FIE BER KUR VE - ALLGEMEINMEDIZIN Die Medizin von gestern und morgen. ab Seite 7 - ÖH Med Wien

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FIE BER KUR VE - ALLGEMEINMEDIZIN Die Medizin von gestern und morgen. ab Seite 7 - ÖH Med Wien
FIE
                                                                                               09/2015

                                                      Fieberkurve 9/2015 | Zeitung der ÖH Medizin Wien
                                                      Verlagspostamt: 1090 Wien Ausgabe 4/2015 P.b.b. Z.Nr. 04Z035482M

                                                      Retouren an Postfach 555 in 1008 Wien

BER
KUR
VE
ALLGEMEINMEDIZIN
Die Medizin von
gestern und morgen.
ab Seite 7

STV                          WIR SUCHEN DICH
Deine neuen Studienvertre-   Gestalte deine ÖH mit!
terInnen stellen sich vor.   Seiten 20-21
Seiten 18-19
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          Eben noch vom Lernstoff erschlagen, jetzt von der Muse geküsst. Eben noch                          s
          schreiend durch das Zimmer gerannt, jetzt von Deiner Nummer Eins mit einer
Eben noch    vom Lernstoff
          Überraschung        erschlagen,
                         aufgemuntert.    Diejetzt   von derist
                                               Prüfungszeit   Muse
                                                                hart?geküsst.   Eben noch
                                                                      Bleibe herzlich! Ob
schreiendliebevolle
            durch das   Zimmer
                     Geste         gerannt,
                            oder perfekt       jetzt vonWissen:
                                          aufbereitetes   DeinerMit
                                                                  Nummer      Eins mit
                                                                      dem richtigen     einer
                                                                                     Partner
Überraschung     aufgemuntert.
          an Deiner                 Diealles,
                     Seite schaffst Du    Prüfungszeit    ist hart? Bleibe herzlich! Ob
                                              was Du anpackst.
liebevolle Geste oder perfekt aufbereitetes Wissen: Mit dem richtigen Partner
an DeinerUNSER
            Seite TIPP:
                  schaff   st DuALS
                        MEHR     alles,
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                                   mit Videos und
                      alte Prüfungsfragen
                              und Spickern
                       sein? Dann
                                                     Auskultationsbefunden,
                                                studieren,
                                              zu allen
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                                                     mit
                                                             sondern auch interaktiven
                                                              Prüfungsthemen.
                                                         examen
                                                                              für alle neuen
                                                                   online Pflicht! Jetzt
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                                                                                                       (gültig bis 31.12.2015)

komplett überarbeitet mit Videos und Auskultationsbefunden, interaktiven
Radiologie-Bildern und Spickern zu allen heißen Prüfungsthemen.

                  examen online
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WILLKOMMEN UND
                                            WILLKOMMEN ZURÜCK!
                                            deine ÖH Med Wien
                                            Seiten 4-5

SCHWERPUNKT ALLGEMEINMEDIZIN
             Famulatur in der Ordination
                                 Seite 7
                                                                                                                          3

                                                                                                                         Intern
                                            SCHWERPUNKT ALLGEMEINMEDIZIN
                                            das Primary Healthcare Center   AUS DER
                                            Seiten 8-9
                                                                            REDAKTION

                PRIVAT STATT STAAT
    erstmals ein privates Medizinstudium
                                  in Wien                                   Ein neues Studienjahr – eine neue ÖH.
                            Seiten 14-15                                    Nach den Wahlen hat sich seit 1. Juli die
                                                                            neue ÖH Med Wien konstituiert. Nicht nur
                                                                            bei den gewählten Funktionen gibt es neue
                                                                            Gesichter, auch in den Referaten haben
                                                                            sich neue, motivierte MitarbeiterInnen
                                                                            gemeldet – und werden sich hoffentlich
                                                                            weiter melden. (S. 20-21) Als Schwerpunkt
                                                                            haben wir diesmal das – wenn man nach
                                                                            Anzahl der ÄrztInnen geht – größte, medi-
                                                                            zinische Fach vor den Vorhang geholt: die
                                                                            Allgemeinmedizin. Dazu gibt es natürlich
                                                                            u. a. viel Nützliches zum Studienbeginn.
                                            IMPFPFLICHT
                                            Sinn oder Unsinn?               Viel Spaß, Erfolg und Motivation fürs neue
                                            Seiten 16-17                    Semester!

                                                                                                   Johannes Oswald
                                                                                                     Chefredakteur

                                            WIR SUCHEN VERSTÄRKUNG
                                            wo DU mitmachen kannst
                                            Seiten 20-21
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HALLO JUNGES GEMÜSE!
          Text: Anna Zettl, Katharina Monschein

 4        Das Team der Studien- und Maturant_in-        me lösen.
          nenberatung möchte die erste Ausgabe der      Wenn du lieber unsere zarten Stimmchen
Studium

          Fieberkurve nützen, um alle im Winterse-      hören willst, ist das zu den oben genann-
          mester 2015/16 zu begrüßen - die alten        ten Zeiten unter (01) 40160 71025 natür-
          Hasen & das junge Gemüse sozusagen.           lich auch möglich.

          Vor allem aber möchten wir unsere neuen       Solltest es sich bei dir in unseren Bera-
          Erstsemestrigen noch einmal herzlichst        tungszeiten nicht ausgehen, kannst du dich
          willkommen heißen!                            auch in der virtuellen Welt per Email unter
          Als eine_r der 11.409 Bewerber_innen für      studienbeginn@oehmedwien.com oder
          eine öffentliche, medizinische Universität    matbe@oehmedwien.com an uns wenden
          hast du dir mit 1560 anderen österreich-      bzw. dort direkt einen Beratungstermin
          weit einen Studienplatz sichern können.
          Darauf kannst du wirklich stolz sein! Diese
          Hürde ist also überstanden - jetzt heißt’s
          voll ins Studium starten!

          Aber wie eigentlich? Wo muss ich über-
          haupt hin? Und wann?                                                                        1. Oktober 2015, 19:00 Uhr
          Der Start auf der MedUni kann schon mal                                                     Erstsemestrigen Infoveranstaltung
          Herzrasen und Verwirrung auslösen - aber                                                    Hörsaal 2 Anatomisches Institut,
          keine Sorge, ersteres ist medizinisch unbe-                                                 Währingerstraße 13, 1090 Wien
          denklich & für alles Weitere gibt es uns:
          Die Studien- und Maturant_innenberatung                                                     5. Oktober 2015, ab 9:00 Uhr
          - ein Referat der ÖH Med Wien und für         vereinbaren. Wir versuchen immer so bald      Erstsemestrigen Mini Infomesse
          dich die erste Anlaufstelle bei Fragen und    wie möglich zu antworten oder euch an die     Aula des Anatomischen Institutes,
          Problemen rund um das Studium. Egal ob        zuständige Stelle weiterzuleiten.             Währingerstraße 13, 1090 Wien
          es um den Stundenplan geht, du dich bei       Außerdem lauern wir und viele andere
          Prüfungen oder Praktika nicht auskennst,      liebe ÖH-Mitarbeiter_innen in eurer Erst-     8. Oktober 2015, 18:00 Uhr
          oder es Unklarheiten rund um das Leben        semestrigen-Facebook-Gruppe „Abschluss-       Erstsemestrigen Stammtisch
          als frisch gebackene_r Student_in in Wien     jahrgang 2021“ und versuchen dort alle        Uni-Bräu, Altes AKH
          gibt, wir stehen dir mit Rat, Tat und einer   Unklarheiten zu beseitigen. Gerüchteweise
          gemütlichen Couch zur Seite.                  läuft sogar ein Wettrennen zwischen den       29. Oktober 2015, 18:00 Uhr
                                                        schnellsten Fragen-Beantworter_innen!         Erstsemestrigen Stammtisch
          WER SIND WIR EIGENTLICH?                      So! Jetzt weißt du Bescheid!                  Uni-Bräu, Altes AKH
          Unser Team besteht zur Zeit aus vier bunt     Uns bleibt es nach dieser Informations-
          durchgemischten Mitarbeiter_innen. Die        flut nur noch dir einen super Start in das    Alles Liebe,
          zwei jungen Hüpfer, Anna und Florian,         neue Semester & viel Erfolg zu wünschen       deine Studien- und Maturant_innen-
          fangen selber gerade erst im zweiten Stu-     – vielleicht sogar mit uns bei einer der      beratung
          dienjahr an, haben also die Erinnerungen      Ersti-Veranstaltungen!
          an die erste Zeit noch ganz frisch im Kopf.
          Zusätzlich haben wir mit Kathi und Vanes-
          sa aus dem vierten Jahr zwei Mädels an
          Bord, die mitten im Studium stecken und
          so optimal bei der Entwirrung der manch-
          mal etwas komplizierten MUW-Abläufe
          helfen können.

          WO VERSTECKEN WIR UNS?
          Du kannst uns mit deinen Anliegen auf
          mehreren Wegen erreichen. Persönlich und
          sehr motiviert sind wir ab Semesterstart
          am 1. Oktober 2015 wieder jeden Dienstag
          und Mittwoch von 12:30 bis 14:30 Uhr
          im Vorklinikkammerl des Histologischen
          Institutes in der Schwarzspanierstraße 17
          für dich da. Dort lassen sich meistens in
          gmiadlicher Atmosphäre und mit vielen,
                                                                                                          V. l. n. r.: Flo, Vanessa, Kathi, Anna (liegend)
          vielen Informationsbroschüren alle Proble-
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WILLKOMMEN ZURÜCK!

                                                Das neue Vorsitz-Team:
                                               Eren, Johanna und Lukas

                                                                                                                                                5
Lieber Studierende!
Liebe Studierender!

                                                                                                                                               Studium
Wir hoffen du hattest einen schönen
Sommer, eine interessante Famulatur,
lange Partys, erholsamen Urlaub, viel
Spaß und musstest nicht zu viel für die
September-SIP lernen. Auch wir hatten
einen schönen aber anstrengenden Som-
mer. Einiges ist auf unsere Uni gerade
im Umbruch und auch auf der ÖH hat es
wegen der Wahl im Mai einige Änderun-
gen gegeben. Seit 1. Juli sind wir, also
Johanna Zechmeister, Eren Eryilmaz und
Lukas Wedrich, das neue Vorsitzteam der
ÖH Med Wien, im Amt. Wir werden die
kommenden Jahre deine Studierendenver-
tretung an der MUW leiten. Unser Termin-
kalender platzt bereits in den Sommermo-
naten aus allen Nähten. Antrittsgespräche
stehen an, und damit wir in Zukunft               Die Situation der Flüchtlinge in Österreich    dierendenausweise im Scheckkartenfor-
optimale Arbeit leisten können, heißt das:        lässt uns auch nicht kalt und so haben         mat sind auch im Anrollen. Ab Dezember
viele Hände schütteln, viele Visitenkar-          wir eine Sammelaktion gemeinsam mit            werden die alten Papierausweise nach und
ten austauschen, viel Lobbyieren, überall         der ÖH Bundesvertretung organisiert um         nach gegen die neuen in der Studien- und
unsere Gedanken und Ideen platzieren.             den Flüchtlingen in Traiskirchen etwas zu      Prüfungsabteilung ausgetauscht. Per Mail
Dazu gehören die KPJ Aufwandsentschädi-           helfen. Mit eurer Unterstützung haben wir      erfährst du dann, wenn dein alter Ausweis
gung im AKH, Verbesserungen im 72-Wo-             viel mehr gesammelt als erwartet, vielen       ausgedient hat und du ihn ersetzen kannst.
chen-Praktikum, Weiterentwicklung der             Dank nochmal dafür, das war großartig!         Beginnen dürfen die Erstsemestrigen, die
Lehre und eine Verlängerung der Famili-           Wir freuen uns außerdem darüber, den           höheren Jahrgänge folgen dann.
enbeihilfe. Das neue Semester haben wir           Umzug unseres Vorklinikkammerls, das
über den Sommer geplant, neue ÖH-Mit-             ÖH Büro in der Schwarzspanierstraße,           Was erwartet dich sonst in den nächsten
arbeiter_innen gesucht und eingearbeitet,         bekanntgeben zu dürfen. Ab jetzt sind wir      Monaten? Wir haben vieles vor. Das Cur-
damit wir im Herbst gestärkt durchstarten         über den Innenhof der Schwarzspanier-          riculum soll weiter verbessert werden, die
und dich gut vertreten können.                    straße, vom Eingang kommend rechts, in         SIP2 bis SIP5a geteilt, Infoveranstaltungen
                                                  unserem größeren und schöneren Büro            abgehalten, Feste gefeiert, Sammel- und
Auch in unseren Referaten hat sich einiges        erreichen.                                     Spendenaktionen organisiert, Broschüren
getan, es gibt viele neue Gesichter in der                                                       erstellt, Filmabende veranstaltet, Skripten
ÖH, trotzdem gibt noch einige freie Posten        Aber nicht nur bei uns, auch auf der           geschrieben, Impfungen angeboten, Sport-
zu vergeben. Falls du also mit dem Gedan-         MedUni gibt es einige Personalwechsel.         vereine gegründet, Beratungen durchge-
ken spielst selbst aktiv zu werden, schreib       Wie viele vermutlich schon mitbekommen         führt, Projekte gefördert werden, und und
uns einfach unter uv@oehmedwien.com               haben, löst mit 1.Oktober der bisherige        und.
oder komm vorbei. Weitere Infos dazu              Vizerektor für Forschung, Markus Müller,
findest du auch weiter hinten in dieser           unsere Magnifizenz Wolfgang Schütz ab.         Wenn du noch Fragen oder Ideen hast,
Fieberkurve. Wir freuen uns auf dich!             Prof. Müller startet mit einem neuen Team      komm einfach bei uns im Büro im AKH auf
                                                  in die 4-jährige Amtsperiode. Anita Rieder     Ebene 6M vorbei. Beachte aber, dass wir
Der zweite KPJ-Jahrgang hat begonnen,             (Lehre), Oswald Wagner (Klinik), Michaela      auch die Öffnungszeiten geändert haben.
dieses Mal etwas reibungsfreier als letztes       Fritz (Forschung) und Volkan Talazoglu         Ab jetzt gelten folgende Öffnungszeiten:
Jahr und viele dürfen sich bereits über eine      (Finanzen) werden die genannten Vizerek-       Montag: 10:00 bis 16:00
Aufwandsentschädigung freuen. In diesem           torate leiten. Auf Grund des Wechsels von      Dienstag bis Freitag: 10:00 bis 14:30
Zusammenhang möchten wir dich bitten              Prof.in Rieder wird es auch in der Curri-
deine KPJ-Tertiale und auch die Famulatu-         culumdirektion eine Änderung geben, wer
ren in Form von Erfahrungsberichten zu            dieses Organ in Zukunft leiten wird, ist uns   Schönen Start ins neue Semester!
teilen, damit andere wissen, wo es wie zu         zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt.        Johanna, Eren und Lukas
geht.                                             Apropos neu, die nigelnagelneuen Stu-
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DIE AMSA STELLT SICH VOR

 6        WER WIR SIND
Studium

          Die Austrian Medical Students‘ Association
          ist ein ehrenamtlicher, parteipolitisch un-
          abhängiger Verein von und für Medizinstu-
          dierende in Österreich. Derzeit zählen wir
          ca. 250 Mitglieder in 4 medizinischen Unis
          (Graz, Innsbruck, Salzburg, Wien).
          Oder anders: Wir sind junge Menschen,
          die die Welt ein kleines Bisschen besser                       Unsere letzte Generalversammlung
          machen wollen; Studierende, die einen
          Ausgleich zum Studium suchen und sich
          sozial engagieren; Freunde, die sich für ein   vernachlässigte Krankheiten ein, wieder-           gen: Jedes Jahr gibt es eine Restplatzliste,
          gemeinsames Ziel einsetzen.                    um andere engagieren sich als TrainerIn            die noch viele Möglichkeiten bereithält!
          Aber was heißt das eigentlich genau?           für Themen wie Advocacy, Fundraising               Im Gastland bekommst Du eine Unterkunft
                                                         oder Leadership.                                   und eine warme Mahlzeit pro Tag bereit
          WAS WIR TUN                                                                                       gestellt, und natürlich kümmert sich die
                                                         Von und für Medizinstudierende – das               Gastorganisation gut um Dich. Lerne eine
          Mit einer Vielzahl an Projekten sind wir       bedeutet, dass wir uns auch für Dich               fremde Kultur und viele neue Freunde aus
          in mehreren Bereichen tätig - einerseits       engagieren! Vorträge und Workshops über            aller Welt kennen – lass‘ Dir diese Erfah-
          direkt an unseren Unis für unsere Kommi-       Themen von Dermatologie bis Medical Tur-           rung nicht entgehen!
          litonInnen (Medizinische Bildung, For-         kish, und nicht zuletzt unsere Austausch-
          schungs-& Famulaturaustausch), anderer-        programme dienen zur Weiterbildung und             Darüber hinaus organisieren wir auch Aus-
          seits durch die Behandlung medizinisch         Abwechslung vom herkömmlichen Curri-               landsaufenthalte im Bereich Public Health,
          relevanter Themen in der Öffentlichkeit:       culum.                                             so zum Beispiel in Indien oder Indonesien,
                                                                                                            die Du auch im ersten Studienjahr schon
          Der Bereich Public Health wird bei uns         ABENTEUER GEFÄLLIG?                                tatkräftig unterstützen kannst!
          groß geschrieben - so informieren wir in                                                          Lies’ doch nach auf unserer Homepage
          Schulen über gesunde Ernährung, Sexua-         Eines der größten Standbeine der AMSA              www.amsa.at – dort findest du alle Infor-
          lität oder die Gefahren von Tabakkonsum        sind der Famulatur- und Forschungsaus-             mationen, die Du brauchst.
          und wollen zur Reflexion anregen. Ein          tausch. Durch die Zusammenarbeit mit
          weiteres Projekt aus dem Public He-            Studierendenorganisationen aus anderen             KANN ICH MITMACHEN?
          alth-Bereich ist das Teddybärkrankenhaus,      Ländern ermöglichen wir es Dir, Famula-
          bei dem Medizinstudierende Kindern den         turen im Ausland zu absolvieren oder eine          Aber natürlich! Neue Gesichter sind bei
          Krankenhausalltag spielerisch erklären         Zeit lang als Mitglied eines Forschungs-           uns immer gerne gesehen. Wenn auch Du
          und ihnen so die Angst davor nehmen. Das       teams zu arbeiten. Insgesamt schicken wir          Dich neben dem Studium gerne ehrenamt-
          garantiert sowohl den Kleinen als auch den     so jährlich ca. 150 Studierende ins Ausland        lich betätigen würdest, Ideen hast, die Du
          Studierenden immer viel Spaß!                  und nehmen genauso viele hier in Öster-            mit einer Gruppe motivierter Gleichge-
          Andere Mitglieder setzen sich für den Zu-      reich auf. Als Teil unserer internationalen        sinnter umsetzen möchtest oder einfach
          gang zu Medikamenten und Forschung für         Dachorganisation (IFMSA) stehen wir in             mal reinschnuppern willst, schau’ doch
                                                         engem Kontakt zu „AMSAs“ aus aller Welt            bei einem unserer Treffen vorbei! Schreib’
                                                         und tauschen uns regelmäßig auf internati-         einfach eine Mail an lp-wien@amsa.at für
                                                         onalen Events miteinander aus.                     mehr Infos. Und wenn Du Lust aber gerade
                                                                                                            zu viel um die Ohren hast – keine Sorge,
                                                         Schau’ doch mal über den Tellerrand und            Du wirst noch oft genug von uns hören ;)
                                                         probier‘ es aus! Von Argentinien über den
                                                         Oman und Schweden bis Uganda kannst                Wir freuen uns auf dich,
                                                         Du aus einer Vielzahl von Ländern wählen.          Deine AMSA
                                                         Im Oktober findet die erste Bewerbungs-
                                                         runde für den Famulaturaustausch statt,
                                                         im November die für den Forschungsaus-
                                                         tausch. Wenn Du einen Platz in Deinem
                                                         Wunschland nicht bekommst, nicht verza-
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FAMULATUR MAL ANDERS
– EIN MONAT BEIM HAUSARZT
Text: Johannes Oswald

                                                                                                                                                7
Mit Famulieren verbinden wir eindeutig         messer© wird alles besser“). Ich konnte          Ich stellte auch fest, dass HausärztInnen

                                                                                                                                              Schwerpunkt
ein Spital. Aber du kannst auch in einer       ausgiebig i.m.-Injektionen üben, was ich         noch immer erstaunlich viel von ihren Pa-
Hausärztinnen- bzw. Hausarztordination         im Krankenhaus bis jetzt noch nie gemacht        tientInnen geschenkt bekommen. (Kuchen,
famulieren, so ungewohnt der Gedanke für       habe. Weiters durfte ich gleich am 1. Tag        Süßigkeiten, aber auch Stelzen, Sektfla-
dich möglicherweise sein mag.                  auf Hausbesuch mitgehen, bekam dabei             schen, etc. – das sind reale Beispiele! ☺)
                                               einmal sogar ein Trinkgeld (ups, ist das
Im N202-Studium haben wir u. a. 4 Wo-          jetzt illegal?!?) und lernte viel mit der Tur-   Neben einigen Routinetätigkeiten (viel we-
chen Famulatur Primärversorgung enthal-        nusärztin in der Ordination „mit“.               niger als im Krankenhaus!) saß ich haupt-
ten, also entweder in einer hausärztlichen     Bald erkannte ich, wie gewaltig die Macht        sächlich neben „meinem“ Hausarzt und
Ordination, in der Not-/Erstaufnahme oder      der persönlichen Arzt-Patienten-Beziehung        bekam somit fast alle PatientInnen mit, die
in einer Unfallchirurgie. Ich wollte das Ar-   war. Wenn statt des Praxisinhabers eine          in die Praxis kamen. Das Spektrum, das du
beitsfeld der HausärztInnen kennen lernen      Vertretung in der Ordination war, gab es         in einer hausärztlichen Ordination sieht,
und habe mich somit für 4 Wochen in einer      immer einige enttäuschte Gesichter. Auch         ist wirklich enorm. Es erstreckt sich im
Ordination entschieden.                        hielten viele PatientInnen so viel auf die       wahrsten Sinne des Wortes vom Scheitel
                                               Meinung „ihres“ Arztes, dass sie oft sogar       bis zur Sohle der PatientInnen. Von psychi-
Leider kam mein eigener Hausarzt nicht         mit fachärztlichen Befunden kamen, um            schen Problemen bis zu Verletzungen. Vom
in Frage, somit suchte ich mir in der Liste    sie vom Hausarzt noch einmal überprüfen          wenige Monate alten Säugling bis zum
der Lehrpraxen einfach einen geogra-           zu lassen.                                       hundertjährigen Senior. Und das sind alles
phisch passenden Hausarzt, der gleich                                                           keine Übertreibungen!
schräg gegenüber seine Ordination hat.         À propos Befunde. Der Zettelkrieg in der
Es gibt diese Liste auf der MUW-Home-          Ordination ist tatsächlich ausufernd. (Pat.:     Insgesamt glaube ich, lohnt es sich, einmal
page unter N202 -> „Famulaturen“. Damit        „Bei mir wurde bei dieser Untersuchung           eine Zeit in einer hausärztlichen Praxis
kannst du dir einfach eine Ordination bei      irgendwas festgestellt, was genau weiß           zu verbringen. Schließlich solltest du
dir um die Ecke suchen und dort anfragen.      ich auch nicht mehr…“ – Arzt: „Haben Sie         dich nicht nur mit dramatischen Notfällen
ÄrztInnen, die auf dieser Liste aufschei-      den Befund mit?“ Pat.: „Nein, den habe           auskennen, sondern auch mit den üblichen
nen, sind meistens auch motiviert dich für     ich jetzt zuhause…“) Man mag dazu ste-           Wehwechen der Tante Mitzi. Die kommen
ein paar Wochen in ihre Ordination zu neh-     hen wie man will, aber die Elektronische         bekanntlich deutlich häufiger vor.
men. Abklären solltest du nur rechtzeitig      Gesundheitsakte (ELGA) wird hier eine
die Urlaubszeiten der jeweiligen Praxis.       gewaltige Erleichterung sein.
Also bin ich am Montag in der Früh zu          Sehr viel lernte ich auch über den Ablauf
„meiner“ Ordination gekommen und               von Drogensubstitution – ein beliebtes
noch bevor der Arzt überhaupt da war, ist      Zusatzgebiet für viele
schon eine wartende Dame kollabiert. Im        HausärztInnen in Wien.
Allgemeinen muss ich allerdings sagen,         Da erlebt man auch eini-
sind Notfälle beim Hausarzt selten. Jedoch     ges. Von den PatientIn-
lernte ich, dass es die Kernkompetenz der      nen, die ihre Substituti-
Primärversorgung ist, eben diese selte-        onsmittel verlieren (oder
nen Notfälle herauszufiltern. So kamen         weiterverkaufen?) und
z. B. ziemlich häufig PatientInnen mit         am Freitagnachmittag
Bauchschmerzen – aber eben nur einmal          völlig aufgelöst, psycho-
mit einem potentiell dringenden, akuten        tisch in der Ordination
Abdomen.                                       stehen, bis zum Substi-
                                               tutionspatient in Anzug
Bald lernte ich die häufigsten Gründe für      und Kravatte. Allerdings
Hausarztbesuche kennen. Subjektiv wären        muss ich gestehen, dass
das vor allem diverse (Gelenks-)schmer-        ich nach einer gewissen
zen, die zunächst einmal meistens nur          Zeit 90% der „Substis“
symptomatisch behandelt werden. Wenn           schon im Wartezimmer
sie sich nicht bessern, dann kommt die         erkannt habe, auch
weiterführende Diagnostik und abschlie-        wenn ich sie noch nie
ßend, wenn wie so oft keine kausalen           zuvor gesehen hatte.
Therapien möglich sind, reine Schmerz-
und Entzündungshemmung („mit Rheu-
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NEUORIENTIERUNG DER PRIMÄRVERSORGUNG
              ZUKUNFTSMODELL
              „PRIMARY HEALTH CARE“
              Text: Mirlinda Ademi

  8           Die Gesundheitspolitik befindet sich im                  das Zentrum-Konzept auf ihre Kosten           tInnen. Ein bisschen ähnelt das Modell
              Wandel: „Multiprofessionelle und interdis-               kommen, sondern auch Ambulanzen ent-          bestehenden Gruppenpraxen mit freiberuf-
Schwerpunkt

              ziplinäre Primärversorgung in Österreich“                lastet werden. Man verspricht attraktivere    lichen ÄrztInnen.
              – so lautet das neue Konzept, das in Form                Arbeitsbedingungen und eine bessere
              von Primary Health Care (PHC)-Zentren                    Work-Life Balance für Angestellte. Eine       Spitäler sollen entlastet und gleichzeitig
              auch in Österreich realisiert werden soll.               umfassende, multiprofessionelle Primär-       der Beruf der/ des AllgemeinmedizinerIn
              Nachdem die Stadt Wien, die Ärztekammer                  versorgung soll die klassische und „über-     für junge Generationen attraktiv gestal-
              und die Wiener Gebietskrankenkasse sich                  forderte“ Einzelpraxis entlasten und so die   tet werden. Die Teamarbeit erweist sich
              in wesentlichen Punkten einigen konnten,                 Bedürfnisse der behandelten Menschen          vor allem für beteiligte MedizinerInnen
              startete das erste Pilotprojekt im April                 in den Mittelpunkt rücken. Österreich         von Vorteil. Arbeitszeiten lassen sich
              dieses Jahres mit zwei PHC - Zentren im 6.               orientiert sich hierbei an bestehenden Vor-   wesentlich flexibler und damit familien-
              und 22. Wiener Bezirk.                                   zeigemodellen in anderen EU-Ländern und       freundlicher regeln. Von Vorteil erweisen
                                                                       krempelt die klassische Primärversorgung      sich größere Ressourcen der bestehenden
              NEUEN TREND SETZEN                                       quasi um.                                     Primary Health Care-Zentren und die
                                                                                                                     Möglichkeiten zur fachlichen Vernetzung.
              Als erste medizinische Anlaufstelle für                  Das Modell sieht vor, dass PatientInnen zu-   Kürzere Wartezeiten, längere Öffnungs-
              Menschen mit gesundheitlichen Anliegen                   künftig in Gesundheitszentren durch eine      zeiten und eine Entlastung der überfor-
              spielt die Primärversorgung eine wichtige                Gemeinschaft zusammengesetzt aus unter-       derten Ambulanzen sollen eine optimale
              Rolle in der Gesundheitspolitik. Zentrales               schiedlichen Gesundheitsberufen betreut       Betreuung von Patientinnen und Patienten
              Anliegen der 2014 beschlossenen Reform                   werden sollen: Das Kernteam besteht aus       sichern. Die beiden Wiener Zentren wer-
              ist die Stärkung des bestehenden Systems                 drei AllgemeinmedizinerInnen, diplomier-      den beispielsweise zumindest 50 Stunden
              durch Schaffung von sogenannten Primary                  tem Pflegepersonal und einer Ordination-      pro Woche offengehalten - und das ohne
              Health Care Zentren. Die drei Buchstaben                 sassistenz. Zusätzliche Verstärkung erhält    jegliche Urlaubssperre. Manche einfa-
              PHC klingen vielversprechend. Nicht nur                  es durch ebenfalls am Zentrum angestellte     chen medizinischen Tätigkeiten sollen zur
              Patientinnen und Patienten sollen durch                  SozialarbeiterInnen und Psychotherapeu-       Entlastung der ÄrztInnen zukünftig mit
                                                                                                                     anderen Gesundheitsberufen geteilt und
                                                                                                                     teilweise auch abgegeben werden, was vor
                                                                                                                     allem angesichts des drohenden ÄrztInnen-
                                                                                                                     mangels vielversprechend klingt.

                                                                                                                     FOKUS AUF GESUNDHEITSFÖRDERUNG
                                                                                                                     UND PRÄVENTION

                                                                                                                     Das Hauptaugenmerk der Reform liegt vor
                                                                                                                     allem darauf Versorgungsstrukturen im
                                                                                                                     niedergelassenen Bereich zukünftig besser
                                                                                                                     an die Bedürfnisse anzupassen und das be-
                                                                                                                     stehende Angebot zusätzlich zu erweitern.
                                                                                                                     So sollen die Zentren beispielsweise Still-,
                                                                                                                     Ernährungs- oder RaucherInnenberatung
                                                                                                                     anbieten und gezielte Frühintervention vor
                                                                                                                     allem bei Kindern fördern.
                                                                                                                     Zentrale Ziele sind die Stärkung der
                                                                                                                     Gesundheitsförderung, Krankheitspräven-
                                                                                                                     tion und eine verbesserte und effizientere
                                                                                                                     Krankenbehandlung von in Österreich
                                                                                                                     lebenden Menschen. Besonderen Erfolg
                                                                                                                     verspricht man sich vor allem bei der
                                                                                                                     Betreuung von chronisch Kranken, wo
                                                                                                                     man langfristige Betreuungsbeziehungen
              Das erste Primary Health Care Center in Wien-Mariahilf                                                 anstrebt. Außerdem sollen medizinisch
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geschulte AnsprechpartnerInnen künftig         den älteren Menschen direkt in kleineren   geplanten Primärversorgungszentren,                 9
rund um die Uhr erreichbar sein und medi-      Ortschaften eher schwierig gestalte.       „PHC Medizin Mariahilf“, das für die dicht

                                                                                                                                            Schwerpunkt
zinischen Rat und Hilfe weitergeben.                                                      verbaute Innenstadt im 6.Bezirk zuständig
                                               PHC-ZENTREN IM 6. UND 22. BEZIRK           ist. Ein aus einer vorhergehenden Grup-
GESUNDHEITSSYSTEM ZU TEUER                                                                penpraxis bereits erfahrenes Team bietet
                                               Der Schwerpunkt der Versorgung durch       hier umfangreiche Betreuung für mindes-
Kritisiert werden am bestehenden System        die beiden beschlossenen Primärversor-     tens 50 Stunden pro Woche. Öffnungszei-
vor allem die freie ÄrztInnenwahl und der      gungszentren „PHC Medizin Mariahilf“       ten umfassen mindestens 10 Stunden am
unkontrollierte Zugang zu allen Versor-        und „PHC SMZ-Ost“ liegt vor allem im       Tag an fünf Tagen in der Woche. Für beide
gungsebenen. Die Reform soll helfen die        Bereich der Behandlung geriatrischer,      Pilotprojekte wurde ein Beobachtungs-
Primärversorgung in Österreich gezielter       multimorbider und chronisch kranker        zeitraum von rund fünf Jahren bestimmt.
zu regulieren, aber auch Kosten zu dämp-       Menschen. Das PHC-SMZ-Ost in der Nähe      Dann wird sich zeigen, ob sich „Primary
fen. Denn der guten Qualität des österrei-     des gleichnamigen Spitals beispielsweise   Health Care“ als vielversprechendes Zu-
chischen Gesundheitssystems stehen im          übernimmt die Versorgung von Diabe-        kunftsmodell in Form von Gruppenpraxen
internationalen Vergleich hohe und über        tes-PatientInnen aus Spitalsambulanzen.    mit erweiterten Angeboten und Pflichten
dem EU-Schnitt liegende Kosten gegen-          Durch die unmittelbare Nähe zum Kran-      beweisen kann.
über, so Statistiken der OECD (Organisa-       kenhaus wird eine enge Zusammenarbeit
tion für wirtschaftliche Zusammenarbeit        mit den Ambulanzen und Spitalsärztinnen
und Entwicklung).                              und Spitalsärzten möglich. Mitte April
                                               eröffnete in Wien das erste der beiden
KONKURRENZ ZUR VERTRAUTEN ORDINA-
TION?
Stark kritisiert und angeprangert wird                                                                    „Das Team rund um den Hausarzt“
der Beschluss zur Umstrukturierung der
Primärversorgung vor allem vom Öster-
reichischen Hausärzteverband, der in der
Errichtung der beiden Wiener PHC-Zent-
ren vor allem eine Bedrohung von Einzel-
praxen und den Untergang des Hausarztes
und der Hausärztin sieht. Man fühle sich
wegen Ungleichheiten in der Honorierung
aufgrund von staatlichen Subventionen
für PHC-Zentren finanziell benachteiligt.
Medizinische Leistungen an Primärver-
sorgungszentren werden an sich wie bei
niedergelassenen Ärzten und Ärztinnen
auch über den ärztlichen Honorarkatalog
abgerechnet. Die zusätzlichen Fördermit-
tel sind durch bestehende Gesundheits-
förderungs- und Präventionsprogramme
begründet und dafür vorgesehen.

Man befürchtet die Zentren würden zum
Verschwinden der wohnortnahen und indi-
viduellen PatientInnenversorgung führen,
so der Präsident des Verbandes, Christian
Euler. Die Errichtung eines Zentrums bedeu-
te auch erschwerten Zugang für immobile
oder teilweise eingeschränkte Menschen,
weshalb ein derartiges Zentrums-Konzept
die ärztliche Versorgung von alleine stehen-
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FRAGEN AN
              SEBASTIAN
              HUTER
              Interview: Johannes Oswald

10            Sebastian Huter ist Obfrau Stellvertreter
              der Jungen Allgemeinmedizin Österreich
Schwerpunkt

              (JAMÖ), Absolvent der MUW und derzeit
              Arzt in Ausbildung für Allgemeinmedizin in
              Salzburg.

              Warum hast Du dich für Allgemeinmedizin
              entschieden?

              Ich persönlich war lange Zeit auf der
              Notfallmedizin-Schiene, habe dann aber
              im Rahmen eines Praktikums die Allge-
              meinmedizin kennen gelernt. Ich fand es
              eine befriedigende, langfristige Art der
              Medizin, weil du deine PatientInnen über      ganz ausgefeilt, weil vor allem die Orga-      te“ Leistungen verrechnet – Gespräche
              lange Zeit betreust. Außerdem finde ich es    nisation und Finanzierung der Lehrpraxis       und Koordinationstätigkeiten sind eigent-
              lustiger, wenn man verschiedene Sachen        noch nicht geklärt ist.                        lich nicht verrechenbar.
              den Tag über macht, als sich auf nur eine
              Sache zu spezialisieren.
                                                            Ist die derzeitige Situation für HausärztIn-   Wer wird die Landbevölkerung in 20 Jahren
                                                            nen in Österreich wirklich so schlecht wie     medizinisch versorgen?
              Wäre ein Facharzt nicht viel prestigeträch-   oft beklagt wird?
              tiger? ;-)                                                                                   In 20 Jahren wird es wahrscheinlich Ge-
                                                            Schwierig zu Verallgemeinern. Es hängt         meindeschwestern, angelehnt an ande-
              Ja. Und wenn es einen Facharzt für Allge-     sehr stark davon ab, wo man sich nieder-       re Länder, geben, aber auch weiterhin
              meinmedizin gäbe, würde ich ihn sofort        lässt. Am Land mit Hausapotheke ist man        Hausärzte. Die werden das gemeinsam
              machen!                                       flexibler. Mit einer neuen Praxis (ohne        machen. Optimal wäre natürlich das „Netz-
                                                            Hausapotheke; Anm.) ist das schwieriger.       werk rund um den Hausarzt“.
                                                            Als Kassenarzt braucht man sicher viel
              Ist die jetzige, neue Ausbildung eine Ver-    Organisationstalent um seinen Job befrie-
              besserung?                                    digend ausführen zu können.
                                                                                                           Zum Stichwort: Ist das Primary Health Care
              Eine Verbesserung ja, aber sie ist deswe-     Was müsste sich am dringendsten im             Center aus Eurer Sicht eine wünschenswer-
              gen noch immer nicht richtig gut. Eine        HausärztInnenwesen ändern?                     te oder eine gefürchtete Zukunft?
              österreichische Lösung. Man hat die
              Lehrpraxis gemacht, aber nur für 6 Mo-        Am dringendsten ändern müsste sich die         Aus unserer Sicht spricht nichts dagegen.
              nate, und man hat die Ausbildungsdauer        Rolle der Hausarztmedizin im Gesund-           Man muss sich nur genauer überlegen,
              verlängert, aber man bekommt trotzdem         heitssystem. Man bräuchte wirklich die         was man will. Es gibt ja ein Konzept, aber
              keinen Facharzttitel. Es gibt zwar auch       Rolle der Hausärzte als Erstanlaufstellen      noch kein Gesetz zur Primärversorgung.
              neue Skills – z. B. Abdomen-Sono – aber       und die Ausbildung müsste sich anpassen.       Momentan hat noch jeder seine eigene
              mit wahnsinnig geringer Fallzahl – z. B.      Weiter im Detail geht es auch z. B. um         Vorstellung davon. Manche glauben, es
              sind das 20 Abdomen-Sono in der gesam-        Entlohnungsschemata. Derzeit gilt „fee for     wäre eine sehr anonyme Einrichtung, aber
              ten Ausbildung. Und es ist jetzt noch nicht   service“, also werden hauptsächlich „har-      es können ja genauso einfach 5 Hausärzte
gemeinsam sein. Und weiterhin eine Kon-          Unter den StudentInnen gibt es subjektiv       kerung in der Primärversorgung versorgt         11
tinuität in der Versorgung gegeben sein,         nur sehr wenig Interesse am Beruf der Hau-     wird – die Forschung hingegen quasi nur

                                                                                                                                                Schwerpunkt
indem jede/r PatientIn wie bisher ihren/         särztin bzw. des Hausarztes. Wie könnte        im Universitätsspital stattfindet.
seinen Arzt aufsucht. Wir glauben die            man das ändern?
PHC-Zentren haben viel positives Potential
und wir müssen uns dafür einsetzen, dass         Viel mehr Allgemeinmedizin im Curricu-         Warum soll ich mich nach meinem Studium
es richtig genutzt wird.                         lum. Ein Pflichtpraktikum in der Allge-        für Allgemeinmedizin entscheiden?
                                                 meinmedizin ist ganz essentiell von Anfang
                                                 an. Primärversorgung und Allgemeinmedi-        Du musst wissen, warum du Medizin als
Ist das bisherige, traditionelle Einzelkämp-     zin ist eine ganz andere Art der Herange-      Studium gewählt hast. Wenn du Spaß
ferInnentum nicht für JungärztInnen ab-          hensweise – wer das nicht kennt, lernt es      hast an der Arbeit mit Menschen, an der
schreckend?                                      nie zu schätzen. Es gibt ja auch internatio-   Vielseitigkeit und an der Herausforderung,
Ich weiß nicht ob’s abschreckend ist, aber       nal zu wenig Nachwuchs in der Allgemein-       dann ist Allgemeinmedizin deine Wahl. Es
es ist sicher nicht für jede/n. Die Proble-      medizin. Da gehen alle Ansätze zu mehr         ist extrem abwechslungsreich und es wird
matik ist sich so eine langfristige Verpflich-   Allgemeinmedizin im Curriculum – dann          dir nie fad werden – was ich mir in den
tung umzuhängen. Falls du z. B. in Karenz        löst sich das von selber, wenn auch nach-      anderen Fächern auf die Dauer schon vor-
gehen willst, ist es einfacher, wenn du an-      her die Rahmenbedingungen stimmen.             stellen könnte. Und wenn du dich für die
gestellt bist. Daher hätte es Vorteile, wenn                                                    Allgemeinmedizin interessierst, freuen wir
jemand gerade am Anfang der Karriere                                                            uns natürlich, wenn du auch JAMÖ-Mit-
einige Jahre angestellt wäre. Aber es gibt       Hat schon jemand einen Mystery-Shopper         glied wirst!
sicher Regionen und Bereiche, wo man es          getroffen? ;-)
weitermachen muss, kann und vielleicht
auch soll.                                       Ich habe noch keinen getroffen, aber ich
                                                 weiß nicht ob man die erkennt …
                                                                                                 Was ist die JAMÖ?
So ein großes Fachgebiet – fühlst du dich
nicht manchmal überfordert?                      Möchtest du sonst noch etwas loswerden?         Die JAMÖ ist vielseitig. Wir sind eigentlich
                                                 Keiner verknüpft Allgemeinmedizin mit           eine Interessensvertretung für Junge All-
Es ist immer herausfordernd – aber das ist       Forschung - dabei wäre hier ein riesiges        gemeinmedizinerInnen – ein unabhängiger
ja auch das Spannende daran. Jede/r sieht        Feld für die Forschung. Und auch ein ext-       Verein bestehend aus StudentInnen und
ja, viele Hausärzte können das gut, aber         rem spannendes und sehr relevantes Feld,        ÄrztInnen in Ausbildung bis 5 Jahre nach
das ist oft nicht direkt nach dem Turnus.        weil ja eigentlich ein Großteil der Bevöl-      ihrem Turnus. Wir beschäftigen uns auch
Man darf halt nicht glauben, dass man als                                                        politisch mit allen Themen rund um die All-
Hausarzt ein Facharzt für alles ist. Es ist                                                      gemeinmedizin. Die Mitgliedschaft ist gratis
ein eigenes Fach – es geht mehr darum                                                            - neue Mitglieder sind immer willkommen!
Gefährliches von Ungefährlichem zu unter-                                                        Im November gibt es übrigens von uns ein
scheiden, als für jede einzelne Erkrankung                                                       Fortbildungswochenende, „Junge Allgemein-
eine Therapie zu finden.                                                                         medizin 15“, in Salzburg.

Stimmt das Klischee vom schrulligen, alten
Hausarzt, der nur Überweisungen und Anti-
biotika verteilt?

Die mag es geben, aber sie sind nicht die
Regel. Ich glaube es gibt viele, extrem
gute HausärztInnen, die nicht alles weiter
überweisen, sonst wären ja z. B. die Ambu-
lanzen noch überfüllter. Ich sehe nur einen
minimalen Bruchteil der hausärztlichen
PatientInnen in der Spitalsambulanz.
DISEASE-MANAGEMENT
              ZUR BEHANDLUNG
              CHRONISCHER ERKRANKUNGEN
              Text: Johannes Oswald

12            Unser Gesundheitssystem ist wirklich        Programm „Therapie aktiv“ des Haupt-         Dadurch ist auch der Anteil der im
              gut, wenn es um die Behandlung von aku-     verbandes der Sozialversicherungsträger      Programm enthaltenen DiabetikerInnen
Schwerpunkt

              ten Krankheiten geht. Nicht gut aufge-      für PatientInnen mit Diabetes mellitus       nicht sehr groß.
              stellt sind wir hingegen bei der Behand-    Typ II. Wer daran teilnimmt, muss sich
              lung chronischer Erkrankungen, welche       an einen genauen, evidenzbasierten           Insgesamt stellen Disease Management
              aber in der heutigen Zeit eine mindestens   Behandlungspfad halten. Weiters müssen       Programme aber sicherlich eine gute
              genauso große Rolle spielen.                klare Therapieziele in einer Vereinbarung    Qualitätssicherung des Behandlungsab-
                                                          zwischen PatientIn und ÄrztIn schrift-       laufs und auch eine Stärkung der/des
              Oft passiert die PatientInnen-Versorgung    lich festgehalten werden. Anschließend       mündigen PatientIn dar. Es wird eine
              sehr unstrukturiert und vieles hängt vom    erfolgt die Behandlung der/des PatientIn     konstante Betreuung auf neuestem Stand
              Zufall ab. So variieren nicht selten die    nach dem vorgegebenen Schema im Rah-         der Wissenschaft gesichert und im Rah-
              Untersuchungen und Behandlungen für         men von verpflichtenden, regelmäßigen        men eines solchen Programms ist es auch
              dieselbe Erkrankung stark, je nach dem      ÄrztInnenbesuchen.                           kaum möglich, dass Routineuntersuchun-
              zu welcher/m ÄrztIn man kommt. Auch                                                      gen (z. B. regelmäßige Augenkontrollen
              fehlt oft die Kontinuität der Behandlung.                                                für DiabetikerInnen) vergessen werden.
              Verschiedene (vor allem niedergelassene)    KRITIK                                       Zusätzlich sichert so ein Programm den
              ÄrztInnen behandeln ohne sich abzuspre-                                                  effizienten Einsatz von Ressourcen. Das
              chen und PatientInnen gehen auf „Doctor     Gerade das Programm „Therapie aktiv“         bedeutet nicht nur langfristig, dass Geld
              Shopping“. Das gefährdet einerseits das     steht regelmäßig im Kreuzfeuer der           gespart wird, sondern auch, dass das
              Outcome der Behandlung, verursacht          Kritik. So hat die niederösterreichische     eingesetzte Geld wirklich im Sinne der/
              aber auch sinnlose Mehrkosten, z. B.        Ärztekammer das gesamte Programm             des PatientIn eingesetzt wird und nicht
              wenn jede/r ÄrztIn dieselben Tests noch     2012 medienwirksam aufgekündigt. Es          z. B. für sinnlose Überdiagnostik oder
              einmal durchführt.                          geht dabei in erster Linie um den hohen,     unnötig teure Medikamente verwendet
                                                          bürokratischen Aufwand der teilneh-          wird. Natürlich kann ein/e engagierte/r
                                                          men-den ÄrztInnen. Dieser wird nicht         ÄrztIn prinzipiell auch ohne ein solches
              Deshalb wurden international so genann-     zuletzt durch die, in diesen Programmen      Programm eine gleichwertige Behand-
              te Disease-Management-Programme             immer verpflichtend enthaltenen, Evalu-      lung durchführen. Aber gerade als Pati-
              erfunden. Dabei geht es zunächst um die     ierung verursacht. Aber tatsächlich ließ     entIn mit einer lebenslangen Erkrankung
              Festlegung von standardisierten Behand-     sich in den Evaluierungen zu „Therapie       möchte man es wohl nicht dem Glück
              lungsabläufen als Prozesse auf Basis        aktiv“ bisher kein gesicherter Benefit für   überlassen, wie gut die eigene Behand-
              der aktuell verfügbaren medizinischen       PatientInnen belegen. Freilich muss dazu     lung funktioniert.
              Evidenz. An diese Vorgaben müssen sich      allerdings gesagt werden, dass „Therapie
              dann alle teilnehmenden ÄrztInnen und       aktiv“ nur sehr lückenhaft umgesetzt ist.
              Institutionen halten um einen guten Ver-    Ein paar Bundesländer nehmen über-
              sorgungsstandard garantieren zu können.     haupt nicht teil und die Teilnahme der
              Dazu gehört auch immer ein Empower-         einzelnen ÄrztInnen ist ebenfalls freiwil-
              ment der PatientInnen. Das bedeutet eine    lig. (Allerdings gibt es eine Abgeltung.)
              umfassende Aufklärung und Beratung der
              PatientInnen, damit diese ihre chroni-
              sche Erkrankung bis zu einem gewissen
              Grad selbst managen können und ihren
              Lebensstil entsprechend anpassen.

              ÖSTERREICH

              Solche Programme werden immer zu
              einer bestimmten Krankheit aufgelegt.
              In Österreich sind wir in diesem Bereich
              nicht sehr gut aufgestellt - es gibt nur
              ein einziges, groß angelegtes Disea-
              se-Management-Programm. Das ist das
PROJEKT „GENOM AUSTRIA“:
VERRATE UNS MEHR ÜBER
DEIN ERBGUT
Text: Mirlinda Ademi

Das 2005 in Harvard initiierte Personal       am Genom Austria Projekt mit folgenden        13
Genome Project wird heuer 10 Jahre alt.       möglichen Konsequenzen verbunden:

                                                                                            Gesellschaft
Passend zum Jubiläum und im Herbst vom        » Genomdaten werden öffentlich und
Genom-Pionier George Church höchst-             durch jedermann zugänglich
persönlich in Wien gehaltenen Festvorle-      » Es gibt keine Garantie auf Anonymität
sung hier ein kleiner Einblick in ein recht   » Man erhält Rückmeldung und Interpre-
aktuelles und umstrittenes Thema. Denn          tation der Ergebnisse
bis Ende 2015 hält man in Österreich im       » Es ist nichtkommerziell und gemeinnüt-
Rahmen des Projekts „Genom Austria“             zig
nach insgesamt 20 Freiwilligen Ausschau,
die sich bereit erklären ihre genetische      Obwohl eine Diskriminierung aufgrund
Privatsphäre über Bord zu werfen: das         genetischer Befunde nach EU-Grund-
Erbgut wird sequenziert und die Infor-        rechtcharta verboten ist, ist eine spätere
mation daraufhin öffentlich zugänglich        Benachteiligung nicht ausschließbar.
gemacht.
                                              Erstmals initiiert wurde das Personal Ge-
Unser Genom, das aus rund 3 Milliarden        nome Project von Professor George Church
Basenpaaren besteht, kann so einiges          an der Harvard Medical School im Jahr
an persönlicher Information preisgeben,       2005. Immer wieder wurde die Wichtigkeit
sogar mehr als uns eigentlich lieb und        frei verfügbarer Genomdaten betont. Nach
vielleicht auch bewusst ist. Ziel des 2014    zwei erfolgreichen Pilotstudien wurde das
gestarteten „Genom Austria“ Projekts          Projekt nach Einwilligung der Ethik-Kom-
ist jedoch einen öffentlichen Dialog zu       mission in Cambridge, Boston auf 100.000
fördern. Man möchte über die vielfältigen     zusätzlicheTeilnehme rinnen und Teilneh-
gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und    mer erweitert. Hiermit sollte ein Beitrag
kulturellen Aspekte der Genomsequenzie-       zur Wissenschaft geleistet und gleichzeitig
rung reden.                                   das gesellschaftliche Bewusstsein für die
                                              Genomforschung gestärkt werden. Ähnli-
Gestartet wurde die Initiative durch das      che Projekte wurden später in Kanada und
CeMM Forschungszentrum für Moleku-            Großbritannien gestartet. Österreich zählt
lare Medizin der Österreichischen Aka-        zu einem der vier teilnehmenden Länder
demie der Wissenschaft gemeinsam mit          weltweit.
der Medizinischen Universität Wien. Bis
Ende 2015 soll das Genom von insgesamt        Für Teilnehmerinnen und Teilnehmer
20 freiwilligen in Österreich lebenden        stellt das Genom Projekt eine Möglichkeit
Menschen sequenziert uund daraufhin im        dar mehr über ihr biologisches Selbst in
Netz veröffentlicht und damit für alle frei   Erfahrung zu bringen. Die Daten werden
zugänglich gemacht werden. Im Anschluss       im Anschluss an die Sequenzierung analy-
an die Analyse ist für TeilnehmerInnen ein    siert und später veröffentlicht. So werden
Vergleich mit der Allgemeinbevölkerung        etwa Gesundheitsrisiken oder unerwartete
möglich.                                      Ergebnisse zur Herkunft und Abstammung
                                              bekannt.
Durch die Mitgliedschaft am internati-
onalen Netzwerk der Personal Genome
Projekte ist die gemeinnützige Teilnahme
EIN NEUER WEG ZUR MEDIZIN
               Text: Johannes Oswald

14             Ein zweites Medizinstudium in Wien – die      durchführen, wodurch auch sämtliche            nur um einige Wochen und nicht so dras-
               Sigmund Freud Privat Universität bietet ab    andere Personalien bis Mitte September         tisch wie etwa z. B. in Salzburg (Paracel-
Gesellschaft

               heuer ein Human- und ein Zahnmedizinstu-      noch in der Luft hangen und nicht veröf-       sus Medizinische Privatuniversität), wo ein
               dium an.                                      fentlicht wurden.                              Medizinstudium sehr straff in nur 5 Jahre
                                                                                                            hineingepackt wird.
                                                             Die SFU hat ein komplett eigenes Curri-
               Die Sigmund Freud Privat Universität          culum gebastelt. Natürlich orientiert es       Das Aufnahmeverfahren an der SFU
               (SFU) ist bisher vor allem für ihren Studi-   sich an den bestehenden Medizincurricula.      (650€ Prüfungsgebühr) erfordert zuerst
               engang für Psychotherapie bekannt. Jetzt      Das Equivalent zu unseren Blöcken heißt        ein Motivationsschreiben mit Lebens-
               wird das Spektrum kräftig erweitert und       dort Module (wie in Graz), sie haben, vor      lauf und anschließend ein „Multiple Mini
               beschert der MUW erstmals hier in Wien        allem am Anfang, wie bei uns viel verspre-     Interview“. Das ist in diesem Fall ein
               eine Art Konkurrenz: Seit 21. September       chende und nichts sagende Namen, es gibt       Auswahlverfahren mit acht Stationen, an
               2015 studieren 176 Erstsemestrige an der      auch Module über das ganze Semester            denen verschiedene soziale, manuelle oder
               SFU das – organisatorisch gemeinsame -        und sogar Skills-Lines. Zu den Modulen         kognitive Fertigkeiten abgeprüft werden.
               Bachelorstudium, welches sich nach drei       gibt es jeweils einzelne Modulprüfungen,       Wissen wird nicht geprüft. Das heuer erst-
               Jahren in die drei Masterstudiengänge Hu-     keine SIP oder ähnliches. Im Studium ist       mals durchgeführte Verfahren erfüllt laut
               manmedizin, Zahnmedizin und Pharmazie         die Anwesenheitszeit nicht sehr hoch – ca.     den publizierten Zahlen lustigerweise die
               aufteilen wird. (Diplomstudiengänge, wie      17h/Woche. Dafür muss allerdings jede/r        – in diesem Fall nicht existente – Quoten-
               unsere, dürfen in Österreich nicht mehr       (so ist es zumindest derzeit geplant) zu       regelung und die Gender-Gerechtigkeit.
               neu eingerichtet werden.)                     den, das Studium dominierenden, Lehr-          Übrigens ist die Aufnahmequote unter
                                                             veranstaltungen in Kleingruppen immer          allen BewerberInnen für die medizinische
               Öffentlich bekannt und bestaunt wird die      vorbereitet erscheinen. Zur Vorbereitung       Fakultät der SFU um die 50%.
               SFU wohl vor allem für ihre Studienge-        gibt es Literaturlisten – das wäre für viele
               bühren: 11 000 € pro Semester kostet das      von uns wohl auch eine Herausforderung
               insgesamt ebenfalls sechsjährige Medizin-     ;-). Im ersten Jahr des Studiums betont
               studium dort – das sind also 132 000 € für    die SFU den frühen PatientInnen-Kontakt.
               eine/n StudentIn in Mindestzeit!              Dazu sind alle Studierenden angehalten
               Der Studiengang wurde staatlich akkre-        im Rahmen des Studiums die Ausbildung
               ditiert, wofür u. a. hunderte, zukünftige     zur_zum RettungssanitäterIn (bei den
               Lehrende einen Vertrag mit der SFU            Johannitern) zu absolvieren. Wer die
               unterzeichneten. Die ordentlichen Lehr-       bereits hat, kann die Notfallsa-
               stühle übernehmen hauptsächlich diverse       nitäterInnen-Ausbildung ma-
               Primariae/i der SFU-Lehrkrankenhäuser.        chen. (An alle Sanis: Nicht
               Man darf allerdings annehmen, dass der        neidisch werden!) Die
               „Mittelbau“ zu einem großen Teil aus Leh-     Ferien an der SFU
               renden von der MUW besteht, woher sol-        sind zwar etwas
               len die auch sonst kommen? Aufgrund der       eingeschränkt
               Akkreditierungsvorschriften muss die SFU      – aller-
               Berufungsverfahren für ihre Lehrstühle        dings
Was besonders uns MUW-StudentInnen            MEDIZINSTUDIENGÄNGE IN ÖSTERREICH             Gesundheitswissenschaften ein Humanme-        15
an der SFU sofort auffällt ist das komplett                                                 dizinstudium beginnen. Daran ist neben

                                                                                                                                          Gesellschaft
andere Verhältnis zwischen Studierenden       In den letzten Jahren ist das Angebot an      der niederösterreichischen Landesregie-
und Universität. Die StudentInnen an der      Medizinstudiengängen in Österreich deut-      rung auch die MUW beteiligt, deshalb ist
SFU (bzw. deren Eltern) sind zahlende         lich gewachsen. Ursachen dafür sind wohl      wohl der ehemalige Vizerektor für Lehre
KundInnen und werden tatsächlich auch         einerseits das hohe Interesse – sowohl        dort jetzt Rektor. Die Studiengebühren
dementsprechend behandelt. Das heißt die      der StudienanwärterInnen an Medizin, als      betragen 7000€ pro Semester. Lustiges
Universitätsverwaltung wird tatsächlich       auch der Politik an mehr ÄrztInnen – und      Detail: Dank dieser Einrichtung gibt es
vom Servicegedanken geprägt und hat           andererseits die Möglichkeit zum Grün-        jetzt seit ca. zwei Jahren die UNIVERSI-
nicht, wie teilweise an den öffentlichen      den von privaten Universitäten seit dem       TÄTSKLINIKEN Krems, St. Pölten und
Unis, eher den Charakter einer Behörde.       Akkreditierungsgesetz 1999. Deshalb gibt      Tulln (ja, diese LKHs heißen jetzt wirklich
Wenn du dich fragst, wie es wohl wirklich     es jetzt zusätzlich zu den traditionellen     so!). Ebenfalls in Krems steht die Danube
ist, an so einer Uni zu studieren, dann       und tatsächlich jahrhundertealten medi-       Private University, die schon seit 2009 ein
kannst du dir bei einem Spaziergang über      zinischen Fakultäten – seit starken zehn      Zahnmedizinstudium um rekordverdächti-
den neuen WU-Campus (der wirklich             Jahren med. Universitäten - in Wien, Graz     ge 13 000 € pro Semestern anbietet bei 12
sehenswert ist) auch das neue Gebäude         und Innsbruck zunächst einmal die medi-       Semester Regelstudiendauer.
der SFU gleich daneben ansehen. Gleich        zinische Fakultät Linz. Diese ist ein Teil
anschließend hat die Akademikerhilfe,         der öffentlichen Johannes-Kepler-Univer-      Vielleicht lernen wir jetzt die fast gebüh-
Österreichs größter Betreiber von Studen-     sität Linz und dort haben 60 Studierende      renfreie MUW richtig zu schätzen …
tenheimen, ein Heim in passender Preis-       bereits letztes Jahr ihr Medizinstudium
kategorie errichtet. An der medizinischen     – zu Beginn in Graz – aufgenommen. Im
Fakultät herrscht dort derzeit Pionier-       privaten Sektor gibt es schon seit 2003 die
stimmung. In diesem Jahr sind auch die        Paracelsus Medizinische Privatuniversität
Verantwortlichen an der Uni quasi in ihrem    in Salzburg - derzeit um 13 900 € pro Stu-
ersten Semester nachdem sie ein neues         dienjahr. Hier wird u. a. Humanmedizin in
Medizinstudium aus dem Boden gestampft        nur 5 Jahren angeboten. Seit 2013 können
haben. So manches ist noch provisorisch,      jährlich auch 50 Studierende in Krems an
einiges wird sich in den nächsten Jahren      der Karl Landsteiner Privatuniversität für
noch einspielen müssen – und die Master-
studiengänge starten logischerweise ohne-
hin erst in drei Jahren, wenn es die ersten
AbsolventInnen aus dem Bachelor gibt.

                 Öffentliche Universität

                 Privatuniversität
IMPFEN ALS PFLICHT?
               Text: Kamil Pabis

               Impfungen retten 2,5 Millionen Menschen-
               leben pro Jahr. Die meisten Impfungen
16             verhindern Krankheiten, die von Mensch
               zu Mensch übertragen werden, wie Ma-
Gesellschaft

               sern oder das humane Papillomavirus. Die
               Übertragbarkeit ist zugleich ein ethisches
               Dilemma.

               Ein Krebspatient, der evidenzbasierte
               Therapie ablehnt, gefährdet sich selbst,
               wohingegen mangelnder Impfschutz auch
               Dritte gefährdet.

               Leider ist Österreich ein Anwärter auf den
               unrühmlichen ersten Platz in der Kate-
               gorie „niedrigste Impfmoral Europas“.
               Die Masernfälle haben sich in den letzten
               fünf Jahren mehr als verdoppelt. Etwa 1
               von 1000 erkrankten Kindern stirbt an
               Masern. Was können wir gegen Impfmü-
               digkeit unternehmen? Staaten mit hoher
               Durchimpfungsrate zeigen, dass verschie-
               dene Methoden funktionieren können. In
               Deutschland und Skandinavien setzt man
               auf Freiwilligkeit, während Australien, Slo-
               wenien und die USA eine Art Impfpflicht        Auch in anderen Teilgebieten der Medizin      Australien wird zusätzlich zur Impfpflicht
               haben.                                         werden solche Ansätze mit Erfolg umge-        ab 2016 die Sozialleistungen bzw. Steuer-
                                                              setzt. Österreich verdankt z.B. seine hohe    vorteile von Familien mit ungeimpften Kin-
               WAS BEDEUTET PFLICHT?                          Organspendenrate – fast 40% höher als in      dern kürzen. Die Effektivität von solchen
               Das Wort Pflicht beschwört Schreckensbil-      Deutschland – einem Opt-out System.           Strafzahlungen ist jedoch nicht ausrei-
               der herauf und bietet sich für Populismus                                                    chend untersucht. Die positive Wirkung
               an. Doch man denke nur an die Gurtpflicht      IST EINE VERPFLICHTUNG LOGISCH ODER           von Anreizen in Form von Sachleistungen
               um zu realisieren, dass hier keine totali-     ETHISCH BEGRÜNDBAR?                           hingegen ist gut belegt.
               tären Mächte im Spiel sind, die einem das      Jeder Staat hat leicht abweichende gesetz-
               Sorgerecht entreißen wollen.                   liche und ethische Normen. Als Faustregel     Zusätzlich zur Impfpflicht für Kinder sowie
                                                              gilt jedoch: Die persönliche Freiheit endet   Impfanreizen wird ein multimodales Maß-
               Wir unterscheiden die generelle und die        dort, wo die Freiheit oder Gesundheit         nahmenpaket empfohlen darunter:
               „kleine“ Impfpflicht, welche nur kritische     Dritter gefährdet wird. Autofahren ist ein    » Schulimpfsysteme
               Gruppen wie Kinder oder medizinisches          typisches Beispiel. Geschwindigkeitsüber-     » Erhöhung der Verfügbarkeit, außerdem
               Personal umfasst. Eine Pflicht erlaubt me-     tretungen sind verboten auch wenn das           Kopplung mit Sozialprogrammen
               dizinische Ausnahmen, etwa wegen Allergi-      Unfallrisiko relativ gering ist. Sollte die   » Erinnerungen für ÄrztInnen und Patien-
               en gegen Inhaltsstoffe. Je nach Umsetzung      Übertragung von Krankheiten nach densel-        tInnen
               können auch religiöse oder „persönliche“       ben Gesichtspunkten nicht auch verboten       » Feedback und Qualitätskontrolle für
               Einwände genehmigt werden, ohne das            werden?                                         ÄrztInnen
               Pflichtkonzept zu sabotieren. Eine akzep-                                                    » Hausbesuche und persönlicher Kontakt
               table Impfpflicht sollte außerdem ohne         FUNKTIONIERT DIE IMPFPFLICHT UND WAS            insbesondere für Risikogruppen
               Zwang und strafrechtlicher Konsequenzen        SIND DIE ALTERNATIVEN?                        » Gratisimpfungen
               auskommen. Es gibt mehrere Möglichkei-         Es hat keinen Sinn weiter über eine Pflicht   » Impfpass
               ten einer praktischen Umsetzung. Das am        zu diskutieren wenn die negativen Effek-      » zentrale Impfdatenbank
               weitesten verbreitete System sieht einen       te überwiegen. Eine Impfpflicht könnte        » unbürokratische Impfungen durch Apo-
               Schul- und Kindergartenbesuch nur für          etwa das Vertrauen in die ÄrztInnenschaft       theken oder KrankenbetreuerInnen
               geimpfte Kinder vor (z.B. USA, Australien).    verringern und bis zum Boykott führen. Im
                Insgesamt bedeutet „Pflicht“ zumeist          Gegenteil zu obigen Befürchtungen zeigte      Es gibt keine ausreichenden Daten um die
               einfach ein Opt-out System zu schaffen,        eine Untersuchung von insgesamt 27 ame-       Effektivität von Impfkampagnen als Allein-
               so dass ImpfskeptikerInnen einige Hür-         rikanischen Studien, dass eine Impfpflicht    maßnahme zu bewerten.
               den zu überwinden haben, wenn sie nicht        gekoppelt an Schul- und Kindergarten-
               wollen, dass ihre Kinder geimpft werden.       besuch die Impfraten deutlich erhöht.
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