Fahrtauglichkeit im Alter - Thomas Günnewig, Recklinghausen

 
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Fahrtauglichkeit im Alter - Thomas Günnewig, Recklinghausen
Fahrtauglichkeit im Alter

Thomas Günnewig, Recklinghausen
Fahrtauglichkeit im Alter - Thomas Günnewig, Recklinghausen
97 Jahre!
Fahrtauglich?
      2
Fahrtauglichkeit im Alter - Thomas Günnewig, Recklinghausen
Anforderungen an die
psychische Leistungsfähigkeit

Kriterien laut BAST 2017
  • Optische Informationen wahrnehmen

  • Zielorientierung im Umfeld

  • Anhaltende Konzentrationsfähigkeit

  • Anhaltende Aufmerksamkeitsverteilung

  • Motorische Reaktionsfähigkeit

  • Ausgewogenheit von Schnelligkeit

    und Sorgfalt
Fahrtauglichkeit im Alter - Thomas Günnewig, Recklinghausen
Begriffsbestimmung

Fahrtüchtigkeit
     – Fahrfähigkeit, Fahrsicherheit
     – Momentane psychische und physische Fähigkeit zum sicheren
       Führen eines Kraftfahrzeugs
Fahrtauglichkeit im Alter - Thomas Günnewig, Recklinghausen
Begriffsbestimmung

Fahreignung
    – Fahrtauglichkeit
    – Generelle psychische und physische Fähigkeit zum sicheren
      Führen eines Kraftfahrzeugs
Fahrtauglichkeit im Alter - Thomas Günnewig, Recklinghausen
§ 2 Strassenverkehrsgesetz

• Geeignet zum Führen von Kraftfahrzeugen ist
 wer notwendige körperlichen und geistigen Anforderungen erfüllt
 wer nicht erheblich oder nicht wiederholt gegen verkehrsrechtliche
  Vorschriften oder gegen Strafgesetze verstoßen hat

• Ist der Bewerber auf Grund körperlicher oder geistiger Mängel nur
  bedingt zum Führen von Kraftfahrzeugen geeignet, so erteilt die
  Fahrerlaubnisbehörde die Fahrerlaubnis mit
 Beschränkungen oder unter Auflagen………

• Jeder Verkehrsteilnehmer hat die Pflicht seine Eignung zur
  Teilnahme am Straßenverkehr zu prüfen
Fahrtauglichkeit im Alter - Thomas Günnewig, Recklinghausen
Pflichten des Arztes

• Aufklärung des Patienten über potenzielle fehlende Fahreignung oder
  Fahrfähigkeit
     Laufs A, Die ärztliche Aufklärungspflicht, In: Handbuch des Arztrechts, Beck 1999

  • Als Diagnoseaufklärung (Demenz)
  • Therapieaufklärung (Medikamenteneinstellung)
     Gaidzik P, Begutachtungen in der Neurologie, Thieme 2011, 258-59
     Landesärztekammer Baden-Württemberg, Merkblatt – Die Aufklärungspflichten des Arztes, Stand Jan. 2013

• Versäumnis der Aufklärung = Verletzung der Pflicht zur
  therapeutischen Sicherheitsaufklärung
     Gaidzik P, Begutachtungen in der Neurologie, Thieme 2011, 258-59

• Aufklärungspflicht ist nicht umfassend geregelt
  • Ergibt sich aus: Fürsorgepflicht Behandlungsvertrag, Selbstbestimmungsrecht
    des Pat. im Verfassungsrecht, ärztl. Standesrecht, Patientenrechtegesetz
• Aufklärung im persönlichen Gespräch
  • Informationsblatt nicht ausreichend
  • Dokumentation erforderlich
  • Rechtsmedizinischer Rat: Patienten unterschreiben lassen
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Pflichten des Arztes

• Aufklärungspflicht gilt für
   • Generelle Fahreignung
   • Situative zeitbezogene Fahrfähigkeit

• Bei unvernünftigem Patientenverhalten mit Gefahr für sich und Umwelt
   • Liegt ein rechtfertigender Notstand vor
   • Arzt ist berechtigt die Schweigepflicht zu brechen und die Verkehrsbehörde
     oder in Notfällen die Polizei zu benachrichtigen
      §34 StGB; BGH NJW 68, 2288

      Gaidzik P, Begutachtungen in der Neurologie, Thieme 2011, 258-59
      Deutsche Alzheimer Gesellschaft, Info.blatt 19, 07/2017 „Demenz und Autofahren“

• Deutscher Verkehrsgerichtstag 2012
    „befürwortet..bei akuter Gefahr Recht des Arztes, einen….Patienten, der
      krankheitsbedingt….nicht fahrtüchtig ist, der Polizei zu melden“
Fahrtauglichkeit im Alter - Thomas Günnewig, Recklinghausen
Schweigepflicht des Arztes
OLG Düsseldorf - Beschluss vom 2. April 2015 · Az. III-2 Ws 101/15

           Schlaganfallpatient will Auto fahren – Arzt schickt Klinikbrief
                  mit Anmerkung „Zweifel…“ an Fahrbehörde

 – Bei einer gerechtfertigten Durchbrechung der ärztlichen Schweigepflicht ist die Mitteilung
   an den Dritten auf das unbedingt Notwendige zu beschränken. Vorliegend hätte es
   ausgereicht, der Straßenverkehrsbehörde unter Bezeichnung der Diagnose mitzuteilen, dass
   Zweifel an der Kraftfahrtauglichkeit bestehen.

 – Der Beschuldigte hat indes kein eigenes (kurzes) Schreiben verfasst, sondern hat der
   Straßenverkehrsbehörde den Entlassungsbericht (erste Seite) der Kliniken Maria Hilf vom
   24. April 2013 übersandt und hierauf mit Datum vom 19. März 2014 handschriftlich vermerkt:
   "Zweifel an der Kraftfahrtauglichkeit ....„

 – Der Entlassungsbericht enthielt neben einer ausführlichen Diagnose Angaben zum Zeitraum
   der stationären Behandlung, zur Therapieempfehlung und sonstigen Empfehlung sowie zur
   aktuellen Anamnese. In diesem Umfang war die Weitergabe von der ärztlichen
   Schweigepflicht unterliegenden Geheimnissen keinesfalls angemessen und erforderlich,
   um den beabsichtigten Zweck zu erfüllen.
Fahrtauglichkeit im Alter - Thomas Günnewig, Recklinghausen
Forsa Umfrage 2015

Ältere Autofahrer sprechen ihren Arzt nur in 19%
        auf das Thema Fahrtüchtigkeit an

              „Pflicht“ des Arztes!
Alter allein kein Grund zur
Prüfung der Fahreignung

 • Verwaltungsgericht Saarlouis (Az: 10 L 790/11)
     „Allein das Alter und das … Absinken der geistigen / körperlichen
      Leistungsfähigkeit bietet … keinen Anlass, die „Kraftfahreignung“
      im Straßenverkehr durch ein ärztliches Gutachten überprüfen“

 • „..hinzukommen muss vielmehr, dass der altersbedingte Abbau im
   Einzelfall zu greifbaren Ausfallerscheinungen geführt hat…“
Beteiligte PKW-Fahrer an Unfällen mit
Personenschaden 2016
h

Statistisches Bundesamt 2017

                     Anteile der Hauptverursacher an den Beteiligten

                                         und älter
Unfallrate nach Alter
 Datenbasis StBA, 2008

  2,5

    2

  1,5

    1

  0,5

    0
        19-20   21-24   25-34   35-44   45-54   55-64   65-74   < 74

Von PKW-Fahrern 2007 begangene Unfälle nach Alter mit Personenschaden und
schwerem Sachschaden pro 1 Million Kilometer Jahresfahrleistung
J. Kubitzki, AZT Automotive GmbH – Allianz Zentrum für Technik, Ismaning
                                                                 13
T. Janitzek, European Transport Safety Council, Brussels
Fehlverhalten von Senioren 65 J. und älter
  im PKW im Straßenverkehr 2016

9000
8000
7000
6000
5000
4000
3000
2000
1000
   0

                                        Statisches Bundesamt 2017
Fahreignung

• Limitierende Erkrankungen
   Sehstörungen
   Hörstörungen
   Gleichgewichtsstörungen
   Herz- und Gefäßerkrankungen
   Herzrhythmusstörungen
   Bluthochdruck
   Diabetes mellitus                    Stand Neu!!!
                                               05/2018
   Schlaganfälle                        Stand 08/2017
   Bewegungsstörungen
   Epileptische Störungen              Nur als Download
   Demenz                                 erhältlich
   Psychosen
   Alkohol / Sucht
   Dauerbehandlung mit Arzneimitteln
   etc.
TIA und Schlaganfall – BAST aktuell

 Fahrtauglich, wenn die Rezidivgefahr nicht signifikant erhöht ist

 Diagnostik erforderlich

 Sekundärprophylaxe erforderlich
   • OAK: „sorgfältige Überwachung bei…OAK Therapie...erforderlich“

 Bei Behinderung Fahrtauglichkeit unter Auflagen

 Bei fortschreitenden vasculären Erkrankungen
  (SAE) sind Nachuntersuchungen erforderlich
Fahreignung nach Schlaganfall

     • Gesichtsfeldschaden
        Hemianopsie nach Schlaganfall

                               Quadrantenausfälle
                                     bis ans Zentrum heranreichend
                                      ebenso fahruntauglich
                                  Rohrschneider K,
                                  Fortschr Neurol Psychiatr 2018; 86: 28–36
TIA und Schlaganfall – 2019?

      Positionspapier © DGNR, DGNB, DGN, DGNC, DSG, GNP Nov. 2018.
          Fahreignung bei Hirngefäßerkrankungen (Marx et al. 2018)

      Hirngefäßerkrankung                     Risikoprofil             Karenzzeit

         TIA / Hirninfarkt                niedriges Risikoprofil        1 Monat

            Hirninfarkt                    mikroangiopathisch           1 Monat

         TIA / Hirninfarkt           Bei hochgradiger Karotisstenose    1 Monat
                                          nach erfolgreicher OP
   Hirninfarkt kardioembolisch                antikoaguliert            1 Monat
                                     (unabhängig CHA2DS2-Vasc Score)

Einmalige hypertensive Hirnblutung             RR normal                1 Monat
TIA und Schlaganfall – 2019?

      Positionspapier © DGNR, DGNB, DGN, DGNC, DSG, GNP Nov. 2018.
          Fahreignung bei Hirngefäßerkrankungen (Marx et al. 2018)

   Hirngefäßerkrankung                     Risikoprofil               Karenzzeit

      TIA / Hirninfarkt          hohes Risikorpofil (nach ABCD2-       3 Monate
                                             Schema > 6)
      TIA / Hirninfarkt          Bei hochgradiger Karotisstenose       3 Monate
                                        konservativ behandelt
         Hirninfarkt             bei intrakraniellen Verschlüssen /    6 Monate
                                              Stenosen
                               nicht antikoaguliert und CHA2DS2-       6 Monate
 Hirninfarkt kardioembolisch    Vasc Score bis 5

                               nicht antikoaguliert und CHA2DS2-        Keine
                               Vasc Score > 5                         Fahreignung

Einmalige hypertensive ICB        Blutdruck nicht im Normbereich        Keine
                                                                      Fahreignung
Mehr als 2 hypertensive ICBs                                            Keine
   innerhalb von 5 Jahren                                             Fahreignung
Vestibulärer Schwindel

 Leitsatz: „Wer unter ständigen anfallsartigen Schwindelbeschwerden
             leidet, ist nicht fahrtauglich“ (Fahrerlaubnisklasse Gruppe 1)

 BPLS
    Kfz nur nach erfolgreicher Therapie, durch Lagerung überprüfen

 Neuropathia vestibularis
    Nach erfolgreicher Kompensation fahrtauglich (i.d.R. 2-4 Wochen)

 Vestibuläre Migräne ohne Prodromi
    3 Jahre Anfallsfreiheit gefordert

 Menière
    Bei Aktivität (fluktuierendes Hören, Völlegefühl Ohr, spontane
     Schwindelattacken) keine Fahreignung schon bei 1 Kriterium
    Fahreignung nach 2 J. Anfallsfreiheit gegeben
    Nach 2 J. nur mit Prodromi ggf. fahrtauglich

 Bilaterale Vestibulopathie
    In der Regel keine Fahreignung (Oszillospien bei rascher Kopfwendung)
Vestibulärer Schwindel

Association Between Vestibular Vertigo and Motor Vehicle Accidents:
Data From the 2016 National Health Interview Survey:
   – Odds Ratio 3,5
   Wei EX, Agrawal Y, Ear Hear. 2018 May 18 [Epub ahead of print]

Schwindel, von der Fahreignung mit Führerschein zum Führerschein ohne
Fahreignung: Sind die aktuellen Leitlinien gerechtfertigt?
    Überarbeitung gefordert (Gespräche mit BAST bereits geführt)
    Huppert D, Brandt T, Akt Neurol 2018; 45: 542-552

Dizziness in Europe:
from licensed fitness to drive to licence without fitness to drive.
    Überarbeitung und Harmonisierung der europäischen Leitlinien
      anzustreben
   Huppert D et al., J Neurol. 2018 Oct;265(Suppl 1):9-17
Parkinson und Fahrtauglichkeit

                                 Bewegungsstörungen
                             Kontinuierliches Leistungsvermögen
                                          erforderlich

                  Samstag, 19. August 2017

          „Manchmal packt mich die nackte Angst“

Seit 23 Jahren lebt Wolfgang Kalischewski mit einem ungebetenen
                Gast in seinem Körper: Parkinson.
Und manchmal habe ich einen Blackout, einfach so – als würde
ich die Augen zumachen und fest einschlafen. Drei Blechschäden
und einen schweren Autounfall habe ich auf diese Art verursacht.
Parkinson und Fahrtauglichkeit

• Bei Ein- und Aufdosierung von Medikamenten
    Über potentielle Nebenwirkungen aufklären
    Bei relevanten UAW Fahreignung nicht gegeben

• Chronische Symptome mit dauerhaft fehlender Fahreignung
    Schwere motorische Beeinträchtigung
    Unvorhersagbare on/off Phänomene
    Visuelle Defizite (räumliches Sehen, Kontrastsehen, Doppelbilder)
    Impulskontrollstörungen, Verhaltensstörung
    Andauernde Tagesmüdigkeit, Schlafattacken
    Halluzinationen, ausgeprägte (?)
    Demenz, Frontalhirnstörungen,
    Aufmerksamkeitsstörung, Psychomotorische Verlangsamung

                     Buhmann C, Gerloff C, Akt Neurol 2013; 40 (06): 315-320
                     Buhmann C et al., Fortschr Neurol Psychiatr 2018; 86: 43-48
Parkinson und Fahrtauglichkeit

• Diagnostische Aspekte
    Fremdanamnese!!!
    Einschätzung der Fahreignung durch Angehörige war klinischen
     Messparametern überlegen

                     Cordell R et al., Mov Disord 2008; 23(9): 1217-22

• Demtect und MoCA: Ausschluss Demenz möglich. Ungeeignet für die
  positive Fahreignung, da Parameter zu Aufmerksamkeitsfunktionen fehlen

• Aufmerksamkeit, Exekution und visuell-räumliche Fähigkeiten wichtig
      Testbatterie Aufmerksamkeitsprüfung, TAP Version Mobilität
      Altersbezogene Normen, mindestens Prozentrang 16 erreichen

                     Buhmann C et al., Fortschr Neurol Psychiatr 2018; 86: 43-48
Überprüfung der psychischen
         Leistungsfähigkeit

• Zielparameter für die Testung
  – Aufmerksamkeit, Reaktionszeit, visuell-räumliche Fertigkeiten

• Auswahl der Testinstrumente
  – MMST alleine ungeeignet, da keine Prüfung der Exekutivfunktionen
  – Uhrentest - visuell-räumliche Fertigkeit
  – Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung
     • Alertness, Go/NoGo, geteilte Aufmerksamkeit etc.
  – d2 Aufmerksamkeitsbelastungstest
  – Trail making B Test

• Kombination mehrerer Testsequenzen für die
  unterschiedlichen Fähigkeiten sinnvoll
Aus: Schweizer Konsensusempfehlung
      Mosimann et al., 2012, www.zora.uzh.ch

Trail making B Test     Risikoeinschätzung
KFZ-Fahreignung         klein   mittel   hoch

Testwert < 180 Sek.        x

Testwert 180-200 Sek.              x

Testwert > 200 Sek.                        x
Medikamente und Fahreignung
Medikamente und Fahreignung

• Relevante Arzneimittelgruppen
   Sedativa und Tranquilizer
   Psychopharmaka (Neuroleptika, Antidepressiva)
   Analgetika
   Antidiabetika
   Antiepileptika
   Antiallergika
   Kardiaka
   Diverse
• Kritische Phase zu Beginn der Einstellung
   Nach Adaptation Fahreignung möglich
Pharmaka und Fahrtüchtigkeit

 Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit
   • Zopiclon: 1/1 RCT Fahrstudie und 4/4 Fahrsimulatorstudien
   • Zolpidem: 1/1 RCT Fahrstudie und 3/4 Fahrsimulatorstudien
         Rudisill T. et al., Accident Analysis and Prevention, 96 (2016): 255-70

 Unfallrisiko unter Benzodiazepinen und Z-Substanzen
   • Für ernsthafte Verletzungen 2-3 fach erhöht
   • Tödliche Verletzungen 5-7 fach erhöht

 Unfallrisiko unter Opiaten und Opioiden
  • Für ernsthafte Verletzungen 5-8 fach erhöht
  • Für tödliche Verletzungen 5 fach erhöht
         www.druid-project.eu, Final report, Revision 2.0, 01.08.12

                                                                      Gesundheitsnachmittag Sparkasse Vest
Antidepressiva und Fahrtüchtigkeit

• Keine Leistungseinbußen unter
    SSRI (Fluoxetin, Paroxetin)
    SNRI (Venlafaxin, Milnacipran)
    MAO-H (Moclobemid)

• Einmalapplikation bei Gesunden mit Beeinträchtigung für
    Amitriptylin > Mianserin bis 24 Std.
    Trazodon (dosisabhängig) und Imipramin für 9 bis 14 Std.
      Kaußner Y und Krüger HP, aus: G. Gründer, O. Benkert (Hrsg.),
      Handbuch der Psychopharmakotherapie, Springer Verlag, 2012

      Brunnauer A, Laux G, Driving Under the Influence of Antidepressants: A Systematic Review
      and Update of the Evidence of Experimental and Controlled Clinical Studies.
      Pharmacopsychiatry. 2017 Sep;50(5):173-181

• Leistungseinbußen für Mirtazapin 15-30 mg bei Gesunden und Patienten
    bei Erstgabe und in der Eindosierungsphase
      van de Loo AJAE et al. 2017, Brunnauer und Laux 2017, Verster JC et al. 2015

                                                                         Gesundheitsnachmittag Sparkasse Vest
Antidepressiva und Fahreignung

  „Mirtazapine, a sedating antidepressant, and improved driving safety in
                  patients with major depressive disorder:
              a prospective, randomized trial of 28 patients“

• Sleep Research Unit, Department of Psychiatry, Toronto Western
  Hospital, Ontario, Canada

• 14 depressive Pat. behandelt - Vergleichsgruppe unbehandelt

• Fahrfehler und Unfälle signifikant mit 30mg Mirtazapin reduziert
         Shen J., Moller HJ et al., J Clin Psychiatry, . 2009 Mar;70(3):370-7. Epub 2009 Jan 13.

• Bundesanstalt für Straßenwesen – Dauerbehandlung mit Arzneimitteln
    „…dass erst durch die Behandlung die Voraussetzungen zum Führen
     von KFZ wieder erreicht werden können…..durch Stabilisierung der
     psychophysischen Leistungssysteme…“

                                                                            Gesundheitsnachmittag Sparkasse Vest
87 J. Fahrer, fährt in den Gegenverkehr, beschädigt Verkehrsschild,
Fahrerflucht. Polizeiprotokoll: geistig gute Verfassung, fingerlose
Hand links, Strassenverkehrsamt: KFZ Befähigung wegen li. Hand?
Demenz

• „Wer unter ausgeprägter seniler oder präseniler Demenz oder schweren
  altersbedingten Persönlichkeitsveränderungen leidet,
  ist fahruntauglich.“
• „In Zweifelsfällen kann eine praktische Fahrprobe zur Klärung beitragen“
                 Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung, BAST 2017

• Alzheimer und PKW fahren
    50% der Betroffenen nutzen ihren PKW
     mind. 3 Jahre nach Diagnosestellung
         Rizzo 2001, Dubinsky 2001, Adler 2003,
         Uc 2005 u. 2006, Ott 2008,
         Ernst 2010, Seiler 2012
Risiko Demenz im Straßenverkehr

                Nächtliches Hupen und Lichtsignale auf Golfplatz:
                         Polizei rettet verirrten Dortmunder Senior
                                                    12. Oktober 2018

Wagen auf der A1 geparkt:
97-jähriger Geisterfahrer sorgt für Alarm
                                 .
Sicher fahren trotz Alzheimer-Demenz?

   • Dreijahresstudie bei 128 älteren Autofahrern
     Rhode Island Hospital in Providence, USA
   • Fahrtauglichkeit bei
    bei milder Alzheimer-Demenz noch durchschnittlich elf Monate
    bei sehr milder Demenz im Mittel noch 1,7 Jahre
             Ott, R., Neurology 70, 2008, 1171

   • PKW Unfallrisiko bei Alzheimer
      • 2,5 bis 4,7 fach erhöht
             Withaar 2000, Rizzo 2001, Dobbs 2002
             Brown 2004, Ernst 2010
Demenz und Fahreignung

   “Cognitive Tests and Determing Fitness to Drive in Dementia:
                      A Systematic Review”
Review von 28 Studien
 Ergebnisse individueller Testung oder einer einzelnen kognitiven Domäne
  können eine sichere KFZ-Eignung bei Demenz Betroffenen nicht
  vorhersagen

                  Bennet JM et al., J Am Geriatr Soc 2016 Sept; 64(9): 1904-17
Fremdanamnese hilfreich?

 “Comparing Caregiver and Clinician Predictions of Fitness to Drive
              in People With Alzheimer’s Disease”

– N = 75 Autofahrer mit DAT, MMST 25,5 P. (SD 2,87), USA
– Betreuende (Ehe-)Partner überschätzen die KFZ-Fahreignung (Bias?)
– Erwachsene Kinder der DAT Fahrer waren realistischer
         Bixby K et al., Am J Occup Ther 2015 May-Jun; 69(3): 6903270030p1–6903270030p7
Demenz und Fahreignung

“Validity of the mini-mental state examination and the montreal cognitive
          assessment in the prediction of driving test outcome”
     MoCA mit 18 P. oder weniger: Bedenken bezügl. Fahreignung

                 Hollis AM et al., J Am Geriatric Soc. 2015 May;63(5):988-92

   “The Older Driver with Cognitive Impairment: Perceptions of
     Driving Ability and Results of a Behind the Wheel Test”

      N = 151 Autofahrer aus Gedächtnisambulanzen, USA
      MMST 22,6 (SD 4,9)
      Interview und standartisierte Fahrprobe
      Bedenken zur Fahreignung in 9,7% bei Fahrern, 72,4% bei
       Angehörigen
      In 3% Fahreignung ohne Auflagen, in 38% Fahrverbot
                  Hemmy L et al., Geriatrics (Basel). 2016 Mar; 1(1): 6
Aus: Schweizer
        Konsensusempfehlung
  Mosimann et al., 2012, www.zora.uzh.ch

Mini Mentalstatus     Risikoeinschätzung
                      klein     mittel   hoch

MMST > 24 P.             x
MMST 24-22 P.                      x
MMST < 22 P.                               x

                      American Academy of Neurology 2010
                                     MMSE 24 und kleiner
                              „increased risk for unsafe driving“
Demenz und Fahreignung

  “Prediction of Fitness to Drive in Patients with Alzheimer's Dementia”

 N = 81 DAT (MMST 23,2 P.) und 45 gesunde Probanden (MMST 28,8 P.)

  - Methoden zur Einstufung der Fahrtauglichkeit
     - Klinisches Interview
     - Neuropsychologische Testung
     - Fahrsimulator

  - Fazit
     - Alle 3 Methoden sind valide
     - Bester Prädiktor zur Fahrtauglichkeit
         - Kombination aller 3 Methoden
           mit 92,7%

  Piersma D et al., PLoS One. 2016 Feb 24;11(2):e0149566. doi:
  10.1371/journal.pone.0149566. eCollection 2016.
Driving and dementia - Efficient approach to
driving safety concerns in family practice

    Checkliste zur Fahrtauglichkeit
       o   Anamnese bezüglich Fahrfehler, Unfälle und Beinahe-Unfälle
       o   Bedenken der Angehörigen (Einzelgespräch)
       o   Trail Making A oder B Test
       o   Uhrentest
       o   Kognitive Testung
       o   ADL Beurteilung und Fahreignung: Inkompetenz bei
            o 2 instrumentellen ADLs oder 1 Basis ADL

   INSTRUMENTAL ACTIVITIES OF DAILY LIVING             BASIC ACTIVITIES OF DAILY LIVING

   Shopping and social functioning                     Dressing
   Housework and hobbies                               Eating
   Accounting (banking, bills, taxes, handling cash)   Ambulation
   Food preparation                                    Toileting
   Telephone, tools, and transportation                Hygiene
   Medication management

                Lee L, Molnar F, Can Fam Physician. 2017 Jan; 63(1): 27–31.
Demenz und Fahreignung

Hinweise auf Fahruntauglichkeit bei Demenz
    Snailing
    Häufige Bagatellunfällle
    Verfahren auf bekannten Strecken

    Fehler bei Abbiegen und Wenden
    Sich unterwegs verirren
    Sicherheitsgurt nicht mehr anlegen
         Uc 2004, Eby 2012

Maßnahmen
    Gespräch mit Aufzeigen der Probleme im Familienkreis
    Einschaltung Hausarzt / Facharzt
    Fahrprobe im eigenen PKW mit Fahrlehrer
    Gesetzliche Betreuung einrichten
    PKW stilllegen / verkaufen
Adherence to driving cessation advice
given to patients with cognitive impairment
and consequences for mobility

   N = 172 mit kognitiven Defiziten bei
    MCI, Demenz oder Parkinson

   Erhebung der Fahrtauglichkeit durch
    Klinisches Interview
    Neuropsychologische Testung
    Fahrsimulator
    45 minütige Fahrprobe im Verkehr

   Empfehlung
    Weiterfahren     in 92,4% umgesetzt
    Fahrende         in 79,0% umgesetzt

                           Piersma et al., BMC Geriatr. 2018; 18: 216.
Demenz und Fahreignung

„Suspension of driving licenses in different types of dementia:
Data on 8850 patients from the Swedish Dementia Quality Registry“

   Zeitraum 05/2007 bis 12/2012
   Nach ICD Unterteilung in 8 unterschiedliche Demenzdiagnosen
   Internetbasierte Hausarztbefragung

   Ergebnisse
     • Mittlere Alter 76,6 Jahr, 55,1% Männer
      • Übereinkunft mit beratendem Arzt auf KFZ-Verzicht in 80% erreicht
      • In 8,7% Meldung durch den Arzt an die „Swedisch Transport Agency“
           Höchste Melderate bei frontotemporaler Demenz in 23,3%
           Etwas geringer (ca. 22%) bei Parkinson assoziierter Demenz
           Geringste Melderate bei Levy-Body Demenz mit 4,9%
         Religa D et al., Postersession 3, 24.09.13, Wien, World Congress of Neurology 2013
Fahrtauglichkeit?
87 J. Fahrer: schwerhörig, Umweg wegen Baustelle, Kreisverkehr,
                 30.000 km per anno, Zeitgitterstörung,
                MMST 23 P., Demtect 7 P., Uhrentest 3 P.
Fazit – Fahreignung im Alter

                                                 Vortrag unter
                                                 www.ekonline.de
• Beratung durch den Arzt aktiv beginnen         abrufbar
• Erfahrung zeigt, dass meist 1 einzige Erkrankung limitierend ist
• Frühzeitige Beratung bei chron. Erkrankungen bahnt die spätere
  Umsetzung des Fahrverzichts
• Bei der Beratung von Betroffenen Familie integrieren
• Fremdanamnese bezüglich Fahrverhalten einholen
• Neuropsychologische Testung / Probefahrstunde im eigenen PKW
• MMST spätestens bei 22 P. fehlende Fahreignung
• Nicht jede (Alzheimer) Diagnose bedingt ein sofortiges Fahrverbot

                                                       Danke für Ihre
                                                      Aufmerksamkeit
Strategien für risikoarmes Fahren im Alter

• Adaptation
    Nur bei guten Wetterbedingungen fahren
    Abstand halten
    Tempo konservativ wählen
    Langstrecken meiden oder Pausen einplanen

• Substitution
    Taxi, Bahn etc. nutzen
    Mitfahren
    Frühzeitig Umstieg planen / beraten

• Kompensation
    Konzentriert Fahren - Ablenkung meiden
    Wege bewusst planen
    Navigation nutzen
                                                     www.dvr.de
                                                 kostenfrei anfordern
Driving continuity in cognitively impaired older drivers
         Shimada et al., Geriatr Gerontol Int. 2016, 16(4): 508-14

   • N = 10.073 in Japan mit neuropsychologischer Testung, u. a. MMSE

               • Männer
               • MMSE unter 21 P. in 61% KFZ Nutzung

               • Frauen
               • MMSE unter 21 P. in 15% KFZ Nutzung

                                        21.03.2017
       Eine japanische Firma will Senioren dazu bewegen, freiwillig den Führerschein
      abzugeben. Bei einem freiwilligen Verzicht auf den Führerschein erhalten betagte
           Autofahrer einen Abschlag von 15 Prozent auf ihre Beerdigungskosten.
“Assessment of Driving Safety in Older Adults
   with Mild Cognitive Impairment (MCI)”

• N = 302 in Australien
   • Alter 65-96 J.
   • N = 245 kognitiv gesund
   • N = 57 mit MCI (u. a. MMSE > 22Punkte)                ?
• Beurteilung der Fahrkompetenz durch
   • Neuropsychologische Testung
   • Fahrtest im Straßenverkehr
   • Fahrsimulator

• Fazit
   • Kein offensichtlich gesteigertes Risiko für unsicheres Fahren im
     Straßenverkehr
                      Anstey KJ et al., J Alzheimers Dis. 2017;57(4):1197-1205
Sehvermögen

 • Grauer Star - Katarakt

                            Fahren mit Auflagen möglich
Sehvermögen

Maculadeneration
                   Glaukom
Herzinfarkt am Steuer – ein Seniorenproblem?

                                               53
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