auf die Gewässer­             bestehenden, noch nicht genutzten
    ökologie. Den größten Anteil an die-         Wehranlagen ausgebaut werden.

­
                                               Projekt         Forschungsschwerpunkt ökologisch innovative Wasserkraftanlagen

                                         Forschungs­           Ausbau der Wasserkraft im Energiemix
                                         gegenstand

                                       Forschungsziel          Erforschung und Etablierung von ökologisch möglichst verträglichen
                                                               Wasserkraftnutzungskonzepten

                                            Projekt­           Dipl.-Ing. Gregor Overhoff
                                     verantwortlicher          Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit (StMUG)
                                                               www.stmug.bayern.de

                                               geplante        2012–2015                  Fördermittel    je 1 Mio. EUR (in 2012 und 2013),
                                                Laufzeit                        (siehe Hinweis * S. 55)   weitere Finanzierung offen

    Wasserkraftanlage Gengenbach/
    Kinzig                                                                                                                            Kontakt:
                                                                                                               www.stmug.bayern.de
    Um eine besonders gewässerverträg-           durch einen direkten Turbinendurch-
    liche Art der Wasserkraftnutzung zu          gang bei langsam drehenden Tur­bi­
    etablieren, setzt die Bayerische Staats­     nen­rädern ermög­licht.
    regierung dabei auf ökologisch inno-
    vative Kraftwerkskonzepte, z. B. das         Im Rahmen des For-
    „Bewegliche Kraft­     werk“, Fließge-       schungsschwerpunkts
    wässer-Kraftwerke, Schacht-Kraft-            „ökologisch innovative
    werke und langsam dre­hende Turbi-           Wasserkraftanlagen“
    nenräder, z. B. die Very-Low-Head-           sollen diese Wasser-
    Turbine (VLH) oder die Wasser­               krafttechniken in der
    kraftschnecke. Sie reduzieren Umwelt­        Praxis getestet und ihre
    ­­auswirkungen in besonderem Maße            Umweltverträglichkeit
    und tragen außerdem zur Etablierung          durch begleitende ge-
    eines umweltschonenden technischen           wässerökologische Un­
    Standards bei. Zudem wird bei Öko-           ter­suchungen verifiziert Wasserkraftschnecke an der Bochalter Aa, Leistung 50 kW
    Wasserkraftanlagen der Geschiebe-            werden. Eine Projekt-
    und Schwebstofftransport deutlich            partnerschaft mit Institutionen aus
    weniger oder gar nicht behindert.            der Wissenschaft ist angestrebt.
    Auch der Fischabstieg wird durch             Erste konkrete Projekte wurden be-
                                                                                           Partner:
    besondere Fischleiteinrichtungen an          reits im Laufe des Jahres 2012 auf-       Wissenschaftliche Einrichtungen
    den Turbineneinläufen vorbei oder            gesetzt.

                                                                                                                                    18 | 19
Biogas hat noch mehr Potenzial

In Bayern gibt es rund 2.370 Biogas-      verstromt oder im Erdgasnetz zwi-            versprechende „Stellschrauben“ im
anlagen. Damit werden bereits heute       schengespeichert werden. Mit einer           Hinblick auf diese Effizienzsteigerun-
6 Prozent des Bruttostromverbrauchs       gezielten Förderung von Forschungs-          gen gibt es entlang der gesamten
in Bayern gedeckt. Rechnerisch könnte     und Entwicklungsarbeiten unterstützt         Biogas-Prozesskette.
damit jeder fünfte Haushalt in Bayern     das Bayerische Staatsministerium für
mit Strom aus Biogas versorgt wer-        Er­nährung, Landwirtschaft und Forsten
den. Biogas kann sowohl in kleineren      die Bemühungen, Biogas als rege-
Anlagen als auch in Großanlagen nutz-     nerative und leicht speicherbare Ener-
                                                                                                                          Kontakt:
bar gemacht und entweder direkt           giequelle weiter auszu­bauen. Erfolg-
                                                                                                        www.lfl.bayern.de

                                        Projekt     Effizienzsteigerung bei Biogasanlagen
                                                    (Wirkungsgradanhebung, Abwärmenutzung, Diversifizierung
                                                    bei Energiepflanzen, neue Mikroorganismen, Speichertechniken)

                                  Forschungs­       Ausbau von Biogas als regenerative und leicht speicherbare Energiequelle
                                   gegenstand

                                Forschungsziel      Effizienzsteigerung, Verbesserung der bisherigen Prozesse und Diversifizie-
                                                    rung der genutzten Substrate zur Vergärung

                                      Projekt­      Ulrich Keymer
                               verantwortlicher     Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)
                                                    www.lfl.bayern.de

                                        geplante    2012–2015                  Fördermittel     13,35 Mio. EUR
                                         Laufzeit                    (siehe Hinweis * S. 55)

Insgesamt wurden elf verschiedene mespeichern sowie intelligente Kraft-                die Weiterentwicklung ein und ver-
Forschungsprojekte auf den Weg ge­ Wärme-Kopp­       lung untersucht und               stärkt die angewandte Forschung, um
bracht. Sie widmen sich dem Moni­to­ zusammen mit landwirtschaftlichen                 Alternativen zum Maisanbau auszu-
ring bestehender Anlagen, der Stei- Betrieben tragfähige Konzepte ent-                 loten. Dies gilt vor allem in Bezug auf
gerung des Gasertrags während der wickelt.                                             eine nachhaltige und klima­freundliche
Vergärung oder der Bewer-                                                              Optimierung der Frucht­folgen und auf
tung innova­ tiver Blockheiz-                                                          die Entwicklung von Alter­nativ­frucht­
kraftwerke unter Praxis­be­din­                                                        folgen be­zie­hungs­weise -kulturen. Ziel
gungen. Hierbei werden auch                                                            ist es, das Spektrum etablierter Kultur­
die Emissionen und das Ent-                                                            pflanzen in der Agrarlandschaft um
weichen von Methan­gas aus                                                             neue Energie- und Rohstoffpflanzen
den Anlagen während der                                                                wie z. B. Sorghumhirse zu bereichern.
Produktion („Methanschlupf“)                                                           So werden unter anderem mehrjähri-
untersucht. Zur Steigerung Biogasanlage in Schwandorf                                  ge Blühpflan­zen­mischungen erprobt,
der Effizienz müssen neben                                                             um Alternativen zu Silomais für Biogas­
dem elektrischen auch der thermi- Ein weiterer Schwerpunkt ist die                     betreiber zu schaffen.
sche Nutzungsgrad beziehungs­weise ­Di­ver­sifizierung der Gärsubstrate. Das
                                                                                         Partner:
der Gesamtnutzungsgrad der Biogas- Bayerische Staatsministerium für Er­                  Technologie- und Förderzentrum (TFZ),
verwertung betrachtet werden. Dar- nährung, Landwirtschaft und Forsten                   Straubing
                                                                                         Landesanstalt für Wein- und Gartenbau
über hinaus werden auch die Entwick- bringt sich hier mit seinen Ressort-                (LWG), Veitshöchheim
lung und Er­probung von Latentwär- forschungseinrichtungen intensiv in

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                                                             		ENERGIEBEREITSTELLUNG

    Mehr als nur Brennholz

    Holz als Energieträger der Zukunft ist     tisch untersucht und die gewonnenen             teilhafte Erzeugung von Holz zur
    ein Forschungsthema, das weit über         Erkenntnisse der Praxis zur Verfügung           energetischen Verwertung. Die Er-
    bayerische Landesgrenzen hinaus            gestellt.                                       gebnisse dieser Versuchsflächen sind
    intensiv bearbeitet wird. Beispiels-                                                       von hoher Bedeutung und werden
    weise beschäftigt sich das interna­        In diesem internationalen Forschungs­           weiter fortgeführt.
    tionale Verbundprojekt „Future Low         projekt arbeitet auch das Technologie-
    Emission Biomass Combustion Sys-           und Förderzentrum in Straubing mit.
    tems“ mit richtungweisenden Maß-           Es ist eine Ressortforschungseinrich-
    nahmen zur Weiterentwicklung und           tung des Bayerischen Staats-
    Verbesserung der Verbrennungstech-         ministeriums für Ernäh­rung,
    nologie. Im Vordergrund stehen dabei       Landwirtschaft und Forsten.
    die Emissionsminderung durch Ab-           Über weitreichende Erfah-
    gaskondensationseinrichtungen und          rung auf dem Gebiet der
    sogenannte Sekundärmaßnahmen,              effizienten Erzeugung von
    wie der Einbau elektrostatischer Ab-       Holz zur energetischen Nut-
    scheider für Feinstaub. Denn je            zung verfügt außerdem die
    ­weniger seine Nutzung mit Emissio-        Bayerische Landesanstalt für
     nen verbunden ist und je effizienter      Wald und Forstwirtschaft in
     das Holz genutzt wird, desto höher        Freising. Bereits vor mehre- Detail einer Pelletpresse
     ist die gesellschaftliche Akzeptanz       ren Jahren hat sie ein bayern­
     von Holz als nachwachsendem Ener­         weites Versuchsnetz von sogenannten
     gie­träger. Daneben werden weitere        Kurzumtriebsplantagen (KUP) instal-      Partner:
                                                                                        Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft
     Fragestellungen rund um das Thema         liert. KUP erlauben eine schnelle,       (LWF)
     biogene Festbrennstoffe systema-          kos­tenextensive und ökologisch vor-

­
                                             Projekt         Festbrennstoffe
                                                             (Gewinnung, Qualitätssicherung, Normung, Emissionsverhalten)

                                       Forschungs­           Holz als nachwachsender Energieträger
                                       gegenstand

                                     Forschungsziel          Produktion, energetische Nutzung und Verringerung verbrennungsbedingter
                                                             Emissionen bei Holz

                                           Projekt­          Dr. Hans Hartmann
                                    verantwortlicher         Technologie- und Förderzentrum (TFZ)
                                                             www.tfz.bayern.de

                                             geplante        2012–2015                 Fördermittel    6 Mio. EUR
                                              Laufzeit                       (siehe Hinweis * S. 55)

                                                                                                                         Kontakt:
                                                                                                          www.tfz.bayern.de

                                                                                                                            20 | 21
ENERGIEEFFIZIENTE
2
                 GEBÄUDE UND
                   BETRIEBE

    ENERGIE INNOVATIV | Fortschrittsbericht 2012
„My home is my castle“: Der Trend, es sich zuhause gemütlich zu
­machen, ist ungebrochen. Denn anders als die Burgen der Vergangen-
heit sind unsere heutigen Gebäude mit allen Annehmlichkeiten ausge-
stattet. Insgesamt sind Gebäude dadurch für mehr als ein Drittel des
Energie­verbrauchs verantwortlich. Sogar noch etwas mehr, nämlich
fast 40 Prozent des Energieverbrauchs, entfallen auf Industrie, Handel,
Gewerbe und Dienstleistung. Hier setzen neue Technologien an, die es
einerseits ermöglichen, Produktions- und Dienstleistungs­
                                                        prozesse
hoch energie­effizient zu gestalten und andererseits Wohn- und Gewerbe-
gebäude energieneutral oder sogar als Energieproduzent zu konstru­
ieren. Bis 2022 sollen alle Neubauten in Bayern einer dieser beiden
­Kategorien angehören.
DAS GANZE IST MEHR
als die Summe seiner Teile
Energieeffizienz der Zukunft ist intelligent
und vernetzt

Gebäude zählen zu den größten Energieverbrauchern überhaupt. Hier
gilt es, die erheblichen Energieeinsparpotenziale zu realisieren und
Möglichkeiten der Energieerzeugung zu nutzen. Bereits heute sind
Technologien vorhanden, die es ermöglichen, Gebäude als Passivhäu-
ser zu konstruieren – also so, dass sie sich unter dem Strich „möglichst
selbst mit Energie versorgen können“. Doch das ist noch nicht das Li-
mit: Auch „Plus“-Energiehäuser sind technisch machbar. Sie produzie-
ren mehr Energie als sie verbrauchen und fungieren damit gewisser-
maßen als „Energiequelle mit vier Wänden“.
Die Erzeugung von Waren und die Erbringung von Dienstleistungen
bieten ebenfalls ein enormes Potenzial für eine effizientere Energienut-
zung. Gerade in energieintensiven Branchen bieten sich vielfältige An-            Vom Energieverbraucher zum Energie­
sätze, die großen eingesetzten Energiemengen, so weit wie technisch               lieferanten dank moderner Technologie

möglich, sinnvoll wiederzuverwerten.                                              Bestandsbauten bieten ein großes Potenzial
                                                                                  für Energieeinsparungsmaßnahmen.

                                                                                  vor der energetischen       nach der energetischen

N     eubauten alleine machen nur
      einen Ansatzpunkt bei der ener-
getischen Optimierung von Gebäuden
                                          dings wesentlich größere Einsparpo-
                                          tenziale machbar. So gehen die Be-
                                          mühungen der Entwickler dahin,
                                                                                  Sanierung                   Sanierung

aus. Bestandsgebäude sind der ak-         technisch und wirtschaftlich tragfä-
tuelle Schwerpunkt. Etwa 80 Prozent       hige Lösungen zu finden, auch Be-
aller Gebäude sind älter als 20 oder      standsbauten auf einen Passivhaus-
30 Jahre. Bereits heute wird durch        standard oder sogar Plus-Energie-
die Standardsanierung eines Gebäu -       hausstandard anzuheben. Dies ist eine
des aus den siebziger Jahren der          besondere Herausforderung insbe-
Energieverbrauch in der Regel um die      sondere bei historisch wertvollen,
Hälfte reduziert. Technisch sind aller-   denkmalgeschützten Gebäuden, die

ENERGIE INNOVATIV | Energieforschung und -technologie
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                                                        Kapitel
                                                             2
                                                                 		 ENERGIEEFFIZIENTE GEBÄUDE UND BETRIEBE

teilweise über Jahrhunderte „gewach­        höhte Wärmedämmung durch neue                   terialien (z. B. durch Kontrolle von
sen“ sind und in denen unterschied-         Fensterlösungen oder bessere Solar­             Temperatur und Luftdichtheit) lang-
lichste Baumaterialien und konstruk-        kollektoren spielen eine Rolle. Die             fristig überwachen können. Ein wei-
tive Verfahren eingesetzt wurden.           zielgerichtete Überwachung und                  teres Ziel der Forschung ist es, neue
                                            Steuerung von Wärme- und Luftströ-              Konzepte zu entwickeln, welche die
Aktuelle Schwerpunkte der For-              men ist allerdings nur möglich, wenn            Gebäudehülle zur Stromerzeugung
schung sind beispielsweise bessere,         im Haus die entsprechende informa-              nutzen. Schließlich wird unter­sucht,
langlebigere Dämmsysteme oder               tions- und kommunikationstechnische             wie die technische Gebäudeausrüs-
multifunktionelle Fassaden, die Son-        Infrastruktur vorhanden ist. Dies fängt         tung – also z. B. Gas-Wärmepumpen
nenschutz und Stromerzeugung kom-           schon bei der Entwicklung von Sen-              oder saisonale Wär­me­speicher – zu
binieren. Auch die Rückgewinnung            sormaterialien an, welche die ein-              Effizienzsteigerungen beitragen kann.
von Lüftungswärme sowie eine er-            wandfreie Funktion von Dämmma-

Intelligent vernetzt                        Nürnberger Pilotprojekt untersucht,              leis­ten, den Freistaat von Energie­-
Der Einsatz punktueller technischer         in dem unterschiedliche Fakultäten              ­im­por ­ten unabhängig zu machen.
Lösungen allein ist auch im Bereich         und Industriepartner Lösungen und                Dies soll neben dem Einsatz von Effi­
des privaten Wohnens nicht ausrei-          Produkte für die private Wirtschaft              zienztechnologien durch die breite
chend. Es gilt nicht nur, intelligente      entwickeln, die in den kommenden                 Anwendung von Photovoltaik und
Methoden der Integration und Ver-           Jahren in verschiedenen Musterwoh-               solarthermischen Anlagen erreicht
netzung dieser neuen Technologien           nungen installiert und getestet werden.          werden. Energieüberschüsse können
in den Haushalt zu finden. Auch die                                                          sowohl in das Verteilnetz eingespeist
ökonomischen, ökologischen und              Indem mittelfristig immer mehr Ge-               werden, als auch durch hauseigene
sozialen Anforderungen dieses Wan-          bäude von Energieverbrauchern zu                 chemische und physikalische Ener-
dels müssen bewältigt werden. Wie           Energieerzeugern werden, können                  giespeicher aufgenommen werden.
dies gelingen kann, wird in einem           sie einen immer größeren Beitrag dazu            Zusätzlich oder alternativ dazu kommt
                                                                                             auch – eine entsprechende Schnitt-
                                                                                             stelle vorausgesetzt – die N  ­ utzung
                 Solarstrom       Solarthermie
                                                                                             von Energieüberschüssen für die
                                                                                             Elektromobilität in Frage.

                                                                                            Forschungsbedarf besteht neben der
                                            Verbraucher                                     gebäudeinternen Vernetzung und der
                                                                                            Einbindung in ein sogenanntes „Smart
             Lüftung
                                                                                            Grid“ (mehr dazu im Kapitel „Netze“)
                                    Steuerung
                                                                                            auch bei der Entwicklung von Syste-
           Heizkörper                                                                       men, die Energieüberschüsse in Form
                                                                     Elektrofahrzeuge
                                             Energie-                                       von thermischer oder chemischer
                                             Speicher
                                                                                            Energie aufnehmen (mehr dazu im
                        Heizung
                                                                                            Kapitel „Speicher“). Insgesamt kann
                                                                                            von der Kombination des Gebäudes
                                                                                            als Energielieferant und Energie­
                                   Daten             Strom                                  speicher (z. B. in Elektrofahrzeugen)
                                                                                            ein bisher nicht erreichbarer Grad an
    Smart Grid                                                                              Synergien erzielt werden.
                                            Das vernetzte Haus

                                                                                                                         24 | 25
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