EY Banken-barometer 2020 - Im Sog der Geldpolitik

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EY Banken-barometer 2020 - Im Sog der Geldpolitik
EY Banken-
barometer
2020
Im Sog der Geldpolitik
EY Banken-barometer 2020 - Im Sog der Geldpolitik
Inhalt
              Editorial                                        3

    1.        Design der Studie                                4

    2.        Kernaussagen                                    6

    3.        Marktumfeld der Banken                          10

    4.        Operative Geschäftsentwicklung                  17

    5.        Negativzinsen                                   24

    6.        Finanzmarktregulierung                          29

    7.        Kreditgeschäft                                  34

    8.        Strukturwandel und FinTech                      40

    9.        Fokusthemen 2020                                52

10.           Ausblick − Banking in 7 bis 10 Jahren           58

11.           Nachhaltigkeit                                  67

12.           Kundenumfrage                                   79

              Anhang                                          84

2        | EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik
EY Banken-barometer 2020 - Im Sog der Geldpolitik
Editorial
Tiefe Zinsen, tiefe Volatilitäten und hohe Unsicherheiten – so lässt sich das Umfeld,
in welchem die Schweizer Banken derzeit operieren, zusammenfassen. Damit verbunden
ist eine Vielzahl von Herausforderungen: Die Margen im Kreditgeschäft kommen immer
stärker unter Druck und die Banken müssen immer mehr Kredite vergeben, um ihr
Zinsergebnis stabil zu halten. Und auch im Kommissionsgeschäft leiden die Banken
zunehmend unter einem Margenschwund. Die expansive Geldpolitik mit Negativzinsen
hat dazu geführt, dass die verschiedenen Anlageklassen eher zu hoch und die Risiken
eher zu tief bewertet werden. Zudem nähren die Unsicherheiten im Zusammenhang
                                                                                                           Patrick Schwaller
mit den handelspolitischen Spannungen, den geopolitischen Entwicklungen und den
aufkeimenden Konjunktursorgen die Zweifel von Investoren und Bankkunden; dies                              Managing Partner
ebenfalls mit entsprechend negativen Folgen für die Ertragslage der Banken.                                Audit Financial Services

Nebst diesem sehr anspruchsvollen Umfeld, in welchem sich die Banken bislang als relativ
widerstandsfähig behaupten konnten, werden die Banken auch immer stärker durch den
strukturellen Wandel in der Finanzindustrie herausgefordert. Dieser äussert sich nicht
nur darin, dass die Wertschöpfungskette der Banken vermehrt durch neue Marktteil-
nehmer wie Technologiefirmen und Plattformen durchbrochen wird, sondern auch in
einem sich stetig verändernden Kundenverhalten.

Wie lauten die Antworten der Schweizer Banken auf diese Herausforderungen? Wie
schätzen sie ihre kurz- und langfristigen Zukunftsaussichten ein? Müssen Privatkunden in
Zukunft damit rechnen, dass die Banken breitflächig Negativzinsen auf ihre Kontogut-
haben erheben? Worauf werden die Banken im kommenden Jahr ihren strategischen
Fokus legen? Neben diesen Fragen haben wir die Banken dieses Jahr zu unserem Fokus-                        Olaf Toepfer
thema «nachhaltige Anlagen» befragt. Sehen die Banken darin lediglich einen Hype?                          Partner
Glauben die Banken, dass sie einen bedeutenden Beitrag zur Bekämpfung des Klimawan-                        Leiter Banking & Capital Markets
dels leisten können? Wie stark ist das Thema «Nachhaltigkeit» bereits in die bestehenden
Beratungsprozesse der Banken integriert?

Der EY Bankenbarometer 2020 sucht Antworten auf diese und weitere Fragen.
Wir wünschen Ihnen eine gehaltvolle Lektüre und freuen uns auf angeregte Diskussionen.

                                                                                                           Timo D’Ambrosio
                                                                                                           Senior Manager
                                                                                                           Audit Financial Services

                                                                                        EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik |    3
EY Banken-barometer 2020 - Im Sog der Geldpolitik
Design
                         1

                              Studie
                      der

4   | EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik
EY Banken-barometer 2020 - Im Sog der Geldpolitik
Design der Studie

• Befragung durch EY im November 2019

• Befragung von 100 Banken in der Schweiz1

• Zehnte Durchführung seit 2010

                                                                                                                                                                  2019: 79 %
                                                                                                                                                                  2018: 69 %

     2019: 14 %
     2018: 24 %

                                                                                                                                                     2019: 7 %
                                                                                                                                                     2018: 7 %

Aufteilung des Befragungssamples
                                                                                                    Bankengrösse nach
    Banktyp                                                  2019                 2018                                                                      2019                 2018
                                                                                                    Kundenvermögen
    Privatbanken2                                               28 %                 33 %           Unter CHF 5 Mia.                                            69 %                 46 %

    Auslandsbanken                                              17 %                 28 %           Zwischen CHF 5 und 10 Mia.                                    7%                 14 %

    Regionalbanken                                              38 %                 18 %           Zwischen CHF 10 und 50 Mia.                                 17 %                 26 %

    Kantonalbanken                                              17 %                 21 %           Über CHF 50 Mia.                                              7%                 14 %

1
    Die Schweizer Einheiten der zwei Grossbanken wurden befragt und sind in die generellen Auswertungen eingeflossen, werden aber in den Auswertungen nach Bankentyp nicht berücksichtigt
2
    Inklusive Vermögensverwaltungsbanken

                                                                                                                             EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik |             5
EY Banken-barometer 2020 - Im Sog der Geldpolitik
2
                   Kern-
                                         aussagen

6   | EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik
EY Banken-barometer 2020 - Im Sog der Geldpolitik
1           Tiefe Zinsen, tiefe Volatilitäten, hohe Unsicherheiten

Tiefe Zinsen, tiefe Volatilitäten und hohe   Aufgrund der tiefen Zinsen sowie der
Unsicherheiten – so lässt sich das Um-       tiefen Risikoprämien und Volatilitäten
feld, in welchem die Schweizer Banken        erwirtschaften die Banken weniger
derzeit operieren, zusammenfassen.           Erträge als in der Vergangenheit. Dabei
Damit verbunden ist eine Vielzahl von        ist durchaus besorgniserregend, dass
Herausforderungen: Die Margen im             konsequentes, diszipliniertes Risiko-
Kreditgeschäft kommen immer stärker          management derzeit nicht ausreichend
unter Druck und die Banken müssen            belohnt wird, während ungenügendes
immer mehr Kredite vergeben, um              Risikomanagement keine bedeutenden
ihr Zinsergebnis stabil zu halten. Und       negativen Konsequenzen hat.
auch im Kommissionsgeschäft leiden
die Banken zunehmend unter einem             Als Folge dieser Entwicklung besteht die
Margenschwund und der Tatsache, dass         Gefahr, dass die Banken das Kreditrisi-
die geopolitischen Unsicherheiten sowie      komanagement und den Umgang mit
aufkeimende Konjunktursorgen die Ak-         potenziellen Kreditausfällen in der Breite
tivitäten von Investoren und Bankkunden      ihres Finanzierungsgeschäfts verlernen
hemmen.                                      und sich eine gewisse Bequemlichkeit
                                             einstellt.
Die expansive Geldpolitik mit Negativzin-
sen hat dazu geführt, dass die verschie-
denen Anlageklassen eher zu hoch und
die Risiken eher zu tief bewertet werden.

2           Trübe Geschäftsaussichten – Negativzinsen auch für
            Kleinsparer?

Im wichtigen Zinsdifferenzgeschäft sind      Prozent) der Banken gehen auf lange           mehr als ein Viertel (28 Prozent) mit
die Banken auf normale Zinskurven mit        Sicht von sinkenden Ergebnissen aus.          steigenden Wertberichtigungen.
deutlichen Unterschieden zwischen den        Bei den vornehmlich auf das Kredit-
kurzfristigen und langfristigen Zinssätzen   geschäft fokussierten Kantonal- und           Der Margendruck im Zinsgeschäft führt
angewiesen. Entgegen den Erwartungen         Regionalbanken fällt dieser Stimmungs-        dazu, dass die Banken die Negativzinsen
der meisten Bankinstitute in der letzt-      einbruch sogar noch drastischer aus.          zunehmend an ihre Kunden weitergeben.
jährigen Umfrage ist jedoch eine                                                           Während im Jahr 2015 noch 70 Prozent
Normalisierung der Geldpolitik in weite      In dieses Bild passt auch, dass mit 47        der befragten Banken die Weitergabe
Ferne gerückt und die Banken sehen           Prozent bzw. 70 Prozent der Banken            von Negativzinsen kategorisch ausges-
sich noch länger mit Negativzinsen und       deutlich mehr Institute als im Vorjahr auf    chlossen hatten, sind es inzwischen nur
ausserordentlich flachen Zinskurven          mittlere und lange Sicht mit steigenden       noch 21 Prozent. Zudem geben bereits
konfrontiert, was die Zinsmargen weiter      Wertkorrekturen aus dem KMU-Kredit-           mehr als die Hälfte der Banken (55 Pro-
schmelzen lässt und damit die Geschäfts-     geschäft rechnen. Einzig auf kurzfris-        zent) – und damit deutlich mehr als im
aussichten der Banken trübt. So rechnen      tige Sicht zeigen sich die Banken noch        Vorjahr (Vorjahr: 33 Prozent) – an, dass
für die kurz- und mittelfristige Zukunft     entspannt. Als Treiber dieser Entwick-        sie den Schwellenwert, ab welchem Kun-
bereits rund je ein Drittel (Vorjahr:        lung sind in erster Linie die in den          denguthaben mit Negativzinsen belastet
22 bzw. 16 Prozent) der Banken mit           vergangenen Monaten aufkeimenden              werden, reduzieren möchten. Es stellt
einem Rückgang ihrer Ergebnisse. Diese       Konjunktursorgen zu nennen. Bei den           sich die Frage, wie lange die Banken die
Skepsis nimmt auch mit Blick in die          Immobilienkrediten zeigen sich die Ban-       Kleinsparer von der Weiterbelastung der
langfristige Zukunft nur unwesentlich        ken hingegen weiterhin eher entspannt         Negativzinsen verschonen können.
ab. Insgesamt 27 Prozent (Vorjahr: 13        – mittelfristig rechnet lediglich etwas

                                                                                       EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik |   7
EY Banken-barometer 2020 - Im Sog der Geldpolitik
3             Traditionelle Geschäftsmodelle kommen an ihre Grenzen –
              verstärkte Kundenzentrierung ist gefragt

Es ist sicherlich zu früh, das Ende der             durchgesetzt zu haben. Insgesamt 83          dass die Banken in Zukunft ihre Tätigkeit
traditionellen Geschäftsmodelle einzu-              Prozent der befragten Banken vertreten       verstärkt an den Kundenbedürfnissen
läuten. Die Schweizer Banken haben                  die Meinung, dass die Banken in Zukunft      bzw. der Kundennachfrage ausrichten
in den letzten Jahren in einem an-                  neue Ertragsquellen erschliessen             und nicht mehr an der von ihnen an-
spruchsvollen Umfeld eine relativ hohe              müssen, um ihre Ertragskraft nicht zu        gebotenen Produktepalette. Dieses
Widerstandskraft unter Beweis gestellt.             verlieren.                                   Geschäftsmodell erinnert stark an jenes
Dennoch ist es nicht von der Hand zu                                                             der grossen Technologieunternehmen,
weisen, dass die andauernde expan-                  Doch wie kann dies gelingen? Die             welche durch den Aufbau von (vernetz-
sive Geldpolitik der Zentralbanken und              Mehrheit der Banken (60 Prozent) ist         ten) Plattformen neue Ecosysteme für
die damit verbundenen tiefen bzw.                   sich einig, dass der grösste Hebel für       ihre Kunden geschaffen haben.
negativen Zinsen eine enorme Her-                   ein profitables Ertragswachstum in
ausforderung für die Banken sind und                einer höheren Kundenzentrierung liegt.
grundlegende Fragen an die Geschäfts-               Hingegen glaubt nur noch ein Viertel
modelle der Banken stellen – dies gilt              der Banken, dass der Schlüssel für eine
insbesondere für die stark inland-                  profitable Ertragssteigerung in produkt-
orientierten und auf das Zinsdifferenz-             zentrierten Massnahmen wie beispiels-
geschäft fokussierten Kantonal- und                 weise der Bündelung verschiedener
Regionalbanken. Diese Einsicht scheint              Dienstleistungen (19 Prozent) zu finden
sich auch unter den Banken mehrheitlich             ist. Diese Einschätzung lässt erwarten,

4             Vor der langfristigen Neuausrichtung der Geschäftsmodelle
              wird kurzfristig an der Kostenschraube gedreht

Doch bevor die Banken sich daran                    Prozent überzeugt. Der Strukturwandel
machen, ihre Geschäftsmodelle grun-                 zeigt sich auch in der Tatsache, dass die
dlegend zu überdenken, scheinen sie                 Banken die Bedrohung durch branchen-
sich kurzfristig vermehrt dem Thema                 fremde Konkurrenten noch nie als so
Kosteneffizienz widmen zu müssen.                   hoch empfunden haben wie in diesem
Denn 39 Prozent der Banken (Vorjahr:                Jahr. Insgesamt sehen sich 79 Prozent
32 Prozent) sehen das Thema Kosten als              der befragten Banken durch diese neuen
Schwerpunktthema für die kommenden                  Anbieter in ihrer Marktstellung bedroht.
12 Monate. Das ist der höchste Wert                 Trotzdem geht die Mehrheit der Banken
der letzten drei Jahre. Dies zeigt sich             (61 Prozent) davon aus, dass sie letztlich
auch bei der Frage nach den zukünftigen             als Gewinner aus der Digitalisierungs-
Vergütungen im Bankensektor. Beinahe                welle hervorgehen werden.
drei Viertel (71 Prozent) der befragten
Institute geben an, dass die Vergütun-
gen in der Finanzbranche in Zukunft
geringer ausfallen werden.

Den Banken wird immer bewusster, dass
in der Schweizer Finanzindustrie ein
fundamentaler Strukturwandel begon-
nen hat. Davon sind zwischenzeitlich 88

8   | EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik
EY Banken-barometer 2020 - Im Sog der Geldpolitik
5           Das Thema Nachhaltigkeit spielt bei den Banken
            bislang nur bei der Geldanlage eine grössere Rolle – nicht
            aber bei der Kreditvergabe
Das Thema «nachhaltige Anlagen» ist        Rahmen von regelmässigen Berichter-
in den letzten Jahren vermehrt in den      stattungen über die Nachhaltigkeit (ESG
Blickpunkt der Investoren und Kunden       Scores) ihrer Portfolios zu informieren.
gerückt. Dabei sind sich die Banken
weitgehend einig, dass es sich bei         Bei der Kreditfinanzierung durch Banken
diesem Thema nicht um einen Hype           spielt das Thema «Nachhaltigkeit»
handelt, sondern der Trend zu nachhal-     heute noch keine grosse Rolle. Nur eine
tigen Anlagen dauerhaft fortbestehen       Minderheit von 19 Prozent der befragten
wird (81 Prozent). Zudem geht zumin-       Banken gibt an, dass sie ESG Faktoren in
dest eine knappe Mehrheit der Banken       ihrer Kreditvergabe berücksichtigt und
(55 Prozent) davon aus, dass sie einen     nur 25 Prozent geben an, diese Kriterien
wesentlichen Beitrag zur Bekämpfung        in Zukunft berücksichtigen zu wollen.
des Klimawandels leisten kann. Folglich
überrascht es nicht, dass 70 Prozent der   Das Thema Nachhaltigkeit wird die
Banken ihr Angebot an nachhaltigen An-     Finanzinstitute in absehbarer Zukunft
lagen künftig ausweiten möchten, nicht     gesamtheitlich herausfordern. Dies setzt
zuletzt um von der steigenden Kunden-      voraus, dass sich die Institute auf allen
nachfrage zu profitieren. Obwohl diese     Ebenen mit dem Thema befassen und
Befragungsergebnisse erkennen lassen,      das entsprechende Know-how rasch auf-
dass die Banken das Thema nachhaltige      bauen. In der Phase der Transformation
Anlagen für sich entdeckt haben, zeigt     werden Institute, welche sich rascher
sich, dass diese Erkenntnis noch nicht     in diese Richtung entwickeln, stärker
flächendeckend in ihre Beratungs- und      profitieren.
Investmentprozesse sowie Berichterstat-
tung eingeflossen ist: So ist das Thema
Nachhaltigkeit bei noch nicht einmal
einem Drittel der Banken (30 Prozent)
ein Pflichtbestandteil des Beratungs-
prozesses und lediglich 9 Prozent der
Banken geben an, ihre Kunden im

                                                                                   EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik |   9
EY Banken-barometer 2020 - Im Sog der Geldpolitik
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Tiefe Zinsen, tiefe Volatilitäten und hohe Unsicherheiten!
So lässt sich das Umfeld, in welchem die Schweizer Banken derzeit
operieren, zusammenfassen. Insgesamt stellt dies für die Banken
ein sehr herausforderndes Umfeld dar.
Patrick Schwaller
Managing Partner
Audit Financial Services

             3
                  Marktumfeld
            der
                              Banken

10   | EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik
Geldpolitik hält Märkte in Atem

Zinsen                                                        Börsen
in Prozent                                                    Indexiert, 1.1.2000 = 100

 6.9                                                          300
 6.4
 5.9
 5.4                                                          250
 4.9
 4.4
                                                              200
 3.9
 3.4
 2.9
                                                              150
 2.4
 1.9
 1.4                                                          100
 0.9
 0.4
-0.1                                                            50
-0.6
-1.1
-1.6                                                             0
   00

              04

                   06

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                                                                           04

                                                                                06

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                                                                      02
                          12

                                                                                       12
                        20 8

                                                                                     20 8
                          16
                          10

                          14

                                                                                       16
                                                                                       10

                                                                                       14
                          19

                                                                                       19
                          1

                                                                                       1
                        20

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                                                                                     20
                        20

                                                                                     20

                                                                                     20
                        20

                                                                                     20
                        20

                                                                                     20
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                                                                     20
                  20

                       20

                                                                               20
 20

             20

                                                                                    20
                                                                20

                                                                          20

   LIBOR EUR 3M                                                  MSCI WORLD
   LIBOR USD 3M                                                  MSCI SWITZERLAND
   LIBOR JPY 3M                                                  MSCI USA
   LIBOR CHF 3M                                                  MSCI EUROPE
   CHF 10J Schweizerische Eidgenossenschaft

Quellen: SNB, MSCI

Auch mehr als zehn Jahre nach                krise zwar ihre unmittelbar gewünschte       jedweder Art sind nahezu gratis zu
Ausbruch der letzten Finanz- und             Wirkung entfaltet und das Finanzsystem       haben. Der wichtige Steuerungs- und
Wirtschaftskrise und der Rettung des         vor einem Zusammenbruch bewahrt,             Allokationsmechanismus der Zinsen ist
Finanzsystems durch die Staatenge-           die unerwünschten langfristigen Folgen       seit geraumer Zeit ausser Kraft gesetzt.
meinschaft und Zentralbanken ist keine       der Politik des billigen Geldes können       Dies lässt sich unter anderem auch an
Normalisierung eingetreten. Im Gegen-        jedoch nicht mehr länger ignoriert           den historisch tiefen Volatilitäten an den
teil: Die unerwünschten Konsequenzen         werden: aufgeblähte Vermögenspreise,         Finanzmärkten ablesen. Es scheint fast,
der Rettungsmassnahmen werden                Höchststände bei Staats- und Unterneh-       als ob nicht nur Kapital, sondern auch
jedes Jahr deutlicher erkennbar. Seit        mensverbindlichkeiten, Bedrohung der         Risiken keinen Preis mehr hätten.
mehreren Jahren sind die Zinsen auf          Altersvorsorge, Zunahme der Risiko-
absoluten Tiefstwerten und in vielen         exposition bei der Vermögensanlage
Ländern seit einiger Zeit bereits negativ.   mangels Anlagealternativen, Fehl-
Und die Immobilien- und Wertpapier-          allokation von Kapital in unproduktive
märkte kennen nur eine Richtung: nach        Wirtschaftsbereiche etc. Das Kapital
oben. Die ultraexpansive Geldpolitik der     hat seinen Preis verloren. Sparen lohnt
Zentralbanken hat während der Finanz-        sich nicht mehr und Kreditfinanzierungen

                                                                                     EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik |   11
Economic Policy
Uncertainty Index                                                         Volatilitäten
                                                                          Indexiert, 1.1.2000 = 100

400                                                                       350

350                                                                       300

300
                                                                          250

250
                                                                          200
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                                                                          150
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                                                                          100
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                             06

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                                                                                                06

                                                                                                       08
                   02

                                                                                      02
          8

                                    12

                                                                                                       12
                                  20 8

                                                                                                       18
                                    16

                                                                                                     20 6
                                    10

                                    14

                                                                                                       10

                                                                                                       14
                                    19

                                                                                                       19
                                                                                                     20 7
                                                                                                        1
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                                  20

                                  20

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                                  20

                                                                                                     20
                                  20
                                  20

                                                                                                     20
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                                                                                  20
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                                                                                       20
            20

                                                                             20
     19

                                                                             VSMI ®
                                                                             EURO STOXX 50® Volatility (VSTOXX®)
                                                                             Cboe Volatility Index® (VIX®)

Quellen: Davis, Steven J. (Policyuncertainty.com), SIX, STOXX, Cboe

Die Folgen der ultraexpansiven Geldpolitik               Frage, ob sich die zahlreichen verschul-     sukzessive weiter abgeschwächt hat und
lassen sich auch an der Entwicklung                      deten Staaten überhaupt höhere Zinsen        die konjunkturellen Wachstumsaussicht-
der Staatsschulden der wichtigsten                       leisten können.                              en, insbesondere für Europa und für die
Volkswirtschaften ablesen. So hat der                                                                 Schwellenländer, zunehmend pessimis-
globale Schuldenturm seit Beginn des                     Nachdem es Ende 2018 noch den                tischer beurteilt werden, scheint eine
Jahres 2007 um mehr als USD 100 Bio.                     Anschein machte, dass zumindest die          Normalisierung der Geldpolitik – entge-
bzw. rund 70 Prozent auf nun USD 250                     Fed das günstige konjunkturelle Umfeld       gen der Erwartungen der meisten Bank-
Bio. zugenommen. Ein noch düstereres                     nutzen und den geldpolitischen Normali-      institute in der letztjährigen Umfrage –
Bild zeigt sich mit Blick auf die Schwel-                sierungsprozess einleiten würde, hat sich    bis auf Weiteres in weite Ferne gerückt.
lenländer (Anstieg um 267 Prozent),                      das Blatt inzwischen wieder gewendet.        Die Zentralbanken haben die Chance auf
während die Staatsschulden der Indus-                    Sowohl die Fed als auch die EZB haben        eine Normalisierung der Geldpolitik ver-
trienationen etwas weniger drastisch                     im Jahr 2019 auf erste Konjunkturab-         tan und es besteht weiterhin kaum Spiel-
nach oben geschnellt sind. Angesichts                    kühlungen mit erneuten Zinssenkungen         raum für weitere geldpolitische Impulse,
dieser Entwicklung ist zu befürchten,                    reagiert. Die EZB sah sich zudem dazu        um adäquat auf den nächsten, sich heute
dass eine Normalisierung des Zinsniveaus                 gezwungen, ein neues Massnahmenpaket         in einzelnen Wirtschaftsbereichen bereits
gravierende Folgen für einige hochver-                   zur Stimulierung der Inflation zu lancie-    abzeichnenden Konjunkturabschwung
schuldete Regionen und Länder haben                      ren. Da sich die Wachstumsdynamik der        reagieren zu können.  
könnte. Und es stellt sich durchaus die                  Weltwirtschaft in den letzten Monaten

12       | EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik
300

                                              250

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                                              150

                                              100

                                               50

                                                               18

                                                                             19
                                                  17
                                                20

                                                                           20
                                                             20

                                                VSMI ®
                                                EURO STOXX 50® Volatility (VSTOXX®)
                                                Cboe Volatility Index® (VIX®)

Quellen: SIX, STOXX, Cboe

Neben der Geldpolitik ist das Marktum-        und Dienstleistungsgeschäft auch das         Dienstleistungsgeschäft um CHF 6.9 Mia.
feld der Banken insbesondere durch die        zweite Standbein der Schweizer Banken.       bzw. 24 Prozent auf CHF 22.0 Mia. abge-
erhöhten handelspolitischen Spannungen                                                     nommen. Die Gründe für die Margen-
und geopolitischen Unsicherheiten             Der Zinserfolg konnte seit dem Jahr          erosion im Kommissions- und Dienstleis-
geprägt. Auch wenn sich im Handels-           2000 trotz Negativzinsen zwar weit-          tungsgeschäft sind vielfältig. Einerseits
streit zwischen den USA und China             gehend konstant gehalten werden und          treten immer mehr (auch branchenfrem-
beide Parteien in jüngster Zeit teilweise     belief sich im Jahr 2018 auf CHF 23.5        de) Akteure im Markt auf, die Kunden mit
näher gekommen sind, bleibt die Lage          Mia., dies gelang jedoch nur durch eine      günstigeren Konditionen locken. Ander-
weiterhin prekär und birgt unabsehbare        gleichzeitige Volumenausweitung der          erseits hat im beobachteten Zeitraum
mittel- und langfristige Gefahren für         Bilanzpositionen Hypothekarforderun-         vor allem auch eine steuerliche Regularis-
die Weltwirtschaft. Zudem bleiben die         gen, Forderungen gegenüber Kunden            ierung der Vermögenswerte bei
Konsequenzen aus dem bevorstehenden           und Finanzanlagen um 68 Prozent. Die         Schweizer Banken stattgefunden. Von
Brexit nach wie vor ungewiss und die          Zinsmargen haben sich damit deutlich         dieser Entwicklung waren insbesondere
Spannungen in der Golfregion sind in den      reduziert.1 Insgesamt ist festzuhalten,      die in der Vergangenheit sehr margen-
vergangenen Monaten spürbar gestiegen.        dass die Banken im Zinsdifferenzgeschäft     trächtigen Wertschriftenbestände auslän-
                                              heute zwar ähnlich viel Geld wie im Jahr     discher Privatkunden betroffen, welche
Obwohl die Schweizer Banken in den            2000 verdienen, sie dafür aber immer         von CHF 997 Mia. im Jahr 2000 um
letzten Jahren relativ stabile Geschäfts-     mehr zusätzliche Kredite vergeben müs-       CHF 484 Mia. bzw. 49 Prozent auf
erfolge erzielen konnten und sich in          sen um den gleichen Ertrag zu erzielen.      CHF 513 Mia. zurückgegangen sind.
einem schwierigen Umfeld als relativ wider-
standsfähig behauptet haben, ist es nicht     Die Entwicklung des Kommissions- und
von der Hand zu weisen, dass die Margen       Dienstleistungsgeschäfts zeigt sogar ein      Lag diese im Jahr 2007 noch bei 1.80 Prozent,
                                                                                           1

im klassischen Bankgeschäft weiter-           noch weniger erfreuliches Bild. Während       ist sie zwischenzeitlich auf 1.17 Prozent gesunken.
                                                                                            (Quelle: SNB)
hin unter hohem Druck stehen und im           die Wertschriftenbestände seit dem Jahr
Mehrjahresvergleich sinken. Dies betrifft     2000 um beinahe 60 Prozent auf CHF
nicht nur das Kredit- bzw. Zinsdifferenz-     5‘849 Mia. gesteigert werden konnten,
geschäft, sondern mit dem Kommissions-        hat der Erfolg aus dem Kommissions- und

                                                                                       EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik |    13
Wertschriftenbestände
Zinsen und Kreditvolumen                                                  und Kommissionserfolg
in CHF Mrd.                                                               in CHF Mrd.

Kreditvolumen                                              Zinsertrag     Wertschriftenbestände                    Kommissionserfolg
in CHF Mia.                                               in CHF Mia.     in CHF Mia.                                    in CHF Mia.

2'000                                                              30     7'000                                                   40

1'800
                                                                          6'000                                                   35
                                                                   25
1'600
                                                                                                                                  30
1'400                                                                     5'000
                                                                   20
                                                                                                                                  25
1'200
                                                                          4'000
1'000                                                              15                                                             20
                                                                          3'000
 800
                                                                                                                                  15
                                                                   10
 600                                                                      2'000
                                                                                                                                  10
 400
                                                                    5
                                                                          1'000
                                                                                                                                   5
 200

     0                                                              0         0                                                    0
            00

         20 4

                                                                                     00
            06

            08
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                                                                                  20 4
         20 5

                                                                                     06

                                                                                     08
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            02

         20 3

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            01

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            16
            10

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            11

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            0
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                                                                                  20
                                                                                  20

                                                                                  20
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                                                                                  20
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                                                                                  20
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                                                                                  20
                                                                                  20
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                                                                                  20
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                                                                                  20
                                                                                  20
                                                                                  20
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         20

                                                                                  20
                                                                                  20

     Hypotheken                                                              Wertschriftenbestände
     Forderungen gegenüber Kunden                                            Kommissionserfolg
     Finanzanlagen
     Brutto-Zinserfolg

Quelle: SNB

Zusammenfassend kann festgehalten                         entsprechenden Risikoprämien ent-           • Die Unsicherheiten im Zusammenhang
werden, dass die Schweizer Banken in                      schädigt wird. Die expansive Geld-             mit den erhöhten handelspolitischen
einem zunehmend schwierigen Umfeld                        politik hat allerdings dazu geführt,           Spannungen, den geopolitischen
operieren müssen: tiefe Zinsen, tiefe                     dass die Risiken tendenziell zu tief           Entwicklungen und den aufkeimenden
Volatilitäten und hohe Unsicherheiten.                    bewertet werden, was sich an den               Konjunktursorgen nähren die Zweifel
                                                          historisch tiefen Risikoprämien und            von Investoren und Bankkunden.
• Im klassischen Bilanzgeschäft benöti-                  an den sehr tiefen Volatilitäten an den        Sicherheit scheint oberstes Gebot
  gen die Banken eine normale Zins-                       Märkten ablesen lässt. Aufgrund der            zu sein und in der Regel profitieren
  kurve mit positiven Zinsen, um eine                     tiefen Risikoprämien und Volatilitäten         Schweizer Banken in einem derartigen
  Zinsdifferenz aus dem Kredit- und dem                   verdienen die Banken weniger. Und              Umfeld von erhöhten Neugeldzuflüssen.
  Einlagegeschäft zu erwirtschaften. Bei                  durchaus besorgniserregend ist, dass           Allerdings können die Banken mit den
  einer eher flachen Zinskurve mit Nega-                  konsequentes, diszipliniertes Risiko-          zusätzlichen Kundengeldern nur dann
  tivzinsen und einer mangelnden Akzep-                   management derzeit nicht ausreichend           etwas verdienen, wenn sie verwaltet
  tanz, Negativzinsen im Einlagegeschäft                  belohnt wird, während ungenügendes             und investiert werden. Zusätzliche
  auf breiter Front weiterzugeben, kann                   Risikomanagement keine bedeutenden             Spargelder bringen den Banken
  das Zinsgeschäft längerfristig kaum                     negativen Konsequenzen hat, da mit             aufgrund des aktuellen Zinsumfeldes
  profitabel betrieben werden.                            der ultraexpansiven Geldpolitik viele in-      hingegen keine Erträge und werden
                                                          härente Risiken vermeintlich eliminiert        zunehmend aktiv gemieden.
•D
  as Eingehen und die Bewirtschaftung                    bzw. «übertüncht» werden.
 von Risiken gehören zum Kerngeschäft
 der Banken, was unter anderem mit

14   | EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik
EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik |   15
16   | EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik
“
Bei den Zukunftsaussichten kam es unter den Schweizer Banken
zu einem bemerkenswerten Stimmungseinbruch – insbesondere bei
den Retailbanken.
Olaf Toepfer
Partner
Leiter Banking & Capital Markets

    4
        Operative
         Geschäftsentwicklung

                                       EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik |   17
Banken spüren zunehmend Gegenwind

«Wie bewerten Sie die aktuelle operative Geschäftsentwicklung Ihres Instituts
(vergangene 6 bis 12 Monate)?»

                           2019

                 4%    3%                                 100%
                                        16%
                      7%                                   90%
                            1%
                                        19%                80%
                           2018
        17%
                                                           70%
25%
                                                           60%
                                                           50%
                                                           40%
                                                           30%
                                                           20%
                                                           10%
                                 56%
                                       52%                  0%
                                                                 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

     Positiv (Zunahme operatives Ergebnis um mehr als 10%)
     Eher positiv (Zunahme operatives Ergebnis um bis zu 10%)
     Eher negativ (Rückgang operatives Ergebnis um bis zu 10%)
     Negativ (Rückgang operatives Ergebnis um 10% bis 25%)
     Sehr negativ (Rückgang operatives Ergebnis um mehr als 25 %)

Die Schweizer Banken zeigen sich mit                 mäss Daten der SNB von bereits sehr
der Geschäftsentwicklung des vergange-               tiefen 1.63 Prozent per Ende 2018           In den ersten zehn Monaten des Jahres 2019
                                                                                                2

                                                                                                 konnten die Banken das Hypothekarvolumen um
nen Jahres so unzufrieden wie noch nie               nochmals deutlich auf 1.26 Prozent per      2.7 Prozent steigern, während die durchschnittliche
seit Erhebung dieser Studie; dennoch                 Ende November 2019 verringert. Im           jährliche Wachstumsrate in der Periode 2000 bis
ist die Zufriedenheit noch auf einem                 August 2019 lag dieser Wert mit 1.19        2018 bei 4.4 Prozent lag

relativ hohen Niveau. Bereits ein Drittel            Prozent sogar noch tiefer. Da die Banken    Beispielsweise lag der Zinssatz für neu
                                                                                                3

(32 Prozent) der Banken beurteilt die                ihr Hypothekarvolumen aufgrund von          abgeschlossene zehnjährige Festhypotheken
aktuelle Geschäftsentwicklung negativ                Sättigungstendenzen im Markt und der        gemäss Daten der SNB per Ende 2007 noch bei 3.7
                                                                                                 Prozent.
(Vorjahr: 25 Prozent). 3 Prozent der                 bestehenden regulatorischen Vorgaben
befragten Institute beurteilen den                   weniger stark als in der Vergangenheit
Geschäftsgang sogar als sehr negativ                 ausweiten konnten2, hat diese Entwick-
(Rückgang des operativen Ergebnisses                 lung Spuren in den Erfolgsrechnungen
um mehr als 25 Prozent).                             der Banken hinterlassen. Darüber hinaus
                                                     laufen bei den Banken derzeit viele
Der Hauptgrund für diese Entwicklung                 ältere Festhypotheken aus, welche noch
ist vor allem in der Zinsentwicklung zu              zu höheren Zinskonditionen abgeschlos-
suchen. So hat sich der durchschnittliche            sen werden konnten3. Neue Hypotheken
Zinssatz der Banken für neu abgeschlos-              haben hingegen tiefere Zinsen, was die
sene zehnjährige Festhypotheken ge-                  Zinsmarge weiter absinken lässt.

18   | EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik
Getrübte Zukunftsaussichten

«Wie wird sich Ihrer Erwartung nach das operative Geschäft Ihres Instituts entwickeln?»

        2019                    2018                    2019                 2018                        2019                       2018
         2%                      3%                      4%                   1%                           3%

                                                                                                                                    13%
                                                                              15%
                                 19%
                                                                                                          24%
         31%                                             27%

                                                                                                                                    62%
                                                                              65%
                                 63%                                                                      51%
                                                         51%
         58%

                                                                                                          22%                       25%
                                                         18%                  19%
                                 15%
         9%

      Kurzfristig             Kurzfristig            Mittelfristig        Mittelfristig                Langfristig               Langfristig
 (6 − 12 Monate) 2019    (6 − 12 Monate) 2018     (1 − 3 Jahre) 2019   (1 − 3 Jahre) 2018           (< 3 Jahre) 2019          (< 3 Jahre) 2018

   Positiv (Zunahme operatives Ergebnis um mehr als 10%)                Negativ (Rückgang operatives Ergebnis um 10% bis 25%)
   Eher positiv (Zunahme operatives Ergebnis um bis zu 10%)             Sehr negativ (Rückgang operatives Ergebnis um mehr als 25 %)
   Eher negativ (Rückgang operatives Ergebnis um bis zu 10%)

Die Skepsis über die zukünftige Geschäfts-      Das Befragungsergebnis zeigt, dass              in den vergangenen Monaten spürbar
entwicklung bei den Schweizer Banken            die Banken ihre Geschäftsaussichten             angeheizt. Insgesamt kann festgehalten
wächst. Während die Banken im Vorjahr           deutlich schlechter als noch im Vorjahr         werden, dass die Schweizer Banken auch
für sämtliche Planungshorizonte (kurz,-         beurteilen. Die Ursachen dieses Stim-           auf absehbare Zeit in einem schwierigen
mittel- und langfristig) überwiegend            mungswandels liegen auf der Hand:               Umfeld operieren müssen, welches
Optimismus verspürten, ist in diesem Jahr       Die konjunkturellen Sorgen haben im             durch tiefe Zinsen, tiefe Volatilitäten und
ein deutlicher Stimmungswandel erkenn-          vergangenen Jahr weltweit zugenom-              hohe Unsicherheiten geprägt ist.
bar. So rechnet für die kurz- und mittelfris-   men. Die gegen Ende des letzten Jahres
tige Zukunft bereits rund ein Drittel (33       aufkeimende Hoffnung auf einen Par-             Neben diesen makroökonomischen
Prozent bzw. 31 Prozent) der Banken mit         adigmenwechsel in der Geldpolitik der           und geopolitischen Herausforderungen
einem Rückgang ihrer Ergebnisse. Dies           wichtigen Zentralbanken und damit auf           müssen die Banken mit zunehmender
entspricht einem Anstieg von 11 (kurzfris-      eine absehbare Zinswende ist verpufft.          Dringlichkeit auch Antworten auf den
tig) bzw. 15 (mittelfristig) Prozentpunkten     Zudem haben die geopolitischen Risiken          strukturellen Wandel in der Finanzindus-
(Vorjahr: 22 bzw. 16 Prozent). Diese Skep-      spürbar zugenommen: Der zwischen den            trie finden.
sis nimmt auch mit Blick in die langfristige    USA und China schwelende Handelsstreit
Zukunft nur unwesentlich ab. Insgesamt          birgt unabsehbare Gefahren, die Konse-
27 Prozent (Vorjahr: 13 Prozent) der Ban-       quenzen aus dem bevorstehenden Brexit
ken gehen auf lange Sicht von sinkenden         bleiben nach wie vor ungewiss und die
Ergebnissen aus.                                Spannungen in der Golfregion wurden

                                                                                            EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik |   19
Negativzinsen als Stimmungskiller bei Retailbanken

«Wie wird sich Ihrer Erwartung nach das operative Geschäft Ihres Instituts entwickeln?»

Kantonalbanken                                                                                    Bereits im Vorjahr haben die einzelnen
                                          6%                              6%                      Bankengruppen ihre Zukunftsaussichten
                       20%                                25%                          25%        sehr unterschiedlich beurteilt. Während
      44%
                                         56%
                                                                         44%                      bei den vornehmlich im Vermögens-
                                                                                                  verwaltungsgeschäft tätigen Auslands-
                       80%                                70%                          65%        und Privatbanken ein gesunder Opti-
      56%                                                                50%                      mismus herrschte, zeigten sich die
                                         38%
                                                                                                  Kantonal- und Regionalbanken deutlich
                                                           5%                          10%
                                                                                                  skeptischer. Diese unterschiedliche
  Kurzfristig       Kurzfristig      Mittelfristig    Mittelfristig   Langfristig   Langfristig
(6 − 12 Monate)   (6 − 12 Monate)    (1 − 3 Jahre)    (1 − 3 Jahre)   (>3 Jahre)    (>3 Jahre)
                                                                                                  Einschätzung hat sich in diesem Jahr
      2019              2018             2019             2018          2019          2018        nochmals deutlich akzentuiert.

Regionalbanken                                                                                    Bei den Kantonal- und Regionalbanken
      5%                6%               10%               6%             5%           11%
                                                                                                  kam es innert Jahresfrist zu einem fast
                       22%                                17%                                     schon dramatischen Stimmungsein-
      45%                                                                                         bruch. Für sämtliche Planungshorizonte
                                                                         60%
                                         60%                                                      (insbesondere mittelfristig) haben sich
                                                                                       83%
                       66%                                77%
                                                                                                  die Aussichten deutlich eingetrübt: Bei
      50%                                                                                         den Regionalbanken blicken kurzfristig
                                         25%                             30%
                                                                                                  nur noch 50 Prozent (Vorjahr:
                        6%                5%                              5%            6%        72 Prozent; minus 22 Prozentpunk-
  Kurzfristig       Kurzfristig      Mittelfristig    Mittelfristig   Langfristig   Langfristig
(6 − 12 Monate)   (6 − 12 Monate)    (1 − 3 Jahre)    (1 − 3 Jahre)   (>3 Jahre)    (>3 Jahre)
                                                                                                  te), mittelfristig 30 Prozent (Vorjahr:
      2019              2018             2019             2018          2019          2018        77 Prozent; minus 47 Prozentpunkte)
                                                                                                  und langfristig 35 Prozent (Vorjahr:
                                                                                                  89 Prozent; minus 54 Prozentpunkte)
     Positiv (Zunahme operatives                                                                  optimistisch in die Zukunft. Ein ähnliches
     Ergebnis um mehr als 10%)                                                                    Bild zeigt sich bei den Kantonalbanken,
                                                                                                  bei welchen je nach Planungshorizont
     Eher positiv (Zunahme operatives
     Ergebnis um bis zu 10%)                                                                      nur noch zwischen 38 Prozent und 56
                                                                                                  Prozent der befragten Banken positiv
     Eher negativ (Rückgang operatives
                                                                                                  in die Zukunft blicken. Die Rückgänge
     Ergebnis um bis zu 10%)
                                                                                                  im Vergleich zum Vorjahr bewegen sich
     Negativ (Rückgang operatives                                                                 dabei zwischen 24 Prozentpunkten
     Ergebnis um 10% bis 25%)                                                                     (kurzfristig) und 37 Prozentpunkten
     Sehr negativ (Rückgang operatives                                                            (mittelfristig).
     Ergebnis um mehr als 25 %)

20   | EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik
Dagegen zeigen sich die Privat- und          Auslandsbanken
Auslandsbanken ähnlich optimistisch wie            3%                4%               3%                                    4%
                                                                                                           7%                                 7%
im Vorjahr. Mittel- bis langfristig gehen         17%               15%
nur noch vereinzelte Banken von einem                                                                                                        48%
                                                                                     68%                                   60%
Rückgang der Geschäftsergebnisse aus                                                                      71%
                                                  63%               59%
(3 bzw. 4 Prozent bei den Auslandsbank-
en und 12 bzw. 8 Prozent bei den Privat-
                                                                                                                                             45%
banken). Die mittel- und langfristigen                              22%              29%                  22%
                                                                                                                           36%
                                                  17%
Zukunftsaussichten haben sich damit in
                                               Kurzfristig       Kurzfristig     Mittelfristig        Mittelfristig     Langfristig       Langfristig
dieser Bankengruppe im Vergleich zum         (6 − 12 Monate)   (6 − 12 Monate)   (1 − 3 Jahre)        (1 − 3 Jahre)     (>3 Jahre)        (>3 Jahre)
Vorjahr noch weiter aufgehellt, während            2019              2018            2019                 2018            2019              2018
sich der kurzfristige Blick in die Zukunft
leicht eingetrübt hat.                       Privatbanken
                                                                     3%
                                                                                     12%                  15%               8%               12%
Es stellt sich die Frage, woher diese so          28%               21%
unterschiedlichen Einschätzungen der
                                                                                                                           56%
Zukunftsaussichten kommen. Bei den                                                   60%                  50%                                59%
                                                                    52%
Kantonal- und Regionalbanken scheint              60%
derzeit die Sorge zu überwiegen, dass
die Tiefzinsperiode kein baldiges Ende                              24%              28%                  35%              36%               29%
                                                  12%
finden wird. Im gegenwärtigen Zins-
                                               Kurzfristig       Kurzfristig     Mittelfristig        Mittelfristig     Langfristig       Langfristig
umfeld kommen die Geschäftsmodelle           (6 − 12 Monate)   (6 − 12 Monate)   (1 − 3 Jahre)        (1 − 3 Jahre)     (>3 Jahre)        (>3 Jahre)
dieser Banken an ihre Grenzen. Die Aus-            2019              2018            2019                 2018            2019              2018
lands- und Privatbanken haben in den
vergangenen Jahren hingegen mit dem
Wandel zur steuerkonformen grenzüber-           Positiv (Zunahme operatives
schreitenden Vermögensverwaltung                Ergebnis um mehr als 10%)
bereits eine tiefgreifende Transforma-
                                                Eher positiv (Zunahme operatives
tion durchgemacht und sehen sich mit            Ergebnis um bis zu 10%)
einer geringeren Abhängigkeit vom
                                                Eher negativ (Rückgang operatives
Zinsdifferenzgeschäft gut gerüstet für
                                                Ergebnis um bis zu 10%)
die Zukunft.
                                                Negativ (Rückgang operatives
                                                Ergebnis um 10% bis 25%)
                                                Sehr negativ (Rückgang operatives
                                                Ergebnis um mehr als 25 %)

                                                                                                 EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik |     21
Anlagegeschäft bleibt im Fokus

«In welchem Geschäftsfeld sehen Sie das grösste Wachstumspotenzial für Ihr Institut?»

     Kreditgeschäft             Anlagegeschäft (Anlageberatung,                  Handelsgeschäft              Asset Management                            Andere
                                Vermögensverwaltung)

                                2019       4%                             56%                           4%              24%                         12%
Privatbanken
                                2018            11%                             55%                                6%         17%                   11%

                                2019                   24%                                53%                                      10%          10%        3%
Auslandsbanken
                                2018                    26%                                     56%                                       11%         7%

                                2019                               40%                                        55%                                         5%
Regionalbanken
                                2018                               39%                                       55%                                          6%

                                2019                   24%                                52%                                 6%         6%         12%
Kantonalbanken
                                2018                         30%                                      60%                                       5%        5%

                                      0%              10%          20%   30%    40%      50%          60%      70%        80%                 90%         100%

                        2019
                                                        (Vorjahr: 7 Prozent; plus 4 Prozentpunk-      Die Fokussierung auf das Anlageges-
                   6%                                   te). Das Kreditgeschäft scheint hingegen      chäft lässt sich bereits in den Geschäfts-
                    7%               22%                etwas an Bedeutung zu verlieren. Nur          ergebnissen 2018 der Banken ablesen.
        11%
              7%                   24%                  noch 22 Prozent der Banken (Vorjahr:          Während der Erfolg aus dem Kommis-
                        2018
                                                        24 Prozent) sehen das Kreditgeschäft          sions- und Dienstleistungsgeschäft um
       6%
                                                        als grössten Wachstumstreiber. Insbe-         1.2 Prozent auf CHF 22.0 Mia. leicht
7%
                                                        sondere bei den Kantonalbanken (24            zugenommen hat, ist der Erfolg aus dem
                                                        Prozent) ist eine Abkehr vom Kredit-          Zinsgeschäft um 1.8 Prozent auf CHF
                                                        geschäft als primärem Wachstums-              23.5 Mia. zurückgegangen. Somit bleibt
                                                        treiber zu beobachten (Vorjahr:               das Zinsgeschäft zwar weiterhin die
                                                        30 Prozent; minus 6 Prozentpunkte).           wichtigste Ertragsquelle der Schweizer
                                                                                                      Banken, der Abstand zum Kommissions-
                                                        Dieses Ergebnis ist wenig überraschend,       und Dienstleistungsgeschäft beträgt
                      56%
                                                        denn das Kreditgeschäft hat in den            jedoch noch lediglich CHF 1.5 Mia.
                          54%
                                                        vergangenen Jahren an Attraktivität
                                                        eingebüsst. Einerseits drücken die tiefen     Wie erfolgreich eine Fokussierung auf
Wie im Vorjahr erkennt die Mehrheit                     Zinsen auf die Zinsmarge und anderer-         das Anlagegeschäft sein wird, lässt sich
der Banken mit 54 Prozent das grösste                   seits bestehen aufgrund des massiven          nur schwer abschätzen. Das Wachs-
Wachstumspotenzial für ihr Institut im                  Volumenwachstums in der Vergangen-            tumspotenzial für das Anlagegeschäft
Anlagegeschäft (Anlageberatung und                      heit Sättigungstendenzen im Markt.            im Schweizer Markt ist strukturell
Vermögensverwaltung; Vorjahr: 56                        Diese Entwicklung drängt viele Banken         beschränkt und die Summe der Wachs-
Prozent). 11 Prozent der Banken suchen                  dazu, nun das Anlagegeschäft vermehrt         tumsambitionen aller Banken ist wohl
ihr Wachstum im Asset Management                        zu forcieren.                                 grösser als das effektive Marktpotenzial

22   | EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik
im Schweizer Heimmarkt. Der Blick auf
die Entwicklung der von Schweizer Ban-
ken verwalteten ausländischen Vermö-
gen für Privatkunden zeigt, dass diese
seit dem Jahr 2000 deutlich von CHF
997 Mia. um 49 Prozent auf CHF 513
Mia. per Ende 2018 geschrumpft sind.
Bereinigt um die (positive) Kursentwick-
lung4 dürfte dieser Rückgang noch
dramatischer ausfallen. Darüber hinaus
ist davon auszugehen, dass auch neue
Technologien und Geschäftsmodelle die
Konkurrenzsituation weiter verschärfen
werden.

 Beispielsweise hat sich der Aktienindex MSCI World
4

 in der gleichen Periode beinahe verdreifacht.

                                                      EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik |   23
“
Negativzinsen für vermögende Privatkunden sind bereits
Realität – wie lange können Banken die Kleinsparer noch vor
Negativzinsen verschonen?
Patrick Schwaller
Managing Partner
Audit Financial Services

                    5
                          Negativ-
                                       zinsen

24   | EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik
Weitergabe von Negativzinsen wird zur Normalität…

«Beabsichtigt Ihr Institut, Negativzinsen auch im Privatkundengeschäft einzuführen?»

                   2019

                                                   100%
                                   21%              90%
          21%
   31%
                   2018                             80%
                                   34%
                                                    70%
                                                    60%
                                                    50%
                                                    40%
                                                    30%
         32%
                                         26%        20%
                             13%
                                                    10%
           22%                                       0%
                                                               2015         2016           2017             2018              2019

   Nein, auf keinen Fall
   Ja, aber nur bei Guthaben ab einem Schwellenwert über CHF 100'000
   Ja, aber nur bei Guthaben ab einem Schwellenwert über CHF 1 Mio.
   Ja, sofern die SNB den Negativzinssatz weiter erhöht (z.B. auf 1.5%)

Der Anteil der Schweizer Banken, der           der Privatbanken, welche sich eine        Damit zeigt sich ein sehr ähnliches Bild
sich ein Abwälzen von Negativzinsen auf        Weiterbelastung der Negativzinsen für     wie bei den Kantonalbanken, bei welchen
Privatkunden vorstellen kann, nimmt mit        Affluent-Kunden vorstellen können,        bereits im Vorjahr lediglich ein Viertel
jedem weiteren Jahr der Tiefzinsperiode        markant von 24 Prozent im Vorjahr auf     einen solchen Schritt kategorisch aus-
zu. Während im Jahr 2015 noch 70 Pro-          56 Prozent angestiegen. 24 Prozent der    schloss. Dieser Wert ist in diesem Jahr
zent der befragten Banken die Weitergabe       Privatbanken – und damit etwas mehr       nochmals um 7 Prozentpunkte auf 18
von Negativzinsen kategorisch ausge-           als im Vorjahr – lehnen eine Weitergabe   Prozent gesunken.
schlossen hatten, sind es zwischenzeit-        von Negativzinsen auf Privatkunden
lich nur noch 21 Prozent. Im Vergleich         hingegen kategorisch ab (Vorjahr:
zum Vorjahr resultiert ein erneuter Rück-      18 Prozent).
gang um 13 Prozentpunkte (Vorjahr:
34 Prozent).                                   Die diesjährige Umfrage zeigt, dass die
                                               anhaltend unbefriedigende Zinssituation
Besonders betroffen hiervon ist das            zwischenzeitlich auch die Regional-
Kundensegment der sogenannten                  banken zu einem Umdenken zwingt.
Affluent-Kunden, das heisst Kunden mit         Haben im Vorjahr noch 67 Prozent der
einem Nettovermögen von über CHF               Regionalbanken die Weitergabe von
100’000, wie ein Blick auf die Privat-         Negativzinsen kategorisch abgelehnt,
banken offenbart. So ist der Anteil            sind es nunmehr nur noch 20 Prozent.

                                                                                     EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik |   25
…, aber wie lange bleiben Kleinsparer noch davon verschont?

«Beabsichtigt Ihr Institut, den Schwellenwert für die Weitergabe von Negativzinsen
zu reduzieren?»

Die SNB hat per 1. November 2019 die                  entspricht fast einem Fünftel der kumu-                    Nein
Freibeträge erhöht, ab Überschreitung                 lierten Jahresgewinne der Banken.5                         Eher nein
derer die Banken für bei ihr parkiertes
                                                                                                                 Eher ja
Geld Negativzinsen bezahlen müssen                    Bislang wurden nur Unternehmenskund-
                                                                                                                 Ja                  2019
und dadurch die Belastung der Banken                  en und sehr wohlhabende Privatkunden
durch die Negativzinsen etwas gemild-                 von den Banken zur Kasse gebeten.
                                                                                                                         15%
ert. Trotz dieser für die Banken posi-                Doch sollte sich an dem Trend nichts                                     11%                 19%
tiven Massnahme geben in diesem Jahr                  ändern, dass die Banken die Schwellen-                                         2018
bereits mehr als die Hälfte der Banken                werte von Jahr zu Jahr weiter reduzie-                                                        30%

(55 Prozent) – und damit deutlich mehr                ren möchten, scheint es nur eine Frage
als im Vorjahr (Vorjahr: 33 Prozent; plus             der Zeit zu sein, bis auch die ersten
                                                                                                                 22%
22 Prozentpunkte) – an, dass sie den                  (weniger vermögenden) Privatkunden
Schwellenwert, ab welchem Kunden-                     Negativzinsen bezahlen müssen,
guthaben mit Negativzinsen belastet                   insbesondere wenn sie neben Einlagen
werden, reduzieren möchten.                           keine anderen für die Bank profitablen                                                               26%
                                                      Produkte halten.                                           40%
Lange Zeit galt die Belastung von                                                                                                           37%
Kundenguthaben mit Negativzinsen als                  5
                                                        Vereinfacht berechnet als «Ertrag der SNB durch
Tabu. Doch mit jedem weiteren Jahr, in                  Negativzinsen» dividiert durch den kumulierten
dem die Tiefzinsperiode andauert, steigt                Periodenerfolg 2018 der Schweizer Banken.
der Druck, die Negativzinsen an die
Kunden weiterzugeben. Ein Blick auf die
Geschäftszahlen der SNB untermauert
diese Einschätzung. In den vergangenen
beiden Jahren mussten die Banken
jeweils rund CHF 2.0 Mia. an Negativ-
zinsen an die SNB leisten – dies

                               2019         11%                       33%                                 28%                              28%
Privatbanken
                               2018                             44%                                        33%                             19%           4%

                               2019                     30%                           25%                              30%                        15%
Auslandsbanken
                               2018                25%                               35%                          15%                       25%

                               2019          14%                     29%                                        43%                               14%
Regionalbanken
                               2018            17%                                           58%                                 8%               17%

                               2019             19%                    19%                                             62%
Kantonalbanken
                               2018               21%                          29%                                            50%
                                      0%          10%         20%        30%         40%        50%        60%          70%          80%     90%          100%

26   | EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik
Reine Sparkunden nicht mehr willkommen

«Wie stehen Sie zur folgenden Aussage: Aufgrund des gegenwärtigen Zinsumfelds
sind Kundenbeziehungen mit reinen Sparkunden für unsere Bank derzeit eher
wenig interessant bzw. wenig attraktiv.»

Das seit einigen Jahren anhaltende              Ausgabe von Zahlkarten oder die Durch-        Wertschriften zu investieren. Vor dem
Negativzinsumfeld sorgt dafür, dass Kun-        führung von Fremdwährungstrans-               Hintergrund der zunehmenden Unsicher-
denbeziehungen mit reinen Sparkunden            aktionen an erster Stelle. Gemäss der         heiten an den Anlagemärkten stellt
kaum mehr profitabel geführt werden             vorliegenden Studie dürfte dies jedoch        die Umsetzung dieser naheliegenden
können. Folglich überrascht es nicht,           lediglich eine kurzfristige Massnahme         Strategie jedoch kein einfaches Unter-
dass bei bereits zwei Dritteln der be-          darstellen (siehe hierzu S. 61). Eine         fangen dar. Zudem birgt diese Strategie
fragten Banken (68 Prozent) Sparkunden          weitere Strategie zur Ertragssteigerung       auch Suitability-Risiken, falls die Banken
derzeit einen schweren Stand haben.             besteht im Versuch, die Kunden zu moti-       vorgängig keine fundierte Eignungs- und
Dies ist insbesondere bei den Privatban-        vieren, das auf Sparkonten «parkierte»        Angemessenheitsprüfung für den Kunden
ken (84 Prozent) der Fall. Doch auch bei        Vermögen vermehrt in Fonds oder               durchführen.
der Mehrheit der Kantonalbanken
(59 Prozent) und Regionalbanken (55
Prozent) stossen Sparkunden, insbe-
sondere opportunistische Neukunden,
nicht mehr auf offene Türen. Hier zeigen
sich unter anderem auch die negativen                                      11%
Konsequenzen der Negativzinsen:
Banken beginnen mit Überlegungen, wie
sie zusätzliches, rein opportunistisches          31%
Einlagengeschäft vermeiden und beste-
hende reine Sparkunden mit Anreizen                                                               Stimme überhaupt nicht zu
                                                                                        21%
zum Ausbau und Weiterentwicklung der                                                              Stimme eher nicht zu
Geschäftsbeziehung motivieren können.                                                             Stimme eher zu
                                                                                                  Stimme zu
Die Schweizer Banken suchen nach
Auswegen aus den durch das Zinstief
hervorgerufenen Belastungen. Oftmals
stehen dabei die Einführung neuer
Gebühren für die Kontoführung, die                                  37%

Privatbanken           8%    8%         28%                          56%

Auslandsbanken            15%       19%                 33%                 33%

Regionalbanken            20%             25%                 40%                 15%

Kantonalbanken                    41%                          47%                12%

                     0%     10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

                                                                                          EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik |   27
28   | EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik
“
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die Rettungs-
massnahmen der Zentralbanken zur Bewältigung der letzten
Finanzkrise als wahrscheinlichste Ursache für eine mögliche
nächste Krise identifiziert werden.
Patrick Schwaller
Managing Partner
Audit Financial Services

     6
         Finanzmarkt-
                           regulierung

                                           EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik |   29
Ausgewogene Regulierung – mehr Skepsis bei Eigenmittelregulierung

«In welchen Bereichen ist die Regulierung in der Schweiz allenfalls zu weit gegangen
und kann auch zu unerwünschten oder negativen Nebenwirkungen führen?»

                                                                                                                                      Ja                Eher ja               Eher nein                      Nein

                            2019                17%                                           29%                                                   39%                                           15%
Datenschutz
                            2018               15%                                                  39%                                                         37%                                         9%

                            2019         7%                                 31%                                                             45%                                                   17%
Marktintegrität             2018          11%                                     30%                                                             47%                                                  11%
                            2017    2%                               31%                                                                   53%                                                        14%

                            2019          10%                                     31%                                                             46%                                                 13%
Derivatenhandel             2018          11%                                    25%                                                         54%                                                        10%
                            2017                    18%                                            31%                                                    42%                                               9%

                            2019    2%        8%                                                     55%                                                                         35%
Cybercrime                  2018    2%                18%                                                                     63%                                                                 17%
                            2017    2%                   20%                                                           51%                                                                27%

                            2019                    19%                                                  36%                                                   34%                                      11%
Fondregulierung             2018                16%                                                      44%                                                            37%                                      3%
                            2017                    20%                                                        42%                                                         32%                                6%

                            2019              12%                                      30%                                                         46%                                                 12%
KYC                         2018          10%                                      31%                                                      39%                                                 20%
                            2017              14%                                       27%                                                       46%                                                  13%

                            2019         6%                                30%                                                              47%                                                   17%
Steuer-
                            2018          10%                                26%                                                           46%                                                   18%
transparenz                 2017               15%                                           32%                                                         40%                                          13%

                            2019                                  35%                                                    30%                                         22%                              13%
Anlegerschutz               2018                               31%                                                       36%                                                  27%                             6%
                            2017                                  34%                                                           37%                                                 26%                          3%

                            2019                            27%                                                  32%                                            28%                                   13%
Liquidität                  2018                      22%                                                  33%                                             30%                                    15%
                            2017                   18%                                                     44%                                                    26%                                  12%

                            2019                   16%                                         31%                                           27%                                           26%
Eigenmittel                 2018         8%                                  29%                                                    38%                                                    25%
                            2017         8%                                       35%                                                        38%                                                19%

                                   0%               10%               20%                    30%           40%               50%           60%            70%              80%              90%                  100%

Vor mehr als 10 Jahren hat der Aus-                             pläne für systemrelevante Banken. Die                                        «Eigenmittel» (plus 10 Prozentpunkte),
bruch der Finanz- und Wirtschaftskrise                          Implementierung dieser neuen Regeln                                          «Liquidität» (plus 4 Prozentpunkte) und
verheerende Schockwellen in der Welt-                           hatte für die Banken erhebliche Kosten-                                      «Derivatehandel» (plus 5 Prozentpunkte)
wirtschaft und Finanzwelt ausgelöst.                            folgen. Trotz dieser aus ökonomischer                                        im Vergleich zum Vorjahr zugenommen
Als Antwort auf die Finanzkrise haben                           Sicht unerwünschten Nebeneffekte                                             hat.
die Regulatoren weltweit und in der                             anerkennen die Banken grundsätzlich
Schweiz die Regulierungsdichte deutlich                         die Sinnhaftigkeit der neuen Regu-                                           Mit der Verabschiedung der finalen
erhöht. Dabei standen drei Stossrich-                           lierungen. Dennoch ist zu beobachten,                                        Eigenkapitalregeln im November 2019
tungen im Vordergrund: mehr Eigen-                              dass die Skepsis der Banken hinsichtlich                                     haben die Schweizer Behörden die
kapital, mehr Liquidität sowie Notfall-                         zentraler Regulierungsbereiche wie                                           Eigenmittelvorschriften für system-

30   | EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik
relevante Banken nochmals verschärft.     Muster, welches bei neuen Regulier-
Die Schweiz verfügt nun über eines        ungen häufig beobachtbar ist. In einer
der weltweit strengsten Eigenmittel-      ersten Analyse- und Implementierungs-
regimes, was insbesondere die global      phase (u.a. auch bei Investitionen in
agierenden Grossbanken als gewichti-      neue IT-Systeme) sind die Compliance-
gen Nachteil gegenüber ihrer auslän-      Kosten verhältnismässig hoch und die
dischen Konkurrenz empfinden, denn        Kritik am entsprechenden Regulierungs-
die Beschaffung von zusätzlichem Risi-    projekt besonders gross. Nach Voll-
kokapital, wie beispielsweise verlust-    endung dieser ersten Phase fallen die
absorbierendem Fremdkapital (Bail-in      Kosten graduell wieder, was regelmäs-
Bonds), verursacht hohe Zusatzkosten.     sig mit einer breiteren Akzeptanz der
Die Schweizer Grossbanken müssen          Regulierung durch die betroffenen
mehr Eigenkapital halten und haben        Unternehmen einhergeht.
höhere Kapitalkosten als ihre globalen
Mitbewerber.

Beim Thema «Datenschutz» ist hin-
gegen ein gegenteiliger Trend zu beob-
achten. Während im Vorjahr noch mehr
als die Hälfte der Banken (54 Prozent)
eine Überregulierungstendenz in die-
sem Bereich erkannte, sind es in diesem
Jahr nur noch 46 Prozent. Dies ist ein

                                                                               EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik |   31
Banken zeigen sich trotz Bundesgerichtsurteil in Sachen
Amtshilfe Frankreich gelassen

«Befürchten Sie durch den Bundesgerichtsentscheid vom Juli 2019 negative
Auswirkungen auf Ihre Bank und das Geschäftsmodell Ihrer Bank?»

                          3%                                                                             itätsprinzip» geschwächt werden könnte.
                                    12%                                                                  Angesichts dieser Umstände nahm die
                                                                                                         Schweizerische Bankiervereinigung das
                                                                                                         Urteil «mit grosser Skepsis» zur Kenntnis.

                                                           Ja                                            Es mag folglich etwas überraschen,
                                                           Eher ja                                       dass lediglich 15 Prozent der befragten
                                                           Eher nein                                     Banken negative Auswirkungen aus
                                                                                                         dem Bundesgerichtsentscheid zur
                                              30%          Nein
                                                                                                         Herausgabe von Kundendaten an die
     55%                                                                                                 französischen Steuerbehörden auf ihr
                                                                                                         Institut befürchten. Wenig erstaunlich
                                                                                                         ist hingegen, dass die im grenzüber-
                                                                                                         schreitenden Bankgeschäft stärker
                                                                                                         verankerten Privatbanken besorgter sind
                                                                                                         als die stark inlandorientieren Kantonal-
                                                                                                         und Regionalbanken. So erkennen
Das Bundesgericht hat im Juli 2019                    Amtshilfebegehren noch als unerlaubten             immerhin 21 Prozent der Privatbanken
entschieden, dass die Eidgenössische                  «Fischzug» angesehen hatte. Vielfach               negative Auswirkungen für ihr Institut.
Steuerverwaltung auf dem Weg der                      wurde der Entscheid des Bundesgerichts             Bei den Regionalbanken sieht sich
Amtshilfe Namen und weitere Informa-                  als Leiturteil für den Finanzplatz Schweiz         keine einzige Bank von diesem Bundes-
tionen zu über 40’000 französischen                   bezeichnet, welches die Hürden für reine           gerichtsentscheid betroffen.
Bankkunden an die französischen                       Beweisausforschungen senken könnte.
Steuerbehörden herausgeben muss.                      Zudem sahen viele Beobachter die Ge-
Damit wurde das vorinstanzliche                       fahr, dass die gelieferten Daten auch für
Urteil des Bundesverwaltungsgerichts                  andere als für Steuerzwecke verwendet
umgestossen, welches das französische                 werden könnten und damit das «Spezial-

                         Privatbanken                           21%                      38%                               41%

                         Auslandsbanken               3%        17%              21%                               59%

                         Regionalbanken                              32%                                       68%

                         Kantonalbanken                    12%        6%               35%                               47%

                                                      0%        10%        20%   30%         40%   50%      60%      70%       80%    90%     100%

32    | EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik
Sorgen aufgrund der Geldpolitik stehen im Fokus

«Worin sehen Sie die grösste Gefahr für eine mögliche nächste Finanzkrise?»

                    2019
                    1% 1%    11%
               6%
         1%         4%                                     Preisrückgang an den Immobilienmärkten
               4%           11%
          4%
                    2018
                                         4%                Liquiditätskrise
                                        7%                 Börsencrash
                                               7%
                                                           Wirtschaftlicher Abschwung
                                             10%           Geopolitische Krisenherde
                                                   8%      Folgen der expansiven Geldpolitik
   33%                                                     Cyber-Attacken
                                                           Zusammenbruch Finanzmarktinfrastrukturen
  49%
                                                           Keine
                                         12%
                                  27%                      Andere

                                                         2019 4% 4%            13%         8%              21%                           42%                       4% 4%
                         Privatbanken
                                                         2018       14%              11%               26%                            34%               3%     9%        3%

                                                         2019 3% 10%           3%          21%                                46%                            14%         3%
                         Auslandsbanken
                                                         2018 4% 4%            15%                          36%                                33%                 4% 4%

                                                         2019                    35%                   5%                             60%
                         Regionalbanken
                                                         2018                   32%                   6%             28%                         28%                 6%

                                                         2019      12%         6%               24%                                    52%                           6%
                         Kantonalbanken
                                                         2018         20%              5% 5%           15%                     35%                     10%         10%

                                                              0%         10%         20%        30%        40%      50%       60%      70%       80%         90%      100%

Bereits seit einiger Zeit mehren sich die               (49 Prozent) das grösste Risiko für eine                     Risiko. Dies, obwohl der Handelsstreit
Stimmen von Ökonomen und Marktteil-                     mögliche nächste Finanzkrise in der                          zwischen den USA und China auf der
nehmern, aber auch von Führungs-                        ultraexpansiven Geldpolitik sieht. Dies                      einen und Europa auf der anderen Seite
kräften in der Industrie, die vor den                   entspricht einer deutlichen Zunahme im                       keineswegs beigelegt ist und trotz der
möglichen verheerenden Folgen der                       Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent-                         jüngst wieder zunehmenden Spannungen
langanhaltenden ultraexpansiven Geld-                   punkte. Es entbehrt nicht einer gewissen                     in der Golfregion. Die Einschätzung der
politik der Zentralbanken warnen. Die zu                Ironie, dass die Rettungsmassnahmen zur                      Gefahren aus dem Immobilienmarkt
beobachtende Inflation der Vermögens-                   Bewältigung der letzten Finanzkrise als                      hat sich seit dem letzten Jahr kaum
preise, die Explosion der Schuldenlast,                 wahrscheinlichste Ursache für eine mögli-                    verändert. Weiterhin sieht etwas mehr als
der mangelnde strukturelle Druck in                     che nächste Krise identifiziert werden.                      ein Zehntel (11 Prozent) der befragten
einigen Bereichen der Wirtschaft sowie                                                                               Banken das grösste Risiko in einem
die weitere Öffnung der Vermögens-                      Die Besorgnis um die Folgen der Geld-                        Preiszusammenbruch an den Immobilien-
schere gehören zu den meistgenannten                    politik scheint dabei die anderen Risiko-                    märkten. Für 8 Prozent der befragten
Warnsignalen. Vor diesem Hintergrund                    bereiche zurückzudrängen. Lediglich 12                       Banken stehen hingegen die Folgen eines
kann es nicht überraschen, dass beinahe                 Prozent der Banken erkennen in den geo-                      wirtschaftlichen Abschwungs ganz oben
die Hälfte der Schweizer Banken                         politischen Unsicherheiten das grösste                       auf der Gefahrenliste.

                                                                                                                 EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik |           33
“
Die Szenarien für die Konjunkturentwicklung verschlechtern
sich zunehmend, während die Banken noch verhalten optimistisch
sind. Damit die Banken den nächsten wirtschaftlichen Abschwung
gut überstehen können, gilt es im Risikomanagement die richtigen
Schritte einzuleiten.
Olaf Topefer
Partner
Leiter Banking & Capital Markets

                 7
                       Kredit-
                                                          geschäft

34   | EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik
Sättigungstendenzen bei Wohnbaufinanzierungen?

«Wie wird sich Ihrer Erwartung nach die Kreditvergabepolitik der Schweizer Banken
für Wohnbaufinanzierungen in den nächsten 6 bis 12 Monaten entwickeln?»

                    2019
               3% 2%       7%                   100%
                    1% 6%                        90%
                    2018                         80%
                                                 70%
                                                 60%
                                 38%
                                                 50%
                                       41%
   55%                                           40%
 47%                                             30%
                                                 20%
                                                 10%
                                                  0%
                                                            2015           2016              2017              2018              2019

   Restriktiver werden
   Eher restriktiver werden
   Gleich bleiben
   Eher expansiver werden
   Expansiver werden

Die Schweizer Banken haben in den            Kreditvergabepolitik der vergangenen
vergangenen Jahren das Hypothekar-           Jahre weiterzuverfolgen, gehen derzeit
kreditgeschäft massiv ausgeweitet            48 Prozent der Banken davon aus, dass
und im Laufe des Jahres 2018 die             sie bei Wohnbaufinanzierungen künftig
Schallmauer von CHF 1’000 Mia. an            eine restriktivere Kreditpolitik verfol-
Hypothekarkreditvolumen erstmals             gen werden (Vorjahr: 44 Prozent). Die
durchbrochen. Treiber dieser Entwick-        Ursachen für diese gestiegene Zurück-
lung waren insbesondere die Raiffeisen-      haltung sind in der allmählich eintreten-
banken und die Kantonalbanken, die ihre      den Sättigung auf dem Immobilienmarkt
Hypothekarkreditvolumen seit Ende des        sowie in den schärferen regulatorischen
Jahres 2000 um schwindelerregende            Vorschriften für die Finanzierung von
203 Prozent bzw. 105 Prozent aus-            Renditeliegenschaften zu suchen.
geweitet haben.
                                             Der Anteil der Banken, die künftig eine
In den letzten beiden Jahren hat der         expansivere Kreditvergabepolitik anstre-
Appetit auf neue Wohnbaufinanzier-           ben, ist trotz einer leichten Erhöhung
ungen jedoch etwas nachgelassen.             gegenüber dem Vorjahr mit lediglich
Während 47 Prozent der Banken (Vor-          5 Prozent weiterhin sehr gering (Vor-
jahr: 55 Prozent) beabsichtigen, die         jahr: 1 Prozent).

                                                                                        EY Bankenbarometer 2020 | Im Sog der Geldpolitik |   35
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