FÜRSORGE Sorgearbeit - Daseinsfürsorge als gesellschaftlicher Auftrag Wir sagen herzlichen Dank! - Hospizverein Fürth eV
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Ausgabe 17/2020 Das Informationsmagazin des Hospizvereins Fürth e. V. FÜRSORGE Sorgearbeit – Daseinsfürsorge als gesellschaftlicher Auftrag Wir sagen herzlichen Dank!
Der Hospizverein Fürth e.V. unterstützt die Charta für die Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland! LEITSATZ 1 UNSER VERSPRECHEN Jeder Mensch hat ein Recht auf ein Sterben unter Wir werden uns dafür einsetzen, ein Sterben unter würdigen würdigen Bedingungen. Er muss darauf vertrauen Bedingungen zu ermöglichen und insbesondere den Bestre- können, dass er in seiner letzten Lebensphase bungen nach einer Legalisierung der Tötung auf Verlangen mit seinen Vorstellungen, Wünschen und Werten durch eine Perspektive der Fürsorge und des menschlichen respektiert wird und dass Entscheidungen unter Miteinanders entgegenzuwirken. Dem Sterben als Teil des Achtung seines Willens getroffen werden. Lebens ist gebührende Aufmerksamkeit zu schenken. LEITSATZ 2 UNSER VERSPRECHEN Jeder schwerstkranke und sterbende Mensch hat Wir werden uns dafür einsetzen, dass Versorgungs ein Recht auf eine umfassende medizinische, strukturen vernetzt und bedarfsgerecht für Menschen pflegerische, psychosoziale und spirituelle Be- jeden Alters und mit den verschiedensten Erkrankungen treuung und Begleitung, die seiner individuellen mit hoher Qualität so weiterentwickelt werden, dass Lebenssituation und seinem hospizlich-pallia- alle Betroffenen Zugang dazu erhalten. tiven Versorgungsbedarf Rechnung trägt. Die Angehörigen und die ihm Nahestehenden sind einzubeziehen und zu unterstützen. Unterstützen auch Sie die Charta mit Ihrer Unterschrift. www.hospizverein-fuerth.de/charta
Editorial ................................................ 03 Grußworte ........................................... 04 Hospizliche Sorgearbeit und Sorgekultur in der Region Fürth ............ 06 Interviews ............................................. 12 EDITORIAL Dankeswort Vorstand ........................... 15 Ausbildungskonzept .............................. 16 Zeitintensive Betreuung im Pflegeheim Sehr verehrte Leserinnen und Leser, (ZiB) ..................................................... 17 liebe Vereinsmitglieder, Hospiz-und hochgeschätzte Mäzene, PalliativVersorgungsNetzwerk ............... 18 Förderer und Sponsoren! Margitta Schmidt ................................... 19 S ie dürften jetzt vermuten, dass das 30-jährige Bestehen Abschied ............................................... 20 des Hospizvereins Fürth Vortragsthemen .................................... 21 dafür Anlass geben könnte, auf seine Geschichte zurückzublicken. 10 Jahre Palliativ-Care Team Fürth ........ 22 Weit gefehlt! Buchvorstellungen ................................ 24 Wir „Hospizler“ blicken zwar mit Stolz News ................................................... 26 und Demut zurück auf den Entwicklungsweg, konzentrieren unseren Blick aber mit großer Leidenschaft auf die aktuellen Aufgaben in der Gesellschaft und richten ihn lieber auf die zukünftigen, noch immer nicht umgesetzten, weiteren Mög- lichkeiten. Somit konzentrieren wir uns in dieser Hospizette auf das brei- te und belastbare Angebot von Sorge-Ar- beit in der Region Fürth und versuchen gleichzeitig, sie vertraut zu machen mit unserer Auffassung von hospiz- licher Sorge-Kultur. Ein hospizliches Dankeschön sei aber gestattet! An die nunmehr fast 800 Mitglieder, die durch ihre Bei- Mit Freude und Tatkraft träge die Hospizarbeit ermöglichen, die beginnen wir das nächste zahlreichen und auch regelmäßigen Spender Vereinsjahrzehnt und freu- und Mäzene, die die Hospizarbeit bei neuen Projekten er- en uns, Sie an unserer Seite weitern helfen, die Krankenkassenverbände, die uns seit 14 zu wissen. Jahren eine Grundfinanzierung genehmigt haben, die zur Zeit 119 Ehrenamtlichen mit ihrem überaus großen und ge- Bleiben Sie selbst behütet! wissenhaften Engagement, die Netzwerkpartner aus der Dia- konie, der Caritas, der AWO und des BRK, die ambulanten Herzlichst Ihr und stationären Pflegedienste, die HomeCare-Unternehmen, Dr. Roland Hanke die Reha-Teams, die Seelsorger*innen und Hausärzt*innen, das Klinikum Fürth und alle Bürger der Region, die mit ihren Fragen sich an uns wenden, uns aber auch aufmunternde und stützende Gedanken, Ideen und Worte schenken. 17 | August 2020 HOSPIZette 3
Grußwort des Oberbürgermeisters Dr. Thomas Jung T ag für Tag, seit nunmehr 30 Jahren, leisten die ehren- amtlichen Hospizbegleite- rinnen und -begleiter des Hospiz- vereins Fürth e.V. einen unschätzbar wichtigen Dienst am Menschen und für unsere Gesellschaft. Ihre Arbeit erfordert Mut, Wissen und Ein- fühlungsvermögen, spendet Trost und hilft uns zu akzeptieren, dass der Tod Teil des Lebens ist. Zum Jubiläum gratuliere ich im Namen der Stadt dem Verein mit seinem Vorsitzenden Dr. Roland Martin Hanke von ganzem Herzen. Gegründet am Klinikum Fürth hat der Verein mit zahlreichen Sorgepartnern und der Schaffung neuer Begleitungsmodel- le ein umfassendes Netzwerk aufgebaut und sich bundesweit einen besonderen Namen gemacht. Die Gründung des ersten Palliativ-Care Teams etwa hat in Bayern Geschichte geschrie- ben – und bis heute 53 weitere Teams nach sich gezogen. Die Erhaltung der Lebensqualität und Selbstbestimmung Ster- bender, die persönliche Zuwendung und Begleitung auch der Angehörigen ist ein Ausdruck der Achtung und Anerkennung der Würde des Menschen. Dennoch findet Hospizarbeit im- mer noch meist im Stillen statt. Umso wichtiger ist es, sie für eine breitere Öffentlichkeit sichtbar zu machen und das Thema Sterben weiter zu enttabuisieren. Allen Engagierten zolle ich in tiefer Dankbarkeit meinen größ- ten Respekt und wünsche weiterhin viel Kraft und Stärke bei ihrer wichtigen Aufgabe. Ihr Dr. Thomas Jung Oberbürgermeister der Stadt Fürth 4 17 | August 2020 HOSPIZette
Grußwort Grußwort von Landrat Matthias Dießl von Vorstand Peter Krappmann M S enschen in ihren letz- eit 30 Jahren ist der Hospiz- ten Lebenstagen eine verein Fürth ein verlässlicher Hand zu reichen und sie Partner für uns, wenn es dar- friedlich gehen zu lassen, dieser Auf- um geht, den individuellen Bedürf- gabe widmet sich der Hospizverein nissen von Schwerstkranken und Fürth seit 1990 und damit seit 30 Sterbenden gerecht zu werden. Ge- Jahren. Das Handeln des Vereins ist meinsam haben wir Strukturen ge- davon bestimmt, den Menschen bis schaffen, die für Menschen in ihrer zum letzten Atemzug ihre Würde letzten Lebensphase, die von Ängs- zu lassen. ten, Sorgen und Fragen geprägt ist, von unermesslichem Wert sind: etwa die regelmäßigen Besuchsdienste auf der Palliativ- Mit diesem Wirken hat der Verein vielen Kranken und Ster- station oder die Begleitung über die Regelversorgung hinaus, benden sowie deren Angehörigen und Freunden schwere Stun- wenn Patienten in ihr häusliches Umfeld entlassen werden. den erleichtert und zusammen mit zahlreichen Sorgepartnern Auch dann sind die ehrenamtlichen Hospizbegleiter jederzeit und der Schaffung neuer Begleitungsmodelle ein umfassendes für unser Team der Palliativmedizin abrufbar, um Schwerst- Netzwerk aufgebaut. kranken und Sterbenden mit ihrer Unterstützung zur Seite zu stehen. Diese Zuverlässigkeit, Flexibilität und unkomplizierte Dafür möchte ich anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Ein- Zusammenarbeit wissen wir sehr zu schätzen. » richtung ganz herzlich danken. Mit unserer Landkreisstiftung haben wir den Verein bereits unterstützt. Denn getragen wird Wir möchten das Jubiläum zum Anlass nehmen, um Danke der Verein von Ehrenamtlichen, die durch eine qualifizierte zu sagen und wünschen auch für die Zukunft alles erdenk- Ausbildung zu Hospizbegleiter*innen befähigt werden. Dieses lich Gute. Uns liegt es sehr am Herzen, weiterhin mit dem Engagement zeugt von großer Mitmenschlichkeit. Hospizverein Fürth in herausragender Weise Hand-in-Hand zu arbeiten – vor allem im Namen unserer Patientinnen Wer je einen Einblick in die Arbeit des Vereins gewonnen hat, und Patienten. der weiß, wie hilfreich und wirkungsvoll sie ist. Denn der Hos- pizverein setzt ein Gegengewicht zur kalten Apparatemedizin, Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum! die oft hilflos wird, wenn keine Therapie mehr anschlägt, und die menschliche Zuwendung kaum noch kennt. Mit der Grün- Ihr Peter Krappmann Liebes Leben, dung des Palliativ-Care Teams Fürth hat der Verein in Bayern Vorstand des Klinikum Fürth sogar Geschichte geschrieben. Als damals erstes Team, das im fang mich ein, Auftrag der Krankenkassen Schwerstkranke versorgen durfte, hat es mittlerweile 53 weitere Teams nach sich gezogen. halt mich an die Erde. Kann doch, was ich bin, nur sein, Natürlich: Auch das Palliativ-Care Team kann nicht heilen, wenn ich es auch werde. jedoch kann es Schmerzen und quälende Symptome lindern, um Menschen die letzte Lebensphase in Würde und Schmerz- Gib mir Tränen, » freiheit zu ermöglichen. gib mir Mut, und von allem mehr. Die Pandemie hat die Begleitung von Sterbenden vor neue Mach mich böse, mach mich gut, Herausforderungen gestellt, die der Verein mit geeigneten Konzepten sehr gut bewerkstelligt hat. Auch dafür mein herz- nur nie ungefähr. licher Dank! Liebes Leben, abgemacht? Darfst mir nicht verfliegen. Für die Zukunft wünsche ich dem Verein alles Gute und den Hab noch so viel Mitternacht Ehrenamtlichen viel Kraft für die unverzichtbare Aufgabe. sprachlos vor mir liegen. Ihr Matthias Dießl Konstantin Wecker Landrat des Landkreises Fürth 17 | August 2020 HOSPIZette 5
Hospizliche Sorgearbeit und Sorgekultur in der Region Fürth 30 Jahre Hospizarbeit – Stand der Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen in der Region Fürth unter medizinischen, sozialen und ökonomischen Aspekten Dr. Roland Hanke Z SATZUNG 1990 u Beginn der Hospizarbeit in der Region Fürth stand die zuversichtliche Erwartung, dass, wenn man allen Zweck des Vereins ist: Krebskranken die Schmerzen nehmen und sie aus- • die Betreuung von Tumorkranken von der Diagnosestel- reichend ernähren würde, sie mit dieser Krankheit zumin- dest arm an Leid bis zum Lebensende wirklich leben werden lung an im Sinne der „weiterführenden Versorgung“ der könnten. Die Gründungssatzung zählte dazu beinahe über- WHO-Empfehlung von 1986 im Raum Mittelfranken, engagiert ein breites Portfolio an Arbeitsfeldern auf, die vor • die Behandlung und Betreuung von Schwerstkranken allem wissenschaftliche, ärztliche und öffentlichkeitsrelevante und Sterbenden Anliegen in den Vordergrund stellte. • Unterstützung von Angehörigen, da sie die gleiche Wertstellung besitzen wie die Patienten selbst Dass die Satzung damals kassenrechtlichen und ethischen • Schulung und Beratung von Ärzten und Grundsätzen entgegenstand, kümmerte die Gründer nicht Pflegepersonal und tat ihrer Arbeit keinen Abbruch. • die Unterstützung und Förderung von Forschung und Bemerkenswert waren aber drei Details: Lehre auf dem Gebiet der medizinischen, pflegerischen • der Netzwerkgedanke, und psychologischen Betreuung und Behandlung • das Hineintragen des Hospizgedankens • die Kooperation mit öffentlichen Stellen (Kommune, in die Bürgerschaft und die Fachgremien Land, Bund), Kirchen, Kassen und privaten Organi • und als besonderes Alleinstellungsmerkmal – der sationen (Sozialstationen, Krebsselbsthilfegruppen, Begleitungsbeginn ab dem Bekanntwerden der Diagnose. Versehrtensportvereine, Tumor-Zentren) • die Verbreitung der Hospizidee Dies war sehr weitblickend und die Hospizarbeit in der Re- gion bekennt sich noch heute dazu. Aus dem mutigen Auftreten bei Informationsständen und vor Die Vorstände bekannten sich stets zu der Breite der Ange- Vereinen und dem Bemühen, Spenden für die beinahe obli- bote, die durch zuletzt drei hauptamtliche Koordinatorinnen gatorischen Schmerzpumpen zu sammeln, hat sich im Laufe und über 100 Ehrenamtliche mit Leben erfüllt werden. Hin- der folgenden Jahre bis heute ein nahezu umfassendes Sorge- zu kamen bis zu sieben Angestellte des Hospizvereins, die die system um schwerstkranke und sterbende Menschen, sowie Hospizapartments und die Verwaltungsarbeit ermöglichten. deren Angehörige etabliert. 6 17 | August 2020 HOSPIZette
HOSPIZ- UND PALLIATIVKOMPETENZ Hospizbegleitung von Behinderten und Menschen in besonderen Wohnformen Der Hospizverein Fürth legt größten Wert darauf, dass die Durch eine qualifizierte Begleiterin wird die Hospizbegleitung hospizliche Haltung sowohl von den Vorstandsmitgliedern als von Menschen in besonderen Wohnformen mit unterschied- auch den ehrenamtlichen Begleiter*innen, den hauptamtli- lichen Behinderungen sichergestellt. Behinderte werden chen Koordinatorinnen und den Angestellten gelebt wird. Er heute deutlich älter und erfahren somit auch lebenslimitie- bietet dazu umfangreiche Befähigungskurse und regelmäßige rende Erkrankungen. Fort- und Weiterbildung an. Durch sie entwickeln und be- stärken die neuen Ehrenamtlichen ihre hospizliche Haltung Durch die Kooperation mit der Lebenshilfe Fürth konnten und erlernen weitere Kompetenzen. Dies geschieht in dem neue Standards für die Aufnahme von Menschen aus diesen Bewusstsein, dass die Hospizverantwortlichen und ehrenamt- Wohnformen im Klinikum Fürth realisiert werden. Sie erfah- lichen dabei bestärkt werden, die Deutungshoheit dessen zu ren dort in umfassender Form eine Wertschätzung, die durch bewahren, was „Hospiz“ ist. den Schutz vor Unruhe und die sonst unübliche Anwesenheit von Begleitpersonen geprägt ist. Befähigungskurse für Ehrenamtliche Durch interne und externe Ausbilder werden die Befähi- Zudem finden Schulungs- und Unterstützungsmaßnahmen gungskurse mit 80 Unterrichtseinheiten und 20 Praktikums- für die Betreuer*innen in den Einrichtungen statt. stunden gestaltet. Das Ausbildungskonzept orientiert sich eng an dem bayerischen Curriculum für die Hospizausbildung Die Hospiz- und Palliativkompetenz ist in den Einrichtungen und wird durch eine Reihe von Expert*innen der Hospiz- gestärkt worden. und Palliativarbeit in Wochenend- und Abendkursen ver- mitteln. Die Praktika könne sowohl auf der Palliativstation Hospizbegleitung von Gehörlosen wie bei ambulanten Pflegediensten, stationären Altenpflege- Zwei qualifizierte Begleiter*innen dolmetschen in Gebärden- einrichtungen und stationären Hospizen abgeleistet werden. sprache und stehen sowohl als Begleiter, wie auch bei der Ver- In der Regel dauert der Kurs 6 Monate und wird mit einem mittlung von Unterstützungen durch weitere Netzwerkpart- Zertifikat abgeschlossen. nern zur Verfügung. Hospizbegleitung von Erwachsenen Hospizbegleitung von Demenzkranken Die Hospizarbeit wird hauptsächlich von Erwachsenen und Die Validation von Demenzkranken, um sie für kurze Mo- deren Angehörigen angefragt. Diese sind in der Regel im mente aus ihrer Isolation von den Alltagskompetenzen heraus mittleren und gehobenen Lebensalter. Häufig sind es Unter- zu holen, bedarf fachliches Können, Geduld und die Fähig- stützungen bei der Bewältigung der krisenhaften Lebenssi- keit, sich auf deren Welt einzuschwingen. Bei ihrer Beglei- tuation nach dem Bekanntwerden der Diagnose oder nach tung geht es vordringlich um die Klärung ihres Willes um dem Scheitern von Therapiemaßnahmen. Die Hilfen umfas- ein Fortleben unter den augenblicklichen Umständen oder sen neben dem Auffangen in der Trauer und Wut über den ein Beenden lebenserhaltender Therapien. Vier qualifizierte Schicksalsschlag auch die bewusst neue Rahmung des Le- Begleiter*innen sichern die Begleitung im häuslichen Umfeld bensalltags. Die schwindenden eigenen Fähigkeiten müssen oder Altenpflegeheim. thematisiert und eingeordnet werden, finanzielle Belastungen gemildert und existenzielle Krisen bewältigt werden. Dazu Hospizliche Befähigung und Begleitung gehört auch die Frage nach dem „Warum?“ und der Quelle von Migranten der Kraft, die dennoch alltäglich zum Weiterleben befähigt. Die Vernetzung mit der Selbsthilfegruppe der Migranten (MiMi) besteht seit vielen Jahren. Aus ihr kommen auch Hospizbegleitung von Kindern Unterstützungsangebote an den Hospizverein durch die Ver- Sechs qualifizierte Begleiter*innen, die in Kooperation mit mittlung von Dolmetschern und Behandlungsmöglichkeiten. dem Hospiz-Team Nürnberg eingesetzt werden, halten sich Auch ein gemeinsames Forschungsprojekt mit der Medizini- bereit, die Familien bei den Fragen zum Lebensende ihrer er- schen Hochschule Hannover wurde mit begleitet. krankten Kinder zu beraten und zu unterstützen. Auch die Geschwister werden mit einbezogen. Da die Hospizbeglei- Trauerbegleitungsangebote tung von Kindern und Jugendlichen andere Rahmenbedin- Sowohl ein ärztlicher Psychotherapeut, als auch ausgebilde- gungen hat, dauert diese meist wesentlich länger. te Hospizbegleiter*innen sichern die Akut- und Trauerver- sorgung. Angeboten werden Einzel- und Gruppengesprä- che, so wie Waldwanderungen und weitere niederschwellige Begegnungsmöglichkeiten. 17 | August 2020 HOSPIZette 7
Hilfe beim allumfassenden Schmerz (Total-Pain) zialisierten Qualifikation eines sehr umfassenden Netzwerks Der Hospizverein gewährleistet im Bewusstsein dessen, dass von Sorgepartnern. der „Schmerz“ stets ein vollumfassendes, ein ganzheitliches Phänomen ist, qualifizierte Begleitungsangebote zur Linde- Sozialrecht rung von körperlichen, psychischen, sozialen und spirituel- Die Koordinatorinnen und eine Reihe von Ehrenamtlichen len Symptomlasten. Durch die Befähigungskurse werden die sind für sozialrechtliche Beratungen geschult und befähigt. Ehrenamtlichen darin geschult, sie wahrzunehmen, einord- Sie helfen Familiensystemen, ihre Alltagsrahmung sicher zu nen zu helfen und Lösungsansätze mit zu entwickeln. stellen, sich zu entschulden und Versorgungsmöglichkeiten im eigenen Zuhause gewährleisten zu helfen. Die Unterstützungen werden in vielfältiger Weise angeboten und sowohl im häuslichen Bereich (das sind etwa 2/3 der Ambulante Ethikberatung Sterbebegleitungen), als auch im Lebensumfeld von Alten- Seit 2015 sichern zwei Ethikberater im Gesundheitswesen und Pflegeheimeinrichtungen (rund 1/3 der Sterbebegleitun- die ambulante Ethikberatung in den Haushalten und Alten gen), sowie im Klinikum Fürth (auf den Allgemeinstationen pflegeeinrichtungen. Sie werden etwa alle 6 Wochen zu Be- und der Palliativstation) gelebt. ratungen gerufen. Frühzeitige Einbindung (early integration) Seelsorger In der Satzung von 1990 hat sich der Hospizverein Fürth Sowohl durch einen Kooperationsvertrag mit der Notfallseel- dazu verpflichtet, ab dem Bekanntwerden der Diagnose eine sorge in Fürth Stadt und Land, sowie durch die ehrenamtli- Begleitung anzubieten. Diese frühzeitige Einbindung (early che Mitarbeit von christlichen Seelsorgern, der muslimischen integration) ist seit 2012 internationale Begleitungsempfeh- Gemeinde und dem Rabbiner der israelitischen Kulturge- lung für onkologische Patienten. Durch die enge Anbindung meinde ist die Segensspendung, die Sterbebegleitung und die an Hospizpatienten im Klinikum Fürth und die gemeinsa- Trauerarbeit der Angehörigen rund um die Uhr gewährleistet. men täglichen Übergaben mit dem Palliativ-Care Team Fürth ist ein früher Begleitungsbeginn standardmäßig gewährleistet. Letzte-Hilfe-Kurse Zur Sensibilisierung der Gesellschaft und zur Befähigung der Spezialisierte ambulante Palliativversorgung Bürgerschaft für Themen rund um das Lebensende werden (SAPV) sowohl in Vereinen, wie auch in Altenpflegeeinrichtungen re- Die ambulante Hospizarbeit, die sich bewusst zur Ehrenamt- gelmäßig Letzte-Hilfe-Kurse gegeben. lichkeit bekennt, kann aus rechtlichen Gründen keine ärztli- chen oder pflegerischen Leistungen erbringen. Daher hat sich der Hospizverein im Jahr 2009 entschlossen, als Alleingesell- schafter das Palliativ-Care Team Fürth, eine gemeinnützige ÖFFENTLICHKEITSARBEIT GmbH, zu gründen. Dieses stellt seit April 2010 die palliativ- medizinische und -pflegerische Leistungen der spezialisierten Der Hospizverein sieht es als eine seiner zentralen Aufgaben ambulanten PalliativVersorgung in der Region mit 245.000 an, durch regelmäßige Veröffentlichungen und Stellungsnah- Menschen sicher. Laut Vertrag mit den Krankenkassenver- men in den Printmedien, in Radio und Fernsehen auf die bänden koordiniert und gewährleistet es fachlich die beson- hospizliche Haltung und die Sorgearbeit am Lebenswende ders aufwändige Versorgung von etwa 10 – 15 % derjenigen aufmerksam zu machen. In den letzten 30 Jahren hat es un- Sterbenden, die unter extrem auffälligen Symptomen leiden. zählige Publikationen gegeben. Das Palliativ-Care Team Fürth konnte bis heute annähernd 4.000 Menschen beistehen. Hospizette Das Journal des Hospizvereins wird jeweils als Themenheft Belastbares Sicherheitsversprechen mit einer Auflage von 3.500 bis 5.000 Exemplaren heraus- Hospizliche Beratung, Einsatzbereitschaft und Kontakt- gegeben. Sonderdrucke und Arbeitsmaterialien für Altenpfle- aufnahme ist für 24 Stunden an 7 Tagen gewährleistet. Sie ger*innen und Angehörige ergänzen die Serie. Diese Ausgabe zeigt sich durch die telefonische Erreichbarkeit der Koordi- ist das 17. Magazin. natorinnen, die Möglichkeit der Anwesenheit von Ehren- amtlichen vor Ort in Krisen bei Hospizpatienten, den Hilfen Charta-Initiative im Haus und bei Behördenangelegenheiten und den Bera- Im Jahr 2010 wurde die Charta für die Betreuung schwerst- tungen zu Vorsorgevollmachten, Patientenverfügungen und kranker und sterbender Menschen in Deutschland, vertreten ACP. Die Koordinatorinnen und die Hospizbegleiter*innen durch deren Initiatoren Deutsche Gesellschaft für Palliativ- bedienen sich dabei neben ihrer eigenen fachlichen, spe- medizin (DGP), Deutscher Hospiz- und PalliativVerband 8 17 | August 2020 HOSPIZette
(DHPV) und die Bundesärztekammer, ver- öffentlicht. Sie steht für die Selbstverpflich- tung der Gesellschaft, Politik, Fachgesell- schaften, Verbänden und Berufsverbänden zu hospizlichem und palliativem Handeln, Forschen und Gestalten der Gesellschaft. Seit acht Jahren unterstützt der Hospizver- ein die Charta-Initiative durch Einzel- und Großveranstaltungen. Zeitintensives Begleiten (ZiB) Es stehen 48.000 € Mittel im Haushalt bereit, um durch das Konzept der Zeit- intensiven Betreuung Palliativ-Care Fach- kräfte zur Hospiz- und Palliativkompetenz in Altenpflegeeinrichtungen zu befähigen. Während der Covid-19-Pandemie hat es ein besonderes Modell gegeben. Material Seit Gründung des Hospizvereins stellt die- ser Pflegehilfsmittel wie Betten, Nachtstüh- le, Rollstühle und Matratzen ect. unentgelt lich in Notsituationen zur Verfügung. Alle Hilfsmittel sind TÜV-geprüft und werden zeitnah durch Ehrenamtliche in die Privat- wohnungen gebracht und aufgebaut. Wissenschaftliche Begleitstudien Sowohl als beforschtes Objekt, wie auch als mitforschender Partner ist der Hospizver- ein seit Jahren in Kontakt mit der Univer- sität Erlangen, der Technische Hochschule für Sozialwissenschaften in Nürnberg, der Evangelische Hochschule für soziale Arbeit in Nürnberg, der Wilhelm-Löhe Hoch- schule in Fürth, der Technische Hochschu- le Hannover und dem Klinikum Agatha- ried in Rosenheim. Homepage und Facebook Die Homepage: www.hospizverein-fuerth.de informiert über Veranstaltungen, Hospiz- themen und bietet Verlinkungen zu weite- ren Veranstaltungen und Themen. Aktuelle Ereignisse werden über Facebook mitgeteilt. www.facebook.com/ hospizvereinfuerthbayern Wir laden Sie herzlich ein, uns zu folgen. 17 | August 2020 HOSPIZette 9
Die Sorgearbeit in Zahlen VERSTORBENE zu Hause 33,28 % in der Region Fürth 2005 – 2018 Hospizapartment Zirndorf 18,51 % • gesamt 33.137 Pflegeheim 17,19 % • durchschnittlich pro Jahr 1.183 Seniorenheim 12,60 % Krankenhaus 8,94 % Palliativstation 7,62 % AMBULANTE HOSPIZBEGLEITUNGEN stationäres Hospiz 1,87 % Summe 1.286 Menschen Hospizbegleitungen 2019 Das sind im häuslichen Bereich 63,07 % im Krankenhausbereich 16,56 % Der Hospizverein begleitete von den durchschnittlich in den Hospizapartments 18,51 % 1.183 Verstorbenen pro Jahr in der Region Fürth zwischen im stationären Hospizbereich 1,87 % 88 davon weiterbegleitet Versorgungen in den Hospizapartments Die Hospizapartments waren eine Initiative des Hospiz- 406 vereins Fürth von 2006 bis 2018. Alle Gäste hatten einen begleitet Heimvertrag mit sämtlichen Kosten und Eigenbeteiligungen 207 abzuschließen. Der Hospizverein Fürth übernahm die Kos- davon verstorben ten der 2 VZÄ hauptamtlichen Kräfte und von bis zu 5 ge- ringfügig Beschäftigten, sowie sämtliche Sachkosten in vier Zimmern eines Altenpflegeheims. Die Versorgung umfasste klassische stationär-hospizliche Sterbebegleitungen, wie auch 111 palliative Kurzzeitpflegen. davon beendet 2005 und 2018 jährlich 189 Menschen, dies sind 16 %. Ihr Leistungsangebot war sehr umfangreich und konzentrierte Im Berichtsjahr 2019 wurden von 105 Ehrenamtlichen sich auf: 406 Menschen hospizlich begleitet. • stationäre Hospizbegleitungen nach den Qualitätsstandards „sorgsam“ • beatmete Gäste Entlassungsorte 2013 bis 3/2020 • große, durch chirurgische Eingriffe bei Tumoroperationen entstandene Wunden zur Bauchtumorentlastung • exulzerierende Wunden • Kurzzeitpflegen 24 • palliative Versorgung zur Stabilisierung 98 stationäres Hospiz bei akuten Verschlechterungen Palliativstation 115 Jahr 2014 2015 2016 2017 2018 Krankenhaus 428 Gäste 66 55 57 54 36 zu Hause Liegetage Gäste 1.021 1.272 1272 1133 842 162 1.286 Liegetage pro Jahr 1.028 1.086 1108 1097 842 Seniorenheim gesamt Liegetage Ø 16,3 23,1 23,2 21,0 23,4 Liegezeit Median 10 13 20,5 18 17 221 Non-CA 2 11 11 10 9 Pflegeheim 238 Non-CA % Hospizapartment 3,0 20,0 19,3 18,5 25,0 Zirndorf Auslastung % 70,4 74,4 75,9 75,1 73,1 SAPV 31 22 29 24 12 10 17 | August 2020 HOSPIZette
NETZWERKPARTNER Es bestehen schriftliche Kooperationsverträge mit den nachfolgenden Institutionen. In den Altenpflegeeinrichtungen und im Klinikum werden sie durch fest in die Struktur implementierte ehrenamtliche Hospizbegleiter*innen aktiv gelebt. • Palliativ-Care Team Fürth gemeinnützige GmbH • AWO-Pflegeheim, Roßtal • Ärztenetz Fürth • Bayernstift Seniorenzentrum /Stift am Südpark • Ärztegenossenschaft Fürth • Caritas Altenheim St. Albertus Magnus, Stein • Hospiz und PalliativVersorgungsNetzwerk Region Fürth • Caritasheim St. Josef, Fürth • Stadt Fürth, hier: Seniorenbeauftragte • Heinrich-Heinel-Heim Puschendorf • Landkreis Fürth, hier: Gesundheitsregion+ • K+S Seniorenresidenz Zirndorf • Bayerischer Hospiz- und PalliativVerband • Phönix Seniorenzentrum, Fürth • Notfallseelsorge Fürth • Phönix Alten-Pflegeheim, Veitsbronn • Diakonie Fürth • Seniorendomizil Guttknechtshof, Stein • BRK Fürth • Seniorenzentrum "Am Kavierlein", Fürth • Dr. Roland Hanke, Facharzt für Allgemeinmedizin • Seniorendomizil Haus Maximilian, Fürth • Dr. Richard Sohn, Facharzt für Allgemeinmedizin, • Seniorenpflegehaus Sonnenbogen, Oberasbach ärztl. Psychotherapie • Seniorenheim Spectrum, Stein • Dr. Roland Leger, Facharzt für Anästhesiologie • Altenheim der AWO des Landkreises Fürth, Zirndorf • Humanistische Vereinigung • Kinderhospizdienst Nürnberg • Klinikum und Palliativmedizinischer Dienst Fürth • Arbeiterwohlfahrt Landkreis Fürth (Hospizapartments) • Palliativstation Fürth bis 2018 • Altenpflegeheim der Stadt Fürth • Deutsche Hospizstiftung • AWO-Seniorenbetreuung, Cadolzburg • Nationales Hospiz- und PalliativRegister, Berlin • AWO-Seniorenpflegeheim, Langenzenn • GHD Home-Care Unternehmen 17 | August 2020 HOSPIZette 11
Interview Margit Kunz ehemalige Verkaufsdisponentin & Altenpflegerin, Zirndorf, Alter: 75 Jahre, seit 25 Jahren Hospizbegleiterin Frau Kunz, warum Hospizbegeleitung? Lehrt Ihr Ehrenamt Sie etwas? „Als Krankenseelsorgerin habe ich mit der Sterbekultur gehadert. „Gelernt habe ich, den Tod in das Leben zu integrieren. Angst Für mich war völlig unverständlich, dass bei Geburten ein riesi- vorm Tod habe ich keine mehr. Weil ich Menschen gesehen habe, ges „Brimbamborium“ gemacht wird, man die Sterbenden aber die hatten ein Strahlen im Gesicht. Eine Frau sagte mal, sie wür- abschiebt. Ich wollte das ändern. So bin ich zur Hospizarbeit de eine Tür sehen. Durch die möchte ich auch gerne mal spitzen.“ gekommen, die damals wenig angesehen war.“ Was ist das Schwerste, was ist schön? Was ist Ihr Antrieb? „Ich finde die Unwürdigkeit des Sterbens schwer auszuhalten. „Der Mensch, der dahinter steht – und dass er seinen Frieden Einmal lag eine Frau in ihren Fäkalien. Das vergesse ich nicht, findet.“ das war total unwürdig. Schön ist, wenn ein Sterbender ruhig atmet und kurz darauf kriegt er Flügelein und darf in Frieden Welches sind Ihre Stärken? gehen. Das ist kostbar.“ „Ich kann zuhören, bin geduldig und ich glaube an Gott. Dieser Glaube trägt mich und macht mich stark für diese Aufgabe, von Hat sich Ihre Einstellung zum Tod verändert? der ich glaube, dass sie mein Auftrag hier auf Erden ist. Ganz „Ja, ganz klar. Meine größte Angst waren die Schmerzen. Jetzt wichtig ist: Ich missioniere niemanden. Der Glaube gibt mir weiß ich, dass ich nichts zu befürchten habe. Die Palliativ Halt und hilft, der Arbeit gerecht zu werden.“ medizin kann viel tun und ist ganz wertvoll.“ Wie wahrt man emotionale Balance? Wie stirbt man in Würde? „Viele habe ich liebgewonnen und Nähe zugelassen. Wenn eine „Indem der Mensch mit all seinen Bedürfnissen wahrgenommen Begleitung zu schwer ist, gehe ich in die Natur und gebe die wird und man ihm Zuwendung schenkt. Als Hospizbegleiter ha- Schwere dort ab. Oder ich reiche sie an Gott weiter. Das klappt ben wir diese Zeit und das Herz dafür. Wir schenken das Größte, ganz gut. Bei der Beerdigung kann ich abschließen. Wichtig ist, das es gibt: Liebe und Geborgenheit.“ dass man danach wieder frei ist.“ Was machen Sie, wenn Sie sich nicht im Hospizverein Was erwarten die Menschen von Ihnen? engagieren? „Das ist oft abhängig von dem, was sie sich wünschen, was ihr „Ich lese gerne, löse Kreuzworträtsel oder höre Musik. Und ich Leben für sie noch lebens- und liebenswert machen könnte. Wenn habe zwei Enkel: Arthur (3) und Oskar (6).“ es zum Beispiel Streit gab und sich jemand aussöhnen möchte, kann ich helfen.“ Was wünschen Sie sich für den eigenen Tod? „Dass ich mich von allen, die mir wichtig sind, verabschieden Wer ist für Hospizarbeit geeignet? kann. Und dass dann ein Engel an meinem Bett steht, meine „Viele werden durch einen eigenen Verlust mit dem Thema kon- Hand greift und mich mitnimmt. Dann sehe ich alle wieder.“ frontiert und interessieren sich plötzlich dafür. Da rate ich, erst einmal Zeit vergehen zu lassen. Die Seele ist in Aufruhr und muss sich regenerieren. Ob es tatsächlich das Richtige ist, merkt man in der Ausbildung.“ 12 17 | August 2020 HOSPIZette
Interview Monika Meier ehemalige Arzthelferin, Fürth, Alter: 77 Jahre, seit 14 Jahren Hospizbegleiterin Frau Meier, warum Hospizbegeleitung? Lehrt Ihr Ehrenamt Sie etwas? „Weil ich nach dem Krebstod meines Sohnes etwas tun wollte. „Die Hospizarbeit hat mich stark gemacht, und das Helfen ist zu Sein Sterben ist mir sehr nahe gegangen. Es war so! ein Leiden.“ einer Aufgabe geworden, die ich liebe. Mir graut schon vor dem Tag, an dem ich das mal nicht mehr machen kann.“ Was ist Ihr Antrieb? „Ich habe ein unheimliches Helfersyndrom, ich brauche diese Was ist das Schwerste, was ist schön? Aufgabe. Sie ist genau die Richtige für mich und gibt mir sehr „Für mich ist da nichts Schweres. Hospiz ist für mich etwas viel. Es kommt aus dem tiefsten Innern. Dankbarkeit und gute Schönes, Beruhigendes und es sind Freundschaften durch diese Gespräche sind ebenfalls ein Antrieb oder wenn jemand sagt: Aufgabe entstanden.“ Ich freue mich, dass Sie da sind. Man muss mit dem Herzen dabei sein.“ Hat sich Ihre Einstellung zum Tod verändert? „Die Hospizarbeit hat mir geholfen, meine Angst vor dem Tod zu Wie wahrt man emotionale Balance? überwinden. Beim Gedanken daran bekomme ich keine Gänse- „Einige habe ich richtig gerne gehabt. Aber ich kann loslassen. haut mehr.“ Das ist ganz wichtig.“ Wie stirbt man „in Würde“? Erinnern Sie sich an etwas Besonderes? „Da ist ein Ausdruck in den Augen, der zeigt diese Würde, ge- „Die an ALS (Red.: Amyotrophe Lateralsklerose) erkrankte Frau, nauso wie Zufriedenheit. Wenn man sich abgefunden hat und die sich nur über den Computer verständigt hat. Ich habe ihre akzeptiert, dass man gehen muss, kann man in Würde sterben.“ Intelligenz bewundert, sie war für mich besonders. Ihre Beerdi- gung war es auch, bunt und fröhlich. Als ich an dem Tag wieder Was machen Sie, wenn Sie sich nicht im nach Hause bin, hatte ich das Gefühl, ich wäre auf einer Hoch- Hospizverein engagieren? zeit gewesen – nicht auf einer Beerdigung. Oder die Dame mit „Viel lesen, am liebsten in meinem Lieblingscafé. Dazu ein Glas Glatze, die mir zum Haarewaschen ein spezielles Shampoo emp- Prosecco. Danach fühle ich mich wieder frei und gut.“ fahl. Solche Erinnerungen gibt es unglaublich viele.“ Was wünschen Sie sich für den eigenen Tod? Was erwarten die Menschen von Ihnen? „Dass ich daheim sterben kann. Ich bin viel allein und werde „Ihnen ist klar, dass ich sie nicht heilen kann. Viele wollen aber allein sterben. Vielleicht könnte auch eine Freundin da sein. wissen, wie es wohl sein wird, wenn man tot ist. Ich sage dann, Das wäre ein Traum. Im Altenheim möchte ich aber nicht ster- dass wir das alle nicht wissen, aber uns etwas Schönes vorstellen ben. Dort würde ich mich allein fühlen. In der Nähe meines könnten. Das hilft.“ Bettes habe ich Fotos von lieben Verstorbenen. Mit denen sterbe ich dann. Ich täte sagen: Jetzt komme ich zu euch.“ Wie sieht Ihre Trauerarbeit aus? „Ich spreche mit dem Verstorbenen und sage ihm: Machen sie es gut, wir sehen uns wieder. Es ist wie der Abschied von einem Verwandten, der mir nahestand. Manchmal muss ich auch wei- nen. Und bei mir brennt den ganzen Tag eine Kerze. Das ist mir wichtig. Manchmal besuche ich die Gräber und stelle ein Licht hin.“ 17 | August 2020 HOSPIZette 13
Interview Anneliese Studtrucker ehemalige Krankenschwester, Zirndorf, Alter: 64 Jahre, seit fünf Jahren Hospizbegleiterin Frau Studtrucker, warum Hospizbegeleitung? „Wenn man wie ich 16 Jahre lang im Krankenhaus gearbei- Wie sieht Trauerarbeit eines Hospizbegleiters aus? tet und miterlebt hat, dass für Sterbende keine Zeit und kein „Ist der Patient gestorben, bleibe ich noch bei ihm und öffne das Zimmer da waren, lässt einen das nicht mehr los. Oft sind Be- Fenster, damit seine Seele gehen kann. Ich verabschiede mich und troffene im Verbandszimmer oder Bad gestorben. Dieses Erlebte wünsche ihm ewigen Frieden. Zugleich bin ich dankbar, für ihn und das Thema »Sterben« haben mich umgetrieben und als ich dagewesen zu sein. Ehrlich gesagt ist es sowohl für den Begleiter ein Ehrenamt mit Sinn gesucht habe, war die Hospizarbeit die als auch für denjenigen, der begleitet wird, oft eine Erleichte- logische Konsequenz.“ rung. Eine Frau sagte mal "hoffentlich ist es bald vorbei". So denke auch ich – ohne mich dabei schlecht fühlen zu müssen - Was ist Ihr Antrieb? dass es für beide eine Erlösung ist.“ „Das sind die Dankbarkeit und die Bestätigung dafür, dass meine Arbeit wichtig ist. Auch möchte ich meinen Beitrag dazu Lehrt Ihr Ehrenamt Sie etwas? „Ja, sicher! Vorher dachte leisten, dass der Tod nicht verdrängt und Sterbende sowie ihre ich, die Betroffenen liegen sterbend und stöhnend im Bett. Jetzt Angehörigen nicht allein gelassen werden.“ weiß ich, dass sie durch gute palliative Versorgung am Leben teil- haben können und wollen. Auch ist der Tod präsenter. Er ist ein Welches sind Ihre Stärken? Teil des Lebens und trifft jeden. Das kann ich nicht verhindern. „Mein Einfühlungsvermögen ist stark und ich kann gut kommu- Aber ich kann den Tagen mehr Leben, Freude und Zufrieden- nizieren. So gelingt es mir relativ leicht, Kontakt zum Sterben- heit geben. Ja, ich bin zufriedener und weiß, Gesundheit ist den aufzunehmen und Wünsche zu erfüllen. Ich versuche mich nicht selbstverständlich.“ in seine Lage zu versetzen und überlege, wie ich selbst behandelt werden möchte.“ Was ist das Schwerste, was ist schön? „Das Schwerste ist das Kennenlernen. Weil ich nicht weiß, was Was sind Ihre Aufgaben? auf mich zukommt und jeder Mensch anders ist. Schön ist, wenn „Dem Sterbenden in seinem Leid zur Seite zu stehen, Schmerz zu der Kranke fragt, ob ich morgen wiederkomme. Das bestätigt erkennen und lindern zu helfen, soweit es möglich ist. Auf Sorgen mir: Alles war gut.“ und Wünsche eingehen und sie zu erfüllen versuchen.“ Hat sich Ihre Einstellung zum Tod verändert? Was erwarten die Menschen von Ihnen? „Ich hatte schon immer eine normale Einstellung zum Tod, weil „Dass ich einfach nur da bin, Zeit habe, zuhöre. Ich habe das ich in einer Familie aufgewachsen bin, in der wir Kinder beim Gefühl, Betroffene möchten einfach über ihr Leben erzählen. Sie Sterben dabei waren und den Betroffenen bis zum Schluss zu- wollen wissen, was noch auf sie zukommt oder was wohl passiert, hause gepflegt haben.“ wenn man tot ist. Einige besprechen Dinge, die sie mit Angehö- rigen nicht besprechen wollen.“ Was machen Sie, wenn Sie sich nicht im Hospizverein engagieren? Wie wahrt man seine emotionale Balance? „Zeit mit meiner Familie verbringen und im Garten abschalten, „Ich muss mich emotional abgrenzen, sonst lässt sich dieses mich mit Freunden treffen, mich mit Bellicon, Zumba und Yoga Ehrenamt nicht ausüben. Eine längere Begleitung wächst mir fit halten und in meine VHS-Englischgruppe gehen. Im Winter sicher ans Herz, sollte mich aber nicht zu sehr vereinnahmen. zum Skifahren, im Sommer zum Wandern.“ Das gelingt nicht immer. Sollte ich zu stark belastet sein, suche und bekomme ich Hilfe über unser Hospizbüro. Nach intensiven Begleitungen nehme ich meist eine ehrenamtliche Auszeit. Oft hilft aber schon, bei Musik abzuschalten oder sich mit Freunden zu treffen.“ 14 17 | August 2020 HOSPIZette
DANKESWORTE DES VORSTANDS Wir stehend stolz in der Reihe unserer Vorstandskollegen und – kolleginnen, die den Hospizverein in den vergangenen 30 Jahren aufgebaut haben, ihm Struktur und die Grundlage für wirt- schaftliches Arbeiten gaben, neue hospizliche Versorgungsfelder eröffneten und den Mut hatten, als Alleingesellschafter das Palliativ-Care Team zu gründen. Mehrere Alleinstellungsmerkmale waren geschaffen worden: • die ehrenamtliche Begleitung ab dem Bekanntwerden der Diagnose, • das Ausliefern von Pflegebetten und Zubehör an Hospizpatienten und • die Etablierung und der Betrieb der Hospizapartements allein zu Lasten des Hospizvereins. Bis zu neun Angestellten wurden beschäftigt. Die Qualität der Hospizarbeit war stets ein sehr wichtiges Kriterium gewesen bei der Ausbildung der Ehrenamtlichen und der Fort- und Weiterbildung der Koordinatorinnen. Mit derzeit rund 120 einsatzbereiten Ehrenamtlichen und zwei Koordinatorinnen leistet der Hospizverein um- fassende Sorgearbeit in unserer Region. Es bestehen 17 Kooperationsverträge mit Altenpflegeein- richtungen und einer mit dem Klinikum Fürth. Wir sagen Danke allen Menschen, die den Hospizverein Fürth unterstützen, fördern und mittragen. Den beinahe 800 Mitgliedern, den Mäzenen, Spendern und den engagierten Ehrenamtlichen zollen wir unseren höchsten Respekt. Dr. Roland Hanke Kerstin Mederer-Gößwein André Hermany Eberhard Reitter Esko Fritz Es ist wichtiger zu wissen, was für ein Mensch eine Krankheit hat, als zu wissen, was für eine Krankheit ein Mensch hat. Hippokrates von Kos, 460 – 370 v.Chr. 17 | August 2020 HOSPIZette 15
Ausbildungskonzept für ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen und -begleiter Angelika Hecht D er Hospizverein gründet sich auf der Ehrenamtlich- pizliche Begleitungen zur Verfügung zu stehen. Die Verein- keit von Beratung und Begleitung Schwerstkranker barung kann und darf verlängert werden. und Sterbender. Die den Hospizverein Fürth und dessen hospizliche Haltung repräsentierenden Ehrenamtli- Interessierte wenden sich an das Hospizbüro (Tel. 0911 - chen werden durch eine Ausbildung zu diesem Dienst quali- 979 05 460), die Koordinatorinnen werden sich durch ein fiziert, die sehr eng an das bayerische Ausbildungscurriculum ausführliches und persönliches Gespräch den Fragen und angelehnt ist. Jedes Jahr werden zwei Kurse für bis zu 14 In- Wünschen annehmen. teressierte angeboten. Der erfolgreiche Abschluss wird durch ein Zertifikat bestätigt, das bundesweit anerkannt ist. Referent*innen sind neben dem Pflegepädagogen Diakon Markus Hecke, Karin Büttner, Stephanie Götz, Heike Gut- Durch eine Vereinbarung verpflichten sich die Ehrenamt- win, Dr. Roland Hanke, Ute Jungkunz, Claudia Olbrisch, lichen, für zwei Jahre wöchentlich zwei Stunden für hos Wolfgang Reblinsky, Claudia Reimer und Dr. Martin Weiß. THEMA INHALT UE Einführung, die Rechte Sterbender, Trauersituation, Motivation Ehrenamt und Grundkurs Begleiter, Kommunikation, Sterbephasen, Wille des Sterbenden, Krisen und 20 Emotionen Rechtliche Situation der Hospizbegleitung und der professionellen Versorgung, Hospiz- und Palliativgesetz 2 Chancen, neue Sorgekultur, Herausforderungen in der Zukunft Patientenverfügung Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht, Testament 3 Basale Stimulation als pädagogisches Konzept, um Bewegungs-, Wahrnehmungs- Basale Stimulation 3 oder Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern, Theorie und praktische Übungen Symptomlasten Körperliche, psychische, soziale und existentielle Belastungen 3 Würdezentrierte Begleitung Sinn- und Wertfindung als Lebensbilanz, Ethische Prinzipien 3 Sterben unter Medikation, Sterben lassen, aktive Sterbehilfe, assistierter Suizid, Formen der Sterbehilfe 3 Tötung auf Verlangen Alternative Behandlungsformen Aromatherapie, Akupressur, Mundpflege 3 Multikulturelle Begegnungen Sterben und Abschied in anderen Kulturen und Konfessionen 3 Qualitäten des Begleitens Wichtige und hilfreiche Haltungen in Hospizbegleitungen 3 Alte Rituale neu entdecken, in die Moderne übersetzen und Einübung von Rituale am Sterbebett 7 Ritualen am Sterbebett Besuch und Schulung im Bestattungsbüro, Wissenswertes zur Leichenschau und Bestattungswesen 4 der Todesbescheinigung Beantragung von Sozialleistungen Anträge bei Behörden, Sozialleistungen, Rente, Pflegegrade 2 Rückschau auf Grundkurs, Umgang mit „schwierigen“ Angehörigen, Trauermedi- Abschlusskurs tation, Kinästhetik, praktische Übungen, Umgang mit Leid und Trauer, besinn- 20 licher Abschluss Praktikum Palliativstation, ambulanter Pflegedienste, Altenpflegeheim, Bestatter 20 16 17 | August 2020 HOSPIZette
Zeitintensive Betreuung im Pflegeheim (ZiB) Gefördert von der Paula-Kubitschek-Vogel-Stiftung Angelika Hecht A m Lebensende entsteht oft ein erhöhter Betreuungs- • Koordination von Hilfe und Unterstützung: bedarf den inzwischen zahlreiche Menschen im Pfle- Wir koordinieren die an der Versorgung Beteiligten. geheim erleben. Doch der Stellenschlüssel im Heim reicht dafür in der Regel nicht aus. Wie funktioniert die ZiB? Jedes Seniorenheim wählt 1 – 2 Pflegefachkräfte als „ZiB- Kräfte“ aus. Sie werden zusätzlich zu ihrer Anstellung im Würdevolle Betreuung von Menschen am Le- Pflegeheim beim Hospizverein angestellt. Für 20 Std. p. M. bensende braucht Zeit! widmen sich die Pflegekräfte ausschließlich den Bedürfnissen Deshalb entstand die Idee der „Zeitintensiven Betreuung im von schwerstkranken Menschen und ihren Angehörigen. Das Pflegeheim“. Schon 2015 konnte der Anna Hospizverein im Pflegeheim stellt seine Fachkräfte für weitere 10 Std. frei. So Landkreis Mühldorf in ausgewählten Pflegeheimen zeigen, stehen jedem Pflegeheim 30 – 60 Stunden mehr Zeit für die dass sich die würdevolle Betreuung von Menschen am Le- Betreuung am Lebensende zur Verfügung. bensende durch die Bereitstellung eines flexiblen Zeitkontin- gentes deutlich verbessern lässt. „Die ZiB Kräfte“ sind durch Weiterbildungen für die Arbeit mit schwerstkranken und sterbenden Menschen besonders Das Modellprojekt wurde mit dem Förderpreis der Deut- qualifiziert. schen Gesellschaft für Palliativmedizin ausgezeichnet. Eine Idee zieht Kreise – wir in der Region Fürth machen mit! Ziele des Projekts Nun kommt die Idee der „Zeitintensiven Betreuung im Pfle- • Verbesserung der Versorgung von schwerstkranken, geheim“ auch in unsere Region. Während der Covid-19-Pan- sterbenden Menschen im Pflegeheim demie unterstützen und koordinieren wir mit der Teilnahme • Vernetzung der teilnehmenden Pflegeeinrichtungen am Projekt „Krisen-ZiB“ das Seniorenpflegehaus Sonnen mit weiteren Versorgungsstrukturen bogen in Oberasbach. • Vermeidung von unnötigen Krankenhauseinweisungen • Wertschätzung des Engagements der Pflegekräfte Mit der Pflegefachkraft Martina Mauder konnte eine Mitstreiterin gefunden So hilft „Zeitintensive Betreuung im Pflegeheim“ werden. Sie arbeitet mit dem Hos- Grundpflege pizverein als lokalem Projekt- Durch die Pflegeversicherung wird nur eine begrenzte Menge träger Hand in Hand und freut Pflegezeit bezahlt. Wir sind da, wenn würdevolle Pflege mehr sich auf ihre Aufgabe, ungestört Zeit benötigt. und ohne Zeitdruck den Be- • Nahrungsaufnahme: Wenn Menschen täglich schwächer dürfnissen der ihr anvertrauten werden, erfordert die Nahrungsaufnahme viel Zeit. Wir alten Menschen nachkommen nehmen uns diese Zeit. zu dürfen. • Patientenverfügung: Wir beraten zur gesundheitlichen Versorgungsplanung. Das „Krisen ZiB“ unterstützt während • Gespräche mit Patienten: Menschen in der letzten der Corona-Pandemie stationäre Pflegeeinrichtungen mit Lebensphase brauchen einen kompetenten Gesprächspart- einer niedrigschwelligen Version bis 31.12.2020. ner, um belastende Fragen zu klären und sich nicht alleine zu fühlen. Der Hospizverein wird von der Paula-Vogel-Kubitschek- • Angehörige- und Familiengespräche: Menschen im Stiftung für die Einstellung von bis zu vier Pflegekräften (ge- Umfeld von Schwerkranken und Sterbenden haben einen ringfügige Beschäftigung) bis Ende des Jahres gefördert. hohen Informationsbedarf. Gemeinsame Gespräche können helfen, die schwere Zeit zu bewältigen. Es besteht in unserer Region Fürth noch die Möglichkeit • Persönliche Wünsche: Wir unterstützen dabei, letzte für 3 weitere Heime, „ZiB-Kräfte“ einzusetzen. Interes- Wünsche zu erfüllen. sierte melden sich bitte in unserem Hospizbüro. • Sitzwachen: Wir bleiben bei Bedarf für mehrere Quelle: Paula Kubitschek-Vogel-Stiftung | www.pkv-stiftung.de Stunden oder eine ganze Nacht am Bett, um Beschwerden individuell zu lindern und Sicherheit zu geben. 17 | August 2020 HOSPIZette 17
Hospiz-und PalliativVersorgungsNetzwerk Region Fürth HPVN Angelika Hecht D ort sterben dürfen, wo man sich zuhause fühlt. Im Februar 2016 wurde als drittes bayerisches Hospiz- und Niemand soll durch Schmerzen gepeinigt oder gar PalliativVersorgungsNetzwerk das HPVN Region Fürth in vereinsamt aus dem Leben scheiden müssen. Not- Arbeit gesetzt. Kooperationspartner sind bis heute der Hos- wendig dazu ist eine nachhaltige und dauerhafte Vernetzung pizverein Fürth, das Palliativ-Care Team Fürth, die Stadt der Mitgestalter am Lebensende vor Ort. Sie ist Vorausset- und der Landkreis Fürth. In der Steuerungsgruppe wer- zung für die weitere Entwicklung und Stärkung bestehender den sie vertreten durch ihre Vorsitzenden, Geschäftsfüh- Strukturen, eine Qualitätsentwicklung durch Fort- und Wei- rer, der Seniorenbeauftragten und der Sachgebietsleiterin terbildungen der Pflegenden und medizinisch Versorgenden, für das Sozialwesen. Hinzu kommt das Klinikum Fürth als das Ausbauen des Leistungsspektrums hospizlicher und pal- weiteres Mitglied. liativer Versorgung und die Sensibilisierung der Bevölkerung für hospizliche und palliative Themen. Die erste Moderatorin Dr. Gisela Schiller identifizierte einen Großteil der Netzwerkpartner und brachte sie miteinander in Auf Initiative des damaligen Geschäftsführers des Bayerischen Kontakt. Ihre Nachfolgerinnen Sandra Vetter und seit Mai Hospiz- und Palliativverbandes Dr. Rösch legte das Bayeri- 2019 Angelika Hecht setzten die Netzwerkarbeit fort und sche Staatsministerium für Gesundheit und Pflege im Jahr setzten die Partner durch gemeinsame neue Projekte in Arbeit. 2015 ein Förderprogramm auf, das die vorhandenen Hospiz- Diese werden kurz- und mittelfristig für die Region nachhal- und Palliativstrukturen erfassen, miteinander ins Gespräch tige Arbeitsstrukturen schaffen helfen, die den Bürgern der bringen und stärken helfen soll. In jeweils mindestens zwei Region bei der Suche nach Unterstützung der Versorgung am politischen Gebietskörperschaften konnten hierzu Modera- Lebensende und zur wirtschaftlichen Absicherung des letzten tionskräfte in Arbeit gesetzt werden. Unbedingt eingebun- Lebensabschnitts helfen werden. den hatten zu sein die politischen Vertreter der Gemeinden, Landkreise und Städte. Derzeitige Projekte sind: • Die Umsetzung der „Charta zur Betreuung schwerst Als gemeinsames Ziel wurde festgelegt: kranker und sterbender Menschen in Deutschland“ • Der Aufbau von gebietsübergreifenden Strukturen der auf allen Ebenen der medizinischen, pflegenden, ver allgemeinen und spezialisierten Versorgung im ambulan- waltenden- und politischen Strukturen. ten und stationären Bereich der Regionen. • Die Etablierung eines Pflegekompetenzzentrums als • Die gebietsübergreifende Fort- und Weiterbildung niederschwellige Anlaufstelle für die Beratung zu allen für Ärzte, Pflegende, Palliativ-Care Kräfte Fragen der Versorgung von schwerstkranken Bürgern und Hospizehrenamtliche und deren Unterstützung am Lebensende. • Die gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit. • Der Ausbau von Informationsangeboten, z. B. der „Letz- • Eine nachhaltige gebietsübergreifende Vernetzung ten-Hilfe Kurse“, von öffentlichen Workshops und aller Kooperationspartner. zur Sensibilisierung und Befähigung der Bevölkerung • Die Etablierung eines nachhaltigen hospizlich-palliativen zur Begleitung von Menschen am Lebensende. Leistungsangebotes in den Altenpflegeeinrichtungen der Region. • Das Bekenntnis der Kooperationspartner zur „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland“ und • eine verbesserte Versorgung der Bevölkerung am Lebensende. 18 17 | August 2020 HOSPIZette
Margitta Schmidt 25 Jahre – herzlichen Dank und alles Gute 25 Jahre war sie das Gesicht, die kreative Gestalterin der ehrenamtlichen Arbeit und die erste Ansprechpartnerin für den Hospizverein in der nika Neumann als Palliativ-Care Fachkräfte zusätzlich einzu- stellen. Vier weitere Minijobs kamen noch hinzu. Großes Engagement verwendete sie auch bei der Organisation Region Fürth. Im April 2020 ist sie nun in den Un-Ruhe und Ausgestaltung der Hospizbasare, für deren mitgestalten- stand gegangen und kann mit großem Stolz auf ein Lebens- den Bastelgruppen aus Ehrenamtlichen sie die motivierende werk blicken. Ansprechpartnerin war. Besonders am Herzen lagen ihr seit 2006 die Gedenkfeiern für die unter hospizlicher Begleitung Die Hospizarbeit, wie wir sie heute in unserer Region wahr- Verstorbenen. Deren aufwändige Vorbereitung widmete sie nehmen, gründet sich auf ihrem Einsatz. sich leidenschaftlich und mit aller Kraft. Frau Schmidt wurde in Münchberg zur Krankenpflegerin aus- Ihr besonderes Augenmerk galt ab 2006 der Entwicklung der gebildet. Sie war zwischen 1975 und 2007 am Klinikum Fürth Hospizapartments am Helene-Schultheiß-Alten- und Pfle- in der internistischen Abteilung angestellt. Dazwischen arbei- geheim der AWO des Landkreises Fürth in Zirndorf. Aus tete sie von 1981 bis 1992 im Gustav-Adolf-Altenpflegeheim den anfänglich bei der Eröffnung gewidmeten zwei, wurden Zirndorf und von 1994 bis 1997 als Stationsleitung am Boni- bald vier Hospizapartements, an denen bis zu sechs vom fatius Altenpflegeheim (später Curanum Rosenstraße) Fürth. Hospizverein vergütete Angestellte die stationäre Hospiz- versorgung leisteten. Seit 1995 ist sie Mitglied im Hospizverein Fürth und hat dessen ehrenamtliche Arbeit maßgeblich geprägt. Sie war Dort sorgte sie sowohl für die Einrichtung und die Belegung beim Hospizverein seit 2005 zuerst als 400-Euro-Kraft, spä- der Zimmer, wie auch für die finanzielle Grundlage zur Er- ter im Rahmen einer Freistellung des Klinikums angestellt. möglichung mancher Versorgungen, die sich die Begleiteten Seit 2007 arbeitete sie hauptberuflich für den Verein. Parallel selbst nicht hatten leisten können. Margitta Schmidt verwen- hierzu hatte sie im Jahr 2006 die Weiterbildung zur Palliativ- dete sehr viel Energie auch darauf, dass die Digitalisierung der Care Pflegefachkraft und die Befähigungskurse für die Koor- Büroarbeit umgesetzt werden konnte. dinatorinnen- und Führungsaufgaben abgeschlossen. Diese, von den Krankenkassenverbänden geforderten Qualifikatio- Zwischen 2008 und 2010 schuf sie zusammen mit ihrer Mit- nen für die Förderung nach dem § 39 a SGB V, machten es koordinatorin Angelika Hecht die Grundlage für die Arbeits- möglich, dass die Fürther Hospizarbeit erstmals und seitdem struktur und die Dokumentation des Palliativ-Care Teams regelmäßig aufgrund der nachgewiesenen Qualität spürbar Fürth, für das sie als Palliativ-Care Fachkraft von 2010 bis gefördert wird. 2020 für regelmäßige Bereitschaftsdienste angehörte. Sie baute das erste Büro des Vereins am Klinikum auf und Der Hospizverein Fürth ist heute ein leistungsstarker An- sorgte anfangs alleine für die Erledigung der nun häufiger sprechpartner, kreativer Mitgestalter, Gesellschafter des Palli- werdenden Korrespondenz. Zu ihrem Aufgabenbereich zählte ativ-Care Teams und verlässlicher Dienstleister für die hospiz- die Vorauswahl der interessierten Ehrenamtlichen und deren liche Versorgung von Menschen am Lebensende. Ausbildung und die Koordination der ambulanten Einsätze, sowie die Erstkontakte mit den Hospizgästen. Ihr leidenschaftlicher und engagierter Einsatz, der auch viele neue Versorgungsideen umsetzen half, hat bleibende Struktu- Unter ihrer Koordination wurden die ersten Ausbildungs- ren der Sorgearbeit in der Region Fürth hinterlassen. Diese kurse für die Ehrenamtlichen veranstaltet. Anfangs zögerlich erinnern an sie und dürfen sie auch stolz machen. aufgenommen sind es heute fast 120 einsatzbereite, ehren- amtlich begleitende Mitglieder. Die zunehmende Ausweitung Wir sagen herzlichen Dank für den gemeinsamen Weg und der Arbeitsfelder veranlasste den Vorstand, ab April 2006 wünschen alles erdenklich Gute für die Zukunft! Frau Sabine Ulitschka, ab September 2007 Frau Angelika Hecht, ab 2012 Frau Madelaine Just und ab 2013 Frau Mo- 17 | August 2020 HOSPIZette 19
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