Entwicklungsleitbild 2021-2030 - Kanton Aargau

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Entwicklungsleitbild 2021-2030 - Kanton Aargau
Entwicklungsleitbild 2021–2030
Herausgeber

Regierungsrat des Kantons Aargau

Regierungsgebäude

5001 Aarau

www.ag.ch

Grafik Titelbild

Saatchi & Saatchi Zürich AG

Druck

Druckerei AG Suhr

Klimaneutral gedruckt auf Magno-Satin FSC®

                         AGENDA
                         2030
Die UNO-Agenda 2030 ist der globale Referenzrahmen für nachhaltige Entwicklung und der
Bezugspunkt für die Nachhaltigkeitspolitik der Schweiz. Das vorliegende Entwicklungsleitbild
2021– 2030 trägt zur Erfüllung der Agenda 2030 im Kanton Aargau bei.

Copyright

© 2021 Kanton Aargau

b                                                                                             Entwicklungsleitbild
Aargau 2030 –
Für die Menschen im Aargau

Der Kanton Aargau bietet seinen Einwohnerinnen und Einwohnern eine hohe
Lebens- und Wohnqualität und seinen Unternehmen gute Standortquali-
täten. Der Aargau ist als attraktiver Wohnkanton beliebt. Dies zeigt das im
schweizerischen Vergleich überdurchschnittliche Bevölkerungswachstum
der letzten Jahre. Der Aargau verfügt auch über eine breit diversifizierte
Wirtschaft mit vielen kleinen, mittleren und einigen grossen Unternehmen.
Als Kanton mit der viertgrössten Bevölkerung der Schweiz weist der Aargau
allerdings ein unterdurchschnittliches Wachstum bei der wirtschaftlichen
Leistungsfähigkeit auf. Die Anzahl Unternehmen relativ zur Bevölkerungs-
grösse liegt zudem deutlich unter dem schweizerischen Durchschnitt.

Das aktualisierte Entwicklungsleitbild 2021–2030 enthält ein langfristiges Zu-
kunftsbild «Aargau 2030» und beschreibt den Weg Richtung «Aargau 2030»
entlang von sieben Strategien: Nach der erfolgreichen Haushaltsanierung
soll der Kantonshaushalt weiter stabilisiert und mit mehreren, aufeinander
abgestimmten Massnahmen eine nachhaltige Entwicklung des Wohn- und
Wirtschaftskantons Aargau sichergestellt werden. Dazu werden verschiedene
Programme und Vorhaben lanciert. Mit einem Massnahmenpaket Steuern
beispielsweise will der Regierungsrat Voraussetzungen und Anreize für inno-
vative unternehmerische Aktivitäten und damit auch für neue Arbeitsplätze
mit hoher Wertschöpfung schaffen. Ergänzend dazu lanciert der Regierungs-
rat ein Programm «Aargau 2030 – Stärkung Wohn- und Wirtschaftsstandort».

Weiter sollen Nutzen bringende Massnahmen zum Klimaschutz und zur
Klimaanpassung sowie zum Erhalt der Biodiversität forciert werden. Ver-
schiedene Schwerpunkte aus der letzten Legislaturperiode behalten ihre
Bedeutung: Der Regierungsrat will die Digitalisierung und Modernisierung
der kantonalen Verwaltung und ihrer Kundendienstleistungen weiter vor-
antreiben. Zudem wird eine neue Gesundheitspolitische Gesamtplanung
(GGpl) erarbeitet.

Die finanzielle Langfristperspektive ergänzt das Entwicklungsleitbild mit einer
finanziellen Betrachtung und soll helfen, künftig Finanzierungslücken zu
vermeiden und den finanzpolitischen Handlungsspielraum für die innovative
und nachhaltige Entwicklung des Kantons zu gewährleisten.

Der Regierungsrat zeigt im vorliegenden Entwicklungsleitbild 2021– 2030
auf, wie er die guten Voraussetzungen des Kantons für das Wohl der Ein-
wohnerinnen und Einwohner und der Wirtschaft nachhaltig nutzen will.
Er ist sich bewusst, dass die mittel- und langfristigen Auswirkungen der
Covid-19-Pandemie auf Gesellschaft, Wirtschaft und Politik noch nicht im
vollen Umfang absehbar sind. Er behält sich deshalb vor, seine auf lange

                                                                              1
Frist ausgerichteten Strategien in der Mitte der laufenden Legislaturperiode
zu überprüfen und allenfalls auch anzupassen.

Der Ausbruch der Covid-19-Pandemie im Frühjahr 2020 hat viele Gewiss-
heiten erschüttert. Einschneidend sind auch die Massnahmen für die Ein-
dämmung der Pandemie sowie zur Abfederung der wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Folgen. Gerade in Zeiten grosser Unsicherheit ist es be-
sonders wichtig, vorausschauend den Blick auch in die weitere Zukunft zu
richten. Es gilt zusätzlich zu den kurzfristigen Massnahmen zur Linderung
der Not die Voraussetzungen für den Wohn- und Wirtschaftsstandort Aargau
weiter zu verbessern, damit sich die Gesellschaft und die Wirtschaft nach
der Eindämmung der Pandemie umso stärker entfalten können. Damit wird
der Wohlstand gesichert zum Wohle der Gesellschaft und unter Wahrung
der natürlichen Ressourcen.

Der Regierungsrat erhofft sich mit dem Entwicklungsleitbild «Aargau 2030 –
Für die Menschen im Aargau» eine konstruktive Diskussion über den Kanton
Aargau sowie vielfältige Anstrengungen in eine gemeinsame Richtung – Für
die Menschen im Aargau.

DER REGIERUNGSRAT DES KANTONS AARGAU

Aarau, im April 2021

2
Aufbau des Entwicklungsleitbilds

Das Entwicklungsleitbild 2021– 2030 umfasst vier Elemente: Das Zukunftsbild «Aargau
2030» zeigt, in welche Richtung sich der Kanton Aargau bis 2030 entwickeln soll. Mit den
Strategien legt der Regierungsrat fest, wie er die Entwicklung des Kantons in Richtung des
Zukunftsbilds «Aargau 2030» unterstützen und was er bis 2030 erreichen will. Die Handlungs-
grundsätze zeigen, worauf der Regierungsrat und die kantonale Verwaltung beim Umsetzen
der Strategien achten wollen. Schliesslich wird mit der finanziellen Langfristperspektive die
Entwicklung des Kantonshaushalts bis 2030 skizziert.

Aufbau des Entwicklungsleitbilds 2021– 2030

                 Zukunftsbild Aargau 2030:
                                                                           Seite 4
                     Wohin bis 2030?

           Sieben Strategien des Regierungsrats:
                                                                           Seite 5
             Was erreichen und wie beginnen?

                   Handlungsgrundsätze:
                                                                          Seite 22
                     Worauf achten?

              Finanzielle Langfristperspektive:
                                                                          Seite 23
              Was ist der finanzielle Rahmen?

                                                                                            3
Zukunftsbild «Aargau 2030»

Der Regierungsrat zeichnet mit «Aargau          züger zu gewinnen, die Wirtschaftsleistung
2030» ein langfristiges Zukunftsbild für den    zu steigern und den Wohlstand zu sichern.
Kanton Aargau und richtet seine Strategien
                                                Möglichst viele Einwohnerinnen und Ein-
(siehe nachfolgende Kapitel) nach diesen Zie-
                                                wohner nehmen selbstbestimmt am beruf-
len aus. Das Zukunftsbild zeigt, in welche
                                                lichen und gesellschaftlichen Leben teil.
Richtung sich der Kanton Aargau weiterent-
                                                Die sozia­len Sicherungsnetze sind bedarfs-
wickeln soll und wo der Kanton im Jahr 2030
                                                gerecht ausgestaltet und finanzierbar. Sie
idealerweise steht.
                                                setzen Anreize für die aktive und eigenver-
                                                antwortliche Wiedereingliederung.
 Als Kanton mit der viertgrössten Bevölke-
 rung verbessert der Aargau die Rahmenbe-       Energie und Rohstoffe werden mithilfe von
 dingungen weiter, um die guten Standortei-     innovativen Ansätzen sparsam eingesetzt
 genschaften gezielter zu nutzen, attraktive    und natürliche Ressourcen wie Boden, Raum,
 Wohn- und Arbeitsstandorte zu bieten und       Biodiversität, saubere Luft und Wasser nach-
 die Wirtschaftsleistung zu erhöhen – zum       haltig genutzt. Dies ermöglicht eine Steige-
 Wohle der Gesellschaft und unter Wahrung       rung der Wertschöpfung und stärkt zugleich
 der natürlichen Ressourcen.                    den Klima- und Artenschutz. Ein nachhaltiger
                                                Umgang mit den natürlichen Ressourcen ist
                                                auch im Hinblick auf die wachsende Wohn-
Fortschrittliche Rahmenbedingungen be-
                                                bevölkerung im Kanton geboten. Diese ist
günstigen eine innovative, wertschöpfungs-
                                                auf intakte natürliche Grundlagen und funk-
starke, ressourcenschonende und diversi-
                                                tionierende Ökosysteme angewiesen.
fizierte Wirtschaft, die zukunftsorientierte
Arbeitsplätze anbietet. Der Aargau weist        Der kantonale Haushalt ist über zehn Jahre
attraktive Wohn- und Arbeitsstandorte mit       ausgeglichen und bietet Handlungsspiel-
lebendigen Ortszentren, einem breiten, re-      raum für wettbewerbsfähige steuerliche
gional verankerten Kulturangebot und na-        Rahmenbedingungen und für Investitionen
turnahen Erholungsgebieten auf. Er verfügt      in die wirtschaftliche, gesellschaftliche und
über qualitativ hochstehende, wohnortsnahe      ökologische Weiterentwicklung des Kantons.
Bildungseinrichtungen (Volks-, Berufs- und      Ihre öffentlichen Aufgaben erfüllt die kan-
Mittel- sowie Fachhochschulen) sowie zeit-      tonale Verwaltung kundenorientiert, daten-
gemässe familien- und schulergänzende Be-       basiert, wirksam und effizient. Bevölkerung
treuungsangebote. Die guten Voraussetzun-       und Unternehmen haben einen einfachen
gen und Standorteigenschaften ermöglichen       und schnellen Zugang zur Verwaltung. Der
es dem Aargau, vermehrt auch einkommens-        Kanton Aargau führt eine moderne Verwal-
und vermögensstarke Zuzügerinnen und Zu-        tung und ist ein attraktiver Arbeitgeber.

4                                                                          Entwicklungsleitbild
Strategien des Regierungsrats

Der Regierungsrat zeigt mit den folgenden       periodisch und erneuert sie bei Bedarf in der
sieben Strategien auf, wie er die Entwicklung   Mitte der laufenden Legislaturperiode.
des Kantons in Richtung des Zukunftsbilds
                                                Die aktuelle Covid-19-Pandemie fordert
«Aargau 2030» unterstützen und was er bis
                                                die Menschen und die Unternehmen stark.
2030 erreichen will. Die Strategien gliedern
                                                Massnahmen zur Eindämmung der Pan-
sich jeweils in die Abschnitte Umfeldent-
                                                demie schränken das soziale Leben und
wicklung (Warum?), politische Ausrichtung
                                                die wirtschaftlichen Tätigkeiten ein. Der
(Was?) und Stossrichtungen (Wie?).
                                                wirtschaftliche Einbruch führt zu höherer
Die Stossrichtungen beinhalten konkrete         Arbeitslosigkeit, höheren Sozialhilfekosten,
Ansätze für die Umsetzung in den nächsten       tieferen Steuereinnahmen und Mehrausga-
drei bis vier Jahren und zeigen, mit welchen    ben bei den öffentlichen Haushalten zum
Schritten die Zielsetzungen in den politi-      Abfedern der wirtschaftlichen und sozialen
schen Ausrichtungen erreicht werden. Der        Not. Gleichzeitig zwingt die ausserordent-
Regierungsrat überprüft die Stossrichtungen     liche Situation zu Anpassungen und Inno-

Die sieben Strategien im Überblick

          Wertschöpfung ermöglichen

          Wohnen und Arbeiten stärker verknüpfen

          Bildungschancen weiter erhöhen

          Gesundheitsversorgung finanzierbar und bedarfsgerecht 
          ausgestalten

          Klimaschutz und Klimaanpassung für Innovationen nutzen

          Natürlichen Lebensraum gestalten und Landwirtschaft 
          weiterentwickeln

          Kantonshaushalt stabilisieren und staatliche Aufgabenerfüllung 
          modernisieren

2021 – 2030                                                                                 5
vationen. Die Pandemie beschleunigt anhal-       Umsetzung der Strategien
tende Trends wie den Strukturwandel in der
                                                 Die Umsetzung der sieben Strategien erfolgt
Wirtschaft oder die Digitalisierung in vielen
                                                 in der laufenden Legislaturperiode in der Auf-
Lebensbereichen.
                                                 gaben- und Finanzplanung. Wichtige Stoss­
Gerade in dieser Situation gilt es, zusätzlich   richtungen zur Umsetzung der Strategien
zu den kurzfristigen Massnahmen zur Linde-       werden in Form von Entwicklungsschwer-
rung der Not, die Voraussetzungen für den        punkten oder Zielen im Aufgaben- und Fi-
Wirtschafts- und Wohnstandort Aargau wei-        nanzplan abgebildet. Zu einzelnen Stossrich-
ter zu verbessern, damit sich die Wirtschaft     tungen werden, wenn erforderlich, separate
und die Gesellschaft nach der Pandemie           Botschaften an den Grossen Rat überwiesen.
umso stärker entfalten können.

6                                                                            Entwicklungsleitbild
1. Wertschöpfung ermöglichen

Umfeldentwicklung                               Politische Ausrichtung
Der Standort Aargau verfügt über eine breit     −− Der Regierungsrat will die Rahmenbe-
diversifizierte Wirtschaft, die vor allem aus      dingungen für die Wirtschaft weiter op-
kleinen und mittleren Unternehmen (KMU)            timieren und fortschrittlich gestalten, um
aus dem Industrie- und Dienstleistungs-            die Wettbewerbsfähigkeit der ansässigen
sektor besteht. Der Industriesektor ist im         Wirtschaft zu unterstützen.
kantonalen Vergleich überdurchschnittlich
                                                −− Der Regierungsrat will dadurch den
gross. Ausserdem ist der Aargau mit seiner
                                                   Wegzug von Unternehmen vermeiden,
Lage in der Mitte der Wirtschaftszentren der
                                                   die Expansion von ansässigen Unterneh-
Deutschschweiz schnell erreichbar. Die An-
                                                   men fördern und wertschöpfungsstarke
zahl Unternehmen pro 1000 Einwohnerinnen
                                                   Unternehmen ansiedeln, insbesondere in
und Einwohner liegt jedoch deutlich unter
                                                   bereits ansässigen Branchen. Dazu ge-
dem schweizerischen Durchschnitt.
                                                   hören u.a. die Pharmaindustrie, die Ener-
Die exportorientierte Wirtschaft steht unter       gie- und Elektrotechnik im Industriesektor,
grossem Innovationsdruck. Gründe sind die          die Gesundheitsbranche und die Informa­
internationale Konkurrenz, ein tendenziell         tions- und Kommunikationstechnologie im
starker Schweizer Franken, der härter wer-         Dienstleistungssektor.
dende nationale und internationale Standort-
                                                −− Mit optimierten Rahmenbedingungen und
und Steuerwettbewerb sowie weltweite Un-
                                                   einer starken Entwicklung in zukunftsfähi-
sicherheiten (zum Beispiel Handelskonflikte
                                                   gen ansässigen Branchen entstehen wei-
und aktuell die Covid-19-Pandemie). Techno-
                                                   tere attraktive Arbeitsplätze (siehe auch
logische Chancen und Herausforderungen
                                                   Strategie 2 «Wohnen und Arbeiten stärker
für Industrie und Dienstleistungen ergeben
                                                   verknüpfen»).
sich aus schnellen und tief greifenden Ent-
wicklungen, unter anderem durch die Digi-
talisierung (Online-Angebote, Industrie 4.0).
Weitere Chancen eröffnen sich durch die
zunehmende Nachfrage nach umwelt- und
klimafreundlichen Lösungen. Eine Heraus-
forderung bleibt die Verfügbarkeit von quali-
fizierten Fachkräften.

2021 – 2030                                                                                  7
Stossrichtungen                                   Innovationsförderung

Arealentwicklungen                                −− Die Aargauer Unternehmen, insbesondere
und Ansiedlungen                                     die KMU, haben weiterhin optimalen Zu-
                                                     gang zu den besten verfügbaren Technolo-
−− Der Kanton treibt gezielt Arealentwick-
                                                     gien und werden auch bei Innovationen in
   lungen an gut erreichbaren Standorten
                                                     den Bereichen Digitalisierung und Dekar-
   voran und unterstützt die Gemeinden bei
                                                     bonisierung unterstützt (Programm High-
   der Entwicklung und Umnutzung von be-
                                                     tech Aargau, Park INNOVARE, ANAXAM
   stehenden Arealen, damit ansiedlungs-
                                                     etc.). Der Schwerpunkt Energietechnolo-
   und expansionswillige Unternehmen ihre
                                                     gie und Ressourceneffizienz des Hightech
   Bauprojekte rasch umsetzen können.
                                                     Zentrums Aargau unterstreicht die hohe
−− Mit strategischem Landerwerb unterstützt          Bedeutung der Entwicklung «sauberer
   der Kanton Arealentwicklungen in ausge-           Technologien» (Cleantech). Der Kanton
   wählten Entwicklungsgebieten, um den              verstärkt die Kommunikation seiner An-
   Prozess vom Erschliessen bis zur Baureife         gebote in den Bereichen Innovationsför-
   von Industrie- und Gewerbeland zu fördern         derung und Wissenstransfer.
   und das Land später an ansiedlungs- und
                                                  −− Der Kanton schafft ein Umfeld, welches
   expansionswillige Unternehmen zu ver-
                                                     das Erproben von Innovationen unter-
   kaufen.
                                                     stützt und Impulse für Wirtschaft und
−− Der Kanton fördert das systematische re-          Gesellschaft im Sinne eines Reallabors
   gionale Flächenmanagement im Rahmen               setzt. (Dies kann von einzelnen Anlagen
   der neuen Regionalpolitik des Bundes. Im          zur CO2 -Abscheidung aus der Luft über
   Fokus stehen regional bedeutsame Schlüs-          Busse mit alternativer Antriebstechnologie
   selareale für An- und Umsiedlungen, die           bis hin zu grossflächigen Smart-City-Stra-
   sowohl unbebaute Flächen in Industrie-            tegien gehen.)
   und Gewerbegebieten (Arbeitszonen) als
                                                  −− Der Kanton Aargau schafft ergänzen-
   auch Industriebrachen mit Potenzial für
                                                     de Rahmenbedingungen, damit schnell
   die hochwertige, multifunktionale Sied-
                                                     wachsende Jungunternehmen (Start-ups)
   lungsentwicklung nach innen umfassen.
                                                     einen verbesserten Zugang zu Wachs-
−− Der Kanton investiert in das gezielte Ansie-      tumsfinanzierungen erhalten.
   deln von gewinnstarken und wertschöp-
                                                  −− Der Kanton Aargau setzt mit dem gezielten
   fungsintensiven Unternehmen.
                                                     Ansiedeln von universitären Hochschul-
                                                     instituten weitere Impulse für den Wis-
                                                     sens- und Technologietransfer und für die
                                                     Zusammenarbeit mit der Aargauer Wirt-
                                                     schaft. Er schafft damit direkt und indirekt
                                                     hoch qualifizierte Arbeitsplätze.

8                                                                             Entwicklungsleitbild
Steuern juristische Personen                    Erreichbarkeit

−− Im Spannungsfeld zwischen attraktiven        −− Der Kanton aktualisiert das Raumkonzept
   steuerlichen Rahmenbedingungen und              und die raumpolitischen Stossrichtungen
   einem mittelfristig ausgeglichenen Kan-         im Richtplan, damit die Zentren gestärkt
   tonshaushalt schafft der Kanton wettbe-         und die regionalen Entwicklungsschwer-
   werbsfähige steuerliche Bedingungen für         punkte für die Wirtschaft sowie das Woh-
   die Unternehmen und ihre Entwicklung.           nen an gut erreichbaren Lagen umgesetzt
   Dazu gehört auch die Steigerung der steu-       werden können.
   erlichen Attraktivität für grosse, gewinn-
   intensive und innovative Unternehmen.

Fachkräfte

−− Der Kanton Aargau fördert die Aus- und
   Weiterbildung von qualifizierten Fachkräf-
   ten in den Bereichen Mathematik, Infor-
   matik, Naturwissenschaften und Technik
   (MINT), speziell im Bereich der Informa-
   tions- und Kommunikationstechnologien
   (IKT), indem er die Zusammenarbeit zwi-
   schen Ausbildungsinstitutionen, Organi-
   sationen der Arbeitswelt (OdA), Unterneh-
   men und dem Kanton verstärkt.

−− Weitere Stossrichtungen zu den Fachkräf-
   ten sind unter Strategie 3 «Bildungschan-
   cen weiter erhöhen» aufgeführt.

2021 – 2030                                                                               9
2. W
    ohnen und Arbeiten
   stärker verknüpfen

Umfeldentwicklung                                Politische Ausrichtung
Eine Vielzahl von Faktoren trägt zum attrak-     −− Der Regierungsrat will das Wohnen und
tiven Wohnen und Arbeiten bei. Die Wohn-            Arbeiten im Aargau enger verknüpfen
qualität profitiert zum Beispiel von einer gu-      und die Voraussetzungen dazu optimie-
ten verkehrstechnischen Erreichbarkeit, von         ren, auch mit Blick auf einkommens- und
der Nähe zu Natur- und Erholungsräumen,             vermögensstarke Einwohnerinnen und
Einkaufsmöglichkeiten und Schulen, von be-          Einwohner.
lebten Ortszentren und Quartieren sowie von
                                                 −− Der Regierungsrat will die Hürden für die
attraktiven Kultur-, Sport- und Freizeitange-
                                                    Weiterbildung von ungenügend qualifi-
boten. Essenziell sind auch eine hohe ob-
                                                    zierten Arbeitskräften senken und diese
jektive Sicherheit und ein hohes subjektives
                                                    so besser in den Arbeitsmarkt integrieren
Sicherheitsempfinden. Entscheidend für die
                                                    (siehe Strategie 3 «Bildungschancen wei-
persönliche Situation ist im Weiteren, dass
                                                    ter erhöhen»).
ein passendes Wohnobjekt gefunden wird.
Attraktive Arbeitsplätze und die Möglichkeit,
Familie und Beruf zu vereinbaren, erleichtern
das Verknüpfen von Wohnen und Arbeiten
im Kanton Aargau.

Der Kanton Aargau ist als attraktiver Wohn-
kanton bekannt und beliebt. Dies zeigt das
im schweizerischen Vergleich überdurch-
schnittliche Bevölkerungswachstum der
letzten Jahre. Allerdings trägt dieses Bevöl-
kerungswachstum im Aargau nicht zu einer
gleichzeitigen Steigerung des im interkan-
tonalen Vergleich unterdurchschnittlichen
volkswirtschaftlichen Wachstums bei. Die
Quote der Beschäftigten in Aargauer Arbeits-
stätten (in Vollzeitäquivalenten pro 1000 Ein-
wohnerinnen und Einwohner) liegt zudem
deutlich unter dem schweizerischen Durch-
schnitt. Entsprechend pendeln zahlreiche
Aargauerinnen und Aargauer für die Arbeit
in die umliegenden Wirtschaftszentren.

Der anhaltende wirtschaftliche Struktur-
wandel und die steigenden Ansprüche an
die Arbeitskräfte führen dazu, dass es ins-
besondere für Personen mit ungenügender
Ausbildung schwieriger wird, sich in den
Arbeitsmarkt zu integrieren.

10                                                                         Entwicklungsleitbild
Stossrichtungen
Vereinbarkeit von Familie und Beruf              Steuern natürliche Personen

−− Der Kanton unterstützt die Gemeinden,         −− Im Spannungsfeld zwischen attraktiven
   damit sie in Zusammenarbeit mit den              steuerlichen Rahmenbedingungen und ei-
   Schulen vor Ort (siehe Strategie 3 «Bil-         nem mittelfristig ausgeglichenen Kantons-
   dungschancen weiter erhöhen») eine be-           haushalt bietet der Kanton Aargau gute
   darfsgerechte familien- und schulergän-          steuerliche Konditionen für den Mittel-
   zende Kinderbetreuung anbieten können.           stand und verfolgt interkantonal vergleich-
   Neben der Vereinbarkeit von Familie und          bare Bedingungen bei tiefen Einkommen.
   Beruf legt er ein Augenmerk auf die Ver-         Die steuerliche Wettbewerbsfähigkeit für
   einbarkeit mit der Miliz- und Freiwilligen-      einkommensstarke und vermögende Per-
   arbeit. Diese ist für das Funktionieren der      sonen wird verbessert.
   Gemeinden ebenso wichtig wie für den
   sozialen Zusammenhalt.                        Sicherheit und Bevölkerungsschutz

                                                 −− Der Kanton entwickelt die Polizei und die
Siedlungen und Erreichbarkeit
                                                    Staatsanwaltschaft weiter, um die Sicher-
−− Der Kanton fokussiert die Richt- und Nut-        heit in einem sich permanent verändern-
   zungsplanung in Zusammenarbeit mit den           den Umfeld sowie bei ausserordentlichen
   Gemeinden und Regionalplanungsverbän-            Ereignissen gewährleisten und mit neuen
   den verstärkt auf attraktive und lebendige       Kriminalitätsformen Schritt halten zu kön-
   (grössere) Zentren und Dorfkerne, die op-        nen. Er richtet die Strukturen und Vorge-
   timal erreichbar sind.                           hensweisen der Polizei, der Staatsanwalt-
                                                    schaft, der Gerichte und des Justizvollzugs
−− Stossrichtungen zu natürlichen Lebensräu-
                                                    auf die zukünftigen Herausforderungen
   men und attraktiven Naherholungsgebie-
                                                    aus. Der engen und wirksamen Zusam-
   ten sind unter der Strategie 6 «Natürlichen
                                                    menarbeit kommt dabei grosse Bedeutung
   Lebensraum gestalten und Landwirtschaft
                                                    zu – sowohl zwischen diesen vier Berei-
   weiterentwickeln» aufgeführt.
                                                    chen als auch zwischen den Kantonen.

Kultur und Sport                                 −− Der Kanton entwickelt den Schutz der Be-
                                                    völkerung vor Gefahren und Bedrohun-
−− Der Kanton ermöglicht der Bevölkerung
                                                    gen sowie die rechtzeitige Information der
   Zugang zu einem breiten Kulturangebot
                                                    Bevölkerung auf Basis der gewonnenen
   und schafft weiterhin bedarfsgerechte
                                                    Erfahrungen aus der Covid-19-Pandemie
   Vor­aussetzungen, damit sich Kinder, Ju-
                                                    weiter.
   gendliche und Erwachsene auf allen Leis-
   tungsstufen bestmöglich sportlich betäti-
   gen können. Ein vielfältiges Kulturangebot
   im Kanton Aargau sowie die Möglichkeit
   der sportlichen Betätigung leisten einen
   Beitrag zu einem attraktiven Wohnstand-
   ort und fördern den gesellschaftlichen
   Austausch.

2021 – 2030                                                                                  11
3. Bildungschancen weiter erhöhen

Umfeldentwicklung                                 Politische Ausrichtung
Die Aargauer Bevölkerung verfügt im inter-        −− Der Regierungsrat will, dass möglichst alle
kantonalen Vergleich über überdurchschnitt-          jungen Erwachsenen einen Berufs- oder
lich viele qualifizierte Berufsabschlüsse. Im        Mittelschulabschluss erlangen (Bildungs-
gesamtschweizerischen Vergleich ist die              ziel: 95 % der 25-Jährigen).
nachobligatorische Ausbildung stärker be-
                                                  −− Der Regierungsrat will, dass die Volks-
rufsorientiert ausgerichtet. Beim Anteil der
                                                     schule und die familien- und schuler-
Bevölkerung, der über eine höhere Berufs-
                                                     gänzenden Betreuungsstrukturen die Er-
oder Hochschulbildung (Tertiärstufe) verfügt,
                                                     werbstätigkeit der Eltern ermöglichen.
liegt der Kanton Aargau unter dem Schwei-
zer Durchschnitt.                                 −− Der Regierungsrat will die Weiterbildungs-
                                                     bereitschaft steigern, insbesondere auch
Die Anforderungen von Wirtschaft und Ge-
                                                     bei niedrig qualifizierten Arbeitskräften
sellschaft an die obligatorischen und nach-
                                                     und in Branchen mit erhöhtem Fachkräf-
obligatorischen Schulen steigen. Die Schule
                                                     temangel (zum Beispiel Informations-
wird zudem stärker durch eine pluralistische
                                                     und Kommunikationstechnologie oder
Gesellschaft mit unterschiedlichen Wertvor-
                                                     Gesundheit). Mit gezielten Anreizen wird
stellungen herausgefordert. Kreativität, kriti-
                                                     die notwendige berufliche Mobilität in
sches Denken, die Fähigkeit zur Zusammen-
                                                     besonders nachgefragten Berufsfeldern
arbeit und zum Kommunizieren gewinnen
                                                     gefördert.
stark an Bedeutung. Diese Tendenz wird
durch die technische Entwicklung und die
Digitalisierung in vielen Arbeits- und Lebens-
bereichen akzentuiert. Stetiges Weiterbilden
ist deshalb in fast allen Berufszweigen und
auf allen Bildungsniveaus besonders wichtig.

Der Kanton Aargau ist Standort von renom-
mierten Forschungsinstitutionen wie dem
Paul-Scherrer-Institut (PSI) und der Fach-
hochschule Nordwestschweiz (FHNW) so-
wie einer Reihe von privaten Forschungs-
einrichtungen. Der globale Wettbewerb
um Forschungs- und Innovationsstandorte
nimmt weiter zu. Die gesellschaftliche und
wirtschaftliche Innovation im Aargau ist auf
ein leistungsfähiges Schweizer Hochschul-
netz angewiesen.

12                                                                            Entwicklungsleitbild
Stossrichtungen                                   realisiert er zwei neue Mittelschulen: eine
                                                  im Fricktal sowie eine weitere im Aargauer
Frühförderung                                     Mittelland.

−− Der Kanton fördert die Deutschkenntnisse
                                                Hochschulen
   von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache
   bereits vor dem Kindergarten, um die Vor­    −− Die Stossrichtungen zu den Hochschulen
   aussetzungen für deren Bildungserfolg zu        sind unter Strategie 1 «Wertschöpfung er-
   verbessern.                                     möglichen» (Innovationsförderung) auf-
                                                   geführt.
−− Der Kanton fördert und unterstützt Kin-
   der mit Beeinträchtigungen und Entwick-
                                                Weiterbildung, Ein- und Wiederein­
   lungsgefährdungen zur Vermeidung spä-
                                                stiege in das Arbeitsleben, Umstiege
   terer, aufwendigerer Massnahmen.
                                                im ­Arbeitsleben

Volksschule                                     −− Der Kanton senkt die Hürden für die Wei-
                                                   terbildung von niedrig qualifizierten Ar-
−− Der Kanton unterstützt die Schulen und
                                                   beitskräften und für den Erwerb und den
   Gemeinden bei der digitalen Transforma-
                                                   Erhalt von Grundkompetenzen Erwachse-
   tion im Bildungsbereich und stärkt die di-
                                                   ner. Damit fördert er die selbstbestimm-
   gitalen Kompetenzen der Lehrpersonen in
                                                   te Teilnahme am beruflichen und gesell-
   der Aus- und Weiterbildung.
                                                   schaftlichen Leben. Zu diesem Zweck
−− Der Kanton fördert gezielt Jugendliche          entwickelt der Kanton auch die interins­
   mit hohem Bildungspotenzial aus sozial          titutionelle Zusammenarbeit zwischen
   schwachen Familien. Dadurch steigen             dem Kantonalen Sozialdienst, dem Amt
   ihre Chancen auf den Eintritt in eine an-       für Wirtschaft und Arbeit, der Abteilung
   spruchsvolle Berufslehre oder eine Mittel-      Sonderschulung, Heime und Werkstätten
   schulbildung.                                   sowie der Invalidenversicherung Aargau
                                                   unter Einbezug der Berufsberatung/Be-
Vereinbarkeit von Familie und Beruf                rufsbildung weiter.

−− Der Kanton fördert die Vereinbarkeit von     −− Der Kanton gewinnt in Zusammenarbeit
   Familie und Beruf seitens der Aargauer          mit den Wirtschafts- und Berufsverbän-
   Schulen (zum Beispiel mit Blockzeiten,          den, Bildungsinstitutionen und potenzi-
   Aufgabenhilfen und Tagesschulen) und            ellen Nutzern des Bildungsangebots Er-
   stimmt diese mit den jeweiligen Betreu-         kenntnisse zur beruflichen Mobilität im
   ungsangeboten (zum Beispiel Mittags-            Rahmen der Erst- und Zweitausbildung,
   tisch, Nachmittagsbetreuung) der Ge-            um die berufliche Qualifikation zu erhöhen
   meinden ab.                                     und den Fachkräftemangel zu reduzieren.

                                                −− Der Kanton unterstützt die beruflich-sozia-
Mittelschulen
                                                   le Integration und die aktive gesellschaft-
−− Der Kanton sichert den Schulraum der            liche Teilnahme von Menschen mit Beein-
   Kantonsschulen mit Blick auf die steigen-       trächtigungen durch das Bereitstellen von
   den Schülerzahlen. Neben Erweiterungs-          entsprechenden Arbeitsplätzen im ersten
   bauten an bestehenden Kantonsschulen            Arbeitsmarkt.

2021 – 2030                                                                                 13
4. G
    esundheitsversorgung finanzierbar
   und bedarfsgerecht ausgestalten

Umfeldentwicklung                              Politische Ausrichtung
Die Schweiz und der Kanton Aarau verfügen      −− Der Regierungsrat will die Leistungserbrin-
über eine qualitativ hochstehende, aber auch      ger im Gesundheitswesen eng vernetzen
kostenintensive Gesundheitsversorgung.            und die Gesundheitsversorgung bedarfs-
                                                  gerecht ausrichten. An den Schnittstellen
Das Gesundheitswesen verändert sich stetig:
                                                  funktioniert das System auf digitaler Basis.
Der medizinischtechnische Fortschritt bringt
Diagnosen und Therapien hervor, die die Le-    −− Der Regierungsrat will ein Gesundheits-
benserwartung und Lebensqualität erhöhen.         wesen, das die Menschen zu einem selbst-
Die neuen Diagnosen und Therapien ermög-          verantwortlichen Umgang mit Gesundheit
lichen einerseits kostengünstigere ambulan-       und Krankheit befähigt.
te Behandlungen, sie können andererseits
                                               −− Der Regierungsrat will eine qualitativ
aber auch kostentreibend wirken, weil sie
                                                  hochstehende und finanziell tragbare Ge-
teuer sind oder zu einer Mengenausweitung
                                                  sundheitsversorgung.
führen. Auch die Alterung der Bevölkerung
führt zu einer erhöhten Nachfrage nach Leis-
tungen der ärztlichen Grundversorgung und
Pflege. Durch die erhöhte Inanspruchnahme
von Gesundheitsleistungen steigt der Bedarf
an Fachkräften im Gesundheitsbereich. Die
bereits bestehende hohe Spezialisierung in
der Versorgung wird zudem weiter anstei-
gen. Auch das Interesse der Bevölkerung an
Gesundheitsinformationen nimmt zu.

14                                                                         Entwicklungsleitbild
Stossrichtungen
Gesundheitsversorgung                             Finanzierung aus einer Hand

−− Der Kanton schafft die notwendigen Vor-        −− Um finanziell getriebene Fehlanreize zu
   aussetzungen für eine integrierte (d.h. die       beseitigen und das kostenmindernde Po-
   ganze Behandlungskette umfassende) und            tenzial der integrierten Versorgung auszu-
   digital vernetzte Versorgungsstruktur. Alle       schöpfen, prüft der Kanton, wie die heute
   Aargauer kennen das elektronische Pa-             kantonal und kommunal finanzierten Ge-
   tientendossier und entscheiden sich mehr-         sundheitsleistungen (Spital, Langzeitver-
   heitlich für eine aktive Nutzung. Dies führt      sorgung und Ergänzungsleistungen) aus
   dank höherer Effizienz zu Kostenminde-            einer Hand finanziert werden können.
   rungen im Gesundheitswesen.
                                                  Pilotprojekte
−− Komplex-spezialisierte medizinische Ein-
   griffe werden ausschliesslich an den           −− Der Kanton fördert das Erproben, Durch-
   Zentrumsstandorten in Aarau und Baden             führen und Evaluieren neuer Versorgungs-
   durchgeführt. Hoch spezialisierte Eingriffe       modelle (Pilotprojekte), falls diese der me-
   erfolgen national koordiniert.                    dizinischen, versorgungstechnischen oder
                                                     wirtschaftlichen Verbesserung dienen.
−− Die Regionalspitäler funktionieren als Ge-
   sundheitszentren. Sie erbringen ein auf
   die Grösse ihres Einzugsgebiets ausge-
   richtetes Angebot an Gesundheitsdienst-
   leistungen. Das Angebot der Gesundheits-
   zentren beinhaltet die Sicherstellung der
   akutstationären Grundversorgung sowie
   ambulante Leistungen in allen drei Berei-
   chen (Akutsomatik, Psychiatrie und Re-
   habilitation).

−− Durch eine inner- und interkantonale Ko-
   ordination verhindert der Kanton ein Über-
   angebot an Leistungen und damit eine
   steigende Nachfrage. Personen, die nicht
   spitalbedürftig sind, werden im Sinne ei-
   ner wirtschaftlichen und zweckmässigen
   Behandlung zudem ambulant versorgt.

2021 – 2030                                                                                    15
5. Klimaschutz und Klimaanpassung
    für Innovationen nutzen

Umfeldentwicklung                                 Politische Ausrichtung
Der Kanton Aargau trägt mit der Wasser-           −− Der Regierungsrat will die Ziele und Mass-
kraftnutzung und den Kernkraftwerken we-             nahmen des Bundes unterstützen, um
sentlich zur Stromproduktion und Versor-             die Treibhausgasemissionen bis 2050 auf
gungssicherheit in der Schweiz bei. Deshalb          «Netto-Null» zu senken. Zudem unterstützt
hat er sich zu einem wichtigen Standort für          er die Ziele des Bundes in Bezug auf die
die Energieforschung und für Energie- und            Anpassung an den Klimawandel.
Elektrotechnik-Unternehmen entwickelt.
                                                  −− Der Regierungsrat will geeignete Mass-
Gleichzeitig befindet sich der Energiekanton
                                                     nahmen im Kompetenz- und Verantwor-
Aargau in einem starken Wandel: Die Kern-
                                                     tungsbereich des Kantons zur Reduktion
kraft wird langfristig ersetzt, und die techno-
                                                     von Treibhausgasen sowie zur Anpassung
logische Entwicklung (insbesondere die Di-
                                                     an den Klimawandel umsetzen und als
gitalisierung) sowie der Klimawandel stellen
                                                     Chance für Innovationen nutzen.
Herausforderungen dar, eröffnen aber auch
neue Chancen. Die grosse Wissensbasis im          −− Der Regierungsrat will mittels optimierter
Aargau ist eine gute Voraussetzung, um in-           Rahmenbedingungen für die Wirtschaft
novative Techniken und Verfahren zur weite-          und einer auch auf den Klimaschutz und
ren Reduktion der Treibhausgasemissionen             die Klimaanpassung ausgerichteten Inno-
und zur Anpassung an den Klimawandel zu              vationsförderung den Forschungs- und
entwickeln – Lösungen, die weltweit Wir-             Hightech-Standort stärken und damit zu
kung entfalten können und gleichzeitig zur           Lösungen im In- und Ausland sowie zur
Wertschöpfung im Kanton Aargau beitragen.            Wertschöpfung im Kanton Aargau beitra-
                                                     gen (siehe auch Strategie 1 «Wertschöp-
Die Schweiz hat sich im Rahmen des Pa-
                                                     fung ermöglichen»).
riser Klimaübereinkommens verpflichtet,
ihren Treibhausgasausstoss zu reduzieren.
Ab dem Jahr 2050 soll die Schweiz nicht
mehr Treibhausgase ausstossen, als natür-
liche und technische Speicher aufnehmen
können («Netto-Null»-Ziel). Dieses Klimaziel
stellt sicher, dass die Schweiz ihren Beitrag
zur Begrenzung der weltweiten Klimaerwär-
mung um maximal plus 1,5 Grad bis ins Jahr
2100 leistet.

Als Folge des Klimawandels steigen auch im
Aargau die Durchschnittstemperaturen. Ex­
tremereignisse wie Trockenheit, Stürme und
Starkniederschläge treten häufiger auf. Dies
erfordert entsprechende Anpassungsmass-
nahmen in verschiedenen Handlungsfeldern
wie Schutz vor Naturgefahren, Siedlungsent-
wicklung, Wassermanagement, Gesundheit,
Landwirtschaft, Waldwirtschaft oder Erhalt
der Biodiversität.

16                                                                           Entwicklungsleitbild
Stossrichtungen
Energieversorgung                               Klimaanpassung

−− Der Kanton fördert eine einheimische, si-    −− Bei der Klimaanpassung stehen der Um-
   chere und dezentrale Energieversorgung          gang mit Hitzeperioden und länger an-
   mittels Energieeffizienz, Solarenergie und      dauernder Trockenheit sowie das Ma-
   Abwärmenutzung. Mit dem «Förderpro-             nagement von häufiger auftretenden
   gramm Energie» werden Massnahmen an             Starkniederschlägen im Fokus. Der Kan-
   der Gebäudehülle, die Wärmeerzeugung            ton konzentriert seine Massnahmen zur
   mit erneuerbaren Energien oder Abwärme          Klimaanpassung deshalb auf die Hand-
   sowie Pilotanlagen unterstützt. Damit wird      lungsfelder Wasserspeicherung, Wasser-
   eine Wertschöpfungssteigerung im Inland         management und Trinkwasserversorgung,
   bei gleichzeitiger Reduktion des Einsatzes      ökologische Infrastruktur, Landwirtschaft,
   fossiler Energien verfolgt.                     Waldmanagement, hitzeangepasste Sied-
                                                   lungsentwicklung, klimabedingte Natur-
Klimaschutz                                        gefahren sowie Leben und Arbeiten mit
                                                   dem Klimawandel. Bei Anpassungen an
−− Der Kanton setzt mit seinen Klimaschutz-
                                                   den Klimawandel nutzt der Kanton Sy­n­
   massnahmen bei den wichtigsten Treib-
                                                   ergien, um Innovationen und gute Kos-
   hausgasemittenten an und konzentriert
                                                   ten-Nutzen-Verhältnisse zu ermöglichen.
   sich auf die Handlungsfelder Verkehr,
   Gebäude, Kreislaufwirtschaft, Landwirt-
                                                Vorbildfunktion des Kantons
   schaft, Wald (Kohlenstoffspeicher), Be-
   teiligungen sowie Innovationsförderung.      −− Der Kanton nimmt als Eigner von Gebäu-
   Der Kanton ergreift jene Massnahmen,            den, als Arbeitgeber, als Beschaffer und
   die einen grossen Nutzen bei gleichzeitig       in der kantonalen Verwaltung bezüglich
   tragbaren Kosten generieren.                    Klimaschutz und Klimaanpassung eine
                                                   Vorbildfunktion ein.

2021 – 2030                                                                                17
6. N
    atürlichen Lebensraum gestalten
   und Landwirtschaft weiterentwickeln

Umfeldentwicklung                                mensetzung und begünstigt die Ausbreitung
                                                 von invasiven gebietsfremden Pflanzen und
Der Kanton Aargau ist reich an vielfältigen
                                                 Tieren (invasive Neobiota).
und ökologisch wertvollen Naturräumen:
Sie reichen vom Jura über die Auenland-          Der Bodenverbrauch ist weiterhin hoch, Nut-
schaften entlang der grossen Flüsse Rhein,       zungskonflikte in der unbebauten Landschaft
Aare, Reuss und Limmat zu den eiszeitlich        und im Wald nehmen zu. Das sich verän-
geprägten Hügellandschaften im Mittelland,       dernde Umfeld – zum Beispiel infolge des
den Südtälern und dem Hallwilersee. Diese        Klimawandels, technologischer Fortschritte
Vielfalt sowie die Nähe zu den Siedlungsge-      und gesellschaftlicher Erwartungen – führt
bieten machen die natürlichen Lebensräume        zu neuen Herausforderungen und Chancen
als Naherholungsgebiete attraktiv.               für die Land- und Waldwirtschaft sowie in
                                                 Naherholungsgebieten und im Siedlungs-
Der Kanton Aargau gehört zu den fünf gröss-
                                                 gebiet.
ten Landwirtschaftskantonen der Schweiz
(43 % der Kantonsfläche sind landwirtschaft-
liche Nutzfläche) und zu den waldreichsten       Politische Ausrichtung
Kantonen (35 % der Kantonsfläche sind be-
waldet). Zwei Drittel der landwirtschaftlichen   −− Der Regierungsrat will die natürlichen
Nutzfläche weisen für die landwirtschaftli-         Grundlagen – insbesondere Wasser, Bo-
che Produktion besonders wertvolle Böden            den und die Biodiversität – und damit
(Fruchtfolgeflächen) auf. Die privilegierten        funktionsfähige Ökosysteme langfristig
Produktionsbedingungen, die Nähe zu den             sichern. Er fördert die Arten- und Le-
Absatzmärkten und das steigende Gesund-             bensraumvielfalt, um ihre Fähigkeit zur
heitsbewusstsein im Bereich Ernährung prä-          Anpassung an Veränderungen (Resilienz)
gen die Land- und Ernährungswirtschaft.             zu stärken.

Mit der stetig wachsenden Bevölkerung und        −− Der Regierungsrat fördert eine leistungs-
dem anhaltend hohen Ressourcenverbrauch             fähige, umweltschonend produzierende
nimmt der Druck auf die Aargauer Natur und          und auf die Ernährungssicherheit aus-
Landschaft durch intensive Nutzungen, Ver-          gerichtete Landwirtschaft. Diese schafft
kehr, Lichtimmissionen, Naherholung und             einen Mehrwert für die Konsumentinnen
Freizeitaktivitäten weiter zu. Ausserdem            und Konsumenten sowie für die Natur und
verändert der Klimawandel die Artenzusam-           Landschaft.

18                                                                         Entwicklungsleitbild
Stossrichtungen
Natürliche Grundlagen                             Landwirtschaft

−− Der Kanton Aargau entwickelt eine ganz-        −− Der Kanton gestaltet die Weiterentwick-
   heitliche Wasserstrategie, unter anderem          lung der Landwirtschaftspolitik des Bun-
   im Hinblick auf Trockenzeiten. Er stellt da-      des aktiv mit und setzt diese im Rahmen
   durch einen sorgsamen Umgang mit der              der eigenen Möglichkeiten um. Die Land-
   beschränkten Ressource Wasser sicher,             wirtschaft soll die Wertschöpfung stei-
   damit dieses Lebens- und Produktions-             gern, die betriebliche Effizienz erhöhen
   mittel auch in Zukunft für Mensch und             und die Umweltbelastung (zum Beispiel
   Natur in ausreichendem Mass und hoher             durch Pflanzenschutzmittel) sowie den
   Qualität zur Verfügung steht.                     Verbrauch nicht erneuerbarer Ressourcen
                                                     weiter reduzieren.
−− Der Kanton baut einen integralen Boden-
   schutz auf, um die Bodenqualität zu erhal-     −− Der Kanton schafft ein Umfeld, welches
   ten sowie landwirtschaftliche Nutzflächen         das Erproben von Innovationen in der
   und organische Böden aufzuwerten oder             Land- und Ernährungswirtschaft unter-
   wiederherzustellen.                               stützt und Pilotprojekte für eine um-
                                                     weltschonende und wirtschaftliche Be-
−− Der Kanton treibt den Aufbau einer funk-
                                                     wirtschaftung ermöglicht (zum Beispiel
   tionsfähigen ökologischen Infrastruktur
                                                     Anwendung von neuen Technologien im
   (ökologisch wertvolle Lebensräume und
                                                     «Smart Farming»).
   deren Vernetzung) zur langfristigen Siche-
   rung der Biodiversität und ihrer Ökosys-       −− Der Kanton entwickelt das Kompetenz-
   temleistungen voran. Er unterstützt die           zentrum Liebegg weiter und setzt Impulse
   Gemeinden bei der Stärkung der Natur im           für eine engere Vernetzung. Das Zentrum
   Siedlungsgebiet, auch im Hinblick auf eine        soll verstärkt als Drehscheibe zwischen
   hochwertige Siedlungsqualität.                    Forschung, Konsumentinnen und Konsu-
                                                     menten sowie Produzentinnen und Produ-
                                                     zenten wirken.

                                                  −− Stossrichtungen zum Beitrag der Biodi-
                                                     versität und der Landwirtschaft zum Kli-
                                                     maschutz und zur Klimaanpassung sind
                                                     unter der Strategie 5 «Klimaschutz und
                                                     Klimaanpassung für Innovationen nutzen»
                                                     aufgeführt.

2021 – 2030                                                                                19
7. K
    antonshaushalt stabilisieren und staat­
   liche Aufgabenerfüllung modernisieren

Umfeldentwicklung                              Politische Ausrichtung
Der Kantonshaushalt konnte bis Ende 2019       −− Der Regierungsrat will den Kantonshaus-
stabilisiert werden. Dazu beigetragen haben       halt über eine Periode von zehn Jahren
verschiedene Sanierungsprogramme sowie            ausgeglichen gestalten, um den finanziel-
die «Gesamtsicht Haushaltsanierung» mit           len Handlungsspielraum für wettbewerbs-
diversen Reformvorhaben. Ebenfalls zum            fähige steuerliche Rahmenbedingungen
Ausgleich beigetragen haben höhere Bei-           und für strategische Investitionen zur wirt-
träge aus dem nationalen Finanzausgleich          schaftlichen, gesellschaftlichen und öko-
sowie höhere Ausschüttungen der Schwei-           logischen Weiterentwicklung des Kantons
zerischen Nationalbank. Damit besteht eine        bewahren zu können.
gute Grundlage zur Bewältigung von neuen
                                               −− Der Regierungsrat will zeitgemäss kom-
Herausforderungen, die sich durch kurzfris-
                                                  munizieren und das Vertrauen in die poli-
tige Entwicklungen wie die Covid-19-Pan-
                                                  tischen Entscheide sowie die Transparenz
demie sowie längerfristige Entwicklungen
                                                  zum staatlichen Handeln stärken. Er will
wie das Bevölkerungswachstum ergeben
                                                  den einfachen und schnellen Zugang für
können.
                                                  die Bevölkerung und Unternehmen zu den
Die Bevölkerung des Kantons Aargau wächst         staatlichen Informationen und Dienstleis-
pro Jahr um gut 7000 Personen (plus 1,1 Pro-      tungen ausbauen.
zent/Jahr). Mit dem Bevölkerungswachstum
                                               −− Der Regierungsrat will die Weiterentwick-
nimmt der Umfang der Leistungserbringung
                                                  lung von Gemeindestrukturen fördern und
bei kantonalen Aufgaben zu. Gesellschaft-
                                                  die regionale Zusammenarbeit über Ge-
liche und wirtschaftliche Entwicklungen
                                                  meindegrenzen hinaus bis hin zu Gemein-
verändern zudem die Anforderungen an die
                                                  defusionen unterstützen.
staatlichen Dienstleistungen.

Die Bevölkerung und die Unternehmen er-
warten von der öffentlichen Verwaltung
einfache, schnelle und sichere Dienstleis-
tungen und Informationen, die orts- und
zeitunabhängig zur Verfügung stehen. Das
wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben
orientiert sich an funktionalen Räumen und
immer weniger an Gemeinde-, Kantons- oder
Landesgrenzen. Deshalb sind über Grenzen
hinweg abgestimmte Lösungen erforderlich.
Für Entscheide in Wirtschaft, Gesellschaft
oder Politik werden transparente Grundla-
gen gefordert, die auch mit überprüfbaren
und aussagekräftigen Daten belegt werden.
Gleichzeitig verändern sich die Medienwelt
und die Mediennutzung tief greifend. Dies
hat weitreichende Folgen für die Kommuni-
kation zum staatlichen Handeln.

20                                                                         Entwicklungsleitbild
Stossrichtungen
Kantonshaushalt                                  Zusammenarbeit

−− Der Kanton stabilisiert das Ausgaben-         −− Der Kanton nutzt die in den vergangenen
   wachstum auf dem Niveau der Wirt-                Jahren intensiver gepflegten Aussenbezie-
   schaftsentwicklung. Dies erfordert eine          hungen (international und interkantonal),
   gezielte und strategische Priorisierung          um die Interessen des Kantons in inter-
   und Fokussierung der staatlichen Leistun-        kantonalen und grenzüberschreitenden
   gen und Aufgaben. Die Grundlagen dazu            Gremien einzubringen und im Verbund
   bilden die finanzielle Langfristperspektive      wirksame und effiziente Lösungen zu er-
   (siehe separates Kapitel) und eine trans-        arbeiten.
   parente Finanzplanung in Varianten sowie
                                                 −− Der Kanton nutzt in der Zusammenarbeit
   eine Optimierung der aufgabenseitigen
                                                    mit den Gemeinden die bestehenden re-
   und finanziellen Steuerungsmöglichkei-
                                                    gionalen Strukturen intensiver, um part-
   ten.
                                                    nerschaftlich wettbewerbsfähige Voraus­
                                                    setzungen für die Wirtschaft und das
Kommunikation
                                                    Wohnen und Arbeiten im Kanton Aargau
−− Der Kanton verfolgt eine zeitnahe, ziel-         zu schaffen (siehe Strategie 1 «Wertschöp-
   gruppenspezifische und transparente              fung ermöglichen» und Strategie 2 «Woh-
   Kommunikation zu den kantonalen Auf-             nen und Arbeiten stärker verknüpfen»).
   gaben und Leistungen, um das Vertrauen
   in die Behörden weiter zu stärken.            Arbeitgeber Kanton Aargau

                                                 −− Der Kanton macht die kantonale Verwal-
Moderne Verwaltung
                                                    tung als attraktiven Arbeitgeber weiter
−− Der Kanton modernisiert seine Verwal-            bekannt und bietet sinn- und perspekti-
   tungsprozesse laufend, um die staatlichen        venstiftende Arbeitsmöglichkeiten sowie
   Aufgaben kundenorientiert und effizient          konkurrenzfähige Anstellungsbedingun-
   erbringen zu können und die administra-          gen.
   tive Belastung von Unternehmen und Be-
   völkerung zu verringern.

−− Der Kanton erhebt und nutzt Daten ver-
   antwortungsvoll und schützt sensible Per-
   sonen- und Unternehmensdaten. Er för-
   dert die einmalige Datenerhebung sowie
   den nahtlosen Austausch von Daten und
   macht Daten von öffentlichem Interesse
   einfach zugänglich.

2021 – 2030                                                                                 21
Handlungsgrundsätze

Die Handlungsgrundsätze zeigen auf, wor-         Finanziellen Handlungs­
auf der Regierungsrat beim Umsetzen der
Strategien auf dem Weg zum Zukunftsbild
                                                 spielraum bewahren
«Aargau 2030» achtet. Die Grundsätze rich-       Der Regierungsrat und die kantonale Verwal-
ten sich weiter an die Führungskräfte und die    tung verfolgen eine nachhaltige Finanz- und
Mitarbeitenden der kantonalen Verwaltung.        Ressourcenpolitik mit einem stabilen Kan-
                                                 tonshaushalt, um die kantonalen Aufgaben
                                                 zuverlässig erfüllen und neue Herausforde-
Wirtschafts- und                                 rungen meistern zu können. Finanzielle Res-
                                                 sourcen werden wirksam und effizient ein-
Wohn­standort stärken                            gesetzt. Künftigen Generationen sollen keine
Der Regierungsrat und die kantonale Ver-         untragbaren finanziellen Lasten und keine
waltung berücksichtigen beim Umsetzen der        ungelösten Aufgaben aufgebürdet werden.
Strategien die Bedürfnisse der Einwohnerin-
nen und Einwohner sowie der Unternehmen,
damit der Wirtschafts- und Wohnstandort          Zusammenarbeit fördern
weiter gestärkt werden kann. Gesundheit,
                                                 Die weitere Stärkung des Wirtschafts-,
Bildung, Sicherheit, eine tragfähige Infra-
                                                 Wohn- und Bildungsstandorts Aargau er-
struktur (zum Beispiel für die Mobilität) und
                                                 fordert gemeinsame Anstrengungen von
attraktive steuerliche Rahmenbedingungen
                                                 Kanton, Gemeinden und Bund. Der Regie-
sowie zeit- und ortsunabhängige Dienstleis-
                                                 rungsrat und die kantonale Verwaltung arbei-
tungen sind die Basis, auf der sich die Unter-
                                                 ten partnerschaftlich mit den Gemeinden,
nehmen wie die Bevölkerung wirtschaftlich
                                                 den Nachbarkantonen, den benachbarten
entwickeln und ihr Wohlergehen steigern
                                                 Grenzregionen und dem Bund zusammen,
können.
                                                 um optimale Lösungen zugunsten der Aar-
                                                 gauer Bevölkerung und Wirtschaft zu finden.
                                                 Bestehende Gefässe der Zusammenarbeit
Entwicklung                                      (zum Beispiel Koordinationsgremium Kan-
nachhaltig gestalten                             ton-Gemeinden, Regionalplanungsverbände,
                                                 «Smart Aargau Services») werden genutzt
Der Regierungsrat und die kantonale Ver-
                                                 und bei Bedarf neue Formen der Zusammen-
waltung orientieren sich beim Umsetzen
                                                 arbeit geprüft.
der Strategien an den Grundsätzen einer
nachhaltigen Entwicklung, welche die drei
Dimensionen Wirtschaft, Gesellschaft und
Umwelt gleichwertig berücksichtigt.

22                                                                         Entwicklungsleitbild
Finanzielle Langfristperspektive

Die finanzielle Langfristperspektive ergänzt    laufenden Rechnungsjahr 2021 und zum
das Entwicklungsleitbild mit einer finanzi-     neuen AFP 2022 – 2025. Die zweite Daten-
ellen Betrachtung. Sie zeigt den finanziellen   reihe ist eine Finanzperspektive bis ins Jahr
Rahmen über die nächsten zehn Jahre, inner-     2030. Diese Daten beruhen auf Annahmen,
halb dessen die Strategien des Regierungs-      welche verschiedene Einflussfaktoren be-
rats umgesetzt werden sollen.                   rücksichtigen und für jeden Aufgabenbereich
                                                individuell berechnet werden.

                                                Die Annahmen zu den demografischen und
Konzept                                         volkswirtschaftlichen Einflussfaktoren stam-
Das Modell der finanziellen Langfristper-       men aus der kantonalen Bevölkerungsstatis­
spektive stützt sich auf zwei Datenreihen.      tik und von bekannten Prognoseinstituten.
Die erste Datenreihe basiert auf dem Auf-       Die aufgabenspezifischen Einflussfaktoren
gaben- und Finanzplan (AFP) 2021– 2024          basieren auf der Einschätzung der fachzu-
und berücksichtigt neue Erkenntnisse zum        ständigen Aufgabenbereiche.

Langfristige Einflussfaktoren 2025 – 2030

Teuerung                                                                               1,0 %

Wachstum                           Reales Wachstum des                                 1,7 %
                                   Bruttoinlandprodukts (BIP)
                                   Nominales Wachstum des
                                                                                       2,7 %
                                   Bruttoinlandprodukts (BIP)

Demografische                      Bevölkerungswachstum                                1,1 %
Entwicklung
                                   Wachstum der Bevölkerung ab 66 Jahren               3,2 %

Besondere Einflussfaktoren         z. B. Prämienverbilligungen,
                                                                                     diverse
                                   ­Ergänzungsleistungen, Spitalfinanzierung,
                                    Verkehr, Schülerwachstum Volksschule
                                    ­sowie Berufsbildung und Mittelschule etc.

Aus der Verknüpfung der beiden Datenreihen resultiert eine 10-jährige Finanzperspektive
für alle 43 Aufgabenbereiche und den gesamten Aargauer Staatshaushalt.

2021 – 2030                                                                                23
Finanzielle Ausgangslage                        beigetragen haben auch Sondereffekte wie
                                                die höheren Ausschüttungen der Schwei-
Mithilfe der (inzwischen abgeschlossenen)
                                                zerischen Nationalbank (SNB) und höhere
«Gesamtsicht Haushaltsanierung» konnte
                                                Ausgleichszahlungen aus dem Nationalen
der Kantonshaushalt in den letzten Jahren
                                                Finanzausgleich (NFA).
stabilisiert werden. Die Schuldenlast wurde
in den letzten vier Jahren um über 500 Milli-   Die im Vergleich zum letzten Entwicklungs-
onen Franken reduziert, und ein grosser Teil    leitbild 2017– 2026 stark verbesserte Finanz-
der erzielten Überschüsse konnte im Sinne       lage zeigt sich in der deutlich tieferen Brut-
einer vorausschauenden Planung in die           toschuld (– 26 % seit 2016) wie auch in der
Ausgleichsreserve eingelegt werden. Dazu        Nettoschuld (– 70 % seit 2016).

Modell der finanziellen Langfristperspektive

       Jahre 2021– 2024                               Jahre 2025 – 2030

                                      Einflussfaktoren je Aufgabenbereich:
                                      – Teuerung
                                      – Bruttoinlandprodukt (BIP)
        AFP 2021– 2024
                                      – Demografische Entwicklung und Altersstruktur
                                      – Digitalisierung
                                      – Besondere Einflussfaktoren

               10-jährige Finanzperspektive pro Aufgabenbereich und Jahr

                                         Überführung
                                       in Gesamtkanton

                          Finanzielle Langfristperspektive
         Strategische Lagebeurteilung im Rahmen des Entwicklungsleitbilds

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Die aktuelle mittel- und langfristige Planung     gemäss der Botschaft des Regierungsrats
ist durch die Unsicherheit über den weite-        vom 31. März 2021 an den Grossen Rat für
ren Verlauf der Covid-19-Pandemie geprägt.        die erste Beratung berücksichtigt (Erhöhung
Vor diesem Hintergrund ist der im Novem-          Pauschalabzug für Versicherungsprämien
ber 2020 vom Grossen Rat verabschiedete           und Sparkapitalzinsen ab 2022; Senkung
AFP 2021– 2024 als ein Übergangs-AFP zu           oberer Gewinnsteuertarif 2022 bis 2024 in
betrachten. Trotzdem darf der Kanton nicht        drei Etappen inklusive dynamischer Effekte
verharren und muss gesellschaftliche, wirt-       und befristeter teilweiser Entschädigung der
schaftliche oder ökologische Herausforde-         Gemeinden).
rungen gleichwohl angehen.
                                                  Bei den Beteiligungserlösen wurden kon-
Für das Erstellen der finanziellen Lang-          stante Ausschüttungen im Ausmass des
fristperspektive wurden die Werte für die         nominalen BIP-Wachstums eingerechnet.
Jahre 2021– 2025 aufgrund der neusten             Bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB)
Erkenntnisse (zum Beispiel Auswirkungen           entspricht der Grundbetrag gemäss der neu-
Covid-19-Pandemie, Ausschüttungen SNB,            en Ausschüttungsvereinbarung einer dop-
Vorgaben auf Bundesebene etc.) aktuali-           pelten Ausschüttung in der Höhe von 106
siert. Während für das Rechnungsjahr 2021         Millionen Franken. Für das Budgetjahr 2022
ein ausgeglichenes Ergebnis realistisch er-       wurde optimistisch eine dreifache Ausschüt-
scheint, muss zum heutigen Zeitpunkt in den       tung berücksichtigt. Für die Jahre ab 2023 ist
Jahren ab 2022 weiterhin mit Fehlbeträgen         jeweils der neue Grundbetrag über rund 106
gerechnet werden, welche eine Entnahme            Millionen Franken pro Jahr berücksichtigt.
aus der Ausgleichsreserve erfordern dürften.      Gemäss Nationalbank ist eine Ertragsprogno-
                                                  se für die kommenden Jahre schwierig. Sie
Die finanziellen Auswirkungen der Covid-          verweist dabei auf ihre hohe Bilanzsumme
19-Pandemie inklusive der erwarteten Steu-        von 1000 Milliarden Franken und ihre Aktiv-
ermindererträge sind – soweit schon bekannt       seite, die fast ausschliesslich aus Anlagen in
– in der finanziellen Langfristperspektive ent-   Fremdwährungen besteht.
halten. Für das Jahr 2021 sind insbesondere
der nicht budgetierte Aufwand für die Härte-      Die Ausgleichszahlungen durch den Natio­
fallmassnahmen für Unternehmen (111 Mio.          nalen Finanzausgleich (NFA) basieren auf
Franken) und ein Covid-19 bedingter Net-          den Prognosen von BAK Economics AG.
tomehraufwand bei den Spitälern (50 Mio.          Mit der Berücksichtigung des neuen Bemes-
Franken) eingerechnet.                            sungsjahres 2018 muss im Vergleich zur bis-
                                                  herigen Planung ab 2022 mit etwas tieferen
Die Steuern generieren rund die Hälfte des        Ausgleichszahlungen gerechnet werden.
gesamten Ertrags. In der finanziellen Lang-       Aufgrund der neuen Berechnungsparame-
fristperspektive wird ab 2025 ein Wachstum        ter infolge der Umsetzung der Steuerreform
der Steuereinnahmen im Umfang des nomi-           und AHV-Finanzierung (STAF) dürften die
nalen BIP (reales BIP plus Teuerung) ange-        Beitragszahlungen ab 2024 vorübergehend
nommen. Die Steuergesetzrevision 2022 ist         bis ca. 2026 stark abnehmen.

2021 – 2030                                                                                   25
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