FUTURE LIVING MODERNE LEBENSWELTEN FÜR DAS 21. JAHRHUNDERT - DOWNAGING - ZUKUNFTSINSTITUT
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fUTURe LIvInG Moderne Lebenswelten für das 21. Jahrhundert Downaging Cottage-Trend Connectivity Multigrafie Küche to go High-Touch Simplexity powered by Siemens-Electrogeräte GmbH
Zukunftsinstitut :: Future Living Impressum Herausgeber Siemens-Electrogeräte GmbH Carl-Wery-Str. 34 81739 München Telefon: +49 89 4590-09 Fax: +49 89 4590-2347 www.siemens-home.de Redaktion Zukunftsinstitut GmbH Kaiserstr. 53 60329 Frankfurt am Main Telefon: +49 69 264848-90 Fax: +49 69 264848-920 info@zukunftsinstitut.de www.zukunftsinstitut.de Autoren Cornelia Kelber, Thomas Huber, Christian Rauch Projektleitung Thomas Huber Grafik-Design Ksenia Pogorelova Cover-Foto Flickr, Michael Davis-Burchat, CC BY ND © Siemens-Electrogeräte GmbH, 2013 Alle Rechte vorbehalten.
Inhalt 3 Vorwort 4 Einleitung 8 Speed: Küche to go 18 Simplexity: besser – einfach – besser 28 Connectivity: Der Haushalt als Netzwerk 38 Fazit: Das Zuhause der Zukunft 40 Methodisches Vorgehen
Vorwort Mit den modernen Lebenswelten Der Trendreport zeigt: Der gesell- beschäftigen wir uns stark mit Trends, schaftliche Wandel ist längst in unseren die den Menschen in seinem Alltag be- eigenen vier Wänden angekommen. einflussen. Um besser zu verstehen, wie Megatrends wie Individualisierung, sich unser Wohnumfeld im 21. Jahrhun- demografische Veränderungen und dert verändert, hat die Siemens-Electro- neue Geschlechterrollen prägen geräte GmbH das Zukunftsinstitut zunehmend das Zusammenleben. Mit damit beauftragt herauszufinden, wie den Haushalten, Wohnformen und sich Menschen ihr Zuhause von morgen Lebensmustern verändert sich auch die vorstellen. Siemens möchte die Zukunft Hausarbeit. In modernen Lebenswelten aktiv gestalten und den Menschen kommt es verstärkt darauf an, den innovative Lösungen für den Haushalt Ansprüchen des Alltags mit Schnellig- bieten. Denn moderne Technik spielt keit und Effizienz, aber auch mit Kom- in unserem Leben heute eine so große fort, hoher Qualität und ästhetischem Rolle wie nie zuvor. Welche Bedeutung Gespür zu begegnen. die Technik in Zukunft für den Alltag der Menschen haben wird, welchen Insofern können Hausgerätehersteller Platz sie in ihren Wohnungen und Häu- diesen gesellschaftlichen Wandel sinn- sern einnehmen wird, darüber gehen voll begleiten – mit dem Ziel, die Lebens- die Meinungen auseinander. In einem qualität zu steigern. Mit Innovation und Punkt allerdings sind sich alle einig: Das Weitblick will die Siemens-Electrogeräte Future Home wird „smart“ sein. Aber GmbH nicht nur ein Teil dieser mo- was bedeutet das genau? Wie werden dernen Lebenswelten sein. Wir wollen wir in Zukunft leben? Diesen Fragen sie auch maßgeblich mitgestalten. gehen wir im vorliegenden Trendreport nach. Dabei schauen wir gewisser- maßen hinter die Fassade und be- leuchten drei wesentliche Aspekte, die Einen spannenden Blick in die Zukunft moderne Lebenswelten auszeichnen: wünscht Ihnen Speed – unser Alltag verdichtet sich. Wie können Hausgeräte helfen, einen beschleunigten Lebenswandel zu erleichtern? Simplexity – High-Tech trifft High- Touch. In die Usability moderner Geräte wird künftig mindestens so viel Forschungsarbeit fließen wie in die Technik selbst. Connectivity – die Zukunft ist vernetzt. Vernetzung geht jedoch weit über die Digitalisierung hinaus, sie findet nicht Roland Hagenbucher nur auf technischer, sondern vor allem Geschäftsführer auf sozialer Ebene statt. Siemens-Electrogeräte GmbH 3
Zukunftsinstitut :: Future Living These 1 Die Menschen werden immer älter, aber auch später alt. Die Best Ager werden auch als Konsumenten immer interessanter. Die Macht der Megatrends gesellschaftsprägendes neues Altersver- ständnis: Ältere Menschen haben ein Megatrends muss man nicht „voraus- grundsätzlich neues Lebensgefühl und sagen“, denn sie sind schon da. Sie sind empfinden sich um Jahre jünger und vi- die Tiefenströmungen des Wandels. Als taler als vergleichbare Vorgenerationen. Entwicklungskonstanten der globalen Kein Wunder, vergleicht man den Gesellschaft umfassen sie Jahrzehnte, Gesundheitszustand: 60- bis 69-Jährige wirken in jedem einzelnen Menschen sind heute gesünder als 50- bis 59-Jäh- und umfassen alle Ebenen der Gesell- rige vor einem Jahrzehnt. Noch nie war schaft: Wirtschaft und Politik ebenso daher die Lücke zwischen tatsächlichem wie Wissenschaft, Technik und Kultur. und gefühltem Alter so groß. Beinah die Wenn wir sie richtig verstehen, können Hälfte der Älteren fühlt sich jünger, als sie helfen, Zukunft nicht nur zu erah- sie ist. Über dieses „Downaging“ lösen nen, sondern zu gestalten. sich die traditionellen Rollenbilder der früheren „Senioren“. Die Katastrophe bleibt aus Das Thema Alterung bestimmt in zunehmender Dringlichkeit die Diskus- Die Lebenserwartung steigt auf der sionen rund um Rentensysteme, Pflege ganzen Welt. Wir nennen das den und Lebensarbeitszeiten. Allein in Megatrend Silver Society. Wir alle Deutschland gibt es Dutzende von Kom- werden aber nicht nur älter, sondern missionen, Programmen und öffentlich altern auch anders – wir werden viel geförderten Initiativen. Der Fokus hat später alt. Statt sich in den Ruhestand sich dabei in den vergangenen Jahren zu begeben, nehmen ältere Menschen deutlich verschoben. Ging es zunächst heute selbstverständlich über weiteres darum, eine „Katastrophe“ für beste- Erwerbsleben, Ehrenamt oder ein Uni- hende Systeme abzuwenden, etwa versitätsstudium am Gesellschaftsleben durch Erweiterung der Rente um den teil. Je älter man wird, desto jünger „demographischen Faktor“, wird mitt- fühlt man sich. Diese auf den ersten lerweile klar, dass sich vor allem unser Blick paradoxe Aussage beschreibt ein „Bild vom Alter“ ändern wird. „Alt-Sein“ 4
Einleitung an einen kalendarischen Moment zu Produkte und Leistungen für ältere koppeln wird immer weniger sinnvoll. Menschen eröffnen große Wachstums- Gleich ob Arbeitsumfeld, Gesunder- chancen. haltung, Lebens- oder Konsumstil der Älteren – die Gesellschaft steht vor der Aufgabe, Vielfalt und Unterschiedlich- Die Pflicht zur Selbstverwirklichung keit als kulturellen Normalzustand zu verinnerlichen. Auch das Alter wird Ausbildung, Arbeit, Heirat, Kinder, künftig zum Einzelfall. Ruhestand, Tod? Die neuen Biografien kennen nicht mehr nur einen Weg. Diese Individualität bedeutet höheren Sie verlaufen entlang neuer Brüche, Aufwand, doch die Zukunftspotenziale über Umwege und Neuanfänge. Sie sind enorm. Das gegenwärtige Bild vom sind zu „Multigrafien“ geworden. Und Alter als einer Zeit, in der man sich in einer Gesellschaft, die uns immer ausschließlich „ausruht“ und „erholt“, mehr individuelle Freiheiten gibt, uns ist historisch begründet, inhaltlich aber aber auch immer stärker unter Ent- nicht mehr sinnvoll. Ältere Menschen scheidungsdruck setzt, verändern sich sind heute wohlhabender und gebil- Werte – und mit ihnen die Wirtschaft, deter als noch vor wenigen Jahrzehnten in der sich eine Do-It-Yourself-Kultur – und wissen um ihre hohe Lebenser- und Nischenmärkte etablieren. Diese wartung. Die besten Jahre haben die Entwicklung ist auf der ganzen Welt zu meisten älteren Menschen noch vor beobachten. Sie ist so grundlegend, dass sich. Deshalb sprechen wir auch von wir davon ausgehen, dass sie noch viele den „Best Agern“. Jahre anhalten wird. Individualisierung ist ein Megatrend. Ein enormer Wir leben in einer Gesellschaft, die der Nachfrageschub kommt Schweizer Soziologe Peter Gross als „Multioptionsgesellschaft“ bezeichnet. Mitglieder der heutigen Generation 50 In jeder Lebensphase stehen uns heute plus sind konsumgewohnt, technolo- so viele Türen offen wie nie zuvor. Das gisch beschlagen und kaufkräftig. Das bedeutet aber auch, dass so viele Ent- unterscheidet sie wesentlich von frü- scheidungen wie nie zuvor getroffen heren Generationen. Ältere Menschen werden müssen. Wie wir leben, welchen sind die einzige wachsende Konsumen- Beruf wir ergreifen – all das muss heute tengruppe in den entwickelten Ländern. jeder für sich selber entscheiden. Früher These 2 Die Suche nach individueller Entfaltung wird wichtiger als allgemeinverbindliche Normen. Die „Multigrafie“ tritt an die Stelle des Standard-Lebenslaufs. 5
Zukunftsinstitut :: Future Living dominierten Zwänge: Als Sohn eines beruflich wie privat gehen möchte. Metzgers wurde man ebenfalls Metzger. Dann beginnt – in der Regel mit Ende 20 Heute ist die Freiheit der einzige Zwang. – die „Rush Hour des Lebens“. Sie endet Die Möglichkeit zur Selbstverwirkli- mit Beginn der Fünfziger, wenn die chung ist zugleich Verpflichtung zur Kinder aus dem Haus sind, gefolgt vom Selbstverwirklichung. „Zweiten Aufbruch“: Menschen um die 50 starten oft beruflich oder privat noch einmal neu durch. Von der Biografie zur Multigrafie Bis in die 1970er-Jahre lebten die Individualisierung meisten Menschen gemäß einer drei- führt zu neuen Wohnmodellen teiligen „Normal-Biografie“: Kindheit und Jugend (als Ausbildungszeit), Lebensabschnittsgefährten anstelle Berufstätigkeit und Familienzeit (als lebenslanger Partnerschaft, Patchwork- Reproduktionsphase) sowie Ruhestand. Familien, Zweit- oder Dritthochzeiten Ein linearer, stufenmäßiger Ablauf. Die sind schon lange kein Tabu mehr. neue Lebensphase begann, wenn die Immer mehr Menschen lösen ihre andere abgeschlossen war. Die Rollen- Ehen und versuchen, mit neuen Part- verteilung innerhalb der Familie war nern sich wandelnden persönlichen klar, der Mann „verdiente die Brötchen“, Lebensvorstellungen gerecht zu die Frau kümmerte sich um Kinder und werden. Patchwork-Familien werden Heim. „zusammengeflickt“. Diese vorgegebenen Lebensmodelle Auf Lebenszeit sind diese Bindungen sind passé: An die Stelle der „Biografie“ selten, so dass man inzwischen von rückt die „Multigrafie“. Zwischen Phasenfamilien spricht. Individualisie- Jugend- und Erwachsenenphase schiebt rung und multigrafische Lebensmodelle sich die Postadoleszenz, eine Zeit des führen zu mehr Wechsel auch in den Ausprobierens und der Selbstfindung, Haushalten – und werden als entschei- in der man sich über die ungefähre dender Faktor zu einer Neuformierung Richtung bewusst wird, in die man des Wohnens der Zukunft beitragen. These 3 Die Emanzipation der Frauen verändert die Rollenverteilung in den Familien. Damit werden Männer als Zielgruppe für Hausgeräte wichtiger. 6
Einleitung Haushalt ist heute anders Freunden oder Online-Tutorials. Wenn mit Anfang 30 die Zeit gekommen ist, Was wir den Megatrend „Female Shift“ mit dem Partner eine gemeinsame nennen, betrifft Männer wie Frauen Wohnung zu beziehen, haben Frauen gleichermaßen. Die Auflösung traditio- und Männer längst eigene Vorstel- neller Geschlechterrollen von Männern lungen und Empfindlichkeiten, was die und Frauen bringt massive Umbrüche Haushaltsführung angeht. und große Chancen mit sich. Frauen streben verstärkt nach Unabhängig- keit, Mobilität und Berufstätigkeit, Frauen im Job, Männer bei der Deko während Männer Familienzeit einfor- dern. Neue Männer und Frauen finden Viele Frauen finden inzwischen selbst- ihre Lebensbalance in beruflicher verständlich Selbstverwirklichung Verwirklichung und in Beziehungs- im Beruf. Gut ausgebildete Frauen und Familienmodellen abseits der alten stellen für Unternehmen und Volks- Vater-Mutter-Kind-Konstellation. wirtschaften ein enormes Kapital dar, dessen Wert im Zuge des Aufstiegs der In Deutschland finden sich inzwischen Kreativ-Ökonomie noch wachsen wird. über 40 Prozent Einpersonenhaushalte. Das sind aber keineswegs nur Sin- Für Männer bedeutet das, dass sie gles. „Living apart together“ wird für bei der Arbeit für die Familie mehr immer mehr Paare zur Devise, die zwar anpacken müssen. Markus Theunert, zusammen sind – aber in getrennten ehemaliger Männerbeauftragter des Wohnungen leben, oft auch beruflich Schweizer Kantons Zürich, bringt das bedingt. Laut einer IfD-Analyse lebt Dilemma auf den Punkt: „90 Prozent der jedes achte bis neunte Paar in Deutsch- Männer im Kanton St. Gallen äußern land getrennt, vor allem junge Paare den Wunsch, Teilzeit zu arbeiten, auch (43 Prozent der 16- bis 29-Jährigen).1 um mehr für die Familie da zu sein. Aber Geheiratet wird immer später, wenn nur 13,4 Prozent tun es. Es gibt einen überhaupt: Laut Statistischem Bun- enormen Graben zwischen Wunsch und desamt lag im Jahr 1970 der Anteil Wirklichkeit.“2 verheirateter Frauen unter 30 Jahren noch bei 43 Prozent, heute sind es nur Egal ob im Beruf oder im Privatleben, noch 11 Prozent. Seit 1990 ist der Anteil zunehmend müssen sich Männer an um zwei Drittel gesunken. „soften“, ehemals „weiblichen“ Kriterien messen lassen, um ihre Attraktivität Direkt vom Haushalt der Eltern ins unter Beweis zu stellen. Nach einer eheliche Heim zu ziehen ist für junge repräsentativen Umfrage der Messe Menschen zur Ausnahme geworden. Frankfurt steigt die Attraktivität von Die meisten leben während der Post- Männern signifikant an, wenn sie beim adoleszenz allein oder in einer Wohn- Einrichten einen „guten Geschmack“ gemeinschaft – und entwickeln in zeigen.3 dieser Zeit einen eigenen Stil der Woh- nungseinrichtung und Haushaltsfüh- rung. Wie schneide ich eine Zwiebel? 1 Institut für Demoskopie Allensbach: Partnerschaft 2012. Wie entferne ich die Kalkflecken vom Zwischen Herz und Verstand. 2012 Wasserhahn? Was Frauen früher am 2 Interview in: brand eins, 9/2012, S. 95 mütterlichen Herd lernten und Männer gar nicht, lernen beide Geschlechter 3 Zukunftsinstitut/Messe Frankfurt: Management Report jetzt „by doing“. Von Mitbewohnern, Female Shift. 2013 7
Zukunftsinstitut :: Future Living These 4 Künftiges Zeitmanagement in modernen Lebens- welten verbindet Flexibilität und Entschleunigung. Megatrend Mobilität Antriebsformen, sondern auch um Nachhaltigkeit, neue Energie-Infra- Die weltweite Entwicklung ist offen- strukturen, vernetzte Städte, mobiles sichtlich: mehr Verkehr, mehr Güter, Arbeiten und smarte Haushalte. Fest mehr Austausch, mehr Daten, mehr steht: Unser modernen Lebenswelten Jobmobilität. Die 24/7-Nonstop-Kultur fußen auch künftig auf individuali- des Internetzeitalters und des Mobile sierter, freier und globaler Mobilität. Commerce sprengt zudem die her- Doch in den nächsten Jahren werden kömmlichen Dimensionen von Zeit und wir erleben, wie sich die Grundkoor- Raum. Was vor uns liegt, ist der Beginn dinaten des mobilen Lebensstils neu eines neuen, multimobilen Zeitalters. ausrichten. Mobilität verändert immer mehr Bereiche unseres Alltags und Wenn heute von der Zukunft der unserer Jobrealität. Mobilität die Rede ist, geht es nicht länger nur um räumliche Fortbewe- Über diese Dynamik betrifft Mobilität gung, Verkehrsmittel und postfossile nicht mehr nur Automobilhersteller, Verkehrsbetriebe, Logistiker und Verkehrsplaner, sondern nahezu alle Branchen und Märkte. Ob globale Ver- netzung, Elektromobilität oder mobiles Internet – rund um den Konsum von Mobilität entstehen völlig neue Wachs- tumsmärkte, Innovationsfelder und Nachfrageimpulse. Der schwierigste Tag im Leben: Alltag Alltag findet für immer mehr Menschen künftig im Dazwischen statt. Beim täglichen Ortswechsel zwischen Woh- nung, Arbeitsplatz und „Third Places“ wie Shopping Malls, Parkanlagen oder Verkehrsknotenpunkten; über Urlaubs- und Geschäftsreisen bis hin zum jobbe- dingten Umzug. Wer so viel unterwegs ist, hat keine Zeit, sich stundenlang mit 10
Speed: Küche to go der sachgemäßen Reinigung seiner Fein- Lebensmittelallergiker sein werden) wäsche zu beschäftigen. Bei genauerem erfordern strenge Organisation. Hinsehen stellt sich allerdings die Frage, Das eigentliche Problem sind die ob dabei wirklich die fehlende Zeit das Entscheidungen, die vorab getroffen, die Problem ist oder nicht eher die fehlende Pläne, die gemacht werden müssen. Sie Planbarkeit des Lebens insgesamt. sind der wirkliche Stressfaktor heutiger Hausarbeit. Wer also unterstützen will, muss an der Planung ansetzen. Wir leben zunehmend in einer Ad-hoc- Gesellschaft. Der Megatrend Mobilität macht aus sesshaften Bürgern gewisser- Warten als Beschleunigungsansatz maßen wieder nomadische Jäger und Sammler. Sesshafte können im Gegen- Der mobile Lebensstil der Zukunft satz zu Nomaden langwierige, komplexe zwischen Wohnung, Arbeitsplatz und Prozesse durchführen, die einen pla- „dritten Orten“ wird durch die Erhöhung nerischen, schritthaften Projektablauf der Wegezahlen und Anschlüsse zu- erfordern. nehmend „Restzeiten“ mit sich bringen: Wartezeiten an der Straßenbahnhalte- Das moderne Leben hat jedoch kaum stelle, an der Supermarktkasse, im Stau noch Entsprechungen zur Langwie- oder in der Arztpraxis. Sie werden zur rigkeit und Komplexität von Aussaat unvermeidbaren Begleiterscheinung und Ernte, Aufzucht und Schlachtung des multimobilen Lebensstils. Seit der – alles muss schnell gehen und passiert rasanten Verbreitung von Smartphones gleichzeitig. In vielerlei Hinsicht ein wird nun ein neues Verhalten gelernt, Problem des modernen Nomaden: Denn um diese kleinen Zeitinseln zu nutzen: das Versiegeln eines neuen Parkettbo- SMS schreiben, eine Runde Sudoku dens oder ein mehrgängiges Menü für spielen oder einen interessanten eine Gruppe von Gästen (unter denen Zeitungsartikel endlich durchlesen. natürlich auch Vegetarier, Veganer und Über das Smartphone lassen sich 11
Zukunftsinstitut :: Future Living der 16- bis 24-Jährigen ist die Anzahl der Kurznachrichten-Schreiber mit 39 Pro- zent fast doppelt so hoch. Ähnlich sieht es bei den Games aus, mit denen sich 36 Prozent der 25- bis 34-Jährigen die Zeit vertreiben würden. Nur 10 Prozent der über 55-Jährigen würden ihre Zeit mit dem Tippen von SMS verbringen. Restzeit wird Planungszeit Gerade für die lästige Planung, das „Dran-denken“ in der Organisation der Hausarbeit, sind die Restzeit-Inseln prä- destiniert: Über Smartphone-Apps kann die Einkaufsliste ergänzt (30 Prozent) oder können Pläne geschmiedet werden (47 Prozent). Mit dem Internet der Dinge werden jedoch noch viele Aufgaben mehr auf diese Zeit-Inseln verbannt unvermeidliche Restzeiten des mobilen werden, indem per Smartphone die Zeitgenossen wieder sinnvoll nutzen. Markise ausgefahren und die Heizung ausgeschaltet wird. In unserer Umfrage haben wir gefragt, wie die Menschen mit solchen Restzeiten Für den, der sich die Zeit ohnehin umgehen. Was tun, wenn in der Woh- mit SMS-Schreiben vertreibt, ist die nung unerwartet 15 Minuten mehr Zeit Hemmschwelle gering, auch dem zur Verfügung stehen? Auf Platz eins Zimmerpflanzen-Bewässerungssystem landet die Antwort: „Im Internet surfen“ bei dieser Gelegenheit eine Nachricht mit durchschnittlich 62 Prozent, gefolgt zu schicken. Das Internet der Dinge, vom Nichtstun mit 58 Prozent. Auch das mobile Haushaltsführung möglich Musikhören steht hoch im Kurs mit macht, setzt so auf das bereits gelernte 56 Prozent, kurz vor dem Konsum von Verhalten der Digital Natives. Genussmitteln (55 Prozent). Arbeiten im Haushalt landet eher im Mittelfeld mit Der Verdacht drängt sich auf, dass 42 bzw. 40 Prozent („Aufräumen“). Doch gerade an der Hausarbeit so viel Zeit immerhin: Fast die Hälfte der Deutschen gespart wird, nicht nur weil sie bis- kümmert sich um den Haushalt, wenn weilen komplex, sondern vor allem, unerwartet eine Viertelstunde Zeit zur weil sie unangenehm ist. Sie ist zumeist Verfügung steht. Instandhaltungsarbeit, bei der ein Zustand („das Bad ist sauber“) wieder- Bei den „digitalen“ Tätigkeiten, die als hergestellt werden muss, im schmerzli- Zeitvertreib für geschenkte 15 Minuten chen Bewusstsein, dass dies nicht lange in Frage kommen, lohnt sich ein Blick halten wird. auf die Altersgruppen. Mit 21 bzw. 20 Prozent liegen die typischen Smart- Das spiegelt sich in den Umfragen. phone-Tätigkeiten „SMS schreiben“ und Instandhaltungsarbeiten landen ganz „Spiele spielen“ im Durchschnitt zwar oben auf der Flop-Liste besonders ganz hinten, doch in der Altersgruppe lästiger Tätigkeiten im Haushalt. 12
Speed: Küche to go EFFIZIENZ DES ALLTAGS: SINNVOLLE VERWENDUNG VON RESTZEITEN Was Menschen gewöhnlich tun, wenn sie zu Hause unerwartet 15 Minuten Zeit übrig haben 62% Im Internet surfen 58% Ausruhen/entspannen, indem ich einmal nichts tue 56% Radio/Musik hören 55% Essen/Genuss (Kaffee trinken, Zigarette rauchen...) 47% Nachdenken/Pläne schmieden 44% Sich mit jemandem unterhalten 44% Lesen 42% Um Dinge im Haushalt kümmern, zu denen ich sonst nicht komme 40% Aufräumen 35% 33% Telefonieren 30% Einkaufsliste/To-Do-Liste schreiben Gesamt 21% 16–24 Jahre SMS schreiben 25–34 Jahre 35–44 Jahre 20% 44–54 Jahre Spiele spielen 55+ Jahre 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% Quelle: Zukunftsinstitut 13
Zukunftsinstitut :: Future Living LUST VERSUS LAST Welche Tätigkeiten im Haushalt Spaß machen und welche als besonders lästig empfunden werden macht mir Spaß weder noch mache ich nicht ist besonders lästig Blumengießen/ Wäsche Handarbeiten Kochen Einkaufen Gärtnern waschen (Nähen etc.) 66% 59% 53% 33% 24% 7% 12% 9% 14% 14% Wäsche Spülmaschine Betten Geschirr spülen trocknen Staubsaugen ein-/ausräumen beziehen (mit der Hand) 24% 23% 23% 19% 18% 14% 27% 16% 28% 32% Müll Bad Fenster wegbringen Bügeln putzen putzen Fegen 16% 16% 16% 16% 16% 28% 36% 38% 42% 24% Fußböden Kühlschrank Toilette Teppich Backofen wischen saubermachen putzen reinigen reinigen 11% 9% 8% 5% 14% 36% 43% 45% 36% 59% Quelle: Zukunftsinstitut 14
Speed: Küche to go „Backofen reinigen“ (59 Prozent), „Toi- bedeuten, endlich mal ganz in Ruhe das lette putzen“ (45 Prozent) und „Kühl- tolle Muffin-Rezept auszuprobieren, schrank saubermachen“ (43 Prozent) das man im Internet entdeckt hat: Auch sind die meistgehassten Hausarbeiten diesen Akzent werden moderne Lebens- der Deutschen, dicht gefolgt vom Fens- welten spiegeln. terputzen (42 Prozent). Diese Art von Hausarbeit ist unkreativ. Sie „erschafft“ nichts, sondern stellt nur den Normal- Verlangsamen im Cottage zustand wieder her. Das macht sie zu einer unbefriedigenden, als sinnlos Wir sprechen vom „Cottage-Trend“ als empfundenen Art von Arbeit. Gegentrend zu einer beschleunigten, digitalisierten, urbanen Lebenswelt. Das Cottage wird zum Sinnbild eines neuen Hausarbeit wird Sinnarbeit Luxusverständnisses, das nicht mehr in tollen Autos, Designerklamotten Die nachwachsenden Generationen der oder Hochsee-Yachten besteht, sondern kommenden Hochbildungsgesellschaft darin, einfach Zeit zu haben. Zeit für werden aus anspruchsvollen Menschen sich, die Gesundheit, die Familie, für bestehen, die von ihrer Arbeit zuneh- kreative Arbeit, die sich nicht finanziell mend Sinnhaftigkeit und persönliche lohnen muss. Befriedigung erwarten. Erwerbsarbeit wie Hausarbeit werden in Zukunft dem Kreative Hausarbeit wird so zum Paradigma der kreativen Wirtschaft un- Statussymbol. Denn nicht den ganzen terworfen. Der Sisyphus-Charakter von Tag am Computer zu arbeiten, sondern Hausarbeit steht dieser subjektiven Er- Gemüse selbst zu erzeugen und Mar- füllung im Weg. Die Unvermeidlichkeit melade einzukochen muss man sich dessen werden gerade junge Menschen zeitlich erst mal leisten können. Dass in Zukunft immer weniger akzeptieren gerade diese „häuslichen“ Tätigkeiten und versuchen, ihr auszuweichen oder zur primären Sehnsucht junger, erfolg- Lösungen neuer Form in Anspruch zu reicher Menschen werden, liegt auch nehmen. daran, dass sie ein Gegengewicht zur Dass Hausarbeit zum Stressfaktor wird, weil sie einerseits für den mobilen Lebensstil zu komplex, den Hoch- qualifizierten der Wissensökonomie andererseits zu sinnfrei ist, ist aber nur ein Aspekt der Zukunft der Haus- arbeit. Momentan ist nämlich auch ein typischer Gegentrend zu beobachten: Hausarbeit wird nicht nur be-, sondern auch entschleunigt. Dass „Hausarbeit“ und „Zeit für sich“ stark in Konkurrenz zueinander treten in der Zeit, die nicht mit Erwerbsarbeit oder sozialen Kontakten verbracht wird, suggeriert, dass sie einander überlappen können. Und tatsächlich kann „sich Zeit für sich“ zu nehmen in Zukunft auch 15
Zukunftsinstitut :: Future Living digitalisierten Arbeit und dem urbani- Küche schlägt sierten Leben bieten. Es ist jedoch nicht Auto schlägt Smartphone die Abkehr vom Internet, die diesen Trend vorantreibt, sondern das Internet Der Trend zur kreativen Hausarbeit selbst. zeichnet sich auch klar in den Umfrage- Ergebnissen ab: Zwei Drittel der Be- Geschickte Köche, Bäcker, Handarbeiter fragten gaben an, dass ihnen Kochen und Gärtner können ihre selbstgeba- Spaß macht. 59 Prozent gehen gern ein- ckenen Kuchen und selbstgestrickten kaufen, und 53 Prozent lieben es, Zeit im Mützen fotografieren und auf eigens Garten zu verbringen. Damit belegen die dafür angelegte soziale Netzwerke drei kreativsten Tätigkeiten im Haushalt hochladen – und massenhaft „Likes“ klar die ersten Plätze. und „Repins“ einfahren. Hausarbeit kann also auch glücklich ma- So verliert Hausarbeit im Zuge des chen, besonders wenn sie entschleunigt Megatrends Konnektivität das Stigma und als Ritual zelebriert wird. In den einer Tätigkeit ohne Gegenleistung. Sie modernen Lebenswelten einer zeit- wird sichtbar, ja ästhetisch überhöht knappen Gesellschaft wird sie auf diese und rituell zelebriert. Besonders die Ar- paradoxe Weise mehr und mehr zum beiten, die keine reinen „Maintenance“- Luxus. So erklärt sich auch die Tatsache, Arbeiten sind (wie z.B. Putzen), sondern dass die schöne Küche ein schickes Auto kreativ, erscheinen in Zukunft sinnvoll bereits klar als Wunsch und Status- und erfüllend – und treten aus dem symbol ablöst: Hausarbeit wird vor- Schatten ins Licht der Öffentlichkeit. zeigbar. Doppelt so viele Befragte geben KÜCHE ALS STATUSSYMBOL Was Menschen wichtiger ist: eine tolle Küche, ein tolles Auto, eine tolle Hi-Fi-/Videoanlage oder das neueste Smartphone/Tablet Was ist Ihnen wichtiger? 29% ein tolles Auto 57% eine tolle Küche 8% eine tolle Hi-Fi-/ Videoanlage 7% das neueste Smartphone/ Tablet Quelle: Zukunftsinstitut 16
Speed: Küche to go an, dass ihnen eine tolle Küche wichtig ist (57 Prozent), verglichen mit jenen, These 5 die ein tolles Auto bevorzugen würden (29 Prozent). Küchen haben aber auch mehr Sex-Appeal als die neuen Konsum- Technologie entkoppelt Fetische Smartphone und Tablet (7 Pro- zent). Durch das Sichtbar-Werden Hausarbeit von der von Hausarbeit im Internet wird sie zunehmend idealisiert und ästhetisch physischen Anwesenheit in überhöht. Für zeitknappe Urbanisten kann sie zum Ritual, zum Luxus, ja zur der Wohnung. Wellness-Erfahrung werden. Diese Inszenierung von Hausarbeit liefert eine Steilvorlage für Hausgeräte, die solche Aspekte aufgreifen und thematisieren. Reduktion und Mobilisierung vieler Dezentralisiertes Wohnen Haushaltstätigkeiten denkbar. Outsour- cing ist als Cloud-Computing längst in Die Soziologie kategorisiert unsere unserer digitalen Welt angekommen. Lebensräume in erste, zweite und dritte Dieselben Mechanismen übertragen Orte, also das Zuhause, den Arbeitsplatz sich zunehmend auf das „reale“ Leben. und Räume der Begegnung als dritte Parallel sind zwei Phänomene zu Orte. Das können öffentliche Räume beobachten. Immer mehr Funktionen sein, wie der Stadtraum, aber auch des Alltags werden „outgesourct“. Meist halböffentliche Orte wie Bahnhöfe, Bil- mit dem Ziel, flexibel zu bleiben und nur dungseinrichtungen und Freizeiträume. das Notwendigste im privaten Bereich Auch Geschäfte und Gastronomie zu belassen. zählen dazu. Was man nicht permanent braucht, Die mobile Gesellschaft durchbricht wird nach Bedarf „dazugebucht“. hier zunehmend althergebrachte Statt eines eigenen Büros nutzt man Muster. Wohnen findet immer öfter Co-Working. Statt ein Auto zu kaufen, auch außerhalb der „vier Wände“ statt. beteiligen sich die Verbraucher am Privatsphäre und Büroraum wird Car-Sharing. Was aber tun mit per- zunehmend beides in einem. Die neuen sönlichem Hab und Gut? Haushalte Technologien erlauben es, immer online sammeln reichlich Dinge an, die man im zu sein und am Küchentisch ebenso Moment vielleicht nicht benötigt, von zu arbeiten wie am Flughafen oder im denen man sich aber nicht trennen will. Park. Damit ist die Kategorisierung in Self-Storage ist die Cloud-Lösung für erste, zweite und dritte Orte nicht mehr Wohnutensilien – eine Box für die per- eindeutig. sönlichen Dinge für den Fall der Fälle. Die Verwirklichung der Lebensstile Auch Hausgeräte könnten auf lange verlangt eine Umprogrammierung der Sicht in die Me-Cloud, also das persön- Räume – und ihrer Nutzungsangebote. liche Outsourcing-Universum wandern. Der Haushalt beginnt sich vom physi- Im digitalisierten, urbanen, mobilen schen Ort weg zu etablieren, denn in Lebensstil der Zukunft ist alltägliche modernen Lebenswelten ist eben auch Hausarbeit etwas, das dezentral und eine neue Mischung aus Outsourcing, flexibel erledigt werden kann. 17
SIMpLeXITY BESSER – EINFACH – BESSER
Zukunftsinstitut :: Future Living These 6 Der Wert der Technik misst sich an ihrem Beitrag zur Lebensqualität. Einfach ist der neue Mainstream Benutzern kommunizieren. Dass der Mensch im Mittelpunkt steht, wenn es In der Befragung zum Thema Haus- um Technik geht, ist ein Allgemeinplatz. geräte war das Bedürfnis nach Über- Das Problem ist nur: Dieser Mensch sichtlichkeit und Einfachheit ein klares ist nicht so einfach auf einen Nenner Ergebnis. Jeweils über 80 Prozent demographischer Merkmale zu bringen Zustimmung erzielten die Aussagen: wie früher. In Zukunft wird Hausarbeit, „Für mich ist es wichtig, dass Hausge- also die Bedienung von Hausgeräten, räte möglichst schnell, reibungslos und sich weiter ausdifferenzieren. Nicht flexibel funktionieren“ (87 Prozent), mehr nur Hausfrauen zwischen 30 und „Wenn es um Hausgeräte geht, möchte 50 Jahren bedienen diese Geräte, son- ich bei der Bedienung den Überblick dern auch Männer aller Altersgruppen, behalten“ (ebenfalls 87 Prozent), „Bei sehr junge und sehr alte Menschen, Hausgeräten möchte ich keine Überra- Alleinlebende, Alleinerziehende, WG- schungen erleben“ (86 Prozent) und „Bei Mitbewohner, Menschen mit „Behinde- Hausgeräten ist mir vor allem wichtig, rung“, Menschen mit anderem kultu- dass das Ergebnis stimmt“ (85 Prozent). rellen Hintergrund. Die Verbraucher wollen wissen, woran sie sind: Hausgeräte sollen zuverlässig Die Megatrends Individualisierung, sein und klar und deutlich mit ihren Female Shift und Silver Society führen dazu, dass das Design der Hausgeräte in modernen Lebenswelten universeller gedacht werden muss. Insofern ist der Wunsch nach „Simplexity“, also der einfachen Bedienbarkeit technisch komplexer Geräte, nicht als ein Zeichen von Überforderung oder gar Technik- feindlichkeit zu deuten. Es ist vielmehr das Design-Credo einer Zukunft, in der erfolgreiche Produkte nicht mehr nur einer Zielgruppe, sondern allen Men- schen entgegenkommen. Die Benut- zerfreundlichkeit der Oberflächen und Schnittstellen muss die Kompliziertheit der Technik im Inneren der Maschine weit übertreffen. High-Tech trifft in Zukunft auf High-Touch. 20
Simplexity: besser – einfach – besser FLEXIBILITÄT, USABILITY UND EFFIZIENZ Einstellungen zum Thema Hausgeräte Für mich ist wichtig, dass Hausgeräte möglichst schnell, 87% Wenn es um Hausgeräte geht, möchte ich 87% bei der Bedienung den Überblick behalten Bei Hausgeräten möchte ich keine 86% Überraschungen erleben Bei Hausgeräten ist mir vor allem wichtig, 85% dass das Ergebnis stimmt (z.B. saubere Wäsche) Wenn es um Hausgeräte geht, 79% möchte ich genau wissen, wie sie funktionieren Bei Hausgeräten achte ich 72% Bei Hausgeräten möchte ich gern 70% alle Programme und Optionen kennen Ich bin aufgeschlossen für Neuerungen, 61% wenn es um Hausgeräte geht Bei Hausgeräten achte ich besonders 59% auf intuitive Bedienbarkeit Bei Hausgeräten wünsche ich mir 55% Feedback-Funktionen (z.B. Hinweis zum Filterwechsel) Ich wünsche mir schnellere Programme mit verkürzten 50% Laufzeiten, die mir mehr Zeit für andere Dinge schaffen Ich wünsche mir intelligente, „mitdenkende“ Geräte, 40% die mir Entscheidungen abnehmen Die Ausstattung meiner Wohnung/meines Hauses ist mir 34% sehr wichtig, dafür bin auch bereit viel Geld auszugeben Bei der Anschaffung von Hausgeräten orientiere ich 31% mich gern am Stil bekannter Marken Ich kaufe mir lieber preiswertere Hausgeräte, 20% die ich nach einiger Zeit austausche Bei Hausgeräten achte ich besonders 19% auf exklusives Design Ich würde Hausgeräte gern von unterwegs 16% z.B. per Smartphone bedienen können Wenn es um Hausgeräte geht, möchte ich 13% intelligente Maschinen, die sprechen können Quelle: Zukunftsinstitut 21
Zukunftsinstitut :: Future Living Speziell ältere Menschen stellen sehr Zuhause leben. Ambient Assisted Living hohe Ansprüche an die Bedienerfreund- (AAL) lautet der Ansatz, von elektro- lichkeit von Hausgeräten: Die Aussagen, nischen Produkten bis zu Dienstleis- die in der Befragung ganz oben stehen, tungen ein selbstbestimmtes Leben im erzielen bei den über 55-Jährigen jeweils Alter situationsabhängig und unauf- über 90 Prozent Zustimmung. Es ist das dringlich zu unterstützen. Design, das ihnen entgegenkommen muss, reibungslose Funktion und das Barrierefreiheit wird zur zentralen Ausbleiben von Überraschungen ist Forderung: Produkte müssen nicht Aufgabe der Technik. Beides – High- mehr einfach nur funktionieren, sie Tech und High-Touch – muss Hand in müssen „smart“ sein. Dabei geht es Hand gehen, um das Erwartungsprofil weniger um eine Alters- und Handicap- der Kunden in Zukunft zu treffen. Perspektive, sondern um altersspezifi- Perfekte Bedienbarkeit von Hausge- sche Gestaltung – „Universal Design“. räten wird so zum Ermöglicher eines Gemeint ist eine intuitive Bedienbarkeit selbstbestimmten, autarken Lebens im für alle Altersgruppen. Für Ageless- und eigenen Haushalt, was regelmäßig ganz Universal-Design-Konzepte lauten oben steht bei den Wünschen älterer daher die Anforderungen: Alltagspro- Menschen. dukte und Wohnungseinrichtungen so verändern, dass flexible und intuitive Nutzung mit hoher Fehlertoleranz und Barrierefrei für alle Altersgruppen geringem Demütigungsfaktor möglich wird. Barrierefreiheit und Ästhetik Der demographische Wandel macht bleiben nicht länger Gegensätze. Denn ältere Menschen zu einer wachsenden letztlich profitieren alle Generationen Kosumentengruppe. 62 Prozent davon von Maßnahmen zur Barrierefreiheit: wollen auch im hohen Alter im eigenen Die richtige Breite von Durchgängen, 22
Simplexity: besser – einfach – besser These 7 In modernen Lebenswelten muss die Maschine zum Menschen kommen, nicht umgekehrt. leicht bedienbare Fenster und Türen, müssen das Bügeln also leichter stufenlose, stolperfreie Wege, rutsch- machen, wenn das Plätten im Privat- hemmende Oberflächen, sichere Griffe haushalt überhaupt noch eine Zukunft im Sanitär- und Treppenbereich, haben soll. höhenverstellbare Betten, angepasste Arbeitshöhen und Beleuchtung – all das Geräte müssen smart werden, damit kommt in Zukunft zum Beispiel einem das Bügeln wieder Spaß macht. Denn familienfreundlichen und damit auch Ähnliches zeigt sich auch bei Heim- Mehrgenerationen-Wohnen zugute. textilien: Ein Fünftel der Befragten würde nicht auf die Idee kommen, selbst einen Teppich zu reinigen. Hier Outsourcing als kommt das professionelle Outsourcing Wachstumsmarkt im Haushalt von Hausarbeit ins Spiel. Teppichreini- gung, Hemdenbügeln: Solche Aufgaben Was Vereinfachung bedeutet, kann überlassen die Verbraucher immer öfter aber auch andere, nicht-technologische Profis. Daran zu denken, die Sachen zur Aspekte beinhalten. Handarbeiten wie Reinigung zu bringen und wieder abzu- Stricken, Nähen oder Flicken von Klei- holen, kann ihnen allerdings niemand dung wären vor 50 Jahren aus keinem abnehmen – noch. Haushalt wegzudenken gewesen – heute führen nur noch 60 Prozent überhaupt noch Handarbeiten aus, wie die Befragung zeigt. In einer „Wegwerf- gesellschaft“ nimmt das nicht wunder: Sehr viele Dinge werden nicht repariert, wenn sie kaputtgehen, sondern wegge- worfen. Im Zuge des Megatrends Neo- Ökologie wachsen zwar Gegentrends zu dieser Konsumphilosophie, für die meisten Verbraucher gilt aber noch immer das Ex-und-hopp-Prinzip. Ein anderer Vereinfachungsweg zeigt sich am Thema Bügeln. 20 Prozent der Befragten gaben an: „Mache ich nicht“. Nur durch laxere Kleidungsvorschriften lässt sich dieser hohe Wert von Nicht- büglern nicht erklären. Bügeleisen 23
Zukunftsinstitut :: Future Living Ist „Smart“ gleich Technologie? vor allem ihre Fähigkeit zur Wahrneh- mung. Maschinen, die gleichsam blind Technologie ist zweifellos einer der und taub sind, können ihren Benutzern wichtigsten Hebel der Vereinfachung. weder das Nachdenken noch das Dran- Sie durchdringt unser Leben. Schon Denken, noch das Treffen von Entschei- heute lagern wir unzählige Entschei- dungen abnehmen. Beispiel Vollflächen- dungen an Programme aus, an Apps induktion: Ein Herd, der nicht „erkennt“, und Internet-Dienste. Die Auswahl wo auf der Induktionsfläche Töpfe eines Buches, der passende Wein zum stehen, wird seinen Benutzer nicht Essen, unser Gesundheitszustand – ja, insofern entlasten können, als er keinen sogar bei der Suche nach dem Lebens- zur Herdplatte passenden Topf mehr partner fragen wir „den Computer“. suchen muss. Sensorik spielt also eine Häuser und Wohnungen werden durch entscheidende Rolle. die Entwicklung der „Smart Buildings“ immer mehr Teil dieser Vernetzung. Viele Technologien haben sich bereits in Bislang trägt das „Smart Home“ aller- die Lebensrealität moderner Gebäude dings eher häufig zur Verkomplizierung integriert. Bauherren wollen vermehrt unseres Lebens bei, da es zu eindimen- in intelligente Technik investieren. sional auf Technologie reduziert wird. Gemäß der repräsentativen forsa- „Smart“ wird künftig aber auch den Umfrage DFH Trendbarometer 2012 Mut beinhalten müssen, nicht überall würden mehr als die Hälfte (51 Prozent) einen Chip zu integrieren. Im Kern des der Befragten, die in Kürze ein Haus smarten Wohnens finden wir eine redu- bauen möchten, zwischen 4.000 und zierte Vernetzung, die dann unterstützt, 8.000 Euro für mehr Sicherheit, Komfort wenn es nötig ist. und eine höhere Energieeffizienz der intelligenten Haustechnik verwenden. Doch was bedeutet „smart“ eigentlich, Kaum ein neues Haus, das nicht ein Bus- und wann ist Unterstützung nötig? Was System integriert hat. Kaum ein Haus- „smarte“ von „dummen“ Geräten unter- techniker, der nicht davon schwärmt, scheidet, ist auf der technischen Ebene alles per Smartphone steuern zu können. Doch über die technische Ebene hinaus wird das Smart Home weitergedacht: Der Bewohner ist zum User avanciert. Die „Usability“ steht damit automatisch im Mittelpunkt, wenn nach der Zukunft des Smart Home gefragt wird. Technologie bringt aber auch Komplexität und Vernetzung ins Haus, die es dann erst wieder zu lösen gilt. In der Zukunft des Wohnens wird es also darum gehen, die Kunst des Vereinfachens durch Technologie auf das „Wohnen“ zu übertragen. Fokus auf Schnittstellen Je mehr sich Menschen im Alltag mit Technik umgeben, je selbstverständli- cher technische Anwendungen in alle 24
Simplexity: besser – einfach – besser SIMPLEXITY: EINFACHE BEDIENBARKEIT INTELLIGENTER GERÄTE Was Menschen helfen würde, besser mit Hausgeräten zurechtzukommen 43% ein unkompliziertes Handbuch/ Bedienungsanleitung 34% besser verständliche Beschriftung am Gerät für mich ist entscheidend, dass sich 22% Alltag integrieren lassen 16% ein Ansprechpartner, der immer erreichbar ist (z.B. Service-Rufnummer) 13% Touchscreen wie beim Smartphone oder Tablet-PC 13% wie beim Computer Gesamt 11% besserer Online-Service 16–24 Jahre 25–34 Jahre 9% 35–44 Jahre zuverlässige Erkennung 44–54 Jahre von Sprachbefehlen 55+ Jahre 6% Erkennung von Handbewegungen und Gesten 32% nichts davon, ich komme gut zurecht 0% 10% 20% 30% 40% 50% Quelle: Zukunftsinstitut Bereiche unseres Lebens vordringen, Anwender gehen in Richtung Kommu- desto wichtiger wird die Gestaltung der nikation: 43 Prozent wünschen sich ein Mensch-Maschine-Schnittstelle. Um- verständliches Handbuch in Hausge- ständliche Betriebsanleitungen, vorgeb- räten und 34 Prozent eine besser ver- lich selbsterklärende Installationspro- ständliche Beschriftung am Gerät. zesse, die nur mithilfe von Fachkräften Das sind die beiden Top-Wünsche zur bewältigt werden können, raffinierte, verbesserten Anwendung von Haus- aber wenig fehlertolerante Hightech- geräten. Künftig werden Hersteller Produkte – vieles zeigt, wie groß der sehr viel mehr Gewicht auf diese Nachholbedarf ist. Die Wünsche der Schnittstelle legen müssen. „Simplicity“ 25
Zukunftsinstitut :: Future Living (zu Deutsch: Schlichtheit, Unkompli- unserer Umfrage geben 4 Prozent der ziertheit) oder genauer: „Simplexity“ über 55-Jährigen an, ihre Hausgeräte zeichnen die exzellente Gebrauchstaug- mit Gesten steuern zu wollen. Bei den lichkeit (Usability) simpler (einfach zu 16- bis 24-Jährigen sind es 10 Prozent. bedienender) und zugleich (z.B. tech- Spracherkennung wollen nur 8 Prozent nisch) komplexer Produkte aus. der Älteren, aber 11 Prozent der Jün- geren. Am deutlichsten ist der Unter- Gerade in Bezug auf Technologien sind schied bei der Touchscreen-Bedienung: allerdings große Unterschiede zwi- Diese wird von 22 Prozent, also fast schen jungen und alten Menschen zu einem Viertel der Jüngeren gewünscht, beobachten; denn die Nutzung neuer jedoch nur von 10 Prozent der Älteren. Gerätetypen ist eine Kulturtechnik, die erst gelernt werden muss. Bei älteren Und doch ist Technologie kein Menschen bedingen sich das fehlende Selbstzweck mehr, wie in den techno- Know-how im Umgang mit neuen euphorischen Zukunftsphantasien Technologien und der seltene Kontakt der 60er-Jahre. Technik wird sich damit oft gegenseitig. Junge Menschen künftig anderen, „wichtigeren“ Dingen dagegen lernen den Umgang auch unterordnen, etwa der Gesundheit. mit ganz neuen Techniken wie etwa Nicht nur für ältere Menschen steht Gesten- und Spracherkennung früh. In die Gesundheit an erster Stelle. Auch HELL UND NATÜRLICH Welche Begriffe am besten zur Vorstellung einer Traum-Küche passen dunkel 6% 94% hell steril 9% 91% natürlich angenehm duftend 14% 86% frische Luft kühl 19% 81% warm luxuriös 19% 81% nachhaltig schlicht 20% 80% gemütlich klein 21% 79% groß sinnlich, ästhetisch 25% 75% praktisch, funktional aktuelles, modernes Design 29% 71% zeitloses, klassisches Design günstig 33% 67% hochwertig altbewährt 37% 63% innovativ analog 39% 61% digital Quelle: Zukunftsinstitut 26
Simplexity: besser – einfach – besser den Jungen ist die Dringlichkeit sehr Home wird ein Ort, an dem Techno- bewusst. Auf die Frage „Welche Dinge logie und Gesundheitsansprüche sind für Sie persönlich besonders fusionieren. wichtig und erstrebenswert?“ antwor- teten 93 Prozent der jungen Leute in Natürlich ist aber nicht nur die Usabi- einer Befragung des Zukunftsinstituts lity, sondern auch die Ästhetik wichtig im Jahr 2011: Gesundheit. für das Design. In unserer Umfrage haben wir deshalb in Stichwort-Gegen- Das Future Home wird auch ein satzpaaren für die Wohnzone Küche Ort sein, an dem Menschen gesund auch nach ästhetischen Kategorien bleiben wollen. Innenräume gestalten gefragt. sich daher mehr und mehr nach den Bedürfnissen der Gesundheit: Oberflä- Das Ergebnis ist in den meisten Fällen chen, die Staub absorbieren oder durch recht eindeutig: Statt einer „dunklen“ das Imitieren der Photosynthese Luft wünschen sich die Befragten eine reinigen können. Beleuchtungskörper, „helle“ Küche (94 Prozent vs. 6 Prozent), die gesundheitsfördernde Stimmungen eine „natürliche“ Anmutung ist ihnen anregen. Technologien, die der kör- lieber als eine „sterile“ (91 Prozent vs. perlichen und geistigen Gesundheit 9 Prozent), und 71 Prozent wünschen der Menschen dienen, werden in den sich ein „zeitloses, klassisches Design“, nächsten Jahren massiv in die Wohn- während nur 29 Prozent „aktuelles, umgebungen einziehen. Das Future modernes Design“ wählen würden. 27
ConneCTIvITY DER HAUSHALT ALS NETZWERK
Thesen 29
Zukunftsinstitut :: Future Living These 8 Die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine wird in modernen Lebenswelten radikal neu designt. Access wird zur Commodity sind am Ende nicht die Geräte, sondern die Interpretation, was ein Haushalt Der Megatrend Konnektivität wird die leisten soll. Im Zentrum einer zukünf- Haushaltsführung massiv verändern. tigen Haushaltsführung wird eine Durch die Individualisierung weichen Organisation stehen, die eher an mo- feste Alltagsroutinen flexiblen, spon- dernes Management erinnert als an ein tanen Arrangements, Zuständigkeiten Zuhause mit gemächlichen Routinen. werden zunehmend unklar. Heute Denn die vielen einzelnen Fäden, die kommen Mann und Frau von der Arbeit Wohnen heute ausmachen, sind hoch- und wissen nicht, was der andere zum komplex zu koordinieren. Abendessen geplant hat. Wohnen funktioniert künftig mehr Diese asynchrone Lebensführung wird wie ein Netzwerk, ein Cluster sich durch mobile Telefonie und Internet wandelnder Bedürfnisse. Kommuni- gefördert und erleichtert. Ausschlag- kationstechnologie macht Wohnraum gebend für die Frage, ob sich „smarte“ damit vom Grundsatz her immer mehr Hausgeräte in Zukunft in diesen Kom- zum Allzweckraum, anstatt räumlich- munikationsprozess einklinken werden, physikalische Nutzungen vorzugeben. Das erfordert eine flexiblere Wohnung, in der ständig etwas anderes, Neues geschehen kann: vom Guerilla-Cooking, zu dem sich Wildfremde über eine In- ternetplattform einladen können, bis zu Swapping-Partys, wo übrig gebliebene Lebensmittel oder gerade nicht mehr benötigte Geräte getauscht werden. Statt als „Rückzugsort“ avanciert die Wohnung zur „Kommunikationszent- rale“. Die „eigenen vier Wände“, früher Inbegriff der Abschottung, werden zum Bestandteil des öffentlichen Lebens ihrer Bewohner. Im Zuhause fusio- nieren die Ansprüche an Gesundheit, vernetzte Technologie und Lebens- planung. Die Zukunft des Wohnens mündet in das Smart Being. 30
Connectivity: Der Haushalt als Netzwerk Über die typische SMS „Soll ich Milch mitbringen?“ hinaus werden künftig ACCESS WIRD ZUR COMMODITY umfangreiche Programmangebote, Anteil der Befragten, die Hausgeräte gern von unterwegs bzw. „Apps“, diese Organisation ma- (z.B. per Smartphone) bedienen würden nagen helfen. Die entscheidende Frage für die Zukunft von Hausgeräten liegt 55+ Jahre 7% dabei allerdings schon im Vorfeld: Sollen und können sich Hausgeräte selbsttätig in diese Kommunikations- 45–54 Jahre 14% prozesse einschalten? Auf die Frage „Soll ich Milch mitbringen?“ könnte 35–44 Jahre 22% auch ein intelligenter Kühlschrank antworten – wenn der Nutzer das will. 25–34 Jahre 27% Laut Allensbacher Computer- und Technik-Analyse 2012 (ACTA) besitzt 16–24 Jahre 29% ein Drittel der Bevölkerung ein Smart- phone, ein weiteres Drittel möchte sich in den nächsten zwei Jahren eins Quelle: Zukunftsinstitut anschaffen. Um mobil ins Internet zu gehen, nutzen bereits 29 Prozent der Bevölkerung ein Smartphone. Dazu kommen massiv wachsende Verkaufs- ihnen und ihren Nachkommen geprägt zahlen von Tablets. Die Gewöhnung sein wird, wird Haustechnik sich in an diese Form der Mobilität wird bald weiten Bereichen selbstständig steuern. die von fließendem Wasser und elektri- Führende Netzwerktechnikunter- schem Strom erreichen, bei denen sich nehmen gehen davon aus, dass bis zum niemand mehr die Frage nach Abhän- Jahr 2020 weltweit rund 50 Milliarden gigkeit oder einer alternativen Lebens- „Dinge“ mit dem Internet verbunden weise stellt. Genauso selbstverständ- sein werden – pro Kopf mehr als sechs. lich werden Leistungen aus dem Netz sein, aus der persönlichen Me-Cloud. Erinnern ja, reden vielleicht Speziell junge Menschen versuchen zunehmend, den unübersichtlich und Das Netzwerk gibt uns zugleich immer chaotisch wirkenden Alltag mithilfe mehr Kontrolle – mit großen Auswir- des Smartphones in den Griff zu kungen auf unsere Identität: Wer per bekommen. Das gilt selbstverständlich Smart Device steuert, kontrolliert auch auch für Hausarbeit: 16 Prozent der über diese Technologie. Das Smart Deutschen geben bereits heute an, dass Home, genauso wie das „Smart Phone“, sie Hausgeräte gern direkt von unter- verändern nicht nur, was wir tun, wegs mit dem Smartphone bedienen sondern auch, wer wir sind. Wie wir zu würden. Bei den 16- bis 24-Jährigen uns und anderen (in Kontakt) stehen. sind es mit 29 Prozent beinah doppelt Dies macht die Technik zu einem so so viele. wichtigen Teil unserer Alltagskultur: Wo ist mein Kind? Wie viel Kilo hab ich Die Zukunftsvision ist klar: Digital abgelegt durch das Walking? Was sagen Natives vertrauen der Technik und sind die Aktienkurse? Hat schon ein mög- eher bereit, Kontrolle an Maschinen licher neuer Lebenspartner auf meine abzugeben. In einer Zukunft, die von Nachricht geantwortet? 31
Zukunftsinstitut :: Future Living Immerhin 40 Prozent der Befragten befriedigend gelöst. Nicht High-Tech, geben an, dass sie sich intelligente, sondern High-Touch wird den Aus- mitdenkende Geräte wünschen, die schlag geben. ihnen Entscheidungen abnehmen – und zwar über alle Altersgruppen hinweg. Feedback-Funktionen, wenn etwa Wachstumsfeld Meta-Services der Filter gewechselt werden muss, wünschen sich 55 Prozent. Spracher- Über die heutigen und noch kom- kennung und Sprachausgabe scheinen menden Smart Devices erzeugen Kon- in der Wahrnehmung der Verbraucher sumenten permanent personalisierte jedoch immer noch weit weg: Trotz Daten. Die ehemaligen „Empfänger“ Apples „Siri“ zählen sie noch nicht zum werden selbst zu „Sendern“. Geolokale gelernten Verhalten. Nur 13 Prozent Informationen werden zu Bewegungs- wollen Hausgeräte, die mit ihnen mustern, Kaufvorgänge zu Ernährungs- sprechen. gewohnheiten. So entsteht eine schnell wachsende digitale Identität, die unsere Das Bedürfnis lässt sich also heute herkömmliche, „reale“ Identität erwei- schon erkennen, die Qualität der tert und ergänzt. In dieser Me-Cloud mit Schnittstelle zwischen Mensch und all ihren Logfiles des individuellen Le- Maschine scheint allerdings noch nicht bens liegen heute noch unvorstellbare HOHER UNTERSTÜTZUNGSBEDARF wenn sie es sich leisten könnten Reinigungshilfe 44% Jemanden, der sich um Hausarbeiten 30% allgemein kümmert Fitnesstrainer (Personal Trainer) 19% Hausmeister/Handwerker 16% Gärtner/in 14% Koch/Köchin 10% Jemanden, der sich jederzeit um die 5% Kinder kümmern kann Sekretär/in 4% Nichts davon 34% Quelle: Zukunftsinstitut 32
Connectivity: Der Haushalt als Netzwerk These 9 Die Single-Gesellschaft ist ein Mythos. Der Haushalt der Zukunft ist sozial vernetzt. Chancen für neue Angebote. Gerade Dieser will – oder muss – sich aus Selbst- rund um den Haushalt. verwirklichungszwängen entfalten. Die Chancen, ihn hierbei aktiv zu erreichen „Was würden Sie tun, wenn Geld keine und ihm Angebote zu machen, die man Rolle spielen würde?“ Diese Frage wirft ihm nicht aufzwingen muss, waren aber ein erhellendes Licht auf die tiefen nie besser als heute. Die Märkte sind ge- Bedürfnisse der Verbraucher. 19 Prozent sättigt mit Produkten und Stand-alone- hätten gern einen Personal Trainer, der Services – sie sind noch völlig offen im ihnen hilft, in Form zu bleiben. Reini- kommenden Feld der Meta-Services. gungshilfe (44 Prozent) und „jemand, der sich um Hausarbeiten allgemein kümmert“ (30 Prozent) lassen diesen Allein, aber nicht einsam jedoch weit hinter sich. Was Kunden wirklich wünschen, ist übergreifende Hält man sich die vernetzten Wir- Unterstützung, ein Meta-Service: kungen von Individualisierung, Silver Unterstützung bei der Bewältigung Society und Female Shift vor Augen, ihrer alltäglichen Management-Aufgabe dann ist klar, wo die größten Chan- „Alltag“. cenfelder liegen. Es sind die sozialen Beziehungen, die heute unter beson- Aus Sicht der Konsumenten ergeben derem Stress stehen. Weil sie sich übergreifende Services perfekten Sinn: drastisch verändern. Ungleichzeitigkeit Kunden beginnen zunehmend, eine dominiert, besonders in Familie und Welt für sich zu erschließen, in der alte Partnerschaft. Gemeinsame Mahlzeiten Genügsamkeiten keine Gültigkeit mehr – das war einmal. 61 Prozent unserer haben. Sie fordern von Herstellern die Umfrageteilnehmer essen regelmäßig gleiche Transparenz über Laufzeiten, allein, nur 39 Prozent häufig in Gesell- Verbräuche, Preisbildung, Folgekosten schaft. Was wie ein gesellschaftlicher und so weiter, die sie in anderen Lebens- Offenbarungseid wirkt, bedeutet als bereichen immer öfter erleben. Umkehrschluss dennoch nicht, dass die Menschen vereinsamen. Das Motto der kommenden Jahre wird daher lauten: Vergessen Sie, in einzelnen Wie wir in unserer Studie „Familien- Produkten oder Services zu denken. märkte“ (2012) auf Basis empirischer Denken Sie in vernetzten Lösungs- Trendforschung zeigen, ist der Begriff Infrastrukturen, die sich dem Leben des der Familie und die damit einherge- Kunden individuell anpassen. hende Wohnsituation einem intensiven 33
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