SCHWAZER KULTURZEITSCHRIFT - Nr. 88 / AUGUST 2021 - Rabalderhaus Schwaz
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2 Inhalt Zum Geleit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 'DV0RELOLDULP'LUHNWLRQV]LPPHUGHV%LVFK|ÁLFKHQ*\PQDVLXPV3DXOLQXPLQ6FKZD]² eine Ikone der klassischen Moderne von Albert Bermoser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 von Dr. Reinhard Rampold -RVHI$XHUKRIHU ² ² ein großer (und fast vergessener) Wortkünstler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 von Peter Hörhager ,P1HW]GHU0RGHUQH² +DQV-RVHI:HEHU7\URO'LH0QFKQHU-DKUH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 von Dr. Bettina Best :LVVHQVZHUWHV.XOWXUHOOHV*HVFKLFKWOLFKHV«² drei Buch-Neuerscheinungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 von Peter Hörhager 'U$QWRQ7KXUQHUXQG.ODXV+|O]O² der Museumsverein trauert um zwei Pioniere und Vordenker. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Terminvorschau 2021. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Bild Titelseite: Hans Josef Weber-Tyrol Landschaft bei München, 1905, Öl auf Leinwand, 91,5 x 94 cm, Courtesy Galerie Maier, Innsbruck Impressum: Heimatblätter- Schwazer Kulturzeitschrift Nr. 88 – 2021. ISSN 1815-3046 Eigentümer und Herausgeber: Museums- und Heimatschutzverein Schwaz 6130 Schwaz, Winterstellergasse 9, Tel.+ Fax 05242/64208 E-mail: info@rabalderhaus-schwaz.at · www.rabalderhaus-schwaz.at Für den Inhalt verantwortlich: Obmann Gottfried Heiss SCHWAZER KULTURZEITSCHRIFT Redaktionsleitung: Andrea Wex, Gottfried Heiss Fotos dieser Ausgabe: Archiv Rabalderhaus, Stadtarchiv Schwaz, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Gegründet von Dr. Reinhard Rampold, Bettina Neubauer (BDA Wien), Alexander Nuding, Galerie Maier, Innbruck, Dr. Erich Egg Familienarchiv Bermoser, Innsbruck, Johannes Plattner, Innsbruck, Foto Ketzler, Innsbruck im Jahre 1952 Gesamtherstellung: Druck 2000 GmbH, Wörgl, Tel. 05332/70000
3 Zum Geleit Liebe Vereinsmitglieder! Liebe Leserinnen und Leser dieser Ausgabe der Schwazer Heimatblätter! (LQHUVHLWVLVWǐVZLHIUKHU 7(0386)8*,7²ZLHGHU5|PHU]XVDJHQSÁHJWH Å'LH=HLWÁLHKW´²'LH=HLWJHKWGDKLQGLH=HLWUDVW Schon wieder ist mehr als die Hälfte des Jahres 2021 vorüber. Und nun zum Andererseits: Nichts ist mehr, wie es war. Alle haben wir in der Schule im Heimatkundeunter- richt gelehrt bekommen, dass der Frühling am 21. März beginnt und der Herbst am 23. September. Demnach ist auch auf das Universum kein Verlass mehr, denn nun beginnt das Frühjahr mit der Tag- und Nachtgleiche am 20. März und der Herbst am 22. September. Inwieweit vieles auf der Welt und in unserem eigenen Umfeld durch die CORONA-Misere auf den Kopf gestellt wurde und wird, brauche ich wohl kaum zu erwähnen. Und trotzdem keimt in uns allen die Hoff- nung, dass möglichst bald wieder alles so wird, wie es einmal war. Ein gesellschaftliches Leben ohne arge Einschränkungen, Verbote, Vorschriften. Trauen Sie sich eine Auslandsreise zu? Urlaub am Meer? Eine Auszeit im Inland? Genießen Sie einen Waldspaziergang! Spannen Sie aus bei einer Almwanderung! Erholen Sie sich im Sonnenschein auf einer Parkbank. :DVLFKPLUDPPHLVWHQZQVFKHVLQGZLHGHU0HQVFKHQPLWHLQHPÅJDQ]HQ*HVLFKW´² ohne irgendeinem Stück Stoff im Gesicht. Einen schönen Sommer wünscht Ihnen allen Gottfried Heiss Obmann Die aktuelle Ausstellung von Hellmut Bruch wird bis zum 5. September verlängert. Unsere Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag, 16 bis 19 Uhr (letzter Einlass 18.30 Uhr). Foto: Alexander Nuding Künstlerführungen am 22. August und 5. September 2021, jeweils um 17 Uhr
4 Das Mobiliar im Direktionszimmer GHV%LVFK|ÁLFKHQ*\PQDVLXPV3DXOLQXP in Schwaz – eine Ikone der klassischen Moderne von Albert Bermoser von Dr. Reinhard Rampold Die herausragende Stellung, die die Tiroler Archi- Der historische Hintergrund tektur der Zwischenkriegszeit erreichte, wurde in den vergangenen Jahren in zahlreichen einschlä- Mit dem Verlust Südtirols nach dem Weltkrieg, der gigen Publikationen dokumentiert und gewürdigt. auch die Teilung der Diözese Brixen zur Folge hatte, Bislang wenig Beachtung fand in der kunsthistori- mussten im Bundesland Tirol neue kirchliche Struktu- schen Forschung jedoch das Mobiliar dieser Epo- ren geschaffen werden. Der nördlich des Brenners und che, das bei öffentlichen Bauten zumeist auch vom östlich der Pustertaler Wasserscheide gelegene Anteil planenden Architekten entworfen wurde und einen der Diözese Brixen wurden (gemeinsam mit Vorarl- integrierenden Bestandteil der Raumausstattung berg) 1921 bzw. 1925 zur apostolischen Administratur bildete. erhoben und durch Dr. Sigismund Waitz, Weihbischof, Generalvikar und Apostolischer Legat für Vorarlberg, Während der überwiegende Teil der Bauten aus den geleitet.2'DQLFKWQXUGDVELVFK|ÁLFKH3ULHVWHUVHPL- 1920er und 1930er Jahren erhalten ist, zeugen heute nar in Brixen, sondern auch die einschlägige Schule nur mehr wenige Ausstattungen vom ganzheitlichen für die Heranbildung des Priesternachwuchses, das Konzept, das die Architekten der Zwischenkriegszeit Vinzentinum in Brixen, nun auf fremdem Staatsgebiet vertraten. Bemerkenswert sind in diesem Zusammen- lagen, entschloss man sich, die westlich von Schwaz hang insbesondere die modernen Stuben, „bei denen gelegene, 1892 erbaute ehemalige Standschützenka- im Handwerklichen wie im Formalen neue Wege ge- VHUQH]XHUZHUEHQXQGDOVELVFK|ÁLFKHV.QDEHQVH- JDQJHQZXUGHQ´1 Erhalten hat sich beispielsweise minar zu adaptieren, um für den benötigten Priester- das Mobiliar für das Weinhaus Happ in Innsbruck nachwuchs die Grundlagen zu schaffen. (1927), die Stationen der Nordkettenbahn in Inns- Der Erwerb der Immobilie durch die Diözese spielte bruck (1928), den Gasthof Krone in Umhausen (1928) sich vor dem Hintergrund der ideologischen Pola- und den Sitzungssaal der Innsbrucker Propstei (um risierung und politischen Gegnerschaft der beiden 1930) von Hans Baumann, das Mobiliar im Gasthof Großparteien, der Christlichsozialen und Sozialde- Weißes Rössl in Gries am Brenner (1927/28) von mokraten, sowie der im Schwazer Gemeinderat ver- $UFKLWHNW:LOKHOP1LNRODXV3UDFKHQVN\RGHUGLH tretenen Parteien ab und war von heftigen Debatten Möblierung im Hotel Berghof in Seefeld (1929) und geprägt.3 Die bauliche Sanierung und Adaptierung im Speisesaal des Hotels Berghof in Pertisau (1929) des Gebäudekomplexes wurde am 2. Juni 1926 be- von Siegfried Mazagg. gonnen und mit der Weihe des Hauses durch Bischof 6LJLVPXQG:DLW]DP1RYHPEHUYRUOlXÀJ Eine Ikone unter den Tiroler Möbeln der klassischen abgeschlossen. Mit der notwendigen Planung einer Moderne stellt das vollständig erhaltene, 1931 ent- Seminarkirche, die in den Jahren 1929/30 entstand, standene Mobiliar im Direktionszimmer des Bi- westseitig an das Schulgebäude angefügt wurde und VFK|ÁLFKHQ*\PQDVLXPV3DXOLQXPLQ6FKZD]GDU DOVHUVWHUÅPRGHUQHU´6DNUDOEDX7LUROVJLOWZXUGHGHU das ursprünglich für die Wohnung des seinerzeitigen Innsbrucker Baumeister und Architekt Albert Ber- Direktors vom Baumeister und Architekten Albert moser beauftragt, der in der Zwischenkriegszeit und Bermoser entworfen wurde, der auch die Pläne für die in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg eine Reihe von neu errichtete Seminarkirche geliefert hatte. prominenten öffentlichen Aufträgen ausgeführt hat.
5 Der Bautechniker Albert Bermoser gewerbe führte. Albert, der vom Schulgeld befreit war, besuchte die Fachschule für Maurer und zeichnete Obwohl Albert Bermoser sich durch besonderen Fleiß und Intelligenz aus, was in der Zwischenkriegszeit sein Schulzeugnis für das letzte Schuljahr 1909/10 ein gefragter Architekt4 bezeugt, das er mit Vorzug abschloss.12 war und zahlreiche reali- sierte Projekte entworfen Nach seinen Gesellenjahren legte Bermoser in Inns- hat, scheint er in der ein- bruck die Baumeisterprüfung ab, die er mit gutem Er- schlägigen Literatur nicht folg abschloss. In den nächsten Jahren war Bermoser, auf. Hinweise zum Werk unterbrochen durch seine aktive Militärdienstzeit vom fanden sich vereinzelt in 29.7.1914 bis 12.11.1918, bei verschiedenen Tiroler den Innsbrucker Nachrich- %DXÀUPHQWlWLJ9RPELVDUEHL- ten und in der Tiroler Ta- tete er als Bautechniker bei Baumeister Anton Fritz in geszeitung, in denen von Meran, vom 6.12.1918 bis 15.8.1920 als Bautechniker der Einweihung seiner Projekte berichtet wurde. Die in der Bauabteilung der Kadettenoberschule in Inns- ELRJUDÀVFKHQ'DWHQNRQQWHQGXUFK$QJDEHQDXVGHP bruck und vom 15.8.1920 bis 15.9.1923 als Bauführer Meldeamt der Stadtgemeinde Innsbruck rekonstruiert bei Baumeister Franz Achammer in Innsbruck. Am werden.5 Die Schulzeit in der Gewerbeschule ist im 15.9.1923 trat Bermoser in den technischen Dienst Personalakt der heutigen Höheren Technischen Bun- der Stadt Innsbruck ein, wo er bis 31.1.1933 tätig war. deslehr- und Versuchsanstalt Anichstraße dokumen- tiert.6+LQZHLVH]XUEHUXÁLFKHQ/DXIEDKQIDQGHQVLFK im Personalakt des Amtes der Tiroler Landesregie- rung.7 Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang ein Aktenvermerk, in dem darauf hingewiesen wird, GDVVGHUHLJHQWOLFKH3HUVRQDODNWQLFKWPHKUDXIÀQG- bar ist: „Aktenvermerk / Der eigentliche Personalakt (Hauptakt) wurde anscheinend in der ehemaligen Kanzlei Lantschner8 oder der Kanzlei des Gauleiters vernichtet, der Personalakt ist jedenfalls laut Kartei YRQGRUWQLFKWPHKU]XUFNJHODQJW´9 Wertvolle Hinweise lieferte auch die Enkelin Albert Bermosers, Mag. Dr. Katrin Bermoser, die historische )RWRJUDÀHQ6NL]]HQXQG(QWZUIHDXV)DPLOLHQEHVLW] zur Verfügung stellte. Albert Bermoser wurde am 27. November 1891 in Salzburg als Sohn des Wagenmeisters der k.k. Staats- bahn Anton Bermoser und dessen aus Landeck gebür- tiger Gattin Creszenz Rieser geboren.10 Wenige Jahre später übersiedelte die Familie zunächst nach Land- eck und anschließend nach Innsbruck11, wo man eine Wohnung in der Andreas-Hofer-Straße Nr. 53 bezog. Dort wurde 1896 auch der Bruder Richard geboren. 1DFK%HHQGLJXQJGHU3ÁLFKWVFKXOHWUDW$OEHUW%HUPR- ser 1906 in die 1877 von Architekt Johann Deininger als Zeichen- und Modellierschule gegründete Fach- schule ein, die 1884 zur k.u.k. Staatsgewerbeschule erhoben worden war und seit dem Schuljahr 1882/83 auch eine Werkmeisterschule für das Bau- und Kunst- Albert und Richard Bermoser als Soldaten, 17.1.1918
6 Am 1.4.1933 wechselte Bermoser in den Landes- mit seinen Entwürfen harmonisch in den historischen dienst, wo er zunächst als Vertragsangestellter tätig Bestand einfügte und architektonisch schlichte, neu- war. Mit Wirkung vom 27.1.1933 wurde der Bautech- sachlich geprägte Kriegerdenkmäler schuf. niker zum Beamten ernannt, am 18.3.1938 legte er wie alle im Staatsdienst Beschäftigten den Diensteid auf Bereits 192517 entwarf Bermoser das Kriegerdenkmal den Führer des Deutschen Volkes ab. Am 1.7.1938 für die Gemeinde Pill bei Schwaz, einen architek- erfolgte seine Ernennung zum Oberrevidenten, am tonisch schlichten, in die Südostecke der Friedhofs- 1.10.1938 die Bestellung zum Regierungsbauinspek- mauer eingebundenen offenen Nischenbildstock mit tor und am 1.7.1940 die Ernennung zum Regierungs- Walmdach. In der rundbogig geschlossenen Öffnung oberbauinspektor für Vorarlberg. Mit Wirkung vom zum Friedhof, dem eigentlichen Kriegerdenkmal, be- 1.9.1948 wurde der Architekt, dessen Umgangsfor- ÀQGHQVLFKHLQH6DUNRSKDJPHQVDXQGHLQHJHVFKQLW]WH men im einschlägigen Befähigungsbericht als „etwas Pietà des Schwazer Bildhauers Josef Wopfner, die VFKURII´EH]HLFKQHWZXUGHQGXUFKGHQ/DQGHVKDXSW- Außenseite ziert eine Segmentbogennische mit einem mann zum Landesbauinspektor ernannt. Mit Vollen- Wandfresko des ebenfalls aus Schwaz stammenden dung des 65. Lebensjahres erfolgte am 10.12.1956 Malers Alfred Norer, das den Hl. Georg im Kampf der Übertritt in den Ruhestand.13 mit dem Drachen zeigt. Albert Bermoser heiratete am 29. April 1926 Mitzi 1928 wurde nach einem Entwurf Bermosers eine süd- Peintner (5.11.1897 - 10.10.1982), mit der er zwei seitig an die Rattenberger Pfarrkirche angebaute of- Kinder, eine Tochter namens Griseldis (27.3.1931 fene Kapelle baulich saniert und als Kriegerdenkmal - 27.1.2009) und einen Sohn Namens Volkmar der Gemeinde adaptiert. „Die Gedächtniskapelle ist in (4.3.1940 - 28.1.2020) hatte, der ebenfalls als Archi- einfachen Formen gehalten. Ein gotischer Spitzbogen tekt tätig war. Bermoser, der in der Ing. Etzel-Straße vermittelt den Eintritt und den Einblick in das von Nr. 43 in Innsbruck wohnte14, starb am 29. Juli 1966 mattem Licht erfüllte Innere. An der inneren Rück- in Innsbruck und wurde am neuen Wiltener Friedhof ZDQGEHÀQGHWVLFKHLQPlFKWLJHVVFKZHUHV.UHX]PLW im Familiengrab beigesetzt.15 der überlebensgroßen Figur des Heilandes. Das Kreuz ZLUGYRQ/DWHUQHQÁDQNLHUW'LHOLQNH.DSHOOHQZDQG 1HEHQ VHLQHU QRUPDOHQ EHUXÁLFKHQ7lWLJNHLW ZDU trägt zwischen zwei kleinen Lichtfenstern eine Tafel Bermoser in den folgenden Jahren immer wieder als aus rotem Marmor mit den Namen der 25 für das Planer architektonisch und kulturgeschichtlich be- Vaterland gefallenen Heldensöhne Rattenbergs. Die deutsamer Bauwerke tätig. Zunächst scheint Bermo- Kapelle ist, wie das Kirchendach, mit Schindeln ge- ser insbesondere als Projektant von Kriegerdenkmä- GHFNW´18 lern auf, die in der Zwischenkriegszeit in fast allen Tiroler Gemeinden zum Gedenken an die Gefallenen Genau 120 Jahre nach der Schlacht bei Wörgl in den des ersten Weltkriegs errichtet wurden. Wie wichtig Tiroler Freiheitskriegen wurde 1928 ein Denkmal vor diese neue Aufgabe auch als künstlerischer Auftrag der seinerzeitigen Molkerei aufgestellt, das primär wahrgenommen wurde, bezeugt die bereits 1916 unter dem Gedenken an die Gefallenen des Ersten Welt- dem Eindruck der großen Zahl an Gefallenen vom kriegs dienen sollte. Mit der Planung des Projekts Österreichischen Museum für Kunst und Industrie wurde ebenfalls Albert Bermoser betraut, der einen durchgeführte Ideensammlung für Kriegergedächt- Monumentalbrunnen vorsah, auf dessen Sockel eine nisstätten, an der namhafte Architekten wie Josef Figur des Hl. Georg vom Nassereither Bildhauer Hoffmann, Oskar Strnad, Franz Barwig oder Clemens Franz Kranewitter stehen sollte. „Begutachtet wurde Holzmeister teilnahmen.16 Um die Ausführung der der Entwurf vom Landesdenkmalamt (Konservator Gedächtnisstätten, die stilistisch zwischen Art Deco, 'U*DUEHU 'DV*XWDFKWHQGDVJOlQ]HQGDXVÀHOKDW Neuer Sachlichkeit und Kubismus stehen, kümmerten bekundet, daß der Entwerfer es versteht, einer schönen sich Vereine und Denkmal-Kommissionen, teilweise ,GHH*HVWDOW]XJHEHQ´19 Nach dem Zweiten Welt- waren auch die jeweiligen Gemeinden Auftraggeber. krieg wurde das Monument vor die Pfarrkirche verlegt Vor diesem zeitgeschichtlichen Hintergrund sind und dem Gedenken der Gefallenen beider Weltkriege auch die Projekte Albert Bermosers zu sehen, der sich gewidmet.
7 Wenige Jahre später, am 30. Juni 1932, wurde das unbefriedigend waren, machte Propst Weingartner den Kriegerdenkmal der Gemeinde Fließ eingeweiht, das Vorschlag, den Innsbrucker Architekten Ing. Albert ebenfalls nach einem Entwurf Bermosers ausgeführt Bermoser mit der Ausarbeitung des Bauprojektes zu und in den Stiegenaufgang zur Pfarrkirche integriert beauftragen.22 Die Kapelle ist, geländebedingt, über wurde: „Das Denkmal wird allgemein als sehr schön einen gedeckten Stiegenaufgang zu erreichen und prä- und würdig bezeichnet, und es ist dessen Schöpfer, sentiert sich als architektonisch schlichter Bau mit Architekt Bermoser, zu gratulieren. Ebenso ist die talseitig tief herabgezogenem Satteldach, geradem OHEHQVJURH&KULVWXVÀJXUZHOFKHGHU0HWDOOELOGKDXHU &KRUVFKOXVVVFKODQNHP7XUPPLW3\UDPLGHQVSLW]- Hatzl in Innsbruck aus starkem Kupferblech getrieben helm und zeitgenössischer künstlerischer Ausstattung hat, und welche längere Zeit im Volkskunstmuseum aus der Hand des Landecker Künstlers Norbert Strolz ausgestellt war, sehr schön ausgefallen, ebenso das (Glasmalereifenster). JURH.UHX]YRQGHU6FKORVVHUÀUPD)UDQ].LUFKQHU LQ,QQVEUXFN´20 In den Jahren 1929/30 entstand nach Bermosers Ent- ZUIHQGLH.LUFKHGHV%LVFK|ÁLFKHQ*\PQDVLXPV Paulinum, ein sowohl landes- als auch kirchenge- schichtlich bedeutsamer, richtungsweisender expres- sionistischer Sakralbau mit eingezogenem, gerade schließendem Rechteckchor, Flachdecke, rundbogi- gen Fensteröffnungen und bauzeitlicher künstlerischer $XVVWDWWXQJ *ODVPDOHUHLIHQVWHU)UHVNHQ6\PEROH in den Deckenfeldern) aus der Hand des Schwazer Künstlers Carl Rieder. Bundes-Landheim St. Christoph a. A., Schaubild der Zwischen 1946 und 1950 wurde nach Plänen Bermo- Halle, Aquarell von Albert Bermoser, 1951 sers die Herz Jesu Kirche für die Landwirtschaftliche Lehranstalt in Lienz erbaut, die am 12. November Mit besonderem Interesse widmete sich Bermoser 1950 von Bischof Paulus Rusch eingeweiht wurde. stets auch der Innenarchitektur, wovon die in seinem Nachdem die beiden ersten Entwürfe des Architekten, Nachlass erhaltenen Pläne, Skizzen und Zeichnungen ein Projekt mit barockisierenden Architekturelemen- Zeugnis ablegen. Die Aquarelle zeigen detailgetreue ten und ein weiteres, modernes, abgelehnt worden 6WXEHQLQWHULHXUVVHLQHÁRWWHQ%OHLVWLIWVNL]]HQHUIDV- waren, gelangte schließlich ein dritter Entwurf zur sen das Wesentliche bäuerlicher Möbel, aber auch his- Ausführung, der die Grundideen beider Entwürfe torische Fassaden oder tra- vereinte.21 In ihrer äußeren Erscheinung präsentiert ditionelles Kunsthandwerk sich die Kirche als retardierend anmutender Lang- interessierten ihn. Neben hausbau mit geschwungenem Fassadengiebel, abge- seinen architektonischen VHW]WHP5HFKWHFNFKRUXQG2VWWXUPPLWHLQHPÁDFKHQ Fähigkeiten übte sich Ber- Zeltdach, während der saalartige Innenraum an Sa- moser in den 1930er-Jahren kralbauten der Zwischenkriegszeit erinnert und eine DXFKDOV*UDÀNHUGHUYHU- Balkendecke sowie einen rundbogig geschlossenen schiedene Exlibris entwarf, Chorbogen aufweist. die in den Tiroler Heimat- blättern abgebildet wurden. Einen weiteren architektonischen Wandel zeigt die In der Doppelnummer Juli/ Wallfahrtskapelle Mariahilf in Klaus bei Strengen am August 1935 der Monatsschrift für Geschichte, Na- Arlberg, die 1957 nach Entwürfen Bermosers anstelle WXUXQG9RONVNXQGHÀQGHQVLFKHLQ([OLEULVIU7RQL einer barocken, im 19. Jahrhundert erweiterten Kapel- Peintner, das stilisierte Weinreben zeigt und ein weite- le entstand und die Charakteristika der Architektur der res Exlibris, das der Architekt für sich selbst entwarf.23 1950er-Jahre aufweist. Nachdem die ersten Entwürfe (V]HLJWLQGHUlXHUHQ5DKPXQJVLQQIlOOLJV\PEROL-
8 sche Darstellungen, die auf den Beruf des Baumeisters Schwazer Kunsttischler Romed Angerer einen kon- und Architekten Bezug nehmen, während das zentrale genialen Partner zur Ausführung des Mobiliars, das 0RWLYGDVJUDÀVFKDQJHOHJWH0RQRJUDPPGHV(LJQHUV erst sekundär den Weg in die Direktion der Schule thematisiert. Auf einen Entwurf Bermosers geht auch fand. Der Kostenvoranschlag der in der Archengasse GDVJUDÀVFKDQJHOHJWHVFKPLHGHHLVHUQH*UDENUHX] Nr. 51 ansässigen Bau-, Kunst- und Möbeltischlerei, am Familiengrab Bermoser am neuen Wiltener Fried- datiert vom 20. April 1931, führt detailliert die ein- hof zurück, ein schlichtes gelängtes Kreuz mit ein- zelnen Möbel und die jeweiligen Kosten auf. Der geschriebenem Kreissegment, Christusmonogramm, ursprüngliche Auftragsumfang betraf die „Anferti- Alpha und Omega und Halterungen für Kerzen und JXQJXQG/LHIHUXQJYRQ0|EHO´IUHLQÅ:RKQXQG eine Weihbrunnschale. Schlafzimmer in aussen gleichmässig geköpfter Kau- kasisch-Nuss hochglanz poliert, I(!)nnen in deutscher und italienischer Nuss, ebenfalls glatt poliert, unter Verwendung von nur ff Lemon-Politur, die nicht sicht- baren Holzteile in vollkommen trockener gedämpfter Buche alles andere in Schütte-Lanz oder Moralt-Plat- ten Gabenstäbchen verleimt alles genau laut unten- stehender Beschreibung und der z(!)eichnung unter Verwendung von nur vorgeschriebenen(!) Materiale XQG%HVFKOlJH´ Auftraggeber für die Möbel war der seinerzeitige Di- rektor, Hofrat Monsignore Dr. Johann Kätzler, der das Paulinum von 1929 bis 1938 und von 1945 bis 1969 leitete. Die Kosten für das gesamte Mobiliar beliefen sich auf 11.576,- Schilling. In seinen Erinne- rungen hält Kätzler seine Motivation für den Auftrag fest: „Nach Fertigstellung des Kirchentraktes über- siedelte ich in zwei große Zimmer in der Westecke des ersten Stockes. Ich richtete die Zimmer neu ein. Die alten Möbel verschiedenen Stiles hätten in den neuen Räumen nicht gewirkt. Architekt Bermoser, der die Kirche entworfen hatte, machte die Pläne für die Möbel, besorgte die Ausschreibung und überwachte die Verfertigung durch den Tischlermeister Angerer in Schwaz. Die großen Vorhänge in Indanthren bestellte ich bei der Firma Stapf in Imst. Als der Pfarrer Danler Grabstätte der Familie Bermoser am neuen Wiltener von Mariahilf einmal bei mir war, sagte er: Du hast Friedhof eine herrliche Wohnung mit der schönsten Aussicht LQJDQ]6FKZD]´'LH)HUQVLFKWLQGDV,QQWDO]XGHQ Das Mobiliar und seine Geschichte Kalkkögeln hat den Maler Wilfried Kirschl zu einem großen Gemälde mit packender Wirkung veranlaßt. Anlässlich der Adaptierung der ehemaligen Kaserne In der Tat reicht die Aussicht vom Rofan über die für schulische Zwecke und der Erbauung der Kirche Karwendel-, Kühtaier Berge und Tuxer Vorberge bis des Paulinums erhielt Bermoser auch den Auftrag, Grafenast am Kellerjoch. Später war ich beim Bischof die Möblierung der Wohnung des Direktors Johann wegen Luxus angeschwärzt worden. Ich lud den Bi- Kätzler zu entwerfen. Bermoser, der sich bei sei- schof zur Besichtigung ein. Er war offenbar beein- nen Entwürfen an internationalen zeitgenössischen druckt, denn beim Weggehen sagte er: „So was hat Vorbildern orientierte und künstlerisch-formale und GHU%LVFKRIQLFKW´$XVGHP7RQGHU:RUWHK|UWHLFK funktionale Aspekte verband, fand im renommierten den Gedanken heraus: „So etwas möchte ich ebenfalls
9 KDEHQ´'HUZHOWHUIDKUHQHXQGZHLWJHUHLVWH%LVFKRI Das heute noch erhaltene Mobiliar des Direktions- wusste gut genug, dass eine heimelige Wohnung zur zimmers besteht aus einem doppelseitig benützbaren Lebensqualität gehört; sie dient dem Menschen zu Schreibtisch, dem ehemaligen Kleiderschrank, einem Nutz, aber auch zur ästhetischen Freude. Immer wie- dreiteiligen, verglasten Bibliotheksschrank, einem der erlebte ich es, wie ein Ärger verschwand, sobald Sofa (Ottomane), zwei Lehnstühlen mit verstellbarer ich die Wohnung betrat. Nur ein wichtiger Bestandteil Armlehne (Kanadier), zwei Sesseln mit Armlehnen, einer bequemen Wohnung kam erst spät dazu: Bad einem ausziehbaren Schachtisch und einer Standuhr; XQG.ORVHWW´24 im Depot lagern ein Bett, ein Nachtkästchen und ein Stockerl. Nach der Schließung des Paulinums durch die Natio- nalsozialisten im September 1938 folgte das Mobi- OLDUJOHLFKVDPGHQZHLWHUHQEHUXÁLFKHQ6WDWLRQHQGHV ehemaligen Direktors, der nun mit seelsorgerischen Aufgaben betraut wurde. Zunächst wurde es in den Pfarrhäusern von Telfs und Zöblen im Tannheimertal aufgestellt, wo Kätzler als Dekan und Expositus wirk- te. Als Kätzler verhaftet und vor dem Volksgerichtshof wegen Wehrkraftzersetzung angeklagt wurde, gelang- ten die Möbel wahrscheinlich in seinen Heimatort Lähn bei Bichlbach. 1945 wurde das Mobiliar wieder nach Schwaz transferiert, wo die Objekte nach dem Tode Kätzlers im Jahre 1976 zum Teil unsachgemäß im Depot gelagert bzw. von seinerzeitigen Präfekten genutzt wurden. Im Zuge der Restaurierung der Kirche des Paulinums im Jahre 2007 wurde das Bundesdenkmalamt vom damaligen Direktor, Hofrat Dr. Bernhard Schretter, Schreibtisch und Bücherschrank im Direktionszimmer DXIGDV0RELOLDULP'LUHNWLRQV]LPPHUGHV*\PQD- GHV%LVFK|ÁLFKHQ*\PQDVLXPV3DXOLQXPLQ6FKZD] siums hingewiesen, das sich, nicht zuletzt auch auf 1931 Grund seiner wechselvollen Geschichte, der mehr- fachen Transporte und teilweise unsachgemäßen Das Kernstück des Mobiliars ist zweifelsohne der Lagerung, in einem schlechten Zustand befand. Die von zwei Seiten benutzbare Schreibtisch, der alleine konstruktiven Teile waren teilweise lose, die Lack- schon durch seine Dimensionen, er misst 165 cm in REHUÁlFKHYHUJLOEWXQGDEJHQXW]WGLHXUVSUQJOLFKH der Länge, 105 cm in der Breite und ist 75 cm hoch, Farbigkeit großteils zerstört. Durch das Kunstver- beeindruckt. Er steht auf hochrechteckigen Sockel- ständnis des Schulleiters gelang es, das Mobiliar einer füßen und weist beidseitig jeweils drei bzw. sechs fachgerechten Konservierung und Restaurierung zu- mit dosischen Schlössern versehene Schubladen auf, zuführen, die Restaurator Peter Haag aus Innsbruck die in ein Rahmengerüst gesetzt wurden. Als Griffe übertragen wurde. Ziel der Restaurierungskampagne dienen abgerundete kurze war, neben den notwendigen holztechnischen Maß- *ULIÁHLVWHQ'LH'HFNSODWWH nahmen, eine Wiederherstellung der originalen polier- ist als Rahmen ausgefüllt, in WHQ2EHUÁlFKHXPHLQHKRPRJHQH)DUELJNHLWXQGHLQ- den eine schwarze Glasplat- heitliche Politur zu erreichen.25 Nach einer sensiblen te eingesetzt wurde. An bei- 5HLQLJXQJGHU2EHUÁlFKHXQG)HVWLJXQJGHU)XUQLHUH GHQ6FKPDOVHLWHQEHÀQGHQ wurden optisch störende bzw. zerstörte Lackschichten sich Ausziehbretter, durch im Fehlstellenbereich mit lichtechten Farben und Bei- GLH GLH $XÁDJHÁlFKH GHV zen retuschiert, um, unter Wahrung des Alterswertes, Schreibtisches vergrößert ein einheitliches Gesamtbild zu erreichen. werden konnte.
10 ist wiederum auf Sockel und Kranz zusammengebaut und weist Glasschiebetüren mit verchromten Beschlä- gen auf, lediglich der erste Block ist im unteren Teil PLW]ZHL7UÁJHOQYHUVHKHQGLHGLHVHOEHQ,QWDUVLHQ wie der ehemalige Kleiderschrank aufweisen. 6FKUDQNLP'LUHNWLRQV]LPPHUGHV%LVFK|ÁLFKHQ Gymnasiums Paulinum in Schwaz, 1931 Der große, zerlegbare dreiteilige Schrank ist auf So- ckel und Kranz zusammengebaut, ist 230 cm breit, 200 cm hoch und 60 cm tief und weist beidseitig eine durchgehende Türe auf, die im oberen bzw. unteren Bücherschrank im Direktionszimmer des Bischöf- Bereich jeweils mit einer Intarsie in Kreisform unter lichen Gymnasiums Paulinum in Schwaz, 1931 Verwendung von Blutrotmahagoni bzw. ostindisch Sadin, Ebenholz und gewurzelter kaukasischer Nuss ausgeführt wurde. Im Inneren dieser zwei Seitenteile Der Rekreation diente ÀQGHQVLFKMHZHLOV]ZHL$XV]LHKÁlFKHQDXVHLQHU eine 207 cm lange, 80 Moralt- bzw. Schütte-Lanz-Platte, an deren Unterseite cm breite Ottomane HLQHYHUFKURPWH0HWDOOVWDQJHÀ[LHUWLVW'DV0LWWHO- mit massiver furnierter stück ist im oberen Bereich mit zwei Türen versehen Rahmenbildung, in den (eine seitlich zum Öffnen, eine zum Aufklappen), 60 Stahlsprungfedern während das Unterteil aus drei durch Böden geteil- mit starker Gurtenbil- ten Schubladen gebildet wird. Als Griffe dienen, wie dung als Unterlage für EHLP6FKUHLEWLVFKDEJHUXQGHWHNXU]H*ULIÁHLVWHQ drei mit Rosshaar ge- fütterte Matratzen ein- Als breitgelagertes Möbel präsentiert sich auch der gesetzt wurden. „… dreiteilige verglaste Bibliotheksschrank, der 280,5 cm Stoff in Epingle26. Farbe in der Länge, 170 cm in der Höhe und 42 cm in der nach Auswahl … ferner eine Rolle mit den 2 Stück Tiefe misst und aus drei zusammenschraubbaren, je- 4XDVWHQ´27, wird im Kostenvoranschlag diesbezüg- weils 95 cm breiten Einzelteilen besteht. Der Schrank lich vermerkt.
11 die Lehne haltenden Füße organisch mit den vorderen Füßen verbinden. Der Stabilisierung des Möbels dienen zwei zwischen den vorderen und hinteren Füßen eingesetzte Sprossen. Als bemerkenswertes Kleinmöbel verdient auch der quadratische Beistelltisch Beach- tung, dessen Breite, Tiefe und Höhe jeweils 65 cm beträgt. Er ist als Schachtisch konzipiert, mit einer intarsierten Platte aus schwarzem Ebenholz und hellem Ahorn YHUVHKHQXQGZHLVW]ZHLDXV]LHKEDUHVRZLHHLQHÀ[H $EODJHÁlFKHDXI Der optische Blickfang im Direktionszimmer ist die große Standuhr, die im ursprünglichen Kosten- voranschlag nicht aufscheint und offensichtlich auf Sonderwunsch angefertigt wurde. Die Uhr steht auf .DQDGLHU LP 'LUHNWLRQV]LPPHU GHV %LVFK|ÁLFKHQ Gymnasiums Paulinum in Schwaz, 1931 Aus gedämpfter Buche ausgeführt wurden zwei fur- nierte, in der einschlägigen Fachliteratur auch als Ka- nadier bezeichnete verstellbare Lehnstühle, die in der 6LW]ÁlFKHPLWHLQHP6SULQJIHGHUQHLQVDW]YHUVHKHQ VLQGÅGDUDXÁLHJHQGHLQ3ROVWHULQORVHU9HUELQGXQJ PLWGHP5FNOHKQHQSROVWHU´28 Sie sind 80 cm hoch, 72,5 cm breit und 105 cm tief. Die Rücklehne ist beweglich konstruiert und lässt sich in drei Stufen einstellen, als Haltevorrichtung dient eine verchromte Eisenstange mit zwei Abschlussrosetten. Zwei weitere furnier- te Lehnstühle aus ge- dämpfter Buche, sie sind 89 cm hoch, 87,5 cm breit und 60 cm tief, weisen eine kon- vex gewölbte Rücken- lehne, einen leicht ausgehöhlten Sitz und zwei Armlehnen auf, 6WDQGXKU LP 'LUHNWLRQV]LPPHU GHV %LVFK|ÁLFKHQ die die rückwärtigen, Gymnasiums Paulinum in Schwaz, 1931
12 1 Achleitner, Fridrich, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, einem blockartigen Sockel mit hochrechteckigen Ein Führer in drei Bänden, Bd. 1 Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Füßen und besteht aus einem langgestreckten, ver- 2 Vorarlberg, Wien 1980, S. 302. Schretter, Bernhard, Bischof Sigismund Waitz und das Paulinum, Neue glasten Uhrenkasten, der beidseitig geschlossen ist. $VSHNWH]XU*HVFKLFKWHGHVELVFK|ÁLFKHQ*\PQDVLXPVLQGHU=ZL- Das quadratische Ziffernblatt ist mit einfachen Zah- schenkriegszeit, in: notae, Historische Notizen zur Diözese Innsbruck, len und schwarzen Zeigern versehen, das Pendel und Innsbruck 2018, S. 239. 3 Schretter, a.a.O., S. 240 ff. die beiden Gewichte sind aus poliertem Messing 4 Albert Bermoser hat zwar kein Architekturstudium absolviert, wird gefertigt. jedoch in den spärlichen Literaturzitaten als Architekt und auch im Geburts- und Taufschein seiner Tochter als Architekt und Baumeister bezeichnet. 5 )UGLH0LWWHLOXQJGHUELRJUDÀVFKHQ'DWHQDXVGHP,QQVEUXFNHU0HOGH- Würdigung des Mobiliars amt, neues Register, danke ich dem Leiter der Städtischen Friedhofs- verwaltung, Herrn Mag. Alexander Legniti, sehr herzlich. 6 Höhere Technische Bundeslehr- und Versuchsanstalt, Anichstraße 26- In seinem architektonischen Entwurf für das Mobiliar 28, Innsbruck, Archiv, Personalakt ALBERT Bermoser: 7 der Wohnung des seinerzeitigen Direktors des Pau- Tiroler Landesarchiv, Abt. Präs. I/Personal, BERMOSER Albert, TLA- Zl.: 02108. linums, das heute in der Direktion der Schule steht, 8 Regierungsdirektor Dipl. Ing. Lantschner war Leiter der Abteilung IV: orientierte sich Albert Bermoser klar an zeitgenössi- Landwirtschaft, Wirtschaft und Arbeit im Amt des Reichsstatthalters in Tirol und Vorarlberg. schen österreichischen (Österreichischer Werkbund, 9 Aktenvermerk im Personalakt des Amtes der Tiroler Landesregierung Wiener Werkstätte) und internationalen (Deutscher vom 11.7.1945, Innsbruck, Tiroler Landesarchiv. 10 Werkbund, Bauhaus, skandinavische Möbeldesigner) Alberts Vater heiratete bald nach dem Tod seiner ersten Frau am 3.3.1913 nochmals in Innsbruck. Vorbildern und schuf ein Ensemble, in dem sich Funk- 11 Das genaue Datum der Übersiedlung der Familie nach Innsbruck ließ tionalität und Ästhetik harmonisch verbinden. Es geht sich nicht klären, die Übersiedlung dürfte vermutlich um 1896 statt- gefunden haben. ihm nicht allein um die Geometrie seines Mobiliars, 12 In Gebäudekunde, Vermessungskunde, Strassen- und Wasserbau, Zei- sondern auch um die gestalterische Spannung mit chenübungen aus Strassen- und Wasserbau, Baumechanik, Freihand- stark reduzierten formalen Mitteln. Das zentrale An- zeichnen, Baubetriebslehre, Baugesetzkunde, Bauökonomie, Gewerbe- K\JLHQHXQGHUVWH+LOIHOHLVWXQJHUKLHOWHUGLH%HXUWHLOXQJOREHQVZHUWLQ liegen war die Suche nach einer neuen, durch Zweck, Entwurfzeichnen und Gesang wird sein Unterrichtserfolg als vorzüglich Material und Konstruktion bedingten Formgebung, beurteilt. 13 Tiroler Landesarchiv, Abt. Präs. I/Personal, BERMOSER Albert, TLA- GLHLQGHU.XQVWJHVFKLFKWHDOVÅ1HXH6DFKOLFKNHLW´ Zl.: 02108. EH]HLFKQHWZLUG8QWHU9HU]LFKWDXIMHGHVEHUÁVVLJH 14 Einwohnerverzeichnis der Stadt Innsbruck, 1938, S. 157. Detail wirkt das Mobiliar nur durch seine blockhaf- 15 16 'DV)DPLOLHQJUDEEHÀQGHWVLFKLP)HOG(5HLKH Hörmann-Weingartner, Magdalena, Tiroler Kriegerdenkmäler des te Form, ornamentale Akzente setzen lediglich die ersten Weltkriegs als Kunstdenkmäler, Herlinde Menardi in alter Ver- DV\PPHWULVFKLQGLH6FKUDQNWUHQHLQJHIJWHQ.UHLV- bundenheit herzlichst gewidmet, in: Gegengabe, Festschrift für Her- motive. Der architektonischen und handwerklichen linde Menardi, hgg. von Berger, Karl C., Otmar Kronsteiner und Herta Arnold, Bozen 2014, S. 113. Qualität des Mobiliars entspricht auch die sorgfältige 17 Freundlicher Hinweis des Piller Ortschronisten und Mesners Peter Auswahl der Beschläge und Furniere aus kaukasi- 18 Schuhwerk. Innsbrucker Nachrichten, 75. Jg., Montag, 27. August 1928, S. 5. scher Nuss, die trotz aller Einheitlichkeit lebendig 19 Innsbrucker Nachrichten, 75. Jg., Nr. 108, Donnerstag, 10. Mai 1928, wirken. Bermoser entwarf im wahrsten Sinne des S. 8. 20 :RUWHVÅ.ODVVLNHU´GLH]HLWORVXQGNUDIWYROOHU$XV- Tiroler Anzeiger, 25. Jg., Nr. 150, Samstag/Sonntag 2./3. Juli 1932, S. 10. druck des Geistes ihrer Entstehungszeit sind und so 21 Fingernagel-Grüll, Martha, Herz-Jesu-Kirche in der Peggetz, in: Öster- eine herausragende Stellung unter den Tiroler Möbeln reichische Kunsttopographie (hrsg. vom Bundesdenkmalamt/Abteilung für Denkmalforschung), Bd. LVII, Die Kunstdenkmäler des politischen der Zwischenkriegszeit einnehmen. Nach Jahrzehn- Bezirkes Lienz, Teil I, Bezirkshauptstadt Lienz und Lienzer Talboden, ten der Geringschätzung präsentiert sich das Mobiliar Horn 2007, S. 205. 22 seit der 2007 durchgeführten Restaurierung wieder in Tiroler Tageszeitung, 13. Jg., Nr. 187, Mittwoch 14. August 1957, S. 6. 23 Tiroler Heimatblätter, 1. Jahrgang, Heft 7/8, Juli/August 1935, S. 267 seiner ursprünglichen Schönheit und erhält die Wert- und 280. schätzung, die ihm auf Grund seiner kulturgeschicht- 24 .lW]OHU -DNRE 'XUFK ]ZHL :HOWHQ JLQJ PHLQ :HJ $XÁDJH lichen und architektonischen Bedeutung zukommt. Innsbruck 1986, S. 51 f. 25 Akten des Bundesdenkmalmtes/Abteilung für Tirol, Schwaz, ,QQVEUXFNHU6WUDHELVFK|ÁLFKHV*\PQDVLXP3DXOLQXP.RVWHQ Fotonachweis: 26 voranschlag von Restaurator Peter Haag vom 20. Februar 2007. Es handelt sich dabei um einen Möbelbezugsstoff mit nicht auf- Möbelfotos: Bettina Neubauer/BDA Wien geschnittenen Schlingen. Privataufnahmen von Albert Bermoser: 27 Kostenvoranschlag von Romed Angerer vom 20. April 1932, Position 9. 28 Familienarchiv Bermoser, Innsbruck Kostenvoranschlag von Romed Angerer vom 20. April 1931, Position
13 Josef Außerhofer (1894 – 1973) – ein großer (und fast vergessener) Wortkünstler von Peter Hörhager der Menschheit durchmisst, entspricht eine Sprache von klassischer Schönheit, die, auch in überirdischen Visionen, in jedem Wort und Bild lebensvoll und all- gemein verständlich bleibt. Vers und Reim beherrscht GHU'LFKWHUPLWVFK|SIHULVFKHU.UDIW´6RVFKZlUPW Prof. Karl Paulin, selbst ein Großer dieses Genres, über Außerhofers episch-dramatische Trilogie „Der XQVWHUEOLFKH1DUU´ 8QWHUWLWHOÅ.RP|GLHGHU0HQVFK- KHLW´ 3DXOLQNRPPW]XP6FKOXVVÅ'LHVHGHXWVFKH Dichtung aus den Bergen Tirols wird die literarische :HOWDXIKRUFKHQODVVHQ´Å(VJLEW²ZLUVDJHQGLHV RIIHQXQGQDFKNULWLVFKHQhEHUOHJXQJHQ²ZRKONHLQ dichterisches Werk aus Tirol, das eine auch nur ähn- liche Bedeutung hat wie Josef Außerhofers großes 7LOO(XOHQVSLHJHO(SRV'HUXQVWHUEOLFKH1DUU¶´6R überschwänglich lobt auch A. Strobel am 24. Dezem- ber 1960 in der Tiroler Tageszeitung. Dr. Hermann Holzmann beschrieb, was der Schwazer PLWGHPÅ8QVWHUEOLFKHQ1DUU´JHVFKDIIHQKDWÅ(LQ Großwerk, aus tausenden von gereimten Versen be- Foto: Ketzler, Innsbruck stehend, mit 437 Buchseiten, überspannt hier in ge- waltigem Bogen die ganze Geschichte der Mensch- heit vom Altertum bis in die drohende Atomzukunft hinein. (…) Erschüttert erleben wir das Schicksal der Menschheit in Vergangenheit, Gegenwart und =XNXQIW´ Ja, es gibt sie, die Josef Außerhofer-Straße. Auch HLQH%VWHLQGHU6WlGWLVFKHQ%FKHUHL HLQWUHIÁLFKHU Schon in der Entstehungsphase dieses Großwerkes Platz) erinnert an ihn. Trotzdem würde eine auf ihn be- bzw. nach Sichtung der ersten Kapitel sandte der Ver- zogene Umfrage niedere Bekanntheitswerte ergeben. lag einen Brief an Josef Außerhofer, in dem es unter Dabei ist/war Josef Außerhofer der wohl bekannteste anderem heißt: „Schon öfter sind uns Gedichte und Literat, den die Silberstadt je hervorgebracht hat. Je- Dramen angeboten worden. Wir konnten uns nicht denfalls wurde der „Stadtapotheker, Dichter und Phi- entschließen. Wir wollten warten, bis wir einmal ein ORVRSK´ZLHHULQGHU6WDGWFKURQLNEH]HLFKQHWZLUG außergewöhnliches Werk in die Hände bekommen, im Jahre 1960 nicht grundlos mit dem Professoren-Ti- mit dem man sich auch in diesem Verlagszweig ein- tel ausgezeichnet und zum Ehrenbürger von Schwaz führen kann. Als ein solches Werk betrachten wir ernannt. Er begeisterte Kritiker und Verleger, seine ,KUH$UEHLW«´$XVGHPVHOEHQ9HUODJKLHHVHLQ-DKU (leider nur noch antiquarisch erhältlichen) Werke sind später: „….ich muss immer wieder eine Seite Ihres Ausdruck einer unglaublich geistreichen Sprachbe- Talents bewundern, die mir staunenswert erscheint, herrschung und begeisterten selbst hochkarätigste das ist die fabelhafte Verstechnik. Sie beherrschen sie Kulturkritiker. Beispiele gefällig: „Dem kosmischen in einer Weise, wie man sie eigentlich nur bei ganz *HGDQNHQÁXJGHV'LFKWHUVGHUDOOH+|KHQXQG7LHIHQ JURHQ)RUPNQVWOHUQÀQGHW´
14 de Liebe eines der reichen Patrizi- re ertöchterchens er zu einem armen Schlucker han- S ddelt. W Weitere Ro- m mane aus der Feder Josef Außerhofers: Å6SLHO GGHU +HU]HQ´ Å'HU.HW]HUXQGGLH%HUJH´ Å'HUHLQ- VDPH%HUJ´Å.OHLQHV+HU]DXIJURHU5HLVH´RGHUGLH 1RYHOOHÅ'HU7RGXQGGDVVWXPPH*HLJHUOHLQ´1LFKW zu vergessen die philosophischen Werke, wie z.B. Å%HWWHOPDQQ´RGHUÅ6SLHOYRP6WHUEHQHLQHVDUPHQ 0DQQHV´ZRHUGHP6LQQGHV/HEHQVQDFKVSUW'LH- ses Werk, für welches der Autor beim Wettbewerb des besten Volksstückes, veranstaltet 1948 von der Tiroler Landesregierung, mit dem 1. Preis ausgezeichnet wur- de, stand in mehreren Städten (unter anderem vor der Melker Stiftskirche als stimmungsvolle Kulisse) auf dem Spielplan diverser Bühnen bzw. Theater. „Der Ti- roler Dichter Josef Außerhofer greift mit seinem Spiel YRPÅ6WHUEHQGHVDUPHQ0DQQHV´PLWWHQKLQHLQLQV Volle, nein, in das erschütternd arme Menschenleben unserer Zeit und schuf damit den ,Jedermann‘ unserer Büste in der Stadtbücherei Schwaz QRWYROOHQ*HJHQZDUW´VFKULHEGDPDOVGHU.XOWXUNUL- WLNHU3HWHU.XGHUHULQGHU=HLWVFKULIWÅ2IIHQHV:RUW´ Å'HUXQVWHUEOLFKH1DUU´LVW]ZDUGDVEHGHXWHQGVWH 8QGLQGHUÅ)XUFKH´ZDUQDFK]XOHVHQÅ$XHUKRIHUV aber logischerweise nicht einzige Werk des hochge- ,Bettelmann‘ steht dem Spiel Hofmannsthals vom lobten Schwazers. Es sind zwei Themen, die in seinen Sterben des reichen Mannes nahe, ist jedoch in Grund- Werken dominieren: Die Heimat und das Geheim- LGHHXQG'LFKWXQJ(LJHQZHUN´6FKZD]ZlUHVRPLW nis des Lebens. Wohl die Kriegserinnerungen an die ]XHLQHPHLJHQHQÅ-HGHUPDQQ´JHNRPPHQ« Sextner Dolomitenfront lieferten ihm den Stoff für Å+HLPDWLQ1RW´ZRHVXPGLH*HVFKLFKWHHLQHV6H[W- Der junge Josef Außerhofer wollte sich eigentlich der ner Bauerns nach dem Krieg und dem Brand seines Musik zuwenden. Seine Kindheit und Jugend war, vor Heimatortes geht. Apropos Heimatort: Im „Tiroler allem nach dem frühen Tod des Vaters, von Armut 7RWHQWDQ]´VFKLOGHUW-RVHI$XHUKRIHUGLH*HVFKHK- geprägt. Der offenbar begabte Bub durfte aber als Elf- nisse in und um Schwaz im Schicksalsjahr 1809 und MlKULJHUGDV0XVLNJ\PQDVLXPLQ6DO]EXUJEHVXFKHQ lässt dabei literarisch das von August Wagner geschaf- und wurde Sängerknabe im Domchor. Der nächste fene Motiv auferstehen, in welchem eine von Pfarrer 6FKULWWJLQJLQHLQHJDQ]DQGHUH5LFKWXQJ²-RVHI Wintersteller angeführte Delegation General Wrede Außerhofer studierte in Innsbruck Theologie. Und (vergeblich) um Schonung des Ortes bittet. dann kam der Erste Weltkrieg und wieder wurde al- les anders. Der junge Schwazer kämpfte von 1915 Nicht in Schwaz, sondern in Hall ist der Roman bis 1917 an der Sextener Dolomitenfront für „Gott, Å:XQGHUXQG$EHQWHXHUGHU+DQQD*RVW´DQJHVLHGHOW .DLVHUXQG9DWHUODQG´9RPGDQDFKEHJRQQHQHQ0H- der am Beginn des 20. Jahrhunderts spielt und von dizinstudium wechselte er zur Pharmazie und been-
15 dete dieses Studium mit Auszeichnung, belegte aber Teenagerzeit, „die Akropolis langweilte mich, selbst parallel philosophische und musikwissenschaftliche GHU2O\PSKLHOWHLQHP9HUJOHLFKPLWGHP3DWVFKHU- /HKUJlQJH,QGHU%LRJUDSKLHÀQGHQVLFKGDQQ=ZL- NRIHOQLFKWVWDQG´8QGDOVLKPGDPDOVGLH0DPD schenstationen als Lehrer in Niederösterreich sowie ein Paar Schneereifen unter den Christbaum legte, als Musiker in Österreich und Bulgarien, ehe er Stadt- war das Glück vollkommen. Die Beschreibung der apotheker in Schwaz wurde. ersten Tour verdeutlicht den Sprachschatz, die Phan- ,P1DFKVFKODJZHUNÅ6FK|SIHULVFKHV7LURO´GDVLP tasie, das Wortspiel von Josef Außerhofer: „Auf hohen Jahre 1953 im Universitätsverlag Wagner erschienen Schneewällen saßen die Bäume; von ihren schmalen ist, wird Josef Außerhofer nicht nur gewürdigt, er 6FKXOWHUQÀHOGHUKHUPHOLQZHLH0DQWHO6LHVDHQ kommt auch selbst zu Wort. Er erinnert an seine heiß wie Kirchenfürsten im Chorgestühl eines mächtigen geliebte Mutter, der ihr Mann nach dem frühen Tod 'RPHV«´ „nichts anderes hinterlassen hatte als sechs unmün- GLJH.LQGHU´XQGVFKLOGHUWZLHHULP-DKUHGDV In vielen Gedichten und Briefen (viele an seine von erste Autorennen durch die Straßen „unserer neuge- ihm äußerst geschätzte Dr. Edeltrude Falkner-Zöhrer) ERUHQHQ6WDGW´ 6FKZD]ZXUGHMDHUVW]XU6WDGW beschreibt er sein bervorzugtes Urlaubsdomizil, die erhoben) erlebte: „…und ich folgte mit offenem Mund Insel Capri. Wobei ihn auch dort offensichtlich die und starren Augen den seltsamen pferdelosen Vehi- =HLWEHUUROOWKDW$QGLHÅOLHEH7UXGH´VFKULHEGHU keln, die mit der atemberaubenden Geschwindigkeit ÅDOWH3HSSLQR´ZLHHUPDQFKHVHLQHU%ULHIHXQWHU- YRQGUHLLJ6WXQGHQNLORPHWHUQDQPLUYRUEHLUDVWHQ´ zeichnete, am 19. Jänner 1969: „In Anbetracht des Auch über seine Musikalität und dem Verfehlen dieses Hitzeschlages, der mich noch nicht getroffen hat, und Lebenszieles schreibt er: „Wohl kam ich mit 10 Jahren beim Anblick der vielen Gammler und Hippies, die DOV'RPVlQJHUQDFK6DO]EXUJVSLHOWH2UJHOXQGÀQJ die Piazza zieren, mit ihren Hemden (soferne sie eines mit dreizehn Jahren zu komponieren an. Absolutes KDEHQ XQG+DOVNHWWHQXQG/|ZHQPlKQHQXQGYHUÀO]- Gehör und ein ausgeprägter Formensinn machten mir ten Bärten und dem Dreck auf dem Hals und den Mi- das Studium der Musiktheorie kinderleicht. Doch ich kro-Miniröcken der Damen muss ich feststellen, dass JLQJDQPHLQHU%HUXIXQJYRUEHL´8PGDQQVFKOLH- VLFKGLH:HOWJHZDOWLJJHZDQGHOWKDW«´%HGDXHUQG lich ein Loblied auf das/sein Spiel der Worte anzu- wird ihm in einem weiteren Absatz bewusst, „dass stimmen: „Das Wort schien mir das Wunder zu sein, mich die Kritiker der modernen Kunst schonungslos das dem Menschen geschenkt ist, um das zu sagen, ]XPDOWHQ(LVHQZHUIHQZUGHQ«´ was uns von allen Zweifeln erlöst. Das Wort ist Weg, ist Suchen und Irren. Die Menschen gebrauchen und „In der Geschichte der Tiroler Literatur wird er wohl missbrauchen es, es kommt aus allen Urtiefen des LPPHUHLQHQEHVRQGHUHQ3ODW]HLQQHKPHQ´VFKUHLEW (UKDEHQHQXQGGHV*HPHLQHQ´ A. Strobel nach dem Tod Josef Außerhofers in einem Nachruf in der Tiroler Tageszeitung, betont allerdings 'LH7LUROHU%HUJH²GLHKDWWHQHVLKPDQJHWDQÅ9LHU- auch, dass dessen dichterische Kraft „außerhalb Ti- zehn Tage vor Weihnachten warf ich die griechische rols stärker und lauter festgestellt wurde als in seiner *UDPPDWLNLQHLQHQ:LQNHO´HULQQHUWHUVLFKDQVHLQH HLJHQHQ+HLPDW´ Liebe Leserinnen und Leser! :LUVXFKHQYHUOlVVOLFKH3HUVRQHQGLHXQVHU5DEDOGHUKDXV7HDPHKUHQDPWOLFK unterstützen möchten, wie z. B. Mithilfe bei der Vorbereitung von neuen Ausstellungen, GLYHUVH.OHLQDUEHLWHQLP+DXV NHLQH5HLQLJXQJVDUEHLWHQ Aufsichthalten während der Öffnungszeiten. 0HOGXQJHQELWWHEHLP2EPDQQ² RGHUEHLXQVHUHU$QGUHD:H[²
16 Im Netz der Moderne +DQV-RVHI:HEHU7\URO Die Münchner Jahre von Dr. Bettina Best $OVGHUMXQJH6FKZD]HU+DQV:HEHU7\UROPLW]ZDQ- Die Entwicklung der Kunst am ausgehenden 19. Jahr- ]LJ-DKUHQLQGLH/DQGKDXSWVWDGW%D\HUQVNDP KXQGHUWZDUVRUDVDQWGDVV,PSUHVVLRQLVPXV6\P- war München nicht nur zur zweiten Metropole des bolismus und Jugendstil 1892 nach einer Reform des deutschen Kaiserreichs sondern auch zur führenden $XVVWHOOXQJVZHVHQVYHUODQJWHQ$OVÅ5HYROXW]HU´YHU- Kunststadt in Deutschland aufgestiegen. Über 2000 schrien, gründete die Avantgarde von heftigen De- Kunststudenten aus allen Ländern Europas und der batten und Grabenkämpfen begleitet die Münchener Vereinigten Staaten von Amerika bildeten ein leben- 6HFHVVLRQÅGHU$EWUQLJHQ´2. Während im Münchner diges künstlerisches Milieu. Durch das Engagement Künstlerhaus der konservative, akademisch orientierte des Königshauses der Wittelsbacher besaß die Resi- Malerfürst Franz von Lenbach die Fortsetzung der denzstadt seit 1877 eine der größten Kunstakademien Tradition verlangte, organisierten die „Fortschritt- Deutschlands, prachtvolle Museen wie die Alte und OLFKHQ´ ZLHPDQVLHDXFKQDQQWH LKUHHUVWH Neue Pinakothek, und den 1854 errichteten Glas- Secessionsausstellung, die den von der Münchener SDODVW²$WWUDNWLRQHQGLH7KRPDV0DQQPLW Künstlergenossenschaft organisierten Ausstellungen GHQ HLQODGHQGHQ :RUWHQ Å0QFKHQ OHXFKWHWH´ im Glaspalast Konkurrenz machte. Kunst aus 26 Län- beschrieb.1 GHUQ²YRQ)UDQNUHLFK6SDQLHQEHU3ROHQXQGGHU Tschechoslowakei bis nach Schottland und Finnland In dem riesigen Ausstellungsgebäude des Glaspalasts belegte in den folgenden Jahren in den Secessions- fanden alljährliche Verkaufsausstellungen statt, die bis ausstellungen den sich seit 1840 unabweisbar anbah- zu 6000 Exponate aus der internationalen Kunstszene nenden Kunstwandel. zeigten. Nach Nationalitäten sortiert, wurde die gut Noch bevor die Wiener Secession 1897 ihre Pforten YHUNlXÁLFKH6DORQPDOHUHLDXVDOOHU+HUUHQ/lQGHU öffnete, konnte der junge Kunstgewerbler Hans We- angeboten. Kunstsammler und -händler reisten ei- EHU7\URODXV,QQVEUXFNLQGLHVHP0HNNDGHU.XQVW gens aus Übersee an, um sich mit den Bildern der alle Anregungen der internationalen Malerei ein- Münchner Schule einzudecken, deren Oberhaupt der VFKOLHOLFKGHU)RWRJUDÀHXQGGHP.XQVWKDQGZHUN 2VWWLUROHU0DOHU)UDQ]'HIUHJJHU ² ZDU des Jugendstil sehen. Aber auch die Künstler selbst konnten sich in den Mit einem Tiroler Staatsstipendium ausgestattet, Glaspalast-Ausstellungen vor den Originalen bequem schrieb er sich als Josef Weber in der Kunstakademie ein Bild von der etablierten Kunstszene verschaffen in der Naturklasse bei Johann Caspar Herterich ein.3 und die Werke ihrer ausländischen Kollegen studie- Als ausgebildeter Kulissenmaler verfolgte er zudem ren. München war seit den 1860er Jahren ein Magnet aufmerksam die Neuerungen der gerade einsetzenden für Kunstschaffende von Russland bis USA. Insge- Kunstgewerbebewegung. 1896 wurde in München das samt stellten mehr als 200 österreichische Künstler )DPLOLHQPDJD]LQÅ-XJHQG´LQV/HEHQJHUXIHQ4 Mit YRQELVLQGHUED\HULVFKHQ.XQVWPHWUR- ihm segelte das durch die Industrialisierung wohlha- pole aus, unter ihnen auch die Tiroler Maler Theodor bend gewordene Bürgertum dem neuen Frühling des YRQ+|UPDQQDXV,PVW ² 5XGROI1LVVO 20. Jahrhunderts entgegen. Die Zeitschrift hatte ein DXV)JHQ ² 0D[Y(VWHUOHDXV&RUWLQD innovatives Magazin-Design, das die Maler der 1899 G·$PSH]]R ² GHULQ,QQVEUXFNDQVlV- gegründeten Künstlervereinigung Scholle kreierten, VLJH0QFKQHU*XVWDY%HFKOHU ² XQG zu denen auch der Südtiroler Maler Leo Putz (1869 die Malerin Frederike Koch v. Langentreu im Kloster ² JHK|UWH'LH,OOXVWUDWRUHQSDVVWHQGHQNQVW- 6lEHQ ² lerischen Entwurf den industriellen Bedingungen
17 des Drucks an und beförderten auf diese Weise eine Gleichzeitig mit den kunstgewerblichen Arbeiten trat Illustrationskunst, die die reproduzierenden Künste :HEHU7\URO]HKQ-DKUHQDFKVHLQHU$QNXQIW GHU'UXFNJUDÀNHUVWPDOVGHU0DOHUHLHEHQEUWLJ]XU in München, auch zum ersten Mal als impressionis- 6HLWHVWHOOWH,KUHÁlFKLJHVWLOLVLHUHQGHXQGVFKHPDWL- tischer Landschaftsmaler an die Öffentlichkeit. Er sierende Bildkunst gab dem Jugendstil seinen Namen. präsentierte sich mit der Luitpoldgruppe im Glas- Deutlich lassen die Münchner Plakatentwürfe Weber- SDODVWPLWVHLQHP*HPlOGHÅ)|KUHQ´6 Es ist nicht 7\UROVGHQ(LQÁXVVGHU-XJHQGVWLO%HZHJXQJHUNHQ- unwahrscheinlich, dass ihn zu diesem Schritt der nen. Das erste überlieferte Plakat entstand 1903/4 in Landschaftsmaler Josef Wopfner oder der Akademie- seinem ersten eigenen Münchner Atelier in der Bel- professor Gabriel von Hackl bewogen hatten. gradstraße 23 in Schwabing für die am Isarhochufer Um welches Bild es sich bei diesem Gemälde han- gelegene Villenkolonie Pullach.5 Auftraggeber war delte ist nicht feststellbar, da genauere Angaben wie das erfolgreiche Baugeschäft Heilmann & Littmann, Format, Maltechnik und Datierung gewöhnlich in den das mit Richard Riemerschmid auch das Schauspiel- .DWDORJHQIHKOHQ$XFKIDQG:HEHU7\UROLQGHUVWHWV haus der Kammerspiele mit einer sensationellen kleinen Auswahl abgebildeter Werke bis zu seinem $XVVWDWWXQJLPÁRUDOHQ-XJHQGVWLOHUULFKWHWKDWWH letzten Jahr in München keine Berücksichtigung. Es ist jedoch zu vermuten, dass das Föhrenbild stilistisch mit seinem Landschaftsgemälde „Münchner Land- VFKDIW´YRQYHUJOHLFKEDULVW Wie auch das Werbeplakat für die Pullacher Villen- kolonie standen seine Bilder um diese Zeit der Da- chauer Landschaftsmalerei nahe. Bereits seit den 1870er Jahren malten die Münchner Kunststudenten XQGGLHÅ0DOZHLEHU´LP6RPPHUSOHLQDLULQGHUZHL- ten Ebene des Dachauer Moos nördlich von München. Die 1891 gegründete Neudachauer Schule hatte eine den Jugendstil vereinnahmende Landschaftsmalerei hervorgebracht, die auch als Münchner Secessionstil bezeichnet wird. Ludwig Dill, Präsident der Münche- ner Sezession von 1894 bis 1899, setzte zusammen mit dem Maler Adolf Hölzel darin die neuen Maßstäbe einer stilisierend blockhaften Malerei voller atmo- VSKlULVFKHU)DUEYDOHXUVGLHVLFKPLW:HEHU7\UROV Schaffen vergleichen lassen. Plakat Stubaital-Bahn, 1904, Lithographie, 100,5 x 72 cm, Sammlung MS, Sterzing Nach dem gleichen Erfolgsmuster gestaltete Weber- 7\UROLQYRP-XJHQGVWLOLQVSLULHUWHQ)RUPHQZHQLJ später Plakate für die Stubaitalbahn 1905 und um Achensee, Öl auf Holz, 20 x 26,5 cm, 1907 für das Val Sugana östlich von Trient. Stadtgemeinde Schwaz
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