Entrepreneurship Education Begeisterung wecken, Talente entdecken - GRÜN DUNG

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Entrepreneurship Education
Begeisterung wecken, Talente entdecken
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Inhaltsverzeichnis

                                                                                                                      Vorwort ............................................................................................................................................................... 3
                                                                                                                      Grußwort ...............................................................................................................................................................4

                                                                                                                      A: Hintergrundwissen zum Thema
                                                                                                                      Entrepreneurship Education...................................................................................................................................6
                                                                                                                      Begeisterung wecken, Talente entdecken – Was Entrepreneurship Education bewirkt.............................................. 8
                                                                                                                      Früh übt sich, ... Warum Teamfähigkeit in den Lehrplan gehört............................................................................................ 15
                                                                                                                      10 Anmerkungen zu Entrepreneurship Erziehung: Mit Entrepreneurial Mindset Zukunft mitgestalten............21
                                                                                                                      Entrepreneurship Education einmal ganz praktisch, lebensnah, begeisternd! Ein Leitfaden für Interessierte,
                                                                                                                      Einsteiger und Fortgeschrittene........................................................................................................................................................ 23
                                                                                                                      Gründungserziehung mit der Business Model Canvas............................................................................................................28
                                                                                                                      Wirtschafts- und Unternehmensethik in der ökonomischen und politischen Bildung.............................................36
                                                                                                                      Entrepreneurship Education – ein wichtiges Element im Gründungsökosystem....................................................... 40

                                                                                                                      B: Interviews mit SchülerInnen und LehrerInnen zu ihren Erfahrungen mit
                                                                                                                      Entrepreneurship Education...............................................................................................................................................................46
                                                                                                                      „Die Aufgaben, die die SchülerInnen in der Schülerfirma durchführen –
                                                                                                                      das kann der Unterricht nie erfüllen.“.............................................................................................................................................48
                                                                                                                      „Die Hauptmotivation ist für mich, dass es den SchülerInnen Spaß macht.“................................................................50
                                                                                                                      „Mit ‘Jugend gründet‘ hat man einen Werkzeugkasten.“....................................................................................................... 52
Impressum
                                                                                                                      „Man braucht in einem Team unterschiedliche Leute, die verschiedene Dinge gut können“................................. 54
RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum                                                                         "Wir haben eine Marktnische gesehen, die damals existierte und wir haben
der Deutschen Wirtschaft e. V.                                                                                        diese Lücke schnell mit einer einfachen Lösung gefüllt."........................................................................................................ 57
RKW Kompetenzzentrum
Düsseldorfer Straße 40 A, 65760 Eschborn
                                                                                                                      C: Angebote und Anlaufstellen für Lehrerkräfte im Bereich
                                                    Redaktion:       Sonja Alt, Gabriella Amrhein, Armin Baharian,    Entrepreneurship Education................................................................................................................................ 60
www.rkw-kompetenzzentrum.de
                                                                     Juliane Kummer, RKW Kompetenzzentrum             Initiative für Existenzgründungen und Unternehmensnachfolge ....................................................................................62
                                                    Gestaltung:      Claudia Weinhold, RKW Kompetenzzentrum           Schule macht Wirtschaft - Initiativkreis Unternehmergeist in die Schulen................................................................... 66
                                                                                                                      Karl Schlecht Stiftung.............................................................................................................................................................................67
                                                    Bildnachweis: BLINKBLINK (Photocase)
Mit Unterstützung durch:                                                                                              RKW Kompetenzzentrum.................................................................................................................................................................... 68
                                                    Druck:           Druckerei+Verlag Esser,
                                                                                                                      Gründerwoche Deutschland...............................................................................................................................................................70
                                                                     Weilblick 16, 61276 Weilrod
                                                                                                                      Unternehmerführerschein .................................................................................................................................................................. 72
                                                    August 2015                                                       NFTE Deutschland e.V. ........................................................................................................................................................................... 74

2                                               Entrepreneurship Education – Begeisterung wecken, Talente entdecken   www.rkw-kompetenzzentrum.de		                                                                                                                                                                           3
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              1
Entrepreneurship Education Begeisterung wecken, Talente entdecken - GRÜN DUNG
Liebe Leserin, lieber Leser

                                                                                          Entrepreneurship – was ist das eigentlich? Entrepre-   Dass sich Entrepreneurship, so verstanden, nicht
                                                                                          neurship oder „Unternehmergeist“ ist die Königs-       nur auf die beruflich-akademische Weiterbildung
                                                                                          disziplin der Betriebswirtschaft und eine faszinie-    beschränken darf, konnte ich mit dieser kurzen Ein-
                                                                                          rende Herausforderung für alle, die danach streben,    leitung hoffentlich verdeutlichen. Wir müssen früh
                                                                                          im unternehmerischen Leben große Ziele zu erreichen.   ansetzen, um für das Thema zu begeistern: bereits bei
                                                                                                                                                 Jugendlichen und jungen Erwachsenen, in Schulen,
                                                                                          Entrepreneur ist, wer auf dem Weg zu seiner Vision     Berufsschulen und Universitäten. Denn dort nimmt
                                                                                          immer wieder über sich hinaus wächst und dabei         berufliche Leidenschaft ihren Anfang.
                                                                                          andere mitzieht, so dass alle gewinnen.
                                                                                                                                                 Sie als Lehrkraft nehmen dabei eine äußerst wichtige
                                                                                          Dazu muss man zunächst mit hinreichender Fanta-        Rolle ein. Die vorliegende Broschüre möge Sie hier
                                                                                          sie qualifiziert vorausdenken und sich realistische    bestmöglich informieren – denn nur was man selbst
                                                                                          Zukunftsvorstellungen machen können. Dies, gepaart     erfahren und gelernt hat, kann man auch weitergeben.
                                                                                          mit Fachkompetenz, Mut, Selbstdisziplin und Offen-
                                                                                          heit für gerade die Probleme, die andere nicht als     Ich wünsche Ihnen nun viel Freude bei der Lektüre und
                                                                                          Chance betrachten, zeichnet den erfolgreichen Entre-   viele interessante Impulse und Anregungen für Ihre
                                                                                          preneur aus.                                           Unterrichtspraxis!

                                                                                          Solche Charaktereigenschaften zu pflegen und zu ver-
                                                                                          mitteln ist dringend notwendig, wenn wir in Deutsch-
                                                                                          land „gute“ und verantwortungsvolle Unternehmer        Ihr
                                                                                          haben wollen. Deswegen legt meine Stiftung ein
                                                                                          besonderes Augenmerk auf die Förderung unterneh-
                                                                                          merischen Denkens und Handelns.

                                                                                          Und mit „gut“ meinen wir insbesondere auch ein
                                                                                          ethisches Wertebewusstsein beim unternehmeri-
                                                                                          schen Denken und Handeln. Denn das braucht es,         Karl Schlecht
                                                                                          um die drängenden Probleme unserer Gesellschaft        Vorstandsvorsitzender der Karl Schlecht Stiftung
                                                                                          nachhaltig zu lösen und ein gelingendes Miteinander
                                                                                          sicherzustellen.
    Karl Schlecht

2                   Entrepreneurship Education – Begeisterung wecken, Talente entdecken   www.rkw-kompetenzzentrum.de		                                                                              3
Herzlich willkommen!

„Unternehmergeist in die Schulen“ –                        Die Broschüre im Überblick                                            Ein Dank an die Autoren
Fortbildungsveranstaltungen für Lehramts-                  Die Broschüre gliedert sich in drei Teile. Im ersten                  Mit viel Freude blicken wir auf das Vorwort von
studierende in Baden-Württemberg                           Kapitel geht es um das fachliche Hintergrundwissen.                   Karl Schlecht. Herr Schlecht ist als Erfinder, Visi-
Die Ihnen vorliegende Publikation ist als Begleitlek-      Es wird definiert, was unter Entrepreneurship Educa-                  onär und Firmengründer von Putzmeister ein
türe zu den „Unternehmergeist in die Schulen“-Fort-        tion zu verstehen ist, und wie das Thema innerhalb                    herausragendes Beispiel dafür, was man mit Unter-
bildungsveranstaltungen für Lehramtsstudierende            und außerhalb des Regelunterrichts vermittelt wer-                    nehmergeist bewirken kann. Ohne die Beton-Pumpen         Dr. Thomas Funke
in Baden-Württemberg konzipiert. Die Veranstaltun-         den kann. Kapitel zwei gibt einen Einblick in die Praxis.             seines Unternehmens gäbe es Bauten wie den Frank-        leitet den Fachbereich Gründung im
gen werden durch uns – das RKW Kompetenzzent-              LehrerInnen, SchülerInnen und UnternehmerInnen                        furter Fernsehturm, den Gotthard-Tunnel oder den Burj    RKW Kompetenzzentrum.
rum – in Kooperation mit dem Bundesministerium             berichten in Interviews von ihren Erfahrungen und                     Khalifa – mit 828 Metern das höchste Bauwerk der Welt
für Wirtschaft und Energie, der Initiative für Existenz-   Erlebnissen in Bezug auf Entrepreneurship Education.                  – nicht. Gleichzeitig zeigt Herr Schlecht durch seinen
gründungen und Unternehmensnachfolge – ifex des            Das Hintergrundwissen wird so lebendig und anhand                     Einsatz für ethische Werte im Geschäftsleben, dass
Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft Baden-            der Beispiele greifbar. Die Publikation wird durch die                sich wirtschaftlicher Erfolg und ein fairer und ehrli-
Württemberg und der jeweiligen „Gastgeberhoch-             Nennung von Anlauf- und Informations- und Unter-                      cher Umgang miteinander nicht zwangsläufig aus-
schule“ mit Unterstützung durch die Karl Schlecht          stützungsstellen für Lehrkräfte abgerundet, an die sie                schließen müssen.
Stiftung (KSG) durchgeführt. Sie sollen werdenden          sich wenden können, wenn sie Entrepreneurship Edu-
Lehrkräften einen kompakten Überblick über die             cation einmal selbst im Unterricht anwenden möch-                     Wir möchten uns an dieser Stelle auch noch einmal        Sonja Alt
Möglichkeiten der schulischen Gründungserziehung           ten. Bei den genannten Akteuren handelt es sich um                    ganz herzlich bei allen Mit-AutorInnen dieser Publika-   arbeitet im Fachbereich Gründung
gegeben.                                                   eine Auswahl, es gibt zahlreiche weitere Organisatio-                 tion bedanken!                                           des RKW Kompetenzzentrums in den Projekten
                                                           nen, die ebenfalls hilfreich unterstützen können.                                                                              Gründerwoche Deutschland und
Der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) – eine der                                                                             Wir wünschen Ihnen viel Freude mit der Broschüre!        Entrepreneurship Education.
wesentlichen Quelle der Bewertung des Gründungs-
geschehens im internationalen Vergleich – stuft die
schulische Gründungsausbildung in Deutschland
schon seit Jahren als verbesserungswürdig ein. Die
Events wollen einen Betrag dazu leisten, dass zukünf-
tig mehr Lehrkräfte in Baden-Württemberg Metho-
den der Entrepreneurship Education anwenden und
somit mehr SchülerInnen diese im Unterricht erleben                                                                                                                                       Armin Baharian
können. Den zukünftigen LehrerInnen kommt eine                                                                                                                                            arbeitet im Fachbereich Gründung
bedeutende Rolle dabei zu, ob die Gründungsausbil-                                                                                                                                        des RKW Kompetenzzentrums im Projekt
dung in Deutschland auf mittel- und langfristige Sicht                                                                                                                                    Entrepreneurship Education.
verbessert werden kann.

4                                                          Entrepreneurship Education – Begeisterung wecken, Talente entdecken   www.rkw-kompetenzzentrum.de		                                                                         5
HINTER
GRUND zum Thema
      Entrepreneurship Education

 WISSEN
Begeisterung wecken, Talente entdecken                                                                                            „Wenn Sie mich heute fragen, welches Mittel, welche Methode
                                                                                                                                    oder gar Therapie am besten zur Persönlichkeitsentwicklung geeignet
    Was Entrepreneurship Education bewirkt                                                                                                ist, dann habe ich eine klare Antwort: Entrepreneurship.“
                                                                                                                                                                                – Günther Faltin –

Befähigt Schule nicht ausreichend für die
Wissensgesellschaft?
Hochschulabschlüsse und Schulzeugnisse sind bei der      Besonders wirksam und erfolgreich in der Problem-                     Der Klassenlehrer erläutert uns die Balance von Ver-      ——   Unternehmerische Kompetenz
Personalauswahl wertlose Kriterien, so das Ergebnis      lösung sind Menschen immer dann, wenn sie an                          trauen und Kontrolle und hebt die Vorteile der Freiheit   ——   Unternehmerisches Denken
einer internen Studie eines großen amerikanischen        Fragen ansetzen, bei denen sie ihre persönlichen                      der eigenen Projektsteuerung und Projektplanung           ——   Kultur der unternehmerischen Selbständigkeit
Internet-Konzerns. Als Begründung führt der Perso-       Stärken einbringen und einsetzen können. Jedoch trägt                 durch die SchülerInnen hervor. Er unterstreicht das       ——   Kultur der Selbständigkeit
nalchef im New York Times Interview unter ande-          der Schulunterricht nur sehr eingeschränkt dazu bei,                  Zeit- und Selbstmanagement durch die Jugendlichen
rem auf, dass SchülerInnen und Studierende viel Zeit     dass junge Menschen sich bewusst werden, welche                       als bedeutende Schlüsselkompetenz. Und schildert,         um nur einige zu nennen. Teils handelt es sich um
damit verbringen, Antworten auf Fragen zu geben, bei     Talente in ihnen stecken und für was sie sich begeistern,             wie die Teamfindungsprozesse den sozialen Zusam-          synonym zu verwendende Begriffe, teils um enger oder
denen die passenden Antworten in Form von Muster-        schildert Bildungsexperte Sir Ken Robinson in seinem                  menhalt an der Schule verbessern und wie sehr sich        weiter gefasste Definitionen des Themengebietes.
lösungen bekannt sind. In der heutigen Wissensgesell-    Bestseller „The Element“ (Robinson 2010).                             die SchülerInnen im Bereich Innovations- und Kreativi-
schaft sind jedoch Menschen gefragt, die die Fähigkeit                                                                         tätsfähigkeiten weiterentwickelt haben.                   Um was geht es im Kern? „‘Die Schülerinnen und
besitzen, Lösungen für komplexe Probleme zu finden,      Journalist Wolff Lotter stellt fest, dass die Schule in                                                                         Schüler verfügen über die Fähigkeit und Bereitschaft,
bei denen noch kein Lösungsweg vorliegt (New York        ihrer heutigen Form hauptsächlich zum Mitmachen                       Ergebnisoffene Problemlösung, Eigenverantwor-             in risikobehafteten, ökonomisch geprägten Situatio-
Times 2013).                                             und zur Unterordnung erzieht. Zielführend wäre                        tung und Selbstbestimmung durch SchülerInnen? In          nen das Für und Wider ihres Handelns sorgfältig abzu-
                                                         es aber, wenn es um Selbständigkeit ginge, denn:                      unserem Gespräch geht es um Entrepreneurship              wägen und die berufliche Selbständigkeit als mögliche
Auch Hirnforscher Gerald Hüther kommt in seinem          „Es ist schlicht Selbstbetrug zu glauben, dass im                     Education. Ein verhältnismäßig neuer Ansatz.              Perspektive für die eigene Person zu reflektieren‘.“
im Jahr 2014 erschienenen Buch „Lernlust“ zu kei-        Leben alles planbar wäre. Üben wir die Fähigkeit mit                                                                            (Retzmann/Hausmann in Kirchner/Loerwald 2014).
nem schmeichelhaften Ergebnis. Er stellt mit Sorge       Überraschungen umzugehen“ (Lotter 2013, S.248).
fest, dass es an Schulen primär um gute Noten geht.                                                                            Die Antwort: Entrepreneurship Education –                 Es geht bei Entrepreneurship Education um die Ver-
Die Förderung eines unabhängigen Geistes kommt           Zu kreativem und lösungsorientiertem                                  aber was ist das?                                         mittlung von ökonomischem Basiswissen, gekoppelt
nach seiner Auffassung vielerorts zu kurz. Erfolgreich   Denken anregen                                                        „Entrepreneurship“ – schon der Versuch, diesen            mit dem Training elementarer Persönlichkeitskompe-
ist, wer Durchhaltevermögen und Ehrgeiz aufbringt.       Es kann in Klassenzimmern aber auch deutlich anders                   franco-anglophonen Begriff elegant auszusprechen,         tenzen. Oder ganz verkürzt: Die SchülerInnen lernen,
Was in gesellschaftlicher Hinsicht wirklich zählt        zugehen. Wir sind zu Gast an einem Gymnasium                          ist eine Herausforderung. Wenigstens der Zusatz           selbständig und eigenverantwortlich Entscheidungen
– jedoch nicht vermittelt wird – ist Beharrlichkeit.     in Hessen und finden genau das vor, was sich der                      „Education“ wirkt vertrauter, zumindest solchen Men-      zu treffen und wissen, was sie im Vergleich zu anderen
                                                         Personalchef, der Hirnforscher, der Bildungsexperte                   schen, die sich auf die Arbeit im Bildungssektor vorbe-   besonders gut können.
Denn ein komplexes Problem kann nur derjenige            und der Journalist wünschen.                                          reiten. Tatsächlich muss man ein wenig ausholen, um
lösen, der mit Fehlversuchen umgehen kann, der sich                                                                            den Begriff und die gesellschaftliche Bedeutung dieser
nicht unterkriegen lässt und der wieder und wieder                                                                             Thematik zu erklären.                                          →   Literaturtipp:
voller Motivation neue Lösungsansätze ausprobiert,                                                                                                                                                Die Schülerfirma – Didaktischer
argumentiert Hüther (Hüther/Endres 2014).                                                                                      Für Entrepreneurship Education werden in der                       Leitfaden zur Existenzgründung; Hannes
                                                                                                                               Literatur unterschiedliche Begriffe verwendet (Kirch-              König, Bernd Hilbert, Ewald Mittelstädt,
                                                                                                                               ner/Loerwald 2014):                                                Claudia Wiepcke; Wochenschauverlag;
                                                                                                                                                                                                  2013
                                                                                                                               —— Unternehmergeist
                                                                                                                               —— Gründungserziehung
                                                                                                                               —— Gründungsdidaktik

8                                                        Entrepreneurship Education – Begeisterung wecken, Talente entdecken   www.rkw-kompetenzzentrum.de		                                                                                  9
Entrepreneurship – Gesellschaftliche und                                                                                     von Arbeitsorten und -branchen und unterschiedliche      Entrepreneurship Education wird derzeit noch primär
     wirtschaftliche Bedeutung                                                                                                    Anstellungsverhältnisse erfordern eine neue Haltung      außerhalb des Regelunterrichts in freiwilliger Projek-
     Gemessen an klassischen wirtschaftlichen Kennzah-      allem eine innere Haltung: Die Überzeugung vom eige-                  beim Arbeitnehmer. Und zwar eine unternehmeri-           tarbeit vermittelt. Einige Bundesländer haben jedoch
     len wie Arbeitslosenquote (Bundesagentur für Arbeit    nen unternehmerischen Konzept und das Selbstver-                      sche. Nicht weil jeder heute selbst UnternehmerIn        das Fach Wirtschaft bereits in den Lehrplan mit aufge-
     2015) und Bruttoinlandsprodukt (Eurostat 2014) geht    trauen, es erfolgreich am Markt etablieren zu können.                 wird, sondern weil auch für Menschen im Angestell-       nommen. Ziel dabei soll sein, „die jungen Menschen bei
     es Deutschland gut. Warum also machen wir uns                                                                                tenverhältnis das Thema Eigenverantwortung künftig       der Orientierung in dieser Welt raschen gesellschaft-
     Gedanken über das unternehmerische Handeln und         Ein wichtiges Kriterium bei der Definition des Begrif-                eine größere Rolle spielen wird – Eigenverantwortung     lichen, wirtschaftlichen und politischen Wandels zu
     Denken in unserem Land? Weil Deutschland genau in      fes ist, dass es dabei primär um neuartige, kreative                  für die persönliche professionelle Entwicklung und       unterstützen und dabei die unterschiedlichen Vor-
     diesem Bereich – und zwar wenn es um die Neugrün-      und innovative Ansätze geht, und nicht um die Fort-                   Karriere, für Selbstorganisation, für die individuelle   kenntnisse und -erfahrungen zu berücksichtigen und
     dungen von innovativen Unternehmen geht – eher im      setzung eines bestehenden Geschäftsmodells oder                       berufliche Spezialisierung anhand der eigenen Inter-     zu nutzen“ (Ministerium für Bildung, Wissenschaft,
     hinteren Bereich liegt: Im internationalen Vergleich   die Vermarktung eines bereits etablierten Produkts.                   essen und Talente – aber auch dafür, wie viel man für    Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein
     mit 26 Ländern belegten wir 2013 den 22. Platz. Die    Besonders wichtig ist das Thema nicht nur aufgrund                    die geleistete Arbeit verdienen will.                    2002). Auch in der universitären Lehrerausbildung ist
     Gründe dafür sind vielfältig, neben vielen anderen     der Relevanz für den Einzelnen, sondern vor allem                                                                              das Fach angekommen, so bietet zum Beispiel die Uni-
     Faktoren sind es in Deutschland vor allem die Angst    wegen seiner gesamtwirtschaftlichen Bedeutung:                        Unternehmerisches Denken in der Schule                   versität Frankfurt das Fach Politik und Wirtschaft an,
     vor dem Scheitern und allgemein eine zögerliche        „Metaphorisch gesprochen bilden Entrepreneure                         Entrepreneurship ist Schlüsselqualifikation – Entre-     die Universität München Wirtschaftswissenschaften,
     Grundeinstellung gegenüber dem Thema Gründung,         den eigentlichen ‘Ottomotor‘, der eine Marktwirt-                     preneurship Education setzt deshalb in einem sehr        beides für die Sekundarstufe II (Hochschulkompass
     die bei entsprechenden Studien genannt werden          schaft in Bewegung hält und dafür sorgt, dass die                     frühen Stadium an: Junge Menschen sollen bereits         2015).
     (Brixy/Sternberg/Vorderwülbecke 2014).                 Betriebsschließungen durch Neugründungen ausge-                       während ihrer Schulzeit Einblicke in wirtschaftliche
                                                                                                                                  Zusammenhänge erhalten und beispielsweise im             Auf die Lehrkraft kommt es an
                                                                                                                                  Rahmen von Planspielen, Businessplanwettbewer-           Bei Entrepreneurship Education Projekten sind Schü-
                                                                                                                                  ben oder durch die Mitarbeit in Schülerfirmen lernen,    lerInnen nicht wie sonst „Konsumenten“ von Bildung,
                                                                                                                                  wie man ein innovatives unternehmerisches Konzept        sondern mündige eigenverantwortliche Gestalter. Sie
           Es geht bei Entrepreneurship Education um die                                                                          ausarbeitet. Gleichzeitig kann im Schutzraum Schule      entscheiden selbst, für welche Problemstellung sie
     Vermittlung von ökonomischem Basiswissen, gekoppelt mit dem                                                                  frei experimentiert und ausprobiert werden. Schei-       einen Lösungsansatz finden und in Form eines unter-
           Training elementarer Persönlichkeitskompetenzen.                                                                       tern und Fehltritte werden als normale Komponen-         nehmerischen Konzepts ausarbeiten wollen. Sie erar-
                                                                                                                                  ten eines Problemlösungsprozesses erfahren. Und          beiten Marketingkonzepte. Kalkulieren, ob und wie
               Oder ganz verkürzt: Die SchülerInnen lernen,                                                                       ganz wichtig: Es bildet sich Erfahrungswissen heraus,    sich ihr Produkt erfolgreich am Markt etablieren lässt.
selbständig und eigenverantwortlich Entscheidungen zu treffen und wissen,                                                         wie Unternehmertum erfolgreich funktionieren kann.       Den SchülerInnen die Freiheit der eigenen Projektsteu-
          was sie im Vergleich zu anderen besonders gut können.                                                                   „Wissen wie es geht“ ist ein wichtiger Katalysator für   erung zu geben verlangt Lehrkräften ein großes Maß
                                                                                                                                  eine neue Gründungskultur in Deutschland.                an Vertrauen ab. Es ist hier jedoch nicht nur die emo-
                                                                                                                                                                                           tionale Komponente des Begriffes gemeint. Es geht
                                                                                                                                  Das Thema Förderung des Unternehmergeistes in den        auch um Zutrauen, also die Fähigkeit zu Handlungen.
                                                                                                                                  Schulen steht daher schon länger auf der politischen
                                                                                                                                  Agenda, und zwar auf höchster Ebene. So unterstützt      Selbständigkeit, Eigenverantwortung und Vertrauen:
     Eine erfolgreiche Wirtschaft lebt von erfolgreichen,   glichen oder übertroffen werden und in den Betrieben                  auch Sigmar Gabriel, Bundesminister für Wirtschaft       Da kann schnell der Eindruck entstehen, dass es auf
     innovativen Unternehmen, die Lösungen für die Her-     eine dynamische Kultur der Erneuerung und Verände-                    und Energie (BMWi), die Einführung von mehr wirt-        die Lehrkraft gar nicht mehr ankommt. Weit gefehlt!
     ausforderungen unserer heutigen (und zukünftigen)      rung herrscht.“ (Kirchner/Loerwald 2014)                              schaftlichen Inhalten in der Schule: „Ja, wir brauchen   Zum einen haben LehrerInnen einen großen Anteil
     Lebenswelt schaffen können. Gegründet werden sol-                                                                            mehr Wirtschaft in der Schule. Denn Schulen nehmen       daran, dass SchülerInnen dazu motiviert werden, an
     che Unternehmen von Menschen, die Ideen haben,         Doch auch außerhalb des klassischen Unternehmer-                      eine ganz wichtige Funktion ein. Sie erklären Jugend-    solchen Projekten überhaupt teilzunehmen (BMWi
     diese zu einem stichhaltigen Konzept ausarbeiten,      tums spielt das Thema eine Rolle. Längst sind die Zei-                lichen bereits früh wirtschaftliche Zusammenhänge        2010). Gleichzeitig sind LehrerInnen während der
     und, um diese Geschäftsideen umzusetzen, den           ten gradliniger beruflicher Biografien passé, in denen                und führen sie an Gründung und Unternehmer-              gesamten Projektphase wichtige Ansprechpartner
     Schritt einer Unternehmensgründung wagen. Entre-       eine Laufbahn – beginnend mit einem zielführen-                       tum heran. Die Jugendlichen sind daran auch inte-        und bedeutende inhaltliche Impulsgeber und sie
     preneurship – zu Deutsch auf unterschiedliche Weise    den Studium über eine stringente Karriere mit weni-                   ressiert. Junge Menschen haben viele tolle Ideen, sie    vermitteln relevantes Hintergrundwissen. Was sich
     übersetzt, meist leider eher unzureichend mit dem      gen langjährigen Anstellungen bis ins Rentenalter                     sind neugierig und begeisterungsfähig. Sie wollen die    jedoch im Vergleich zum Unterricht verändert, ist die
     Begriff „Unternehmertum“ – beschreibt hierbei vor      – Sicherheit versprach, zugegebenermaßen aber auch                    Wirtschaft und den Arbeitsmarkt in der Praxis kennen-    Rolle. LehrerInnen fungieren als Mentoren und Coach.
                                                            eher wenig Abwechslung. Der heutige Berufsalltag                      lernen.“ (Sigmar Gabriel/BMWi 2015)
                                                            ist ein anderer: Befristete Verträge, häufige Wechsel

     10                                                     Entrepreneurship Education – Begeisterung wecken, Talente entdecken   www.rkw-kompetenzzentrum.de		                                                                                 11
Muss die Lehrkraft alles wissen?                         Entrepreneurship Education –                                          Im Bereich Präsentationsfähigkeit werden oft große       wird so durch Ausprobieren gelernt, wie man einen
Nein. Es steht ein großes Unterstützungsnetzwerk         Und was haben die SchülerInnen davon?                                 Fortschritte gemacht. Die SchülerInnen lernen, eine      effizienten Dialog führt oder eine gute geschäftliche
zur Verfügung auf das zurückgegriffen werden kann.       Einfach gesagt: neue Erfahrungen auf unterschied-                     Präsentation gut durchzustrukturieren und gut gestal-    Textnachricht verfasst. Stößt das unternehmerische
Um die Schulen und Lehrkräfte zu unterstützen und        lichsten Ebenen, die der Regelunterricht – (noch) nicht               tete Folien zu erstellen. Vor einer größeren Personen-   Konzept der SchülerInnen beim Unternehmenscoach
einen engen Bezug zur Praxis zu gewährleisten, gibt es   – bietet (Siehe Abbildung 1). Sie haben die Chance,                   gruppe frei zu reden wird nicht mehr als „Bedrohung“     auf Zustimmung oder gar Begeisterung, wirkt sich
seit einigen Jahren unabhängige Initiativen, die zum     wirtschaftliche Grundkenntnisse zu erwerben bzw.                      wahrgenommen, sondern geschieht selbstsicher und         dies positiv auf das Selbstvertrauen aller im Team aus.
Teil von gemeinnützigen Stiftungen und Vereinen ins      zu verbessern. Gleichzeitig lernen sie etwas über                     entspannt.                                               Der Kontakt zum Unternehmenscoach und die
Leben gerufen wurden, um gemeinsam mit Schulen           Teamfähigkeit, also wie es ist, über einen längeren                                                                            thematisch-inhaltlichen Arbeiten am unternehmeri-
und Lehrkräften das Thema Entrepreneurship Educa-        Zeitraum an einer komplexen Aufgabe arbeitstei-                       Häufig werden im Rahmen von Entrepreneurship             schen Konzept sind auch für die Studien- und Berufso-
tion aufzugreifen und anhand von Planspielen und         lig zu arbeiten. Über den Projektverlauf besteht die                  Education Projekten auch Kreativitätstechniken aus-      rientierung hilfreich. Die Jugendlichen erhalten einen
Schülerwettbewerben möglichst lebendig und praxis-       Möglichkeit unterschiedliche Rollen auszuprobieren –                  probiert wie zum Beispiel Brainstorming oder Mind        tiefgehenden Einblick in die jeweilige Branche und
nah zu vermitteln. Zusammengeschlossen haben sich        Teamleitung, Marketing, Controlling etc. – und so die                 Mapping. Welche Substitute gibt es für unser geplan-     bekommen ein Gefühl dafür ob sie es sich vorstel-
diese Projekte in dem Initiativkreis „Unternehmergeist   Möglichkeit, ein Gefühl für persönliche Stärken und                   tes Produkt? Welche Wettbewerber befinden sich           len können, in dem Themenfeld später dauerhaft zu
in die Schulen“, um ihre Kompetenzen transparent         Schwächen zu entwickeln. Die Rolle der Teamleitung                    in unserem Marktsegment? Durch die Beantwor-             arbeiten.
zu machen und zu bündeln und in enger Zusammen-          beinhaltet geleichzeitig die Chance, erste Führungser-                tung solcher Fragestellungen im Rahmen der Pro-
arbeit mit SchülerInnen und Lehrkräften die Qua-         fahrung zu sammeln, indem das Team immer wieder                       jekte lernen SchülerInnen, analytisch vorzugehen.
lität der Angebote zu gewährleisten. Unter www.          motiviert wird, Sitzungen moderiert und angeleitet                    Während des Projektverlaufs werden die Teams
unternehmergeist-macht-Schule.de findet sich nicht       werden wollen und die Projektziele im Auge behalten                   häufig von einem seitens des Ausrichters bereitge-
nur eine umfassende Datenbank mit detaillierten          werden müssen. Gleichzeitig lernen alle im Team, dass                 stellten Unternehmenscoach begleitet. Neben per-
Beschreibungen der einzelnen Projekte, sondern auch      es wichtig ist, die zur Verfügung stehende Zeit gut ein-              sönlichen Treffen entsteht meist auch ein reger
umfangreiches Material für SchülerInnen, zahlreiche      zuteilen und Termine rechtzeitig vorzubereiten und zu                 schriftlicher Austausch, beispielsweise per E-Mail. Es
Praxisbeispiele und Hilfestellungen für Lehrkräfte.      organisieren. Dazu kommt die Fähigkeit, einen kühlen
                                                         Kopf zu bewahren, wenn es doch einmal eng wird und
                                                         eine Stresssituation bewältigt werden muss.

                                                                                                                                                                      Persönlichkeitsentwicklung

                                                                                                                                  Studien- und Berufsorientierung               Kreativität                           Führung
     →   Surftipp:

     Der vom BMWi geleitete Initiativkreis „Unternehmergeist in die Schulen“ unterstützt mit
                                                                                                                                       Mut und Selbstvertrauen                 Teamfähigkeit                      Zeitmanagement
     seinen mehr als einem Dutzend nicht-kommerziellen Initiativen LehrerInnen, indem er Kontakt
     zu Unternehmen herstellt, Gründerwettbewerbe organisiert, Schülerfirmen berät und
     Lehrmaterial zur Verfügung stellt:
                                                                                                                                      Kommunikationsfähigkeit                Talente entdecken                    Analysefähigkeit
     			                                          www.unternehmergeist-macht-schule.de

                                                                                                                                        Präsentationsfähigkeit                Selbständigkeit                      Stressfähigkeit

                                                                                                                               Abb. 1:
                                                                                                                               Positive Effekte der Entrepreneurship Education auf die Persönlichkeitsentwicklung
                                                                                                                               Quelle: Eigene Erhebungen, BMWi 2010

12                                                       Entrepreneurship Education – Begeisterung wecken, Talente entdecken   www.rkw-kompetenzzentrum.de		                                                                                 13
Literaturverzeichnis                                                                                                                                     Früh übt sich, …
                                                         Vera Kirchner/Dirk Loerwald (2014):
                                                                                                                                                    Warum Teamfähigkeit in den
Udo Brixy, Rolf Sternberg, Arne Vorderwülbecke
(2014): Global Entrepreneurship Monitor (GEM),           Entrepreneurship Education in der ökonomischen
                                                         Bildung – Eine fachdidaktische Konzeption für den
                                                                                                                                                        Lehrplan gehört
Länderbericht Deutschland 2013, Hannover/
Nürnberg, Seite 9 ff.                                    Wirtschaftsunterricht. Joachim Herz Stiftung
                                                         Verlag, Hamburg
Bundesagentur für Arbeit:
Arbeitsmarktstatistik im europäischen Vergleich.         Wolf Lotter (2013): Zivilkapitalismus –
Online verfügbar unter: http://statistik.arbeitsagen-    Wir können auch anders. Pantheon Verlag, München
tur.de/Statischer-Content/Statistische-Analysen/
Statistische-Sonderberichte/Generische-Publikatio-       Ministerium für Bildung, Wissenschaft,
nen/Arbeitsmarkt-im-europaeischen-Vergleich.pdf          Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Hol-
(abgerufen am 15.4.2015)                                 stein: Lehrplan für die Sekundarstufe II Gymnasium,                   Warum sollte der Teambegriff Teil des deutschen                       In Folge der Erkenntnisse konnten Gemeinsamkei-
                                                         Gesamtschule, S. 26. Online verfügbar unter:                          Lehrplans sein? Die Begründung geht zum einen auf                     ten in allen Branchen festgehalten werden4, welche
Peter Endres/Gerald Hüther (2014):                       http://lehrplan.lernnetz.de/index.php?wahl=97                         den Auftrag der Schule zurück. Nämlich „mündige“,                     ein klar differenziertes, allgemeines Wunschprofil
Lernlust. Worauf es im Leben wirklich ankommt.           (abgerufen am 15.4.2015)                                              selbständige und auch lebensfähige BürgerInnen her-                   der Arbeitgeber gegenüber den ArbeitnehmerInnen
Murmann, Hamburg                                                                                                               anzuziehen. Zum anderen geht er auf die Wirtschaft                    darstellen lassen: Neben fachlichen Grundkenntnissen
                                                         New York Times: In Head-Hunting,                                      zurück, denn hier hat sich durch die Globalisierung viel              also den „hard skills“ (formale Qualifizierung also zum
Europäische Union: Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den     Big Data May Not Be Such a Big Deal. Online                           verändert. Der von der Ökonomie abhängige Arbeits-                    Beispiel Abitur, Ausbildung, Studium, etc.), gibt es
Mitgliedsstaaten in jeweiligen Preisen im                verfügbar unter:                                                      markt braucht heute mehr denn je Menschen mit der                     auch konkrete Anforderungen an soziale und persön-
Jahr 2013. Online verfügbar unter: http://de.statista.   www.nytimes.com/2013/06/20/business/in-head-                          Fähigkeit und Kompetenz in Teams arbeiten zu kön-                     lichkeitsbezogene Kompetenzen. Überwiegend wur-
com/statistik/daten/studie/188776/umfrage/brutto-        hunting-big-data-may-not-be-such-a-big-deal.html                      nen. Ökonomin Margret Beisheim verortet den Beginn                    den in dieser Sparte folgende Attribute am häufigsten
inlandsprodukt-bip-in-den-eu-laendern/ (abgerufen        (abgerufen am 18.12.2014)                                             der bewussten Nachfrage nach Teamfähigkeit bereits                    genannt, wobei die folgende Aufreihung der Häu-
am 15.4.2015)                                                                                                                  in den 80er Jahren (1999:287). Das deutsche Bildungs-                 figkeit entspricht5: Teamfähigkeit (am häufigsten),
                                                         Ken Robinson (2010): The Element –                                    system folgt diesem Wandel, wenn auch verspätet.                      soziale Kompetenz, Verantwortungsbewusstsein,
Günter Faltin (2008): Kopf schlägt Kapital –             How Finding Your Passion Changes Everything.                                                                                                Kommunikations- und Kritikfähigkeit.
Die ganz andere Art ein Unternehmen zu gründen.          Penguin, London                                                       Arbeitgeber fordern Teamfähigkeit
Carl Hanser Verlag, München                                                                                                    Das Team Gründung des RKW Kompetenzzent-
                                                         Unternehmergeist in die Schulen?! (2010)                              rums1 hat diesen Artikel über die genannte Anfor-                     Neben fachlichen
Sigmar Gabriel: Wir brauchen mehr                        Ergebnisse aus der Inmit-Studie zu Entrepreneurship                   derung nicht ohne Belege veröffentlicht. Es wurde                     Grundkenntnissen wie den
Unternehmergeist in unserem Land. Im Gespräch mit        Education-Projekten an deutschen Schulen. BMWi,                       nach Indizien für den besagten Wandel der Arbeit-                     „hard skills“ gibt es auch konkrete
dem Deutschen Gründerpreis für Schüler.                  Berlin                                                                nehmeranforderungen gesucht. Daten aus Stellen-                       Anforderungen an soziale
Online verfügbar unter: www.unternehmergeist-                                                                                  ausschreibungen2 wurden von Online-Jobbörsen und                      und persönlichkeitsbezogene
macht-schule.de/DE/DieIdee/Initiatoren/Ministe-                                                                                -Zeitungen vor folgender Hintergrundfrage gesam-                      Kompetenzen.
rium/ministerium_node. (abgerufen am 15.4.2015)                                                                                melt: Was verlangen Unternehmen heute von neuen
                                                                                                                               MitarbeiterInnen?3 Augenmerk wurde auf diejeni-
                                                                                                                               gen Eigenschaften gelegt, welche am häufigsten von
                                                                                                                               Arbeitgebern gegenüber BewerberInnen verlangt
                                                                                                                               wurden.
                                  Autoren:
                                  Sonja Alt arbeitet im Fachbereich Gründung des
                                  RKW Kompetenzzentrums in den Projekten Gründerwoche Deutschland                              1   Als Forschungs- und Entwicklungseinrichtung des RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V. arbeitet
                                                                                                                                   das RKW Kompetenzzentrum im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWI). Für weitere Informationen besuchen
                                  und Entrepreneurship Education.                                                                  Sie bitte unsere Website.
                                                                                                                               2   Es handelte sich um Stellenausschreibungen unterschiedlicher Branchen.
                                                                                                                               3   Bewusst wurden Anzeigen außerhalb des Internets nicht berücksichtigt, da vermutet wurde, dass das Internet und internetfähige
                                                                                                                                   Smartphones bevorzugte Instrumente der Arbeitsplatzsuche im 20 Jahrhundert geworden sind.
                                  Armin Baharian arbeitet im Fachbereich Gründung des                                          4   37 von 46 Stellenanzeigen verlangten explizit nach „Teamfähigkeit“ oder „sozialer Kompetenz“, 5 verlangten sogar beides!
                                                                                                                               5   An erster Stelle steht der meist genannte Kompetenzbegriff.
                                  RKW Kompetenzzentrums im Projekt Entrepreneurship Education.

14                                                       Entrepreneurship Education – Begeisterung wecken, Talente entdecken   www.rkw-kompetenzzentrum.de		                                                                                                              15
Präsentationstechnik 		          114                                                                                                       als Team verstehen, aber letztlich und offensichtlich      des Lehrkraft-Tandems sind im Idealfall umfassend
Konfliktfähigkeit 		             153                                                                                                       eben kein solches sind bzw. nicht so arbeiten. Teams       und können sich dem Pensum der Klasse anpassen.
Kritikfähigkeit 		               173                                                                                                       sind nicht gleichzusetzen mit Gruppen, das meinen          Manfred Bönsch, Professor für Pädagogik, beschreibt
Organisationsfähigkeit           180                                                                                                       auch Margret Beisheim und Reinhard Sprenger: Was           in seinem Artikel „Teamteaching“ (Bönsch 2013) die
Zeitmanagement		                 181                                                                                                       heute unter „Team“ verstanden werde, habe mit der          Doppelinstruktion, Differenziertes Teamteaching und
Persönliches Auftreten		         199                                                                                                       ursprünglichen Bedeutung von Teamarbeit nichts             andere Varianten, welche alle eine Gemeinsamkeit tei-
Selbstmanagement		               209                                                                                                       gemein12. Nur wenige, die Team hören denken an             len: Stetige, zielorientierte und effiziente Teamarbeit
Teamfähigkeit		                  227                                                                                                       das, was es eigentlich ist, nämlich „eine eigenverant-     und Kommunikation, welche nicht nur die SchülerIn-
Kommunikationsfähigkeit          243                                                                                                       wortlich handelnde, autonom arbeitende, durch ein          nen profitieren lässt, weil die Qualität des Unterrichts
Verantwortungsbewusstsein        248                                                                                                       gemeinsames Ziel auf Zeit gelenkte Gruppe von Fach-        steigt, sondern auch die LehrerInnen, da deren quanti-
Motivation			285                                                                                                                           leuten, die sich zur Erreichung ihres Zieles zusammen-     tative Aufgaben auf zwei Schultern verteilt werden.
                                                                                                                                           finden“ (vgl. Lotter 2012).
                                                                                                                                                                                                      Erste Ansätze für „Teamlehre“
Abb. 2: Kompetenzanforderungen an BerufseinsteigerInnen                                                                                    Diesem Missverständnis könnte und sollte man               Einst haben LehrerInnen per „Frontalunterricht“
Quelle: Hochschule der Medien                                                                                                              wirksam entgegentreten – doch wie?                         gelehrt. Mittlerweile deutet sich ein Wandel in der
                                                                                                                                                                                                      Schule und zu Gunsten des gemeinen Lernens an:
                                                                                                                                           Des Rätsels Lösung liegt in unseren Augen darin,           Immer häufiger werden Unterrichtseinheiten und
                                                                                                                                           den „echten“ Teambegriff (vgl. Katzenbach/Smith            Themenblöcke in Gruppen bearbeitet. Ziel dabei ist
                                                                                                                                           2003:69) transparent zu machen, diesen aufzugreifen,       es, den Lernerfolg der SchülerInnen zu steigern, indem
                                                                                                                                           zu lehren und zu üben – am besten möglichst früh,          „kollektives“ bzw. „kooperatives Lernen“ anstelle des
Eine Statistik vom April 2014 der Hochschule der                     können. Der Begriff Team(lehre) erfährt heutzutage                    also in der Schule.                                        Frontalunterrichts tritt (Rabenstein, Reh 2007:26). Im
Medien in Stuttgart zur Frage, welche Kompetenzan-                   nicht nur Lob und Jubel, sondern auch wissenschaft-                                                                              Idealfall werden die SchülerInnen hier früher mit selb-
forderungen Arbeitgeber an BerufseinsteigerInnen6                    liche und unternehmenserfahrene Kritik: „Das Wort                     Lehrkräfte als Vorbild für Teamarbeit?                     ständigem und selbstorganisiertem Lernen vertraut
in unterschiedlichen Branchen haben7, bestätigt die                  stehe längst […] als Inbegriff für ‘Angst, Verantwor-                 Hatten Sie in ihrer Schulzeit Unterricht, in welchem       gemacht.
Erkenntnisse. Die Kompetenz Teamfähigkeit landete                    tungslosigkeit und Kellerkindergesang, verunsicherte                  zwei Lehrkräfte Ihre Klasse gemeinsam als Team
in der genannten Statistik nach Motivation, Verant-                  Führungskräfte und unzählige Arbeitgeber, die den                     betreut haben? Oder hat sich eine Lehrkraft von            Ein weiterer für diesen Artikel „positiver Nebeneffekt“
wortungsbewusstsein und Kommunikationsfähigkeit                      Glauben an solche Harmonie-Illusionen längst ver-                     Kollegen ein Feedback zu seiner Unterrichtsweise           ist das Erfahren des gemeinschaftlichen, kooperie-
auf einem der relevantesten Ränge. Die beiden Kom-                   loren haben‘“, zitiert Wolf Lotter9 den Professor Erich               eingeholt?                                                 renden und verantwortungsteilenden Lernumfeldes
petenzen Verantwortungsbewusstsein und Kommu-                        Staudt10 in einem Artikel in dem Magazin brandeins                                                                               „Gruppe“. Eine Gruppe ist zwar noch kein Team, wie
nikationsfähigkeit stehen dabei in enger Korrelation                 von 2012. „Teamgeist ist Ungeist“, meinen auch Rein-                  Vermutlich verneinen viele Leser diese Fragen, denn        weiter oben bereits beschrieben, dennoch dient sie als
zur Teamfähigkeit.                                                   hard K. Sprenger11, Peter F. Drucker und andere. Das                  noch ist das Modell des Team Teaching (vgl. Huber          ein Übungsfeld. Zudem gehen leistungsfähige Teams
                                                                     sind echte und schlagfertige Argumente. Sie richten                   2000) keine Regel in deutschen Schulen, jedoch             oft aus Gruppen hervor. Insofern ist Gruppenarbeit ein
Es kann festgehalten werden, dass sich die Ansprüche                 sich jedoch fälschlicherweise gegen die Arbeitsform                   scheint es mehr und mehr Aufmerksamkeit aufgrund           erster Schritt in die richtige Richtung. Sie verhilft den
an ArbeitnehmerInnen in den letzten Jahren auf die                   „Team“. Der Begriff wird nicht selten weit abweichend                 wachsender Lehransprüche zu genießen (vgl. Bönsch          SchülerInnen, ihre eigenen Lernprozesse mehr und
„professionelle Anwendung“ ihrer sozialen Fähigkei-                  von seiner wahren Bedeutung und Theorie praktiziert.                  2013). Das Modell hat das explizite Ziel, den Unterricht   aktiv selbst zu gestalten. Das Aktive beim Lernprozess
ten ausgeweitet haben, Teamfähigkeit ist heute mehr                  Es liegt oft keine Übereinstimmung zwischen der tat-                  vor allem im Sinne der SchülerInnen zu optimieren,         steht zudem in Gegensatz zur Langeweile durch hohe
denn je eine begehrte Kompetenz.                                     sächlichen Theorie der Teamarbeit, ihren Idealen und                  indem zwei Lehrkräfte in einer Klasse den Unterricht       Passivität des klassischen Frontalunterrichts, welche
                                                                     Bedeutungen und der ausgeführten Anwendung und                        gemeinsam gestalten, sich gegenseitig helfen und           das Lernen untergraben (können) (vgl. Hüther 2011
Ein Missverständnis –                                                Praxis eben dieser Arbeitsform vor.                                   Feedback geben.                                            Breidenstein 2006:67).
Kritik am „Narrativ der Arbeitswelt“ 8
An dieser Stelle soll kritischen Stimmen Raum gelas-                 Tatsächlich müsste sich die Kritik gegen „Pseudo-                     Für unser Anliegen findet sich im Team Teaching eine       Die Etablierung vom Vorläufer der Teamarbeit, nämlich
sen werden, da sie konstruktive Gedanken aufbringen                  Teams“, also Menschengruppen richten, welche sich                     weitere, implizite Komponente: Lehrer-KollegInnen          Gruppenarbeit, ist jedoch ein aufwendiges Unterfan-
                                                                                                                                           können im Team als ein erstes Vorbild zur Teamar-          gen, welches Lehrpersonal und Schulen als Vermitt-
                                                                                                                                           beit für die SchülerInnen agieren. Die Möglichkeiten       ler nicht allein stemmen können. Eine intraschulische

6    S. Abbildung Abb. 2.
7    Hochschule der Medien, letzter Zugriff am 11.07.14.
8    In Anlehnung an eine Aussage von Kauffmann (2014).
9    Autor des Wirtschaftsmagazins brandeins.
10   Professor für Arbeitsökonomie an der Ruhr-Universität Bochum.
11   Managementberater und Autor diverser Werke zum Thema.
12   S. Kaufmann 2014.

16                                                                   Entrepreneurship Education – Begeisterung wecken, Talente entdecken   www.rkw-kompetenzzentrum.de		                                                                                     17
Abhilfe könnte zum einen das weiter oben genannte                     Teamfähigkeit gestellt werden: Im gruppenarbeitsba-                   etwas anzugehen und über längere Zeit hinweg zu            Beispiele finden sich vereinzelt in Kooperationen von
Team Teaching-Konzept sein, wo Lehrkräfte zu zweit                    sierten Unterricht wird selten ausdrücklich kommuni-                  einem Team heranzuwachsen – oder auch nicht. Auch          Schulen und Vereinen, wo SchülerInnen über län-
verdoppelte Möglichkeit haben, einzelne Gruppen/                      ziert, dass hier nicht nur der inhaltliche Aspekt, welcher            dann könnte man daraus Lernen, denn bekanntlich            gere Zeit als Gruppe in Workshops, AGs oder anderem
Teams zu betreuen, zu beraten und deren Arbeiten                      in Gruppenarbeiten bzw. Teamarbeiten als Lernge-                      „lernt man aus Fehlern“.                                   Projekte und Themen angehen und zu einem Team
im Nachhinein entsprechend qualitativ evaluieren zu                   winn zu betrachten ist, sondern auch die Koopera-                                                                                zusammen wachsen können. Das Projekt „Unterneh-
können. Zwei LehrerInnen können zudem besser die                      tion mit den MitschülerInnen. Teamarbeit wird leider                  Interdisziplinäre Teams für Wirtschaft und                 mergeist in die Schulen“ des Bundesministeriums für
Aufgabenverteilung in Gruppen beobachten und dort                                                                                           Gesellschaft                                               Wirtschaft und Energie dient als Plattform für Akteure
intervenieren wo nötig, wenn einzelne sich beispiels-                                                                                       Die klassische Schule kann Teamfähigkeit nicht allein      von Schulen und Wirtschaft, um miteinander in Kon-
weise von der Gruppe tragen lassen.                                                                                                         vermitteln, da ihr Wesen räumlich, zeitlich, lehrkraft-    takt zu treten und legt somit einen ersten Baustein.
                                                                     Die Bemühungen der                                                     technisch und finanziell (noch) stark begrenzt ist.
Andere außerschulische Ansätze für Teamlehre fin-                    Lehrkräfte und Schulen müssen in                                       Darum sollten sich andere Instanzen und Institutio-        Zum Wohl der Wirtschaft und zur Vorbereitung junger
den sich in AGs, Workshops und Wettbewerben,                         jedem Falle (weiter) unterstützt                                       nen der Gesellschaft, wie zum Beispiel Vereine, Ämter,     Menschen gilt also, was Henry Ford bereits vor Jahren
Vereinen, Verbänden für Sport und Freizeit und letzt-                und ausgebaut werden – auch von                                        Unternehmen wie auch Politik, Wirtschaft und Bil-          sagte: „Zusammenkommen ist ein Beginn, zusam-
lich, wie bereits beschrieben, seit den 80er Jahren in               (bildungs-)politischer Seite.                                          dung daran beteiligen, Grundsteine für Teamfähigkeit       menbleiben ist ein Fortschritt, zusammenarbeiten ist
zunehmendem Maß auch in der Wirtschaft selbst. Die                                                                                          zu legen und den Zukunftsträgern bessere Startbe-          ein Erfolg.“
Bemühungen der Lehrkräfte und Schulen müssen in                                                                                             dingungen zu bieten. Mögliche Kooperationen kön-
jedem Falle (weiter) unterstützt und ausgebaut wer-                                                                                         nen in diesem Sinne viele Gesichter haben und sollten
den – auch von (bildungs-)politischer Seite. Andern-                  noch nicht als Lerngegenstand aufgefasst. SchülerIn-                  gemeinsam Möglichkeiten bieten, in welchen Schüle-
falls könnte es sich um vereinzelte „Tropfen auf den                  nen verdienen jedoch eben diese Transparenz, um den                   rInnen die Gelegenheit haben, längerfristig als Team         →    Literaturtipp:
heißen Stein“ handeln.                                                Sinn und die Zusammenhänge möglichst schnell und                      agieren zu können. Dies setzt natürlich voraus, dass              Malte Brettel, Florian Heinemann,
                                                                      korrekt einordnen zu können.                                          Schulen und andere Instanzen fähig sind, miteinander              Thies Sander, et al (2009): Erfolgreiche
                                                                                                                                            zu kommunizieren, zu interagieren und sich die Auf-               Unternehmerteams, Teamstruktur –
Teamfähigkeit bewusst unterrichten                                                                                                          gaben entsprechend der jeweiligen Ressourcen zu tei-              Zusammenarbeit – Praxisbeispiele.
Teamfähigkeit ist heute eine gewünschte Kompe-                        Wenig Zeit für Teamarbeit                                             len. Sie sollten also selbst als interdisziplinäre Teams          Gabler: Wiesbaden
tenz in der Wirtschaft und Gesellschaft, das scheint                  In den Regelschulen Deutschlands steigt das Unter-                    zusammen arbeiten können.
kein Geheimnis mehr zu sein. Im Arbeitsmarkt sind                     richtspensum. Die schulische Betreuung der Zukunft                                                                                      Matthias Kaufmann (2014):
dieser Begriff und seine Bedeutung als Kompetenz                      zielt auf Ganztagschule ab (BMBF13). Diese Neuaus-                    Früh übt sich eben doch                                           Gemeinsam sind wir dumm. SPIEGEL
seit geraumer Zeit ein bewusstes Kriterium, nach                      richtung könnte ein Lichtblick für die Etablierung von                Berufsschulen sind ein gern übersehenes Beispiel für              JOB Magazin, Ausgabe 4
welchem Arbeitgeber verlangen. Dennoch hinkt das                      Teamarbeit und Vermittlung der entsprechenden                         Kooperation von Wirtschaft und Schule. Das duale Bil-
Bildungssystem mit seinen Vorgaben zur Offenle-                       Kompetenzen sein, da die Schule so mehr (Zeit-)Raum                   dungssystem verknüpft Theorie und Praxis und ver-                 Kerstin Rabenstein, Sabine Reh (Hrsg.)
gung für diese Thematik hinterher, denn wie weiter                    für intensive teamkompetenzfördernde Projekte zur                     hilft den jungen BürgerInnen dazu, den Übergang von               (2007): Kooperative und
oben angedeutet, ist der Sachverhalt und die Lehre                    Verfügung hat.                                                        der Schule in den Beruf besser zu meistern. Warum                 selbstständigkeitsfordernde Arbeitsfor-
des Teams weitestgehend noch kein expliziter Unter-                                                                                         dieses Modell und ihre Idee nicht ausbauen?                       men im Unterricht. Forschungen
richtsgegenstand. Gruppenarbeit im Unterricht ist                     Formbeispiele wären AGs, Workshops und andere Pro-                                                                                      und Diskurse. In: ders.: Kooperatives
zwar ein passender erster Schritt hin zum Üben von                    gramme, in welchen ein (Teil-)Ziel dieser Maßnahmen                                                                                     und selbstständiges Arbeiten von Schü-
Teamfähigkeit, dennoch fehlt weiterhin die konkrete                   klar formuliert und mit den SchülerInnen aufgear-                                                                                       lern: Zur Qualitätsentwicklung von
Formulierung und die entsprechende didaktische Ver-                   beitet werden könnten: Förderung, Ausprobieren                                                                                          Unterricht. VS Verlag für Sozialwissen-
mittlung von Team und Teamkompetenz. Und das,                         und Üben von Zielerlangung und Aufgabenbewälti-                                                                                         schaften: Wiesbaden Wiepcke; Wochen-
obwohl in den deutschen Lehr- und Kompetenzplänen                     gung im Team. In Nachmittagsprojekten, welche über                                                                                      schauverlag; 2013
bereits erste Ansprüche an die LehrerInnen und ihre                   mehrere Monate oder sogar Schuljahre hinausgehen,
Unterrichtsgestaltung in Hinblick auf Teamarbeit und                  könnten SchülerInnen erleben, wie es ist, als Gruppe

13   S BMBF – Bundesministerium für Bildung und Forschung, die Aussage kann auf der entsprechenden Webseite des BMBF nachvollzogen wer-
     den: http://www.bmbf.de/de/1125.php

18                                                                    Entrepreneurship Education – Begeisterung wecken, Talente entdecken   www.rkw-kompetenzzentrum.de		                                                                                  19
Literaturverzeichnis                                   Quellenangabe
                                                                                                                                                  10 Anmerkungen
                                                                                                                                           zu Entrepreneurship Erziehung:
Margret Beisheim, Monika Frech (1999):                 Aus dem Internet: Hochschule der Medien,
Teamarbeit und Teamentwicklung in                      letzter Zugriff am 11.07.14, www.hdm-stuttgart.de/

                                                                                                                                            Mit Entrepreneurial Mindset
Organisationen, in: von Eckardstein,                   hochschule/view_news?ident=news20140415141024
D.; Kasper, H.; Mayrhofer, W. (Hrsg.): Management.

                                                                                                                                                Zukunft mitgestalten
Theorien – Führung – Veränderung. Stuttgart,
285-319.

Manfred Bönsch (2013): Teamteaching.
Differnziertes Lernen in heterogenen Arbeitsgruppen
ermöglichen. In: Grundschule, 45/11, S. 28-30

Georg Breidenstein (2006): Teilnahme am
Unterricht. Ethnographische Studien zum Schülerjob.
VS Verlag: Wiesbaden                                                                                                         Sage nicht „Fang an!“, sondern „Mach mit!“, wenn          Anmerkungen möchte ich Sie für Entrepreneurship
                                                                                                                             du etwas erledigt haben willst. Eine verantwortungs-      Education begeistern, es ist ein transversaler Ansatz
Birgit Huber (2000): Team-Teaching: Bilanz                                                                                   volle Marktwirtschaft braucht selbstbewusste Entre-       der für viele unterschiedliche Lerngebiete Möglichkei-
und Perspektiven; eine empirische Untersuchung                                                                               preneure und mündige BürgerInnen, die ihre eigene         ten bietet:
im Kärtner Volksschulbereich Integrationsklassen                                                                             Zukunft und die der Gesellschaft (mit)gestalten. Ohne
(Schuljahr 1998/99) zur Thematik/Problematik der                                                                             die Träumereien von Visionären und Menschen, die          TOP 1: Im Zentrum steht die Förderung eines Entre-
Zusammenarbeit im Zweierteam. Frankfurt am                                                                                   Ideen aktiv umsetzen, lebten wir heute in einer ganz      preneurial Mindset, die eine Denkweise und Haltung
Main                                                                                                                         anderen Realität. Es gäbe keine Kunst und keine Schu-     für die Entwicklung und Umsetzung von neuen Ideen
                                                                                                                             len, keine Autos und keine Medikamente, keinen            fördert. Entrepreneurship Education für Jugendliche
Gerald Hüther (2012): Was wir sind und was                                                                                   Rechtsstaat und auch keinen Konsumentenschutz,            stärkt einen Entrepreneurial Mindset, eine Einstellung,
wir sein könnten – Ein neurobiologischer Mutmacher.                                                                          wenn sich Menschen nicht immer und immer wieder           die das Verhalten in vielen Arbeitsaktivitäten und im
S.Fischer: Frankfurt am Main                                                                                                 für Ideen einsetzen und gesellschaftliche Spielregeln     Alltagsleben prägen kann. Das TRIO-Modell der Entre-
                                                                                                                             mit Zivilcourage verändern würden.                        preneurship Education zeigt die Reichweite auf:
Jon R. Katzenbach, Douglas K. Smith (2013):
Teams – Der Schlüssel zur Hochleistungsorganisation.                                                                         „Wirtschaft(en)“ muss erlernt werden – und zwar von       —— Ebene 1 / Entrepreneurial Core Education:
Redline Wirtschaft bei Moderne Industrie                                                                                     jeder Generation aufs Neue. Jede Generation ist her-         Entwicklung und Umsetzung eigener Ideen für
Verlag: Frankfurt am Main/Wien                                                                                               ausgefordert, ihre Kompetenzen, Ideen und Werte              die unternehmerische und berufliche Selbstän-
                                                                                                                             zu entwickeln, die für ihr Leben und ihre Gesellschaft       digkeit, aber auch für private Herausforderungen
Wolf Lotter (2012): Du und das Team.                                                                                         wichtig sind. Die Wirtschaftskrise war daher nicht nur    —— Ebene 2 / Entrepreneurial Culture: Stärkung
Brandeins Wirtschaftsmagazin Onlineausgabe,                                                                                  eine Krise des Finanzsektors, sondern eine Werte- und        einer Kultur der Selbstständigkeit und Offenheit
Ausgabe 2                                                                                                                    Innovationskrise einer Generation.                           im täglichen Umgang
                                                                                                                                                                                       —— Ebene 3 / Entrepreneurial Civic Education:
Thomas Vasek (2011): Die Weichmacher:                                                                                        Alle ArbeitnehmerInnen und UnternehmerInnen der              Förderung der Teilnahme an der Zivilgesellschaft
Das süße Gift der Harmoniekultur, Carl Hanser:                                                                               Zukunft sind heute in der Schule, die Art ihrer Ausbil-      mit Engagement und Diskursfähigkeit als
München                                                                                                                      dung wird ihr Gesellschafts- und Wirtschaftsverständ-        kritische/r mündige/r BürgerIn.
                                                                                                                             nis prägen. Entrepreneurship Education bietet als
                                                                                                                             ökonomische Ausbildungsphilosophie einen emanzi-
                                                                                                                             patorischen Zugang, der Kreativität, Verantwortungs-,     TOP 2: Die Gesellschaft braucht eine Kultur der Selb-
                                                       Autorin:                                                              Einsatz- und Risikobereitschaft ebenso fördert wie die    ständigkeit und Verantwortung, deren Wurzeln in
                                                       Gabriella Amrhein arbeitet im Fachbereich                             Einsicht in die Bedeutung von unternehmerischen Ent-      Erziehung und Bildung liegen. Entrepreneurship ist der
                                                       Gründung des RKW Kompetenzzentrums im Projekt                         scheidungen für die gesellschaftliche und wirtschaft-     elementare „Spirit“ für eine dynamische Marktwirt-
                                                       Entrepreneurship Education.                                           liche Dynamik sowie für den sozialen Ausgleich. In 10     schaft. Es sind dynamische Menschen, „schöpferische

20                                                     Entrepreneurship Education – Begeisterung wecken, Talente entdecken   www.rkw-kompetenzzentrum.de		                                                                                  21
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