Abstract-Sammlung - Institut für Sport und Sportwissenschaft

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Abstract-Sammlung - Institut für Sport und Sportwissenschaft
Abstract-Sammlung
                 Jahrestagung der dvs-Kommissionen
                  Gesundheit sowie Sport und Raum

            „Bewegung, Raum und Gesundheit –
     Wechselwirkungen im Spannungsfeld geänderter
         Lebensbedingungen und Mobilitäten“

22. & 23. September 2016 |Institut für Sport und Sportwissenschaft
Abstract-Sammlung - Institut für Sport und Sportwissenschaft
Inhaltsverzeichnis

Parallel-Session A                                                                                        1- 5

A1: Faktoren der physischen Umwelt und Bewegungsverhalten – auch ein Thema für Deutschland!?

Jens Bucksch                Walkability und körperlich aktives Mobilitätsverhalten in Bielefeld – eine     2
                            GIS-basierte Analyse
Anne Kerstin Reimers        Nutzungsverhalten und Aktivitätsniveau von Kindern auf Spielplätzen in         3
                            Abhängigkeit von der räumlich-materiellen Spielplatzbeschaffenheit
Gorden Sudeck               Wahrgenommene soziale und physische Umwelt als Determinanten                   4
                            körperlicher Aktivität von Jugendlichen
Birgit Wallmann-Sperlich    Schreibtischtäter – welche Büroumgebung bringt uns zum Aufstehen?              5

A2: Die Schule als Raum für Bewegung und Gesundheit                                                       6-10

Elke Knisel                 Bewegungsförderung im Sportunterricht                                          7
Katharina Heß               Handlungsleitende Kognitionen von Sportlehrkräften zur Perspektive             8
                            Gesundheit– Ergebnisse der Health.edu-Studie
Kerstin Ketelhut            Einfluss einer täglichen Sportstunde auf die motorische                        9
                            Leistungsfähigkeit und hämodynamische Faktoren bei Schulki ndern
Susanne Tittlbach           Sportbezogene Gesundheitskompetenz von Schülerinnen und Schülern               10

A3: Theoretisch-konzeptionelle Ansätze zu Bewegung, Raum und Gesundheit                                  11-14
Elk Franke                 Selbstvergewisserung – Ein Weg zum positiven Gesundheitsverständnis            12
                           durch situationsräumliche Reflexivität
Jule Kunkel                Partizipation bei Interventionen – nicht nur eine Floskel, sondern wahre        13
                           Integration der Zielgruppe
Georg Wydra                Von der Fähigkeits- zur Mobilitätsorientierung im Gesundheitssport              14

A4: Urbane Räume der Bewegung und Gesundheit                                                             15 - 19
Rosa Diketmüller         AktivE Jugend – Bewegungsaktive Mobilität von Jugendlichen in                     16
                         öffentlichen Räumen in Wien
Dieter Pfrommer          Wohnumfeld und Gesundheit zur Bedeutung der Gestaltqualität von                   17
                         städtischen Freiräumen
Friedhelm Terfrüchte     Junge StadtLandschaften: Informelle Bewegungsräume als                            18
                         Vorrausetzung für eine gute psycho-soziale Entwicklung von Kindern und
                         Jugendlichen
Julian Pröger            Innovativer Raum für Leistung und Gesundheit – Das Paulcke Stadion in             19
                         Karlsruhe

                                                                                                           I
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A5: Körperliche Aktivität in der pädiatrischen Onkologie – Bedarfe und Effekte im stationären            20 - 23
Setting
Vivian Kramp                  Vergleich körperlicher Aktivität von Kindern und Jugendlichen nach einer     21
                              Krebserkrankung und gesunden Gleichaltrigen
Anne Deisenroth               Kraftleistungsfähigkeit und Lebensqualität bei krebskranken Kindern und      22
                              Jugendlichen - Status und Veränderbarkeit während der Akuttherapie
Anna Senn-Malashona           Bewegungstherapie in der Pädiatrischen Stammzelltransplan tation–            23
                              Ergebnisse der RCT BISON

Parallel-Session B

B1: Bewegung und Gesundheit im kommunalen Raum                                                           24-28
Robin Kähler             Bewegungsraumbezogene Stadtentwicklung als Gesundheitsprävention                  25
Annika Frahsa            Veränderung als politische Dimension der Walkability einer Kommune                26
Angelika Jäkel           Bewegungsfiguren und Raumgestalten: Strategien der Erhebung und                   27
                         Entwicklung von quartierspezifischer Alltagsmobilität
Peter Gelius             Internationale Politik und kommunale Sportentwicklungsplanung: Völlig             28
                         losgelöst oder eng verflochten

B2: Pädagogische Räume für Bewegung und Gesundheit                                                       29-33
Rolf Schwarz               Das Außengelände von KiTas - Evidenzbasierte Interventionsparameter            30
                           zur Förderung des Bewegungs- und Sozialverhaltens 3-6-Jähriger
Christoph Becker           Eine Fallstudie zu den Auswirkungen von praxisnahem und                         31
                           bewegungsreichem Draußenunterricht auf lernmotivationale Aspekte bei
                           Kindern
Gundl Rauter               Bewegungs- und sportzentrierte Bildungsräume von Grundschulen „als              32
                           dritte Erzieher“ sportpädagogisch beobachten
Mandy Lutz                 Das Thema Gesundheit in der Sportlehrerbildung – Anspruch und                   33
                           Wirklichkeit

B3: Bewegung und Gesundheit Jugendlicher und junger Erwachsener                                          34-38
Nadine Will              Soziale Ungleichheit und Intensitäten der Aktivität im Raum Schule un d          35
                         Sportverein: Die Motorik-Modul Längsschnittstudie (MoMo)
Hagen Wulff              Soziodemografisch stratifizierte Analyse des Aktivitäts - und                     36
                         Mediennutzungsverhaltens von juvenilen Adipositastherapieteilnehmer
Stefanie Kaiser          Verletzungshäufigkeit in der Trendsportart Calisthenics                           37
Stephanie Haible         Bewegungsbezogene Gesundheitskompetenz im Jugendalter –                           38
                         Validierung eines kurzen Erhebungsverfahrens

B4: Aktuelle Entwicklungen aus der Aktivitätsforschung                                                   39-42
Vanessa Rustler             Akzelerometrie bei chronisch kranken Kindern – eine Übersicht zu              40
                            methodischen Verfahren
Nicolina Lerchen            Reliabilität und Validität des Heidelberger Fragebogens zur Erfassung          41
                            des Sitzverhaltens von Kindern und Jugendlichen
Martin Lange                Validität und Reliabilität eines Fragebogens zur Erfassung der                 42
                            körperlichen Aktivität für ältere Erwachsene (PAQ -EG)

                                                                                                           II
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B5: Motorische Leistungsfähigkeit als Gesundheitsressource?!                                         43-46
Christian Herrmann         Das sportliche Selbstkonzept und die motorischen Basiskompetenzen als      44
                           Mediatoren sportlicher Aktivität
Darko Jekauc               Mediiert das physisches Selbstkonzept den Zusammenhang zwischen            45
                           motorischen Fähigkeiten und körperlicher Aktivität bei Jugendlichen und
                           jungen Erwachsenen?
Matthias Wagner            Elaboration der Environmental Stress Hypothesis – Ergebnisse einer         46
                           populationsbasierten Längsschnittstudie

B6: Interdisziplinär-konzeptionelle Überlegungen zur Integration der Sportwissenschaft in            47-50
verschiedene patientenbezogene Settings
Michaela Weber               Entwicklung eines lebensstil-integrierten, körperlichen                  48
                             Trainingsprogramms für junge Ältere: das EU-Projekt PreventIT
Eckart Rosenberger           Aktuelle Entwicklungen bei der Planung von Altenpflegeheimen –           49
                             Bewegung aus architektonischer Perspektive
Regine Söntgerath            Bewegungstherapie für Kinder und Jugendliche mit Krebserkrankungen       50
                             im stationären Setting – Inhaltliche und systemische Voraussetzungen

Parallel-Session C

C1: Innovative methodische Ansätze um die Beziehung zwischen Umgebungsfaktoren und                   51-54
körperlicher Aktivität zu untersuchen
Daniela Kahlert              Fußgängerfreundlichkeit und Verkehrssicherheit im Wohnumfeld: ein        52
                             randomisiertes Experiment mittels Computersimulation
Niklas Erhardt               Soziale Teilhabe und außerhäusliche Mobilität im ländlichen Raum:        53
                             qualitative Untersuchung von Umweltfaktoren mittels fotobasiertem,
                             ambulantem Ansatz
Claudia Klostermann          Zur Bedeutung struktureller Bedingungen im kommunalen Kontext für        54
                             das Sport- und Bewegungsverhalten junger Erwachsener

C2: Bewegung und Gesundheit im mittleren und späten Erwachsenenalter                                 55-59
Sandra Trautwein         Veränderungen der Aktivitäten des täglichen Lebens bei Personen mit          56
                         Demenz durch ein multimodales Bewegungsprogramm
Christian Kaczmarek      Testgüte und Diagnostische Güte eines neuen Mobilität sscreenings            57
Rita Wittelsberger       Stabilität der sportlichen Aktivität im mittleren und späten                 58
                         Erwachsenenalter: kommunale Längsschnittstudie „Gesundheit zum
                         Mitmachen“
Petra Wagner             Körperliche Aktivität älterer Erwachsener in Parks: eine systematisch e      59
                         Beobachtung im Rahmen der Hong Kong – Leipzig Studie

C3: Bewegungsbezogene Therapie und Rehabilitation                                                    60-63
Judith Deprins           Konzepte der Bewegungstherapie in der Rehabilitationspraxis:                 61
                         Wahrgenommene Problemlagen und ihre Beeinflussbarkeit aus S icht
                         bewegungstherapeutischer Akteure
Wolfgang Geidl           Bewegungstherapie in der medizinischen Rehabilitation: inhaltliche           62
                         Ausrichtung und Standardisierungsgrad. Ergebnisse einer bundesweiten
                         Bestandaufnahme
Daniel Niederer          Bewegungsparcours in der Therapie klinischer Depression – eine               63
                         randomisiert-kontrollierte Äquivalenzstudie

                                                                                                     III
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C4: Psychologische Aspekte von Bewegung, Raum und Gesundheit                                         64-68
Christina Niermann          Der Zusammenhang von Affekt und körperlicher Aktivität im Alltag –        65
                            Eine elektronische Tagebuchstudie
Matthias Rabel              The longitudinal association between patterns in change in physical       66
                            activity/weight change and health-related quality of life
Bettina Wollesen            Unterschiede zwischen Frauen und Männern in der Teilnahmemotivation       67
                            für Präventionskurse mit Bewegung
Phillip Laemmert            Sportliche Aktivität als Bewältigungsverhalten arbeitsbedingter          68
                            Anforderungen im Setting Hochschule

Poster-Einreichungen                                                                                 69-86
Andre Berwinkel            Positive Effekte einer einmaligen Intervention au f das psychische         70
                           Wohlbefinden: Kein Unterschied zwischen Qigong und Joggen
Laura Bischoff             Instrumente zur Ermittlung von Stress am Arbeitsplatz – eine               71
                           systematische Literaturanalyse
Andrea Dincher             Zusammenhang von posturaler Instabilität und Mobilität bei                 72
                           Parkinsonpatienten
Alina Kirch                Gültigkeit und Einsetzbarkeit eines Lehrerkodex zur positiven              73
                           Beeinflussung der Schülermotivation im Sportunterricht
Melanie Kopp               Zusammenhänge zwischen Konstitution und der                                74
                           Standweitsprungleistung von Kindern und Jugendlichen
Lena Kroll                 Gesundheitsförderung an der Universität, Yoga als Option?                  75
Jule Kunkel                Weg vom Reduktionismus und hin zu einem ganzheitlichen Ansatz der          76
                           Gesundheitsförderung
Finja Rohkohl              SpaceMark – Wie partizipatives Erforschen von Raumqualitäten gelingen      77
                           kann

Steffen Schmidt            Entwicklung der Aktivzellmasse (BIA) in der Lebensspanne                   78

Melina Schnitzius          MAKE THEM GO – Erstellung eines Lehrerkodex zur positiven                  79
                           Beeinflussung der Schülermotivation im Sportunterricht

Helmut Strobl              Motivationale Voraussetzungen für körperlich-sportliche Aktivität von      80
                           Männern 50+ im Erwerbsleben und im Ruhestand

Nadja Tabari               PASTA (Physical Activity through Sustainable Transport Approches) – ein    81
                           EU-Projekt zur Förderung der aktiven Mobilität

Rita Wittelsberger         Drop-Out und Ergebnisevaluation von „AOKardio“ in Kooperation mit der      82
                           AOK NORDWEST

Hagen Wulff                Körperliche Aktivität und Mediennutzung bei Grundschulkindern in           83
                           Abhängigkeit soziodemografischer Faktoren

Georg Wydra                Screeningtests in Gesundheits- und Rehasport                               84

Autorenverzeichnis                                                                                   85-86

                                                                                                     IV
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V
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VI
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VII
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Poster-Einreichungen

VIII
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dvs-Jahrestagung Bewegung, Raum und Gesundheit|
  22. & 23. September 2016| Institut für Sport und
                 Sportwissenschaft

A1: Faktoren der physischen Umwelt und
          Bewegungsverhalten
  – auch ein Thema für Deutschland!?

                                                     1
Faktoren der physischen Umwelt und Bewegungsverhalten – auch ein Thema für Deutschland!?

Walkability und körperlich aktives Mobilitätsverhalten in Bielefeld – eine GIS-
basierte Analyse
Jens Bucksch1, Emily Finne1 & Malte Bödeker2
1Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG Prävention und Gesundheitsförderung

Hintergrund
Ein    nach     baulich-technischen    und      infrastrukturellen   Aspekten   angelegtes
bewegungsförderliches Wohnumfeld, auch als Walkability bezeichnet, erhöht das aktive
Mobilitätsverhalten. Diese Evidenz stammt zumeist aus nicht-europäischen Studien.
Deshalb     sind     europäische    Walkability-Studien     gefordert,   um   wohnortnahe
bewegungsförderliche Konzepte auch hierzulande auf ihre städteplanerische Eignung zu
prüfen. Dieser Beitrag stellt des- halb den Zusammenhang zwischen wohnortnaher
Walkability und dem körperlich aktiven Mobilitätsverhalten (zu Fuß, mit dem Fahrrad) für die
Stadt Bielefeld vor.
Methodisches Vorgehen
Aktiv zurückgelegte Wegestrecken wurden über eine Mobilitätsbefragung bei 2.796 Ein-
wohnerinnen (51,5%) und Einwohner der Stadt Bielefeld erhoben. Zusätzlich wurde auf
statistischer Bezirksebene die Walkability objektiv anhand von geographischen Informatio-
nen zur Haushaltsdichte, der Flächennutzungsmischung, dem Verhältnis der tatsächlichen
Verkaufsfläche zur gesamten Gewerbefläche („floor-area-ratio“) und der Straßenkonnekti-
vität basierend auf administrativen Karten und OpenStreetMap berechnet. Mit logistischen
Regressionen im Mehrebenenmodell wurde der Zusammenhang wohnortnaher Walkability
mit dem aktiven Mobilitätsverhalten unter Adjustierung von Variablen auf der Individual-
(Alter, Geschlecht, Führerschein), Haushalts- (Vorhandensein von Fahrrad und Auto) und
statistischer Bezirksebene (Transferleistungsquote, Migrationsanteil) untersucht.
Ergebnisse
Der Anteil von Personen mit aktiver Mobilität lag bei 35,8%. Dieses Mobilitätsverhalten hing
signifikant mit kleinerer Haushaltsgröße, geringer Verfügbarkeit von motorisierten
Transportmitteln sowie mit einer höheren Walkability, einer höheren Transferleistungsquote
sowie einem geringeren Migrationsanteil zusammen. Der Walkability-Score lag zwischen -
5.90 und 13.23 für die verschiedenen statistischen Bezirke. Unter Adjustierung al- ler
Variablen auf Individual-, Haushalts und statistischer Bezirksebene stieg die Chance ein
aktives Mobilitätsverhalten zu zeigen mit jeder positiven Veränderung des Walkability-
Scores um eine Einheit statistisch signifikant um 9% [Odds Ratio = 1.09 (95% CI: 1.06 to
1.13)].
Diskussion
Es wurde ein positiver Zusammenhang zwischen wohnortnaher Walkability und aktivem
Mobilitätsverhalten für den deutschen Kontext empirisch belegt. Damit werden vor allem
Studien außerhalb Europas bestätigt, auf dessen Basis bislang die Evidenz beruhte. Die
Ergebnisse zeigen, dass die Art und Weise wie Städte geplant und gebaut werden, die
Förderung körperlicher Aktivität zumindest in Bezug auf alltägliche Bewegungen
unterstützen können. Eine engere Verzahnung von Stadt- und Verkehrsplanung mit dem
Public Health-Sektor werden damit zwingend benötigt.

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Faktoren der physischen Umwelt und Bewegungsverhalten – auch ein Thema für Deutschland!?

Nutzungsverhalten und Aktivitätsniveau von Kindern auf Spielplätzen in
Abhängigkeit von der räumlich-materiellen Spielplatzbeschaffenheit
Anne Kerstin Reimers1 & Guido Knapp2
1Technische Universität Chemnitz, 2Technische Universität Dortmund

Einleitung
Kinder sind nachweislich körperlich aktiver, wenn sie sich „an der frischen Luft“ und nicht in
geschlossenen Räumen aufhalten. Spielplätze sind öffentliche Räume, die auch in
städtischen Gebieten insbesondere Kindern vielfältige Bewegungsmöglichkeiten eröffnen.
Bezugnehmend auf sozial-ökologische Verhaltensmodelle ist anzunehmen, dass die
räumlich-materielle Bewegungsumwelt das Bewegungsverhalten begünstigen oder
hemmen kann, indem sie auf die Nachfrage und den Zugang von Bewegungsräumen
Einfluss nimmt. Das vorliegende Forschungsprojekt hatte zum Ziel, den Einfluss der
räumlich- materiellen Beschaffenheit von Spielplätzen auf das Spielplatznutzungsverhalten
von Kindern sowie auf das Aktivitätsniveau von Kindern auf den Spielplätzen zu
untersuchen.
Methoden
Eine Beobachtungsstudie wurde von März bis September 2015 auf zehn Spielplätzen eines
Stadtteils der Stadt Konstanz durchgeführt. Die Beschaffenheit der Spielplätze wurde mittels
Auditverfahren (zwei unabhängige Beobachter) und verfügbaren Daten aus dem
Spielplatzbericht der Stadt Konstanz gemessen. Die Spielplatznutzung sowie das
Aktivitätsniveau der Kinder, die die Spielplätze besuchten, wurden durch eine modifizierte
Version des strukturierten Beobachtungsverfahrens „System for Observing Play and Leisure
Activity in Youth“ (McKenzie, Marshall, Sallis, & Conway, 2000) erfasst. Bei der statistischen
Auswertung wurden verallgemeinerte Schätzgleichungen zur Berücksichtigung der
Clusterung der Beobachtungen auf den Spielplätzen angewandt.
Ergebnisse
Auf Spielplätzen mit mehr unterschiedlichen Spielgeräten und auf Spielplätzen, deren
Spielflächen nicht natürlich gestaltet waren (bepflanzt, naturnahe Spielgeräte), hielten sich
mehr Kinder auf und spielten mehr Kinder mit einer moderaten oder hohen körperlichen
Aktivität. Stratifiziert nach Geschlecht zeigte sich zudem, dass auf Spielplätzen mit
Freiflächen (Flächen ohne vorgegebene Nutzung) weniger Mädchen mit einer moderaten
oder hohen Intensität spielten als auf Spielplätzen ohne Freiflächen. Die Ästhetik, die
Sauberkeit, der Zustand der Spielgeräte und die Spielplatzfläche hatten keinen Einfluss
weder auf die Spielplatznutzung noch auf die Anzahl an aktiven Kindern, die den Spielplatz
nutzen.
Schlussfolgerung
Insbesondere die Bereitstellung verschiedener Spielgeräte auf Spielplätzen fördert die
Spielplatznutzung und das Aktivitätsniveau von Kindern auf Spielplätzen.
Literatur
McKenzie, T.L., Marshall, S.J., Sallis, J.F., & Conway, T.L. (2000). Leisure-Time Physical Activity in School
Environments: An Observational Study Using SOPLAY. Preventive Medicine, 30(1), 70-77.

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Faktoren der physischen Umwelt und Bewegungsverhalten – auch ein Thema für Deutschland!?

Wahrgenommene soziale und physische Umwelt als Determinanten
körperlicher Aktivität von Jugendlichen
Gorden Sudeck1, Jens Bucksch2 & Birgit Wallmann-Sperlich3
1Universität Tübingen, 2Universität Bielefeld, 3Universität Würzburg

Hintergrund
Sozial-ökologische Faktoren für die Erklärung des Bewegungsverhaltens gewinnen
theoretisch wie empirisch zunehmend an Bedeutung. Für das Jugendalter liefern empirische
Studien zu Determinanten der sozialen und physischen Umwelt allerdings inkonsistente
Befunde, wobei es bisher an national repräsentativen Studien mangelt. Das Ziel der Studie
ist es, den Zusammenhang zwischen der wahrgenommenen sozialen und physischen
Umwelt und der körperlichen Aktivität bei Jugendlichen in Deutschland zu untersuchen.
Methoden
Die Daten stammen aus dem nationalen Arm der internationalen Health Behaviour in
School-aged Children (HBSC)-Studie 2013/14. Die Analysen beziehen 5.961 11- bis 15-
jährige Mädchen (49.1%) und Jungen ein. Die abhängige Variable ist das Erreichen der
WHO-Bewegungsempfehlung (täglich mindestens 60 Minuten moderate bis anstrengende
körperliche Aktivität). Als unabhängige Variablen dienen sieben Items zur
wahrgenommenen Umwelt (Sicherheit im Wohnumfeld [1 Item], soziale Umwelt [2],
physische Umwelt [2], elterliche Regeln [2]), die im Rahmen der European Youth Heart
Study validiert wurden. Die Hauptanalysen wurden anhand geschlechtsspezifischer
logistischer Regressionsmodelle für jede unabhängige Variable durchgeführt, die für das
Alter und den familiären Wohlstand kontrolliert wurden.
Ergebnisse
19,1% der Jungen und 12,0% der Mädchen erreichen die WHO-Bewegungsempfehlung.
Die soziale Umwelt in Bezug auf die Möglichkeit mit anderen Jugendlichen im Haus oder im
Wohnumfeld zu spielen sind mit dem Erreichen der Bewegungsempfehlung statistisch
signifikant assoziiert (Jungen: OR=1,46 [95%-CI: 1,18-1,80]; Mädchen: OR=1,47 [1,14-
1,83]). Bei der physischen Umwelt hängt das Vorhandensein von Spielplätzen/Parks
signifikant mit dem Bewegungsverhalten nur bei Jungen zusammen (Jungen: OR=1,27
[1,02- 1,58]; Mädchen: OR=1,12 [0,89-1,44]). Die wahrgenommene Sicherheit im
Wohnumfeld oder familiäre Regeln, um sich draußen bewegen zu dürfen, sind nicht mit der
Bewe- gungsempfehlung assoziiert.
Diskussion
Sowohl Aspekte der sozialen wie der baulich-technischen Umwelt sind mit dem Erreichen
der WHO-Bewegungsempfehlung im Jugendalter verbunden. Die physische Umwelt scheint
eine größere Rolle für Jungen zu spielen. Die Ergebnisse sprechen für sozial- ökologische
Ansätze in der Bewegungsförderung, wobei geschlechtsspezifische Besonderheiten des
umweltbedingten Aktivitätsverhaltens zu berücksichtigen sind. Entsprechende
Interventionsansätze z. B. zur Gestaltung von Nachbarschaften und deren Wahrnehmung
werden bekräftigt.

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Faktoren der physischen Umwelt und Bewegungsverhalten – auch ein Thema für Deutschland!?

Schreibtischtäter – welche Büroumgebung bringt uns zum Aufstehen?
Birgit Wallmann-Sperlich1,2, Ingo Froböse2
1Institut für Sportwissenschaften, Julius-Maximilians Universität Würzburg, 2Institut für Bewegungstherapie
und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation

Einleitung
Forschungsergebnisse konstatieren, dass lange Sitzzeiten als ein von moderater und höher
intensiver körperlicher Aktivität unabhängiger gesundheitlicher Risikofaktor angesehen
werden muss (de Rezende et al., 2014). Dabei scheinen häufige Unterbrechungen des
Sitzen zu positiven metabolischen gesundheitlichen Auswirkungen unabhängig von der
Gesamtsitzzeit zu führen (Chastin et al., 2015). Lange Sitzzeiten sind vor allem in der
westlichen Arbeitswelt durch eine deutliche Verschiebung von körperlicher hin zur
kognitiven Schreibtischarbeit ausgeprägt und deuten auf eine große Public Health Relevanz
hin. Hierbei kann die räumliche Büroumgebung durch geeignete Büroausstattung und –
Anordnung entscheidend dazu beitragen, Sitzzeiten zu reduzieren sowie diese zu
unterbrechen (Löffler et al., 2015). Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Bürositzzeiten von
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu quantifizieren und den Einfluss von räumlichen
Büroausstattungsmerkmalen wie z.B. höhenverstellbare Schreibtische, zentrale Drucker-
und Kopierräume etc. auf die Sitzzeiten und das Unterbrechen zu untersuchen.
Methode
Mit Hilfe einer repräsentativen deutschlandweiten Telefonbefragung (Befragungszeitraum:
März – Anfang April 2016) werden insgesamt ca. 3000 Einwohner bezüglich ihres
Gesundheitsverhaltens befragt. Eine Substichprobe der arbeitenden Befragten, die
vornehmlich am Schreibtisch arbeiten, werden nach dem prozentualen Anteil ihrer
Arbeitszeit, die sie mit Sitzen, Gehen, Stehen oder körperlicher Arbeit verbringen befragt
sowie nach der Anzahl der typischen Sitzunterbrechungen pro Stunde (Dunstan et al.,
2013). Des Weiteren werden Sie zu Büroausstattungsmerkmalen an Ihrem Arbeitsplatz
befragt, die sie dabei unterstützen, bei der Arbeit häufiger aufzustehen und weniger zu
sitzen. Die geplanten statistischen Analysen umfassen die Analyse der Bürositzzeiten und
den Unterbrechungen des Sitzens sowie multiple lineare Regressionen, die den Einfluss
räumlicher Faktoren auf die abhängige Variable Bürositzzeit sowie Unterbrechung der
Bürositzzeit untersucht.
Literatur
Chastin, S. F., Egerton, T., Leask, C. & Stamatakis, E. (2015). Meta-analysis of the relationship between
breaks in sedentary behavior and cardiometabolic health. Obesity (Silver Spring), 23 (9), 1800-1810.

de Rezende, L. F., Rodrigues Lopes, M., Rey-Lopez, J. P., Matsudo, V. K. & Luiz Odo, C. (2014). Sedentary
behavior and health outcomes: an overview of systematic reviews. PLoS One, 9 (8), e105620.

Dunstan, D. W., Wiesner, G., Eakin, E. G., Neuhaus, M., Owen, N., Lamontagne, A. D., et al. (2013). Reducing
office workers' sitting time: rationale and study design for the Stand Up Victoria cluster randomized trial. BMC
Public Health, 13 (1), 1057.

Löffler, D., Wallmann-Sperlich, B., Wan, J., Knött, J., Vogel, A. & Hurtienne, J. (2015). Office Ergonomics
Driven by Contextual Design. Ergonomics in Design: The Quarterly of Human Factors Applications, 23 (3), 31-
35.

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dvs-Jahrestagung Bewegung, Raum und Gesundheit|
  22. & 23. September 2016| Institut für Sport und
                 Sportwissenschaft

A2: Die Schule als Raum für Bewegung und
                Gesundheit

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Die Schule als Raum für Bewegung und Gesundheit

Bewegungsförderung im Sportunterricht
Elke Knisel, Ronny Raue, Benjamin Langer & Helge Rupprich
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Einleitung
Gesunde Lebensstile bilden sich im Kindes- und Jugendalter aus und Bewegungsaktivität
spielt dabei eine bedeutende Rolle. Die WHO empfiehlt täglich mindestens 60 Minuten
moderate Bewegungsaktivität zur Gesundheitsförderung. Weltweit ist zu beobachten, dass
viele Kinder und Jugendliche dies nicht erfüllen (Guthold et al., 2010). Der Sportunterricht
bietet ein hervorragendes Setting, um Bewegungsaktivität zu fördern (Fairclough & Stratton,
2005). Allerdings zeigen Studien, dass auch die Bewegungsaktivität innerhalb des
Sportunterrichts häufig viel zu gering ist (Aelterman et al., 2012).
Methode
Ziel der Interventionsstudie war es, durch das Fördern von Selbstregulationsfähigkeit die
Bewegungsaktivität im Sportunterricht zu verbessern. Eine gute Selbstregulationsfähigkeit
bedeutet, Selbstbestimmungs- und Selbstkontrollstrategien adäquat einzusetzen und damit
das Bewegungsverhalten zu steuern. Die Intervention beinhaltete u.a. das Anbieten von
Wahlmöglichkeiten und freien Bewegungszeiten oder Kompetenzerwerb im Umgang mit
Misserfolgen und negativen Emotionen. Hierzu wurde im Vorfeld eine Lehrerschulung
durchgeführt. Über drei Monate wurde die Bewegungsaktivität von 150 Schüler (w=78,
m=72) im Alter von 10-16 Jahren (M=12.71; SD=.47) mittels Akzerlometer gemessen.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass sich in den 45 Minuten umfassenden Unterrichtseinheiten (UE)
keine signifikanten Unterschiede in der Bewegungsaktivität der Interventionsgruppe und der
Kontrollgruppe ergeben. In den 90 Minuten UE finden sich die erwarteten Ergeb- nisse. Die
Schüler der Interventionsgruppe bewegen sich signifikant mehr als diejenigen der
Kontrollgruppe.
Diskussion
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine UE von 45 Minuten, die höchstens ein Drittel
effektive Unterrichtszeit umfasst, nicht ausreichend ist, um selbstregulierende Strategien in
der Form zu fördern, dass sie zu mehr Bewegungsaktivität im Sportunterricht führen und
damit einen Beitrag zum Aufbau eines gesunden Lebensstils leisten.
Literatur
Aelterman, N., Vansteenkiste, M., van Keer, H., van den Berghe, L., Meyer, J. de & Haerens, L. (2012). Stu-
dents' objectively measured physical activity levels and engagement as a function of between-class and
between-student differences in motivation toward physical education. Journal of Sport & Exer- cise
Psychology, 34(4), 457–480.

Fairclough, S.J. & Stratton, G. (2005) Physical Activity Levels in Middle and High School Physical Education:
A Review. Pediatric Exercise Science, 17, 217-218.

Guthold, R., Cowan, M.J., Autenrieth, C.S., Kann, L. & Riley, L.M. (2010). Physical inactivity and sedentary
behaviour among schoolchildren: A 34-country comparison. Journal of Pediatrics, 157(1), 43-49.

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Die Schule als Raum für Bewegung und Gesundheit

Handlungsleitende Kognitionen von Sportlehrkräften zur Perspektive
Gesundheit– Ergebnisse der Health.edu-Studie
Katharina Heß & Susanne Tittlbach
Universität Bayreuth

Einleitung
Erziehender Sportunterricht und das Prinzip der Mehrperspektivität haben sich für die
Ausgestaltung eines modernen Sportunterrichts etabliert. Schulsportforschung macht je-
doch deutlich, dass die Realität von Sportunterricht vielfach von den in Curricula festgeleg-
ten Aspekten abweicht (Krick, 2010) – so auch beim Thema Gesundheit. Ein zentraler
Grund für Differenzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit wird in den handlungsleitenden
Kognitionen der Lehrkräfte (Groeben & Schelle, 2010) gesehen. Dieser Beitrag stellt Er-
gebnisse zu handlungsleitenden Kognitionen von Sportlehrkräften zum Thema Gesundheit
vor, die im Projekt Health.edu (BMBF-Förderkennzeichen: 01EL1421D) erfasst wurden.
Methode
Die handlungsleitenden Kognitionen von 16 Sportlehrkräften (9 weiblich, 7 männlich)
wurden mittels Problemzentrierten Interviews erfasst. Die Transkription der Interviews stellt
die Basis für die computergestützte qualitative Inhaltsanalyse dar, die anhand der
deduktiven Kategorien „Gesundheitsverständnis“, „Ziele“, „Inhalte“ und „Methoden“ erfolgt.
Ergebnisse
Es zeigt sich, dass das Gesundheitsverständnis mehrheitlich salutogenetisch geprägt ist.
Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der objektivierenden Position, z.B. Fitness. Die
subjektivierende Position, z.B. Wohlbefinden, wird meist ergänzend genannt. Zentrale Ziele
der Lehrkräfte sind es, lebenslanges, freudvolles Sporttreiben außerhalb der Schule anzure-
gen bzw. Körperbewusstsein und -sensibilität zu vermitteln. Konkreter zielen Lehrkräfte
z.B. darauf ab, „Handwerkszeug für gesundes Bewegen mit auf den Weg zu geben“. Inhalte
der objektivierenden Position werden von den Lehrkräften als zentrales Thema genannt
(Kondition und Koordination). Die subjektivierende Position wird ausschließlich von
weiblichen Lehrkräften als wichtig erachtet. Hinsichtlich der Methoden im Sportunterricht
lassen sich nur sehr oberflächliche Ergebnisse erkennen. Einzelfälle berichten von
lehrerzentriertem Unterricht, der ab der Mittelstufe sporadisch geöffnet wird.
Diskussion
Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse bei der Mehrheit der Sportlehrkräfte ein eher
traditionelles Verständnis des Sportunterrichts im Sinne des Sportartenkonzeptes –
insbesondere im Hinblick auf Inhalte und Methoden. Hinsichtlich der Ziele zeigt sich jedoch,
dass einige Lehrkräfte bereits die Herausbildung eines Gesundheitsbewusstseins sowie von
gesundheitsbezogener Handlungsfähigkeit bei ihren Schülern anstreben.
Literatur
Groeben, N. & Scheele, B. (2010). Das Forschungsprogramm Subjektive Theorien. In G. Mey & K. Mruck
(Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S. 151-165). Wiesbaden: VS.

Krick, F. (2010). Lehrplankonzepte. In N. Fessler, A. Hummel, G. Stibbe & I. Bähr (Hrsg.), Handbuch Schul-
sport (S. 180-191). Schorndorf: Hofmann.
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Die Schule als Raum für Bewegung und Gesundheit

Einfluss einer täglichen Sportstunde auf die motorische Leistungsfähigkeit
und hämodynamische Faktoren bei Schulkindern
KETELHUT, Kerstin1, KETELHUT, Reinhard2, HACKE, Claudia,4, KETELHUT, Sascha2,3
1SRH Hochschule für Gesundheit, Gera 2Charité - Universitätsmedizin Berlin, 3Department
Sportwissenschaft, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 4Universitätsklinikum Eppendorf, Hamburg

Einleitung:
Bereits im Kindesalter zeigt regelmäßige körperliche Aktivität nicht nur einen positiven
Einfluss auf die motorische Leistungsfähigkeit (ML), sondern auch auf den peripheren
Blutdruck (BD) (Ketelhut et al. 2010). Welche Auswirkungen eine regelmäßige
Bewegungsintervention auf Parametern der Gefäßelastizität wie den zentralen BD und die
Pulswellengeschwindigkeit (PWV), denen ein höherer prognostischer Wert hinsichtlich
zukünftiger kardiovaskulärer Morbidität und Mortalität zugesprochen wird (Roman et al.,
2007) hat, war Gegenstand der vorliegenden Untersuchung.
Methode:
46 Schüler (Alter 7±0.7, BMI 16±3) wurden mittels Cluster-Randomisierung in eine
Interventions- (IG) (N=24) und eine Kontrollgruppe (KG) (N=22) eingeteilt. Während einer
9-monatigen Interventionsphase (IP) erhielt die IG zum normalen Sportunterricht (3x45
Minuten pro Woche) eine zusätzliche Bewegungsintervention (2x45 Minuten pro Woche).
Vor und nach der IP wurde die ML mittels des Deutschen Motoriktests (DMT 6-18) sowie
der periphere und zentrale BD und die PWV nicht invasiv mittels Mobil-O-Graph (24 PWA
Monitor, IEM) in beiden Gruppen registriert.
Ergebnisse:
Die IG zeigte eine signifikant (p>0.001) stärkere Verbesserung der ML (z- Gesamtwert) über
den Verlauf der IP. Ferner zeigte sich bei der IG eine signifikante Abnahme (p < 0.05) des
peripheren systolischen und des zentralen diastolischen BD sowie der PWV (p < 0.05). Bei
der KG war nach der IP hingegen ein Anstieg aller gemessener Parameter zu verzeichnen.
Somit zeigte die IG bei gleichen Ausgangswerten nach der IP signifikant niedrigere Werte
in allen hämodynamischen Parametern im Vergleich zur KG.
Diskussion:
Schon bei 7-jährigen Kindern zeigt eine tägliche Sportstunde nicht nur positive Effekte
hinsichtlich der ML und des peripheren BD sondern auch in Bezug auf den zentralen Druck
und der PWV. Ursächlich hierfür könnte eine bewegungsinduzierte Verbesserung der
endothelialen Funktion sowie vasoaktiver Substanzen sein (Beck, et al., 2013). Eine
Steigerung der Bewegungszeit im Kindesalter scheint somit ratsam.
Literatur:
Beck DT, Martin JS, Casey D, Braith W. (2013). Exercise Training Reduces Peripheral Arterial Stiffness and
Myocardial Oxygen Demand in Youg Prehypertensive Subjects. Am J Hyp., 26 (9), 1094-1102.
Ketelhut, K., Mohasseb, I. & Ketelhut, R. (2010). Einfluss eines regelmäßigen Bewegungsprogramms auf die
Blutdruckentwicklung in Ruhe und bei Belastung sowie die motorische Entwicklung im Kindergarten- alter.
Schweizerische       Zeitschrift  für   Sportmedizin     und     Sporttraumatologie,       58    (4),  115-119.
Roman, M., Devereux, R., Kizer, J., Lee, E., Galloway, J., Ali, T., et al. (2007). Central Pressure more strong-
ly relates to vascular disease and outcome than does brachial pressure: the strong heart study. Hypertension,
50 (1), 197-203.
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Die Schule als Raum für Bewegung und Gesundheit

Sportbezogene Gesundheitskompetenz von Schülerinnen und Schülern
Susanne Tittlbach1, Helmut Strobl1, Katharina Heß1, Clemens Töpfer2 & Ralf Sygusch2
1Universität Bayreuth, 2Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Einleitung
Im Rahmen des fachdidaktischen Konzepts der Handlungsfähigkeit mit dem Prinzip der
Mehrperspektivität sollen Schülerinnen und Schüler unter der Perspektive Gesundheit
befähigt werden, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen und die eigene
Gesundheit selbstständig zu erhalten bzw. immer wieder neu herzustellen (Kurz, 2004).
Töpfer und Sygusch (2014) entwickelten angelehnt an diesen Ansatz im Rahmen der
Kompetenzorientierung sowohl das Modell zur sportbezogenen Gesundheitskompetenz
als auch einen Fragebogen zur Erfassung dieser bei Schülerinnen und Schülern. Der
Fragebogen wird in der Health.edu Studie (BMBF-Förderkennzeichen: 01EL1421D) zur
Entwicklung der sportbezogenen Gesundheitskompetenz eingesetzt.
Methode
Der Paper-Pencil-Fragebogen zur sportbezogenen Gesundheitskompetenz besteht aus 37
Items, die verschiedene Kompetenzbereiche (Erkunden & Erschließen, Ordnen &
Beurteilen, Entscheiden & Planen), Anforderungsniveaus (Alltagswissen, Fakten, Prozesse,
Kausalität, multivariate Interdependenz) und gesundheitsbezogene Themenfelder
(objektivierend, subjektivierend, integrierend, erweiternd) abdecken. Die Erfassung erfolgt
sowohl quantitativ (Single-/Multiple-Choice-Aufgaben) als auch qualitativ (offene Aufgaben).
Für die Bestandsaufnahme (t0) in der Health.edu Studie wurden n=300 Schülerinnen (57%)
und Schüler der Klassenstufen 7-10 an 4 Realschulen und 4 Gymnasien befragt.
Ergebnisse
Erste Ergebnisse zur Analyse von Kompetenzbereichen und gesundheitsbezogenen The-
menfeldern zeigen Unterschiede zwischen Klassenstufen, Geschlecht und Schulformen.
Schülerinnen und Schüler höherer Klassenstufen, Mädchen sowie Gymnasiasten schnei-
den signifikant besser ab als Schülerinnen und Schüler niedriger Klassenstufen, Jungen
sowie Realschüler. Diese Ergebnisse gelten sowohl für die Analysen zu den
Kompetenzbereichen (in erster Linie Erkunden & Erschließen sowie Ordnen & Beurteilen)
als auch zu den gesundheitsbezogenen Themenfeldern (objektivierend vs. subjektivierend).
Diskussion
Die ersten Ergebnisse machen deutlich, dass aufgrund der Bedeutung der sportbezogenen
Gesundheitskompetenz für einen gesundheitsorientierten Lebensstil deren Förderung
insbesondere in der Realschule als auch bei Jungen vermehrte Aufmerksamkeit geschenkt
werden muss.
Literatur
Töpfer, C. & Sygusch, R. (2014). Gesundheitskompetenz im Sportunterricht. In S. Becker (Hrsg.), Aktiv und
Gesund? Interdisziplinäre Perspektiven auf den Zusammenhang zwischen Sport und Gesundheit (S. 153-
179). Wiesbaden: Springer VS.

Kurz, D. (2004). Von der Vielfalt sportlichen Sinns zu den pädagogischen Perspektiven im Schulsport. In P.
Neumann & E. Balz (Hrsg.), Mehrperspektivischer Sportunterricht (S. 57-70). Schorndorf: Hofmann.

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dvs-Jahrestagung Bewegung, Raum und Gesundheit|
  22. & 23. September 2016| Institut für Sport und
                 Sportwissenschaft

A3: Theoretisch-konzeptionelle Ansätze zu
    Bewegung, Raum und Gesundheit

                                                     11
Theoretisch-konzeptionelle Ansätze zu Bewegung, Raum und Gesundheit

Selbstvergewisserung – Ein Weg zum positiven Gesundheitsverständnis
durch situationsräumliche Reflexivität

Das Verhältnis von „Gesundheit und Raum“ ist im populären Alltagsdiskurs meistens durch
zwei nicht weiter ausgeführte Vorannahmen bestimmt. Die „Gesundheitserfahrung“ wird als
„physisch-psychische Befindlichkeit“ expliziert und „Raum“ wird im Sinne von „Räumlichkeit“
als Container-Raum verstanden. Ergänzt durch die zunehmende Ästhetisierung des Alltags
ergibt sich daraus im Bemühen um ein positives Gesundheitsverständnis u.a. das Bild der
verschiedene Wellness-Angebote.
Im Beitrag soll gezeigt werden, dass diese eingängigen Bilder emotionaler
Erholungsvorstellungen letztlich nur wirksam werden können, wenn tiefer liegende
Voraussetzungen und deren Dialektik beachtet werden:
-     (Container)Räumlichkeit – (Beziehungs) Raum
-     Negative (nicht-krank) Gesundheitsvorstellung – positive Gesundheitsannahmen
-     Leiblichkeits-Identität – Körperlichkeits-Wissen
Ein wesentlicher Bereich, in dem diese wechselseitigen Bedingungen nicht nur analytisch
unterstellt, sondern auch reflexiv verarbeitet werden, sind körperliche Bewegungen. D.h.
unabhängig von den meist physisch begründeten Appellen hinsichtlich der körperlichen
Bewegung im Gesundheitsdiskurs gibt es eine prinzipielle Bedeutung körperlicher
Bewegungen zur identitätssichernden „Selbstvergewisserung“ des Menschen in der Welt.
Dies bedeutet:
Wenn wir über die menschlichen Bewegungsbedingungen im Raum sprechen, dann ist das
nicht ein Reden über einen bewegten Körper im Raum, sondern immer eine „sich selbst
bewegende leiblich/körperliche Person“, die von sich sagen kann, „ich bewege mich“. Diese
explizite Selbstreflexivität ist eine gattungsspezifische Besonderheit des zur Intentionalität
fähigen, aufrecht gehenden Menschen, der damit seine, wie Plessner es nennt,
“Exzentrische Positionalität“ zum Ausdruck bringt. Körperliche Bewegung ist damit nicht nur
Ausdruck territorialer Mobilität, sondern in Bezug auf die Sicherstellung von Rhythmus und
Gleichgewicht immer auch Ausdruck einer situationsräumlichen Reflexivität. Sie ist der
Sprachlichkeit zwar vorgelagert und präverbal aber nicht präreflexiv. Daraus folgt: Der sich
bewegende Körper ist nicht nur eine notwendige, sondern auch hinreichende Bedingung
menschlicher Selbstvergewisserung – eine der Grundkategorien des nicht nur Krankheit
vermeidenden, sondern Gesundheit auch aktiv anstrebenden Menschen

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Theoretisch-konzeptionelle Ansätze zu Bewegung, Raum und Gesundheit

Partizipation bei Interventionen – nicht nur eine Floskel, sondern wahre
Integration der Zielgruppe
Jule Kunkel1
1Karlsruhe Institut für Technologie

Einleitung
Partizipation und damit verwandte Begriffe tauchen häufig im Zusammenhang mit Inter-
ventionen oder Forschungsprojekten im Bereich Bewegung und Gesundheit auf – häufig mit
der Bedeutung, dass die Zielgruppe bei Methoden wie Interviews, Fokusgruppen oder
Fragebögen einbezogen werden sollte. Das Forschungsprojekt selbst bleibt allerdings in
einem positivistischen, forscher-zentrierten Kontext. Alternative Ontologien, Epistemologien
oder Paradigmen werden indes nicht berücksichtigt und die Zielgruppe hat nicht die
Gelegenheit, die Forschungsprojekte mitzugestalten.
Inhalt der Präsentation
Anhand eines PhD-Forschungsprojektes zur Gesundheitsförderung mit und für Jugendliche
(“A healthy lifestyle campaign by-youth-for-youth: the challenge of empowerment and the
potential of collaboration”) soll eine praktische Umsetzung von Partizipation sowie eine
Alternative zum Positivismus vorgestellt werden. Action Research als übergeordnete
Methodik ist partizipatorisch und demokratisch, während sie positiven Wandel voraussetzt.
Statt realitätsfern zu sein, ermöglicht sie die Forschung in der echten Welt. Aus der Wahl
dieser Methodik ergab sich in diesem Fallbeispiel eine relativistische Ontologie und
subjektivistische Epistemologie. Die Kontrolle verteilt sich auf die Forscher sowie die
Teilnehmer (Denzin & Lincoln, 2000). Weiterhin können anhand dieser Ansätze auch andere
Normen infrage gestellt werden, wie beispielsweise die distanzierte dritte Person der
wissenschaftlichen Literatur, von der sich selbst die American Psychological Association
(2010) distanziert.
Während der Fokus der Präsentation das Potenzial von Partizipation der Zielgruppe im
Forschungsbereich Bewegung, Raum und Gesundheit ist, sollen auch die Möglichkeiten der
damit zusammenhängenden alternativen Ansätze ausgeleuchtet und bezüglich ihres
Nutzens für die Forschungspraxis diskutiert werden.
Literatur
Denzin, N. K., & Lincoln, Y. S. (Eds.). (2000b). The handbook of qualitative research (2nd ed.). Thousand
Oaks, CA: Sage.

American Psychological Association. (2010). Publication manual of the American Psychological Association
(6th ed.). Washington, DC: American Psychological Association.

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Theoretisch-konzeptionelle Ansätze zu Bewegung, Raum und Gesundheit

Von der Fähigkeits- zur Mobilitätsorientierung im Gesundheitssport
Georg Wydra1 & Christian Kaczmarek1
1 Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes

Schlüsselwörter: ICF, Motorik, Mobilität, Rehasport
Die Stärkung physischer Gesundheitsressourcen stellt ein Kernziel des Gesundheits- und
Rehasports dar (Brehm et al., 2006). Die Beschreibung und Differenzierung dieser
physischen Gesundheitsressourcen erfolgt zumeist in Anlehnung an das von Bös und
Mechling (1976) vorgestellte Motorikmodell, wobei eine Fokussierung auf die motorischen
Fähigkeiten erfolgt. Dieses Modell hat sich aufgrund seiner theoretischen Fundierung und
empirischen Überprüfung in der Sportwissenschaft etabliert. In jüngster Zeit wurden aber
von verschiedenen Autoren alternative Modellvorstellungen vorgelegt. Diese orientieren
sich an dem in den Bildungswissenschaften gebräuchlichen Begriff der Kompetenz.
Herrmann und Gerlach (2014) sprechen von motorischen Basiskompetenzen und
Basisqualifikationen. Hummel und Borchert (2015) verweisen darauf, dass die klassischen
Begrifflichkeiten Fähigkeiten und Fertigkeiten theoretisch in der Motorikforschung bzw.
Trainingswissen- schaft verankert seien und durch eine Kompetenzorientierung die
Anschlussfähigkeit an die Diskussion in den Bildungswissenschaften besser möglich sei.
Des Weiteren wird auf die Kontextbezogenheit des Kompetenzmodells verwiesen.
Analog hierzu stellt die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und
Gesundheit (ICF) die Basis für eine gemeinsame Sprache im medizinisch- therapeutischen
Milieu dar (DIMDI, 2005). Der Domäne Mobilität kommt hierbei als Funktionalitätskriterium
und Bindeglied zwischen den ICF-Komponenten Aktivitäten und Partizipation eine
besondere Bedeutung zu (Jette, et. al., 2003). So können alle Alltagsfertigkeiten und
Aktivitäten, die ein Individuum in seinem Lebensraum vollzieht, unter dem Mobilitätsaspekt
zusammengetragen werden. Zur Mobilität gehören Körperposition ändern und
aufrechterhalten, Gegenstände tragen, bewegen und handhaben, Gehen und sich
fortbewegen und sich mit Transportmitteln fortbewegen.
Die Formulierung von Mobilität als Kernziel von Gesundheits- und Rehasport hat eine Reihe
von Konsequenzen für die Zielformulierung, die inhaltliche Gestaltung des Gesundheits-
und Rehasports und die Diagnostik.
Literatur
Bös, K., & Mechling, H. (1976). Dimensionen der Motorik. Schorndorf: Hofmann.

Brehm, W., Janke, A., Sygusch, R., & Wagner, P. (2006). Gesund durch Gesundheitssport. Weinheim: Ju-
venta.

Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) (2005). Internationale
Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit. Köln: Autor.

Herrmann, C., & Gerlach, E. (2014). Motorische Basiskompetenzen in der Grundschule. Sportunterricht, 63,
322 - 328.

Hummel, ‚A., & Borchert, T. (2015). Entwicklung motorischer Kompetenzen schließt Förderung motorischer
Fähigkeiten ein. Sportunterricht, 64, 138 - 144.

Jette, A. M., Haley, S. M. & Koojoomjian, J. T. (2003). Are the ICF Activity and Participation dimensions
distinct? Journal of Rehabilitation Medicine, 35, 145 - 149.

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dvs-Jahrestagung Bewegung, Raum und Gesundheit|
  22. & 23. September 2016| Institut für Sport und
                 Sportwissenschaft

  A4: Urbane Räume der Bewegung und
              Gesundheit

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Urbane Räume der Bewegung und Gesundheit

AktivE Jugend – bewegungsaktive Mobilität von Jugendlichen in öffentlichen
Räumen in Wien
Rosa Diketmüller1, Franz Mairinger, Irene Bittner1,2, Michael Kolb1, Thomas
Schauppenlehner2, Florian Reinwald2, Verena Beiser2, Doris Damyanovic2 & Martin
Niegl3
1Universität Wien, 2Universität für Bodenkultur Wien, 3Komobile – Büro für Verkehrsplanung Wien

Einleitung
Das Projekt AktivE Jugend untersucht Möglichkeiten und Chancen des Einsatzes mobiler
Geräte, um aktive Mobilität und öffentliche Räume, in denen Jugendliche bewegungsaktiv
sind, zu erheben. Ein interdisziplinäres Team mit SportwissenschafterInnen, Landschafts-
und VerkehrsplanerInnen erhebt und analysiert diese Daten und entwickelt ein
Methodenset, das sowohl Analysezwecken dient als auch Jugendliche durch die
Verwendung mobiler Geräte und den Einsatz geobasierter Spiele zu vermehrter Aktivität
anregt.
Methoden
Zur Entwicklung eines Methodensets wurden verschiedene Methoden für die Analyse und
die Aktivierung Jugendlicher eingesetzt. 35 SchülerInnen im Alter zwischen 15 und 17
Jahren aus zwei Wiener Schulen (eine innerstädtische, eine in Stadtrandlage) beteiligten
sich an der Eingangserhebung. Nach einem Einstiegsworkshop u.a. zu Themen des
Datenschutzes wurde das raumbezogene Bewegungsverhalten mittels Akzelerometer
(Actigraph GT3X+) und dem Smartphone-App Moves während einer Woche aufgezeichnet.
Ergänzende Informationen und Bewertungen der aufgesuchten Orte wurden mit einem
Bewegungstagebuch und einem Onlinefragebogen erhoben. In einem Ergebnisworkshop
wurden die Ergebnisse mit den SchülerInnen diskutiert. Im interdisziplinären Team wurden
die Daten kommunikativ validiert und triangulatorisch ausgewertet.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass Jugendliche beider Schulen an Wochentagen deutlich aktiver
waren als an Wochenenden. Während Radfahren trotz verschiedener städtischer Initiativen
eher an Wochenenden stattfindet, kommt dem Gehen eine zentrale Bedeutung zu. Die
Bewegungsprofile hochaktiver SchülerInnen zeichnen sich durch komplexere
Aktivitätsprofile innerhalb der Stadt aus und nützen unterschiedliche Typen öffentlicher
Plätze (Straßen, Flächen, Parks). Inaktivere SchülerInnen nutzen für ihre aktive Mobilität
vorwiegend Straßen im Rahmen ihrer Alltagswege (Schulweg).
Diskussion
Zusammenfassend zeigt sich insbesondere in Auswertung und Interpretation der besondere
Mehrwert des interdisziplinären Ansatzes, der die Entwicklung neuer Methoden durch die
Möglichkeiten der grafischen Darstellung raumbezogener Mobilitätsformen unterstützt und
Jugendlichen neue Einblicke in ihr bewegungsbezogenes Mobilitätsverhalten eröffnet.
Gerade die Rückmeldungen der SchülerInnen lassen erwarten, dass der Einsatz mobiler
Endgeräte eingebunden in verschiedene Aktivierungsformen durchaus als Chance gesehen
wird, zu einem höheren Aktivitätslevel und zu erweiterten Mobilitäts- und
Bewegungsräumen beizutragen.

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Urbane Räume der Bewegung und Gesundheit

Wohnumfeld und Gesundheit zur Bedeutung der Gestaltqualität von
städtischen Freiräumen
Dieter Pfrommer
Hintergrund
Angesichts der heute immer noch weiter um sich greifenden nachteiligen Veränderungen
von Lebensbedingungen in Städten sind örtliche wie globale Bemühungen notwendig, um
nachteilige Belastungen für den Mensch und die menschliche Gesundheit zu mindern und
gesundheitliche Chancengleichheit in allen Bereichen zu schaffen.
basics
Die Forschung im Bereich der Gesundheits- und Sozialwissenschaften wie auch der
Stadtsoziologie und Urbanität widmet sich zunehmend den Wirkungen der Gestaltqualität
städtischer Freiräume auf die Gesundheit. Ein Überblick über dabei deutlich gewordene
vielschichtige Erkenntnisse (siehe auch Literaturhinweise) soll den Rahmen stecken.
Hauptteil
Auf Grundlage neuer Erkenntnisse über die Bedeutung von Gestalt- und Umweltqualitäten
auf das Wohlbefinden der Bewohner vertieft der Vortrag, wie entsprechende Bemühungen
betrieben werden und wie sie Eingang in die Planung städtischer Freiräume finden können.
Mit Blick auf diverse Handlungsfelder werden die Werte der Freiräume für die Stadt und
deren Bevölkerung erörtert. Damit verbunden ergeben sich neue Argumentationslinien zu
Fragestellungen und Herangehensweisen der Planer und Kommunen zum Schutzgut
„Mensch und menschliche Gesundheit“.
Ziel
Stadtentwicklung als Strategie für Urbanität muss weitsichtiger werden. Unwirtlichkeit und
devastierte Räume sind als Aufgaben auszumachen und deutlich zu thematisieren. Mit einer
Entwicklung durch Nachverdichtung in Innenbereichen werden aber nicht selten falsche
Weichen gestellt: eine damit verbundenen Verknappung von Freiräumen ist
kontraproduktiv.
Angesichts der Vielfalt an gesundheitsrelevanten Potenzialen und Wirkungen muss
Gestaltqualität mit ihren dem jeweiligen Ort zukommenden individuellen
Wohlfahrtswirkungen erkannt und weiter gestärkt werden.
Literatur
Abraham, A.; Sommerhalder, K.; Bolliger-Salzmann, H.; Abel, T.; Landschaft und Gesundheit: Das Potential
einer Verbindung zweier Konzepte mit umfangreichen Verweisen, Uni Bern – 2007

Blöß, T.: Homöopathie und Stadtentwicklung - Globuli für eine kranke Stadt, Deutsches Ärzteblatt 2007; 104

Antonovsky, A.; Franke, A.; Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit, dgtv-Verlag, Tübingen, 1997

Heiler, A.; Brei, B.; Claßen, T.; Hornberg, C.; Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften:
Ressource Stadtgrün - Austausch zwischen Landschaftsarchitektur und Gesundheitswissenschaften
wünschenswert mit weiteren Literaturverweisen in: Landschaftsarchitekten Heft 4/2010; bdla Berlin

Pfrommer, D.: Vitamin G – Grün und Gesundheit - Neue Sichtweisen für Landschaftsarchitekten in: StadtGrün
Hrsg.: A. Jirku, Fraunhofer-IRB-Verlag 2013
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Urbane Räume der Bewegung und Gesundheit

Junge StadtLandschaften
Informelle Bewegungsräume als Vorrausetzung für eine gute psycho-soziale
Entwicklung von Kindern und Jugendlichen
Friedhelm Terfrüchte

Gesundheit des Menschen ist laut Weltgesundheitsorganisation „ein Zustand des vollständigen körperlichen,
geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“ (Verfassung
der Weltgesundheitsorganisation)

Der Beitrag befasst sich nicht mit den „körperlichen“ Gesundheitsaspekten (z.B. Bewegung), auch nicht im
weitesten Sinne mit ökologischen Voraussetzungen für körperliches Wohlergehen (Klimaschutz,
Immissionsschutz etc.).

Der Beitrag stellt die informellen Freiräume als Voraussetzungen für eine „gesunde“ psycho-soziale
Entwicklung vor allem der jungen Stadtbewohner in den Vordergrund

Dieser Aspekt ist Gegenstand von Untersuchungen, Programmen und Projekten auf nationaler und
kommunaler Ebene:

      Vor allem Kinder aber auch Jugendliche sehen die Stadt anders als Erwachsene. Die Veränderungen
       der Außen- und der Innenwelt für Kinder und Jugendliche ist in den letzten Jahrzehnten mit enormen
       Konsequenzen vonstattengegangen: Verhäuslichung und Medialisierung sind nur zwei
       ergebnisbeschreibende Begriffe (Kinder_Sichten – Städtebau und Architektur für und mit Kindern und
       Jugendlichen, LBS-initiative Junge Familie 2006)
      Der „Nationale Aktionsplan für ein kindergerechtes Deutschland“ weist auf die
       entwicklungspsychologische Bedeutung von Freiräumen hin.
      Die Stadt Wien untersucht die Auswirkungen von Freiraummangel auf Kinder und Jugendlichen und
       betreibt unter dem Motto „mehr platz!“ Lobbyarbeit für Freiräume.
      Die Stadt Hannover bietet ein umfassendes Jahresprogramm unter dem Motto „FREIRAUM
       entdecken – ausprobieren – erfahren“ an und weist dabei auf die Bedeutung insbesondere des
       Wohnumfelds bei der Entwicklung von Selbstständigkeit hin.

Anhand konkreter Beispiele wird die Relevanz von informellen Freiräumen für eine gute psycho-soziale
Entwicklung von Kindern und Jugendlichen aufgezeigt:

      Freiraum ist Lern- und Erfahrungsfeld.
      Vor allem Kinder und junge Menschen brauchen die vier R: Raum, Regeln, Rituale und Reviere.
      Die Unstrukturiertheit und Komplexität der räumlichen Umwelt ist Herausforderung und Inspiration.
      Freiraum als informeller Raum, als Möglichkeitsraum für Experimente und Grenzerfahrungen (mit)
       entwicklungsentscheidend.
      „Herausfordernden“ Freiräume sind nicht immer planbar (schon aus Haftungsgründen), sondern
       müssen auch ermöglicht, geduldet, zugelassen werden.
      Es geht auch darum, nicht „Nutzungen“ zu planen, sondern „Orte“ zu schaffen als Bühnen und
       Visitenkarten für Lebensstile der interkulturellen und interreligiösen Stadtgesellschaft für Junge + Alte.
      Die Ränder/die Nahtstellen des Quartiers und der Stadt erweisen sicht als die spannenden Orte für
       Kinder/Jugendliche: Erkundungen, Experimente und Rückzüge sind hier von „sicherem“ Terrain aus
       möglich.
      Gleiches gilt für die fast „anarchische“ Umdeutung formalisierter Räume.
      Kinder und Jugendliche sind Experten in Sachen Ansprüche an den öffentlichen Raum. Über
       Beteiligungs- und Trägermodelle kann Kindern/Jugendlichen neue Nutzungsoptionen ermöglicht
       werden.
      Die Sensibilisierung der Kinder und Jugendlichen für Gestaltqualität und Zusammenhänge der
       gebauten Umwelt macht sie zu Verantwortlichen und Fürsorgern.

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