Entdisziplinierung und Negation des Wissens: die Archäologie der Moderne
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Entdisziplinierung und Negation des Wissens: die Archäologie der Moderne Reinhard Bernbeck & Susan Pollock Zusammenfassung – Unser Beitrag nimmt zuerst die historische Entwicklung der Archäologie allgemein in den Blick und zeichnet kurz nach, dass Archäologie seit ihren Anfängen ein chronologisch und chorologisch expansives Feld ist. Eine Betrachtung dieser Ge- schichte macht deutlich, dass Archäologie kein ökonomisches Nullsummenspiel ist, in dem die Hinzufügung eines Aspektes auf Kosten eines anderen geht. In einem zweiten Teil zeigen wir auf, warum eine Archäologie der Moderne, obwohl sie nur einen chronologisch minimalen Teil menschlicher Geschichte dem Feld ‚Archäologie‘ hinzufügt, tiefgreifende, bisher unzureichend gestellte Fragen aufwirft, die das gesamte von der Archäologie beackerte Feld betreffen. Es geht dabei nicht um kataloghaft aufgelistete Objektkategorien oder Befunde, sondern um Grundsatzfragen wie das Verhältnis zwischen Form und Inhalt archäologischer Diskurse sowie um die Bedeutung von ‚Wissenschaftlichkeit‘. Schlüsselwörter – Archäologie; Archäologie der Moderne; Historische Archäologie; Disziplinarität; Wissensgeschichte; Standpunkt-The- orie; NS-Zeit; DGUF Tagung 2020 Title – Un-Disciplinizing and the Negativity of Knowledge: The Archaeology of Modernity Abstract – Our contribution looks first at the historical development of archaeology in general and briefly shows that it has been a chrono- logically and chorologically expansive field since its inception. A consideration of this history makes clear that archaeology is not a zero- sum economic game in which the addition of one aspect is at the expense of another. In the second part of the paper, we show why an archaeology of modernity, although it only adds a chronologically minimal part of human history to the field of archaeology, raises profound and up to now inadequately posed questions that affect the entire field of archaeology. These are not about object categories or finds organized in catalogs, but about fundamental matters such as the relationship between form and content of archaeological discourses and the meaning of working ‚scientifically‘. Key words – archaeology; historical archaeology; contemporary archaeology; disciplinarity; history of knowledge; standpoint theory; Nazi period; DGUF conference 2020 Zur Expansionsgeschichte der Archäologie aus auch mit der Zukunft auseinander (Harrison et al., 2020). International hat sich die Archäologie Archäologie ist ein imperialistisches Geschäft, was längst von einer Wissenschaft der tiefen Vergan- Raum und Zeit angeht. Sie hat sich aus dem engen genheit, die quasi der Geschichte mangels anderer Rahmen der Untersuchung römisch-griechischer Mittel vorgeschaltet ist oder ihr als Hilfswissen- Kunstwerke im Zeitalter Winckelmanns emanzi- schaft dient, zu einer intellektuellen Beschäftigung piert. Sie hat sich ebenfalls vom Interesse an Stein- mit dem Phänomen der Materialität gewandelt. gerät- bzw. Bronzefunden für Zeithorizonte ohne Um dies zu verstehen, genügt ein Blick in die Schrift gelöst, das in Frankreich und Skandinavien Werke, die im Umkreis der Material Culture-Stu- zur Fachherkunft gehört. Mittlerweile agiert die dien am University College in London entstehen. Archäologie global. Abgesehen von Erdteilen wie Auch in vielen anderen anglofonen Kontexten und dem Südpol gibt es wohl kaum Regionen, in de- darüber hinaus definiert sich Archäologie mittler- nen das Fach nicht aktiv ist. Selbst unter Wasser weile durch das Interesse an Materialität (s. Miller, findet Archäologie ein reiches Betätigungsfeld. 2005; Olsen, 2010; Pétursdottír, 2012; González- Parallel zu dieser räumlichen Expansion lässt Ruibal, 2013). ‚Altertumswissenschaft‘ erfasst da- sich auch eine zeitliche identifizieren. Hier sind her den Kern der Archäologie nicht mehr. allerdings absolute Grenzen sehr viel deutlicher. Denn die Menschwerdung, derzeit auf ein Alter von etwa 3,4 Mio. Jahren vor heute eingeschätzt, Historische Transformationen des Fachs setzt der Archäologie chronologisch einen, wenn Archäologie auch vagen Anfangspunkt. Die Gegenwart liefert ein immer weiter fortschreitendes Ende. Selbst für Wissenschaftsgeschichtlich hat sich das raumzeit- diese Zeitdimension muss man allerdings vorsich- lich definierte Betätigungsfeld dieser Disziplin tig sein, denn die Projekte der Heritage Futures also nicht nur erweitert, sondern hierdurch auch setzen sich von einem archäologischen Standpunkt verschoben. Das wird auch leicht einsichtig, wenn Eingereicht: 1. Nov. 2020 Archäologische Informationen 43, 2020, 45-56 angenommen: 29. Nov. 2020 CC BY 4.0 online publiziert: 16. Dez. 2020 45 DGUF-Tagung 2020: Archäologie der Moderne DGUF-Tagung 2020: Archäologie der Moderne
Reinhard Bernbeck & Susan Pollock man nur die Anfänge bis zum Ende des 19. Jahr- dass die nicht-westliche Welt von den damals hunderts betrachtet. War für Winckelmann die Mächtigen dort, wo sie eine substanzielle archäo Archäologie als Kunstwissenschaft noch eine der logische Vergangenheit vorfanden, als danach wichtigsten Inspirationsquellen für die von ihm als absterbend und heruntergekommen konstruiert medioker empfundene Kunst seiner Epoche – und wurde (Spengler, 1918/22; Toynbee, 1946). damit eine von genealogischen Erwägungen kom- Komplexere Verhältnisse stellen wir speziell plett unabhängig konzeptualisierte Wissenschaft -, für die Region Palästina fest. Hier war die erste so wurde sie von Kossinna und anderen zu einem Archäologie, soweit sie diesen Namen verdient, ethno-nationalen Unterfangen umgestaltet, dessen getrieben vom Interesse an den Orten der Bibel. höchstes Ziel es war, ein imaginiertes nationales Es öffnete sich ein Feld, in dem auf lange Zeit (und Kollektiv möglichst weit in die Vergangenheit manchmal bis heute) eine Archäotheologie (‚Bib hinein zurückzuverfolgen. Diese Verschränkung lische Archäologie‘) betrieben wird (Silberman, von biologischer Deszendenz und Materialität war 1982), deren Suche in der Bestätigung mythischer zu seiner Zeit weit verbreitet und führte zu einer Erzählungen besteht, nicht unähnlich der kaum grundsätzlich chauvinistisch-rassistischen Wissen- späteren Suche nach Troja durch Schliemann und schaft, die sich bis heute von diesen Inhalten nicht der rezenten nach dem Ramayana in Ayodhya in völlig hat lösen können. Die derzeitigen Debatten Indien (Bernbeck & Pollock, 2004). um aDNA-Analysen führen vor Augen, wie sehr Wir finden jedenfalls mit jedem neuen Feld in normative Interpretationen materieller Kultur der Archäologie hinzukommende Interessenla- immer noch oder wieder an genetische Forschun- gen, die sich von vorher vorhandenen unterschei- gen schlicht angehängt werden können, obwohl den. Eines aber eint diese entstehenden Sparten die archäologische Evidenz zu Differenzierung des Archäologischen: Man war keinesfalls darauf mahnt (kritisch: Heyd, 2017; Burmeister, 2019). Es aus, ‚Primitivität‘ archäologisch zu untersuchen, geht dabei auch um Grundsätzlicheres als die In- wie es die ethnologischen und geographischen halte: Dendritische Konzepte sollten, das ist schon Wissenschaften im Dienst des Kolonialismus seit David Clarkes Analytical Archaeology (1968) taten. Das Ziel war vielmehr, den vermeintlich überdeutlich geworden, im kulturellen Bereich der rettungslosen Verfall der extraeuropäischen An- Langzeit-Geschichte durch anastomosische oder deren nicht allein durch die Charakteristika ihrer rhizomatische Modelle ersetzt werden. eigenen Kultur, Sprache und politischen Systeme Ausgeweitet wurde das Feld der Archäologie nachzuweisen, sondern diese konstruierte Dif- auch durch kolonialistische Feldzüge. Einer der ferenz zu verschärfen und zu steigern durch ei- ersten war Napoleons kurze Annektierung Ägyp- nen Spiegel ihrer grandiosen Vergangenheit, die tens, geplant als militärisch-kultureller Schlag sie noch nicht einmal selbst ergründen konnten. gegen England und dessen Interesse an offenen Letzteres blieb der westlichen Wissenschaft und Wegen zum indischen Subkontinent. Der militä- ihrem dafür entwickelten, differenzierten Instru- rische Misserfolg bleib weit weniger im kollek- mentarium vorbehalten (Trigger, 1984). tiven Gedächtnis verhaftet als die 23-bändige De- Dieser Vorspann hat vor allem ein Ziel: zu ver- scription de l’Égypte, die dem Unternehmen auch deutlichen, wie stark Archäologien jeder Art von nachträglich Legitimität verschaffte. Die Untersu- zeitgeschichtlichen Interessen und Positionen ab- chungen an den monumentalen Pyramiden und hängig waren und sind, allen objektivistischen die Auffindung des Steins von Rosette machten Klassifikationen und Typologien zum Trotz. Im schon damals Furore. Der Besitz fremder Historie Gegenzug sehen wir in den 1960er-Jahren gerade schien bereits ein ‚Naturrecht‘ der europäischen in den USA eine konsequente Bemühung, durch Mächte zu sein. In dieser formativen Epoche der Berufung auf den logischen Empirismus von Carl Archäologie dünkten sich die europäischen Na Hempel und Rudolf Carnap ein für alle Mal ein tionen einem vage wahrgenommenen ‚Orient‘ ge- quasi-mathematisches Fundament für archäolo- genüber als kulturell überlegen, gestanden aber gisches Argumentieren zu erschließen (Watson den antiken Monumenten dieser ‚Anderen‘ eine et al., 1971; s. dazu Hempel, 1965; Novick, 1988). gewisse Größe zu. Es ging letztlich darum, eine In Deutschland, wo dies – aufgrund der starken entwicklungsgeschichtliche Gleichzeitigkeit zu- Verwicklung der archäologischen Fächer in die rückzuweisen. Man sah sich selbst auf einer Bahn Nazi-Ideologie – in den unbedingten Willen zu des stetigen Fortschritts, während die Historie einer kompletten Entpolitisierung archäologischer der ‚Anderen‘ in eine biologische Metapher ein- Diskurse gepasst hätte, war man der Theorie al- gepasst wurde, die Aufblühen, Größe und Deka- lerdings grundsätzlich so stark abhold, dass noch denz als Hauptstadien enthielt. Es wundert nicht, nicht einmal eine Theorie der Entpolitisierung des DGUF-Tagung 2020: Archäologie der Moderne 46
Entdisziplinierung und Negation des Wissens: Die Archäologie der Moderne Archäologischen eine Chance hatte: Die ‚new‘ oder den und Erforschtem Gedanken zu machen. Zum ‚processual archaeology‘ wurde oftmals als ‚ideo- ersten Mal geschah dies in konsequenter Weise in logisch‘ komplett missverstanden (Miera, 2019). der marxistischen Archäologie, die den Klassen- Jede einigermaßen gründliche Beschäftigung standpunkt der Forschenden als relevant erachte- mit wissenschaftlicher Praxis muss eigentlich zu te (McGuire, 1992; zum Hintergrund s. Althusser, dem Schluss kommen, dass nicht nur die Sozial- 1971). Diese Einsicht, gepaart mit Friedrich Engels’ und Kulturwissenschaften, sondern auch die gro- (1884) bis heute erstaunlich hellsichtigem Buch ßenteils auf instrumenteller Logik aufbauenden Der Ursprung der Familie, des Privateigenthums und Naturwissenschaften immer schon ideologisch des Staats, ließ theoretisch zumindest die Möglich- sind (Habermas, 1968). Es gibt keinen ideologie- keit offen, einen anderen Standpunkt überhaupt freien akademischen Elfenbeinturm, so sehr wir einzunehmen. Unter Stalin oder auch in der DDR uns das in Zeiten von „fake news“ und „alternati- wurden solche anderen Standpunkte allerdings ve facts“ auch wünschen mögen. Die Suche nach mehr oder weniger radikal unterdrückt, so dass einer objektiven Archäologie ist zum Scheitern dann auch eine angeblich ‚objektive‘, in Wahrheit verurteilt. extrem dogmatische Wissenschaft durch Unter- drückung ‚bürgerlicher‘ und anderer Standpunkte entstehen konnte (Klejn, 2012). Relationalität und Standpunkt-Theorie in der Standpunkt-Theorie wird heute nicht aus die- Archäologie sen historischen Gründen weniger mit marxisti- scher als mit feministischer Theorie verbunden, Archäologische Projekte zeichnen sich dadurch besonders seit Sandra Hardings meisterhafter aus, dass sie stoffliche Hinterlassenschaften un- Kritik an ‚neutraler‘ Wissenschaft, deren poli- tersuchen, in der Regel Überreste aus der Vergan- tische Dimension sie nachweist (Harding, 1991, genheit. Grundsätzlich macht dies aus der Archä- 138-163). Ein jeweiliges Paradigma, unter dem ologie eine komplexe relationale Wissenschaft. wir arbeiten, kann nach Harding völlig unreflek- Denn sie produziert ein Dreieck aus Verhältnis- tiert in die eigene Arbeit einfließen. Unproblema- sen: (1) zwischen vergangenen menschlichen Sub- tisierbare Hintergrundüberzeugungen, entstan- jekten und den von ihnen kreierten oder sie umge- den aus Alltagspraxis, determinieren aber nicht benden Objekten; (2) zwischen den vergangenen erforschtes Wissen, sondern sie ermöglichen Subjekten und uns als Forschenden; (3) als imagi- und limitieren den Bereich möglichen Wissens niert diachrone, faktisch aber synchrone Relation (Harding, 1993, 341). Das Anerkennen dieses zwischen uns heute und den Objekten vergange- Mechanismus macht Forschungsergebnisse in- ner Gesellschaften. Jedes dieser Verhältnisse hat sofern weniger falsch, weil sie einen geringeren seine eigene Geschichte, Präferenzen und Mecha- Wahrheitsanspruch hegen als traditionelle An- nismen, nach denen es strukturiert ist. Die imagi- sätze, deren Grundstruktur Harding mit „might niert-diachrone Relation zwischen uns heute und makes right“ attackiert. Nicht der reine Zuwachs vergangener Objektwelt ist und bleibt im Fokus an faktischem Wissen im althergebrachten, un- der Archäologien. Gegenständliches wird im be- reflektierten epistemischen Rahmen treibt die ruflichen Alltag unproblematisch-naiv als objek- archäologische Wissenschaft also voran, sondern tiv zugänglich aufgefasst. Wo dies nicht der Fall vor allem die Dynamik der Gegenwart, in deren ist, wird das Verhältnis zur ehemaligen Gegen- Bedingungen das Fach praktiziert wird. Es ist lei- standswelt stillgestellt durch methodische Überle- der so, dass im deutschen Sprachraum der Frage gungen. Dagegen wird die Relation zwischen ver- nach wissenschaftlicher Positionalität nur unzu- gangenen Subjekten und deren Umgebung den reichendes Gewicht zugemessen wird. hermeneutischen Zweigen der Archäologie über- Aus den obigen Bemerkungen resultiert für lassen. Die Relation zwischen vergangenen und uns als erste Frage an eine Archäologie der Mo- heutigen Subjekten wird in der Regel schlicht als derne, aus welchen Positionen heraus sie betrie- nicht-existent aufgefasst, wiewohl sie in der fach- ben werden kann oder sollte. Unter den Sparten, lichen Imagination immer mitschwingt und zu die schon etwas länger existieren, gibt es etwa die einer impliziten Positionalisierung führt, wie wir Industrie-Archäologie. Während diese in den USA mehrfach in unterschiedlichen Beiträgen betont einen ausgesprochen kapitalismus-kritischen An- haben (Bernbeck & Pollock, 2002; Pollock, 2016). satz hat (Hardesty, 1994; Saitta, 2007; Silberman, Es ist mithin dauernd notwendig, sich über die 2007; McGuire, 2008) und damit neben dem Ma- Relationalität der archäologischen Praxis, insbe- teriellen auch ökonomische und soziale Zusam- sondere aber das Verhältnis zwischen Forschen- menhänge in ihre Narrative einbezieht, ist der 47 DGUF-Tagung 2020: Archäologie der Moderne
Reinhard Bernbeck & Susan Pollock Antrieb in Europa primär die Obsoleszenz tech- Überreste sowie heiliger Objekte zählen (für die nischer Verfahren – vor allem im Bergbau und der USA: Watkins, 2004; Silliman, 2005; für Südame- Stahlherstellung (Linse, 1986; Slotta, 1982). Tech- rika: Funari & Orser, 2015; Funari & Senatore, nische Anlagen, die nicht mehr funktionieren, 2015). faszinieren dadurch, dass das praktische Wissen Was nun eine Archäologie der Moderne in um ihren Betrieb verloren ist. Praktische Entfrem- Europa angeht, so benennt Laurent Olivier sein dung, nicht die Kritik am Entstehen eines globalen grundlegendes Werk Le sombre abîme du temps wirtschaftlichen Ausbeutungssystems, in dem wir (2008). Claudia Theune (2014) betitelt ihre Syn- selbst verankert sind, macht die Attraktivität der these mit Tatorte des 20. Jahrhunderts. Offensicht- Industrie-Archäologie hierzulande aus. lich handelt es sich in der archäologischen Rück- Vielleicht liegen die auffallenden Unterschiede schau auf die rezente Moderne in Europa nicht auch im fast ängstlichen Aufrechterhalten diszi- um das freudvollste Zeitalter, auch wenn immer plinärer Mauern. Vergleicht man das U.S.-ame- wieder gesagt wird, der Alltag habe auch zur Mo- rikanische mit dem deutschen akademischen derne gehört und müsse untersucht werden. Es System, so fällt die extrem ausgebildete Selbstbe- ist eventuell sinnvoll, mit Claus Leggewie (2011) grenzung auf, von der Disziplinen hierzulande einmal zu bedenken, ob nicht die Blutbäder, die leben. Die ‚Historical Archaeology‘ in den U.S.A. europäische und insbesondere deutsche Regime kennt keine ‚Höhe Null‘, sondern untersucht auch samt ihren Bevölkerungen in der Moderne ange- Gebäude; sie nimmt Anregungen aus Philosophie, richtet haben, das einigende Band des Kontinents Kulturanthropologie und vielen anderen wissen- darstellen, vom Holocaust über die sowjetischen schaftlichen Richtungen auf und macht sich stark Lager bis zum Kolonialismus und der Sklaverei, für explizit politische Forschungsfragestellungen Vertreibungen und Zwangsarbeit. Dies bedeutet (Watkins, 2004; Silliman, 2005). Deren Ursprung eine ungewöhnliche, weil notwendig selbstkri- muss im Übrigen nicht unbedingt in den Wissen- tische Positionierung gegenüber der als ‚eigen‘ schaften selbst liegen (McGuire, 2008). Dazu zählt empfundenen Vergangenheit. Dieser Standpunkt auch eine Befreiung von kulturhistorischen Fes- sieht zuallererst ab von einer Langzeitgeschichte seln. Für eine große Synthese muss sicher viel Zeit der ‚Zivilisation‘ oder gar der ‚Zivilisierung‘ der investiert werden, doch warum soll eine ‚west Welt, und wendet sich dem zu, was Dan Diner asiatische Archäologin‘ nicht eine Ausgrabung in (1988) treffend den Zivilisationsbruch genannt Brandenburg leiten? Mit fortschreitenden sozialen hat: der Holocaust entzieht sich in seiner maß- und intellektuellen Verhältnissen verändern sich losen Unmenschlichkeit jeder Einordnungsmög- naturgemäß Interessenlagen. Ganze akademische lichkeit in traditionelle historische Kategorien. Fächer mögen sich auflösen. Oder sie sind nie zu Die Nazi-Zeit war keine ‚Epoche wie jede ande- solchen geworden, wie etwa die Apodemik des re‘. Nach dieser fundamentalen Erfahrung des 19. Jahrhunderts, gedacht als die Wissenschaft des Verlassens der Sphäre des Humanen gibt es keine Reisens. Andere werden plötzlich einflussreich, Rückkehr zur Normalität, der lebensweltlichen wie etwa die Vergleichende Literaturwissenschaft oder gar der historiographischen. Darin hat auch in den 1980er-Jahren. Mangelnde Offenheit ande- eine archäologische Erforschung des National- ren Disziplinen gegenüber und ein Hang zur Ka- sozialismus ihre eminente Bedeutung. Sie muss nonisierung zeichnen unseres Erachtens viele As- gegen eine Historisierung, gegen das intellektu- pekte der deutschen Wissenschaftslandschaft aus, elle Streben nach einem endgültigen Erfassen der so dass internationale Diskussionen zumindest Prozesse einer Epoche praktiziert werden (s. u.). in den Archäologien oft mehrere Jahre später als Wir verstehen diese Lagebestimmung nicht anderswo auch in Deutschland langsam wahrge- als eine Ansicht, die alle unbedingt mit uns teilen nommen werden. sollten. Wir sprechen uns offen für einen Stand- Insgesamt sind die Kontexte, in denen eine Ar- punkt aus, der die Archäologie der Moderne aus chäologie der Moderne betrieben wird, weltweit einer historiographischen Problematik heraus ent- deutlich unterschiedlich gelagert. Das liegt an der wickelt, die als einen Kern den Holocaust und das Geschichte einzelner Regionen selbst. So gibt es Nazi-System hat. Wenn das dystopisch erscheint, in den USA und in Südamerika eine ‚Contact Ar- dann ist dies auch so gemeint: Die Nazi-Dikta- chaeology‘, deren Erkenntnisziel die komplexen, tur war zweifelsohne das dunkelste Kapitel der meist gewaltsamen Relationen zwischen Native menschlichen Geschichte. Wie oben dargelegt, ist Americans und europäischen Zuwanderern ist, solch ein Standpunkt partikular, doch gilt das auch wozu die brutale Vertreibung der ursprünglichen für alle anderen Positionen, aus denen heraus eine Bevölkerung und das Aneignen körperlicher solche Archäologie betrieben wird. Wenn wir nicht DGUF-Tagung 2020: Archäologie der Moderne 48
Entdisziplinierung und Negation des Wissens: Die Archäologie der Moderne beanspruchen, eine allgemeingültige Programma- rücksichtigung obiger Standpunkt-Fragen wären tik zu entwickeln, dann nur, weil wir der Meinung die theoretischen Überlegungen allerdings weiter sind, diese müsse sich – wenn überhaupt – aus Dis- zu führen. Denn der Disput zeigt auf, dass Posi puten entwickeln, aus denen sich ein Diskursfeld tionalität nicht nur die Gegenwart betrifft, son- mit Spannungen und Kontroversen formiert. dern auch vergangene Verhältnisse, in denen Betrachtet man die Moderne insgesamt, ohne Menschen im praktischen Leben unterschiedlich sich auf eingrenzende Definitionsfragen des ‚rich- verortet waren. Auf Nazi-Lager als Nicht-Orte tigen‘ Zeitraums für diesen Begriff einzulassen, so angewandt, wäre eine Positionierung wie die Mo- ist das Interessante an dem entstehenden neuen shenskas ethisch wohl nur schwer aufzubauen, wissenschaftlichen Feld genau diese Offenheit, das wenn das ‚intuitive understanding‘ auf die SS- Undisziplinierte, das mit einer solchen Situation Wachen in KZs und sonstige Schergen angewandt einhergeht. Systematiken werden uns früh genug würde. Aus ganz anderen Gründen undenkbar ist einrahmen, zunächst sollten wir in alle Richtungen die Beschreibung solcher Nicht-Orte als ‚apprecia- explorieren und ausprobieren, wie Untersu- tion‘ der Details durch die dort längerfristig leben- chungen am besten aufgesetzt werden, bevor wir den Insassen. Wir kommen wohl nicht aus ohne uns an ein traditionelles Paradigma wie das der eine weitere Differenzierung von Nicht-Orten und Prähistorie oder einer anderen Archäologie anhän- ein Nachdenken über den Prozess der ‚Lagerisie- gen. Je kontroverser die Diskurse, desto freier und rung‘ als eine faschistische Ubiquisierung dieses kreativer kann diese Phase des Suchens sein. Phänomens (Kamiński, 1982; Bauman, 1994). In einem zweiten Teil unserer Überlegungen Woher kommt das derzeitige Interesse an wollen wir auf fünf Punkte eingehen, die aus den Nicht-Orten der rezenten Vergangenheit? In obigen Standpunktüberlegungen abgeleitet sind Deutschland existiert im Gedenkstätten-Umkreis, und für eine Spezifik der Archäologie der Moder- weniger in der Archäologie, eine empirische Aus- ne sprechen. Mit Konsequenzen: derartige, neu einandersetzung mit den tieferen Gründen, die aufkommende Fragen an das Verhältnis zwischen menschliche Verhältnisse zu Orten produzierten Materialität und Geschichte können (mehr oder und produzieren (z. B. Siebeck, 2013; zum Hinter- weniger modifiziert) auf frühere urgeschichtliche grund Assmann & Brauer, 2011; Giesecke & Wel- Zeiten ausgedehnt werden. zer, 2012). Beim größeren Publikum mag man sich fragen, wieweit eine morbide Faszination am Unglück Anderer Besuche in Auschwitz, Treblin- Fünf Aspekte einer Archäologie der Moderne ka oder Bergen-Belsen antreibt (Cole, 1999; s. a. Seaton, 1996; Foley & Lennon, 1997). Oder wird Orte und Nicht-Orte Trost im Angesicht der eigenen Entfremdungser- Grabungen an Orten der Moderne konzentrieren fahrungen gesucht, die das gegenwärtige Leben sich bislang auf das, was Marc Augé (1991) einst dominieren? Die Rolle der Archäologie als Pra- als Nicht-Orte apostrophierte. Für ihn sind dies xis-gebundene Lieferantin von Erkenntnissen zu Stellen, die nicht zum Verweilen einladen und Nicht-Orten ist hier noch lange nicht gefunden. doch ein Verweilen erzwingen, wie etwa Flug- häfen, Krankenhäuser, Autobahnraststätten oder Begreifen und Sprachlosigkeit Fabriken. Dazu gehören jedoch auch Orte extre- Jede Archäologie des 20. Jahrhunderts arbeitet mer Ausbeutung, insbesondere die Zehntausende mit begrifflich aufgeladenen Diskursen, deren von Lagern aus der NS-Zeit, von Kriegsgefange- politischer Status unbestritten ist. Erinnerungsdis- nen- über Zwangsarbeitslager bis hin zu Konzen- kurse, die Aleida Assmann überzeugend analy- trationslagern (Megargee, 2013). González-Ruibal siert (2013), sind auch in der Archäologie relevant. (2008) sieht in Augés Arbeiten einen Anker für Wie kommt es, dass man sich bei der Formulie- die Archäologie der Moderne im Allgemeinen, da rung „die zwei deutschen Diktaturen“ nicht sofort sich an Nicht-Orten die fundamentale Entfrem- auflehnt? Ist nicht die Gleichsetzung eines Re- dung des Menschen von seiner Lebenswelt zeige. gimes, das allein sechs Millionen Mitbürger auf- González-Ruibal wurde für sein Entfremdungsar- grund ihrer schieren Herkunft tötete, mit einem gument als einseitig, wenn nicht gar naiv kritisiert, primär bürokratischen Unrechtsregime der Folge- da Entfremdung an Flughäfen und ähnlichen Or- zeit eine Ungeheuerlichkeit (Morsch, 2007)? Wieso ten nur privilegierte Nutzer, nicht aber die dort akzeptieren wir mediale Alltagsformulierungen, Arbeitenden beträfe, die durchaus ein „intuitive etwa eine im Bayrischen Rundfunk gesendete understanding and appreciation of the space“ entwi- „deutsch-jüdische Liebesgeschichte“, also ob Deutsch- ckeln könnten (Moshenska, 2016, 25). Unter Be- Sein und Jüdisch-Sein zwei getrennte, inkompa 49 DGUF-Tagung 2020: Archäologie der Moderne
Reinhard Bernbeck & Susan Pollock tible Positionen sind?1 Das sprachlich-begriffliche talität des Kolonialismus, des Ersten Weltkriegs Unterscheidungsvermögen hat eine fundamentale und den erheblich blutigeren Zweiten Weltkrieg politische Dimension. Bei einer Ausgrabung im und erst recht den Holocaust zu einem geschicht- September 2020 bekamen wir dies direkt vor Au- lichen Block verbinden (Horn, 2014). Es ist eine gen geführt. Wir erforschten in Wustrau bei Berlin Erinnerungsgeschichte, die sich deutlich von dem einen in Nazi-Terminologie als ‚Schulungslager‘ traditionellen versachlichten Diskurs der histo- bezeichneten Ort für sowjetische Kriegsgefangene risch-archäologischen Wissenschaften absetzt. Mit des NS-Ostministeriums. Das Lager war nichts an- dem Erinnern engstens verbunden ist immer das deres als eine gewaltsame Indoktrinierungsanstalt Vergessen und mehr noch das Verdrängen. Hier und keine Schulungsinstitution – schließlich gab es kann nicht auf die vielen Aspekte des kollektiven nur die Alternative Tod oder das ‚Sich-Umdrehen- Erinnerns und Vergessens eingegangen werden. Lassen‘. Berücksichtigt man diese Zusammenhän- Wir verweisen jedoch auf die grundlegende Ar- ge und nimmt die Problematik der Sprache ernst, beit von Maurice Halbwachs (1992), der selbst im zeigt sich auch der politische Abgrund, an dem Konzentrationslager Buchenwald sein Leben ließ. jede sprachbasierte Systematik neuzeitlicher Din- Halbwachs versuchte, zum ersten Mal die Frage ge steht. ‚Krankenbaracken‘ in Lagern haben alle nach kollektiver Erinnerung zu systematisieren, Schattierungen von tatsächlichen Bauten zur Hei- und stellte diese Art von Gedächtnis als kommu- lung bis zu Tötungsschuppen. ‚Arbeitserziehungs- nikativ verankert dar, ein Prinzip, auf dem Aleida lager‘ sollten in Arbeitsfolterlager umbenannt und Jan Assmann ihre einflussreichen Werke auf- werden. Der Ausdruck ‚Lager‘ ist schon falsch für bauen (u. a. Assmann, 1992; 1999; 2013). Orte, an denen Menschen keinerlei Verweildauer Wo Halbwachs interpersonale Relationen als hatten, weil sie sofort vergast wurden (Benz, 2008, Grundlage des kollektiven Erinnerungsvermögens 407). Das Wort ‚Opfer‘ für Menschen, deren Ster- sah, bietet Sigmund Freud einen anderen, archäolo- ben eine für die Betroffenen sinnlos-unfassbare gisch kaum thematisierten Zugang zu einer Erinne- Vernichtung war, greift ebenfalls nicht. Die Lingua rungsgeschichte. Freud selbst war an der Archäo Tertii Imperii (Klemperer, 1975) endete leider auch logie interessiert, als Antikensammler, vor allem nicht mit dem Jahr 1945, sondern Begriffe wie ‚Kri- aber als jemand, der archäologische Prinzipien me- stallnacht‘ wurden weiter jahrzehntelang verwen- taphorisch nutzte (Werner, 2015). Archäologie ist in det. Selbst Ulrich Herbert (1999) überschrieb sein Freuds Sinn vor allem eine Sichtbarmachung, die epochemachendes Werk zur Zwangsarbeit noch Vergessenes wieder hervorholt. Man mag daher mit ‚Fremdarbeiter‘. gerade bei einer neuzeitlichen Archäologie fragen, Eine Archäologie der Moderne, die sich mit wie es um das Verhältnis zwischen Vergessen und der Nazi-Zeit beschäftigen will, kommt um sol- Verdrängen steht. Wo Freud durch Gespräch die che fundamentalen Fragen des Sprechens und verdrängte, im Untergrund aber durchaus präsente der Sprachlosigkeit nicht herum. Diese haben mit Vergangenheit des Individuums aus dem unterbe- den klassifikatorischen Überlegungen einer Ob- wussten Bereich mit dem Ziel der Therapie herauf- jekt-Systematisierung, wie in der Archäologie tra- holen wollte, ist auch die Aktivität des Ausgrabens ditionell praktiziert, wohl nur selten direkt etwas ein Heraufholen verdrängter Kollektiv-Vergangen- zu tun. Unsere Sprache reicht oft nicht aus, mit heit. Oftmals bleibt das Unrecht, welches direkt in den allgemeinen Ereignissen dieser Epoche über- der eigenen heutigen Lebenswelt vor nicht einmal haupt adäquat umzugehen. Hiervon ausgehend 100 Jahren geschah, verborgen. Ausgraben ist ein sollten wir zudem fragen, ob diese Problematik Sichtbarmachen, ebenso wie Psychotherapie zu- eigentlich in Bezug auf andere Zeiten Relevanz nächst den Akt des ‚Sprechbarmachens‘ ausführt. haben könnte. Welche Zustände, die Tausende Die Analogie verdeutlicht, dass die reine Sicht- von Jahren zurückliegen mögen, reden wir durch barmachung nicht hilft, wenn kein weiterer prak- unachtsame Terminologie schön? tischer Umgang mit dem Offengelegten erfolgt. Dabei darf nicht vergessen werden, dass archäo Vergessen und Verdrängen logische Sichtbarmachungen auf Vergangenes ab- Die Moderne und besonders das 20. Jahrhundert zielen, das andere schädigte, nicht aber, wie in der können nicht im Sinne von Faktenwissen über eine Psychoanalyse, auf das eigene Geschädigt-Sein. erst kurz zurückliegende Geschichte abgetan wer- Die Praxis des Grabens hat deshalb andere ethische den, ähnlich vielleicht der Völkerwanderungszeit Dimensionen, ob es sich nun um die Freilegung der für Mitteleuropa. Die Moderne enthält immer Er- Mikwe im bayrischen Kulmbach durch eine Schul- innerungen, die teils persönlich, mittlerweile stär- klasse handelt oder um eine große Ausgrabung mit ker indirekt in eine Epoche reichen, die die Bru- Studierenden wie die auf dem Tempelhofer Flug- DGUF-Tagung 2020: Archäologie der Moderne 50
Entdisziplinierung und Negation des Wissens: Die Archäologie der Moderne feld in Berlin (Pollock & Bernbeck, 2015; Bernbeck, (1995) seine anthropologischen Betrachtungen zu 2017, 385-400; Misterek & Stern, 2020). Haiti betitelt. Die Archäologie der Moderne kann Dies ist der Grund, warum wir zunächst ein- allzu leicht dieser Versuchung anheimfallen. Die mal Ausgrabungen aus dieser Zeit als ‚Gedenk- Spuren, die wir finden, lassen sich manchmal auf Grabungen‘ ansehen sollten, welche die Vergan- Personen zurückführen, die wir sogar benennen genheit als eine in die Gegenwart hineinragende, können, Menschen, deren Herkunft und Familie nicht als abgeschlossene erforschen sollten (Oli- uns plötzlich wieder berühren wie im Falle der vier, 2008). Es geht eben nicht darum, Geschich- Munitionsfabrik Sebaldushof bei Treuenbrietzen te durch erlangte Kenntnisse in eine kohärente (Kersting, 2020). Das allein sollte uns jedoch nicht Form zu gießen und damit einen Schlusspunkt reichen. Denn eine solche individuelle Sichtbar- zu setzen. Vielmehr muss es das Ziel sein, die ar- machung ist trügerisch. Die meisten anderen chäologischen Praktiken und Synthesen so zu ge- Menschen, deren minimale Habseligkeiten wir stalten, dass sie das Unabgeschlossene wachhal- in aufgelassenen Fabriken, überwachsenen La- ten. Vergangenheit ist eine Wunde, die sich nicht gern oder an Orten der Vernichtung finden mö- schließen soll, denn die Gewalt und der zuge- gen, bleiben für immer anonym. Archäologie fügte Schmerz sind nicht einfach verschwunden, muss neue Möglichkeiten suchen, aus diesen sie sind nicht mit-vergangen, wie das eine tradi- Spuren mehr als Museumsstücke zu machen. Ein tionelle Geschichtswissenschaft oder Archäologie offeneres Gedenken kann ausgehen von Einzel- vielleicht propagiert. Historisierung ist das, was funden wie Kleidungs- und Schmuckgegenstän- Historiker – unserer Kenntnis nach alles Männer – den oder auch einem Rosenkranz (Hirte, 1999, aus der Generation der Täter inszenieren wollten: 40-54; Bernbeck, 2017, 146-155; Sturdy Colls & Die Nazi-Zeit sollte möglichst geräuschlos zu ei- Branthwaite, 2018). Dies aber ist nicht ausrei- ner Epoche wie jede andere werden. Die Archäo- chend. Denn jedes entdeckte anonyme Ding ist logie der Moderne darf sich an diesem Programm gleichzeitig ein Verweis auf seine Negation: auf nicht beteiligen, sondern muss jede Tendenz in Menschen, die keinerlei Spuren zu hinterlassen diese Richtung stören und zerstören. in der Lage waren. Die gesamte archäologische Daraus folgt unsere Ansicht, eine Archäologie Materialität bezeugt ein politisches Phänomen: der Moderne dürfe nicht ein Fach mit fest umris- die Macht, eine Spur zu hinterlassen. In Tem- senen Methoden sein, wiewohl es natürlich einen pelhof haben die Nazis ein monströses Gebäude Bereich der methodischen Prinzipien geben muss. hinterlassen, das bis heute aufgrund seiner Mo- Diese sind für die Eingliederung in eine curricu- numentalität die diesen Bau Verwaltenden ratlos lare Umgebung wichtig. Zu solchen Bausteinen lässt. Die vergleichsweise mickrigen Reste der gehören der reflektierte Umgang mit Archiven, Baracken eines weitläufigen Zwangsarbeitslagers die Frage, wie Oral History mit Materialität ver- samt einer großen Anzahl an Massenfunden wie bunden werden kann, und die Rolle der immer Nägeln oder Scherben daneben enthielten auch stärker standardisierten Aufnahmeverfahren ar- einige wenige als persönlich zu bezeichnende chäologischer Funde und Befunde für einen ar- Stücke wie Broschen, einen Rosenkranz und ein chäologischen Diskurs über die Moderne. Medaillon. Hinter diesen Einzelfunden verbergen sich alle jene, die nicht in der Lage waren, der- Politik der materiellen Spur artige Spuren zu hinterlassen. Hierauf kommt es Die Gewaltgeschichte der Moderne fängt mit Kolo- an: Für uns ist die Negation der Materialität bei nialismus, Ausbeutung der Arbeitenden und den Ausgrabungen in solchen Kontexten das Ent- frühen Massenvernichtungswaffen an. Die Nazi- scheidende, nicht etwa die Funde oder Befunde Zeit allerdings ist der absolute Zivilisationsbruch, selbst. Ohne eine „Theorie des Sichtbarkeitsgefälles“ der auch für die Humanwissenschaften zu einem gerät uns die Archäologie der Moderne zu einem ‚Gattungsbruch‘ wurde (Zimmermann, 2005). Ma- affirmativen Machtdiskurs, selbst da, wo wir ver- terialität der Moderne hat, betrachtet man sie von meinen, Personen an der gesellschaftlichen Peri- dem dunkelsten Kapitel der Weltgeschichte aus, pherie zu erforschen (Bernbeck & Egbers, 2019). eine dialektische Qualität. Wir suchen nach ge- In diesem Sinne ist das oben erwähnte Sicht- genständlichen Hinterlassenschaften, die wir do- barmachen, wenn undialektisch gedacht, selbst kumentieren, um daraus ein Narrativ über einen ein Unsichtbarmachen und ein Abschließen der Ort, eine Gegend, eine Firma, ein Lager zu erstel- Geschichte; eine jede Anstrengung, komplett len. Dieses anscheinend so eingängige Vorgehen auszuwerten, verfehlte so ihr Ziel. Auch diese Er- ist in doppelter Hinsicht falsch. kenntnisse aus der archäologischen Beschäftigung „Silencing the Past“ hat Michel-Rolph Trouillot mit Orten der Moderne ist zeiträumlich erweiter- 51 DGUF-Tagung 2020: Archäologie der Moderne
Reinhard Bernbeck & Susan Pollock bar, ohne Analogien herauf zu beschwören. Selbst- fahrung“, die Walter Benjamin (1992) im Gefolge verständlich gab es auch im präkolumbischen des kollektiven Abschlachtens im Ersten Welt- Mesoamerika Leidende, darunter sicherlich viele krieg diagnostizierte, war ebenfalls ein Ausdruck Menschen, denen es verwehrt blieb, irgendwelche des Erkennens der Sinnlosigkeit der Aufopferung Spuren zu hinterlassen. Dasselbe gilt für solche für ein Kaiserreich oder eine Nation. aufsehenerregenden Befunde wie die Massen- Theodor Lessing (1921) verlegte sich darauf, morde der späten Bandkeramik-Epoche in Mittel- dem historischen Ablauf grundsätzlich Sinnlosig- europa (z. B. Zeeb-Lanz, 2014). Über dieser Evidenz keit zu unterstellen und die Disziplinen des Histo- werden die schon damals Verschwundenen und rischen – die Archäologie inklusive – als „Sinnge- Verschwiegenen nochmals vergessen. In zumin- bung des Sinnlosen“ zu charakterisieren. Jörn Rüsen dest vom materiellen Bestand her friedlicheren (2006) hingegen sieht gerade in der Beschäftigung Fällen – etwa an Orten wie Çatal Höyük oder Gö- mit der Vergangenheit eine Orientierungsleistung. bekli Tepe, um zwei gut bekannte Beispiele aus Aus der Erzählung des kollektiv Erfahrenen er- Westasien zu nennen – wären die gesamten exi- wüchsen realistische Erwartungshaltungen. Diese stierenden Darstellungen mit der Negation eines beiden Extreme stecken nur den Rahmen ab, inner- den Spuren innewohnenden Leidens zu konfron- halb dessen sich Archäologien der Moderne posi tieren. Der Sinn der so gerne erzählten Geschichten tionieren müssen. Hiervon wird abhängen, wie die vom Aufbruch in die ‚Zivilisation‘ und die heutige jeweiligen Vorstellungen über eine angemessene Zeit schon vor mehr als 10.000 Jahren besteht eben Repräsentation des Erforschten ausfallen. Ein Pro- nicht darin, uns einen Fortschritt vorzugaukeln, blem wollen wir nur kurz anreißen: Je kohärenter sondern in diese angeblichen Ursprünge das Bitte- und überzeugender ein Diskurs ausfällt, desto re der Gewalt, des Verlusts, der unerfüllten Sehn- weniger entspricht er dem grundsätzlich Unver- süchte, der verlorenen Hoffnungen einzubauen ständlichen, das diesen zwölf Jahren für die von (ansatzweise z. B. Scott, 2017). der ‚Volksgemeinschaft‘ Verfolgten innewohnte. Wir meinen, dass eine Archäologie gerade der Für uns jedenfalls sind die Erkenntnis der Ne- Orte der Moderne aufgrund der intensiven Be- gation von Materialität als Grundlage der Ver- schäftigung mit dem disziplinären Umfeld, also gangenheit und die Einsicht in die Suche nach der Psychologie freudianischen Zuschnitts, der Ge- einer Darstellungsform, die dem drängenden schichtsphilosophie und den Kulturwissenschaften Nichtwissen und der vergeblichen Suche nach im Allgemeinen dazu führen kann, die Einstellung Sinn entspricht, allein schon Hinweis genug, dass der vergangenen Materialität gegenüber grund- dieses Feld noch viele sehr grundsätzliche Fragen sätzlich zu hinterfragen und neu zu positionieren. generieren wird, die weit über das chronologisch enge Feld eines Objekt- und Ortsbestandes hi- Repräsentationen nausreichen. Allerdings führt diese Einstellung in Wie kommen wir von der Erkenntnis der Nega- eine Aporie. Denn diese Art der Archäologie darf tion der archäologischen Spur zu einer überzeu- nicht zu einer zweiten Instrumentalisierung der genden Darstellung der archäologischen Ergeb- Verfolgten der NS-Zeit gereichen. Verallgemei- nisse? Dieser Frage wenden wir uns abschließend nerungen über die Mordjahre des Naziregimes zu. Auch hier resultieren aus der Auseinanderset- hinaus, wie wir sie hier thematisiert haben, sind zung mit den Vorstellungen anderer Disziplinen notwendig und unstatthaft zugleich. radikale Fragen, meist ohne Antworten. Extreme Bedrängnis kann, das haben die unterschied- lichen Interview-Sammlungen vom Fortunoff- Anmerkung bis zum Spielberg-Archiv in aller Deutlichkeit gezeigt, selten als lineare Narration erinnert und 1 Gertrud und Jakob: Eine deutsch-jüdische Liebesgeschich- wiedergegeben werden. Das hängt teils an der te (BR2, 3.9.2017): https://www.br.de/radio/bayern2/ psychologischen Abwehr eines Re-Präsentierens sendungen/land-und-leute/deutsch-juedische-liebesge- schichte-esch100.html [1.11.2020]. der Augenblicke des Entsetzens (Caruth, 1996). Es hängt aber auch daran, dass das Erleiden eines individuellen Schicksals von den Verfolgten, die sich die damalige sog. Volksgemeinschaft aus- Literatur gesucht hatte, nur als komplett sinnlos erfahren werden konnte. Die Sinnfrage und die negative Althusser, L. (1971). Lenin and Philosophy and Other Antwort lassen sich allerdings auch auf den Er- Essays. (übers. B. Brewster). New York: Monthly sten Weltkrieg anwenden. Die „Verarmung der Er- Review Press. DGUF-Tagung 2020: Archäologie der Moderne 52
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