Schulblatt6/2018 Schule und Eltern - Chancen und Grenzen der Zusammenarbeit - Kanton Zürich

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Schulblatt6/2018 Schule und Eltern - Chancen und Grenzen der Zusammenarbeit - Kanton Zürich
Kanton Zürich

              Schulblatt
              Bildungsdirektion

                                                                        6/2018

                                               Schule und Eltern
                                                           Chancen und Grenzen
                                                            der Zusammenarbeit

Kinder begleiten                  Neues wagen               Kräfte bündeln
Klassenassistentin Nicole         Lauter Pioniere an der    Berufsfachschulen sollen
Cannabona hilft mit               Kantonsschule Uetikon     Kompetenzzentren werden
Schulblatt6/2018 Schule und Eltern - Chancen und Grenzen der Zusammenarbeit - Kanton Zürich
6                                                                        22
                                             Magazin                                             Fokus:                                                   Volksschule
                                                                                                 Schule und Eltern
                                             4                                                                                                            22
                                             Kommentar                                           12                                                       Dialogue en Route
                                             Bildungsdirektorin Silvia                            Elterngespräch                                          Eine Primarklasse zu
                                             Steiner über Kompetenz­                              Offene Kommunikation ist                                Besuch im Shiva-Tempel
                                             zentren in der Berufsbildung                         im Sinne der Schülerinnen
                                                                                                  und Schüler                                             24
                                             5                                                                                                            Stafette
                                             Im Lehrerzimmer                                     16                                                       An der Schule Rebacker in
                                             Sekundarschule                                       Elternmitwirkung                                        Herrliberg wird Gesundheit
                                             Freiestrasse, Uster                                  Zwei Mütter und ihr                                     grossgeschrieben
                                                                                                  Engagement in der Schule
                                             6                                                                                                            27
                                             Persönlich                                          18                                                       In Kürze
                                             Klassenassistentin                                   Elternvereine an
                                             Nicole Cannabona hilft dort,                         Mittelschulen
                                             wo sie gebraucht wird                                Eine andere Art der
                                                                                                  Zusammenarbeit
                                             9
                                             Meine Schulzeit
                                             Urs Wehrli, Kabarettist
                                             und Künstler
Schulblatt Kanton Zürich 6/2018 Inhalt

                                             Wichtige Adressen                                                    Impressum Nr. 6/2018, 27.10.2018
                                             Bildungsdirektion: www.bi.zh.ch Generalsekretariat: 043 259 23 09    Herausgeberin: Bildungsdirektion Kanton Zürich, Walcheplatz 2, 8090 Zürich Erscheinungs­
                                             Bildungsplanung: 043 259 53 50 Bildungsstatistik: www.bista.zh.ch    weise: sechsmal jährlich, 133. Jahrgang, Auflage: 19 000 Ex. Redaktion: Redaktionsleiter
                                             Volksschulamt: www.vsa.zh.ch, 043 259 22 51 Mittelschul- und         reto.heinzel@bi.zh.ch, 043 259 23 05; Redaktorin jacqueline.olivier@bi.zh.ch, 043 259 23 07;
                                             ­Berufsbildungsamt: www.mba.zh.ch, 043 259 78 51 Amt für Jugend      Sekretariat schulblatt@bi.zh.ch, 043 259 23 09 Journalistische Mitarbeit an dieser
                                             und Berufsberatung: www.ajb.zh.ch, 043 259 96 01 Lehrmittel­         ­Ausgabe: Walter Aeschimann, Bettina Büsser, Paula Lanfranconi, Andreas Minder, Luzia
                                              verlag Zürich: www.lmvz.ch, 044 465 85 85 Fachstelle für Schulbe­    Schmid, Charlotte Spindler Abonnement: Lehr­personen einer öffentlichen Schule im Kan-
                                             urteilung: www.fsb.zh.ch, 043 259 79 00 Bildungsrats­beschlüsse:     ton Zürich können das ­«Schulblatt» in ihrem ­Schulhaus ­gratis beziehen (Bestellwunsch an
                                              www.bi.zh.ch > Bildungsrat > Beschluss­archiv Regierungsrats­       Schul­leitung). ­Bestellung des «Schulblatts» an ­Privat­adresse s­ owie Abonne­ment weiterer
                                              beschlüsse: www.rrb.zh.ch                                           Interessierter: abonnemente@staempfli.com, 031 300 62 52 (Fr. 40.– pro Jahr) Online:
                                                                                                                  www.schulblatt.zh.ch G   ­ estaltung: www.bueroz.ch Druck: www.staempfli.com Inserate:
                                                                                                                  inserate@staempfli.com, 031 767 83 30 Re­daktions- und Inserateschluss nächste Aus­
                                             Titelbild: Ruedi Widmer                                              gabe: 22.11.2018 Das n    ­ ächste «Schulblatt» erscheint am: 5.1.2019
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Schulblatt6/2018 Schule und Eltern - Chancen und Grenzen der Zusammenarbeit - Kanton Zürich
28                                                                                                                  36
Mittelschule                                           Berufs­bildung                                          41
                                                                                                               Amtliches
28                                                     34
Aufbruchstimmung                                       Kompetenzzentren                                        43
An der Kantonsschule                                   Amtschef Niklaus                                        Weiterbildung
Uetikon am See ist noch                                Schatzmann über                                         Themenabend:
Raum für Ideen                                         konzentriertes Know-how                                 «Der Kult des Messens»
                                                                                                               Kurse und Module
30                                                     36
Arbeitsort Mittelschule                                Berufslehre heute                                       50
Mike Cabalzars Passion                                 Hufschmiedin EFZ
für Chemikalien
                                                                                                               Stellen
                                                       39                                                      56
33                                                     In Kürze                                                schule&kultur
In Kürze
                                                                                                               58
                                                                                                               Agenda

    Editorial
                                                               Elternabende – die fanden schon zu unserer Zeit statt. Allerdings eher selten
                                                               und nur aus gegebenem Anlass. Vor dem Übertritt in die Oberstufe beispiels­
                                                                                                                                                Schulblatt Kanton Zürich 6/2018 Inhalt

                                                               weise oder am Ende der Probezeit an der Mittelschule. Ansonsten gab es in der
     Jacqueline Olivier
                                                               Volksschule das Examen – der letzte Vormittag des Schuljahres, an dem Eltern
                                                               meistens zu einem speziellen Unterrichtsprogramm eingeladen waren – oder
                                                               am Gymi die Besuchstage. In der übrigen Zeit, solange alles rund lief, blieben
                                                               Mutter und Vater der Schule in der Regel fern.
                                                               Das ist heute ganz anders. Die Beziehung zu den Eltern zu pflegen, ist eine
                                                               wichtige Aufgabe von Lehrpersonen und Schule. Umgekehrt suchen auch ­viele
                                                               Eltern den Kontakt zur Schule, auf individueller Ebene oder über das Engage­
                                                               ment in einer Elternorganisation. Obschon die Zusammenarbeit zwischen
                                                               Schule und Elternhaus meistens gut funktioniert, ist sie ein Thema, das immer
                                                               wieder bewegt, und zwar beide Seiten. In unserem Fokus lassen wir sie zu Wort
                                                               kommen und stellen fest: Gegenseitiges Vertrauen ist das A und O und hilft
                                                               den Schülerinnen und Schülern. 
                                                                                                                                                3

Die Redaktion freut sich über Reaktionen auf das «Schulblatt»: reto.heinzel@bi.zh.ch, jacqueline.olivier@bi.zh.ch
Schulblatt6/2018 Schule und Eltern - Chancen und Grenzen der Zusammenarbeit - Kanton Zürich
Berufsfachschulen                                                                                                              verteilt sind, zum anderen kann eine

       Ein grosser
                                                                                                                                      ­Konzentration an einem einzigen Stand­
                                                                                                                                       ort bei einem Beruf, der stark wächst, die
                                                                                                                                       Entwicklung der Schule behindern. Die

       Schritt in
                                                                                                                                       Schulen benötigen in den nächsten Jah­
                                                                                                                                       ren mehr Spielraum. Deshalb streben wir
                                                                                                                                       eine Bündelung der Kräfte respektive

       die Zukunft
                                                                                                                                       eine bessere Verteilung der Berufe auf die
                                                                                                                                       Schulen an.
                                                                                                                                             Dieses Ziel verfolgen wir mit dem
                                                                                                                                       Projekt Kompetenzzentren, das im Sep­
                                                                                                                                       ­
       von Silvia Steiner, Bildungsdirektorin                                                                                          tember gestartet ist. Die einzelnen Be­
                                                                                                                                       rufsfachschulen sollen sich in bestimm­
                                                                                                                                       ten Berufsfeldern profilieren können und
                                                                                                                                       nicht mehr alles anbieten müssen. Sie
                                                                                                                                       ­sollen zu Kompetenzzentren in ihren Be­
                                                                                                                                        reichen werden.
                                                                                                                                             Eine bessere Verteilung der Berufe
                                                                                                                                        ermöglicht es den Schulen, die Klassen
                                                                                                                                        ­
                                          Bis zum Jahr 2030 wird die Zahl der Ler­                                                      den Bedürfnissen entsprechend zu bilden
                                          nenden in der Berufslehre im Kanton Zü­                                                       und eine bedarfsgerechte Infrastruktur
                                          rich um mindestens 11 000 junge Frauen                                                        zu erhalten.
                                          und Männer ansteigen. Gleichzeitig zu                                                              Damit sich die Berufsfachschulen zu
                                          diesem starken Wachstum an Lernenden                                                          Kompetenzzentren entwickeln können,
                                          steht die Berufswelt in einem schnellen                                                       braucht es aber die Bereitschaft und den
                                          Wandel: Neue Berufe entstehen, alte                                                           Mut zu Veränderungen. Welche Berufe wo
                                          ­verschwinden, bestehende Ausbildungen                                                        angeboten werden sollen und können, bil­
                                           werden neu konzipiert. Ein Treiber für
                                           diese Veränderungen in der modernen            «Die Schulen                                  det den Gegenstand der Diskussion, die
                                                                                                                                        nun breit geführt werden soll.
                                           Lern- und Arbeitswelt ist die Digitalisie­
                                           rung. Die wachsende Zahl der Lernenden
                                                                                         benötigen in den                                    Es ist mir bewusst, dass wir keinen
                                                                                                                                        einfachen Prozess starten. Der Einsatz
                                           und die Veränderungen in der Berufswelt       nächsten Jahren                                ­aller ist nun gefragt, um gute und trag­
                                           stellen für die Berufsfachschulen grosse
                                           Herausforderungen dar.                        mehr Spielraum.»                                fähige Lösungen zu finden: Rektorinnen
                                                                                                                                         und Rektoren, Schulkommissionspräsi­
                                               Die heutige Berufszuteilung macht                                                         denten, Vertreterinnen und Vertreter der
                                           es für die Berufsfachschulen schwierig,                                                       Lehrerverbände, der Wirtschaft und der
                                           tragende Lösungen für diese Heraus­                                                           Gewerkschaften. Dies ist die Chance für
                                           forderungen zu finden. Im Kanton Zürich      historisch gewachsene Verteilung der Be­         einen grossen Schritt und eine Positionie­
                                           werden über 42 000 Lernende in über          rufe ist für die Schulen in mehrfacher           rung der Berufsfachschulen, um die He­
                                           200 Berufen ausgebildet; für rund dreissig   Hinsicht nicht mehr ideal: Zum einen gibt        rausforderungen der Zukunft meistern
                                           ­Berufe gibt es mehrere Schulorte. Diese     es Berufe, die heute auf zu viele Standorte      zu können. 
Schulblatt Kanton Zürich 6/2018 Magazin

                                                                                                                                                       Mein
                                                                                                                                                       Traumschulhaus
                                                                                                                                                       Lily Koster (9),
                                                                                                                                                       4. Klasse, Schule
                                                                                                                                                       Binzholz, Wald
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Schulblatt6/2018 Schule und Eltern - Chancen und Grenzen der Zusammenarbeit - Kanton Zürich
Im Lehrerzimmer

                                             Sekundarschule
                                          Freiestrasse, Uster
                                       Allerlei Handgemachtes zeugt von Kreativität.
                                                                                                                      Fotos: Marion Nitsch

                                                                                                                                        Schulblatt Kanton Zürich 6/2018 Magazin

In Stein gemeisselt: ist der Schriftzug «Secundarschule» im Türfries des altehrwürdigen Schulgebäudes. Einen Hauch von ­Nostalgie:
verströmen auch die ornamentalen Fliesenböden in den Fluren. Im Kreis: sitzt man im Lehrerzimmer auf roten und blauen Sesseln
und Sofas. Die Kissen in Blumenform: entstanden im Unterricht einer Handarbeitslehrerin. Gut gefüllt: sind heute die Schalen mit
Früchten und Brötchen auf den kleinen runden Glastischen – keine Seltenheit. Frische Waffeln: hat eine Klasse der Integrierten
Sonderschulung gebacken und einen Teller fürs Lehrerzimmer bereitgestellt. Ungerade Zahlen: mag Schulleiter Karl J. Strässle
lieber als gerade, da passt es, dass sein Team aus 27 Lehrpersonen besteht. Regelmässige Bergtouren: und andere freiwillige Akti­
vitäten sorgen für einen guten Zusammenhalt. 220 Sekschülerinnen und -schüler: werden an der Freiestrasse unterrichtet.
Ein Motto: setzt in jedem Schuljahr einen thematischen Schwerpunkt; das diesjährige lautet: «Mit Freude lernen – ein Leben lang».
Als «Kulturschule»: will man sich als Nächstes positionieren mit dem Ziel, die Jugendlichen an Musik-, Bühnen- und bildende Kunst
heranzuführen. Der Lead liegt bei einer Lehrerin, die schon länger die Funktion einer Kulturbeauftragten wahrnimmt. [jo]
                                                                                                                                       5
Schulblatt6/2018 Schule und Eltern - Chancen und Grenzen der Zusammenarbeit - Kanton Zürich
Persönlich                                                                                                                      heitliche Probleme: Eine seltene Krank­

       «Ich bin wie ein
                                                                                                                                       heit, die sich auswächst, aber dazu führt,
                                                                                                                                       dass er alle paar Wochen einige Tage lang
                                                                                                                                       Fieber hat.» Das liess sich nicht mit der

       Stuhl im Zimmer»
                                                                                                                                       Arbeit bei der Agentur vereinbaren – ei­
                                                                                                                                       ner Arbeit, «bei der du um fünf noch nicht
                                                                                                                                       weisst, ob du um halb sechs wirklich
                                                                                                                                       heimgehen kannst».

       Nicole Cannabona ist Klassen-                                                                                                   Fehlendes Berufsbild
       assistentin an zwei Bülacher Schulen:                                                                                           Ein paar Jahre lang war Nicole Cannabo­

       Sie unterstützt die Lehrkräfte                                                                                                  na Vollzeit-Familienfrau. Dann begann sie
                                                                                                                                       sich ihre weitere berufliche Zukunft zu
       und begleitet die Kinder.                                                                                                       überlegen. «Klar ist, dass ich momentan
                                                                                                                                       nicht in die Werbebranche zurück will»,
       Text: Bettina Büsser Foto: Stephan Rappo                                                                                        sagt sie – und dass sie in dieser Zeit zufäl­
                                                                                                                                       lig von einer Freundin, die im Schulbe­
                                                                                                                                       reich arbeitet, vom Job der Klassenassis­
                                                                                                                                       tentin hörte. «Er ist ja weitgehend un-
                                                                                                                                       bekannt, weil es auch kein Berufsbild
                                                                                                                                       gibt», ergänzt sie. Via eine andere Freun­
                                                                                                                                       din hörte sie dann, dass im Schulhaus All­
                                          Als nächste Farbe wünscht sich Katharina       schaue immer, dass ich vor Beginn der         mend Klassenassistentinnen für den Kin­
                                          Orange. «Das wird aus Rot und Gelb ge­         Lektion da bin und mich mit der Kinder­       dergarten gesucht würden. Heute ist sie
                                          mischt», erklärt ihr Nicole Cannabona          gärtnerin absprechen kann. Manchmal           dort für neun Lektionen angestellt, dazu
                                          und rührt einige Spritzer der beiden Far­      hat sie wie heute ganz konkrete Aufgaben      kommen drei Lektionen in einem anderen
                                          ben zusammen. Katharina tunkt den Pin­         für mich, manchmal bin ich einfach da         Bülacher Schulhaus bei einer ersten Klas­
                                          sel ein und malt weiter. Gemeinsam mit         und reagiere aus der Situation heraus.»       se. «Für mich gibt es eigentlich nur schöne
                                          der Klassenassistentin verziert das Kind            Cannabona ist eine fröhliche und         Seiten», sagt sie, angesprochen auf positi­
                                          einen Elefanten, der aus einem Pappteller      quirlige Frau, die sich gerne bewegt. Doch    ve und negative Aspekte ihrer Arbeit. Zu
                                          gebastelt wurde.                               wenn die 44-Jährige als Klassenassisten­      schaffen machen ihr einzig Kinder mit
                                              Katharina und Nicole Cannabona ar­         tin im Einsatz ist, nimmt sie sich zurück,    schwierigen und bewegenden Schick­
                                          beiten an einem Tisch im Kindergarten 1        wird ruhiger und leiser. «Es ist eine der     salen: «Es ist manchmal hart, Kinder zu
                                          der Schule Allmend in Bülach. Während­         Voraussetzungen für diese Arbeit, dass        sehen, deren Vergangenheit oder Alltag
                                          dessen sitzen die restlichen Kinder mit        man sich etwas unterordnen kann», sagt        nicht dem entsprechen, was ich einem
                                          Kindergärtnerin Sandra Gantner im Kreis.       sie. Wenn sie neu in eine Klasse komme,       Kind wünschen würde.»
                                          Sie spielen zuerst ein Spiel, bei dem die      entstehe eine gewisse Unruhe, weil sie et­         Mit ihrer aktuellen Tätigkeit verdiene
                                          Kinder eine bestimmte Farbe suchen             was Neues, Fremdes sei, doch das pendle       sie sich ein Taschengeld, das sie spare, um
                                          müssen – «Ich sehe eine Farbe, die du nicht    sich ein: «Ich bin dann wie ein Stuhl im      später eine Aus- oder Weiterbildung zu
                                          siehst» –, etwa auf den Kleidern ihrer         Zimmer: Ich gehöre einfach dazu.»             finanzieren, sagt Cannabona weiter. Der
                                                                                                                                       ­
                                          «Gschpänli» oder auf den aufgehängten               Als weitere Voraussetzungen für Klas­    Beruf, der sie am meisten reizen würde –
                                          Zeichnungen. Später folgt ein Spiel, bei       senassistentinnen und -assistenten nennt      Kindergärtnerin – kommt nicht infrage:
                                          dem die Kinder die Plätze im Stuhlkreis        sie Geduld, Einfühlungsvermögen, Offen­       Wenn sie, nach einem Vorbereitungsjahr,
                                          wechseln müssen.                               heit und Verständnis für Kinder. Sie selbst   2020 mit der vierjährigen Ausbildung be­
                                                                                         hat zwei Söhne in ähnlichem Alter wie die     ginnen würde, wäre sie beim Abschluss
                                          Spüren, wo Hilfe nötig ist                     Kindergartenkinder: Der ältere ist acht,      bereits 50-jährig. «Ich würde es extrem
                                          Dass Katharina und im Verlauf der Lekti­       der jüngere sechs. Vor der Geburt ihrer       begrüssen, wenn es von der Klassen­
                                          on noch zwei andere Kinder ausserhalb          Kinder arbeitete die gelernte Polygrafin in   assistenz mal ein Berufsbild geben würde,
                                          des Kreises mit Nicole Cannabona Elefan­       der Druck- und Grafikbranche, war zu­         vielleicht sogar mit einer Ausbildung»,
                                          ten bemalen, liegt daran, dass diese fertig­   letzt Print-Production-Managerin in ei­       sagt sie deshalb. Im Moment besucht sie
                                          gestellt werden müssen. Ein grosser Teil       ner Werbeagentur. «Nach dem ersten            an neun Abenden einen Kurs für Klassen­
                                          der Kinder hat bereits einen geschmück­        Kind habe ich zuerst wieder 40 Prozent        assistentinnen und Klassenassistenten
                                          ten Elefanten, bemalt von ihren Eltern         gearbeitet, dann auf 60 Prozent aufge­        an der Pädagogischen Hochschule in Zü­
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                                          am Elternabend. Diejenigen, deren Eltern       stockt», erzählt sie: «Dann kam das zweite    rich; zurzeit ist dies die einzige Ausbil­
                                          nicht teilgenommen haben, verzieren            Kind, und mein älterer Sohn hatte gesund-     dung in diesem Bereich. 
                                          ihren Elefanten nun selbst, Cannabona
                                          ­
                                          unterstützt sie dabei. Kindergärtnerin
                                          Sandra Gantner hat die Klassenassis-             Klassen- oder Schulassistenz
                                          tentin darum gebeten.                            Klassen- oder Schulassistentinnen und -assistenten unterstützen Lehrpersonen
                                              Seit Herbst 2017 ist Nicole Cannabona        in ihrem Schulalltag. Sie betreuen und begleiten Schulkinder beim Lernen,
                                          bei Gantner und zwei weiteren Kinder­            ­Lösen von Aufgaben und als Ansprechperson. Sie können die Lehrpersonen auch
                                          gärtnerinnen des Schulhauses tätig. Je ei­        bei administrativen Arbeiten entlasten. Ziel ihres Einsatzes ist die wirkungsvolle
                                          nen Vormittag ist sie im Unterricht bei ei­       Unterstützung der pädagogischen Prozesse. Voraussetzung für eine Anstellung
                                          ner der Kindergartenklassen dabei, sie            als Klassen- bzw. Schulassistenz sind unter anderem eine abgeschlossene
                                          hilft, ist da, wenn Kinder unruhig werden,        ­Berufsausbildung oder ein Mittelschulabschluss, gute Deutschkenntnisse
                                          räumt auf, unterstützt die Kindergärtne­           (Niveau C1), grundlegende EDV-Kenntnisse, Erfahrung und Freude am Umgang
                                          rin. «Ich versuche zu spüren, wo meine             mit Kindern und Jugendlichen, Geduld und Belastbarkeit, gute Kommunikations­
                                          Hilfe gebraucht wird», erzählt sie später,         fähigkeiten und Sozialkompetenzen sowie ein sicheres Auftreten. [bb]
                                          als die Kinder draussen spielen: «Ich
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Schulblatt6/2018 Schule und Eltern - Chancen und Grenzen der Zusammenarbeit - Kanton Zürich
Schulblatt Kanton Zürich 6/2018 Magazin

Sich etwas zurück-
nehmen zu können,
sagt Klassen­assistentin
Nicole Cannabona,
sei eine Voraussetzung
für ihre Tätigkeit.
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Schülerlabor iLab
                                                                                  Erlebnis Wissenschaft – Abenteuer Forschung

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                                      spielerisch die Geheimnisse von Phänomenen, die für die Forschung am
                                                                                                                    Paul Scherrer Institut
                                      PSI von zentraler Bedeutung sind.
                                                                                                                    Schülerlabor iLab
                                      In erster Linie richtet sich das iLab an Jugendliche im Alter von 14 bis 15   5232 Villigen PSI, Schweiz
                                      Jahren, das Programm kann aber für 12- bis 20-Jährige angepasst werden.       Tel. +41 56 310 55 40, Fax +41 56 310 55 41

                                  Bequem, einfach und
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Schulblatt Kanton Zürich 6/2018
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Schulblatt6/2018 Schule und Eltern - Chancen und Grenzen der Zusammenarbeit - Kanton Zürich
Welche Schulreise ist Ihnen speziell                                                                                   Meine Schulzeit

                                                                    «Lehrer prägen
in Erinnerung und warum?
Mir ist besonders eine lange Wanderung
irgendwo im Gebiet des Muottas Muragl

                                                                    sich einem ein»
im Engadin in Erinnerung. Wir waren
zwei Tage lang unterwegs und verliefen
uns regelmässig. Trotzdem oder gerade
deswegen: Ich mag die hochalpinen Tou­
ren auch heute noch viel lieber als irgend­
einen Spazierweg durch grüne Wiesen
                                                                                         Fünf Fragen an Urs Wehrli,
oder entlang von Flüssen.                                                                  Kabarettist und Künstler
    Welche Lehrperson werden Sie
nie vergessen?
Es gibt kaum eine Lehrperson, die ich je
vergessen werde (ausser vielleicht Frölein
Habegger, die immer einen roten Roll­                Welches war Ihr liebstes Fach
kragenpulli trug, Heuschnupfen hatte und         und weshalb?
lispelte. An die erinnere ich mich über­         Turnen und Zeichnen habe ich immer
haupt nicht mehr). Lehrerinnen und Leh­          gerne gemocht, egal, wer unterrichtete. Je
rer prägen sich einem ein, sie sind die­         nach Lehrperson fand ich Biologie, Geo­
jenigen, denen man in einer wichtigen            grafie, Französisch und Deutsch auch im­
Phase des Lebens täglich stundenlang             mer wieder spannend.
zuschaut und zuhört. Da gab es den stren­            Was haben Sie in der Schule fürs
gen und autoritären Mathelehrer, der sich        Leben gelernt?
mit einem Minimum an Worten grossen              Ich fand den Spruch «Nicht für die Schule,
Respekt verschafft hat, den Geschichts­          sondern fürs Leben lernen wir» immer
lehrer, der eigentlich lieber Autorenn­          doof. Wir lernen nicht in der Schule fürs
fahrer geworden wäre und nie so richtig          Leben, sondern im Leben. Und die Schule
bei der Sache war, die Sprachlehrerin, für       gehört zum Leben. Am meisten gelernt
die Unterrichten das Leben war und die           habe ich vielleicht in einem Fach, das gar
sich persönlich beleidigt fühlte, wenn wir       nicht auf dem Stundenplan stand: Sozial­
schlecht gearbeitet hatten, und natürlich        kompetenz.
meine Erstklasslehrerin, die wie eine Mut­           Was hat Ihnen in der Schule gar
ter zu uns war und bei der sogar das Strafe-     nicht gefallen?                                      Urs Wehrli (49) ist Linkshänder, Querdenker
                                                                                                      und gelernter Typograf. Seit über 30 Jahren
Absitzen Freude machte. Und viele mehr!          Die Zeit zwischen den Pausen … Nein, im              tourt er zusammen mit Nadja Sieger als
Lehrpersonen sind neben den Eltern die           Ernst: Ich hatte immer dann Mühe, wenn               Duo «Ursus & Nadeschkin» zwischen Basel,
                                                                                                      Berlin, New York und Berg am Irchel.
ersten Personen, nach denen man sich             wir Dinge büffeln mussten, deren Sinn ich            ­Daneben veröffentlichte er mehrere Bücher
richtet, mit denen man Grenzen auslotet,         nicht verstand. Da kam es dann immer                  zum Thema «Kunst aufräumen». Er ist Vater
                                                                                                       eines Sohnes und lebt als Schauspieler,
die man verehrt oder über die man sich           mal wieder zu längeren Diskussionen mit               ­Kabarettist und freischaffender Künstler
ärgert.                                          den Lehrpersonen.                                      in Zürich.

Bildungs-Slang
Ruedi Widmer, Cartoonist, interpretiert Begriffe aus Bildung und Schule – diesmal: Handlungsorientierter Unterricht
                                                                                                                                                    Schulblatt Kanton Zürich 6/2018 Magazin
                                                                                                                                                    9
Schulblatt6/2018 Schule und Eltern - Chancen und Grenzen der Zusammenarbeit - Kanton Zürich
10   Schulblatt Kanton Zürich 6/2018 Fokus
Fokus

Schule
und Eltern
Der Kontakt mit den Eltern ist für Lehrperso­
nen wichtig und herausfordernd zugleich.
Wie w­ erden Studierende an der Pädagogischen
Hochschule auf das Thema vorbereitet und
wie gehen es erfahrene Lehrpersonen an? Das
«Schulblatt» hat recherchiert. Wieso sie sich
in einer Elternorganisation engagieren und wie
sie die Zusammenarbeit mit der Schule erleben,
erzählen zwei Mütter. An den Mittelschulen
wiederum gibt es noch wenige Elternvereine;
sie nehmen eine ganz andere Rolle ein als
an der Volksschule.
Cartoons: Ruedi Widmer

                                                 Schulblatt Kanton Zürich 6/2018 Fokus
                                                 11
Elterngespräch                                                                                                           auch der Umstand, dass einige Lehrper­

       Gut investierte
                                                                                                                                sonen mit dem «Schulblatt» nicht über
                                                                                                                                das Thema sprechen wollten – es sei «zu
                                                                                                                                heikel». Heikel deshalb, weil Lehrperso­

       Zeit
                                                                                                                                nen nicht wissen können, wie die Eltern
                                                                                                                                reagieren. Das Elterngespräch ist schon
                                                                                                                                in der Ausbildung eine Herausforderung.
                                                                                                                                Während der Umgang mit den Kindern

       Der schulische Elternkontakt gehört                                                                                      in den Praktika geübt werden kann,
                                                                                                                                ist eine Gesprächssituation mit Eltern
       zum Lehrberuf wie das Unterrichten in                                                                                    schwierig zu simulieren. Das bedeutet

       der Schule. Eine Vertrauensbasis                                                                                         nicht, in der Ausbildung gänzlich darauf
                                                                                                                                zu v
                                                                                                                                   ­ erzichten: «Die geeignete Gesprächs­
       von Schule und Elternhaus ist von                                                                                        führung lässt sich gut trainieren und ist
                                                                                                                                lernbar», sagt Stirnemann.
       grosser Bedeutung für den Lernerfolg                                                                                         Im Modul Kommunikationstraining an

       und die schulische Motivation der                                                                                        der PH Zürich lernen die Studierenden
                                                                                                                                präventive Aspekte des Elterngesprächs
       Schülerinnen und Schüler.                                                                                                kennen. Das beinhaltet etwa die Einla­
                                                                                                                                dung, die Vorbereitung auf ein Gespräch
       Text: Walter Aeschimann                                                                                                  oder Techniken für einen gelingenden
                                                                                                                                Gesprächsverlauf. Die Kompetenzen wer­
                                                                                                                                den im Wahlmodul zum Elterngespräch
                                                                                                                                ausgebaut und schliesslich auch im Modul
                                                                                                                                «Training Konfliktmanagement» themati­
                                                                                                                                siert. Letzteres findet gegen Ende der
                                                                                                                                Ausbildung statt und ist insofern gut plat­
                                                                                                                                ziert, als die Studierenden womöglich
                                                                                                                                schon Erfahrungen in den Quartalsprak­
                                                                                                                                tika gesammelt haben. Schliesslich kann
                                                                                                                                das Elterngespräch auch im Mentorat an­
                                                                                                                                gesprochen werden. Die Studierenden
                                        Ein Kind meldet sich nie zu Wort, eines       ven Rückmeldungen sachlich zu begeg­      selber reagieren unterschiedlich auf die
                                        sitzt quicklebendig auf dem Stuhl. Ein        nen. Aus Sorge und Empfindlichkeit re­    Ausbildung. Einige finden, man hätte viel
                                        Knabe mault stets frech zurück, ein           agieren sie auch mit Ablehnung, werden    mehr machen müssen. Andere haben den
                                        ­Mädchen hat als gute Rechnerin plötzlich     hilflos oder brechen in Tränen aus.       Eindruck erhalten, dass es mit den Eltern
                                         Mühe mit den Zahlen und eines kommt                                                    immer schwierig werde.
                                         dauernd verspätet in die Schule. Die         Respekt vor Elternkontakten
                                         verantwortliche Klassenlehrperson hat
                                         ­                                            Brigitte Stirnemann arbeitet im Zentrum   Den Aufwand nicht scheuen
                                         schon vieles unternommen. Verändert          Person & Profession der Abteilung Wei­    «Grundsätzlich ist der Kontakt mit den
                                         hat sich nichts. Nun sucht sie das Ge­       terbildung & Beratung an der PH Zürich.   Eltern nicht schwierig», sagt Stefan­
                                                                                                                                ­
                                         spräch mit den E ­ ltern.                    Aus zahlreichen Gesprächen weiss sie,     Mäder, Primarlehrer an der Schule Uetli­
                                             Das sogenannte Problemgespräch ist       dass Lehrpersonen «ziemlichen Respekt     berg, nach 17 Jahren beruflicher Tätigkeit.
                                         nur eine von vielen Möglichkeiten des        vor Elternkontakten» haben. Das zeigt     Als er vor 20 Jahren sein Studium absol­
                                         schulischen Elterngesprächs. Im Erstge­
                                         spräch etwa lernen Lehrpersonen vorerst
                                         die Eltern und die Lebensumstände des
                                         Kindes kennen. Im Standortgespräch be­
                                         sprechen sie den Entwicklungsstand und
                                         die Möglichkeiten beim Übertritt des Kin­
                                         des in die Primarstufe, in die 4. Klasse
                                         oder in die Sekundarstufe. Schliesslich
                                         haben gewisse Schulen und Klassenlehr­
                                         personen auch eigene Begegnungskultu­
Schulblatt Kanton Zürich 6/2018 Fokus

                                         ren entwickelt, um neben den offiziellen
                                         noch andere, persönlichere Kontakte mit
                                         den Eltern zu knüpfen und zu fördern.
                                         Auf dieser Ebene verlaufen die Gespräche
                                         normalerweise wenig heikel, meistens
                                         kooperativ, manchmal freundschaftlich.
                                         ­
                                         Das Problemgespräch hingegen ist für
                                         alle Beteiligten belastend. Die Lehrperson
                                         muss für verschiedene Reaktionen doku­
                                         mentiert und vorbereitet sein: auf Lob,
                                         Unterstützung und Kooperation, auf un­
                                         erwartete Anklagen, Rückweisung oder
                                         Verständnisschwierigkeiten. Sie muss zu­
                                         dem den Perspektivenwechsel vollziehen.
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                                         Für Eltern ist es schwierig, wenig positi­
vierte, war das Elterngespräch kein The­    arbeit «eine Kernkompetenz für jede           tung für den Lernerfolg und die schuli­
ma. Er habe vieles «on the job» gelernt.    Lehrperson und gut investierte Zeit». Das     sche Motivation der Schülerinnen und
Als Junglehrer habe er jeweils «um den      bedeute aber, den Aufwand nicht zu            Schüler. Dabei sei besonders wichtig, wie
heissen Brei» herumgeredet, wenn er eine    scheuen. Mit gewissen Eltern sei er fast      die Eltern zu Hause über die Lehrper­
unangenehme Situation thematisieren         täglich in Kontakt, via Telefon oder mit      sonen redeten. Wenn die Eltern abschät­
musste. Inzwischen ist er überzeugt, dass   ­einer kurzen E-Mail. Die Qualität seiner     zig über die Lehrperson sprechen w ­ ürden,
man den Eltern damit nicht entgegen­         Gespräche habe auch zugenommen, seit         sinke die Achtung der Schülerinnen und
                                                                                                                                        Schulblatt Kanton Zürich 6/2018 Fokus

kommt. Er habe sehr gute Erfahrungen         er eigene Kinder habe. Ausserdem läuft       Schüler für die Lehrperson und die
mit einer «offensiven Kommunikation»         er mit den Erstklässlern im ersten Monat     Beziehungsqualität nehme rapide ab.
                                                                                          ­
gemacht. Dies bedeutet auch, möglichst       mit der ganzen Klasse den Schulweg ­eines    «Diese matchentscheidende Mitverant­
viele Informationen über die Schule oder     Kindes ab bis zum Elternhaus. Dort wird      wortung ist vielen Eltern noch nicht genü­
seinen Unterricht preiszugeben.              die Klasse empfangen und darf – wenn         gend bewusst.»
    Offensiv meint hingegen nicht direkt     das Kind und die Eltern es erlauben –            Das spezifische Ziel auf Sekundar­
und unverblümt. Mäder, der sich in den       auch dessen Zimmer anschauen.                stufe sei es, mit den Eltern eine passende
Kreisschulbehörden und in schulischen                                                     Anschlusslösung für den Schritt in die Be­
Pilotprojekten engagiert, achtet im El­     Die Vertrauensbasis sichern                   rufswelt zu finden. «Wenn dieses Fin­
terngespräch bewusst auf die Wahl der       Dani Kachel ist Sekundarlehrer und Prä­       dungsprojekt zum gemeinsamen Projekt
Worte. Er übt nicht Kritik, sondern gibt    sident des Vereins Sekundarlehrkräfte         von Schülern, Schülerinnen, Lehrperso­
Anregungen und überlegt sich, ob gewisse    des Kantons Zürich (SekZH). «Das Eltern­      nen und Eltern wird, dann ist auch das
Äusserungen dem Kind zu Hause schaden       gespräch stellt die grundsätzliche Ver­       Schulische wesentlich einfacher zu errei­
und zur Bestrafung führen könnten. Das      trauensbasis mit dem Elternhaus sicher»,      chen.» Die Eltern wollen, dass ihre Kinder
                                                                                                                                        13

möchte er vermeiden. Für ihn ist Eltern­    sagt er. Diese Basis sei von grosser Bedeu­   gut aufgehoben sind und eine gute Lehre 
machen. Dafür sei eine intakte Beziehung     tet wie die Lehrperson und müssten eher        fanden es eine Zumutung, dass sie diese
                                        wichtig. Zumindest sollte die Überzeu­       beraten, beruhigt, manchmal auch getrös­       Mails lesen mussten. Sie erwarteten vom
                                        gung vorhanden sein, dass Schule und         tet werden. Seien Eltern einmal unein­         Lehrer, dass er persönlich informiere. «Es
                                        Eltern dasselbe Ziel haben. Je nachdem
                                        ­                                            sichtig, habe sich Konsequenz bewährt.         ist für Lehrpersonen eine Herausforde­
                                        sei ein mehr oder weniger intensiver         Etwa bei jenem Vater, der den übermässi­       rung, auf die zum Teil sehr unterschiedli­
                                        ­Kontakt nötig.                              gen Medienkonsum seines Sprösslings            chen Erwartungen zu reagieren», sagt
                                                                                     nicht wahrhaben wollte. Nach dem vierten       Stirnemann.
                                        Viel Kontakt im Kindergarten                 Elterngespräch habe ihr der Vater stolz
                                        «Die Eltern sollen zu Beginn der Schul-      mitgeteilt, dass er den Medienkonsum sei­      Das Wohl des Kindes im Zentrum
                                        laufbahn auch empfangen werden. Sie          nes Kindes drastisch eingeschränkt habe.       Die Dozentin rät Lehrpersonen, den As­
                                        sollen das Gefühl erhalten, dass sie dazu­                                                  pekt des Elternkontaktes schon bei der
                                        gehören», sagt Judith Wick. Sie war Kin­     Eltern wollen Einfluss nehmen                  Stellensuche zu bedenken. Sie sollen sich
                                        dergärtnerin und schulische Heilpädago­      Der Umgang mit den Eltern habe sich ver­       bewusst überlegen, in welchem Umfeld
                                        gin. Seit Kurzem ist sie pensioniert. Im     ändert, finden alle angefragten Fachper­       sie arbeiten möchten – eher mit bildungs­
                                        Kindergarten sei der Elternkontakt auto­     sonen. Früher wurde die Institution Schu­      fernen oder bildungsorientierten Eltern.
                                        matisch intensiver. Eltern bringen ihre      le von den Eltern weniger in Frage gestellt.   «Wir vermitteln den Studierenden, dass
                                        Kinder öfter in die Schule. Lehrperson       Heute würden die Themen rund um den            viele unterschiedliche Elternkontakte und
                                        und Eltern reden vor der Eingangstür         gerechten Umgang mit dem eigenen Kind          Gesprächsverläufe möglich sind», sagt
                                        oder auf dem Flur. Dabei könnten unbe­       viel zentraler. «Es sei dennoch eine wich­     Stirnemann. Eltern beispielsweise, die in
                                        fangen auch schulische Themen ange­          tige Aufgabe der Lehrperson, den Kindern       ihrem Berufsumfeld stets kämpfen müs­
                                        sprochen werden. Wenn Judith Wick als        Reibungsflächen zu bieten, mit allen           sen, bringen diesen Stil auch mit ins Ge­
                                        Heilpädagogin zum Elterngespräch ein­        ­Konsequenzen», findet Dani Kachel. Dass       spräch. Gibt es Konflikte mit den Eltern,
                                        geladen hatte, wurde meistens über son­       auch Widersprüche und Spannungen              sollte die Schulleitung zwingend infor­
                                        derpädagogische Massnahmen für das            entstehen könnten, sei folgerichtig und
                                                                                      ­                                             miert und bei späteren Gesprächen ein­
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                                        Kind gesprochen. Diese Gespräche ver­         notwendig. Damit gelte es umzugehen           gebunden werden. Und schliesslich, wenn
                                        laufen häufig standardisiert und sind         und den Eltern auch entsprechend – wenn       kulturelle oder sprachliche Schwierigkei­
                                        komplexer. Neben der Klassenlehrper-          nötig nicht im Beisein des Kindes – zu
                                                                                      ­                                             ten entstehen könnten, sollte auch ein
                                        son und den Eltern mit dem Kind kann          kommunizieren.                                Kulturvermittler einbezogen werden –
                                        auch die Schulpsychologin anwesend                Der zunehmende Einfluss der Eltern        nicht etwa ein älteres Geschwister.
                                        sein. Als Vorbereitung füllen Lehrperson      auf die Schule kann auch in Kontrolle             Das einzig richtige Elterngespräch gib
                                        und Eltern das entsprechende Formular         münden. Brigitte Stirnemann erinnert          es wohl nicht. Nur eines sollte immer be­
                                        «Schulisches Standortgespräch» der Bil­       sich an einen Junglehrer, der bei ihr im      achtet werden. Letztlich braucht es die
                                        dungsdirektion aus.                           Beratungsgespräch «völlig konsterniert»       gegenseitige Akzeptanz und Wertschät­
                                            Judith Wick hat die Erfahrung ge­         gewesen sei. Einige Eltern hätten seine       zung aller beteiligten Personen, damit der
                                        macht, dass in diesen Gesprächen «die         Prüfungen verglichen und kontrolliert         zentrale Aspekt nicht untergeht. «Ein gu­
                                        Beziehungsarbeit sehr wichtig» ist. Die       und er habe sich stets erklären müssen. Er    tes Gespräch hat dann stattgefunden,
                                        Eltern seien meistens kooperativ und          schrieb zusätzlich jeden Monat eine infor­    wenn am Schluss das Gefühl aufgekom­
                                        dankbar für die Anregungen. Sie hätten        mierende Rundmail an die Eltern. Auch         men ist, dass das Wohl des Kindes im Zen­
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                                        schon Ähnliches bei ihrem Kind beobach­       dies sei nicht recht gewesen. Die Eltern      trum stand», sagt Stefan Mäder. 
Elternmitwirkung                                                                                                              hilfreich und flossen direkt in unsere

       «Wir sind kein
                                                                                                                                     ­Arbeit ein.
                                                                                                                                            Welche Themen haben im Eltern­
                                                                                                                                      forum keinen Platz?

       Schönwetter-
                                                                                                                                      Wolff: Heikle persönliche Anliegen, bei­
                                                                                                                                      spielsweise Differenzen zwischen Lehr­
                                                                                                                                      person und Eltern. Diese Dinge haben

       gremium»
                                                                                                                                      im Elternrat nichts verloren, sondern
                                                                                                                                      ­gehören ins Elterngespräch.
                                                                                                                                            Was läuft im Elternrat Oberseen
                                                                                                                                       anders als in Uetikon?
       Wieso soll man sich im Elternrat engagie­                                                                                       Spühler: Unser Elternrat ist um ein Viel­
                                                                                                                                       faches grösser. Pro Klasse wird je eine
       ren? Was lässt sich bewegen? Und wo                                                                                             Delegierte und eine Stellvertretung ge­
                                                                                                                                       ­

       ­liegen die Grenzen der Elternmitwirkung?                                                                                       wählt. Da es in Oberseen insgesamt
                                                                                                                                       29 Primar-, Sekundar- und Kindergarten­
        Zwei engagierte Mütter geben Auskunft.                                                                                         klassen gibt, nehmen an den jährlich
                                                                                                                                       drei Plenarsitzungen also regelmässig
       Text und Foto: Reto Heinzel                                                                                                     zwischen 30 und 40 Personen teil.
                                                                                                                                            Ist diese stattliche Grösse aus Ihrer
                                                                                                                                       Sicht ein Nachteil?
                                                                                                                                       Spühler: Nicht unbedingt. Ich empfinde
                                                                                                                                       den Austausch stets als bereichernd. Aber
                                                                                                                                       natürlich können wir im Plenum un­
                                                                                                                                       möglich alle wichtigen Fragen anschnei­
                                                                                                                                       den. Stufenspezifische Angelegenheiten
                                        Wie kamen Sie auf die Idee, sich in der       Wolff: Nicht zuletzt dank der verringerten       ­diskutieren wir deshalb im Rahmen von
                                        Elternmitwirkung zu engagieren?               ­Grösse des Elternforums hat sich in den          sogenannten Thementischen, an denen
                                        Regula Spühler: Der Grundstein dazu            letzten Jahren eine sehr enge Zusammen­          auch die beiden Schulleitungen und Lehr­
                                        wurde in Namibia gelegt, wo wir in den         arbeit zwischen allen Beteiligten entwi­         personen teilnehmen.
                                        2000er Jahren einige Zeit lebten. Unsere       ckeln können. Besonders eng ist die                  Hat sich dieses Vorgehen bewährt?
                                        beiden älteren Kinder besuchten dort zu­       ­Zusammenarbeit mit dem Geschäftsfüh­            Spühler: Ja, damit haben wir eine ideale
                                        nächst die staatliche, dann die internatio­     rer Schule, der für uns eine Art Sekretär       Ergänzung zum grossen Plenum, wo wir
                                        nale Schule. Die Elternmitwirkung war           ist. Mit ihm bespreche ich jeweils im Vor­      dann wiederum gewonnene Erkenntnisse
                                        eine Selbstverständlichkeit, namentlich in      feld der jährlich vier Sitzungen die von        austauschen und allen zugänglich machen
                                        der Projektarbeit. Als wir 2009 nach Win­       den Mitgliedern vorbesprochenen Themen.         können. Zudem bieten die vorbereitenden
                                        terthur zurückkehrten und Mitglieder für        Der Geschäftsführer nimmt auch stets an         Sitzungen mit den Schulleiterinnen eine
                                        den Elternrat gesucht wurden, fiel mir der      unseren ­  Sitzungen teil, gemeinsam mit        weitere Möglichkeit, heikle oder neue
                                        Entscheid leicht.                               Vertretern der Schulpflege und der Schul­       Themen aus verschiedenen Blickwinkeln
                                        Kirsten Wolff: Vom Elternforum Uetikon          leitung.                                        zu betrachten.
                                        habe ich zum ersten Mal während eines                Was ist die Kernaufgabe der                    Wie weit reicht der Einfluss des
                                        Elternabends im Kindergarten gehört. Ich        Elternmitwirkung?                               ­Elternrates oder des Elternforums?
                                        fand die Idee zwar sehr interessant, hielt      Spühler: Im Zentrum steht für mich die           Wolff: Unser Ziel ist klar: die Interessen
                                        mich zu diesem Zeitpunkt aber noch zu­          Mitverantwortung für das Schulerlebnis           der Schüler und Eltern gegenüber der
                                        rück. Ein Jahr später schnupperte ich in        der Kinder. Es geht aber auch um Erzie­          Schule zu vertreten. Allerdings ist es uns
                                        einer Sitzung des Elternforums. Das gefiel      hungspartnerschaft. So sind an unserer           wichtig, die Schule zu unterstützen und
                                        mir sehr gut. Ich bewarb mich und wurde         Schule beispielsweise 360-Grad-Feedbacks         nicht gegen sie zu wirken. Wir haben zwar
                                        von der Schulpflege auch prompt gewählt.        durchgeführt oder Tops und Flops an              keine Entscheidungsbefugnis, doch wir
                                            Dass die Schulpflege auf die Wahl           ­Elternabenden diskutiert worden.                können Vorschläge einbringen und Anträ­
                                        Einfluss nimmt, ist ungewöhnlich.
                                        Wie funktioniert die Elternmitwirkung
                                        in Uetikon genau?
                                        Wolff: Das Elternforum wurde vor über
                                                                                                       «Wer nur ans eigene
                                        zehn Jahren ins Leben gerufen. Es löste                     Kind denkt, ist im Elternrat
Schulblatt Kanton Zürich 6/2018 Fokus

                                        den Elternrat mit seinen zahlreichen Mit­
                                        gliedern ab. Die zwölf Mitglieder sind als                      am falschen Platz.»
                                        Ansprechpersonen für die einzelnen                                                  Regula Spühler
                                        Schulstufen tätig. Dass die Mitglieder
                                        jährlich nicht durch die Eltern, sondern
                                        durch die Schulpflege gewählt werden, ist     Wolff: Das Elternforum ist eine Art Brü­       ge stellen, bei der Schule oder bei der
                                        für mich ein klares Zeichen, dass die         cke zwischen Eltern und Schule. Und die­       Schulpflege. Sehr erfreulich ist deshalb,
                                        Schule Wert auf eine funktionierende Zu­      ser Rolle versuchen wir gerecht zu wer­        dass sich die Schule stets offen für unsere
                                        sammenarbeit legt und diese ernst nimmt.      den. Wir bemühen uns auch regelmässig,         Anliegen zeigt. Man merkt, dass sie uns
                                        Auf Klassenebene haben wir nach wie vor       die Meinungen der anderen Eltern abzu­         ernst nimmt und viele unserer Ideen und
                                        die Elternsprecherinnen und -sprecher,        holen. Vor einiger Zeit haben wir ­zudem       Vorschläge übernimmt.
                                        welche die Lehrpersonen bei Aktivitäten       eine Elternumfrage durchgeführt. Dadurch           Können Sie ein Beispiel nennen?
                                        und Projekten unterstützen.                   erhielten wir ein differenziertes Bild der     Wolff: Was uns immer wieder beschäftigt,
                                            Wie sieht diese Zusammenarbeit            verschiedenen Elternanliegen und -mei­         ist die Weitergabe von Informationen an
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                                        konkret aus?                                  nungen. Diese Ergebnisse waren sehr            die Eltern. Es kam in der Vergangenheit
zum Beispiel immer wieder vor, dass Eltern
sich über die Klassengrössen beklagten.
Darauf hat uns die Schulleitung dargelegt,
wie klein der gesetzliche Spielraum in
dieser Frage letztlich ist. Die Argumente
leuchteten uns ein, gleichzeitig schien es
uns wichtig, alle Eltern über den Sachver­
halt zu informieren. Gemeinsam mit der
Schule entschieden wir, einen Artikel in
der örtlichen Schulzeitung zu publizieren.
Spühler: Das Beispiel zeigt sehr anschau­
lich, wie wichtig aus Elternsicht eine trans­
parente Kommunikation ist. Es gibt ja
durchaus Situationen, in denen die Schul­
leitung über gewisse Entwicklungen noch
nicht informieren will, weil ihrer Meinung
nach zu vieles noch unklar oder unsicher
sei. Dabei geht jedoch vergessen, wie gross
das Bedürfnis der Eltern nach umfassen­
der Information ist. Darum ist es auch so
wichtig, dass die Elternvertretung eng mit
der Schulleitung zusammenarbeiten kann.                                                                                   Regula Spühler (links), Mutter von drei
        Welche Möglichkeiten hat die                spricht immer wieder einmal die Heraus­                               Kindern (2. KV, 2. Sek. und 4. Klasse) ist
                                                                                                                       Präsidentin des Elternrats Oberseen Win­
­Elternvertretung, das schulische Leben             forderungen an, denen sich aus dem Aus­
                                                                                                                       terthur. Kirsten Wolff, Mutter eines Zweit­
 mitzugestalten?                                    land zugezogene Familien hier stellen                               klässlers, ist Koordinatorin und Spreche­
 Spühler: Sehr wichtig ist für uns zum              müssen. Dieser Blick von aussen ist sehr                                rin des Elternforums Uetikon am See.

 ­Beispiel die Elternbildung zu schulischen         wertvoll für uns.
  Themen. Eines unserer Projekte ist                         Auslöser, in der Elternvertretung
  ­«Femmes-Tische», das wir gemeinsam mit           mitzumachen, sind in der Regel die
   dem Roten Kreuz organisieren und mit             ­eigenen Kinder. Wie gut lassen sich
   dem wir Frauen mit Migrationshinter­              persönliche und schulische Anliegen
   grund ­   zusammenbringen wollen. Alle            in Einklang bringen?
   zwei Jahre führen wir zudem Workshops             Spühler: Wer nur ans eigene Kind denkt,
   für Jugendliche über die Auswirkungen             ist im Elternrat sicher am falschen Platz.
   der Pubertät durch. Solche Projekte               Der gemeinschaftliche Aspekt ist für mich
   ­realisieren wir stets gemeinsam mit der          enorm wichtig. Und diese Gemeinschaft              entwickelt man mit der Zeit auch ein
    Schule – nur dann sind sie erfolgreich.          ist bekanntlich heterogen und wandelt              Gespür für das Machbare. Das betrifft
                                                                                                        ­
    Wolff: Das Elternforum hat zum B    ­ eispiel    sich rasch. Eine unterstützende Haltung            auch die Finanzen, wo wir glücklicher­
    das Gotti-/Götti-Prinzip für neue Familien       des Elternrats ist ein wichtiges Signal,           weise in der Regel auf die Unterstützung
    mit Schulkindern in Uetikon eingeführt.          ­gerade auch gegenüber den Kindern.                der Behörden zählen dürfen.
    Dabei unterstützen Eltern die Familien in         Wolff: Es kommt immer wieder vor, dass            Spühler: Auch wir geniessen finanziell
    allen Fragen zur Schule oder auch darüber         der eine oder andere ein persönliches             grosse Freiheiten, das ist wunderbar. Zum
    hinaus. Gerade für ausländische Familien          Anliegen einbringt. Damit muss man
                                                      ­                                                 Beispiel bei den Eltern-Weiterbildungen,
    ist dieses Vorgehen sehr hilfreich. Auch          im Gremium umgehen können. Unser                  die gar nicht so einfach zu budgetieren
    führen wir Elternabende zu schulischen            Elternforum birgt hier sicher gewisse
                                                      ­                                                 sind. Ich bin überzeugt: Wenn Elternrat
    Themen durch. Derzeit diskutieren wir             ­Vorteile: Es ist ein überschaubarer Kreis,       und Schule bei einem Projekt am selben
    gerade die Einführung ­eines zusätzlichen          in dem man sich mit der Zeit gut kennt           Strang ziehen, gibt es immer Mittel und
    MINT-Angebots.                                     und auf die Anliegen der Mitglieder bes­         Wege, zum Ziel zu kommen.
        Wie gut gelingt es Ihnen, Eltern               ser eingehen kann.                                    Wo liegen die grössten Heraus­
    zur Mitwirkung zu bewegen?                               Wo liegen die Grenzen Ihrer                forderungen?
    Spühler: Das ist eine ständige Herausfor­          ­Tätigkeit?                                      Spühler: Mich treibt vor allem die Frage
    derung. Uns ist wichtig, dass möglichst             Spühler: Wenn wir uns bewusst in päda­          um: Vertreten wir im Elternrat wirklich
    alle Bevölkerungsschichten im Elternrat             gogische Belange einmischen würden, das         alle Eltern? Bekommen wir auch wirklich
    vertreten sind. Einerseits versuchen wir,           ist klar. Entscheidender ist aber die persön­   alles Wichtige mit, das die Eltern beschäf­
                                                                                                                                                                 Schulblatt Kanton Zürich 6/2018 Fokus

    gezielt ausländische Eltern anzusprechen,           liche Ebene – wie so oft: Wenn es zwischen      tigt? Ein grosses Thema bleibt die Migra­
    die sich möglicherweise sonst nicht mel­            den Beteiligten auf der menschlichen            tion, aber auch die soziale Benachteili­
    den würden. Wir motivieren aber auch                Ebene nicht funktioniert, ist es schwierig,     gung gewisser Familien darf man nicht
    speziell Väter, sich im Elternrat zu enga­          sachliche Lösungen zu finden. Wenn wir          unterschätzen. Weil sich die Schule
    gieren. Wichtig sind auch getrennt leben­           gegenüber der Schule zu angriffig wären         ­ständig verändert, ist ein Elterngremium
    de Eltern, die ihre Kinder vielleicht nur           oder bestimmte Personen blossstellten,           auch so wertvoll: Die Schule bekommt von
    jedes zweite Wochenende sehen. Auch                 würde man uns in einer Abwehrhaltung             diesem ein direktes Feedback zu ihrer
                                                                                                         ­
    diese Stimmen müssen Gehör finden.                  begegnen. Es braucht, wie überall, den           täglichen Arbeit.
    Wolff: Sehr wichtig sind für uns ­Eltern,           ­gegenseitigen Respekt und das Wohlwol­          Wolff: Allen Eltern gerecht zu werden,
    die ihrerseits gut vernetzt sind. Wir achten         len, um weiterzukommen.                         bleibt für uns eine ständige Herausforde­
    auch darauf, dass alle Schulstufen in etwa           Wolff: Ich muss zugeben: Bislang bin            rung. Nichtsdestotrotz möchte ich betonen:
    gleichmässig im Elternforum vertreten                ich noch nicht an wirkliche Grenzen ge­         Die Elternmitwirkung ist ein Mehrwert.
    sind. Die Themen Migration und Integra­              stossen. Seit ich im Elternforum dabei          Wir sind kein Schönwettergremium. Das
    tion beschäftigen uns ebenfalls. Eines               bin, ­haben wir noch immer gemeinsame           zeigt sich auch daran, dass das Elternforum
                                                                                                                                                                17

    ­unserer Mitglieder, eine US-Amerikanerin,           Lösungen gefunden. Selbstverständlich
                                                         ­                                               immer wieder kritische Fragen stellt. 
Elternvereine an Mittelschulen                                                                                              sundheitstage oder leistet einen Beitrag

       Die Eltern als
                                                                                                                                   an die Apéros von Elternabenden.
                                                                                                                                       Ein wichtiger Teil der Arbeit der El­
                                                                                                                                   ternorganisationen ist der Dialog mit dem

       Ressource
                                                                                                                                   Rektorat und der Schülerorganisation.
                                                                                                                                   «Wir bringen die Elternperspektive ein»,
                                                                                                                                   sagt Cristina Blattmann. Sie sieht die
                                                                                                                                   Schulevaluation als eine weitere Mög­

       An Mittelschulen ist die organisierte                                                                                       lichkeit, die Erfahrungen und Ideen
                                                                                                                                   der Erziehungsberechtigten einzubringen.
       ­Elternarbeit nicht gesetzlich vor­                                                                                         «Dadurch könnten zusätzliche Verbesse­

        geschrieben. Wo es sie gibt, sind die                                                                                      rungspotenziale entdeckt werden.» Bisher
                                                                                                                                   sei die EMW jedoch noch nie eingeladen
        ­Erfahrungen sehr positiv. Der Präsident                                                                                   worden, an einer externen Evaluation
                                                                                                                                   teilzunehmen.
         der Schulleiterkonferenz der kanto-
                                                                                                                                   Erst fünf Elternorganisationen
         nalen Mittelschulen will deshalb für die                                                                                  Die EMW hat vor einigen Jahren damit
         Elternmitwirkung Werbung machen.                                                                                          begonnen, den Kontakt mit den anderen
                                                                                                                                   Zürcher Elternorganisationen zu suchen.
       Text: Andreas Minder                                                                                                        Mittlerweile gibt es jährlich zwei Treffen.
                                                                                                                                   Die Zahl der Teilnehmenden ist allerdings
                                                                                                                                   überschaubar. Zurzeit gibt es erst an vier
                                                                                                                                   weiteren Schulen Elternvereine: Gym­
                                                                                                                                   nasium Freudenberg, Kantonsschule Zür­
                                                                                                                                   cher Oberland, Realgymnasium Rämi­
                                                                                                                                   bühl, Kantonsschule Enge.
                                                                                                                                        Der Elternverein Kantonsschule Enge
                                                                                                                                   ist deutlich jünger als jener in Winterthur,
                                                                                                                                   kann aber doch auch schon auf eine
                                                                                                                                   zwanzigjährige Geschichte zurückblicken.
                                                                                                                                   Auch er pflegt den Austausch mit der
                                                                                                                                   Schulleitung, der Schülerorganisation
                                                                                                                                   und den anderen Elternorganisationen.
                                        Die älteste und grösste Elternorganisation   («Aufgrund der grossen Nachfrage sind         Auch er sponsert kulturelle Anlässe und
                                        auf Mittelschulstufe ist jene von Winter­    alle Kurse ausgebucht.»), Referat von Al­     Vorhaben von Schülerinnen und Schülern
                                        thur. Die Elternvereinigung Mittelschulen    lan Guggenbühl über die Rolle der Eltern      und führt Anlässe zu aktuellen Themen
                                        Winterthur (EMW) wurde 1982 gegründet        am Gymnasium, Taktik- und Sicherheits­        durch. Dazu beteiligt er sich an der Schul­
                                        und hat rund 400 Familien als Mitglieder.    training für Schülerinnen und Schüler,        evaluation. Sichtbar wird der Eltern­
                                        Es sind Eltern von Schülerinnen und          Workshop für Lernende über die richtige       verein für die Schüler und Eltern bereits
                                        Schülern der Kantonsschulen Rychen­          Kommunikation mit Lehrpersonen usw.           bei der Begrüssung der «Erstklässler» am
                                        berg, Im Lee und Büelrain. Präsidentin       Die EMW kümmert sich aber nicht nur           ersten Schultag. Von Bedeutung ist die
                                        Cristina Blattmann fasst die Rolle der       um die Bildung von Eltern und Schülern,       Stimme der Eltern insbesondere in der
                                        EMW in einem Satz zusammen: «Wir ver­        sondern tritt auch als Sponsor auf. Sie hat   Kontaktgruppe, einem breit zusammen­
                                        stehen uns als Ressource für die Schu­       Saiteninstrumente für Linkshänder ange­       gesetzten Team, das Weiterbildungen und
                                        len.» Was das konkret bedeutet, zeigt ein    schafft, zahlte an eine Photovoltaikanlage    Anlässe zu Gesundheit, Suchtprävention
                                        Blick auf die Veranstaltungen und Aktivi­    auf den Dächern der Kantonsschule Ry­         und allgemeinen Lebensproblemen ver­
                                        täten des Vereins: Workshops zum Thema       chenberg, unterstützt den Maturaball,         anstaltet. Jugendliche können sich an die
                                        Medienkonsum, Seminar «Lerne Lernen»         spendiert die Äpfel für die jährlichen Ge­    Gruppe wenden, wenn sie schulische oder
                                                                                                                                   persönliche Probleme haben.
                                                                                                                                        Moritz Spillmann, Rektor der Kan­
                                          Beschränktes Recht auf Mitsprache                                                        tonsschule Enge, schätzt das Engagement
                                          Die Elternmitwirkung hat an der Mittelschule, unter anderem aufgrund des Alters          des Elternvereins und ist überzeugt, dass
                                          der Schülerinnen und Schüler, nicht den gleichen Stellenwert wie an der Volks­           der Dialog mit den Eltern wichtig ist für
Schulblatt Kanton Zürich 6/2018 Fokus

                                          schule. Die wenigen Bestimmungen im Mittelschulgesetz, in der Mittelschul­               das Klima an der Schule. «Ein Vertrauens­
                                          verordnung und im Disziplinarreglement halten im Wesentlichen fest, worüber              verhältnis ist ein guter Boden, auf dem
                                          die Eltern zu informieren sind. So müssen die Schulen die Eltern «über wichtige          auch Meinungsverschiedenheiten disku­
                                          Schulangelegenheiten sowie insbesondere über Leistung und Verhalten der                  tiert werden können.» Durch regen Aus­
                                          Schülerinnen und Schüler» auf dem Laufenden halten. Droht einer Schülerin                tausch und offene Information verkleine­
                                          oder einem Schüler der Ausschluss, sind die Eltern anzuhören. Im Mittelschul­            re sich zudem die Gefahr von Missver-
                                          gesetz heisst es ausserdem, dass sich die Eltern mit ihren Anliegen an die Schul­        ständnissen. Konflikte könnten so früh­
                                          leitung oder an die Lehrpersonen wenden können. Im Untergymnasium gelten                 zeitig aufgefangen werden. «Das ist auch
                                          teilweise die rechtlichen Regelungen der Sekundarstufe der Volksschule.                  in unserem Interesse, und deshalb trei­
                                          Die Elternorganisationen haben einen Sitz in der Bildungsrätlichen Kommission            ben wir dafür beträchtlichen Aufwand.»
                                          Mittelschulen. Er wird seit dem 1. September 2018 durch Cristina Blattmann,              Die Schulleitung habe etwa auf Initiative
                                          der Präsidentin der Elternvereinigung Mittelschulen Winterthur, besetzt. Die             des Elternvereins begonnen, Elternaben­
                                          Kommission unterstützt den Bildungsrat bei Entscheiden, die die gymnasialen              de zu Themen wie Probezeit, Bestehens­
                                          sowie die Handels-, Informatik- und Fachmittelschulen betreffen. [ami]                   normen oder Sprachzertifikate durchzu­
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                                                                                                                                   führen. «Die Schülerinnen und Schüler 
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informieren wir zwar über solche The­        möglichen.» Als ehemaliger Rektor der        ganzen Schule einsetzen. «Da haben
                                        men, das heisst aber nicht, dass automa­     Kantonsschule Zürich Oberland weiss          wir mit den gleichen Schwierigkeiten
                                        tisch auch die Eltern im Bild sind.»         Zimmermann, wovon er spricht. Er konnte      zu kämpfen wie viele Vereine, die auf
                                                                                     dort auf den Support einer aktiven Eltern­   ­Freiwilligenarbeit basieren», sagt Cristina
                                        Wichtig für das Wohl der Schule              organisation zählen.                          Blattmann. Die EMW sei mit 400 Familien
                                        Zu den dezidierten Befürwortern der              Zimmermann weiss aber auch, dass es       als Mitgliedern auf rund 2500 Schülerin­
                                        Elternmitwirkung gehört auch Martin
                                        ­                                            skeptische Stimmen bezüglich der Eltern­      nen und Schüler jedoch vergleichsweise
                                        Zimmermann, Präsident der Schulleiter­       mitwirkung gibt. «Das beruht auf einem        gut aufgestellt. Aber so gross der Andrang
                                        konferenz der kantonalen Mittelschulen       Missverständnis», ist er überzeugt. Einige    zu den Veranstaltungen sei, so bescheiden
                                        (SLK): «Die Eltern haben eine wichtige       Lehrpersonen und auch Schulleitungen          sei die Teilnahme an der Mitgliederver­
                                        Funktion für das Wohl der Schule. Sie        fürchteten, die Elternvereine könnten         sammlung. Auch auf vakante Vorstands­
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                                        denken mit und bringen Themen und            sich als Aufsichtsorgan oder Gewerk­          sitze gebe es keinen Run.
                                        Probleme aufs Tapet, die wir vergessen.»     schaft gebärden. Er habe das aber nie              «Wir müssen Werbung machen für die
                                        Oft merke die Schulleitung nur dank der      erlebt. «Es gibt keinen Grund, Angst zu       Elternmitwirkung», findet deshalb Martin
                                        Eltern, dass sie besser erklären müsse,      haben vor den Eltern.» Diese wüssten          Zimmermann. Der Anstoss für die Grün­
                                        zum Beispiel, weshalb Stunden ausfielen.     durchaus, wo die Grenzen der Mitwirkung       dung müsse allerdings von den Eltern
                                        Das sei zwar mit Arbeit verbunden. Man       lägen. Zu Personellem, zur Unterrichts-       ­selber kommen. «Das ist nicht die Sache
                                        gewinne dadurch aber die Unterstützung       gestaltung, zu Lehrmitteln hätten sie          der Schulleitung.» Seit Kurzem Rektor
                                        der Eltern. «Und die brauchen wir, das       nichts zu sagen. «Aber sie haben das           der jüngsten Zürcher Kantonsschule in
                                        Gymnasium ist Gegenstand politischer         Recht, zu erfahren, weshalb wir ein be­        Uetikon am See, wünscht sich Zimmer­
                                                                                                                                    ­
                                        Diskussionen geworden.» Vor allem in         stimmtes Lehrmittel gewählt haben.»            mann, dass an seiner neuen Wirkungs­
                                        ländlichen Gebieten sei der Goodwill der         Ein Grund für die geringe Anzahl           stätte bald ein Elternverein entsteht.
                                        Eltern ebenso aus praktischen Gründen        Elternorganisationen könnte das man­
                                                                                     ­                                              Bisher hätten drei Mütter Interesse
                                                                                                                                    ­
                                        wertvoll: «Sie können lokale Kontakte        gelnde Interesse der Eltern sein. Wer          bekundet. «Ein guter Anfang. Aber es
                                                                                                                                    ­
                                        vermitteln, den Zugang zu Institutionen      primär an das eigene Kind denkt, mag
                                                                                     ­                                              wäre schön, wenn sich auch Männer dafür
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                                        erleichtern, den Besuch in einer Firma er­   sich womöglich nicht für das Wohl einer        begeistern könnten.» 
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