KommKOOP Erfolgreiche Beispiele interkommunaler Kooperationen

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KommKOOP Erfolgreiche Beispiele interkommunaler Kooperationen
kommKOOP
Erfolgreiche Beispiele interkommunaler Kooperationen
Dokumentation des MORO-Wettbewerbs 2005/2006

Projektleitung

Volker Mattern
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Berlin
Michael Zarth
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Bonn

Auftragnehmer

Luise Adrian
Uwe Krüger
Marco Mehlin
adrian.mehlin.prozessnavigation, Berlin

Dr. Sabine Baumgart
Lars Lemke
Frank Schlegelmilch
BPW baumgart+partner, Bremen
Claudia Dappen
plan 1+1, Bremen

Ein Projekt des Forschungsprogramms „Modellvorhaben der Raumordnung“ (MORO) des
Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und des Bundesamtes
für Bauwesen und Raumordnung (BBR).                                                    ����
KommKOOP Erfolgreiche Beispiele interkommunaler Kooperationen
Impressum                                             Grußwort

Herausgeber
                                                      Ich bin sehr froh über den großen Erfolg des
Bundesministerium für Verkehr,                        Wettbewerbs „kommKOOP - Erfolgreiche Bei-
Bau und Stadtentwicklung (BMVBS)                      spiele interkommunaler Kooperationen“. Die
Invalidenstraße 44
10115 Berlin                                          große Zahl der eingereichten Beiträge, 167
www.bmvbs.bund.de                                     insgesamt, ihre Vielfalt und ihre hohe Qualität
Bundesamt für                                         zeigen, dass in den Kommunen mit sehr viel
Bauwesen und Raumordnung (BBR)                        Engagement und Kreativität an Konzepten zur
Deichmanns Aue 31–37
53179 Bonn
                                                      Kooperation gearbeitet wird. Es ist wichtig und
www.bbr.bund.de                                       richtig, dass Städte und Gemeinden zusam-
                                                      men arbeiten und miteinander Projekte vor-
Bearbeitung                                           anbringen. Die Chancen dieser gemeinsamen
                                                      Arbeit liegen auf der Hand: Es geht darum,
Dipl.-Geogr. Luise Adrian
Irmingard Adrian (Lektorat)                           sich zusammen zu tun und Kräfte zu bündeln.
Dipl.-Ing. Uwe Krüger (Redaktion und Gesamtleitung)   Wenn jeder einzelne Kooperationspartner
Dipl.-Ing. Marco Mehlin
                                                      seine Kenntnisse und Erfahrungen einbringt,
adrian.mehlin.prozessnavigation                       dann können alle davon profitieren, dann kön-
Naumannstraße 4                                       nen alle zusammen mehr bewegen und das zu
10829 Berlin
www.prozessnavigation.de                              geringeren Kosten als es jeder allein hätte tun
                                                      können. Viele Beiträge, die in der vorliegen-
und
                                                      den Publikation beschrieben werden, zeigen,
Prof. Dr.-Ing. Sabine Baumgart                        dass interkommunale Kooperation zu genau
Dipl.-Ing. Lars Lemke
                                                      diesem Ergebnis führt: zu mehr Effizienz, zu
Dipl.-Ing. Frank Schlegelmilch
                                                      besserer Qualität und zu geringeren Kosten.
BPW baumgart+partner                                  Davon profitieren die Bürgerinnen und Bürger      Ich will nicht verschweigen, dass interkommu-
Ostertorsteinweg 70-71
28203 Bremen                                          ebenso wie Politik und Verwaltung in den Ge-      nale Kooperation bei allen Beteiligten Geduld
www.bpw-baumgart.de                                   meinden und Städten.                              und Geschick erfordert, bei der gemeinsamen
in Kooperation mit
                                                                                                        Arbeit ebenso wie bei der Kommunikation in
                                                      Ich hoffe sehr, dass die Veröffentlichung der     die Öffentlichkeit. Aber die eingereichten Bei-
Dipl.-Ing. Claudia Dappen                             erfolgreichsten Beispiele der Zusammenarbeit      träge zeigen, dass auch diese Herausforderun-
plan 1+1                                              zwischen Kommunen Städte und Gemeinden            gen erfolgreich gemeistert werden können. Ich
Ingelheimer Straße 60                                 in ganz Deutschland motiviert, über Möglich-      hoffe sehr, dass die Kommunen, die sich an
28199 Bremen
                                                      keiten der Kooperation nachzudenken, mit-         diesem Wettbewerb beteiligt haben, den von
                                                      einander zu arbeiten und schließlich gemein-      ihnen eingeschlagenen Weg der Zusammenar-
Gestaltung und Satz
                                                      sam von den Vorteilen einer Zusammenarbeit        beit weiter gehen und dass die hier nachzule-
okamo                                                 zu profitieren.                                   senden Beispiele zur Nachahmung ermutigen.
Büro für Digitale Gestaltung                                                                            Ich bin davon überzeugt, dass die Bürgerinnen
Schwedter Str. 34a
10435 Berlin                                                                                            und Bürger offen sind für neue, erfolgreiche
www.okamo.de                                                                                            Ideen der Zusammenarbeit.

Druck

KönigsDruck, Berlin

Bestellungen

silvia.becker@bbr.bund.de
Stichwort „Wettbewerbsdokumentation kommKOOP“

Nachdruck und Vervielfältigung

Alle Rechte vorbehalten                                                                                 Wolfgang Tiefensee
                                                                                                        Bundesminister für Verkehr, Bau und
Bonn 2006
                                                                                                        Stadtentwicklung
KommKOOP Erfolgreiche Beispiele interkommunaler Kooperationen
Inhalt

Der MORO-Wettbewerb „kommKOOP“

  Wissen teilen, Partnerschaften organisieren –                        8
  Interkommunale Kooperationen eröffnen neue Handlungsspielräume
  Dr. Engelbert Lütke Daldrup

  Bedeutung interkommunaler Kooperationen aus Sicht                    10
  der kommunalen Spitzenverbände
  Christian Schramm

  Auf dem Weg zur Übertragbarkeit –                                    12
  Ergebnisse und Lehren aus dem Wettbewerb „kommKOOP“
  Michael Zarth, Uwe Krüger

  Prämierungs-Konzept, Kriterien, Verfahren – und die Qual der Wahl    16
  Dr. Irene Wiese-von Ofen

Preisträger und Anerkennungen im Profil

     Themenfeld Kommunale Pflichtaufgaben und interne Verwaltung      20
     Themenfeld Vielfältige Themen und Erfahrungsaustausch            32
     Themenfeld Wirtschaftsförderung, Tourismus, Naherholung          41
     Themenfeld Internationale Kooperationen                          54
     Themenfeld Verwaltungshandeln und Planung                        60

Dokumentation der weiteren Wettbewerbsteilnehmer

     Themenfeld Kommunale Pflichtaufgaben und interne Verwaltung      74
     Themenfeld Vielfältige Themen und Erfahrungsaustausch            81
     Themenfeld Wirtschaftsförderung, Tourismus, Naherholung          87
     Themenfeld Internationale Kooperationen                          96
     Themenfeld Verwaltungshandeln und Planung                        99

Anhang

  Literaturhinweise und Links                                         108
KommKOOP Erfolgreiche Beispiele interkommunaler Kooperationen
Der MORO-Wettbewerb „kommKOOP“
KommKOOP Erfolgreiche Beispiele interkommunaler Kooperationen
8                                                            kommKOOP – Erfolgreiche Beispiele interkommunaler Kooperationen          Der MORO-Wettbewerb „kommKOOP“                                                                        9

                                 Wissen teilen, Partnerschaften organisieren –
                                 Interkommunale Kooperationen eröffnen neue
                                 Handlungsspielräume

                                 Interkommunale Kooperation ist eigentlich         und Runden Tischen bis hin zu privatrechtlich      Vor wenigen Monaten wurden die neuen Leit-         zum Jahre 2010 jedes Jahr mehr als 500 Mil-
                                 nichts Neues. Wir alle kennen Zweckverbände,      oder öffentlich-rechtlich institutionalisierten    bilder der Raumordnung mit den Ministern           lionen Euro für die Städtebauförderung be-
                                 die schon über Jahre erfolgreich zusammenar-      Formen reichen. Zur erfolgreichen Kooperati-       der Länder und des Bundes gemeinsam ver-           reitstellen. Damit können auch viele Projekte
                                 beiten. Neu ist dagegen deren Ausrichtung an      on gehört ebenfalls die nüchterne Evaluierung      abschiedet. In der Raumordnung hat sich in         einer Zusammenarbeit zwischen Städten und
                                 neuen Aufgaben wie den Herausforderungen          des Erreichten, was geleistet werden kann, was     dieser Frage ein gewisser Paradigmenwechsel        Gemeinden unterstützt werden. Auch die No-
                                 des demographischen Wandels. Schon heute          vielleicht auch nicht geleistet werden kann.       vollzogen. Klassischerweise stand immer der        velle des Baugesetzbuches mit dem Ziel der
                                 haben sich viele Kommunen mit rückläufigen                                                           Ausgleichsgedanke im Fokus, d.h. die Hilfe         Stärkung der Innenstädte wird dazu beitragen.
                                 Einwohnerzahlen, veränderten Altersstruktu-       Der Wettbewerb „kommKOOP“ dokumentiert             für die Schwachen. Inzwischen steht neben          Denn leistungsfähige Zentren und Innenstädte
                                 ren, Migration und Integrationsfragen ausein-     eindrucksvoll die Vielfalt an Kooperationen        dem Ausgleichsziel noch ein weiteres. Es fo-       sind für das Umland und die Attraktivität gan-
                                 anderzusetzen.                                    zwischen Städten, Gemeinden oder Kreisen,          kussiert sich darauf, denjenigen zu helfen, die    zer Regionen von Bedeutung. Weiterhin sind
                                                                                   und dies häufig mit Beteiligung der Wirtschaft.    wirtschaftliches Wachstum, Beschäftigung und       Modellvorhaben für kinder- und familienge-
                                 Auch haben sich die Transformationsprozesse       Dabei wird das breite Spektrum kommunaler          Innovation organisieren. Dies ist notwendig,       rechte Stadtquartiere zur Unterstützung der
Dr. Engelbert Lütke Daldrup      in den letzten 15 Jahren beschleunigt. Wir ha-    Aufgaben und Handlungsfelder wie Einzelhan-        um die Lasten zu meistern, die der demogra-        Transformationsprozesse in den Städten auf
Staatssekretär im                ben sich stärker herausbildende Unterschiede      del, gemeinsame Gewerbegebiete oder Flä-           phische Wandel unserer Gesellschaft auferlegt.     den Weg gebracht worden.
Bundesministerium für Verkehr,   zwischen den Regionen und zwischen Städ-          chenentwicklung angesprochen. Gebiete also,        Nach dem Leitbild Wachstum sollen die Regio-
Bau und Stadtentwicklung         ten und Gemeinden, aber auch innerhalb der        auf denen oft Konkurrenzgedanken vorherr-          nen versuchen, ihre Potenziale und Stärken zu      Aber die Bundesregierung kann die Städte und
                                 Kommunen. Diese Fragen der Differenzierung        schen. Diesen Aktivitäten liegt die Erkenntnis     bündeln. Denn starke Regionen und Zentren          Gemeinden nur unterstützen. Die Hauptauf-
                                 und des regionalen und sozialen Zusammen-         zugrunde, dass eine Zusammenarbeit und             können auch eine Anschub- und Motorfunkti-         gabe muss vor Ort geleistet werden. Rat und
                                 haltes beschäftigen die Politik immer stärker.    Arbeitsteilung, in der jeder das macht, was er     on für andere, schwächere Regionen überneh-        Verwaltung, kommunale Wirtschaft, Unter-
                                 Gleichzeitig wird der finanzielle Spielraum für   am besten kann, letztlich für alle zum Erfolg      men.                                               nehmen und die Bürger sind gefragt, wenn es
                                 gestaltende Politik kleiner.                      führt. Auch geht es um so zentrale Fragen,                                                            darum geht, die Entwicklung ihrer Stadt, ihrer
                                                                                   wie die heutigen Infrastruktursysteme an die       In der Raumordnung geht es aber nicht um die       Gemeinde voranzutreiben.
                                 Das sind alles Faktoren, die dazu geführt ha-     demographischen Herausforderungen ange-            Unterstützung der Starken, sondern um die
                                 ben, dass interkommunale Kooperationen oft        passt werden können. Schließlich geht es aber      Organisation von Partnerschaften und Zusam-        Der Wettbewerb „kommKOOP“ zeigt ein-
                                 sogar als einzige Chance erfolgreicher Gestal-    bei interkommunaler Kooperation immer da-          menarbeit. Hierfür steht der Begriff der Verant-   drucksvoll, welches Engagement und welche
                                 tung betrachtet werden. Gleichwohl ist die        rum, wie Leistungen für die Bürger verbessert      wortungsgemeinschaft für die Stadt mit ihrem       Ideenvielfalt kommunale Akteure in Koopera-
                                 Praxis interkommunaler Zusammenarbeit viel        werden können oder ob und wie das bisherige        Umland und für das Zentrum mit seiner Peri-        tionsprojekte einbringen. Er zeigt, was geht. Er
                                 komplizierter als die Theorie: Wir haben es mit   Leistungsspektrum unter dem Druck des de-          pherie. Letztlich sind interkommunale Koope-       zeigt auch, wie es geht. Und er zeigt, was die
                                 Risiken, Ängsten und persönlichen Befürch-        mographischen Wandels und finanzieller Rest-       rationen Verantwortungsgemeinschaften, in          wichtigen Erfolgsbedingungen für eine gute
                                 tungen zu tun. Es gibt aber auch ganz objektive   riktionen gesichert werden kann.                   deren Rahmen starke Städte und Gemeinden           Kooperation darstellen und welche Barrieren
                                 Probleme, die beispielsweise mit Ressourcen-                                                         ihrem Umland oder schwächeren Gebietskör-          in organisatorischer, personeller sowie finan-
                                 knappheit beschrieben werden können. Denn         Mit dem demographischen Wandel haben wir           perschaften helfen können. Das setzt aber eine     zieller Hinsicht zu überwinden sind. Die er-
                                 auch für Kooperationen brauchen die lokalen       einen starken Impuls für Kooperationen be-         Partnerschaft auf Augenhöhe voraus. Und bei-       folgreichen Beispiele des Wettbewerbs sind ein
                                 Akteure vor Ort Ressourcen. Deswegen ist es in    kommen. Die Aufgaben vieler Kommunen ver-          de müssen aus der Kooperation tatsächliche         ermutigendes Zeichen dafür, dass die kommu-
                                 solchen Wettbewerben besonders wichtig, auf       ändern sich: Sie müssen sich um neue Wohn-         Vorteile ziehen.                                   nale Selbstverwaltung und die Zusammenar-
                                 die Erfolgsfaktoren von Kooperationen hin-        formen oder bedarfsgerechte Pflegeangebote                                                            beit auf freiwilliger Basis erhalten und gleich-
                                 zuweisen und diese bekannt zu machen. Der         kümmern. Diese Angebote können nicht in            Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und         zeitig an neue Bedingungen angepasst werden
                                 wohl grundlegende Erfolgsfaktor besteht in der    jeder Gemeinde bereitgestellt werden. Es müs-      Stadtentwicklung hat diesen Gedanken aufge-        können. Im Wettbewerb der Regionen um Ar-
                                 Verständigung auf gemeinsame Ziele: Nicht         sen regionale Verkehrskonzepte erarbeitet          griffen und sich in den vergangenen Monaten        beitsplätze, um die besten Köpfe, um interes-
                                 der Weg ist das Ziel, sondern am Ende muss bei    werden, die angesichts veränderter Bevölke-        intensiv darum bemüht, den Fokus stärker auf       sante Unternehmen, um mehr Lebensqualität
                                 der Kooperation für alle Partner ein greifbares   rungsstrukturen große Herausforderungen an         die Entwicklung unserer Städte zu richten und      werden vor allem diejenigen erfolgreich sein,
                                 Ergebnis stehen.                                  unsere Gemeinden und Städte stellen.               gleichzeitig einen Beitrag zur Förderung inter-    die zusammenarbeiten und ihre Potenziale
                                                                                                                                      kommunaler Kooperationen zu leisten. Dabei         bündeln.
                                 Bei der Umsetzung sind zudem weitere Fragen       Aber auch die Strukturen der Städte und Ge-        geht es auch um kleine und mittlere Städte, die
                                 zu klären: Wie organisieren wir erfolgreiche      meinden verändern sich mit der Bevölkerungs-       alle eine wichtige Funktion für die Sicherung
                                 Kooperationen? Welche Akteure müssen ein-         entwicklung. Die Raumordnung spricht von           der allgemeinen Daseinsvorsorge und Bereit-
                                 bezogen werden? Wer treibt den Prozess voran?     wachsenden und schrumpfenden Regionen.             stellung zentraler Infrastrukturleistungen ha-
                                 Finden sich Moderatoren, die zwischen unter-      Gleichzeitig ist die Rolle der Zentren gerade in   ben.
                                 schiedlichen Interessen ausgleichen können        schrumpfenden Regionen neu zu definieren
                                 und Transparenz und ein Klima des Vertrauens      und es sind die Standards der Daseinsvorsor-       Der Bund hat das Instrument der Städte-
                                 schaffen? Gleichzeitig brauchen wir Rechtssi-     ge zu sichern. Und das ist im Kontext des de-      bauförderung. Diese ist auch nach der Fö-
                                 cherheit und Verbindlichkeit. Interkommunale      mographischen Wandels häufig sehr schwierig        deralismusreform gemeinsame Aufgabe von
                                 Kooperationen weisen daher vielfältige Orga-      geworden.                                          Bund, Ländern und Gemeinden. Der Bund
                                 nisationsformen auf, die von Arbeitsgruppen                                                          wird in der mittelfristigen Finanzplanung bis
KommKOOP Erfolgreiche Beispiele interkommunaler Kooperationen
10                                                            kommKOOP – Erfolgreiche Beispiele interkommunaler Kooperationen         Der MORO-Wettbewerb „kommKOOP“                                                                       11

                                 Bedeutung interkommunaler Kooperation aus Sicht
                                 der kommunalen Spitzenverbände

                                 Die Bedeutung der interkommunalen Koope-            Wir dürfen uns – gerade im Bereich der Wirt-     operation zu schaffen. Hier ist Skepsis ange-       nale Zusammenarbeit so verändern, dass sie
                                 ration für die Kommunen liegt darin, die Er-        schaft und der Arbeitsplätze – nicht mehr als    bracht. Geht es noch um die Kooperation um          mit dem europäischen Recht vereinbar sind.
                                 füllung kommunaler Aufgaben sicherzustellen         miteinander konkurrierende Nachbarstädte         der Sache Willen? Natürlich ist es einfacher,       Wir sollten uns aber nicht mit Änderungen
                                 und Leistungen aufrechtzuerhalten.                  und -gemeinden verstehen, sondern müssen         sich mit weniger Partnern auseinanderzuset-         nationaler Rechtsvorschriften begnügen. Auf
                                                                                     uns als eine Standortregion betrachten, die es   zen als mit vielen Beteiligten. Und natürlich       europäischer Ebene bedarf es der Klarstellung,
                                 Interkommunale Kooperaton trägt dazu bei            gemeinsam zu erhalten und auszubauen gilt.       sind auch Verteilungsfragen leichter zu be-         dass interkommunale Zusammenarbeit Be-
                                                                                     Das bedeutet nicht, dass es nicht auch weiter-   antworten, wenn weniger Stimmen Bedar-              standteil von Verwaltungshandeln und keine
                                    die kommunalen Aufgaben besser und/              hin Konkurrenzen geben wird und geben darf.      fe anmelden. Kommunale Selbstverwaltung             Frage des Binnenmarktes ist.
                                    oder günstiger zu erfüllen,                      Notwendig ist aber, unnötige Konkurrenz zu       bedeutet für unsere Gesellschaft aber mehr
                                    Dienstleistungen für die Bürger und Bür-         vermeiden, da sie sowohl personelle als auch     als möglichst hohe Verwaltungseffizienz. Die
                                    gerinnen in höherer Qualität anbieten zu         finanzielle Ressourcen bindet.                   Chancen effektiver Verwaltung und glaubhaf-
                                    können und                                                                                        ter Vertretung liegen in Orts- und Bürgernähe
Christian Schramm                   gegebenenfalls das Leistungsspektrum um          Die demographische Entwicklung spielt eine       der Lokalverwaltung und nicht im Aufbau zen-
1. Vizepräsident des Deutschen      neue Dienste zu erweitern.                       besondere Rolle für die interkommunale Zu-       traler Bürokratien. Moderne Technik wie das
Städte- und Gemeindebundes,                                                          sammenarbeit. Das steigende Durchschnitts-       Internet auf Breitbandbasis eröffnet uns hier
Oberbürgermeister der Stadt      Interkommunale Kooperation stärkt                   alter der Bevölkerung erfordert andere kommu-    ganz neue Möglichkeiten.
Bautzen                          kommunale Selbstverwaltung                          nale Maßnahmen als die Zu- oder Abwande-
                                                                                     rung von Teilen der Bevölkerung. Gemeinsam       Förderung von Kooperationen
                                 Kooperation gehört zum Wesen kommunaler             ist beiden Entwicklungen, dass kooperierende
                                 Selbstverwaltung. Die Kommunen sind Aus-            Kommunen den Herausforderungen aktiv und         Die Bildung von Kooperationen kann noch ge-
                                 druck von Kooperation zwischen den Gemein-          gemeinsam begegnen können. Durch Anpas-          fördert werden, wenn bestehende Hindernisse
                                 demitgliedern. Auch Kooperation zwischen            sung ihrer Infrastruktur bzw. des Dienstleis-    abgebaut werden. Hindernisse für die Koope-
                                 Kommunen hat es schon immer gegeben. Der            tungsangebotes können Sie darüber hinaus die     rationsfähigkeit der Städte und Gemeinden
                                 Schritt, diese zu intensivieren, liegt angesichts   Entwicklung auch beeinflussen.                   stellen vor allem gesetzliche Regelungen dar,
                                 der sich wandelnden Rahmenbedingungen                                                                die den Vor- und Nachteilsausgleich von Koo-
                                 nahe.                                               Haushaltslage erfordert Kooperation              perationen beschränken, sowie das (europä-
                                                                                                                                      ische) Wettbewerbsrecht. Vor dem Hintergrund
                                 Aufgaben wandeln sich, das Umfeld                   Auch mit Blick auf die Haushaltslage der Kom-    unserer kommunalen Erfahrungen kann an
                                 verändert sich                                      munen ist interkommunale Kooperation be-         drei Punkten besonders wirkungsvoll ange-
                                                                                     deutsam. Sie kann in entscheidendem Maße         setzt werden:
                                 Wir stellen eine Regionalisierung der Le-           dazu beitragen, die anstehenden kommuna-
                                 bensstile fest. Mobilität als Merkmal unserer       len Aufgaben mit verringertem finanziellem       1. Interkommunale Kooperationen müssen
                                 Lebensführung hat sich in allen Bereichen           Aufwand zu erfüllen. In Zeiten kommunaler        auch in Zukunft finanziell gefördert werden.
                                 durchgesetzt. Die Menschen suchen jeweils           Finanzknappheit stellt sich in den zentralen     Derartige Förderung initiiert Kooperation zwar
                                 unterschiedliche Orte für Wohnen, die Arbeit,       Orten immer weniger die Frage nach der Neu-      in der Regel nicht, aber sie kann Nachteile für
                                 die Erledigung von Einkäufen oder für ihre          ansiedlung zentralörtlicher Funktionen als       einzelne Partner kompensieren und damit den
                                 Freizeitaktivitäten auf. Das hat Folgen für die     vielmehr nach deren Erhalt. Im Stadt-Umland-     Blick für die gemeinsamen Vorteile öffnen.
                                 kommunalen Dienstleistungs- und vor allem           Bereich sind Kooperationen und Aufgaben-         Eine permanente Unterstützung ist dann nicht
                                 die Daseinsvorsorgeangebote. Offensichtlich         teilungen notwendig, die sichern, dass eine      erforderlich, wenn sich positive Effekte einstel-
                                 ist dies beim öffentlichen Personennahver-          wohnortnahe Versorgung mit Arbeitsplätzen,       len.
                                 kehr oder bei der Tourismuswerbung. Im All-         kulturellen Angeboten und auch mit sozialen
                                 tag nicht so sichtbar, aber dennoch von großer      Einrichtungen in Zukunft gewährleistet wer-      2. Zur Vereinfachung von interkommunalen
                                 Bedeutung, sind Kooperationen im Bereich der        den kann und finanzierbar bleibt.                Kooperationen müssen Wege diskutiert wer-
                                 kommunalen Infrastruktur, angefangen bei der                                                         den, das Territorialprinzip zu lockern. Die vor
                                 Wasserver- und Abwasserentsorgung sowie der         Fusion statt Kooperation?                        uns liegenden Aufgaben orientieren sich an
                                 Müllabfuhr bis hin zur modernen Telekommu-                                                           den Menschen und deren Lebensweise. Die
                                 nikationsinfrastruktur.                             Besonders im Stadt-Umlandbereich gibt es         zunehmende Regionalisierung verlangt daher
                                                                                     nach wie vor Probleme bei der Zusammen-          auch verstärkt nach netzwerkartigen Koopera-
                                 Dass sich die Regionalisierung auch auf die         arbeit. Daraus folgen oft genug politische       tionsstrukturen, die sich an funktionalen Ver-
                                 wirtschaftliche Entwicklung erstreckt, ist of-      Forderungen und Empfehlungen, effiziente         flechtungen orientieren.
                                 fenkundig. In Zeiten der Globalisierung, der        Verwaltungsstrukturen durch Gemeindezu-
                                 EU-Erweiterungen und räumlicher Konzen-             sammenschlüsse und die Bildung von regi-         3. Das geltende Recht darf interkommunale
                                 trationsprozesse sind kommunale Grenzen             onalen Institutionen bis hin zur regionalen      Kooperation nicht unnötig beschränken. Die
                                 für viele Aufgabenbereiche zu eng geworden.         Gebietskörperschaft als höchste Form der Ko-     Länder müssen die Gesetze über die kommu-
KommKOOP Erfolgreiche Beispiele interkommunaler Kooperationen
12                                                                               kommKOOP – Erfolgreiche Beispiele interkommunaler Kooperationen              Der MORO-Wettbewerb „kommKOOP“                                                                                                                                                                                 13

                                  Auf dem Weg zur Übertragbarkeit – Ergebnisse und
                                  Lehren aus dem Wettbewerb „kommKOOP“

Michael Zarth                     Auf dem Weg zur Übertragbarkeit…                                          Ergebnisse des Wettbewerbs
Bundesamt für Bauwesen und
Raumordnung                       … hat der Wettbewerb „kommKOOP“ inzwi-                                    Der Wettbewerb übertraf alle Erwartungen: Be-
Uwe Krüger                        schen bundesweit große Resonanz gefunden.                                 reits die hohe Zahl der Anmeldungen von über
adrian.mehlin.prozessnavigation   Über das Internet, verschiedene Fachveröf-                                200 Kooperationen bis August 2005 zeigte, dass
                                                                                                                                                                                                                                             Altenholz
                                  fentlichungen und zahlreiche Artikel in lokalen                           bundesweit interkommunale Kooperationen in
                                  und regionalen Zeitungen haben interessierte                              sehr verschiedenen Themenfeldern von hoher                                                                                                                                                        Süderholz

                                  kommunale Entscheidungsträgerinnen und                                    Bedeutung sind. Letztlich haben 167 Koopera-
                                                                                                                                                                                                                                      Elmshorn
                                                                                                                                                                                                                                                      Norderstedt                                                   Eggesin
                                  Entscheidungsträger aus Politik und Verwal-                               tionen einen Beitrag eingereicht und viele von                                         Schortens       Bremer-
                                                                                                                                                                                                                                      Haseldorf Hetlingen
                                                                                                                                                                                                                    haven       Grünendeich            Hamburg
                                  tung sowie Bürgerinnen und Bürger davon                                   ihnen haben die anspruchsvollen Kriterien der                                                                                                  Geesthacht
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Szczecin
                                                                                                                                                                                                           Ovelgönne
                                  erfahren. Auch die Abschlussveranstaltung                                 Ausschreibung erfüllt. Von diesen 167 Beiträ-                                               Oldenburg
                                                                                                                                                                                                            Delmenhorst           Bremen
                                  am 4. Oktober 2006 im Umweltforum Aufer-                                  gen wurden in einem aufwendigen Auswahl-                                                                         Wildeshausen          Bomlitz
                                                                                                                                                                                                 Cloppenburg                                                                Salzwedel                     Eberswalde
                                  stehungskirche in Berlin mit rund 300 Teilneh-                            verfahren – Qual der Wahl – 52 Kooperationen                                                                    Schwarmstedt
                                                                                                                                                                                                                        Liebenau                            Celle
                                  menden hat gezeigt, wie groß das Interesse an                             für die Preisverleihung nominiert.                                                   Nordhorn
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Berlin
                                                                                                                                                                                                                            Wunstorf                                                               Potsdam            Frankfurt/Oder
                                                                                                                                                               Amsterdam
                                  dem Thema und dem Wettbewerb ist.                                                                                                                                                Osnabrück
                                                                                                                                                                                                       Steinfurt
                                                                                                            Die bundesweite Bedeutung des Wettbewerbes                                                                       Bielefeld                                                                                          Guben
                                                                                                                                                                                                            Schloß Holte           Detmold
                                  Der Wettbewerb „kommKOOP“ startete mit                                    zeigt sich in verschiedener Hinsicht: Zunächst                    Kranenburg                    Stukenbrock
                                                                                                                                                                                                                                                      Einbeck                                                                          Cottbus
                                                                                                                                                                                           Herten    Hamm                                                                                                          Herzberg/Elster
                                  der Auslobung im Mai 2005. Er wurde als Mo-                               wird sie deutlich an der Verteilung und Größe                     Gelsenkirchen Herne                                Bovenden
                                                                                                                                                                                                Dortmund              Göttingen
                                                                                                                                                                               Mülheim
                                  dellvorhaben der Raumordnung im Auftrag                                   der teilnehmenden Kommunen. Erwartungs-                        Krefeld      Essen Herdecke
                                                                                                                                                                                             Schwelm      Meschede
                                                                                                                                                                                                                           Immenhausen
                                                                                                                                                                                 Wuppertal                        Korbach    Kaufungen                                                              Markkleeberg
                                  des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und                               gemäß wurden die meisten Beiträge aus den                                                                              Eschwege
                                                                                                                                                                                                                                                                                        Bad Kösen
                                                                                                                                                                                                               Borken            Sontra                                                                          Dresden
                                  Stadtentwicklung vom Bundesamt für Bauwe-                                 Flächenländern eingereicht, wobei Länder wie                   Eschweiler   Köln Erndtebrück                                                                   Erfurt
                                                                                                                                                                                                                                                                                       Gera
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Zittau

                                  sen und Raumordnung konzipiert und durch-                                 Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersach-                         Wachtberg
                                                                                                                                                                                                Bonn                          Gladenbach
                                                                                                                                                                                                                                                               Saalfeld/Saale
                                                                                                                                                                                                                                                                                    Zeulen-           Zwickau
                                                                                                                                                                 Liège                                                                                                               roda                        Annaberg-Buchholz
                                                                                                                                                                                                                               Gießen
                                  geführt. Der Deutsche Städtetag, der Deutsche                             sen zahlenmäßig die vorderen Plätze belegen.                                      Montabaur                       Butzbach
                                                                                                                                                                                                                                                 Rhönblick                                     Reichen- Aue
                                                                                                                                                                                                                                                                                              bach/Vogtl.
                                                                                                                                                                                                                             Usingen
                                  Städte- und Gemeindebund und der Deutsche                                 Auch finden sich interkommunale Koopera-                                                        Kelkheim
                                                                                                                                                                                                                              Frankfurt am Main
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Praha
                                  Landkreistag haben den Wettbewerb aktiv un-                               tionen in allen Raumtypen, also nicht nur im                                Simmern              Bingen
                                                                                                                                                                                                                                                             Euerbach
                                                                                                                                                                                                                                                                             Marktredwitz
                                                                                                                                                                                                                              Darmstadt
                                  terstützt.                                                                Zentral- oder nur im Peripherraum. Bemer-            Luxembourg          Trier
                                                                                                                                                                                                            Griesheim
                                                                                                                                                                                                                                                 Wertheim
                                                                                                                                                                                                                             Bensheim
                                                                                                            kenswert ist ferner, dass immerhin 17 Koopera-                                                                                                     Erlangen
                                                                                                                                                                                               Bad Dürkheim             Mannheim                                                Lauf
                                                                                                                                                                                                                                                                Nürnberg
                                                                                                            tionen, welche über die Grenzen Deutschlands
                                                                                                                                                                                             Saarbrücken
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Cham
                                  Absolute Verteilung der Kooperationen                                     hinweg agieren, einen Beitrag eingereicht ha-                                                                                                           Unterschwaningen
                                                                                                                                                                                                                       Karlsruhe                                                                 Regensburg
                                  auf Bundesländer und internationale                                       ben.                                                                                                     Ludwigsburg
                                                                                                                                                                                                                                          Remseck                                                 Deggendorf
                                                                                                                                                                                                       Gaggenau                                   Schwäbisch Gmünd
                                  Beteiligungen*                                                                                                                                       Strasbourg                   Schönaich               Plochingen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Arnstorf
                                                                                                                                                                                                                       Reutlingen

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           © BBR Bonn 2006
                                                                                                                                                                                                                                                       Neu-Ulm
                                  0       5       10        15    20        25    30        35   40    45    Auswahl der Kriterien im Wettbewerb                                                                                      Albstadt
                                                                                                                                                                                                                   Triberg                                                             München

                                                                                                                                                                                                                                                                                     Geretsried
Schleswig-Holstein                                 9                                                                                                                                                                                             Ravensburg         Marktoberdorf
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Ainring
                                                                                                             Die Kooperationen sollten administrati-                                                   Lörrach
                                                                                                                                                                                                                                                                                        Schleching
Hamburg                                   3
                                                                                                             ve Grenzen überschreiten sowie zu einer                 100 km
                                                                                                                                                                                                                             Zürich
Niedersachsen                                                                       29                                                                                                                                                                                               Innsbruck
                                                                                                             Kostenersparnis und zu einer Qualitätsver-
Bremen                                        4
                                                                                                             besserung für die Bürgerinnen und Bürger,        Bundeswettbewerb kommKOOP                                                                                                              Gebietsgrenzen Stand 31.12.2004
Nordrhein-Westfalen                                                                                   41                                                      Gemeinden mit ...                                                                                                                      Datenbasis: Wettbewerbsauswertung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Gebietsgrenzen StandkommKOOP
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       31.12.2004
                                                                                                             die Unternehmen vor Ort und die Kommunen
Hessen                                                                                 30                                                                     Bundeswettbewerb kommKOOP                                                                                                         Datenbasis: Wettbewerbsauswertung kommKOOP
                                                                                                             führen.
Rheinland-Pfalz                                         11                                                                                                    Gemeinden mit…
Baden-Württemberg                                                     19
                                                                                                             Die Kooperationen sollten bereits während
Bayern                                                                     21                                                                                    Wettbewerbsteilnahme
                                                                                                             der Laufzeit des Wettbewerbes erste Erfolge
Saarland                                      4                                                                                                                  Nominierung
                                                                                                             erkennbar werden lassen.
Berlin                                1
Brandenburg                                            10                                                                                                     in den Themenfeldern:
                                                                                                             Die Kooperationen sollten eine Vorbildfunktion
Mecklenburg-Vorpommern                        4
                                                                                                             für andere Kommunen haben und künftige
Sachsen                                                10                                                                                                       Wirtschaftsförderung, Tourismus und Naherholung:                                                                                                                                  45 Beiträge
                                                                                                             Herausforderungen aufgreifen. Auch sollte
Sachsen-Anhalt                                4                                                                                                                  Internationale Kooperationen:                                                                                                                                                    17 Beiträge
                                                                                                             deutlich werden, welche Möglichkeiten eines
Thüringen                                          9                                                                                                             Kommunale Pflichtaufgaben und interne Verwaltung:                                                                                                                                39 Beiträge
                                                                                                             Vorteils-/Nachteilsausgleiches in der Praxis
Internationale Beteiligungen                                     17                                                                                             Verwaltungshandeln und Planung:                                                                                                                                                   37 Beiträge
                                                                                                             bestehen.
                                                                                                                                                                Vielfältige Themen und Erfahrungsaustausch:                                                                                                                                       29 Beiträge
                                  * Länderüberschreitende Kooperationen

                                  wurden mehrfach aufgenommen.
KommKOOP Erfolgreiche Beispiele interkommunaler Kooperationen
14                                                          kommKOOP – Erfolgreiche Beispiele interkommunaler Kooperationen                 Der MORO-Wettbewerb „kommKOOP“                                                                          15

                       Im Übrigen sind Kooperationen nicht nur auf                       Was macht interkommunale Kooperatio-               ander auf Augenhöhe unerlässlich ist. Gibt es       Die materiellen Rahmenbedingungen sind si-
                       große Städte mit den entsprechenden per-                          nen erfolgreich?                                   dann erst einmal die Erfahrung, dass der Nut-       cherlich eine wichtige Erfolgsdeterminante in-
                       sonellen Ressourcen beschränkt, sondern                                                                              zen der Nachbarkommune auch mit eigenem             terkommunaler Kooperationen. Das heißt aber
                       werden vielfach von kleinen und mittleren                         Der intensive Erfahrungsaustausch im Rahmen        Nutzen vereinbar ist, dann werden Koopera-          nicht, dass unbedingt neue Förderprogramme
                       Kommunen oder unter deren Beteiligung ein-                        des Kongresses und der Preisverleihung am          tionen oft auf andere Handlungsfelder aus-          notwendig sind. Anschubfinanzierungen sei-
                       gegangen. Die weit überwiegende Zahl der an                       4. Oktober in Berlin ließ deutlich werden, wie     gedehnt. Diese Erfahrung, verbunden mit der         tens übergeordneter Ebenen, wie etwa für die
                       dem Wettbewerb teilnehmenden Kommunen                             vielfältig die Faktoren für den Erfolg interkom-   Entwicklung einer eigenen regionalen Identi-        Erarbeitung und Umsetzung Regionaler Ent-
                       hat weniger als 100.000 Einwohnerinnen und                        munaler Kooperationen sind. Im Rahmen von          tät, bildet den Nährboden für neue Ideen und        wicklungskonzepte, sind bereits seit Jahren
                       Einwohner. Der eindeutige Schwerpunkt liegt                       zwei Podiumsdiskussionen gelang es, nicht zu-      Gesprächsebenen. Verschiedene Beispiele aus         im Rahmen der nationalen und europäischen
                       auf Städten und Gemeinden mit einer Bevölke-                      letzt dank der Offenheit der Vertreterinnen und    dem Wettbewerb zeigen, dass kooperative Lö-         Strukturpolitik möglich. Auch knüpfen ein-
                       rungszahl von 5.000 bis 20.000. Schließlich fin-                  Vertreter von insgesamt zehn Kooperationen,        sungen eher dem realen Bedarf und den Ver-          zelne Länder bei der Umsetzung bestimmter
                       den interkommunale Kooperationen oft unter                        zentrale Erfolgsfaktoren näher zu beleuchten.      flechtungsbeziehungen zwischen den Städten          Programme (z.B. Stadtumbau West) die För-
                       aktiver Beteiligung der Kreise statt. Rund 42%                    Diese Aspekte sind sicherlich nicht als abge-      und Gemeinden entsprechen als ihren admi-           derentscheidung an eine interkommunale Zu-
                       der eingereichten Wettbewerbsbeiträge weisen                      schlossene Liste anzusehen, aber sie basieren      nistrativen Grenzen.                                sammenarbeit. Allerdings ist auch eine ange-
                       die Kreise als Kooperationspartner aus.                           auf konkreten Erfahrungen aus unterschiedli-                                                           messene Eigenbeteiligung der lokalen Akteure
                                                                                         chen kommunalen Handlungsfeldern.                  Kooperation und Konkurrenz werden innerhalb         bei der Projektfinanzierung wichtig, denn dies
                                                                                                                                            erfolgreicher Kooperationen nicht zwangsläu-        stärkt zum einen die Verbindlichkeit der Kon-
                       Absolute Verteilung der kooperierenden                            Frei nach dem Motto „Wo ein Wille ist, ist ein     fig als Widerspruch erlebt, sondern im Gegen-       zepte und fördert zum anderen die Bereitschaft
                       Kommunen auf Einwohnergrößenklassen*                              Weg“ wurde deutlich, dass zu Beginn der meis-      teil als förderlich, da „Konkurrenz das Geschäft    zu gemeindeübergreifender Zusammenarbeit.
                                                                                         ten Kooperationen einzelne Ideen oder gar          belebt“. Insbesondere vor dem Hintergrund           Der Wettbewerb „kommKOOP“ zeigt, dass sol-
                       0        100    200   300     400    500    600       700   800   Visionen stehen. Diese werden oftmals von          der internationalen Standortkonkurrenz be-          che Eigenbeteiligungen unter Einbeziehung
                                                                                         engagierten Vorreitern entwickelt, denen es        richteten mehrere Kooperationen davon, dass         der Wirtschaft möglich sind.
< 2.000 Ew.                       94                                                     gelingt, andere davon zu begeistern und so         ihre produktive „kooperative Konkurrenz“ von
2.000 – 5.000 Ew.                      142                                               eine Kooperation anzustoßen. Oft führen auch       außen, also von Investoren und Unternehmen,         Interkommunale Kooperationen sind nicht
5.000 – 20.000 Ew.                                                                 734   vergleichbare Sachprobleme dazu, dass mittels      aber auch von innen, d.h. von den Bürgerin-         mehr wegzudenken. Aber die Voraussetzungen
20.000 – 100.000 Ew.                                                   564               kommunikativer und kooperativer Verfahren          nen und Bürgern aus betrachtet, als wichtiger       für einen Erfolg interkommunaler Kooperati-
100.000 – 1 Mio. Ew.                     195                                             wie etwa Zukunftskonferenzen gemeinsam Vi-         Erfolgsfaktor wahrgenommen wird.                    onen sind nicht überall gleichermaßen gege-
> 1 Mio. Ew.               10                                                            sionen und Zielsetzungen entwickelt werden.                                                            ben. Daher dürfen die Erwartungen an inter-
Kreise                                         267                                       Diese freiwillig und gemeinsam definierten         Interkommunale Kooperation bedeutet für die         kommunale Kooperationen, die in der Regel
                                                                                         Ziele bilden für alle Beteiligten eine wichtige    Beteiligten einen Lern- und Kommunikations-         langfristig angelegt sind und für die Beteiligten
                                                                                         Orientierung und bewirken das Maß an Selbst-       prozess, der je nach den örtlichen Gegeben-         einen Lernprozess darstellen, nicht von vorn-
                       * Die Zuordnungen spiegeln die Gesamtzahl der                     verpflichtung und gemeinsamer Verantwor-           heiten unterschiedliche Formen annehmen             herein zu hoch angesetzt werden. Gleichwohl
                       Kooperationspartner aller Wettbewerbsbeiträge wider               tung, das für die Verbindlichkeit einer Koope-     kann. Durch die Einrichtung „fester Struktu-        dokumentiert der Wettbewerb „kommKOOP“
                                                                                         ration unerlässlich ist.                           ren“ erhalten – so die Erfahrungsberichte aus       eindrucksvoll, welche inhaltliche Vielfalt und
                                                                                                                                            dem Wettbewerb – interkommunale Koopera-            hohe Qualität interkommunale Kooperationen
                       Auch unter inhaltlichen Aspekten war der                          Das Erreichen der Ziele hängt entscheidend         tionen eine „eigene Adresse“ und werden von         in der Bundesrepublik bereits aufweisen. Die-
                       Wettbewerb ein voller Erfolg: Die eingereichten                   von den Menschen ab, die im Alltag Koopera-        der Öffentlichkeit besser wahrgenommen. Be-         se Erfahrungen gilt es, an andere Kommunen
                       Beiträge decken das gesamte Spektrum kom-                         tionen mit Leben füllen. Führungskräfte, die       eindruckend ist die institutionelle Vielfalt, die   weiterzugeben, die diese dann auf ihre eigenen
                       munaler Aufgaben ab und greifen neue Her-                         mit viel Geduld und Überzeugungskraft Koo-         vorzufinden ist: Sie reicht von der informellen     Verhältnisse übertragen können. So kann die
                       ausforderungen wie die des demographischen                        perationen immer wieder vorantreiben, sind         Zusammenarbeit auf der Grundlage mündli-            Nachhaltigkeit der bisherigen Aktivitäten ge-
                       Wandels auf. Auch wird bei konfliktbeladenen                      genauso wichtig wie die Mitarbeiterinnen und       cher Zusagen über gemeinsame Vereinbarun-           fördert werden. Das ist ein zentrales Anliegen
                       Themen wie Hochwasserschutz, Abstimmung                           Mitarbeiter, die mit ihrem Engagement auf der      gen von Oberbürgermeistern oder dem allseits        dieser Dokumentation.
                       des großflächigen Einzelhandels oder gemein-                      Arbeitsebene erst die gemeinsame Sache mög-        bekannten Zweckverband bis hin zu Gesell-
                       same Ausweisung von Gewerbegebieten un-                           lich werden lassen. Die Erfahrungen zeigen,        schaften mit beschränkter Haftung und Akti-
                       ter Verzicht auf bereits ausgewiesene Flächen                     dass hier manchmal zunächst Ängste und Vor-        engesellschaften. Auch verschiedene Formen
                       zusammengearbeitet. Dabei ist ein Vorteils-                       behalte überwunden werden müssen. Dieser           der Public-Private-Partnership, Vereine oder
                       /Nachteilsausgleich in der Praxis vielfach auf                    Prozess darf nicht außer Acht gelassen werden      Arbeitsgemeinschaften und „Runde Tische“
                       einfachem Wege möglich. Eine Vielzahl der                         und erfordert von den Verantwortlichen oft viel    unter Einbeziehung der Wirtschaft finden sich
                       Kooperationen ist allerdings nicht auf die Ebe-                   Gespür. Auch müssen die Beteiligten, und dies      in der Praxis. Dies zeigt, dass es für interkom-
                       ne von kommunaler Politik und Verwaltung                          schließt die politischen Mandatsträger und         munale Zusammenarbeit nicht die optimale
                       beschränkt. Erst die intensive Kommunikation                      Gremien ein, die nötige Offenheit für das Vor-     Form gibt, sondern je nach den Rahmenbe-
                       und Kooperation mit der lokalen und regiona-                      haben mitbringen.                                  dingungen vor Ort eine Lösung zu suchen ist.
                       len Wirtschaft, mit Einrichtungen aus Wissen-                                                                        Diese Freiheit der Wahl und die Phantasie im
                       schaft und Kultur und insbesondere die breite                     Die Erfahrungsberichte machten ferner deut-        Finden des jeweils besten Weges für das ge-
                       Akzeptanz und Unterstützung in der Bevölke-                       lich, dass zunächst einmal ein Vertrauensvor-      meinsame Ziel der Kooperation gilt es, als eine
                       rung machen sie erfolgreich.                                      schuss bei der Anbahnung einer Kooperation         wichtige Erfahrung des Wettbewerbes zu ver-
                                                                                         nötig ist, aber auch, dass ein Umgang mitein-      mitteln.
KommKOOP Erfolgreiche Beispiele interkommunaler Kooperationen
16                                                         kommKOOP – Erfolgreiche Beispiele interkommunaler Kooperationen         Der MORO-Wettbewerb „kommKOOP“                                                                           17

                               Prämierungs-Konzept, Kriterien, Verfahren –
                               und die Qual der Wahl

                               Das Thema Kooperationen ist über viele Jahre      Vor diesem Hintergrund war die Beurteilung        Dauerhaftigkeit                                      Die andere Hälfte der Preisgeldsumme wurde
                               immer wieder diskutiert worden. Wie Zusam-        der eingereichten Wettbewerbsbeiträge kein           Langfristigkeit/Weiterentwicklung                 zu gleichen Teilen auf die 15 Kooperationen
                               menarbeit am besten institutionalisiert oder      leichtes Unterfangen, die Jury stand vor der         Interdisziplinarität                              verteilt, auf die sich die Jury als eine Katego-
                               zumindest angeregt werden kann, ist Gegen-        sprichwörtlichen „Qual der Wahl“. Entspre-           Flexibilität                                      rie bester, erfolgreicher, konsequenter, Bei-
                               stand von wissenschaftlichen Untersuchun-         chend aufwendig war das von ihr gewählte             Akzeptanz der Kooperationen (Politik,             spiel gebender oder besonders innovativer
                               gen, gut besuchten Tagungen, vielfältigen und     Verfahren der Prämierung.                            Betroffene, Bürgerinnen und Bürger)               und übertragbarer Projekte einigte. Mit den je
                               phantasievollen Modellen oder Pilotprojekten                                                                                                             2.000,– EURO sollten die Preisträger entweder
                               und von Wettbewerben gewesen: ob durch            Um sie besser vergleichen zu können, wurden       Die Kriterien standen in der Auslobung gleich-       ihr Projekt weiter fördern oder ein neues an-
                               Eingemeindungen, wie sie noch in den sech-        die eingereichten Beiträge zunächst folgenden     wertig nebeneinander und wurden auch im              stoßen. Oder sie sollten einfach mit allen Be-
                               ziger und siebziger Jahren üblich waren, durch    Themenfeldern zugeordnet:                         Rahmen der Vorprüfung nicht unterschiedlich          teiligten ein großes Fest feiern, die Freude über
                               Verpflichtungen zum gemeinsamen Handeln                                                             gewichtet. Die Benotungen der Beiträge wur-          das Gelingen mit vielen teilen und aus diesem
                               qua Gesetz, durch finanzielle Anreize oder ob       Kommunale Pflichtaufgaben und interne           den mit BMVBS, dem BBR und der Jury-Vor-             Gemeinschaftsgefühl heraus Anstöße für die
Dr.-Ing. Irene Wiese-v. Ofen   letzten Endes nur die Hoffnung auf Einsicht         Verwaltung,                                     sitzenden abgestimmt und führten zu einem            weitere Arbeit oder auch neue Kooperationen
Deutscher Verband für          und Vernunft bleibt.                                Vielfältige Themen und Erfahrungsaus-           Ranking von 50 Kooperationen, das der Vorjury        gewinnen.
Wohnungswesen, Städtebau                                                           tausch,                                         als Beratungsgrundlage vorgeschlagen wurde.
und Raumordnung;               Da es offenbar bisher nicht zu durchgreifenden      Wirtschaftsförderung, Tourismus und                                                                  Es ging bei der Entscheidung für eine kleine
Vorsitzende der Jury           Erfolgen gekommen ist, hat im Frühjahr 2005         Naherholung,                                    Die Jury hatte vor Beginn des Verfahrens be-         Summe für alle statt einer größeren für we-
                               das für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zu-       Internationale Kooperationen und                schlossen, dass bei Eingang von mehr als 50          nige – wie es sonst in Wettbewerben üblich
                               ständige Ministerium im Rahmen der Modell-          Verwaltungshandeln und Planung.                 Wettbewerbsbeiträgen die Vertreter der kom-          ist – nicht allein darum, die Teilnahme an der
                               vorhaben der Raumordnung – MORO – einen                                                             munalen Spitzenverbände als Vorjury ihrer-           Preisverleihung zu ermöglichen. Vor allem
                               neuen Versuch gestartet und den Wettbewerb        Aufgrund der hohen Zahl der Beiträge haben        seits eine engere Wahl aus der Gesamtzahl der        sollten so alle Projekte, die eine Anerkennung
                               „kommKOOP“ ins Leben gerufen.                     die Büros BPW baumgart + partner, plan 1+1        Kooperationen zusammenstellen sollten. Ziel          oder einen Preis erhielten, auch mit den daran
                                                                                 und adrian.mehlin.prozessnavigation in Ab-        war es, dadurch einerseits die Arbeit der Jury       Beteiligten öffentlich wahrgenommen werden,
                               Einen Preis dafür auszusetzen, wer am besten      stimmung mit der Jury eine Vorprüfung durch-      zu entlasten, zum anderen, den Kooperationen         die Anstrengungen und Erfolge sollten sichtbar
                               miteinander kooperiert, scheint angesichts der    geführt. Diese erfolgte nach den in der ersten    dennoch ausreichend gerecht zu werden. Diese         werden, die Ansprechpartner ein Gesicht be-
                               eher auf Wettbewerb setzenden, allgegenwär-       Jurysitzung beschlossenen Beurteilungskrite-      Vorjury hat sich unter Beteiligung der Jury-Vor-     kommen. Das Licht auf der Bühne, in dem die
                               tigen Diskussionen zu den Auswirkungen der        rien, die auf den in der Auslobung genannten      sitzenden zwei Tage mit allen Kooperationen          Projektverantwortlichen während der Preisver-
                               Europäisierung und Globalisierung ein Wider-      Kriterien basierten, diese jedoch wie folgt er-   auseinandergesetzt und einige Modifizierun-          leihung und der Gratulation durch den Staats-
                               spruch in sich zu sein. Zwingt Wettbewerb – die   weiterten:                                        gen (11 Kooperationen) zu dem Ranking der            sekretär stehen, sollte allen Beteiligten Mut für
                               Aufforderung zu internationaler „competitive-                                                       Vorprüfung vorgeschlagen. Hieraus ergaben            die Fortsetzung ihrer Projekte machen – denn
                               ness“ – nicht zu weniger Kooperation? Wie         Erreichen des Ziels                               sich dann die TOP 50, die der Jury vorgelegt         nichts ist so wichtig wie die Kontinuität. Pilot-
                               will man die Motive, die hinter einem Projekt        Konstruktive Lösung von Konflikten             wurden. Natürlich stand es jedem Jurymitglied        projekte hat es schon viele gegeben. Ob sie am
                               stehen, ergründen oder dessen Dauerhaftig-           Konflikte, Hemmnisse, Zahl der Akteure         frei, Kooperationen, die nicht in dieser Liste       Leben bleiben, ist mindestens ebenso viel von
                               keit realistisch abschätzen? Oder wie will man       Zukunftsfähigkeit                              der TOP 50 auftauchten, in die Beratung zu-          denjenigen, die sie tragen und gestalten, wie
                               beurteilen, ob eine Kooperation innovativ oder                                                      rückzuholen.                                         von den Institutionalisierungen abhängig.
                               auf andere Kommunen übertragbar ist? Solche       Innovativer Gehalt
                               und ähnliche Fragen, die auch schon auf dem         Neuartiges oder seltenes Kooperationsfeld       Diese 50 ausgewählten Kooperationen hat die          Bei der Begründung für Kooperationen wird oft
                               Kolloquium in Berlin, bei dem der Wettbewerb        Neue, ungewöhnliche Kooperationspartner         Jury um acht Rückholwünsche erweitert, von           die Knappheit der öffentlichen Mittel genannt.
                               im vorigen Jahr vorgestellt wurde, zur Sprache      Neue, ungewöhnliche Institutionalisie-          denen sechs bereits in der Vorjury kontrovers        Wenn man sich die 167 eingereichten Beiträge
                               kamen, spiegeln die Unsicherheit im Umgang          rungen                                          diskutiert worden waren. Nach intensiver Be-         ansieht, dann kann man feststellen, dass ganz
                               mit diesem komplexen Thema.                         Vorbildcharakter und Übertragbarkeit            ratung und Beurteilung wurden schließlich 52         offensichtlich dieses Motiv nicht in erster Li-
                                                                                                                                   Kooperationen für eine Preisverleihung no-           nie die treibende Kraft war. Oft ist es eher der
                               Die hohe Zahl und Qualität der 167 eingereich-    Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen             miniert. Von diesen 52 Kooperationen wählte          Wunsch nach Verbesserungen oder schlicht
                               ten Wettbewerbsbeiträge zeigt nicht nur das         Aufwand für Kooperation und Projektrea-         die Jury 37 für eine Anerkennung und 15 als          Neugier, vielfach gesunder Menschenverstand,
                               große Interesse an dem Thema. Die Ergebnisse        lisierung                                       Preisträger aus. Angesichts der hohen Zahl           der Sinn für Vereinfachungen oder Effizienz-
                               zeigen auch, dass Kooperationen eine enor-          Finanzierung (Eigenanteil, Fördermittel         und Qualität der Wettbewerbsbeiträge und             steigerungen, die Einsicht in Notwendigkeiten
                               me Kreativität freisetzen und in vielen Fällen      oder PPP)                                       der Schwierigkeit, aus dieser Vielfalt die „aller-   oder einfach die Lust daran, etwas Neues aus-
                               zu Effizienzsteigerung und Kostenersparnis,         Einsparungen oder Qualitätsverbesse-            besten“ auszuwählen, entschied die Jury, die         zuprobieren.
                               zur Modernisierung vorhandener Strukturen           rungen                                          Hälfte der Preisgelder zu gleichen Teilen allen
                               und Angebote, zu innovativem Umgang mit             Vorteils-/Nachteilsausgleich                    nominierten Kooperationen zur Verfügung zu           Eine wichtige Ursache für Kooperationen ist
                               den Zwängen demographischer Veränderun-                                                             stellen. Damit wollte sie die Akteure vor Ort        natürlich auch der demographische Wandel,
                               gen und letzten Endes zu einer erkennbaren                                                          anerkennen und zugleich eine Aufwandsent-            auf den bei einigen Kooperationen deutlich
                               Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit geführt                                                         schädigung für die Teilnahme am Kongress an-         Bezug genommen wird. Aber auch die Frag-
                               haben.                                                                                              lässlich der Preisverleihung leisten.                mentierung der politisch-administrativen
KommKOOP Erfolgreiche Beispiele interkommunaler Kooperationen
18                               kommKOOP – Erfolgreiche Beispiele interkommunaler Kooperationen

     Strukturen führt zu der Notwendigkeit, Koope-      schwachen und ländlichen Räumen beschäf-
     rationen einzugehen. Häufig steht zudem am         tigen, und es könnte dem Wettbewerb Profil
     Anfang die Diskrepanz zwischen der Erweite-        geben, zu fragen, wodurch gerade in diesen
     rung von Aufgabenstellungen und den dafür          Regionen Kooperationen geeignete Hilfsmittel
     zur Verfügung gestellten Mitteln bei gleichzei-    sind, um den Problemen dieser spezifischen
     tiger Erkenntnis, dass genau diese Erweiterung     Räume besser zu begegnen und wo und wie
     von Aufgabenstellungen die Chancen für neue        sie besser gestützt werden können. Wichtig ist
     Bündnisse bietet.                                  auch – und das war die letzte Empfehlung der
                                                        Jury – für die Fortsetzung der Aufmerksamkeit
     Diesen Motiven und den verschiedenen For-          für die Projekte dieses Wettbewerbes durch
     men von Kooperationen müssen Etablierte            Ausstellungen oder thematische wie regionale
     und Verantwortliche – und darin sind die Ver-      Fachkonferenzen zu sorgen, denn Aufmerk-
     treter und Vertreterinnen der politischen Gre-     samkeit und Fach- wie publizistisches Echo
     mien eingeschlossen – die nötige Offenheit         stärkt die regionale Zusammengehörigkeit.
     entgegenbringen. Mit Kooperationen ist im-
     mer eine Machtverschiebung oder oft auch ein       Alles in allem ist meine ganz persönliche
     gewisser Machtverlust der derzeitigen Inhaber      Schlussfolgerung, dass die Zunahme solcher
     der Macht verbunden. Dieses nicht als Verlust      Projekte und Herangehensweisen Auswirkun-
     zu empfinden, sondern als eine neue Chance         gen auf eine allgemeine Haltung in unseren
     für andere Herangehensweisen und andere            Kommunen und in der Öffentlichkeit haben
     Verantwortlichkeiten, ist auch einer der Lern-     wird, dass sich mehr und mehr die Erkenntnis
     effekte dieses Wettbewerbes, wenn man seine        durchsetzen wird, dass es notwendig ist,
     Ergebnisse auf sich wirken lässt.
                                                          sich mehr horizontal als vertikal zu vernet-
     Ein besonders schönes Ergebnis ist die Vielfalt      zen und zu handeln,
     an organisatorischen Formen von Kooperatio-          Gemeinschaft zu fördern statt – an Hierar-
     nen: Sie reichen vom institutionalisierten, all-     chien gewöhnt – vieles nicht für machbar
     seits bekannten Zweckverband, über GmbHs,            zu halten,
     bekannte Formen von PPP, sogar eine Aktien-          Selbstverantwortung und Selbstbeauftra-
     gesellschaft, bis hin zu Vereinen, verschiede-       gung eine Erfolgschance zu geben statt
     nen Arten von Verträgen, förmlichen Verein-          anzuweisen oder nur zu delegieren
     barungen zwischen Oberbürgermeistern und             und zu begreifen, dass man seine eigene
     vielfältigen Formen von Lenkungsgruppen              Disziplin sehr gut beherrschen muss, um
     und „Runden Tischen“, die ganz offensichtlich        im interdisziplinären und intersektoralen
     gut funktionieren. Man kann sich nur wün-            Arbeiten erst die eigentlichen Erfolge in der
     schen, dass diese Freiheit und Phantasie bei         Praxis zu finden.
     der Suche nach dem jeweils besten Weg für
     das gemeinsame Ziel der Kooperation erhalten       Die Seele von Kooperationen ist der Verzicht
     bleibt und gerade dies als eine wichtige Erfah-    auf die eigene Dominanz, ohne dabei auf die
     rung des Wettbewerbes verbreitet wird.             eigene Fachlichkeit und Kompetenz zu ver-
                                                        zichten. Ich glaube, es tut uns gut, dies immer
     Es ist üblich, dass die Jury dem Auslober Emp-     wieder einzuüben als eine hohe Kunst der
     fehlungen gibt – insoweit hat die Jury dem         Selbstüberwindung.
     BMVBS empfohlen, nicht nur alle Projekte zu
     dokumentieren, sondern auch aus dem Preis-         Mit diesem Wettbewerb liegen 167 Beispie-         Preisträger und Anerkennungen im Profil
     verleihungskongress und einer Querdurchsicht       le und Ansätze von Kooperationen vor, für
     der Projekte Schlussfolgerungen für zukünftige     die man sich nur viele Nachahmerinnen und
     Arbeitsempfehlungen oder Förderrichtlinien         Nachahmer wünschen kann. Dank an alle, die
     zu ziehen. Auch sollte in einem vielleicht drei-   mitgemacht haben – und eine besondere Gra-
     jährigen Rhythmus der Wettbewerb fortge-           tulation noch einmal an die Preisträger!
     setzt werden. Dabei könnten thematische Zu-
     spitzungen hilfreich sein, wie beispielsweise
     die Frage, wo „Private“ Gewährleistungsaufga-
     ben übernehmen könnten oder auch, warum
     gewisse Kooperationen erfolgreich sind und
     was davon übertragbar ist. Gezielt sollte sich
     der Wettbewerb in Zukunft mit den struktur-
20                                                     kommKOOP – Erfolgreiche Beispiele interkommunaler Kooperationen         Preisträger und Anerkennungen im Themenfeld Kommunale Pflichtaufgaben und interne Verwaltung                                          21

                                                                                                                                                                                                                                                   ES WETTBE
                            Arbeitsgemeinschaft                                                                                                                                                                                             GE
                                                                                                                                                                                                                                              RD                W

                                                                                                                                                                                                                                                                ER
                            Baubetriebshöfe Steinhuder Meer Süd                                                                Ausbildungsoffensive Bürokaufkräfte –

                                                                                                                                                                                                                                     RÄ

                                                                                                                                                                                                                                                                  BS
                                                                                                                                                                                                                                   PREIST
                                                                                                                                                                                                                                               komm

                                                                                                                                                                                                                                                                    2 00 6
                            Aus der Praxis für die Praxis                                                                      Beteiligung der Wirtschaft wagen                                                                                KOOP
                                                                                                                                                                                                                                               ERFOLGREICHE
                                                                                                                                                                                                                                               INTERKOMMUNALE
                                                                                                                                                                                                                                               KOOPERATION

                             Die Baubetriebshöfe der Stadt Wunstorf und der Samtgemeinde Sachsenhagen unterstützen sich         Im ländlichen Raum Hessens bilden vier kooperierende Kommunen jährlich abwechselnd jeweils
                             seit einigen Jahren gegenseitig durch den Austausch von Personal und Fahrzeugen sowie durch        fünf Bürokaufleute anstelle von reinen Verwaltungsmitarbeitern aus. Durch die Kooperation mit
                             gemeinsame Projekte. Regelungen in Form von Beschlüssen, Vereinbarungen und Verträgen sind         einem festen Stamm von Betrieben in den Kommunen wird gewährleistet, dass die Ausbildung
                             nur dort vorhanden, wo es aus haushalts- oder personalrechtlichen Gründen erforderlich ist.        Stationen in der Verwaltung wie auch in kaufmännischen Betrieben enthält.

Kooperierende Kommunen      Kooperation begann mit                           ist insbesondere bemerkenswert, da die Stadt      Ausbildungsplätze im ländlichen Raum               Informelle Kooperationsbasis                     Kooperierende Kommunen
                            Erfahrungsaustausch                              Wunstorf mit ca. 42.000 Einwohner deutlich
Wunstorf                                                                     größer ist als die 10.000 Einwohner zählende      Anlass für die Kooperation war die Erkennt-        Die Kooperation erfolgt einzig auf der Basis     Neu-Anspach
Samtgemeinde Sachsenhagen   Auf Grundlage eines anfänglichen Erfahrungs-     Samtgemeinde Sachsenhagen. Verwaltungs-           nis, dass die traditionelle Verwaltungsausbil-     einer informellen, mündlichen Vereinbarung.      Usingen
                            austausches zwischen den Baubetriebsleitern      vereinbarungen wurden nur dort getroffen, wo      dung am Markt vorbei ging, da die Kommunen         Die beteiligten Kommunen teilen sich alle Kos-   Wehrheim
Einwohnerzahl des           beider Kommunen begann die Kooperation           sie aus haushalts- oder personalrechtlichen       verstärkt Personal abbauen. Die Chancen der        ten, die mit der Ausbildung verbunden sind.      Schmitten (seit Sommer 2006)
Kooperationsraumes          durch die Unterstützung beim Bau einer neu-      Gründen zwingend erforderlich waren.              Nachwuchskräfte auf dem Arbeitsmarkt wur-          Die jeweils einstellende Kommune trifft die
                            en Betriebsstätte in der Samtgemeinde Sa-                                                          den zunehmend schlechter. Daher entschie-          Entscheidung über die Besetzung der Ausbil-      Weitere Kooperationspartner
53.000                      chsenhagen, den diese aufgrund von personel-     Betriebsleiter haben unternehmerische             den sich mehrere Gemeinden gemeinsam               dungsplätze.
                            len und finanziellen Einschränkungen nicht       Freiheit                                          und in Zusammenarbeit mit Unternehmen                                                               MS Möbelstudio GmbH
                            selbstständig durchführen konnte. Die Zusam-                                                       (Maschinenbau, Handwerk, Handel usw.) Bü-            Kontakt                                        Universal Hydraulik GmbH
                            menarbeit wurde fortgeführt, um dem wach-        Die Betriebsleiter haben weitgehend unter-        rokaufleute auszubilden. Ziel der Kooperation                                                       Schäfer GmbH
                                                                                                                                                                                    Stadt Usingen - Haupt- und Personalamt
                            senden Druck zu mehr Wirtschaftlichkeit bei      nehmerische Freiheiten bei der Zusammenar-        war es, weiterhin Ausbildungsplätze in der Re-                                                      Müller & Co. GmbH
                                                                                                                                                                                    Michael Guth
                            gleichzeitig reduzierter Finanz- und Personal-                                                     gion anbieten zu können und eine Ausbildung                                                         Autohaus Erlenhoff GmbH
                                                                                                                                                                                    Tel. 06081/1024-1000
                            ausstattung - einhergehend mit der quantita-                                                       anzubieten, die auch auf dem Markt nachge-                                                          Taunus-Präsente Handschuh
                                                                                                                                                                                    guth@usingen.de
                            tiven und qualitativen Zunahme der Aufgaben                                                        fragt wird. In einzelnen Kommunen wären                                                             GmbH
                            - gewachsen zu sein.                                                                               Ausbildungsmaßnahmen ohne den Kooperati-                                                            Eisenfischer Sanitär und Heizung
                                                                                                                               onsverbund aufgrund örtlicher Gegebenheiten                                                         Adam Hall und Schlapp Möbel
                            Kooperation schafft Spielräume                                                                     nicht mehr möglich gewesen.                                                                         (seit September 2006)

                            Mittlerweile gibt es eine gemeinsame Straßen-                                                      Wirtschaft und Verwaltung bilden                                                                    Einwohnerzahl des
                            baukolonne, eine gemeinsame Friedhofsko-                                                           gemeinsam aus                                                                                       Kooperationsraumes
                            lonne und einen Ausbildungsverbund. Durch
                            die gemeinschaftliche Anschaffung konnten                                                          Seit neun Jahren werden jährlich fünf Ausbil-                                                       40.500
                            neue Geräte und Fahrzeuge erworben werden,                                                         dungsplätze angeboten, abwechselnd betreut
                            die durch die einzelnen Gemeinden nicht zu       beit. Im Ergebnis zeigen sich bis heute deutli-   von der Stadt Usingen und der Gemeinde Neu-
                            finanzieren wären. Das Personal aus beiden       che Einspareffekte und Qualitätssteigerungen.     Anspach. Alle Auszubildenden durchlaufen
                            Betriebshöfen wird grundsätzlich für den Be-     Die Grundlage der Kooperation besteht im We-      Stationen in unterschiedlichen Gemeinden
                            triebshof der anderen Gemeinde tätig, wenn       sentlichen aus dem Vertrauen zwischen den         und Betrieben und erhalten damit eine quali-
                            die jeweils eigene Aufgabenerledigung nicht      Betriebsleitern durch die mehrjährige Zusam-      fizierte und abwechslungsreiche Ausbildung.
                            beeinträchtigt ist. Gleiches gilt für die Nut-   menarbeit und den Handlungsspielräumen,           Alle ausgebildeten Bürokaufleute konnten
                            zung von Fahrzeugen und Maschinen. Neben         die ihnen von der Politik und den Verwaltungs-    nach ihrer Ausbildung in Stellen vermittelt
                            den Ressourcen innerhalb der Bauhöfe wur-        spitzen zugestanden werden.                       werden. Dabei zeigte sich, dass die Auszubil-
                            den vereinzelt auch weitere Ressourcen, z.B.                                                       denden durch die vielfältige Ausbildung ge-
                            aus der Bauverwaltung oder dem Klärwerk,           Kontakt                                         lernt hatten, sich schnell in unterschiedliche
                            zur Verfügung gestellt. Durch die Kooperation                                                      Arbeitszusammenhänge und Unternehmen
                                                                               Stadt Wunstorf - Baubetriebshof
                            können Arbeitsspitzen und -tiefen wirtschaft-                                                      einzufinden. Diese Flexibilität wird vor allem
                                                                               Wilhelm Cordes
                            lich bewältigt werden. Die Koordination über-                                                      von Seiten der Wirtschaft als besonders positiv
                                                                               Tel. 05031/15149
                            nehmen die Betriebsleiter.                                                                         bewertet. Die Kooperation wird aufgrund des
                                                                               bbh@wunstorf.de
                                                                                                                               großen Interesses sukzessive um weitere Kom-
                            Vertrauen statt Verträge                                                                           munen und Betriebe erweitert. Durch die Ko-
                                                                                                                               operation kann regelmäßig eine größere Zahl
                            Die Kooperation ist wenig formalisiert. Um den                                                     von Ausbildungsplätzen im ländlichen Raum
                            Kooperationsaufwand zu minimieren, wird auf                                                        angeboten werden, als dies für die Kommunen
                            Regelungen zum Ausgleich der gegenseitigen                                                         alleine möglich wäre.
                            Personal- oder Geräteleistungen verzichtet.
                            Es werden zwar Stunden protokolliert, erfah-
                            rungsgemäß stellt sich der Ausgleich aber über
                            die Jahre zwischen den Gemeinden ein. Dies
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