Anlagepolitik Wirtschaft und Finanzmärkte Juni 2021

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Anlagepolitik Wirtschaft und Finanzmärkte Juni 2021
Anlagepolitik
Wirtschaft und Finanzmärkte
Juni 2021
Inhaltsverzeichnis

Titelbild                           1   Editorial
Necker, Kanton St. Gallen                Infrastruktur – das neue Zauberwort
Foto: Roland Gerth, Thal
                                    2	
                                      Wirtschaft
                                      Schweizer Wirtschaft erholt sich

                                    4	
                                      Zinsen und Renditen
                                      Wann endet die ultraexpansive Geldpolitik?

                                    5	Aktienmärkte
                                        Vernachlässigte Pharmatitel mit Potenzial

                                    6   Währungen
                                         Fed-Politik ist Taktgeber

                                    7	
                                      Rohstoffmärkte
                                      Teure Industrie- und Agrarrohstoffe

                                    8	
                                      Anlagestrategie
                                      Stimulierende Geldpolitik – trotz Inflation

                                    9   Marktübersicht
                                        Wirtschaftsdaten und Ausblick
                                        Finanzmärkte und Prognosen

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Editorial
Infrastruktur – das neue Zauberwort

Liebe Anlegerin
Lieber Anleger

               Mit viel staatlichem Geld soll die    Projekten wird es schwierig. Neue Eisenbahn-
               Wirtschaft nach Corona wieder         trasses in unseren dicht besiedelten Gebieten zu
               auf Kurs gebracht werden. Nach-       planen, ist fast unmöglich, wenn man die Leute
               dem die Phase der unmittelbaren       nicht einfach umsiedeln will wie in China. Strom
               Hilfeleistung vorbei ist, soll mit    aus Windenergie ist gut, solange das Windrad
               Aufbauprogrammen die Wirt-            nicht vor der eigenen Haustür steht. 5G-Internet
               schaftsdynamik unterstützt wer-       ist die Zukunft und lässt einem von den neuen
den. Ein grosser Teil dieser Gelder soll dabei in    Möglichkeiten schwärmen, aber die dazu nöti-
die Modernisierung der Infrastruktur fliessen. In    gen Antennen will man nicht. Die Folge ist, dass
den USA hat Präsident Biden ein riesiges Infra-      viel mehr Geld Projekte sucht, als dass es sinnvol-
struktur-Paket von 2'200 Mrd. US-Dollar ge-          le Projekte gibt.
schnürt, wobei der Begriff «Infrastruktur» weit
gefasst wird. Beispielsweise enthält es auch sozi-   Für die Pensionskassen gibt es noch ein zusätzli-
alpolitische Anliegen der Demokraten. In der EU      ches Problem. Viele Staaten wollen die wichtige
soll ein Grossteil des im letzten Jahr beschlosse-   und lukrative Infrastruktur nicht aus der Hand
nen Corona-Hilfspakets von 750 Mrd. Euro             geben und privaten Anbietern überlassen. Somit
ebenfalls für Investitionen in die Infrastruktur     bleiben ihnen nur die Brosamen oder Anlagen in
ausgegeben werden. In der Schweiz sollen die         Ländern, die kein Geld haben. Wenn viel Geld
Pensionskassen ihr Geld, das bei Anlagen in Ob-      wenige Brosamen jagt, drückt das die Renditen
ligationen angesichts der tiefen Zinsen keinen       und erhöht die Risiken, die eingegangen wer-
Ertrag mehr bringt, in die Gewinnung erneuer-        den.
barer Energien investieren.
                                                     Geld für Infrastrukturvorhaben ist momentan
Dass Investitionen in eine moderne Infrastruktur     kein rares Gut. Ob es effizient eingesetzt wird,
die Produktivität der Wirtschaft erhöhen, ist un-    darf kritisch hinterfragt werden. Zudem sollte
bestritten. Dass gerade in den USA vieles in die     man nicht vergessen: Was jetzt an guter und we-
Jahre gekommen ist und den heutigen Anforde-         niger guter Infrastruktur gebaut wird, muss un-
rungen nicht mehr genügt, ist offensichtlich.        terhalten und spätestens in zwanzig oder drei-
Auch dass die Pensionskassen ein Ertragspro-         ssig Jahren erneuert werden. Ob dann das dafür
blem haben, wenn die Aktienmärkte ihnen nicht        nötige Geld auch wieder im Überfluss vorhan-
mit einer guten Performance aushelfen, ist eine      den sein wird, ist alles andere als sicher.
Tatsache.

Als Konjunkturmassnahmen haben Infrastruk-
turausgaben in den westlichen Industrieländern
noch nie funktioniert. Die Projektierung der Vor-
haben und ihre Bewilligungsverfahren dauern
zu lange und es ist fraglich, ob sie am Ende über-
haupt umgesetzt werden. Zwar wollen alle eine                                       Dr. Thomas Stucki
moderne Infrastruktur, aber bei den einzelnen                                Chief Investment Officer

                                                                         Juni 2021 Anlagepolitik      1
Wirtschaft
Schweizer Wirtschaft erholt sich

Im ersten Quartal dieses Jahres hat sich die Ge-      dustrieunternehmen konnten von der anziehen-
schäftslage sowohl für Ostschweizer Unterneh-         den Weltwirtschaft profitieren. Insbesondere
men als auch für die Gesamtschweiz deutlich           Asien und die USA verzeichnen bereits wieder
verbessert. Der Geschäftslageindikator zeigt,         eine positive konjunkturelle Entwicklung. Von
dass deutlich mehr Unternehmen die aktuelle           der robusten Nachfrage aus diesen Regionen
Lage als gut bewerten. Welche Branchen ha-            profitieren auch Schweizer Industriebetriebe.
ben zu dieser positiven Entwicklung beigetra-         Die Mehrheit der Unternehmen erwartet zu-
gen und ist diese nachhaltig?                         dem, dass die Exporte in den nächsten drei Mo-
                                                      naten nochmals zulegen werden. Als Folge der
Das Baugewerbe zeigt sich bisher robust in der        weltweiten Erholung sind die Einkaufspreise zu-
Krise. Die Entspannung, welche bereits in der         letzt deutlich angestiegen. Zudem kommt es zu-
zweiten Jahreshälfte des letzten Jahres zu beob-      nehmend auch zu Lieferengpässen. Die Erho-
achten war, hat sich im ersten Quartal 2021 fort-     lung macht sich auch in der Einschätzung zu
gesetzt. Zudem hat sich die Ertragslage besser        den Produktionskapazitäten bemerkbar. So
entwickelt als dies von den Unternehmen erwar-        wird die Auslastung der Produktion wieder hö-
tet wurde. Dies deutet darauf hin, dass die Nach-     her eingeschätzt und erste Unternehmen kämp-
frage im Baubereich hoch blieb. Dass die Bautä-
tigkeit erstmals seit einem Jahr wieder gestiegen
ist, dürfte sich ebenfalls positiv auf die Beurtei-
lung der Geschäftslage auswirken. Diese positi-
ve Entwicklung führt dazu, dass viele Unterneh-
men wieder vermehrt mit einem Fachkräfte-
mangel konfrontiert sind. Auffallend ist, dass die
Ostschweizer Bauunternehmen ihre Geschäfts-
lage besser einschätzen als die Unternehmen in
der Gesamtschweiz. Dies dürfte auch mit der
Auswirkung erschwerter Grenzübertritte zu-
sammenhängen. Schliesslich sind grenznahe
Unternehmen in normalen Zeiten dem Wettbe-
werb mit süddeutschen oder österreichischen
Handwerkern deutlich stärker ausgesetzt.

Detailhandel mit Nachholeffekt
                                                      Ostschweiz im Gleichschritt mit der Schweiz
Der Detailhandel konnte im Zuge der Lockerun-
                                                                  Geschäftslageindikator
gen von einem deutlichen Nachholeffekt profi-
tieren. Sowohl die Absatzmenge als auch die Er-             40
                                                                                                                                                Ausbruch der
tragslage konnten entsprechend zulegen. Dem-                                                                                                    Pandemie
                                                            30
entsprechend schätzen Detailhandelsunterneh-
men ihre Geschäftslage deutlich positiver ein.              20

Auf den grenznahen Detailhandel wirkte sich
                                                            10
der eingeschränkte Einkaufstourismus positiv
aus. Obwohl die meisten Detailhandelsunter-                  0

nehmen damit rechnen, dass diese Nachholef-
fekte in den nächsten Monaten abflachen wer-                -10

den, blickt die Mehrheit der befragten Unter-
                                                            -20
nehmen positiv in die Zukunft.                                    Lesehilfe: Differenz zwischen den Unternehmen, welche in den nächsten
                                                                  drei Monaten eine bessere Geschäftslage erwarten und jenen Unternehmen,
                                                                  welche eine schwächere Entwicklung erwarten.
                                                            -30
                                                               2016               2017                 2018                2019                 2020                 2021
Industrie profitiert von den Exporten
                                                                                                  Ostschweiz                      Schweiz
In der Industrie ist im ersten Quartal eine starke
                                                                                            Quelle: KOF ETH Zürich, Konjunkturboard, Stand: 20.05.2021; Wertentwicklungen der Vergangenheit
                                                                                                                                                       Quelle: KOF ETH Zürich, Konjunkturboard
Erholung erkennbar. Die exportorientierten In-                                                                                 sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.

2    Anlagepolitik Juni 2021
fen bereits wieder mit Engpässen bei den Pro-                                       bestehen jedoch beträchtliche Unterschiede.
                                                          duktionskapazitäten. Die meisten Industrieun-                                       Während beispielsweise im Baugewerbe eine
                                                          ternehmen gehen davon aus, dass sich die posi-                                      knappe Mehrheit der Unternehmen ihren Perso-
                                                          tive Entwicklung fortsetzen wird. Von dieser                                        nalbestand als zu klein einschätzt, beurteilt ihn
                                                          Entwicklung konnte auch die Ostschweizer In-                                        in der Industrie noch eine knappe Mehrheit der
                                                          dustrie profitieren. So ist beispielsweise der An-                                  Unternehmen als zu hoch. Weiterhin ein grosses
                                                          teil der Unternehmen, welche angaben, mit ei-                                       Problem ist der Fachkräftemangel. Auch in den
                                                          ner ungenügenden Nachfrage zu kämpfen, be-                                          Schweizer Arbeitslosendaten spiegelt sich der
                                                          reits wieder unter das Vorkrisenniveau gesun-                                       wirtschaftliche Aufschwung wider. So erreichte
                                                          ken.                                                                                die Arbeitslosenquote im Januar mit 3.7% ihren
                                                                                                                                              Höchststand seit Ausbruch der Pandemie und ist
                                                          Entspannungssignale am Arbeitsmarkt                                                 bis Ende April wieder auf 3.3% gesunken. Über
                                                          Die erfreuliche Dynamik wirkt sich auch auf die                                     den Sommer dürfte sich die Situation aufgrund
                                                          Einschätzung der Beschäftigtenzahl aus. Immer                                       saisonaler Effekte weiter entspannen.
                                                          weniger Unternehmen schätzen ihren Personal-
                                                          bestand als zu hoch ein. Zwischen den Branchen                                      Gute Aussichten für die Schweizer und
                                                                                                                                              Ostschweizer Wirtschaft
                                                                                                                                              Im Laufe des Jahres dürften die zunehmenden
                                                                                                                                              Lockerungen zu starken Nachholeffekten füh-
                                                                                                                                              ren. Die Binnenwirtschaft dürfte im Zuge weite-
                                                                                                                                              rer Lockerungen insbesondere von steigenden
                                                                                                                                              Konsumausgaben profitieren. Denn während
                                                                                                                                              der Corona-Krise haben viele Schweizer Haus-
                                                                                                                                              halte mehr als üblich gespart. Dieses Geld steht
                                                                                                                                              ihnen jetzt zusätzlich zur Verfügung. Die Export-
                                                                                                                                              wirtschaft dürfte weiterhin von der hohen Nach-
                                                                                                                                              frage aus Asien und den USA profitieren. Hinzu
                                                                                                                                              kommt, dass in der zweiten Jahreshälfte auch
                                                                                                                                              die Nachfrage aus Europa anziehen wird.

                                                                                                                                              Nachfrage lässt Preise steigen
                                                                                                                                              Deswegen könnten die Preise weiter steigen
                                                                                                                                              und auch Lieferengpässe vermehrt auftreten.
Industrie erwartet deutlich höhere Einkaufspreise
                                                                                                                                              Dabei handelt es sich jedoch nur um einen tem-
           Erwartete Änderung der Einkaufspreise in der Industrie                                                                             porären Effekt. Im Zuge der Erholung im Inland
      80                                                                                                                                      werden die Importe ebenfalls wieder zuneh-
                                                                                                                                              men. Die anziehende Nachfrage wird zu einer
      60                                                                                                                                      höheren Auslastung der Produktionskapazitä-
                                                                                                                                              ten führen, was wiederum die Investitionsaus-
      40
                                                                                                                                              gaben ankurbeln wird. Der wirtschaftliche Auf-
                                                                                                                                              schwung hat bereits in vielen Branchen Fahrt
      20
                                                                                                                                              aufgenommen und dürfte sich im Laufe des Jah-
                                                                                                                                              res noch beschleunigen. Allerdings gibt es auch
       0
                                                                                                                                              Branchen, die weiterhin unter einer grossen Un-
                                                                                                                                              sicherheit leiden. Dazu gehört beispielsweise die
     -20

             Lesehilfe: Differenz zwischen den Unternehmen, welche in den nächsten drei Monaten steigende                                     Reisebranche. Mit dem weltweiten Fortschreiten
             Einkaufspreise erwarten und jenen Unternehmen, welche sinkende Einkaufspreise erwarten.
     -40
                                                                                                                                              der Impfungen und den damit verbundenen
           2016               2017                 2018                 2019                2020                 2021
                                                                                                                                              Öffnungen dürften sich jedoch mittelfristig auch
                                               Ostschweiz                  Schweiz
                                                                                                                                              die Aussichten für diese Branchen wieder auf-
                                       Quelle: KOF ETH Zürich, Konjunkturboard, Stand: 20.05.2021; Wertentwicklungen der Vergangenheit
                                                                                                  Quelle: KOF ETH Zürich, Konjunkturboard
                                                                          sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.   hellen.                                        n

                                                                                                                                                                 Juni 2021 Anlagepolitik     3
Zinsen und Renditen
Wann endet die ultraexpansive Geldpolitik?

Die Konjunkturdynamik in den USA hat in den             Die prominente Erwähnung im Sitzungsproto-
letzten Wochen deutlich zugelegt. Dank der              koll kann durchaus als erster Schritt gesehen
besseren Wirtschaftslage zieht auch die Inflati-         werden, die Märkte auf die baldige Reduktion
on stärker als erwartet an. Ist die Zeit für eine re-   der Anleihenkäufe vorzubereiten.
striktivere Geldpolitik gekommen?
                                                        Tapering nicht mehr in diesem Jahr
Die US-Wirtschaft ist im 1. Quartal 2021 annua-         Wir gehen davon aus, dass sich die US-Noten-
lisiert, das heisst auf ein Jahr hochgerechnet, um      bank erst im September etwas detaillierter zum
6.4% gewachsen. Damit befindet sich die Wirt-           Thema Tapering äussern wird. Mit dem Beginn
schaftsleistung der Vereinigten Staaten nur             der Reduktion der Anleihenkäufe rechnen wir
noch unwesentlich unter dem Level von vor der           Anfang 2022. Und auch dann sind wir von einer
Pandemie. Haupttreiber des BIP-Wachstums war            restriktiven Geldpolitik noch weit entfernt. Denn
der für die USA besonders wichtige private Kon-         die Bilanz der Fed wird weiter wachsen. Erstens,
sum, welcher um 10.7% angestiegen ist. Dem-             weil die Fed weiterhin Anleihen kauft und zwei-
nach wurden nun viele Einkäufe, welche zuvor            tens, weil die bestehenden Positionen weiterhin
aufgrund der vielerorts ergriffenen Lockdown-           reinvestiert werden. In einem ersten Schritt geht
Massnahmen nicht getätigt werden konnten,               es für die US-Notenbank lediglich darum, ihre
nachgeholt.                                             monatlichen Wertschriftenkäufe sukzessive auf
                                                        null zu reduzieren. Ein unkontrollierter Anstieg
Preise steigen zumindest vorübergehend                  der Zinsen wie 2013 sollte uns dieses Mal erspart
Dieser Nachholeffekt hatte auch deutliche Aus-          bleiben. Eine US-Leitzinserhöhung ist zudem
wirkungen auf die Preise. So lagen diese im Mo-         erst 2023 denkbar. Diese Aussichten werden
nat April durchschnittlich 4.2% höher als im            auch die Schweizer Zinsen tief halten. Wir gehen
Vorjahr. Auch wenn dieser Preisanstieg etwas            deshalb mittelfristig lediglich von einem leichten
höher ausfiel als erwartet, ganz überraschend ist       Zinsanstieg aus.                                 n
der Anstieg der Inflationsrate nicht. Die US-No-
tenbank prognostizierte bereits im März Inflati-
onsraten, die vorübergehend über die angepeil-
te Marke von 2% ansteigen werden. Allerdings
erachten die Fed-Mitglieder das Überschiessen
der Inflationsrate lediglich als temporäres Phä-
nomen. Dennoch scheint die Zeit der ultraex-
pansiven Geldpolitik in den USA langsam zu En-
                                                        Corona hat zu Sprung bei der Bilanzsumme der US-Notenbank geführt
de zu gehen.
                                                                    Bilanzsumme in Mrd. USD

1. Schritt: Reduktion der Anleihenkäufe                     9’000

Wie bereits Ende 2013 wird die US-Notenbank                 8’000
                                                                                                            Beginn
                                                                                                            Tapering
                                                                                                                                               Start
                                                                                                                                               neues Anleihen-
                                                                         Finanzkrise                        2013/2014                          kaufprogramm
auch dieses Mal damit beginnen, ihre monatli-
                                                            7’000
chen Wertschriftenkäufe schrittweise zu redu-
zieren, was als «Tapering» bezeichnet wird. An-             6’000

ders als 2013 wird sich die Fed jedoch etwas                5’000

mehr Zeit lassen und vor allem besser kommuni-
                                                            4’000
zieren müssen. Denn vor sieben Jahren wurden
                                                            3’000
die Märkte von der Ankündigung der US-Noten-
bank regelrecht überrascht, was zu einem                    2’000

schnellen und vor allem ungewollt starken An-               1’000

stieg der Zinsen geführt hat. Das soll dieses Mal
                                                               0
anders werden. Bereits an der letzten Fed-Sit-                      07   08    09      10   11   12    13      14       15   16   17   18    19     20      21

zung wurde deshalb diskutiert, wann mit der                                                      Bilanzsumme der US-Notenbank Fed
                                                                                                                                            Quelle: Bloomberg, Quelle: Bloomberg
«Tapering»-Diskussion begonnen werden soll.                                                                                                                    Stand: 20.05.2021

4    Anlagepolitik Juni 2021
Aktienmärkte
                                                      Vernachlässigte Pharmatitel mit Potenzial

                                                      Der Pharmasektor gehört zu den Verlierern der                                        krisenbedingten Rückschlägen derzeit von einer
                                                      letzten Monate, da viele Anleger ihre Portfolios                                     Nachfrageerholung ihrer Produkte profitieren.
                                                                                                                                                                             profitieren.
                                                      in Erwartung des Wirtschaftsaufschwungs zyk-                                         Klar zurückgeblieben sind dagegen die grossen
                                                      lischer ausrichteten. Dies eröffnet interessante                                     Pharmawerte, was entsprechend auch den Ge-
                                                      Einstiegsmöglichkeiten, da sich mit der zuneh-                                       samtindex gebremst hat.
                                                      menden Normalisierung auch die Gewinnpers-
                                                      pektiven im Pharmageschäft wieder aufhellen.                                         Konjunktursensitive Branchen bevorzugt
                                                                                                                                           Ein zentraler Grund für die Kursflaute
                                                                                                                                                                       Kursflaute liegt dar-
                                                      Die Entwicklung des MSCI World Healthcare                                            in, dass viele Anleger ihre Portfolios in Erwar-
                                                      wird massgeblich von den Pharmakonzernen                                             tung des konjunkturellen Aufschwungs neu
                                                      getragen, die zusammen mit den Biotechnolo-                                          ausrichteten und etwa in Aktien aus dem Ban-
                                                      gieunternehmen etwa die Hälfte der aktuellen                                         ken- oder Industriesektor investierten. Verkauft
                                                      Sektorkapitalisierung von rund 7 Billionen US-                                       wurden dagegen defensive Branchen wie Strom-
                                                      Dollar auf sich vereinen. Stark an Bedeutung ge-                                     versorger, Immobilienbetriebe oder Pharmakon-
                                                      wonnen hat der Bereich Gesundheitsausrüs-                                            zerne, deren Gewinnentwicklung weniger stark
                                                      tung, der rund einen Fünftel der Kapitalisierung                                     vom Wirtschaftsgang abhängt. Begünstigt wur-
                                                      umfasst. Der Rest entfällt auf Bereiche wie Life                                     de der Umschwung durch die zuletzt enttäu-
                                                      Sciences, Spitaldienstleistungen und Kranken-                                        schende operative Entwicklung vieler Pharmaun-
                                                      kassen. Bei der Betrachtung der jüngsten                                             ternehmen. So wurden bei Ärzten und in Spitä-
                                                      Kursentwicklung sticht vor allem die starke Er-                                      lern wegen der vielen Corona-Patienten unzäh-
                                                      holung bei den Gesundheitsausrüstern ins Au-                                         lige Behandlungen aufgeschoben und zusätz-
                                                      ge. Diese ist unter anderem den Medizintechnik-                                      lich verringerte sich der saisonale Absatz an
                                                      unternehmen zu verdanken, welche nach den                                            Grippemedikamenten. Die Entwicklung von Co-
                                                                                                                                           rona-Vakzinen konnte dies nicht kompensieren,
                                                                                                                                           auch weil viele Pharmakonzerne in diesem for-
                                                                                                                                           schungsintensiven und in der Vergangenheit
                                                                                                                                           wenig rentablen Geschäft nicht vertreten sind.

                                                                                                                                           Günstige Bewertungskennzahlen,
                                                                                                                                           attraktive Dividenden
                                                                                                                                           Mit der fortschreitenden Durchimpfung verbes-
                                                                                                                                           sern sich auch die Perspektiven für die Pharma-
                                                                                                                                           branche. Als Folge der abnehmenden Zahl an
Pharmawerte bremsen
Grosswetterlage an dendie
                       Aktienmärkten
                          Entwicklung des MSCI Healthcare
                                                                                                                                           Corona-Patienten kann nun ein bedeutender
          Aktienmärkte ausgewählter
          Kursentwicklung der letztenRegionen (indexiert,
                                      24 Monate           01.01.2016
                                                 (indexiert,         = 100)
                                                             Mai 2019=100)                                                                 Teil der verschobenen Behandlungen in den Spi-
    250
    160                                                                                                                                    tälern nachgeholt werden. Dies wird der ge-
                                                                                                                                           bremsten Umsatzentwicklung der Pharmakon-
    150
    225
                                                                                                                                           zerne voraussichtlich ab dem 2. Halbjahr 2021
    140
    200                                                                                                                                    wieder Rückenwind verleihen. Darüber hinaus
    130
                                                                                                                                           sind die Entwicklungspipelines vieler Konzerne
    175
                                                                                                                                           gut gefüllt, was die längerfristigen Wachstums-
    120
    150
                                                                                                                                           aussichten begünstigt. In den günstigen Bewer-
    110                                                                                                                                    tungen von Pharmariesen wie Novartis und
    125                                                                                                                                    Merck oder dem Eisenpräparats- und Nephrolo-
    100
                                                                                                                                           gie-Spezialisten Vifor Pharma sind die besseren
    100
     90                                                                                                                                    Perspektiven bisher nicht abgebildet. Viele der
     75
     80
                                                                                                                                           finanzstarken und hochprofitablen
                                                                                                                                           finanzstarken        hochprofitablen Pharmakon-
       2016                2017               2018                2019                2020                2021
      Mai 19                Okt. 19
                             SPI        DAX
                                                März 20
                                                     S&P 500
                                                                     Aug. 20
                                                                    Schwellenländer Index
                                                                                             Jan. 21                                       zerne überzeugen zudem mit attraktiven und
               MSCI WorldQuelle:
                         Healthcare             Pharma
                                 Bloomberg, Stand:                  Biotech
                                                   20.05.2021; Wertentwicklungen         Gesundheitsausrüster
                                                                                 der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator       stetig steigenden Dividenden, was sie für lang-
                              für künftige Wertentwicklungen. Es besteht ein Wechselkursrisiko. Wertentwicklung Swiss Performance Index
                                                                                                                     Quelle: Bloomberg
                                           (SPI) in CHF, DAX in EUR, S&P500 sowie Schwellenländer Index (MSCI Emerging  Markets) in USD.   fristig orientierte Anleger interessant macht. n

                                                                                                                                                              Juni 2021 Anlagepolitik     5
Währungen
Fed-Politik ist Taktgeber

In den letzten Wochen war «Inflation» das vor-       Kanada & Norwegen: Notenbank als Stütze
herrschende Thema an den Devisenmärkten.            Im Gegensatz zu den USA, der Eurozone und der
Zugleich stützt die Erholung der Weltwirtschaft     Schweiz haben die Notenbanken von Kanada
die klassischen Rohstoffwährungen.                  und Norwegen zuletzt restriktivere Töne ange-
                                                    schlagen. Die Bank of Canada (BoC) hat mit der
Nachdem der US-Dollar im Vorjahr unter Abga-        Drosselung ihrer Anleihenkaufprogramme be-
bedruck stand, gab der Greenback im ersten          gonnen und eine erste Leitzinserhöhung steht
Quartal ein Lebenszeichen von sich. Die Aufwer-     für das zweiten Halbjahr 2022 auf der Agenda.
tung ging einher mit steigenden US-Zinsen. Die      Die Norges Bank hat eine Zinserhöhung gegen
Zinsfantasie erhielt zuletzt jedoch durch die US-   Ende dieses Jahres in Aussicht gestellt. Das
Notenbank einen Dämpfer. Der Dollar-Index, der      Hauptrisiko für diese Währungen besteht aktu-
die Entwicklung zu wichtigen Währungen zeigt,       ell primär darin, dass die weltweite Impfkampa-
notiert wieder auf dem Stand von Anfang Jahr.       gne ins Stocken gerät und sich dadurch die Aus-
Die US-Geldpolitik bleibt wegweisend. Mit stei-     sichten eintrüben. Auch ein starker Zinsanstieg
genden US-Zinsen erhält der US-Dollar jeweils       im US-Dollarraum könnte zu grösseren Kapita-
Rückenwind, die expansive Geldpolitik der Fed       lumschichtungen führen. Damit rechnen die De-
stellt indes immer wieder ein Belastungsfaktor      visenmarktteilnehmer derzeit nicht.           n
dar. So keimten durch die stärker als erwartete
US-Inflation zunächst Spekulationen über eine
baldige Straffung der US-Geldpolitik auf. Der
Marktkonsens rechnet aber weiterhin damit,
dass die Fed trotz der anziehenden Teuerung an
ihrer lockeren Geldpolitik festhalten wird. Rückt
im zweiten Halbjahr das Thema «Tapering» auf
die Agenda, wird das dem US-Dollar wieder
mehr Fantasie verleihen.

Charakter der Rohstoffwährungen
Vor einem Jahr liessen die meisten Schwellenlän-
der- und Rohstoffwährungen deutlich Federn.
Danach profitierten sie vor allem vom Umfeld ei-
ner globalen Konjunkturerholung, in welcher
die Risikobereitschaft an den Märkten stieg. Bei
                                                    Rohstoffwährungen machen verlorenen Boden gut
den G10-Industriestaaten notieren die Währun-
gen von Volkswirtschaften, deren Wirtschafts-                  Kursverlauf zum Schweizer Franken (indexiert, Jan. 2015=100)

leistung geprägt ist von einem bedeutenden An-           110
                                                               Aufhebung Euro-Mindestkurs                                                      Ausbruch der
teil in der Förderung und Handel von Rohwaren,                 durch die SNB                                                                   Pandemie

nun wieder auf dem Stand vor Ausbruch der                100

Pandemie. Die Norwegische Krone kann sich in
diesem Quervergleich am deutlichsten vom
                                                         90
letztjährigen Tief absetzen. Allerdings war der
Preisrückgang der Krone aufgrund der engen
Verflechtung Norwegens zum Erdölmarkt auch               80

um einiges höher. Von der Erholung des Erdöl-
preises profitierte die Krone überdurchschnitt-          70

lich. Der Kanadische Dollar zeigte im gleichen
Zeitraum geringere Kursausschläge. Geholfen              60

hat die Diversifikation. Im Vergleich zu Norwe-            2015            2016             2017            2018              2019              2020              2021

                                                                           AUD/CHF                 NZD/CHF               CAD/CHF                  NOK /CHF
gen ist Kanadas Wirtschaft breiter aufgestellt,                                                     Quelle: Bloomberg, Stand: 20.05.2021; Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein
                                                                                                    verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen. Es besteht einQuelle: Bloomberg
was dem «Loonie» zugutekommt.                                                                                                                                              Wechselkursrisiko.

6    Anlagepolitik Juni 2021
Rohstoffmärkte
                                                     Teure Industrie- und Agrarrohstoffe

                                                     Der Preisanstieg an den Rohwarenmärkten ist                                            Kupfer steigt auf Allzeithoch
                                                     breit gefächert. Der Höhenflug des Kupferprei-                                          Der Höhenflug des Kupferpreises setzte sich im
                                                     ses etwa setzte sich im zweiten Quartal fort.                                          zweiten Quartal fort. Seit Mitte April hat er
                                                     Weitere Preissteigerungen verzeichnete auch                                            nochmals 15% zugelegt. Kupfer gilt aufgrund
                                                     der Agrarsektor.                                                                       seines vielseitigen Einsatzgebietes als internatio-
                                                                                                                                            naler Konjunkturbarometer. Das rötliche Metall
                                                     Der Bloomberg Commodity Index hat sich vom                                             glänzt mit seinen physikalischen Eigenschaften
                                                     Einbruch im April 2020 erholt und notiert inzwi-                                       als hervorragender Wärme- und Stromleiter. Für
                                                     schen deutlich über dem Vorkrisenniveau. Die                                           die Elektromobilität ist es genauso wichtig wie
                                                     Konjunkturbelebung und der schwache Dollar                                             für den Ausbau einer nachhaltigen Infrastruktur.
                                                     beflügeln den Rohstoffsektor. Doch die einzel-                                         Im Zuge der globalen Wirtschaftserholung hat
                                                     nen Marktsegmente unterliegen zudem spezifi-                                           die Nachfrage nach Kupfer, angeführt durch die
                                                     schen Treibern.                                                                        zügige konjunkturelle Erholung Chinas, zuge-
                                                                                                                                            legt. Im Mai stieg der Preis für eine Tonne Kupfer
                                                                                                                                            an der Rohstoffbörse in London über 10’000 US-
                                                                                                                                            Dollar und hat damit auch das Höchst aus dem
                                                                                                                                            Jahr 2011 übertroffen. Hinzu kommt bei Kupfer,
                                                                                                                                            wie bei vielen Industriemetallen, ein kurzfristig
                                                                                                                                            eher starres Angebot. Entsprechend kann dieses
                                                                                                                                            nicht mit der anziehenden Nachfrage mithalten,
                                                                                                                                            was für Preisdruck sorgt.

                                                                                                                                            Schwellenländer besonders betroffen
                                                                                                                                            Im Agrarsektor wiederum sorgen neben den
                                                                                                                                            strapazierten Lieferketten auch die erwarteten
                                                                                                                                            Ernteausfälle in Brasilien, einem der wichtigsten
                                                                                                                                            Anbaugebiete weltweit, für Preisdruck. Die
                                                                                                                                            Welternährungsorganisation (FAO) beobachtet
                                                                                                                                            steigende Preise bei praktisch allen Agrarroh-
                                                                                                                                            stoffen. Der FAO-Preisindex für Nahrungsmittel
                                                                                                                                            notierte im April einen Drittel über dem Vorjah-
                                                                                                                                            reswert. Nach elf monatlichen Anstiegen in Fol-
                                                                                                                                            ge ist damit der höchste Stand seit sieben Jahren
Industrie- und Agrarrohstoffe legen deutlich zu
                                                                                                                                            erreicht. Der Anstieg im April wurde von Preis-
           Unterkategorien Bloomberg Commodity Index (Jan. 2015=100)
                                                                                                                                            steigerungen bei Zucker angeführt, gefolgt von
     160
                                                                                                                                            Ölen, Fleisch, Milchprodukten und Getreide.
     140
                                                                                                                                            Höhere Lebensmittelpreise bergen
     120                                                                                                                                    sozialen Zündstoff
                                                                                                                                            Die Verbraucher in Schwellenländern geben ei-
     100
                                                                                                                                            nen weitaus grösseren Teil ihres Einkommens für
      80
                                                                                                                                            Lebensmittel aus als die Verbraucher in den In-
                                                                                                                                            dustrieländern. Angesichts der Not, die bereits
      60
                                                                                                                                            durch die Pandemie entstanden ist, birgt der
                                                                                                                                            jüngste Anstieg der Lebensmittelpreise sozialen
      40
           Lesehilfe: Der Bloomberg Commodity Index umfasst 23 verschiedene Rohwaren, die an
           Warenterminbörsen gehandelt werden. Sowohl Agrarrohstoffe, Metalle als auch Energie
                                                                                                                                            Zündstoff. Den letzten grossen Anstieg der Le-
           sind Bestandteile des breiten Rohstoffindex.
      20                                                                                                                                    bensmittelpreise von Mitte 2010 bis Anfang
        2015            2016              2017             2018             2019                 2020          2021

                      Agrargüter                 Energie            Industriemetalle                Edelmetalle
                                                                                                                                            2011 fiel mit dem Beginn des Arabischen Früh-
                                     Quelle: Bloomberg, Stand: 20.05.2021; Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein verlässlicher
                                            Indikator für künftige Wertentwicklungen. Es besteht ein Wechselkursrisiko. Wertentwicklung
                                                                                                                                            lings zusammen, für den die Lebensmittelinflati-
                                                                                                                     Quelle:Index
                                                                                                                              Bloomberg
                                                                                  Unterkategorien Bloomberg Commodity             in USD.
                                                                                                                                            on als wichtiger Auslöser angesehen wird.     n

                                                                                                                                                                Juni 2021 Anlagepolitik      7
Anlagestrategie
Stimulierende Geldpolitik – trotz Inflation

Die expansive Geldpolitik ist ein zentraler Trei-    aber die Geldpolitik der Fed. Die Fed hat Ruhe si-
ber für die positive Entwicklung an den Aktien-      gnalisiert. Aktuell ist sie mit Anleihenkäufen und
märkten. Nun steigt die Inflation. Ist dies das En-   extrem tiefen Zinsen wirtschaftlich stark unter-
de einer Ära?                                        stützend. Im Zuge eines steigenden Inflations-
                                                     trends wird die Fed ihre Positionierung überden-
Die Inflation in den USA ist im April mit über 4%    ken müssen. Damit rechnen wir aber erst im
bei den Konsumenten- und über 6% bei den             Sommer. Die Fed könnte zuerst die Anleihen-
Produzentenpreisen stärker angestiegen als er-       käufe zurückfahren und später auch die Zinsen
wartet. Die Aktienmärkte haben mit Verunsiche-       erhöhen.
rung reagiert.
                                                     Positiv für Aktien
Inflation nicht überraschend                         Die Diskussion über die zukünftige Geldpolitik
Die steigenden Preise sind Ausdruck einer besse-     der Fed und die höheren Preise werden in den
ren Konjunkturentwicklung. Diese Entwicklung         kommenden Wochen für volatilere Märkte sor-
zeigt sich eigentlich immer nach einer Rezession.    gen. In Summe aber werden die Aktienmärkte
In der Rezession fahren die Unternehmen ihre         weiterhin von der Geldpolitik und der Konjunk-
Kapazitäten zurück. Wenn der Konjunkturmo-           turerholung getragen. Unsere Allokation bleibt
tor wieder anläuft und die Nachfrage steigt,         deshalb unverändert.                        n
werden die Unternehmen quasi überrannt. Ihre
Lager sind leer, die Transportkapazitäten fehlen
und auch die Produktion ist noch nicht hochge-
fahren. Sie nutzen dann aber auch die Gunst der
Stunde, um wieder höhere Preise zu verlangen.
In diesem Sinne kommt die jüngste Inflations-
entwicklung nicht überraschend.

Wann wird Inflation zum Problem?
                                                     Anlagestrategie
Inflation wird dann zum Problem, wenn die Prei-
se über einen längeren Zeitraum immer stärker
                                                                                              ––   –      Neutral   +               ++
ansteigen und dies trotz Markteingriffen nicht
verhindert werden kann. Von einer solchen Situ-           LIQUIDITÄT
ation sind wir derzeit weit entfernt. Aktuell deu-
                                                          OBLIGATIONEN
tet vieles darauf hin, dass es sich um einen tem-
porären Anstieg der Inflation handelt, der sich           WANDELANLEIHEN
wieder abflacht. Wir kommen aus einer tiefen
                                                          AKTIEN
Wirtschaftskrise. Die Erholung und der Nachho-
leffekt sind sehr stark. Die Situation am Arbeits-               Schweiz
markt ist aber in vielen Ländern noch immer an-
gespannt, auch in den USA. Ebenfalls haben vie-                  Europa

le staatliche Unterstützungsprogramme das                        Nordamerika
Schlimmste verhindert. Es ist also sehr gut mög-
lich, dass nach einer ersten Gegenbewegung die                   Asien-Pazifik (ohne Japan)

Nachfrage und das Angebot sich wieder so ein-                    Schwellenländer
pendeln, dass die Preise nicht noch weiter an-
steigen.                                                  ALTERNATIVE ANLAGEN

                                                                 Rohstoffe: Gold
Entscheidend: Was macht die Fed?
Es ist wichtig, wie die einzelnen Unternehmen                    Andere

mit höheren Preisen umgehen. Noch viel wichti-
                                                     Quelle: Eigene Darstellung                                     Quelle: Eigene Darstellung
ger für die Entwicklung der Aktienmärkte ist

8    Anlagepolitik Juni 2021
Marktübersicht
Wirtschaftsdaten und Ausblick
Daten per 20. Mai 2021; Quelle: Zahlen Bloomberg; Grafiken, Einschätzung: Eigene Darstellung

Die konjunkturelle Entwicklung
ausgewählter Industrieländer

                                                                                                                                      rtal

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                                                                                                                                                                                                     al
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                                                                                                                                                                                                          aktu dustrie
                                                                                                                                                                   uart

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                                                                                                                                                                          aktu oute
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                                                                                                                                             aktu on
                                                                                               (Prog 021

                                                                                                              (Prog 022

                                                                                                                                                                                           es Q

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                                                                                                                                                               u

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                                                                                                                                   ti

                                                                                                                                                   ti

                                                                                                                                                        AL - Q

                                                                                                                                                                           AL - Q

                                                                                                                                                                                           I
                                                                                                BIP 2

                                                                                                               BIP 2

                                                                                                                             Infla

                                                                                                                                             Infla

                                                                                                                                                                                       PMI

                                                                                                                                                                                                          PMI
                                                                        Schweiz                3.2%           2.5%           -0.5 %          0.3 %      3.5 %             3.1 %       59.4                69.5

                                                                        USA                    6.5%           3.5 %          1.4 %           4.2 %      6.3 %             6.1 %       58.7                60.7
                   Starke           Leichte
             Verbesserung           Verbesserung
                                                                        Eurozone               4.0%           3.5%           0.9 %           1.6 %      8.2 %             8.1 %       57.9                62.8

                                                                        Deutschland            3.3%           4.1%           1.0 %           2.0 %      6.0 %             6.0 %       60.7                64.0

                                                                        n
                                                                            Schweiz: Die Frühindikatoren signalisieren eine Erholung auf breiter Basis. Die
                     Starke         Leichte                                 Erholung der Weltwirtschaft hilft, aber auch die Lücke zwischen Binnen- und
                Eintrübung          Eintrübung                              Aussenwirtschaft schliesst sich.
                                                                        n
                                                                            USA: Die Wachstumsraten werden steigen und die Inflation tendiert höher,
                                                                            aber dies ist ein temporärer Effekt (Nachhol- und Basiseffekt). Die geplanten
                                                                            fiskalpolitischen Massnahmen sind historisch einmalig, in ihrer Grösse und er-
                                                                            hofften Wirkung.
   Schweiz                           USA                                n
                                                                            Eurozone: Die Aussichten sind besser und die allgemeine Konjunkturlage hat
   Eurozone                          Deutschland                            sich stabilisiert. Es zeigt sich ein Nachholeffekt und die Erholung gewinnt an
                                                                            Breite.
                                                                        n
                                                                            Deutschland: Die deutsche Industrie profitiert von der Erholung in Asien und
                                                                            USA. Die jüngsten Öffnungsschritte werden auch dem Binnenmarkt zusätz-
                                                                            lichen Schub verleihen.

Die konjunkturelle Entwicklung
ausgewählter Schwellenländer
                                                                                                                                      rtal

                                                                                                                                                                  al

                                                                                                                                                                                                     al
                                                                                                                                                                                      letzt ndustrie

                                                                                                                                                                                                          aktu dustrie
                                                                                                                                                                 uart

                                                                                                                                                                                                uart
                                                                                                                                       ua
                                                                                                          )

                                                                                                                         )

                                                                                                                                                        letzt ote

                                                                                                                                                                          aktu oute
                                                                                                     nose

                                                                                                                    nose

                                                                                                                                  es Q

                                                                                                                                                             es Q
                                                                                                                             letzt on

                                                                                                                                             aktu on
                                                                                               (Prog 021

                                                                                                              (Prog 022

                                                                                                                                                                                           es Q

                                                                                                                                                                                                              ell
                                                                                                                                                  ell

                                                                                                                                                                                                              In
                                                                                                                                                             u

                                                                                                                                                                              ell
                                                                                                                                  ti

                                                                                                                                                  ti

                                                                                                                                                        AL-Q

                                                                                                                                                                           AL-Q

                                                                                                                                                                                           I
                                                                                                BIP 2

                                                                                                               BIP 2

                                                                                                                             Infla

                                                                                                                                             Infla

                                                                                                                                                                                       PMI

                                                                                                                                                                                                          PMI

                                                                        China                  8.4 %          5.6 %          -0.3 %          0.9 %      4.2 %             4.2 %       50.6                51.9

                                                                        Indien                 12.5 %         6.9 %          4.1 %           4.3 %         –                –         54.6                54.0
                   Starke           Leichte
             Verbesserung           Verbesserung
                                                                        Brasilien              4.6 %          4.0 %          4.6 %           6.8 %      7.5 %             8.2 %       52.8                52.3

                                                                        Russland               4.5 %          3.4 %          5.2 %           5.5 %      5.9 %             5.4 %       54.6                54.0

                                                                        n
                                                                            China: Chinas Daten zeigen sich weiter gut, teilweise nochmals verbessert. Wir
                     Starke         Leichte
                                                                            erwarten eine stetige Erholung.
                Eintrübung          Eintrübung                          n
                                                                            Indien: Die Corona-Situation zeigt sich nicht in den Wirtschaftsdaten, die Stim-
                                                                            mung hat sich sogar verbessert.
                                                                        n
                                                                            Brasilien: In Brasilien ist die erste Euphorie verflogen. Die gute Rohstoffnachfra-
                                                                            ge hilft über die Stimmungsschwankungen aufgrund der weiter grassierenden
                                                                            Corona-Pandemie hinweg.
   China                             Indien
                                                                        n
                                                                            Russland: Die Lage verbessert sich, die gestiegenen Rohstoffpreise unterstüt-
   Brasilien                         Russland                               zen den Aufschwung. Die frischen Sanktionen könnten allerdings bald wieder
                                                                            für Belastung sorgen.

                                                                                                                                                               Juni 2021 Anlagepolitik                             9
Finanzmärkte und Prognosen
Daten per 20. Mai 2021; Quelle: Zahlen Bloomberg; Prognosen: SGKB

                                                                                                                   Prognose          Prognose
Leitzins und Geldpolitik                            vor 12 Monaten           vor 3 Monaten         aktuell
                                                                                                                   3 Monate         12 Monate

SNB                                                            -0.75 %              -0.75 %       -0.75 %            -0.75 %            -0.75 %

EZB                                                            -0.50 %              -0.50 %       -0.50 %            -0.50 %            -0.50 %

Fed                                                     0 % – 0.25 %           0 % – 0.25 %   0 % – 0.25 %      0 % – 0.25 %       0 % – 0.25 %

                                                                                                              Prognoseband       Prognoseband
Kapitalmärkte (Renditen)                            vor 12 Monaten           vor 3 Monaten         aktuell
                                                                                                                  3 Monate          12 Monate

Schweiz 10 Jahre                                               -0.49 %              -0.23 %       -0.12 %    -0.30 % – -0.10%   -0.20 % – 0.00 %

Deutschland 10 Jahre                                           -0.50 %              -0.31 %        -0.11%    -0.30 % – -0.10%   -0.20 % – 0.00 %

USA 10 Jahre                                                    0.67 %              1.34 %         1.63 %    1.60 % – 1.90 %    1.80 % – 2.10 %

                                                                                                              Prognoseband       Prognoseband
Devisenmärkte                                       vor 12 Monaten           vor 3 Monaten         aktuell
                                                                                                                  3 Monate          12 Monate

EUR/CHF                                                         1.0627              1.0892         1.0982         1.07 – 1.12        1.05 – 1.10

USD/CHF                                                         0.9701              0.8954         0.8988         0.89 – 0.94        0.92 – 0.97

EUR/USD                                                         1.0955              1.2165         1.2218         1.17 – 1.22        1.12 – 1.17

                                                                                                              Prognoseband       Prognoseband
Rohwaren                                            vor 12 Monaten           vor 3 Monaten         aktuell
                                                                                                                  3 Monate          12 Monate

WTI-Rohöl (USD/Fass)                                                  34                59             62             60 – 70           55 – 65

Gold (USD/Unze)                                                     1’724             1’809         1’883        1750 – 1850        1700 – 1800

                                                                                                 Aktueller             Trend          Prognose
Aktienmärkte                                    Jahresperformance           Erw. KGV 12 Mt.
                                                                                                Indexwert    letzte 3 Monate          3 Monate

S & P 500                                                       11.4 %                 22.5         4'159

EuroStoxx50                                                     15.1%                  18.5         4'000

SMI                                                                 7.7%               18.4        11'152

4
12
1 0    Anlagepolitik Juni 2021
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Redaktionsschluss: 21.05.2021
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