Erneuerndes Verbinden - PROGRAMM DER PROVINZREGIERUNG 2019 2023 - Provincie Limburg
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Kapitel I Erneuerndes Verbinden 04 KAPITEL II Leitlinien für 2019 - 2023 08 Kapitel III Inhaltliche Kapitel 12 01. Verwaltungserneuerung im verbindenden Stil 13 02. Internationale, europäische und grenzüberschreitende Aspekte 17 03. Verbesserung der Wirtschaftsstruktur 21 04. Sozialagenda 27 3 05. Mobilität, Infrastruktur und Raum 31 Inhalt 06. Energiepolitik 35 07. Sicherheit und Lebensqualität 39 08. Arbeitsmarkt und Bildung 43 09. Landwirtschaft, Natur und Fauna 47 10. Kultur, Erbe und Sport 51 Kapitel IV Finanzielles 54 Finanzielle Spielregeln für die Legislaturperiode 2019 – 2023 60 Kapitel V Verteilung der Ressorts 64
Vor Ihnen liegt das Programm für 2019 - 2023 der ersten und einzigen außerparlamentarischen Provinzregierung der Niederlande mit dem Titel „Erneuerndes Verbinden“. Es geht um eine Verwaltung im neuen Stil, die den gesellschaftlichen Aufgabenstellungen und dem politisch- administrativen Klima unserer Zeit gerecht wird. Eine Verwaltung im neuen Stil, um inhaltliche Brücken zwischen Politik und Gesellschaft in der Provinz Limburg zu schlagen, Verbindungen zwischen Parteien zu schaffen und ausgehend von guten dualen 5 Verhältnissen politische Debatten in der Provinz zu führen. I. Erneuerndes Verbinden Die Provinzregierung
Außerparlamentarische Erneuerndes Verbinden zu zehn Provinzregierung Themen Eine außerparlamentarische Provinzre- Eine außerparlamentarische Regierung gierung ist eine Provinzregierung, bei der basiert nicht auf einer Koalitionsverein- nicht die Parteimitgliedschaft der Kan- barung, sondern auf einem Regierungs- didaten ausschlaggebend ist, sondern programm mit breiter Beteiligung der sowohl die politische Basis als auch die politischen Parteien (z. B. anhand der administrative bzw. inhaltliche Kompe- Wahlprogramme) und der Gesellschaft. tenz und Eignung maßgeblich sind. Eine Das Programm der Provinzregierung Auswahl von Funktionsträgern, die für greift vor allem die großen gesellschaft- das Provinzparlament erkennbar ist und lichen Aufgaben und sozialwirtschaftli- dessen Vertrauen erhält. Das Miteinander chen Chancen in Limburg erläuternd und in der Regierung ist dabei ebenso wichtig richtungweisend auf. Das vorliegende wie das Miteinander mit dem Parlament Programm für die Provinz Limburg bringt und der Gesellschaft Limburgs. Eine Re- Stolz zum Ausdruck, dass man sich für gierung mit Funktionsträgern mit Blick die Interessen Limburgs einsetzen darf. für die Zusammensetzung des Provinz- Es ist ein ehrgeiziges Programm für die parlaments und, wichtiger noch, für die nächsten Jahre zu zehn Themen, mit de- großen gesellschaftlichen Herausforder- nen wir gemeinsam mit unseren zahlrei- ungen in Limburg in den nächsten Jahren. chen Partnern an der Zukunft Limburgs Herausforderungen, über die in den ver- arbeiten: gangenen Monaten ausführlich inhaltlich gesprochen wurde, mit allen Parteien im 01. Verwaltungserneuerung im verbinden- Parlament der Provinz Limburg. Ein Ge- den Stil spräch über Inhalt, politische Leitlinien und immer mit Respekt vor den gegen- 02. Internationale, europäische und seitigen Standpunkten und Grundsätzen. grenzüberschreitende Aspekte Aus den Gesprächen in der Phase der Re- 03. Verbesserung der Wirtschaftsstruktur gierungsbildung ging am 10. Mai 2019 eine Erklärung gemeinsamer Leitlinien 04. Sozialagenda 6 mit breiter Zustimmung hervor. Ausge- 05. Mobilität, Infrastruktur und Raum hend von diesen Leitlinien wurde dann Programm der Provinzregierung 2019 - 2023 06. Energiepolitik – von einer großen Mehrheit des Provinz- parlaments - politisch-administrativer 07. Sicherheit und Lebensqualität Wille und Mut zur Bildung einer außer- 08. Arbeitsmarkt und Bildung parlamentarischen Regierung gezeigt. Es ist eine Verwaltungsform, die es in der 09. Landwirtschaft, Natur und Fauna niederländischen Provinzpolitik bisher 10. Kultur, Erbe und Sport noch nicht gab. Eine Verwaltungsform, die eine Zusammenarbeit ermöglicht, die in politisch-administrativer Hinsicht dem Wahlergebnis, dem abgeschlosse- nen Prozess der Regierungsbildung und den geteilten gemeinsamen Leitlinien gerecht wird.
Jeder ist dazu eingeladen, die Aufgaben- und manchmal auch bewusst vertrauensvoll stellungen in der Provinz Limburg zu die- loslassend. Dies ist unsere Rolle als mittlere sen zehn Themen, mit denen wir Menschen Verwaltungsebene. Dies wird unsere Aufga- mit einem Bedarf unterstützen möchten, benstellung für die nächsten vier Jahre. aktiv aufzugreifen. Es sind zehn Themen, mit denen wir das Wirtschaftswachstum In der inhaltlichen Ausarbeitung wird im und die Bildungsinnovation in der Provinz Provinzparlament nach (wechselnden) weiter fördern möchten. Themen, mit de- Mehrheiten gesucht, da es keine feste Koa- nen wir Menschen in wirtschaftlich sch- lition und Opposition mehr gibt. Die Ab- wierigen Situationen oder Familien in Ar- geordneten sind daher auch nicht mehr im mut unterstützen können, und Themen, Namen einer politischen Partei Mitglied mit denen wir der Einsamkeit begegnen der Provinzregierung. Sie können zwar po- möchten. Im Hinblick darauf ist eine zielo- litischen Parteien angehören, aber auch von rientierte Sozialagenda unbedingt erfor- „außen“ kommen. Die Auswahl der Kandi- derlich, insbesondere in Süd-Limburg, wo daten für die Posten der Provinzminister er- es Rückstandsituationen hinsichtlich einer folgte unter Leitung von Ger Koopmans und (gesunden) Lebenserwartung, (Erwerbs-) Karin Straus, die mit der Provinzregierungs- Beteiligung, Einsamkeit unter Senioren bildung beauftragt waren; dabei haben Par- und Armut gibt. Es sind zehn Themen, teien auch Kandidaten vorgeschlagen. Diese in denen wir alle Kulturäußerungen, den Verwaltungserneuerung möchten wir in der Stolz auf unser Limburger Erbe, die gesell- Praxis gemeinsam mit dem Provinzparla- schaftliche Vielfalt in Limburg und die de- ment weiter gestalten. Dies ist z. B. auch mit mokratische Erneuerung konkret gestalten Arbeitsgruppen aus dem Provinzparlament können, gemeinsam mit den Einwohnern bzw. neuen Formen von Arbeitsbesprechun- der Provinz. Zehn Themen im Sinne der Be- gen möglich. Diese Verwaltungserneuerung strebung, sich für eine zukunftsbeständige möchten wir gemeinsam mit der Gesell- und bezahlbare Energieversorgung, ein schaft Limburgs weiter ausgestalten. Die verbindendes Strom-, Straßen- Bahn- und Förderung einer aktiven Rolle der Bürger, Mobilfunknetz einzusetzen, das nicht an Bürgerbeteiligung und von Arbeitsgemein- unseren Provinzgrenzen endet. Zehn The- schaften von Bürgern sehen wir in unserer men, bei denen wir in Brüssel, Den Haag, Politik als roten Faden. Daher sind diese 7 unseren Nachbarstaaten und den Euregios Themen nicht einem bestimmten Ressort eine Zusammenarbeit suchen, die Interes- zugeordnet, sondern ziehen sich durch alle I. Erneuerndes Verbinden sen der Provinz Limburg vertreten und die Programme. Wir arbeiten als kollegiale Ver- verfügbaren Mittel für Limburg erschließen waltung und sind bereit, kontinuierlich von- möchten. Kurzum, zehn Themen, durch die einander zu lernen, vom Provinzparlament sich „Erneuerndes Verbinden“ wie ein roter und von unseren Partnern in der Gesell- Faden zieht. schaft Limburgs. Dementsprechend ist vor- gesehen, dass wir eine Zwischenbewertung Die Provinz ist eine mittlere Verwal- unseres Verwaltungsstils vornehmen. tungsebene, die kontinuierlich zwischen verschiedenen Ebenen agiert. Sowohl In den vergangenen Monaten erhielten wir zwischen verschiedenen Behörden (Eu- zahlreiche Stellungnahmen aus der Gesell- ropäische Union, Staat, Nachbarstaaten, schaft als Inspiration für das Regierungs- Euregios, Wasserbehörden und Kommu- programm. Sie sind auch auf der Website nen) als auch inmitten der Gesellschaft mit der Provinz veröffentlicht und können dort Partnern, Bürgern, Unternehmen und In- nachgelesen werden. In den nächsten Ka- stitutionen. Die vorstehend beschriebenen piteln sind Anregungen verarbeitet; zudem Aufgabenstellungen kennzeichnen sich werden andere Ideen möglicherweise in die durch eine individuelle Ebene und eigene nähere Ausarbeitung und die noch zu erstel- Kraftfelder. Oft sind jedoch Abwägungen lenden einzelnen Pläne einfließen. Dieses auf regionaler Ebene erforderlich. Partner große Interesse sehen wir zudem als schö- bitten auch um eine regionale Interesse- nen Ausgangspunkt, um miteinander einen nabwägung, klare Rahmen, Entscheidun- Dialog anzuknüpfen und uns gemeinsam für gen und einen klaren Kurs. Die Provinz die Zukunft der Provinz Limburg einzuset- steht dafür, Limburg auf erneuernde und zen. verbindende Weise voranzubringen. Mi- tunter unterstützend und helfend, manch- Das Programm der Provinzregierung wird mal richtungweisend, rahmengebend oder nach der Ernennung der Provinzminister in eingreifend gemäß den Vorschriften, man- der ersten Sitzung der neuen Provinzregie- chmal mit einem vorübergehenden zus- rung offiziell verabschiedet. ätzlichen Impuls, manchmal mehrjährig
Alle im Provinzparlament vertretenen politischen Parteien haben am 10. Mai 2019 erklärt, dass sie für die Legislaturperiode 2019 - 2023 folgenden Leitlinien zustimmen. Diese Erklärung ist eine wesentliche Grundlage für gute politische Beziehungen und die Umsetzung politischer Leitlinien im Provinzparlament und in der dualen Debatte zwischen der Provinzregierung und dem Provinzparlament. Für die Unterzeichner dieses Programms der Provinzregierung sind diese Leitlinien die Grundlage für das Programm. 9 Die SP (Socialistische Partij, Sozialistische Partei) meldet zu zwei spezifi- II Leitlinien für 2019 - 2023 schen Passagen einen Vorbehalt an. Sie sieht sich nicht in „der Notwendigkeit der Arbeitsmigration“ und kann dem Satz „Für das Allgemeinwohl kann es manch- mal notwendig sein, entgegen dem Strom vorzugehen und unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen“ nicht zustimmen. Ansonsten stimmt sie den Leitlinien zu.
1. Wir arbeiten offen und transparent. 2. Wir stehen für eine offene Gesell- Wir nehmen eine eigene, autonome, schaft der Inklusion und Mitwirkung. Limburger Abwägung vor und lassen Wir schützen die Grundsätze unseres uns primär davon leiten, worauf wir Rechtsstaates und der Menschen- als Provinzverwaltung im Interesse rechte. Jeder in Limburg, mit jeder Limburgs Einfluss ausüben können. Lebensanschauung oder Religions- Die Provinzregierung legt dem Pro- zugehörigkeit, politischen Gesinn- vinzparlament darüber Rechenschaft ung, Art, Herkunft, sexuellen oder ge- ab. Dabei gilt der Grundsatz, dass schlechtlichen Orientierung, hat das alle Informationen für jeden, der dar- Recht zu sein, wie er oder sie ist und um bittet, öffentlich sind, sofern es zu glauben, woran er oder sie glaubt. nicht relevante Gründe gibt, (beis- Unterschiede zwischen Menschen pielsweise unternehmenssensible) dürfen kein Hindernis für die gesell- Daten vertraulich zu behandeln. schaftliche Beteiligung sein, sondern können einen Mehrwert darstellen. Soweit wie möglich leisten wir einen Beitrag zur Emanzipation und Par- tizipation schwacher Gruppen und von Senioren sowie zur Förderung der Integration von Neuzuwande- rern. Zugleich bitten wir die Bürger, sich nach Kräften dafür zu enga- gieren, selbst auch einen Beitrag zu unserer Gesellschaft in der Provinz Limburg zu leisten. Die Umsetzung der Sozialagenda in Verbindung mit einer Verbesserung der Wirtschafts- struktur wird stärker vorangetrieben, mit Förderung der Eigenständigkeit. Wir sehen die Notwendigkeit der Arbeitsmigration, arbeiten jedoch 10 vor allem an der Ausweitung des Ar- beitskräftepotenzials in Limburg. Programm der Provinzregierung 2019 - 2023 3. Wir blicken mit Stolz und Optimis- 4. Limburg beteiligt sich aktiv an den mus auf die Zukunft der Provinz Lim- Euregios und an der Europäischen burg. Wir handeln aus einem entwic- Union. Aufgrund unserer besonderen klungsorientierten Ansatz heraus. Lage in den Euregios sind gute Be- Wir unterstützen Initiativen und ziehungen und die Zusammenarbeit Unternehmertätigkeit. Wir arbei- mit den Nachbarstaaten Belgien und ten an einer Provinz Limburg, in der Deutschland für die Provinz Limburg man gerne bleibt und sich ansiedelt. sehr vorteilhaft. Wir werden auch ak- Dabei handeln wir aus einer mehr- tiv die Zusammenarbeit mit (Fonds) jährigen Partnerschaft mit unseren der Europäischen Union suchen, um Limburger Wissens- und Bildung- in Limburg Projekte und Programme seinrichtungen, dem Wirtschaftssek- zu ermöglichen. tor, den Behörden und gesellschaftli- chen Organisationen.
5. Wir berücksichtigen das mensch- 6. Unter den Bedingungen der Reali- liche Maß und das Verständnis für sierbarkeit, Bezahlbarkeit und Un- Maßnahmen bei Einwohnern. Dies terstützung fungieren wir als mittlere bedeutet, dass wir unsere Bürger Verwaltungsebene als zuverlässiger möglichst gut in unsere Politik einbe- Partner des Staats und der Kommu- ziehen werden. Wir fördern neue For- nen. Dies bedeutet, dass wir unsere men der Bürgerbeteiligung und von Rolle u. a. bei der Durchführung von Bürgerinitiativen und streben beis- Gesetzen und gesetzlich verankerten pielsweise die Einführung eines kor- Vereinbarungen und realistischen rigierend bindenden Referendums in Bestrebungen bezüglich des Kli- Limburg an. Wir sind für die Limbur- mawandels und der Energiewende ger Bürger eine zuverlässige staat- übernehmen, etwa bei der Erarbei- liche Behörde. Im allgemeinen Inte- tung regionaler Energiestrategien resse kann es manchmal notwendig (Regionale Energie Strategieën, sein, entgegen dem Strom vorzuge- RES). Wir erkennen an, dass sich hen und unpopuläre Maßnahmen zu Bürger aus verschiedenen Grundsät- ergreifen. zen und Auffassungen heraus an ei- ner innovativen Energiewendepolitik beteiligen, die unsere Wirtschafts- struktur stärkt, uns weniger von fos- silen Brennstoffen aus dem Ausland abhängig macht (z. B. Russland und arabische Länder) und zugleich die Folgen der Emissionen verringert und die biologische Vielfalt berück- sichtigt. 11 II Leitlinien für 2019 - 2023 7. Privatsphäre ist ein kostbares Gut. 8. Wir gehen mit Steuergeldern sorg- Wir respektieren die Privatsphäre der fältig um. Jeder Euro, den die Provinz Einwohner der Provinz Limburg. Die ausgibt, wurde von den Einwohnern Provinz Limburg führt eine Politik Limburgs verdient und von Limbur- hinsichtlich der Privatsphäre, die der ger Steuerzahlern abgeführt. Diese relevanten, aktuellen Gesetzgebung, finanziellen Mittel müssen sparsam Rechtsprechung und den relevanten, und sinnvoll verwendet werden. Die aktuellen Entwicklungen entspricht. Provinz sollte mit gutem Beispiel vorangehen und ihren Haushalt in Ordnung haben. Damit geht auch ein sorgfältiger Umgang mit den Mitteln aus dem Verkauf unserer Anteile am Energieversorgungsunternehmen Essent einher.
Programm der Provinzregierung 2019 - 2023 12 Kapitel III Inhaltliche Kapitel
VERWALTUNGSERNEUERUNG IM 01 VERBINDENDEN STIL Die gesellschaftliche Aufgabenstellung Limburg ist eine Provinz mit hoher Lebensqualität. Dafür setzen sich die Einwohner jeden Tag aufs Neue ein, jeder auf seine Weise. Eine Provinzverwaltung kann noch so ehrgeizig sein, ohne diesen Einsatz aus der Gesellschaft kann sie nichts erreichen. Es kommt also darauf an, als Provinzverwaltung die in Limburg vorhandene Energie zu nutzen und zu stärken, und zwar indem man sinnvolle Verbindungen herstellt, das Gute bewahrt und Innovationen fördert. So erhöhen wir die Leistungsfähigkeit unserer Politik sowie auch von Limburg. Der Anteil der Senioren und Neuzuwanderer in unserer Provinz nimmt zu. Zwischen- menschliche Interaktion findet immer häufiger digital und international statt. Der Wohlstand und das durchschnittliche Bildungsniveau steigen, jedoch nicht bei je- dem. Soziale Zusammenhänge, etwa in Vereinen, waren früher selbstverständlich, stehen jedoch jetzt unter Druck. Die Einwohner wünschen sich mehr Mitsprache und Bestimmungsrecht über ihre Umwelt. Diese Entwicklungen wirken sich nicht nur auf unsere Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt aus, sondern erfordern auch neue Verwaltungsstrategien. Unsere Bestrebung In der Erklärung der Leitlinien vom 10. Mai 2019 haben die Parteien folgendes nie- dergelegt: 13 „Wir berücksichtigen das menschliche Maß und die Unterstützung von Maßnahmen bei Einwohnern. Dies III Inhaltliche Kapitel bedeutet, dass wir unsere Bürger möglichst gut in unsere Politik einbeziehen werden. Wir fördern neue Formen der Bürgerbeteiligung und von Bürge- rinitiativen und streben beispielsweise die Ein- führung eines korrigierend bindenden Referendums in Limburg an. Wir sind für die Limburger Bür- ger eine zuverlässige staatliche Behörde. Im al- lgemeinen Interesse kann es manchmal notwendig sein, entgegen dem Strom vorzugehen und unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen.“ Jeder Euro an Steuermitteln kann nur einmal ausgegeben werden. Daher sind Len- kung und Interessenabwägung von staatlicher Seite erforderlich. Und es ist für eine mittlere Verwaltungsebene mindestens ebenso wichtig, Initiativen von unten zu berücksichtigen. Initiativen im kleinen Maßstab und menschennah, lokal verankert und getragen. Diese Initiativen wirken sich in hohem Maße auf die Lebensqualität in Limburg aus. Dass sich die Einwohner selbst als Eigentümer fühlen und die Initi- ative zur Verbesserung ihrer Umwelt ergreifen, ist von großem Wert, auch wenn das Ergebnis nicht perfekt zu den politischen Rahmen der Provinz oder Kommune passt. Der Staat kann solche Initiativen unterstützen, beispielsweise mit einem Darlehen oder Fördermitteln, aber auch, indem er weniger Regeln und Genehmigungen vor- schreibt. Wir werden die verschiedenen gesellschaftlichen Organisationen in Lim- burg weiterhin unterstützen, jedoch zugleich dazu ermutigen, größere Eigenverant- wortung zu übernehmen. Wir werden aktiv nach neuen Methoden zur Einbeziehung von Einwohnern suchen. Der Initiativvorschlag für die Bürgerdebatte und den Beteiligungsprozess der Lim-
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burg Agenda können dabei als Beispiel dienen. Auch ein korrigierend bindendes Re- ferendum kann unsere repräsentative Demokratie stärken, als eine Art Hand- oder Notbremse für die Einwohner. Wir werden Kommunen bei erneuernden Formen der Kommunikation und Bürgerbeteiligung unterstützen, beispielsweise die Kommunen Peel & Maas, Beekdaelen und Beesel. Wir nehmen eine eigene, autonome, Limburger Abwägung vor und lassen uns primär davon leiten, worauf wir als Provinzverwaltung im Interesse Limburgs Einfluss ausü- ben können. Die Provinzregierung legt dem Provinzparlament darüber Rechenschaft ab. Die gesellschaftlichen Aufgabenstellungen in Limburg sind für unser Handeln maßgeblich. Wenn dies effektiver und effizienter ist als auf lokaler oder nationa- ler Ebene, werden wir als Provinz unsere Rolle übernehmen (Subsidiaritätsprin- zip), gemäß dem Interbestuurlijk Programma (IBP, verwaltungsübergreifendes Pro- gramm), ob es nun unterstützend oder koordinierend ist. Wir sind ein zuverlässiger Partner für Kommunen und werden Chancen zur Bündelung unserer Kräfte nutzen, doch wir werden keine kommunalen Aufgaben übernehmen. Wir streben regionale Maßarbeit an, um regionalen Unterschieden optimal gerecht zu werden. Für eine außerparlamentarische Provinzregierung ist es noch wichtiger, vielfältige Kontakte mit der Gesellschaft Limburgs zu pflegen, innerhalb und außerhalb der be- kannten Netzwerke, in Den Haag, Brüssel, Düsseldorf, Lüttich, Hasselt und weltweit, im Interesse unserer Provinz und ihrer Einwohner. Dafür beteiligen wir uns aktiv an Veranstaltungen, Sitzungen und inoffiziellen Zusammenkünften, um die strategi- schen Interessen Limburgs kontinuierlich zu vermitteln und ihnen zu dienen. Selbst fungieren wir auch als Veranstalter. Eine ehrgeizige Politik erfordert eine starke Verwaltung, die sich weiterhin entwic- kelt, flexibel mitbewegen kann und nach außen gerichtet ist. Die Provinz beteiligt sich zunehmend häufiger an großen Projekten und Programmen mit unterschied- lichen Partnern. Dies erfordert einerseits neue verbindende Führungsformen und be- hördlichen Unternehmergeist. Anderseits erfordert es die notwendige Erfahrung und 15 Professionalität, um unsere Organisation (finanziell) unter Kontrolle zu halten. Im Hinblick auf eine solide gemeinsame Beschlussfassung kommt es darauf an, Risiken III Inhaltliche Kapitel und Erträge scharf im Auge zu behalten und integral gemeinsam durch die Deputier- tenstaten abzuwägen. Unsere Politik • Wir erstellen eine Verordnung, die ein korrigierendes und politisch bindendes (und beratendes) Referendum ermöglicht und werden diese in dieser Legislaturperiode aktiv nutzen. Als Rahmenbedingung für die Gültigkeit eines korrigierend bindenden Referendums gilt eine Mindestwahlbeteiligung, die der Wahlbeteiligung der letzten Wahl zum Provinzparlament entspricht. • Wir arbeiten offen und transparent. Dabei gilt der Grundsatz, dass alle Informati- onen für jeden, der darum bittet, öffentlich sind, sofern es nicht relevante Gründe gibt, (beispielsweise unternehmenssensible) Daten vertraulich zu behandeln. Wo möglich, veröffentlichen wir Daten, sodass Dritte sie nutzen können (Open Data). • Wir fördern und unterstützen Bürgerinitiativen, Formen der Eigenständigkeit und andere Initiativen, mit denen Einwohner innovativ in die Verwaltung einbezogen wer- den. • Wir sind ein zuverlässiger Partner für Kommunen und werden Chancen zur Bünde- lung unserer Kräfte nutzen, doch wir werden keine kommunalen Aufgaben überne- hmen. • Wir unterstützen kommunale Neuordnungen nur, wenn alle beteiligten Gemein- deräte eine entsprechende positive Entscheidung getroffen haben und die vier Krite- rien des neuen politischen Rahmens zur kommunalen Neuordnung (März 2019) des Kabinetts erfüllt werden: Basis, Effektivität, interner Zusammenhang sowie Nähe der Verwaltung und regionaler Zusammenhang. • Wir praktizieren regionale Maßarbeit, um regionalen Unterschieden optimal gerecht zu werden. • Wir führen eine aktive Lobby in Den Haag, Brüssel und Düsseldorf für die Interessen Limburgs. Das Limburger Angebot an das Kabinett („Limburg macht die Niederlan-
de größer! Gemeinsames Vorgehen beim Klimawandel und bei der Energiewende & Aufgreifen regionaler Probleme“) kann dabei als Grundlage dienen. • Wir beteiligen uns aktiv an den Euregios und in der Europäischen Union, um Projekte und Programme im Interesse der Provinz Limburg zu realisieren. • Wir setzen den Empfehlungsbericht über die Deregulierung bei Veranstaltungen in konkrete Maßnahmen um, sodass Organisatoren von Veranstaltungen weniger un- nötigen Vorschriften unterliegen. • Wir laden das Provinzparlament ein, Ideen vorzubringen und aktiv über die Politik mitzudenken, die wir in dieser Legislaturperiode mit außerparlamentarischer Regie- rung umsetzen werden. Aufgrund des außerparlamentarischen Charakters unserer Provinzregierung ist es wichtig, dass Anträge und Initiativvorschläge des Provinz- parlaments, die zu zusätzlichen Maßnahmen aufrufen, mit der dafür erforderlichen finanziellen Deckung einhergehen. Ungedeckte Anträge und Initiativvorschläge wer- den nicht umgesetzt. • Die Provinz Limburg arbeitet mit verschiedenen verbundenen Parteien sowie gesell- schaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Organisationen zusammen. Wir erach- ten es dabei als wichtig, die Erfahrung und das Netzwerk von Personen zu nutzen, die sich im politischen und gesellschaftlichen Bereich bewährt haben. Dazu wird ein aktualisierter politischer Rahmen für die geltenden Integritätsnormen erstellt, nach dem gehandelt wird. • Wir bitten die Verwaltungsdirektion, ein aktualisiertes Organisationskonzept im Sinne einer flexiblen, effektiven und kosteneffizienten Or- ganisation zu erstellen und umzusetzen. In den nächsten Jahren treten etliche Mitar- beiter in den Ruhestand. Im Organisationskonzept wird auch behandelt, wie mit frei werdenden Stellen umgegangen werden soll. Im Bereich der Beauftragung Dritter und der Auftragserteilung möchten wir in dieser Legislaturperiode einen erheblichen Fortschritt in puncto Effizienz erzielen. 16 Programm der Provinzregierung 2019 - 2023
INTERNATIONALE, EUROPÄISCHE UND 02 GRENZÜBERSCHREITENDE ASPEKTE Die gesellschaftliche Aufgabenstellung Arbeiten ohne Grenzen bedeutet gerade in Limburg mehr Wohlstand: Die Wirtschaft in Limburg „als am stärksten international ausgerichteter Provinz“ ist in eine starke euro- päische Region mit hoher Kaufkraft, großem Arbeitskräftepotenzial, innovativen Unter- nehmen, starken Wissensinstituten sowie einer hohen Lebensqualität und guten An- siedlungsbedingungen eingebettet. Die Limburger Wirtschaft kennzeichnet sich durch einen hohen Export, der mit Bezug zu wirtschaftlichen Tätigkeiten unter allen Provinzen sogar am höchsten liegt. Auch die Kundschaft vieler Unternehmen und Organisationen in Limburg ist international (u. a. in der Gastronomie, im Handel, Bildungswesen und Gesundheitswesen). Unsere Brightlands Campusse pflegen im Bereich der Spitzenfor- schung und von Innovationen grenzüberschreitende Kooperationen. Im Hinblick auf die mögliche Installation des Einstein-Teleskops werden die Kräfte grenzüberschreitend ge- bündelt. Und wo das Erwerbspotenzial in Limburg und der Euregio zum Ausgleich der Defizite unzureichend ist, können auswärtige Arbeitskräfte (vorübergehend) häufig in bedeutenden Branchen Limburgs eine Lösung sein, etwa in der Landwirtschaft und im Gartenbau, in der Fertigungsindustrie und Logistik. Auch in anderen Bereichen können wir nicht innerhalb von Grenzen denken, wie z. B. bei der Energiewende, Sicherheit, Be- wirtschaftung der Fauna, die kulturelle Infrastruktur und vor allem an die Mobilität. Auch dort müssen wir über die Grenzen hinweg blicken und arbeiten, wenn wir den Limburger Interessen optimal dienen möchten. In der vorigen Legislaturperiode haben wir daher auf eine nahe grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern gesetzt, um schrittweise in allen Bereichen auf eine Arbeits- und Lebensregion mit grenzüber- schreitendem Charakter hinzuarbeiten. Limburger Partner nutzen EU-Mittel intensiv; die Provinz ist dabei oft ein wesentlicher Partner. Die Grundlage für grenzüberschreitendes 17 Denken und Handeln der Einwohner Limburgs wird in den Vereinen und in unserem Bil- dungswesen geschaffen. III Inhaltliche Kapitel Unsere Bestrebung In der Erklärung der Leitlinien vom 10. Mai 2019 haben die Parteien folgendes niederge- legt: „Limburg beteiligt sich aktiv an den Euregios und der Europäischen Union. Aufgrund unserer besonderen Lage in den Euregios sind gute Beziehungen und die Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten Belgien und Deutschland für die Provinz Limburg sehr von Vorteil. Wir werden auch aktiv die Zusammenarbeit mit (Fonds) der Europäischen Union suchen, um in Limburg Projekte und Programme zu ermöglichen.“ Unsere Politik • Wir haben eine Agenda für grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Public Affairs, bei der wir ausgehend von unseren Programmen mit Partnern im Nachbarstaat zusammen- arbeiten, mit einer starken Orientierung hinsichtlich der Agenden in Den Haag, Brüssel, den Nachbarstaaten und den Euregios. Wir werden dieses Programm der Provinzregie- rung daher auch mehrsprachig präsentieren und zur Verfügung stellen. • Die Provinzregierung ist in Brüssel sichtbar, auf Arbeitsebene sind wir dauerhaft vertreten in Brüssel Den Haag und Düsseldorf und entwickeln ein starkes Netzwerk in Flandern, Wallonien und Nordrhein-Westfalen.
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• Wir handeln gemeinsam mit den Provinzen im Süden der Niederlande und den Grenzpro- vinzen und sind ein aktiver Partner im Interprovinzialen Beratungsorgan (Interprovinciaal Overleg, IPO). • Ausgehend von den Programmen in Limburg tragen wir zur grenzüberschreitenden Plan- ung und Entwicklung von Projekten bei. Im Hinblick darauf sind wir auch aktives Mitglied der Euregios. Die Agenda für das Grenzland (Grenslandagenda), die Agenda für die Eure- gio und das Engagement für europäische Fonds bringen wir stärker in Zusammenhang; diesbezüglich werden wir uns auch an die einzelnen beteiligten Partner und Ministerien wenden. • Unser Schwerpunkt liegt bei den Nachbarregionen und Nachbarstaaten. In Bezug auf an- dere Staaten in Europa und weltweit stützen wir uns ausgehend von konkreten Möglich- keiten primär auf nationale (Handels-) Missionen und Handelsmissionen unserer Nach- barstaaten. • Die Schwachstellen bei der grenzüberschreitenden Unternehmertätigkeit und Erwerb- stätigkeit sowie beim grenzüberschreitenden Lernen sind uns bekannt. Dabei richten wir unser Augenmerk auch auf den grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt und die Heran- führung an diesen Arbeitsmarkt (Bildung). Und nach Möglichkeit tragen wir zu Lösungen bei. Im Hinblick darauf unterstützen wir das Institute for Transnational and Euregional cross border cooperation and Mobility (ITEM) und die von der Provinz Limburg anerkann- ten Grenzinfopunkte. Darüber hinaus unterstützen wir die jährliche Grenzlandkonferenz. • Wir unterstützen Kommunen und Regionen, um Verbindungen zwischen Bestrebungen und verfügbaren EU-Programmen und -Mitteln herzustellen. Die Kommunen verfügen über unzureichende Kenntnisse in diesem Bereich; es ist auch zweckmäßig, die Kräfte auf der Ebene der Provinz Limburg zu bündeln. • Wir unterstützen grenzüberschreitende Innovationen, Exportförderung und Anwerbung mithilfe der Limburger Campusse und LIOF. Wir unterstützen Klein- und Mittelunterneh- men bei der Nutzung von Chancen in der Euregio, beispielsweise auf der Grundlage des Vertrags vom 26. April 2019 zwischen LIOF, der Belgisch-Limburgse investeringsmaat- schappij (Belgisch-Limburger Investitionsgesellschaft, LRM) und der deutschen Entwic- klungsgesellschaft NRW.Bank. • Wir nutzen die Chancen von EU-Mitteln im neuen EU-Strukturfondszeitraum 2021-2027 19 und setzen die derzeitige Kofinanzierungssystematik fort. Im Hinblick darauf werden wir auf die derzeitige Legislaturperiode zurückblicken und einen Vorschlag für ein Vorge- III Inhaltliche Kapitel hen mit (finanziellen) Ergebnissen für den Zeitraum 2021-2027 vorlegen, der in Bezug auf Ziele und Ergebnisse auf diese Legislaturperiode abgestimmt ist. Dabei prüfen wir auch die Möglichkeit, ausgehend von EU- und Provinzzielsetzungen flexibler auf Kofi- nanzierungsmöglichkeiten und das Vorgehen bei anderen Grenzprovinzen einzugehen. Die Priorität bei den Provinzen im Süden der Niederlande („Grobskizze’) liegt primär bei den Umbruchsituationen in den Bereichen Klima, Energie, Landwirtschaft, Rohstoffe und Gesellschaft. • Wir setzen unseren Beitrag zum Programm „Working on Europe“ fort und streben die Einrichtung eines Euregio-Begegnungszentrums zur Förderung des grenzüberschreiten- den Lebens, Lernens und Arbeitens an. Ein Treffpunkt, der auch die Zusammenarbeit in der Europäischen Union und die Bedeutung des Vertrags von Maastricht beispielsweise Schülern, Einwohnern und Touristen anschaulich vermittelt und die Debatte über Europa und die Europäische Union lebendig hält. Dabei nutzen wir auch die Chancen, die die intensive Zusammenarbeit der Vereine beiderseits der Grenze bietet. • Wir setzen die Lobbyarbeit für das Einstein-Teleskop in der Grenzregion um Süd-Lim- burg fort. • Anzustreben ist eine bessere Aufgaben- und Rollenverteilung zwischen dem Wissensin- stitut ITEM, den Frontoffices der Grenzinfopunkte und den Backoffices des Teams Grens- overschrijdend Werken en Ondernemen (Team für grenzüberschreitende Arbeit und unternehmerische Tätigkeiten) des niederländischen Finanzamtes, des Bureau Duitse Zaken (Büro für deutsche Angelegenheiten) der niederländischen Sozialversicherungs- anstalt Sociale Verzekeringsbank für eine effektivere Dienstleistung und eindeutigere Bekanntheit (des Namens) bei Bürgern und Unternehmen. • Bei unserer Wissens(infrastruktur)politik arbeiten wir in einem europäischen und natio- nalen Kontext. Dabei beziehen wir das Potenzial vorhandener Institute, Infrastruktur und Agenden (national, Nachbarstaaten und EU-Ebene) und die europäische Wissens- und Innovationsregion in der Umgebung des Südens der Niederlande mit ein. In diesem Rah- men suchen wir auch eine aktive Zusammenarbeit mit Nordbrabant, dem Brainport Eind- hoven und dem Brainport-Netzwerk.
Programm der Provinzregierung 2019 - 2023 20
VERBESSERUNG DER 03 WIRTSCHAFTSSTRUKTUR Die gesellschaftliche Aufgabenstellung Die Provinz Limburg hat eine lange Tradition im Bereich der Wirtschaftspolitik. Während der niederländische Staat die regionalwirtschaftliche Politik Ende der Neunzigerjahre und zu Beginn des 21. Jahrhunderts größtenteils dezentralisiert hat und sich insbesondere auf eine Politik für „Spitzensektoren“ konzentrierte, kam es 2019 aufgrund der EU-Bestrebungen für ein „zielorientiertes Vorgehen“ und eine Kreislaufwirtschaft sowie angesichts der von den Vereinten Nationen gesetzten Zie- le für eine nachhaltige Entwicklung zu einer stärkeren Schwerpunktsetzung auf die großen gesellschaftlichen Aufgaben. Gerade bei diesen weltweiten Aufgaben bietet die Limburger Tradition (im Wandel) Chancen, aktiv auf die nationalen Zielsetzun- gen, EU-Bestrebungen und weltweiten Aufgaben einzugehen. Die gesellschaftlichen Aufgaben lassen sich nicht in klassische Sektoren, individuelle Fachbereiche oder traditionelle Politikfelder einteilen. Große Aufgaben wie gesundes und vitales Al- tern, die Wiederverwendung von Rohstoffen und Materialien oder die Nutzung al- ler Kräfte und Talente in unserer Gesellschaft erfordern einen breiten, ehrgeizigen Blick. Gerade in einer vielschichtigen Wirtschaft wie in Limburg ist die Förderung der Unternehmertätigkeit (mehr Startups und Expansion), Zusammenarbeit und Schaffung von Verbindungen zwischen Partnern eine bedeutende Kernaufgabe der Provinz. Das Wachstum in den nächsten Jahren, beispielsweise im Bereich der Logis- tik, wird mit einer zunehmenden Notwendigkeit multimodaler Verkehrskonzepte, der Digitalisierung, neuer und anderer Arbeitsplätze und einer guten landschaftlichen und räumlichen Eingliederung einhergehen. Die Limburger Wirtschaft ist mit ihrer Industrie, Logistik und ihrem Gesundheitswesen besonders empfindlich gegenüber den großen technologischen und digitalen Veränderungen, die relevant sind und sich 21 stärker manifestieren werden. Dies erfordert von Limburg eine starke Anpassungs- fähigkeit, bei der auch die Provinzbehörden richtungsweisend agieren und manch- III Inhaltliche Kapitel mal Stellung beziehen müssen. In den vergangenen Jahren wurde in umfangreichem Maße in die Basis von Gewer- be- und Campusstandorten investiert, in Wissensinfrastruktur, verschiedene Ein- richtungen für Klein- und Mittelunternehmen sowie die Straffung unserer Anwer- bungsinitiativen und Exportförderung. Die Provinz führt damit eine aktiv fördernde Industriepolitik im Sinne einer erneuernden Verbindung zwischen Behörden, Wis- sensinstitutionen und Wirtschaft. Die Aufgabe für die nächsten Jahre besteht darin, diese Basisinvestitionen für die Limburger Gesellschaft insgesamt noch rentabler zu machen. Brightlands gehört uns allen. Die Innovationen der Limburger Campusse und die Investitionen in die Wissensinfrastruktur sollten noch stärker als vorher in den Alltag in Limburg integriert werden, etwa beim innovativen Klein- bzw. Mitte- lunternehmen um die Ecke und beim Schüler oder Studenten mit der Bestrebung, mit durchgängigen Lernstrukturen und Praktikumsplätzen zu lernen und unterne- hmerisch tätig zu werden. Die Limburger Wirtschaft besteht zu 99 % aus Klein- und Mittelunternehmen (aktive Unternehmen, darunter auch viele Familienbetriebe), die somit die Basis unserer Wirtschaft bilden. Sie sorgen sogar dafür, dass Limburg von allen Provinzen am meisten exportiert. Sie sorgen für Arbeitsplätze und sind als Zulieferer bzw. Lieferant und innovative Kraft unverzichtbar. Die großen Herausfor- derungen für Klein- und Mittelunternehmen sind eine weitgehende Globalisierung, die Überalterung des Personal- und Kundenbestands, technologische Entwicklun- gen, Flexibilität, Nachhaltigkeit sowie Gesetze und Vorschriften. Die Qualität der Limburger Gewerbestandorte, Startup-Einrichtungen, Kongressumgebungen und (temporären) Wohnkonzepte erhält in den nächsten Jahren zusätzliche Aufmerks- amkeit. Zudem nutzt Limburg noch in zu geringem Maße seine Lage, wenn es um grenzüberschreitende Unternehmertätigkeit, Wissensaustausch und gemeinsames Vorgehen mit unseren Nachbarstaaten und Nachbarregionen geht. Mit der Limbur- ger Vertretung in Düsseldorf, der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen den Entwicklungsgesellschaften, der grenzüberschreitenden Arbeitsvermittlung und
der Gründung gemeinsamer Wissensinstitute gemäß den Prioritäten unserer Limbur- ger Campusse und den Wissenseinrichtungen im Nachbarstaat kann die Basis wei- ter ausgebaut werden. So arbeiten wir auch wechselseitig an der Namensbekannt- heit unserer Kenntnisse, Erfahrung und Wirtschaft in unserer Euregio. Zudem werden die Brightlands-Campusse stärker aus EU-Mitteln schöpfen, ausgehend vom neuen EU-Mehrjahresplan, beispielsweise anhand der Horizon Europe-Programme. Unsere Bestrebung In der Erklärung der Leitlinien vom 10. Mai 2019 haben die Parteien folgendes nieder- gelegt: „Wir blicken mit Stolz und Optimismus auf die Zukunft der Provinz Limburg. Wir handeln aus einem entwicklungsorientierten Ansatz heraus. Wir unterstützen Initiativen und Unternehmertätigkeit. Wir arbeiten an einer Provinz Limburg, in der man gerne bleibt und sich ansiedelt. Dabei handeln wir aus einer mehrjährigen Partnerschaft mit unseren Limburger Wissens- und Bildungseinrichtungen, der Wirtschaft, den Behörden und gesellschaftlichen Organisationen.“ Ausgehend von diesem Leitgrundsatz möchten wir in der nächsten Periode an einer Verbesserung der Wirtschaftsstruktur in Limburg arbeiten, mit Blick für gesellschaft- liche Effektivität, organisatorische, finanzielle Effizienz und inhaltliche Korrektur im Bedarfsfall. 22 Programm der Provinzregierung 2019 - 2023 Unsere Politik Wir sehen die Verbesserung der Wirtschaftsstruktur als bedeutenden Impuls, einige große Aufgaben und wirtschaftliche Chancen in der Limburger Gesellschaft anzugehen, Partnerschaften zu entwickeln und bei jedem, der dazu beitragen möchte, Stolz und Be- geisterung zu wecken. Wirtschaftsstrategie, Brightlands, Wissensinfrastruktur und LIOF • Es wird ein neuer und zielorientierter wirtschaftlicher und strategischer Rahmen entwickelt, in dem die gesellschaftliche Bedeutung der Brightlands-Campusse, die Wissensinfrastruktur, Centres of Expertise/Excellence und LIOF für die Klein- und Mittelunternehmen, das Bildungswesen, die Talententwicklung, Startup-Einrichtun- gen und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Limburg näher ausgearbeitet werden. In diesen Rahmen wird auch aufgenommen, wie wir mit Einkünften umge- hen (etwa mit „geistigem Eigentum“, Dividende und sonstigen), wenn auf dieser Basis eventuell zusätzliche Mittel verfügbar werden. • In diesem zielorientierten strategischen Rahmen wird eine Perspektive für 2030 skiz- ziert, ausgerichtet auf die gesellschaftlichen Aufgabenstellungen in Limburg. Dabei wird auf jeden Fall auf die Stärkung und Straffung des Zusammenhangs zwischen den Brightlands-Campussen gesetzt, auf das Programm Kennis-as (Wissensachse); auch die anderweitigen Entwicklungen und Akteure (bestehend und neu) werden berück- sichtigt. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Inspiration und Kooperation, die mit den Schulen des vorbereitenden und mittleren berufsbildenden Unterrichts (Voorberei- dend en middelbaar beroepsonderwijs, V/MBO) möglich ist. • Zur Förderung der Effektivität der Verwaltung der Brightlands-Campusse erwägen wir eine separate Einheit, in der die Campus-Direktionen ihr Spezialwissen, z. B. in den Bereichen Immobilien, Valorisierung, Public Affairs und Kommunikation optimal für das Brightlands-Konzept einsetzen können. Wir stehen der Beteiligung neuer Anteils- eigner an den Campussen aufgeschlossen gegenüber. Außerdem straffen wir die ver- schiedenen unterstützenden Fonds für die Campusse.
• Auf dieser Grundlage verleihen wir unseren provinzialen Instrumenten eine Rolle, etwa eine Beteiligung als Anteilseigner an den Campus-Organisationen, bei der Projektfi- nanzierung und den Einsatz von LIOF als Durchführungsorganisation sowie die Fonds im Bereich der Klein- und Mittelunternehmen. Dies geschieht in Abstimmung mit un- seren Stakeholdern, aber auch neuen Partnern, die einen Beitrag leisten möchten. Da- bei werden auch andere Aspekte der Provinzpolitik wie Erreichbarkeit, Raumplanung und Arbeitsmarkt/Bildung berücksichtigt. Wir achten dabei auf den Zusammenhang unserer Limburger Fonds und der einzelnen Beteiligungen und auch auf die Art und Weise, in der sie sich gegenseitig im Hinblick auf Unternehmer und Bürger in der Um- setzung verstärken können (wie z. B. LIOF und LEF). • Bei der direkten Unterstützung der Klein- und Mittelunternehmen und neu gegründ- eten Unternehmen möchten wir mit einem einzelnen Portal für Regelungen (dem sog. Groeischakelaar) und grenzüberschreitenden Möglichkeiten auf eine noch bessere Unterstützung hinarbeiten. Dabei kommt LIOF und Ondernemend Limburg eine zen- trale Rolle zu. • Was das Programm Kennis-as (Wissensachse, 2013) und die bereits genehmigten Pro- jekte anbelangt, werden wir die Folgephase dieser Projekte gemäß den in den einzel- nen vom Provinzparlament getroffenen Vereinbarungen (unabhängige Bewertungen) beurteilen und eine neue Verwaltungsvereinbarung mit unseren Limburger Wissen- spartnern für die nächsten Jahre schließen. • Wir untersuchen angesichts der Aufgabenstellung einer nachhaltigeren Ausrichtung und der veränderten Positionen der großen Unternehmen wie beispielsweise DSM, OCI Nitrogen und Sabic auf dem Weltmarkt die optimalen künftigen Bedingungen für das Vorgehen am Standort Chemelot. Die Zielsetzung, dass Chemelot der nachhal- tigste, sicherste und wettbewerbsfähigste Standort für die chemische Industrie Nord- westeuropas wird, bleibt. • Wir setzen unsere Lobbyarbeit für das Einstein-Teleskop fort und nutzen dabei auch die verfügbaren EU-Mittel. • Wir werden eine sozialwirtschaftliche Abstimmung auf der Ebene der Provinz Lim- burg organisieren, um unsere Wirtschaftsstrategie gemeinsam mit den Partnern aus der Wirtschaft und dem Bildungswesen weiterzuentwickeln und abzustimmen. 23 Limburger Klein- und Mittelunternehmen, „Blue Economy“ und Auftragsverga- III Inhaltliche Kapitel bepolitik • Wir führen den KMU-Darlehensfonds und den Limburger Business & Development Fund fort, wobei der aktiven Bekanntgabe der Hinweise auf der provinzialen Website zu den verschiedenen Förderregeln besondere Aufmerksamkeit gilt. • Die typischen Limburger Sektoren Logistik, Tourismus & Erholung, Fertigungsindus- trie und Agrarwirtschaft bleiben für die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität Lim- burgs weiterhin von wesentlicher Bedeutung. Hinsichtlich der Förderung seitens der Provinz wird hier ein Schwerpunkt auf die Herstellung von Verbindungen mit anderen Sektoren gesetzt (beispielsweise Cross-Overs zwischen der Agrarwirtschaft, dem Fer- tigungs- und Logistiksektor oder Tourismus, Kultur, Landschaft und Veranstaltungen), mit Blick für eine adäquate Ausgewogenheit zwischen wirtschaftlicher Entwicklung, Landschaftsqualität und räumlicher Eingliederung. Außerdem wird für diese Sektoren in den nächsten Jahren auch stärker an einer mehrjährigen Zusammenarbeit zwischen Unternehmern, Bildungsinstitutionen und Behörden gearbeitet. • Speziell für die Logistikbranche erachten wir es für Limburg als wichtig, das von Buck Consultants International untersuchte Szenario eines größeren Mehrwerts durch eine intensive Zusammenarbeit mit der Fertigungsindustrie und dem IT-Sektor in konkre- ten politischen Leitlinien auszuarbeiten (Szenario 3). Dabei gehen wir gemeinsam mit Partnern wie LIOF, der Universität Maastricht und dem Institut Brightlands Innovation Supply Chain Institute (BISCI), Fontys Hogescholen (Venlo) und den Unternehmen aus dem Sektor vor (u. a. repräsentiert durch das European Logistics Center Limburg und SMART Logistics Centre Venlo). Diese Bestrebung passt auch zu den Maßnahmen, die in den vergangenen Jahren umgesetzt wurden, beispielsweise mit Unterstützung für das Institut BISCI in Venlo, den Masterstudiengang International Logistics bei der Fachhochschule Fontys Venlo und die Zusammenarbeit mit DC Logistics und dem Centrum voor Logistiek Vakmanschap (Zentrum für Logistikkompetenz) (Bildungsein- richtung Gilde Opleidingen). • Es wird ein Aktionsprogramm „Blue Economy Limburg“ erstellt. In einer „Blue Econo- my“ stehen Lösungen für große gesellschaftliche Aufgaben im Mittelpunkt, die zug-
leich gut für die Menschen, die Gesellschaft, die Umwelt und den Geldbeutel sind. Während sich die Kreislaufwirtschaft vor allem auf einzelne Sektoren bzw. Unterneh- men konzentriert, blickt man bei der Blue Economy noch einen Schritt weiter auf die kreislaufwirtschaftliche Orientierung einer ganzen Region. Auch für Limburg bieten sich hier Chancen. Es wird eine Studie konzipiert, mit der man einen Überblick über den derzeitigen Status dieser Branchen (einschließlich Recycling) in Limburg gewinnt, bei dem u. a. Umsatz, Mehrwert und Arbeitsplätze erfasst werden. Anschließend ist vorgesehen, bei diesen Unternehmen die Probleme („Bottlenecks“) für ein solides wei- teres Wachstum zu ermitteln. Im Aktionsprogramm können dann Schwerpunkte de- finiert werden. Zudem wird angegeben, wie die weitere Zusammenarbeit zwischen (Klein- und Mittel-) Unternehmen, Bildungsinstitutionen, Campussen und Studenten weiter gefördert werden kann, um an einer nachhaltigen Zukunft für das Limburger Ökosystem zu arbeiten. • Eines der Kriterien bei der Auftragsvergabestrategie der Provinz ist im Prinzip, an die Limburger Klein- und Mittelunternehmen zu denken. Bei der Auftragsvergabestrate- gie werden wir außer den Limburger Klein- und Mittelunternehmen und dem gesell- schaftlichen Ertrag auch Aspekte berücksichtigen, die auf der „Blue Economy“ und Nachhaltigkeit basieren (Effizienz und Effektivität bei der Nutzung von Energie und Rohstoffen). • Wir sorgen für eine schnelle Zahlung von Rechnungen im Rahmen der dafür angesetz- ten Normen und Zielwerte. Anwerbung und Gewerbestandorte • Wir setzen die Straffung der Zusammenarbeit bei der gemeinsamen Anwerbungsstra- tegie der letzten Jahre verstärkt fort. In Limburg gibt es relativ wenig Unternehmens- gründer. Die Bedeutung von Unternehmensneugründungen für die Vitalität der regio- nalen Wirtschaft bleibt also groß; daher wird der Anwerbung neuer Unternehmen ein Impuls gegeben. Gemeinsam mit LIOF, Kommunen und Entwicklungsunternehmen kommt der Provinz dabei eine fördernde Rolle zu. • Für die Ansiedlung neuer Unternehmen, von Startups/Spin-offs bzw. die Umsetzung von Erweiterungsplänen vorhandener Unternehmen ist eine geeignete Unterbringung 24 und Raum für Entwicklung erforderlich. Gemeinsam mit unseren Partnern wird er- fasst, wo es hier in den nächsten Jahren weiße Flecken oder Lücken gibt und wel- Programm der Provinzregierung 2019 - 2023 che zusätzlichen Einrichtungen als notwendig erachtet werden. Gemeinsam mit den Kommunen wird auch geprüft, wie die Bündelung von Kräften mit den verschiedenen Grundstücksunternehmen dabei von Bedeutung sein kann. Einbezogen werden da- bei auch die Erfahrungen der Entwicklungsgesellschaften Ontwikkelbedrijf Greenport Venlo und Ontwikkelingsmaatschappij Midden-Limburg sowie Limburgse Herstructu- reringsmaatschappij Bedrijventerreinen. • Darüber hinaus gilt einer adäquaten digitalen Erreichbarkeit und der Nutzung der Rohrleitungsinfrastruktur für die Limburger Arbeits- und Gewerbestandorte Auf- merksamkeit. Maastricht Aachen Airport • Wir setzen die Straffung der Zusammenarbeit bei der gemeinsamen Anwerbungsstra- tegie der letzten Jahre verstärkt fort. In Limburg gibt es relativ wenig Unternehmens- gründer. Die Bedeutung von Unternehmensneugründungen für die Vitalität der regio- nalen Wirtschaft bleibt also groß; daher wird der Anwerbung neuer Unternehmen ein Impuls gegeben. Gemeinsam mit LIOF, Kommunen und Entwicklungsunternehmen kommt der Provinz dabei eine fördernde Rolle zu. • Für die Ansiedlung neuer Unternehmen, von Startups/Spin-offs bzw. die Umsetzung von Erweiterungsplänen vorhandener Unternehmen ist eine geeignete Unterbringung und Raum für Entwicklung erforderlich. Gemeinsam mit unseren Partnern wird er- fasst, wo es hier in den nächsten Jahren weiße Flecken oder Lücken gibt und wel- che zusätzlichen Einrichtungen als notwendig erachtet werden. Gemeinsam mit den Kommunen wird auch geprüft, wie die Bündelung von Kräften mit den verschiedenen Grundstücksunternehmen dabei von Bedeutung sein kann. Einbezogen werden da- bei auch die Erfahrungen der Entwicklungsgesellschaften Ontwikkelbedrijf Greenport Venlo und Ontwikkelingsmaatschappij Midden-Limburg sowie Limburgse Herstructu- reringsmaatschappij Bedrijventerreinen. • Darüber hinaus gilt einer adäquaten digitalen Erreichbarkeit und der Nutzung der Rohrleitungsinfrastruktur für die Limburger Arbeits- und Gewerbestandorte Auf- merksamkeit.
III Inhaltliche Kapitel 25
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SOZIALAGENDA 04 Die gesellschaftliche Aufgabenstellung Die meisten Einwohner der Provinz Limburg sind gut in der Lage, ihre Zukunft selbst zu gestalten. Selbständigkeit und individuelle Entfaltung sind ein hohes Gut. Zug- leich ist es nicht für alle Limburger möglich, aktiv und voller Unternehmungsgeist im Leben zu stehen oder die sich bietenden Chancen und Entwicklungen zu nutzen. In verschiedenen Vierteln unserer Provinz wie etwa Vastenavondkamp (Venlo), Don- derberg (Roermond) und Mariaberg (Maastricht) engagieren sich Bürger gemeinsam zum Wohle der Gesellschaft. Für diese Bürger wäre manchmal zusätzliche Unterstüt- zung von Vorteil. Und mitunter muss der Staat direkter eingreifen oder unterstützen; dies ist eine Aufgabe der Kommunen. In Hinsicht auf Gesundheit und (Erwerbs-) Beteiligung schneidet Limburg derzeit weniger gut ab als der Rest der Niederlande. Die Rückstandsituationen sind hart- näckig, wie alle fünf Faktoren zeigen, die zentral zur Messung der Effekte für die Sozialagenda angesetzt wurden: (Erwerbs-) Beteiligung, Bildung, Gesundheit, Ju- gend und soziales Kapital. Der Bildungsstand erweist sich als wesentlicher Faktor. Auf diesen Teil der Sozialagenda gehen wir im Kapitel „Arbeitsmarkt und Bildung“ näher ein. Zudem zeigt sich, dass sich viele soziale Gefährdungen von Menschen auf die frühesten Lebensphasen zurückführen lassen. Auch speziell für die Ziel- gruppe der Senioren stellt sich eine besondere Aufgabe. In Limburg ist eine Über- alterung feststellbar; dies hat bedeutende Folgen für die Gesellschaft, mit Chancen (wie „Silver Economy“) und Herausforderungen (wie zunehmende Abhängigkeit und Einsamkeit). Limburg benötigt sämtliche Arbeitskräfte und Talente, um attraktive Ansiedlungsbedingungen zu bieten. Jung und Alt benötigen in Limburg manchmal zusätzlichen Raum und Unterstützung, um eine gute Partizipation zu ermöglichen. 27 Seit 2015 sind ca. 10.000 Flüchtlinge nach Limburg gezogen. Sie sind zum größten III Inhaltliche Kapitel Teil inzwischen anerkannt und haben damit die gleichen Rechte und Pflichten wie jeder andere Bürger der Niederlande. Der Rückstand bei Sprache, Erwerbsbeteili- gung, Gesundheit, Bildungsstand und Teilnahme an Sport und Kultur ist bei vielen Menschen groß. 2021 wird das neue Einbürgerungsgesetz in Kraft treten, mit Zus- tändigkeit der Kommunen für Integration und Partizipation. Das Gesetz ist auf Er- werbsbeteiligung als bedeutendem Mittel der Integration ausgerichtet.
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