Finanzmarkttrends Die Furcht vor einer Doppel-Rezession steigt - Ausblick auf die Weltwirtschaft, den Euroraum, Deutschland, die USA, China sowie ...

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Finanzmarkttrends
Die Furcht vor einer Doppel-Rezession steigt
Ausblick auf die Weltwirtschaft, den Euroraum, Deutschland, die USA, China
sowie Anleihemärkte, Wechselkurse, Aktienindizes und Rohöl
Oktober 2020
Prognosen: Konjunktur & Finanzmärkte
                                                                  GDP Change                                        Inflation
Economic activity                                  2019               2020            2021                  2019     2020        2021
Euro area                                           1.3               -8.1             5.1                  1.3      -0.6         0.7
 Germany                                            0.6               -4.9             4.3                  1.5      -0.5         1.0
United States*                                      2.2               -4.4             3.5                  1.6       1.5         1.3
China                                               6.1                1.9             8.2                  4.5       0.8         2.5
World                                               2.8               -4.1             5.2                  2.9       1.7         2.1
Interest rates (eop)                             10/20/2020                                                Dec-20   Jun-21      Dec-21
Euro area
Policy rate                                          0.00                                                  0.00      0.00       0.00
Deposit rate                                         -0.50                                                 -0.50     -0.50      -0.50
3 months Euribor                                     -0.51                                                 -0.30     -0.30      -0.30
2 year Bunds                                         -0.78                                                 -0.75     -0.70      -0.70
10 year Bunds                                        -0.61                                                 -0.60     -0.60      -0.55
USA
Fed funds target rate (upper bound)                  0.25                                                   0.25     0.25        0.25
3 months Libor                                       0.22                                                   0.35     0.35        0.35
2 year T-Notes                                       0.15                                                   0.15     0.15        0.20
10 year T-Notes                                      0.79                                                   0.75     0.75        0.80
FX                                               10/20/2020                                                Dec-20   Jun-21      Dec-21
EUR/USD                                             1.18                                                    1.16     1.24        1.20
EUR/GBP                                             0.91                                                    0,92     0.90        0,88
USD/JPY                                              106                                                    107      105         104
USD/CNY                                             6.68                                                    6.85     6.70        6.60
Stocks                                           10/20/2020                                                Dec-20   Jun-21      Dec-21
Dax                                                12751                                                   12,368   12,244      12,927
Stoxx Europe 600                                     365                                                    350      347         366
S&P500                                              3427                                                    3,256    3,063       3,171
Commodities                                      10/20/2020                                                Dec-20   Jun-21      Dec-21
Oil (Brent) in USD/Barrel                           42.38                                                    40       48          52
Oil (WTI) in USD/Barrel                             40.60                                                    37       45          49

Source: Bloomberg, Hamburg Commercial Bank Economics *As inflation index the PCE core rate is considered

2                              Oktober 2020                                  Finanzmarkttrends                                    Marketingmitteilung
Inhalt

   Zusammenfassung

   Weltwirtschaft: Aktuelle Lage und Prognosen

   Coronavirus: Update

   Eurozone: Konjunktur- und Zinsprognose

   Deutschland: Konjunkturprognose

   USA: Konjunktur- und Zinsprognose

   China: Konjunkturprognose

   Aktienmarktprognosen

   Wechselkursprognosen

   Ölmarktprognosen

   Ansprechpartner/Haftungsausschluss

3             Oktober 2020        Finanzmarkttrends   Marketingmitteilung
Zusammenfassung

• Weltwirtschaft: 2020er BIP dürfte um 4,1 % einbrechen, Aufschwung droht sich bereits wieder zu verlangsamen. 2021 Prognose: +5,2%

• Coronavirus: Gefährliche Infektionsdynamik in der EU, Wiederanstieg in den USA, moderater Rückgang in den Schwellenländern. China fast
  coronafrei.

• Eurozone: Verabschiedung des EU-Wiederaufbaufonds wird zur „Wackelpartie“. Wachstum in 2021 könnte dadurch gefährdet werden.

• Deutschland: Ifo-Index signalisiert eine sich abschwächende Dynamik im Dienstleistungssektor.

• USA: Konjunkturprogramm hängt auch vom Ausgang der Wahlen ab.

• China: Das „Reich der Mitte“ lässt Corona offensichtlich hinter sich.

• Aktienmärkte: Wie nachhaltig ist eine auf Zentralbankliquidität basierende Aktienmarkthausse?

• Devisenmärkte: EUR/USD: Pandemie versus Fiskalpolitik. JPY in der Range gefangen, GBP noch nicht ins Abseits geraten, CNY spiegelt den
  Vorsprung Chinas zunehmend wider.

• Ölmärkte: Instabiles Gleichgewicht. Moderater Trend nach oben zu erwarten.

4                   Oktober 2020                Finanzmarkttrends                       Marketingmitteilung
Weltwirtschaft: 2020er BIP dürfte um 4,1 % einbrechen, Aufschwung
droht sich bereits wieder zu verlangsamen. 2021 Prognose: +5,2%
                                            Nachdem die Weltwirtschaft in Q2 2020 etwa 8 % weniger produziert hat als kurz vor dem
                                             Ausbruch der Corona-Krise, setzte in Q3 2020 die Erholung ein. Im Gesamtjahr dürfte die
                                             Weltwirtschaft um 4,1 % eingebrochen sein. Auf den ersten Blick hat sich damit der
                                             Ausblick gegenüber einigen Monaten zuvor kaum verändert. Jedoch kann man feststellen,
                                             dass in vielen Ländern das Wachstum weniger stark als erwartet eingebrochen ist. Das
                                             wurde jedoch durch einen regelrechten Absturz der indischen Volkswirtschaft (IWF-
                                             Prognose 2020: -10,3 %) kompensiert. Im kommenden Jahr ist mit einer Erholung zu
                                             rechnen, so dass das globale Wachstum über 5 % liegen könnte. Das Welt-BIP wird
                                             vermutlich am Ende des kommenden Jahres das Vor-Corona-Niveau wieder überschritten
                                             haben. Klammert man China aus dieser Rechnung aus, stellt man jedoch fest, dass die
                                             großen Volkswirtschaften (USA, Eurozone, Japan) allesamt deutlich unter diesem Niveau
                                             verbleiben werden. Konjunkturrisiken stellen unter anderem die US-Wahlen (Gefahr einer
                                             Verfassungskrise), der Brexit (Verhandlungen könnten ergebnislos beendet werden) sowie
                                             das Scheitern des EU-Wiederaufbaufonds im Volumen von 750 Mrd. Euro.
                                            Die PMI-Indizes für das Verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor haben sich
                                             von dem tiefen Rückschlag im Frühjahr erholt. Vor allem der globale Dienstleistungs-PMI
                                             hat jedoch an Dynamik eingebüßt. Hier machen sich die erneuten Beschränkungen
                                             bemerkbar, die im Zuge des Wiederanstiegs der Neuinfektionsraten von vielen Staaten
                                             beschlossen wurden. Das Verarbeitende Gewerbe ist in dieser Hinsicht widerstandsfähiger.
                                            Die Inflation bleibt niedrig. Die gewichtete Teuerungsrate der USA, der Eurozone und
                                             Japans lag im August bei 0,5 %. Die niedrige Kapazitätsauslastung und die höhere
                                             Arbeitslosigkeit sollten dazu beitragen, dass die Inflation 2021 nur geringfügig steigen wird.
                                            Der Welthandel, der in der Spitze 12 % (CPB Welthandel) bzw. 17 % (Containerumschlag)
                                             zurückgegangen war, hat sich mittlerweile deutlich erholt. Der Containerumschlag lag im
                                             August fast wieder auf dem Niveau des Vorjahres. Hier macht sich besonders der große
                                             Nachholbedarf der USA bei Konsumgüterimporten aus Fernost bemerkbar. Gut möglich,
                                             dass nach dem Auslaufen dieses Nachholeffektes der Welthandel wieder kräftig an
                                             Dynamik verliert. Dies würde umso eher gelten, je stärker das Coronavirus sich wieder
                                             verbreitet.

5       Oktober 2020   Finanzmarkttrends                  Marketingmitteilung
Weltwirtschaft: China außer Konkurrenz. USA erholt sich möglicher-
weise rascher als die Eurozone, wo Frankreich und Spanien stark leiden.

     G4-GDP, rebased (Q1 2019 = 100)
    120

    115

    110

    105

    100

     95

     90

     85

     80

                                  China        Japan       United States    Euro area            G4

6                Oktober 2020          Finanzmarkttrends                   Marketingmitteilung
Coronavirus: Gefährliche Infektionsdynamik in der EU, Wiederanstieg in
den USA, moderater Rückgang in Schwellenländern. China fast coronafrei.
                                            Insbesondere in der EU hat das Infektionsgeschehen in den letzten Wochen eine
                                             besorgniserregende Dynamik entwickelt. Auf 100.000 Einwohner kommen mittlerweile 145
                                             Neuinfektionen innerhalb einer Woche. In den USA kommt man auf 117 Neuinfektionen. In
                                             den Schwellenländern Brasilien und Indien sind die Zahlen rückläufig, in Russland nehmen
                                             sie wieder zu. Im Durchschnitt infizieren sich in diesen drei Ländern von 100.000
                                             Menschen gemäß offiziellen Daten 39 in einer Woche. In China dagegen tauchen nur noch
                                             vereinzelt Neuinfektionen auf.
                                            Die Todesfallstatistiken fallen in den meisten Ländern weit weniger dramatisch aus, als das
                                             noch im Frühjahr der Fall war. Das liegt aber nicht daran, dass das Virus weniger
                                             gefährlich wäre, sondern an dem Alter der Menschen, die sich infizieren. Ältere wurden
                                             nach den Erfahrungen des Frühjahrs besser geschützt, während viele junge Menschen
                                             sich etwas leichtfertiger verhalten. Die deutschen Statistiken zeigen allerdings, dass das
                                             Durchschnittsalter der Infizierten wieder steigt. In Frankreich und Spanien füllen sich die
                                             Krankenhäuser wieder deutlich und der Trend bei den Todesfällen zeigt klar nach oben. In
                                             den USA und Brasilien kam es in den letzten Monaten durchgehend zu einer erhöhten Zahl
                                             von Todesfällen, die mit Corona in Verbindung stehen. So kommen in den USA auf 10 Mio.
                                             Einwohner in einer Woche 147 Todesfälle, in Brasilien 161 Fälle. In Deutschland zählt man
                                             24.
                                            Mit der kalten Jahreszeit, die in der Nordhalbkugel auf uns zukommt, ist zunächst noch mit
                                             einer Fortsetzung dieser Entwicklung zu rechnen. Die Regierungen versuchen, die neue
                                             Welle abzuflachen, und haben bereits in vielen Ländern erneut restriktive Maßnahmen
                                             ergriffen. Hier werden voraussichtlich noch weitere Einschränkungen folgen.
                                            Aus konjunktureller Sicht bedeutet dies einen kräftigen Dämpfer für die Weltwirtschaft, die
                                             sich im dritten Quartal deutlich erholt hatte. China ist der einzige große Wirtschaftsraum,
                                             der sich relativ frei von Corona-Restriktionen entwickeln kann.

7       Oktober 2020   Finanzmarkttrends                  Marketingmitteilung
Prognosen: Veränderung des BIP

                                                                                                                      4.3
                                                                                            0.6

                                                                                                        -4.9

                                                                                            2019        2020          2021

                                                                                                   Germany
                                                                                                                                                                                                   2.3
                                                                                                                                                                  8.2             0.7
                                                                                                                            5.1                 6.1
                                                                                                  1.3
                                                                 3.5                                                                                    1.9
                                     2.2                                                                                                                                                  -5.3
                                                                                                                                                                                  2019   2020     2021
                                                                                                               -8.1                            2019    2020       2021
                                                                                              2019        2020          2021                                                             Japan
                                                   -4.4                                                                                               China
                                    2019       2020          2021                                       Euro area
                                           United States
                                                                                                                                                                           8.0
                                                                                                                                                          5.5

                                                                                                                                                                                                                   5.2
                                                                                                                                                                    -1.1                         2.8
                                                                       3.6
                                             0.0                                                                                  3.0                    2019       2020   2021
                                                                                                         1.4
                                                                                                                                                                Emerging &
                                                                                                                                                              Developing Asia
                                                          -7.4                                                                                                                                              -4.1
                                            2019          2020         2021                                            -4.1
                                             Latin America &                                             2019          2020       2021                                                           2019       2020   2021

                                              the Caribbean                                               Middle East &
                                                                                                          North Africa                                                                                   World
    Source: HCOB Economics, IMF

8                         Oktober 2020                                  Finanzmarkttrends                                                Marketingmitteilung
Eurozone: Verabschiedung des EU-Wiederaufbaufonds wird zur
Wackelpartie. Wachstum in 2021 könnte gefährdet werden.
                                            Nach dem tiefen Einbruch im ersten Halbjahr kam es in Q3 zu einem kräftigen
                                             Nachholeffekt. Im Verarbeitenden Gewerbe könnte die Produktion um 16 % QoQ
                                             expandiert sein. Allerdings ist es noch ein weiter Weg zu einem normalen Niveau, zumal
                                             sich der Industriesektor bereits seit Q2 2019 in der Rezession befand.
                                            Vor dem Hintergrund des sich wieder beschleunigenden Infektionsgeschehens sind in
                                             vielen Regionen der Eurozone wieder Einschränkungen im Dienstleistungsbereich und in
                                             der Bewegungsfreiheit beschlossen worden. Wir rechnen mit einer deutlichen
                                             Verlangsamung des Erholungsprozesses in Q4 und auch das Jahr 2021 wird von einer nur
                                             moderaten Dynamik geprägt sein. Nach einem von uns erwarteten BIP-Rückgang um
                                             8,1 % im laufenden Jahr sollte das BIP im kommenden Jahr um 5,1 % zunehmen.
                                            Zwischen der EU-Kommission, dem Europäischen Rat und dem EU-Parlament wird
                                             weiterhin über den 750 Mrd. „New Generation EU Fund“ (auch Wiederaufbaufonds ge-
                                             nannt) debattiert. Bedenken wegen der Verletzung von Rechtsstaatsprinzipien und For-
                                             derungen nach einem größeren Paket (beides Punkte des EU-Parlaments, die von aus-
                                             gewählten Nationalstaaten abgelehnt werden) machen derzeit die Kompromisssuche zäh.
                                            Die Inflation betrug im September in der Eurozone -0,3 % YoY Sie wird angesichts der
                                             niedrigen Kapazitätsauslastung und der steigenden Arbeitslosenrate weiterhin niedrig
                                             bleiben. Spanien, Italien und Deutschland haben bislang am stärksten zu der schwachen
                                             Preisentwicklung beigetragen. In Deutschland hat dazu auch die Mehrwertsteuersenkung
                                             beigetragen, die allerdings zum Jahreswechsel wieder aufgehoben wird. Darüber hinaus
                                             sind es in erster Linie die Energiepreise, die den Preisrückgang zu verantworten haben. Ab
                                             dem Frühjahr wird dieser Effekt voraussichtlich keine Rolle mehr spielen.
                                            In der EZB ist eine Debatte darüber im Gange, inwieweit das PEPP-Anleiheankaufpro-
                                             gramm aufgestockt werden müsste. Derzeit liegt das maximal mögliche Ankaufvolumen bei
                                             1.350 Mrd. Euro, von denen knapp 600 Mrd. Euro bereits investiert wurden. Auch wird er-
                                             wogen, die Flexibilität von PEPP auf das herkömmliche APP-Kaufprogramm zu übertra-
                                             gen. Dem stehen einige Ratsmitglieder, darunter Bundesbankpräsident Jens Weidmann,
                                             kritisch gegenüber. Wir rechnen mit einer Ausweitung der Anleiheankäufe.

9       Oktober 2020   Finanzmarkttrends                 Marketingmitteilung
Eurozone: Der EU-Wiederaufbaufonds sollte zum Aufschwung beitragen.
Die zweite Coronawelle ist jedoch eine Belastung.
GDP forecasts including the components private consumption, gross capital formation, government consumption, imports and exports

 Euro area: GDP level (billion Euro, chained) and GDP                                Euro area: GDP and its components (expenditure side),
 change (QoQ)                                                                        yearly change
     10                                                                  2,900.00     15.00

                                                                         2,800.00     10.00
      5

                                                                                                                                                       5.1
                                                                         2,700.00      5.00
      0                                                                                         1.3

                                                                         2,600.00      0.00

      -5
                                                                         2,500.00      -5.00

     -10                                                                              -10.00                               -8.1
                                                                         2,400.00

     -15                                                                 2,300.00     -15.00
            Q1   Q2   Q3   Q4   Q1   Q2   Q3   Q4   Q1   Q2   Q3   Q4                                    2019                      2020                         2021
           2019 2019 2019 2019 2020 2020 2020 2020 2021 2021 2021 2021
                                                                                               GDP                       Government consumption   Private consumption
                                 GDP change, lhs   GDP level, rhs                              Gross capital formation   Exports                  Imports

 Source: HCOB Economics, Macrobond, Eurostat

10                      Oktober 2020                 Finanzmarkttrends                         Marketingmitteilung
Eurozone: Spanien trifft es besonders hart, aber auch in Frankreich
und Italien ist die Rezession sehr tief.

      GDP Euro-4 and Euro area
 10.0

                                                                                                                   7.0
                                                   5.8
                                                                               5.0                                                         5.1
     5.0                     4.3

                                                                                                   2.0
                                   1.3                                                                                   1.3
             0.6                                              0.3
     0.0

     -5.0
                     -4.9

                                                                                                                                 -8.1
 -10.0
                                           -10.2
                                                                     -11.0

                                                                                                           -13.2
 -15.0
                   Germany                France                     Italy                                 Spain               Euro area

                                                             2019   2020     2021

11                  Oktober 2020         Finanzmarkttrends                           Marketingmitteilung
Deutschland: Ifo-Index signalisiert eine sich abschwächende Dynamik im
Dienstleistungssektor.
                                            Der Ifo-Index malt insbesondere für den Dienstleistungs- und den Bausektor ein relativ
                                             rosiges Bild. Demnach beurteilt eine Mehrheit der befragten Unternehmen aus diesen
                                             Sektoren die derzeitige Lage wieder positiv. Nur im Verarbeitenden Gewerbe ist die
                                             Mehrheit der betroffenen Firmen der Meinung, dass es ihnen noch schlecht geht.
                                             Insgesamt ergibt sich, dass eine knappe Mehrheit der befragten Unternehmen die Situation
                                             als gut einschätzt.
                                            Allerdings stellt man auch fest, dass sowohl im Einzelhandel als auch im übrigen
                                             Dienstleistungsbereich der Anteil der positive gestimmten Unternehmen im September
                                             nicht oder nur kaum weiter ausgebaut werden konnte. Im Vergleich zum Jahresbeginn, als
                                             die Werte deutlich höher waren, deuten die Zahlen auf eine schwache Wachstumsdynamik
                                             hin. Besonders stark betroffen ist naturgemäß die Tourismusbranche. Ein theoretischer
                                             Wert von -100 % würde anzeigen, dass alle Unternehmen die Lage als schlecht beurteilen.
                                             In der Reisebranche liegt der Wert bei -93 % (Reisebüros). Bei der Beherbergung ist der
                                             Wert bei -27 %, aber auch die Werbebranche hat schwer zu kämpfen (-25 %).
                                            Einige Dienstleistungssektoren kommen aber bisher relativ gut durch die Krise. Das gilt
                                             beispielsweise für Architekturbüros (49 %), Immobilienaktivitäten (42 %), Programmierung
                                             (23 %) sowie den Informations- und Kommunikationssektor (11 %).
                                            Im Verarbeitenden Gewerbe wird die Lage insbesondere im Bereich der Kapitalgüter und
                                             der Vorleistungsgüter als schlecht beurteilt. Hier liegen die Werte bei -26 % bzw. -23 %.
                                             Auch Produzenten nicht-langlebiger Konsumgüter (außer Lebensmittel) halten die Situation
                                             für schlecht. Langlebige Konsumgüter (19 %) sind dagegen derzeit gerade wieder gefragt.
                                             Es ist durchaus nachvollziehbar, dass viele Haushalte angesichts der geringeren
                                             Reiseausgaben nunmehr eher neue Möbel für ihr Zuhause kaufen. Auch die Produzenten
                                             von Lebensmitteln sind einigermaßen zufrieden (7 %), was allerdings deutlich unter dem
                                             Wert vom Mai liegt (31 %), als es angesichts der Coronakrise zu Hamsterkäufen kam.
                                            Insgesamt wird sich das Wachstum in den nächsten Quartalen recht stark abschwächen.
                                             Im Ergebnis rechnen wir mit einem BIP-Zuwachs von 4,3 % im kommenden Jahr nach
                                             -4,9% in diesem Jahr.

12      Oktober 2020   Finanzmarkttrends                 Marketingmitteilung
Deutschland: Raschere Erholung in 2020, schwache Dynamik in 2021.

GDP forecasts including the components private consumption, gross capital formation, government consumption, imports and exports
 Germany: GDP level (billion Euro, chained) and GDP                                                 Germany: GDP, expenditure side, yearly change
 change (QoQ)

     10                                                                                       820    15.00

     8
                                                                                              800    10.00
     6
                                                                                                                                                               4.3
                                                                                              780     5.00
     4
                                                                                                              0.6
     2                                                                                        760     0.00

     0
                                                                                              740    -5.00
     -2                                                                                                                                 -4.9

                                                                                              720   -10.00
     -4

     -6                                                                                             -15.00
                                                                                              700
     -8
                                                                                                    -20.00
                                                                                              680
 -10                                                                                                                   2019                    2020                     2021
                                                                                                             GDP                                      Private consumption
 -12                                                                                          660
                                                                                                             Government consumption                   Gross Capital Formation
           Q1     Q2     Q3     Q4     Q1     Q2     Q3     Q4     Q1     Q2     Q3     Q4
          2019   2019   2019   2019   2020   2020   2020   2020   2021   2021   2021   2021                  Gross Fixed Capital Formation            Machinery & Equipment
                                                                                                             Construction                             Other Investment
                                  GDP change, lhs          GDP level, rhs                                    Exports                                  Imports

 Source: HCOB Economics, Macrobond, Destatis

13                       Oktober 2020                       Finanzmarkttrends                                Marketingmitteilung
USA: Konjunkturprogramm hängt auch vom Ausgang der Wahlen ab.

                                            In Q3 dürfte das Wirtschaftswachstum in den USA deutlich über 20 % gelegen haben
                                             (annualisierte Rate). Die Atlanta-Fed kommt in ihrem GDP-now Modell sogar auf einen
                                             Zuwachs von rund 34 %. Trotz relativ hoher Corona-Fallzahlen hat ein kräftiger Wieder-
                                             aufschwung stattgefunden, nachdem das BIP ín Q2 um 31,4 % gefallen war. Für das
                                             Gesamtjahr dürfte das BIP voraussichtlich um 4,4 % schrumpfen, weniger als wir bislang
                                             erwartet haben. Im kommenden Jahr sollte das Wirtschaftswachstum 3,5 % betragen.
                                            Allerdings ist festzustellen, dass sich die Erholung in den letzten Wochen abgeschwächt
                                             hat. Besonders deutlich ist das am Arbeitsmarkt zu sehen, wo die „initial jobless claims“
                                             (die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe) seit fünf Wochen auf einem Niveau von rund
                                             850.000 stagnieren. Dass zuletzt die Arbeitslosenrate weiter zurückgegangen ist, ist vor
                                             allem darauf zurückzuführen, dass sich viele Menschen vom Arbeitsmarkt zurückgezogen
                                             haben.
                                            Die Wachstumsverlangsamung hat auch damit zu tun, dass die Regierung die zusätzliche
                                             Arbeitslosenhilfe zurückgefahren hat. Bis Ende Juli betrug diese Hilfe 600 US-Dollar pro
                                             Woche. Per Dekret wurde die Hilfe für sechs Wochen verlängert, allerdings nur im
                                             Volumen von 300 US-Dollar. Da sich Demokraten und Republikaner bislang nicht auf ein
                                             neues Hilfspaket einigen konnten, ist diese zusätzliche Unterstützung seit Mitte September
                                             komplett weggefallen. Das beeinträchtigt den Konsum. Für den Fall, dass der
                                             demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden die Wahl gewinnt und auch eine
                                             Mehrheit im Senat erhält, dürfte Anfang nächsten Jahres relativ zügig ein großes
                                             Konjunkturprogramm im Volumen von 2 bis 3 Billionen US-Dollar geschnürt werden, das
                                             auch zusätzliche Arbeitslosenhilfe umfasst (zu den US-Wahlen siehe Seite 16).
                                            In den letzten Tagen sind die Renditen der zehnjährigen T-Notes zeitweise über 0,80 %
                                             gestiegen. Dies ist vermutlich auf die Erwartung zurückzuführen, dass nach der Wahl ein
                                             neues Fiskalpaket geschnürt wird, so dass die Schulden weiter steigen werden und den
                                             Anleihemarkt belasten könnten. Allerdings gehen wird davon aus, dass die Fed, die in den
                                             letzten vier Monaten zwischen 70 und 100 Mrd. US-Dollar pro Monat an Staatsanleihen
                                             gekauft hat, bei einem kräftigen Zinsanstieg mit erhöhten Ankäufen gegensteuern würde.

14      Oktober 2020   Finanzmarkttrends                 Marketingmitteilung
USA: Die Erholung wird vom Pandemieverlauf und davon abhängen, ob
und in welchem Umfang ein neues Fiskalpaket beschlossen wird.
GDP forecasts including the components private consumption, gross fixed investment, government consumption, imports and exports
 United States: GDP level (billion USD, chained) and GDP                           United States: GDP and its components (expenditure
 change (QoQ, annualized)                                                          side), yearly change
     30                                                                  19,500      5.0                                                        3.5
                                                                                             2.2

     20                                                                  19,000
                                                                                     0.0

     10                                                                  18,500

                                                                                    -5.0
                                                                                                                         -4.4
      0                                                                  18,000

     -10                                                                 17,500    -10.0

     -20                                                                 17,000
                                                                                   -15.0

     -30                                                                 16,500
                                                                                   -20.0
     -40                                                                 16,000                       2019                        2020                   2021
            Q1   Q2   Q3   Q4   Q1   Q2   Q3   Q4   Q1   Q2   Q3   Q4
           2019 2019 2019 2019 2020 2020 2020 2020 2021 2021 2021 2021
                                                                                           GDP                         Private consumption   Gross fixed investment
                                  GDP change, lhs   GDP level, rhs                         Exports                     Imports               Government consumption

 Source: HCOB Wirtschaft, Macrobond

15                      Oktober 2020                 Finanzmarkttrends                           Marketingmitteilung
USA: Die Bedeutung der Wahlen am 3. November.

                                           •   In den USA werden die Wahlberechtigten am 3. November nicht nur den Präsidenten
                                               wählen, sondern auch über die Zusammensetzung des Senats und des
                                               Abgeordnetenhauses entscheiden. Die 435 Parlamentarier des Abgeordnetenhauses
                                               werden komplett neu gewählt. Im Senat geht es um die Neubesetzung von 35 der
                                               insgesamt 100 Sitze. Zusätzlich finden auch in zahlreichen Bundesstaaten
                                               Gouverneurs- und Parlamentswahlen statt.

                                           •   Bezüglich der Präsidentschaftswahl liegt der demokratische Kandidat Joe Biden seit
                                               Beginn des Jahres vor dem Republikaner Donald Trump. Seit der Fernsehdebatte von
                                               Ende September hat Biden seinen Vorsprung auf 8,9 Prozentpunkte ausweiten können.
                                               Bei den Umfragen in den einzelnen Staaten, in denen nach dem „the winner takes it
                                               all“-Prinzip Wahlmänner gewählt werden, die dann ihrerseits den Präsidenten wählen,
                                               hat Biden mittlerweile auch eine Mehrheit, selbst wenn man die so genannten toss-up-
                                               states (hier liefern die Umfragen kein eindeutiges Ergebnis) sämtlich Trump zuschlägt.
                                               Biden kommt auf 279 Stimmen, 9 mehr als er benötigt, um zu gewinnen. Trump kommt
                                               auf 125 Stimmen. Die toss-up-states vereinigen 134 Stimmen auf sich.

                                           •   Im Abgeordnetenhaus, da sind sich die meisten Wahlforscher einig, werden die
                                               Demokraten erneut eine Mehrheit erhalten. Im Abgeordnetenhaus ist jeder Bundesstaat
                                               nach dem Anteil an der Gesamtbevölkerung vertreten.

                                           •   Im Senat werden die Demokraten gemäß Wahlforschungsinstitut FiveThirtyEight mit
                                               einer Wahrscheinlichkeit von 68 % die Mehrheit erhalten. Wenig wahrscheinlich ist aus
                                               heutiger Sicht, dass sie eine 55-Stimmen-Mehrheit bekommen werden, die
                                               Voraussetzung wäre, um die von der jeweiligen Opposition regelmäßig verwendete so
                                               genannte „Filibuster“-Verzögerungstaktik zu umgehen. Der Senat setzt sich aus 100
                                               Senatoren zusammen, wobei jeder Bundesstaat zwei Senatoren entsendet. Damit hat
                                               etwa der bevölkerungsarme Bundesstaat Alaska das gleiche Stimmengewicht wie der
                                               Bundesstaat Kalifornien, der rund 39 Millionen Einwohner hat.

16      Oktober 2020   Finanzmarkttrends                  Marketingmitteilung
China: Das „Reich der Mitte“ lässt Corona offensichtlich hinter sich.

                                            •   In China ist das BIP in Q3 um 2,7 % Q/Q expandiert. Im Vergleich zum Vorjahr liegt die
                                                Wachstumsrate bei 4,9 %. Damit ist China die erste Volkswirtschaft, die wieder auf einem
                                                höheren Niveau produziert als zu Beginn der Pandemie. Im Gesamtjahr dürfte die
                                                Expansionsrate des chinesischen BIP bei 1,9 % liegen. Für das kommende Jahr erwarten
                                                wir ein Wachstum von 8,2 %. Die derzeitigen Daten bieten allerdings kein vollkommen
                                                konsistentes Bild.
                                            •   Im Dienstleistungssektor ist eine höhere Dynamik zu beobachten als im Verarbeitenden
                                                Gewerbe. Als naheliegende Erklärung bietet sich an, dass die Exportwirtschaft noch keine
                                                nachhaltige Dynamik entfalten kann, weil die restliche Welt noch mit Covid-19 zu kämpfen
                                                hat. Tatsächlich lagen jedoch die Exporte Chinas im September bereits 13,1 % über dem,
                                                Vorjahresniveau. Im Bereich der Corona-Schutzausrüstungen konnte China kräftig
                                                exportieren und generell dürfte China zugute gekommen sein, bereits in Q2 den Lockdown-
                                                Zustand verlassen zu haben, während im Rest der Welt die Bänder still standen. Dadurch
                                                hat China Marktanteile auch in anderen Produktbereichen gewonnen. Unklar ist zum
                                                jetzigen Zeitpunkt, ob dieser Gewinn an Marktanteilen dauerhaft sein wird.
                                            •   Der inländische Konsum hinkt gemessen an den Einzelhandelsumsätzen noch hinterher.
                                                Im September sind die Einzelhandelsumsätze in laufenden Preisen um 3,3 % gestiegen
                                                und liegen damit noch rund 1,5 % unter dem Niveau von Ende 2019 (saisonbereinigte
                                                Betrachtung). Die Dynamik zeigt allerdings nach oben.
                                            •   Stabilisierend ist, dass die Preise für Wohnimmobilien weiter (etwas verlangsamt) steigen.
                                            •   Die im internationalen Vergleich gute Wachstumsstory Chinas hat dazu beigetragen, dass
                                                der Renminbi an Stärke gewonnen hat. Siehe dazu auch unsere Währungsanalyse auf
                                                Seite 20.
                                            •   Geldpolitisch hat die chinesische Notenbank bislang relativ wenige Schritte unternommen.
                                                Weitere Lockerungsschritte deuten sich derzeit nicht an, obwohl die Kerninflation auf 0 %
                                                gefallen ist (Gesamtinflation: 2,5 %).

17       Oktober 2020   Finanzmarkttrends                  Marketingmitteilung
Aktienmärkte: Wie nachhaltig ist eine auf Zentralbankliquidität
basierende Aktienmarkthausse?
                                             Die Aktienmärkte befinden sich derzeit zwar nicht auf einem Allzeithoch. Dennoch sind der
                                              S&P 500 und der Dax nach geläufigen Maßstäben überbewertet. Beim S&P 500 liegt diese
                                              Überbewertung bei rund 50 %, beim Dax bei 24 %.

                                             Man kann hier von einem TINA-Boom sprechen: „There is no alternative“. Mit anderen
                                              Worten: Angesichts der extrem niedrigen Zinsen für Staatsanleihen und
                                              Unternehmensanleihen haben die Anleger keine Alternativen zu Aktien. Also werden die
                                              Kurse der Aktien nach oben getrieben.

                                             Unterstützt wird diese Sicht noch durch herkömmliche Bewertungsmodelle, die auf dem
                                              abdiskontierten Cash-Flow von Unternehmen basieren. Setzt man hier einen Zinssatz von
                                              0 % an, ergeben die daraus abgleiteten Bewertungen keinen Sinn mehr, da die zukünftigen
                                              Gewinne alle gleich viel wert sind, egal ob sie im kommenden Jahr anfallen oder in 100
                                              Jahren. Negative Zinsen, wie sie etwa für zehnjährige Bunds seit mehreren Jahren zu
                                              beobachten sind, führen das Konzept gänzlich ad absurdum.

                                             Es fehlt daher ein Anker für die Bewertungen. Im Ergebnis bedeutet dies, dass die
                                              Volatilität der Aktienmärkte in den nächsten Quartalen hoch bleiben bzw. steigen wird, was
                                              durch zahlreiche Unsicherheiten noch unterstützt wird.

                                             So weckt die US-Wahl am 3. November bei vielen Marktbeobachtern die Befürchtung, dass
                                              ein möglicher Wahlsieg des demokratischen Kandidaten Joe Biden (die Wahlprognosen
                                              gehen in diese Richtung) von dem amtierenden Präsidenten Donald Trump nicht akzeptiert
                                              wird. Das könnte eine Verfassungskrise und Turbulenzen an den Aktienmärkten auslösen.
                                              Weiter wird das ob und das Ausmaß eines neuen Stimuluspakets in den USA diskutiert.
                                              Die größte Unsicherheit geht jedoch von der Pandemieentwicklung aus. Sowohl in Europa
                                              als auch in den USA steigen die Zahlen wieder kräftig an und viele Länder haben bereits
                                              erneute partielle Lockdowns erlassen. Falls sich die Lage nicht beruhigt, sind auch
                                              umfassende Restriktionen denkbar, die das wirtschaftliche Leben erneut lahm legen
                                              können.

18       Oktober 2020   Finanzmarkttrends                 Marketingmitteilung
EUR/USD: Pandemie versus Fiskalpolitik.

                                           •   Pandemie und Maßnahmen dagegen sind die beiden Pole, nach denen sich der Markt
                                               ausrichtet. Mittelfristig liegen die Hoffnungen natürlich auf der Entwicklung eines
                                               Impfstoffes. Kurz-bis mittelfristig sollen Geld- und Fiskalpolitik die wirtschaftlichen Folgen
                                               abmildern. Dabei sind die Zentralbanken wohl eher am Endes ihres Lateins, so dass sich
                                               der Fokus auf den Staat konzentriert.
                                           •   Mit der anstehenden US-Wahl zeigt sich, wie sehr der Markt darauf baut, dass bloß
                                               „ausreichend“ Stimulus generiert wird.. Demokraten und Republikaner versuchen zwar vor
                                               der Wahl zu einem Hilfspaket zu gelangen, doch ernsthaft rechnet man nicht mehr damit.
                                               An diesem Punkt kommen die Prognosen auf den Wahlsieger ins Spiel. Dort liegt
                                               Herausforderer Joe Biden relativ komfortabel vorne. Damit werden sogleich die Chancen
                                               auf ein größeres Volumen an „Stütze“ verbnden.
                                           •   Jede Wasserstandsmeldung bewegt nun zuerst den Aktienmarkt, dem der Wechselkurs in
                                               den letzten Monaten in der Regel folgt, wobei der Dollar stets als Fluchtwährung dient und
                                               der Euro umgekehrt aufwertet, wenn Hoffnungen beflügelt werden.
                                           •   Angesichts der starken (zweiten) Infektionswelle in Europa in diesem Herbst, mutet es ein
                                               wenig verwunderlich an, dass die Korrektur des Wechselkurses Richtung 1,15 nicht weiter
                                               vorangeschritten ist. Per Saldo überwiegen demnach immer noch die Hoffnungen, die
                                               wirtschaftlich nicht zuletzt durch die relative starke Performance Chinas genährt werden.
                                           •   Die Risiken sind ja aber noch lange nicht ausgeräumt. Die US-Wahl muss erst einmal über
                                               die Bühne gehen, wobei ein Endspurt in Donald Trumps Kampagne wie 2016 noch vieles
                                               verändern kann. Außerdem steht auf Seiten der EU die endgültige Ratifizierung des
                                               Wiederaufbaufonds erst noch an. Dass da alles völlig glatt geht, ist nicht unbedingt zu
                                               erwarten. Mithin bleiben wir noch bei unserer Prognose, dass der strukturell gut begründete
                                               Aufschwung des Euro nicht ohne nachhaltigere Korrektur auskommen wird.

19      Oktober 2020   Finanzmarkttrends                   Marketingmitteilung
Devisenmärkte: JPY in der Range gefangen, GBP noch nicht ins Abseits
geraten, CNY spiegelt den Vorsprung Chinas zunehmend wider.
                                            EUR/GBP: Bei den Verhandlungen um einen Handelsvertrag zwischen der EU und
                                             Großbritannien steht es nach wie vor Spitz auf Knopf. Boris Johnsons Frist zum 15. Oktober ist
                                             inzwischen verstrichen. Dennoch sitzt man immer noch am Verhandlungstisch. Die Tür will
                                             keiner endgültig zu schlagen. Vielmehr schiebt man sich gegenseitig die Verantwortung zu,
                                             wer sich denn nun bewegen möchte, damit es auch tatsächlich zum Abschluss kommen kann.
                                             Dem Markt reicht das derzeit noch aus, um den Wechselkurs in der Waage zwischen 0,9030
                                             und 0,9130 GBP per EUR zu halten. Von der Pandemie ist man in diesem Herbst
                                             gleichermaßen hart getroffen. Allerdings steht Finanzminister Rishi Sunak wesentlich weniger
                                             Spielraum für Hilfspakete zur Verfügung. Zu erwarten ist eine steigende Arbeitslosigkeit und
                                             schwache Erholungstendenzen und das auch noch von einer deutlich niedrigeren Basis aus. In
                                             diesem Kontext spricht wenig für das Pfund. Ein “Last-Minute”-Durchbruch beim Brexit dürfte
                                             dagegen für Erleichterung sorgen. Insgesamt halten wir an unserem Base-Szenario fest bzw.
                                             dass es zu einem Deal kommt. Der Wechselkurs sollte sich dabei nach einer ausgeprägten
                                             Pfundschwäche im Laufe von 2021 zumindest wieder unter die Marke von 0,90 entwickeln.

                                            USD/JPY: Die Rolle des Yen als Fluchtwährung wird zunehmend vom Dollar übernommen.
                                             Die Angleichung der Zinsniveaus führt immer mehr zu einer Aufweichung alt hergebrachter
                                             Korrelationen, so dass wir keinen Anlass sehen, unsere eng gesteckte Prognose abzuändern.

                                           •   USD/CNY: Der IWF sieht in seiner Prognose China als einzige Volkswirtschaft, die in 2020
                                               trotz Pandemie ein positives Wachstum hinlegen kann. Damit schwimmt die Volksrepublik den
                                               anderen weit voraus. Ermutigt durch weitere Öffnungsmaßnahmen erfreut sich der Renminbi
                                               steigender Kapitalzuflüsse. Chinas Exportwirtschaft hatte schnell von den weltweiten
                                               Lockerungsmaßnahmen über den Sommer profitiert. Die Sorge lag eher auf der
                                               zurüchhaltenden Inlandsnachfrage, doch die jüngsten Daten lassen ebenfalls positiv
                                               aufhorchen. Importe und Einzelhandelsumsätze zeugen vom Erwachen des chinesischen
                                               Verbrauchers. Die Zentralbank (PBoC) begleitet die Aufwertung des Renminbi zwar hin und
                                               wieder mit Warnschüssen, überlässt es im Grunde aber dem Markt, den Wechselkurs zu
                                               bestimmen. Die US-Wahl hat jedoch das Potential, noch einmal für eine kurzfristige Korrektur
                                               zu sorgen.

20      Oktober 2020   Finanzmarkttrends                  Marketingmitteilung
Ölmärkte: Instabiles Gleichgewicht. Moderater Trend nach oben zu
erwarten.
                                            Die Brent-Ölpreise haben sich in den vergangenen Wochen in einer engen Bandbreite
                                             zwischen 39 und 46 USD/Barrel bewegt. Derzeit liegt der Brent-Preis bei 41,3 USD/Barrel,
                                             ohne dass eine klare Richtung erkennbar wäre. Wir gehen angesichts einer nur moderaten
                                             weltwirtschaftlichen Erholung und weiterhin hohen Lagerbeständen davon aus, dass man
                                             auch im kommenden Jahr noch deutlich unter jenem Preisniveau bleiben wird, das 2018
                                             und 2019 herrschte. Wir erwarten per Ende 2021 Brent bei 52 USD/Barrel.
                                            Der Contango am Terminmarkt (Spotpreis < Terminkurs) hat sich wieder etwas
                                             ausgeweitet, nachdem er sich zunächst wieder normalisiert hatte. Das spricht dafür, dass
                                             das Überangebot an Öl wieder etwas zugenommen hat bzw. die Nachfragesituation sich
                                             tendenziell verschlechtert hat. In der Tat sind die Lagerbestände in den USA weiterhin auf
                                             für diese Jahreszeit ungewöhnlich hohen Niveaus. Gleichzeitig ist die Raffinerieauslastung
                                             in den Vereinigten Staaten extrem niedrig. Im Ergebnis haben sich zumindest die
                                             Benzinbestände etwas normalisiert.
                                            Da die konjunkturelle Lage sich voraussichtlich weniger dynamisch verbessern wird, als
                                             das bislang von vielen Marktakteuren angenommen wurde, wird der Abbau des
                                             Überschussangebotes den Markt noch mehrere Quartale belasten.
                                            Die globale Produktion ist auf der Basis der bislang vorliegenden Zahlen im August
                                             schätzungsweise gegenüber dem Tiefststand vom Juni dieses Jahres auf rund 90 Mio.
                                             Barrel/Tag gestiegen. Im April lag die Förderung („Petroleum & other Liquids“) laut EIA bei
                                             100,4 Mio. Barrel/Tag. Für Förderer mit hoher Kostenstruktur ist es nicht sehr attraktiv, im
                                             aktuellen Preisumfeld die Produktion hochzufahren. In den USA beispielsweise bleibt die
                                             Produktion seit Juni zwischen 10 und 11 Mio. Barrel/Tag (kurzzeitig lag sie sogar noch
                                             niedriger). Zum Vergleich: Vor der Krise lag der Output in der Spitze bei 13,1 Mio.
                                             Barrel/Tag.
                                            Die niedrigen Preise sind letztlich die Voraussetzung dafür, dass die Lagerbestände sich
                                             wieder normalisieren und der Markt dadurch ins Gleichgewicht kommt. Eine mangelnde
                                             OPEC-Disziplin (die nächste OPEC-Konferenz ist am 30.11.) könnte dem einen Strich
                                             durch die Rechnung machen.

21      Oktober 2020   Finanzmarkttrends                  Marketingmitteilung
Ansprechpartner

     Redaktion und Versand                                                                 Weitere Ansprechpartner der Hamburg Commercial Bank

     Economics                                                                             Institutional & Liability Sales

     Dr. Cyrus de la Rubia                        Christian Eggers                         Thomas Benthien
     Chefvolkswirt                                Senior FX Trader                         Tel.: 0431-900-25000
     Tel.: 040-3333-15260                         Tel.: 040-3333-25514
     E-Mail: cyrus.delarubia@hcob-bank.com        E-Mail: christian.eggers@hcob-bank.com   Corporate Treasury Sales
     Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 20. Oktober 2020
                                                                                           Stefan Masannek
                                                                                           Tel.: 0431-900-25550
     Gerhart-Hauptmann-Platz 50, 20095 Hamburg, Telefon 040-3333-0

                                                                                           Syndicate & Credit Solutions

                                                                                           Tim Boltzen
                                                                                           Tel.: 040-3333-13765

22                      Oktober 2020                      Finanzmarkttrends                        Marketingmitteilung
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23                       Oktober 2020                      Finanzmarkttrends                                     Marketingmitteilung
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