EILDIENST 7-8 /2015 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
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EILDIENST 7-8 /2015 Aus dem Inhalt: Förderschulen und schulische Inklusion – Zwischenbilanz und Perspektiven NRW-Landrätekonferenz am 11./12. Juni 2015 in Berlin Eckpunkte zur Novellierung des Tariftreue- und Vergabegesetzes NRW
EILDIENST Heft 7-8/2015 Auf ein Wort Breitbandausbau in NRW: Vom Stiefkind zum Topthema der Landespolitik? Die Breitbandförderung in NRW war in den letzten Jahren so etwas wie ein Stiefkind in der Wirtschaftspolitik im Lande NRW. Anders als in manch anderen Bundesländern schien der Ausbau des schnellen Internets, insbeson dere im ländlichen Raum, in NRW nur ein Schattendasein zu fristen – und das durchaus unabhängig von der politischen Couleur der Landesregierung. Während in Bayern, Niedersachsen, Hessen und anderen Bundesländern der Ausbau des schnellen Internets weit vorne auf der politischen Agenda stand und steht, hat NRW diese Entwicklung lange unterprivilegiert behandelt. Das mag sicherlich daran liegen, dass der Fokus in diesem Bundesland – jedenfalls aus Sicht der Landesregierung in Düsseldorf – traditionell mehr auf die großen urbanen Zentren und Ballungsräume gerichtet ist als auf den umliegenden ländlichen Raum. Doch hat NRW damit so manche Chance vertan. In neuerer Zeit scheint sich diese Einordnung von Seiten der Landesregierung NRW jedoch zu ändern. War vor eini- gen Jahren das Thema der Förderung des Breitbandausbaus in den zuständigen Ministerien kaum auf der Agenda, so sind jetzt vor allem Wirtschaftsministerium und Umweltministerium durchaus bereit, im Ausbau des schnellen Internets ein wichtiges standort- und wirtschaftspolitisches Thema für dieses Bundesland zu sehen. Von Bedeutung ist hier sicherlich die zwischenzeitlich veröffentlichte Strategie der Landesregierung zum Handlungsfeld „Industrie 4.0“. Eine der wichtigsten Fragen in naher Zukunft dürfte sein, wie mit den Erlösen aus der Versteigerung der LTE- Frequenzen im Juni 2015 – der sog. digitalen Dividende 2.0 – umgegangen werden soll. Klar ist, dass es sowohl eine bundesseitige Förderung des schnellen Internets geben wird als auch eine Verteilung von Fördermitteln auf die Bun- desländer nach Maßgabe des Königsteiner Schlüssels. Was das Bundesprogramm angeht, besteht die Gefahr, dass für die Förderwürdigkeit des Ausbaus des schnellen Internets fast ausschließlich der Begriff der Strukturschwäche und die ländliche Struktur zugrunde gelegt wird, was im bundesweiten Vergleich bedeutet, dass in NRW vielleicht nur wenige Kreise förderwürdig sind: Hier ist die Landesregierung aufgerufen, klare Kante gegenüber dem Bund zu zeigen und auf die besondere Struktur des Landes NRW (Ballungsraumumlandkreise, wirtschaftlich stark entwickelte Kreise in Ost- und Südwestfalen sowie im Münsterland, viele kreisinterne Unterschiede aufgrund der deutlich größeren Kreis- geographien) hinzuweisen. Was das Landesprogramm angeht, ist die Landesregierung NRW aufgefordert, sich auf die wirklichen Unterversor- gungen im Land NRW zu konzentrieren. Dort, wo eine Versorgung mit schnellem Internet nicht oder nicht wirt schaftlich möglich ist, muss die Förderung im Land NRW ansetzen. Im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes NRW muss dieser Schwerpunkt insbesondere dort liegen, wo Wirtschaft und Gewerbe heute nicht über eine angemessene, schnelle Internetversorgung verfügen: Dies können Gewerbegebiete genauso sein wie unter versorgte Mischgebiete mit gewerblichen Nutzungen. Aber auch freiberufliche Anwender, die heute nicht über eine hinreichende Versorgung mit schnellem Internet verfügen, sollten in den Fokus des Interesses gerückt werden. Zudem ist bei der Ausrichtung der Förderkulissen im Rahmen der nun anstehenden Förderprogramme darauf zu achten, möglichst eine Mehr-Töpfe-Wirtschaft zu vermeiden und die Bedingungen einheitlich zu gestalten. Heute gibt es bereits die Fördersäulen der GAK (Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küsten- schutzes), des RWP (Regionales Wirtschaftsförderprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen) und in (bescheide- nem) Maß auch des EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung). Vor diesem Hintergrund ist darauf zu achten, dass zu den vorhandenen Bundes- und Landesförderprogrammen nicht noch weitere Förderkulissen mit eigenen Regeln hinzutreten, die insgesamt die Förderszenarien noch undurchschaubarer werden lassen. Auch eine Planungs- und Beratungsförderung durch die nun weiteren Mittel kann sinnvoll sein – dies aber in überschaubarem Rahmen. Der Schwerpunkt der Verwendung der nun zusätzlich zur Verfügung stehenden Mittel muss letztlich die unmittelbare Förderung des Breitbandausbaus im ländlichen Raum sein. Dr. Martin Klein Hauptgeschäftsführer des Landkreistages Nordrhein-Westfalen 253
Inhalt EILDIENST Heft 7-8/2015 EILDIENST 7-8 /2015 Auf ein Wort Wort 253 Aus dem Landkreistag Kavalleriestraße 8 40213 Düsseldorf NRW-Landrätekonferenz am 11./12. Juni 2015 in Berlin 257 Telefon 0211/ 300 491-0 Telefax 02 11/ 300 491-660 Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, MdB: E-Mail: presse@lkt-nrw.de Aktuelle Fragen der Pflege- und Gesundheitspolitik 257 Internet: www.lkt-nrw.de Parlamentarischer Staatssekretär Enak Ferlemann, MdB: Impressum Sanierung der Straßen- und Schieneninfrastruktur und Ausbau des Breitband-Internets aus Sicht des Bundes 258 EILDIENST – Monatszeitschrift des Landkreistages Bundesarbeits- und -sozialministerin Andrea Nahles, MdB: Nordrhein-Westfalen Bundesteilhabegesetz im Fokus 259 Herausgeber: Hauptgeschäftsführer Parlamentarischer Staatssekretär Dr. Günter Krings, MdB: Dr. Martin Klein Aktuelle Einschätzungen zur Flüchtlingspolitik 260 Redaktion: Stellv. Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Ralph Brinkhaus, MdB: Erster Beigeordneter Dr. Marco Kuhn Finanzbeziehungen müssen klarer werden 261 Beigeordneter Dr. Christian v. Kraack Hauptreferent Dr. Markus Faber Referentin Dorothée Heimann Erste Parlamentarische Geschäftsführerin Bündnis 90/Die Grünen, Oberregierungsrätin Susanne Müller Britta Haßelmann, MdB: Unterstützung des Bundes für die Kommunen Referentin Kirsten Rüenbrink bei sozialen Pflichtleistungen und der Aufnahme von Flüchtlingen 262 Hauptreferent Dr. Kai Zentara Stellv. Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion Carsten Schneider, MdB: Quelle Titelbild: Bündisches Prinzip steht 263 LVR/Nola Bunke; Stephan Wieland, Düsseldorf Vorstand des Landkreistages NRW am 12. Juni 2015 in Berlin 264 Redaktionsassistenz: Heike Schützmann Astrid Hälker Monika Borgards Schwerpunkt: Förderschulen und schulische Herstellung: Inklusion – Zwischenbilanz und Perspektiven ALBERSDRUCK GMBH & CO KG Leichlinger Straße 11 40591 Düsseldorf Change Management im Inklusionsprozess 265 Der Inklusion mit Sozialkompetenz-Trainings begegnen im Kreis Viersen 268 ISSN 1860-3319 Inklusive Schullandschaft im Kreis Herford – Eine gemeinsame Aufgabe für die Region 269 Von Schallwellen und Kontrasten: Ein guter Start in das Gemeinsame Lernen 271 Richtung Inklusion – Wege des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zur Unterstützung schulischer Inklusion 274 Themen Eckpunkte zur Novellierung des Tariftreue- und Kreise in Nordrhein-Westfalen Vergabegesetzes NRW 276 254
EILDIENST Heft 7-8/2015 Inhalt EILDIENST 7-8 /2015 Positionspapier zur Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) 278 Im Fokus Inklusion zwischen Konnexität und Verantwortung 279 Medien-Spektrum: Aktuelle Pressemitteilungen Ortsnahe Kreispolizeibehörden sind Rückgrat der öffentlichen Sicherheit im kreisangehörigen Raum 281 1,1 Milliarden Euro Investitionsmittel des Bundes in NRW gerecht unter den Kommunen verteilen 282 Kurznachrichten Allgemeines 15.000 beim „Autofreien Volmetal“ im Märkischen Kreis 282 Einbürgerungen im Jahr 2014 geringfügig zurückgegangen 282 Kreis Höxter ist LEADER-Region 283 Interaktiver Kartendienst ermittelt Einwohnerzahlen für frei wählbare Gebiete 284 Arbeit und Soziales Ausbildungsmesse im Ennepe-Ruhr-Kreis erlebt ihre siebte Auflage 284 Über 50 Prozent mehr Empfänger von Asylbewerberleistungen im Jahr 2014 284 Konstante Beschäftigtenzahl im öffentlichen Dienst in NRW 285 Verdienste im öffentlichen Dienst niedriger als in der Privatwirtschaft 285 NRW verzeichnet Rückgang bei Wohngeld 285 Bauen und Planen NRW: Zuwachs im Wohnungsbau 285 Schule und Weiterbildung HEIMAT-TOUREN NRW: NRW-Stiftung zahlt Klassenfahrten 286 255
Inhalt EILDIENST Heft 7-8/2015 EILDIENST 7-8 /2015 Schule und Weiterbildung Bildungsrat begleitet Arbeit des Regionalen Bildungsbüros im Ennepe-Ruhr-Kreis 286 Regionale Bildungsnetzwerke: „Quer gedacht. Gut gemacht.“ 286 Jedes dritte Kind in NRW wechselte im Sommer 2014 auf eine Schule des „längeren gemeinsamen Lernens“ 286 Zahl der Habilitationen an NRW-Hochschulen erneut rückläufig 287 Tourismus Burgberg in Altena lädt zum Spaziergang ein 287 Umwelt Höherer Umsatz mit Produkten und Dienstleistungen für den Umweltschutz im Jahr 2013 287 Hinweise auf Veröffentlichungen Veröffentlichungen 288 256
EILDIENST Heft 7-8/2015 Aus dem Landkreistag NRW-Landrätekonferenz am 11./12. Juni 2015 in Berlin D ie Landräte aus Nordrhein- Westfalen haben vertretenden Vor- sitzenden der CDU/ CSU-Bundestags- auf ihrer diesjährigen fraktion, Ralph Konferenz am 11. Brinkhaus, dem stell- und 12. Juni 2015 in vertretenden Vor- Berlin mit hochran- sitzenden der SPD- gigen Vertretern der Bundestagsfraktion Bundespolitik über Carsten Schneider, kommunalrelevante dem Parlamentari- Themen diskutiert. schen Staatssekretär Im Fokus standen beim Bundesmini- dabei Themen aus ster für Verkehr und dem Sozial- und digitale Infrastruk- Gesundheitsbereich tur, Enak Ferlemann sowie einmal mehr (CDU) und dem die Kommunalfinan- Parlamentarischen zen. Bundessozial- Staatssekretär beim ministerin Andrea Bundesminister des Nahles (SPD) stell- Innern, Dr. Günter te ihre Pläne zum Die NRW-Landräte tagten am 11. und 12. Juni 2015 im Jakob-Kaiser-Haus in Berlin. Krings (CDU). Im Bundesteilhabege- Folgenden werden setz vor und Bundesgesundheitsminister Darüber hinaus sprachen die Landräte mit die Diskussionsrunden mit den Bundespoli- Hermann Gröhe (CDU) diskutierte mit der Ersten Parlamentarischen Geschäfts- tikern im Einzelnen dargelegt. den Landräten insbesondere über die führerin und kommunalpolitischen Spre- medizinische Versorgung im ländlichen cherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/ EILDIENST LKT NRW Raum. Die Grünen, Britta Haßelmann, dem stell- Nr. 7-8/Juli/August 2015 00.10.32. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, MdB: Aktuelle Fragen der Pflege- und Gesundheitspolitik D ie nordrhein- westfälischen Landräte erörterten Pflegeausbildung, die Ausdehnung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs im Zusam- menhang mit der Eingliederungshilfe und mit dem Bundes die mögliche Umgehung von Vorschriften gesundheitsminister des Heimaufsichtsrechts durch die Einrich- aus dem Themenfeld tung von Senioren-Wohngemeinschaften. Pflegepolitik die Ver- Beim gesundheitspolitischen Block stand besserungen für pfle- das Problem des Ärztemangels im länd gebedürftige Perso- lichen Raum, namentlich das GKV-Versor- nen durch die initiier- gungsstärkungsgesetz und die Frage, ob ten Pflegestärkungs- eine ausreichende Anzahl von Medizinstu- gesetze, die geplante dienplätzen zur Verfügung steht, im Vor- weitere Reduzierung dergrund. des bürokratischen Daneben wurde u. a. die kassenärztliche Aufwandes bei der Notdienstplanung (Zusammenarbeit von Pflegedokumenta- KV-Praxen und Krankenhäusern), der tion und die beab- aktuelle Stand der Krankenhausreform sichtigte Stärkung und die in der parlamentarischen Beratung der Rolle der Kreise befindliche Novellierung des Präventions- in ihrer Eigenschaft Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe mit dem Präsidium gesetzes erörtert. als örtliche Sozial des LKT NRW (v.l.n.r. Vizepräsident Landrat Thomas Kubendorff, hilfeträger, den Präsident Landrat Thomas Hendele, Bundesgesundheitsminister Stand der Planungen Hermann Gröhe, Vizepräsident Landrat Dr. Arnim Brux, Haupt EILDIENST LKT NRW zur generalistischen geschäftsführer Dr. Martin Klein). Nr. 7-8/Juli-August 2015 10.31.02 257
Aus dem Landkreistag EILDIENST Heft 7-8/2015 Enak Ferlemann, MdB: Sanierung der Straßen- und Schieneninfrastruktur und Ausbau des Breitband-Internets aus Sicht des Bundes D en Schwerpunkt des Gespräches der Landräte mit dem Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesverkehrsmini- gen Regionen deutlich spürbar sein werde – nicht vergessen werden. Mit dem BVWP 2015 werde daher erstmals eine Karte zur lenden Ingenieuren – auch aufgrund des Stellenabbaus durch die Länder, denen im Wege der Auftragsverwaltung die Planung ster, Enak Ferlemann (CDU), bildete der demographischen Entwicklung veröffent- und der Betrieb der Bundesfernstraßen aktuelle Stand zur Aufstellung des neuen licht. Der Schwerpunkt der Investitionen obliegt – seien die immer komplexer wer- Bundesverkehrswegeplans (BVWP) sowie im Rahmen des BVWP 2015 werde in den denden Planfeststellungsverfahren eine die Finanzierung und Planung notwendi- danach noch zu erwartenden Wachstums- große Herausforderung. Dies beträfe ins- ger Infrastrukturprojekte. regionen liegen. besondere auch die Brückenproble matik. Enak Ferlemann berichtete, dass der neue BVWP vom Kabinett bis Ende 2015 beschlossen werden soll. Um das Ziel zu erreichen, soll noch im Herbst 2015 ein erster Entwurf des BVWP 2015 veröffent- licht und eine breite Öffentlichkeitsbetei- ligung gestartet werden. Neu geplant für den BVWP 2015 sowie den dazugehörigen Ausbaugesetzen für die Verkehrsträger Schiene, Straße – und erstmalig auch Was- serstraße – sei eine Kategorie besonders dringender und schnell umzusetzender überregionaler Vorhaben, die keiner Län- dermittelverteilung bedürfen. Zudem sei eine neue Priorisierung vorgesehen, die den Substanzerhalt der Verkehrsinfrastruktur (Umbau- und Ersatzmaßnahmen u. a. von Brücken und Autobahnen) vor den Neu- und Ausbau stelle. Beim Neu- und Aus- bau sollen sodann Projekte zum Lücken schluss und zur Engstellenbeseitigung (in NRW beispielsweise bei der A 1 und A 46, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infra- aber auch im Schienenwegebereich) sowie struktur Enak Ferlemann (r.) mit Präsident Landrat Thomas Hendele. der Ausbau des transeuropäischen Netzes sowie des Seehafenhinterlandes und Flug- Zur Finanzierung der Verkehrsinfrastruk- Hier müsse allen Beteiligten klar sein, so hafenanbindungen eine höhere Priorität tur stellte der Parlamentarische Staatsse- Enak Ferlemann, dass bei Infrastruktur- haben. Zu dem priorisierten Hafenhinter- kretär fest, dass beim Bund hinreichend maßnahmen, wie auf der Sauerlandlinie landbereich zähle ausdrücklich auch das Geld bereitstehe. Neben den bestehenden A 45, wo alle Großbrücken neu gebaut nordrhein-westfälische Hinterland, das für Haushaltsmitteln, dem zusätzlichen 5-Mil- werden müssen, mit langen Planungs- und die Zara-Häfen (Zeebrügge, Antwerpen, liarden-Euro-Paket für diese Legislaturpe- Bauverfahren und damit auch Staus und Rotterdam und Amsterdam) unverzichtbar riode sowie drei Milliarden Euro aus dem Umleitungen – auch über Kreisstraßen – zu sei. Neben Duisburg seien auch die Häfen Bundesprogramm seien auch die recht- rechnen sei. Unter anderem um Planungs- in Neuss, Düsseldorf und Köln wichtige lichen Grundlagen zur Ausweitung der und Bauvorhaben zu beschleunigen und Drehkreuze. Nutzerfinanzierung geschaffen worden. auch das Zepter wieder in einer Hand zu Grundlage für die derzeit laufende Arbeit Mit der Ausweitung der LKW-Maut zum haben, werde zurzeit auf Bundesebene an dem neuen BVWP 2015 sei die im Früh- 1. Juli 2015 auf weitere rund 1000 Kilome- darüber debattiert, die Auftragsverwal- jahr 2015 abgeschlossene Verkehrspro- ter autobahnähnliche Bundesstraßen sowie tung zurückzunehmen, um Planung, Bau, gnose 2030, der Datensätze aus dem Jahr ab 2018 auf alle Bundesstraßen sowie der Betrieb und Finanzierung von Bundesfern- 2010 zugrunde liegen, die zum Zielhori- Einführung einer Infrastrukturabgabe, die straßen wieder aus einer Hand zu gewähr- zont 2030 weiterprognostiziert wurden. sogenannte PKW-Maut, habe der Bund leisten. Sie ist auf der Internetseite des Bundesmi- somit die Ergebnisse der Daehre-Kommis- Bezüglich der Finanzierung der Schienen- nisteriums für Verkehr und digitale Infra- sion umgesetzt. Dies alles führe dazu, dass infrastruktur verwies Parlamentarischer struktur abrufbar. Nach der Prognose liegt 2018 eine Rekordinvestitionssumme von Staatssekretär Ferlemann auf die zurzeit der Wachstum im Bereich des Personen- 15 Milliarden Euro erreicht werde. laufenden Bund-Länder-Finanzverhand- verkehrs bei 13 Prozent und im Bereich des Das Problem bezüglich des notwenigen lungen. Güterverkehrs bei 40 Prozent. Der Verkehr Nachhol- und Reparaturbedarfs bei der Zur Frage der Förderung des Breitbandaus- nehme mithin deutlich zu. Jedoch dürfe Infrastruktur (u. a. die Brückenproblema- baus insbesondere im ländlichen Raum der demographische Wandel dabei – der tik) bestehe vor allem bei der Planung und stellte Herr Parlamentarischer Staats schon in den nächsten 15 Jahren in eini- Umsetzung durch die Länder. Neben feh- sekretär Ferlemann fest, dass neben dem 258
EILDIENST Heft 7-8/2015 Aus dem Landkreistag Ziel eines deutschlandweiten Standards Private-Partnerschaften) gemacht habe. Nähe zu Großflughäfen, ganz klar an den von 50 Megabit (MB) natürlich auch das Der größte volkswirtschaftliche Vorteil sei Markterfordernissen vorbei gingen. Ziel ist, deutlich höhere Datenvolumen die Zeitersparnis. Bauprojekte würden in Hinsichtlich der Frage nach dem „Eiser- zu schaffen. Das BMVI erstelle gerade ein der Regel viele Jahre schneller umgesetzt nen Rhein“ (Reaktivierung der Eisenbahn- Förderprogramm für den Breitbandausbau, werden. Die Bauherrenkompetenz soll- verbindung Duisburg – Antwerpen) und der aus dem 1,1 Milliarden Euro Investi te jedoch seiner Meinung nach weiterhin dem möglichen Streckenverlauf äußerte tionsprogramm der Bundesregierung sowie bei der öffentlichen Hand liegen. Es sei sich Enak Ferlemann dahingehend, dass den Erlösen der Frequenzversteigerung für zu wünschen, dass auch das Land NRW der Eiserne Rhein ein bedeutsames Bahn- mobiles Breitband gespeist werde. bei Autobahnprojekten mehr von ÖPP projekt für NRW und den Güterverkehr Auf Rückfragen der Landräte legte Enak Gebrauch mache und von seiner grund- sei. Von den drei bestehenden Varianten Ferlemann dar, dass geplant sei, dass sätzlich ablehnenden Haltung abweiche. (historischer Streckenverlauf, Trassenver- Antragssteller bezüglich der Förderungen Auf Nachfrage zu dem geplanten nationa- lauf entlang der Autobahn 52 über Vier- sowohl Kreise wie auch Gemeinden und len Luftverkehrskonzept und deren Aus- sen sowie einer Strecke über Venlo und Betreiber seien können. wirkungen auf kleinere Flughäfen äußerte Kaldenkirchen) halte er die letzte Variante Im Rahmen der Diskussion ging es unter sich der Christdemokrat dahingehend, dass über Venlo und Kaldenkirchen am sinn- anderen noch einmal um die Frage der das Konzept zurzeit in enger Zusammen vollsten. Dort gäbe es bereits eine eingleisi- Planungsprozesse im Straßenbau und was arbeit mit den Ländern ausgearbeitet ge Strecke. Zudem bestehen dort mehrere das BMVI von ÖPP (Öffentlich-Private- werde. Ziel sei dabei nicht eine Kanniba- Ersatzstrecken. Von den Niederlanden und Partnerschaften) und PPP (Publicprivate- lisierung zwischen einzelnen Flughäfen, Belgien werde hierzu zurzeit ein Gutachten Partnership) -Projekten halte. Parlamen- sondern die Steigerung des Potentials und erstellt. tarischer Staatssekretär Ferlemann stellte die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit hierzu fest, dass er bislang nur gute Erfah- des deutschen Luftverkehrs. Wobei eini- EILDIENST LKT NRW rungen mit ÖPP-Projekten (Öffentlich- ge Flughäfen, unter anderem wegen ihrer Nr. 7-8/Juli-August 2015 10.31.02 Bundesarbeits- und -sozialministerin Andrea Nahles, MdB: Bundesteilhabegesetz im Fokus Z u den hochkarätigen Gästen der dies- jährigen NRW-Landrätekonferenz gehörte auch Bundesarbeits- und -sozi- keiten, die Überarbeitung des Vertrags- rechts sowie das Abbremsen der Ausga- bendynamik. Insbesondere müsse es ein werde. Über die Finanzierung von Lei- stungsausweitungen, die ggf. im Bundes- teilhabegesetz vorgesehen würden, werde alministerin Andrea Nahles MdB, die ihre einheitliches Bedarfsermittlungsverfahren man sich zunächst innerhalb der Bundes- Überlegungen zum geplanten Bundesteil- geben. regierung auseinandersetzen müssen. habegesetz vorstellte, mit dem die Einglie- Bezüglich der Finanzierung erklärte die Dies sei ihre feste Absicht, eine zusätz derungshilfe für behinderte Menschen zu Ministerin, dass es zusätzlich zu der liche Belastung für die Kommunen durch einem modernen Teilhaberecht weiterent- geplanten Entlastung von jährlich 5 Mrd. Leistungsausweitungen schloss die Mini- wickelt werden soll. Euro durch den Bund – die entgegen der sterin aus. Die Sozialdemokratin verwies auf die hohen Erwartungen, die an das Gesetz gestellt würden, betonte aber, dass ein Fortschritt bis hin zu dem vielfach gefor- derten Paradigmenwechsel zu einem per- sonenzentrierten Leistungsrecht mit mög- lichst eigenständigem Budgetrecht auch hier nur schrittweise zu erzielen sei. Im Hinblick auf die stetig steigenden Kosten der Eingliederungshilfe wies die Ministerin zunächst darauf hin, dass es nicht in erster Linie die Pro-Kopf-Kosten seien, die stie- gen, sondern dass immer mehr Personen Leistungen der Eingliederungshilfe erhiel- ten. Die Eingliederungshilfe sei das teu- erste System, in dem es aber zu wenige Mechanismen der Verzahnung gebe, bei- spielsweise zur Bundesagentur für Arbeit, zu den Jobcentern sowie zur Kranken- und Bundesarbeits- und -sozialministerin Andrea Nahles nahm sich Zeit für einen intensiven Rentenversicherung. Daher sei es ein erster Austausch mit den NRW-Landräten. wichtiger Schritt, sich der Schnittstellen- problematik zu widmen. Als weitere wich- Vorgaben im Koalitionsvertrag nunmehr Die Landräte gaben in der anschließenden tige Punkte, die im Gesetzgebungsprozess nicht an die Eingliederungshilfe gekoppelt Diskussion zu bedenken, dass die Vergan- zu bearbeiten seien, nannte Andrea Nahles würde – keine Entlastung der Kommunen genheit gezeigt habe, dass Entlastungs- die Verbesserung von Steuerungsmöglich- im Bereich der Eingliederungshilfe geben effekte für die Kommunen aufgrund der 259
Aus dem Landkreistag EILDIENST Heft 7-8/2015 stetig ansteigenden Sozialkosten innerhalb sterin auf, sich dafür einzusetzen, dass Neben dem Bundesteilhabegesetz als von nur kurzer Zeit verpufften. Insbeson- pflegebedürftige behinderte Menschen zentralem Thema der Diskussion spra- dere vor diesem Hintergrund machten sie in Einrichtungen der Eingliederungshilfe chen die Teilnehmer der Konferenz mit der nochmals deutlich, dass eine dynamische zukünftig volle Leistungen der Pflegekas- Ministerin auch über Asyl- und Flüchtlings- Lösung für die Kostendynamik gefunden sen erhalten und gaben ihr zudem mit auf politik sowie über aktuelle Fragen in den werden müsse und unterstrichen, dass das den Weg, neue Konzepte und Angebote Jobcentern. Bundesteilhabegesetz nicht zu zusätzlichen zu entwickeln, um den Übergang aus den Kosten für die Kommunen führen dürfe. Werkstätten für behinderte Menschen in EILDIENST LKT NRW Des Weiteren riefen die Landräte die Mini- den Arbeitsmarkt zu erleichtern. Nr. 7-8/Juli-August 2015 10.31.02 Parlamentarischer Staatssekretär Dr. Günter Krings, MdB: Aktuelle Einschätzungen zur Flüchtlingspolitik D er Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, Dr. Günter Krings MdB (CDU-/CSU-Bundes- gende Trendwende ab. So sei ein großer Teil der Erstanträge aus dem Monat Mai von Staatsangehörigen aus den Westbalk- Asylverfahren zu beschleunigen. Insoweit merkte der Dr. Krings kritisch an, dass die Aufstockung im Bundesamt für Migration tagsfraktion), führte mit den Teilnehmern anstaaten gestellt worden. Diese Entwick- und Flüchtlinge alleine nicht ausreiche, um der Landrätekonferenz einen angeregten lungen erforderten aus Sicht des Staats die lange Verfahrens- und Aufenthaltsdau- Austausch über die aktuellen Heraus sekretärs einen sehr differenzierten Blick er zu beeinflussen. Auch der Personalbe- forderungen in der Asyl- und Flüchtlings- und vielfältige gemeinsame Anstrengun- stand in den Ausländerämtern sowie an politik. Die Entwicklungen der letzten Jahre gen. Dabei müsse vor allen Dingen klar den Verwaltungsgerichten müsse gestärkt zeigten, so der Christdemokrat, dass das zwischen den Flüchtlingen unterschieden werden. Ansonsten könne die Rückfüh- Flüchtlingsthema nicht bloß eine temporä- werden, die auf den Schutz angewiesen rungsquote nicht mit der Antragsquote re Problematik sei, sondern vielmehr eine seien und denen, die keine Bleibeperspek- schritthalten. Die Novellierung des Asylbe- langfristige, gesamtstaatliche Herausfor- tive hätten. werberleistungsgesetzes zum 01.03.2015 derung, die auf allen drei Staatsebenen im Rahmen der jeweiligen Zuständigkeiten angegangen werden müsse. Bund, Län- der und Kommunen stünden dazu in einer Verantwortungsgemeinschaft. Während die Zuständigkeiten für die Berei- che Migration und Asyl in Europa noch vor 20 Jahren bei den Nationalstaaten lagen, habe die Zunahme der Flucht- und Asyl zuwanderung während der letzten Jahr- zehnte die Thematik zu einer Europarechts- angelegenheit gemacht. Diese Tatsache erschwere nun die rechtliche und auch tatsächliche Bewältigung des Problems erheblich. Dies bestätigten auch die Konfe- renzteilnehmer. Man müsse in Europa vor allem mit einer Stimme sprechen und euro- paweit humanitäre Mindeststandards im Umgang mit Flüchtlingen gewährleisten. Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, Dr. Günter Krings An der Zahl der Asylanträge zeige sich die (rechts) zu Gast bei den NRW-Landräten, hier mit der Parlamentarischen Geschäftsführe- dramatische Dimension für Deutschland: rin der Unions-Bundestagsfraktion, Michaela Noll, MdB und Präsident Landrat Thomas Im Mai 2015 wurden beim Bundesamt für Hendele. Migration und Flüchtlinge knapp 24.000 Asylanträge gestellt. Dies bedeute gegen- Die nunmehr eingeleiteten Maßnahmen sei ein weiterer Beitrag des Bundes zu über dem Vorjahresmonat einen Anstieg des Bundes, die Dr. Günter Krings im Verbesserungen im Rahmen der Flücht- um 113 %. Insgesamt rechne das Innenmi- Gespräch kurz skizzierte, sollten die Bewäl- lingspolitik. Dies müsse in den Kommu- nisterium für das Jahr 2015 deutschland- tigung der großen Zahl der Flüchtlinge und nen Einsparungen zur Folge haben, da weit gegenüber dem Vorjahr, in dem mit Asylbewerber verbessern. Eine Maßnahme nun bestimmte Personengruppen aus dem einer Steigerung von etwa 60 Prozent zum sei, die Personalausstattung des Bundes- Anwendungsbereich des Asylbewerberlei- Jahr 2013 etwas mehr als 200.000 Asylan- amtes für Migration und Flüchtlinge noch stungsgesetzes in die des SGB II bzw. SGB träge gestellt wurden, mit einer weiteren weiter zu verbessern. Schon seit drei Jah- XII wechselten. deutlichen Erhöhung der Antragszahlen. ren habe man dort den Personalbestand Dazu merkten die Konferenzteilnehmer Schon jetzt sei im Vergleich zum Jahr 2014 aufgebaut und verstärkt. 2015 werde der kritisch an, dass insofern zwar Kosten bei eine Verdopplung der Zugänge erkennbar. Bund noch einmal zusätzliche 2.000 Stel- den kreisangehörigen Gemeinden redu- Weiterhin zeichne sich eine besorgniserre- len schaffen. Dies solle dazu beitragen, die ziert würden, die Kreise aber als Kostenträ- 260
EILDIENST Heft 7-8/2015 Aus dem Landkreistag ger des SGB II und des SGB XII Mehrbedar- fen konkret beraten werde. Eine Novel- Deshalb bedürfe es nur punktueller Anpas- fe hätten, die wiederum die Kreisumlage lierung des Zuwanderungsgesetzes sah sungen, denn das aktuelle Recht ermög- zusätzlich belasteten. Ergänzend verwies Dr. Günter Krings in der Debatte als nicht liche schon jetzt viele Wege der legalen der Staatssekretär auf die finanziellen Hil- erforderlich an. Eine Kontrollfrage dazu sei, Zuwanderung mit Blick auf die Menschen, fen des Bundes für Länder und Kommu- ob Deutschland mit einem Zuwanderungs- deren Verbleib in Deutschland im Interes- nen. Noch am Abend des ersten Konfe- gesetz Menschen mit einem von der Bun- se der Gesellschaft beziehungsweise des renztages – dem 11.06.2015 – werde ein desrepublik benötigten Profil den Zugang Arbeitsmarktes sei. weiteres Bund-Länder-Arbeitsgespräch zur eröffnen könne, den diese nach geltendem Asyl- und Flüchtlingspolitik stattfinden, in Recht nicht erlangen könnten. Diese Frage EILDIENST LKT NRW dem über die Aufstockung der Bundeshil- sei nach seiner Überzeugung zu verneinen. Nr. 7/8 Juli-August 2015 50.51.00 Stellvertretender Fraktionsvorsitzender Ralph Brinkhaus, MdB: Die Finanz beziehungen müssen klarer werden E inen der Mittelpunkte der diesjährigen Landrätekonferenz des Landkreistages Nordrhein-Westfalen bildete das Gespräch den Bereichen der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen und der Kinder- und Jugendhilfe seien die Aufga- darüber hinaus noch weitere Soziallasten finanzieren. Zu berücksichtigen sei, dass der Bund eine deutlich höhere Schulden- der Landräte mit dem stellvertretenden benwahrnehmung und Kosten in den Län- last als alle anderen Gebietskörperschaften Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestags- dern sehr unterschiedlich und die Spielräu- in Deutschland tragen müsse. fraktion, Ralph Brinkhaus, MdB, der als me auf lokaler Ebene groß. Wie beispiels- Der Bund reiche zudem von 2010 bis 2018 ausgewiesener Finanzexperte die Grund- weise solle auf Bundesebene entschieden etwa 125 Milliarden Euro an Länder und linien von der im Koalitionsvertrag ver- werden, ob Angebote der Jugendhilfe vor Kommunen aus. Letztlich werde durch einbarten kommunalen Entlastung bis Ort „angemessen“ geregelt seien. Gerade die Bundesbeteiligungen in verschiedenen zur Reform des Länderfinanzausgleichs dies sei im Bereich der Hilfen zur Erziehung Systemen und auf verschiedenen Wegen vertiefte. Brinkhaus wies dabei darauf jedoch wesentlich. Bei der Grundsicherung ein immer schwerer verständliches Finanz- hin, dass eine Große Koalition grundsätz- im Alter und bei Erwerbsminderung sei gefüge zwischen Bund, Ländern und Kom- lich auch große Handlungsmöglichkeiten der Entlastungsweg möglich gewesen, da munen geschaffen. Zentral müsse es daher biete, angesichts der Mehrheitsverhält- in diesen Bereichen nur ein enger örtlicher sein, bei Aufgaben nicht Bundeszuschüsse nisse im Bundesrat diese aber nicht über- Ermessensspielraum bestehe. Brinkhaus zu leisten, sondern Entflechtungen vorzu- schätzt werden dürften. Zu Schwierigkei- ergänzte, es gehe – überspitzt gesagt – nehmen und die Steuerverteilung auf die ten führe es jedoch auch bei einer solchen nicht, auch wenn einige Landes- und Kom- verschiedenen Ebenen anzupassen. Bei- Ausgangslage, wenn die Länder „viel Geld munalpolitiker sich das vielleicht wünschen spiele für die bestehende Intransparenz vom Bund“ forderten, während die Kom- würden, dass der Bund alles zahle, eine – wie die Finanzierung der Kindertages- munen „viel Geld von Ländern und Bund“ Spitzabrechnung erfolge und nichts kon- stätten – seien kein nachahmenswertes reklamierten – und etliche Forderungen trolliert werde. Der Bund sei den Ländern Modell. allein auf den „Soli“ zugeschnitten wür- den. In diesem Umfeld geisterten viele – teils auch als Nicht-Papiere bezeichnete – Vorschläge durch die politische Szene: So sei allen das sog. „Schäuble-Scholz“ Papier bekannt, daneben gebe es weitere Papiere des Bundes und einzelner Länder (-grup- pen). Als jüngstes Beispiel für zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen, die sich mit der Frage der Neuordnung der Bund- Länder-Finanzbeziehungen befassten, wies er auf eine Studie der Bertelsmann Stif- tung hin, die sich insbesondere der Frage der Entlastung der Kommunen widme. Zentrales Problem bei der Entlastung der Kommunen sei die Frage, auf welchem Weg sie erfolgen könne, sodass die Entla- stung auch tatsächlich bei den Kommunen ankomme. Dabei gerieten vor allem die Sichtlich gut gelaunt diskutierte Ralph Brinkhaus, MdB (l.) am 11. Juni 2015 mit den Soziallasten der Kommunen in den Blick. NRW-Landräten über die kommunalen finanzielle Entlastung und den Länderfinanzaus- Hierbei sei – so seine persönliche Auffas- gleich. sung – eine Nutzung des Entlastungsweges über die Bundesbeteiligung an den Kosten in den Gesprächen schon weit entgegen- Brinkhaus äußerte sich auch zur interkom- der Unterkunft und Heizung für SGB II- gekommen. Er könne aber beispielsweise munalen Zusammenarbeit. Auf ihren Ebe- Bedarfsgemeinschaften (KdU) sinnvoll. In nicht 8 bis 10 Milliarden Euro geben und nen und in ihren Zuständigkeiten müss 261
Aus dem Landkreistag EILDIENST Heft 7-8/2015 ten die Aufgabenträger unbehindert ihrer Es gelte, die interkommunale Zusammen- ganz anderer Art wie etwa die Zusammen- Aufgabenerledigung nachgehen können. arbeit zu stärken. Die Entwicklungen auf arbeit im Bereich der Versorgungskassen. Dabei müssten sie selbst entscheiden kön- Ebene des EU-Rechts (Stichwort: „ein- Es sei vielmehr eine Frage, die im Bereich nen, ob sie Aufgaben alleine oder gemein- faches und robustes Mehrwertsteuer des kommunalen Wirtschaftsrechts zu sam wahrnähmen. Wenn es ein klares system“) gelte es jedoch intensiv weiter zu lösen sei. In diesen Bereichen seien Kom- Bekenntnis zur interkommunalen Zusam- begleiten, damit der existierende Rahmen munen bisher und auch künftig – wenn menarbeit gebe – wie im Koalitionsver- auf EU-Ebene erhalten bleibe und Rechts- sie auf dem Markt aufträten – selbstver- trag zuletzt niedergelegt – dann gelte es sicherheit geschaffen werde. Wenn gegen ständlich steuerpflichtig. Die neue Rege- selbstverständlich, diese Zusammenarbeit den entsprechenden Entwurf vorgetragen lung werde daran nichts ändern. Sie werde nicht etwa im Bereich des Steuerrechts – zu werde, dass er es den Kommunen ermög- lediglich sichern, dass Kommunen nicht behindern. Er sei zuversichtlich, dass der in liche, gerade in den Bereichen des Garten- allein durch die Tatsache der Zusammen- den letzten Monaten in vielen Gesprächen und Landschaftsbaus oder der Bauhöfe arbeit für Sachverhalte steuerpflichtig wür- behandelte Entwurf eines § 2b UStG-E, der Leistungen auf dem Markt anzubieten, den, die bei Eigendurchführung ohnehin die Umsatzsteuerfreiheit der kommunalen sei dies keine Frage der durchdachten nicht steuerpflichtig seien. Beistandsleistungen sichern solle, nach der Regelung. Anhörung im Deutschen Bundestag durch Denn in deren Mittelpunkt stünden ein- EILDIENST LKT NRW die CDU/CSU-Fraktion eingebracht werde. deutig kommunale Beistandsleistungen Nr. 7-8/Juli-August 2015 20.10.01 Britta Haßelmann, MdB, Erste Parlamen tarische Geschäftsführerin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Unterstützung des Bundes für die Kommunen bei sozialen Pflichtleistungen und der Aufnahme von Flüchtlingen W „ enn der Bund den Kommunen zusätzliche Belastungen aufbürdet, soll er auch die entsprechenden Kosten Gabriel einberufene „Fratzscher-Kommis- sion“ zu loben, weil sie das Augenmerk darauf gelenkt habe, dass die Investitions- ko für die Steuerzahler bergen. Öffentliche Infrastruktur gehöre nach ihrem Verständ- nis, so Haßelmann, in öffentliche Verant- tragen“, betonte Britta Haßelmann MdB, quote in Zeiten der Großen Koalition bei wortung und müsse in der für die Steuer- Erste Parlamentarische Geschäftsführerin unter 10 Prozent liege. Zu Recht habe die zahler wirtschaftlichsten Weise zur Verfü- der Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE Kommission festgestellt, dass die Stärkung gung gestellt werden. Riskante Finanzkon- GRÜNEN, zu Beginn ihres Austausches der kommunalen Investitionen angesichts struktionen seien daher abzulehnen. mit den Vorstandsmitgliedern des Land- eines aktuellen Investitionsstaus im kom- Mit Blick auf die Entwicklung der Flücht- kreistages Nordrhein-Westfalen. Dem munalen Bereich von rd. 120 Mrd. Euro lingszahlen betonte Britta Haßelmann, Prinzip, dass derjenige, der etwas bestellt, von zentraler Bedeutung sei. Andere Vor- dass sich ihre Fraktion für hohe menschen- auch dafür bezahlt, müsse sich der Bund schläge der Fratzscher-Kommission seien rechtliche Standards bei Asylverfahren und stärker verpflichten, wobei es nicht aus- hingegen problematisch. So würden etwa der Aufnahme von Flüchtlingen einsetze. reiche, dass die Kommunen erst ab 2018 die vorgeschlagenen Finanzierungsmodelle Bündnis 90/Die Grünen wolle nicht nur eine jährliche Entlastung von 5 Mrd. Euro für private Kapitalgeber ein enormes Risi- die Residenzpflicht und die Abschiebungs- erfahren sollen. Stattdessen müsse der Bund die Kommunen insbesondere bei den sozialen Pflichtleistungen und bei Erstauf- nahme und Begleitung von Flüchtlingen bereits jetzt finanziell unterstützen. Eine Entlastung, die nach den Vorstellungen der Regierungskoalition in vollem Umfang erst 2018 nach der nächsten Bundestagswahl kommen solle, sei mit BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN nicht zu machen. Auf Nachfrage erläuterte die Grünen-Poli- tikerin, dass nach Auffassung ihrer Fraktion eine deutlich stärkere Beteiligung des Bun- des an den Sozialausgaben der Kommunen der richtige Weg zu einer nachhaltigen Lösung der kommunalen Finanzprobleme sei. Nur so könne das seit Jahren bestehen- de Ungleichgewicht zwischen armen und reichen Kommunen beseitigt und Spielräu- me für dringend notwendige Investitionen geschaffen werden. In diesem Zusammen- Die Erste Parlamentarische Geschäftsführerin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Britta Haßel- hang sei die von Bundeswirtschaftsminister mann, im Gespräch mit den NRW-Landräten. 262
EILDIENST Heft 7-8/2015 Aus dem Landkreistag haft abschaffen, sondern auch das dis- len Entlastung der Kommunen. Insbeson- licher Finanzen und des demographischen kriminierende Asylbewerberleistungsge- dere die Eingliederungshilfe müsse ange- Wandels Kommunen vermehrt zusammen- setz. Außerdem fordere die Fraktion eine sichts ihrer Kostendynamik als gesamt- arbeiten würden, um die ihnen obliegen- realitätstaugliche Bleiberechtsregelung staatliche Aufgabe verstanden werden. den Aufgaben effizient und kostengünstig und eine sichere Zukunftsperspektive für Hier müsse der Bund einen hohen Finan- wahrzunehmen. Dass diese Kostenvor- geduldete Menschen ein. Zugleich benö- zierungsanteil übernehmen, der sich dyna- teile den Kommunen wieder genommen tigten Länder und Kommunen für Auf- misch an die Kostenentwicklung anpasse. werden, indem solche interkommunalen nahme und Begleitung von Flüchtlingen Dieser Grundgedanke müsse auch in die Kooperationen als mehrwertsteuerpflich- mehr Unterstützung von Seiten des Bun- geplante Weiterentwicklung der Einglie- tig behandelt werden, sei aus Sicht von des. Dazu gehöre neben der Gewährung derungshilfe für behinderte Menschen zu BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN nicht nachvoll- von Soforthilfen, dass der Bund Sprach- einem modernen Teilhaberecht einfließen. ziehbar. Überlegungen, eine entsprechen- kurse öffne und den Weg für eine bessere Abschließend wurde die Frage der Mehr- de gesetzliche Klarstellung vorzunehmen, medizinische Versorgung von Flüchtlingen wertsteuerpflicht bei interkommunalen würden daher von ihrer Fraktion grund- freimache. Kooperationen erörtert. sätzlich unterstützt. Zu Beginn der sich anschließenden Aus- Diesbezüglich verdeutlichte Britta Haßel- sprache bekräftigen mehrere Landräte die mann, dass es uneingeschränkt zu begrü- EILDIENST LKT NRW Notwendigkeit einer zeitnahen, strukturel- ßen sei, wenn in Zeiten knapper öffent Nr. 7-8/Juli-August/2015 10.31.02 Stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion Carsten Schneider, MdB: Bündisches Prinzip steht D ie Bedeutung und Tragfähigkeit des Bündischen Prinzips stellte gleich zum Auftakt seines Gesprächs mit den nord tung anstehenden kommunalen Inve- stitionsförderfonds des Bundes (KInvF). Hiervon erhalte Nordrhein-Westfalen vertrag vereinbarte kommunale Entlastung um 5 Milliarden Euro jährlich angehe, so sei der Weg dieser Entlastung noch offen. rhein-westfälischen Landräten der stell- überproportionale 32 Prozent. Man könne Er persönlich bevorzuge einen Weg, der vertretende Vorsitzende der SPD-Bundes- daher mit Fug und Recht von einer „lex sozialaufwendungsorientiert ausgelegt tagsfraktion Carsten Schneider, MdB, dar. NRW“ sprechen. Besuche in Nordrhein- sei. Insbesondere die Bundesbeteiligung Aus seiner Tätigkeit im Bereich Haushalt, Westfalen zeigten ihm jedoch in seiner an den Kosten der Unterkunft und Hei- EU und Finanzen könne er berichten, dass die Kommunen im Bundestag über eine extrem starke Lobby verfügten. Nahezu alle Abgeordneten des Deutschen Bundes- tages seien mehr oder minder in örtlichen Mandaten engagiert. Letztlich stellten die Mitglieder des Bundestages ein automa- tisches Gleichgewicht mit den Ländern einerseits und dem Bund andererseits zugunsten der Kommunen her. Er selbst kenne die kommunale Situation intensiv aus dem Wahlkreis Erfurt/Weimar und habe daher die Entwicklung um die Fälle „Jena“ und „Stadtwerke Wanzleben“ intensiv verfolgt. Dabei handelte es sich um Fälle mit klarem Bezug zu Tätigkeiten der öffentlichen Hand in nicht-öffentlichen Formen. Gerade mit Blick auf die öffent- liche Handlungsweise durch öffentliche Akteure könne daraus nicht auf eine man- gelnde Festigkeit des Einstehens von Bund und Ländern für die Kommunen geschlos- Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Carsten Schneider (3. v. r.) sen werden. Die entsprechende Debatte diskutierte mit den NRW-Landräten u. a. über die Bedeutung und Tragfähigkeit des Bün- habe man zwar auch in Gremien der Kre- dischen Prinzips. ditanstalt für Wiederaufbau (KfW) geführt. Er sei jedoch überzeugt, dass dies zu einem Tätigkeit in der SPD-Bundestagsfraktion, zung für SGB II-Bedarfsgemeinschaften höheren Bewusstsein für die relevanten dass infrastruktureller Nachholbedarf in (KdU) könne hier eine besondere Rolle Fragestellungen bei allen Akteuren geführt Nordrhein-Westfalen nicht zu leugnen sei. spielen. Unabhängig davon liefen derzeit habe. Auch sei die Debatte zu einem guten Auch im Bereich „Flüchtlinge“ belege der die Verhandlungen über eine Neuordnung Abschluss gekommen. Sein Einstehen für Bund mit dem jüngst beschlossenen Fünf- der Bund-Länder-Finanzbeziehungen auf die kommunale Ebene beweise der Bund Punkte-Plan, dass die Kommunen vor Ort Hochtouren. Erst am Vortag habe ein Frak- erst jüngst wieder durch den zur Einrich- handeln könnten. Was die im Koalitions- tionsgespräch hierzu stattgefunden. Der- 263
Aus dem Landkreistag EILDIENST Heft 7-8/2015 zeit sei jedoch nicht davon auszugehen, hilfe gehe er davon aus, dass es im Rahmen vom Bund getragen werden müssten. Der dass zur Ministerpräsidentenkonferenz im der anstehenden Reform der Eingliede- Koalitionsvertag enthalte die klare Aus Juni hierzu eine Einigung gefunden werden rungshilfe zu Leistungsausweitungen kom- sage, dass es keine neue Kostendynamik könne. men könne. Zu hören seien in verschiede- auf der kommunalen Ebene geben dürfe. Hinsichtlich der durch die Landräte thema- nen Kreisen Volumina im Umfang von 500 tisierten Fragestellungen aus dem Bereich Millionen bis zu 1 Milliarde Euro. Dabei EILDIENST LKT NRW der Weiterentwicklung der Eingliederungs- müsse klar sein, dass jegliche Mehrkosten Nr. 7-8/Juli-August 2015 20.10.01 Vorstand des Landkreistages NRW am 12. Juni 2015 in Berlin Im Rahmen der NRW-Landrätekonferenz kamen die Vorstandsmitglieder des Landkreistages NRW am 12. Juni 2015 in Berlin zu ihrer Sitzung zusammen. U nter Vorsitz von Präsident Landrat Thomas Hendele, Kreis Mettmann, beschäftigte sich der Vorstand zunächst anderem drei verschiedene Modelle der äußeren Aufbauorganisation der Polizei dar und nennt im Ergebnis als Königsweg, durch das 9. Schulrechtsänderungsgesetz bewirkten Systemwechsel und der damit ausgelösten Steigerung der Antragszahlen, mit der Verteilung der Investitionshilfen der langfristig unter den gegebenen Bedin- insbesondere im Bereich Integrationshil- des Bundes für finanzschwache Kommu- gungen und eines als konstant gesetzten fe gemäß § 35 a SGB VIII und § 54 SGB nen in NRW. Der Vorstand hatte zuletzt Zusammenhanges von Polizeistärke und XII, konfrontiert sind. Nach eingehender in seiner Sitzung am 14.04.2015 über das Sicherheit auf jetzigem Niveau gegangen Beratung fassten die Vorstandsmitglie- 3,5 Mrd.-Euro-Paket an Investitionsmitteln werden könne, den Wegfall von Aufga- der den Beschluss, angesichts der bishe- beraten und erklärte nun den Vorschlag ben, für die die Polizei nur eine subsidiäre rigen Kostenentwicklung der mit dem der Landesregierung zu unterstützen, die Zuständigkeit besitze. Land bestehenden Vereinbarung sowie Mittel in Nordrhein-Westfalen entspre- Im Anschluss beriet der Vorstand über das der gesetzlichen Regelungen zur Evaluati- chend den auf die Kreise und Gemeinden Ergebnis des ersten Evaluationsberichtes on der Mehrkosten und zum Kostenaus- in den Gemeindefinanzierungsgesetzen zur finanziellen Belastung der Kommunen gleich die Einlegung einer Kommunalver- 2011 bis 2015 jeweils entfallenen Schlüs- durch das 9. Schulrechtsänderungsgesetz. fassungsbeschwerde nicht für geboten zu selzuweisungsanteilen zu verteilen. Dieser Der Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass halten. Der Vorstand befasste sich zudem Schlüssel bilde sowohl die kommunale im Bereich der Sachkosten die kommuna- mit einer möglichen Personalbedarfserhe- Belastung durch Aufwendungen für sozi- len Investitionen bei landesweiter Hoch- bung im Umweltbereich und fasste den ale Leistungen als auch die Finanzkraft rechnung im ersten Betrachtungszeitraum Beschluss, gemeinsam mit dem Städtetag – und damit den Grad der Finanzschwä- von Oktober 2013 bis Oktober 2014 hinter eine Arbeitsgruppe einzurichten, die sich che – ab. Die Vorstandsmitglieder waren den vom Land zu Beginn des Jahres 2015 nochmals mit einer möglichen Leistungs- sich einig, dass die im Koalitionsvertrag gewährten 25 Mio. Euro zurückgeblieben beschreibung sowie mit rechtlichen Fragen von Union und SPD auf Bundesebene im sind. Die Gutachter weisen jedoch darauf einer Personalbedarfserhebung auseinan- Zusammenhang mit einer Reform der Ein- hin, dass die ermittelten Zahlen eindeutig dersetzen soll. gliederungshilfe für behinderte Menschen einem Zeitraum zuzuordnen sind, in dem Im weiteren Verlauf der Sitzung stellte die angekündigte Entlastung der kommunalen die Kommunen aufgrund der Ungewissheit Geschäftsstelle den Vorstandsmitgliedern Ebene um 5 Mrd. Euro pro Jahr durch die über die erfolgende konnexitätsrechtliche das von den kommunalen Spitzenverbän- Investitionsstärkungsmittel nicht berührt Anerkennung bzw. Kostenersatzregelung den gemeinsam mit der Landesgruppe werde, sondern unabhängig davon weiter- vermutlich in großem Umfang Zurück- NRW des Verbandes Kommunaler Unter- zuverfolgen sei und dass eine Reform der haltung bei Investitionen gezeigt hätten, nehmer sowie der Landesgruppe NRW Eingliederungshilfe nicht zu einer neuen und daher nicht langfristig belastbar sind. des Verbandes Deutscher Verkehrsunter- Kostendynamik führen dürfe. Weiteres Im Bereich der Personalkosten ergibt die nehmen erstellte Eckpunktepapier zum Thema der Vorstandssitzung war der kurz landesweite Hochrechnung einen zusätz- Tariftreue- und Vergabegesetz vor (vgl. zuvor veröffentlichte Abschlussbericht der lichen Kostenaufwand für die Kommunen dazu im Einzelnen EILDIENST LKT NRW Expertenkommission „Bürgernahe Polizei im gleichen Betrachtungszeitraum von Nr. 7-8/2015, Seite 276 ff in diesem Heft). – Den demographischen Wandel gestal- 10,8 Mio. Euro. Gegenstand der Beratungen war außer- ten“, den Präsident Hendele den Anwe- Die im Rahmen des Gesetzes zur Förde- dem das „Digitale Archiv NRW“, des- senden vorstellte. In dem Bericht legt die rung kommunaler Aufwendungen für die sen Einrichtung als staatlich-kommunales Kommission dar, dass die demographisch schulische Inklusion gewährte Summe Gemeinschaftsprojekt von den Vorstands- bedingte und durch andere Entwicklun- wurde damit um 800.000 Euro überschrit- mitgliedern begrüßt wurde. gen verstärkte Herausforderung an die ten. Für die Kreise ist vor allem der Bereich nordrhein-westfälische Polizei gemeistert der Personalkosten von Bedeutung, da sie EILDIENST LKT NRW werden könne. Der Bericht stellt unter als Jugend- bzw. Sozialhilfeträger mit dem Nr. 7-8/Juli/August 2015 00.10.10 264
EILDIENST Heft 7-8/2015 Schwerpunkt: Förderschulen und schulische Inklusion Change Management im Inklusionsprozess Von Landrat Wolfgang Spreen, Kreis Kleve Das neunte Schulrechtsänderungsgesetz vom 01.08.2014 beinhaltet unter anderem einen Rechtsanspruch für Kinder mit Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung auf einen Platz in der allgemeinen Schule. Die Umsetzung dieses Gesetzes und die Berücksichtigung der Neufassung der Mindestgrößenverordnung für Förderschulen macht die Entwicklung einer regionalen Rahmenkonzeption für Förderschulen mit den Förderschwerpunkten Lernen, Sprache und emotionale und soziale Entwicklung erforderlich. Diese Kon- zeptionen müssen die infrastrukturellen, institutionellen, sozialen und personellen Bedingungen vor Ort berücksichtigen. Für den Kreis Kleve ist ein Förderschulrahmenkonzept erstellt worden, das die gelungene Zusammenarbeit zwischen Schulaufsichten, Schulträgern und weiteren Mitwirkenden verdeutlicht. Ausgangslage politischen Ausrichtung des Inklusionspro- und motorische Entwicklung abdeckten. zesses. Zumal das abenteuerliche Tempo Vier dieser Schulen befinden sich in der Die Kommunen in NRW sind aufgefordert, des Umwälzungsprozesses der Sache nicht Trägerschaft des Kreises, eine weitere in vor dem Hintergrund des neunten Schul- dienlich ist. der Trägerschaft des Landschaftsverban- rechtsänderungsgesetzes und der Neufas- des Rheinland. sung der Mindestgrößenverordnung für Zur ursprünglichen Situation Die sechs Förderschulen mit dem Förder- Förderschulen vordringlich im Bereich der der Förderschulen im Kreis schwerpunkt Lernen (teils ergänzt um wei- Förderschwerpunkte Lernen, Sprache und tere Förderschwerpunkte oder als Kom- Emotionale und soziale Entwicklung Ent- Kleve petenzzentrum geführt) befinden sich in scheidungen zu treffen, die sich nachhaltig Im Kreis Kleve waren im Schuljahr 2013 / Trägerschaft der kreisangehörigen Kom- auf das zukünftige Bildungssystem in ihrer 2014 elf Förderschulen angesiedelt, wel- munen. Region auswirken. che die Förderschwerpunkte Lernen, Spra- Im Schuljahr 2012/2013 wurden an den Die Zukunft der Förderschulen stellt ein bil- che, Emotionale und soziale Entwicklung, acht LES Förderschulen 929 Schülerinnen dungspolitisches Schlüsselereignis für jede Geistige Entwicklung sowie Körperliche und Schüler beschult. Kommune dar, da alle Entscheidungen auf diesem Gebiet automatisch auch Auswir- kungen auf die allgemeine Schule haben. Übersicht der acht LES-Förderschulen im Kreis Kleve In dieser Bildungsdiskussion sind alle Betei- im Schuljahr 12/13 ligten wie Politik, Kommunen, Eltern und Lehrerinnen und Lehrer angehalten, mit- einander zu kooperieren und zum Wohle Gesetzlich Förderschulen Gesamt- der Kinder mit und ohne Bedarf an sonder- Förderschwerpunkte vorgegebene Schulträger im Kreis Kleve schülerzahl pädagogischer Unterstützung verantwor- Mindestgröße tungsvolle Entscheidungen zu treffen. Eine gemeinsam von den Schulträgern 33 Astrid-Lindgren-Schule Sprache 162 Kreis Kleve und der unteren Schulaufsicht installierte Arbeitsgruppe „Zukunft der Förderschu- len“ für den Kreis Kleve fühlte sich in die- 33 Emotionale und Virginia-Satir-Schule 65 (jeweils für PS Kreis Kleve sem Zusammenhang in der Pflicht, den soziale Entwicklung und Sek I) Kommunen und der zuständigen Schul- aufsicht einen Vorschlag für ein kreisweites Förderzentrum Lernen, Sprache, 125 Rahmenkonzept vorzulegen. Emotionale und 144 Stadt Emmerich Grunewald Dieses inzwischen von allen Räten des Krei- soziale Entwicklung ses und dem Kreistag verabschiedete und Lernen, in der Endphase der Umsetzung befindli- Franziskusschule Emotionale und 118 144 Stadt Geldern che Rahmenkonzept für die Förderschulen soziale Entwicklung im Bereich Förderschwerpunkte Lernen, Sprache und Emotionale und soziale Ent- Pestalozzischule Stadt Goch Lernen 109 144 wicklung (zukünftig in diesem Artikel als Goch LES-Förderschulen bezeichnet) soll im Fol- genden hier dargestellt werden. Förderzentrum Lernen 99 144 Stadt Kevelaer An dieser Stelle muss jedoch betont wer- an der Bieg Sprache den, dass alle Kommunen im Kreis Kleve das vorhandene ausdifferenzierte Förder- Förderzentrum Lernen, 116 144 Stadt Kleve schulsystem mit seinen ausgezeichneten Kleve Sprache pädagogischen Ansätzen nur vor dem Lernen, Hintergrund der neuen Rechtssituation Anne-Frank-Schule Emotionale und 135 144 Stadt Rees umstrukturieren. Alle haben grundsätzujn soziale Entwicklung liche Bedenken hinsichtlich der generellen 265
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