Streif-lichter - CVJM Baden

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Streif-lichter - CVJM Baden
Streif-
1 | 2021

                   lichter
Magazin des CVJM Baden

35 Jahre CVJM-Lebenshausarbeit | 30 Jahre „Schlosskauf”
25 Jahre „Schlosseinweihung” | 5 Jahre „Schlosserweiterung”

  „Nichts ist unmöglich“
Mutig die Zukunft gestalten – damals und heute | 04-07
Eine Lebensgemeinschaft aufbauen | 08-09
Faszination „Schloss“ – Ein Ort der Begegnung und der Inspiration | 12-13
Streif-lichter - CVJM Baden
Liebe CVJM-Familie, liebe Freunde,
    bis heute wird mir bei Begegnungen in Baden     mit jungen Erwachsenen. Um diese Men-           damit weitaus mehr als ein Tagungshaus,
    davon erzählt, wie es war, gemeinsam am         schen in ihrer Glaubens- und Persönlichkeits-   ein Zentrum für Kinder- und Jugendarbeit
    „CVJM-Lebenshaus Schloss Unteröwisheim“         entwicklung gezielt zu fördern, bündelten       oder der Sitz der Verbandszentrale.
    zu bauen. Ob aus Süden, der Mitte oder          sie die Kräfte und investierten. Was daraus     Unser „Lebenshaus“ ist der geistliche Kraft-
    dem Norden – alle packten mit an. Es war        entstanden ist, konnte am Anfang noch           ort des CVJM Baden und ist gleichzeitig die
    und ist der wohl größte und umfassendste        niemand absehen. Gott aber belohnte             stetige Erinnerung an den gemeinsamen,
    Aufbruch in der Geschichte des CVJM Baden,      diesen Mut, indem er eine regelrechte           satzungsgemäßen Auftrag, sich mit der
    der bis heute zur lebendigen Verkündigung       Bewegung schenkte, die bis heute unseren        „Guten Nachricht“ an die jungen Menschen
    geworden ist. Und spätestens seitdem ist        Verband prägt.                                  in ihrer jeweiligen Lebenswelt zu wenden.
    klar: „Mit Gottes Hilfe können wir gemein-                                                      Dafür wollen wir auch weiter mutig Schritte
    sam Großes bewegen.” Damit einher geht          Einer der ersten fertiggestellten Räume im      gehen.
    auch die Überzeugung, dass wir mutig vor-       „neuen“ Gebäude war der Andachtsraum.
    wärts gehen können, selbst wenn zu Beginn       In der Mitte des Schlosshofes fand man          In dieser Ausgabe der „Streiflichter“ findet
    noch nicht alles vollständig geklärt ist, zum   während der Bauzeit viele Hinweise auf die      sich viel davon, wie wir gemeinsam etwas
    Beispiel die finanzielle Seite. Welch ein Er-   Jakobskirche, und im Torbogen des Schlos-       bewegen können.
    fahrungsschatz, der uns gerade auch für         ses ging jeder an der Steintafel mit der In-    Anregende Gespräche darüber wün-
    die Zukunft wichtige Impulse geben kann!        schrift „Soli deo gloria“ vorbei. Gab und       schen euch das Redaktionsteam und
                                                    gibt es bessere Ausgangsvoraussetzungen
    Besonders schätze ich an den damals ver-        für ein geistliches Zentrum? Wohl kaum!
    antwortlichen Entscheidungsträgern ihren        Das „CVJM-Lebenshaus“ ist heute das
    Mut zur Schwerpunktsetzung auf die Arbeit       geistliche Zentrum des CVJM Baden und           Matthias Kerschbaum

    Inhalt                                          Für euch unterwegs
    Zum Thema                                        Damaris Dietelbach                              Hendrik Schneider
                                                    07251 / 98246-18                                07807 / 9596026
    03 | Gott schafft Neues
                                                    damaris.dietelbach@                             hendrik.schneider@
    04 | Mutig die Zukunft gestalten –
                                                    cvjmbaden.de                                    cvjmbaden.de
         damals
    06 | Mutig die Zukunft gestalten – heute         Jonathan Grimm                                  Jochen Stähle
    07 | 25 Jahre „CVJM-Zentrum Schloss             0157 / 77206274                                 0177 / 2395589
         Unteröwisheim“ in Baden                    jonathan.grimm@                                 jochen.staehle@
    08 | Eine Lebensgemeinschaft aufbauen           cvjmbaden.de                                    cvjmbaden.de
    10 | Welche Bedeutung das „Schloss”              Kathrin Husser                                  Simon Trzeciak
         für mich hat.
                                                    0152 / 53975572                                 07251 / 98246-39
    12 | Faszination „Schloss“ – Ein Ort der
                                                    kathrin.husser@                                 simon.trzeciak@
         Begegnung und der Inspiration
                                                    cvjmbaden.de                                    cvjmbaden.de
    14 | Das CVJM-Lebenshaus: Ein Ort...
    16 | Die Bedeutung eines CVJM-Zentrums           Matthias Kerschbaum                             Annika Völker
         für die CVJMer und Ortsvereine             07251 / 98246-15                                0175 31082059
    18 | Die „Schloss”-Galerie                      matthias.kerschbaum@                            annika.voelker@
                                                    cvjmbaden.de                                    cvjmbaden.de
    Aus dem Landesverband                            Damaris Märte                                   Robin Zapf
                                                    07251 / 98246-14                                07251 / 98246-11
    19   |   Neues aus dem CVJM Deutschland
                                                    damaris.maerte@                                 robin.zapf@
    20   |   Vereins- und Familiennachrichten
                                                    cvjmbaden.de                                    cvjmbaden.de
    21   |   CVJM-Sekretäre im Porträt
    21   |   Gebetsanliegen                          Christa Müller                                  Matthias Zeller
                                                    0151 / 15559053                                 07821 / 995216
    CVJM-Pinnwand                                   christa.mueller@                                matthias.zeller@
                                                    cvjmbaden.de                                    cvjmbaden.de
    22 | Wer, wo, was, wann, warum?                  Georg Rühle                                     Ralf Zimmermann
    23 | Spendenstand
                                                    07251 / 98246-21                                07247 / 947979
    24 | BISS 2021
                                                    georg.ruehle@                                   ralf.zimmermann@
                                                    cvjmbaden.de                                    cvjmbaden.de
                                                     Jan Schickle
                                                    0176 / 80055445
                                                    jan.schickle@
                                                    cvjmbaden.de

02 1 | 2021 Streiflichter CVJM Baden
Streif-lichter - CVJM Baden
Gott schafft Neues
                            schaffen,
            ill ein Neues
Siehe ich w            es auf;
                                            morgen anders
        jetzt wächst                        sein?! Weil Gott
                r es d en n nicht?
    erkennt ih           9
                                            verspricht: „Etwas
             Jesaja 43,1                    Neues kommt.“
                                            Dieses Versprechen
…so stand es 1986 auf der Einladung         galt nicht nur vor 2.500 Jahren und        ren: im Lebenshaus, in unseren CVJM,
zum ersten Treffen „Lebenshaus im           endete auch nicht 1986, es steht           in unseren Gemeinden, in unserem
CVJM Baden“. Was für ein verrückter         ebenso über dem schmerzhaften und          Leben. Und wir werden erleben, wie
Gedanke! CVJM ist Jungschar, Jungen-        anstrengenden Jahr 2021.                   Gott Neues wachsen lässt.
schaft und Jugendkreis, aber doch
keine Lebensgemeinschaft von jungen         Ja, Neuanfang ist schmerzhaft; fragen      Es hat schon begonnen
Erwachsenen! Auf das erste Treffen          Sie die Mütter nach der Geburt. Ja,
folgten ein zweites, ein drittes; die       Neuanfang ist anstrengend; fragen          Dieses Neue ist schon vorbereitet; es
Gedanken wurden konkreter – das             Sie die Väter nach den durchwachten        sprießt schon. Also, lasst es uns suchen!
„Lebenshaus Schmie“ war geboren.            Nächten. Aber ja: Neuanfang ist ein        Wo wirkt Gott? Was hat er vorbereitet?
                                            Geschenk; fragen Sie alle Eltern, die      Wo sind die Türen offen? Welche Chan-
Was ist seitdem durch die Lebens-           ihr schlafendes Kind bestaunen.            cen bieten sich? Welchen mutigen
hausarbeit alles Neues entstanden!                                                     Gedanken sollen wir weiterdenken
Ganz sichtbar: neue Steine, neue Ge-        In allem was, uns begegnet: Sein Ver-      und anpacken? Wenn es nicht Gottes
bäude, neue Projekte. Oft unsichtbar:       sprechen gilt. Er regiert. Er ist nicht    Sache ist, können wir es nicht voran-
neue Gedanken, neue Beziehungen,            überrascht und überfordert; er ist         bringen, jedoch wenn es seine Sache
neues Leben. Das Neue ist gewach-           immer noch Herr. Und er ist immer          ist, dann kann es auch niemand ver-
sen – der CVJM Baden hat etwas von          noch derjenige, der Neues schafft: im      hindern. Also, lasst uns suchen, wo
Jesaja 43,19 erlebt.                        Lebenshaus, in unseren CVJM, in un-        Gott schon längst dran ist: in unserer
                                            seren Gemeinden – in unserem Leben.        Gemeinde, in unserer Nachbarschaft,
Warum ist das Neue gut? Nicht, weil                                                    in unserer Welt. Wir werden staunen,
es neu ist, sondern weil Gott es schafft,   Es wächst auf                              wo Gott schon das Neue vorbereitet
weil Gott wirkt, weil er handelt. DAS                                                  hat!
ist die gute Nachricht. Das Volk Israel     Und dieses Neue ist nicht einfach so da.
ist frustriert, planlos, hoffnungslos.      Es WÄCHST! Wachstum ist ein Prinzip        Wir gehen mit dem Versprechen:
Und da mitten hinein kommen diese           Gottes; in jedem Samen ist es einge-       „Etwas Neues kommt.“, mit der Ver-
Ansagen Gottes – das Versprechen:           baut, in jedem fruchtbaren Boden           heißung: „Es wächst auf.“, mit der
„Etwas Neues kommt.“, die Verhei-           steckt es drin. Doch das Neue wächst       Zusage: „Es hat schon begonnen.“
ßung: „Es wächst auf.“, die Zusage:         nicht einfach mal so kurz; es braucht      Wer weiß, auf welchen Zettel Gott
„Es hat schon begonnen.“ Das ist es,        Geduld. Und Gott beteiligt uns in          uns im Jahr 2021 schreibt: „Siehe ich
was das Volk hört.                          dieser Zeit: Er lässt uns gießen und       will ein Neues schaffen, jetzt wächst es
                                            pflegen. Er aber tut das Große, das        auf; erkennt ihr es denn nicht?“
Etwas Neues kommt                           Eigentliche, das Wesentliche und
                                            Wundersame, zu dem wir niemals                                        Kai Günther
Vorgestern war Krise, gestern war           imstande wären. Also, lasst uns das                    Dozent für Praxisbegleitung
Krise, heute ist Krise. Warum sollte es     Kleine tun! Auch in den nächsten Jah-               Evangelistenschule Johanneum

                                                                                            1 | 2021 Streiflichter CVJM Baden 03
Streif-lichter - CVJM Baden
1989 Schlossbrand                                                                           Brandruine

         Mutig die Zukunft gestalten
                                 damals

                                                   Aufbauarbeiten
  1992 LDA-Besuch

         In den 80er-Jahren machte sich eine      und Weiterführung im Glauben rückten         „im Hinblick auf die bereits vorhandene
         besondere Überlegung im CVJM Baden       in den Mittelpunkt unserer CVJM-Arbeit.      finanzielle Decke“, die Berufung eines
         breit: vom Veranstaltungs-CVJM zum       Weitere Kontakte zu Fritz Schroth,           hauptamtlichen Mitarbeiters in die
         Lebens-CVJM. Damals war im kleinen       Leiter der CVJM-Gästehäuser in der           Wege zu leiten. Im Gebetsraum des
         CVJM-Landesverband Baden die Arbeit      Rhön, und später besonders auch zum          „Hauses Schmie“ hatten wir ab 1984
         durch zwei bis drei Reisesekretäre ge-   „Wörnersberger Anker“ bestärkten uns,        immer samstags einen Gebetskreis, der
         prägt. Diese hauptamtlichen Mitar-       diesen Weg zu gehen. Auf der Ebene           das Anliegen eines geistlichen Zentrums
         beiter kamen in der Regel auf Anforde-   des Landesverbandes wurde deutlich:          vor Gott ausbreitete. Mit dem dama-
         rung in die Ortsvereine, gaben dort      Wir brauchen eine geistliche Heimat,         ligen Generalsekretär Hermann Traub
         Impulse und führten in vielfältiger      einen Ort, an dem gemeinsames Leben          bekam dieser Prozess dann eine neue
         Weise Weiterbildung durch; es waren      eingeübt werden kann, der gleichzeitig       Dynamik. Direkt neben seinem Wohn-
         allerdings meist nur punktuelle Be-      aber auch ein Ort ist, an dem man            ort war in der Nachbargemeinde
         gegnungen von einigen Stunden. So        sich trifft, um unter Gottes Wort Ge-        Unteröwisheim das „Schloss“ abge-
         entstand der Wunsch, mehr mitein-        meinschaft zu erleben und im Glauben         brannt. Eigentlich war dieses Gebäude
         ander zu gestalten, mehr miteinander     an Jesus Christus zugerüstet zu werden.      aber gar kein Schloss, sondern eine
         zu leben. Der Gedanke des gemein-        „Wir brauchen Orte, wo Leben gelebt          Außenstelle des weltberühmten Klo-
         samen Lebens als Ausdruck unseres        und gelehrt wird.“ war die wichtige          sters Maulbronn, ein sogenannter
         Christseins wurde immer stärker. Durch   Wegweisung. Das Bedürfnis nach               Pfleghof, von dem aus die Mönche
         Begegnungen und Eindrücke im CVJM-       Seelsorge auch bei uns im CVJM, die          ihre Liegenschaften im Kraichgau ver-
         Jugendzentrum Hasliberg in der           Notwendigkeit geistlicher Vertiefung         walteten. Man nimmt an, dass wahr-
         Schweiz wurden diese Überlegungen        und Gemeindeaufbau übersetzt in              scheinlich immer zwei Mönche dauer-
         konkreter. Giovanni Hohl lebte dort      den CVJM waren angestrebte Ziele.            haft hier lebten. Doch bereits im 13.
         mit seinen Mitarbeitern genau das, was   Also machte man sich auf die Suche           Jahrhundert fand auch geistliches
         auch uns immer mehr beschäftigte:        nach einem geeigneten Gebäude in
         Leben teilen und nicht nur funktional    Baden, wo dieser Gedanke verwirklicht
         punktuell CVJM-Arbeit gestalten.         werden könnte. Verschiedene Mög-           1993, die jetzigen e
                                                                                             neuen Seminarräum
                                                  lichkeiten wurden geprüft und wieder
         Ganzheitliches Christsein war gefragt.   verworfen; auch das „Haus Schmie“
         Durch Begegnungen im CVJM Mün-           war eine Zeit lang in unserem Fokus.
         chen und bei der Jesusbruderschaft in
         Gnadenthal wurden diese Überlegun-       Inzwischen hatten wir einen Freun-
         gen verstärkt: Zurüstung, Seelsorge      deskreis gegründet. Dieser ermutigte

     04 1 | 2021 Streiflichter CVJM Baden
Streif-lichter - CVJM Baden
Schweißarbei
             ten im Keller
                                                 1992 Schlossaufbau
                                                                                          Dach-
                                                                                          decker

                                                                                                      Bau der Terasse

Bau
des
Aufzugs                                           Aufbau Remiseschuppen

    Leben an diesem Ort statt; ursprüng-        nur einem Zugang lädt irgendwie           Bei den Verhandlungen mit Bürger-
    lich stand eine Kirche in der Mitte des     dazu ein, hier etwas für gemeinsames      meister Kochendörfer und der Ge-
    Geländes, was Ausgrabungen in der           Leben zu schaffen.                        meinde Kraichtal fanden wir viele
    Aufbauphase des „Lebenshauses“ be-                                                    offene Türen, und Bürgermeister Ko-
    legen sollten.                              Langsam wuchs durch Gottes Wirken         chendörfer, der leider allzu früh ver-
                                                in uns die Vision für dieses Gelände.     starb, wurde später zu einem richtigen
    Als wir im Frühjahr 1990 mit dem da-        Natürlich gab es genügend Stimmen,        Freund der Lebenshausarbeit. Für den
    maligen Bürgermeister Kochendörfer          die uns fast für verrückt erklärten, so   Kaufpreis konnten wir eine Ratenzah-
    und unserem Vorstand das Gelände            eine Aufgabe anzugehen. Doch trotz        lung vereinbaren, wobei das erste
    mit dem abgebrannten Gebäude be-            allem: Die Grundsatzbeschlüsse in         Wunder Gottes war, dass wir immer
    sichtigten, war die Ernüchterung sehr       unserem Landesvorstand zu diesem          am Fälligkeitstermin die Raten bezahlen
    groß. Wie sollten wir es schaffen, diese    Projekt waren immer einstimmig, was       konnten.
    Ruine wieder aufzubauen? Nur das bis        sicher ebenfalls Gottes Wirken unter
    in die 60er-Jahre genutzte Schulhaus        uns war.                                  Tja, so begann also der Aufbau des
    befand sich noch in einer Art nutzba-                                                 Lebenshauses als „Geistliches Zentrum
    rem „Rohbauzustand“. Wir konnten            Die Berufung von Hermann Kölbel und       des CVJM Baden“. Im Fortgang des
    uns das Ganze zunächst wirklich nicht       seiner Frau Ruth sollte ein großer        jahrelangen Aufbaus kamen wir dann
    vorstellen – und finanzielle Mittel für     Segen für diese Arbeit werden; beide      immer wieder ins Staunen über Gottes
    einen etwaigen Kauf hatten wir auch         konnten wir am 8.Mai 1986 in ihren        Güte; denn viele Menschen brachten
    nicht. Ich erinnere mich da an ein Wort     Dienst einführen. Die Konzeption für      sich ein, ob finanziell oder durch tat-
    von Fritz Schroth: „Ein geistliches Zen-    ein „Lebenshaus“ war geboren!             kräftige Mithilfe. Es war für mich eine
    trum wird immer unter Schwierigkeiten                                                 faszinierende und wunder-schöne Zeit!
    geboren!“
                                                                                                                    Dieter Walch
    Ich fuhr nach dieser Besichtigung noch-                                                              Oberstudiendirektor a.D.
    mals alleine nach Unteröwisheim und                                                             Vorsitzender des CVJM Baden
    schaute mir das Gelände an. Dabei                                                                         von 1986 bis 2002
    wurde mir immer klarer: Diese ganze
    Anlage mit ihrer Ringbebauung und
                                               Herrmann Traub
                                               schnitzt Holznägel                             1 | 2021 Streiflichter CVJM Baden 05
                                               fürs Turmfachwerk
Streif-lichter - CVJM Baden
Mutig die Zukunft gestalten
                            heute
    Ich stehe im Schlosshof und ich sehe      stieren, was zu ihm passt und ihm zur     Wenn Gott uns mutig
    mich um. An die Brandruine von vor        Verfügung steht.                          werden lässt
    30 Jahren erinnert heute nur noch
    wenig; so viel ist entstanden und ge-     Die Kraft einer Vision                    Die noch kurze Geschichte des „Le-

Mutig die
    wachsen in den letzten Jahren. Immer                                                benshauses“ ist geprägt von mutigen
    wieder komme ich ins Staunen: Was         Die Vision von einem „CVJM-Lebens-        Entscheidungen im Vertrauen auf
    für eine Segensgeschichte! Und immer      haus“ hat in den letzten 30 Jahre etwas   Gott. Klar, der Schlosskauf stand da
    wieder ziehe ich den Hut vor den          bewegt in Baden. Nach allem anfäng-       am Anfang, aber genauso gehören für
    Entscheidungsträgern der Vergangen-       lichen Ringen sprang der Funke über;      mich Entscheidungen dazu wie z.B.
    heit. Ihre Entscheidung war mutig,        Energie wurde freigesetzt. Wie viele      die Haushaltsplanungen, die Haus-
    gewagt, umkämpft und bestimmt             Ortsvereine, Ehrenamtliche und Jahres-    und Bettenerweiterungen der letzten
    auch nicht leicht zu treffen. Aber ihre   teammannschaften wirkten bis heute        Jahre, Personalbesetzungen, die Ar-
    Entscheidung war Gold wert. Wie gut,      an diesem Projekt mit – unglaublich!      beit mit dem Jahresteam als Kernsäule

Zukunft
    dass Menschen damals so mutige            Visionen und Ideen für die Zukunft        und die Öffnung für den Firmenbe-
    Wege eingeschlagen haben!                 können uns Mut machen, können             trieb unter der Woche. Entscheidun-
                                              etwas bewirken; sie können Freude am      gen, die – wie damals – mutig,
    Die entscheidende                         gemeinsamen Arbeiten wecken. Sie          gewagt, umkämpft und bestimmt
    Grundsatzfrage                            können uns helfen, auch über schwie-      nicht immer leicht zu treffen waren.
                                              rige Zeiten hinwegzukommen und zu         Aber: Wenn Gott konkrete Vorstellun-
    Das „CVJM-Lebenshaus“ versteht sich       sortieren, was wichtig ist und was        gen in uns wach werden lässt, dann
    schon von Beginn an als Teil der Mis-     nicht. Sie können uns helfen, JA zu       dürfen wir mutig darauf losgehen.

gestalten
    sion Gottes. Damals wie heute sind        sagen und auch NEIN zu sagen.             Wenn Gott motivierende Vorstellun-
    wir geleitet von derselben entschei-      Deshalb steht für mich fest: Wer mutig    gen der Zukunft in uns anrührt, dann
    denden Frage: Was heißt es, Menschen      Zukunft gestalten möchte, braucht         dürfen wir aufbrechen. Natürlich
    Gelegenheit zum Glauben zu geben?         Ideen. Lebenshausarbeit braucht Ideen,    muss ein Abwägen stattfinden, ein
    Was bedeutet Jesu Lehre von der           Träume und Visionen, die gesponnen,       Prozess, der zwischen einer geistli-
    Liebe Gottes zu den Menschen für          entwickelt und umgesetzt werden.          chen Vision und dem eigenen
    unsere konkrete Lebenshausarbeit?         Solche Ideen können zu Motoren            Wunschtraum zu unterscheiden ver-
    Diese Grundausrichtung ist klar; sie      werden, die uns antreiben und uns         steht – so schwer und unklar das auch
    gibt uns Selbstverständnis und Leitbild   zum Handeln bringen.                      oft auch seien mag. Aber: Wenn Gott
    für die Zukunft vor. Und gleichzeitig                                               ruft, dürfen wir mutig sein!
    möchten wir uns die Freiheit erhal-        ▼ Was ist deine Idee für die
    ten, dass diese Frage unterschiedlich        Lebenshausarbeit?                      Als „CVJM-Lebenshaus“ möchten wir
    beantwortet werden darf; denn un-          ▼ Wovon träumst du, wenn du              weiter mutig Zukunft gestalten, denn
    terschiedliche Menschen, wechselnde          an das „Lebenshaus“ in fünf            es ist der lebendige Gott selbst, der
    Mitarbeitende und verschiedene Eh-           Jahren denkst?                         mit uns Zukunft gestalten möchte. Wir
    renamtliche antworten jeweils anders       ▼ Mit welchen Gaben könntest du          möchten offen sein für Gottes Zukunft.
    auf diese Frage. Zum Glück! So bleibt        die Lebenshausarbeit bereichern?
    Lebenshausarbeit am Puls der Zeit          ▼ Melde dich und teile es gerne
    und keiner muss sich verstellen, son-        mit uns; vielleicht können wir ja                             Simon Trzeciak
    dern jeder kann sich mit dem inve-           zusammen träumen!                         CVJM-Sekretär im CVJM-Lebenshaus.

06 1 | 2021 Streiflichter CVJM Baden
Streif-lichter - CVJM Baden
25 Jahre „CVJM-Zentrum
Schloss Unteröwisheim“ in Baden

Einige Skepsis herrschte, nachdem der       So entwickelte sich das CVJM-Zentrum     Arbeit einleitete, die sicherlich immer
CVJM vor 30 Jahre das sogenannte            zu einer Heimat für viele, die sich      wieder neue Formen der Angebote
„Schloss“, den alten Pfleghof, in Kraich-   dort ehrenamtlich einbrachten, aber      finden und diese ausweiten wird.
tal-Unteröwisheim gekauft hatte, um         auch zu einer Ideenschmiede, die der     Schon immer gab es in unserer Lan-
dort seine Zentrale einzurichten und        kirchlichen Arbeit nicht nur im Be-      deskirche sehr unterschiedliche For-
die fünf Jahre zuvor begonnene Lebens-      reich von Kindern und Jugendlichen       men gerade auch der Jugendarbeit
hausarbeit einzugliedern. Zweifel gab       sehr zugutekam und deren Impulse         wie die christliche Pfadfinderschaft,
es deshalb, weil man befürchtete,           dankbar aufgenommen wurden.              Gemeindejugend-Gruppen, den
nun könnten die eigene Arbeit mit Ju-       Verschiedene an unterschiedliche         CVJM, die Schüler/innenarbeit und
gendlichen in den Kirchengemeinden          Alters- und Interessensgruppen ge-       einige mehr.
beeinträchtigt oder gar die Teilneh-        richtete Events im Schlosskeller, der
menden der gemeindlichen Aktivitäten        auch für Feiern zur Verfügung steht,     In der Landesjugendkammer ist der
abgeworben werden.                          fanden und finden Beachtung im           Ort, in der sich die Vertreterinnen und
Sehr bald aber waren die Bedenken           weiten Umkreis; Gottesdienste, Kon-      Vertreter all dieser Gruppierungen
restlos ausgeräumt, denn die Arbeit         zerte, Expertengespräche und vieles      treffen und sich auf Landesebene mit
im „Schloss“ bereicherte all das, was       mehr werden hier angeboten.              den Gremien unserer Landeskirche
die Gemeinden selbst gestalteten. Das                                                austauschen, Ideen einbringen und
„Café Lebenshaus“ trug viel dazu bei,       Das Engagement des CVJM Baden in         die Arbeit mit Kinder, Jugendlichen
dass sich Menschen aus der Umgebung         vielen Regionen und Gemeinden un-        und jungen Erwachsenen koordinie-
vor Ort über die Arbeit informieren         serer Landeskirche brachte kirchliche    ren und gestalten.
und die unterschiedlichen Arbeitsbe-        Arbeit auch in Bereichen wie der
reiche kennenlernen konnten. Inzwi-         Flüchtlingshilfe und der Gottesdienst-   Mit dem Aufbau des Zentrums
schen genießt dieses CVJM-Zentrum           arbeit voran. Die Einrichtung des        in Unteröwisheim und den von
überall Anerkennung und erreicht            „Marienhofes“, unterstützt durch         dort ausgehenden Impulsen hat
mit seinen vielfältigen Angeboten           finanzielle Mittel der Landeskirche,     der CVJM in Baden für unsere
Menschen in ganz Baden und dar-             war ein weiterer Schritt, neue Wege      Landeskirche große Bedeutung
über hinaus, auch dadurch, dass gute        zu gehen, um den Auftrag des Herrn       gewonnen und die Entwicklung
Übernachtungsmöglichkeiten ge-              unserer Kirche zu erfüllen, das Wort     der Arbeit in manchen Bereichen
schaffen wurden.                            Gottes auszubreiten und zu leben         sehr positiv beeinflusst.
                                            und sich derer anzunehmen, die in        Dafür sind wir all den Aktiven des
War der CVJM schon zuvor mit seiner         besonderer Weise Zuwendung, Un-          CVJM sehr dankbar und freuen uns
Jugendarbeit in etlichen Regionen und       terstützung und Ansprache bedürfen.      auf ein weiteres, gutes Zusammen-
Gemeinden der Landeskirche sehr                                                      wirken.
aktiv und erfolgreich, so eröffnete die     Blickt nun der CVJM-Landesverband
Arbeit im „Schloss“ nun neue Perspek-       Baden mit einem gewissen Stolz auf                                 Axel Wermke
tiven und gewann viele neue Freunde         all das Erreichte zurück, so kann                   Präsident der Landessynode

                    25 Jahre
und Förderer, schuf neue Blickwinkel        unsre Landeskirche nur dazu gratulie-         der Evangelischen Kirche in Baden
und war stets bemüht, neue Wege zu          ren und sich freuen, dass vor 30 Jah-                           Ubstadt-Weiher
beschreiten, offene Angebote zu för-        ren mit dem Kauf des Geländes und
dern und dies auch entsprechend zu          der Gebäude ein Anfang gemacht
publizieren.                                wurde, der eine sehr segensreiche

                                                                                         1 | 2021 Streiflichter CVJM Baden 07
Streif-lichter - CVJM Baden
Eine Lebensgemeinschaft aufbauen
                                                                                                                 Die Lebensgemeinschaft
                                                                                                       feiert im Wohnzimmer bei Kölbels

       Als wir im März 1985 von Hermann          sich an sogenannten „Geistlichen          Haus, in dem diese Ziele umgesetzt
       Traub, dem damaligen Generalsekretär      Zentren“ wie z.B. der Christusbruder-     werden könnten. Nach mehrfach ver-
       des CVJM Baden, einen Anruf erhielten,    schaft Selbitz, der „Offensive junger     geblichen Suchaktionen in ehemaligen
       ahnten wir noch nicht, welche Konse-      Christen“, der Jesusbruderschaft Gna-     Schulzentren und Pfarrhäusern tat
       quenzen das für unser weiteres Leben      denthal oder dem CVJM München. In         sich überraschend eine Perspektive in
       haben sollte. Mit dem Hinweis „Kommt      Württemberg war gerade der „Wör-          Zusammenarbeit mit dem EJW im
       doch herüber nach Baden und helft uns!“   nersberger Anker“ entstanden, und         „Haus Schmie“ bei Maulbronn auf. In
       war die Anfrage verbunden, ob wir uns     so reifte im CVJM Baden immer mehr        einem Kooperationsvertrag wurde
       den Aufbau eines Geistlichen Zentrums     der Gedanke, auch für die CVJMer in       daher die Nutzung der Tagungsstätte
       im CVJM Baden vorstellen könnten.         Baden solch ein Zentrum aufzubauen,       „Haus Schmie“ für Freizeiten, Tagun-
       Eigentlich wollten wir ja in Bayern so    in dem Menschen ihre „geistliche          gen und Sonderveranstaltungen ver-
       etwas aufbauen, zumal wir von der         Heimat“ finden und in ihrem Glauben       einbart. Wir zogen nun mit unserer
       dortigen Landeskirche schon ein Haus      gestärkt werden können.                   Familie in ein angemietetes Haus in
       zur Verfügung gestellt bekommen                                                     Maulbronn ein, wo wir noch genügend
       hatten, in dem wir so etwas beginnen      Gepackt von der Idee                      freie Wohnfläche im Keller und Dach-
       sollten. Jetzt aber wurde alles noch      „Gemeinsames Leben“                       geschoss für vier junge Menschen
       einmal auf den Kopf gestellt. Der CVJM                                              hatten. Im September 1986 starteten
       Baden setzte mit unserer Berufung         Auch wir wurden während unserer           wir dann mit der ersten „Jahresmann-
       und dem Dienstbeginn im Mai 1986          hauptamtlichen Dienstzeit im CVJM         schaft“ unser Abenteuer LEBENSHAUS
       die entscheidenden Vorzeichen für         Erlangen und in den Kirchenbezirken       im CVJM Baden.
       unseren Umzug von Bayern nach             Bamberg und Forchheim immer mehr
       Baden-Württemberg.                        mit der Frage von jungen Menschen         Die Größe des kleinen
                                                 konfrontiert: „Wie kann ich meinen        Anfangs
                                                 Glauben besser im Alltag leben?“ Als
                                                 wir dann mehrfach unseren Familien-       In den ersten zwei Jahren lag der Fokus
                                                 urlaub im „Wörnersberger Anker“           unserer Arbeit sehr stark auf der Ge-
                                                 verbracht hatten, wurde uns bald klar,    winnung von Spendern und dem
                                                 dass wir selbst zu so einer Lebensweise   Aufbau eines Freundeskreises für die
                                                 berufen sind. Überzeugt waren wir         Lebenshausarbeit. Wir boten im „Haus
                                 aft             auch davon, dass wir „Geistliches         Schmie“ Lebenshaus-Wochenenden
Der Beginn der Lebensgemeinsch                   Leben“ nicht nur durch Verkündigung       für CVJM und Kirchengemeindegrup-
in der Buchenstr. 2 in Maulbronn
                                                 anregen, sondern selbst in einer          pen, Mitarbeiterschulungen und
       Sehnsucht nach                            „Lebens-, Glaubens- und Dienstgemein-     Familienfreizeiten
       geistlichem Wachstum                      schaft“ mit jungen Menschen dieses        an. Die
                                                 einüben und praktizieren sollten.         Idee eines
       Die verantwortlichen Mitarbeiter und                                                „Familien-
       Mitarbeiterinnen im Landesverband         Gemeinsame Ziele for-                     Camps“
       und in den Ortsvereinen beobachte-        mulieren und umsetzen                     zeigte sich
       ten eine große „Sehnsucht nach geist-                                               dabei als
       lichem Wachstum“ unter jungen Men-        Im CVJM Baden begann man sehr früh        Initialzün-
       schen. Immer wieder orientierte man       mit der Suche nach einem geeigneten       dung für die

   08 1 | 2021 Streiflichter CVJM Baden
                                                                                           Die ersten Flyer
Streif-lichter - CVJM Baden
Beratung am
                                                                                                      Schloss-Modell

                                                                                                                                      , so
                                                                                                                   hiff bauen willst
                                                                                               „Wenn du ein Sc ner zusammen, um
                                                                                                                Män
                                                                                               trommle nicht                        vorzube-
                                                                                                         be sc ha ffen, Werkzeug Arbeit
                                                                                               Holz zu                        en , di e
                                                                                                                    zu vergeb
                                                                                                reiten, Aufträge ern lehre die Männer,
                                                                                                                    nd
                                                                                                zu verteilen – so                         Meer.“
                                                                                                                     ch dem endlosen
                                                                                                die Sehnsucht na
                                                                                                                   int-Exupéry
                                                                                                 Antoine de Sa

Die Lebensgemeinschaft 1992/93

       Familienarbeit im ganzen Land. In 13       „Siehe ich will ein Neues
       Jahren (1988 bis 2000) kamen jeweils       schaffen…“
                                                                                                                                   Bürgermeister
       über 300 Teilnehmer mit ihren Zelten                                                                                        Kochendörfer
       und Wohnwägen in den Schmie-Park           Als wir 1991 zum ersten Mal die ab-
       und erlebten dort eine intensive und       gebrannte Ruine des „Schlosses“ in         gemeinsame Gebet immer wieder als
       inspirierende Woche gemeinsamen            Unteröwisheim besichtigt hatten,           die Quelle erlebt, aus der wir unsere
       Lebens unter Gottes Wort. Im Rück-         konnten wir uns überhaupt nicht vor-       Kraft schöpfen konnten für unseren
       blick erkennen wir in diesem geistlichen   stellen, dass wir hier einmal mit jungen   Arbeits- und Dienstalltag. Viele Men-
       Aufbruch unter den Familien viele          Menschen leben und arbeiten sollten.       schen signalisierten uns, dass die Ge-
       mutmachende Impulse, die dann              Die Lebenshausarbeit war inzwischen        betsabende – auch wenn wir manch-
       auch zum Aufbau des „Schlosses“ in         allerdings so gewachsen, dass in uns       mal nur ganz wenige Gäste dabeihat-
       Unteröwisheim führten.                     die Sehnsucht nach eigenen Räumen          ten – uns den Blick immer wieder auf
                                                  immer größer wurde. Leider hatte uns       den Anfänger und Vollender unseres
       Die Lebens-, Glaubens-                     das EJW die Übernahme vom „Haus            Glaubens ausrichteten.
       und Dienstgemeinschaft                     Schmie“ abgesagt, und wir mussten          Im Rückblick können wir Gott nur
       wächst                                     unsere Fühler nach einem neuen An-         dankbar sein für die Zeit, die wir am
                                                  wesen im Land ausstrecken. Als wir         Lebenshaus des CVJM Baden mitbauen
       Da wir uns in Schmie ja vorwiegend         dann 1993 mit dem „Lebenshaus“             durften. Besonders danken wir im Blick
       auf die inhaltlichen Programme kon-        von Maulbronn nach Unteröwisheim           auf die Aufbauphase stellvertretend
       zentrieren konnten und selbst keine        umzogen, konnte die „Jahresmann-           für die viele anderen ehren- und haupt-
       Tagungsstätte betreiben mussten – das      schaft“ nur in einer provisorischen        amtliche Mitarbeitenden: Edelgard
       „Haus Schmie“ wurde vom EJW ver-           Wohnung im Ort, dem Flendrichhaus,         Schön, Ute Gatz, Ulrike Schumacher,
       antwortet –, war es möglich, den Blick     unterkommen. Von jetzt an war der          Beate Rath, Christina Baumann, Marie-
       verstärkt auf den Aufbau unserer Lebens-   Tagesablauf von uns allen sehr stark       luise Horsch und Klaus Pailer. Mitein-
       gemeinschaft in Maulbronn zu rich-         von den Aufbauarbeiten bestimmt. Mit       ander durften wir mit jeder „Jahres-
       ten. Angeregt durch die Mönchsregel        dem Umzug ins „Schloss“ war dann           mannschaft“ die Höhen und Tiefen
       „Ora et labora – Beten und Arbeiten“       aber auch eine Vergrößerung des Jah-       einer „Lebensgemeinschaft auf Zeit“
       strukturierten wir unseren Alltag mit      resteams möglich, denn es standen          erleben. So manche Rückmeldungen
       verschiedenen Gebetszeiten, Bibelrüst-     nun mehr Räume zur Verfügung.              von Ehemaligen aus dem Jahresteam
       zeiten und Vorbereitungen für unsere                                                  erreichten und erreichen uns, die
       Dienste. Bald fragten uns CVJM und         Nichts geht ohne Gebet                     heute in ihren eigenen Familien, ihren
       Kirchengemeinden im Maulbronner                                                       Berufen und christlichen Gemeinden
       Umland an, ob wir nicht die Jugendar-      Ein zentraler Abend in unserem Wo-         das weiterleben, was sie als Schatz
       beit durch unsere Mitarbeit unterstützen   chenablauf in der Lebensgemeinschaft       aus der Zeit in der Lebensgemeinschaft
       könnten. Aber auch die Anleitung bei       war immer mittwochs. Schon in Schmie       des „Lebenshauses“ mitgenommen
       der häuslichen Arbeit in der Küche, im     hatte man vor uns mit dem ersten           haben.
       Garten und in der Holzwerkstatt kam        Gebetsabend im März 1984 begon-
       nicht zu kurz, und die Mitarbeit bei der   nen – lange bevor überhaupt jemand           Ruth und Hermann Kölbel
       Weinlese im Stromberg oder das Brot-       sich vorstellen konnte, was aus dem                     Leiterehepaar
       backen im Backhäusle von Schmie waren      „Lebenshaus“ einmal werden sollte.                  CVJM-Lebenshaus
       wertvolle Erfahrungen für alle im Team.    Als Lebenshausteam haben wir das                   von 1986 bis 2008

                                                                                                 1 | 2021 Streiflichter CVJM Baden 09
Streif-lichter - CVJM Baden
Welche Bedeutung
    das „Schloss”
    für mich hat.

    Ein Mann, ein Plan!                                            Was kommt mit?
    So startete ich 2015 nach meinem Abitur in das Jahresteam      Für mich steht demnächst ein Umzug an – Zeit für eine Be-
    im „Schloss“. Vom Lernen hatte ich genug und freute mich       standsaufnahme. Während ich Kisten packe und überlege,
    über nichts mehr als auf ein Jahr Unterbrechung. Es war        was mitkommt, entsteht vor mir eine Galerie voller Erinne-
    aber nicht, wie bei Freiwilligen des Öfteren der Fall, die     rungen aus vergangenen Jahren. Ein prägendes Jahr war
    Folge der Unklarheit über die berufliche Zukunft; denn         mein FSJ im Lebenshaus 2008/2009. Ich lernte vieles in
    mein Plan stand fest: Ich werde noch diesem Jahr in Karls-     dieser Zeit: ganz praktisch in den einzelnen Arbeitsbereichen,
    ruhe mit dem Studium von Naturwissenschaft und Technik         wie man Gott mitten im Alltag loben kann, was für ein
    sowie Geographie auf Lehramt beginnen; gleich zu Beginn        Geschenk Freundschaft ist und was am Ende wirklich zählt
    des Freiwilligendienstes besuchte ich darum dazu einen         in unserem Leben: Beziehungen – in erster Linie zu Gott,
    Studieninformationstag.                                        unserem Schöpfer, Herrn und Freund, dann aber auch zu
                                                                   unseren Mitmenschen. Ich schloss Freundschaften und er-
    Doch dieses Jahr wurde anders, als ich es mir vorgestellt      lebte überraschend, dass es Menschen gibt, die mich nicht
    hatte. Die täglichen Andachten, das intensive geistliche       aufgrund meiner Herkunft oder Familie, sondern schlicht
    Leben, die Veranstaltungen im Schloss (Summit, die Theo-       wegen mir selbst wertschätzen. Ich stellte fest, dass man
    logischen Abende, BISS, ...) sowie das aktive Gestalten von    unterschiedlicher Meinung sein, aber trotzdem auf derselben
    Andachten und Kinder- und Jugendprogramm förderten             Seite stehen kann. Ich sammelte reiche Schätze an
    mein Interesse an theologischen Fragen und geistlichem         Begegnungen, ermutigenden Gesprächen und
    Arbeiten. Ich stellte mir daher immer häufiger die Frage:      inspirierenden Gedanken, die mir verschiedene
    Möchte Gott mich vielleicht lieber im hauptamtlichen Verkün-   Menschen während meines FSJ zusprachen.
    digungsdienst als im Lehramt? Doch damit überrollten mich
    meine eigenen Pläne, die ich mir so fein säuberlich gemacht    Seither ist viel Wasser den Kraichbach hinuntergeflossen.
    hatte; diese Gedanken und Eindrücke konnte ich aber nicht      Ich baute neue Beziehungen auf, ging neue Schritte. Immer
    einfach so hinter mir lassen und beiseiteschieben. Ich bin     wieder führten sie mich aber zurück zum Lebenshaus, zum
    deshalb noch heute dankbar für die intensive Begleitung        Beispiel als meine Schwester 2016/2017 ein Jahr dort ver-
    und die vielen Gespräche mit den Mitarbeitern im Schloss,      brachte. Mein Herz hängt immer noch am „Schloss“ und
    die mir halfen, meine Fragen zu ordnen und zu prüfen. So       an den Menschen, denen ich dort begegne. Dieses Jahr war
    wurde dieses Jahr zu einem Wendepunkt in meinem                für mich ein Geschenk, von dem ich bis heute profitiere;
    Leben: vom Lehrer zum Pfarrer.                                 auch für die schwierigen Momente, die sich gelegentlich
                                                                   ergeben, wenn Menschen auf engem Raum zusammenleben,
    Ich freue mich sehr, mit dem „Lebenshaus“ weiterhin ver-       bin ich dankbar. Und ich weiß, egal wie oft ich in meinem
    bunden bleiben zu dürfen, sei es über die Lebenshauspost,      Leben noch umziehe: Meine Erinnerungen ans „Schloss“
    Mithilfe bei den Open-Air-Konzerten oder bei Seminaren         nehme ich mit.
    der aktuellen FSJler.
                                                                                                    Judith Baumann
                                   Raphael Schüttler                                  FSJ im Lebenshaus 2008/2009
                               Jahresteam 2015/16,                                              Buchhändlerin in der
       Student ev. Theologie momentan in Greifswald                                    ALPHA-Buchhandlung Lörrach

          Welche Bedeutung das
10 1 | 2021 Streiflichter CVJM Baden
Das Schloss ist für uns Heimat –                              Darum komme ich immer wieder!
  ein Ort, an dem wir „SEIN“ dürfen.
                                                                Ostern 2009: Ich sitze im Auto, höre Hiphop und bin noch
  Als wir im Februar vor neun Jahren unsere Hochzeit im         nie in meinem Leben so schnell mit dem Auto gefahren.
  „Schloss” feierten, war das nicht nur eine Entscheidung für   Ich komme aus Schweden, da ist vieles ein bisschen
  dieses wunderschöne Gebäude, sondern im Wesentlichen          gemütlicher. Ich komme ins „Schloss“ in Unteröwisheim,
  eine, die etwas mit unserem Herzen zu tun hatte. Es war       wo ich meine gute Freundin Chris treffe. Wir kennen uns
  die Entscheidung, das wichtigste Fest unseres Lebens an       schon lange und waren zusammen auf der Bibelschule.
  dem Ort zu feiern, an dem wir uns zu Hause fühlten, weil      Sie hat mich zum BISS eingeladen, und das „Schloss“ gibt
  wir hier Beziehungen erleben durften, in denen wir gesund     uns nun den Rahmen, uns wiederzusehen.
  geliebt wurden. Die Menschen, die wir hier kennenlernten,     Ein Jahr später, gleicher Ort: Ich bin wieder beim BISS. Letztes
  sind ein wichtiger Teil in unserem Leben geworden, ob bei     Jahr lernte ich hier viele neue Menschen kennen – und die
  BISS, Summit, Lebenshauswochenenden, Konzerten oder           neu geknüpften Beziehungen sind der Grund, warum ich
  einfach nur beim kurzen Vorbeischauen.                        jetzt erneut nach Deutschland komme. Und ich werde noch
                                                                mehrere Jahre wiederkommen! Das „Schloss“ ist einfach
  Gesund geliebt, angenommen, herausgefordert und hin-          der Ort, um die Beziehungen zu leben und neue zu knüpfen.
  terfragt werden – das ist der besondere Rahmen, den die       Irgendwann kommt dann noch eine Beziehung hinzu; sie
  haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden im Schloss           verändert mein Leben komplett. Es ist wieder BISS-Zeit –
  schaffen. Hier kommen wir nach Hause und erleben immer        und ich lerne dort meinen Mann kennen – im „Schloss“, in
  offene Türen. Die Zeiten und Begegnungen prägten              Unteröwisheim! Wer hätte das gedacht?!
  uns und ebenso die Art, wie wir mit Menschen
  auch außerhalb vom „Schloss“ unterwegs sind.                  Wenn ich Beziehungen lebe, hat das Auswirkungen. Darum
                                                                ziehe ich nach der Hochzeit nach Deutschland, und wir
  Beim BISS im „Schloss“ lernten meine Frau und ich uns         gründen eine Familie. Als solche kommen wir auch heute
  kennen und lieben; hier trafen wir auf Menschen, denen        immer wieder gerne ins „Schloss“; ich treffe dort Freunde
  wir die Patenschaft unserer Kinder anvertrauten, und hier     beim BISS oder spiele Klavier beim Frauenwochenende.
  feierten wir die Segnungen von zweien unserer Kinder. Das     Das „Schloss“ bietet für mich nämlich weiterhin den Rah-
  „Schloss“ ist und bleibt immer ein Zuhause für uns, wo wir    men, der Beziehungen ermöglicht.
  Gott in besonderer Weise begegneten und weiter begeg-         Geheiratet haben wir übrigens nicht im „Schloss“, sondern
  nen dürfen und wo wir viele wertvolle Momente erlebten        in Schweden. Dabei waren viele Gäste aus Deutschland,
  und hoffentlich weiter erleben werden.                        die wir unter anderem im „Schloss“ kennenlernten. Und
                                                                noch was: Ein Ortswechsel tut vielen Beziehungen
  Danke für diesen besonderen Ort, der uns zum Segen ge-        gut; denn er hilft, nicht an einem Punkt stehen zu
  worden ist – nicht zuletzt durch die Menschen, mit denen      bleiben, sondern weiterzugehen, weiterzudenken
  wir dort unterwegs sind.                                      und neue Horizonte zu entdecken.

                                                                                                    Alfrida Arnell
                                    Andreas Engel                             kommt aus Schweden, spielt Klavier,
                         Vorsitzender CVJM Baden                                         ist Lehrerin und Mutter

„Schloss” für mich hat.                                                                     1 | 2021 Streiflichter CVJM Baden 11
Faszination „Schloss“ –
    Ein Ort der Begegnung und der Inspiration
                                                                                                                             Treffen der Jahresteams

    Gespannt stehen viele Menschen mit-            als Schule erworben. 1908 entstand die           von 1992 bis 1996 die denkmalgeschütz-
    ten im „Schlosshof“ und warten, bis die        neue Schule an der Ostseite des Schlos-          ten Gebäude Remise, Haupt- und Schul-
    „Schlossführung“ beginnt; sie sind inter-      ses; viele Unteröwisheimer gingen bis            gebäude erneuert werden; von 2000 -
    essiert an der CVJM-Lebenshausarbeit           1965 dorthin. Danach wurde das Ge-               2004 entstand der Neubau zwischen
    und möchten mehr über diesen Ort er-           bäude für Wohnungen und von Vereinen             Haupt- und ehemaligem Schulhaus und
    fahren. Im nachfolgenden Artikel werden        genutzt, bis dann am 5. März 1989 das            von 2014 - 2015 wurde das Jahresteam-
    auch wir nun einen kleinen Einblick in         Hauptgebäude abbrannte.                          und Mitarbeiterhaus gebaut; danach
    eine „Schlossführung“ bekommen.                In dieser Zeit suchte der CVJM-Landes-           wurden im „Schloss“ noch einige bauli-
                                                   verband Baden nach einem Gebäude für             che Veränderungen vorgenommen und
    1249 – erste urkundliche                       seine Lebenshausarbeit (damals in Maul-          der Gästebereich von 80 auf 120 Gäste-
    Erwähnung                                      bronn) und für die Geschäftsstelle (damals       betten erweitert. Ende 2020 konnten
    1249 wird in den Urkunden die Jakobs-          in Karlsruhe). Als die Verantwortlichen          wir die Umbauarbeiten schließlich wei-
    kapelle genannt. Sie stand mitten im           dazu zum ersten Mal das abgebrannte              testgehend zu Ende bringen. Für das
    „Schlosshof“; der Besitz gehörte damals        Hauptgebäude und die zum Teil sehr               alles wurden bis heute weit mehr als
    dem Grafen Eberstein. Durch ein Tausch-        heruntergekommenen Nebengebäude                  100.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden
    geschäft ging das Anwesen über an die          anschauten, fehlte ihnen jegliche Fanta-         aufgebracht – eine unglaubliche Leistung
    Markgrafen von Baden und bereits 1346          sie, wie diese Ruine mit dem „schmalen“          und ein Riesengeschenk!
    an das Kloster Maulbronn. Als Pfleghof         Budget des CVJM Baden jemals aufge-
    (Wirtschaftshof) betrieben, war die Anlage     baut werden könnte. Deshalb zog man              Vom Schlosshof geht die Führung in der
    nun Wirtschaftszentrum des wachsenden          ohne Idee von dannen.                            Regel weiter zum Lärmloch; vielleicht
    Ortes; sicherlich sind die großen Keller-      Doch es wurde ein erneuter Anlauf wurde          sollten wir hier kurz verweilen. Das Lärm-
    anlagen unter dem „Schloss” dieser Zeit        unternommen! Der Zustand der Gebäu-              loch stammt aus dem 15. Jahrhundert
    zuzuschreiben. Während der Reformation         de war zwar bei der zweiten Besichtigung         und wurde damals als Versteck für Saat-
    wurde das Ganze umgebaut zu einem              nicht besser als bei der ersten, aber ver-       gut und Metallwerkzeuge genutzt; der
    herzoglich-württembergischen Schloss.          schiedene Faktoren – unter anderem wohl          Kraichgauer Löss wurde dazu wie eine
    1689 wurde die Anlage erheblich in Mit-        auch die Steintafel am Durchgang mit             Flasche ausgegraben. Das Loch misst im
    leidenschaft gezogen, weshalb Friedrich        der Überschrift „Soli deo gloria“ – führten      Durchmesser zwei Meter und ist rund
    August, Herzog zu Württemberg, sie ab          dazu, Gespräche mit der Stadt Kraichtal          sechs Meter tief. Verschlossen wurde der
    1709 unter Mitverwendung der Keller            aufzunehmen. 1991 ging dann das                  „Flaschenhals“ mit einer Steinplatte, über
    und Außenmauern erneuern ließ; von             Grundstück an den CVJM-Landesverband             die wieder Löss gekippt wurde, damit
    seinem Tun kündet die eindrucksvolle           Baden e.V. über.                                 Angreifer das Versteck nicht finden.
    Bauinschrift in der Toreinfahrt. Nachdem                                                        Unser Weg führt nun zum Remisegarten,
    die Gebäude durch kriegerische Ereig-          Über 100.000 ehrenamt-                           in dem sich die Lagerfeuerstelle und der
    nisse erneut beschädigt und dann als           liche Arbeitsstunden                             Kinderspielplatz befinden; von dort aus
    Domänenverwaltung betrieben worden             Ohne Bankdarlehen, aber dank vieler              gehen wir zurück über den Hof zum
    waren, wurde 1847 der ganze Besitz von         Spender und Darlehensgeber sowie zahl-           Gewölbekeller. Im Hof bleiben wir noch
    der Gemeinde für Lehrerwohnungen und           reicher ehrenamtlicher Helfer konnten            einmal stehen und blicken hoch zum

                                           1346 – Die Anlage wird ein Pfleghof des Klosters Maulbronn; nach der Refor-        1908 – Das „Schulhaus“
    „Schloss”-Geschichte                   mation wird die Anlage zum herzoglich-württembergischen Schloss umgebaut           wird gebaut

12 1 1249
     | 2021   Streiflichter CVJM Baden
          – Erste urkundliche Erwähnung                                          1847 – Die Gemeinde Unteröwisheim                        1966 – Nutzung
      einer Kapelle auf dem Schlosshof                                           erwirbt die Gebäude als Schule                           wohnungen und
Andachtsraum                                                                      Kreativteam

           Storchennest. Auf Bitte und mit Beglei-      dere Atmosphäre mit. Immer wieder be-           ermöglicht vielen Vereinen, gleichzeitig
           tung der Storchenfreunde e.V. wurde auf      kommen wir von Gästen die Rückmel-              gute und wertvolle Inhalte und Impulse
           dem Schulhaus nämlich ein Storchennest       dung: „Bei euch weht ein anderer oder           zu bekommen. In Zeiten von Corona ist
           errichtet, das seit 2008 wieder jährlich     besonderer Geist.“ Ich glaube, der rührt        dieses Angebot von ganz besonderer
           belegt ist. Im Gewölbekeller angekom-        her von den täglichen Andachtszeiten,           Bedeutung!
           men, sind viele fasziniert von dem großen    den Gottesdiensten, den verschiedenen           Neben den zahlreichen Veranstaltungen
           Veranstaltungsraum und seiner techni-        inhaltlichen Veranstaltungen – und vom          möchte ich noch unser wöchentliches
           schen Ausstattung. Von da aus gehen wir      Wirken des Heiligen Geistes. Es ist für uns     Event-Café in den Blick nehmen; fast jeden
           durch den Kellerflur, in dem viele Bilder    auch selbstverständlich, dass wir zu den        Mittwochnachmittag gibt es dort neben
           aus der Zeit von 1992 bis heute zu sehen     Mahlzeiten beten und unsere Gäste bei           köstlichen Torten und leckeren Kuchen
           sind, zu der Stelle mit dem Blick auf die    den morgendlichen Andachten herzlich            ein ansprechendes Programm. Diese Ver-
           ehemalige Jakobskapelle; hier kann man       willkommen sind.                                anstaltung trägt auch stark dazu bei, dass
           auch zwei sehr alte Funde, zwei Kerzen-      Gastfreundschaft bedeutet uns ganz viel         viele Menschen aus dem Ort und der
           ständer aus dem 13. Jahrhundert, be-         und deshalb wird darauf bei uns ein             Umgebung regelmäßig zu uns kommen.
           wundern. Weiter geht es dann über die        ganz besonderes Augenmerk gelegt.
           Seminarräume hinauf zum Andachts-                                                            Die Schale als Symbol der
           raum, wo sich alle über die Sitzmöglich-     Veranstaltungen und                             CVJM-Lebenshausarbeit
           keit freuen und nun mehr über die CVJM-      Angebote                                        Im Andachtsraum beende ich gerne die
           Lebenshausarbeit und über das Symbol         Als CVJM-Lebenshaus gilt unsere beson-          Führung mit dem Blick auf den Schalen-
           im „Schloss“ erfahren.                       dere Aufmerksamkeit unseren CVJM-Orts-          altar. Schalensymbole sind im Lebenshaus
                                                        vereinen. Daher ist es uns ganz wichtig,        viele zu finden, sei es im Treppengelän-
           Die „Seele“ des „Schlosses“:                 dass viele unserer Veranstaltungen wie          der, in den Stühlen, auf den Türen, in
           die Lebens- und Mitarbei-                    Summit, BISS, Jungschar-Grundkurse,             vielen Beleuchtungskörpern, den Zim-
           tergemeinschaft                              „Theologie im Schlosskeller“, Konfi-Castle,     merschildern.
           Das Herzstück der CVJM-Lebenshausar-         Männervesper, Frauen-Wochenenden,               Täglich stehen wir nach der Andacht zum
           beit, des Gästebetriebs und der inhaltli-    Schlosskonzerte, Café-Lebenshaus, Le-           Segen auf; dann strecken wir die linke
           chen Arbeit ist die Gemeinschaft der         benshaus-Gottesdienste und Seminare             Hand offen nach vorne und die rechte
           haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden.      ihnen dienen; diese Veranstaltungen             legen wir auf die Schulter des rechten
           Besonders hervorzuheben ist dabei das        haben im Jahreskalender bei uns Vorrang.        Nebenstehenden. Dabei vergleiche ich
           jährlich wechselnde Jahresteam (aktuell      Besonders möchte ich die CVJM-Lebens-           uns mit Schalen: Gott füllt zuerst uns und
           das 35.): Im Normalfall absolvieren 14       hauswochenenden mit den Ortsvereinen            zwar so reichlich, dass es überläuft. Wir
           junge Erwachsene bei uns einen Freiwil-      oder die Klausurtage mit CVJM-Vor-              sind so reich gesegnet, dass wir anderen
           ligendienst vom 1. September bis 31.         ständen nennen; seit Jahren prägen sie          zum Segen werden dürfen – die vielen
           August. Sie wohnen im Jahresteamhaus,        die Lebenshausarbeit mit.                       Schalen im Haus sollen uns genau daran
           arbeiten im Wechsel jeweils sechs Mo-        Dass neue Medien in den alten Gemäu-            immer wieder erinnern.
           nate in unterschiedlichen Bereichen des      ern auch ihren Platz haben, macht das                                         Georg Rühle
           „Schlosses“ und prägen dessen beson-         14tägliche Bibel-Lifestream deutlich. Es                          Leiter CVJM-Lebenshaus

       1989 – Haupthaus                                1996 – Einweihung des „Schlosses”               2016 – Schlosserweiterung durch
       brennt nieder                                   als geistliches Zentrum des CVJM Baden          Jahresteam- und Mitarbeiterhaus

als Sozial-               1991 – Der CVJM Baden                          2004 – Gebäude mit Speisesaal und
                                                                                                             1 | 2021 Streiflichter CVJM Baden 13
                                                                                                                            2020 – Ende der
durch Vereine             erwirbt das „Schloss“                          Gästezimmern wird eingeweiht                        Umbaumaßnahmen
Das CVJM-
   Lebenshaus:
   Ein Ort...

    ... der Gastfreundschaft                                       ... der gemeinsamen Arbeit
    „Hier weht ein anderer Geist, es ist wie nach Hause kommen.    Der menschliche Körper besteht ja nicht aus einem einzigen Teil,
    Ich fühle mich wohl hier!“ Wie gern hören wir solche und       sondern aus vielen. Nun hat Gott aber jedem einzelnen Körperteil
    ähnliche Worte von unseren Gästen. Denn genau das ist          seinen Platz am Körper zugewiesen, so wie er es wollte. (BB 1.Kor.
    uns wichtig im „Schloss“, wenn die Gäste durch das             12,14 und 18)
    Tor kommen, sich umschauen und irgendwie sofort spüren:
    Hier werde ich erwartet, hier darf ich ankommen. Das           So wie Paulus im 1.Korintherbrief den Körper mit seinen ein-
    „Schloss“ wurde extra schön gemacht, liebevoll dekoriert;      zelnen Teilen als Bild für die Gemeinde benutzt, erlebe ich hier
    ich werde mit einem Lächeln und einem freundlichen             im „Lebenshaus“ das gemeinsame Arbeiten. Wir sind eine
    „Herzlich willkommen“ begrüßt. Die Mitarbeitenden im           Gemeinschaft und dürfen ganz praktisch erfahren, wie jeder
    Lebenshaus wissen, dass ich mit meiner Gruppe komme,           Einzelne gebraucht wird.
    alles ist vorbereitet; Besonderheiten sind im Vorfeld be-      Wenn wir in unserem normalen Gästebetrieb arbeiten, fallen
    sprochen: der Seminarraum ist mit dem ausgestattet, was        ganz verschiedene Aufgaben an: Essen kochen, Tisch decken,
    ich brauche, die Sonderkost ist eingeplant; die Begrüßungs-    Gäste begrüßen, predigen, reparieren, Toiletten reinigen, Holz-
    karte und die Schokolade liegen auf dem Bett.                  deko herstellen und anderes mehr. Und oft ist es dabei so, dass
                                                                   man den Vortrag im Programm sehr bewusst wahrnimmt, die
    Die Gruppen werden persönlich im Speisesaal oder Seminar-      tägliche Toilettenreinigung jedoch erst dann, wenn sie nicht
    raum begrüßt und eingeführt in das Zusammenleben für           gemacht ist. Ich erlebe immer wieder, dass man genau das den
    die Zeit, in der sie da sind; man nimmt Rücksicht aufeinan-    Jahresteamlern sagen muss, dass die kleinen, unscheinbaren
    der, damit sich alle wohl fühlen. Jeder Gast weiß: Da          und regelmäßigen Aufgaben im Alltag genauso wichtig sind
    sind Menschen, die sich darum kümmern, wenn ich                wie die gut sichtbaren; denn nur so können wir Gastfreund-
    Fragen oder Probleme habe.                                     schaft ganzheitlich leben.
                                                                   Das Schöne am gemeinsamen Arbeiten ist, dass man vonein-
    Die Gastfreundschaft ist eines der ersten Dinge, auf die wir   ander lernen kann. Ich freue mich immer, wenn ich meinen
    die Mitglieder des Jahresteams hinweisen. Sie tragen mit       Jahresteamlern was Handwerkliches beibringen kann und an-
    ihrem Lächeln und ihrer Offenheit ganz viel dazu bei, dass     dererseits aber auch von ihnen in meinem Alltagstrott hinter-
    sich unsere Gäste willkommen und wohlfühlen.                   fragt werde.
                                                                   Was mich am gemeinsamen Arbeiten noch begeistert, ist, dass
    Wir leben die Gastfreundschaft gerne und freuen uns auf        man viel bewegen kann. Als wir z.B. vorletztes Jahr einen Billard-
    und über unsere Gäste. Schon in der Morgenandacht              tisch geschenkt bekommen hatten, konnten wir ihn mit sechs
    beten wir für die Gäste, die kommen werden. In diesen          Männern kaum in den Anhänger laden; als wir ihn dann mit
    Wochen jetzt ist unser Gebet daher, bald wieder die gast-      20 Leuten – mehr Frauen als Männer – auf die Empore im Ge-
    freundliche Tagungsstätte sein zu dürfen, die ihre Gäste       wölbekeller zogen, dachte jeder, er hätte nicht viel gemacht.
    mit einem herzlichen Lächeln begrüßt.                          Und mit diesem Gefühl, „nicht viel gemacht zu haben“, oder
                                                                   mit der Ermutigung, dass auch die kleinen Tätigkeiten wert-
                                       Claudia Rühle               voll sind, lässt sich durch gemeinsames Tun selbst
                              Belegungsmanagement                  der anstrengendste (All-)Tag bewältigen.
                                   CVJM-Lebenshaus
                                                                                                        Markus Peto
                                                                              Technischer Leiter im CVJM-Lebenshaus

14 1 | 2021 Streiflichter CVJM Baden

                                                   Das CVJM-Leben
... des Gebets                                                ... der Gemeinschaft
  Ganz bewusst haben wir verschiedene Gebetszeiten in un-       Das „Lebenshaus” bietet seinen Gästen die Möglichkeit,
  seren Alltag eingebaut. Ob in der Andacht, beim Essen, in     Gemeinschaft zu erleben. Es ist ein Ort, an dem Menschen
  Gottesdiensten, bei Besprechungen oder bei gemeinsamen        sich begegnen können, und auch ein Ort, an dem Menschen
  Spaziergängen: Wir beten. Ob gemeinsam oder alleine:          Gott begegnen können. Verschiedene Räumlichkeiten und
  Wir beten.                                                    Plätze im Schloss bieten die Möglichkeit, gemeinsam Zeit
                                                                zu verbringen und miteinander ins Gespräch zu kommen:
  Wir beten für uns                                             das Bistro, in dem man bis in die späten Abendstunden
  Im Gebet dürfen wir uns sammeln und in eigenen oder an-       zusammensitzen kann, der Speisesaal für die gemeinsamen
  geeigneten Worten vor Gott aussprechen, was uns zutiefst      Mahlzeiten, der Tischtennisraum, die Grillstelle. Genauso
  bewegt. In völliger Offenheit und Aufrichtigkeit dürfen wir   gibt es Plätze im Schloss, die aufgesucht werden können,
  uns Gott vorbehaltslos anvertrauen. Meine Erfahrungen,        um still vor Gott zu sein: der Andachtsraum unter dem
  Ängste, Sorgen, meine Freude – das alles hat Platz in der     Dach, ein Sitzplatz auf einer Bank im Grünen, den man auf
  Nähe und in der Gegenwart Gottes. Das ist gut zu wissen -     den ersten Blick gar nicht sieht, oder der Rosengarten im
  und deshalb beten wir im „Lebenshaus“.                        Sonnenschein.

  Wir beten für andere                                          Doch Gemeinschaft wird im Lebenshaus nicht nur
  Genauso ist Gebet Bitte und Fürbitte. Wir rufen Gott an       unter den Besuchern gelebt. Die vielen Mitarbeitenden,
  und erbitten, die Not zu wenden und Hilfe zu schaffen. Wir    die den Gästebetreib und den Leitgedanken des Schlosses
  können ein Lied davon singen, denn beides begegnet uns        gemeinsam am Leben halten, sind untereinander ebenfalls
  hautnah: Mitarbeitende werden krank, Freunde leiden Not,      sehr verbunden. Zum Mitarbeiterteam gehört auch das
  Menschen brauchen dringend Hilfe… um nur ein paar Bei-        Jahresteam, das durch gemeinsames Arbeiten und gemein-
  spiele zu nennen. Wir beten im „Lebenshaus“, weil wir oft     sames Leben in der WG viel Gemeinschaft hat.
  nicht anders können, als auf die Knie zu gehen und zu
  beten: Gott, wende die Not und schaffe Hilfe!                 Doch nicht nur meine WG-Mitglieder, sondern auch die
                                                                Mitarbeiter erlebe ich im Jahresteam vor allem als Personen,
  Wir empfangen, was Gott gibt                                  mit denen ich mein Leben teile, zum Beispiel bei einem
  Luther schreibt in seinem Großen Katechismus: „Beten heißt,   gemeinsamen Abend am Lagerfeuer oder bei der täglichen
  den Mantel weit auszubreiten und aufzutun, um viel zu emp-    Andacht. Mit der Andacht starten wir jeden Morgen ge-
  fangen“. Ein schönes Bild! Im Gebet wollen wir uns Gottes     meinsam in den Arbeitsalltag und werden daran erinnert,
  Wirken öffnen und empfangen, was er schenkt: Mut, Glaube,     dass wir als Mitarbeiter des „Lebenshauses” alle dadurch
  Zuversicht und – als Inbegriff aller guten Gaben – den Hei-   verbunden sind, dass wir demselben Herrn dienen:
  ligen Geist (Lk 11,13). Und auch da, wo Gebete unerhört       Jesus Christus.
  bleiben und Gottes Handeln schwer zu erkennen ist, beten
  wir getrost weiter unter dem Vorzeichen: „Nicht mein Wille,                                    Franziska Lang
  sondern dein Wille geschehe.“                                                          macht aktuell ihr BFD im
                                                                                               CVJM-Lebenshaus

                                  Simon Trzeciak
               CVJM-Sekretär im CVJM-Lebenshaus

shaus: Ein Ort...                                                                         1 | 2021 Streiflichter CVJM Baden 15
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