FIE BER KUR VE - ALLGEMEINMEDIZIN Die Medizin von gestern und morgen. ab Seite 7 - ÖH Med Wien
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FIE 09/2015 Fieberkurve 9/2015 | Zeitung der ÖH Medizin Wien Verlagspostamt: 1090 Wien Ausgabe 4/2015 P.b.b. Z.Nr. 04Z035482M Retouren an Postfach 555 in 1008 Wien BER KUR VE ALLGEMEINMEDIZIN Die Medizin von gestern und morgen. ab Seite 7 STV WIR SUCHEN DICH Deine neuen Studienvertre- Gestalte deine ÖH mit! terInnen stellen sich vor. Seiten 20-21 Seiten 18-19
Alles vo Thiem n zur P e RÜFU VORB NG EREIT S- UNG a www uf .thie hear me.de/ ttime Eben noch vom Lernstoff erschlagen, jetzt von der Muse geküsst. Eben noch s schreiend durch das Zimmer gerannt, jetzt von Deiner Nummer Eins mit einer Eben noch vom Lernstoff Überraschung erschlagen, aufgemuntert. Diejetzt von derist Prüfungszeit Muse hart?geküsst. Eben noch Bleibe herzlich! Ob schreiendliebevolle durch das Zimmer Geste gerannt, oder perfekt jetzt vonWissen: aufbereitetes DeinerMit Nummer Eins mit dem richtigen einer Partner Überraschung aufgemuntert. an Deiner Diealles, Seite schaffst Du Prüfungszeit ist hart? Bleibe herzlich! Ob was Du anpackst. liebevolle Geste oder perfekt aufbereitetes Wissen: Mit dem richtigen Partner an DeinerUNSER Seite TIPP: schaff st DuALS MEHR alles, NURwas Du anpackst. KREUZEN! Dein Gratis-Code für 14 Tage Du willst nicht nur alte Prüfungsfragen studieren, sondern auch für alle neuen (gültig bis 31.12.2015) Fragen gewappnet sein? Dann ist Kreuzen mit examen online Pflicht! Jetzt Dein Gratis-Code für 14 Tage Du willst komplett nicht nurüberarbeitet Radiologie-Bildern Fragen gewappnet mit Videos und alte Prüfungsfragen und Spickern sein? Dann Auskultationsbefunden, studieren, zu allen ist Kreuzen heißen mit sondern auch interaktiven Prüfungsthemen. examen für alle neuen online Pflicht! Jetzt exon2015 (gültig bis 31.12.2015) komplett überarbeitet mit Videos und Auskultationsbefunden, interaktiven Radiologie-Bildern und Spickern zu allen heißen Prüfungsthemen. examen online
WILLKOMMEN UND WILLKOMMEN ZURÜCK! deine ÖH Med Wien Seiten 4-5 SCHWERPUNKT ALLGEMEINMEDIZIN Famulatur in der Ordination Seite 7 3 Intern SCHWERPUNKT ALLGEMEINMEDIZIN das Primary Healthcare Center AUS DER Seiten 8-9 REDAKTION PRIVAT STATT STAAT erstmals ein privates Medizinstudium in Wien Ein neues Studienjahr – eine neue ÖH. Seiten 14-15 Nach den Wahlen hat sich seit 1. Juli die neue ÖH Med Wien konstituiert. Nicht nur bei den gewählten Funktionen gibt es neue Gesichter, auch in den Referaten haben sich neue, motivierte MitarbeiterInnen gemeldet – und werden sich hoffentlich weiter melden. (S. 20-21) Als Schwerpunkt haben wir diesmal das – wenn man nach Anzahl der ÄrztInnen geht – größte, medi- zinische Fach vor den Vorhang geholt: die Allgemeinmedizin. Dazu gibt es natürlich u. a. viel Nützliches zum Studienbeginn. IMPFPFLICHT Sinn oder Unsinn? Viel Spaß, Erfolg und Motivation fürs neue Seiten 16-17 Semester! Johannes Oswald Chefredakteur WIR SUCHEN VERSTÄRKUNG wo DU mitmachen kannst Seiten 20-21
HALLO JUNGES GEMÜSE! Text: Anna Zettl, Katharina Monschein 4 Das Team der Studien- und Maturant_in- me lösen. nenberatung möchte die erste Ausgabe der Wenn du lieber unsere zarten Stimmchen Studium Fieberkurve nützen, um alle im Winterse- hören willst, ist das zu den oben genann- mester 2015/16 zu begrüßen - die alten ten Zeiten unter (01) 40160 71025 natür- Hasen & das junge Gemüse sozusagen. lich auch möglich. Vor allem aber möchten wir unsere neuen Solltest es sich bei dir in unseren Bera- Erstsemestrigen noch einmal herzlichst tungszeiten nicht ausgehen, kannst du dich willkommen heißen! auch in der virtuellen Welt per Email unter Als eine_r der 11.409 Bewerber_innen für studienbeginn@oehmedwien.com oder eine öffentliche, medizinische Universität matbe@oehmedwien.com an uns wenden hast du dir mit 1560 anderen österreich- bzw. dort direkt einen Beratungstermin weit einen Studienplatz sichern können. Darauf kannst du wirklich stolz sein! Diese Hürde ist also überstanden - jetzt heißt’s voll ins Studium starten! Aber wie eigentlich? Wo muss ich über- haupt hin? Und wann? 1. Oktober 2015, 19:00 Uhr Der Start auf der MedUni kann schon mal Erstsemestrigen Infoveranstaltung Herzrasen und Verwirrung auslösen - aber Hörsaal 2 Anatomisches Institut, keine Sorge, ersteres ist medizinisch unbe- Währingerstraße 13, 1090 Wien denklich & für alles Weitere gibt es uns: Die Studien- und Maturant_innenberatung 5. Oktober 2015, ab 9:00 Uhr - ein Referat der ÖH Med Wien und für vereinbaren. Wir versuchen immer so bald Erstsemestrigen Mini Infomesse dich die erste Anlaufstelle bei Fragen und wie möglich zu antworten oder euch an die Aula des Anatomischen Institutes, Problemen rund um das Studium. Egal ob zuständige Stelle weiterzuleiten. Währingerstraße 13, 1090 Wien es um den Stundenplan geht, du dich bei Außerdem lauern wir und viele andere Prüfungen oder Praktika nicht auskennst, liebe ÖH-Mitarbeiter_innen in eurer Erst- 8. Oktober 2015, 18:00 Uhr oder es Unklarheiten rund um das Leben semestrigen-Facebook-Gruppe „Abschluss- Erstsemestrigen Stammtisch als frisch gebackene_r Student_in in Wien jahrgang 2021“ und versuchen dort alle Uni-Bräu, Altes AKH gibt, wir stehen dir mit Rat, Tat und einer Unklarheiten zu beseitigen. Gerüchteweise gemütlichen Couch zur Seite. läuft sogar ein Wettrennen zwischen den 29. Oktober 2015, 18:00 Uhr schnellsten Fragen-Beantworter_innen! Erstsemestrigen Stammtisch WER SIND WIR EIGENTLICH? So! Jetzt weißt du Bescheid! Uni-Bräu, Altes AKH Unser Team besteht zur Zeit aus vier bunt Uns bleibt es nach dieser Informations- durchgemischten Mitarbeiter_innen. Die flut nur noch dir einen super Start in das Alles Liebe, zwei jungen Hüpfer, Anna und Florian, neue Semester & viel Erfolg zu wünschen deine Studien- und Maturant_innen- fangen selber gerade erst im zweiten Stu- – vielleicht sogar mit uns bei einer der beratung dienjahr an, haben also die Erinnerungen Ersti-Veranstaltungen! an die erste Zeit noch ganz frisch im Kopf. Zusätzlich haben wir mit Kathi und Vanes- sa aus dem vierten Jahr zwei Mädels an Bord, die mitten im Studium stecken und so optimal bei der Entwirrung der manch- mal etwas komplizierten MUW-Abläufe helfen können. WO VERSTECKEN WIR UNS? Du kannst uns mit deinen Anliegen auf mehreren Wegen erreichen. Persönlich und sehr motiviert sind wir ab Semesterstart am 1. Oktober 2015 wieder jeden Dienstag und Mittwoch von 12:30 bis 14:30 Uhr im Vorklinikkammerl des Histologischen Institutes in der Schwarzspanierstraße 17 für dich da. Dort lassen sich meistens in gmiadlicher Atmosphäre und mit vielen, V. l. n. r.: Flo, Vanessa, Kathi, Anna (liegend) vielen Informationsbroschüren alle Proble-
WILLKOMMEN ZURÜCK! Das neue Vorsitz-Team: Eren, Johanna und Lukas 5 Lieber Studierende! Liebe Studierender! Studium Wir hoffen du hattest einen schönen Sommer, eine interessante Famulatur, lange Partys, erholsamen Urlaub, viel Spaß und musstest nicht zu viel für die September-SIP lernen. Auch wir hatten einen schönen aber anstrengenden Som- mer. Einiges ist auf unsere Uni gerade im Umbruch und auch auf der ÖH hat es wegen der Wahl im Mai einige Änderun- gen gegeben. Seit 1. Juli sind wir, also Johanna Zechmeister, Eren Eryilmaz und Lukas Wedrich, das neue Vorsitzteam der ÖH Med Wien, im Amt. Wir werden die kommenden Jahre deine Studierendenver- tretung an der MUW leiten. Unser Termin- kalender platzt bereits in den Sommermo- naten aus allen Nähten. Antrittsgespräche stehen an, und damit wir in Zukunft Die Situation der Flüchtlinge in Österreich dierendenausweise im Scheckkartenfor- optimale Arbeit leisten können, heißt das: lässt uns auch nicht kalt und so haben mat sind auch im Anrollen. Ab Dezember viele Hände schütteln, viele Visitenkar- wir eine Sammelaktion gemeinsam mit werden die alten Papierausweise nach und ten austauschen, viel Lobbyieren, überall der ÖH Bundesvertretung organisiert um nach gegen die neuen in der Studien- und unsere Gedanken und Ideen platzieren. den Flüchtlingen in Traiskirchen etwas zu Prüfungsabteilung ausgetauscht. Per Mail Dazu gehören die KPJ Aufwandsentschädi- helfen. Mit eurer Unterstützung haben wir erfährst du dann, wenn dein alter Ausweis gung im AKH, Verbesserungen im 72-Wo- viel mehr gesammelt als erwartet, vielen ausgedient hat und du ihn ersetzen kannst. chen-Praktikum, Weiterentwicklung der Dank nochmal dafür, das war großartig! Beginnen dürfen die Erstsemestrigen, die Lehre und eine Verlängerung der Famili- Wir freuen uns außerdem darüber, den höheren Jahrgänge folgen dann. enbeihilfe. Das neue Semester haben wir Umzug unseres Vorklinikkammerls, das über den Sommer geplant, neue ÖH-Mit- ÖH Büro in der Schwarzspanierstraße, Was erwartet dich sonst in den nächsten arbeiter_innen gesucht und eingearbeitet, bekanntgeben zu dürfen. Ab jetzt sind wir Monaten? Wir haben vieles vor. Das Cur- damit wir im Herbst gestärkt durchstarten über den Innenhof der Schwarzspanier- riculum soll weiter verbessert werden, die und dich gut vertreten können. straße, vom Eingang kommend rechts, in SIP2 bis SIP5a geteilt, Infoveranstaltungen unserem größeren und schöneren Büro abgehalten, Feste gefeiert, Sammel- und Auch in unseren Referaten hat sich einiges erreichen. Spendenaktionen organisiert, Broschüren getan, es gibt viele neue Gesichter in der erstellt, Filmabende veranstaltet, Skripten ÖH, trotzdem gibt noch einige freie Posten Aber nicht nur bei uns, auch auf der geschrieben, Impfungen angeboten, Sport- zu vergeben. Falls du also mit dem Gedan- MedUni gibt es einige Personalwechsel. vereine gegründet, Beratungen durchge- ken spielst selbst aktiv zu werden, schreib Wie viele vermutlich schon mitbekommen führt, Projekte gefördert werden, und und uns einfach unter uv@oehmedwien.com haben, löst mit 1.Oktober der bisherige und. oder komm vorbei. Weitere Infos dazu Vizerektor für Forschung, Markus Müller, findest du auch weiter hinten in dieser unsere Magnifizenz Wolfgang Schütz ab. Wenn du noch Fragen oder Ideen hast, Fieberkurve. Wir freuen uns auf dich! Prof. Müller startet mit einem neuen Team komm einfach bei uns im Büro im AKH auf in die 4-jährige Amtsperiode. Anita Rieder Ebene 6M vorbei. Beachte aber, dass wir Der zweite KPJ-Jahrgang hat begonnen, (Lehre), Oswald Wagner (Klinik), Michaela auch die Öffnungszeiten geändert haben. dieses Mal etwas reibungsfreier als letztes Fritz (Forschung) und Volkan Talazoglu Ab jetzt gelten folgende Öffnungszeiten: Jahr und viele dürfen sich bereits über eine (Finanzen) werden die genannten Vizerek- Montag: 10:00 bis 16:00 Aufwandsentschädigung freuen. In diesem torate leiten. Auf Grund des Wechsels von Dienstag bis Freitag: 10:00 bis 14:30 Zusammenhang möchten wir dich bitten Prof.in Rieder wird es auch in der Curri- deine KPJ-Tertiale und auch die Famulatu- culumdirektion eine Änderung geben, wer ren in Form von Erfahrungsberichten zu dieses Organ in Zukunft leiten wird, ist uns Schönen Start ins neue Semester! teilen, damit andere wissen, wo es wie zu zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt. Johanna, Eren und Lukas geht. Apropos neu, die nigelnagelneuen Stu-
DIE AMSA STELLT SICH VOR 6 WER WIR SIND Studium Die Austrian Medical Students‘ Association ist ein ehrenamtlicher, parteipolitisch un- abhängiger Verein von und für Medizinstu- dierende in Österreich. Derzeit zählen wir ca. 250 Mitglieder in 4 medizinischen Unis (Graz, Innsbruck, Salzburg, Wien). Oder anders: Wir sind junge Menschen, die die Welt ein kleines Bisschen besser Unsere letzte Generalversammlung machen wollen; Studierende, die einen Ausgleich zum Studium suchen und sich sozial engagieren; Freunde, die sich für ein vernachlässigte Krankheiten ein, wieder- gen: Jedes Jahr gibt es eine Restplatzliste, gemeinsames Ziel einsetzen. um andere engagieren sich als TrainerIn die noch viele Möglichkeiten bereithält! Aber was heißt das eigentlich genau? für Themen wie Advocacy, Fundraising Im Gastland bekommst Du eine Unterkunft oder Leadership. und eine warme Mahlzeit pro Tag bereit WAS WIR TUN gestellt, und natürlich kümmert sich die Von und für Medizinstudierende – das Gastorganisation gut um Dich. Lerne eine Mit einer Vielzahl an Projekten sind wir bedeutet, dass wir uns auch für Dich fremde Kultur und viele neue Freunde aus in mehreren Bereichen tätig - einerseits engagieren! Vorträge und Workshops über aller Welt kennen – lass‘ Dir diese Erfah- direkt an unseren Unis für unsere Kommi- Themen von Dermatologie bis Medical Tur- rung nicht entgehen! litonInnen (Medizinische Bildung, For- kish, und nicht zuletzt unsere Austausch- schungs-& Famulaturaustausch), anderer- programme dienen zur Weiterbildung und Darüber hinaus organisieren wir auch Aus- seits durch die Behandlung medizinisch Abwechslung vom herkömmlichen Curri- landsaufenthalte im Bereich Public Health, relevanter Themen in der Öffentlichkeit: culum. so zum Beispiel in Indien oder Indonesien, die Du auch im ersten Studienjahr schon Der Bereich Public Health wird bei uns ABENTEUER GEFÄLLIG? tatkräftig unterstützen kannst! groß geschrieben - so informieren wir in Lies’ doch nach auf unserer Homepage Schulen über gesunde Ernährung, Sexua- Eines der größten Standbeine der AMSA www.amsa.at – dort findest du alle Infor- lität oder die Gefahren von Tabakkonsum sind der Famulatur- und Forschungsaus- mationen, die Du brauchst. und wollen zur Reflexion anregen. Ein tausch. Durch die Zusammenarbeit mit weiteres Projekt aus dem Public He- Studierendenorganisationen aus anderen KANN ICH MITMACHEN? alth-Bereich ist das Teddybärkrankenhaus, Ländern ermöglichen wir es Dir, Famula- bei dem Medizinstudierende Kindern den turen im Ausland zu absolvieren oder eine Aber natürlich! Neue Gesichter sind bei Krankenhausalltag spielerisch erklären Zeit lang als Mitglied eines Forschungs- uns immer gerne gesehen. Wenn auch Du und ihnen so die Angst davor nehmen. Das teams zu arbeiten. Insgesamt schicken wir Dich neben dem Studium gerne ehrenamt- garantiert sowohl den Kleinen als auch den so jährlich ca. 150 Studierende ins Ausland lich betätigen würdest, Ideen hast, die Du Studierenden immer viel Spaß! und nehmen genauso viele hier in Öster- mit einer Gruppe motivierter Gleichge- Andere Mitglieder setzen sich für den Zu- reich auf. Als Teil unserer internationalen sinnter umsetzen möchtest oder einfach gang zu Medikamenten und Forschung für Dachorganisation (IFMSA) stehen wir in mal reinschnuppern willst, schau’ doch engem Kontakt zu „AMSAs“ aus aller Welt bei einem unserer Treffen vorbei! Schreib’ und tauschen uns regelmäßig auf internati- einfach eine Mail an lp-wien@amsa.at für onalen Events miteinander aus. mehr Infos. Und wenn Du Lust aber gerade zu viel um die Ohren hast – keine Sorge, Schau’ doch mal über den Tellerrand und Du wirst noch oft genug von uns hören ;) probier‘ es aus! Von Argentinien über den Oman und Schweden bis Uganda kannst Wir freuen uns auf dich, Du aus einer Vielzahl von Ländern wählen. Deine AMSA Im Oktober findet die erste Bewerbungs- runde für den Famulaturaustausch statt, im November die für den Forschungsaus- tausch. Wenn Du einen Platz in Deinem Wunschland nicht bekommst, nicht verza-
FAMULATUR MAL ANDERS – EIN MONAT BEIM HAUSARZT Text: Johannes Oswald 7 Mit Famulieren verbinden wir eindeutig messer© wird alles besser“). Ich konnte Ich stellte auch fest, dass HausärztInnen Schwerpunkt ein Spital. Aber du kannst auch in einer ausgiebig i.m.-Injektionen üben, was ich noch immer erstaunlich viel von ihren Pa- Hausärztinnen- bzw. Hausarztordination im Krankenhaus bis jetzt noch nie gemacht tientInnen geschenkt bekommen. (Kuchen, famulieren, so ungewohnt der Gedanke für habe. Weiters durfte ich gleich am 1. Tag Süßigkeiten, aber auch Stelzen, Sektfla- dich möglicherweise sein mag. auf Hausbesuch mitgehen, bekam dabei schen, etc. – das sind reale Beispiele! ☺) einmal sogar ein Trinkgeld (ups, ist das Im N202-Studium haben wir u. a. 4 Wo- jetzt illegal?!?) und lernte viel mit der Tur- Neben einigen Routinetätigkeiten (viel we- chen Famulatur Primärversorgung enthal- nusärztin in der Ordination „mit“. niger als im Krankenhaus!) saß ich haupt- ten, also entweder in einer hausärztlichen Bald erkannte ich, wie gewaltig die Macht sächlich neben „meinem“ Hausarzt und Ordination, in der Not-/Erstaufnahme oder der persönlichen Arzt-Patienten-Beziehung bekam somit fast alle PatientInnen mit, die in einer Unfallchirurgie. Ich wollte das Ar- war. Wenn statt des Praxisinhabers eine in die Praxis kamen. Das Spektrum, das du beitsfeld der HausärztInnen kennen lernen Vertretung in der Ordination war, gab es in einer hausärztlichen Ordination sieht, und habe mich somit für 4 Wochen in einer immer einige enttäuschte Gesichter. Auch ist wirklich enorm. Es erstreckt sich im Ordination entschieden. hielten viele PatientInnen so viel auf die wahrsten Sinne des Wortes vom Scheitel Meinung „ihres“ Arztes, dass sie oft sogar bis zur Sohle der PatientInnen. Von psychi- Leider kam mein eigener Hausarzt nicht mit fachärztlichen Befunden kamen, um schen Problemen bis zu Verletzungen. Vom in Frage, somit suchte ich mir in der Liste sie vom Hausarzt noch einmal überprüfen wenige Monate alten Säugling bis zum der Lehrpraxen einfach einen geogra- zu lassen. hundertjährigen Senior. Und das sind alles phisch passenden Hausarzt, der gleich keine Übertreibungen! schräg gegenüber seine Ordination hat. À propos Befunde. Der Zettelkrieg in der Es gibt diese Liste auf der MUW-Home- Ordination ist tatsächlich ausufernd. (Pat.: Insgesamt glaube ich, lohnt es sich, einmal page unter N202 -> „Famulaturen“. Damit „Bei mir wurde bei dieser Untersuchung eine Zeit in einer hausärztlichen Praxis kannst du dir einfach eine Ordination bei irgendwas festgestellt, was genau weiß zu verbringen. Schließlich solltest du dir um die Ecke suchen und dort anfragen. ich auch nicht mehr…“ – Arzt: „Haben Sie dich nicht nur mit dramatischen Notfällen ÄrztInnen, die auf dieser Liste aufschei- den Befund mit?“ Pat.: „Nein, den habe auskennen, sondern auch mit den üblichen nen, sind meistens auch motiviert dich für ich jetzt zuhause…“) Man mag dazu ste- Wehwechen der Tante Mitzi. Die kommen ein paar Wochen in ihre Ordination zu neh- hen wie man will, aber die Elektronische bekanntlich deutlich häufiger vor. men. Abklären solltest du nur rechtzeitig Gesundheitsakte (ELGA) wird hier eine die Urlaubszeiten der jeweiligen Praxis. gewaltige Erleichterung sein. Also bin ich am Montag in der Früh zu Sehr viel lernte ich auch über den Ablauf „meiner“ Ordination gekommen und von Drogensubstitution – ein beliebtes noch bevor der Arzt überhaupt da war, ist Zusatzgebiet für viele schon eine wartende Dame kollabiert. Im HausärztInnen in Wien. Allgemeinen muss ich allerdings sagen, Da erlebt man auch eini- sind Notfälle beim Hausarzt selten. Jedoch ges. Von den PatientIn- lernte ich, dass es die Kernkompetenz der nen, die ihre Substituti- Primärversorgung ist, eben diese selte- onsmittel verlieren (oder nen Notfälle herauszufiltern. So kamen weiterverkaufen?) und z. B. ziemlich häufig PatientInnen mit am Freitagnachmittag Bauchschmerzen – aber eben nur einmal völlig aufgelöst, psycho- mit einem potentiell dringenden, akuten tisch in der Ordination Abdomen. stehen, bis zum Substi- tutionspatient in Anzug Bald lernte ich die häufigsten Gründe für und Kravatte. Allerdings Hausarztbesuche kennen. Subjektiv wären muss ich gestehen, dass das vor allem diverse (Gelenks-)schmer- ich nach einer gewissen zen, die zunächst einmal meistens nur Zeit 90% der „Substis“ symptomatisch behandelt werden. Wenn schon im Wartezimmer sie sich nicht bessern, dann kommt die erkannt habe, auch weiterführende Diagnostik und abschlie- wenn ich sie noch nie ßend, wenn wie so oft keine kausalen zuvor gesehen hatte. Therapien möglich sind, reine Schmerz- und Entzündungshemmung („mit Rheu-
NEUORIENTIERUNG DER PRIMÄRVERSORGUNG ZUKUNFTSMODELL „PRIMARY HEALTH CARE“ Text: Mirlinda Ademi 8 Die Gesundheitspolitik befindet sich im das Zentrum-Konzept auf ihre Kosten tInnen. Ein bisschen ähnelt das Modell Wandel: „Multiprofessionelle und interdis- kommen, sondern auch Ambulanzen ent- bestehenden Gruppenpraxen mit freiberuf- Schwerpunkt ziplinäre Primärversorgung in Österreich“ lastet werden. Man verspricht attraktivere lichen ÄrztInnen. – so lautet das neue Konzept, das in Form Arbeitsbedingungen und eine bessere von Primary Health Care (PHC)-Zentren Work-Life Balance für Angestellte. Eine Spitäler sollen entlastet und gleichzeitig auch in Österreich realisiert werden soll. umfassende, multiprofessionelle Primär- der Beruf der/ des AllgemeinmedizinerIn Nachdem die Stadt Wien, die Ärztekammer versorgung soll die klassische und „über- für junge Generationen attraktiv gestal- und die Wiener Gebietskrankenkasse sich forderte“ Einzelpraxis entlasten und so die tet werden. Die Teamarbeit erweist sich in wesentlichen Punkten einigen konnten, Bedürfnisse der behandelten Menschen vor allem für beteiligte MedizinerInnen startete das erste Pilotprojekt im April in den Mittelpunkt rücken. Österreich von Vorteil. Arbeitszeiten lassen sich dieses Jahres mit zwei PHC - Zentren im 6. orientiert sich hierbei an bestehenden Vor- wesentlich flexibler und damit familien- und 22. Wiener Bezirk. zeigemodellen in anderen EU-Ländern und freundlicher regeln. Von Vorteil erweisen krempelt die klassische Primärversorgung sich größere Ressourcen der bestehenden NEUEN TREND SETZEN quasi um. Primary Health Care-Zentren und die Möglichkeiten zur fachlichen Vernetzung. Als erste medizinische Anlaufstelle für Das Modell sieht vor, dass PatientInnen zu- Kürzere Wartezeiten, längere Öffnungs- Menschen mit gesundheitlichen Anliegen künftig in Gesundheitszentren durch eine zeiten und eine Entlastung der überfor- spielt die Primärversorgung eine wichtige Gemeinschaft zusammengesetzt aus unter- derten Ambulanzen sollen eine optimale Rolle in der Gesundheitspolitik. Zentrales schiedlichen Gesundheitsberufen betreut Betreuung von Patientinnen und Patienten Anliegen der 2014 beschlossenen Reform werden sollen: Das Kernteam besteht aus sichern. Die beiden Wiener Zentren wer- ist die Stärkung des bestehenden Systems drei AllgemeinmedizinerInnen, diplomier- den beispielsweise zumindest 50 Stunden durch Schaffung von sogenannten Primary tem Pflegepersonal und einer Ordination- pro Woche offengehalten - und das ohne Health Care Zentren. Die drei Buchstaben sassistenz. Zusätzliche Verstärkung erhält jegliche Urlaubssperre. Manche einfa- PHC klingen vielversprechend. Nicht nur es durch ebenfalls am Zentrum angestellte chen medizinischen Tätigkeiten sollen zur Patientinnen und Patienten sollen durch SozialarbeiterInnen und Psychotherapeu- Entlastung der ÄrztInnen zukünftig mit anderen Gesundheitsberufen geteilt und teilweise auch abgegeben werden, was vor allem angesichts des drohenden ÄrztInnen- mangels vielversprechend klingt. FOKUS AUF GESUNDHEITSFÖRDERUNG UND PRÄVENTION Das Hauptaugenmerk der Reform liegt vor allem darauf Versorgungsstrukturen im niedergelassenen Bereich zukünftig besser an die Bedürfnisse anzupassen und das be- stehende Angebot zusätzlich zu erweitern. So sollen die Zentren beispielsweise Still-, Ernährungs- oder RaucherInnenberatung anbieten und gezielte Frühintervention vor allem bei Kindern fördern. Zentrale Ziele sind die Stärkung der Gesundheitsförderung, Krankheitspräven- tion und eine verbesserte und effizientere Krankenbehandlung von in Österreich lebenden Menschen. Besonderen Erfolg verspricht man sich vor allem bei der Betreuung von chronisch Kranken, wo man langfristige Betreuungsbeziehungen Das erste Primary Health Care Center in Wien-Mariahilf anstrebt. Außerdem sollen medizinisch
geschulte AnsprechpartnerInnen künftig den älteren Menschen direkt in kleineren geplanten Primärversorgungszentren, 9 rund um die Uhr erreichbar sein und medi- Ortschaften eher schwierig gestalte. „PHC Medizin Mariahilf“, das für die dicht Schwerpunkt zinischen Rat und Hilfe weitergeben. verbaute Innenstadt im 6.Bezirk zuständig PHC-ZENTREN IM 6. UND 22. BEZIRK ist. Ein aus einer vorhergehenden Grup- GESUNDHEITSSYSTEM ZU TEUER penpraxis bereits erfahrenes Team bietet Der Schwerpunkt der Versorgung durch hier umfangreiche Betreuung für mindes- Kritisiert werden am bestehenden System die beiden beschlossenen Primärversor- tens 50 Stunden pro Woche. Öffnungszei- vor allem die freie ÄrztInnenwahl und der gungszentren „PHC Medizin Mariahilf“ ten umfassen mindestens 10 Stunden am unkontrollierte Zugang zu allen Versor- und „PHC SMZ-Ost“ liegt vor allem im Tag an fünf Tagen in der Woche. Für beide gungsebenen. Die Reform soll helfen die Bereich der Behandlung geriatrischer, Pilotprojekte wurde ein Beobachtungs- Primärversorgung in Österreich gezielter multimorbider und chronisch kranker zeitraum von rund fünf Jahren bestimmt. zu regulieren, aber auch Kosten zu dämp- Menschen. Das PHC-SMZ-Ost in der Nähe Dann wird sich zeigen, ob sich „Primary fen. Denn der guten Qualität des österrei- des gleichnamigen Spitals beispielsweise Health Care“ als vielversprechendes Zu- chischen Gesundheitssystems stehen im übernimmt die Versorgung von Diabe- kunftsmodell in Form von Gruppenpraxen internationalen Vergleich hohe und über tes-PatientInnen aus Spitalsambulanzen. mit erweiterten Angeboten und Pflichten dem EU-Schnitt liegende Kosten gegen- Durch die unmittelbare Nähe zum Kran- beweisen kann. über, so Statistiken der OECD (Organisa- kenhaus wird eine enge Zusammenarbeit tion für wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den Ambulanzen und Spitalsärztinnen und Entwicklung). und Spitalsärzten möglich. Mitte April eröffnete in Wien das erste der beiden KONKURRENZ ZUR VERTRAUTEN ORDINA- TION? Stark kritisiert und angeprangert wird „Das Team rund um den Hausarzt“ der Beschluss zur Umstrukturierung der Primärversorgung vor allem vom Öster- reichischen Hausärzteverband, der in der Errichtung der beiden Wiener PHC-Zent- ren vor allem eine Bedrohung von Einzel- praxen und den Untergang des Hausarztes und der Hausärztin sieht. Man fühle sich wegen Ungleichheiten in der Honorierung aufgrund von staatlichen Subventionen für PHC-Zentren finanziell benachteiligt. Medizinische Leistungen an Primärver- sorgungszentren werden an sich wie bei niedergelassenen Ärzten und Ärztinnen auch über den ärztlichen Honorarkatalog abgerechnet. Die zusätzlichen Fördermit- tel sind durch bestehende Gesundheits- förderungs- und Präventionsprogramme begründet und dafür vorgesehen. Man befürchtet die Zentren würden zum Verschwinden der wohnortnahen und indi- viduellen PatientInnenversorgung führen, so der Präsident des Verbandes, Christian Euler. Die Errichtung eines Zentrums bedeu- te auch erschwerten Zugang für immobile oder teilweise eingeschränkte Menschen, weshalb ein derartiges Zentrums-Konzept die ärztliche Versorgung von alleine stehen-
FRAGEN AN SEBASTIAN HUTER Interview: Johannes Oswald 10 Sebastian Huter ist Obfrau Stellvertreter der Jungen Allgemeinmedizin Österreich Schwerpunkt (JAMÖ), Absolvent der MUW und derzeit Arzt in Ausbildung für Allgemeinmedizin in Salzburg. Warum hast Du dich für Allgemeinmedizin entschieden? Ich persönlich war lange Zeit auf der Notfallmedizin-Schiene, habe dann aber im Rahmen eines Praktikums die Allge- meinmedizin kennen gelernt. Ich fand es eine befriedigende, langfristige Art der Medizin, weil du deine PatientInnen über ganz ausgefeilt, weil vor allem die Orga- te“ Leistungen verrechnet – Gespräche lange Zeit betreust. Außerdem finde ich es nisation und Finanzierung der Lehrpraxis und Koordinationstätigkeiten sind eigent- lustiger, wenn man verschiedene Sachen noch nicht geklärt ist. lich nicht verrechenbar. den Tag über macht, als sich auf nur eine Sache zu spezialisieren. Ist die derzeitige Situation für HausärztIn- Wer wird die Landbevölkerung in 20 Jahren nen in Österreich wirklich so schlecht wie medizinisch versorgen? Wäre ein Facharzt nicht viel prestigeträch- oft beklagt wird? tiger? ;-) In 20 Jahren wird es wahrscheinlich Ge- Schwierig zu Verallgemeinern. Es hängt meindeschwestern, angelehnt an ande- Ja. Und wenn es einen Facharzt für Allge- sehr stark davon ab, wo man sich nieder- re Länder, geben, aber auch weiterhin meinmedizin gäbe, würde ich ihn sofort lässt. Am Land mit Hausapotheke ist man Hausärzte. Die werden das gemeinsam machen! flexibler. Mit einer neuen Praxis (ohne machen. Optimal wäre natürlich das „Netz- Hausapotheke; Anm.) ist das schwieriger. werk rund um den Hausarzt“. Als Kassenarzt braucht man sicher viel Ist die jetzige, neue Ausbildung eine Ver- Organisationstalent um seinen Job befrie- besserung? digend ausführen zu können. Zum Stichwort: Ist das Primary Health Care Eine Verbesserung ja, aber sie ist deswe- Was müsste sich am dringendsten im Center aus Eurer Sicht eine wünschenswer- gen noch immer nicht richtig gut. Eine HausärztInnenwesen ändern? te oder eine gefürchtete Zukunft? österreichische Lösung. Man hat die Lehrpraxis gemacht, aber nur für 6 Mo- Am dringendsten ändern müsste sich die Aus unserer Sicht spricht nichts dagegen. nate, und man hat die Ausbildungsdauer Rolle der Hausarztmedizin im Gesund- Man muss sich nur genauer überlegen, verlängert, aber man bekommt trotzdem heitssystem. Man bräuchte wirklich die was man will. Es gibt ja ein Konzept, aber keinen Facharzttitel. Es gibt zwar auch Rolle der Hausärzte als Erstanlaufstellen noch kein Gesetz zur Primärversorgung. neue Skills – z. B. Abdomen-Sono – aber und die Ausbildung müsste sich anpassen. Momentan hat noch jeder seine eigene mit wahnsinnig geringer Fallzahl – z. B. Weiter im Detail geht es auch z. B. um Vorstellung davon. Manche glauben, es sind das 20 Abdomen-Sono in der gesam- Entlohnungsschemata. Derzeit gilt „fee for wäre eine sehr anonyme Einrichtung, aber ten Ausbildung. Und es ist jetzt noch nicht service“, also werden hauptsächlich „har- es können ja genauso einfach 5 Hausärzte
gemeinsam sein. Und weiterhin eine Kon- Unter den StudentInnen gibt es subjektiv kerung in der Primärversorgung versorgt 11 tinuität in der Versorgung gegeben sein, nur sehr wenig Interesse am Beruf der Hau- wird – die Forschung hingegen quasi nur Schwerpunkt indem jede/r PatientIn wie bisher ihren/ särztin bzw. des Hausarztes. Wie könnte im Universitätsspital stattfindet. seinen Arzt aufsucht. Wir glauben die man das ändern? PHC-Zentren haben viel positives Potential und wir müssen uns dafür einsetzen, dass Viel mehr Allgemeinmedizin im Curricu- Warum soll ich mich nach meinem Studium es richtig genutzt wird. lum. Ein Pflichtpraktikum in der Allge- für Allgemeinmedizin entscheiden? meinmedizin ist ganz essentiell von Anfang an. Primärversorgung und Allgemeinmedi- Du musst wissen, warum du Medizin als Ist das bisherige, traditionelle Einzelkämp- zin ist eine ganz andere Art der Herange- Studium gewählt hast. Wenn du Spaß ferInnentum nicht für JungärztInnen ab- hensweise – wer das nicht kennt, lernt es hast an der Arbeit mit Menschen, an der schreckend? nie zu schätzen. Es gibt ja auch internatio- Vielseitigkeit und an der Herausforderung, Ich weiß nicht ob’s abschreckend ist, aber nal zu wenig Nachwuchs in der Allgemein- dann ist Allgemeinmedizin deine Wahl. Es es ist sicher nicht für jede/n. Die Proble- medizin. Da gehen alle Ansätze zu mehr ist extrem abwechslungsreich und es wird matik ist sich so eine langfristige Verpflich- Allgemeinmedizin im Curriculum – dann dir nie fad werden – was ich mir in den tung umzuhängen. Falls du z. B. in Karenz löst sich das von selber, wenn auch nach- anderen Fächern auf die Dauer schon vor- gehen willst, ist es einfacher, wenn du an- her die Rahmenbedingungen stimmen. stellen könnte. Und wenn du dich für die gestellt bist. Daher hätte es Vorteile, wenn Allgemeinmedizin interessierst, freuen wir jemand gerade am Anfang der Karriere uns natürlich, wenn du auch JAMÖ-Mit- einige Jahre angestellt wäre. Aber es gibt Hat schon jemand einen Mystery-Shopper glied wirst! sicher Regionen und Bereiche, wo man es getroffen? ;-) weitermachen muss, kann und vielleicht auch soll. Ich habe noch keinen getroffen, aber ich weiß nicht ob man die erkennt … Was ist die JAMÖ? So ein großes Fachgebiet – fühlst du dich nicht manchmal überfordert? Möchtest du sonst noch etwas loswerden? Die JAMÖ ist vielseitig. Wir sind eigentlich Keiner verknüpft Allgemeinmedizin mit eine Interessensvertretung für Junge All- Es ist immer herausfordernd – aber das ist Forschung - dabei wäre hier ein riesiges gemeinmedizinerInnen – ein unabhängiger ja auch das Spannende daran. Jede/r sieht Feld für die Forschung. Und auch ein ext- Verein bestehend aus StudentInnen und ja, viele Hausärzte können das gut, aber rem spannendes und sehr relevantes Feld, ÄrztInnen in Ausbildung bis 5 Jahre nach das ist oft nicht direkt nach dem Turnus. weil ja eigentlich ein Großteil der Bevöl- ihrem Turnus. Wir beschäftigen uns auch Man darf halt nicht glauben, dass man als politisch mit allen Themen rund um die All- Hausarzt ein Facharzt für alles ist. Es ist gemeinmedizin. Die Mitgliedschaft ist gratis ein eigenes Fach – es geht mehr darum - neue Mitglieder sind immer willkommen! Gefährliches von Ungefährlichem zu unter- Im November gibt es übrigens von uns ein scheiden, als für jede einzelne Erkrankung Fortbildungswochenende, „Junge Allgemein- eine Therapie zu finden. medizin 15“, in Salzburg. Stimmt das Klischee vom schrulligen, alten Hausarzt, der nur Überweisungen und Anti- biotika verteilt? Die mag es geben, aber sie sind nicht die Regel. Ich glaube es gibt viele, extrem gute HausärztInnen, die nicht alles weiter überweisen, sonst wären ja z. B. die Ambu- lanzen noch überfüllter. Ich sehe nur einen minimalen Bruchteil der hausärztlichen PatientInnen in der Spitalsambulanz.
DISEASE-MANAGEMENT ZUR BEHANDLUNG CHRONISCHER ERKRANKUNGEN Text: Johannes Oswald 12 Unser Gesundheitssystem ist wirklich Programm „Therapie aktiv“ des Haupt- Dadurch ist auch der Anteil der im gut, wenn es um die Behandlung von aku- verbandes der Sozialversicherungsträger Programm enthaltenen DiabetikerInnen Schwerpunkt ten Krankheiten geht. Nicht gut aufge- für PatientInnen mit Diabetes mellitus nicht sehr groß. stellt sind wir hingegen bei der Behand- Typ II. Wer daran teilnimmt, muss sich lung chronischer Erkrankungen, welche an einen genauen, evidenzbasierten Insgesamt stellen Disease Management aber in der heutigen Zeit eine mindestens Behandlungspfad halten. Weiters müssen Programme aber sicherlich eine gute genauso große Rolle spielen. klare Therapieziele in einer Vereinbarung Qualitätssicherung des Behandlungsab- zwischen PatientIn und ÄrztIn schrift- laufs und auch eine Stärkung der/des Oft passiert die PatientInnen-Versorgung lich festgehalten werden. Anschließend mündigen PatientIn dar. Es wird eine sehr unstrukturiert und vieles hängt vom erfolgt die Behandlung der/des PatientIn konstante Betreuung auf neuestem Stand Zufall ab. So variieren nicht selten die nach dem vorgegebenen Schema im Rah- der Wissenschaft gesichert und im Rah- Untersuchungen und Behandlungen für men von verpflichtenden, regelmäßigen men eines solchen Programms ist es auch dieselbe Erkrankung stark, je nach dem ÄrztInnenbesuchen. kaum möglich, dass Routineuntersuchun- zu welcher/m ÄrztIn man kommt. Auch gen (z. B. regelmäßige Augenkontrollen fehlt oft die Kontinuität der Behandlung. für DiabetikerInnen) vergessen werden. Verschiedene (vor allem niedergelassene) KRITIK Zusätzlich sichert so ein Programm den ÄrztInnen behandeln ohne sich abzuspre- effizienten Einsatz von Ressourcen. Das chen und PatientInnen gehen auf „Doctor Gerade das Programm „Therapie aktiv“ bedeutet nicht nur langfristig, dass Geld Shopping“. Das gefährdet einerseits das steht regelmäßig im Kreuzfeuer der gespart wird, sondern auch, dass das Outcome der Behandlung, verursacht Kritik. So hat die niederösterreichische eingesetzte Geld wirklich im Sinne der/ aber auch sinnlose Mehrkosten, z. B. Ärztekammer das gesamte Programm des PatientIn eingesetzt wird und nicht wenn jede/r ÄrztIn dieselben Tests noch 2012 medienwirksam aufgekündigt. Es z. B. für sinnlose Überdiagnostik oder einmal durchführt. geht dabei in erster Linie um den hohen, unnötig teure Medikamente verwendet bürokratischen Aufwand der teilneh- wird. Natürlich kann ein/e engagierte/r men-den ÄrztInnen. Dieser wird nicht ÄrztIn prinzipiell auch ohne ein solches Deshalb wurden international so genann- zuletzt durch die, in diesen Programmen Programm eine gleichwertige Behand- te Disease-Management-Programme immer verpflichtend enthaltenen, Evalu- lung durchführen. Aber gerade als Pati- erfunden. Dabei geht es zunächst um die ierung verursacht. Aber tatsächlich ließ entIn mit einer lebenslangen Erkrankung Festlegung von standardisierten Behand- sich in den Evaluierungen zu „Therapie möchte man es wohl nicht dem Glück lungsabläufen als Prozesse auf Basis aktiv“ bisher kein gesicherter Benefit für überlassen, wie gut die eigene Behand- der aktuell verfügbaren medizinischen PatientInnen belegen. Freilich muss dazu lung funktioniert. Evidenz. An diese Vorgaben müssen sich allerdings gesagt werden, dass „Therapie dann alle teilnehmenden ÄrztInnen und aktiv“ nur sehr lückenhaft umgesetzt ist. Institutionen halten um einen guten Ver- Ein paar Bundesländer nehmen über- sorgungsstandard garantieren zu können. haupt nicht teil und die Teilnahme der Dazu gehört auch immer ein Empower- einzelnen ÄrztInnen ist ebenfalls freiwil- ment der PatientInnen. Das bedeutet eine lig. (Allerdings gibt es eine Abgeltung.) umfassende Aufklärung und Beratung der PatientInnen, damit diese ihre chroni- sche Erkrankung bis zu einem gewissen Grad selbst managen können und ihren Lebensstil entsprechend anpassen. ÖSTERREICH Solche Programme werden immer zu einer bestimmten Krankheit aufgelegt. In Österreich sind wir in diesem Bereich nicht sehr gut aufgestellt - es gibt nur ein einziges, groß angelegtes Disea- se-Management-Programm. Das ist das
PROJEKT „GENOM AUSTRIA“: VERRATE UNS MEHR ÜBER DEIN ERBGUT Text: Mirlinda Ademi Das 2005 in Harvard initiierte Personal am Genom Austria Projekt mit folgenden 13 Genome Project wird heuer 10 Jahre alt. möglichen Konsequenzen verbunden: Gesellschaft Passend zum Jubiläum und im Herbst vom » Genomdaten werden öffentlich und Genom-Pionier George Church höchst- durch jedermann zugänglich persönlich in Wien gehaltenen Festvorle- » Es gibt keine Garantie auf Anonymität sung hier ein kleiner Einblick in ein recht » Man erhält Rückmeldung und Interpre- aktuelles und umstrittenes Thema. Denn tation der Ergebnisse bis Ende 2015 hält man in Österreich im » Es ist nichtkommerziell und gemeinnüt- Rahmen des Projekts „Genom Austria“ zig nach insgesamt 20 Freiwilligen Ausschau, die sich bereit erklären ihre genetische Obwohl eine Diskriminierung aufgrund Privatsphäre über Bord zu werfen: das genetischer Befunde nach EU-Grund- Erbgut wird sequenziert und die Infor- rechtcharta verboten ist, ist eine spätere mation daraufhin öffentlich zugänglich Benachteiligung nicht ausschließbar. gemacht. Erstmals initiiert wurde das Personal Ge- Unser Genom, das aus rund 3 Milliarden nome Project von Professor George Church Basenpaaren besteht, kann so einiges an der Harvard Medical School im Jahr an persönlicher Information preisgeben, 2005. Immer wieder wurde die Wichtigkeit sogar mehr als uns eigentlich lieb und frei verfügbarer Genomdaten betont. Nach vielleicht auch bewusst ist. Ziel des 2014 zwei erfolgreichen Pilotstudien wurde das gestarteten „Genom Austria“ Projekts Projekt nach Einwilligung der Ethik-Kom- ist jedoch einen öffentlichen Dialog zu mission in Cambridge, Boston auf 100.000 fördern. Man möchte über die vielfältigen zusätzlicheTeilnehme rinnen und Teilneh- gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und mer erweitert. Hiermit sollte ein Beitrag kulturellen Aspekte der Genomsequenzie- zur Wissenschaft geleistet und gleichzeitig rung reden. das gesellschaftliche Bewusstsein für die Genomforschung gestärkt werden. Ähnli- Gestartet wurde die Initiative durch das che Projekte wurden später in Kanada und CeMM Forschungszentrum für Moleku- Großbritannien gestartet. Österreich zählt lare Medizin der Österreichischen Aka- zu einem der vier teilnehmenden Länder demie der Wissenschaft gemeinsam mit weltweit. der Medizinischen Universität Wien. Bis Ende 2015 soll das Genom von insgesamt Für Teilnehmerinnen und Teilnehmer 20 freiwilligen in Österreich lebenden stellt das Genom Projekt eine Möglichkeit Menschen sequenziert uund daraufhin im dar mehr über ihr biologisches Selbst in Netz veröffentlicht und damit für alle frei Erfahrung zu bringen. Die Daten werden zugänglich gemacht werden. Im Anschluss im Anschluss an die Sequenzierung analy- an die Analyse ist für TeilnehmerInnen ein siert und später veröffentlicht. So werden Vergleich mit der Allgemeinbevölkerung etwa Gesundheitsrisiken oder unerwartete möglich. Ergebnisse zur Herkunft und Abstammung bekannt. Durch die Mitgliedschaft am internati- onalen Netzwerk der Personal Genome Projekte ist die gemeinnützige Teilnahme
EIN NEUER WEG ZUR MEDIZIN Text: Johannes Oswald 14 Ein zweites Medizinstudium in Wien – die durchführen, wodurch auch sämtliche nur um einige Wochen und nicht so dras- Sigmund Freud Privat Universität bietet ab andere Personalien bis Mitte September tisch wie etwa z. B. in Salzburg (Paracel- Gesellschaft heuer ein Human- und ein Zahnmedizinstu- noch in der Luft hangen und nicht veröf- sus Medizinische Privatuniversität), wo ein dium an. fentlicht wurden. Medizinstudium sehr straff in nur 5 Jahre hineingepackt wird. Die SFU hat ein komplett eigenes Curri- Die Sigmund Freud Privat Universität culum gebastelt. Natürlich orientiert es Das Aufnahmeverfahren an der SFU (SFU) ist bisher vor allem für ihren Studi- sich an den bestehenden Medizincurricula. (650€ Prüfungsgebühr) erfordert zuerst engang für Psychotherapie bekannt. Jetzt Das Equivalent zu unseren Blöcken heißt ein Motivationsschreiben mit Lebens- wird das Spektrum kräftig erweitert und dort Module (wie in Graz), sie haben, vor lauf und anschließend ein „Multiple Mini beschert der MUW erstmals hier in Wien allem am Anfang, wie bei uns viel verspre- Interview“. Das ist in diesem Fall ein eine Art Konkurrenz: Seit 21. September chende und nichts sagende Namen, es gibt Auswahlverfahren mit acht Stationen, an 2015 studieren 176 Erstsemestrige an der auch Module über das ganze Semester denen verschiedene soziale, manuelle oder SFU das – organisatorisch gemeinsame - und sogar Skills-Lines. Zu den Modulen kognitive Fertigkeiten abgeprüft werden. Bachelorstudium, welches sich nach drei gibt es jeweils einzelne Modulprüfungen, Wissen wird nicht geprüft. Das heuer erst- Jahren in die drei Masterstudiengänge Hu- keine SIP oder ähnliches. Im Studium ist mals durchgeführte Verfahren erfüllt laut manmedizin, Zahnmedizin und Pharmazie die Anwesenheitszeit nicht sehr hoch – ca. den publizierten Zahlen lustigerweise die aufteilen wird. (Diplomstudiengänge, wie 17h/Woche. Dafür muss allerdings jede/r – in diesem Fall nicht existente – Quoten- unsere, dürfen in Österreich nicht mehr (so ist es zumindest derzeit geplant) zu regelung und die Gender-Gerechtigkeit. neu eingerichtet werden.) den, das Studium dominierenden, Lehr- Übrigens ist die Aufnahmequote unter veranstaltungen in Kleingruppen immer allen BewerberInnen für die medizinische Öffentlich bekannt und bestaunt wird die vorbereitet erscheinen. Zur Vorbereitung Fakultät der SFU um die 50%. SFU wohl vor allem für ihre Studienge- gibt es Literaturlisten – das wäre für viele bühren: 11 000 € pro Semester kostet das von uns wohl auch eine Herausforderung insgesamt ebenfalls sechsjährige Medizin- ;-). Im ersten Jahr des Studiums betont studium dort – das sind also 132 000 € für die SFU den frühen PatientInnen-Kontakt. eine/n StudentIn in Mindestzeit! Dazu sind alle Studierenden angehalten Der Studiengang wurde staatlich akkre- im Rahmen des Studiums die Ausbildung ditiert, wofür u. a. hunderte, zukünftige zur_zum RettungssanitäterIn (bei den Lehrende einen Vertrag mit der SFU Johannitern) zu absolvieren. Wer die unterzeichneten. Die ordentlichen Lehr- bereits hat, kann die Notfallsa- stühle übernehmen hauptsächlich diverse nitäterInnen-Ausbildung ma- Primariae/i der SFU-Lehrkrankenhäuser. chen. (An alle Sanis: Nicht Man darf allerdings annehmen, dass der neidisch werden!) Die „Mittelbau“ zu einem großen Teil aus Leh- Ferien an der SFU renden von der MUW besteht, woher sol- sind zwar etwas len die auch sonst kommen? Aufgrund der eingeschränkt Akkreditierungsvorschriften muss die SFU – aller- Berufungsverfahren für ihre Lehrstühle dings
Was besonders uns MUW-StudentInnen MEDIZINSTUDIENGÄNGE IN ÖSTERREICH Gesundheitswissenschaften ein Humanme- 15 an der SFU sofort auffällt ist das komplett dizinstudium beginnen. Daran ist neben Gesellschaft andere Verhältnis zwischen Studierenden In den letzten Jahren ist das Angebot an der niederösterreichischen Landesregie- und Universität. Die StudentInnen an der Medizinstudiengängen in Österreich deut- rung auch die MUW beteiligt, deshalb ist SFU (bzw. deren Eltern) sind zahlende lich gewachsen. Ursachen dafür sind wohl wohl der ehemalige Vizerektor für Lehre KundInnen und werden tatsächlich auch einerseits das hohe Interesse – sowohl dort jetzt Rektor. Die Studiengebühren dementsprechend behandelt. Das heißt die der StudienanwärterInnen an Medizin, als betragen 7000€ pro Semester. Lustiges Universitätsverwaltung wird tatsächlich auch der Politik an mehr ÄrztInnen – und Detail: Dank dieser Einrichtung gibt es vom Servicegedanken geprägt und hat andererseits die Möglichkeit zum Grün- jetzt seit ca. zwei Jahren die UNIVERSI- nicht, wie teilweise an den öffentlichen den von privaten Universitäten seit dem TÄTSKLINIKEN Krems, St. Pölten und Unis, eher den Charakter einer Behörde. Akkreditierungsgesetz 1999. Deshalb gibt Tulln (ja, diese LKHs heißen jetzt wirklich Wenn du dich fragst, wie es wohl wirklich es jetzt zusätzlich zu den traditionellen so!). Ebenfalls in Krems steht die Danube ist, an so einer Uni zu studieren, dann und tatsächlich jahrhundertealten medi- Private University, die schon seit 2009 ein kannst du dir bei einem Spaziergang über zinischen Fakultäten – seit starken zehn Zahnmedizinstudium um rekordverdächti- den neuen WU-Campus (der wirklich Jahren med. Universitäten - in Wien, Graz ge 13 000 € pro Semestern anbietet bei 12 sehenswert ist) auch das neue Gebäude und Innsbruck zunächst einmal die medi- Semester Regelstudiendauer. der SFU gleich daneben ansehen. Gleich zinische Fakultät Linz. Diese ist ein Teil anschließend hat die Akademikerhilfe, der öffentlichen Johannes-Kepler-Univer- Vielleicht lernen wir jetzt die fast gebüh- Österreichs größter Betreiber von Studen- sität Linz und dort haben 60 Studierende renfreie MUW richtig zu schätzen … tenheimen, ein Heim in passender Preis- bereits letztes Jahr ihr Medizinstudium kategorie errichtet. An der medizinischen – zu Beginn in Graz – aufgenommen. Im Fakultät herrscht dort derzeit Pionier- privaten Sektor gibt es schon seit 2003 die stimmung. In diesem Jahr sind auch die Paracelsus Medizinische Privatuniversität Verantwortlichen an der Uni quasi in ihrem in Salzburg - derzeit um 13 900 € pro Stu- ersten Semester nachdem sie ein neues dienjahr. Hier wird u. a. Humanmedizin in Medizinstudium aus dem Boden gestampft nur 5 Jahren angeboten. Seit 2013 können haben. So manches ist noch provisorisch, jährlich auch 50 Studierende in Krems an einiges wird sich in den nächsten Jahren der Karl Landsteiner Privatuniversität für noch einspielen müssen – und die Master- studiengänge starten logischerweise ohne- hin erst in drei Jahren, wenn es die ersten AbsolventInnen aus dem Bachelor gibt. Öffentliche Universität Privatuniversität
IMPFEN ALS PFLICHT? Text: Kamil Pabis Impfungen retten 2,5 Millionen Menschen- leben pro Jahr. Die meisten Impfungen 16 verhindern Krankheiten, die von Mensch zu Mensch übertragen werden, wie Ma- Gesellschaft sern oder das humane Papillomavirus. Die Übertragbarkeit ist zugleich ein ethisches Dilemma. Ein Krebspatient, der evidenzbasierte Therapie ablehnt, gefährdet sich selbst, wohingegen mangelnder Impfschutz auch Dritte gefährdet. Leider ist Österreich ein Anwärter auf den unrühmlichen ersten Platz in der Kate- gorie „niedrigste Impfmoral Europas“. Die Masernfälle haben sich in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt. Etwa 1 von 1000 erkrankten Kindern stirbt an Masern. Was können wir gegen Impfmü- digkeit unternehmen? Staaten mit hoher Durchimpfungsrate zeigen, dass verschie- dene Methoden funktionieren können. In Deutschland und Skandinavien setzt man auf Freiwilligkeit, während Australien, Slo- wenien und die USA eine Art Impfpflicht Auch in anderen Teilgebieten der Medizin Australien wird zusätzlich zur Impfpflicht haben. werden solche Ansätze mit Erfolg umge- ab 2016 die Sozialleistungen bzw. Steuer- setzt. Österreich verdankt z.B. seine hohe vorteile von Familien mit ungeimpften Kin- WAS BEDEUTET PFLICHT? Organspendenrate – fast 40% höher als in dern kürzen. Die Effektivität von solchen Das Wort Pflicht beschwört Schreckensbil- Deutschland – einem Opt-out System. Strafzahlungen ist jedoch nicht ausrei- der herauf und bietet sich für Populismus chend untersucht. Die positive Wirkung an. Doch man denke nur an die Gurtpflicht IST EINE VERPFLICHTUNG LOGISCH ODER von Anreizen in Form von Sachleistungen um zu realisieren, dass hier keine totali- ETHISCH BEGRÜNDBAR? hingegen ist gut belegt. tären Mächte im Spiel sind, die einem das Jeder Staat hat leicht abweichende gesetz- Sorgerecht entreißen wollen. liche und ethische Normen. Als Faustregel Zusätzlich zur Impfpflicht für Kinder sowie gilt jedoch: Die persönliche Freiheit endet Impfanreizen wird ein multimodales Maß- Wir unterscheiden die generelle und die dort, wo die Freiheit oder Gesundheit nahmenpaket empfohlen darunter: „kleine“ Impfpflicht, welche nur kritische Dritter gefährdet wird. Autofahren ist ein » Schulimpfsysteme Gruppen wie Kinder oder medizinisches typisches Beispiel. Geschwindigkeitsüber- » Erhöhung der Verfügbarkeit, außerdem Personal umfasst. Eine Pflicht erlaubt me- tretungen sind verboten auch wenn das Kopplung mit Sozialprogrammen dizinische Ausnahmen, etwa wegen Allergi- Unfallrisiko relativ gering ist. Sollte die » Erinnerungen für ÄrztInnen und Patien- en gegen Inhaltsstoffe. Je nach Umsetzung Übertragung von Krankheiten nach densel- tInnen können auch religiöse oder „persönliche“ ben Gesichtspunkten nicht auch verboten » Feedback und Qualitätskontrolle für Einwände genehmigt werden, ohne das werden? ÄrztInnen Pflichtkonzept zu sabotieren. Eine akzep- » Hausbesuche und persönlicher Kontakt table Impfpflicht sollte außerdem ohne FUNKTIONIERT DIE IMPFPFLICHT UND WAS insbesondere für Risikogruppen Zwang und strafrechtlicher Konsequenzen SIND DIE ALTERNATIVEN? » Gratisimpfungen auskommen. Es gibt mehrere Möglichkei- Es hat keinen Sinn weiter über eine Pflicht » Impfpass ten einer praktischen Umsetzung. Das am zu diskutieren wenn die negativen Effek- » zentrale Impfdatenbank weitesten verbreitete System sieht einen te überwiegen. Eine Impfpflicht könnte » unbürokratische Impfungen durch Apo- Schul- und Kindergartenbesuch nur für etwa das Vertrauen in die ÄrztInnenschaft theken oder KrankenbetreuerInnen geimpfte Kinder vor (z.B. USA, Australien). verringern und bis zum Boykott führen. Im Insgesamt bedeutet „Pflicht“ zumeist Gegenteil zu obigen Befürchtungen zeigte Es gibt keine ausreichenden Daten um die einfach ein Opt-out System zu schaffen, eine Untersuchung von insgesamt 27 ame- Effektivität von Impfkampagnen als Allein- so dass ImpfskeptikerInnen einige Hür- rikanischen Studien, dass eine Impfpflicht maßnahme zu bewerten. den zu überwinden haben, wenn sie nicht gekoppelt an Schul- und Kindergarten- wollen, dass ihre Kinder geimpft werden. besuch die Impfraten deutlich erhöht.
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