Streif-lichter - CVJM Baden
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Streif-
1 | 2021
lichter
Magazin des CVJM Baden
35 Jahre CVJM-Lebenshausarbeit | 30 Jahre „Schlosskauf”
25 Jahre „Schlosseinweihung” | 5 Jahre „Schlosserweiterung”
„Nichts ist unmöglich“
Mutig die Zukunft gestalten – damals und heute | 04-07
Eine Lebensgemeinschaft aufbauen | 08-09
Faszination „Schloss“ – Ein Ort der Begegnung und der Inspiration | 12-13Liebe CVJM-Familie, liebe Freunde,
bis heute wird mir bei Begegnungen in Baden mit jungen Erwachsenen. Um diese Men- damit weitaus mehr als ein Tagungshaus,
davon erzählt, wie es war, gemeinsam am schen in ihrer Glaubens- und Persönlichkeits- ein Zentrum für Kinder- und Jugendarbeit
„CVJM-Lebenshaus Schloss Unteröwisheim“ entwicklung gezielt zu fördern, bündelten oder der Sitz der Verbandszentrale.
zu bauen. Ob aus Süden, der Mitte oder sie die Kräfte und investierten. Was daraus Unser „Lebenshaus“ ist der geistliche Kraft-
dem Norden – alle packten mit an. Es war entstanden ist, konnte am Anfang noch ort des CVJM Baden und ist gleichzeitig die
und ist der wohl größte und umfassendste niemand absehen. Gott aber belohnte stetige Erinnerung an den gemeinsamen,
Aufbruch in der Geschichte des CVJM Baden, diesen Mut, indem er eine regelrechte satzungsgemäßen Auftrag, sich mit der
der bis heute zur lebendigen Verkündigung Bewegung schenkte, die bis heute unseren „Guten Nachricht“ an die jungen Menschen
geworden ist. Und spätestens seitdem ist Verband prägt. in ihrer jeweiligen Lebenswelt zu wenden.
klar: „Mit Gottes Hilfe können wir gemein- Dafür wollen wir auch weiter mutig Schritte
sam Großes bewegen.” Damit einher geht Einer der ersten fertiggestellten Räume im gehen.
auch die Überzeugung, dass wir mutig vor- „neuen“ Gebäude war der Andachtsraum.
wärts gehen können, selbst wenn zu Beginn In der Mitte des Schlosshofes fand man In dieser Ausgabe der „Streiflichter“ findet
noch nicht alles vollständig geklärt ist, zum während der Bauzeit viele Hinweise auf die sich viel davon, wie wir gemeinsam etwas
Beispiel die finanzielle Seite. Welch ein Er- Jakobskirche, und im Torbogen des Schlos- bewegen können.
fahrungsschatz, der uns gerade auch für ses ging jeder an der Steintafel mit der In- Anregende Gespräche darüber wün-
die Zukunft wichtige Impulse geben kann! schrift „Soli deo gloria“ vorbei. Gab und schen euch das Redaktionsteam und
gibt es bessere Ausgangsvoraussetzungen
Besonders schätze ich an den damals ver- für ein geistliches Zentrum? Wohl kaum!
antwortlichen Entscheidungsträgern ihren Das „CVJM-Lebenshaus“ ist heute das
Mut zur Schwerpunktsetzung auf die Arbeit geistliche Zentrum des CVJM Baden und Matthias Kerschbaum
Inhalt Für euch unterwegs
Zum Thema Damaris Dietelbach Hendrik Schneider
07251 / 98246-18 07807 / 9596026
03 | Gott schafft Neues
damaris.dietelbach@ hendrik.schneider@
04 | Mutig die Zukunft gestalten –
cvjmbaden.de cvjmbaden.de
damals
06 | Mutig die Zukunft gestalten – heute Jonathan Grimm Jochen Stähle
07 | 25 Jahre „CVJM-Zentrum Schloss 0157 / 77206274 0177 / 2395589
Unteröwisheim“ in Baden jonathan.grimm@ jochen.staehle@
08 | Eine Lebensgemeinschaft aufbauen cvjmbaden.de cvjmbaden.de
10 | Welche Bedeutung das „Schloss” Kathrin Husser Simon Trzeciak
für mich hat.
0152 / 53975572 07251 / 98246-39
12 | Faszination „Schloss“ – Ein Ort der
kathrin.husser@ simon.trzeciak@
Begegnung und der Inspiration
cvjmbaden.de cvjmbaden.de
14 | Das CVJM-Lebenshaus: Ein Ort...
16 | Die Bedeutung eines CVJM-Zentrums Matthias Kerschbaum Annika Völker
für die CVJMer und Ortsvereine 07251 / 98246-15 0175 31082059
18 | Die „Schloss”-Galerie matthias.kerschbaum@ annika.voelker@
cvjmbaden.de cvjmbaden.de
Aus dem Landesverband Damaris Märte Robin Zapf
07251 / 98246-14 07251 / 98246-11
19 | Neues aus dem CVJM Deutschland
damaris.maerte@ robin.zapf@
20 | Vereins- und Familiennachrichten
cvjmbaden.de cvjmbaden.de
21 | CVJM-Sekretäre im Porträt
21 | Gebetsanliegen Christa Müller Matthias Zeller
0151 / 15559053 07821 / 995216
CVJM-Pinnwand christa.mueller@ matthias.zeller@
cvjmbaden.de cvjmbaden.de
22 | Wer, wo, was, wann, warum? Georg Rühle Ralf Zimmermann
23 | Spendenstand
07251 / 98246-21 07247 / 947979
24 | BISS 2021
georg.ruehle@ ralf.zimmermann@
cvjmbaden.de cvjmbaden.de
Jan Schickle
0176 / 80055445
jan.schickle@
cvjmbaden.de
02 1 | 2021 Streiflichter CVJM BadenGott schafft Neues
schaffen,
ill ein Neues
Siehe ich w es auf;
morgen anders
jetzt wächst sein?! Weil Gott
r es d en n nicht?
erkennt ih 9
verspricht: „Etwas
Jesaja 43,1 Neues kommt.“
Dieses Versprechen
…so stand es 1986 auf der Einladung galt nicht nur vor 2.500 Jahren und ren: im Lebenshaus, in unseren CVJM,
zum ersten Treffen „Lebenshaus im endete auch nicht 1986, es steht in unseren Gemeinden, in unserem
CVJM Baden“. Was für ein verrückter ebenso über dem schmerzhaften und Leben. Und wir werden erleben, wie
Gedanke! CVJM ist Jungschar, Jungen- anstrengenden Jahr 2021. Gott Neues wachsen lässt.
schaft und Jugendkreis, aber doch
keine Lebensgemeinschaft von jungen Ja, Neuanfang ist schmerzhaft; fragen Es hat schon begonnen
Erwachsenen! Auf das erste Treffen Sie die Mütter nach der Geburt. Ja,
folgten ein zweites, ein drittes; die Neuanfang ist anstrengend; fragen Dieses Neue ist schon vorbereitet; es
Gedanken wurden konkreter – das Sie die Väter nach den durchwachten sprießt schon. Also, lasst es uns suchen!
„Lebenshaus Schmie“ war geboren. Nächten. Aber ja: Neuanfang ist ein Wo wirkt Gott? Was hat er vorbereitet?
Geschenk; fragen Sie alle Eltern, die Wo sind die Türen offen? Welche Chan-
Was ist seitdem durch die Lebens- ihr schlafendes Kind bestaunen. cen bieten sich? Welchen mutigen
hausarbeit alles Neues entstanden! Gedanken sollen wir weiterdenken
Ganz sichtbar: neue Steine, neue Ge- In allem was, uns begegnet: Sein Ver- und anpacken? Wenn es nicht Gottes
bäude, neue Projekte. Oft unsichtbar: sprechen gilt. Er regiert. Er ist nicht Sache ist, können wir es nicht voran-
neue Gedanken, neue Beziehungen, überrascht und überfordert; er ist bringen, jedoch wenn es seine Sache
neues Leben. Das Neue ist gewach- immer noch Herr. Und er ist immer ist, dann kann es auch niemand ver-
sen – der CVJM Baden hat etwas von noch derjenige, der Neues schafft: im hindern. Also, lasst uns suchen, wo
Jesaja 43,19 erlebt. Lebenshaus, in unseren CVJM, in un- Gott schon längst dran ist: in unserer
seren Gemeinden – in unserem Leben. Gemeinde, in unserer Nachbarschaft,
Warum ist das Neue gut? Nicht, weil in unserer Welt. Wir werden staunen,
es neu ist, sondern weil Gott es schafft, Es wächst auf wo Gott schon das Neue vorbereitet
weil Gott wirkt, weil er handelt. DAS hat!
ist die gute Nachricht. Das Volk Israel Und dieses Neue ist nicht einfach so da.
ist frustriert, planlos, hoffnungslos. Es WÄCHST! Wachstum ist ein Prinzip Wir gehen mit dem Versprechen:
Und da mitten hinein kommen diese Gottes; in jedem Samen ist es einge- „Etwas Neues kommt.“, mit der Ver-
Ansagen Gottes – das Versprechen: baut, in jedem fruchtbaren Boden heißung: „Es wächst auf.“, mit der
„Etwas Neues kommt.“, die Verhei- steckt es drin. Doch das Neue wächst Zusage: „Es hat schon begonnen.“
ßung: „Es wächst auf.“, die Zusage: nicht einfach mal so kurz; es braucht Wer weiß, auf welchen Zettel Gott
„Es hat schon begonnen.“ Das ist es, Geduld. Und Gott beteiligt uns in uns im Jahr 2021 schreibt: „Siehe ich
was das Volk hört. dieser Zeit: Er lässt uns gießen und will ein Neues schaffen, jetzt wächst es
pflegen. Er aber tut das Große, das auf; erkennt ihr es denn nicht?“
Etwas Neues kommt Eigentliche, das Wesentliche und
Wundersame, zu dem wir niemals Kai Günther
Vorgestern war Krise, gestern war imstande wären. Also, lasst uns das Dozent für Praxisbegleitung
Krise, heute ist Krise. Warum sollte es Kleine tun! Auch in den nächsten Jah- Evangelistenschule Johanneum
1 | 2021 Streiflichter CVJM Baden 031989 Schlossbrand Brandruine
Mutig die Zukunft gestalten
damals
Aufbauarbeiten
1992 LDA-Besuch
In den 80er-Jahren machte sich eine und Weiterführung im Glauben rückten „im Hinblick auf die bereits vorhandene
besondere Überlegung im CVJM Baden in den Mittelpunkt unserer CVJM-Arbeit. finanzielle Decke“, die Berufung eines
breit: vom Veranstaltungs-CVJM zum Weitere Kontakte zu Fritz Schroth, hauptamtlichen Mitarbeiters in die
Lebens-CVJM. Damals war im kleinen Leiter der CVJM-Gästehäuser in der Wege zu leiten. Im Gebetsraum des
CVJM-Landesverband Baden die Arbeit Rhön, und später besonders auch zum „Hauses Schmie“ hatten wir ab 1984
durch zwei bis drei Reisesekretäre ge- „Wörnersberger Anker“ bestärkten uns, immer samstags einen Gebetskreis, der
prägt. Diese hauptamtlichen Mitar- diesen Weg zu gehen. Auf der Ebene das Anliegen eines geistlichen Zentrums
beiter kamen in der Regel auf Anforde- des Landesverbandes wurde deutlich: vor Gott ausbreitete. Mit dem dama-
rung in die Ortsvereine, gaben dort Wir brauchen eine geistliche Heimat, ligen Generalsekretär Hermann Traub
Impulse und führten in vielfältiger einen Ort, an dem gemeinsames Leben bekam dieser Prozess dann eine neue
Weise Weiterbildung durch; es waren eingeübt werden kann, der gleichzeitig Dynamik. Direkt neben seinem Wohn-
allerdings meist nur punktuelle Be- aber auch ein Ort ist, an dem man ort war in der Nachbargemeinde
gegnungen von einigen Stunden. So sich trifft, um unter Gottes Wort Ge- Unteröwisheim das „Schloss“ abge-
entstand der Wunsch, mehr mitein- meinschaft zu erleben und im Glauben brannt. Eigentlich war dieses Gebäude
ander zu gestalten, mehr miteinander an Jesus Christus zugerüstet zu werden. aber gar kein Schloss, sondern eine
zu leben. Der Gedanke des gemein- „Wir brauchen Orte, wo Leben gelebt Außenstelle des weltberühmten Klo-
samen Lebens als Ausdruck unseres und gelehrt wird.“ war die wichtige sters Maulbronn, ein sogenannter
Christseins wurde immer stärker. Durch Wegweisung. Das Bedürfnis nach Pfleghof, von dem aus die Mönche
Begegnungen und Eindrücke im CVJM- Seelsorge auch bei uns im CVJM, die ihre Liegenschaften im Kraichgau ver-
Jugendzentrum Hasliberg in der Notwendigkeit geistlicher Vertiefung walteten. Man nimmt an, dass wahr-
Schweiz wurden diese Überlegungen und Gemeindeaufbau übersetzt in scheinlich immer zwei Mönche dauer-
konkreter. Giovanni Hohl lebte dort den CVJM waren angestrebte Ziele. haft hier lebten. Doch bereits im 13.
mit seinen Mitarbeitern genau das, was Also machte man sich auf die Suche Jahrhundert fand auch geistliches
auch uns immer mehr beschäftigte: nach einem geeigneten Gebäude in
Leben teilen und nicht nur funktional Baden, wo dieser Gedanke verwirklicht
punktuell CVJM-Arbeit gestalten. werden könnte. Verschiedene Mög- 1993, die jetzigen e
neuen Seminarräum
lichkeiten wurden geprüft und wieder
Ganzheitliches Christsein war gefragt. verworfen; auch das „Haus Schmie“
Durch Begegnungen im CVJM Mün- war eine Zeit lang in unserem Fokus.
chen und bei der Jesusbruderschaft in
Gnadenthal wurden diese Überlegun- Inzwischen hatten wir einen Freun-
gen verstärkt: Zurüstung, Seelsorge deskreis gegründet. Dieser ermutigte
04 1 | 2021 Streiflichter CVJM BadenSchweißarbei
ten im Keller
1992 Schlossaufbau
Dach-
decker
Bau der Terasse
Bau
des
Aufzugs Aufbau Remiseschuppen
Leben an diesem Ort statt; ursprüng- nur einem Zugang lädt irgendwie Bei den Verhandlungen mit Bürger-
lich stand eine Kirche in der Mitte des dazu ein, hier etwas für gemeinsames meister Kochendörfer und der Ge-
Geländes, was Ausgrabungen in der Leben zu schaffen. meinde Kraichtal fanden wir viele
Aufbauphase des „Lebenshauses“ be- offene Türen, und Bürgermeister Ko-
legen sollten. Langsam wuchs durch Gottes Wirken chendörfer, der leider allzu früh ver-
in uns die Vision für dieses Gelände. starb, wurde später zu einem richtigen
Als wir im Frühjahr 1990 mit dem da- Natürlich gab es genügend Stimmen, Freund der Lebenshausarbeit. Für den
maligen Bürgermeister Kochendörfer die uns fast für verrückt erklärten, so Kaufpreis konnten wir eine Ratenzah-
und unserem Vorstand das Gelände eine Aufgabe anzugehen. Doch trotz lung vereinbaren, wobei das erste
mit dem abgebrannten Gebäude be- allem: Die Grundsatzbeschlüsse in Wunder Gottes war, dass wir immer
sichtigten, war die Ernüchterung sehr unserem Landesvorstand zu diesem am Fälligkeitstermin die Raten bezahlen
groß. Wie sollten wir es schaffen, diese Projekt waren immer einstimmig, was konnten.
Ruine wieder aufzubauen? Nur das bis sicher ebenfalls Gottes Wirken unter
in die 60er-Jahre genutzte Schulhaus uns war. Tja, so begann also der Aufbau des
befand sich noch in einer Art nutzba- Lebenshauses als „Geistliches Zentrum
rem „Rohbauzustand“. Wir konnten Die Berufung von Hermann Kölbel und des CVJM Baden“. Im Fortgang des
uns das Ganze zunächst wirklich nicht seiner Frau Ruth sollte ein großer jahrelangen Aufbaus kamen wir dann
vorstellen – und finanzielle Mittel für Segen für diese Arbeit werden; beide immer wieder ins Staunen über Gottes
einen etwaigen Kauf hatten wir auch konnten wir am 8.Mai 1986 in ihren Güte; denn viele Menschen brachten
nicht. Ich erinnere mich da an ein Wort Dienst einführen. Die Konzeption für sich ein, ob finanziell oder durch tat-
von Fritz Schroth: „Ein geistliches Zen- ein „Lebenshaus“ war geboren! kräftige Mithilfe. Es war für mich eine
trum wird immer unter Schwierigkeiten faszinierende und wunder-schöne Zeit!
geboren!“
Dieter Walch
Ich fuhr nach dieser Besichtigung noch- Oberstudiendirektor a.D.
mals alleine nach Unteröwisheim und Vorsitzender des CVJM Baden
schaute mir das Gelände an. Dabei von 1986 bis 2002
wurde mir immer klarer: Diese ganze
Anlage mit ihrer Ringbebauung und
Herrmann Traub
schnitzt Holznägel 1 | 2021 Streiflichter CVJM Baden 05
fürs TurmfachwerkMutig die Zukunft gestalten
heute
Ich stehe im Schlosshof und ich sehe stieren, was zu ihm passt und ihm zur Wenn Gott uns mutig
mich um. An die Brandruine von vor Verfügung steht. werden lässt
30 Jahren erinnert heute nur noch
wenig; so viel ist entstanden und ge- Die Kraft einer Vision Die noch kurze Geschichte des „Le-
Mutig die
wachsen in den letzten Jahren. Immer benshauses“ ist geprägt von mutigen
wieder komme ich ins Staunen: Was Die Vision von einem „CVJM-Lebens- Entscheidungen im Vertrauen auf
für eine Segensgeschichte! Und immer haus“ hat in den letzten 30 Jahre etwas Gott. Klar, der Schlosskauf stand da
wieder ziehe ich den Hut vor den bewegt in Baden. Nach allem anfäng- am Anfang, aber genauso gehören für
Entscheidungsträgern der Vergangen- lichen Ringen sprang der Funke über; mich Entscheidungen dazu wie z.B.
heit. Ihre Entscheidung war mutig, Energie wurde freigesetzt. Wie viele die Haushaltsplanungen, die Haus-
gewagt, umkämpft und bestimmt Ortsvereine, Ehrenamtliche und Jahres- und Bettenerweiterungen der letzten
auch nicht leicht zu treffen. Aber ihre teammannschaften wirkten bis heute Jahre, Personalbesetzungen, die Ar-
Entscheidung war Gold wert. Wie gut, an diesem Projekt mit – unglaublich! beit mit dem Jahresteam als Kernsäule
Zukunft
dass Menschen damals so mutige Visionen und Ideen für die Zukunft und die Öffnung für den Firmenbe-
Wege eingeschlagen haben! können uns Mut machen, können trieb unter der Woche. Entscheidun-
etwas bewirken; sie können Freude am gen, die – wie damals – mutig,
Die entscheidende gemeinsamen Arbeiten wecken. Sie gewagt, umkämpft und bestimmt
Grundsatzfrage können uns helfen, auch über schwie- nicht immer leicht zu treffen waren.
rige Zeiten hinwegzukommen und zu Aber: Wenn Gott konkrete Vorstellun-
Das „CVJM-Lebenshaus“ versteht sich sortieren, was wichtig ist und was gen in uns wach werden lässt, dann
schon von Beginn an als Teil der Mis- nicht. Sie können uns helfen, JA zu dürfen wir mutig darauf losgehen.
gestalten
sion Gottes. Damals wie heute sind sagen und auch NEIN zu sagen. Wenn Gott motivierende Vorstellun-
wir geleitet von derselben entschei- Deshalb steht für mich fest: Wer mutig gen der Zukunft in uns anrührt, dann
denden Frage: Was heißt es, Menschen Zukunft gestalten möchte, braucht dürfen wir aufbrechen. Natürlich
Gelegenheit zum Glauben zu geben? Ideen. Lebenshausarbeit braucht Ideen, muss ein Abwägen stattfinden, ein
Was bedeutet Jesu Lehre von der Träume und Visionen, die gesponnen, Prozess, der zwischen einer geistli-
Liebe Gottes zu den Menschen für entwickelt und umgesetzt werden. chen Vision und dem eigenen
unsere konkrete Lebenshausarbeit? Solche Ideen können zu Motoren Wunschtraum zu unterscheiden ver-
Diese Grundausrichtung ist klar; sie werden, die uns antreiben und uns steht – so schwer und unklar das auch
gibt uns Selbstverständnis und Leitbild zum Handeln bringen. oft auch seien mag. Aber: Wenn Gott
für die Zukunft vor. Und gleichzeitig ruft, dürfen wir mutig sein!
möchten wir uns die Freiheit erhal- ▼ Was ist deine Idee für die
ten, dass diese Frage unterschiedlich Lebenshausarbeit? Als „CVJM-Lebenshaus“ möchten wir
beantwortet werden darf; denn un- ▼ Wovon träumst du, wenn du weiter mutig Zukunft gestalten, denn
terschiedliche Menschen, wechselnde an das „Lebenshaus“ in fünf es ist der lebendige Gott selbst, der
Mitarbeitende und verschiedene Eh- Jahren denkst? mit uns Zukunft gestalten möchte. Wir
renamtliche antworten jeweils anders ▼ Mit welchen Gaben könntest du möchten offen sein für Gottes Zukunft.
auf diese Frage. Zum Glück! So bleibt die Lebenshausarbeit bereichern?
Lebenshausarbeit am Puls der Zeit ▼ Melde dich und teile es gerne
und keiner muss sich verstellen, son- mit uns; vielleicht können wir ja Simon Trzeciak
dern jeder kann sich mit dem inve- zusammen träumen! CVJM-Sekretär im CVJM-Lebenshaus.
06 1 | 2021 Streiflichter CVJM Baden25 Jahre „CVJM-Zentrum
Schloss Unteröwisheim“ in Baden
Einige Skepsis herrschte, nachdem der So entwickelte sich das CVJM-Zentrum Arbeit einleitete, die sicherlich immer
CVJM vor 30 Jahre das sogenannte zu einer Heimat für viele, die sich wieder neue Formen der Angebote
„Schloss“, den alten Pfleghof, in Kraich- dort ehrenamtlich einbrachten, aber finden und diese ausweiten wird.
tal-Unteröwisheim gekauft hatte, um auch zu einer Ideenschmiede, die der Schon immer gab es in unserer Lan-
dort seine Zentrale einzurichten und kirchlichen Arbeit nicht nur im Be- deskirche sehr unterschiedliche For-
die fünf Jahre zuvor begonnene Lebens- reich von Kindern und Jugendlichen men gerade auch der Jugendarbeit
hausarbeit einzugliedern. Zweifel gab sehr zugutekam und deren Impulse wie die christliche Pfadfinderschaft,
es deshalb, weil man befürchtete, dankbar aufgenommen wurden. Gemeindejugend-Gruppen, den
nun könnten die eigene Arbeit mit Ju- Verschiedene an unterschiedliche CVJM, die Schüler/innenarbeit und
gendlichen in den Kirchengemeinden Alters- und Interessensgruppen ge- einige mehr.
beeinträchtigt oder gar die Teilneh- richtete Events im Schlosskeller, der
menden der gemeindlichen Aktivitäten auch für Feiern zur Verfügung steht, In der Landesjugendkammer ist der
abgeworben werden. fanden und finden Beachtung im Ort, in der sich die Vertreterinnen und
Sehr bald aber waren die Bedenken weiten Umkreis; Gottesdienste, Kon- Vertreter all dieser Gruppierungen
restlos ausgeräumt, denn die Arbeit zerte, Expertengespräche und vieles treffen und sich auf Landesebene mit
im „Schloss“ bereicherte all das, was mehr werden hier angeboten. den Gremien unserer Landeskirche
die Gemeinden selbst gestalteten. Das austauschen, Ideen einbringen und
„Café Lebenshaus“ trug viel dazu bei, Das Engagement des CVJM Baden in die Arbeit mit Kinder, Jugendlichen
dass sich Menschen aus der Umgebung vielen Regionen und Gemeinden un- und jungen Erwachsenen koordinie-
vor Ort über die Arbeit informieren serer Landeskirche brachte kirchliche ren und gestalten.
und die unterschiedlichen Arbeitsbe- Arbeit auch in Bereichen wie der
reiche kennenlernen konnten. Inzwi- Flüchtlingshilfe und der Gottesdienst- Mit dem Aufbau des Zentrums
schen genießt dieses CVJM-Zentrum arbeit voran. Die Einrichtung des in Unteröwisheim und den von
überall Anerkennung und erreicht „Marienhofes“, unterstützt durch dort ausgehenden Impulsen hat
mit seinen vielfältigen Angeboten finanzielle Mittel der Landeskirche, der CVJM in Baden für unsere
Menschen in ganz Baden und dar- war ein weiterer Schritt, neue Wege Landeskirche große Bedeutung
über hinaus, auch dadurch, dass gute zu gehen, um den Auftrag des Herrn gewonnen und die Entwicklung
Übernachtungsmöglichkeiten ge- unserer Kirche zu erfüllen, das Wort der Arbeit in manchen Bereichen
schaffen wurden. Gottes auszubreiten und zu leben sehr positiv beeinflusst.
und sich derer anzunehmen, die in Dafür sind wir all den Aktiven des
War der CVJM schon zuvor mit seiner besonderer Weise Zuwendung, Un- CVJM sehr dankbar und freuen uns
Jugendarbeit in etlichen Regionen und terstützung und Ansprache bedürfen. auf ein weiteres, gutes Zusammen-
Gemeinden der Landeskirche sehr wirken.
aktiv und erfolgreich, so eröffnete die Blickt nun der CVJM-Landesverband
Arbeit im „Schloss“ nun neue Perspek- Baden mit einem gewissen Stolz auf Axel Wermke
tiven und gewann viele neue Freunde all das Erreichte zurück, so kann Präsident der Landessynode
25 Jahre
und Förderer, schuf neue Blickwinkel unsre Landeskirche nur dazu gratulie- der Evangelischen Kirche in Baden
und war stets bemüht, neue Wege zu ren und sich freuen, dass vor 30 Jah- Ubstadt-Weiher
beschreiten, offene Angebote zu för- ren mit dem Kauf des Geländes und
dern und dies auch entsprechend zu der Gebäude ein Anfang gemacht
publizieren. wurde, der eine sehr segensreiche
1 | 2021 Streiflichter CVJM Baden 07Eine Lebensgemeinschaft aufbauen
Die Lebensgemeinschaft
feiert im Wohnzimmer bei Kölbels
Als wir im März 1985 von Hermann sich an sogenannten „Geistlichen Haus, in dem diese Ziele umgesetzt
Traub, dem damaligen Generalsekretär Zentren“ wie z.B. der Christusbruder- werden könnten. Nach mehrfach ver-
des CVJM Baden, einen Anruf erhielten, schaft Selbitz, der „Offensive junger geblichen Suchaktionen in ehemaligen
ahnten wir noch nicht, welche Konse- Christen“, der Jesusbruderschaft Gna- Schulzentren und Pfarrhäusern tat
quenzen das für unser weiteres Leben denthal oder dem CVJM München. In sich überraschend eine Perspektive in
haben sollte. Mit dem Hinweis „Kommt Württemberg war gerade der „Wör- Zusammenarbeit mit dem EJW im
doch herüber nach Baden und helft uns!“ nersberger Anker“ entstanden, und „Haus Schmie“ bei Maulbronn auf. In
war die Anfrage verbunden, ob wir uns so reifte im CVJM Baden immer mehr einem Kooperationsvertrag wurde
den Aufbau eines Geistlichen Zentrums der Gedanke, auch für die CVJMer in daher die Nutzung der Tagungsstätte
im CVJM Baden vorstellen könnten. Baden solch ein Zentrum aufzubauen, „Haus Schmie“ für Freizeiten, Tagun-
Eigentlich wollten wir ja in Bayern so in dem Menschen ihre „geistliche gen und Sonderveranstaltungen ver-
etwas aufbauen, zumal wir von der Heimat“ finden und in ihrem Glauben einbart. Wir zogen nun mit unserer
dortigen Landeskirche schon ein Haus gestärkt werden können. Familie in ein angemietetes Haus in
zur Verfügung gestellt bekommen Maulbronn ein, wo wir noch genügend
hatten, in dem wir so etwas beginnen Gepackt von der Idee freie Wohnfläche im Keller und Dach-
sollten. Jetzt aber wurde alles noch „Gemeinsames Leben“ geschoss für vier junge Menschen
einmal auf den Kopf gestellt. Der CVJM hatten. Im September 1986 starteten
Baden setzte mit unserer Berufung Auch wir wurden während unserer wir dann mit der ersten „Jahresmann-
und dem Dienstbeginn im Mai 1986 hauptamtlichen Dienstzeit im CVJM schaft“ unser Abenteuer LEBENSHAUS
die entscheidenden Vorzeichen für Erlangen und in den Kirchenbezirken im CVJM Baden.
unseren Umzug von Bayern nach Bamberg und Forchheim immer mehr
Baden-Württemberg. mit der Frage von jungen Menschen Die Größe des kleinen
konfrontiert: „Wie kann ich meinen Anfangs
Glauben besser im Alltag leben?“ Als
wir dann mehrfach unseren Familien- In den ersten zwei Jahren lag der Fokus
urlaub im „Wörnersberger Anker“ unserer Arbeit sehr stark auf der Ge-
verbracht hatten, wurde uns bald klar, winnung von Spendern und dem
dass wir selbst zu so einer Lebensweise Aufbau eines Freundeskreises für die
berufen sind. Überzeugt waren wir Lebenshausarbeit. Wir boten im „Haus
aft auch davon, dass wir „Geistliches Schmie“ Lebenshaus-Wochenenden
Der Beginn der Lebensgemeinsch Leben“ nicht nur durch Verkündigung für CVJM und Kirchengemeindegrup-
in der Buchenstr. 2 in Maulbronn
anregen, sondern selbst in einer pen, Mitarbeiterschulungen und
Sehnsucht nach „Lebens-, Glaubens- und Dienstgemein- Familienfreizeiten
geistlichem Wachstum schaft“ mit jungen Menschen dieses an. Die
einüben und praktizieren sollten. Idee eines
Die verantwortlichen Mitarbeiter und „Familien-
Mitarbeiterinnen im Landesverband Gemeinsame Ziele for- Camps“
und in den Ortsvereinen beobachte- mulieren und umsetzen zeigte sich
ten eine große „Sehnsucht nach geist- dabei als
lichem Wachstum“ unter jungen Men- Im CVJM Baden begann man sehr früh Initialzün-
schen. Immer wieder orientierte man mit der Suche nach einem geeigneten dung für die
08 1 | 2021 Streiflichter CVJM Baden
Die ersten FlyerBeratung am
Schloss-Modell
, so
hiff bauen willst
„Wenn du ein Sc ner zusammen, um
Män
trommle nicht vorzube-
be sc ha ffen, Werkzeug Arbeit
Holz zu en , di e
zu vergeb
reiten, Aufträge ern lehre die Männer,
nd
zu verteilen – so Meer.“
ch dem endlosen
die Sehnsucht na
int-Exupéry
Antoine de Sa
Die Lebensgemeinschaft 1992/93
Familienarbeit im ganzen Land. In 13 „Siehe ich will ein Neues
Jahren (1988 bis 2000) kamen jeweils schaffen…“
Bürgermeister
über 300 Teilnehmer mit ihren Zelten Kochendörfer
und Wohnwägen in den Schmie-Park Als wir 1991 zum ersten Mal die ab-
und erlebten dort eine intensive und gebrannte Ruine des „Schlosses“ in gemeinsame Gebet immer wieder als
inspirierende Woche gemeinsamen Unteröwisheim besichtigt hatten, die Quelle erlebt, aus der wir unsere
Lebens unter Gottes Wort. Im Rück- konnten wir uns überhaupt nicht vor- Kraft schöpfen konnten für unseren
blick erkennen wir in diesem geistlichen stellen, dass wir hier einmal mit jungen Arbeits- und Dienstalltag. Viele Men-
Aufbruch unter den Familien viele Menschen leben und arbeiten sollten. schen signalisierten uns, dass die Ge-
mutmachende Impulse, die dann Die Lebenshausarbeit war inzwischen betsabende – auch wenn wir manch-
auch zum Aufbau des „Schlosses“ in allerdings so gewachsen, dass in uns mal nur ganz wenige Gäste dabeihat-
Unteröwisheim führten. die Sehnsucht nach eigenen Räumen ten – uns den Blick immer wieder auf
immer größer wurde. Leider hatte uns den Anfänger und Vollender unseres
Die Lebens-, Glaubens- das EJW die Übernahme vom „Haus Glaubens ausrichteten.
und Dienstgemeinschaft Schmie“ abgesagt, und wir mussten Im Rückblick können wir Gott nur
wächst unsere Fühler nach einem neuen An- dankbar sein für die Zeit, die wir am
wesen im Land ausstrecken. Als wir Lebenshaus des CVJM Baden mitbauen
Da wir uns in Schmie ja vorwiegend dann 1993 mit dem „Lebenshaus“ durften. Besonders danken wir im Blick
auf die inhaltlichen Programme kon- von Maulbronn nach Unteröwisheim auf die Aufbauphase stellvertretend
zentrieren konnten und selbst keine umzogen, konnte die „Jahresmann- für die viele anderen ehren- und haupt-
Tagungsstätte betreiben mussten – das schaft“ nur in einer provisorischen amtliche Mitarbeitenden: Edelgard
„Haus Schmie“ wurde vom EJW ver- Wohnung im Ort, dem Flendrichhaus, Schön, Ute Gatz, Ulrike Schumacher,
antwortet –, war es möglich, den Blick unterkommen. Von jetzt an war der Beate Rath, Christina Baumann, Marie-
verstärkt auf den Aufbau unserer Lebens- Tagesablauf von uns allen sehr stark luise Horsch und Klaus Pailer. Mitein-
gemeinschaft in Maulbronn zu rich- von den Aufbauarbeiten bestimmt. Mit ander durften wir mit jeder „Jahres-
ten. Angeregt durch die Mönchsregel dem Umzug ins „Schloss“ war dann mannschaft“ die Höhen und Tiefen
„Ora et labora – Beten und Arbeiten“ aber auch eine Vergrößerung des Jah- einer „Lebensgemeinschaft auf Zeit“
strukturierten wir unseren Alltag mit resteams möglich, denn es standen erleben. So manche Rückmeldungen
verschiedenen Gebetszeiten, Bibelrüst- nun mehr Räume zur Verfügung. von Ehemaligen aus dem Jahresteam
zeiten und Vorbereitungen für unsere erreichten und erreichen uns, die
Dienste. Bald fragten uns CVJM und Nichts geht ohne Gebet heute in ihren eigenen Familien, ihren
Kirchengemeinden im Maulbronner Berufen und christlichen Gemeinden
Umland an, ob wir nicht die Jugendar- Ein zentraler Abend in unserem Wo- das weiterleben, was sie als Schatz
beit durch unsere Mitarbeit unterstützen chenablauf in der Lebensgemeinschaft aus der Zeit in der Lebensgemeinschaft
könnten. Aber auch die Anleitung bei war immer mittwochs. Schon in Schmie des „Lebenshauses“ mitgenommen
der häuslichen Arbeit in der Küche, im hatte man vor uns mit dem ersten haben.
Garten und in der Holzwerkstatt kam Gebetsabend im März 1984 begon-
nicht zu kurz, und die Mitarbeit bei der nen – lange bevor überhaupt jemand Ruth und Hermann Kölbel
Weinlese im Stromberg oder das Brot- sich vorstellen konnte, was aus dem Leiterehepaar
backen im Backhäusle von Schmie waren „Lebenshaus“ einmal werden sollte. CVJM-Lebenshaus
wertvolle Erfahrungen für alle im Team. Als Lebenshausteam haben wir das von 1986 bis 2008
1 | 2021 Streiflichter CVJM Baden 09Welche Bedeutung
das „Schloss”
für mich hat.
Ein Mann, ein Plan! Was kommt mit?
So startete ich 2015 nach meinem Abitur in das Jahresteam Für mich steht demnächst ein Umzug an – Zeit für eine Be-
im „Schloss“. Vom Lernen hatte ich genug und freute mich standsaufnahme. Während ich Kisten packe und überlege,
über nichts mehr als auf ein Jahr Unterbrechung. Es war was mitkommt, entsteht vor mir eine Galerie voller Erinne-
aber nicht, wie bei Freiwilligen des Öfteren der Fall, die rungen aus vergangenen Jahren. Ein prägendes Jahr war
Folge der Unklarheit über die berufliche Zukunft; denn mein FSJ im Lebenshaus 2008/2009. Ich lernte vieles in
mein Plan stand fest: Ich werde noch diesem Jahr in Karls- dieser Zeit: ganz praktisch in den einzelnen Arbeitsbereichen,
ruhe mit dem Studium von Naturwissenschaft und Technik wie man Gott mitten im Alltag loben kann, was für ein
sowie Geographie auf Lehramt beginnen; gleich zu Beginn Geschenk Freundschaft ist und was am Ende wirklich zählt
des Freiwilligendienstes besuchte ich darum dazu einen in unserem Leben: Beziehungen – in erster Linie zu Gott,
Studieninformationstag. unserem Schöpfer, Herrn und Freund, dann aber auch zu
unseren Mitmenschen. Ich schloss Freundschaften und er-
Doch dieses Jahr wurde anders, als ich es mir vorgestellt lebte überraschend, dass es Menschen gibt, die mich nicht
hatte. Die täglichen Andachten, das intensive geistliche aufgrund meiner Herkunft oder Familie, sondern schlicht
Leben, die Veranstaltungen im Schloss (Summit, die Theo- wegen mir selbst wertschätzen. Ich stellte fest, dass man
logischen Abende, BISS, ...) sowie das aktive Gestalten von unterschiedlicher Meinung sein, aber trotzdem auf derselben
Andachten und Kinder- und Jugendprogramm förderten Seite stehen kann. Ich sammelte reiche Schätze an
mein Interesse an theologischen Fragen und geistlichem Begegnungen, ermutigenden Gesprächen und
Arbeiten. Ich stellte mir daher immer häufiger die Frage: inspirierenden Gedanken, die mir verschiedene
Möchte Gott mich vielleicht lieber im hauptamtlichen Verkün- Menschen während meines FSJ zusprachen.
digungsdienst als im Lehramt? Doch damit überrollten mich
meine eigenen Pläne, die ich mir so fein säuberlich gemacht Seither ist viel Wasser den Kraichbach hinuntergeflossen.
hatte; diese Gedanken und Eindrücke konnte ich aber nicht Ich baute neue Beziehungen auf, ging neue Schritte. Immer
einfach so hinter mir lassen und beiseiteschieben. Ich bin wieder führten sie mich aber zurück zum Lebenshaus, zum
deshalb noch heute dankbar für die intensive Begleitung Beispiel als meine Schwester 2016/2017 ein Jahr dort ver-
und die vielen Gespräche mit den Mitarbeitern im Schloss, brachte. Mein Herz hängt immer noch am „Schloss“ und
die mir halfen, meine Fragen zu ordnen und zu prüfen. So an den Menschen, denen ich dort begegne. Dieses Jahr war
wurde dieses Jahr zu einem Wendepunkt in meinem für mich ein Geschenk, von dem ich bis heute profitiere;
Leben: vom Lehrer zum Pfarrer. auch für die schwierigen Momente, die sich gelegentlich
ergeben, wenn Menschen auf engem Raum zusammenleben,
Ich freue mich sehr, mit dem „Lebenshaus“ weiterhin ver- bin ich dankbar. Und ich weiß, egal wie oft ich in meinem
bunden bleiben zu dürfen, sei es über die Lebenshauspost, Leben noch umziehe: Meine Erinnerungen ans „Schloss“
Mithilfe bei den Open-Air-Konzerten oder bei Seminaren nehme ich mit.
der aktuellen FSJler.
Judith Baumann
Raphael Schüttler FSJ im Lebenshaus 2008/2009
Jahresteam 2015/16, Buchhändlerin in der
Student ev. Theologie momentan in Greifswald ALPHA-Buchhandlung Lörrach
Welche Bedeutung das
10 1 | 2021 Streiflichter CVJM BadenDas Schloss ist für uns Heimat – Darum komme ich immer wieder!
ein Ort, an dem wir „SEIN“ dürfen.
Ostern 2009: Ich sitze im Auto, höre Hiphop und bin noch
Als wir im Februar vor neun Jahren unsere Hochzeit im nie in meinem Leben so schnell mit dem Auto gefahren.
„Schloss” feierten, war das nicht nur eine Entscheidung für Ich komme aus Schweden, da ist vieles ein bisschen
dieses wunderschöne Gebäude, sondern im Wesentlichen gemütlicher. Ich komme ins „Schloss“ in Unteröwisheim,
eine, die etwas mit unserem Herzen zu tun hatte. Es war wo ich meine gute Freundin Chris treffe. Wir kennen uns
die Entscheidung, das wichtigste Fest unseres Lebens an schon lange und waren zusammen auf der Bibelschule.
dem Ort zu feiern, an dem wir uns zu Hause fühlten, weil Sie hat mich zum BISS eingeladen, und das „Schloss“ gibt
wir hier Beziehungen erleben durften, in denen wir gesund uns nun den Rahmen, uns wiederzusehen.
geliebt wurden. Die Menschen, die wir hier kennenlernten, Ein Jahr später, gleicher Ort: Ich bin wieder beim BISS. Letztes
sind ein wichtiger Teil in unserem Leben geworden, ob bei Jahr lernte ich hier viele neue Menschen kennen – und die
BISS, Summit, Lebenshauswochenenden, Konzerten oder neu geknüpften Beziehungen sind der Grund, warum ich
einfach nur beim kurzen Vorbeischauen. jetzt erneut nach Deutschland komme. Und ich werde noch
mehrere Jahre wiederkommen! Das „Schloss“ ist einfach
Gesund geliebt, angenommen, herausgefordert und hin- der Ort, um die Beziehungen zu leben und neue zu knüpfen.
terfragt werden – das ist der besondere Rahmen, den die Irgendwann kommt dann noch eine Beziehung hinzu; sie
haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden im Schloss verändert mein Leben komplett. Es ist wieder BISS-Zeit –
schaffen. Hier kommen wir nach Hause und erleben immer und ich lerne dort meinen Mann kennen – im „Schloss“, in
offene Türen. Die Zeiten und Begegnungen prägten Unteröwisheim! Wer hätte das gedacht?!
uns und ebenso die Art, wie wir mit Menschen
auch außerhalb vom „Schloss“ unterwegs sind. Wenn ich Beziehungen lebe, hat das Auswirkungen. Darum
ziehe ich nach der Hochzeit nach Deutschland, und wir
Beim BISS im „Schloss“ lernten meine Frau und ich uns gründen eine Familie. Als solche kommen wir auch heute
kennen und lieben; hier trafen wir auf Menschen, denen immer wieder gerne ins „Schloss“; ich treffe dort Freunde
wir die Patenschaft unserer Kinder anvertrauten, und hier beim BISS oder spiele Klavier beim Frauenwochenende.
feierten wir die Segnungen von zweien unserer Kinder. Das Das „Schloss“ bietet für mich nämlich weiterhin den Rah-
„Schloss“ ist und bleibt immer ein Zuhause für uns, wo wir men, der Beziehungen ermöglicht.
Gott in besonderer Weise begegneten und weiter begeg- Geheiratet haben wir übrigens nicht im „Schloss“, sondern
nen dürfen und wo wir viele wertvolle Momente erlebten in Schweden. Dabei waren viele Gäste aus Deutschland,
und hoffentlich weiter erleben werden. die wir unter anderem im „Schloss“ kennenlernten. Und
noch was: Ein Ortswechsel tut vielen Beziehungen
Danke für diesen besonderen Ort, der uns zum Segen ge- gut; denn er hilft, nicht an einem Punkt stehen zu
worden ist – nicht zuletzt durch die Menschen, mit denen bleiben, sondern weiterzugehen, weiterzudenken
wir dort unterwegs sind. und neue Horizonte zu entdecken.
Alfrida Arnell
Andreas Engel kommt aus Schweden, spielt Klavier,
Vorsitzender CVJM Baden ist Lehrerin und Mutter
„Schloss” für mich hat. 1 | 2021 Streiflichter CVJM Baden 11Faszination „Schloss“ –
Ein Ort der Begegnung und der Inspiration
Treffen der Jahresteams
Gespannt stehen viele Menschen mit- als Schule erworben. 1908 entstand die von 1992 bis 1996 die denkmalgeschütz-
ten im „Schlosshof“ und warten, bis die neue Schule an der Ostseite des Schlos- ten Gebäude Remise, Haupt- und Schul-
„Schlossführung“ beginnt; sie sind inter- ses; viele Unteröwisheimer gingen bis gebäude erneuert werden; von 2000 -
essiert an der CVJM-Lebenshausarbeit 1965 dorthin. Danach wurde das Ge- 2004 entstand der Neubau zwischen
und möchten mehr über diesen Ort er- bäude für Wohnungen und von Vereinen Haupt- und ehemaligem Schulhaus und
fahren. Im nachfolgenden Artikel werden genutzt, bis dann am 5. März 1989 das von 2014 - 2015 wurde das Jahresteam-
auch wir nun einen kleinen Einblick in Hauptgebäude abbrannte. und Mitarbeiterhaus gebaut; danach
eine „Schlossführung“ bekommen. In dieser Zeit suchte der CVJM-Landes- wurden im „Schloss“ noch einige bauli-
verband Baden nach einem Gebäude für che Veränderungen vorgenommen und
1249 – erste urkundliche seine Lebenshausarbeit (damals in Maul- der Gästebereich von 80 auf 120 Gäste-
Erwähnung bronn) und für die Geschäftsstelle (damals betten erweitert. Ende 2020 konnten
1249 wird in den Urkunden die Jakobs- in Karlsruhe). Als die Verantwortlichen wir die Umbauarbeiten schließlich wei-
kapelle genannt. Sie stand mitten im dazu zum ersten Mal das abgebrannte testgehend zu Ende bringen. Für das
„Schlosshof“; der Besitz gehörte damals Hauptgebäude und die zum Teil sehr alles wurden bis heute weit mehr als
dem Grafen Eberstein. Durch ein Tausch- heruntergekommenen Nebengebäude 100.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden
geschäft ging das Anwesen über an die anschauten, fehlte ihnen jegliche Fanta- aufgebracht – eine unglaubliche Leistung
Markgrafen von Baden und bereits 1346 sie, wie diese Ruine mit dem „schmalen“ und ein Riesengeschenk!
an das Kloster Maulbronn. Als Pfleghof Budget des CVJM Baden jemals aufge-
(Wirtschaftshof) betrieben, war die Anlage baut werden könnte. Deshalb zog man Vom Schlosshof geht die Führung in der
nun Wirtschaftszentrum des wachsenden ohne Idee von dannen. Regel weiter zum Lärmloch; vielleicht
Ortes; sicherlich sind die großen Keller- Doch es wurde ein erneuter Anlauf wurde sollten wir hier kurz verweilen. Das Lärm-
anlagen unter dem „Schloss” dieser Zeit unternommen! Der Zustand der Gebäu- loch stammt aus dem 15. Jahrhundert
zuzuschreiben. Während der Reformation de war zwar bei der zweiten Besichtigung und wurde damals als Versteck für Saat-
wurde das Ganze umgebaut zu einem nicht besser als bei der ersten, aber ver- gut und Metallwerkzeuge genutzt; der
herzoglich-württembergischen Schloss. schiedene Faktoren – unter anderem wohl Kraichgauer Löss wurde dazu wie eine
1689 wurde die Anlage erheblich in Mit- auch die Steintafel am Durchgang mit Flasche ausgegraben. Das Loch misst im
leidenschaft gezogen, weshalb Friedrich der Überschrift „Soli deo gloria“ – führten Durchmesser zwei Meter und ist rund
August, Herzog zu Württemberg, sie ab dazu, Gespräche mit der Stadt Kraichtal sechs Meter tief. Verschlossen wurde der
1709 unter Mitverwendung der Keller aufzunehmen. 1991 ging dann das „Flaschenhals“ mit einer Steinplatte, über
und Außenmauern erneuern ließ; von Grundstück an den CVJM-Landesverband die wieder Löss gekippt wurde, damit
seinem Tun kündet die eindrucksvolle Baden e.V. über. Angreifer das Versteck nicht finden.
Bauinschrift in der Toreinfahrt. Nachdem Unser Weg führt nun zum Remisegarten,
die Gebäude durch kriegerische Ereig- Über 100.000 ehrenamt- in dem sich die Lagerfeuerstelle und der
nisse erneut beschädigt und dann als liche Arbeitsstunden Kinderspielplatz befinden; von dort aus
Domänenverwaltung betrieben worden Ohne Bankdarlehen, aber dank vieler gehen wir zurück über den Hof zum
waren, wurde 1847 der ganze Besitz von Spender und Darlehensgeber sowie zahl- Gewölbekeller. Im Hof bleiben wir noch
der Gemeinde für Lehrerwohnungen und reicher ehrenamtlicher Helfer konnten einmal stehen und blicken hoch zum
1346 – Die Anlage wird ein Pfleghof des Klosters Maulbronn; nach der Refor- 1908 – Das „Schulhaus“
„Schloss”-Geschichte mation wird die Anlage zum herzoglich-württembergischen Schloss umgebaut wird gebaut
12 1 1249
| 2021 Streiflichter CVJM Baden
– Erste urkundliche Erwähnung 1847 – Die Gemeinde Unteröwisheim 1966 – Nutzung
einer Kapelle auf dem Schlosshof erwirbt die Gebäude als Schule wohnungen undAndachtsraum Kreativteam
Storchennest. Auf Bitte und mit Beglei- dere Atmosphäre mit. Immer wieder be- ermöglicht vielen Vereinen, gleichzeitig
tung der Storchenfreunde e.V. wurde auf kommen wir von Gästen die Rückmel- gute und wertvolle Inhalte und Impulse
dem Schulhaus nämlich ein Storchennest dung: „Bei euch weht ein anderer oder zu bekommen. In Zeiten von Corona ist
errichtet, das seit 2008 wieder jährlich besonderer Geist.“ Ich glaube, der rührt dieses Angebot von ganz besonderer
belegt ist. Im Gewölbekeller angekom- her von den täglichen Andachtszeiten, Bedeutung!
men, sind viele fasziniert von dem großen den Gottesdiensten, den verschiedenen Neben den zahlreichen Veranstaltungen
Veranstaltungsraum und seiner techni- inhaltlichen Veranstaltungen – und vom möchte ich noch unser wöchentliches
schen Ausstattung. Von da aus gehen wir Wirken des Heiligen Geistes. Es ist für uns Event-Café in den Blick nehmen; fast jeden
durch den Kellerflur, in dem viele Bilder auch selbstverständlich, dass wir zu den Mittwochnachmittag gibt es dort neben
aus der Zeit von 1992 bis heute zu sehen Mahlzeiten beten und unsere Gäste bei köstlichen Torten und leckeren Kuchen
sind, zu der Stelle mit dem Blick auf die den morgendlichen Andachten herzlich ein ansprechendes Programm. Diese Ver-
ehemalige Jakobskapelle; hier kann man willkommen sind. anstaltung trägt auch stark dazu bei, dass
auch zwei sehr alte Funde, zwei Kerzen- Gastfreundschaft bedeutet uns ganz viel viele Menschen aus dem Ort und der
ständer aus dem 13. Jahrhundert, be- und deshalb wird darauf bei uns ein Umgebung regelmäßig zu uns kommen.
wundern. Weiter geht es dann über die ganz besonderes Augenmerk gelegt.
Seminarräume hinauf zum Andachts- Die Schale als Symbol der
raum, wo sich alle über die Sitzmöglich- Veranstaltungen und CVJM-Lebenshausarbeit
keit freuen und nun mehr über die CVJM- Angebote Im Andachtsraum beende ich gerne die
Lebenshausarbeit und über das Symbol Als CVJM-Lebenshaus gilt unsere beson- Führung mit dem Blick auf den Schalen-
im „Schloss“ erfahren. dere Aufmerksamkeit unseren CVJM-Orts- altar. Schalensymbole sind im Lebenshaus
vereinen. Daher ist es uns ganz wichtig, viele zu finden, sei es im Treppengelän-
Die „Seele“ des „Schlosses“: dass viele unserer Veranstaltungen wie der, in den Stühlen, auf den Türen, in
die Lebens- und Mitarbei- Summit, BISS, Jungschar-Grundkurse, vielen Beleuchtungskörpern, den Zim-
tergemeinschaft „Theologie im Schlosskeller“, Konfi-Castle, merschildern.
Das Herzstück der CVJM-Lebenshausar- Männervesper, Frauen-Wochenenden, Täglich stehen wir nach der Andacht zum
beit, des Gästebetriebs und der inhaltli- Schlosskonzerte, Café-Lebenshaus, Le- Segen auf; dann strecken wir die linke
chen Arbeit ist die Gemeinschaft der benshaus-Gottesdienste und Seminare Hand offen nach vorne und die rechte
haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden. ihnen dienen; diese Veranstaltungen legen wir auf die Schulter des rechten
Besonders hervorzuheben ist dabei das haben im Jahreskalender bei uns Vorrang. Nebenstehenden. Dabei vergleiche ich
jährlich wechselnde Jahresteam (aktuell Besonders möchte ich die CVJM-Lebens- uns mit Schalen: Gott füllt zuerst uns und
das 35.): Im Normalfall absolvieren 14 hauswochenenden mit den Ortsvereinen zwar so reichlich, dass es überläuft. Wir
junge Erwachsene bei uns einen Freiwil- oder die Klausurtage mit CVJM-Vor- sind so reich gesegnet, dass wir anderen
ligendienst vom 1. September bis 31. ständen nennen; seit Jahren prägen sie zum Segen werden dürfen – die vielen
August. Sie wohnen im Jahresteamhaus, die Lebenshausarbeit mit. Schalen im Haus sollen uns genau daran
arbeiten im Wechsel jeweils sechs Mo- Dass neue Medien in den alten Gemäu- immer wieder erinnern.
nate in unterschiedlichen Bereichen des ern auch ihren Platz haben, macht das Georg Rühle
„Schlosses“ und prägen dessen beson- 14tägliche Bibel-Lifestream deutlich. Es Leiter CVJM-Lebenshaus
1989 – Haupthaus 1996 – Einweihung des „Schlosses” 2016 – Schlosserweiterung durch
brennt nieder als geistliches Zentrum des CVJM Baden Jahresteam- und Mitarbeiterhaus
als Sozial- 1991 – Der CVJM Baden 2004 – Gebäude mit Speisesaal und
1 | 2021 Streiflichter CVJM Baden 13
2020 – Ende der
durch Vereine erwirbt das „Schloss“ Gästezimmern wird eingeweiht UmbaumaßnahmenDas CVJM-
Lebenshaus:
Ein Ort...
... der Gastfreundschaft ... der gemeinsamen Arbeit
„Hier weht ein anderer Geist, es ist wie nach Hause kommen. Der menschliche Körper besteht ja nicht aus einem einzigen Teil,
Ich fühle mich wohl hier!“ Wie gern hören wir solche und sondern aus vielen. Nun hat Gott aber jedem einzelnen Körperteil
ähnliche Worte von unseren Gästen. Denn genau das ist seinen Platz am Körper zugewiesen, so wie er es wollte. (BB 1.Kor.
uns wichtig im „Schloss“, wenn die Gäste durch das 12,14 und 18)
Tor kommen, sich umschauen und irgendwie sofort spüren:
Hier werde ich erwartet, hier darf ich ankommen. Das So wie Paulus im 1.Korintherbrief den Körper mit seinen ein-
„Schloss“ wurde extra schön gemacht, liebevoll dekoriert; zelnen Teilen als Bild für die Gemeinde benutzt, erlebe ich hier
ich werde mit einem Lächeln und einem freundlichen im „Lebenshaus“ das gemeinsame Arbeiten. Wir sind eine
„Herzlich willkommen“ begrüßt. Die Mitarbeitenden im Gemeinschaft und dürfen ganz praktisch erfahren, wie jeder
Lebenshaus wissen, dass ich mit meiner Gruppe komme, Einzelne gebraucht wird.
alles ist vorbereitet; Besonderheiten sind im Vorfeld be- Wenn wir in unserem normalen Gästebetrieb arbeiten, fallen
sprochen: der Seminarraum ist mit dem ausgestattet, was ganz verschiedene Aufgaben an: Essen kochen, Tisch decken,
ich brauche, die Sonderkost ist eingeplant; die Begrüßungs- Gäste begrüßen, predigen, reparieren, Toiletten reinigen, Holz-
karte und die Schokolade liegen auf dem Bett. deko herstellen und anderes mehr. Und oft ist es dabei so, dass
man den Vortrag im Programm sehr bewusst wahrnimmt, die
Die Gruppen werden persönlich im Speisesaal oder Seminar- tägliche Toilettenreinigung jedoch erst dann, wenn sie nicht
raum begrüßt und eingeführt in das Zusammenleben für gemacht ist. Ich erlebe immer wieder, dass man genau das den
die Zeit, in der sie da sind; man nimmt Rücksicht aufeinan- Jahresteamlern sagen muss, dass die kleinen, unscheinbaren
der, damit sich alle wohl fühlen. Jeder Gast weiß: Da und regelmäßigen Aufgaben im Alltag genauso wichtig sind
sind Menschen, die sich darum kümmern, wenn ich wie die gut sichtbaren; denn nur so können wir Gastfreund-
Fragen oder Probleme habe. schaft ganzheitlich leben.
Das Schöne am gemeinsamen Arbeiten ist, dass man vonein-
Die Gastfreundschaft ist eines der ersten Dinge, auf die wir ander lernen kann. Ich freue mich immer, wenn ich meinen
die Mitglieder des Jahresteams hinweisen. Sie tragen mit Jahresteamlern was Handwerkliches beibringen kann und an-
ihrem Lächeln und ihrer Offenheit ganz viel dazu bei, dass dererseits aber auch von ihnen in meinem Alltagstrott hinter-
sich unsere Gäste willkommen und wohlfühlen. fragt werde.
Was mich am gemeinsamen Arbeiten noch begeistert, ist, dass
Wir leben die Gastfreundschaft gerne und freuen uns auf man viel bewegen kann. Als wir z.B. vorletztes Jahr einen Billard-
und über unsere Gäste. Schon in der Morgenandacht tisch geschenkt bekommen hatten, konnten wir ihn mit sechs
beten wir für die Gäste, die kommen werden. In diesen Männern kaum in den Anhänger laden; als wir ihn dann mit
Wochen jetzt ist unser Gebet daher, bald wieder die gast- 20 Leuten – mehr Frauen als Männer – auf die Empore im Ge-
freundliche Tagungsstätte sein zu dürfen, die ihre Gäste wölbekeller zogen, dachte jeder, er hätte nicht viel gemacht.
mit einem herzlichen Lächeln begrüßt. Und mit diesem Gefühl, „nicht viel gemacht zu haben“, oder
mit der Ermutigung, dass auch die kleinen Tätigkeiten wert-
Claudia Rühle voll sind, lässt sich durch gemeinsames Tun selbst
Belegungsmanagement der anstrengendste (All-)Tag bewältigen.
CVJM-Lebenshaus
Markus Peto
Technischer Leiter im CVJM-Lebenshaus
14 1 | 2021 Streiflichter CVJM Baden
Das CVJM-Leben... des Gebets ... der Gemeinschaft
Ganz bewusst haben wir verschiedene Gebetszeiten in un- Das „Lebenshaus” bietet seinen Gästen die Möglichkeit,
seren Alltag eingebaut. Ob in der Andacht, beim Essen, in Gemeinschaft zu erleben. Es ist ein Ort, an dem Menschen
Gottesdiensten, bei Besprechungen oder bei gemeinsamen sich begegnen können, und auch ein Ort, an dem Menschen
Spaziergängen: Wir beten. Ob gemeinsam oder alleine: Gott begegnen können. Verschiedene Räumlichkeiten und
Wir beten. Plätze im Schloss bieten die Möglichkeit, gemeinsam Zeit
zu verbringen und miteinander ins Gespräch zu kommen:
Wir beten für uns das Bistro, in dem man bis in die späten Abendstunden
Im Gebet dürfen wir uns sammeln und in eigenen oder an- zusammensitzen kann, der Speisesaal für die gemeinsamen
geeigneten Worten vor Gott aussprechen, was uns zutiefst Mahlzeiten, der Tischtennisraum, die Grillstelle. Genauso
bewegt. In völliger Offenheit und Aufrichtigkeit dürfen wir gibt es Plätze im Schloss, die aufgesucht werden können,
uns Gott vorbehaltslos anvertrauen. Meine Erfahrungen, um still vor Gott zu sein: der Andachtsraum unter dem
Ängste, Sorgen, meine Freude – das alles hat Platz in der Dach, ein Sitzplatz auf einer Bank im Grünen, den man auf
Nähe und in der Gegenwart Gottes. Das ist gut zu wissen - den ersten Blick gar nicht sieht, oder der Rosengarten im
und deshalb beten wir im „Lebenshaus“. Sonnenschein.
Wir beten für andere Doch Gemeinschaft wird im Lebenshaus nicht nur
Genauso ist Gebet Bitte und Fürbitte. Wir rufen Gott an unter den Besuchern gelebt. Die vielen Mitarbeitenden,
und erbitten, die Not zu wenden und Hilfe zu schaffen. Wir die den Gästebetreib und den Leitgedanken des Schlosses
können ein Lied davon singen, denn beides begegnet uns gemeinsam am Leben halten, sind untereinander ebenfalls
hautnah: Mitarbeitende werden krank, Freunde leiden Not, sehr verbunden. Zum Mitarbeiterteam gehört auch das
Menschen brauchen dringend Hilfe… um nur ein paar Bei- Jahresteam, das durch gemeinsames Arbeiten und gemein-
spiele zu nennen. Wir beten im „Lebenshaus“, weil wir oft sames Leben in der WG viel Gemeinschaft hat.
nicht anders können, als auf die Knie zu gehen und zu
beten: Gott, wende die Not und schaffe Hilfe! Doch nicht nur meine WG-Mitglieder, sondern auch die
Mitarbeiter erlebe ich im Jahresteam vor allem als Personen,
Wir empfangen, was Gott gibt mit denen ich mein Leben teile, zum Beispiel bei einem
Luther schreibt in seinem Großen Katechismus: „Beten heißt, gemeinsamen Abend am Lagerfeuer oder bei der täglichen
den Mantel weit auszubreiten und aufzutun, um viel zu emp- Andacht. Mit der Andacht starten wir jeden Morgen ge-
fangen“. Ein schönes Bild! Im Gebet wollen wir uns Gottes meinsam in den Arbeitsalltag und werden daran erinnert,
Wirken öffnen und empfangen, was er schenkt: Mut, Glaube, dass wir als Mitarbeiter des „Lebenshauses” alle dadurch
Zuversicht und – als Inbegriff aller guten Gaben – den Hei- verbunden sind, dass wir demselben Herrn dienen:
ligen Geist (Lk 11,13). Und auch da, wo Gebete unerhört Jesus Christus.
bleiben und Gottes Handeln schwer zu erkennen ist, beten
wir getrost weiter unter dem Vorzeichen: „Nicht mein Wille, Franziska Lang
sondern dein Wille geschehe.“ macht aktuell ihr BFD im
CVJM-Lebenshaus
Simon Trzeciak
CVJM-Sekretär im CVJM-Lebenshaus
shaus: Ein Ort... 1 | 2021 Streiflichter CVJM Baden 15Sie können auch lesen