Forschung und Aktivitäten Januar bis März 2021 - Wuppertal Institut
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Inhalt Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Personalia: Michael Dedek ist neuer kaufmännischer Geschäftsführer . . . . . . . . . . . . . . . 4 Forschungsprojekte und -ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Müllfreies München . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Studie: Mannheims Weg zur Klimaneutralität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Regionale Geschäftsmodelle stärken und Städte lebenswert gestalten . . . . . . . . . . . . . . . 7 Bewertungsbericht zu Technologien für die Herstellung synthetischer Kraftstoffe . . . . . 8 Regionale Verhältnisse in Zeiten von Corona . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Was knappe Wasserressourcen für die Energiewende bedeuten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Abschlussveranstaltung Virtuelles Institut „Transformation – Energiewende NRW“ . . . . 9 Tagungen/Forschungstransfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Wuppertal Institut in Top Ten im umweltpolitischen Denkfabriken-Vergleich . . . . . . . . . 10 Gemeinsam für eine sozial-ökologische Digitalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Industrie der Zukunft: klimaneutral und wettbewerbsfähig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Der Weg in eine klimaneutrale Industrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Wuppertal Lunch als digitaler Zukunftssalon – Impulse transformativer Forschung . . . 12 Energieversorgung sicherstellen: wie und woher? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Suffizienz ist elementarer für Klimaschutzstrategien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 GAIA ehrt die besten Artikel des Jahres 2020 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Der digitale Produktpass – Fluch oder Segen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Forschungsprodukte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Grüner Aufschwung: Ist die EU auf dem richtigen Weg? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Studie: Das Fahrrad als Wirtschaftsfaktor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Top-Ten-Publikationen 2020 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Mehr Elektroautos und vereinfachtes Laden essentiell für Klimaschutzziele . . . . . . . . . . 17 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Personalveränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Neue Projekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Veranstaltungen und Vorträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Publikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Impressum Der Quartalsbericht erscheint vierteljährlich mit einer Darstellung von Höhepunkten der Aktivitäten des Wuppertal Instituts in den vorangegangenen drei Monaten. Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH Quartalsbericht 1/2021 Geschäftsführung: Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Geschäftsführer, und Michael Dedek, kaufmännischer Geschäftsführer Redaktion: Christin Hasken, Anna Riesenweber Döppersberg 19, 42103 Wuppertal Fotos: siehe Bildlegenden, Titelseite GettyImages Telefon: +49 202 2492-0, Fax: -108 E-Mail: info@wupperinst.org, Internet: wupperinst.org
Liebe Leserinnen und Leser, seitdem Geschäfte, Gastronomie sowie Kultureinrich- tungen geschlossen sind, verbringen wir deutlich mehr Zeit in den eigenen vier Wänden. Die Corona-bedingten Beschränkungen sind laut Angaben des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung gerade für Familien in Groß- städten und beengten Wohnverhältnissen ohne Garten besonders herausfordernd. Doch nicht nur zu wenig, sondern auch zu viel Wohnraum kann eine Belastung sein, wenn – vor allem ältere – Menschen sich isoliert fühlen oder mit der Instandhaltung überfordert sind. In einer Online-Umfrage des Wuppertal Instituts gaben fast 40 Prozent von insgesamt 2.500 Menschen an, dass sich ihrer Einschätzung nach die Wohnqualität durch Corona verändert hat – positiv wie negativ. Die Teilneh- menden gaben zudem häufig an, wie wichtig es sei in einer guten Gemeinschaft oder Nachbarschaft zu leben Quelle: Mathias Kehren, Wuppertal oder äußerten den Wunsch nach mehr Gemeinschaft in unmittelbarer Umgebung. Dies sind Ergebnisse, die das Wuppertal Institut im Rahmen des vom Bundes geprägt sein durch: mehr Grün durch Bäume und Hoch- forschungsministerium-geförderten Projektes „Opti- beete, eine ansprechende Rad- und Fußverkehrsinfra- Wohn – Flächennutzung optimieren, Neubaudruck struktur – unter anderem über die Installation von Fahr- mindern“ ermittelt hat. radabstellanlagen und -garagen – sowie eine Außen Daneben beschäftigte sich das Forschungsteam auch gastronomie und öffentliche Orte mit Bänken und mit der Frage, wie der Wohnbestand in den Städten Spielplätzen, die zum Verweilen einladen. Auf diese besser genutzt werden kann. Dazu gehören beispiels- Weise soll die Aufenthaltsqualität der Straßen deutlich weise die Beratung zur baulichen Anpassung von zu erhöht und der Straßenraum sozial gerecht und im groß gewordenen Wohnungen und Häusern oder die Einklang mit den Herausforderungen des Klimawandels Vermittlung alternativer Wohnungen oder Wohnpro umgebaut werden. jekte über Modelle, wie Wohnungstausch oder Gemein- schaftswohnen. Eine spannende Lektüre wünschen Aber nicht nur die eigene Wohnung, auch das Umfeld und die Region, in der man lebt, haben während der Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen. Viele städtische Viertel haben aber oft nicht mehr zu bieten als Straßen mit grauen Fassaden und zahlreichen Autos, Michael Dedek und Manfred Fischedick die auf beiden Seiten der Straßen parken. Im Projekt (kaufmännischer Geschäftsführer „LesSON – Lebenswerte Straßen, Orte und Nachbar- und wissenschaftlicher Geschäftsführer) schaften“ plant das Wuppertal Institut daher gemein- sam mit Anwohnerinnen und Anwohnern die Umgestal- tung „ihrer“ Quartiersstraßen hin zu klimaresilienten, grünen und dekarbonisierten Begegnungsorten. Die Konzepte sehen dabei von Anfang an eine Neuauftei- lung des öffentlichen (Straßen-)Raums vor. Anstelle von parkenden Autos soll das Straßenbild beispielsweise Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2021 3
Personalia: Michael Dedek ist neuer kaufmännischer Geschäftsführer Zum 1. Januar 2021 übernahm Michael Dedek meinnützige GmbH, der Personalbereich sowie die kaufmännische Geschäftsführung des rechtliche Fragestellungen aus dem Haushalts- Wuppertal Instituts und löste damit Brigitte recht, dem Arbeitsrecht sowie dem Steuer- und Mutert-Breidbach ab, die sich zum Ende des Gesellschaftsrecht. Die institutionelle Förderung vergangenen Jahres in den Ruhestand verab- durch das Land Nordrhein-Westfalen und das schiedete. Der gebürtige Sauerländer leitet Controlling des Projekthaushalts, Abgrenzungs- nun gemeinsam mit dem wissenschaftlichen fragen der Gemeinnützigkeit sowie die Leitung Geschäftsführer Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick der Administration (Personal, Finanzen und das Wuppertal Institut. Mit Prof. Dr.-Ing. Man- Controlling, Projektverwaltung, Allgemeine Ver- fred Fischedick und Michael Dedek als Doppel- waltung) sind weitere Schwerpunkte. spitze stellt sich das Wuppertal Institut den „Ich freue mich darauf, am Wuppertal Institut Herausforderungen der kommenden Jahre. gestaltend mitzuarbeiten, einem Institut, das sich Michael Dedek ist auf die betriebswirtschaftliche sehr umfassend mit den wichtigsten Fragen der und rechtliche Steuerung von Dienstleistungs Zukunft dieser Welt auseinandersetzt, Wissen institutionen aus dem Bereich der Forschung generiert, Debatten und Begriffe prägt und auch und Beratung spezialisiert. Zu seinen Aufgaben praktisch berät und umsetzt“, sagt Michael Dedek, im Wuppertal Institut gehören insbesondere die kaufmännischer Geschäftsführer des Wuppertal kaufmännische Geschäftsführung, die betriebs- Instituts. wirtschaftliche Steuerung des Instituts als ge- Der studierte Ökonom und Wirtschaftsjurist Michael Dedek war seit dem Gründungsjahr 1994 für das BICC (Bonn International Center for Conversation GmbH) tätig, das ebenso wie das Wuppertal Institut Mitglied der Johannes-Rau- Forschungsgemeinschaft (JRF) ist. Zunächst arbeitete er dort als wissenschaftlicher Mitarbei- ter, später als Abteilungsleiter PR & Dokumen tation, Prokurist und kaufmännischer Leiter und war zuletzt acht Jahre kaufmännischer Geschäfts- führer des BICC. > mehr Seit dem 1. Januar 2021 ist Michael Dedek kauf männischer Geschäftsführer des Wuppertal Instituts. Quelle: Mathias Kehren, Wuppertal 4 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2021
Forschungsprojekte und -ergebnisse Müllfreies München –––––––– Der Münchener Stadtrat hat im Som mer 2020 beschlossen, die Stadt zur „Zero Waste City“ zu machen. Hinter diesem Konzept steckt das große Ziel, alle verfügbaren Ressourcen zu bewah ren – etwa durch verantwortungsvollen Konsum, nachhaltige Produktion, Wiederverwendung und Verwertung von Produkten und Materialien. Da Quelle: GettyImages durch werden weniger Energie und Ressourcen verbraucht und weniger Treibhausgase ausgestoßen. und Münchnern ausgearbeitet und ment richten. Im Rahmen der Work- Das Wuppertal Institut erstellte dafür umgesetzt werden. Bis Juli 2021 finden shops erarbeiten die Teilnehmenden im Auftrag des Abfallwirtschafts dafür insgesamt fünf Workshops statt, Maßnahmen für die verschiedenen betriebs München (AWM) zusammen die sich an die Zivilgesellschaft, Bil- Sektoren der Stadt München, um mit rehab republic e. V., Stakeholder dungseinrichtungen, Mitarbeitende die Abfallmengen zu reduzieren. Reporting und Prognos ein Zero-Waste- der städtischen Verwaltung und Politik, Auf der Onlineplattform „Zero Waste Konzept. Ziel war es, einen konkreten Unternehmen, Handel und Events, München“ können alle Münchner Handlungsplan mit Best-Practice-Bei sowie Zuständige im Abfallmanage- Bürgerinnen und Bürger mitwirken: spielen sowie neuen innovativen Ideen Die Website bündelt Aktivitäten, zur Abfallvermeidung bis zum Frühjahr politische Themen, Orte, Infos und 2022 auszuarbeiten. Dieses Konzept Termine, wie etwa zu der kommenden dient als Basis für eine Zertifizierung Workshopreihe. > mehr als sogenannte Zero Waste City – eine Auszeichnung, die der europä ische Verein Zero Waste Europe vergibt. Es soll gemeinsam mit Münchnerinnen Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2021 5
Quelle: GettyImages Studie: Mannheims Weg zur Klimaneutralität –––––––– Die Stadt Mannheim kann spätestens bis Damit schafft sie eine wissenschaftliche vollständig mit lokalen grünen Energien zum Jahr 2050 vollständig klimaneutral Grundlage für die Umsetzung konkreter gedeckt werden: Dabei ersetzt die Wär- werden und damit einen maßgeblichen Klimaschutzmaßnahmen in der Stadt me aus der thermischen Abfallbehand- Beitrag zur Umsetzung der Ziele des Pariser Mannheim und den dafür notwendigen lung, Biomasse, Flusswärmepumpe, Tie- Klimaabkommens auf kommunaler breiten gesellschaftlichen Dialog. Sie hilft fengeothermie und industrieller Abwär- Ebene leisten. Das ist das zentrale Ergebnis damit, die zentralen Richtungsentschei- me vollständig die Wärme aus dem der „Energierahmenstudie Mannheim dungen in den kommenden Jahren auf so- Großkraftwerk Mannheim. – Wege zur Klimaneutralität“, die das lider Basis treffen zu können.” Neben der grünen Erzeugung von Strom Energieunternehmen MVV in Abstimmung Das Klimaschutzszenario der Studie ar- und Wärme trägt die Verkehrswende mit der Stadt beim Wuppertal Institut in beitet heraus, dass die Stadt langfristig maßgeblich zum Erreichen der Kli- Auftrag gegeben hat. Die Studie unter- mehr als doppelt so viel grünen Strom maneutralität bei. Denn ohne sie droht sucht und beschreibt die Handlungsmög- erzeugen kann als von Privathaushalten die Mobilität langfristig zum CO2-inten- lichkeiten und Umsetzungsvorausset- und Gewerbe benötigt wird. Die wich- sivsten Sektor zu werden. > mehr zungen in den Bereichen Strom, Wärme, tigste Rolle spielt dabei die Nutzung von Verkehr und Industrie. Sonnenenergie. Die grünen Stromerzeu- Die Autorinnen und Autoren beschreiben gungspotenziale reichen jedoch insge- in der Studie ein ambitioniertes, aber samt nicht aus, um auch die gesamte in- realisierbares Klimaschutzszenario, das die dustrielle Stromnachfrage vor Ort zu de- Studie | März 2021 lokalen Potenziale, Bedarfe und Herausfor- cken. Wie die meisten deutschen derungen Mannheims berücksichtigt. Sie Großstädte wird daher auch Mannheim geben Handlungsempfehlungen für kon- zukünftig auf überregionale Energiebe- krete Maßnahmen, die neben dem Kohle- züge angewiesen sein. Somit ist das Ge- ausstieg für das Erreichen der Klimaneutra- lingen der bundesweiten Energiewende lität bis spätestens 2050 erforderlich sind. eine wesentliche Voraussetzung für die Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, Klimaneutralität Mannheims. Wege zur Klimaneutralität wissenschaftlicher Geschäftsführer des Die Fernwärmenachfrage kann hingegen ENERGIERAHMENSTUDIE MANNHEIM Wuppertal Instituts, fasste die Ergebnisse der Studie zusammen: „Die ‚Energierah- menstudie Mannheim‘ zeigt anschaulich, wie auch eine industriell geprägte Stadt wie Mannheim klimaneutral werden kann. Cover der Energierahmenstudie Mannheim 6 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2021
Regionale Geschäftsmodelle stärken und Städte lebenswert gestalten –––––––– Innenstädte sind mehr und mehr geprägt von großen Kaufhaus- und Mode-Ketten, zahlreichen Leerständen und unpersön lichen Einkaufsmeilen – häufig ohne regionalen Bezug. Dies will das Projekt „Rollout Wirtschaftsförderung 4.0“ des Mindmap Wirtschaftsförderung 4.0: Zur Strukturierung der Idee und der Wuppertal Instituts zusammen mit Arbeit vor Ort entwickelte das Wuppertal Institut dafür fünf Geschäftsfelder. Akteurinnen und Akteuren der lokalen Quelle: Wuppertal Institut Wirtschaft nun in Witten, Witzenhausen und Wuppertal ändern. Repair-Cafés, regionale Produkte und eine mobile Ehren- amtsberatung sind Beispiele für Initia Mit dem Konzept der „Wirtschaftsförde- pertal, Witten und Witzenhausen im tiven und Unternehmen, die Städte auf- rung 4.0“ möchte das Wuppertal Institut Rahmen des Projekts „Rollout Wirt- werten und ein wertschätzendes Ver- mit seinen Partnerinnen und Partnern schaftsförderung 4.0“ fort. In allen drei ständnis und Bewusstsein für die eigene systematisch kooperative Wirtschaftsfor- Städten wird jeweils eine Stelle als „Wirt- Stadt schaffen sollen. men, lokale Produktion und Gemeinwohl schaftsförderung 4.0-Manager/in“ in Bereits heute tragen regionale Produkte, stärken. „Wir bringen Menschen und Ideen nerhalb des vom Bundesministerium für Sharing-Initiativen und solidarische zusammen, um neue Synergien zu schaffen. Bildung und Forschung (BMBF) geför- Landwirtschaft dazu bei, im Sinne einer Dadurch können alle Menschen gleicher- derten Projekts finanziert. Sie sind unter gemeinwohlorientierten, nachhaltigeren maßen profitieren“, sagt Dr. Michael Ko- anderem Ansprechperson im Bereich Lebensweise zu wirtschaften. Dabei ste- patz, Senior Researcher im Forschungs- lokale Wirtschaftsförderung für Initiati- hen die Menschen im Mittelpunkt, denn: bereich Stadtwandel am Wuppertal Insti- ven und Unternehmen vor Ort und „Die Bewohnerinnen und Bewohner sowie tut. Ziel ist dabei nicht die möglichst setzen sich für nachhaltiges regionales ihr Engagement machen eine Stadt aus“, vollständige Selbstversorgung, sondern Wirtschaften in ihrer Stadt ein. sagt Mona Treude, wissenschaftliche mehr Selbstbestimmung, Eigenverant- Zur Strukturierung der Idee und der Ar- Mitarbeiterin im Forschungsbereich wortung und Hilfe zur Selbsthilfe, um beit vor Ort entwickelte das Wuppertal Stadtwandel am Wuppertal Institut und unabhängiger von globalen Wertschöp- Institut dafür fünf Geschäftsfelder: al- Smart-City-Expertin. Gerade während fungsketten zu werden und dafür kürze- ternative Finanzkonzepte übertragen der Corona-Pandemie wurde deutlich, re zu schaffen. und etablieren (Finanzwirtschaft), So- wie wichtig ein solidarisches Miteinan- Was in Osnabrück 2018 erfolgreich be- zialunternehmen ausbauen, Waren, der und die regionale Versorgungssicher- gonnen hat, führt das Wuppertal Institut Service- und Dienstleistungen teilen heit sind. seit Anfang 2020 in den Städten Wup- und tauschen (Sharing Economy), loka- le Unternehmen fördern (Local Busi- ness), lokale Produktion unterstützen. Das Wuppertal Institut möchte außer- dem ein bundesweites Förderpro- gramm initiieren, äquivalent zu dem für die kommunalen Klimaschutzmanage- rinnen und -managern in den Städten. Die Vision des Projektteams: Mithilfe des Förderprogramms soll die Wirt- schaftsförderung 4.0 in weiteren deut- schen Städten zur Selbstverständlich- keit werden, damit Leerstände in In- nenstädten der Vergangenheit angehören. > mehr Quelle: GettyImages Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2021 7
Regionale Verhältnisse in Zeiten von Corona –––––––– Herausforderungen für faire und nach- haltige Stadt-Land-Beziehungen lassen sich anhand der Transformationsfelder Wald, Energie und Landwirtschaft viel- fältig untersuchen. Akteurinnen und Akteure verweisen bereits mit innovati- ven Handlungsansätzen auf mögliche Lösungswege für bestehende Probleme, Quelle: GettyImages wie beispielsweise die naturnahe Wald- wirtschaft des Stadtwaldes Lübeck. Eine wichtige Säule regionaler Wertschöp- Bewertungsbericht zu Technologien für fung stellen die „Landwege“ dar. In die- die Herstellung synthetischer Kraftstoffe sem Kontext spielen auch nachhaltige Umgangsweisen mit der Natur eine große –––––––– Rolle, womit sich das Projekt VorAB befasst. Die aktuelle Veröffentlichung Um den Verkehrssektor treibhausgasneu die gesamte Wertschöpfungskette syn „Regionale Verhältnisse – in Zeiten von tral zu gestalten, diskutieren Politik und thetischer Kraftstoffe ab: von der Bereit Corona“ bündelt Erkenntnisse des ersten Forschung zunehmend die Rolle synthe stellung von Energie und Vorprodukten Projektjahrs. Die Publikation der Reihe tischer Kraftstoffe auf Basis erneuerbarer (darunter Strom, Wasser und Kohlen „VorAB Texte“ liefert allgemeine Beobach- Energien. Diese könnten zukünftig ins stoffdioxid) über die Erzeugung von Was tungen zu Regionen sowie zur Lübecker besondere dort zum Einsatz kommen, wo serstoff und Synthesegas bis zur Synthese Region im Speziellen. Sie skizziert die eine direkte Elektrifizierung nicht oder und Aufbereitung der Kraftstoffe. Geschichte der Region Lübeck und erkun nur schwer möglich ist – etwa im Schiffs- Die Technologien stellen demnach die det die gegenwärtige interkommunale und Flugverkehr oder teilweise auch im Bausteine dar, die auf ganz unterschied Zusammenarbeit. Zudem benennt die Schwerlastverkehr. liche Weise zu verschiedenen Bereitstel Publikation strukturelle Bedingungen in Innerhalb der Forschungsinitiative „Ener lungsrouten für zukünftig nachgefragte den Akteursfeldern Wald, Energie und giewende im Verkehr“ des Bundesminis Kraftstoffe kombiniert werden können. Landwirtschaft und stellt erste Erkennt- teriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) So sind zum Beispiel sowohl elektroly nisse zu Gemeinsamkeiten und Unter- untersucht das Projekt MENA-Fuels tische als auch thermochemische Verfah schieden der recherchierten, innovativen deshalb die mögliche Rolle und die Aus ren geeignet, den benötigten Wasserstoff Akteurinnen und Akteuren dar. Daneben wirkungen der Nutzung synthetischer zu erzeugen. Synthetische Kohlenwas reflektiert sie die Besonderheiten einer Kraftstoffe in Deutschland. Das Wupper serstoffe wie Kerosin oder Benzin lassen Regionalforschung unter Corona-Bedin- tal Institut hat gemeinsam mit dem Insti sich wiederum entweder über die so gungen. Im Folgekapitel zeigt eine erste tut für Solarforschung des Deutschen genannte Fischer-Tropsch-Synthese oder Konstellationsanalyse zur „fairen und Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) über den Zwischenschritt der Metha resilienten Region Lübeck“ bisher iden einen umfassenden Bericht vorgelegt, der nolsynthese erzeugen. Die angelegten tifizierte Chancen und Hürden für die anhand unterschiedlicher Kriterien zahl Bewertungskriterien geben etwa Auf Regionalentwicklung. > mehr reiche für die Herstellung synthetischer schluss über großskalige Verfügbarkeit, Kraftstoffe benötigte Technologien bewer Ressourcenbedarfe oder industriepo- tet. Die Forscherinnen und Forscher ana litische Chancen der Technologien. Die lysierten auf knapp 270 Seiten 28 Techno Ergebnisse legen beispielsweise nahe, logien, die sie zuvor anhand bestehender dass ein Großteil der betrachteten Kraft Literatur als relevant identifiziert haben. stoffe bis zum Jahr 2030 über mindes Die ausgewählten Technologien decken tens eine Route kommerziell verfügbar sein wird. > mehr 8 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2021
Was knappe Abschlussveranstaltung des Wasserressourcen Virtuellen Instituts für die Energiewende „Transformation – bedeuten Energiewende NRW“ –––––––– –––––––– Ob und wie das global zur Verfügung ste technik zunimmt. Damit wird die thermi Das Virtuelle Institut „Transformation – hende Wasser die Nutzung erneuerbarer sche Stromproduktion zunehmend an Energiewende NRW“ hat in den letzten Energien begünstigt und fossile Energie fällig für Wasserknappheit als Folge des Jahren die Wechselwirkungen gegenwär- träger ausbremst, haben neun Forschungs anthropogenen Klimawandels. tiger Megatrends mit der Energiewende einrichtungen – darunter auch das Wup Das Projektteam führte eine Wasserfuß in den Blick genommen. Kommunen pertal Institut – sowie kleine und mittlere abdruck-Analyse entlang der gesamten stehen vor der großen Herausforderung, Unternehmen im Rahmen des Verbund Energieversorgungskette durch. Die Ana notwendige Maßnahmen zur Energie- projekts WANDEL aus verschiedenen lyse ergab, dass beispielsweise die Ener wende an den gesellschaftlichen Wandel Blickwinkeln untersucht. Das Projekt gieerzeugung auf Basis nachwachsender anzupassen. Dabei können sie gleichzei- „Wasserressourcen als bedeutsamer Fak Rohstoffe einen sehr hohen Wasserfuß tig von den Chancen, die dieser gesell- tor der Energiewende auf lokaler und abdruck aufweist. Integrierte Systeme schaftliche Wandel für die Energiewende globaler Ebene“ wurde von der Ruhr- mit Nutzung von Abfallstoffen (hier die mit sich bringt, profitieren. Universität Bochum und der Universität Zuckerrohrbagasse) zur Energieerzeu Die Veranstaltung „Energiewende in Kassel koordiniert und Ende 2020 ab gung können den Wasserfußabdruck bei NRW: zwischen kommunaler Umsetzung geschlossen. spielsweise erheblich senken. Die Risiko- und globalen Megatrends“ fand am Die Projektergebnisse zeigen, dass Stra- und Nachhaltigkeitsanalysen zeigen, 25. März 2021 als digitales Event statt. tegien zur Transformation des Energie dass die Energieversorgung mit zuneh Sie verdeutlichte, auf welche Weise dies systems im Rahmen der Energiewende mend häufigerer Wasserknappheit und gelingen kann und präsentierte heraus- nicht nur die Reduktion von Treibhaus Dürre unter Klimawandel-Bedingungen ragende Beispiele aus der Praxis. Darü- gasemissionen berücksichtigen sollten, verwundbarer wird. Besonders in ariden ber diskutierten unter anderem Vertrete- sondern auch den Wasserverbrauch. Regionen ist Wasser bereits heute eine rinnen und Vertreter aus Kommunen, So führen auf globaler Ebene Szenarien knappe Ressource und ein limitierender Wissenschaft und interessierten Akteurs- mit ambitionierten Zielen für ein kohlen Faktor für wirtschaftliches Wachstum gruppen. stoffarmes Energiesystem nicht generell und landwirtschaftliche Produktion. Katja Witte, stellvertretende Abteilungs- zu einer verringerten Wassernutzung. Im Das Verbundprojekt WANDEL wurde im leiterin und Co-Leiterin im Forschungs- Vergleich zu den heutigen Bedingungen Rahmen der Fördermaßnahme „GRoW – bereich Strukturwandel und Innovation wird die Gesamtmenge des weltweit ent Globale Ressource Wasser“ im Pro am Wuppertal Institut, stellte zentrale nommenen und verbrauchten Wassers gramm „Forschung für Nachhaltige Ergebnisse Projektes „EnerTrend: Sys für thermische Kraftwerke zur Strompro Entwicklung (FONA)“ vom Bundes temische Analyse von Wechselwirkungen duktion tendenziell weiterhin ansteigen ministerium für Bildung und Forschung der Energiewende in NRW mit zentralen und nur gesenkt werden können, wenn mit rund 2,5 Millionen Euro gefördert. Megatrends“ vor. Das Projekt wurde die Effizienz der Kraftwerks- und Kühl > mehr vom Ministerium für Wirtschaft, Innova- tion, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen für zwei Jahre gefördert. > mehr Quelle: GettyImages Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2021 9
Tagungen Forschungstransfer Wuppertal Institut in Gemeinsam für Top Ten im umweltpolitischen eine sozial-ökologische Denkfabriken-Vergleich Digitalisierung –––––––– –––––––– Die University of Pennsylvania veröffent- Die Notwendigkeit, die Digitalisierung in licht jedes Jahr einen Report, in dem den Dienst der Nachhaltigkeit zu stellen, sie die besten Denkfabriken – sogenannte wird in vielen Bereichen von Politik, Wis- Think Tanks – kürt. Der alljährliche senschaft und Gesellschaft inzwischen „Global Go To Think Tank Index Report“ anerkannt und angegangen. Dennoch ist des Think Tanks and Civil Societies Pro- die Aufgabe ungelöst, die Transforma gram (TTCSP) erforscht, welche Rolle tionskraft digitaler Technologien wirksam Forschungsinstitute in der Beratung von auf den sozial-ökologischen Wandel Regierungen und dem Austausch mit mit führenden Wissenschaftlerinnen und auszurichten. Hier setzt das Vorhaben der Zivilgesellschaft weltweit spielen. Wissenschaftlern sowie Expertinnen und „CO:DINA – Transformationsroadmap Das Wuppertal Institut konnte sich zum Experten aus der Praxis aus Think Tanks Digitalisierung und Nachhaltigkeit“ an. vierten Mal in Folge in den Top Ten und Universitäten in einer Vielzahl von Das Projekt greift Handlungsbedarfe und platzieren und erzielte wie auch im Vor- Kooperationen und Programmen zusam- Themen auf, die als Hebel für eine nach- jahr Platz 9. Damit zählt das Institut zu men, der die weltweit führenden Denkfa- haltige Gestaltung der Digitalisierung den weltweit führenden internationalen briken in einer Vielzahl von Kategorien bislang nicht erschlossen wurden. Dafür Think Tanks der Kategorie „TOP Environ- einstuft. Dies geschieht mithilfe eines knüpft es ein Netzwerk von Akteuren aus ment Policy Think Tank“. Professor Dr.- Gremiums mit rund 1.800 politischen Politik, Wirtschaft, Forschung und Zivil- Ing. Manfred Fischedick, wissenschaft Entscheidungsträgerinnen und -trägern, gesellschaft, um gemeinsam neue Gestal- licher Geschäftsführer des Wuppertal Journalistinnen und Journalisten, Wis- tungsräume zu erkunden. Instituts, freut sich, dass die Stimme des senschaftlerinnen und Wissenschaftler Das Wuppertal Institut und das Institut Wuppertal Instituts auch international sowie öffentliche und private Geldgeber, für Zukunftsstudien und Technologie Gehör findet und damit die Arbeit und die an der Befragung teilnahmen. Ins bewertung (IZT) luden alle Interessierten das hohe Engagement der Wissenschaft- gesamt waren über 11.000 Think Tanks zur digitalen Auftaktveranstaltung des lerinnen und Wissenschaftler des Insti- aufgerufen, sich am Nominierungs- und KI-Leuchtturmvorhabens CO:DINA, das tuts honoriert werden und sagt: „Da viele Rankingprozess zu beteiligten. durch das Bundesumweltministerium der gesellschaftlichen Herausforderungen In dem globalen Ranking sind in anderen gefördert wird, am 26. Februar 2021 ein. wie insbesondere der Klimaschutz nur auf Kategorien zwei weitere Institute der Das Event war der erste Schritt, um die globaler Ebene gelöst werden können, ist es Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft breite Fachöffentlichkeit in diesen Aus- für uns von extrem hoher Bedeutung wis- (JRF), in dem auch das Wuppertal Ins tausch einzubinden. Dabei gab Bundesum senschaftliche Erkenntnisse so aufzuberei- titut Mitglied ist, vertreten: Dazu gehört weltministerin Svenja Schulze einen ten, dass sie Handlungsoptionen konkret etwa das Deutsche Institut für Entwick- strategischen Ausblick zu offenen Heraus- aufzeigen, die dann weltweit aufgegriffen lungspolitik (DIE), das den 3. Platz in forderungen für die umweltpolitische werden können. Nicht zuletzt hat die „Top International Development Policy Gestaltung der Digitalisierung. Zudem Covid-19-Pandemie deutlich gemacht, wie Think Tanks” und den 5. Platz in „Best hielten Expertinnen und Experten zahlrei- wichtig die Rolle der Wissenschaft bei Government-Affiliated Think Tanks” be- che Impulsvorträge zu offenen Heraus der Lösung der großen Zukunftsheraus- legt, sowie das BICC (Bonn International forderungen der sozial-ökologisch-digi- forderungen ist. Hierzu wollen wir auch Center for Conversion). Professor Dr.-Ing. talen Transformation. > mehr weiterhin mit ganzer Kraft beitragen.“ Manfred Fischedick ergänzt: „Dies zeigt Ziel des TTCSP ist es, das Profil, die Ka- die starke Positionierung der nordrhein- pazität und die Leistung von Think Tanks westfälischen Forschungslandschaft auf auf nationaler, regionaler und globaler der internationalen Ebene.“ > mehr Ebene zu stärken. Das TTCSP arbeitet 10 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2021
Quelle: GettyImages Gesprächs, denn: „Es muss jetzt in nach- haltiges Wirtschaften investiert werden, um Standortvorteile nicht zu verschenken und um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können. Andernfalls ist die Transformation deutlich schwerer Der Weg in eine Industrie der Zukunft: klima- zu bewältigen oder gar nicht möglich.“ klimaneutrale Industrie neutral und wettbewerbsfähig Prof. Dr. Manfred Fischedick unter- strich, dass der sich aus dem Klimawan- –––––––– –––––––– del ableitende Handlungsdruck immer stärker ansteigt: „Das Klima verändert Bis zum Jahr 2050 will Nordrhein-West- Der Industriesektor gehört in Nordrhein- sich mit immer größerer Dynamik, daher falen (NRW) klimaneutral wirtschaften – Westfalen (NRW) aber auch deutschland- muss die Wirtschaft in klimafreundliche so lautet das entschiedene Klimaschutzziel weit sowie global mit einem Anteil von Innovationen investieren und die Politik der nordrhein-westfälischen Landes 20 Prozent an direkten Emissionen zu den diese Prozesse mit den nötigen Rahmen regierung. Gegenüber 1990 konnten die größten Verursachern von CO2-Emissio- bedingungen unterstützen.“ CO2-Emissionen zwar bereits um 38 nen. Maßgeblich ist dies auf die energie Um die Klimaziele zu erreichen, müssten Prozent reduziert werden, doch bis zur intensiven Branchen wie Chemie, Stahl, in allen Wirtschaftsbereichen die Nulle- Netto-Null ist es noch ein weiter Weg. Glas und Papier zurückzuführen. Um missionen erreicht werden. „Wir können Hier spielt die Industrie eine entscheiden- die globalen Klimaziele des Pariser Klima schon bis 2030 eine ganze Menge auf de Rolle. Gleichzeitig sind klimafreundli- abkommens zu erreichen und die Europä diesem Weg erreichen, wenn wir die Ver che Technologie- und Prozessinnovationen ische Union bei der Umsetzung des Euro- änderungsmöglichkeiten richtig ehrgeizig aus der Industrie wesentlich, um auch in pean Green Deal zu unterstützen, ist die anpacken“, sagt Prof. Dr. Andreas Pink- anderen Bereichen, wie Verkehr, Energie Umstellung auf eine treibhausneutrale wart. Dafür setzt er auch auf die Siche- und Bau, den Klimaschutz voranzutreiben. Produktion spätestens bis zum Jahr 2050 rung der Beschäftigung als Treiber der Wie diese Mammutaufgabe gelöst wer- notwendig. Doch wie bleiben Unterneh- Transformation: Wenn die Veränderungs- den kann, was der Wandel für uns als men dabei wirtschaftlich und wettbe- prozesse sichere und nachhaltige Arbeits- Gesellschaft und für unseren Alltag be- werbsfähig? Wie steht es angesichts der plätze schaffen, dann sei auch die gesell- deutet und wie die klimaneutrale Indus globalen Konkurrenz um die Zukunft der schaftspolitische Unterstützung der trie der Zukunft womöglich aussehen nordrhein-westfälischen Industrie? Und Transformation vorhanden. wird, war Thema der digitalen Veranstal- kann IN4climate.NRW, eine Initiative aus Alle Episoden des Zukunftswissen.fm- tung „Hier beginnt Klimaschutz“. Im Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, bei Podcasts sind kostenfrei auf Apple und Rahmen des Liveevents der Initiative dieser Transformation helfen und Verän- Google Podcasts, Spotify, Podcast.de IN4climate.NRW, das am 18. März 2021 derungsprozesse in der Industrie ansto- sowie über die Website des Wuppertal stattfand, wurde ein Blick in die Zukunft ßen? Über diese Herausforderungen spra- Instituts zu hören. Reinhören und infor- geworfen und die Gestaltung einer klima chen Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick miert bleiben: #ZukunftswissenFM freundlichen Industrie diskutiert. Gäste und Prof. Dr. Stefan Lechtenböhmer vom > mehr aus Politik, Wissenschaft, Industrie und Wuppertal Institut mit Prof. Dr. Andreas Gesellschaft widmeten sich in einer Ge- Pinkwart, Minister für Wirtschaft, Innova- sprächsrunde den Chancen und Herausfor- tion, Digitalisierung und Energie des Lan- derungen einer klimaneutralen Industrie, des Nordrhein-Westfalen, in einer neuen dazu zählten: Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Episode des Podcasts „Zukunftswissen.fm“. Minister für Wirtschaft, Innovation, Digi In der Episode „IN4climate.NRW für talisierung und Energie des Landes Nord- den Klimaschutz in NRW” diskutierten sie rhein-Westfalen, Prof. Dr.-Ing. Manfred unter anderem darüber, wie die Unter- Fischedick, wissenschaftlicher Geschäfts- nehmen des Landes dabei unterstützt führer des Wuppertal Instituts, Dr. Arnd werden können, zukünftig emissionsarme Köfler, Mitglied des Vorstandes der thys- Lösungen umzusetzen. Es genüge nicht senkrupp Steel Europe AG und Dr. Erika mehr zu argumentieren, dass Europa Bellmann, Senior Advisor Climate & beim Klimaschutz vorne liege, betont Prof. Energy beim WWF Deutschland. > mehr Dr. Andreas Pinkwart zu Beginn des Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2021 11
Wuppertal Lunch als digitaler Zukunftssalon Neue Akzente einer nachhaltigen Stoff- und Ressourcenpolitik Die Nutzung natürlicher Ressourcen ist eine der Hauptursachen von Umweltproblemen. Das Spektrum reicht von lokalen Umweltschä- den durch den Rohstoffabbau und die Entsor- gung von Abfällen über den Eintrag neuartiger Substanzen in Ökosysteme bis hin zum globalen Klimawandel und Verlusten der Biodiversität. Weltweit nimmt die Ressourcennutzung immer Neue EU-Klimaziele – Konsequenzen weiter zu. Als Reaktion darauf haben viele für die deutsche Klimapolitik nationale Regierungen, aber auch die Europä ische Union, Strategien und Programme ver Die Europäische Union (EU) hat im Dezember abschiedet, um den Verbrauch von Rohstoffen 2020 mit dem Beschluss des Rates ihr Klima- und die Nutzung natürlicher Ressourcen als ziel für 2030 von 40 Prozent auf 55 Prozent Senke für die Abfallprodukte unseres Konsums Minderung gegenüber 1990 deutlich ver- zu verringern. Dabei haben sich mit der Zeit schärft. Damit bekräftigt die EU auch während unterschiedliche Politikstränge entwickelt, der Corona-Pandemie ihr langfristiges Ziel der darunter die Stoff-, die Ressourcen- und die Klimaneutralität bis 2050. Vor diesem Hinter- Kreislaufpolitik. Diese folgen ihren eigenen grund ist eine Ambitionssteigerung auch für Wirkungslogiken, Zielsetzungen und Indika die deutschen Klimaziele offensichtlich notwen- toren, weisen aber auch Schnittpunkte und dig. Offene Fragen sind jedoch: Was wären Verbindungslinien auf. angemessene Klimaziele für Deutschland? Und Vor diesem Hintergrund lud das Wuppertal welche Prioritäten müssen jetzt gesetzt wer- Institut zu einem digitalen Wuppertal Lunch am den, um diese Ziele auch zu erreichen? Bei 22. Februar 2021 zum Thema „Neue Akzente welchen Themen wird eine europäische Koope einer nachhaltigen Stoff- und Ressourcen ration mit Blick auf die Klimapolitik in Zukunft politik“ ein. Unter anderem folgende Fragen besonders wichtig sein? Welche Herausforde- wurden diskutiert: Wo liegen die Verbindungs- rungen und Chancen ergeben sich unmittelbar linien zwischen Stoff-, Kreislaufwirtschafts- aus der Corona-Pandemie? und Ressourcenpolitik? Wie können Chemika Zu diesem Thema veranstaltete das Wuppertal lien, Produkte und Stoffströme nachhaltig wer- Institut den Wuppertal Lunch „Neue EU-Klima- den? Was trägt eine nachhaltige Stoffpolitik ziele – Konsequenzen für die deutsche Klima- zum Schutz von Klima und Biodiversität bei? politik“, der am 18. Januar 2021 als digitaler Stefan Werland, stellv. Leiter Büro Berlin des Zukunftssalon stattfand. Timon Wehnert, Leiter Wuppertal Instituts, übernahm die Begrüßung des Büro Berlin am Wuppertal Institut, über- und moderierte die Veranstaltung. Anschlie- nahm die Begrüßung und moderierte die Veran- ßend folgte eine virtuelle Podiumsdiskussion staltung. Anschließend folgte eine virtuelle mit Prof. Dr. Markus Große Ophoff und Klaus Podiumsdiskussion mit Prof. Dr.-Ing. Manfred Günter Steinhäuser vom BUND-Arbeitskreis Fischedick, wissenschaftlicher Geschäftsführer Umweltchemikalien/Toxikologie sowie Bettina des Wuppertal Instituts und Jutta Paulus, Bahn-Walkowiak, Senior Researcher im For- Mitglied des Europäischen Parlaments (Die schungsbereich Stoffkreisläufe in der Abteilung Grünen/EFA). Danach konnten die Teilnehm Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut. enden Fragen über die Chatfunktion stellen. > mehr > mehr Die Veranstaltungsreihe „Wuppertal Lunch – Impulse transformativer Forschung“ greift regelmä- ßig aktuelle Themen aus dem Forschungsbereich des Wuppertal Instituts auf und diskutiert mit den Gästen in entspannter Mittagsatmosphäre. Bleiben Sie informiert: #WuppertalLunch 12 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2021
Quelle: GettyImages Energieversorgung sicherstellen: Suffizienz ist elementar Transformationsprozessen und notwen- für Klimaschutzstrategien digen Politikinstrumenten spielt dabei wie und woher? eine zentrale Rolle: „Entscheidungen und –––––––– –––––––– Handeln der Menschen sind eingebettet in soziale Strukturen, gebaute Infrastruktu Damit Deutschland bis 2050 klimaneut- Energiesuffizienz, also den Energiebe- ren und Kultur. Ebenso wie Energieeffizi- ral werden kann, muss die Energiewende darf nachhaltig zu begrenzen, muss Teil enz und erneuerbaren Energien geschehen deutlich früher vollendet sein, sodass die jeder Energie- und Klimaschutzstrategie Handlungen im Sinne der Energiesuffi Stromversorgung vollständig aus erneu- werden. Das war der Tenor während des zienz nicht von alleine, sondern hängen im erbaren Energien erzeugt wird. In die- Auftaktworkshops „Mit mehr Suffizienz Wesentlichen von den politischen Rahmen- sem Ziel sind sich viele Akteurinnen und zu weniger Energieverbrauch“ der BMBF- bedingungen ab“, sagt Dr. Benjamin Best, Akteure einig, aber auf dem Weg dahin geförderten Nachwuchsforschungsgruppe wissenschaftlicher Mitarbeiter im For- gibt es viele Fragen zu klären: Welche „EnSu – Die Rolle von Energie-Suffizienz schungsbereich Strukturwandel und Rolle kann und wird grüner Wasserstoff in Energiewende und Gesellschaft“. Vom Innovation am Wuppertal Institut und spielen, wo wird er hergestellt und wo 15. bis 17. März 2021 diskutierten Teil- Projektleiter der EnSu-Nachwuchsgruppe. soll er zuerst eingesetzt werden? Wie nehmende aus Wissenschaft und Praxis, Vielversprechende Handlungsfelder, bei viel Energie muss künftig trotz aller Be- welche politischen Rahmenbedingungen denen durch eine veränderte Nachfrage mühungen um mehr Effizienz importiert den Energieverbrauch absolut senken auch die Lebensqualität steigen kann, werden und welche Energiepartner- und wie sich dies in Szenarien und Mo- seien der internationale Flugverkehr, schaften werden angestrebt? Und nicht dellen umsetzen lässt. gesunde Ernährung und die Reduktion zuletzt: Wie kann ein ambitionierter Am ersten Tag der Auftaktveranstaltung von Pkw-Verkehr in Städten, betonte Ausbau erneuerbarer Energien vorange- stellten die Nachwuchsgruppen-Leiten- Prof. Dr. Felix Creutzig, Leitautor des trieben werden? den, Dr. Benjamin Best vom Wuppertal Weltklimarats und Professor an der Tech- Über diese und weitere Fragen diskutier- Institut und Prof. Dr. Frauke Wiese von nischen Universität Berlin. Es sei unstrit- ten Bundesumweltministerin Svenja der Europa-Universität Flensburg, tig, dass für das Erreichen der Treibhaus- Schulze mit Prof. Dr.-Ing. Manfred grundlegende Konzepte und Entwicklun- gasneutralität eine substanzielle Reduk- Fischedick, wissenschaftlicher Geschäfts- gen der Energiesuffizienz vor, mit denen tion der Primärenergienachfrage nicht führer des Wuppertal Instituts, und Dr. sich in Europa die Entwicklung einer nur durch Energieeffizienz-Technologien, Tanja Wielgoß, Vorstandsvorsitzende der Suffizienzpolitik beobachten lässt. Dazu sondern auch durch Struktur- und Ver- Vattenfall Wärme AG am 25. März 2021. gehören etwa fußgänger- und fahrrad haltensänderungen mindestens förder- Die Diskussion wurde als Livestream auf gerechte Stadtquartiere in Paris und lich, wenn nicht sogar notwendig sei. der Website des Bundesumweltministe anderen Städten. Zugleich stecke der Rund 40 Expertinnen und Experten aus riums übertragen. Interessierte konnten technische Fortschritt voller Möglichkei- der Energie-Modellierung setzten sich sich während der Veranstaltung aktiv ten für mehr Suffizienz, zum Beispiel während eines Workshops am zweiten an der Diskussion zu beteiligen. Das Ge- ermögliche die Digitalisierung virtuelle Veranstaltungstag intensiv mit den Effek- spräch war Teil der Dialogreihe „Wir Treffen und Teleworking. Diese For- ten von Suffizienz in sektoralen Energie- schafft Wunder“, die vom Bundesum- schungslücke, der sich die EnSu-Nach- nachfrage- und Systemmodellen ausein- weltministerium initiiert wurde, um im wuchsgruppe widmet, besteht in der ander. Die Nachwuchsforschungsgruppe Dialog mit Expertinnen und Experten quantitativen Modellierung von Suffi EnSu wird vom Bundesministerium für Gestaltungsmöglichkeiten für sozialen zienzpotenzialen wie einer geringeren Bildung und Forschung im Rahmen der und ökologischen Fortschritt in Deutsch- Verkehrsleistung und weniger zu behei- Forschung für Nachhaltige Entwicklung land zu diskutieren. > mehr zender Wohnfläche. Die Analyse von (FONA) gefördert. > mehr Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2021 13
Der digitale Produktpass – Fluch oder Segen? –––––––– Die umweltpolitische Digitalagenda des Er fasst Informationen zu den Kompo- Bundesumweltministeriums verbindet nenten, Materialien und chemischen zwei Megatrends des 21. Jahrhunderts: Substanzen, aber auch zu Reparierbar- den Umwelt- und Klimaschutz und die keit, Ersatzteilen oder fachgerechter Ent- Digitalisierung. Der digitale Produktpass sorgung eines Produkts zusammen. Um- ist eine von insgesamt 70 konkreten weltrelevante Daten werden so in einem Maßnahmen der Digitalagenda und soll vergleichbaren Format gebündelt und insbesondere die Kreislaufwirtschaft erleichtern es Akteurinnen und Akteuren (Circular Economy) vorantreiben. In in der Wertschöpfungs- und Lieferkette zahlreichen politischen Strategien der auf eine Kreiswirtschaft hinzuarbeiten. Europäischen Union (EU) ist der digitale Kundinnen und Kunden kann der Pass Produktpass inzwischen fest vorgesehen. dabei helfen, nachhaltige Konsument- scheidungen zu treffen – das gilt sowohl für den stationären Handel als auch für den Online-Handel. Der Produktpass eig- net sich für sämtliche Produkte, Dienst- leistungen und Lebensmittel, zunächst GAIA ehrt die besten Artikel sollen aber besonders ressourcen- und des Jahres 2020 energieintensive Gütern im Fokus stehen. Kritikerinnen und Kritiker befürchten, Der Beitrag „From niche to mainstream: the dilemmas of sca- dass der Pass eine weitere bürokratische ling up sustainable alternatives“ der beiden Juniorprofesso- Datenkrake ist, während Befürworterin- rinnen Dr. Karoline Augenstein und Dr. Alexandra Palzkill von nen und Befürworter die Chance sehen, der Bergischen Universität Wuppertal, und ihre Co-Autorin- mehr Transparenz bei Materialien und nen und -Autoren haben den zweiten Platz beim Best Paper Produkten herzustellen. Award des Fachjournals „GAIA – Ecological Perspectives for Der erste Teil der Online-Veranstaltung Science and Society“ erreicht. Mit dem Preis ehrt das Journal „Der digitale Produktpass – Fluch oder jährlich die besten Artikel des vergangenen Jahres. Der Arti- Segen?“ fand am 25. Februar 2021 statt kel wurde aufgrund seiner wissenschaftlichen Qualität, Origi- und führte in das Thema ein. Dr. Holger nalität und besonderen Relevanz für aktuelle Debatten in der Berg, Co-Leiter des Forschungsbereichs sozial-ökologischen Transformationsforschung ausgewählt. Digitale Transformation am Wuppertal Im Artikel identifizieren die Autorinnen und Autoren drei Institut, ging in seinem Vortrag unter Dilemmata des Upscalings innovativer Ideen von Nischen in anderem darauf ein, warum sich Unter- den Mainstream und erklären, warum etwa städtische Nach- nehmen bereits jetzt mit dem digitalen haltigkeitsinitiativen wie Utopiastadt in Wuppertal sich nicht Produktpass beschäftigen sollten, wie einfach auf andere Quartiere und Städte übertragen lassen. eine Umsetzung technologisch aussehen Der Artikel entstand innerhalb der Nachwuchsforschergruppe könnte und welche Chancen, Mehrwerte „UrbanUp“ der Bergischen Universität Wuppertal, des Wup- und Herausforderungen ein solcher Pass pertal Instituts und des Collaborating Centre on Sustainable bietet. > mehr Consumption and Production (CSCP). Zum Autorenteam gehören unter anderem auch Paul Suski, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich Produkt- und Konsumsys- teme am Wuppertal Institut, sowie Boris Bachmann, Verena Hermelingmeier und Annaliesa Hilger vom Zentrum für Transformations- forschung und Nachhaltigkeit (TransZent), eine Initiative der Bergischen Universität und des Wuppertal Instituts. > mehr 14 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2021
Forschungs -produkte Grüner Aufschwung: Ist die EU auf dem richtigen Weg? –––––––– Die Konjunkturmaßnahmen in der der- zeitigen Corona-Pandemie sollen sowohl die aktuelle Wirtschaftskrise eindämmen als auch langfristig für eine zukunftsfä hige Wirtschaft genutzt werden. Die Auf- bau- und Resilienzfazilität (ARF) – auch Recovery and Resilience Facility (RRF) Quelle: GettyImages – der Europäischen Union (EU) stellt dafür rund 672,5 Milliarden Euro für die von den Mitgliedstaaten erstellten na Polen beispielsweise nutzt die Konjunktur- Jahren wichtige Entscheidungen an, in tionalen Konjunkturpläne bereit. Im Juli mittel, um seine Offshore-Windenergie- denen die Pläne der Mitgliedstaaten fertig- 2020 haben sich die europäischen Staats- Industrie auszubauen. Spanien plant gestellt und von den europäischen Insti und Regierungschefs darauf verständigt, umfangreiche Investitionen in eine inklusi- tutionen überprüft werden, sobald sie um dass sie mit einer grünen Transformation vere Energiewende und will seine Ziele gesetzt werden. in Einklang gebracht werden müssen. für erneuerbare Energien beschleunigen. „Es bleibt abzuwarten, ob die EU den wirt- Aber werden die vorgeschlagenen Maß- Bulgarien unterstützt die Energieeffizienz- schaftlichen Aufschwung mit dem lang nahmen der Mitgliedstaaten diesen und erneuerbare Heizungsmaßnahmen fristigen Ziel der Klimaneutralität in Ein- Ambitionen auch gerecht? Der „Green für freistehende Häuser, die nicht an Wär- klang bringen kann“, sagt Timon Wehnert, Recovery Tracker“, ein gemeinsames me- und Gasnetze angeschlossen sind. Leiter Büro Berlin und Senior Researcher Projekt des Wuppertal Instituts und E3G Noch ist nicht sicher, dass die Wirtschaft am Wuppertal Institut, und ergänzt: in enger Zusammenarbeit mit nationalen auf den richtigen Weg für langfristige Her- „Das Risiko ist hoch, dass Maßnahmen, die Expertinnen und Experten, nimmt ausforderungen ist. Denn bei vielen Plänen auf den ersten Blick ‚grün‘ aussehen, letzt- die nationalen Konjunkturmaßnahmen liegen die Details noch nicht vor, wie bei- lich fossile Energieträger unterstützen oder dafür unter die Lupe. Erste Ergebnisse spielsweise Maßnahmen umgesetzt und auch einige Pläne schädliche Maßnahmen stellten die Expertinnen und Experten bei welche konkreten Projekte gefördert wer- enthalten.“ einem Launch-Event vor. Der Green den sollen. Die Daten des Green Recovery Beispiele hierfür seien etwa Investitionen Recovery Tracker bewertete bisher neun Tracker belegen, dass rund 76 Milliarden in Höhe von 3,2 Milliarden Euro in drin- nationale Konjunkturpläne der EU aus Euro oder 21 Prozent der geplanten gend benötigte Effizienzmaßnahmen Frankreich, Deutschland, Spanien, Por- Gesamtausgaben in Maßnahmen fließen, in Polen, mit denen auch Erdgaskessel tugal, Bulgarien, Lettland, Polen, der deren Klimaeffekt noch nicht abschätzbar gefördert werden könnten, Investitionen Slowakei und Slowenien. Die ersten ist. Diese könnten nach der Umsetzung von rund 244 Millionen Euro in die bul- Ergebnisse des Trackers deuten darauf sowohl positiv als auch negativ sein. garische Gasinfrastruktur, wobei derzeit hin, dass sich die EU auf einem guten Es stehen in den kommenden Wochen und unklar ist, ob diese Infrastruktur auch für Weg zu einem grünen Aufschwung be- Wasserstoff genutzt werden kann, sowie findet. Bisher wurden rund 133 Milliar- rund 723 Millionen Euro für das Straßen- den Euro zur Unterstützung der grünen netz in Portugal. > mehr Transformation bereitgestellt. Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2021 15
Studie: Das Fahrrad als Wirtschaftsfaktor –––––––– Als Herausforderung der Verkehrswende werden häufig die möglicherweise weg- fallenden Arbeitsplätze diskutiert. Denn die Beschäftigung der Automobilindus- trie in Deutschland gilt als wichtiges Argument für einen sozialverträglichen Strukturwandel. Aber auch die Wirt- schaftszweige des Umweltverbunds bieten viele Arbeitsplätze. Vor diesem Quelle: GettyImages Hintergrund untersucht die jetzt erschie- nene Studie „Branchenstudie Fahrrad- wirtschaft in Deutschland“ des Wupper- tal Instituts und des Instituts Arbeit und „Das E-Bike ist ein klarer Wachstumstrei- Technik der Westfälischen Hochschule ber“, betont Dr. Frederic Rudolph, Senior Ergebnisbericht | Dezember 2020 die Beschäftigtenzahlen in Teilmärkten Researcher im Forschungsbereich Mobi- Branchenstudie Fahrradwirtschaft in Deutschland: der Fahrradwirtschaft sowie deren lität und internationale Kooperationen in Unternehmen, Erwerbstätige, Umsatzentwicklung. der Abteilung Energie-, Verkehrs- und Umsatz In der Fahrradwirtschaft waren 2019 in Klimapolitik am Wuppertal Institut und Studie im Auftrag von BVZF, VSF und ZIV Deutschland 281.000 Menschen in den Projektleiter der Studie. Auch der Fahr- Frederic Rudolph, Alessio Giustolisi, Anna Butzin, Eva Amon drei Kernbranchen Herstellung, Handel radtourismus spiele eine erhebliche Rolle. und Dienstleistungen sowie weiteren Fahrradreisen in Deutschland lägen Branchen entlang der Wertschöpfungs- nicht erst seit dem Ausbruch der Covid- kette beschäftigt. Rund 66.000 Beschäf- 19-Pandemie im Trend. Ausschlaggebend tigte arbeiteten in den Kernbranchen, für das Wachstum der Branche sei außer- die ein Beschäftigungswachstum von dem die zunehmend ökologisch gestalte- 20 Prozent im Vergleich zum Jahr 2014 te Besteuerung von Dienstfahrzeugen, (55.000 Beschäftigte) verzeichneten. Ein ergänzt der Wissenschaftler. Davon pro Ergebnis der Studie: Im Jahr 2019 war fitiere auch das Dienstrad-Leasing. der Fahrradtourismus mit 204.000 Be- Die Studie erfolgte im Auftrag der drei Cover “Branchenstudie Fahrradwirt- schäftigten der größte Wirtschaftszweig. Branchenverbände Bundesverband schaft in Deutschland: Unternehmen, Zukunft Fahrrad e. V. (BVZF), Verbund Erwerbstätige, Umsatz” Service und Fahrrad e.V. (VSF) und Zweirad-Industrie-Verband e. V. (ZIV). > mehr Top-Ten-Publikationen 2020 Das Wuppertal Institut hat die zehn wichtigsten seiner wissenschaftlichen Publikationen des vergangenen Jahres zusammengetragen. Die referierten Artikel zu den Themen „Modellierung und transdisziplinäre Methoden“ sowie „Klima-, Energie- und Ressourcenwende“ geben einen Einblick in den Stand der internationalen Forschungsarbeit und dem transdisziplinären Forschungsansatz des Instituts. > mehr 16 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2021
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