Fit für die Zukunft? Die Bundesländer im Vergleich - HWWI

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Fit für die Zukunft? Die Bundesländer im Vergleich - HWWI
APRIL 2007

Fit für die Zukunft?
Die Bundesländer im Vergleich
I N H A LT

                                                                                                                                                SEITE

     1            EINLEITUNG                                                                                                                            2

     2            DEMOGRAFIE                                                                                                                            4

     3            BILDUNG                                                                                                                               8

     4            I N N O VAT I O N S F Ä H I G K E I T                                                                                            12

     5            ÖFFENTLICHE FINANZEN                                                                                                             17

     6            RANKING DER ZUKUNFTSFÄHIGKEIT DER LÄNDER                                                                                         20

     7            POLITIKEMPFEHLUNGEN                                                                                                              26

     8            FA Z I T                                                                                                                         29

                  L I T E R AT U RV E R Z E I C H N I S                                                                                            30

                  S TAT I S T I S C H E Q U E L L E N                                                                                              31

2
    1 EINLEITUNG                                              Die meisten westdeutschen Bundes-                               Als einziges Bundesland wies Berlin
                                                              länder erreichten ein BIP-Wachstum,                             sowohl beim BIP als auch bei den
     Die deutschen Bundesländer haben                         das teilweise erheblich geringer war                            Erwerbstätigenzahlen Rückgänge auf.
     sich seit Mitte der 1990er Jahre wirt-                   als das Wachstum, das der Spitzen-                              Die bundesdeutsche Hauptstadt hatte
     schaftlich sehr unterschiedlich entwi-                   reiter Bayern seit 1995 erzielen konnte.                        damit die schlechteste ökonomische
     ckelt. Die höchsten Zuwächse beim                        Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen,                             Entwicklung aller Bundesländer.
     realen Bruttoinlandsprodukt (BIP) ver-                   Rheinland-Pfalz und Schleswig-Hol-
                                                                                                                              Offensichtlich waren die Bedingungen
     zeichnete im Zeitraum von 1995 bis                       stein schafften sogar nicht einmal die
                                                                                                                              für die Entstehung von Arbeitsplätzen
     2006 Bayern (+ 29,4 %), während die                      Hälfte des bayrischen Wertes. In Ost-
                                                                                                                              und für das Wirtschaftswachstum
     Zahl der Erwerbstätigen am stärks-                       deutschland erreichten die Bundes-
                                                                                                                              seit 1995 in den Bundesländern sehr
     ten in Baden-Württemberg gestiegen                       länder, mit Ausnahme von Mecklen-
                                                                                                                              unterschiedlich. Für die Zukunft stellt
     ist (+ 8,1 %). Dort nahm in diesem                       burg-Vorpommern und Berlin,
                                                                                                                              sich die Frage, ob die ökonomischen
     Zeitraum auch das BIP mit 21,9 %                         überdurchschnittlich hohe BIP-Wachs-
                                                                                                                              Wachstumsunterschiede zwischen
     überdurchschnittlich zu. In Deutsch-                     tumsraten, die aber nicht im gleichen
                                                                                                                              den Bundesländern weiterbestehen
     land insgesamt wuchs das reale BIP um                    Maße zur Entstehung von Arbeits-
                                                                                                                              werden oder ob eine Annäherung
     16,9 %, die Zahl der Erwerbstätigen                      plätzen geführt haben. Alle ostdeut-
                                                                                                                              im wirtschaftlichen Erfolg der Bundes-
     nahm um 3,9 % zu (vgl. Abb. 1).                          schen Bundesländer hatten rückläufige
                                                                                                                              länder zu erwarten ist.
                                                              Erwerbstätigenzahlen zu verzeichnen.

                                   R E A L E S B I P U N D E R W E R B S T Ä T I G E N Z A H L , WA C H S T U M 1 9 9 5 B I S 2 0 0 6 * ( A B B . 1 )

                                       Erwerbstätigenzahl; in %

                                                                                                                                              * Vorläufige   Zahlen
                                       10                                                 RLP
                                                                             NRW                SL         BW                                 des BIP 2006
                                                                                     NI                            BAY
                                                                                          HES
                                                                                                                                              Quellen: Statistisches
                                       5                                                         HH
                                                                               S-H         D                                                  Landesamt Baden-
                                                                                                                                              Württemberg (2006),
                                                                                                HB                                            Berechnungen HWWI
                                       0
                                                       B                                         SACH
                                       -5                                                                   THÜ
                                                                                                 BRA
                                                                                      MV
                                       -10
                                                                                                     S-A
                                                                                                                                 BIP; in %

                                               -10      -5      0        5      10        15         20     25    30     35      40
Setzt sich die wirtschaftliche Dynamik                                 Szenario »lediglich« das 2,4fache des                             hängen von zahlreichen Faktoren ab.
  wie in den letzten Jahren bis zum                                      Pro-Kopf-Einkommens Brandenburgs.                                 Dazu zählen die Bundes- und Landes-
  Jahre 2020 fort, werden die erhebli-                                   Wird – wie in Szenario 2 in Abbildung 2                           politik, die Art und der Umfang priva-
  chen Unterschiede der Pro-Kopf-Ein-                                    – davon ausgegangen, dass in den                                  ter und öffentlicher (Infrastruktur-)
  kommen kaum abnehmen. Im Jahr                                          kommenden Jahren die durchschnitt-                                Investitionen, die Quantität und die
  2020 gäbe es dann weiterhin deutli-                                    liche Wachstumsrate der Jahre 1995                                Qualität der Produktionsfaktoren,
  che Unterschiede zwischen den Bun-                                     bis 2006 erreicht wird, dann würde                                die Bevölkerungsentwicklung, das
  desländern, insbesondere zwischen                                      der Abstand zwischen dem führenden                                Standortimage sowie die Wirtschafts-
  jenen in Ost- und Westdeutschland.                                     Bundesland und dem Schlusslicht bis                               struktur.
                                                                         zum Jahr 2020 deutlich zunehmen.
  Im Jahr 2006 hatte das – gemessen                                                                                                        Von zentraler Bedeutung ist dabei
                                                                         Das Pro-Kopf-Einkommen in Ham-
  am BIP pro Kopf – »reichste« Bundes-                                                                                                     die Ausstattung mit hoch qualifizier-
                                                                         burg würden dann das 2,6fache von
  land Hamburg ein um 148 % höheres                                                                                                        ten Arbeitskräften. Sie wird für den
                                                                         jenem in Berlin betragen.
  BIP pro Kopf als Brandenburg, das                                                                                                        zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg
  »ärmste« unter den Bundesländern.                                      Wenn sich die Unterschiede in den                                 der Bundesländer ausschlaggebend
  Wenn die durchschnittlichen Wachs-                                     Standortbedingungen und Wachs-                                    sein.1) Weil Humankapital prinzipiell
  tumsraten der Länder im Zeitraum                                       tumspotenzialen zwischen den Bun-                                 mobil ist, ist die Attraktivität von
  2001 bis 2006 – wie in Szenario 1 in                                   desländern nicht reduzieren, dann                                 Standorten für hoch qualifizierte
  Abbildung 2 angenommen – auch bis                                      wird es im Jahr 2020 weiterhin                                    Arbeitskräfte ein wesentlicher Stand-
  zum Jahre 2020 erreicht werden,                                        ausgeprägte regionale Disparitäten –                              ortfaktor. Umgekehrt ist die Verfüg-
  dann werden sich die Einkommens-                                       reiche und arme Bundesländer –                                    barkeit von hoch qualifizierten
  disparitäten zwischen »armen« und                                      geben. Auch 30 Jahre nach der Wie-                                Arbeitskräften ein wesentliches
  »reichen« Bundesländern nur sehr                                       dervereinigung würde eine Annähe-                                 Entscheidungskriterium für die Stand-
  geringfügig vermindern. Bis zum                                        rung der Lebensverhältnisse zwischen                              ortwahl und die Investitionen von
  Jahr 2020 wäre dann bloß ein leich-                                    Ost- und Westdeutschland immer                                    Unternehmen. Denn auch in der
  ter Rückgang des Unterschiedes beim                                    noch in weiter Ferne liegen.                                      zunehmend technisierten Wirtschaft
  Pro-Kopf-Einkommen zwischen Ham-                                                                                                         werden Arbeitskräfte – insbesondere
                                                                         Die beschriebenen Szenarien stellen
  burg und dem dann ärmsten Bundes-                                                                                                        hoch qualifizierte – ein bedeutsamer
                                                                         mögliche Entwicklungspfade dar. Das
  land festzustellen. Das Pro-Kopf-Ein-                                                                                                    Produktionsfaktor sein. So wird die
                                                                         tatsächliche Wachstum der Bundes-
  kommen Hamburgs beträgt in diesem
                                                                         länder und ihre ökonomische Zukunft                               1)
                                                                                                                                                Vgl. Bundesministerium für Bildung und
                                                                                                                                                Forschung (2006).

                                                                                                                                                                                                3

ENTWICKLUNG DES REALEN PRO-KOPF-BIP (ABB. 2)

  in 1.000 Euro                Szenario 1*                                               Szenario 2**
                                                                            44,9                                                      44,9                   2006
                  Hamburg
                                                                              47,8                                                               53,6
                                                                                                                                                             2020
                                                                35,6                                                      35,6
                    Bremen
                                                                         40,8                                                         44,4                   *Szenario 1: durchschnittliches
                                                                                                                                                             BIP-Wachstum 2001 bis 2006
                                                             31,7                                                      31,7                                  **
                     Bayern
                                                                    37,3                                                            41,6
                                                                                                                                                               Szenario 2: durchschnittliches
                                                                                                                                                             BIP-Wachstum 1995 bis 2006
                                                             31,4                                                      31,4
                     Hessen
                                                              33,5                                                             37,7
                                                                                                                                                             Quellen: Statistisches Landes-
                                                           29,6                                                    29,6                                      amt Baden-Württemberg,
        Baden-Württemberg
                                                            31,6                                                           36,1                              Berechnungen HWWI
                                                       26,5                                                      26,5
              Deutschland
                                                          30,0                                                       32,0

                                                      26,1                                                      26,1
       Nordrhein-Westfalen
                                                        28,4                                                      29,4
                                                     25,2                                                       25,2
                   Saarland
                                                             30,8                                                       31,9
                                                    23,7                                                       23,7
          Schleswig-Holstein
                                                    24,3                                                        25,8
                                                    23,6                                                       23,6
            Rheinland-Pfalz
                                                       27,6                                                      26,9
                                                  23,4                                                       23,4
              Niedersachsen
                                                    26,1                                                       26,4
                                                22,1                                                       22,1
                      Berlin
                                               20,2                                                       20,7
                                              19,8                                                       19,8
                    Sachsen                             28,3                                                      27,2

                                             19,0                                                       19,0
             Sachsen-Anhalt
                                                       27,5                                                       27,2
                                             18,9                                                       18,9
                  Thüringen
                                                      25,5                                                        27,4
                                             18,1                                                       18,1
  Mecklenburg-Vorpommern
                                                21,4                                                        22,7
                                             18,1                                                       18,1
               Brandenburg
                                               20,2                                                        22,1

                               0     10      20        30           40          50      0      10       20        30           40          50
Attraktivität eines Standortes für Hoch-                    sollten, um ihre Zukunftsaussichten –                                           Bevölkerungssaldos und ihrer Wande-
    qualifizierte zu einem Schlüsselfaktor                      insbesondere ihre Ausstattung mit                                               rungsbilanz ab. Die Bevölkerung eines
    für den Zukunftserfolg. Beeinflusst                         hoch qualifizierten Arbeitskräften –                                            Bundeslandes wächst, solange die
    wird er durch die Bereiche »Bildung«,                       zu verbessern.                                                                  Summe aus natürlicher Bevölkerungs-
    »Forschung« und »Demografische Ent-                                                                                                         entwicklung (Geburten abzüglich Ster-
                                                                Es sei noch angemerkt, dass der Ver-
    wicklung«. Weil die politische Gestalt-                                                                                                     befällen) und Wanderungssaldo (Zu-
                                                                gleich von Flächenländern und Stadt-
    barkeit dieser Bereiche wesentlich von                                                                                                      wanderung abzüglich Abwanderung)
                                                                staaten nicht ganz unproblematisch ist,
    den öffentlichen Finanzen abhängig                                                                                                          positiv ausfällt.
                                                                weil zahlreiche strukturelle – durch
    ist, nimmt auch die Budgetlage der
                                                                den Status Flächen- bzw. Stadtstaat                                             Voraussichtlich wird in fast allen
    Bundesländer erheblichen Einfluss auf
                                                                begründete – Unterschiede zwischen                                              Bundesländern die Anzahl der Sterbe-
    ihre zukünftige Wettbewerbsfähigkeit.
                                                                den Bundesländern existieren. Den-                                              fälle pro Jahr zukünftig kontinuierlich
    In der vorliegenden Studie wird ana-                        noch ermöglicht diese Vorgehensweise                                            steigen. Deshalb wird in den kom-
    lysiert, wie die deutschen Bundes-                          die Identifizierung von grundlegenden                                           menden Jahrzehnten ohne Zuwande-
    länder im Hinblick auf die demogra-                         Unterschieden zwischen den Bundes-                                              rung eine stetig steigende Geburten-
    fische Entwicklung, auf Bildung,                            ländern sowie die Identifizierung von                                           zahl erforderlich sein, um dem
    Forschung und öffentliche Finanzen                          relevanten politischen Handlungsfel-                                            Rückgang der Bevölkerung entgegen-
    gegenwärtig positioniert sind und                           dern und erfolgreicher Politik auf der                                          zuwirken. Eine solche Entwicklung ist
    welche Entwicklungstrends bis zum                           Ebene der Bundesländer.                                                         gegenwärtig nicht zu erkennen: In
    Jahre 2020 sich bereits heute in diesen                                                                                                     allen Bundesländern sind die Gebur-
    Bereichen abzeichnen. Im Anschluss                                                                                                          tenziffern im Vergleich zu ihrem
    wird anhand eines »Zukunftsrankings« 2 D E M O G R A F I E                                                                                  bereits niedrigen Niveau im Jahr 1990
    bewertet, welche Bundesländer gut                                                                                                           bis zum Jahr 2004 weiter gesunken.
    und welche weniger gut für die Zukunft  Die demografischen Entwicklungs-                                                                    Sie liegen heute zwischen durch-
    gerüstet sind. Das Ranking basiert auf  trends werden von erheblicher Bedeu-                                                                schnittlich 1,2 Kindern pro Frau in
    einer zusammenfassenden Bewertung       tung für die wirtschaftliche Entwick-                                                               den Stadtstaaten und 1,43 Kindern pro
    der Zukunftsperspektiven der Bundes-    lung der Bundesländer sein, weil sie                                                                Frau in Niedersachsen (vgl. Abb. 3).
    länder in den Bereichen »Öffentliche    großen Einfluss auf den Arbeitsmarkt
                                                                                                                                                Seit 1990 war der Rückgang der
    Finanzen«, »Innovationsfähigkeit«,      und das »Akademikerpotenzial«
                                                                                                                                                Geburten in Ostdeutschland deutlich
    »Bildung« sowie »Demografie«. Die       nehmen werden. Die demografische
                                                                                                                                                stärker ausgeprägt als in Westdeutsch-
    Studie schließt mit politischen Hand-   Zukunft der Bundesländer hängt von
                                                                                                                                                land, und die ostdeutschen Geburten-
    lungsempfehlungen zu der Frage, wie     der Entwicklung ihres natürlichen
                                                                                                                                                raten fielen unter das westdeutsche
    die Bundesländer ihre Politik gestalten
                                                                                                                                                Niveau. Dies liegt begründet in den

4

         G E B U RT E N Z I F F E R N 1 9 9 0 U N D 2 0 0 4 ( A B B . 3 )

              Durchschnittliche Kinderzahl je Frau

                          Niedersachsen                                                                                 1,43          1,46                               1990
                                                                                                                                                                         2004
                     Schleswig-Holstein                                                                          1,40                  1,47
                                                                                                                                                                         Quellen: Statistisches
                  Nordrhein-Westfalen                                                                          1,39                   1,46                               Bundesamt und
                                                                                                                                                                         Statistische Landesämter,
                                  Bayern                                                                  1,37                               1,49                        verschiedene Jahrgänge

                   Baden-Württemberg                                                                      1,37                               1,49

                        Rheinland-Pfalz                                                                 1,36                            1,48

                                  Hessen                                                                1,36         1,37

                          Deutschland                                                                  1,35                      1,45

                                 Sachsen                                                           1,34                                       1,50

            Mecklenburg-Vorpommern                                                                 1,34                                                           1,61

                              Thüringen                                                   1,29                                                1,50

                           Brandenburg                                                   1,28                                                        1,53

                         Sachsen-Anhalt                                            1,26                                                              1,53

                                Saarland                                          1,25                    1,33

                                 Bremen                                        1,24                     1,32

                               Hamburg                                  1,21                     1,28

                                   Berlin                            1,19                                     1,34

                                           1,0   1,05     1,1    1,15       1,2       1,25       1,3      1,35        1,4      1,45      1,5         1,55   1,6
immensen Veränderungen der indivi-                                     Für alle Bundesländer ist aufgrund der                             dieser Größenordnung bleiben, in dem
duellen Lebenssituation in Ostdeutsch-                                 anhaltend niedrigen Geburtenziffern                                Großteil der Bundesländer nur einen
land im Zuge der deutschen Wieder-                                     eine Abnahme der Bevölkerung und                                   geringen Beitrag zur Kompensation
vereinigung, insbesondere aufgrund                                     ihre Alterung programmiert. Wie stark                              des natürlichen Bevölkerungsrück-
entstehender ökonomischer Unsicher-                                    diese demografischen Trends in den                                 gangs und zur Erhöhung des Human-
heiten und neuer Möglichkeiten zur                                     einzelnen Bundesländern ausfallen                                  kapitalbestands leisten können. Die
Lebensgestaltung. Zudem wurde in der                                   werden, hängt einerseits von der                                   gleiche Schlussfolgerung lässt sich für
DDR die Vereinbarkeit von Erwerbs-                                     gegenwärtigen Altersstruktur der                                   die Binnenwanderungen ziehen, die
tätigkeit und Mutterschaft flächende-                                  Bundesländer ab und andererseits                                   vermutlich nur in einigen Bundes-
ckend durch ganztägige Betreuungs-                                     von ihrer Fähigkeit, Zuwanderer aus                                ländern spürbaren Einfluss auf die
einrichtungen für Kinder gefördert,                                    anderen Teilen Deutschlands und aus                                demografische Entwicklung haben
deren Zahl nach 1990 abnahm. Für die                                   dem Ausland anzuziehen bzw. eine                                   werden.
Zukunft ist zu erwarten, dass sich das                                 Abwanderung zu verhindern. Während
                                                                                                                                          Am größten könnte der Gewinn aus
Fertilitätsverhalten zwischen Ost- und                                 sich die Annahmen zu den zukünftigen
                                                                                                                                          Binnenwanderung in Bayern mit rund
Westdeutschland angleichen wird und                                    Geburtenziffern zwischen den Bundes-
                                                                                                                                          418.000 Menschen bis 2020 sein, was
dass Unterschiede in den Geburtenzif-                                  ländern nicht stark unterscheiden,
                                                                                                                                          3,3 % der jetzigen Bevölkerung Bayerns
fern besonders durch ein Land-Stadt-                                   ergeben die Annahmen zum Wande-
                                                                                                                                          entspricht. In Ostdeutschland sind
Gefälle geprägt sein werden.2)                                         rungssaldo zwischen 2003 und 2020
                                                                                                                                          Abwanderungen in der Größenord-
                                                                       in der BBR-Prognose ein differenzier-
In der Bevölkerungsprognose des Bun-                                                                                                      nung wie in den Jahren unmittelbar
                                                                       teres Bild.
desamtes für Bauwesen und Raum-                                                                                                           nach der Wende nicht mehr zu erwar-
ordnung (BBR) wird angenommen, dass                                    Wanderungsgewinne gegenüber dem                                    ten. Dennoch könnten insbesondere
die durchschnittliche Kinderzahl pro                                   Ausland werden für alle Bundesländer                               in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thü-
Frau bis zum Jahre 2020 leicht an-                                     prognostiziert (vgl. Abb. 4). Diese                                ringen Abwanderungen zunächst noch
steigen wird. Insgesamt wird sie aber                                  könnten für Nordrhein-Westfalen, Nie-                              zu einer Beschleunigung des Rück-
weiterhin deutlich unterhalb von                                       dersachsen, Bayern und Baden-Würt-                                 gangs der Bevölkerung aufgrund ab-
durchschnittlich 2,1 Kindern pro Frau                                  temberg mit jeweils mehr als einer                                 nehmender Geburtenzahlen führen.
bleiben. Das erforderliche Niveau,                                     halben Million Nettozuwanderern im
                                                                                                                                          Wegen unterschiedlicher Wanderungs-
damit eine Töchtergeneration ihre                                      Zeitraum 2003 bis 2020 am deutlich-
                                                                                                                                          bilanzen und aufgrund starker Unter-
Müttergeneration ersetzt, kann also                                    sten ausfallen. Insgesamt sind aber die
                                                                                                                                          schiede im gegenwärtigen Altersaufbau
nicht erreicht werden.                                                 Wanderungsgewinne gegenüber dem
                                                                                                                                          (vgl. Tab. 1) wird sich die zukünftige
                                                                       Ausland, gemessen an der Bevölke-
                                                                                                                                          Entwicklung der Gesamtbevölkerung
2)
     Vgl. BBR (2006).                                                  rungsgröße der Länder, relativ gering.
                                                                                                                                          und der Bevölkerung im erwerbsfä-
                                                                       Sie werden, wenn sie langfristig in
                                                                                                                                          higen Alter erheblich zwischen den
                                                                                                                                                                                       5

         P R O G N O S E WA N D E R U N G S S A L D O 2 0 0 3 B I S 2 0 2 0 ( A B B . 4 )

             In 1.000 Personen
                                                                                          181,2                                                                 Binnenwanderung
            Baden-Württemberg
                                                                                                                         548,4
                                                                                                                                                                Außenwanderung
                                                                                                                417,6
            Bayern
                                                                                                                            596,6                               Quellen: BBR (2006),
                                                                                                                                                                Berechnungen HWWI
                                          -161,5
            Berlin
                                                                                             231,7

                                                                                       178
            Brandenburg
                                                                           51,4

                                                          -33,5
            Bremen
                                                                           55,9

                                                           -31,8
            Hamburg
                                                                                    135,7

                                                                -1,8
            Hessen
                                                                                                        339,6
                                                          -37,6
            Mecklenburg-Vorpommern
                                                                            66,2
                                      -206,2
            Niedersachsen
                                                                                                                                 661,2
                                                        -67,6
            Nordrhein-Westfalen
                                                                                                                                                830,3
                                                                                    138,6
            Rheinland-Pfalz
                                                                                        190,9
                                                            -10,6
            Saarland
                                                                           60,3
                                        -184,2
            Sachsen
                                                                                    138
                                        -193,5
            Sachsen-Anhalt
                                                                             83,7
                                                                                    141,5
            Schleswig-Holstein
                                                                                  105,8
                                               -127,8
            Thüringen
                                                                            73,5

                                           -200         -100           0   100        200         300     400      500    600       700   800     900
A N T E I L E I N Z E L N E R A LT E R S K L A S S E N A N D E R B E V Ö L K E R U N G 2 0 0 3 U N D 2 0 2 0 ( TA B . 1 )

       in %                                  0 bis unter 20 Jahre           20 bis unter 60 Jahre            60 Jahre und älter
                                                  2003             2020            2003           2020         2003       2020
       Baden-Württemberg                           21,8            18,3            55,0           54,7          23,2       27,0
       Bayern                                      21,3            17,7            55,2           54,7          23,6       27,7
       Berlin                                      17,8            15,0            59,1           57,2          23,1       27,9
       Brandenburg                                 18,9            15,4            55,8           51,0          25,3       33,6
       Bremen                                      18,6            17,2            55,0           54,5          26,4       28,3
       Hamburg                                     17,9            16,9            58,0           58,0          24,1       25,1
       Hessen                                      20,3            17,1            55,7           54,8          24,1       28,1
       Mecklenburg-Vorpommern                      19,2            15,6            56,0           50,2          24,8       34,2
       Niedersachsen                               21,7            17,9            53,6           53,0          24,7       29,1
       Nordrhein-Westfalen                         21,3            18,0            54,2           53,9          24,5       28,2
       Rheinland-Pfalz                             21,3            17,6            54,0           53,4          24,7       29,0
       Saarland                                    19,5            15,8            54,2           52,6          26,4       31,6
       Sachsen                                     17,5            15,7            54,3           49,2          28,3       35,1
       Sachsen-Anhalt                              18,0            15,0            54,6           49,0          27,4       36,0
       Schleswig-Holstein                          21,0            17,2            53,5           53,1          25,5       29,7
       Thüringen                                   18,0            15,2            55,8           49,7          26,2       35,1

        Quellen: BBR (2006), Berechnungen HWWI

6
                 ENTWICKLUNG DER BEVÖLKERUNG INSGESAMT UND DER ERWERBS-
                 FÄHIGEN BEVÖLKERUNG 2002 BIS 2020 (ABB. 5)

                     Veränderung in %

                     Baden-Württemberg                                                                                          Bevölkerung insgesamt
                                                                                                                                Erwerbsfähige (15 – 64 Jahre)
                     Bayern
                                                                                                                                Quellen: BBR (2006),
                                                                                                                                Berechnungen HWWI
                     Rheinland-Pfalz

                     Hamburg

                     Schleswig-Holstein

                     Hessen

                     Niedersachsen

                     Nordrhein-Westfalen

                     Deutschland

                     Bremen

                     Saarland

                     Berlin

                     Brandenburg

                     Mecklenburg-Vorpommern

                     Sachsen

                     Thüringen

                     Sachsen-Anhalt

                                                     -25     -20      -15    -10      -5      0          5
Bundesländern unterscheiden (vgl.                   Württemberg und Bayern befindet sich                                                     Brandenburg – wird der Rückgang der
Abb. 5). Nur in sechs Bundesländern –               der Anteil der jüngeren Altersklassen                                                    erwerbsfähigen Bevölkerung relativ
Baden-Württemberg, Bayern, Rhein-                   hingegen deutlich oberhalb des deut-                                                     verhalten ausfallen.
land-Pfalz, Hamburg, Schleswig-Hol-                 schen Durchschnittswertes, sodass das
stein und Hessen – wird ein Zuwachs                 zukünftige »Elternpotenzial« hier ver-                                                   Der Rückgang der Bevölkerung im
der Gesamtbevölkerung prognostiziert.               gleichsweise hoch ist.                                                                   erwerbsfähigen Alter wird in den hier-
Dieser fällt mit 4,5 % bis 2020 in                                                                                                           von betroffenen Bundesländern (bei
                                                    Für die Beurteilung der Zukunftsper-                                                     Konstanz der alters- und geschlechts-
Baden-Württemberg am stärksten aus.
                                                    spektiven der Bundesländer ist von                                                       spezifischen Erwerbsquoten und ohne
Für Niedersachsen und für Branden-
                                                    besonderem Interesse, welche ökono-                                                      technischen Fortschritt) das Produk-
burg, das von der Suburbanisierung
                                                    mischen Effekte die demografischen                                                       tionspotenzial reduzieren. Relevant für
im Raum Berlin profitiert, wird mit
                                                    Veränderungen mit sich bringen und                                                       die Rahmenbedingungen ökonomi-
einer in etwa konstanten Bevölkerung
                                                    ob diese gegebenenfalls regional diffe-                                                  scher Aktivitäten ist ferner, dass das
gerechnet. Für die übrigen ostdeut-
                                                    renziert ausfallen. Ein wichtiger                                                        Erwerbspersonenpotenzial in allen
schen Bundesländer werden dagegen
                                                    Indikator für potenzielle Unterschiede                                                   Bundesländern altern wird (vgl. Abb. 6).
durchweg hohe Bevölkerungsverluste
                                                    der wirtschaftlichen Folgen des demo-                                                    Der Anteil von Personen über 45 Jahre
vorhergesagt.
                                                    grafischen Wandels ist die Entwick-                                                      am Erwerbspersonenpotenzial wird
Die Bevölkerung wird in den ostdeut-                lung des Anteils der Bevölkerung                                                         steigen, während der Anteil niedriger
schen Bundesländern vergleichsweise                 im erwerbsfähigen Alter sowie ihrer                                                      Altersklassen, insbesondere der 30- bis
stark zurückgehen, weil in diesen                   Altersstruktur. Zuwächse bei der er-                                                     45-Jährigen, zurückgehen wird. Bis
Regionen bereits heute aufgrund der                 werbsfähigen Bevölkerung gäbe es                                                         zum Jahre 2020 wird der Anteil von
massiven Abwanderung von relativ                    entsprechend der BBR-Prognose in                                                         Erwerbspersonen über 45 Jahre an
jungen Menschen seit Beginn der                     Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg                                                       allen Erwerbspersonen am deutlichs-
1990er Jahre der Anteil junger Alters-              und Rheinland-Pfalz im Umfang                                                            ten in Brandenburg (+14,1 Prozent-
klassen vergleichsweise gering ist (vgl.            von 1,2 % bis 3,6 % (vgl. Abb. 5). Der                                                   punkte), Hamburg (+13,6 Prozent-
Tab. 1). Im Jahre 2003 war der Anteil               Rückgang der erwerbsfähigen Bevölke-                                                     punkte), Berlin (+12,4 Prozentpunkte)
der unter 20-Jährigen in Sachsen-                   rung könnte in den stark schrump-                                                        und Thüringen (+11,8 Prozentpunkte)
Anhalt, Sachsen und Thüringen unter                 fenden Bundesländern Thüringen                                                           ausfallen. Im Zuge dieser Entwicklung
den deutschen Bundesländern am                      (– 21,5 %), Sachsen-Anhalt (– 24,7 %),                                                   wird langfristig auch der Anteil von
geringsten. Dort liegt auch der Anteil              Sachsen (– 20,6 %) und Mecklenburg-                                                      jungen Akademikern im Alter von
der über 60-Jährigen deutlich über                  Vorpommern (– 16,7 %) sehr deutlich                                                      25 bis 44 Jahren gegenüber den älte-
dem Bundesdurchschnitt. In Baden-                   ausgeprägt sein. In den restlichen                                                       ren Akademikern im Alter von 45 bis
                                                    Bundesländern – bis auf Berlin und

                                                                                                                                                                                        7
                            E N T W I C K L U N G D E R E R W E R B S P E R S O N E N Z A H L N A C H A LT E R S G R U P P E N
                                                                                                           *

                            2004 BIS 2020 (ABB. 6)

                                Differenz der Anteile in Prozentpunkten
                                                                                                                                             14,1           bis unter 30
                               Brandenburg                     -12,7
                                                                                             -1,4                                                           30 bis unter 45
                                                                                                                                           13,6             45 und älter
                               Hamburg                                 -9,0
                                                                                     -4,6
                                                                                                                                                            * Erwerbstätige und
                                                                                                                                       12,4
                               Berlin                                    -7,6                                                                               Erwerbslose
                                                                                 -4,8
                                                                                                                                      11,8                  Quelle:
                               Thüringen                                 -8,0
                                                                                      -3,8                                                                  Böhmer et al. (2006)
                                                                                                                                 10,4
                               Mecklenburg-Vorpommern                         -7,0
                                                                                       -3,5
                                                                                                                                    10,4
                               Sachsen                                         -6,2
                                                                                   -4,2
                                                                                                                                9,7
                               Sachsen-Anhalt                                  -6,4
                                                                                        -3,2
                                                                                                                           8,4
                               Hessen                                         -6,7
                                                                                             -1,6
                                                                                                                          7,9
                               Bayern                                           -5,5
                                                                                            -2,3
                                                                                                                          7,8
                               Deutschland                                      -5,5
                                                                                            -2,3
                                                                                                                         7,2
                               Baden-Württemberg                                 -5,3
                                                                                            -2,0
                                                                                                                         7,1
                               Nordrhein-Westfalen                               -5,0
                                                                                            -2,2
                                                                                                                     6,4
                               Rheinland-Pfalz                                          -4,4
                                                                                          -2,0
                                                                                                                    6,0
                               Saarland                                               -3,7
                                                                                         -2,4
                                                                                                                   5,5
                               Bremen                                                     -2,0
                                                                                       -3,5
                                                                                                                   5,0
                               Schleswig-Holstein                                    -4,7
                                                                                                -0,3
                                                                                                               4,4
                               Niedersachsen                                           -3,5
                                                                                               -0,9

                                                              -15      -10             -5              0       5               10          15
64 Jahren abnehmen.3) Aus ökonomi-                       die Wissensakkumulation auswirken,         Bundesländer, deren Erwerbsbevölke-
    scher Sicht und zur Beurteilung der                      was negative Produktivitätseffekte zur     rung stark rückläufig ist und die gleich-
    Zukunftsfähigkeit ist in diesem Zusam-                   Folge hätte. Andererseits könnten          zeitig deutliche Verschiebungen in
    menhang von besonderem Interesse,                        Lerneffekte, die aus der Erfahrung         der Altersstruktur aufweisen, dürften
    ob aus unterschiedlichen Altersstruk-                    älterer Arbeitnehmer resultieren, die      vergleichsweise schlechte Ausgangs-
    tureffekten zwischen den Bundeslän-                      Produktivität erhöhen.5) Als Konse-        bedingungen für die zukünftig wach-
    dern abweichende Produktionsent-                         quenz könnte die Produktivität einer       senden Ansprüche an die Qualifikation
    wicklungen resultieren könnten.                          Arbeitskraft zunächst mit steigendem       und die Flexibilität der Arbeitskräfte
                                                             Alter zunehmen, in der mittleren Alters-   haben. Aus dieser Perspektive schei-
    Auf Basis vorliegender empirischer
                                                             klasse am höchsten sein und im weite-      nen die ostdeutschen Bundesländer
    Studien kann ex ante allerdings nicht
                                                             ren Erwerbsverlauf zurückgehen. In         besonders schlecht für den zukünftigen
    eindeutig beurteilt werden, ob die Pro-
                                                             zahlreichen empirischen Untersuchun-       wirtschaftlichen Erfolg gerüstet zu sein.
    duktivität einer Ökonomie zu- oder
                                                             gen wird zu dem Zusammenhang
    abnimmt, wenn die Erwerbsbevölke-
                                                             zwischen Produktivität und Alter ein
    rung altert. Die Fähigkeiten und Kennt-
                                                             Verlauf nachgewiesen, der einem          3 BILDUNG
    nisse einer alternden Erwerbsbevölke-
                                                             umgekehrten »U« entspricht: Bis zum
    rung entsprechen möglicherweise nicht
                                                             Alter von 50 Jahren steigt die Produk-     Für die wirtschaftliche Entwicklung
    den sich ständig wandelnden Ansprü-
                                                             tivität, danach fällt sie.6)               eines Bundeslandes ist seine Ausstat-
    chen der Unternehmen. Deren Fach-
                                                                                                        tung mit qualifizierten Arbeitskräften
    kräftebedarf wird zukünftig weiterhin                    Insgesamt dürfte es von der Dimension
                                                                                                        von erheblicher Bedeutung. Denn die
    vom Strukturwandel in Richtung                           der Alterung und dem Umfang des
                                                                                                        Qualifikation der Arbeitskräfte ist in
    Dienstleistungsgesellschaft und von                      Rückgangs der Erwerbsbevölkerung
                                                                                                        zahlreichen Branchen eine der wich-
    dem fortschreitenden Wandel zur Wis-                     innerhalb eines Bundeslandes abhän-
                                                                                                        tigsten Determinanten der unter-
    sensgesellschaft geprägt sein.4) Darüber                 gen, ob die demografischen Trends
                                                                                                        nehmerischen Standortwahl. Zudem
    hinaus nehmen Krankheitsfälle in einer                   sich tendenziell negativ auf die Produk-
                                                                                                        hat ein hohes Qualifikationsniveau der
    alternden Bevölkerung zu. Zudem                          tivität und das Wachstum auswirken.
                                                                                                        Bevölkerung einen positiven Einfluss
    könnte sich die Alterung nachteilig auf
                                                                                                        auf die Zahl der Unternehmensgrün-
                                                             5)
                                                                  Vgl. Brunow/Hirte (2006).
    3)
         Vgl. Schäfer/Seyda (2004).                          6)
                                                                  Vgl. Skirbekk (2004).
    4)
         Vgl. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufs-
         forschung (2003).

                                   PISA-KOMPETENZPROFILE* 2003 (ABB. 7)

                                       Abweichung vom deutschen Mittel in Punkten
8
                                       Bayern                                                                              Mathematik
                                                                                                                           Lesen
                                                                                                                           Naturwissenschaften
                                       Sachsen                                                                             Problemlösungen

                                                                                                                           * In der PISA-Studie des
                                       Baden-Württemberg                                                                   Jahres 2003 wurden
                                                                                                                           über 44.000 15-jährige
                                                                                                                           Schüler/-innen aus
                                       Thüringen                                                                           1.487 Schulen getestet.

                                                                                                                           Quellen: PISA-Konsortium
                                       Schleswig-Holstein                                                                  Deutschland (2004),
                                                                                                                           Berechnungen HWWI

                                       Rheinland-Pfalz

                                       Hessen

                                       Berlin

                                       Niedersachsen

                                       Hamburg

                                       Brandenburg

                                       Mecklenburg-Vorpommern

                                       Sachsen-Anhalt

                                       Saarland

                                       Nordrhein-Westfalen

                                       Bremen

                                                                       -40   -30   -20    -10   0   10   20   30
dungen. Im Zuge des fortschreitenden                         Fortbildungen für Erwerbstätige und                            Während Baden-Württemberg,
Strukturwandels und der zuneh-                               Erwerbslose. Mithin gibt es eine Reihe                         Bayern, Sachsen und Thüringen sich
menden Technisierung werden immer                            von Institutionen und Faktoren, die                            in den Bereichen Lesen, Mathematik,
weniger Arbeitsplätze im Bereich der                         das Bildungsniveau beeinflussen. Das                           Naturwissenschaften und Problem-
niedrig qualifizierten Tätigkeiten                           IW Köln bewertet diese regelmäßig in                           lösungen teilweise deutlich über dem
angesiedelt sein.7) Deshalb wird für                         einem Bildungsranking auf Basis von                            bundesweiten Durchschnitt befinden,
die Deckung des zukünftigen Arbeits-                         116 Indikatoren.9) In dem Bildungs-                            liegen die anderen Bundesländer –
kräftebedarfs die Ausstattung mit                            monitor des Jahres 2006 liegen                                 teilweise erheblich – darunter. Die
Arbeitskräften mit Hochschulab-                              Sachsen, Baden-Württemberg, Bayern                             Abweichungen zwischen den Bundes-
schluss an Bedeutung gewinnen. Ins-                          und Thüringen teilweise deutlich über                          ländern lassen sich nicht ausschließ-
gesamt dürften diejenigen Bundes-                            dem deutschlandweiten Niveau. Die                              lich durch den unterschiedlichen
länder am besten für die Erfüllung                           Stadtstaaten Bremen und Berlin                                 Anteil von Kindern mit Migrations-
des Arbeitskräftebedarfs der Zukunft                         bilden zusammen mit Nordrhein-West-                            hintergrund, die im Schnitt schlechter
gerüstet sein, die eine gut ausgebil-                        falen die »Schlusslichter« im Ranking.                         in den PISA-Kompetenzprofilen ab-
dete Erwerbsbevölkerung haben. Dies                          Ein wichtiger Indikator für die Bil-                           schneiden als Schüler ohne Migra-
zeigt eindringlich die Beobachtung,                          dungsergebnisse im Schulbereich, der                           tionshintergrund11), erklären. Dieser
dass der Mangel an qualifizierten                            auch in den IW-Bildungsmonitor ein-                            Faktor ist beispielsweise in den ost-
Arbeitskräften bereits gegenwärtig in                        fließt, ist die Positionierung der                             deutschen Bundesländern – die sehr
einigen Regionen Ostdeutschlands ein                         Bundesländer in der PISA-Studie.10) Die                        unterschiedlich in der PISA-Studie ab-
Investitionshemmnis darstellt, das der                       PISA-Untersuchung zeigt, dass sich die                         schneiden – aufgrund des geringen
Entstehung von Arbeitsplätzen ent-                           Kompetenzen der 15-jährigen Schüler                            Bevölkerungsanteils von Menschen
gegenwirkt.8)                                                zwischen den Bundesländern erheb-                              mit Migrationshintergrund kaum von
                                                             lich unterscheiden (vgl. Abb. 7). Am                           Bedeutung.
Das Bildungsniveau und die Qualifika-
                                                             besten positioniert sind in diesem
tionsstruktur der Erwerbspersonen                                                                                           Auch lässt sich nicht feststellen, dass
                                                             Vergleich jene Bundesländer, die auch
und der Bevölkerung insgesamt sind                                                                                          die Höhe der Bildungsausgaben der
                                                             im IW-Bildungsmonitor die Plätze eins
im Wesentlichen das Ergebnis der                                                                                            dominierende Erklärungsfaktor für
                                                             bis vier belegen.
Qualität der Ausbildung im Schul-                                                                                           den Bildungserfolg auf Bundesland-
und Vorschulbereich, in der Berufsbil-                                                                                      ebene ist. Zwar tätigen Bayern,
                                                             9)
                                                                   Institut der deutschen Wirtschaft Köln,
dung, der Ausbildung an Universitä-                                Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft
                                                                                                                            Baden-Württemberg und Thüringen
ten und Fachhochschulen sowie den                                  (2006). Beispiele für in den Bildungsmo-                 Bildungsausgaben, die über dem
                                                                   nitor einfließende Indikatoren sind die                  deutschen Durchschnitt liegen, jedoch
7)
     Vgl. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufs-                   Verfügbarkeit von Ganztagskindergärten,                  geben auch die Stadtstaaten, die ver-
     forschung (2003).                                             die Bildungsausgaben, die PISA-Ergebnis-
                                                                   se und die Betreuungsrelation von Leh-
                                                                   rern zu Schülern.
                                                                                                                            11)
                                                                                                                                  Vgl. PISA-Konsortium Deutschland (2004).
8)
     Vgl. DIHK (2002).
                                                                                                                                                                             9
                                                             10)
                                                                   Vgl. PISA-Konsortium Deutschland (2004).

                    B E T R E U U N G S V E R H Ä LT N I S I M S C H U L - U N D H O C H S C H U L B E R E I C H 2 0 0 4 ( TA B . 2 )

                         Schüler/Studierende                         Primar-     Sekundar-        Sekundar-        Fachhoch-              Universität
                         je Lehrkraft                                 bereich      bereich I       bereich II            schule         (ohne Human-
                                                                                                                                            medizin)
                         Baden-Württemberg                               21,6            16,6             13,2             22,1                 16,1
                         Bayern                                          20,4            16,6             12,9             24,5                 15,4
                         Berlin                                          17,2            13,8             12,3             25,9                 18,3
                         Brandenburg                                     19,8            14,6             12,6             23,1                 18,4
                         Bremen                                          18,7            17,1             13,6             31,7                 21,9
                         Hamburg                                         17,7            15,1             14,0             24,4                 17,4
                         Hessen                                          22,1            17,5             13,6             26,9                 16,7
                         Mecklenburg-Vorpommern                          18,8            14,3             13,6             22,9                 17,9
                         Niedersachsen                                   20,1            17,2             13,4             23,5                 18,2
                         Nordrhein-Westfalen                             21,6            18,2             14,4             27,1                 21,5
                         Rheinland-Pfalz                                 19,1            17,8             12,3             24,9                 22,2
                         Saarland                                        18,9            17,8             13,0             22,2                 14,7
                         Sachsen                                         14,8            12,6             10,7             26,3                 16,7
                         Sachsen-Anhalt                                  13,5            13,4             12,6             26,7                 14,2
                         Schleswig-Holstein                              20,5            17,4             13,0             30,9                 19,3
                         Thüringen                                       15,1            12,3             11,1             25,2                 15,5
                         Deutschland                                     20,0            16,5             13,2             25,5                 17,8

                         Quellen: KMK (2006) und Statistisches Bundesamt (2006a)
gleichsweise schlecht im PISA-Ranking                       erheblich (vgl. Tab. 2). So entfallen im   der Bundesländer im Hinblick auf die
     abschneiden, teilweise deutlich mehr                        Primarbereich in Sachsen-Anhalt,           Ausbildung von Akademikern inter-
     für Bildung aus als der Durchschnitt                        Sachsen und Thüringen mit 13,5,            pretiert werden. Denn insgesamt kann
     der Bundesländer.12)                                        14,8 und 15,1 im Schnitt deutlich          die Abiturientenquote als das Ergeb-
                                                                 weniger Schüler auf einen Lehrer als       nis der Bildungspolitik der einzelnen
     Relevant für den Bildungserfolg der
                                                                 beispielsweise in Hessen, Baden-           Bundesländer betrachtet werden.14)
     Bundesländer dürften deshalb weitere
                                                                 Württemberg oder Nordrhein-West-
     Faktoren sein. Es gibt Unterschiede                                                                    Während die Stadtstaaten, Baden-
                                                                 falen, wo ein Lehrer jeweils mehr als
     in der Schulstruktur, der Ganztags-                                                                    Württemberg, das Saarland, Hessen
                                                                 21 Schüler betreut.
     betreuung an Grundschulen, der                                                                         und Nordrhein-Westfalen Abiturien-
     Betreuungsrelationen, der Besoldungs-                       Für die Ausbildung von (hoch) quali-       tenquoten zwischen 42 % und 52 %
     struktur für Lehrer und der Lehrmittel-                     fizierten Arbeitskräften ist die Anzahl    haben, liegen die anderen Bundes-
     freiheit.13) Für den Bildungserfolg Sach-                   der Schüler relevant, die die Hoch-        länder deutlich unterhalb dieses
     sens wird im IW-Bildungsmonitor die                         schulreife erreichen. Der Anteil der       Wertes. Die Schlusslichter sind Meck-
     Verbesserung der Schüler-Lehrer-                            Abiturienten an der gleichaltrigen         lenburg-Vorpommern (29,2 %) und
     Relation angeführt. Die Betreuungs-                         Bevölkerung (Abiturientenquote)            Bayern (32,6 %).15) Die vergleichsweise
     relationen differieren zwischen den                         unterscheidet sich erheblich zwischen      hohe Abiturientenquote der Stadt-
     Bundesländern in allen Schulbereichen                       den Bundesländern (vgl. Abb. 8). Das       staaten ist zum Teil darauf zurückzu-
                                                                 kann – zumindest in gewissem Maße
     12)
           Zu den Bildungsausgaben vgl. Konsor-                  – als ein Indikator für eine unter-        14)
                                                                                                                  Vgl. Statistisches Bundesamt (2005).
           tium Bildungsberichterstattung (2006).                schiedlich erfolgreiche Bildungspolitik    15)
                                                                                                                  Diese Länder und zusätzlich Schleswig-
     13)
           Vgl. Statistisches Bundesamt (2005).                                                                   Holstein sind auch jene mit den gerings-
                                                                                                                  ten Studienanfängerquoten nach Erwerb
                                                                                                                  der Hochschulreife.

                                    ABITURIENTENQUOTE 2004 (ABB. 8)

                                           in %

                                         50                                                                                  Quelle: KMK (2006)

10                                       40

                                         30

                                         20

                                         10
                                                                                                n
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                                                                                       Ba lt
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                                                                                       r
                                              es

                                                                                   -H

                                                                                   n
                                                                                    r
                                                                                  tt
                                            -W

                                                            H

                                                                                eu

                                                                                 T

                                                                              or
                                                                             w
                                          in

                                                                            ie

                                                                              i
                                                                            W

                                                                           -V
                                                                            e
                                        he

                                                                         Sa
                                                                         n-

                                                                        rg
                                      dr

                                                                      de

                                                                     bu
                                                                     Sc
                                   or

                                                                   Ba

                                                                  en
                                  N

                                                                kl
                                                              ec
                                                            M

                                    ÜBERGANGSQUOTE DER ABITURIENTEN DES JAHRGANGS 2000 (ABB. 9)

                                           in %

                                           100                                                                               Quelle: Statistisches
                                                                                                                             Bundesamt (2006a)

                                           80

                                           60

                                           40

                                           20
                                                                                        g
                                                                  he om en
                                                                             Sa n

                                                                           n- len
                                                                 Sa We ern
                                                          N g-V hür n

                                                                    Br am t
                                                                                       n

                                                                               ac n

                                                                            de rg
                                                                   N -Ho d
                                                                  es tsc lz
                                                                               a n
                                                                          an nd
                                                                                     en

                                                                              H g
                                                                            em n

                                                                                     al

                                                                                    ur
                                                                                     e
                                                                         T hse
                                                                                    rli

                                                                                      i
                                                                                     n
                                                                Rh Sa se
                                                                                     r
                                                                          tt er

                                                                                     a

                                                                       de lste

                                                                       an bu
                                                                                  be

                                                              dr orp ng
                                                                                  hs

                                                                                 nh
                                                                       ig la
                                                                                em

                                                                       nl rla

                                                             Sc De -Pf

                                                                                   a

                                                                                nb
                                                                                 m
                                                  Be

                                                                                es
                                                                      ür ay

                                                                    ch stf
                                                                                h

                                                                                c

                                                                                i

                                                                              A
                                                                              d
                                                       Br

                                                                              B

                                                                            rs

                                                                          H
                                                                          u

                                                                       se
                                                                        -
                                                                     in
                                                                    w

                                                                    ie
                                                                    ei
                                                                   W
                                                                n-

                                                               hl

                                                                r
                                                       de

                                                             bu
                                                           or
                                                     Ba

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                                                   M
führen, dass darin Abiturienten des                  zugrunde – in Berlin, Bremen, Bayern     ist. Das Instrument der Studienge-
Umlandes einbezogen sind, die in den                 und Baden-Württemberg. Auffällig ist,    bühren, das einen Anreiz für Stu-
Stadtstaaten auf weiterführende                      dass alle ostdeutschen Bundesländer      denten darstellt, ihren Studienab-
Schulen gehen.                                       (mit Ausnahme Berlins) eine unter-       schluss schneller zu erwerben, wird
                                                     durchschnittliche Übergangsquote         zur Reduzierung der Länge der Stu-
Neben der Abiturientenzahl ist für
                                                     aufweisen. Jedoch haben auch in den      diendauer von den Bundesländern
die Zahl von Akademikern in einem
                                                     westdeutschen Bundesländern              gegenwärtig nur teilweise umgesetzt.
Bundesland ausschlaggebend, wie
                                                     Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen       Die ostdeutschen Bundesländer
viele der Studienberechtigten tatsäch-
                                                     und Hamburg vergleichsweise wenige       planen, erst in einigen Jahren allge-
lich ein Studium aufnehmen. Dies
                                                     Abiturienten des Jahrgangs 2000          meine Studiengebühren zu erheben.
misst die Übergangsquote, die den
                                                     bisher ein Studium aufgenommen.          Des Weiteren sehen Rheinland-Pfalz
prozentualen Anteil der Abiturienten
                                                     Hamburgs Übergangsquote liegt mit        und Bremen vor, Studiengebühren
des Jahres 2000 angibt, die innerhalb
                                                     64,4 % über 20 Prozentpunkte hinter      nur für Studenten einzuführen, deren
der Zeitspanne vom Jahr 2000 bis
                                                     dem Spitzenreiter Berlin (85,8 %)        Hauptwohnsitz nicht in dem jeweili-
zum Jahr 2004 ein Studium begonnen
                                                     abgeschlagen auf dem vorletzten          gen Bundesland liegt. Die Einführung
haben (vgl. Abb. 9).
                                                     Platz in diesem Ranking. In den drei     von Studiengebühren und deren
Der Vergleich von Indikatoren zum                    genannten westdeutschen Bundeslän-       Ausprägung können als eine Determi-
Bildungserfolg zwischen den Bundes-                  dern sowie in Ostdeutschland besteht     nante im Wettbewerb der Bundes-
ländern verdeutlicht, dass es eine                   also noch ein erhebliches Potenzial      länder um den qualifizierten Nach-
»Bildungslücke« und Unterschiede im                  für die Ausbildung von qualifizierten    wuchs angesehen werden. Durch die
Akademikerpotenzial zwischen den                     Fachkräften, das durch eine Erhö-        Nicht-Einführung von Studienge-
Bundesländern gibt. Zudem sind                       hung der Übergangsquote, also durch      bühren versprechen sich die Bundes-
offensichtlich die Anreize zur Auf-                  eine Anreizverbesserung für die Ent-     länder in Ostdeutschland einen Stand-
nahme eines Studiums und zur Erlan-                  scheidung zur Aufnahme eines Stu-        ortvorteil. Langfristig betrachtet
gung eines Hochschulabschlusses –                    diums, erschlossen werden könnte.        werden Studiengebühren jedoch in
aber auch die Möglichkeiten des                                                               allen Bundesländern notwendig sein,
                                                     Darüber hinaus beeinflusst die Dauer
jeweiligen Bildungssystems, hoch                                                              um die Finanzlage der Hochschulen
                                                     des Studiums den Umfang des Fach-
qualifizierte Arbeitskräfte auszubilden                                                       zu verbessern und beispielsweise
                                                     kräftepotenzials in der Zukunft erheb-
– sehr unterschiedlich. Besonders gut                                                         durch die Einstellung von mehr Lehr-
                                                     lich, was gegenwärtig bereits Gegen-
funktionieren diese Anreizsysteme                                                             kräften das Betreuungsverhältnis und
                                                     stand der Bildungspolitik der Länder
gegenwärtig – legt man die Ergeb-                                                             die Qualität der Lehre zu verbessern.
nisse unterschiedlicher Rankings

                                                                                                                                      11

                          PAT E N T I N T E N S I T Ä T 2 0 0 5 ( A B B . 1 0 )

                               Patentanmeldungen je 100.000 Einwohner

                               120                                                                        Quelle:
                                                                                                          Deutsches Patent-
                                                                                                          und Markenamt (2006)
                               100

                               80

                               60

                               40

                               20
                                                                               n
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                                                                   Br lin
                                                                               n
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                                                                    ch n

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                                                                        la

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                                                     dr
                          de

                                                    Sc
                                                  or
                        Ba

                                                 en
                                                N

                                              kl
                                           ec
                                         M
4 I N N O VAT I O N S F Ä H I G K E I T                          Patentintensität (Anzahl der Patentan-                                   wertige öffentliche Forschungsinfra-
                                                                      meldungen je 100.000 Einwohner), die                                     struktur sowie das Engagement der
        Im Zuge des fortschreitenden Struktur-                        häufig als Indikator für die Innova-                                     Privatwirtschaft tragen zu der Innova-
        wandels hin zur Wissensgesellschaft                           tionsfähigkeit herangezogen wird.                                        tionsfähigkeit der Bundesländer bei.
        wird zukünftig die technologische
                                                                      Die Patentintensität variiert zwischen                                   Wesentliche Komponenten des regio-
        Leistungsfähigkeit der Bundesländer
                                                                      den Bundesländern erheblich (vgl.                                        nalen Innovationsprozesses sind
        an Bedeutung gewinnen. Die Unter-
                                                                      Abb. 10). Mit 110 bzw. 120 Patentan-                                     »Spillovers« – d. h. die Übertragung
        nehmensdynamik in forschungs- und
                                                                      meldungen je 100.000 Einwohner im                                        von Wissen und Informationen – zwi-
        wissensintensiven Wirtschaftszweigen
                                                                      Jahr 2005 liegen Bayern und Baden-                                       schen dem privaten und dem öffentli-
        ist eine wesentliche Komponente des
                                                                      Württemberg deutlich über dem Bun-                                       chen Sektor. Wissensgenerierung und
        technologischen Strukturwandels.
                                                                      desdurchschnitt (59 Patentanmel-                                         Innovationen finden häufig in so ge-
        Unternehmensgründungen tragen zur
                                                                      dungen). Die anderen Bundesländer                                        nannten Clustern statt. In diesen ballen
        Modernisierung und Erweiterung des
                                                                      weisen hinsichtlich des Innovations-                                     sich auf relativ engem Raum unter-
        Produkt- und Dienstleistungsange-
                                                                      erfolges einen ganz beträchtlichen                                       schiedliche Akteure aus der Privatwirt-
        botes – gerade in neuen Technologie-
                                                                      Rückstand gegenüber diesen Bundes-                                       schaft und öffentliche Institutionen,
        feldern – bei und sind mit ihren Inno-
                                                                      ländern auf. Die geringste Patent-                                       die Aktivitäten im Hinblick auf einen
        vationen ein wichtiger Motor für den
                                                                      intensität hatten 2005 mit Sachsen,                                      bestimmten Wirtschaftsbereich ver-
        technologischen Wandel .16)
                                                                      Sachsen-Anhalt, Brandenburg und                                          folgen. Beispiele solcher Art sind das
        Die Voraussetzungen für eine zu-                              Mecklenburg-Vorpommern vier ost-                                         Biotechnologie-Cluster Martinsried in
        nehmende technologische Leistungs-                            deutsche Bundesländer.                                                   Bayern und die Chemieparks in Sach-
        fähigkeit, so implizieren zahlreiche                                                                                                   sen-Anhalt. Relevant für den Erfolg
                                                                      Die unterschiedliche Positionierung der
        Indikatoren und Rankings zur Inno-                                                                                                     von Innovationsstrategien in solchen
                                                                      Bundesländer im Innovationswettbe-
        vationsfähigkeit der Bundesländer,                                                                                                     Clustern ist, dass öffentliche und pri-
                                                                      werb wirft die Frage auf, weshalb in
        scheinen in den Bundesländern                                                                                                          vate Forschung aufeinander abge-
                                                                      den Bundesländern unterschiedliche
        gegenwärtig sehr unterschiedlich zu                                                                                                    stimmt sind und dass Spillovers zwi-
                                                                      Voraussetzungen für Innovationen
        sein.17) Dies verdeutlicht auch die                                                                                                    schen diesen Bereichen aufgrund der
                                                                      herrschen. Die Voraussetzungen für
                                                                                                                                               räumlichen Nähe – und der hiermit
                                                                      Innovationen hängen von zahlreichen
       16)
              Vgl. Rammer/Szydlowski (2005).                                                                                                   verbundenen Möglichkeiten zu regel-
                                                                      Faktoren ab. Eine gute Verfügbarkeit
                                                                                                                                               mäßigen »Face-to-Face-Kontakten«
        17)
              Vgl. beispielsweise Europäische Kommis-                 hoch qualifizierter Arbeitskräfte, eine
              sion (2003).                                                                                                                     zwischen den einzelnen Akteuren im
                                                                      umfangreiche und qualitativ hoch-

12

                        Ö F F E N T L I C H E F & E - A U F W E N D U N G E N * I N R E L AT I O N Z U M B I P U N D B E S C H Ä F T I G U N G S A N T E I L
                        D E S Ö F F E N T L I C H E N F & E - P E R S O N A L S ** 2 0 0 4 ( A B B . 1 1 )

                            in %
                                                                                                                  1,05                                            Beschäftigungsanteil
                                                 Berlin
                                                                                                                                                 1,93
                                                                                                                                                                  BIP-Anteil
                                                                                             0,70
                                               Bremen
                                                                                                                            1,30                                  *Aufwendungen von
                                                                                                                                                                  Hochschulen und von
                                                                                      0,56
                                               Sachsen                                                                                                            wissenschaftlichen
                                                                                                                     1,15
                                                                                                                                                                  Einrichtungen außer-
                                                                               0,46                                                                               halb der Hochschulen
                            Mecklenburg-Vorpommern
                                                                                                                   1,09
                                                                                                                                                                  **Anteil des F&E-
                                                                              0,43                                                                                Personals in Hochschulen
                                          Brandenburg
                                                                                                       0,90                                                       und von wissenschaftlichen
                                                                                                                                                                  Einrichtungen außerhalb
                                            Thüringen                        0,40
                                                                                                     0,83
                                                                                                                                                                  der Hochschulen an der
                                                                                                                                                                  regionalen Gesamt-
                                                                              0,43                                                                                beschäftigung (Zahl der
                                        Sachsen-Anhalt
                                                                                                    0,82                                                          Erwerbstätigen)
                                                                                    0,51
                                   Baden-Württemberg
                                                                                                    0,80                                                          Quellen: BMBF (2006),
                                                                                   0,49                                                                           Berechnungen HWWI
                                             Hamburg
                                                                                               0,74
                                                                              0,43
                                         Deutschland
                                                                                               0,74
                                                                            0,39
                                         Niedersachsen
                                                                                              0,73
                                                                            0,37
                                              Saarland
                                                                                             0,70
                                                                             0,40
                                   Nordrhein-Westfalen
                                                                                             0,69

                                                                        0,36
                                                Bayern
                                                                                      0,57
                                                                       0,32
                                     Schleswig-Holstein
                                                                                      0,55

                                                                     0,26
                                       Rheinland-Pfalz
                                                                                    0,50
                                                                      0,29
                                                Hessen
                                                                                   0,47

                                                          0    0,2      0,4           0,6      0,8          1,0      1,2     1,4   1,6   1,8     2,0
Cluster – intensiver sind als außerhalb                                  – sind somit nicht jene, die einen                                        Der F&E-Beschäftigten- und der F&E-
von Clustern. Das Potenzial für solche                                   besonders hohen Anteil ihres BIP für                                      Umsatzanteil sind im Verarbeitenden
»Spillovers« hängt von der Unterneh-                                     öffentlich finanzierte F&E aufwenden.                                     Gewerbe in Berlin, Bayern, Baden-
menslandschaft sowie von der Qualität                                    Baden-Württemberg und Bayern liegen                                       Württemberg und Hessen überdurch-
und Quantität der öffentlichen For-                                      mit ihren öffentlichen F&E-Aufwen-                                        schnittlich hoch (vgl. Abb. 12). Die
schungsinfrastruktur ab.                                                 dungen bezogen auf ihre Wirtschafts-                                      genannten süddeutschen Bundes-
                                                                         leistung nur im Mittelfeld (Baden-Würt-                                   länder sind im deutschlandweiten
Hinsichtlich der Ausstattung mit öffent-
                                                                         temberg) bzw. sogar eher am Ende                                          Vergleich die führenden im Hinblick
lichen Forschungsinstituten und der
                                                                         (Bayern) der entsprechenden Rangliste                                     auf die Innovationsfähigkeit. Am
Fächerstruktur in der Hochschulausbil-
                                                                         der Bundesländer.                                                         Ende der Rangliste liegen – ungefähr
dung unterscheiden sich die Rahmen-
                                                                                                                                                   gleichauf – mit Mecklenburg-Vorpom-
bedingungen für Innovationsaktivitäten                                   Ähnlich wie bei den F&E-Aufwen-
                                                                                                                                                   mern und dem Saarland jeweils ein
zwischen den Bundesländern kaum.18)                                      dungen ist die Situation beim F&E-
                                                                                                                                                   ostdeutsches und ein westdeutsches
Bei anderen Faktoren, die zum Innova-                                    Personal, das an Hochschulen und
                                                                                                                                                   Bundesland.
tionspotenzial beitragen, sind jedoch                                    außeruniversitären Wissenschaftsein-
deutliche regionale Unterschiede fest-                                   richtungen beschäftigt ist. Mit Anteilen                                  Die Entwicklung der F&E-Ausgaben
zustellen. Hierzu zählen die Ausstat-                                    von 1,05 % bzw. 0,70 % an der jeweili-                                    im Zeitverlauf ist ein Indikator für den
tung mit in Forschung und Entwick-                                       gen Gesamtbeschäftigung liegen auch                                       Ausbau der Innovationsfähigkeit der
lung (F&E) tätigem Personal im                                           hier Berlin und Bremen klar an der                                        Bundesländer und verdeutlicht das
öffentlichen Sektor sowie die öffentli-                                  Spitze aller Bundesländer.                                                unterschiedlich starke Engagement
chen F&E-Ausgaben (vgl. Abb. 11).                                                                                                                  der Bundesländer in diesem Zukunfts-
                                                                         Ursachen für das unterschiedliche
Während Berlin und Bremen 1,93 %                                                                                                                   bereich. Diesbezüglich sind in den
                                                                         Abschneiden der Bundesländer im
bzw. 1,30 % ihres BIP in öffentliche                                                                                                               letzten Jahren große Unterschiede
                                                                         Hinblick auf Innovationen dürften
F&E investieren, sind es in Hessen                                                                                                                 zwischen den Bundesländern zu
                                                                         deshalb auch im Bereich der Privat-
und Rheinland-Pfalz nur rund 0,5 %.                                                                                                                beobachten. So stiegen im Zeitraum
                                                                         wirtschaft liegen, etwa aufgrund
Die Bundesländer mit der höchsten                                                                                                                  1999 bis 2003 in Bremen (+ 41,9 %),
                                                                         unterschiedlich guter Ausstattung mit
Innovationstätigkeit – gemessen bei-                                                                                                               Mecklenburg-Vorpommern (+35,7 %),
                                                                         F&E-Beschäftigten und unterschiedlich
spielsweise an den Patentanmeldungen                                                                                                               Niedersachsen (+32,2 %) und Thü-
                                                                         hoher Investitionen der Unternehmen
                                                                                                                                                   ringen (+26,7 %) die F&E-Aufwen-
                                                                         in F&E-Aktivitäten.
18)
      Vgl. Bundesministerium für Bildung und
      Forschung (2005).

                                                                                                                                                                                                  13
      F & E - B E S C H Ä F T I G U N G S A N T E I L U N D F & E - U M S AT Z A N T E I L I M V E R A R B E I T E N D E N G E W E R B E * 2 0 0 3
      (ABB. 12)

          in %
                                                                                                                                                  9,2                Anteil F&E-Personal
          Berlin
                                                                                                                                6,1
                                                                                                                                                                     F&E-Umsatzanteil
                                                                                                                      5,4
          Hessen
                                                                                                               4,7                                                   * Anteil des F&E-Personals

                                                                                                                                                                     an der regionalen Gesamt-
                                                                                                                    5,1
          Bayern                                                                                                                                                     beschäftigung in Betrieben
                                                                                                 3,5
                                                                                                                                                                     mit 20 und mehr Beschäf-
                                                                                                              4,6                                                    tigten im Bergbau und
          Baden-Württemberg                                                                                                                                          Verarbeitenden Gewerbe.
                                                                                                        4,1

          Hamburg                                                                                      3,9                                                           Quellen: BMBF (2005),
                                                             0,9                                                                                                     Berechnungen HWWI
                                                                                                  3,7
          Deutschland
                                                                                       2,8

          Niedersachsen                                                                      3,4
                                                                                 2,4

          Bremen                                                                           3,2
                                                                  1,2
                                                                                           3,1
          Rheinland-Pfalz
                                                                                2,3
                                                                                      2,9
          Sachsen
                                                                                   2,6
                                                                                 2,4
          Nordrhein-Westfalen
                                                                          1,8
                                                                                 2,3
          Thüringen
                                                                                2,2
                                                                          1,8
          Schleswig-Holstein
                                                                   1,3

                                                                         1,6
          Brandenburg
                                                                        1,5

                                                                  1,1
          Sachsen-Anhalt
                                                           0,6
                                                            0,7
          Mecklenburg-Vorpommern
                                                            0,7
                                                           0,7
          Saarland
                                                           0,6

                                                    0       1             2            3           4            5           6         7   8   9         10
dungen der Wirtschaft und des Staates                  Die F&E-Erfolge der Bundesländer                                               gien und potenzielle Nutzer öffentlicher
     sehr stark an (vgl. Abb. 13). Hingegen                 werden stark von ihrer Wirtschafts-                                            Forschungsinfrastruktur. Eine relativ
     sind in Rheinland-Pfalz und Branden-                   struktur beeinflusst. Eine relativ                                             geringe Ausstattung mit forschungs-
     burg die F&E-Aufwendungen zurück-                      geringe Bedeutung F&E-intensiver                                               intensiven Industrien kann bedingen,
     gefahren worden. Sollte sich dieser                    Industrien und wissensintensiver                                               dass die Innovationserfolge eines
     Trend langfristig fortsetzen, können                   Dienstleistungen19) schränkt das                                               Bundeslandes unterdurchschnittlich
     von dieser Entwicklung negative                        Nutzungspotenzial der öffentlichen                                             sind. Dies lässt der Zusammenhang
     Effekte auf die technologische Leistung                Forschungsinfrastruktur seitens der                                            zwischen dem Anteil forschungsinten-
     und die Zukunftsfähigkeit der betrof-                  Wirtschaft ein. Denn Unternehmen, die                                          siver Industrien und den Patentintensi-
     fenen Bundesländer ausgehen. Aller-                    wissensintensiv produzieren, sind die                                          täten in den Bundesländern vermuten
     dings muss bei den hohen Zuwachs-                      wichtigsten Anbieter neuer Technolo-                                           (vgl. Abb. 14).
     raten bei den F&E-Ausgaben von
                                                                                                                                           Im Schnitt ist die Patentintensität eines
     Mecklenburg-Vorpommern und Thü-                        19)
                                                                  Als F&E-intensiv werden alle Gütergrup-
                                                                  pen mit einem Anteil der F&E-Gesamt-
                                                                                                                                           Bundeslandes umso höher, je höher
     ringen berücksichtigt werden, dass der
                                                                  aufwendungen am Umsatz von in der                                        der Anteil forschungsintensiver Indus-
     starke Ausbau der F&E-Kapazitäten
                                                                  Regel 3,5 % und mehr bezeichnet. Das                                     trien ist. Bayern und Baden-Württem-
     von einer geringen Basis aus erfolgte,                       Kriterium für eine Zuordnung zum                                         berg, die Bundesländer mit der höchs-
     sodass die enormen Wachstumsraten                            wissensintensiven Sektor ist ein Akade-
                                                                  mikeranteil von ungefähr 7 % an den
                                                                                                                                           ten Innovationsleistung, haben einen
     im hohen Maße Niveau-Effekte wider-
                                                                  sozialversicherungspflichtig Beschäftigten                               Beschäftigungsanteil wissensintensiver
     spiegeln. Trotz des massiven Anstiegs
                                                                  und/oder ein Anteil von 4,5 % des For-                                   Industrien von 15 % bzw. 19 %, was
     der F&E-Aufwendungen liegen diese                            schungs-, Entwicklungs- und Konstruk-                                    einem Mehrfachen des Wertes in Meck-
     in beiden Bundesländern bezogen auf                          tionspersonals an allen Erwerbstätigen
                                                                  (vgl. Grupp et al. [2000]). Eine Übersicht
                                                                                                                                           lenburg-Vorpommern, Brandenburg
     das BIP noch sehr deutlich hinter
                                                                  über wissensintensive Wirtschaftsberei-                                  und Sachsen-Anhalt entspricht.
     denen der »Innovationshochburgen«
                                                                  che findet sich in BMBF (2006).
     wie Baden-Württemberg und Bayern.

                                 E N T W I C K L U N G F & E - A U F W E N D U N G E N ( P R I VAT E + Ö F F E N T L I C H E )
                                 1999 BIS 2003 (ABB. 13)

                                     in %
                                     Bremen                                                                                                  41,9        Quellen: BMBF (2005),
                                                                                                                                      35,7               Berechnungen HWWI
                                     Mecklenburg-Vorpommern
                                     Niedersachsen                                                                                  32,2

14                                   Thüringen                                                                               26,7
                                     Saarland                                                                            22,0
                                     Bayern                                                                           17,9
                                     Hessen                                                                       13,9
                                     Hamburg                                                                      13,6
                                     Deutschland                                                               12,9
                                     Baden-Württemberg                                                         12,0
                                     Berlin                                                                    11,8
                                     Schleswig-Holstein                                                     8,6
                                     Nordrhein-Westfalen                                                    8,6
                                     Sachsen                                                             5,6
                                     Sachsen-Anhalt                                                1,5
                                     Rheinland-Pfalz                        -13,9
                                     Brandenburg                         -18,2

                                                                            -20        -10         0      10        20       30        40

                               ZUSAMMENHANG ZWISCHEN DEM BESCHÄFTIGUNGSANTEIL
                               F O R S C H U N G S I N T E N S I V E R I N D U S T R I E N * U N D D E R PAT E N T I N T E N S I T Ä T
                               2005 (ABB. 14)

                                   Patentanmeldungen pro 100.000 Einwohner

                                                                                                                                                         * Klassifizierung nach Grupp
                                   125                                                                                          BW
                                                                                                                                                         et. al. (2000), die auch in den
                                                                                                               BAY                                       Berichten zur technischen
                                                                                                                                                         Leistungsfähigkeit Deutsch-
                                   100
                                                                                                                                                         lands zur Anwendung kommt

                                                                                                                                                         Quellen: Deutsches Patent-
                                   75                                                                                                                    und Markenamt (2006),
                                                                                 HES                                                                     Bundesanstalt für Arbeit (2006),
                                                                           HH                RLP                                                         Berechnungen HWWI
                                   50                                             NRW
                                                                            SL               NI
                                                            B      THÜ
                                                                                                       HB
                                   25              BRA                      S-H                                                   Beschäftigungsanteil
                                              MV                    SACH                                                          forschungsintensiver
                                                           S-A                                                                    Industrien; in %

                                              2        4           6       8        10        12         14        16        18       20       22
Der Zusammenhang zwischen wis-                     wicklungsperspektiven in der Wissens-                                             Gute Entwicklungsperspektiven im
sensintensiven Dienstleistungen und                wirtschaft weisen jene Bundesländer                                               Bereich der Absolventen mit Hoch-
Patenten ist nicht ganz so deutlich aus-           auf, die über eine breite Basis an quali-                                         schulreife weisen hingegen Nieder-
geprägt wie zwischen dem Beschäfti-                fizierten Fachkräften und Hochschul-                                              sachsen (+ 23 %), Hamburg (+ 17 %),
gungsanteil forschungsintensiver Indus-            absolventen, insbesondere im Bereich                                              Bayern (+ 15 %), Rheinland-Pfalz
trien und den Patenten (vgl. Abb. 15).             der Natur- und Ingenieurwissenschaf-                                              (+ 15 %) und Bremen (+ 10 %) auf.
                                                   ten, verfügen. Die demografische Ent-                                             Weil in Ostdeutschland gleichzeitig die
Wissensintensive Dienstleistungen sind
                                                   wicklung läuft in allen Bundesländern                                             Übergangsquoten vom Abitur zum
bereits heute insbesondere in den
                                                   entgegen dem wachsenden Bedarf an                                                 Hochschulstudium unterdurchschnitt-
Stadtstaaten Hamburg und Berlin mit
                                                   Hochqualifizierten und Fachkräften.                                               lich sind, könnten zukünftig das durch-
einem Beschäftigungsanteil von jeweils
                                                   Um dem Arbeitskräftebedarf zu begeg-                                              schnittliche Qualifikationsniveau und
etwa einem Drittel sehr bedeutsam für
                                                   nen, ist die Erschließung des Poten-                                              die Anzahl von Akademikern im Zuge
die technologische Leistungsfähigkeit.
                                                   zials zur Ausbildung von Hochschulab-                                             sinkender Abiturientenzahlen in diesen
Im Zuge der voranschreitenden Tertiä-
                                                   solventen – und damit die Basis für die                                           Bundesländern zurückgehen.
risierung sind in diesem Bereich aber
                                                   Ausbildung von F&E-Personal – von
in allen Bundesländern noch erheb-                                                                                                   Generell resultiert die Anzahl der
                                                   wesentlicher Bedeutung. Bis zum Jahr
liche Anpassungsprozesse zu erwarten.                                                                                                Hochqualifizierten nicht nur aus der
                                                   2020 wird dieses Potenzial aufgrund
Sie werden zukünftig umso ausge-                                                                                                     Ausbildung der heimischen Bevölke-
                                                   der demografischen Entwicklung
prägter sein, je weniger der Bereich                                                                                                 rung, sondern auch aus der Attrakti-
                                                   insbesondere in den ostdeutschen
wissensintensiver Dienstleistungen im                                                                                                vität der Bundesländer für Studenten
                                                   Bundesländern drastisch abnehmen
jeweiligen Bundesland bisher entwi-                                                                                                  aus dem Ausland. Alle Bundesländer
                                                   (vgl. Abb. 16). Dies betrifft auch das
ckelt ist.                                                                                                                           weisen hinsichtlich der Beliebtheit bei
                                                   stark auf den Bereich Hochschulaus-
                                                                                                                                     Studenten aus dem Ausland im Zei-
Einher gehen wird diese Entwicklung                bildung spezialisierte Berlin mit einem
                                                                                                                                     traum von 1995 bis 2004 erhebliche
mit einem beträchtlichen zusätzlichen              Rückgang der Schulabsolventen mit
                                                                                                                                     Zuwächse auf, insbesondere aufgrund
Bedarf an Fachkräften. Positive Ent-               Hochschulreife bis zum Jahr 2020 um
                                                   etwa 15 %.

                            ZUSAMMENHANG ZWISCHEN DEM BESCHÄFTIGUNGS-
                            ANTEIL WISSENSINTENSIVER DIENSTLEISTUNGEN UND
                            D E R PAT E N T I N T E N S I T Ä T * 2 0 0 5 ( A B B . 1 5 )

                                Patentanmeldungen pro 100.000 Einwohner

                                                                                                                                                     * Klassifizierung nach Grupp
                                125                                           BW
                                                                                                                                                     et al. (2000), die auch in      15
                                                                               BAY                                                                   den Berichten zur technolo-
                                                                                                                                                     gischen Leistungsfähigkeit
                                100
                                                                                                                                                     Deutschlands zur Anwendung
                                                                                                                                                     kommt (vgl. BMBF 2006).
                                75                                                                                                                   Quellen: Bundesanstalt für
                                                                          D                                                                          Arbeit (2006), Deutsches
                                                                RLP                  HES                HH
                                                                                                                                                     Patent- und Markenamt (2006),
                                50                                                  NRW                                                              Berechnungen HWWI
                                                                NI           SL
                                                       THÜ
                                                         SACH                 HB                   B
                                25                                                                                 Beschäftigungsanteil
                                                                            S-H
                                                       S-A                                        MV               wissensintensiver
                                                                 BRA                                               Dienstleistungen; in %

                                         12       15     18          21        24      27     30             33        36            39

                          E N T W I C K L U N G D E R Z A H L D E R S C H U L A B S O LV E N T E N
                          MIT HOCHSCHULREIFE 2003 BIS 2020 (ABB. 16)

                              in %
                             Niedersachsen                                                                                                      23      Quellen: KMK (2006),
                                                                                                                                           17           Berechnungen HWWI
                             Hamburg
                             Rheinland-Pfalz                                                                                              15
                             Bayern                                                                                                       15
                             Bremen                                                                                                 10
                             Baden-Württemberg                                                                                  7
                             Schleswig-Holstein                                                                             5
                             Nordrhein-Westfalen                                                                       2
                             Saarland                                                                         -2
                             Hessen                                                                           -2
                             Deutschland                                                                     -4

                             Berlin                                                          -15
                             Sachsen                                  -40
                             Brandenburg                              -41
                             Mecklenburg-Vorpommern           -48
                             Thüringen                        -49
                             Sachsen-Anhalt               -52

                                                                -50       -40        -30    -20        -10         0            10         20
der zunehmenden Anzahl von Studie-                        an Attraktivität für bestimmte Perso-                            und Studenten günstiger ist als in
     renden aus China (+ 342 %), Indien                        nengruppen, wenn dort bereits Men-                               anderen Regionen. Vielerorts sind die
     (+ 408 %) und Osteuropa (Polen + 230 %,                   schen aus dem gleichen kulturellen                               Kapazitäten der Hochschulen nicht
     Russische Föderation + 320 %).20)                         Umfeld ansässig sind. Netzwerkwan-                               ausgeschöpft (vgl. Tab. 2).
     Gegenwärtig sind die Bundesländer –                       derungen können auch im Bereich der
                                                                                                                                Die Internationalisierung im Bereich
     gemessen am Anteil ausländischer                          Bildungszuwanderung aus dem Aus-
                                                                                                                                Forschung und Bildung ist für hoch
     Studenten an allen Studenten – unter-                     land eine sich selbst verstärkende
                                                                                                                                qualifizierte Arbeitskräfte – insbeson-
     schiedlich stark von der Internationa-                    Dynamik haben. In einem solchen Fall
                                                                                                                                dere Wissenschaftler – ein relevanter
     lisierung im Bereich Bildung betroffen.                   ist die Zahl der einwandernden Stu-
                                                                                                                                Standortfaktor. Ein internationaler
                                                               denten aus einem Land von der Zahl
     Am höchsten ist der Anteil ausländi-                                                                                       Hochschulsektor trägt erheblich zu
                                                               der bereits ansässigen Studenten aus
     scher Studenten in Bremen (14,7 %),                                                                                        der Internationalität eines Bundes-
                                                               diesem Land an einem bestimmten
     Hessen (14,0 %), Berlin (13,4 %) und                                                                                       landes bei. Er kann einen Beitrag zum
                                                               Hochschulstandort abhängig.21)
     dem Saarland (13,3 %) (vgl. Abb. 17).                                                                                      »internationalen Flair« einer Stadt
     Deutlich unterdurchschnittlich ist der                    Die Nachteile der ostdeutschen Bun-                              leisten, der sich positiv auf ihr Image
     Ausländeranteil unter den Studenten in                    desländer (mit Ausnahme von Bran-                                auswirkt. Hinsichtlich der Internatio-
     Ostdeutschland und in Schleswig-Hol-                      denburg) und Schleswig-Holsteins in                              nalität sind nach einem Ranking von
     stein. Im Hinblick auf die zukünftige                     dem Bereich Bildung könnten zukünf-                              Rozenblat und Cicille (2004) jene
     Entwicklung der Zuwanderung von                           tig also zunehmen. Für eine Annähe-                              Bundesländer, bzw. ihre Hauptstädte,
     Studenten aus dem Ausland ist es                          rung der ostdeutschen Bundesländer                               vergleichsweise schlecht positioniert,
     schwer abzuschätzen, ob die Dispa-                        an den deutschen Durchschnitt könnte                             die über relativ wenige ausländische
     ritäten der Bundesländer in diesem                        allerdings sprechen, dass in vielen                              Studenten und ausländische Mitar-
     Bereich bestehen bleiben. Dafür                           Hochschulstandorten in Ostdeutsch-                               beiter im Hochschulbereich sowie in
     spricht, dass Netzwerkwanderungen                         land das Betreuungsverhältnis zwi-                               Forschungseinrichtungen verfügen
     eine bedeutsame Form der Wanderung                        schen wissenschaftlichem Personal                                (vgl. Abb. 18).
     sind. Ein Standort gewinnt demnach
                                                               21)
                                                                     Vgl. Niebuhr/Stiller (2004).
     20)
           Vgl. Konsortium Bildungsberichterstat-
           tung (2006).

                                    ANTEIL DER AUSLÄNDISCHEN STUDIERENDEN/SCHÜLER* 2004 (ABB. 17)

                                        in %
16
                                                                                                                                                     * Studierende an Hochschulen,
                                        15
                                                                                                                                                     Fachschulen, Fachakademien
                                                                                                                                                     (Bayern) und 2- und 3-jährigen
                                                                                                                                                     Schulen des Gesundheitswesens;
                                        12                                                                                                           jeweils im Wintersemester

                                                                                                                                                     Quelle: Statistisches
                                        9                                                                                                            Bundesamt (2006a)

                                        6

                                        3
                                                                                         n
                                                                            -H en

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                                                                               d n

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                                                                                         z
                                                                                       en

                                                                     -V n-A n

                                                                              ür n
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                                                                             e rg
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                                                                                        n

                                                                     W aa in

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                                                                                       r
                                                                                     ur

                                                                                       e

                                                                          Th er
                                                                          po ha
                                                                                      n
                                                                                    se

                                                                                      e
                                                                        nl aye
                                                                           S rl

                                                                         -W u

                                                                                     s
                                               em

                                                                                     s
                                                                         an la
                                                                       ür rla

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                                                                                   st
                                                                       D stfa

                                                                       w ach

                                                              bu hs ch

                                                                                 m
                                                                                nb
                                                                                  b
                                                     es
                                                                                Be

                                                                                 in
                                                                      in mb

                                                                                  n
                                                                      Br ch

                                                                                ol
                                                                               B
                                                    H
                                             Br

                                                                              s
                                                                           an

                                                                           er
                                                                          tt

                                                                         eu

                                                                          e
                                                                         ig

                                                                       or
                                                                      ei

                                                                    es
                                                                    N
                                                                  Rh
                                                                 n-

                                                                 rg
                                                                 hl
                                                                dr
                                                          de

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                                                        Ba

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                                                      ec
                                                    M

                                        I N T E R N AT I O N A L I T Ä T D E U T S C H E R L A N D E S H A U P T S T Ä D T E * ( A B B . 1 8 )

                                               Punkte

                                               50                                                                                                * In dem Ranking der europäischen
                                                                                                                                                 Städte liegt insgesamt Paris auf
                                                                                                                                                 Platz 1 (81 Punkte). Potsdam,
                                                                                                                                                 die Landeshauptstadt Brandenburgs,
                                               40
                                                                                                                                                 ist nicht im Ranking platziert.
                                                                                                                                                 Anstelle von Schwerin (Landeshaupt-
                                                                                                                                                 stadt Mecklenburg-Vorpommerns)
                                               30                                                                                                und Mainz (Landeshauptstadt
                                                                                                                                                 Rheinland-Pfalz) wurden Rostock
                                                                                                                                                 bzw. Koblenz betrachtet.
                                               20
                                                                                                                                                 Quelle: Rozenblat/Cicille (2004)

                                               10
                                                                   z
                                                                   k

                                                                  rg
                                                          de n
                                                          Ro n

                                                                  rt
                                                                   l
                                                           sb n
                                                          ün n

                                                          Br en
                                                         an rt

                                                         D er
                                                          se n
                                                         am rf
                                                        St urg

                                                                  e
                                                       ar len
                                                                oc

                                                                 e
                                                                 e
                                                                 e
                                                       M erli

                                                        üs e

                                                               fu
                                                               Ki
                                                       H tga
                                                       H ldo

                                                              bu
                                                                v

                                                      M ück
                                                             ad
                                                      W em
                                                             sd
                                                      D ch

                                                            no

                                                             st
                                                             b

                                                            Er
                                                     Sa ob
                                                            B

                                                           re
                                                          ut

                                                         br
                                                         K
                                                        ie

                                                       ag
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