EILDIENST 7-8 /2015 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW

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EILDIENST 7-8 /2015 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
EILDIENST
                                             7-8 /2015

Aus dem Inhalt:
   
    Förderschulen und schulische Inklusion – Zwischenbilanz
    und Perspektiven
   NRW-Landrätekonferenz am 11./12. Juni 2015 in Berlin
 Eckpunkte zur Novellierung des Tariftreue- und
    Vergabegesetzes NRW
EILDIENST 7-8 /2015 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
EILDIENST Heft 7-8/2015                                                                        Auf ein Wort

Breitbandausbau in NRW:
Vom Stiefkind zum Topthema
der Landespolitik?
Die Breitbandförderung in NRW war in den letzten Jahren so etwas wie
ein Stiefkind in der Wirtschaftspolitik im Lande NRW. Anders als in manch
anderen Bundesländern schien der Ausbau des schnellen Internets, insbeson­
dere im ländlichen Raum, in NRW nur ein Schattendasein zu fristen – und
das durchaus unabhängig von der politischen Couleur der Landesregierung.
Während in Bayern, Niedersachsen, Hessen und anderen Bundesländern der
Ausbau des schnellen Internets weit vorne auf der politischen Agenda stand
und steht, hat NRW diese Entwicklung lange unterprivilegiert behandelt. Das
mag sicherlich daran liegen, dass der Fokus in diesem Bundesland – jedenfalls
aus Sicht der Landesregierung in Düsseldorf – traditionell mehr auf die großen
urbanen Zentren und Ballungsräume gerichtet ist als auf den umliegenden
ländlichen Raum. Doch hat NRW damit so manche Chance vertan.
In neuerer Zeit scheint sich diese Einordnung von Seiten der Landesregierung NRW jedoch zu ändern. War vor eini-
gen Jahren das Thema der Förderung des Breitbandausbaus in den zuständigen Ministerien kaum auf der Agenda,
so sind jetzt vor allem Wirtschaftsministerium und Umweltministerium durchaus bereit, im Ausbau des schnellen
Internets ein wichtiges standort- und wirtschaftspolitisches Thema für dieses Bundesland zu sehen. Von Bedeutung
ist hier sicherlich die zwischenzeitlich veröffentlichte Strategie der Landesregierung zum Handlungsfeld „Industrie
4.0“. Eine der wichtigsten Fragen in naher Zukunft dürfte sein, wie mit den Erlösen aus der Versteigerung der LTE-
Frequenzen im Juni 2015 – der sog. digitalen Dividende 2.0 – umgegangen werden soll. Klar ist, dass es sowohl eine
bundesseitige Förderung des schnellen Internets geben wird als auch eine Verteilung von Fördermitteln auf die Bun-
desländer nach Maßgabe des Königsteiner Schlüssels. Was das Bundesprogramm angeht, besteht die Gefahr, dass für
die Förderwürdigkeit des Ausbaus des schnellen Internets fast ausschließlich der Begriff der Strukturschwäche und die
ländliche Struktur zugrunde gelegt wird, was im bundesweiten Vergleich bedeutet, dass in NRW vielleicht nur wenige
Kreise förderwürdig sind: Hier ist die Landesregierung aufgerufen, klare Kante gegenüber dem Bund zu zeigen und
auf die besondere Struktur des Landes NRW (Ballungsraumumlandkreise, wirtschaftlich stark entwickelte Kreise in
Ost- und Südwestfalen sowie im Münsterland, viele kreisinterne Unterschiede aufgrund der deutlich größeren Kreis-
geographien) hinzuweisen.
Was das Landesprogramm angeht, ist die Landesregierung NRW aufgefordert, sich auf die wirklichen Unterversor-
gungen im Land NRW zu konzentrieren. Dort, wo eine Versorgung mit schnellem Internet nicht oder nicht wirt­
schaftlich möglich ist, muss die Förderung im Land NRW ansetzen. Im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung
des Landes NRW muss dieser Schwerpunkt insbesondere dort liegen, wo Wirtschaft und Gewerbe heute nicht über
eine angemessene, schnelle Internetversorgung verfügen: Dies können Gewerbegebiete genauso sein wie unter­
versorgte Mischgebiete mit gewerblichen Nutzungen. Aber auch freiberufliche Anwender, die heute nicht über eine
hinreichende Versorgung mit schnellem Internet verfügen, sollten in den Fokus des Interesses gerückt werden.
Zudem ist bei der Ausrichtung der Förderkulissen im Rahmen der nun anstehenden Förderprogramme darauf zu
achten, möglichst eine Mehr-Töpfe-Wirtschaft zu vermeiden und die Bedingungen einheitlich zu gestalten. Heute
gibt es bereits die Fördersäulen der GAK (Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küsten-
schutzes), des RWP (Regionales Wirtschaftsförderprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen) und in (bescheide-
nem) Maß auch des EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung). Vor diesem Hintergrund ist darauf zu
achten, dass zu den vorhandenen Bundes- und Landesförderprogrammen nicht noch weitere Förderkulissen mit
eigenen Regeln hinzutreten, die insgesamt die Förderszenarien noch undurchschaubarer werden lassen. Auch eine
Planungs- und Beratungsförderung durch die nun weiteren Mittel kann sinnvoll sein – dies aber in überschaubarem
Rahmen. Der Schwerpunkt der Verwendung der nun zusätzlich zur Verfügung stehenden Mittel muss letztlich die
unmittelbare Förderung des Breitbandausbaus im ländlichen Raum sein.

                                                                        Dr. Martin Klein
                                                                        Hauptgeschäftsführer
                                                                        des Landkreistages Nordrhein-Westfalen

                                                                                                                 253
EILDIENST 7-8 /2015 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
Inhalt                                                                                                       EILDIENST Heft 7-8/2015

EILDIENST                                                                                   7-8 /2015

                                                Auf ein Wort
                                                        Wort                                                                    253

                                                Aus dem Landkreistag
 Kavalleriestraße 8
 40213 Düsseldorf                               NRW-Landrätekonferenz am 11./12. Juni 2015 in Berlin                           257
 Telefon 0211/ 300 491-0
 Telefax 02 11/ 300 491-660                     Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, MdB:
 E-Mail: presse@lkt-nrw.de                      Aktuelle Fragen der Pflege- und Gesundheitspolitik                             257
 Internet: www.lkt-nrw.de
                                                Parlamentarischer Staatssekretär Enak Ferlemann, MdB:
 Impressum                                      Sanierung der Straßen- und Schieneninfrastruktur und Ausbau
                                                des Breitband-Internets aus Sicht des Bundes                                   258
 EILDIENST – Monatszeitschrift
 des Landkreistages                             Bundesarbeits- und -sozialministerin Andrea Nahles, MdB:
 Nordrhein-Westfalen                            Bundesteilhabegesetz im Fokus                                                  259
 Herausgeber:
 Hauptgeschäftsführer                           Parlamentarischer Staatssekretär Dr. Günter Krings, MdB:
 Dr. Martin Klein                               Aktuelle Einschätzungen zur Flüchtlingspolitik                                 260
 Redaktion:                                     Stellv. Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Ralph Brinkhaus, MdB:
 Erster Beigeordneter Dr. Marco Kuhn            Finanzbeziehungen müssen klarer werden                                         261
 Beigeordneter Dr. Christian v. Kraack
 Hauptreferent Dr. Markus Faber
 Referentin Dorothée Heimann
                                                Erste Parlamentarische Geschäftsführerin Bündnis 90/Die Grünen,
 Oberregierungsrätin Susanne Müller             Britta Haßelmann, MdB: Unterstützung des Bundes für die Kommunen
 Referentin Kirsten Rüenbrink                   bei sozialen Pflichtleistungen und der Aufnahme von Flüchtlingen               262
 Hauptreferent Dr. Kai Zentara
                                                Stellv. Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion Carsten Schneider, MdB:
 Quelle Titelbild:                              Bündisches Prinzip steht                                                       263
 LVR/Nola Bunke; Stephan Wieland,
 Düsseldorf
                                                Vorstand des Landkreistages NRW am 12. Juni 2015 in Berlin                     264
 Redaktionsassistenz:
 Heike Schützmann
 Astrid Hälker
 Monika Borgards                                Schwerpunkt: Förderschulen und schulische
 Herstellung:                                   Inklusion – Zwischenbilanz und Perspektiven
 ALBERSDRUCK GMBH & CO KG
 Leichlinger Straße 11
 40591 Düsseldorf                               Change Management im Inklusionsprozess                                         265
                                                Der Inklusion mit Sozialkompetenz-Trainings begegnen im Kreis Viersen          268
 ISSN 1860-3319
                                                Inklusive Schullandschaft im Kreis Herford – Eine gemeinsame Aufgabe
                                                für die Region                                                                 269
                                                Von Schallwellen und Kontrasten:
                                                Ein guter Start in das Gemeinsame Lernen                                       271
                                                Richtung Inklusion – Wege des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL)
                                                zur Unterstützung schulischer Inklusion                                        274

                                                Themen
                                                Eckpunkte zur Novellierung des Tariftreue- und
                Kreise in Nordrhein-Westfalen
                                                Vergabegesetzes NRW                                                            276

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EILDIENST 7-8 /2015 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
EILDIENST Heft 7-8/2015                                                        Inhalt

EILDIENST                                                                7-8 /2015

Positionspapier zur Transatlantischen Handels- und
Investitionspartnerschaft (TTIP)                                         278

Im Fokus

Inklusion zwischen Konnexität und Verantwortung                          279

Medien-Spektrum: Aktuelle Pressemitteilungen

Ortsnahe Kreispolizeibehörden sind Rückgrat der öffentlichen Sicherheit
im kreisangehörigen Raum                                                 281

1,1 Milliarden Euro Investitionsmittel des Bundes in NRW gerecht
unter den Kommunen verteilen                                             282

Kurznachrichten

Allgemeines

15.000 beim „Autofreien Volmetal“ im Märkischen Kreis                    282
Einbürgerungen im Jahr 2014 geringfügig zurückgegangen                   282
Kreis Höxter ist LEADER-Region                                           283
Interaktiver Kartendienst ermittelt Einwohnerzahlen
für frei wählbare Gebiete                                                284

Arbeit und Soziales
Ausbildungsmesse im Ennepe-Ruhr-Kreis erlebt ihre siebte Auflage         284
Über 50 Prozent mehr Empfänger von Asylbewerberleistungen
im Jahr 2014                                                             284
Konstante Beschäftigtenzahl im öffentlichen Dienst in NRW                285
Verdienste im öffentlichen Dienst
niedriger als in der Privatwirtschaft                                    285
NRW verzeichnet Rückgang bei Wohngeld                                    285

Bauen und Planen

NRW: Zuwachs im Wohnungsbau                                              285

Schule und Weiterbildung

HEIMAT-TOUREN NRW: NRW-Stiftung zahlt Klassenfahrten                     286

                                                                                   255
EILDIENST 7-8 /2015 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
Inhalt                                                                   EILDIENST Heft 7-8/2015

EILDIENST                                           7-8 /2015

          Schule und Weiterbildung

          Bildungsrat begleitet Arbeit des Regionalen Bildungsbüros
          im Ennepe-Ruhr-Kreis                                                             286
          Regionale Bildungsnetzwerke: „Quer gedacht. Gut gemacht.“                        286
          Jedes dritte Kind in NRW wechselte im Sommer 2014 auf eine Schule
          des „längeren gemeinsamen Lernens“                                               286
          Zahl der Habilitationen an NRW-Hochschulen erneut rückläufig                     287

          Tourismus

          Burgberg in Altena lädt zum Spaziergang ein                                      287

          Umwelt

          Höherer Umsatz mit Produkten und Dienstleistungen
          für den Umweltschutz im Jahr 2013                                                287

          Hinweise auf Veröffentlichungen
                       Veröffentlichungen                                                   288

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EILDIENST 7-8 /2015 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
EILDIENST Heft 7-8/2015                                                                   Aus dem Landkreistag

       NRW-Landrätekonferenz
       am 11./12. Juni 2015 in Berlin

D    ie      Landräte
     aus Nordrhein-
Westfalen       haben
                                                                                                        vertretenden    Vor­-
                                                                                                        sitzenden der CDU/
                                                                                                        CSU-Bundestags-
auf ihrer diesjährigen                                                                                  fraktion,      Ralph
Konferenz am 11.                                                                                        Brinkhaus, dem stell-
und 12. Juni 2015 in                                                                                    vertretenden    Vor-
Berlin mit hochran-                                                                                     sitzenden der SPD-
gigen Vertretern der                                                                                    Bundestagsfraktion
Bundespolitik über                                                                                      Carsten Schneider,
kommunalrelevante                                                                                       dem Parlamentari-
Themen diskutiert.                                                                                      schen Staatssekretär
Im Fokus standen                                                                                        beim      Bundesmini-
dabei Themen aus                                                                                        ster für Verkehr und
dem Sozial- und                                                                                         digitale Infrastruk-
Gesundheitsbereich                                                                                      tur, Enak Ferlemann
sowie einmal mehr                                                                                       (CDU) und dem
die Kommunalfinan-                                                                                      Parlamentarischen
zen. Bundessozial-                                                                                      Staatssekretär beim
ministerin     Andrea                                                                                   Bundesminister des
Nahles (SPD) stell-                                                                                     Innern, Dr. Günter
te ihre Pläne zum Die NRW-Landräte tagten am 11. und 12. Juni 2015 im Jakob-Kaiser-Haus in Berlin.      Krings (CDU). Im
Bundesteilhabege-                                                                                       Folgenden werden
setz vor und Bundesgesundheitsminister Darüber hinaus sprachen die Landräte mit   die Diskussionsrunden mit den Bundespoli-
Hermann Gröhe (CDU) diskutierte mit    der Ersten Parlamentarischen Geschäfts-    tikern im Einzelnen dargelegt.
den Landräten insbesondere über die    führerin und kommunalpolitischen Spre-
medizinische Versorgung im ländlichen  cherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/             EILDIENST LKT NRW
Raum.                                  Die Grünen, Britta Haßelmann, dem stell-      Nr. 7-8/Juli/August 2015   00.10.32.

       Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe,
       MdB: Aktuelle Fragen der Pflege- und
       Gesundheitspolitik

D    ie    nordrhein-
     westfälischen
Landräte erörterten
                                                                                           Pflegeausbildung, die Ausdehnung des
                                                                                           Pflegebedürftigkeitsbegriffs im Zusam-
                                                                                           menhang mit der Eingliederungshilfe und
mit dem Bundes­                                                                            die mögliche Umgehung von Vorschriften
gesundheitsminister                                                                        des Heimaufsichtsrechts durch die Einrich-
aus dem Themenfeld                                                                         tung von Senioren-Wohngemeinschaften.
Pflegepolitik die Ver-                                                                     Beim gesundheitspolitischen Block stand
besserungen für pfle-                                                                      das Problem des Ärztemangels im länd­
gebedürftige Perso-                                                                        lichen Raum, namentlich das GKV-Versor-
nen durch die initiier-                                                                    gungsstärkungsgesetz und die Frage, ob
ten Pflegestärkungs-                                                                       eine ausreichende Anzahl von Medizinstu-
gesetze, die geplante                                                                      dienplätzen zur Verfügung steht, im Vor-
weitere Reduzierung                                                                        dergrund.
des bürokratischen                                                                         Daneben wurde u. a. die kassenärztliche
Aufwandes bei der                                                                          Notdienstplanung (Zusammenarbeit von
Pflegedokumenta-                                                                           KV-Praxen und Krankenhäusern), der
tion und die beab-                                                                         aktuelle Stand der Krankenhausreform
sichtigte    Stärkung                                                                      und die in der parlamentarischen Beratung
der Rolle der Kreise                                                                       befindliche Novellierung des Präventions-
in ihrer Eigenschaft      Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe mit dem Präsidium        gesetzes erörtert.
als örtliche Sozial­      des LKT NRW (v.l.n.r. Vizepräsident Landrat Thomas Kubendorff,
hilfeträger,      den     Präsident Landrat Thomas Hendele, Bundesgesundheitsminister
Stand der Planungen       Hermann Gröhe, Vizepräsident Landrat Dr. Arnim Brux, Haupt­               EILDIENST LKT NRW
zur generalistischen      geschäftsführer Dr. Martin Klein).                                 Nr. 7-8/Juli-August 2015   10.31.02

                                                                                                                                 257
EILDIENST 7-8 /2015 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
Aus dem Landkreistag                                                                                           EILDIENST Heft 7-8/2015

      Enak Ferlemann, MdB: Sanierung der
      Straßen- und Schieneninfrastruktur und
      Ausbau des Breitband-Internets aus Sicht
      des Bundes

D    en Schwerpunkt des Gespräches der
     Landräte mit dem Parlamentarischen
Staatssekretär beim Bundesverkehrsmini-
                                              gen Regionen deutlich spürbar sein werde
                                              – nicht vergessen werden. Mit dem BVWP
                                              2015 werde daher erstmals eine Karte zur
                                                                                            lenden Ingenieuren – auch aufgrund des
                                                                                            Stellenabbaus durch die Länder, denen im
                                                                                            Wege der Auftragsverwaltung die Planung
ster, Enak Ferlemann (CDU), bildete der       demographischen Entwicklung veröffent-        und der Betrieb der Bundesfernstraßen
aktuelle Stand zur Aufstellung des neuen      licht. Der Schwerpunkt der Investitionen      obliegt – seien die immer komplexer wer-
Bundesverkehrswegeplans (BVWP) sowie          im Rahmen des BVWP 2015 werde in den          denden Planfeststellungsverfahren eine
die Finanzierung und Planung notwendi-        danach noch zu erwartenden Wachstums-         große Herausforderung. Dies beträfe ins-
ger Infrastrukturprojekte.                    regionen liegen.                              besondere auch die Brückenproble­  matik.
Enak Ferlemann berichtete, dass der
neue BVWP vom Kabinett bis Ende 2015
beschlossen werden soll. Um das Ziel zu
erreichen, soll noch im Herbst 2015 ein
erster Entwurf des BVWP 2015 veröffent-
licht und eine breite Öffentlichkeitsbetei-
ligung gestartet werden. Neu geplant für
den BVWP 2015 sowie den dazugehörigen
Ausbaugesetzen für die Verkehrsträger
Schiene, Straße – und erstmalig auch Was-
serstraße – sei eine Kategorie besonders
dringender und schnell umzusetzender
überregionaler Vorhaben, die keiner Län-
dermittelverteilung bedürfen. Zudem sei
eine neue Priorisierung vorgesehen, die den
Substanzerhalt der Verkehrsinfrastruktur
(Umbau- und Ersatzmaßnahmen u. a. von
Brücken und Autobahnen) vor den Neu-
und Ausbau stelle. Beim Neu- und Aus-
bau sollen sodann Projekte zum Lücken­
schluss und zur Engstellenbeseitigung (in
NRW beispielsweise bei der A 1 und A 46,      Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infra-
aber auch im Schienenwegebereich) sowie       struktur Enak Ferlemann (r.) mit Präsident Landrat Thomas Hendele.
der Ausbau des transeuropäischen Netzes
sowie des Seehafenhinterlandes und Flug-      Zur Finanzierung der Verkehrsinfrastruk-      Hier müsse allen Beteiligten klar sein, so
hafenanbindungen eine höhere Priorität        tur stellte der Parlamentarische Staatsse-    Enak Ferlemann, dass bei Infrastruktur-
haben. Zu dem priorisierten Hafenhinter-      kretär fest, dass beim Bund hinreichend       maßnahmen, wie auf der Sauerlandlinie
landbereich zähle ausdrücklich auch das       Geld bereitstehe. Neben den bestehenden       A 45, wo alle Großbrücken neu gebaut
nordrhein-westfälische Hinterland, das für    Haushaltsmitteln, dem zusätzlichen 5-Mil-     werden müssen, mit langen Planungs- und
die Zara-Häfen (Zeebrügge, Antwerpen,         liarden-Euro-Paket für diese Legislaturpe-    Bauverfahren und damit auch Staus und
Rotterdam und Amsterdam) unverzichtbar        riode sowie drei Milliarden Euro aus dem      Umleitungen – auch über Kreisstraßen – zu
sei. Neben Duisburg seien auch die Häfen      Bundesprogramm seien auch die recht-          rechnen sei. Unter anderem um Planungs-
in Neuss, Düsseldorf und Köln wichtige        lichen Grundlagen zur Ausweitung der          und Bauvorhaben zu beschleunigen und
Drehkreuze.                                   Nutzerfinanzierung geschaffen worden.         auch das Zepter wieder in einer Hand zu
Grundlage für die derzeit laufende Arbeit     Mit der Ausweitung der LKW-Maut zum           haben, werde zurzeit auf Bundesebene
an dem neuen BVWP 2015 sei die im Früh-       1. Juli 2015 auf weitere rund 1000 Kilome-    darüber debattiert, die Auftragsverwal-
jahr 2015 abgeschlossene Verkehrspro-         ter autobahnähnliche Bundesstraßen sowie      tung zurückzunehmen, um Planung, Bau,
gnose 2030, der Datensätze aus dem Jahr       ab 2018 auf alle Bundesstraßen sowie der      Betrieb und Finanzierung von Bundesfern-
2010 zugrunde liegen, die zum Zielhori-       Einführung einer Infrastrukturabgabe, die     straßen wieder aus einer Hand zu gewähr-
zont 2030 weiterprognostiziert wurden.        sogenannte PKW-Maut, habe der Bund            leisten.
Sie ist auf der Internetseite des Bundesmi-   somit die Ergebnisse der Daehre-Kommis-       Bezüglich der Finanzierung der Schienen-
nisteriums für Verkehr und digitale Infra-    sion umgesetzt. Dies alles führe dazu, dass   infrastruktur verwies Parlamentarischer
struktur abrufbar. Nach der Prognose liegt    2018 eine Rekordinvestitionssumme von         Staatssekretär Ferlemann auf die zurzeit
der Wachstum im Bereich des Personen-         15 Milliarden Euro erreicht werde.            laufenden Bund-Länder-Finanzverhand-
verkehrs bei 13 Prozent und im Bereich des    Das Problem bezüglich des notwenigen          lungen.
Güterverkehrs bei 40 Prozent. Der Verkehr     Nachhol- und Reparaturbedarfs bei der         Zur Frage der Förderung des Breitbandaus-
nehme mithin deutlich zu. Jedoch dürfe        Infrastruktur (u. a. die Brückenproblema-     baus insbesondere im ländlichen Raum
der demographische Wandel dabei – der         tik) bestehe vor allem bei der Planung und    stellte Herr Parlamentarischer Staats­
schon in den nächsten 15 Jahren in eini-      Umsetzung durch die Länder. Neben feh-        sekretär Ferlemann fest, dass neben dem

258
EILDIENST 7-8 /2015 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
EILDIENST Heft 7-8/2015                                                                     Aus dem Landkreistag

Ziel eines deutschlandweiten Standards         Private-Partnerschaften) gemacht habe.        Nähe zu Großflughäfen, ganz klar an den
von 50 Megabit (MB) natürlich auch das         Der größte volkswirtschaftliche Vorteil sei   Markterfordernissen vorbei gingen.
Ziel ist, deutlich höhere Datenvolumen         die Zeitersparnis. Bauprojekte würden in      Hinsichtlich der Frage nach dem „Eiser-
zu schaffen. Das BMVI erstelle gerade ein      der Regel viele Jahre schneller umgesetzt     nen Rhein“ (Reaktivierung der Eisenbahn-
Förderprogramm für den Breitbandausbau,        werden. Die Bauherrenkompetenz soll-          verbindung Duisburg – Antwerpen) und
der aus dem 1,1 Milliarden Euro Investi­       te jedoch seiner Meinung nach weiterhin       dem möglichen Streckenverlauf äußerte
tionsprogramm der Bundesregierung sowie        bei der öffentlichen Hand liegen. Es sei      sich Enak Ferlemann dahingehend, dass
den Erlösen der Frequenzversteigerung für      zu wünschen, dass auch das Land NRW           der Eiserne Rhein ein bedeutsames Bahn-
mobiles Breitband gespeist werde.              bei Autobahnprojekten mehr von ÖPP            projekt für NRW und den Güterverkehr
Auf Rückfragen der Landräte legte Enak         Gebrauch mache und von seiner grund-          sei. Von den drei bestehenden Varianten
Ferlemann dar, dass geplant sei, dass          sätzlich ablehnenden Haltung abweiche.        (historischer Streckenverlauf, Trassenver-
Antragssteller bezüglich der Förderungen       Auf Nachfrage zu dem geplanten nationa-       lauf entlang der Autobahn 52 über Vier-
sowohl Kreise wie auch Gemeinden und           len Luftverkehrskonzept und deren Aus-        sen sowie einer Strecke über Venlo und
Betreiber seien können.                        wirkungen auf kleinere Flughäfen äußerte      Kaldenkirchen) halte er die letzte Variante
Im Rahmen der Diskussion ging es unter         sich der Christdemokrat dahingehend, dass     über Venlo und Kaldenkirchen am sinn-
anderen noch einmal um die Frage der           das Konzept zurzeit in enger Zusammen­        vollsten. Dort gäbe es bereits eine eingleisi-
Planungsprozesse im Straßenbau und was         arbeit mit den Ländern ausgearbeitet          ge Strecke. Zudem bestehen dort mehrere
das BMVI von ÖPP (Öffentlich-Private-          werde. Ziel sei dabei nicht eine Kanniba-     Ersatzstrecken. Von den Niederlanden und
Partnerschaften) und PPP (Publicprivate-       lisierung zwischen einzelnen Flughäfen,       Belgien werde hierzu zurzeit ein Gutachten
Partnership) -Projekten halte. Parlamen-       sondern die Steigerung des Potentials und     erstellt.
tarischer Staatssekretär Ferlemann stellte     die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
hierzu fest, dass er bislang nur gute Erfah-   des deutschen Luftverkehrs. Wobei eini-                 EILDIENST LKT NRW
rungen mit ÖPP-Projekten (Öffentlich-          ge Flughäfen, unter anderem wegen ihrer          Nr. 7-8/Juli-August 2015   10.31.02

      Bundesarbeits- und -sozialministerin Andrea
      Nahles, MdB: Bundesteilhabegesetz im Fokus

Z   u den hochkarätigen Gästen der dies-
    jährigen       NRW-Landrätekonferenz
gehörte auch Bundesarbeits- und -sozi-
                                               keiten, die Überarbeitung des Vertrags-
                                               rechts sowie das Abbremsen der Ausga-
                                               bendynamik. Insbesondere müsse es ein
                                                                                             werde. Über die Finanzierung von Lei-
                                                                                             stungsausweitungen, die ggf. im Bundes-
                                                                                             teilhabegesetz vorgesehen würden, werde
alministerin Andrea Nahles MdB, die ihre       einheitliches Bedarfsermittlungsverfahren     man sich zunächst innerhalb der Bundes-
Überlegungen zum geplanten Bundesteil-         geben.                                        regierung auseinandersetzen müssen.
habegesetz vorstellte, mit dem die Einglie-    Bezüglich der Finanzierung erklärte die       Dies sei ihre feste Absicht, eine zusätz­
derungshilfe für behinderte Menschen zu        Ministerin, dass es zusätzlich zu der         liche Belastung für die Kommunen durch
einem modernen Teilhaberecht weiterent-        geplanten Entlastung von jährlich 5 Mrd.      Leistungsausweitungen schloss die Mini-
wickelt werden soll.                           Euro durch den Bund – die entgegen der        sterin aus.
Die Sozialdemokratin verwies auf die
hohen Erwartungen, die an das Gesetz
gestellt würden, betonte aber, dass ein
Fortschritt bis hin zu dem vielfach gefor-
derten Paradigmenwechsel zu einem per-
sonenzentrierten Leistungsrecht mit mög-
lichst eigenständigem Budgetrecht auch
hier nur schrittweise zu erzielen sei. Im
Hinblick auf die stetig steigenden Kosten
der Eingliederungshilfe wies die Ministerin
zunächst darauf hin, dass es nicht in erster
Linie die Pro-Kopf-Kosten seien, die stie-
gen, sondern dass immer mehr Personen
Leistungen der Eingliederungshilfe erhiel-
ten. Die Eingliederungshilfe sei das teu-
erste System, in dem es aber zu wenige
Mechanismen der Verzahnung gebe, bei-
spielsweise zur Bundesagentur für Arbeit,
zu den Jobcentern sowie zur Kranken- und       Bundesarbeits- und -sozialministerin Andrea Nahles nahm sich Zeit für einen intensiven
Rentenversicherung. Daher sei es ein erster    Austausch mit den NRW-Landräten.
wichtiger Schritt, sich der Schnittstellen-
problematik zu widmen. Als weitere wich-       Vorgaben im Koalitionsvertrag nunmehr         Die Landräte gaben in der anschließenden
tige Punkte, die im Gesetzgebungsprozess       nicht an die Eingliederungshilfe gekoppelt    Diskussion zu bedenken, dass die Vergan-
zu bearbeiten seien, nannte Andrea Nahles      würde – keine Entlastung der Kommunen         genheit gezeigt habe, dass Entlastungs-
die Verbesserung von Steuerungsmöglich-        im Bereich der Eingliederungshilfe geben      effekte für die Kommunen aufgrund der

                                                                                                                                      259
EILDIENST 7-8 /2015 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
Aus dem Landkreistag                                                                                              EILDIENST Heft 7-8/2015

stetig ansteigenden Sozialkosten innerhalb     sterin auf, sich dafür einzusetzen, dass       Neben dem Bundesteilhabegesetz als
von nur kurzer Zeit verpufften. Insbeson-      pflegebedürftige behinderte Menschen           zentralem Thema der Diskussion spra-
dere vor diesem Hintergrund machten sie        in Einrichtungen der Eingliederungshilfe       chen die Teilnehmer der Konferenz mit der
nochmals deutlich, dass eine dynamische        zukünftig volle Leistungen der Pflegekas-      Ministerin auch über Asyl- und Flüchtlings-
Lösung für die Kostendynamik gefunden          sen erhalten und gaben ihr zudem mit auf       politik sowie über aktuelle Fragen in den
werden müsse und unterstrichen, dass das       den Weg, neue Konzepte und Angebote            Jobcentern.
Bundesteilhabegesetz nicht zu zusätzlichen     zu entwickeln, um den Übergang aus den
Kosten für die Kommunen führen dürfe.          Werkstätten für behinderte Menschen in                  EILDIENST LKT NRW
Des Weiteren riefen die Landräte die Mini-     den Arbeitsmarkt zu erleichtern.                 Nr. 7-8/Juli-August 2015   10.31.02

      Parlamentarischer Staatssekretär
      Dr. Günter Krings, MdB: Aktuelle
      Einschätzungen zur Flüchtlingspolitik

D    er Parlamentarische Staatssekretär
     beim Bundesminister des Innern, Dr.
Günter Krings MdB (CDU-/CSU-Bundes-
                                               gende Trendwende ab. So sei ein großer
                                               Teil der Erstanträge aus dem Monat Mai
                                               von Staatsangehörigen aus den Westbalk-
                                                                                              Asylverfahren zu beschleunigen. Insoweit
                                                                                              merkte der Dr. Krings kritisch an, dass die
                                                                                              Aufstockung im Bundesamt für Migration
tagsfraktion), führte mit den Teilnehmern      anstaaten gestellt worden. Diese Entwick-      und Flüchtlinge alleine nicht ausreiche, um
der Landrätekonferenz einen angeregten         lungen erforderten aus Sicht des Staats­       die lange Verfahrens- und Aufenthaltsdau-
Austausch über die aktuellen Heraus­           sekretärs einen sehr differenzierten Blick     er zu beeinflussen. Auch der Personalbe-
forderungen in der Asyl- und Flüchtlings-      und vielfältige gemeinsame Anstrengun-         stand in den Ausländerämtern sowie an
politik. Die Entwicklungen der letzten Jahre   gen. Dabei müsse vor allen Dingen klar         den Verwaltungsgerichten müsse gestärkt
zeigten, so der Christdemokrat, dass das       zwischen den Flüchtlingen unterschieden        werden. Ansonsten könne die Rückfüh-
Flüchtlingsthema nicht bloß eine temporä-      werden, die auf den Schutz angewiesen          rungsquote nicht mit der Antragsquote
re Problematik sei, sondern vielmehr eine      seien und denen, die keine Bleibeperspek-      schritthalten. Die Novellierung des Asylbe-
langfristige, gesamtstaatliche Herausfor-      tive hätten.                                   werberleistungsgesetzes zum 01.03.2015
derung, die auf allen drei Staatsebenen im
Rahmen der jeweiligen Zuständigkeiten
angegangen werden müsse. Bund, Län-
der und Kommunen stünden dazu in einer
Verantwortungsgemeinschaft.
Während die Zuständigkeiten für die Berei-
che Migration und Asyl in Europa noch vor
20 Jahren bei den Nationalstaaten lagen,
habe die Zunahme der Flucht- und Asyl­
zuwanderung während der letzten Jahr-
zehnte die Thematik zu einer Europarechts-
angelegenheit gemacht. Diese Tatsache
erschwere nun die rechtliche und auch
tatsächliche Bewältigung des Problems
erheblich. Dies bestätigten auch die Konfe-
renzteilnehmer. Man müsse in Europa vor
allem mit einer Stimme sprechen und euro-
paweit humanitäre Mindeststandards im
Umgang mit Flüchtlingen gewährleisten.         Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, Dr. Günter Krings
An der Zahl der Asylanträge zeige sich die     (rechts) zu Gast bei den NRW-Landräten, hier mit der Parlamentarischen Geschäftsführe-
dramatische Dimension für Deutschland:         rin der Unions-Bundestagsfraktion, Michaela Noll, MdB und Präsident Landrat Thomas
Im Mai 2015 wurden beim Bundesamt für          Hendele.
Migration und Flüchtlinge knapp 24.000
Asylanträge gestellt. Dies bedeute gegen-      Die nunmehr eingeleiteten Maßnahmen            sei ein weiterer Beitrag des Bundes zu
über dem Vorjahresmonat einen Anstieg          des Bundes, die Dr. Günter Krings im           Verbesserungen im Rahmen der Flücht-
um 113 %. Insgesamt rechne das Innenmi-        Gespräch kurz skizzierte, sollten die Bewäl-   lingspolitik. Dies müsse in den Kommu-
nisterium für das Jahr 2015 deutschland-       tigung der großen Zahl der Flüchtlinge und     nen Einsparungen zur Folge haben, da
weit gegenüber dem Vorjahr, in dem mit         Asylbewerber verbessern. Eine Maßnahme         nun bestimmte Personengruppen aus dem
einer Steigerung von etwa 60 Prozent zum       sei, die Personalausstattung des Bundes-       Anwendungsbereich des Asylbewerberlei-
Jahr 2013 etwas mehr als 200.000 Asylan-       amtes für Migration und Flüchtlinge noch       stungsgesetzes in die des SGB II bzw. SGB
träge gestellt wurden, mit einer weiteren      weiter zu verbessern. Schon seit drei Jah-     XII wechselten.
deutlichen Erhöhung der Antragszahlen.         ren habe man dort den Personalbestand          Dazu merkten die Konferenzteilnehmer
Schon jetzt sei im Vergleich zum Jahr 2014     aufgebaut und verstärkt. 2015 werde der        kritisch an, dass insofern zwar Kosten bei
eine Verdopplung der Zugänge erkennbar.        Bund noch einmal zusätzliche 2.000 Stel-       den kreisangehörigen Gemeinden redu-
Weiterhin zeichne sich eine besorgniserre-     len schaffen. Dies solle dazu beitragen, die   ziert würden, die Kreise aber als Kostenträ-

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EILDIENST 7-8 /2015 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
EILDIENST Heft 7-8/2015                                                                       Aus dem Landkreistag

ger des SGB II und des SGB XII Mehrbedar-      fen konkret beraten werde. Eine Novel-          Deshalb bedürfe es nur punktueller Anpas-
fe hätten, die wiederum die Kreisumlage        lierung des Zuwanderungsgesetzes sah            sungen, denn das aktuelle Recht ermög-
zusätzlich belasteten. Ergänzend verwies       Dr. Günter Krings in der Debatte als nicht      liche schon jetzt viele Wege der legalen
der Staatssekretär auf die finanziellen Hil-   erforderlich an. Eine Kontrollfrage dazu sei,   Zuwanderung mit Blick auf die Menschen,
fen des Bundes für Länder und Kommu-           ob Deutschland mit einem Zuwanderungs-          deren Verbleib in Deutschland im Interes-
nen. Noch am Abend des ersten Konfe-           gesetz Menschen mit einem von der Bun-          se der Gesellschaft beziehungsweise des
renztages – dem 11.06.2015 – werde ein         desrepublik benötigten Profil den Zugang        Arbeitsmarktes sei.
weiteres Bund-Länder-Arbeitsgespräch zur       eröffnen könne, den diese nach geltendem
Asyl- und Flüchtlingspolitik stattfinden, in   Recht nicht erlangen könnten. Diese Frage                 EILDIENST LKT NRW
dem über die Aufstockung der Bundeshil-        sei nach seiner Überzeugung zu verneinen.          Nr. 7/8 Juli-August 2015   50.51.00

      Stellvertretender Fraktionsvorsitzender
      Ralph Brinkhaus, MdB: Die Finanz­
      beziehungen müssen klarer werden

E   inen der Mittelpunkte der diesjährigen
    Landrätekonferenz des Landkreistages
Nordrhein-Westfalen bildete das Gespräch
                                               den Bereichen der Eingliederungshilfe für
                                               Menschen mit Behinderungen und der
                                               Kinder- und Jugendhilfe seien die Aufga-
                                                                                               darüber hinaus noch weitere Soziallasten
                                                                                               finanzieren. Zu berücksichtigen sei, dass
                                                                                               der Bund eine deutlich höhere Schulden-
der Landräte mit dem stellvertretenden         benwahrnehmung und Kosten in den Län-           last als alle anderen Gebietskörperschaften
Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestags-           dern sehr unterschiedlich und die Spielräu-     in Deutschland tragen müsse.
fraktion, Ralph Brinkhaus, MdB, der als        me auf lokaler Ebene groß. Wie beispiels-       Der Bund reiche zudem von 2010 bis 2018
ausgewiesener Finanzexperte die Grund-         weise solle auf Bundesebene entschieden         etwa 125 Milliarden Euro an Länder und
linien von der im Koalitionsvertrag ver-       werden, ob Angebote der Jugendhilfe vor         Kommunen aus. Letztlich werde durch
einbarten kommunalen Entlastung bis            Ort „angemessen“ geregelt seien. Gerade         die Bundesbeteiligungen in verschiedenen
zur Reform des Länderfinanzausgleichs          dies sei im Bereich der Hilfen zur Erziehung    Systemen und auf verschiedenen Wegen
vertiefte. Brinkhaus wies dabei darauf         jedoch wesentlich. Bei der Grundsicherung       ein immer schwerer verständliches Finanz-
hin, dass eine Große Koalition grundsätz-      im Alter und bei Erwerbsminderung sei           gefüge zwischen Bund, Ländern und Kom-
lich auch große Handlungsmöglichkeiten         der Entlastungsweg möglich gewesen, da          munen geschaffen. Zentral müsse es daher
biete, angesichts der Mehrheitsverhält-        in diesen Bereichen nur ein enger örtlicher     sein, bei Aufgaben nicht Bundeszuschüsse
nisse im Bundesrat diese aber nicht über-      Ermessensspielraum bestehe. Brinkhaus           zu leisten, sondern Entflechtungen vorzu-
schätzt werden dürften. Zu Schwierigkei-       ergänzte, es gehe – überspitzt gesagt –         nehmen und die Steuerverteilung auf die
ten führe es jedoch auch bei einer solchen     nicht, auch wenn einige Landes- und Kom-        verschiedenen Ebenen anzupassen. Bei-
Ausgangslage, wenn die Länder „viel Geld       munalpolitiker sich das vielleicht wünschen     spiele für die bestehende Intransparenz
vom Bund“ forderten, während die Kom-          würden, dass der Bund alles zahle, eine         – wie die Finanzierung der Kindertages-
munen „viel Geld von Ländern und Bund“         Spitzabrechnung erfolge und nichts kon-         stätten – seien kein nachahmenswertes
reklamierten – und etliche Forderungen         trolliert werde. Der Bund sei den Ländern       Modell.
allein auf den „Soli“ zugeschnitten wür-
den. In diesem Umfeld geisterten viele –
teils auch als Nicht-Papiere bezeichnete –
Vorschläge durch die politische Szene: So
sei allen das sog. „Schäuble-Scholz“ Papier
bekannt, daneben gebe es weitere Papiere
des Bundes und einzelner Länder (-grup-
pen). Als jüngstes Beispiel für zahlreiche
wissenschaftliche Abhandlungen, die sich
mit der Frage der Neuordnung der Bund-
Länder-Finanzbeziehungen befassten, wies
er auf eine Studie der Bertelsmann Stif-
tung hin, die sich insbesondere der Frage
der Entlastung der Kommunen widme.
Zentrales Problem bei der Entlastung der
Kommunen sei die Frage, auf welchem
Weg sie erfolgen könne, sodass die Entla-
stung auch tatsächlich bei den Kommunen
ankomme. Dabei gerieten vor allem die          Sichtlich gut gelaunt diskutierte Ralph Brinkhaus, MdB (l.) am 11. Juni 2015 mit den
Soziallasten der Kommunen in den Blick.        NRW-Landräten über die kommunalen finanzielle Entlastung und den Länderfinanzaus-
Hierbei sei – so seine persönliche Auffas-     gleich.
sung – eine Nutzung des Entlastungsweges
über die Bundesbeteiligung an den Kosten       in den Gesprächen schon weit entgegen-          Brinkhaus äußerte sich auch zur interkom-
der Unterkunft und Heizung für SGB II-         gekommen. Er könne aber beispielsweise          munalen Zusammenarbeit. Auf ihren Ebe-
Bedarfsgemeinschaften (KdU) sinnvoll. In       nicht 8 bis 10 Milliarden Euro geben und        nen und in ihren Zuständigkeiten müss­

                                                                                                                                      261
Aus dem Landkreistag                                                                                              EILDIENST Heft 7-8/2015

ten die Aufgabenträger unbehindert ihrer        Es gelte, die interkommunale Zusammen-        ganz anderer Art wie etwa die Zusammen-
Aufgabenerledigung nachgehen können.            arbeit zu stärken. Die Entwicklungen auf      arbeit im Bereich der Versorgungskassen.
Dabei müssten sie selbst entscheiden kön-       Ebene des EU-Rechts (Stichwort: „ein-         Es sei vielmehr eine Frage, die im Bereich
nen, ob sie Aufgaben alleine oder gemein-       faches und robustes Mehrwertsteuer­           des kommunalen Wirtschaftsrechts zu
sam wahrnähmen. Wenn es ein klares              system“) gelte es jedoch intensiv weiter zu   lösen sei. In diesen Bereichen seien Kom-
Bekenntnis zur interkommunalen Zusam-           begleiten, damit der existierende Rahmen      munen bisher und auch künftig – wenn
menarbeit gebe – wie im Koalitionsver-          auf EU-Ebene erhalten bleibe und Rechts-      sie auf dem Markt aufträten – selbstver-
trag zuletzt niedergelegt – dann gelte es       sicherheit geschaffen werde. Wenn gegen       ständlich steuerpflichtig. Die neue Rege-
selbstverständlich, diese Zusammenarbeit        den entsprechenden Entwurf vorgetragen        lung werde daran nichts ändern. Sie werde
nicht etwa im Bereich des Steuerrechts – zu     werde, dass er es den Kommunen ermög-         lediglich sichern, dass Kommunen nicht
behindern. Er sei zuversichtlich, dass der in   liche, gerade in den Bereichen des Garten-    allein durch die Tatsache der Zusammen-
den letzten Monaten in vielen Gesprächen        und Landschaftsbaus oder der Bauhöfe          arbeit für Sachverhalte steuerpflichtig wür-
behandelte Entwurf eines § 2b UStG-E, der       Leistungen auf dem Markt anzubieten,          den, die bei Eigendurchführung ohnehin
die Umsatzsteuerfreiheit der kommunalen         sei dies keine Frage der durchdachten         nicht steuerpflichtig seien.
Beistandsleistungen sichern solle, nach der     Regelung.
Anhörung im Deutschen Bundestag durch           Denn in deren Mittelpunkt stünden ein-                  EILDIENST LKT NRW
die CDU/CSU-Fraktion eingebracht werde.         deutig kommunale Beistandsleistungen             Nr. 7-8/Juli-August 2015   20.10.01

       Britta Haßelmann, MdB, Erste Parlamen­
       tarische Geschäftsführerin BÜNDNIS 90/
       DIE GRÜNEN: Unterstützung des Bundes für
       die Kommunen bei sozialen Pflichtleistungen
       und der Aufnahme von Flüchtlingen

W
„
        enn der Bund den Kommunen
        zusätzliche Belastungen aufbürdet,
soll er auch die entsprechenden Kosten
                                                Gabriel einberufene „Fratzscher-Kommis-
                                                sion“ zu loben, weil sie das Augenmerk
                                                darauf gelenkt habe, dass die Investitions-
                                                                                              ko für die Steuerzahler bergen. Öffentliche
                                                                                              Infrastruktur gehöre nach ihrem Verständ-
                                                                                              nis, so Haßelmann, in öffentliche Verant-
tragen“, betonte Britta Haßelmann MdB,          quote in Zeiten der Großen Koalition bei      wortung und müsse in der für die Steuer-
Erste Parlamentarische Geschäftsführerin        unter 10 Prozent liege. Zu Recht habe die     zahler wirtschaftlichsten Weise zur Verfü-
der Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE           Kommission festgestellt, dass die Stärkung    gung gestellt werden. Riskante Finanzkon-
GRÜNEN, zu Beginn ihres Austausches             der kommunalen Investitionen angesichts       struktionen seien daher abzulehnen.
mit den Vorstandsmitgliedern des Land-          eines aktuellen Investitionsstaus im kom-     Mit Blick auf die Entwicklung der Flücht-
kreistages Nordrhein-Westfalen. Dem             munalen Bereich von rd. 120 Mrd. Euro         lingszahlen betonte Britta Haßelmann,
Prinzip, dass derjenige, der etwas bestellt,    von zentraler Bedeutung sei. Andere Vor-      dass sich ihre Fraktion für hohe menschen-
auch dafür bezahlt, müsse sich der Bund         schläge der Fratzscher-Kommission seien       rechtliche Standards bei Asylverfahren und
stärker verpflichten, wobei es nicht aus-       hingegen problematisch. So würden etwa        der Aufnahme von Flüchtlingen einsetze.
reiche, dass die Kommunen erst ab 2018          die vorgeschlagenen Finanzierungsmodelle      Bündnis 90/Die Grünen wolle nicht nur
eine jährliche Entlastung von 5 Mrd. Euro       für private Kapitalgeber ein enormes Risi-    die Residenzpflicht und die Abschiebungs-
erfahren sollen. Stattdessen müsse der
Bund die Kommunen insbesondere bei den
sozialen Pflichtleistungen und bei Erstauf-
nahme und Begleitung von Flüchtlingen
bereits jetzt finanziell unterstützen. Eine
Entlastung, die nach den Vorstellungen der
Regierungskoalition in vollem Umfang erst
2018 nach der nächsten Bundestagswahl
kommen solle, sei mit BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN nicht zu machen.
Auf Nachfrage erläuterte die Grünen-Poli-
tikerin, dass nach Auffassung ihrer Fraktion
eine deutlich stärkere Beteiligung des Bun-
des an den Sozialausgaben der Kommunen
der richtige Weg zu einer nachhaltigen
Lösung der kommunalen Finanzprobleme
sei. Nur so könne das seit Jahren bestehen-
de Ungleichgewicht zwischen armen und
reichen Kommunen beseitigt und Spielräu-
me für dringend notwendige Investitionen
geschaffen werden. In diesem Zusammen-          Die Erste Parlamentarische Geschäftsführerin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Britta Haßel-
hang sei die von Bundeswirtschaftsminister      mann, im Gespräch mit den NRW-Landräten.

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EILDIENST Heft 7-8/2015                                                                    Aus dem Landkreistag

haft abschaffen, sondern auch das dis-        len Entlastung der Kommunen. Insbeson-       licher Finanzen und des demographischen
kriminierende Asylbewerberleistungsge-        dere die Eingliederungshilfe müsse ange-     Wandels Kommunen vermehrt zusammen-
setz. Außerdem fordere die Fraktion eine      sichts ihrer Kostendynamik als gesamt-       arbeiten würden, um die ihnen obliegen-
realitätstaugliche   Bleiberechtsregelung     staatliche Aufgabe verstanden werden.        den Aufgaben effizient und kostengünstig
und eine sichere Zukunftsperspektive für      Hier müsse der Bund einen hohen Finan-       wahrzunehmen. Dass diese Kostenvor-
geduldete Menschen ein. Zugleich benö-        zierungsanteil übernehmen, der sich dyna-    teile den Kommunen wieder genommen
tigten Länder und Kommunen für Auf-           misch an die Kostenentwicklung anpasse.      werden, indem solche interkommunalen
nahme und Begleitung von Flüchtlingen         Dieser Grundgedanke müsse auch in die        Kooperationen als mehrwertsteuerpflich-
mehr Unterstützung von Seiten des Bun-        geplante Weiterentwicklung der Einglie-      tig behandelt werden, sei aus Sicht von
des. Dazu gehöre neben der Gewährung          derungshilfe für behinderte Menschen zu      BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN nicht nachvoll-
von Soforthilfen, dass der Bund Sprach-       einem modernen Teilhaberecht einfließen.     ziehbar. Überlegungen, eine entsprechen-
kurse öffne und den Weg für eine bessere      Abschließend wurde die Frage der Mehr-       de gesetzliche Klarstellung vorzunehmen,
medizinische Versorgung von Flüchtlingen      wertsteuerpflicht bei interkommunalen        würden daher von ihrer Fraktion grund-
freimache.                                    Kooperationen erörtert.                      sätzlich unterstützt.
Zu Beginn der sich anschließenden Aus-        Diesbezüglich verdeutlichte Britta Haßel-
sprache bekräftigen mehrere Landräte die      mann, dass es uneingeschränkt zu begrü-                 EILDIENST LKT NRW
Notwendigkeit einer zeitnahen, strukturel-    ßen sei, wenn in Zeiten knapper öffent­         Nr. 7-8/Juli-August/2015  10.31.02

      Stellvertretender Fraktionsvorsitzender der
      SPD-Bundestagsfraktion Carsten Schneider,
      MdB: Bündisches Prinzip steht

D    ie Bedeutung und Tragfähigkeit des
     Bündischen Prinzips stellte gleich zum
Auftakt seines Gesprächs mit den nord­
                                              tung anstehenden kommunalen Inve-
                                              stitionsförderfonds des Bundes (KInvF).
                                              Hiervon erhalte Nordrhein-Westfalen
                                                                                           vertrag vereinbarte kommunale Entlastung
                                                                                           um 5 Milliarden Euro jährlich angehe, so
                                                                                           sei der Weg dieser Entlastung noch offen.
rhein-westfälischen Landräten der stell-      überproportionale 32 Prozent. Man könne      Er persönlich bevorzuge einen Weg, der
vertretende Vorsitzende der SPD-Bundes-       daher mit Fug und Recht von einer „lex       sozialaufwendungsorientiert     ausgelegt
tagsfraktion Carsten Schneider, MdB, dar.     NRW“ sprechen. Besuche in Nordrhein-         sei. Insbesondere die Bundesbeteiligung
Aus seiner Tätigkeit im Bereich Haushalt,     Westfalen zeigten ihm jedoch in seiner       an den Kosten der Unterkunft und Hei-
EU und Finanzen könne er berichten, dass
die Kommunen im Bundestag über eine
extrem starke Lobby verfügten. Nahezu
alle Abgeordneten des Deutschen Bundes-
tages seien mehr oder minder in örtlichen
Mandaten engagiert. Letztlich stellten die
Mitglieder des Bundestages ein automa-
tisches Gleichgewicht mit den Ländern
einerseits und dem Bund andererseits
zugunsten der Kommunen her. Er selbst
kenne die kommunale Situation intensiv
aus dem Wahlkreis Erfurt/Weimar und
habe daher die Entwicklung um die Fälle
„Jena“ und „Stadtwerke Wanzleben“
intensiv verfolgt. Dabei handelte es sich
um Fälle mit klarem Bezug zu Tätigkeiten
der öffentlichen Hand in nicht-öffentlichen
Formen. Gerade mit Blick auf die öffent-
liche Handlungsweise durch öffentliche
Akteure könne daraus nicht auf eine man-
gelnde Festigkeit des Einstehens von Bund
und Ländern für die Kommunen geschlos-        Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Carsten Schneider (3. v. r.)
sen werden. Die entsprechende Debatte         diskutierte mit den NRW-Landräten u. a. über die Bedeutung und Tragfähigkeit des Bün-
habe man zwar auch in Gremien der Kre-        dischen Prinzips.
ditanstalt für Wiederaufbau (KfW) geführt.
Er sei jedoch überzeugt, dass dies zu einem   Tätigkeit in der SPD-Bundestagsfraktion,     zung für SGB II-Bedarfsgemeinschaften
höheren Bewusstsein für die relevanten        dass infrastruktureller Nachholbedarf in     (KdU) könne hier eine besondere Rolle
Fragestellungen bei allen Akteuren geführt    Nordrhein-Westfalen nicht zu leugnen sei.    spielen. Unabhängig davon liefen derzeit
habe. Auch sei die Debatte zu einem guten     Auch im Bereich „Flüchtlinge“ belege der     die Verhandlungen über eine Neuordnung
Abschluss gekommen. Sein Einstehen für        Bund mit dem jüngst beschlossenen Fünf-      der Bund-Länder-Finanzbeziehungen auf
die kommunale Ebene beweise der Bund          Punkte-Plan, dass die Kommunen vor Ort       Hochtouren. Erst am Vortag habe ein Frak-
erst jüngst wieder durch den zur Einrich-     handeln könnten. Was die im Koalitions-      tionsgespräch hierzu stattgefunden. Der-

                                                                                                                                  263
Aus dem Landkreistag                                                                                            EILDIENST Heft 7-8/2015

zeit sei jedoch nicht davon auszugehen,      hilfe gehe er davon aus, dass es im Rahmen      vom Bund getragen werden müssten. Der
dass zur Ministerpräsidentenkonferenz im     der anstehenden Reform der Eingliede-           Koalitionsvertag enthalte die klare Aus­
Juni hierzu eine Einigung gefunden werden    rungshilfe zu Leistungsausweitungen kom-        sage, dass es keine neue Kostendynamik
könne.                                       men könne. Zu hören seien in verschiede-        auf der kommunalen Ebene geben dürfe.
Hinsichtlich der durch die Landräte thema-   nen Kreisen Volumina im Umfang von 500
tisierten Fragestellungen aus dem Bereich    Millionen bis zu 1 Milliarde Euro. Dabei                 EILDIENST LKT NRW
der Weiterentwicklung der Eingliederungs-    müsse klar sein, dass jegliche Mehrkosten         Nr. 7-8/Juli-August 2015   20.10.01

      Vorstand des Landkreistages NRW
      am 12. Juni 2015 in Berlin
 Im Rahmen der NRW-Landrätekonferenz kamen die Vorstandsmitglieder des Landkreistages NRW am 12. Juni 2015 in Berlin zu
 ihrer Sitzung zusammen.

U    nter Vorsitz von Präsident Landrat
     Thomas Hendele, Kreis Mettmann,
beschäftigte sich der Vorstand zunächst
                                             anderem drei verschiedene Modelle der
                                             äußeren Aufbauorganisation der Polizei
                                             dar und nennt im Ergebnis als Königsweg,
                                                                                             durch das 9. Schulrechtsänderungsgesetz
                                                                                             bewirkten Systemwechsel und der damit
                                                                                             ausgelösten Steigerung der Antragszahlen,
mit der Verteilung der Investitionshilfen    der langfristig unter den gegebenen Bedin-      insbesondere im Bereich Integrationshil-
des Bundes für finanzschwache Kommu-         gungen und eines als konstant gesetzten         fe gemäß § 35 a SGB VIII und § 54 SGB
nen in NRW. Der Vorstand hatte zuletzt       Zusammenhanges von Polizeistärke und            XII, konfrontiert sind. Nach eingehender
in seiner Sitzung am 14.04.2015 über das     Sicherheit auf jetzigem Niveau gegangen         Beratung fassten die Vorstandsmitglie-
3,5 Mrd.-Euro-Paket an Investitionsmitteln   werden könne, den Wegfall von Aufga-            der den Beschluss, angesichts der bishe-
beraten und erklärte nun den Vorschlag       ben, für die die Polizei nur eine subsidiäre    rigen Kostenentwicklung der mit dem
der Landesregierung zu unterstützen, die     Zuständigkeit besitze.                          Land bestehenden Vereinbarung sowie
Mittel in Nordrhein-Westfalen entspre-       Im Anschluss beriet der Vorstand über das       der gesetzlichen Regelungen zur Evaluati-
chend den auf die Kreise und Gemeinden       Ergebnis des ersten Evaluationsberichtes        on der Mehrkosten und zum Kostenaus-
in den Gemeindefinanzierungsgesetzen         zur finanziellen Belastung der Kommunen         gleich die Einlegung einer Kommunalver-
2011 bis 2015 jeweils entfallenen Schlüs-    durch das 9. Schulrechtsänderungsgesetz.        fassungsbeschwerde nicht für geboten zu
selzuweisungsanteilen zu verteilen. Dieser   Der Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass         halten. Der Vorstand befasste sich zudem
Schlüssel bilde sowohl die kommunale         im Bereich der Sachkosten die kommuna-          mit einer möglichen Personalbedarfserhe-
Belastung durch Aufwendungen für sozi-       len Investitionen bei landesweiter Hoch-        bung im Umweltbereich und fasste den
ale Leistungen als auch die Finanzkraft      rechnung im ersten Betrachtungszeitraum         Beschluss, gemeinsam mit dem Städtetag
– und damit den Grad der Finanzschwä-        von Oktober 2013 bis Oktober 2014 hinter        eine Arbeitsgruppe einzurichten, die sich
che – ab. Die Vorstandsmitglieder waren      den vom Land zu Beginn des Jahres 2015          nochmals mit einer möglichen Leistungs-
sich einig, dass die im Koalitionsvertrag    gewährten 25 Mio. Euro zurückgeblieben          beschreibung sowie mit rechtlichen Fragen
von Union und SPD auf Bundesebene im         sind. Die Gutachter weisen jedoch darauf        einer Personalbedarfserhebung auseinan-
Zusammenhang mit einer Reform der Ein-       hin, dass die ermittelten Zahlen eindeutig      dersetzen soll.
gliederungshilfe für behinderte Menschen     einem Zeitraum zuzuordnen sind, in dem          Im weiteren Verlauf der Sitzung stellte die
angekündigte Entlastung der kommunalen       die Kommunen aufgrund der Ungewissheit          Geschäftsstelle den Vorstandsmitgliedern
Ebene um 5 Mrd. Euro pro Jahr durch die      über die erfolgende konnexitätsrechtliche       das von den kommunalen Spitzenverbän-
Investitionsstärkungsmittel nicht berührt    Anerkennung bzw. Kostenersatzregelung           den gemeinsam mit der Landesgruppe
werde, sondern unabhängig davon weiter-      vermutlich in großem Umfang Zurück-             NRW des Verbandes Kommunaler Unter-
zuverfolgen sei und dass eine Reform der     haltung bei Investitionen gezeigt hätten,       nehmer sowie der Landesgruppe NRW
Eingliederungshilfe nicht zu einer neuen     und daher nicht langfristig belastbar sind.     des Verbandes Deutscher Verkehrsunter-
Kostendynamik führen dürfe. Weiteres         Im Bereich der Personalkosten ergibt die        nehmen erstellte Eckpunktepapier zum
Thema der Vorstandssitzung war der kurz      landesweite Hochrechnung einen zusätz-          Tariftreue- und Vergabegesetz vor (vgl.
zuvor veröffentlichte Abschlussbericht der   lichen Kostenaufwand für die Kommunen           dazu im Einzelnen EILDIENST LKT NRW
Expertenkommission „Bürgernahe Polizei       im gleichen Betrachtungszeitraum von            Nr. 7-8/2015, Seite 276 ff in diesem Heft).
– Den demographischen Wandel gestal-         10,8 Mio. Euro.                                 Gegenstand der Beratungen war außer-
ten“, den Präsident Hendele den Anwe-        Die im Rahmen des Gesetzes zur Förde-           dem das „Digitale Archiv NRW“, des-
senden vorstellte. In dem Bericht legt die   rung kommunaler Aufwendungen für die            sen Einrichtung als staatlich-kommunales
Kommission dar, dass die demographisch       schulische Inklusion gewährte Summe             Gemeinschaftsprojekt von den Vorstands-
bedingte und durch andere Entwicklun-        wurde damit um 800.000 Euro überschrit-         mitgliedern begrüßt wurde.
gen verstärkte Herausforderung an die        ten. Für die Kreise ist vor allem der Bereich
nordrhein-westfälische Polizei gemeistert    der Personalkosten von Bedeutung, da sie                  EILDIENST LKT NRW
werden könne. Der Bericht stellt unter       als Jugend- bzw. Sozialhilfeträger mit dem        Nr. 7-8/Juli/August 2015   00.10.10

264
EILDIENST Heft 7-8/2015              Schwerpunkt: Förderschulen und schulische Inklusion

                             Change Management
                             im Inklusionsprozess
                             Von Landrat Wolfgang Spreen, Kreis Kleve

                              Das neunte Schulrechtsänderungsgesetz vom 01.08.2014 beinhaltet unter anderem einen Rechtsanspruch
                              für Kinder mit Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung auf einen Platz in der allgemeinen Schule.
                              Die Umsetzung dieses Gesetzes und die Berücksichtigung der Neufassung der Mindestgrößenverordnung
                              für Förderschulen macht die Entwicklung einer regionalen Rahmenkonzeption für Förderschulen mit den
                              Förderschwerpunkten Lernen, Sprache und emotionale und soziale Entwicklung erforderlich. Diese Kon-
                              zeptionen müssen die infrastrukturellen, institutionellen, sozialen und personellen Bedingungen vor Ort
                              berücksichtigen. Für den Kreis Kleve ist ein Förderschulrahmenkonzept erstellt worden, das die gelungene
                              Zusammenarbeit zwischen Schulaufsichten, Schulträgern und weiteren Mitwirkenden verdeutlicht.

Ausgangslage                                    politischen Ausrichtung des Inklusionspro-       und motorische Entwicklung abdeckten.
                                                zesses. Zumal das abenteuerliche Tempo           Vier dieser Schulen befinden sich in der
Die Kommunen in NRW sind aufgefordert,          des Umwälzungsprozesses der Sache nicht          Trägerschaft des Kreises, eine weitere in
vor dem Hintergrund des neunten Schul-          dienlich ist.                                    der Trägerschaft des Landschaftsverban-
rechtsänderungsgesetzes und der Neufas-                                                          des Rheinland.
sung der Mindestgrößenverordnung für            Zur ursprünglichen Situation                     Die sechs Förderschulen mit dem Förder-
Förderschulen vordringlich im Bereich der       der Förderschulen im Kreis                       schwerpunkt Lernen (teils ergänzt um wei-
Förderschwerpunkte Lernen, Sprache und                                                           tere Förderschwerpunkte oder als Kom-
Emotionale und soziale Entwicklung Ent-
                                                Kleve                                            petenzzentrum geführt) befinden sich in
scheidungen zu treffen, die sich nachhaltig     Im Kreis Kleve waren im Schuljahr 2013 /         Trägerschaft der kreisangehörigen Kom-
auf das zukünftige Bildungssystem in ihrer      2014 elf Förderschulen angesiedelt, wel-         munen.
Region auswirken.                               che die Förderschwerpunkte Lernen, Spra-         Im Schuljahr 2012/2013 wurden an den
Die Zukunft der Förderschulen stellt ein bil-   che, Emotionale und soziale Entwicklung,         acht LES Förderschulen 929 Schülerinnen
dungspolitisches Schlüsselereignis für jede     Geistige Entwicklung sowie Körperliche           und Schüler beschult.
Kommune dar, da alle Entscheidungen auf
diesem Gebiet automatisch auch Auswir-
kungen auf die allgemeine Schule haben.         Übersicht der acht LES-Förderschulen im Kreis Kleve
In dieser Bildungsdiskussion sind alle Betei-   im Schuljahr 12/13
ligten wie Politik, Kommunen, Eltern und
Lehrerinnen und Lehrer angehalten, mit-
einander zu kooperieren und zum Wohle                                                                         Gesetzlich
                                                 Förderschulen                                  Gesamt-
der Kinder mit und ohne Bedarf an sonder-                                 Förderschwerpunkte                  vorgegebene       Schulträger
                                                 im Kreis Kleve                                 schülerzahl
pädagogischer Unterstützung verantwor-                                                                        Mindestgröße
tungsvolle Entscheidungen zu treffen.
Eine gemeinsam von den Schulträgern                                                                           33
                                                 Astrid-Lindgren-Schule   Sprache               162                             Kreis Kleve
und der unteren Schulaufsicht installierte
Arbeitsgruppe „Zukunft der Förderschu-
len“ für den Kreis Kleve fühlte sich in die-                                                                  33
                                                                          Emotionale und
                                                 Virginia-Satir-Schule                          65            (jeweils für PS   Kreis Kleve
sem Zusammenhang in der Pflicht, den                                      soziale Entwicklung
                                                                                                              und Sek I)
Kommunen und der zuständigen Schul-
aufsicht einen Vorschlag für ein kreisweites     Förderzentrum
                                                                          Lernen, Sprache,
                                                                                                125
Rahmenkonzept vorzulegen.                                                 Emotionale und                      144               Stadt Emmerich
                                                 Grunewald
Dieses inzwischen von allen Räten des Krei-                               soziale Entwicklung
ses und dem Kreistag verabschiedete und                                   Lernen,
in der Endphase der Umsetzung befindli-          Franziskusschule         Emotionale und        118           144               Stadt Geldern
che Rahmenkonzept für die Förderschulen                                   soziale Entwicklung
im Bereich Förderschwerpunkte Lernen,
Sprache und Emotionale und soziale Ent-          Pestalozzischule                                                               Stadt Goch
                                                                          Lernen                109           144
wicklung (zukünftig in diesem Artikel als        Goch
LES-Förderschulen bezeichnet) soll im Fol-
genden hier dargestellt werden.                  Förderzentrum            Lernen                99
                                                                                                              144               Stadt Kevelaer
An dieser Stelle muss jedoch betont wer-         an der Bieg              Sprache
den, dass alle Kommunen im Kreis Kleve
das vorhandene ausdifferenzierte Förder-         Förderzentrum            Lernen,               116
                                                                                                              144               Stadt Kleve
schulsystem mit seinen ausgezeichneten           Kleve                    Sprache
pädagogischen Ansätzen nur vor dem
                                                                          Lernen,
Hintergrund der neuen Rechtssituation
                                                 Anne-Frank-Schule        Emotionale und        135           144               Stadt Rees
umstrukturieren. Alle haben grundsätz­ujn                                 soziale Entwicklung
liche Bedenken hinsichtlich der generellen

                                                                                                                                              265
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