- SOZIALE RECHTE STÄRKEN Neue Plattform der Volkshilfe

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70
     JAHRE

                                           SOZIALBAROMETER
                                       Umfrage zum Thema Ungleichheit

                                        TESTAMENTSSPENDEN
                                         Hoffnung für andere Menschen

                                         ENTWICKLUNGSHILFE
                                               Balkan-Projekt gestartet

SOZIALE
RECHTE STÄRKEN
Neue Plattform der Volkshilfe

                                MAGAZIN FÜR MENSCHEN 1/2017
- SOZIALE RECHTE STÄRKEN Neue Plattform der Volkshilfe
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EDITORIAL

70 JAHRE FÜR SOZIALE
GERECHTIGKEIT
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Die Men-         Thema: mehr soziale
schenrechte sind unteilbar, unveräußerlich und un-       Gerechtigkeit.
verkäuflich. – So lautet die Lehre, die wir aus dem
Faschismus gezogen haben und die, eine Antithese         Rauer Wind
zum Rassismus darstellt. Kurz nach dem Zweiten           Der raue politische
Weltkrieg, vor 70 Jahren, wurde auf Basis dieser Leh-    Wind, der Wohl-
re die Volkshilfe gegründet. – Von engagierten Men-      fahrtsorganisationen
schen, die das „Nie wieder!“ als persönlichen Auftrag    momentan entgegen
empfanden und die in der Ungleichheit das größte         weht, kommt in der
Hindernis am Weg zu einer friedlichen und solidari-      kürzlich getätigten
schen Gesellschaft erkannten.                            Aussage von Außenmi-
                                                         nister Kurz zum Ausdruck: “Der NGO-Wahnsinn muss
Langer Atem                                              beendet werden.” Und er meint in Wirklichkeit die
Doch auch heute noch sind die Menschenrechte             Zivilgesellschaft. Er meint unser aller Engagement für
und die Menschenwürde nicht außer Streit gestellt        eine menschlichere Gesellschaft. Wir entgegnen: Der
– sie werden vielmehr angegriffen. Jene Menschen         Wahnsinn, Menschenrechte abzubauen, der Wahn-
in unserer Gesellschaft, die sich in einer sozial oder   sinn, die Würde des Menschen (wieder) anzutasten,
finanziell schlechten Position befinden, werden suk-     der Wahnsinn, das Recht auf Versammlungsfreiheit
zessive um ihre Rechte gebracht und für ihre Lage        (wieder) einzuschränken – dieser Wahnsinn muss
selbst verantwortlich gemacht. Und so sind Orga-         beendet werden!
nisationen wie die Volkshilfe, die sich klar auf die
Seite der Benachteiligten stellen und für ihre Rech-     Gerechte Welt
te eintreten, heute wichtiger denn je. Doch dieses       Fest steht: Wir lassen uns unsere freie, demokratische
Eintreten fordert Kreativität und langen Atem. So        und solidarische Gesellschaft nicht wegnehmen!
wollen wir zum Beispiel mit unserer neuen Plattform      Uns, den andern, den kommenden und denen, die
„Soziale Rechte stärken“ Ungerechtigkeit auf indi-       sie erkämpft haben zuliebe. In Verbundenheit und
vidueller Ebene entgegen treten, um damit neben          Solidarität mit den Menschen, die in diesem Moment
der direkten Hilfe auch juristische Präzedenzfälle zu    in anderen Teilen der Welt versuchen, diese Rechte
schaffen (mehr dazu auf S. 6). Und unser aktueller       und Freiheiten zu erstreiten. Denn wir dürfen nie-
Sozialbarometer ist der Frage nachgegangen, wie die      mals vergessen: Eine sozial gerechte Welt, in der die
ÖsterreicherInnen die wachsende Ungleichheit im          Menschenrechte für alle wahr werden, ist möglich.
Land wahrnehmen (mehr dazu auf S. 7). Und ja: Die-       „Benachteiligungen beseitigen – gelingendes Leben
se zwei genannten Beispiele sind natürlich Tropfen       ermöglichen!“ – das ist unsere Devise – und 70 Jahre
auf einen zunehmend heißer werdenden Stein. Aber         Erfolgshilfe unsere Motivation für die Zukunft!
es sind stete Tropfen, und gemeinsam kann es auch
ein ordentlicher Schwall werden. So arbeiten wir                                           Ihr Erich Fenninger
seit nunmehr 70 Volkshilfe-Jahren an einem großen                            Direktor der Volkshilfe Österreich

                                                                                                             3
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www.volkshilfe.at                                                                                               INHALT

                                                                  INHALT
                                                                  07      Soziale Gerechtigkeit.
                                                                          Neue Plattform der Volkshilfe.

07                               25                               09      Sozialbarometer.
                                                                          Klare Mehrheit für Vermögenssteuern.

                                                                  13      Thara.
                                                                          Berufs- und Bildungsberaterin im Interview.

                                                                  20      Freiwillige.
                                                                          Management unter neuer Leitung.
09                               26
                                                                  25      ErVolkshilfe.
                                                                          Mitarbeiterin im Porträt.

                                                                  26      Testamentsspenden.
                                                                          Hoffnung für andere Menschen.

                                                                  31      SEED.
13                               31                                       Erfolgreicher Kick-Off in Wien.

                         < Volkshilfe Österreich
    Auerspergstraße 4, 1010 Wien
                                                                  KURZMELDUNGEN
                                                                  Die Volkshilfe wird 70!
    Telefon: 01 402 62 09
    www.volkshilfe.at                                             Volkshilfe – das sind
                                                                  haupt- und ehren-
             facebook.com/volkshilfe                              amtlich engagierte
                                                                  Menschen in ganz
                                                                  Österreich, die eine
             twitter.com/volkshilfe
                                                                  Idee leben: Benach-
                                                                  teiligungen besei-
             youtube.com/volkshilfeosterreich                     tigen und Erfolge
                                                                  ermöglichen – und
             instagram.com/volkshilfe                             das seit nunmehr 70 Jahren!
                                                                  Gefeiert wird das Jubiläum am 7. Mai im Wiener
                                                                  Volkstheater. Im Rahmen des Festaktes kommt das
                                                                  Stück „Die Summe der einzelnen Teile“ des Jungen
Impressum                                                         Volkstheaters zur Aufführung. Für den musikalischen
HerausgeberIn: Volkshilfe Österreich
                                                                  Rahmen sorgt das Duo Catch-Pop String-Strong, die
1010 Wien, Auerspergstraße 4                                      Moderation übernimmt Mirjam Unger. Ein umfang-
Tel.: 01/402 62 09, Fax: 01/408 58 01                             reicher Bericht folgt in der nächsten Ausgabe dieses
E-Mail: office@volkshilfe.at, www.volkshilfe.at
Redaktion: Matthias Hütter, Erwin Berger, Melanie Rami,           Magazins!
Multi Media Partner Neuhold OG

MedieninhaberIn, VerlegerIn, Anzeigenverkauf, Layout und
Produktion: Die Medienmacher GmbH, Oberberg 128, 8151             Bündnis für Gemeinnützigkeit
Hitzendorf, Filiale:Römerstr. 8, 4800 Attnang, office@dieme-
dienmacher.co.at, www.diemedienmacher.co.at                       Am 12. April haben VertreterInnen von 14 Verbänden
Druckerei: Ferdinand Berger & Söhne GmbH
                                                                  und Netzwerken mit mehr als tausend gemeinnützigen
Bildnachweis: Volkshilfe Österreich oder wie angegeben            Mitgliedsorganisationen in Wien das von ihnen ge-
Offenlegung gem. §25 Mediengesetz:
                                                                  gründete „Bündnis für Gemeinnützigkeit“ der Öffent-
Das Volkshilfe Magazin für Menschen erscheint vier Mal jährlich   lichkeit vorgestellt. Ziel des Zusammenschlusses von
und dient der Information von Mitgliedern, FunktionärInnen,       Dachorganisationen ist es, einen starken Partner für die
SpenderInnen und haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter-
Innen über die Aufgaben, Tätigkeiten und die Projekte der         Zusammenarbeit mit der Regierung abzugeben. Alle
Volkshilfe in Österreich.                                         Infos: www.buendnis-gemeinnuetzigkeit.at
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ÜBER UNS

                                                                                                  70
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                                     Suppenküche der Volkshilfe im Wien der Nachkriegszeit

IM MÄRZ VOR 70 JAHREN …
Als Luise Renner am 21. März 1947 zur Gründungs-           Die im Jahr 1947 festgelegten Ziele und Grundsätze
versammlung der Volkshilfe aufbrach, war sie wahr-         haben bis heute ihre Gültigkeit, wie dieses Beispiel
scheinlich zu Fuß unterwegs, denn Fahrzeuge gab            zeigt: „Der Verband ist gemeinnützig und unpolitisch.
es zwei Jahre nach Kriegsende kaum. Wien war               Seine Tätigkeit ist nicht auf Gewinn gerichtet. Die
zerbombt, die Not unbeschreiblich. In dieser drama-        karitative Fürsorge wird im Sinne von Gemeinschafts-
tischen Situation gab es Menschen, die von dem Ge-         hilfe und Mildtätigkeit ohne Rücksicht auf die poli-
danken beseelt waren, anderen zu helfen – so wie sie       tische, rassische oder konfessionelle Zugehörigkeit
es teilweise schon vor in der Zwischenkriegszeit, im       ausgeübt.“
Rahmen des Hilfsverbandes Societas, getan hatten.
                                                           Die ersten Aktionen der Volkshilfe konzentrierten
Und an diesem Märztag also war es so weit: Nach            sich auf die unter Hungersnot, Arbeitslosigkeit und
einer mehrmonatigen Vorbereitungszeit fand in Wien         mangelhafter Gesundheitsversorgung leidende Be-
die Gründungsversammlung der Volkshilfe statt. Eine        völkerung Nachkriegsösterreichs. Die neu geschaffe-
Reihe von angesehenen Persönlichkeiten fungier-            ne Organisation konnte das Leid der Menschen durch
te als Gründungsmitglieder, in deren Andenken die          die Verteilung ausländischer Hilfsgüter lindern. Die
Volkshilfe auch heute noch ihre Aufgaben erfüllt:          guten internationalen Kontakte aus der Zeit vor dem
Mitbegründerin und erste gewählte Präsidentin war          Krieg und der Illegalität halfen auf diese Weise, Men-
Luise Renner, die Gattin des damaligen Bundespräsi-        schenleben zu retten.
denten Karl Renner. Josef Afritsch wurde geschäfts-
führender Präsident und als Vizepräsidenten fungier-       Über die weitere Entwicklung der Volkshilfe und die
ten Ferdinanda Flossmann und Willi Forst. Weitere          wichtigsten Hilfsaktionen und Projekte berichten wir
Gründungsmitglieder waren Theodor Körner, Johann           in den folgenden Ausgaben dieses Magazins.
Böhm, Hilda Schärf, Josef Holaubek, Maria Matzner,
Bruno Kreisky und Marte Harell.                                                      < Die Volkshilfe heute
                                                              Aktionsraum: weltweit
Gleichzeitig zur Gründung der Volkshilfe konstituier-         Schwerpunkt: Pflege, Kinderbetreuung,
te sich auch die Landesorganisation Wien. Bis Jah-            Soziale Arbeit, Humanitäre Hilfe, Flüchtlingshilfe,
resende 1947 wurden auch die Volkshilfe-Organisa-             Rechtsberatung, Sozialpolitik
tionen in Salzburg, Niederösterreich, Oberösterreich,         Freiwillige: etwa 25.000
Steiermark, Kärnten und Tirol gegründet; jene im              Angestellte: etwa 9.000
Burgenland und in Vorarlberg folgten 1953 und 1954.
                                                                                                                    5
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SOZIALE GERECHTIGKEIT

                                      Gabriel Lansky, Erich Fenninger und Rudolf Müller bei der Präsentation der neuen Plattform

„SOZIALE RECHTE STÄRKEN!“
Die Volkshilfe hat gemeinsam mit der Anwaltskanzlei Lansky, Ganzger +
Partner eine neue Plattform gegen strukturelle soziale Ungerechtigkeit
ins Leben gerufen.
„Soziale Rechte stärken“ ist Name und Programm                 sonen für die Vertretung vor Gericht ausgewählt,
der neu gegründeten Plattform, die am 23. März                 welchen systematisch der Zugang zum Sozialrecht
der Öffentlichkeit präsentiert wurde. „Immer mehr              erschwert wird und die nicht über genügend eigene
Menschen können kein gutes Leben mehr leben,                   Mittel verfügen, um sich Gehör zu verschaffen“, er-
da die gesellschaftlichen Bedingungen ihnen die                klärt Fenninger.
notwendigen Voraussetzungen dafür vorenthalten.
Insbesondere seit dem letzten Jahr beobachten wir,             Relevant seien jene Fälle, die die Gewährung von
dass ständig bei jenen der Sparstift angesetzt wird,           Sozialleistungen zum Gegenstand haben und sich
die keine Lobby haben“, so Erich Fenninger, Direktor           folglich mit gesellschaftlichen Vorkehrungen zur Be-
der Volkshilfe Österreich. Der Rechtsanwalt Gabriel            wältigung sozialer Missstände befassen. „Es werden
Lansky: „Es darf nicht sein, dass Wissenslücken und            exemplarische Fälle aus den Bereichen Sozialhilfe,
finanzielle Schwächen dazu ausgenutzt werden, um               Mietrecht, Arbeitsrecht und Chancengleichheitsge-
Menschen an der Einforderung ihres Rechts zu hin-              setz herangezogen, um strukturelle Verbesserungen
dern.“                                                         im Zugang zum Sozialrecht für gesamte Personen-
                                                               gruppen zu erwirken“, so Lansky zur Vorgehenswei-
Missstände beseitigen                                          se. Mit dem Ziel der Stärkung der sozialen Rechte
Ziel der gemeinsamen Plattform ist es, sozialer Un-            werde aber auch die Förderung junger Sozialrechts-
gerechtigkeit auf individueller Ebene entgegenzutre-           expertInnen angestrebt. „In Zeiten wie diesen, wo
ten, um damit neben der direkten Hilfe auch Präze-             sich Angriffe auf das Sozialrecht häufen, brauchen
denzfälle zu schaffen. Einzelne Fälle werden mittels           wir ganz einfach mehr SozialrechtsexpertInnen. Von
rechtlicher, politischer und öffentlichkeitswirksamer          Anfang an war es deshalb klar, dass eine Plattform
Offensiven bekämpft, um nachhaltig sozial- und                 zur Stärkung sozialer Rechte auch einen Beitrag zur
menschenrechtliche Missstände zu beseitigen. Ru-               Förderung junger SozialrechtsexpertInnen leisten
dolf Müller, Richter am Verfassungsgerichtshof und             muss. Wir überlegen nun wie interessierte Rechtsstu-
ebenfalls im Projekt-Mitwirkender, unterstreicht die           dierende in das Handeln der Plattform einbezogen
Wichtigkeit der Initiative: „Aufgrund meiner langjäh-          werden könnten.“
rigen juristischen Erfahrung kann ich bestätigen, dass
es auch in unserem Rechtssystem Schwachstellen                 Gesellschaftliche Veränderung
gibt. Ziel der Plattform ist es, diese zu identifizieren       Politische und rechtliche Verhältnisse seien vom
und dazu beizutragen, sie abzubauen.“                          Menschen gemacht und daher nicht alternativlos,
                                                               so Fenninger abschließend: „Mit unserer Plattform
Förderung junger ExpertInnen                                   wollen wir Fehlentwicklungen aufzeigen und einen
„Anhand eines Falltypenkatalogs werden jene Per-               Anstoß zu gesellschaftlicher Veränderung geben.“
                                                                                                                              7
- SOZIALE RECHTE STÄRKEN Neue Plattform der Volkshilfe
www.volkshilfe.at                                                                   SOZIALE GERECHTIGKEIT

„DIE WIRTSCHAFT IST
FÜR UNS DA UND NICHT WIR
FÜR DIE WIRTSCHAFT“
Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich, über soziale Ge-
rechtigkeit, individuelle Freiheit und den Kampf für ein gelingendes
Leben für Alle.

                                                            Streben nach Sicherheit für den Einzelnen und damit
© Christopher Glanzl

                                                            ein Leben unter sozial gerechten Rahmenbedin-
                                                            gungen. Die soziale Freiheit als Vorbedingung für
                                                            individuelle Freiheit fordert soziale Gerechtigkeit. Die
                                                            Wechselwirkung ermöglicht das jeweils Andere.

                                                            Die Volkshilfe Österreich hat vor kurzem die Platt-
                                                            form „Soziale Rechte stärken“ ins Leben gerufen. Was
                                                            verstehen Sie unter „sozialen Rechten“ und wie hän-
                                                            gen diese mit dem Gerechtigkeitsbegriff zusammen?
                                                            Im Wort „soziale Gerechtigkeit“ steckt das Wort
                                                            „Recht“ drinnen, das heißt, es benötigt soziale Rech-
                                                            te, auf die man sich berufen kann, die jedem Men-
                                                            schen zur Verfügung stehen müssen, damit man auf
                                                            Basis dieser Rechte teilhaben kann an der Gesell-
                                                            schaft, an der Arbeit, an der Existenz und am gesell-
                                                            schaftlichen Leben. Das verstehen wir unter sozialer
                                                            Gerechtigkeit: Jeder Mensch hat das Recht, in Frei-
                                                            heit zu leben, die individuellen Freiheiten in Anspruch
                                                            nehmen zu können, und das bedeutet – auf Basis der
                                                            Rechte – diese auch leben zu können.

                                                            Welche Schlüsse kann man aus dieser Prämisse zie-
                                                            hen, bzw. was heißt das für unser gesellschaftliches
                                                            Zusammenleben?
                                                            Die Wirtschaft ist für uns da und nicht wir für eine
                                                            Wirtschaft, die ungerechte Verteilung ermöglicht
Magazin für Menschen: Die Forderung nach „sozi-             und befeuert. Wenn wir nicht vereinbaren, dass jeder
aler Gerechtigkeit“ ist an aller Munde. Dennoch ist         Mensch einen Anspruch auf Arbeit und faires Ein-
oft nicht ganz klar, was mit diesem Begriff überhaupt       kommen hat, werden sich weiter Wenige auf Kosten
gemeint wird. Darum: Was ist soziale Gerechtigkeit          Vieler privilegieren. Das bedeutet, dass die Wirtschaft
für Sie?                                                    als wesentlicher und bestimmender Teil der Gesell-
Erich Fenninger: Soziale Gerechtigkeit ist eng ver-         schaft demokratisch legitimiert werden muss.
bunden mit der sozialen Freiheit. Erst die soziale Frei-
heit ermöglicht die individuelle Freiheit. Damit ich frei   Und wo genau setzt die neue Volkshilfe-Plattform für
leben kann, braucht es die Voraussetzung, dass ich          soziale Rechte an?
meine Freiheit in Anspruch nehmen kann. Wenn mir            Unser Ziel ist es, rechtlich und politisch gegen Sozial-
diese verwehrt wird, durch Arbeitslosigkeit, Armut,         abbau und die Vorenthaltung und Streichung sozialer
dann kann ich meine individuelle Freiheit nicht le-         Rechte zu kämpfen. Wir wollen eine breite Gerech-
ben – und deshalb fordern wir soziale Gerechtigkeit         tigkeitsdebatte in der Öffentlichkeit anstoßen und
ein. Denn die Grundbedingung für soziale Freiheit ist       gemeinsam mit unseren MitstreiterInnen versuchen,
soziale Gerechtigkeit.                                      die sozialen Rechte nicht nur zu verteidigen, sondern
                                                            auszubauen. Unsere Forderung: Teilhabe statt Diszi-
Keine Freiheit ohne Gerechtigkeit also?                     plinierung! Denn jeder Mensch hat ein Recht auf ein
Genau! Das Streben nach sozialer Freiheit ist das           gelingendes, glückliches Leben.
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- SOZIALE RECHTE STÄRKEN Neue Plattform der Volkshilfe
SOZIALE GERECHTIGKEIT

Wachsende Ungleichheit stellt eine Bedrohung für den Zusammenhalt in unserer
Gesellschaft dar.

   Quelle: SORA Institute for Social Research and Consulting im Auftrag der Volkshilfe Österreich | www.volkshilfe.at/sozialbarometer

UNGLEICHHEIT: KLARE MEHR-
HEIT FÜR VERMÖGENSSTEUERN
Volkshilfe-Sozialbarometer zeigt außerdem: ÖsterreicherInnen sehen
in steigender Kluft zwischen Arm und Reich Bedrohung für Alle.
„Die wachsende Ungleichheit ist gelebte Realität in                 sage zu, dass die Schere zwischen Arm und Reich
Österreich und zugleich eine Bedrohung für alle –                   in Österreich in den letzten Jahren immer weiter
egal ob arm oder reich“, so Volkshilfe-Direktor Erich               auseinander gegangen ist. Zudem sehen 83 % diese
Fenninger bei der Präsentation der repräsentativen                  wachsende Ungleichheit als Bedrohung des gesell-
Umfrageergebnisse des aktuellen Volkshilfe-Sozial-                  schaftlichen Zusammenhaltes an, 86 % glauben, dass
barometers im Dezember 2016. Studien würden zei-                    steigende Armut und Arbeitslosigkeit das Vertrauen
gen, dass in ungleichen Gesellschaften die Menschen                 in die Demokratie senkt. „Die Menschen wissen also
eine geringere Lebenserwartung hätten und an mehr                   offensichtlich darüber Bescheid, dass Gesellschaften
psychischen Erkrankungen litten. „Sie weisen gerin-                 mit einer gleichmäßigeren Verteilung von Vermögen
gere Lese- und Schreibkompetenzen auf und haben                     lebenswerter sind und zudem in allen Bereichen – sei
niedrigere Bildungsabschlüsse. Die Kriminalitätsraten               es die wirtschaftliche Entwicklung, die Gesundheit,
sind höher, die soziale Mobilität geringer, ebenso wie              Bildung oder Sicherheit – besser abschneiden“.
das gegenseitige Vertrauen.“ Dies wirke sich natürlich
auf den sozialen Zusammenhalt aus. Und besonders                    Staat muss Ungleichheit reduzieren
zentral sei: „Nicht arme oder benachteiligte Men-                   Eine überwiegende Mehrheit von 83 % ist außer-
schen sind vordergründig betroffen, sondern alle                    dem der Meinung, dass es in der Verantwortung des
Menschen einer Gesellschaft spüren die ausschließ-                  Staates liegt, die Kluft zwischen Arm und Reich zu
lich negativen Auswirkungen von ungleicher Vermö-                   reduzieren. „Vermögen, das in Steueroasen liegt,
gensverteilung“, sagt Fenninger.                                    führt zu einem unglaublichen Verlust an Steuerein-
                                                                    nahmen, die Österreich dringend brauchen würde
Gesellschaftsaufbau gleicht Pyramide                                – nicht zuletzt zur Absicherung und für den Ausbau
„Eine große Mehrheit sieht die österreichische Ge-                  von sozialstaatlichen Leistungen. Denn die Sicherung
sellschaft heute als eine Pyramide. Viele Menschen                  von Lebensqualität wird über den sozialen Wohn-
unten, nur wenige an der Spitze“, sagt Fenninger.                   bau, Sozialleistungen und eine flächendeckende
Neben zahlreichen wissenschaftlichen Studien zeige                  Gesundheitsversorgung geleistet.“ Anhand der Ar-
auch der Volkshilfe-Sozialbarometer, dass die Men-                  mutsgefährdungszahlen lasse sich klar darstellen,
schen sich dessen bewusst sind, dass die Meisten                    wie wertvoll sozialstaatliche Leistungen sind, so der
wenig haben und nur sehr wenige viel besitzen: Fast                 Direktor: „Vor Pensionen und Sozialleistungen wären
neun von zehn Befragten (89 %) stimmen der Aus-                     heute 44 % der Bevölkerung armutsgefährdet – nach
                                                                                                                                   9
- SOZIALE RECHTE STÄRKEN Neue Plattform der Volkshilfe
www.volkshilfe.at                                                              SOZIALE GERECHTIGKEIT

Sozialleistungen reduziert sich die Armutsgefährdung     Die wachsende Ungleichheit stelle eines der drin-
auf 14 %. Gleichzeitig gibt es mit der Mindestsiche-     gendsten sozialen und wirtschaftlichen Probleme
rung – noch – ein Instrument zur Vermeidung von          dar, sagt der Direktor abschließend. Man müsse den
Armut und sozialer Ausgrenzung, das zur materiellen      Tatsachen in die Augen sehen und die Ursachen be-
Absicherung nach unten beiträgt.“ Sozialstaatliche       kämpfen.
Transferleistungen sowie Investitionen in soziale und
öffentliche Infrastruktur tragen somit dazu bei, Ver-                                < Forderungen
mögensungleichheit teilweise auszugleichen.                Die Volkshilfe fordert folgende Maßnahmen
                                                           zur Umverteilung von Vermögen:
Deckel nach oben
Nichtsdestotrotz finde staatliche Umverteilung in Ös-      • Regelmäßige Erhebungen von Daten zur Ver-
terreich vor allem auf der Einkommensebene statt –           mögensverteilung in Österreich sowie jährliche
Vermögen werde nur marginal besteuert. „Österreich           Armutsberichte
ist diesbezüglich international unter den Schlusslich-     • Keine Kürzungen der Mindestsicherung
tern zu finden“, so Fenninger. Die Sozialbarometer-        • Schließung von Steueroasen und Maßnahmen
Ergebnisse bestätigen, dass die ÖsterreicherInnen            gegen Steuerhinterziehung
ebenfalls denken, dass Vermögenssteuern eine Maß-          • Einführung einer Vermögenssteuer von einem
nahme zur Reduktion von Ungleichheit darstellen: 70          Prozent für Vermögen über 500.000 Euro
% fordern eine Steuer von einem Prozent auf Vermö-         • Einführung von Erbschafts- und Schenkungs-
gen von 500.000 Euro. „Die ÖsterreicherInnen wis-            steuern
sen, dass dem Land durch das weitgehende Fehlen
von vermögensbezogenen Steuern Einnahmequellen
entgehen. Es braucht daher nicht nur eine materielle                                     < Alle Infos
Absicherung nach unten, sondern auch einen Deckel          www.volkshilfe.at/sozialbarometer
nach oben.“

10
ARMUT

JEDEM KIND EIN GESCHENK!
Erfolgreicher Aktionstag der Volkshilfe-Initiative „Kinderzukunft“
                                                           zahlreiche Privatpersonen haben mehr als 1.500 Ge-
                                                           schenke übergeben. Spielsachen, Bücher, Gutscheine
                                                           und vieles mehr wurden liebevoll verpackt und be-
                                                           schriftet – für Kinder, die wenig haben.“

                                                           Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich, ist
                                                           von der Initiative überzeugt: „Der Fokus auf Partizi-
                                                           pation konnte einen Bewusstseins- und Beteiligungs-
                                                           prozess in Ganz setzen, der durch die zahlreichen
                                                           Geschenke – aber auch durch die unterjährig abge-
                                                           gebenen Sach- und finanziellen Spenden – gut abge-
Bereits zum dritten Mal fand am 15. Dezember 2016          bildet wird. Sensibilisierung und konkrete Hilfe gehen
in Wiener Neustadt der Kinderzukunft-Aktionstag            so Hand in Hand.“
statt. Ziel des Aktionstages ist es, dass armutsbetrof-
fene Eltern ihren Kindern am Weihnachtsabend ein           Für die Zukunft halten Dagmar Fenninger-Bucher,
persönliches Geschenk überreichen können.                  Erich Fenninger und der Wiener Neustädter Bürger-
                                                           meister Klaus Schneeberger am Kinderzukunftsmot-
„Ganz oft sind finanziell benachteiligte Eltern nicht in   to „Jedem Kind alle Chancen fest“: Die großartige
der Lage, ihre Kinder zu Weihnachten mit einem Ge-         Unterstützung und Zustimmung der Menschen in
schenk zu überraschen. Aufgrund dessen haben wir           Wiener Neustadt zeige, dass der Mix aus Bewusst-
den Aktionstag ‚Jedem Kind ein Geschenk‘ ins Leben         seinsarbeit, Beteiligungsmöglichkeiten und konkre-
gerufen“, so Dagmar Fenninger-Bucher, die Leiterin         ten Maßnahmen zielführend sei. „Unser oberstes Ziel
der Initiative Kinderzukunft. Im Rahmen des Aktions-       bleibt es, armutsbetroffenen Kindern und Jugendli-
tages wurden nun ebendiese Geschenke gesammelt             chen sowie ihren Familien eine Stimme zu verleihen
– mit großem Erfolg: „Schulklassen und Kindergär-          und sie in allen Lebensbereichen zu unterstützen“,
ten, Abordnungen und GroßspenderInnen sowie                sind sie sich einig.

THEATERPATINNEN
Das Projekt „Theaterpaten“ des Wiener Volkstheaters ermöglicht gesell-
schaftliche Teilhabe und generations- und kulturübergreifenden Austausch.

Seit Beginn der aktuellen Spielzeit läuft am Volks-
                                                                                                                © www.lupispuma.com

theater Wien das Projekt „Theaterpaten“. Ziel ist es,
insbesondere jenen Menschen, die bisher keinen Zu-
gang zum Theater hatten, die Möglichkeit zu bieten,
gemeinsam mit TheaterliebhaberInnen das Volksthe-
ater/Bezirke zu entdecken.

Theaterliebhabende – die TheaterpatInnen – besu-
chen mit einem oder mehreren Theater-Neulingen
– sogenannten Newcomern – jede Saison vier
Volkstheater/Bezirke Vorstellungen in ihrer unmit-
telbaren Nachbarschaft und nehmen gemeinsam am
gesellschaftlichen und kulturellen Leben des eigenen
Bezirks teil. Die PatInnenrolle übernehmen dabei be-
geisterte AbonnentInnen und neugierige Theaterfans,
die selbst das Volkstheater/Bezirke vor ihrer Haustür                                        < Alle Infos
entdecken möchten. So entsteht eine breite Diskurs-          bezirke@volkstheater.at oder Montag bis Freitag
Plattform für Menschen verschiedenster Bevölke-              von 10 bis 14 Uhr unter Tel. 01/52111/77.
rungsgruppen.
                                                                                                                11
www.volkshilfe.at                                                                                                    FÖRDERER

SOCIAL ACTIVE DAY
Rund 4.400 Mitarbeiter der Vienna Insurance Group (VIG) aus
22 Ländern nahmen 2016 am „Social Active Day“ teil und waren
einen Tag lang im Dienst der guten Sache unterwegs.
© Vienna Insurance Group

                                                                                                                                   © Ian Ehm
      VIG-Mitarbeiter beim gemeinsamen Kochen im Sozial betreuten
                                   Wohnhaus Franziska Fast in Wien
© Arman Rastegar

                                                                     „Soziales Engagement und Solidarität sind wesentliche Eckpfeiler
                                                                        unserer Unternehmenskultur. Mit dem ‚Social Active Day‘ wird
                                                                        die soziale Verantwortung, die wir gegenüber der Gesellschaft
                                                                          wahrnehmen, auch von unseren Mitarbeiterinnen und Mitar-
   Eine Mitarbeiterin der Wiener Städtischen Versicherung an „ih-      beitern gelebt.“ – Dr. Günter Geyer, Generaldirektor des Wiener
 rem“ „Social Active Day“ in einer Wiener Tagesstätte für Senioren                                    Städtischen Versicherungsvereins

Die Idee zum „Social Active Day“ hatte 2011 Dr. Gün-                                        < Weitere Informationen
ter Geyer, Generaldirektor des Wiener Städtischen
                                                                       Der Wiener Städtische Versicherungsverein ist
Versicherungsvereins, Hauptaktionär der führenden
                                                                       Hauptaktionär der Vienna Insurance Group (VIG),
Versicherungsgruppe, der Vienna Insurance Group
                                                                       einer der größten börsennotierten, international
(VIG). Im Rahmen dieser konzernweiten Initiative steht
                                                                       tätigen Versicherungskonzerne in Zentral- und
allen Mitarbeitern, die sich ehrenamtlich engagieren
                                                                       Osteuropa (CEE). Der Konzern mit Sitz in Wien
möchten, ein Arbeitstag zur freien Verfügung. Der
                                                                       ist mit rund 50 Versicherungsgesellschaften in
„Social Active Day“ findet in Österreich sowie in jenen
                                                                       25 Ländern tätig und beschäftigt rund 23.000
Ländern statt, in denen der Konzern vertreten ist, wie
                                                                       Mitarbeiter.
unter anderem in der Slowakei, Polen, der Tschechi-
schen Republik, in Rumänien und in Albanien.
                                                                       Der Wiener Städtische Versicherungsverein un-
                                                                       terstützt den Konzern in allen kulturellen und so-
Miteinander und füreinander
                                                                       zialen Belangen. Dabei wird großer Wert auf den
Eine Teilnahme am „Social Active Day“ bedeutet,
                                                                       grenzüberschreitenden Kulturaustausch gelegt,
Hilfsbedürftigen einen Tag lang Zeit, Wissen, Zu-
                                                                       der Platz und Freiräume für die kulturelle Ent-
hören, Hilfe und Unterstützung zu schenken. Die
                                                                       faltung schafft. Im Rahmen von Kooperationen
Bandbreite der Aktivitäten am „Social Active Day“
                                                                       und Initiativen werden gezielt die Tätigkeiten von
ist breit gefächert, von der Mithilfe im Sozialmarkt,
                                                                       sozial aktiven Organisationen, vor allem in jenen
Suppenausgabe, Betreuung älterer Menschen oder
                                                                       Ländern Zentral- und Osteuropas, in denen die
Menschen mit besonderen Bedürfnissen bis hin
                                                                       Vienna Insurance Group tätig ist, unterstützt.
                                                                                                                                               bezahlte Anzeige

zur Gartenarbeit, Basteln oder der Arbeit mit sozial
schwachen oder benachteiligten Kindern. In Öster-
                                                                       www.wst-versicherungsverein.at
reich wurden 2016 unter anderem auch Einrichtun-
gen der Volkshilfe Österreich unterstützt.
12
THARA

„KLIENTINNEN MÜSSEN SICH
VERSTANDEN FÜHLEN“
Gordana Djordjevic, Berufs- und Bildungsberaterin der Volkshilfe-
Roma-Initiative „THARA Romani Zor!“, im Interview.
Seit wann arbeiten Sie beim Projekt THARA?
Gordana Djordjevic: Im Jahr 2013 habe ich eine
Ausbildung als Integrationscoach gemacht und im
Zuge dessen habe ich bei THARA um ein Praktikum
angesucht.

Sind Sie Romni?
Ja, bin ich und ich bin stolz darauf. Ich spreche auch
Romanes. Das hilft mir natürlich, mit meinen Klien-
tInnen, denn ich verstehe sie und mir glauben sie,
wenn ich ihnen sage, dass ich ihre Probleme kenne.
                                                            man die „Bildungsferne“ so mancher Roma-Nach-
Ist es wichtig, derselben Ethnie anzugehören wie die        kommen. Einige von ihnen, haben sich in Sicherheit
Menschen, die bei Ihnen Beratung suchen?                    gewähnt in Jobs, die kein anderer machen wollte.
In manchen Fällen ja, in anderen ist es wahrscheinlich      Wozu sich dann weiterbilden? Das Problem ist nur,
nicht so wichtig. Aber essentiell ist, dass sich die Kli-   dass sich die Arbeitswelt schnell verändert hat und
entInnen wirklich und zutiefst verstanden fühlen. Das       noch immer schnell verändert.
hilft ungemein beim Aufbau von Vertrauen und einer
gewissen Nähe.                                              Zum Beispiel?
                                                            Stellenanzeigen für Reinigungskräfte im Hotel ver-
Widerspricht das nicht den Regeln der Beratung?             langen heutzutage „sehr gute“ Deutsch- und „gute“
Sollten BeraterInnen nicht eher einen gewissen Ab-          Englischkenntnisse. Eine normale Reinigungskraft
stand zu den KlientInnen haben, um objektiv bleiben         findet keinen Vollzeitjob mehr, alles ist Teilzeit. Als
zu können?                                                  Lagerhilfskraft braucht man heute einen Stapler-
Man muss sich fragen, in welchem Kontext und von            schein, Führerschein und einen ECDL-Nachweis. Die
wem diese „Regeln“ aufgestellt wurden. Jedenfalls in        Arbeitswelt hat sich also stark verändert und manche
der Vernetzung mit anderen BeraterInnen mit Mig-            Menschen haben große Probleme, sich anzupassen.
rationshintergrund hat sich herausgestellt, dass viele      Denen muss geholfen werden.
Menschen aus anderen Herkunftskulturen gerade
eine gewisse Nähe und sehr, sehr viel Vertrauen zu          Was wünschen Sie sich für Ihr Projekt?
ihrem/ihrer BeraterIn brauchen, wollen und suchen.          Ich wünsche mir, dass unsere KlientInnen weiterhin
Mit einer distanzierten Haltung würde ich bei meinen        zu uns kommen und Hilfe und Beratung annehmen,
KlientInnen nicht weit kommen.                              dass sie nicht den Mut verlieren und weiterkämpfen,
                                                            um für sich und ihre Familien durch Arbeit und Bil-
Welche Anliegen haben THARA-KlientInnen in der              dung eine bessere Zukunft zu sichern.
Regel und welche Hindernisse müssen überwunden
werden?                                                                            < THARA Romani Zor!
Da wir ein arbeitsmarktpolitisches Projekt sind, geht         Arbeitsmarktpolitisches Projekt für
es den meisten KlientInnen darum, Arbeit zu finden.           Romnja/Roma und Sintize/Sinti
Vielen unserer KlientInnen – sowohl Menschen, die             Große Sperlgasse 26, 1020 Wien
schon länger in Wien leben als auch solchen, die neu          Tel.: +43 (0) 676 83 402 902
zugewandert sind – fehlen vor allem Sprach- und               E-Mail: E-Mail: gordana.djordjevic@volkshilfe.at
Computerkenntnisse. Was wir merken, sind die Aus-             www.facebook.com/roma.thara
wirkungen der Diskriminierung und Marginalisierung            www.volkshilfe.at/thara-romani-zor
der Roma über Jahrhunderte hinweg. Wenn man be-
denkt, dass die Eltern, Großeltern und Urgroßeltern
                                                                                Diese Maßnahme wird
heute in Wien lebender Roma nichts lernen durften,
                                                                                aus Mitteln des Europä-
nicht zur Schule gehen durften, keinen Grundbesitz                              ischen Sozialfonds und
haben durften, von gewissen Berufen ausgeschlossen                              des Sozialministeriums
waren und nicht studieren konnten, dann versteht                                finanziert.

                                                                                                                 13
www.volkshilfe.at                                                                                                              FÖRDERER

                                                                                                                                             © cppa
© Votava

           Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky beim Besuch einer Schule   Rendering des Schulneubaus im Bildungsgrätzl Spielmanngasse, Wien 20

„IT TAKES A GRÄTZL TO RAISE A CHILD“:
Das Wiener Bildungsgrätzl
Das Sprichwort „It takes a village to raise a child” -                      Henriettenplatz. Ein neues Bildungsgrätzl ist rund um
man braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzu-                            die Spielmanngasse und Dietmayergasse im 20. Bezirk
ziehen - soll in Wien in Form von „Bildungsgrätzln“                         geplant: Dort gibt es derzeit zwei Volksschulen, eine
Realität werden: „Die Idee dahinter ist, dass Kinder                        Singschule, einen MA 10 Kindergarten, das Vienna
dann die besten Chancen haben, wenn die gesamte                             Nachwuchszentrum und das Hallenbad Brigittenau.
Gemeinschaft Anteil an ihrer Entwicklung nimmt und                          Bis zum Schuljahr 2018/19 werden die beiden Volks-
aktiv etwas dazu beiträgt“, betonte Bildungs- und                           schulen um 16 Klassen für 10 bis 14 jährige erweitert.
Intagrationsstadtrat Jürgen Czernohorszky im Rah-
men der Tagung des SPÖ-Rathausklubs. „Jedes Kind                            Grätzl-Projekte „Summer Schools“
verdient die Chance, seine Talente zu entfalten, sein                       und „Burschenarbeit“
Potenzial auszuschöpfen! Was wir dafür brauchen, ist                        In der Stadt gibt es schon jetzt während des Som-
ein Bildungssystem, bei dem der lernende Mensch im                          mers viele verschiedene Angebote. Mit den „Summer
Mittelpunkt steht“, so Czernohorszky weiter.                                Schools“ soll nun das Ferienbetreuungsangebot für
                                                                            Kinder in Wien um den Aspekt der Grundkompeten-
Lokale Kooperationen verschiedener                                          zen-Förderung erweitert und verstärkt angeboten
Lerneinrichtungen                                                           werden. „Dabei soll der Rückfall, insbesondere für
Die Wiener Bildungsgrätzl sind lokale Kooperati-                            Kinder mit Sprachdefiziten, im Sommer minimiert
onen von verschiedenen Lerneinrichtungen, aber                              werden und andererseits ein cooles Ferienbetreu-
auch mit Vereinen, Initiativen und Einrichtungen in                         ungsprogramm für Kinder und Jugendliche an Wie-
unmittelbaren Umgebung, die etwas zum Lernen                                ner Schulen geschaffen werden. Klassische Lernan-
beitragen können. Einbezogen werden Kindergärten,                           gebote werden durch spannende Freizeitaktivitäten
verschiedenste Schulformen, Freizeiteinrichtungen,                          ergänzt. Ein weiterer Fokus dabei soll auf dem Thema
Jugendtreffs, Volkshochschulen, Musikschulen, Bü-                           „Burschenarbeit“ liegen: Zielgruppe sind junge Män-
chereien und vieles mehr. „Im Zusammenspiel der                             ner, die auf Identitätssuche, oft verunsichert in ihrer
vielfältigsten Angebote wird es auch möglich, dass                          Geschlechterrolle sind und dadurch auch leicht emp-
für alle individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der                      fänglich für radikale Ideologien. „Unsere Jugendar-
lernenden Menschen etwas dabei ist“, so Czernohors-                         beit in Wien hat auch schon viele Schwerpunkte in
zky. „Das Bildungsgrätzl ist aber keine theoretische                        diesem Bereich gesetzt. Wir wollen aber noch mehr
Vision, sondern wird in vielen Regionen Wiens bereits                       tun: Zum Beispiel im Sportbereich in Zusammenar-
seit Jahren gelebt. Auch unser Modell des Bildungs-                         beit mit Kampfsportvereinen, bei denen die Trainer
campus zählt dazu.“ Ein Beispiel, das jetzt schon läuft,                    als positive männliche Vorbilder auftreten – wie ‚Not
und auf dem weiter aufgebaut werden kann, ist im 15.                        in Gods Name’. Und wir werden noch dieses Jahr ein
Bezirk beheimatet: Im „Bildungsgrätzl Schönbrunn“                           Projekt mit vielen verschiedenen Partnerorganisati-
                                                                                                                                                      bezahlte Anzeige

arbeiten vier Bildungseinrichtungen zusammen. Der                           onen starten, wo es darum geht, Burschen in Wien
Kindergarten in der Dadlergasse, die Ganztagsvolks-                         emanzipatorische, gleichberechtigte und egalitäre
schule Reichsapfelgasse, die Wiener Mittelschule                            Männerbilder näherzubringen. Ein wichtiger Beitrag
Kauergasse und das Oberstufenrealgymnasium am                               zur Integration in unserer Stadt.“
14
WIEN
© alexkich / Fotolia

KEINE FAKE NEWS:
ARMUT EXISTIERT
Armut ist auch in einem reichen Land wie Österreich ein wichtiges
Thema. 285.000 Menschen sind derzeit auf die Mindestsicherung zum
Überleben angewiesen.

Es ist kein Vergnügen, wenn man mit nur 837,76 Euro     den Bezug einer Mindestsicherung ist, dass man jede
pro Monat sein Leben finanzieren muss. So hoch ist      zumutbare Arbeit annimmt.
derzeit die Mindestsicherung für Alleinstehende in
Österreich. 285.000 Menschen sind derzeit in Öster-     Fake News
reich auf die Mindestsicherung angewiesen, um ihr       Auch die in sozialen Netzen immer wieder verbreitete
Leben finanzieren zu können, darunter auch 77.000       Mär, dass AsylwerberInnen Mindestsicherung bezie-
Kinder. Laut Österreichischer Armutskonferenz sind      hen, ist schlicht falsch. Kroboth: „AsylwerberInnen
18,3 Prozent der Bevölkerung armuts- oder aus-          erhalten während des laufenden Verfahrens keine
grenzungsgefährdet, 3,6 Prozent sind finanziell so      Mindestsicherung sondern eine Grundversorgung.
schlecht gestellt, dass sie etwa ihre Wohnung nicht     Wohnen sie in einer organisierten Unterkunft, erhal-
angemessen beheizen können.                             ten sie maximal 40 Euro Taschengeld pro Monat.“

„Drei Viertel der Mindestsicherungsbezieher bekom-      Lebensmittelpakete
men aber nicht die volle Summe der Mindestsiche-        Die Volkshilfe Wien unterstützt armutsgefährdete
rung ausbezahlt“, weiß Klaus Kroboth, Sozialberater     Personen in der Bundeshauptstadt mit Lebensmittel-
und Armuts-Experte der Volkshilfe Wien. „Wer auch       paketen und -gutscheinen. Kroboth: „Wir haben 2016
aus anderen Quellen, etwa vom AMS, Geld erhält, be-     insgesamt 2.556 Lebensmittelpakete und 23.500 Euro
kommt entsprechend weniger.“ Überhaupt räumt er         an Lebensmittelgutscheinen ausgegeben.“ Um Miss-
gleich mit einer Reihe von Falschmeldungen betref-      brauch vorzubeugen schließen die Gutscheine den
fend der Mindestsicherung auf: „Mindestsicherung        Bezug von Alkohol explizit aus. Darüber hinaus hilft
ist für die meisten Betroffenen nur eine kurzfristige   die Volkshilfe Wien bei der Finanzierung von Miet-
Überbrückungshilfe. Die durchschnittliche Bezugs-       rückständen oder Schulden bei Energielieferanten.
zeit beträgt zwischen sechs und neun Monaten, bei       Finanziert wird das vom Margit-Fischer-Armutfonds,
20 Prozent der unterstützten Haushalte ist sie kürzer   den Margit Fischer, Frau von Alt-Bundespräsident
als drei Monate.“ Die Behauptung, dass es sich dank     Heinz Fischer, ins Leben gerufen hat.
der Mindestsicherung für Familien mit vielen Kindern
gar nicht auszahlt arbeiten zu gehen, ist so dumm
wie falsch. Kroboth: „Selbst Familien mit vier und                                  < Aktuelle Infos
mehr Kindern bekommen im Durchschnitt nur 1.106           www.facebook.com/VolkshilfeWien
Euro Mindestsicherung.“ Und: Die Voraussetzung für
                                                                                                         15
www.volkshilfe.at                                                                                              WIEN

„MANGELNDE

                                                                                                                     © Ben Leitner
BILDUNG
FÖRDERT
ARMUT“
Klaus Kroboth, Sozialberater und
Armutsexperte der Volkshilfe
Wien, über Ursachen der Armut,
die Mindestsicherung und die
Debatte um AsylwerberInnen.
                                                                     Klaus Kroboth ist Sozialberater und Armutsexperte
                                                                                                     der Volkshilfe Wien

Magazin für Menschen: Bemerken Sie bei Ihrer Ar-         trägt der Richtsatz für Mindestsicherung 837,76 Euro
beit eine Zunahme der Bedürftigkeit in Wien?             für Alleinstehende und 1.256,64 Euro für Ehepaare,
Klaus Kroboth: Ich sehe durchaus einen größeren          pro Kind kommen da 150,80 Euro dazu. Bei 1.500
Bedarf, als wir ihn in der Volkshilfe Wien abdecken      Euro brutto Einkommen erhält man 1.198,90 Euro
können. In der Politik kommt das Thema Armut aber        netto. Das liegt um 361 Euro über der Mindestsiche-
nicht vor. Es gibt sie, wir kennen meistens die Ursa-    rung. Inklusive Sonderzahlung ergibt sich eine jährli-
chen und die Politik ist gefordert, Rahmenbedingun-      che Differenz von 6.736 Euro. Man kann es sich nicht
gen zu schaffen, dass sich das mittel- bis langfristig   aussuchen, ob man arbeiten geht oder Mindestsiche-
ändert.                                                  rung bezieht. Voraussetzung für den Bezug ist, dass
                                                         man jede zumutbare Arbeit annimmt. Man kann sie
Was sind die häufigsten Ursachen von Armut?              nicht ablehnen, weil sie sich nicht „auszahlt“.
Neben kurzfristigen Ereignissen, die Menschen aus
der Bahn werfen können – vom Verlust der Arbeit          Immer wieder hört man, dass AsylwerberInnen Min-
bis zur Scheidung oder einer schweren Erkrankung –       destsicherung bekommen. Stimmt das?
sehen wir immer gleiche Muster. Mangelnde Ausbil-        Diese Behauptung ist falsch. Asylsuchende erhalten
dung, meist gekoppelt mit schlechten Deutschkennt-       die sogenannte Grundversorgung und bekommen
nissen, schließt viele Menschen vom Arbeitsmarkt         während des laufenden Verfahrens keine Mindestsi-
aus. Dazu kommt eine unstrukturierte Haushaltsbud-       cherung. Wer in einer organisierten Unterkunft lebt,
getführung. Es ist daher wichtig, diesen Personen        erhält maximal 40 Euro Taschengeld pro Monat.
sozialarbeiterische Betreuung und in Schulungen und
Kursen eine Grundbildung zu geben, mit der sie am        Selbst wenn sie selbständig wohnen, erhalten sie
Arbeitsmarkt eine Chance haben.                          maximal 320 Euro pro Person und Monat. Kinder
                                                         entsprechend weniger. So bekommt eine fünfköpfige
Immer wieder liest man in Sozialen Medien, dass sich     Familie maximal 910 Euro monatlich. Erst wenn Asyl
Arbeit bei der Höhe der Mindestsicherung gar nicht       gewährt wird, erhalten die Personen Mindestsiche-
lohne. Was sagen Sie dazu?                               rung, und zwar zu den gleichen Regeln wie Österrei-
Dieses Argument ist absoluter Blödsinn. Erstens be-      cher.
                                                                                                                                     Anzeige

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WIEN

MIT NADEL UND

                                                                                                                      © Ben Leitner
ZWIRN ZURÜCK
IN EINEN JOB
Seit 1999 bietet die Schneiderei
der Sozialökonomischen Betriebe
Langzeitarbeitslosen ein Sprung-                                  Cornelia Loidl leitet die SÖB-Schneiderei im 4. Bezirk,
brett zurück ins Berufsleben. Auch                                            in der Langzeitarbeitslose betreut werden

Kultlabels lassen hier nähen.

                                                                                                                      © Ben Leitner
Die T-Shirts sind bunt, funktionell, aus garantiert
nachhaltig erzeugter Baumwolle und werden kom-
plett in Österreich hergestellt. Andreas Moritz, einer
der Gründer des Wiener Modelabels „MaVienna“,
lässt seine Bekleidung für Kinder, Damen und Herren
komplett in der Schneiderei der Sozialökonomischen
Betriebe (SÖB) in Wien-Wieden nähen.

„MaVienna ist ein Verein zur Förderung der österrei-
chischen Textilkultur“, erklärt er die Philosophie des
Labels, „da wäre es ja völlig kontraproduktiv, wenn                    Andreas Moritz lässt die MaVienna-Kollektionen
                                                                                                   bei den SÖB nähen
wir nachhaltige Mode aus Österreich in einer Billig-
Näherei in Bangladesh verarbeiten lassen würden, wo      sitmitarbeiterinnen und -mitarbeiter, die zwischen
die Näherinnen unter unmenschlichen Bedingungen          drei und sechs Monate bei uns beschäftigt sind.“ Die
schuften müssen.“ Daher hat er gemeinsam mit sei-        SÖB-Schneiderei ist für die Transitkräfte kein Dauer-
nen Partnern lange nach einer Möglichkeit gesucht,       arbeitsplatz, sondern ein Sprungbrett für Langzeit-
die MaVienna-Kollektionen in Österreich herstellen       arbeitslose, die nur schwer wieder ins Berufsleben
zu lassen und ist schließlich auf die SÖB-Schneiderei    zurückzuführen sind. Loidl: „Diese Menschen erleben
gestoßen. Moritz: „Das Prinzip der SÖB-Schneiderei       bei uns meist nach längerer Zeit wieder so etwas wie
passt sehr gut zu MaVienna. Hier geht es nicht um        ein normales Arbeitsumfeld mit fixen Arbeitszeiten
Gewinnmaximierung, sondern darum, Langzeitar-            und klaren Aufgaben. Neben dem Job bei uns ma-
beitslosen wieder eine berufliche Perspektive und        chen viele noch eine zusätzliche Ausbildung, etwa
einen positiven Anstoß zum Wiedereinstieg in den         einen Deutschkurs.“ Ziel der SÖB-Schneiderei ist es
Arbeitsmarkt zu vermitteln.“ Er möchte auch in Zu-       nicht, die Transitkräfte zu Schneiderinnen und Schnei-
kunft seine Kollektionen, die er über einen eigenen      dern auszubilden, sondern sie wieder bereit für die
Webshop vertreibt (www.mavienna.com), in der SÖB-        Anforderungen des Arbeitsmarktes zu machen.
Schneiderei nähen lassen.
                                                         Auftragsschneiderei
Sprungbrett                                              Rund 30 Labels aus Österreich lassen inzwischen
Seit 1999 gibt es die SÖB-Schneiderei schon, die als     bei der SÖB-Schneiderei produzieren. Dort passiert
Teil der verschiedenen Sozialökonomischen Betrie-        alles in reiner Handarbeit, auch der Zuschnitt. Loidl:
be seit Jahresanfang direkt bei der Volkshilfe Wien      „Für maschinelles Zuschneiden sind wir zu klein. Wir
angesiedelt ist und vom AMS Wien und Niederöster-        greifen aber gerne noch selbst zur Schere.“ Neben
reich beauftragt und gefördert wird. Zu den SÖB ge-      der Auftragsschneiderei sorgt auch das ebenfalls hier
hören auch acht Secondhand-Shops, ein Reinigungs-        betriebene Änderungsgeschäft für regelmäßige Auf-
und Hygieneservice, die Vertretung und Reparatur         träge. Loidl: „Hier leben wir von Kundinnen und Kun-
der Staubsaugermarke Dyson, ein auf Wohnungsräu-         den aus der näheren Umgebung in Wieden.“
mungen spezialisiertes Transportunternehmen und
eine Firma für Grünraum- und Straßenpflege.                                                    < Alle Infos
                                                           www.volkshilfe-wien.at/arbeit-soziale-
Cornelia Loidl, Leiterin der SÖB-Schneiderei: „Bei uns     dienstleistungen/soeb/schneiderei/
arbeiten derzeit zwei Vollzeitkräfte und acht Tran-
                                                                                                                      19
www.volkshilfe.at                                                                                                  WIEN

„FREIWILLIGE

                                                                                                                       © Ben Leitner
SIND UNVER-
ZICHTBAR“
Ohne Freiwillige und Ehrenamt-
liche würde die Volkshilfe Wien
nicht funktionieren. Das Freiwilli-
gen-Management übernimmt jetzt
Doris Moravec.
Erfahrungen mit der Betreuung von Freiwilligen
konnte Doris Moravec unter anderem bereits als                       Positiv stimmt Moravec, dass die HelferInnen immer
Leiterin des Projekts „Buddies for Refugees“, eine                   jünger werden: „Gerade im Flüchtlingseinsatz wa-
Kooperation von Volkshilfe Wien und Volkshilfe                       ren sehr viele junge Menschen engagiert. Da haben
Österreich, sammeln. Mit Jahresbeginn hat sie von                    etwa Lehrerinnen und Lehrer ganz gezielt an den
Johannes Stephan die Leitung des Freiwilligenmana-                   Schulen für Freiwilligenarbeit geworben.“ Diese
gements in der Volkshilfe Wien übernommen.                           engagierten Menschen will sie jetzt mit zahlreichen
                                                                     Initiativen stärker an die Volkshilfe Wien binden.
„Gerade in der Arbeit mit Flüchtlingen ist es wichtig,               „Wir werden verstärkt auf Sozialen Netzwerken wie
die Freiwilligen professionell zu begleiten, denn es                 Facebook, auf unserer Homepage und auf anderen,
kommt hier durch die oft sehr großen kulturellen                     von Freiwilligen viel genutzten Onlineplattformen
Unterschiede immer wieder zu Missverständnissen“,                    tätig werden.“
sagt sie. Das Prinzip „Ich tu für Dich was, sei dankbar“
funktioniert, so Moravec, eben nicht immer, aber                     Standards
„wenn man mit Flüchtlingen und den Freiwilligen                      Wichtig ist ihr auch die standardisierte Betreuung
rechtzeitig kommuniziert, kommt es erst gar nicht zu                 von Freiwilligen bei der Volkshilfe Wien. Moravec:
potenziellen Konflikten.“                                            „Dadurch verlieren wir keinen Freiwilligen, sondern
                                                                     können diese ganz nach ihren Fähigkeiten optimal
Freiwillige sind wichtig                                             einsetzen.“
„Ohne Freiwillige ist die Arbeit der Volkshilfe Wien in
vielen Bereichen nicht durchführbar und finanzierbar.
Johannes Stephan: „In Pflege und Betreuung setzen                                              < Kontakt & Infos
wir zu 99 Prozent auf professionelles Personal. In
                                                                       freiwillig@volkshilfe-wien.at
der Sozial- und Flüchtlingsbetreuung sind Freiwillige
unverzichtbar.“
                                                                                                                                       Anzeige
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20
WIEN

„DER BEDARF AN

                                                                                                                     © Ben Leitner
PATINNEN IST HOCH“
Doris Moravec über die erfolgreiche
Aktion „Buddies for Refugees“
Magazin für Menschen: Frau Moravec, wie läuft das
von Ihnen geleitete Projekt „Buddies for Refugees“
heute?
Doris Moravec: Es läuft sehr gut. Seit 1. Mai 2016
konnten wir 16 Patenschaften vermitteln, in einer
dritten Vergaberunde werden demnächst weitere 10                  Wie alt sind die „Patenkinder und wer kann
Patenschaften aktiv.                                              „Buddy“ werden?
                                                                  Im Projekt werden vor allem Burschen im Alter zwi-
Gibt es genügend Freiwillige, die sich als Paten                  schen 9 und 18 Jahren betreut. Pate oder Patin kann
bewerben?                                                         man ab 18 Jahren werden. Wir haben aber auch ei-
Vor einem Jahr war es noch deutlich einfacher, Men-               nen Buddy, der 72 Jahre alt und top ist! Auch Paare
schen für Patenschaften zu begeistern, da sich sehr               sind gerne gesehen, da sich viele der Jugendlichen
viele in der Flüchtlingsarbeit engagiert haben. Heute ist         eine Art Familie wünschen. Das Projekt läuft gut und
es aufgrund der allgemein eher negativen Stimmung                 wurde bereits um ein weiteres Jahr verlängert.
gegenüber Geflüchteten schwieriger geworden. Dazu
kommt der Zeitaufwand, denn Paten sollten regelmä-                                          < Kontakt & Infos
ßig einmal pro Woche einige Stunden Zeit für „ihr“ Pa-              Buddies4refugees@volkshilfe-wien.at
tenkind haben, damit eine Beziehung entstehen kann.
                                                        Anzeige

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www.volkshilfe.at                                                                                                            WIEN

Geld für Familien

                                                                                                                                  © VH Wien
Lidl spendete bei Filialeröffnung im 2. Bezirk für
Bedürftige.

Der Lebensmitteldiskonter Lidl legt großen Wert auf
seine Familienfreundlichkeit. Davon konnten sich die
zahlreichen Gäste, die zur Eröffnung der neuen Filiale
im 2. Bezirk gekommen waren, persönlich überzeu-
gen. Darunter waren auch die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der Bezirksvorstehung der Leopoldstadt
und der Volkshilfe Wien, die vom Lidl-Management
trotz des großen Kundenandrangs durch die Filiale
geführt wurden. Dabei wurden ihnen die Produkte
des beliebten Lebensmittelmarktes und die Arbeits-
abläufe in einer Lidl-Filiale näher gebracht.                          chen, die direkt bedürftigen Familien in Wien zukom-
                                                                       men wird. Die Spende wurde von Silvia Zechmeister,
Das Lidl-Management und die Lidl-Belegschaft nut-                      Bereichsleiterin für Soziale Arbeit der Volkshilfe Wien,
zen auch die Gelegenheit der Filialeröffnung, um der                   entgegen genommen. Wir möchten uns auf diesem
Volkshilfe Wien eine großzügige Spende zu überrei-                     Weg bei Lidl Österreich herzlich dafür bedanken.

                                                                       Volkshilfe-Frühlingsfest
© VH Wien

                                                                       Am 6. Mai steigt im Schutzhaus am Ameisbach in
                                                                       Penzing das große Frühlingsfest der Volkshilfe Wien.
                                                                       Die Gäste erwartet neben einem herrlichen Heurigen
                                                                       mit toller Aussicht über ganz Wien im Gastgarten ein
                                                                       vielfältiges Heurigenbuffet, gepflegte Hauerweine, die
                                                                       traditionelle Tombola-Verlosung mit zahlreichen her-
                                                                       ausragenden Preisen und flotte Unterhaltungsmusik.

                                                                       Frühlingsfest: Samstag, 6. Mai 2017, Einlass: 15.00
                                                                       Uhr, Beginn: 16.00 Uhr, Schutzhaus am Ameisbach,
                                                                       Braillegasse 1-3, 1140 Wien. Kartenpreis inklusive Re-
                                                                       servierung: 23,- €.
      Das Schutzhaus am Ameisbach ist ein beliebtes Ausflugsziel. Im   Kartenreservierungen ab sofort unter 01/360 64-39
        Festsaal wartet gute Stimmung und eine Tombola-Verlosung       oder per Mail unter event@volkshilfe-wien.at

Spaß am Schiff

Die jährliche Schifffahrt der Volkshilfe Wien auf der
„Admiral Tegetthoff“ von Wien nach Hainburg ist in-
zwischen ein großes Event und steht ganz im Zeichen
von Spaß, Musik und guter Unterhaltung. Und natür-
lich geht es auch um neue Patenschaften für „Jugend
am Werk“, die im Rahmen dieser Reise von den rund
400 Gästen an Bord übernommen werden können.

Moderierte Wettbewerbe für Jung und Alt mit tollen
Gewinnen, Stimmungsmacher Günter und eine groß-
artige Tombolaverlosung am Glücksrad lassen garan-
tiert keine Langeweile aufkommen.

Schifffahrt nach Hainburg: Samstag 9.9.2017, Einlass:
9.00 Uhr, Abfahrt 10.00 Uhr, Rückkehr in Wien: 21.30
Uhr. Kartenpreis inkl. Mittagsmenü - Erwachsene: 37,-
€, Kinder (6-14 Jahre): 19,- €.
Reservierung: 01/360 64-39DW                                            Am 9.September legt die „Admiral Tegetthoff“ nach Hainburg ab
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ERVOLKSHILFE

EIN PLÄTZCHEN FÜR ALLE
Franziska Pieber hat als Leiterin mit Unterstützung ihrer Pflegedienst-
leiterin die Übersiedlung ins neue Haus organisiert.
Ihre Erfahrung: SeniorInnenheim läuft dann gut, wenn alle Beteiligten
ihren Platz gefunden haben und Ruhe und Kontinuität einkehren.

Ein häufiges Thema beim Aufnahmegespräch ist die
Zimmereinrichtung. Es gibt eine Standardausstat-
tung: das Pflegebett, der Kasten mit integriertem
Kühlschrank und Gefrierfach, ein Tisch mit Sesseln,
ein Nachttisch und eine versperrbare Kommode. Oft
kommt die Frage: „Kann ich selbst ein Möbelstück
mitbringen - meinen Lieblingstisch?“ Das ist natürlich
kein Problem, dann stellen wir den anderen in den
Abstellraum.

Die Gestaltung des Wohnraumes ist ein wichtiges The-
ma für das Wohlbefinden der BewohnerInnen. Viele                   ein Programm außer Haus hat, dann versuchen wir
Zimmer sind auch wunderschön individuell hergerich-                unsere Abläufe dementsprechend flexibel anzupassen.
tet: Mit eigenen Zierpölstern, Pflanzen und Fotos. Die             Eventuell werden am Abend schon ein paar Dinge
Haustechniker haben Holzleisten montiert, damit die                vorbereitet, damit die Bewohnerin um sieben Uhr
BewohnerInnen trotz der neuen massiven Betonwän-                   startklar ist.
de flexibel ihre eigenen Bilder aufhängen können.
                                                                   Wir sind erst vor knapp zwei Jahren hier ins neue Haus
Eine weitere Frage beim Aufnahmegespräch ist auch                  übersiedelt und da wurde sichtbar, wie hilfreich es
oft: „Wenn ich dann einmal nach Hause möchte, oder                 ist, wenn sich BewohnerInnen, MitarbeiterInnen und
die Kinder mich zu sich holen wollen, geht das dann                Leitung früh genug mit dem Projekt „Übersiedlung“
noch?“ Das ist für mich selbst ein wenig erschreckend,             identifizieren können. So reibungslos wie es bei uns
dass bei dieser Generation scheinbar noch ein wenig                gelaufen ist, geht das nur wenn alle mitdenken und
der Glaube vorherrscht: Bin ich da einmal drinnen,                 mithelfen.
dann komme ich nicht mehr raus. Wir sagen dann:
„Das ist Ihre neue Wohnform, wir unterstützen, wo                  Mit der Zeit habe ich beobachtet, dass die Qualität
dies nötig ist.“ Aber natürlich kann eine Bewohnerin               unserer Arbeit vor allem von den MitarbeiterInnen
weiterhin machen, was sie will und selbstverständlich              abhängt. Wir haben ein sehr stabiles Team und das
auch das Haus verlassen wenn sie möchte.                           macht viel aus. Ich glaube, es ist sehr wichtig, Eigen-
                                                                   verantwortung an die MitarbeiterInnen zu übertragen
Es gibt keinen vorgegebenen Ausgang. Wenn jemand                   und gewisse Handlungsspielräume zu ermöglichen.
sagt; „ich fahr jetzt eine Woche auf Urlaub“, dann wer-            Aber natürlich muss sich das Team auch auf uns Füh-
den wir alles vorbereiten und das war’s. Wenn jemand               rungskräfte verlassen können!
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