Unsere Wirtschaft TTIP - IHK Lüneburg ...
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INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER LÜNEBURG-WOLFSBURG April 2016 Unsere Wirtschaft TTIP Mittelstand profitiert vom Freihandel Lokalhelden Initiative gegen Leerstand in Celler Innenstadt Freie Fahrt Bund gibt grünes Licht für regionale Verkehrsprojekte Beileger Mitmach-IHK Vollversammlung zieht Zwischenbilanz
Kemm‘sche Kuchen – Qualität seit 1782 über 230 Jahre Kemm Die Kuchenbäckerei Kemm wurde 1782 in Hamburg gegründet und hat über Jahrhunderte hinweg dieses leckere Gebäck hergestellt. Viele Hamburger essen die „Braunen Kuchen“ zum Tee oder belegen damit das Brötchen. Welche Variante man auch wählt, die schöne geprägte Nostalgiedose wird aufgrund des leckeren Inhalts nicht lang gefüllt bleiben. Wer kennt sie nicht, die typisch hamburgischen Gewürzkekse? Knusprig und frisch für jede Gelegenheit und immer dabei – der ideale Snack nicht nur für unterwegs. Kontakt Kemm 1782 Hamburg GmbH Besonders gut zu Tee oder Kaffee! Deichstraße 45 Als Besonderheit liefert Kemm für Kontaktieren Sie uns! Wir erstellen 20459 Hamburg Firmen neben den beliebten blauen Tüten für Sie nach Ihren Wünschen ein passendes, info@kemm-hamburg.de auch Dosen in kleineren Mengen zum individuelles Angebot. www.kemm-hamburg.de Beispiel als Businesspräsente. (Bitte Mindestauflagenhöhe erfragen.)
Editorial Ein TTIP light darf es nicht geben Jetzt geht es um die wirklich dicken Brocken: Investoren- schutz, Regulierungsfragen, öffentliche Ausschreibungen – all diese Streitthemen sind bei der jüngsten Verhandlungsrunde um das Transatlantische Freihandelsabkommen TTIP disku- Vom Freihandelsabkommen zwischen tiert worden. Und sie sollen noch bis zum Jahresende geklärt sein. Denn die Zeit drängt für die Verhandlungspartner, da EU der EU und den USA wird vor allem der und USA das Abkommen noch in der Amtszeit von US-Präsi- Mittelstand profitieren. dent Barack Obama abschließen wollen. Sonst könnte TTIP erst einmal auf Eis gelegt werden, so die Befürchtung. Zugegeben, dass in den wenigen verbleibenden Monaten ein Durchbruch gelingt, ist fraglich. Aber deswegen jetzt unbe- dachte Kompromisse einzugehen, wäre fatal. Ein „TTIP light“ darf es nicht geben. Vielmehr sollte das Zustandekommen des Handelsvertrages mit den USA zeigen, dass die EU die Regeln der Globalisierung mitgestalten will und kann. TTIP ist geeig- net, ein Musterabkommen für andere Regionen der Welt zu werden und somit einen Anpassungsdruck an die hier verein- barten Normen und Standards auszuüben. Diese Ziele dürfte Brüssel mit einem „TTIP light“ verfehlen. Ebenso würde der Schwung für die regionale Wirtschaft an Kraft verlieren. Tragisch wäre das vor allem für den regiona- len Mittelstand, für den ein Freihandelsabkommen positive Effekte mit sich brächte. Unsere regionale Industrie hängt, wie Deutschland insgesamt, stark vom Export ab. In Wolfs- burg und Celle verdient das produzierende Gewerbe mehr als jeden zweiten Euro im Ausland, im Landkreis Lüneburg jeden dritten. Eine ähnliche Relation gilt für die vom Export abhän- Illustration: L. Brixen genden Arbeitsplätze. Durch TTIP würde der größte Wirtschaftsraum der Welt ent- stehen, aufwändige Zollvorgänge würden entfallen, Normen und Standards angeglichen. Das bringt enorme Chancen mit sich – gerade auch für den Mittelstand. Denn anders als große Konzerne haben die meisten kleineren Industriebetriebe kei- ne Produktionsstandorte in den USA, wo automatisch nach Aline Henke, Geschäftsführerin der amerikanischen Normen produziert wird. Wenn sie Teile für hankensbütteler kunststoffverarbeitung GmbH amerikanische Autos oder Maschinen liefern wollen, bedeutet & Co.KG, ist Vizepräsidentin unserer IHK. das nicht selten, dass sie eine eigene Serie zu merklich höhe- ren Kosten anfertigen müssen. Lebensmittel und Kosmetika bedürfen einer gesonderten Zulassung in den USA. Die Mehr- kosten liegen je nach Branche zwischen von 20 und 50 Pro- zent und schrecken viele Mittelständler ab. Mit TTIP könnte sich das ändern. Wir sollten diese Chance nutzen. n Mehr über das Thema TTIP lesen Sie ab Seite 14. 4/2016 Unsere Wirtschaft 3
Unsere Wirtschaft Inhalt 4/2016 Editorial 3 Ein Projekt der Metropolregion Hamburg soll ausländische Gäste für Norddeutschland begeistern. Seite 39 Namen und Nachrichten Auslandsmarketing Niedersachsen bereitet sich auf internationale Gäste vor 6 Berufsorientierung Messe in Celle informiert über kaufmännische Berufe 8 Führungswechsel Paul Droßard ist neuer Chef des ADAC-Fahrsicherheitszentrums in Embsen 8 Zusammenarbeit Neues Forschungsnetzwerk für Mikroelektronik 8 Wettbewerb Preisträger für Ecodesign gesucht 9 Vordenker Zukunftskongress in Wolfsburg widmet sich dem Wandel der Geschäftsmodelle 9 Unterstützung Landkreis Uelzen erhält Bundesförderung für Breitbandausbau 9 Förderung Leuphana Universität Lüneburg Aus der Suche nach Lokalhelden in Celle: erhält rund eine Million Euro 10 Thomas Treude (l.) und Tobias Hannemann. Seite 24 Deutschlandstipendium Programm fördert Kontakte zu Talenten 10 Innovation Kachelmann-App kommt aus Gifhorn 11 Wirtschaftliche Eckdaten Zahlen im Vergleich 11 Jubiläum Idyllisch Seit 50 Jahren begrüßt das Hotel „Im Wiesengrund“ Gäste in Hermannsburg-Weesen 12 Schwerpunkt TTIP Mittelstand würde vom Freihandelsabkommen profitieren 14 USA Hilfe beim Geschäftseinstieg 19 China Eine Volkswirtschaft im Wandel 20 4 Unsere Wirtschaft 4/2016
TTIP: Europlant-Geschäftsführer Jörg Renatus hofft auf das Freihandels- abkommen. Warum der Mittelstand insgesamt profitiert Seite 14 IHK-Report Engagement Neues Netzwerk „Unternehmen integrieren Flüchtlinge“ 22 Brexit Ein Blick auf mögliche Folgen 23 Lokalhelden Initiative gegen Leerstand in Celle 24 Made in Germany Arbeitskreis Operations Foto Titel: aurielaki / shutterstock.com., Hans-Jürgen Wege, Fotos Inhalt: Hans-Jürgen Wege, Andreas Tamme, Benjamin Westhoff Excellence trifft sich am 14. April 25 Meinung NIHK lehnt Erhöhung der Dieselsteuer ab 25 Jubiläum GedankenGut-Referent Willi Lemke im Gespräch 26 Energie-Scouts Auszubildende haben IHK-Qualifizierung durchlaufen und abgeschlossen 28 Vermittlerforum Austausch und Information am 11. Mai 29 Vollversammlung Ergebnisse der Sitzung in Lüneburg 30 Freie Fahrt Bund gibt grünes Licht für regionale Verkehrsprojekte 34 Crowdfunding Markus Sauerhammer im Gespräch 36 Studie Berufliche Fortbildung lohnt sich 38 Karriere Broschüre informiert über den Weg in den Beruf 38 Metropolregion Projekt will Begeisterung für norddeutsche Regionen wecken 39 MAGAZIN Wandel Aus altem Rittergut wird moderner Hotelkomplex 40 Eines der Infrastrukturprojekte im Bundesverkehrswegeplan Durchstarter Nele Lübberstedt und Andreas 2030: der Schleusenbau in Scharnebeck. Seite 34 Kammlott versorgen Unternehmen mit Green IT 42 Service Recht, Börsen 44 Gremienarbeit: Aktuelle Meldungen Wirtschaftstermine, Seminare und Lehrgänge 48 aus der Sitzung der IHK-Vollversammlung in Lüneburg. Seite 30 Impressum 48 Buchtipps 49 Sie mögen „Unsere Wirtschaft“? Das ist los in der Region 50 Besuchen Sie uns auf Facebook: www.facebook.com/unserewirtschaft Unsere Mediadaten finden Sie im Internet unter www.ihk-lueneburg.de/media 4/2016 Unsere Wirtschaft 5
Namen und Nachrichten TMN-Kontakt für Fragen Die TourismusMarketing Niedersachsen (TMN) hat einen Ratgeber zum Auslandsmarketing erstellt, der Tourismusunternehmen praktische Tipps liefert, wie TourismusMarketing sie bei ausländischen Gästen punkten können. Über Chancen auf Niedersachsen GmbH Projektleitung Auslandsmarketing ausländischen Märkten, Servicequalität und norddeutsche Akzente Judith Schulz sprach TMN-Geschäftsführerin Carolin Ruh mit Christina Schrödter. Essener Str. 1, 30173 Hannover Tel. 0511 2704880 Fax 0511 27048888 j.schulz@tourismusniedersachsen.de Mehr internationale www.tourismuspartner-niedersachsen.de Gäste für Niedersachsen Praxisguide Auslandsmarketing Die TourismusMarketing Niedersachsen Frau Ruh, Sie arbeiten seit vielen Jahren daran, künftige Wachstum. Dafür wollen wir bei Fotos: Südheide Gifhorn GmbH, Jens Anders GmbH (TMN) hat einen neuen „Praxis- das Reiseland Niedersachsen international zu unseren regionalen Partnern ein Bewusst- guide Auslandsmarketing“ entwickelt. vermarkten. Warum ist das Thema so wichtig? sein schaffen. Denn in den Städten und Der Ratgeber kann ab sofort bei der TMN Das Wachstum aus dem Inland flacht von Regionen liegt der Schwerpunkt der Ver- angefordert oder online abgerufen wer- Jahr zu Jahr ab. Das Incoming hat dage- marktung nach wie vor im Inland. Auch, den. Er informiert über die wichtigsten gen eine dynamische Entwicklung und weil es ein langer Weg ist, Gremien, Part- Herkunftsländer der Gäste sowie die dort ist Potenzial für neue Gäste. Die aus- ner und Akteure von den Chancen auf Möglichkeiten von Kooperationen beim ländischen Übernachtungen stiegen von ausländischen Märkten zu überzeugen. Auslandsmarketing. 2,5 Millionen im Jahr 2005 auf aktuell 3,6 Ist der neue „Praxisguide Auslandsmarketing“ ein www. tourismuspartner-niedersachsen.de Millionen. Das ist ein Plus von über 40 Baustein dafür? Prozent. Insbesondere aus dem europä- Auf jeden Fall. Die TMN befasst sich seit ischen Raum prognostiziert die Deutsche 2005 mit dem Thema Auslandsmarketing Zentrale für Tourismus vorrangig das und hat entsprechend Erfahrung auf die- 6 Unsere Wirtschaft 4/2016
Namen und Nachrichten ion boten in Niedersachsen gut aufgestellt sind. Von der ViPsrojekt. Das sind gleichzeitig die Märkte, in denen zum 2800 wir als TMN auch aktiv sind: Niederlande, Belgien, Schweiz, Österreich, Dänemark, Polen sowie Großbritannien. Russland bearbeiten wir gemeinsam mit dem Deut- schen Küstenland. Mit welchen Partnern arbeitet die TMN auf aus- Referenzen ländischen Märkten zusammen und wie können sich die Leistungsträger hier einbringen? Der erste Schritt für interessierte Partner besteht darin, mit ihren regionalen Kolle- gen oder der Tourismusorganisation ihrer im Industrie- und Gewerbebau Stadt zu sprechen. Diese sind mit der TMN gut vernetzt und wir arbeiten eng zusam- men. Auf unserer Tourismuspartnerseite kann jeder nachlesen, was die TMN im Ausland macht. Für einige Maßnahmen Niedersachsen hat viel zu bieten - zum Beispiel das suchen wir auch sehr gezielt Partner, was Mühlenmuseum in Gifhorn. Zur Freude von Carolin Ruh von der TourismusMarketing GmbH. von Markt zu Markt sehr unterschiedlich sein kann. Das können ein Hotel für eine Pressereise sein, eine Idee für unsere Test- familien aus dem Ausland oder spannen- sem Gebiet, die wir mit unseren regionalen de Geschichten für unsere ausländischen Partnern teilen. Wir haben vergangenes Blogger. Wir freuen uns immer, Neues zu Jahr eine Marktevaluierung im Bereich erfahren und Partner zu gewinnen. Incoming durchgeführt und unsere Markt- Die TMN ist auch Träger der Initiative „Service- bearbeitung angepasst. Diese Erkenntnisse Qualität Deutschland“ in Niedersachsen. Wie gebündelt mit unserem gesammelten Wis- kann diese Qualitätsinitiative helfen, sich auf die sen durch Studien und statistische Daten ausländischen Gäste besser einzustellen? schaffen eine gute Grundlage für den Pra- Die Initiative „ServiceQualität Deutsch- xisguide. Er liefert Informationen über die land“ hat keine vorgegebenen Maßnah- wichtigsten Herkunftsländer der Gäste menpläne. Diese kann jedes Unternehmen und zeigt Möglichkeiten auf, wie die nie- innerbetrieblich auf sich zuschneiden und dersächsischen Leistungsträger sich ge- somit seine Maßnahmen auch auf auslän- meinsam im Ausland vermarkten können. dische Gäste ausrichten. Durch das Pro- Nach einer Umfrage des Niedersächsischen Indus jekt „Welcome to MRH“ der Metropolregi- trie- und Handelskammertags zum Thema „Inter- on Hamburg wird es hierfür ein spezielles nationalisierung im Tourismus“ aus 2014 kennen Konzept geben. Ab 2017 wird ein Seminar viele Tourismusunternehmen die typischen Be- angeboten, welches das Thema Service- sonderheiten und Erwartungen ausländischer Qualität mit den Bedürfnissen der auslän- Gäste nicht. Kann der Praxisguide hier helfen? dischen Gäste verbindet. Genau das soll er tun. Leistungsträger Zurzeit ist das Bild, das ausländische Gäste von Das individuelle Bau-System sind häufig unsicher, weil sie bisher wenig Deutschland haben, geprägt von Lederhosen und Erfahrung mit Gästen aus dem Ausland Oktoberfest Wenn es nach Ihnen ginge: Welches Entwurf und Planung haben. Mit dem Praxisguide zeigen wir Bild sollte ein ausländischer Gast in zehn Jahren ihnen, mit welchen zum Teil einfachen vor Augen haben, wenn er an Deutschland denkt? Festpreis Möglichkeiten sie Chancen in dem einen Ich würde mir wünschen, dass er an oder anderen Markt haben. Wir haben den „Norddeutschland“ denkt und dem Motto Fixtermin Ratgeber auch im Dialog mit Partnern und des Deutschen Küstenlandes folgend weiß: dem Facharbeitskreis Ausland der TMN Das ist „Top of Germany“ und zwar nicht 40 Jahre Erfahrung erarbeitet, sodass wir sicher sind, dass er nur geografisch, sondern auch das Pro- viele praktische Tipps enthält. Tourismus- dukt. In Norddeutschland braucht es nicht Alles aus einer Hand unternehmen können damit einen ersten viele Worte – wir sind mit ganz viel Herz Check machen. Mit dem Projekt „Welcome ein guter Gastgeber. n Wir beraten Sie gern persönlich. to MRH“ der Metropolregion Hamburg be- Dipl.-Ing. Fr. Bartram GmbH & Co. KG kommen wir zusätzlich Unterstützung. Ziegeleistraße · 24594 Hohenwestedt Auf welche Herkunftsländer der Gäste geht der Praxisguide ein – und warum gerade diese? Internationale Gäste rückt auch das Leitprojekt Tel. +49 (0) 4871 778-0 Wir setzen den Fokus auf die Märkte, von „Welcome to Metropolregion Hamburg“ in den Fax +49 (0) 4871 778-105 denen wir wissen, dass wir mit den Ange- Fokus. Mehr dazu lesen Sie auf Seite 39. info@bartram-bau.de MITGLIED GÜTEGEMEINSCHAFT BETON 4/2016 Unsere Wirtschaft 7
Namen und Nachrichten Paul Droßard steht ab jetzt an der Spitze des ADAC-Fahrsicherheitszentrums in Embsen. Forschungsnetzwerk für Mikroelektronik Frankreich, Belgien, Niederlande, Spani- en, Ungarn, Deutschland und die Türkei starten gemeinsam ein neues Forschungs- netzwerk für Mikroelektronik. Den Start- schuss für den Cluster „Pan-european partnership in micro- and nano-electronic technologies and applications“ (Penta) ga- ben Ende des vergangenen Jahres Vertreter der beteiligten Länder und des europä- Neuer Chef im Fahrsicherheitszentrum ischen Industrieverbands Aeneas beim Eu- ropean Nanoelectronics Forum in Berlin. Penta ermöglicht von 2016 bis 2020 For- Paul Droßard übernimmt die Leitung im Schumacher‘s Motodrom in Bispingen schungsprojekte zur Mikroelektronik im ADAC-Fahrsicherheitszentrum in Embsen. geleitet. Nun tritt er in die Fußstapfen des Umfang von mindestens 500 Millionen Der 55-Jährige habe in seiner bisherigen ehemaligen Geschäftsführers Bernd Beer, Euro, an denen sich das Bundesministeri- beruflichen Karriere umfassende Erfahrun- der im Dezember vergangenen Jahres von um für Bildung und Forschung mit einer gen in der Industrie, der Automobilbran- seinem Amt abberufen wurde, und des Förderung von insgesamt 50 Millionen che sowie dem Vertrieb gesammelt. Mehr Interimsgeschäftsführers Carsten Bohnen- Euro beteiligen will. als zehn Jahre hat er das Kart-Zentrum sack. red Die Gründungsländer von Penta teilen die Überzeugung, dass die Mikroelektronik für Europas Innovationskraft eine system- Messe für kaufmännische Berufe relevante Technologie ist. Sie wirkt sich auf die weltweite Wettbewerbsfähigkeit zahlreicher Anwenderbranchen aus. Die Zur „Maxxy Messe Beruf 2016“ am 9. Bereits zum dritten Mal startet die Messe, Schwerpunkte des Clusters liegen deshalb Juni in der CD Kaserne in Celle laden die die Jugendliche an diesem Tag von 8 bis 18 bei der Entwicklung von Komponenten, Sparkasse Celle, die Cellesche Zeitung Uhr in den Mittelpunkt stellt. So werden Technologien und Verfahren für Anwen- und unsere IHK ein. Die Messe beispielsweise kleine Schülergruppen von derbranchen, in denen Europa besondere für kaufmännische Be- gleichaltrigen Scouts empfangen und über Stärken hat. red rufe und Studiengänge die Messe geführt. Der Messestand der bietet Ausbildungs- IHK wird an diesem Tag eine Gesamtüber- Mikroelektronik beschäftigt sich mit der Herstel- betrieben aus Stadt sicht der kaufmännischen Berufe abbil- lung von elektronischen Schaltungen. und Landkreis Celle den. Außer Gesprächen mit potenziellen Fotos: ADAC, Asier Romero + Filip Krstic / shutterstock.com die Möglichkeit, sich Bewerbern werden die Aussteller die Mög- Schülern und zukünf- lichkeit haben, sich miteinander intensiv tigen Auszubildenden auszutauschen. In der Zeit von 13.30 Uhr zu präsentieren. bis 14.30 Uhr wird ein Mittags-Netzwerk- tisch angeboten, zu dem alle Aussteller eingeladen sind. Weitere Informatio- nen und das Anmeldeformular gibt es unter www.cd-kaserne.de. red Junge Männer und Frauen können sich bei der „Maxxy Messe Beruf“ in Celle über kaufmännische Ausbil- dungsberufe informieren. 8
Namen und Nachrichten Preisträger Ecodesign gesucht Der Bundespreis Ecodesign gilt als höchste Auszeichnung der Bundesre- gierung für ökologisches Design. Zukunftskongress in Wolfsburg Am 14. und 15. Juni findet der Zukunfts- kongress des 2b Ahead ThinkTanks in Wolfsburg statt. Seit 15 Jahren treffen sich auf persönliche Einladung von Trendfor- scher Sven Gábor Jánszky jährlich 300 nationale und internationale Führungs- Unter dem Motto „Mehr als Schön“ haben fe Prototypen prämiert. Zukunftsweisende kräfte aus den verschiedensten Branchen. das Bundesministerium für Umwelt, Natur- Konzepte, Studien und Modellprojek- Themen des Zukunftskongresses sind aus- schutz, Bau und Reaktorsicherheit sowie te gehören in die Kategorie „Konzept“, schließlich die Zukunftsprognosen und das Umweltbundesamt den Bundespreis Dienstleistungen und Systemlösungen in der Wandel der Geschäftsmodelle für die Ecodesign 2016 ausgeschrieben. Bis zum die Kategorie „Service“. In der Kategorie kommenden zehn Jahre. Diesmal steht die 11. April können sich Unternehmen, De- „Nachwuchs“ können sich Studierende Veranstaltung unter dem Titel „Fast For- signagenturen, Start-ups und Studierende und Absolventen bewerben. ward 2026: Schneller denken – Schneller mit innovativen, ökologisch und ästhetisch Die Preisträger und Nominierten werden entscheiden – Schneller handeln! Wie die qualitativen Produkten, Dienstleistungen bei der Preisverleihung am 28. November neue Geschwindigkeit unsere Kunden, und Konzepten bewerben. im Bundesumweltministerium geehrt und Produkte und Prozesse verändert“. Der Der Bundespreis Ecodesign wird in vier ihre Projekte in einer Wanderausstellung Kongress wird dazu die Zukunftsprogno- Kategorien vergeben. In der Kategorie auf Messen und in Museen im Bundesge- se des Lebens und Arbeitens im Jahr 2026 „Produkt“ werden auf dem deutschen biet präsentiert. Mehr Informationen un- debattieren. Weitere Informationen unter: Markt erhältliche Produkte sowie marktrei- ter: www.bundespreis-ecodesign.de. red www.2bahead.com/zukunftskongress. red Landkreis erhält erste Bundesförderung für den Breitbandausbau Einen Zuwendungsbescheid in Höhe von 50.000 Euro für Beratungsleistungen im Zusammenhang mit dem geplanten kreisweiten Glasfasernetz hat Uelzens Landrat Dr. Heiko Blume in Berlin aus den Händen von Bundesminister Alexander Fotos: Landkreis Uelzen, Rawpixel.com / shutterstock.com Dobrindt in Empfang genommen. Der Landkreis Uelzen ist bei der Errichtung eines kommunalen Glasfasernetzes in unterversorgten Gebieten Pilotlandkreis in Niedersachsen. „Der Landkreis Uelzen ist bereits in vielen kleinen Schritten gut vorangekommen. Jedoch treten gerade bei uns als Pilotland- kreis in Sachen Glasfasernetz immer wie- der neue Fragen auf, welche wir dann für nachfolgende Landkreise und Gemeinden zu beantworten versuchen. Vor diesem Hintergrund ist diese Förderung für Bera- tungsleistungen wichtig“, sagt Landrat Dr. Landrat Dr. Heiko Blume (2.v.l.) nahm in Berlin von Bundesminister Alexander Dobrindt den Zuwendungs- Blume. red bescheid in Empfang - zur Freude der Bundestagsabgeordneten Kirsten Lühmann und Henning Otte. 4/2016 Unsere Wirtschaft 9
Namen und Nachrichten Millionenförderung für Gründungskultur Die Leuphana Universität Lüneburg wird in den kommenden zwei Jahren mit rund einer Million Euro gefördert. Leuphana-Präsident Sascha Spoun: „Wir freuen uns über die Unterstützung für die kommenden Aktivitäten – aber auch über die Anerkennung des Erreichten, die sich in der Fortsetzung der Förderung aus- drückt.“ Dr. Mark Euler, Projektleiter des Entrepreneurship Hub an der Leuphana Professional School, erläutert die geplan- te Verwendung der Fördermittel: „In der ersten Phase ging es vor allem darum, für das Thema Entrepreneurship als Schlüssel- kompetenz zu sensibilisieren und es in der gesamten Universität zu verankern. Jetzt wollen wir die Potenziale der Universität noch stärker ausschöpfen und weitere Aus- gründungen befördern.“ Die Leuphana Universität Lüneburg hat sich im Bereich Gründung und Entre- Die Leuphana Universität Lüneburg erhält drei Jahren hatte die Universität von einer preneurship bundesweit einen Namen rund eine Million Euro aus dem Exist- Exist-Förderung in Höhe von 1,3 Millio- gemacht. Eine besondere Stärke der Uni- Programm des Bundesministeriums für nen Euro profitieren können und sich auf versität ist die strukturelle Verankerung des Wirtschaft und Energie. Das Programm diesem Feld profiliert. Laut einer Unter- Themas Entrepreneurship: Drei Lehrstüh- zielt darauf ab, das Gründungsklima an suchung des Stifterverbands für die deut- le beschäftigen sich mit Gründungsfragen, Hochschulen zu verbessern und die Zahl sche Wissenschaft zählt die Leuphana zu vier weitere Professuren und zahlreiche wissensbasierter Unternehmensgründun- den gründerfreundlichsten Universitäten Unterstützungs- und Beratungsangebote gen zu erhöhen. Schon in den vergangenen Deutschlands. ergänzen das Spektrum. red zen sie durch Mentoring in ihrer persön- Deutschlandstipendium lichen Entwicklung. Auf Veranstaltungen der Hochschulen können Unternehmen fördert Kontakt zu Talenten auch Kontakte zu anderen Stipendiaten knüpfen. Leistung zu würdigen und gleichzeitig die Besondere: 150 Euro tragen private Förde- Studierende bewerben sich für das Deutsch- Fotos: Matej Kastelic + Rawpixel.com + easy_muffin / shutterstock.com Fach- und Führungskräfte von morgen zu rer wie Unternehmen. 150 Euro steuert der landstipendium direkt bei der Hochschu- fördern – das ist Ziel des Deutschland Bund bei. le. Förderer haben zwar keinen direkten stipendiums. Mit 300 Euro im Monat Das Deutschlandstipendium ermöglicht Einfluss auf die Auswahl ihrer Stipendi- fördert das öffentlich-private Stipendi- Förderern einen engen Kontakt zu leis aten. Doch können sie Präferenzen zur enprogramm Deutschlands Studierende tungsstarken Talenten in ihrer Region. Fachrichtung angeben und den Auswahl- aller Fachrichtungen an staatlichen und Viele fördernde Unternehmen bieten ihren kommissionen beratend zur Seite stehen. staatlich anerkannten Hochschulen. Das Stipendiaten Praktika an oder unterstüt- Derzeit bieten 288 von 390 Hochschulen in Deutschland das Deutschlandstipendi- um an. In der Region Lüneburg-Wolfsburg nimmt die Leuphana Universität Lüneburg teil. www.deutschlandstipendium.de Mit 300 Euro im Monat fördert das öffentlich-private Stipendi- enprogramm Deutschlands Stu- dierende aller Fachrichtungen. 10 Unsere Wirtschaft 4/2016
Namen und Nachrichten Gewerbebau in Stahl Wirtschaftliche Eckdaten Produzierendes Gewerbe Jahr 2010 = 100 Auftragseingang(1) Jan. 2015 Jan. 2016(2) insgesamt 113,6 114,4 aus dem Inland 105,6 105,4 aus dem Ausland 120,1 121,8 Tel. 05051 976-0 Produktion www.cornils.de insgesamt ohne Bau 108,9 111,4 info@cornils.de Wetter-App Investitionsgüter Verbrauchsgüter 117,9 101,8 122,4 104,4 kommt aus Gifhorn Die neue Wetter-App des Meteorologen Konsumklimaindikator (GfK) Anzeigenberatung Jörg Kachelmann stammt aus der Feder Feb. 2015 Feb. 2016 040 /414 33 38 30 der Multimedia-Agentur Link Innovation, 9,3 9,4 Hamburger Buch- und Zeitschriftenverlag die verschiedene Standorte in Gifhorn, Verbraucherpreisindex Doormannsweg 22 · 20259 Hamburg Wolfsburg und Hannover hat. Das Beson- dere daran: Die generierten Wetterbilder Jahr 2010 = 100 Feb. 2015 Feb. 2016 106,5 106,5 www.hbzv.com sind die bis dato am höchsten aufgelösten in der Wetter-App-Welt. Arbeitsmarkt „Als wir letztes Jahr den Auftrag bekom- im IHK-Bezirk men haben, war ich sofort total begeistert. Feb. 2015 Feb. 2016 Mich haben so einige schlechte Wetter- Arbeitslose 37.394 36.665 Apps schon häufig genervt, dass ich es offene Stellen 8.037 8.946 als persönliche Herausforderung angese- hen habe, etwas Besseres, Innovatives zu Arbeitslosenquoten (in Prozent) entwickeln“, sagt Mark Rosmann von der Deutschland 6,9 6,6 Link Innovation GmbH. Rund zwei Mo- Niedersachsen 6,7 6,4 nate seit der Liveschaltung verzeichnet die neue „Kachelmann-App“ bereits fünfstel- Landkreise (in Prozent) lige Download-Zahlen. Der bisher einma- Celle 7,8 7,6 lige Mehrwert dieser Anwendung besteht Gifhorn 5,0 4,8 darin, dass die ausgewerteten Bilder bis zu Harburg 4,7 4,5 250 Meter genau angezeigt werden. Heidekreis 7,0 6,8 Auch ein eigenes Blitz- und Tornado-Radar Lüchow-Dannenberg 10,0 8,9 sind zwei Besonderheiten, die andere Apps noch nicht haben. Insbesondere die Blitz- Lüneburg Uelzen 6,4 7,2 6,1 6,8 Wir anzeige ist nicht nur bei Nutzern beliebt, Stadt Wolfsburg 4,8 5,0 rEalisieren die sich – laut Erfahrungsberichten – ei- nen Spaß daraus machen, den getroffenen nachhaltigkeit. Baum ausfindig zu machen. Auch Versi- cherungsunternehmen können gemeldete Mehr Zahlen zu unserem IHK-Bezirk unter Wir von Gewerbebau Nord stehen für innovativen, energieeffizienten und schlüsselfertigen Gewer- Blitz-Schäden mit der Anzeige tatsächlich www.ihk-lueneburg.de/regionaldaten bebau. Mehr über uns und unsere Projekte auf sehr genau zurückverfolgen. Die App kann www.gewerbebaunord.de auch im Hinblick auf kurzfristige Regen- Husum: 04841 / 96 88 0 Rotenburg: 04261 / 85 10 0 prognosen vor allem im Alltag sehr hilf- (1) verarbeitendes Gewerbe ohne reich sein: Beispielsweise bei der Frage, ob Nahrungs- und Genussmittelgewerbe Kindergeburtstage im Freien stattfinden (2) vorläufig können oder wann der richtige Zeitpunkt sein könnte, die Wäsche beruhigt im Gar- ten trocknen zu lassen. red 4/2016 Unsere Wirtschaft 11
Jubiläum D er Bach schlängelt sich durch die Landschaft. Der Blick schweift ungestört über die Wiesen, bis er 50 Jahre Hotel Restaurant „Im Wiesengrund“, Hermannsburg-Weesen in der Ferne am Waldrand hängen bleibt. Kein Zweifel, beim Hotel „Im Wiesen- grund“ stimmt der Name. Seniorchefin Von der Dorfkneipe zum Heidehotel: Familie Hiestermann hat Helga Hiestermann und ihre Tochter Silke auf einem idyllischen Fleckchen Erde Stein für Stein einen Ort Hagelstein stehen im Wintergarten: gemüt- lich-gediegene Atmosphäre, Heidemalerei zum Wohlfühlen geschaffen. Von Ute Klingberg an den Wänden, eine breite Fensterfront, die das Wiesenpanorama einfängt. „Früher hieß unser Werbespruch: Wandern, Ra- Die guten Geister deln ist gesund – Stärkung gibt´s im Wie- sengrund“, sagt die 71-Jährige und lacht. Ihre Tochter formuliert anders: „Das ist vom Wiesengrund unser Alleinstellungsmerkmal“, sagt sie und deutet auf die Sitzbänke direkt am Bachlauf: „Im Sommer grasen hier unsere Heidschnucken.“ Die Mutter korrigiert: „Das sind Leasingschnucken, die wir vom Schäfer ausleihen.“ Die Idee kam vor Jah- 12 Unsere Wirtschaft 4/2016
Jubiläum Zusammen im Hotelgeschäft (v.l.): Helga Hiester- mann, Silke Hagelstein, Wilhelm Hiestermann und Georg Hagelstein. IHK gratuliert erst das Gästehaus, dann das Restaurant, Die IHK gratuliert folgenden Betrieben zu später den Wintergarten und die Turmstu- ihrem Jubiläum und wünscht ihnen für ihre be. Die Mutter stand in der Küche, bekam weitere Tätigkeit viel Erfolg: „nebenbei“ vier Kinder und absolvierte auch noch die Meisterprüfung. Wie sie das geschafft hat? „Mit guten Nerven und viel 50 Helmut Pieper, Handel mit Schuhwaren Fröhlichkeit.“ Eigenschaften, die ihre Toch- Schneverdingen (1. April) Jahre ter geerbt hat. „Ich habe lange gesagt: Ich Ingeborg Meyer, Pension ziehe lieber weg als den Betrieb zu über- Nahrendorf (1. April) nehmen“, sagt die Hotelmeisterin lachend. Sie blieb, übernahm 1999 die Führung des Hauses. „So wie es jetzt läuft, das macht E. Erdmannsky GmbH richtig Spaß“, sagt die 48-Jährige und klingt 25 VOLVO-Vertragshändler dabei so, als ob sie über sich selbst staune. Jahre Celle (1. April) Spaß macht vor allem der Erfolg. Mit dem Henning Kämpfer, Fuhrunternehmen Kauf des benachbarten Bauernhofs ist der Winsen / Aller (1. April) Betrieb auf 25 Zimmer und vier Ferien- Manfred Rausch wohnungen nebst Miet-Pferdeboxen an- Motorgeräte und Zubehör gewachsen. Die familiäre Atmosphäre ist Schwarmstedt (1. April) geblieben: „Meine Mädels“ nennt die Che- Olaf Heuer, Vermittlung von Immobilien fin ihre 16 Angestellten konsequent. Das Lüneburg (1. April) Frauenteam blickt auf ein sehr gutes Jahr Manfred Schmidtke, 2015 zurück, kann eine Steigerung von Garten- & Landschaftsbau zehn Prozent bei den Übernachtungen und Rosengarten (1. April) eine gute Auslastungsquote von 53 Prozent Norbert Farwick GmbH vermelden. Ein Erfolg, für den es mehr als Garten- & Landschaftsbau die schöne Landschaft braucht. Während Appel (1. April) ihre Mutter den gastronomischen Ruf des Thomas Kübler, Hauses begründet hat, feilt die Tochter un- Versicherungen & Bausparen ermüdlich am Konzept: „Das Urlaubsver- Jesteburg (1. April) halten hat sich geändert. Früher buchten Viktor Kimmel, Versicherungsvertreter die Gäste drei Wochen mit Vollpension. Osloß (1. April) Heute haben wir viele Kurzurlauber und vermehrt jüngere Gäste.“ Für die schnürt Frank Schuster, Handel mit Bauelementen das Haus attraktive Komplettpakete, wahl- Uelzen (1. April) weise mit Heidschnuckenmenü, Radver- ren auf. Manch ein Gast habe bedauert, leih oder Shuttleservice zu den Stationen H.G.B. Steuerberatungs-Gesellschaft mbH Uelzen (1. April) dass er im Urlaub keine Heidschnucken des Heidschnuckenwanderwegs, der direkt gesehen habe, erzählt Helga Hiestermann: am Haus verläuft. Bernd Obenauf, Handelsvertretung „Da haben wir eben welche angeschafft.“ Daneben sorgt Silke Hagelstein dafür, Soltau (2. April) Begonnen hat die Geschichte mit einem dass im Wiesengrund auch außerhalb der Holger Wietzel, umtriebigen Bürgermeister, der Wilhelm Hochsaison etwas los ist: von plattdeut- Montage von Industrieteilen Hiestermann 1966 überredete, eine Kneipe schen Lesungen über Winzerabende bis Munster (2. April) im Dorf zu eröffnen. Das passte gut, denn zum Backtag, an dem es aus dem 100 Jah- Bettina Moths, der junge Maurer wollte ohnehin bauen. re alten Backhaus nach frischem Butterku- Schank- und Speisewirtschaft Und hatte eine Frau, die als gelernte Haus- chen duftet. Faßberg (4. April) wirtschafterin bei den Plänen voll mitzog. Was aber unverändert gilt, da sind sich Rainpro Vertriebs GmbH für „Unten war die Kneipe, oben haben wir ge- Mutter und Tochter einig: „Die Qualität Versenkberegnungsausrüstung wohnt“, erinnert sich die Tochter. Und ihre entscheidet.“ Das gilt zum Beispiel beim Deutsch Evern (11. April) Mutter erzählt: „Es war eine richtig schöne Service – das Haus führt seit 2014 das Sie- Andreas Paul, Dienstleistungen Kneipe. Es gab Currywurst und Brathähn- gel der Initiative ServiceQualität Deutsch- Foto: Hans-Jürgen Wege Wistedt (11. April) chen – und natürlich gute Bratkartoffeln.“ land. Und das gilt bei den Bratkartoffeln, Für die war Helga Hiestermann schon bald die immer noch nach Helga Hiestermanns berühmt. Hart arbeitete das junge Paar da- Rezept zubereitet werden – mit Kartoffeln mals, um sich etwas aufzubauen. Der Vater, aus dem Dorf. „Wichtig ist die richtige Arbeitsjubiläums-Urkunden für Ihre Mitarbeiter können Sie bei Nuran Balkis im Hauptberuf bei der Feuerwehr, stand Pfanne und gutes Fett.“ Sie lacht: „Und na- bestellen: 04131 / 742-109. nach Schichtende hinterm Tresen, baute türlich Liebe.“ n www.ihk-lueneburg.de, Dok.-Nr. 8434 4/2016 Unsere Wirtschaft 13
Schwerpunkt Hoffen auf den Freihandel Von Sandra Bengsch und Lars Heidemann Es ist eine harte Nuss, das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP. Die Verhandlungen sind komplex und langwierig, der öffentliche Protest groß. Aber es lohnt sich, die Nuss zu knacken: Denn wenn der größte Wirtschaftsraum der Welt entsteht, profitiert davon auch der regionale Mittelstand. 14
Schwerpunkt W enn die Experten die aktuelle schiedliche Standards, die faktisch dassel- Verhandlungsphase des Trans be Schutzniveau versprechen, sollen ange- atlantischen Freihandelsab- glichen werden. kommens TTIP als „middle Ein gutes Beispiel liefert die Automobilin- game“ betiteln, klingt es fast spielerisch. dustrie: Rückspiegel müssen in Amerika So laufen die Verhandlungen Doch es geht um viel, bei diesem Spiel. eine andere Form haben als in Deutsch- Verhandelt wird in mehr als 20 Ar- Mit TTIP könnte der größte Wirtschafts- land. Konkret geht es um einen Winkel, beitsgruppen zu jeweils verschiedenen raum der Welt entstehen – mit 800 Millio- der jedoch keine Auswirkung auf die Themen. Beteiligt werden dabei bis zu nen Verbrauchern. Schon aktuell sind die Sichtweite des Autofahrers hat. Noch aber 190 Beamte der EU-Kommission und des USA mit einem jährlichen Exportvolumen müssen diese Spiegel speziell für den ame- US-Handelsministeriums. Bei sogenann- von rund 114 Milliarden Euro der weltweit rikanischen Markt hergestellt werden. Vor ten Stakeholderkonferenzen können wichtigste Auslandsmarkt für Deutschland. allem kleine Unternehmen schrecken die sich alle interessierten Organisationen, In unserem IHK-Bezirk liefert jedes vierte damit verbundenen höheren Investitions- Handelskammern, Nichtregierungsorga- exportierende Unternehmen in die USA. kosten ab. TTIP würde ihnen den Markt nisationen und Privatpersonen mit den TTIP würde Prognosen zufolge auf beiden einstieg erleichtern. beiden Chefunterhändlern austauschen. Seiten des Atlantiks für mehr Wachstum Dem Lüneburger Kartoffelzuchtbetrieb Eu- Die europäischen Verhandlungsführer in- sorgen. Allein in Europa würden laut einer roplant würde das Abkommen vor allem formieren regelmäßig den EU-Ministerrat Studie des ifo-Instituts im Auftrag des Bun- Zeit sparen. „Etwa fünf Jahre bei der Mark- und das EU-Parlament. deswirtschaftsministeriums bis zu 400.000 teinführung“, schätzt Europlant-Geschäfts- neue Arbeitsplätze entstehen, mindestens führer Jörg Renatus. Denn wegen der ak- 100.000 davon in Deutschland. tuell strengen phytosanitären Vorschriften, wickeln, vergehen mindestens sieben Jah- Vorteile bringen soll einerseits der Abbau die unter anderem eine Verbreitung von re“, sagt Renatus. Und so kommt es, dass von Zöllen. Europäische Maschinenbau- Krankheiten und Schädlingen verhindern Europlant laut Renatus gerade in den er geben jedes Jahr 680 Millionen Euro sollen, ist es in den USA nicht möglich, in Markt eingestiegen ist, obwohl bereits vor für Zölle auf Exporte in die USA aus, bei Europa gezüchtete Pflanzkartoffeln direkt knapp zehn Jahren die erste Laborpflanze chemischen Produkten könnten rund 520 einzuführen. Stattdessen muss Europlant aus dem Hause Europlant über den Atlan- Millionen Euro gespart werden. Den bran- mit importierten Laborpflanzen die Pflanz- tik gelangte. chenübergreifend größten Wachstums- gutproduktion in den USA neu starten. Etwa 120.000 Tonnen Pflanzkartoffeln ver- schub aber versprechen sich Experten Und das dauert. Denn zunächst müssen treibt Europlant pro Jahr, der Exportanteil vom Wegfall der sogenannten nicht ta- die Laborpflanzen in Quarantäne, werden liegt bei 30 Prozent. „Der Anteil unseres rifären Handelshemmnisse. Dazu zählen ein Jahr lang regelmäßig untersucht. Erst USA-Geschäfts ist noch allerdings ver- unter anderem technische Normen und dann darf weiter angebaut werden. „Bis schwindend gering“, sagt Renatus. Wenn Kennzeichnungspflichten. Auch unter- die Pflanzen vertriebsfertige Knollen ent- aber mit TTIP die phytosanitären Vorschrif- ten gelockert würden, könnte sich das bald ändern. Laut Deutschlands Wirtschafts- förderungsgesellschaft Germany Trade & TTIP kurz und knapp Invest hat die EU-Kommission im vergan- Fotos: goa novi + Rawpixel.com + Sabsiwai / shutterstock.com Die Abkürzung TTIP steht für genen Jahr ein Verhandlungsdokument Transatlantic Trade and Invest- veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass ment Partnership. Seit 2013 ver- die „Zertifizierungsinstitute gegenseitig an- handeln die Europäische Union erkannt und überflüssige Kontrollmaßnah- (EU) und die Vereinigten Staaten men eliminiert werden“ sollen. Gute Nach- von Amerika (USA) über das Frei- richten für Europlant also, denn: „Der US- handelsabkommen. Im Kern geht Markt ist sehr interessant für uns, weil es es darum, den Waren- und Dienst- dort bisher nur wenig Auswahl und über- leistungsverkehr zwischen den wiegend klassisch amerikanische Sorten USA und der EU sowie Investitio- gibt. Die Verbraucher wünschen sich aber nen zu erleichtern, indem Zölle durchaus mehr Abwechslung“, sagt Rena- und andere Handelshemmnisse tus. Zumal die amerikanische Vorzeigekar- abgebaut werden. toffel „Russet Burbank“ gezüchtet wurde, um als Pommes in der Fritteuse zu landen. Renatus beschreibt sie als „rauschalig, weißfleischig und mehlig“. Die Europlant- Erfolgskartoffel „Belana“ beispielsweise be- 4/2016 Unsere Wirtschaft 15
Schwerpunkt prüft wird lediglich, in welchen Bereichen unterschiedliche Ansätze und Verfahren in den USA und der EU de facto zu gleich- wertigen Schutzniveaus führen und ob in diesen Fällen die Verfahren besser koordi- niert werden können. Kniffelig wird es aber auch dabei. Etwa, wenn es um geografische Herkunftsbezeichnungen geht. Wo deut- sches Bier draufsteht, ist auch deutsches Bier drin, sollte man meinen. Doch anders als hierzulande gibt es in den USA kein Schutzsystem für geographische Angaben und Ursprungsbezeichnungen. Vorwurf: Verschlossene Türen Frauke Betz, Geschäftsführerin der Celler diene ein völlig anderes Anforderungsprofil Brauerei Carl Betz, beobachtet die Ent- TTIP-Gegner befürchten, dass am und habe damit super Chancen bei ameri- wicklung genau, denn das deutsche Rein- Ende der Verhandlungen ein fertiges kanischen Kunden. heitsgebot ist der Brauereibranche hoch Paket zur Abstimmung vorgelegt Die administrativen Hürden machen vie- und heilig. „Hier darf es nicht zu Verwäs- wird, aber Bürger und Entscheider im len mittelständischen Unternehmen zu serungen kommen, denn das würde einen Vorfeld ausgeschlossen werden. Die schaffen, wie eine aktuelle Umfrage des Imageverlust bedeuten“, sagt Betz. „Da Europäische Kommission hat darauf Niedersächsischen Industrie- und Han- sind die Verbraucher sehr sensibel, wie das Ende 2014 mit einer Transparenzin- delskammertags (NIHK) zeigt. Demnach Beispiel Beck‘s zeigt.“ Rund 600.000 Hek- itiative reagiert. Auf ihrer Internet- schätzen über 60 Prozent der 167 Befrag- toliter verkauft die Bremer Brauerei jedes seite http://trade.ec.europa.eu stellt ten, dass sich durch die gegenseitige An- Jahr in Amerika und warb dabei lange mit sie Papiere online, damit Interessierte erkennung von Normen, Standards und der Herkunft des Bieres. Die Braukessel nachlesen können, wie sich die EU- Zertifizierungen positive wirtschaftliche für das US-Beck‘s stehen allerdings nicht Verhandler die Vertragsformulierun- Effekte für sie ergeben. Die Umfrage zeigt im Norden Deutschlands, das Bier für den gen zu Bereichen wie Lebensmittelge- aber auch: 40 Prozent der Unternehmen amerikanischen Markt wird in St. Louis im sundheit oder Zollfragen vorstellen. sorgen sich vor möglichen negativen Aus- Bundesstaat Missouri hergestellt. Dagegen Zusätzlich gibt es Fact-Sheets, in de- wirkungen wie einem schlechteren Konsu- klagten die US-Kunden – und bekamen nen die EU-Kommission Bürgern ihre mentenschutz. Dabei hat die Europäische Recht. Bei einem Vergleich im Jahr 2015 Sichtweise auf den entsprechenden Kommission ausdrücklich festgelegt, dass einigten sich Unternehmen und Kläger auf Verhandlungsbereich erklärt. Parla- die hohen europäischen Schutzstandards eine Entschädigungszahlung in Höhe von mentarier können seit Anfang 2016 nicht zur Verhandlung stehen. Gleiches insgesamt knapp 18 Millionen Euro. in einem eigens eingerichteten Lese- gilt im Übrigen für die USA, die im Le- „Ich sehe das allerdings auch als Beweis saal in Brüssel auch Dokumente ein- bensmittelbereich im Vergleich zu Europa dafür, dass wir in freien Märkten auch auf sehen, die detaillierte Auskunft über vielfach schärfere Grenzwerte haben. Ge- das Regulativ der Verbraucher vertrauen die Verhandlungen geben. Dass in dem Saal strenge Sicherheitsvorschrif- ten gelten, die Papiere weder kopiert noch ausgeliehen werden dürfen und die Abgeordneten über die Inhalte nicht sprechen dürfen, führt zu wei- terer Kritik. Die Europäische Kom- mission hält dagegen, dass nur jene Papiere geheim gehalten würden, die sensible Informationen enthalten, die beispielsweise Auskunft über die Verhandlungstaktik der einen oder anderen Seite geben. Alles andere sei im Internet nachzulesen. Jörg Renatus, Geschäftsführer von Europlant, setzt bei TTIP auf den Ab- bau von Vorschriften zur Einfuhr von Pflanzkartoffeln. Den europäischen Brauereien müsse das Abkommen eine Gleichbehandlung mit US-Unterneh- men bei der Verbrauchersteuer brin- gen, so Frauke Betz, Geschäftsführerin der Celler Brauerei Carl Betz. 16 Unsere Wirtschaft 4/2016 Unsere Wirtschaft 3/2016
Schwerpunkt dürfen“, sagt Betz, die sich nicht nur in der einem Ausstoß von weniger als zwei Mil- viele der relevanten Gesetze in der Zu- Vollversammlung unserer IHK engagiert lionen US-Barrel – umgerechnet etwa 238 ständigkeit der Bundesstaaten liegen. Es sondern über den Deutschen Brauer Bund Millionen Liter – sieben Dollar pro Barrel bleibt also spannend, denn so gigantisch auch in der Brüsseler Arbeitsgemeinschaft abführen muss, zahlen Brauereien mit Sitz die Ausmaße und die Chancen von TTIP, „Beer an Society“ der Brewers of Euro- außerhalb der USA den Normalsatz von 18 so komplex und teils strittig sind auch die Fotos: Sergey Nivens / shutterstock.com, Hans-Jürgen Wege (2), Uli Loeper pe. Die deutschen Brauer setzen sich seit Dollar pro Barrel. „Hier brauchen wir eine einzelnen Vertragsbestandteile. Beginn der TTIP-Verhandlungen im Jahr Gleichbehandlung von EU-Unternehmen Die 13. Verhandlungsrunde beginnt am 2013 dafür ein, dass ihre in Europa un- mit solchen aus den USA“, sagt Betz. 25. April in Washington. Im Sommer ter Schutz stehenden Herkunftsangaben Ebenso drängt die EU darauf, dass bei öf- soll der Großteil der Verhandlungstexte auch in den USA nur für Produkte, die in fentlichen Ausschreibungen nicht länger in konsolidierter Form vorliegen. Dann der Europäischen Union hergestellt wer- unterschieden wird. Doch eben das ist ei- beginnt die letzte Phase, das „end game“. den, verwendet werden dürfen. Und bereits ner der strittigen Punkte, die in der 12. Ver- Es ist ein Spiel auf Zeit: Laut EU-Handels- Anfang 2015 hat die Europäische Kommis- handlungsrunde Ende Februar diskutiert kommissarin Cecilia Malmström streben sion klargestellt, dass sie mit TTIP einen wurden. Denn wenn US-Städte den Neu- beide Partner bis November eine Einigung besseren Schutz und eine stärkere Aner- bau etwa eines staatlichen Kindergartens an. Hintergrund sind auch die US-Wahlen. kennung der geografischen Angaben der planen, kaufen sie wegen spezieller „Buy Denn sollten die Verhandlungen bis dahin EU sorgen will. American“-Klauseln aus Prinzip nur ame- nicht abgeschlossen sein, müsste die EU- „Wichtig ist, dass wir mit TTIP endlich rikanische Produkte. Die EU pocht darauf, Kommission auf die neue US-Administra- die Chance auf einen offenen und fairen die öffentliche Beschaffung künftig auch tion in Washington warten. Dabei bereitet Wettbewerb haben“, sagt Frauke Betz und für europäische Firmen zu öffnen, und das vielen TTIP-Befürwortern der Erfolg des nennt sogleich das Stichwort Verbraucher- nicht nur in amerikanischen Städten – son- Republikaners Donald Trump Sorgen. Er steuern. Diese werden bei Bier in den USA dern auch bei Firmen wie der Eisenbahn- gilt als nationalistisch und protektionis- nämlich deutlich unterschiedlich berech- gesellschaft Amtrak oder der staatlichen tisch. Sollte er Präsident werden, würde er net – je nach Herkunft des Unternehmens. Luftfahrtbehörde. Kompliziert werden die den Handel zwischen den USA und Eu- Während eine amerikanische Brauerei mit entsprechenden TTIP-Verhandlungen, weil ropa eher einschränken als ausbauen. n Gesunde Mitarbeiter, gesunde Bilanz. So einfach ist das. Verantwortung neu denken: allianz.de/einstellungssache Eine bKV ist Einstellungssache. Denn mit der betrieblichen Krankenversicherung der Allianz zeigen Sie, dass Ihnen die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter am Herzen liegt. Gleichzeitig machen Sie Ihr Unternehmen attraktiver für qualifizierte Fachkräfte. M. Hendel, Personalleiter Mercateo AG
Debatte um Investitionsschutz und Schiedsgerichte Der Investorenschutz und Schiedsgerichts- gen betonen, dass TTIP die Gelegenheit barkeit zählen zu den am meist diskutier- biete, Klagemöglichkeiten für ausländische ten Streitpunkten beim transatlantischen Investoren ganz klar zu definieren. Es gelte, Freihandelsabkommen TTIP. Von Parallel- die Chance zu nutzen und ein transparen- Justiz reden die TTIP-Kritiker, von einem teres Verfahren zu entwickeln, das Vorbild- absolut notwendigen Schutz von Ge- funktion haben kann. Unter anderem in schäfts-Interessen sprechen die Befürwor- puncto Kosten-Effizienz, damit mehr Mit- ter. Fakt ist: Der Investitionsschutz wird telständler den Investitionsschutz nutzen seit Jahrzehnten in völkerrechtlichen Ver- können. Das gilt aber auch für die Transpa- trägen und Abkommen zwischen Staaten renz der Verfahren, die zurzeit unter Aus- geregelt. Laut des World Investment Report schluss der Öffentlichkeit stattfinden, und Streitpunkt Chlorhühnchen der Vereinten Nationen gab es Ende 2014 für eine Berufungs-Instanz. Denn zurzeit rund 3.200 Investitionsschutzabkommen. können die Entscheidungen des Interna- Lebensmittelsicherheit ist das Aufre- Die EU-Mitgliedsstaaten unterhalten insge- tional Centre for Settlement of Investment gerthema bei TTIP. Kritiker sehen die samt etwa 1.400 Investitionsschutzverträge Disputes, von Gerichten der Vereinten Na- hohen europäischen Standards in Ge- – davon Deutschland mit 131 Abkommen tionen oder der Internationalen Handels- fahr, besonders das Chlorhuhn ist zum die meisten. kammer nicht angefochten werden. unheiligen Symbol des Vertragswerks Dabei geht es um die Absicherung von aus- Unsere IHK vertritt eine klare Position: geworden. Während in der EU Indus ländischen Investitionen in Staaten mit ver- Die Reform des Investitionsschutzes wäre triegeflügel nach der Schlachtung mit meintlich wenig verlässlichen oder nicht eine große Chance. TTIP sollte aber nicht heißem Wasser gereinigt wird, nutzen unabhängigen Rechtssystemen. Neuere an der Frage der Schiedsgerichtsbarkeit amerikanische Verarbeitungsbetriebe Investitionsschutzverträge beinhalten so- scheitern. Wenn hier allerdings auf einen Chlordioxid oder aktiviertes Natrium- genannte Investor-Staat-Schiedsverfahren, solchen Diskriminierungsschutz verzichtet chlorid, um Keime wie Salmonellen zu durch die der Investor selbst unmittelbar wird, wird dieser auch bei künftigen Ver- entfernen. Das amerikanische Landwirt- gegenüber dem Anlageland auf die Beach- handlungen mit anderen Staaten schwerer schaftsministerium hat das Verfahren tung der Schutzstandards klagen kann. durchsetzbar sein. Für unsere Exportwirt- mehrfach als sicher eingestuft und auch Wenn also ein Unternehmen durch politi- schaft wäre das schlecht. n die europäische Behörde für Lebensmit- sche Entscheidungen befürchtet, auf einem telsicherheit EFSA konnte 2005 keine ausländischen Markt gegenüber den dort Gefahren ausmachen. Ebenso stuft das heimischen Unternehmen benachteiligt zu Niedersächsischer Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) werden, kann es gegen den jeweiligen Staat Außenwirtschaftstag das Verfahren als nicht gesundheitsschä- vor ein Schiedsgericht ziehen. Im Mittelpunkt der größten außenwirt- digend ein. 2009 klagte der Energiekonzern Vattenfall schaftlichen Veranstaltung des Landes Also viel Lärm um Nichts? Jedenfalls im Streit um das Hamburger Kohlekraft- Niedersachsen steht am 27. April ab 14 ist das Chlorhuhn ein ungeeignetes werk Moorburg gegen die Bundesrepublik Uhr im NordLB-Forum auf der Hanno- Symbol, wenn auch für die ernstzuneh- auf Schadensersatz. Unter anderem ging es ver Messe das Thema „Niedersachsen mende Angst, Gesundheits- und Ver- darum, wie viel Kühlwasser aus der Elbe erfolgreich in den USA“. Das Programm braucherschutzstandards könnten durch für den Betrieb des Kraftwerks entnommen bietet die Möglichkeit, sich über die TTIP aufgeweicht werden. Fakt aber ist, werden darf. Nach Auffassung von Kraft- verschiedenen Aspekte des Nordameri- dass die Europäische Kommission fest- werksbetreiber Vattenfall war das durch kageschäfts, die transatlantischen Wirt- gelegt hat, dass die hohen europäischen Umweltauflagen geregelt. Doch diese Auf- schaftsbeziehungen und Erfahrungen Schutzstandards nicht zur Verhandlung lagen seien nach einem Regierungswechsel niedersächsischer Unternehmen in den stehen. Geprüft wird lediglich, in wel- in Hamburg verschärft worden. Dagegen USA zu informieren. Darüber hinaus chen Bereichen unterschiedliche Ansätze hat der Konzern Klage eingereicht. Aber werden individuelle Einzelberatungen zu und Verfahren in den USA und der EU nicht vor einem deutschen Gericht, son- Themen wie Marktaufbau und Vertrieb, de facto zu gleichwertigen Schutzni- dern vor einem internationalen Schiedsge- Steuern, Recht und Haftungsfragen in veaus führen und ob in diesen Fällen richt, dem Weltbank-Schiedsgericht ICSID, den USA angeboten. die Verfahren besser koordiniert werden dessen Konvention von 150 Staaten aner- Ein besonderes Highlight der Veran- können. kannt worden ist. Das Verfahren endete staltung wird die feierliche Verleihung mit einem Vergleich: Vattenfall verzichtete des 7. Niedersächsischen Außenwirt- auf 1,4 Milliarden Euro Schadensersatz, schaftspreises sein. Der niedersächsische dafür wurden Umweltauflagen gelockert. Wirtschaftsminister, Olaf Lies, wird Gegner kritisieren, dass in solchen Streit- alle nominierten Unternehmen ehren. fällen nicht nach den strengen Regeln des Weitere Informationen und Anmeldung deutschen und europäischen Umweltrech- unter www.ihk-lueneburg.de (Dok.-Nr. tes entschieden werde. Befürworter dage- 3170316). 18 Unsere Wirtschaft 4/2016
Schwerpunkt „Dort platzieren, wo es strategisch sinnvoll scheint“ Beim Aufbau eines Tochterunternehmens in den USA ist es wichtig, den Markt genau zu kennen. Deutsche Unternehmen, die in den USA Fuß fassen wollen, gehen nicht immer von realistischen Annahmen aus, weiß Michaela Schobert, Repräsentantin des Landes Niedersachsen in den USA. Mit ihr sprach Thomas Sprenger. Frau Schobert, Sie sind oft erste Anlaufstation für cherchieren, einschließlich sämtlicher Re- deutsche Mittelständler, die auf dem Sprung in gularien und steuerlicher Besonderheiten. die USA sind. Mit welchen Anliegen kommen die Es ist ratsam, sich dort zu platzieren, wo Firmen zu Ihnen? es strategisch sinnvoll erscheint, anstatt auf Das ist ganz unterschiedlich. Angefangen einen Schlag die gesamte USA abdecken von generellen Fragen zum US-Markt bis zu wollen. Dazu bedarf es eines Marktein- hin zu expliziten Themen wie zum Beispiel stiegsplans, inklusive Budget- und Marke- steuerlicher oder rechtlicher Art. Auch bei tingüberlegungen. der Beratung von Firmengründungen sind …und beim Aufbau einer eigenen Produktion? wir gefragt. Hinzu kommen Auskünfte zu Auch hier ist es wichtig, den Markt genau Import- und Exportfragen. Natürlich hel- zu kennen und sich dort niederzulassen, fen wir auch beim Aufbau von Netzwerken wo etwa Kunden- oder Lieferantennähe aus Distributoren, Kunden und Lieferan- gegeben sind. Hinzu kommen rechtliche ten. Ebenso kann die Abfrage der Kredit- und steuerliche Aspekte, die sich von würdigkeit von amerikanischen Geschäfts- Bundesland zu Bundesland unterscheiden Michaela Schobert leitet den Bereich Markter- partnern ein Thema sein. können. Auch bei der Führung einer Pro- schließung bei der deutsch-amerikanischen Mit welchen Services können Sie den Firmen un- duktionsstätte bedarf es einer gewissen An- Handelskammer in Atlanta. ter die Arme greifen? passung an den US-Markt. Sowohl recht- Zu unseren am meisten genutzten Services lich als auch kulturell sollte dies bei der Oft überschätzen deutsche Unternehmer gehören die Erstellung von Marktstudien, Mitarbeitereinstellung wie auch -führung ihre eigenen Kenntnisse des Marktes. Aber Adressrecherchen und Geschäftspartner- beachtet werden. auch kulturelle Besonderheiten werden Fotos: l i g h t p o e t / shutterstock.com, AHK USA vermittlung. Ebenso leisten wir Hilfestel- Was würden Sie den Unternehmen ganz allge- unterschätzt. Wenn ein Mitarbeiter ganz lung bei der Erstellung eines US-Business- mein empfehlen? gut Englisch spricht und schon einmal in Plans, der Mitarbeitereinstellung und beim Natürlich ist es wichtig, ein gutes Netz- den USA im Urlaub war, heißt das noch Auswahlprozess von US-Standorten. Äu- werk vor Ort aufzubauen, das beispiels- nicht, dass er die USA gut genug kennt, um ßerst gern leisten wir Hilfestellung beim weise Lieferanten, Handelspartner, even- den Markt bestmöglich betreuen zu kön- Aufbau einer US-Geschäftspräsenz. Hier tuell Handelsvertreter und eigene Mitar- nen. Ein weiterer Fehler, den wir oft beo treten wir als Bindeglied zwischen dem beiter umfasst. Und zu guter Letzt müssen bachten, ist der, dass sowohl Zeit- als auch deutschen Unternehmen und seinen US- Sie Ihre Kontakte pflegen – das heißt, Budgetaufwand zu unrealistisch angesetzt Kunden sowie Geschäftspartnern auf. Präsenz zeigen und die Geschäftspartner werden. Oft werden aber auch einfach die Was sind die wichtigsten Kriterien, die ein deut- ernst nehmen. Reisen in die USA und der Weite des Landes und die große Vielfalt sches Unternehmen beim Einstieg in den USA Besuch von Messen sind also unabding- außer Acht gelassen, die 50 Bundesstaaten beachten sollte? bar. an unterschiedlichen steuerlichen, recht- Beim Aufbau einer reinen Vertriebsstruk- Was sind die typischen Fehler deutscher Unter- lichen und kulturelle Besonderheiten mit tur geht es darum, den Markt genau zu re- nehmen, wenn Sie auf den US-Markt kommen? sich bringen. n 4/2016 Unsere Wirtschaft 19
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