INDUSTRIAL PIONEERS - GAME CHANGERS - Hannover Messe
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INDUSTRIAL 1 | 18 PIONEERS Das Magazin der HANNOVER MESSE S. 12 INTERVIEW ENGELBERGER ROBOTICS AWARD PREISTRÄGER ESBEN ØSTERGAARD S. 14 STORY DIESE PIONIERE VERÄNDERN DIE INDUSTRIE INDUSTRY, ENERGY, LOGISTICS. TECHNOLOGY GAME CHANGERS
I N T EGR AT ED EN ERG Y JOIN THE ENERGY PIONEERS INDUSTRIAL 1. – 5. April 2019 PIONEERS Hannover ▪ Germany hannovermesse.de EDITORIAL LIEBE LESERINNEN UND LESER, wir diskutieren im Moment in Europa, in den USA und in China zu viel über Grenzen und Strafzölle und zu wenig über Bildung, Wissen, Arbeit, die Digita- lisierung oder Pioniere in der Industrie. Das wollen wir mit unserem neuen Kundenmagazin ändern. Die HANNOVER MESSE ist seit Jahrzehnten der Treffpunkt, die Plattform für Industrial Pioneers, die neue Technologien entwickeln und der Öffentlichkeit erstmals präsentieren. Unsere Messen entwickeln sich immer schneller zu Wissensplattformen, die Menschen aus der ganzen Welt live, digital oder auch über ein Printprodukt zu- sammenbringen, um Informationen auszutauschen, um gemeinsam Fortschritte zu erzielen, um Handel zu treiben und den Wohlstand zu vergrößern. Wir sind dabei – ebenso wie viele von Ihnen – auf freie Märkte und ein freies In- ternet angewiesen, denn wir wollen Besucher aus der ganzen Welt begrüßen und diese das ganze Jahr über mit Fachinformationen versorgen, um Diskussionen über Technologien, die Arbeit der Zukunft und die Digitalisierung anzustoßen. In diesem Austausch entstehen neue Ideen, reift Wissen, lebt eine respektvolle Diskussions- und Streitkultur, machen wir neue Erfahrungen und erweitern unseren Horizont. Diese Fähigkeiten brauchen wir heute dringender denn je. Ihr Dr. Jochen Köckler Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Messe 2 www.industrialpioneers.com INDUSTRIALPIONEERS 3
40 INHALT 1 | 18 Die Zeit kommt Der 3D-Druck ist noch nicht Standard – da forschen Wissenschaftler in IMPRESSUM den USA und Europa schon Herausgeber Realisierung am 4D-Druck. Deutsche Messe AG B&B. Markenagentur GmbH Messegelände Georgstraße 56 30521 Hannover 30159 Hannover Tel. +49 511 89-0 Tel. +49 511 28061-0 info@messe.de kontakt@BundB.de Redaktionsleitung Satz und Litho Brigitte Mahnken-Brandhorst Gebertshan Satz und Repro GmbH Deutsche Messe AG Sutelstraße 10 Tel. +49 511 89-31024 30659 Hannover 14 brigitte.mahnken@messe.de Tel. +49 511 28478-0 36 contact@gebertshan.de Denker, Drucker, Datensammler Redaktion Sechs Pioniere in ihrem Fach LiFi statt WiFi? Robert Weber Druck erzählen von ihrer Idee, ihrem BMW hat die Kom- Industrial Newsgames GmbH & Co. KG Deutsche Messe AG Antrieb und der Zukunft munikation mit Licht Frankfurter Straße 87/87a Messegelände getestet. Jetzt wollen 97082 Würzburg 30521 Hannover der Produktion. Forscher aus Lemgo Tel. +49 931 76029404 rw@industrial-newsgames.de Stand: 8/2018 weiter an der Techno- logie arbeiten. MEHR DIALOG, MEHR WISSEN, MEHR VORTEILE Als kostenloser News-Service-Empfänger halten wir Sie regelmäßig über alle Neuigkeiten zu Ihrem Messebesuch, zu Ausstellern, zu Top-Angeboten und den Trends der Branche 12 auf dem Laufenden. Zusätzlich erhalten Sie Empfehlungen zu weiteren interessanten Veranstaltungen der Deutschen Messe. www.hannovermesse.de/de/newsletter 3 .......... Editorial 22 ........ Kryptowährung oder Robotik-Vordenker 6 .......... Gemeinsam arbeiten Protokoll? Esben Østergaard gilt als Erfinder der kollaborativen Roboter. Im Interview MEHR ERFAHREN IM INTERNET 8 .......... Neuigkeiten für morgen 24 ........ Der Roboter zum Anziehen Ihr direkter Weg zur digitalen Ausgabe des Magazins skizziert er eine neue Arbeitswelt. 12 ......... Robotik für den 26 ........ Premiere in den USA INDUSTRIALPIONEERS: überall lesbar, ob mobil oder Human Touch 28 ........ Neuigkeiten für morgen am Desktop, und mit zusätzlichen Features unter www.industrialpioneers.com. 14......... Denker, Drucker, 32 ........ Europas Next Supermodel Datensammler oder wie man mit Delfinen QR-Code Reader im App Store herunterladen und Code 15 ......... Der Digital-Versicherer redet mit Ihrem Smartphone scannen. für die Industrie 36 ........ LiFi statt WiFi? 16......... New Work: 38 ........ Neue Fertigung für Zurück in die Zukunft neues Geschäftsmodell SIE FINDEN DIE HANNOVER MESSE AUCH IN FOLGENDEN NETZWERKEN 18......... Der Kupfer-Drucker 40........ Die Zeit kommt 20 ........ Lauf mal wieder synchron 42 ........ Die Neuen 4 www.industrialpioneers.com INDUSTRIALPIONEERS 5
MENSCH–MASCHINE GEMEINSAM ARBEITEN Der kollaborativen Robotik gehört die Zukunft in den Fabriken. Die Zusammenarbeit erleichtert vieles, braucht aber Regeln und moderne Technologie. Die HANNOVER MESSE ist der Treffpunkt für Mensch und Maschine. 6 www.industrialpioneers.com INDUSTRIALPIONEERS 7
NEWS HUB INDUSTRIAL INTELLIGENCE NEUIGKEITEN An der Künstlichen Intelligenz kommt heute kaum ein Unternehmen vorbei, doch was verbirgt sich hinter dem Begriff? Die Redaktion hat die wichtigsten Trends in der Künstlichen Intelligenz zusammengefasst: DEEP LEARNING EVIDENCE BASED Input Hidden Output Possible Answers FÜR MORGEN Layer Layers Layer MACHINE RECOMMENDATION LEARNING ENGINES SYSTEMS Documents + == + + == + + IAMD RESEARCH & TECHNOLOGY Unstructured Data Structure Trends & Recommendation Correlations IOTA-WÄHRUNG GRÜNDET FRAUEN SPRECHEN INDUSTRIEKONSORTIUM FÜR DATENETHIK- Advice Prediction KOMMISSION Available Features Assessment Available Features January 10, 2018 US Congress PREDICTIVE John Boehner PRESCRIPTIVE Quelle: Deutscher Ethikrat ANALYTICS IRS ANALYTICS Tax Reform Document Barack Obama Data Language Extraction Rules Data Facts Assessments NLP/TEXT MINING NATURAL LANGUAGE GENERATION Quelle: Narrative Science Quelle: adobe stock, Wit Datenbasierte Technologien verbessern den Alltag, RESEARCH & TECHNOLOGY sie stiften Nutzen für Wirtschaft, Wissenschaft und die Gesellschaft. Ihr Einsatz wirft aber auch Fragen auf. Deshalb hat die Bundesregierung eine Daten- OWL STARTET NEUE PROJEKTE ZAHLENWERK ethikkommission gegründet. Die 16 Mitglieder sollen innerhalb eines Jahres einen ethisch-rechtlichen Das Technologie-Netzwerk it´s OWL 467 km/h Die Kryptowährung IOTA fokussiert das Internet der Dinge und jetzt soll Rahmen für den Umgang mit Daten, Algorithmen startet ab Herbst mit neuen Projekten. die Industrie für die Technologie gewonnen werden. Ende 2019 wollen und Künstlicher Intelligenz erarbeiten. Sprecherin- Darin entwickeln Unternehmen und So schnell war der Hyperloop-Prototyp- die Macher von IOTA ein Industriekonsortium gründen, um gemeinsame nen des Rates sind die Medizinethikerin Prof. Dr. Forschungseinrichtungen Ansätze Pod der TU München, nachdem die Kapsel Projekte anzustoßen und voneinander zu lernen. Das erklärte ein IOTA- Christiane Woopen von der Universität Köln und in den Bereichen Künstliche Intelli- verladen und über 40 Minuten die Luft Sprecher gegenüber dieser Redaktion. Robert Bosch Venture Capital hat Prof. Dr. Christiane Wendehorst als Juristin von genz, Digitale Plattformen, Digitaler aus der Röhre gepumpt worden war. Quelle: it´s OWL bereits in IOTA investiert. der Universität Wien. Auch Prof. Dr. Dr. Wolfgang Zwilling und Arbeitswelt der Zukunft. Das ist die bislang schnellste Zeit auf der Wahlster vom DFKI ist in dem Expertengremium. Darüber hinaus können sich Unter- SpaceX-Teststrecke. Volkswagen startet 2019 sein erstes IOTA-Projekt. Auch Sopra Steria und Er ergänzt in der Datenethikkommission die Exper- nehmen für Transferprojekte bewer- Fujitsu sind dabei, aber auch Industrial-Security- Startups sehen eine Chance tise von fünf Juristen und weiteren Persönlichkeiten ben, in denen sie gemeinsam mit einer in IOTA, Prozesse sicherer zu machen. Auf der HANNOVER MESSE 2018 aus der Ethikforschung, Theologie, Softwaretech- Forschungseinrichtung konkrete He- zeigte DXC bereits Anwendungen. Auch in Ostwestfalen führen die IOTA-Ent- nik sowie dem Verbraucher- und Datenschutz um rausforderungen der digitalen Transformation lösen. Das Land Nordrhein- wickler erste Gespräche, heißt es. IOTA basiert auf der sogenannten „Tangle“ Wissen über die Technologien der KI und deren An- Westfalen stellt für Projekte Fördermittel im Umfang von 50 Mio. Euro zur (Wirrwarr). Im Gegensatz zur eindimensionalen Blockchain, die nur in eine wendung. Neuartige datenbasierte Wertschöpfungs- Verfügung, mindestens die gleiche Summe kommt aus der Industrie. Insgesamt Richtung wachsen kann, kann das mathematische Konzept des Tangle an ketten auf der Basis von KI-Technologien wie dem sollen im Spitzencluster bis 2022 Projekte im Umfang von 200 Mio. Euro um- vielen verschiedenen Stellen gleichzeitig wachsen. Einfach gesagt: Wenn also maschinellen Lernen müssten zur Sicherung unserer gesetzt werden. Neben der Landesförderung sollen dafür auch Bundes- und die Blockchain-Transaktionen in einer Kette abgebildet werden, nutzt das Wettbewerbsfähigkeit unbedingt unterstützt werden, EU-Mittel genutzt werden. Miele will beispielsweise mit sechs anderen Unter- IOTA dafür ein ganzes Netzwerk. ■ heißt es im DFKI. ■ nehmen zum maschinellen Lernen in der Produktion forschen. ■ 8 www.industrialpioneers.com INDUSTRIALPIONEERS 9
INDUSTRIAL SUPPLY INTEGRATED ENERGY DIGITAL FACTORY 3D-DRUCK: ERSTE AUTOFABRIK KI UNTERSTÜTZTE PENETRATIONSTESTS NICHT MEHR NUR PROTOTYPEN SEIT 55 JAHREN Penetrationstests simulieren Angriffe auf IT-Systeme, aber Pentests können sehr ineffi zient sein, da sie alle Dies ist ein Vorteil gegenüber manuellen Penetrati- onstests, da unmarkierte Daten häufiger vorkommen Additive Fertigungsverfahren gewinnen im Maschinenbau weiter an Bedeutung – Signaturen ausführen, heißt es in einem Bericht des als beschriftete Daten, so der Experte. Beispiele für nicht nur, um Prototypen zu erstellen, sondern als ernst zu nehmende ergänzende Security-Experten Adrian Janotta. Zwingend erfor- tiefe Strukturen, die unbeaufsichtigt Sicherheitstests Fertigungstechnologie. Laut einer aktuellen Umfrage der VDMA-Arbeitsgemein- derlich seien auch noch immer menschliche Pentester unterzogen werden können, sind Software, Netz- schaft Additive Manufacturing spielen bereits in fast der Hälfte der Unternehmen und die Erfolgsaussichten sind von Pentester zu Pen- werke oder Server-Infrastrukturen. Bei jedem voll- 3D-Druck-Bauteile oder additive Fertigung eine Rolle. Zwar handele es sich dabei tester verschieden, so Janotta. Sein Weg: KI nutzen. automatischen Scan, der durchgeführt wird, lernt Quelle: e.GO in vielen Fällen noch um relativ kleine Investitionen, einige Firmen kämen aber Bei seinen Deep-Learning-Algorithmen für Pene- der Algorithmus zu erwartende Schwachstellen auto- bereits auf eingesetzte Bauteilvolumen im sechsstelligen Euro-Bereich, berichtet trationstests können die selbstlernenden Algorithmen matisch hinzu und prüft autonom das System auf der Verband. Auff ällig dabei ist, dass sowohl Kunststoff- als auch Metallfertigung unüberwachte Lernaufgaben selbst durchführen. Sicherheitslücken. ■ rasch an Bedeutung gewinnen. Die Hälfte der befragten Unternehmen setzen aus- schließlich Kunststoff-3D-Druck ein, ein Viertel beschäftigt sich nur mit Metall- In Aachen produziert e.GO jetzt seine Elektro- fertigung. Alle anderen befragten Unternehmen verwenden beide Rohstoffe. Noch autos in Serie. Armin Laschet (Ministerprä- hat dabei das Prototyping die größte Bedeutung, 50 Prozent der Firmen nennen es als Einsatzzweck von 3D-Druck. Die andere Hälfte der Unternehmen habe aber sident, Land Nordrhein-Westfalen), Marcel Philipp (Oberbürgermeister, Stadt Aachen) und DURCHSCHNITTLICHE KOSTEN DURCH bereits Anwendungen in den Bereichen Serie, Werkzeug, Ersatzteile, schreiben die Studienautoren. ■ Professor Günther Schuh (CEO, e.GO Mobile AG) eröffneten im Sommer vor über 200 Gästen DATENLECKS NACH LÄNDERN, 2018 Quelle: IBM, statista (BUSINESS INSIDER) aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik das USA 7,91 Mio. $ erste Werk der e.GO Mobile AG am Standort Aachen Rothe Erde. Der Autobauer produziert Kanada 4,74 Mio. $ in Werk 1, einer Industrie-4.0-Vorzeigefabrik, Deutschland 4,67 Mio. $ das Elektrostadtauto e.GO Life. Die Produktion ist von der Entwicklung über den Einkauf bis Frankreich 4,27 Mio. $ hin zur Montage gekennzeichnet durch digitale Vereinigtes Königreich 3,68 Mio. $ Kontinuität sowohl in der Prozessdefi nition als auch im Materialfluss. Die erste Kundenauslie- Italien 3,43 Mio. $ ferung des e.GO Life erfolgt Ende dieses Jahres. Japan 3,38 Mio. $ Das auf 16.000 Quadratmetern errichtete Werk Quelle: adobe stock, blackday umfasst Montage- und Logistikhallen sowie Südafrika 2,88 Mio. $ Büroflächen. 142 Mitarbeiter stellen dort nach Australien 2,53 Mio. $ Serienanlauf im Einschichtbetrieb jährlich 10.000 Fahrzeuge her. ■ Türkei 2,16 Mio. $ Indien 1,77 Mio. $ Brasilien 1,24 Mio. $ FLEXIBLES NETZ In einem zunehmend dezentralen Energie- ZITIERT Sagen wir Ja zur Mathematik und Informatik nicht nur als „“ markt braucht es innovative Technologien, die das Stromsystem flexibler machen, Sektoren intelligent koppeln und neue Marktteilnehmer einbinden. Auf der „Service“ und „Zuarbeit“, sondern als zentrales Element, als Teil des Integrated Energy treffen Akteure auf Werkzeugkastens des Managers 4.0. Lösungsanbieter und Entscheider aus Quelle: adobe stock, Maksim Kabakou Politik und Wirtschaft. Prof. Dr. Marco Lübbecke von der RWTH Aachen INTEGRATED ENERGY – SPRECHEN SIE UNS AN Basilios Triantafillos Tel. +49 511 89-31156 10 www.industrialpioneers.com INDUSTRIALPIONEERS 11
PRODUKTION DER ZUKUNFT ROBOTIK FÜR DEN HUMAN TOUCH Esben H. Østergaard, Gründer und CTO von Universal Robots, gilt als Erfinder der Cobots. Der Däne fordert mehr Human Touch in der Fertigung Kohle gefärbtes Steinsalz aus Island. Diese Kunden akzeptieren Was unterscheidet denn die Cobots in Zukunft und entwickelt neue Fertigungsszenarien für die Industrie. neue Technologien wie Cobots im Herstellungsprozess, fordern voneinander? aber vom Hersteller auch den Human Touch. Klar, die Safety-Anforderungen müssen alle Cobots erfüllen, wenn sie überhaupt eine Chance am Markt haben wollen. Aber in der Das heißt, die industrielle Produktion verändert sich Programmierung und Flexibilität lassen sich schnell Unterschiede Heute stehen Universal-Robots-Produkte kräfte durch automatisierte Prozesse ersetzen, er- extrem? entdecken. Der Anwender muss selber die Programmierung ver- weltweit in den Fabriken. Ihre Vision geht weitern kollaborative Roboter die menschliche In- Das erleben wir doch schon. China versucht weiter, die Fertigung ändern können, um den Cobot sinnvoll zu nutzen. Daran arbeiten noch weiter. Stehen in fünf Jahren UR- telligenz um die Geschwindigkeit, Genauigkeit und im Land zu halten, aber viele Unternehmen wandern auch wieder wir seit Jahren – auch mit unserer Universal Robots Academy. Wir Cobots beim Juwelier oder Kunstschreiner Präzision, die erforderlich ist, um moderne Produkte ab – in ihre Märkte. Die Digitalisierung, der 3D-Druck und auch schulen die Anwender und machen sie fit für die Zukunft. Darüber in der Fußgängerzone? mit menschlicher Note herzustellen. Darum werden Cobots machen das möglich. Die Produktion wird wieder lokaler. hinaus brauchen die Unternehmen Flexibilität. Roboterstraßen Warum nicht? Wir erleben gerade eine Veränderung wir mehr Cobots in neuen Anwendungen sehen. Wir werden in Zukunft einige große Fabriken haben, die beispiels- werden wir seltener sehen. im Konsumverhalten der Menschen. Unsere Genera- weise Aluminium produzieren, aber dann haben wir viele kleine tion ist so wohlhabend und so auf Individualisierung Brauchen diese Unternehmen überhaupt Produktionszentren, die für den lokalen Markt produzieren. Weil lokal und in kleineren Einheiten produziert wird? bedacht, dass die Menschen verstärkt Produkte nach- Cobots? Vielleicht. Die Planung wird immer schwieriger für die Unterneh- fragen, die von Menschen geschaffen wurden. Wir Konsumenten wollen und zahlen in Zukunft noch Sie nennen das Industrie 5.0 … men. Deshalb müssen die Roboter flexibel und schnell sein, um müssen in der Fertigung nicht mehr nur über Kosten- mehr für Produkte, in denen sie menschliche Fürsor- Ja, es ist keine Fortsetzung von Industrie 4.0, sondern eine neue zusammen mit dem Menschen neue Produkte in neuen Prozessen reduktion nachdenken, sondern uns die Frage stellen: ge, Engagement und Kreativi- Definition von Arbeit und Konsum – eher ein gesellschaftlicher fertigen zu können. ■ Können wir den doppelten Preis verlangen, wenn wir tät erkennen können. als ein technischer Ansatz. Wir wollen Arbeitsplätze schaffen, die die Bedürfnisse noch besser befriedigen können? Beispiele sind bedeutender, sinnstiftender sind als Fabrikjobs, die über Jahr- HOTSPOT INDUSTRIE 4.0 Uhren, Craft- hunderte entstanden sind. Industrie 5.0 ist eine Rückkehr zur In der Fabrik kehrt in Zukunft der bier, Tische, vorindustriellen Produktion, aber eine, die durch die fortschritt- Human-Touch ein? Stühle, De- lichsten Technologien ermöglicht wird. Ja, weit entfernt von einge- signerartikel Die Leitmesse Integrated Automation, Motion & Drives zäunten Industrierobotern, oder eben Ihre Cobots? (IAMD) bildet das gesamte Spektrum der industriellen Automation, IT, Antriebs- und Fluidtechnik ab. Vom die menschliche Arbeits- auch mit Unsere Cobots sind ein Teil dieses Megatrends. Und wir haben Maschinenbau über Elektrotechnik und Robotik bis hin aus unseren Anfängen in Dänemark gelernt, wie sich Märkte ver- zur Prozessautomation. In den Messehallen entstehen ändern und Produkte anpassen müssen. Synergien zwischen den Branchen – und zwischen Pro- duktion und Intralogistik. Auf der IAMD ist die Produk- Wie meinen Sie das? tion der Zukunft schon angekommen und für Aussteller Cobots konnten eigentlich nur in einem Land wie Dänemark ent- und Besucher greifbar nah. Über 2.300 Aussteller prä- stehen, denn wir haben keine großen Industriekonzerne mit Ro- sentieren mehr als 9.000 neue Produkte und auf über boterstraßen, sondern viele kleine, mittelständische Unternehmen, 500 Events lernen Besucher neue Trends kennen. für die wir damals Lösungen entwickelt haben. Diese Geschichte könnte sich jetzt wiederholen. IAMD – SPRECHEN SIE UNS AN Auch große Unternehmen haben Ihre Produkte gekauft Emanuel Marra Thomas Bothor und tun das noch. Tel. +49 511 89-31146 Tel. +49 511 89-32124 Der Markt entwickelt sich rasant, auch bei unseren großen Kun- den. Bis zu 60 Prozent Wachstum prognostizieren unsere Experten und wir rechnen mit einem Wachstum von zwei Milliarden Euro Quelle: Universal Robots in Europa in den nächsten Jahren – bei Cobots. Und immer mehr Wettbewerber betreten den Markt … Es ist ganz normal, dass andere Unternehmen auch in dem Markt Geld verdienen wollen. Mittlerweile sind es über 40 Wettbewerber. 12 www.industrialpioneers.com INDUSTRIALPIONEERS 13
JACKSON BOND DER DIGITAL-VERSICHERER FÜR DIE INDUSTRIE Jackson Bond und seine zwei Mitgründer von relayr aus Berlin haben ein großes Ziel: „In zwei Jahren wollen wir der angehende Standard für Datenanwendungen im Predictive-Bereich für den Maschinenbau und industrielles Equipment sein“, erklärt Bond selbstbewusst. Der Amerikaner Bond kam Anfang der 90er-Jahre nach Berlin und blieb in der Stadt. Er gründete mehrere Firmen, darunter ein Unternehmen für Sprachsteuerung mit den Kunden Volks- wagen, Daimler und BMW und entdeckte dadurch die Industrie- welt für sich. 2013 wurde relayr geboren und beschäftigt heute in fünf Ländern mehr als 200 Mitarbeiter. „Digitalisierung im Mittelstand ist kein Hexenwerk. Wir wussten: Es wird aber nur funktionieren, wenn wir die OT- und die IT- Quelle: relayr Welt verstehen und sinnvoll verbinden können“, blickt Bond zurück. Das Unternehmen ist heute weit mehr als nur ein Daten- INDUSTRIAL PIONEERS analyse-Center. Die Berliner wollen den ganzen industriellen Produktionsprozess verstehen. Dabei schaffen sie es, die alten und neuen Maschinen zu verbinden, zunächst Maschinen-Daten lokal ten Geschäftsmodellen. relayr beleuchtet diese innerhalb eines DENKER, zu sammeln, erstmals zu analysieren und zu komprimieren, sie Projektes und adressiert sie gemeinsam mit Partnern, in Form von dann über die eigene Plattform zu harmonisieren und im nächsten innovativen Finanzierungsalternativen und Versicherungsange- Schritt zu analysieren – mit Algorithmen und Künstlicher Intelli- boten, wie es in einer offiziellen Mitteilung des Unternehmens genz. Das Versprechen von Relayr und seinen Gründern: Durch heißt. Was das bedeutet? „Heute ist es möglich, mithilfe von Sen- Installation auf OnPrem-, Cloud- oder Hybridsystemen bietet die soren Fehlfunktionen vorherzusagen und zu vermeiden. Warum DRUCKER, relayr Plattform die Flexibilität, neue und alte Technik zu ver- also nicht diesen Gedankengang zu seinem logischen Abschluss binden und so neue, Industrial Internet of Things (IIoT) gestützte, entwickeln und dem Kunden eine bestimmte Maschinenleistung Geschäftsmodelle zu ermöglichen. Das klingt für den Mittelstand garantieren?“, fragt Munich RE CEO Joachim Wenning in einem vielleicht erstmal kompliziert. Doch die Investoren und Kunden Blogbeitrag über die Chancen der Digitalisierung in den Fabriken. stehen Schlange. Im Frühjahr beteiligte sich die Deutsche Telekom „Sensoren verändern die Produktion und das Risikomanagement“, DATENSAMMLER an einer 30 Mio. US-Dollar schweren Finanzierungsrunde. schwärmt er weiter. Seine Idee: „In dem Maß, in dem sich die Akteure in der Industrie zunehmend vernetzen, ändern sich auch ihre Bedürfnisse und Risiken. Neue finanzielle Bedürfnisse müssen „Digitalisierung im Mittelstand ist in einer vernetzten Welt beantwortet werden, in der Kunden nur kein Hexenwerk.“ für das zahlen, was sie nutzen – unabhängig davon, ob es um Ge- räte, Maschinen oder Autos geht. Sie sind möglicherweise weniger – Jackson Bond interessiert an der Deckung von Schäden oder einer Risikomin- Sechs Menschen verändern die Industrie. Sie stehen exemplarisch für viele derung, sondern suchen eher nach einer Garantie für einen gewis- Das ist ein Ansporn für die Gründer. „Eine Chance im Mittelstand sen Output von Maschinen oder Geräten.“ andere Vordenker, für neue Technologien, neue Geschäftsmodelle und hat man nur, wenn man bereit ist, sich in die Fertigungsprozesse neue Formen der Arbeit. Sie sind Denker, Drucker und Datensammler. einzuarbeiten und sich seine Hände schmutzig zu machen. Das Diese Philosophie mag Bond. „Innovationen sind historisch ge- schafft Vertrauen bei den Firmeninhabern“, berichtet Bond. sehen die Feinde der Sicherheit. Mit der Munich RE bringen wir Wir nehmen Sie mit auf eine Reise, lassen uns Elektronik drucken, erklären Vertrauen will der relayr Evangelist aber nicht nur mit Wissen Sicherheit in die Projekte.“ Und Deutschland – wiegt sich der schaffen, sondern auch durch einen Geldgeber. „Wir können Mittelstand in zu viel Sicherheit? „Möglich. Aber Deutschland ist die Kryptowährung der Produktion, lassen Antriebe mit Künstlicher Intel- sowohl Teile der Projekte als auch die gewünschten Geschäfts- super im Maschinenbau aufgestellt und die Unternehmen haben ligenz überwachen, Produktionsdaten analysieren und fragen uns: Wie ergebnisse garantieren.“ Ein relayr Investor macht das möglich: die relevanten Daten. KI ist keine Erfindung der USA. Auch in die Munich RE. Deutschland haben wir auf dem Gebiet langjährige Spitzenfor- arbeiten die Menschen morgen? schung – beispielsweise das DFKI“, erklärt Bond, rät dem Mittel- Insbesondere für Maschinenbauer von industriellem Equipment stand aber auch: „Ausprobieren und scheitern lernen, das können ergeben sich neue Liquiditäts- und Risikofragestellungen bei die Unternehmen von den US-Firmen lernen und so ihre Innova- der Erweiterung oder Umstellung von Capex- zu Opex-basier- tionsgeschwindigkeit verbessern.“ ■ 14 www.industrialpioneers.com INDUSTRIALPIONEERS 15
Quelle: Frank Nürnberger Wenn Sabine Kluge in ihre Vergangenheit reisen könnte, dann würde sie in den 90er-Jahren bei Siemens landen und erste teilautonome Gruppen arbeiten sehen. „Wir haben damals alle das Toyota-Prinzip gebüffelt und, so gut es eben ging, auf unsere Prozesse übertragen“, erklärt Kluge, die in der strategischen Planung bei Siemens ihre Karriere startete. Selbstorganisation in der Fertigung ist also nicht so neu? „Nein, aber wir haben es damals nicht weitergedacht und parallel Wissensträger unterdrücken. Mit dem „Wasserfall“ waren Eigentü- dazu wurde viel umstrukturiert. Das war Gift für die neue Arbeits- merkultur und Agilität nur schwer vereinbar. philosophie. Das Controlling übernahm die Führung in der Indus- trie.“ Jetzt wendet sich also das Blatt? „ Ja, die Konzerne suchen Die Konsequenz von Grossjohann und Harms: „Wir lassen die Kreativität, neue Arbeitsstrukturen.“ Aber Sabine Kluge trifft Leute sich selbst organisieren. Wir stellen lediglich einen Raum immer noch auf alte Probleme. Glaubenssätze wie: „Einer muss zur Verfügung und lassen einfach los. Und überall, wo wir losgelassen ja die Verantwortung übernehmen“ oder „Das haben wir immer haben, passierten plötzlich Dinge, die wir alleine nie geschafft schon so gemacht“ oder „Das hat früher auch nicht funktioniert“. hätten. Wir erlebten plötzlich die Energie und das Selbstbewusst- „Was heißt das denn konkret, wer wird bestraft, der CEO oder sein und begriffen schnell: Der Kern des Wissens liegt an der Basis. wer“, fragt sie sich immer wieder. Sie will die Glaubenssätze über Je mehr wir losließen, desto mehr bahnbrechende Ideen kamen. Bord werfen, weil sie bremsen, weil sie verunsichern, weil sie Zu- Mitarbeiter, die vorher 20 Jahre schweigend an ihrer Schleifma- sammenarbeit stören und Innovationen vermeiden. „New Work schine ihre Arbeit gemacht hatten, diskutierten plötzlich lautstark ist keine Revolution mit Lounges und Ideen aus dem Wolken- mit, standen für ihre Ideen ein und übernahmen Verantwortung kuckucksheim. Es ist evolutionär und nah an der Fertigung.“ – auch bei sechsstelligen Budgetfragen.“ Und Robert Harms er- gänzt: „Nach einem halben Jahr Stillstand war es plötzlich nur Das für eine traditionelle Unternehmenskultur äußerst mutige Pro- noch unsere Aufgabe, den Freiraum zu schaffen und das Wissen jekt zusammen mit den beiden Fertigungsplanern Robert Harms der Leute zusammenzubringen. Und nach einem Jahr haben und Ronny Grossjohann gibt ihr Recht. wir plötzlich gemerkt, dass wir total agil sind!“ Und was machen die Chefs? „Gute Frage, die haben Angst vor „New Work ist keine Revolution mit Chaos und vor dem Kontrollverlust“, berichtet Kluge. In Berlin Lounges und Ideen aus dem Wolken- konzentrieren sich die Führungskräfte-Teams auf strategische Aufgaben: Welcher Lieferant kommt dazu, welche Komponenten kuckucksheim. Es ist evolutionär und ersetzen wir? „Und die Kolleginnen und Kollegen führen und nah an der Fertigung.“ betreiben Personalentwicklung – echte Personalentwicklung.“ – Sabine Kluge Wie agil muss ein Konzern wirklich sein? Ist es notwendig, dass der Vorstand von den Mitarbeitern demokratisch gewählt wird? Im Gasturbinenwerk von Siemens sollte eine neue Brennerferti- Oder ist es entscheidender, auf Arbeitsebene den Menschen Sinn gung aufgebaut werden, um die Produktivität des Werks zu ver- zu geben durch Mitbestimmung und Transparenz in ihrem un- bessern. Aus dem technologisch und geografisch herausfordern- mittelbaren Arbeitsumfeld? Wenn man Selbstorganisation nicht den Produktionsstandort in Berlin sollte ein Vorbild werden. einführen, sondern nur verhindern kann, dann geht es für die Investitionssumme rund 12 Mio. Euro. Das musste der Vorstand Entscheidungsträger in Konzernen jetzt nur darum: Barrieren bewilligen. Eigentümerkultur verlangten die Manager und die aus dem Weg zu räumen, loszulassen und auf die Kompetenz Mitarbeiter lieferten. Doch nach der Bewilligung des Geldes kam der Vielen zu vertrauen. Ja, das heißt auch Kontrollverlust und SABINE KLUGE das Projektteam mit den bekannten Managementtools nicht in Fahrt. Das Projekt plätscherte vor sich hin, die Begeisterung fehlte. das ist nicht jedermanns Sache. Aber Ronny Grossjohann und Robert Harms haben selbst erlebt, dass es genau der Moment des NEW WORK: „Die Planer und Mitarbeiter saßen im Büro und brüteten über den Plänen, aber der Funke sprang nicht über. Frustration machte sich breit: „So bekommen wir die Leute nicht mitgerissen. Wir müssen Loslassens war, der bei allen Beteiligten das Feuer für die gemein- same Sache entfachte, sie erfolgreich und stolz machte. ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT herausfinden: Was bewegt die Leute? Wie treffen wir ihr Herz?“ Durch Beobachtung der Dynamik der Teams wurde schnell Und geht es auch im ersten Schritt etwas weniger evolutionär? „Wir müssen am Menschenbild in der Fertigung arbeiten. Wir müssen an der Kommunikation mit den Menschen am Band klar, dass die Reißbrett-perfekten Projektmanagement-Pläne die arbeiten, dann entsteht Kollaboration“, erklärt Kluge. Das sind Beteiligten nicht berühren, weil sie den Gestaltungswillen der die Anfänge – gar nicht so schwer dieses New Work. ■ 16 www.industrialpioneers.com INDUSTRIALPIONEERS 17
RALF GÄRTNER DER KUPFER-DRUCKER Ralf Gärtner und seine Kollegen können etwas, wovon viele Unternehmen noch träumen: Sie drucken hochleitfähige Strukturen aus Kupfer, Spulen – in fünf Werk- tagen. „Im traditionellen Verfahren dauert es noch bis zu zehn Wochen“, erklärt Gärtner. Wie er und sein Team das machen? Wird nicht verraten. Nur so viel: Es ist eine Mischung aus Prozess-, Material- und Maschinenwissen. Gärtner leitet die jüngste Ausgründung von Phoenix Contact, Protiq, und profitiert ein stückweit „In der Elektronikfertigung sehen wir auch vom Elektronik-Know-how der Mutter. große Wachstumschancen.“ – Ralf Gärtner „Wir bedienen viele Branchen mit unterschied- der Geschäftsführer und lacht dabei. Über lichen Druckmaterialien, aber in der Elektronik- 20 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen fertigung sehen wir große Wachstumschancen“, und den Fachkräftemangel kennt Gärtner nur berichtet der Ostwestfale. Die Additive Fertigungs- vom Hörensagen. „Aber wir müssen in der Aus- branche baut weltweit riesige Druckkapazitäten bildung mehr tun. Bei uns arbeiten Ingenieure auf, „Milliardenmärkte“ – prognostizieren Ana- und Facharbeiter und viele können für tradi- lysten immer wieder. Die Spezialisierung ist aus tionelle Fertigungsverfahren konstruieren, aber Sicht von Gärtner deshalb gefragt. Protiq ist nicht für die additive Fertigung. Dazu kommt, Dienstleister und produziert im Kundenauftrag dass die Nachbearbeitung von gedruckten Mate- – sogar schon in den USA und in Indien. Vom rialien neue Anforderungen an die Mitarbeiter Kundeninterface im Netz bis zur Arbeitsvor- stellt. Darauf müssen wir bereits in der Lehre bereitung ist alles automatisiert bei Protiq, aber Antworten geben“, mahnt der Maschinenbauer. dann muss bei manchen Aufgaben doch noch Er spricht bei Ministerien und Verbänden vor. ein Mitarbeiter den Bauraum freigeben, das fertige Produkt herausnehmen, nachbearbeiten „Die vernetzte Digitalisierung verändert Fabri- und in den Versand geben. „Wir arbeiten an der ken, Prozesse und Berufe“, weiß Gärtner. Und vollständigen Automatisierung und sprechen auch die Mittelständler entdecken die additive mit vielen Automatisierungsherstellern“, ver- Fertigung für sich. Werkzeugteile oder Zahn- sichert Gärtner. Die Blomberger wollen digitale räder druckt Protiq und will es Industrieunter- Wertschöpfungsketten entwickeln, verstehen nehmen in der Branche noch einfacher machen. und dann Schnittstellen schaffen. Nur dann „Wir werden in naher Zukunft einen Online- könne man langfristig auch in Hochlohnländern Topologieoptimierer freischalten und ermög- wirtschaftlich additiv Fertigen oder 3D-Druck lichen so einfachen Leichtbau. Der Kunde erhält betreiben, erklärt der Maschinenbauingenieur. das Angebot, seinen Datensatz auf der Plattform In Ostwestfalen lernen sie beim Geldverdienen. einzustellen, markiert Design-Areas und Non- Design-Areas, definiert die auftretenden Kräfte, Die digitale Wertschöpfungskette ist mitent- die auf die Konstruktion wirken können, und scheidend für den Erfolg vom additiven Fertigen. die verwendete Algorithmik reduziert innerhalb „Angebote und Aufträge per PDF hin- und her- von 24 Stunden den Materialbedarf.“ Das dauert zuschicken wäre zeitaufwendig und würde die heute durchschnittlich zwei Wochen, so Gärtner. Prozesse nur verkomplizieren“, meint Gärtner. Neben Prozess-, Material-, Bearbeitungs- und Ist Protiq also ein Beispiel für die Plattformöko- Konstruktionswissen braucht Protiq also auch nomie in der Industrie? „Ich bin da immer etwas IT-Experten. Additives Fertigen in Verbindung skeptisch, denn ich glaube nicht daran, dass mit vernetzender Digitalisierung ist das wahre Konstrukteure auf fremden Plattformen online Industrie 4.0. Dies bedeutet neue Produkte und arbeiten und Entwicklungsdaten preisgeben. Das Tools zu entwickeln, neue Geschäftsmodelle zu ist noch Zukunftsmusik, wenn ich mir anschaue, testen, neue Werkstoffe und ihre Eigenschaften wie viele Vertraulichkeitsvereinbarungen wir kennenzulernen, neue Hardware zu bedienen, tagtäglich unterschreiben müssen, damit Kon- konstruieren neu zu lernen und die Prozesskette Quelle: Protiq strukteure die wichtigen Fertigungsdaten auf zu automatisieren, zum Kunden zu vernetzen unsere Plattform hochladen, um ein direktes On- und zu digitalisieren. Komplexer geht es kaum. ■ lineangebot inklusive Preis zu erhalten“, erklärt 18 www.industrialpioneers.com INDUSTRIALPIONEERS 19
PROF. DR. MICHAEL SCHULZ LAUF MAL WIEDER SYNCHRON Wer die Zukunft der Energiewirtschaft sucht, muss zunächst in die Vergangenheit reisen. Der Zug nach Halle an der Saale kreuzt das Mitteldeutsche Braunkohlerevier, in dem die Schlote der Kraftwerke noch rauchen. Prof. Dr. Michael Schulz von Indalyz Monitoring & Prognostics (IM&P) GmbH kann von seinem Büro aus die riesigen Kühltürme jeden Tag sehen. Er und sein Team arbeiten am Strukturwandel in der Region, an nendaten laufen zu lassen ist medialer Hype. Es braucht mehr als der Energiewende – mit Künstlicher Intelligenz. „Wir wollen, dass „Licht an“- oder „Licht aus“-Befehle in der Industrie“, kritisiert sich Energieerzeugsanlagen autonom überwachen, entstehende Schulz die öffentliche KI-Diskussion. „Der Befehl „Maschine, lauf Schäden erkennen, in kritischen Fällen Betriebsregimes fahren mal wieder synchron“ ist um ein vielfaches schwieriger als das, was und Folgeschäden beispielsweise im Getriebe ausschließen. Kurz: wir beispielsweise auf den Smartphones erleben.“ Wir wollen Anlagen dazu bringen, selber zu entscheiden, wie sie auf einen drohenden Schaden reagieren.“ Zurück zur Windkraftanlage: Die neuronalen Netze lernen mit jedem Schaden oder jeder Schwellwertüberschreitung dazu, arbei- Gasturbinen, Wasserturbinen oder Windkraftturbinen über- ten mit historischen Daten, aber auch mit Referenzdaten von an- wacht das Unternehmen mit Künstlicher Intelligenz – „alles, was deren Windkraftanlagen im Energiepark. Heute fährt bei einem mechanisch angetrieben wird“, ergänzt Schulz. „Trotz ausgefeil- Schaden oder einer Wertabweichung noch ein Wartungsteam zur ter Sensorik können wir heute ohne KI nicht viele Rückschlüsse Windkraftanlagen raus. ziehen, denn wir sammeln so viele Messdaten, die ein Mensch nie analysieren könnte“, erklärt Schulz. 600.000 Messdaten pro Sensor und Minute können in einer Windkraftanlage entstehen, „Trotz ausgefeilter Sensorik können wir rechnet der Gründer vor. Schalldaten beispielsweise werden de- heute ohne KI nicht viele Rückschlüsse zentral über den Feldbus oder die SPS gesammelt und aggregiert – je nach Fragestellung in Zeitzyklen von einigen Sekunden bis hin ziehen, denn wir sammeln so viele Mess- zu mehreren Stunden. Diese Daten überträgt die Maschine an daten, die ein Mensch nie analysieren einen Server der IM&P. Ein genetischer Algorithmus als schwache KI strukturiert rekursive neuronale Netze, die dann die Daten mit könnte.“ Schadensbildern abgleichen oder Schwellwertüberschreitungen melden. Das ist nicht ganz so einfach, denn es müssen viele inge- – Prof. Dr. Michael Schulz nieurtechnische Details des gesamten Triebstranges der Wind- energieanlage, die Kopplung an den – in Mitteleuropa typischer- „Das kostet viel zu viel Geld. Wir wollen, dass die Maschine weise zeitlich stark fluktuierenden – Wind, die Kopplung an das selber Entscheidungen trifft, bevor der Schaden sie lahmlegt.“ Stromnetz und die Prozessführung berücksichtigt werden, um die Schulz rechnet vor: Eine drei Megawattanlage verursacht jähr- teilweise starken Schwankungen in den Messdaten zu kompensieren. liche Betriebs- und Wartungskosten in der Größenordnung von 100.000 Euro. Ein großer Anteil davon entsteht durch Aus- „Wir haben oft keinen idealen Schadensfall“, berichtet Schulz. fall und Verschleiß. Zwei Drittel davon sind wiederum Folgen „Auch die Summe kleiner Schäden kann Stillstand bedeuten und scheinbar unbedeutender Primärschäden, die bisher nicht erkannt diese kleinen Schäden werden oft durch Menschen übersehen. werden können. „Der Betreiber kann so in zwei Jahren 25.000 Schon die Dynamik nichtlinearer mechanischer Dreikörperpro- Euro pro Anlage sparen. Rechnen Sie das mal auf einen Windpark Foto: TGZ Halle GmbH/Marco Warmuth bleme weist in der Regel immer auch chaotische Elemente auf“, hoch. Stillstandszeiten noch nicht mitgerechnet.“ erklärt Schulz und grinst dabei. An sich müsste die Bewegung aller Freiheitsgrade einer Maschine sensorisch verfolgt werden, Die Energiebranche vertraut Schulz´ Algorithmen. In Halle an was sich schon aus wirtschaftlichen Gründen verbietet. Es kommt der Saale verarbeiten die Server Daten aus Finnland, Dänemark, also darauf an, die durch die gegenseitige Wechselwirkung der Südafrika oder der Türkei. „Die gesamte Energiebranche inves- einzelnen Bauteile an wenigen Messpunkten entstehenden physi- tiert in KI, momentan vor allem in schwache KI, um Prozesse zu Quelle: IM&P kalischen Signale ihrem Ursprung zuzuordnen. Diese Aufgabe mit überwachen“, berichtet Schulz, der mit seinen Algorithmen übri- KI-Methoden zu realisieren, erfordert vor allem auch Wissen um gens auch Fernwärmenetze optimal steuern kann. „Das ist aber die Maschine und die Mechanik. „Einfach eine KI über Maschi- eine andere Geschichte.“ ■ 20 www.industrialpioneers.com INDUSTRIALPIONEERS 21
DOMINIK SCHIENER KRYPTOWÄHRUNG ODER PROTOKOLL? Mit der Industrie hatte Dominik Schiener bis 2015 gar nichts zu tun. Der Berliner mit Südtiroler Wurzeln gründete nach dem Abitur ein Startup nach dem nächsten, ging pleite, verlor sein Vermögen, versuchte es erneut und ist zusammen mit seinen drei Mitgründern David Sønstebø, Sergey Ivancheglo und Serguei Popov von IOTA eben seit 2015 jetzt ein Vielumworbener von der Industrie. Sein Produkt: eine Kryptowährung. Er spricht lieber vom Pro- stehen, um gemeinsam herauszufinden, wo IOTA in die Systeme tokoll. „Wir haben damals nicht an die Industrie gedacht, wir integriert werden kann und wo es Sinn machen kann. „Wir erleben wollten die Kommunikation und den Austausch von Werten im in den Projekten einen Mix aus dezentraler und zentraler Steue- Internet der Dinge vereinfachen und sicherer machen“, erklärt rung“, erklärt Schiener. Er und seine Mitstreiter forcieren ein Schiener. Die Kryptowährung IOTA war geboren. „Wir glauben offenes Ökosystem und wollen viele Industriepartner gewinnen. nicht an den ganzen Coins-Hype.“ Deshalb überführten sie ihre Idee in die Stiftung. „Unser Ziel ist, ein unabhängiges IoT-Protokoll zu schaffen und die Barrieren Doch dieser „Coins-Hype“ lässt aber auch manche Industriever- abzubauen.“ Und wie verdient er sein Geld? „Ich habe IOTA-An- treter träumen. Mit der Blockchain-Technologie sollen bürokra- teile. Von der Wertentwicklung zahle ich meine Miete“, sagt er und tische Hürden abgebaut und Verträge künftig von Computer- lacht dabei. Kann IOTA mehr als nur Werte sicher transferieren? protokollen abgewickelt werden. Stichwort: Smart Contracts. Man könnte fast meinen, die Industrie spekuliere auf Transfers unter Maschinen. Wenn also Roboter sich gegenseitig mit Krypto- „Wir glauben nicht an den ganzen währungen entlohnen und steuern oder Lkw das Führungsfahr- Coins-Hype.“ zeug beim Platooning bezahlen, sind dann limitierte Bitcoins dafür geeignet? Ist die Blockchain tatsächlich die richtige Techno- – Dominik Schiener logie dafür? „Nein, die Blockchain ist nicht skalierbar, wir gehen mit IOTA einen anderen Weg“, meint der Gründer selbstbewusst. Ja, meint Schiener. Das System steuert bei Bedarf den Roboter IOTA basiert auf der sogenannten „Tangle“ (Wirrwarr). Im Ge- simultan. Es sagt ihm, so die Vision der Ingenieure: „Dreh dich gensatz zur eindimensionalen Blockchain, die nur in eine Rich- jetzt nach rechts, hole dieses Paket und empfange und bezahle tung wachsen kann, kann das mathematische Konzept des Tangle ein neues Firmware-Update heute Nacht um 2:00 Uhr.“ Zudem an vielen verschiedenen Stellen gleichzeitig wachsen. Einfach können Unternehmen all ihre Produkte auf der Basis von IOTA gesagt: Wenn also die Blockchain-Transaktionen in einer Kette miteinander verbinden und steuern, ein Thema für die Industrie abgebildet werden, nutzt das IOTA dafür ein ganzes Netzwerk. 4.0, behaupten die Vordenker. „Das ist eine echte Alternative Ein weiterer Unterschied ist, dass der Tangle nicht mehr auf Miner zu Cloud-Lösungen“, erklären die IOTA-Verantwortlichen von angewiesen ist. Fujitsu, Partner von Schiener und seinem 60-köpfigen Team. „Wir können mit IOTA darüber hinaus digitale Zwillinge erzeugen, IOTA soll so leichtgewichtig sein, dass sogar kleine Embedded- weil uns die Maschine ja nicht verfälschbare Daten zurückliefert, Systeme wie Rechner in Autos, Smartphones oder Drohnen die wir nutzen können, um Maschinen zu kontrollieren oder Pro- diese Transaktionen verarbeiten können. Gebühren fallen damit zesse zu testen oder live zu fahren“, prophezeit der Berliner. komplett weg. Jeder Netzwerkteilnehmer bezahlt quasi mit seiner eigenen Rechenleistung. Der Vorteil: Mit steigender Transaktions- Und die Industrie? Robert Bosch Venture Capital hat in IOTA in- rate, also mehr Anwendern, steigt auch dessen Skalierbarkeit. Das vestiert. Volkswagen startet 2019 sein erstes IOTA-Projekt, Sopra System skaliert immer weiter. Was heißt: Je mehr Teilnehmer und Steria und Fujitsu sind dabei, aber auch Industrial-Security-Start- Transaktionen das System hat, desto schneller wird es, heißt es ups sehen eine Chance in IOTA, Prozesse sicherer zu machen. Auf bei IOTA. Die Zeit zwischen dem Stellen einer Transaktion und der HANNOVER MESSE 2018 zeigte DXC bereits Anwendun- Quelle: Reuters, Axel Schmidt der Validierung geht im Grunde gegen 0, sobald man eine gewisse gen. Und der Mittelstand? „In Ostwestfalen gibt es auch schon Größenordnung erreicht hat. Löst IOTA das Latenz-Problem? erste Gespräche“, verrät Schiener, mehr darf er nicht verraten. „Wir gründen Ende 2019 ein Konsortium, in dem sich die Indus- „Wir sind noch nicht production ready, wir müssen das Protokoll trieunternehmen engagieren können“, verspricht Schiener. Was weiterentwickeln und auf die Industriebedürfnisse anpassen“, fehlt für den Durchbruch? „Wir brauchen sichere Verbindungen, schränkt Schiener ein. Er und seine IOTA-Stiftung wollen in den bei autonomen Autos, bei Maschinen oder Energieanlagen. Es nächsten Monaten von der Industrie lernen, wollen Prozesse ver- hängt alles an 5G.“ ■ 22 www.industrialpioneers.com INDUSTRIALPIONEERS 23
DR. PETER HEILIGENSETZER DER ROBOTER ZUM ANZIEHEN Auch der Gesetzgeber hat das Problem erkannt. In Deutschland existiert eine sogenannte Lastenhandhabungsverordnung. Sie dient dem Arbeitsschutz, Grenzwerte für die Belastung des Fehlhaltungen beim Heben und Tragen sind schmerzhaft für den Mitarbeiter und kosten Geld. Mitarbeiters kennt sie jedoch nicht. Das sei indi- Sie sind für 23 Prozent aller krankheitsbedingten Fehlzeiten verantwortlich, berichtet die Bundes- viduell auf den Mitarbeiter anzupassen, heißt es in dem Text und Dr. Peter Heiligensetzer von anstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Dr. Peter Heiligensetzer, Ingenieur aus Augsburg, German Bionic Systems weiß, was das in der will das ändern – mit einem Roboter zum Anziehen. Realität bedeutet: „Die Mitarbeiter heben lieber schwere Waren ohne komplizierte Hilfsmittel mit Zugkraft, um dann schneller eine Zigaretten- pause einzuschieben.“ Sein Roboter zum Anzie- hen, sein Exoskelett Cray X, soll beides ermögli- chen: belastungsfreies und schnelles Heben. „Das Das System verringert den Kompressionsdruck im unteren Rückenbereich. System verringert den Kompressionsdruck im unteren Rückenbereich“, bringt es der Entwick- ler in einem Satz auf den Punkt. Was so ein- Zuhörer waren begeistert. Cray X unterstützt fach klingt, brauchte aber Zeit. seine Anwender in zwei Modi, die von einer Smartwatch gesteuert werden. Erster Modus: „Kommissionierarbeiten in einer Zwangsposi- „Wir reagieren schnell auf Kundenan- tion“, erklärt der Bayer. „Das Skelett unterstützt forderungen und passen beispielsweise Mitarbeiter, die viel in einer statisch gebeugten Haltung arbeiten müssen.“ Der Benutzer kann Werkstoffe an. Die meisten Anfragen sich komplett in das Exoskelett „reinhängen“ und wird gestützt, die Rückenmuskulatur entlastet, kommen heute aus der Produktion und berichtet das Unternehmen. Der zweite Modus der Logistik.“ soll vor gefährlichen Bewegungen im Überlas- tungsbereich schützen. Der Roboter entlastet den – Dr. Peter Heiligensetzer unteren Rücken des Trägers beim Heben von schweren Gegenständen, indem es Bewegungen Seit sechs Jahren arbeiten Heiligensetzer und aktiv-assistiv nachahmt und verstärkt. Dazu sein Team, bestehend aus Soziologen, Physiothe- nutzen die Augsburger ein Elektromyografie- rapeuten, Arbeitsplatzergonomen und Maschi- (EMG)-Armband, das die Muskelspannung im nenbauern, an dem Produkt – erst im Rahmen Arm misst. eines EU-Forschungsprojektes unter anderem mit Fiat und einigen Automobilzulieferern, Die International Federation of Robotics schätzt, dann als eigenes Unternehmen German Bionic dass im Jahr 2015 rund 370 Exoskelette verkauft Systems mit Investoren im Hintergrund. „Ich habe wurden. Im Jahr 2019 sollen es schon 6.500 sein. mir schon in meiner Zeit bei Kuka immer wieder Eine Studie von BIS Research geht für das Jahr Gedanken zu Exoskeletten gemacht“, erklärt der 2026 von einem Marktvolumen von 4,65 Mil- Maschinenbauer, der das Unternehmen 2017 grün- liarden US-Dollar aus. Der Wettbewerb kommt dete. „Wir arbeiten jetzt an der Serienfertigung“, vor allem aus Japan. Prominente Namen wie berichtet Heiligensetzer, der zuvor als Unter- Hyundai oder Panasonic arbeiten an Exo- nehmer Automatisierungssysteme plante und skeletten. Und die Industrie testet: BMW- und realisierte. Doch erste Industrieunternehmen Audi-Mitarbeiter nutzen die Roboter teilweise kaufen das Exoskelett, das mit kleinen Elektro- in der Montage. motoren ausgestattet ist, 7,9 Kilogramm wiegt, eine Lastunterstützung von 15 Kilogramm bietet Auch Heiligensetzer will von dem Boom profitie- und mit Standard-Bohrmaschinen-Akkus acht ren, mit Technologie und Flexibilität überzeugen. Quelle: German Bionic Systems Stunden betrieben wird. „Das Gewicht sitzt beim „Wir reagieren schnell auf Kundenanforderungen Menschen auf der Hüfte wie ein Trekkingruck- und passen beispielsweise Werkstoffe an. Die sack. Dadurch entlasten wir den Rücken und die meisten Anfragen kommen heute aus der Produk- Schultern“, ergänzt Heiligensetzer. tion und der Logistik“, berichtet der Geschäfts- führer. Doch die Zukunft sieht er und sein Team Auf einer Industrietagung im Herbst 2016 prä- auch bei Rettungsdiensten, in der Pflege oder auf sentierte der Augsburger erstmals seine Idee. Die dem Bau. ■ 24 www.industrialpioneers.com INDUSTRIALPIONEERS 25
HANNOVER MESSE USA PREMIERE IN DEN USA landbeteiligung der USA in Hannover erreicht hat. Chicago ist der ideale Standort, um Innova- tionen aus den USA einem internationalen Publi- kum vorzuführen und Nordamerika als wichtigen Die HANNOVER MESSE feierte in diesen Tagen ihre Auslandspre- Fertigungsstandort ins Rampenlicht zu rücken.“ miere in den USA und setzt damit in Zeiten von Abschottung und Die HANNOVER MESSE USA setzte sich dem- Handelszöllen ein wichtiges Signal für Freihandel und grenzenlosen nach aus vier Ausstellungsbereichen – IAMD – Technologieaustausch. Die Industrie von morgen kommt in eine Integrated Automation, Motion & Drives USA, ComVac USA, Industrial Supply USA und krisengebeutelte Stahlhochburg der USA. SurfaceTechnology USA – sowie drei Son- derschauen zusammen. Deutschland, China, Italien, Korea und Taiwan waren mit Länder- pavillons vertreten. Mehr als 500 Unternehmen Ausgerechnet in Granite City, in der Stahlhoch- wichtige Kommunikationsplattform, die die stellten ihre Produkte auf einer Fläche von über burg von Illinois, erklärte US-Präsident Donald deutschen Unternehmen nutzten, denn die Dis- 12.000 m² aus. Zu den Neuausstellern zählten Trump den Stahlarbeitern der USA seine neue kussion über die deutschen Exportüberschüsse Unternehmen wie Lenze, SEW, SAP und die Zollpolitik, seine Abschottung vom Weltmarkt. ist keine Trump-Erfindung, auch der angesehe- Fraunhofer-Gesellschaft. Unter den wieder- Der Gouverneur des Bundesstaates war nicht ne Ex-Notenbankchef Ben Bernanke und viele kehrenden Ausstellern fanden sich Namen wie anwesend. Bruce Vincent Rauner, Republikaner andere liberale Kommentatoren kritisierten die THK, Wittenstein, Festo, Phoenix Contact, wie Trump, ist kein Freund von Handelskriegen. Entwicklung früh, weit vor Trump. „Die Maschi- Rittal, B&R, Mitsubishi und Hiwin. Auch Der US-Gouverneur von Illinois weiß warum: nenbauer müssen ihre Positionen besser erklären. Harting stellte in Chicago aus. Kein Wunder: Viele Mittelständler aus Deutschland haben sich Deutsche Unternehmen haben da ein strategi- Im vergangenen Geschäftsjahr stieg der Um- in seinem Bundesstaat angesiedelt und wachsen. sches Defizit. Die deutsche Position wurde nicht satz des Konzerns in der Region Americas um Einer davon ist Harting aus Ostwestfalen. Im langfristig genug und mit zu wenigen Akteuren rund 22 Prozent auf 73 Mio. Euro. Das Ziel von Vorfeld der HANNOVER MESSE im Frühjahr in der Gesellschaft – in Washington –, aber auch Harting: Wissenschaftliche und unternehmeri- besuchte der US-Politiker das Unternehmen und in anderen Bundesstaaten vertreten“, erklärte sche Partnerschaften und Kooperationen, unter diskutierte mit Dietmar Harting über die Aus- Dr. Michael Werz von der Denkfabrik Center anderem mit einem US-Autohersteller, dem bildung und Qualifizierung von Mitarbeitern im of American Progress im Video-Interview mit Massachusetts Institute of Technology (MIT) Harting US-Werk Elgin. In den 1980er-Jahren diesem Magazin. Die Leistungsschau im Herbst sowie dem Industrial Internet Consortium (IIC) hatte die Fertigungsstätte in der Nähe von Chi- bot dafür eine neue Chance. sollen langfristig ausgebaut werden. Die Messe ist cago ihren Betrieb aufgenommen. Bildung und dafür ein wichtiger Impuls, eine Kontaktbörse. Technologie sind dem republikanischen Gouver- Die Messe bildet mit der International Manu- neur wichtig, denn es schafft Jobs in seinem facturing Technology Show (IMTS) die größte Auch das Fortbildungs- und Networking-Pro- Bundesstaat und das sorgt für Steuereinnah- Veranstaltung für Fertigungstechnologien in gramm Solutions Theater der HANNOVER men. Die braucht Rauner dringend, denn sein Nordamerika, für die sich über 115.000 Besucher MESSE war Teil des Messekonzepts. Das Pro- Bundesstaat gehört zu den Schlusslichtern im angemeldet hatten. gramm umfasste Präsentationen, Fallstudien, Quelle: White House und Deutsche Messe AG Rating der US-Bundesstaaten. Schulden und Vorführungen und Sonderveranstaltungen. Der Pensionslasten drücken auf den Haushalt, von „Die HANNOVER MESSE USA folgt dem- Manufacturing Leadership Council, die National der Pleite war schon die Rede. Dazu kommt der selben Format, das wir auch in Hannover ver- Electrical Manufacturers Association, das Indus- Handelskrieg mit China – Illinois gehört trotz wenden. Der Fokus liegt nicht nur auf einzelnen trial Internet Consortium und die deutsche Platt- Industriestandorten um Chicago zu den wichti- Maschinen und Bauteilen, sondern auch auf form Industrie 4.0 richteten beispielsweise das gen Agrarstaaten der USA. Komplettlösungen“, erklärte Dr. Jochen Köckler ganztägige Forum „Industrie 4.0 Meets the In- von der Deutschen Messe. „Wir führen die dustrial Internet of Things“ aus. Themen waren Da kam die erste HANNOVER MESSE außer- HANNOVER MESSE in Chicago ein, weil TSN, Cybersecurity oder Künstliche Intelligenz halb Deutschlands zur rechten Zeit – es war wir damit an den Bekanntheitsgrad anknüpfen in der Produktion – eine Woche waren Chicago ein Aufbruchssignal für die Region und eine möchten, den die Marke 2016 durch die Partner- und Illinois das Zentrum der Industrie. ■ 26 INDUSTRIALPIONEERS 27
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