Fit für die Zukunft? Die Bundesländer im Vergleich - HWWI
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I N H A LT SEITE 1 EINLEITUNG 2 2 DEMOGRAFIE 4 3 BILDUNG 8 4 I N N O VAT I O N S F Ä H I G K E I T 12 5 ÖFFENTLICHE FINANZEN 17 6 RANKING DER ZUKUNFTSFÄHIGKEIT DER LÄNDER 20 7 POLITIKEMPFEHLUNGEN 26 8 FA Z I T 29 L I T E R AT U RV E R Z E I C H N I S 30 S TAT I S T I S C H E Q U E L L E N 31 2 1 EINLEITUNG Die meisten westdeutschen Bundes- Als einziges Bundesland wies Berlin länder erreichten ein BIP-Wachstum, sowohl beim BIP als auch bei den Die deutschen Bundesländer haben das teilweise erheblich geringer war Erwerbstätigenzahlen Rückgänge auf. sich seit Mitte der 1990er Jahre wirt- als das Wachstum, das der Spitzen- Die bundesdeutsche Hauptstadt hatte schaftlich sehr unterschiedlich entwi- reiter Bayern seit 1995 erzielen konnte. damit die schlechteste ökonomische ckelt. Die höchsten Zuwächse beim Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Entwicklung aller Bundesländer. realen Bruttoinlandsprodukt (BIP) ver- Rheinland-Pfalz und Schleswig-Hol- Offensichtlich waren die Bedingungen zeichnete im Zeitraum von 1995 bis stein schafften sogar nicht einmal die für die Entstehung von Arbeitsplätzen 2006 Bayern (+ 29,4 %), während die Hälfte des bayrischen Wertes. In Ost- und für das Wirtschaftswachstum Zahl der Erwerbstätigen am stärks- deutschland erreichten die Bundes- seit 1995 in den Bundesländern sehr ten in Baden-Württemberg gestiegen länder, mit Ausnahme von Mecklen- unterschiedlich. Für die Zukunft stellt ist (+ 8,1 %). Dort nahm in diesem burg-Vorpommern und Berlin, sich die Frage, ob die ökonomischen Zeitraum auch das BIP mit 21,9 % überdurchschnittlich hohe BIP-Wachs- Wachstumsunterschiede zwischen überdurchschnittlich zu. In Deutsch- tumsraten, die aber nicht im gleichen den Bundesländern weiterbestehen land insgesamt wuchs das reale BIP um Maße zur Entstehung von Arbeits- werden oder ob eine Annäherung 16,9 %, die Zahl der Erwerbstätigen plätzen geführt haben. Alle ostdeut- im wirtschaftlichen Erfolg der Bundes- nahm um 3,9 % zu (vgl. Abb. 1). schen Bundesländer hatten rückläufige länder zu erwarten ist. Erwerbstätigenzahlen zu verzeichnen. R E A L E S B I P U N D E R W E R B S T Ä T I G E N Z A H L , WA C H S T U M 1 9 9 5 B I S 2 0 0 6 * ( A B B . 1 ) Erwerbstätigenzahl; in % * Vorläufige Zahlen 10 RLP NRW SL BW des BIP 2006 NI BAY HES Quellen: Statistisches 5 HH S-H D Landesamt Baden- Württemberg (2006), HB Berechnungen HWWI 0 B SACH -5 THÜ BRA MV -10 S-A BIP; in % -10 -5 0 5 10 15 20 25 30 35 40
Setzt sich die wirtschaftliche Dynamik Szenario »lediglich« das 2,4fache des hängen von zahlreichen Faktoren ab. wie in den letzten Jahren bis zum Pro-Kopf-Einkommens Brandenburgs. Dazu zählen die Bundes- und Landes- Jahre 2020 fort, werden die erhebli- Wird – wie in Szenario 2 in Abbildung 2 politik, die Art und der Umfang priva- chen Unterschiede der Pro-Kopf-Ein- – davon ausgegangen, dass in den ter und öffentlicher (Infrastruktur-) kommen kaum abnehmen. Im Jahr kommenden Jahren die durchschnitt- Investitionen, die Quantität und die 2020 gäbe es dann weiterhin deutli- liche Wachstumsrate der Jahre 1995 Qualität der Produktionsfaktoren, che Unterschiede zwischen den Bun- bis 2006 erreicht wird, dann würde die Bevölkerungsentwicklung, das desländern, insbesondere zwischen der Abstand zwischen dem führenden Standortimage sowie die Wirtschafts- jenen in Ost- und Westdeutschland. Bundesland und dem Schlusslicht bis struktur. zum Jahr 2020 deutlich zunehmen. Im Jahr 2006 hatte das – gemessen Von zentraler Bedeutung ist dabei Das Pro-Kopf-Einkommen in Ham- am BIP pro Kopf – »reichste« Bundes- die Ausstattung mit hoch qualifizier- burg würden dann das 2,6fache von land Hamburg ein um 148 % höheres ten Arbeitskräften. Sie wird für den jenem in Berlin betragen. BIP pro Kopf als Brandenburg, das zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg »ärmste« unter den Bundesländern. Wenn sich die Unterschiede in den der Bundesländer ausschlaggebend Wenn die durchschnittlichen Wachs- Standortbedingungen und Wachs- sein.1) Weil Humankapital prinzipiell tumsraten der Länder im Zeitraum tumspotenzialen zwischen den Bun- mobil ist, ist die Attraktivität von 2001 bis 2006 – wie in Szenario 1 in desländern nicht reduzieren, dann Standorten für hoch qualifizierte Abbildung 2 angenommen – auch bis wird es im Jahr 2020 weiterhin Arbeitskräfte ein wesentlicher Stand- zum Jahre 2020 erreicht werden, ausgeprägte regionale Disparitäten – ortfaktor. Umgekehrt ist die Verfüg- dann werden sich die Einkommens- reiche und arme Bundesländer – barkeit von hoch qualifizierten disparitäten zwischen »armen« und geben. Auch 30 Jahre nach der Wie- Arbeitskräften ein wesentliches »reichen« Bundesländern nur sehr dervereinigung würde eine Annähe- Entscheidungskriterium für die Stand- geringfügig vermindern. Bis zum rung der Lebensverhältnisse zwischen ortwahl und die Investitionen von Jahr 2020 wäre dann bloß ein leich- Ost- und Westdeutschland immer Unternehmen. Denn auch in der ter Rückgang des Unterschiedes beim noch in weiter Ferne liegen. zunehmend technisierten Wirtschaft Pro-Kopf-Einkommen zwischen Ham- werden Arbeitskräfte – insbesondere Die beschriebenen Szenarien stellen burg und dem dann ärmsten Bundes- hoch qualifizierte – ein bedeutsamer mögliche Entwicklungspfade dar. Das land festzustellen. Das Pro-Kopf-Ein- Produktionsfaktor sein. So wird die tatsächliche Wachstum der Bundes- kommen Hamburgs beträgt in diesem länder und ihre ökonomische Zukunft 1) Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2006). 3 ENTWICKLUNG DES REALEN PRO-KOPF-BIP (ABB. 2) in 1.000 Euro Szenario 1* Szenario 2** 44,9 44,9 2006 Hamburg 47,8 53,6 2020 35,6 35,6 Bremen 40,8 44,4 *Szenario 1: durchschnittliches BIP-Wachstum 2001 bis 2006 31,7 31,7 ** Bayern 37,3 41,6 Szenario 2: durchschnittliches BIP-Wachstum 1995 bis 2006 31,4 31,4 Hessen 33,5 37,7 Quellen: Statistisches Landes- 29,6 29,6 amt Baden-Württemberg, Baden-Württemberg 31,6 36,1 Berechnungen HWWI 26,5 26,5 Deutschland 30,0 32,0 26,1 26,1 Nordrhein-Westfalen 28,4 29,4 25,2 25,2 Saarland 30,8 31,9 23,7 23,7 Schleswig-Holstein 24,3 25,8 23,6 23,6 Rheinland-Pfalz 27,6 26,9 23,4 23,4 Niedersachsen 26,1 26,4 22,1 22,1 Berlin 20,2 20,7 19,8 19,8 Sachsen 28,3 27,2 19,0 19,0 Sachsen-Anhalt 27,5 27,2 18,9 18,9 Thüringen 25,5 27,4 18,1 18,1 Mecklenburg-Vorpommern 21,4 22,7 18,1 18,1 Brandenburg 20,2 22,1 0 10 20 30 40 50 0 10 20 30 40 50
Attraktivität eines Standortes für Hoch- sollten, um ihre Zukunftsaussichten – Bevölkerungssaldos und ihrer Wande- qualifizierte zu einem Schlüsselfaktor insbesondere ihre Ausstattung mit rungsbilanz ab. Die Bevölkerung eines für den Zukunftserfolg. Beeinflusst hoch qualifizierten Arbeitskräften – Bundeslandes wächst, solange die wird er durch die Bereiche »Bildung«, zu verbessern. Summe aus natürlicher Bevölkerungs- »Forschung« und »Demografische Ent- entwicklung (Geburten abzüglich Ster- Es sei noch angemerkt, dass der Ver- wicklung«. Weil die politische Gestalt- befällen) und Wanderungssaldo (Zu- gleich von Flächenländern und Stadt- barkeit dieser Bereiche wesentlich von wanderung abzüglich Abwanderung) staaten nicht ganz unproblematisch ist, den öffentlichen Finanzen abhängig positiv ausfällt. weil zahlreiche strukturelle – durch ist, nimmt auch die Budgetlage der den Status Flächen- bzw. Stadtstaat Voraussichtlich wird in fast allen Bundesländer erheblichen Einfluss auf begründete – Unterschiede zwischen Bundesländern die Anzahl der Sterbe- ihre zukünftige Wettbewerbsfähigkeit. den Bundesländern existieren. Den- fälle pro Jahr zukünftig kontinuierlich In der vorliegenden Studie wird ana- noch ermöglicht diese Vorgehensweise steigen. Deshalb wird in den kom- lysiert, wie die deutschen Bundes- die Identifizierung von grundlegenden menden Jahrzehnten ohne Zuwande- länder im Hinblick auf die demogra- Unterschieden zwischen den Bundes- rung eine stetig steigende Geburten- fische Entwicklung, auf Bildung, ländern sowie die Identifizierung von zahl erforderlich sein, um dem Forschung und öffentliche Finanzen relevanten politischen Handlungsfel- Rückgang der Bevölkerung entgegen- gegenwärtig positioniert sind und dern und erfolgreicher Politik auf der zuwirken. Eine solche Entwicklung ist welche Entwicklungstrends bis zum Ebene der Bundesländer. gegenwärtig nicht zu erkennen: In Jahre 2020 sich bereits heute in diesen allen Bundesländern sind die Gebur- Bereichen abzeichnen. Im Anschluss tenziffern im Vergleich zu ihrem wird anhand eines »Zukunftsrankings« 2 D E M O G R A F I E bereits niedrigen Niveau im Jahr 1990 bewertet, welche Bundesländer gut bis zum Jahr 2004 weiter gesunken. und welche weniger gut für die Zukunft Die demografischen Entwicklungs- Sie liegen heute zwischen durch- gerüstet sind. Das Ranking basiert auf trends werden von erheblicher Bedeu- schnittlich 1,2 Kindern pro Frau in einer zusammenfassenden Bewertung tung für die wirtschaftliche Entwick- den Stadtstaaten und 1,43 Kindern pro der Zukunftsperspektiven der Bundes- lung der Bundesländer sein, weil sie Frau in Niedersachsen (vgl. Abb. 3). länder in den Bereichen »Öffentliche großen Einfluss auf den Arbeitsmarkt Seit 1990 war der Rückgang der Finanzen«, »Innovationsfähigkeit«, und das »Akademikerpotenzial« Geburten in Ostdeutschland deutlich »Bildung« sowie »Demografie«. Die nehmen werden. Die demografische stärker ausgeprägt als in Westdeutsch- Studie schließt mit politischen Hand- Zukunft der Bundesländer hängt von land, und die ostdeutschen Geburten- lungsempfehlungen zu der Frage, wie der Entwicklung ihres natürlichen raten fielen unter das westdeutsche die Bundesländer ihre Politik gestalten Niveau. Dies liegt begründet in den 4 G E B U RT E N Z I F F E R N 1 9 9 0 U N D 2 0 0 4 ( A B B . 3 ) Durchschnittliche Kinderzahl je Frau Niedersachsen 1,43 1,46 1990 2004 Schleswig-Holstein 1,40 1,47 Quellen: Statistisches Nordrhein-Westfalen 1,39 1,46 Bundesamt und Statistische Landesämter, Bayern 1,37 1,49 verschiedene Jahrgänge Baden-Württemberg 1,37 1,49 Rheinland-Pfalz 1,36 1,48 Hessen 1,36 1,37 Deutschland 1,35 1,45 Sachsen 1,34 1,50 Mecklenburg-Vorpommern 1,34 1,61 Thüringen 1,29 1,50 Brandenburg 1,28 1,53 Sachsen-Anhalt 1,26 1,53 Saarland 1,25 1,33 Bremen 1,24 1,32 Hamburg 1,21 1,28 Berlin 1,19 1,34 1,0 1,05 1,1 1,15 1,2 1,25 1,3 1,35 1,4 1,45 1,5 1,55 1,6
immensen Veränderungen der indivi- Für alle Bundesländer ist aufgrund der dieser Größenordnung bleiben, in dem duellen Lebenssituation in Ostdeutsch- anhaltend niedrigen Geburtenziffern Großteil der Bundesländer nur einen land im Zuge der deutschen Wieder- eine Abnahme der Bevölkerung und geringen Beitrag zur Kompensation vereinigung, insbesondere aufgrund ihre Alterung programmiert. Wie stark des natürlichen Bevölkerungsrück- entstehender ökonomischer Unsicher- diese demografischen Trends in den gangs und zur Erhöhung des Human- heiten und neuer Möglichkeiten zur einzelnen Bundesländern ausfallen kapitalbestands leisten können. Die Lebensgestaltung. Zudem wurde in der werden, hängt einerseits von der gleiche Schlussfolgerung lässt sich für DDR die Vereinbarkeit von Erwerbs- gegenwärtigen Altersstruktur der die Binnenwanderungen ziehen, die tätigkeit und Mutterschaft flächende- Bundesländer ab und andererseits vermutlich nur in einigen Bundes- ckend durch ganztägige Betreuungs- von ihrer Fähigkeit, Zuwanderer aus ländern spürbaren Einfluss auf die einrichtungen für Kinder gefördert, anderen Teilen Deutschlands und aus demografische Entwicklung haben deren Zahl nach 1990 abnahm. Für die dem Ausland anzuziehen bzw. eine werden. Zukunft ist zu erwarten, dass sich das Abwanderung zu verhindern. Während Am größten könnte der Gewinn aus Fertilitätsverhalten zwischen Ost- und sich die Annahmen zu den zukünftigen Binnenwanderung in Bayern mit rund Westdeutschland angleichen wird und Geburtenziffern zwischen den Bundes- 418.000 Menschen bis 2020 sein, was dass Unterschiede in den Geburtenzif- ländern nicht stark unterscheiden, 3,3 % der jetzigen Bevölkerung Bayerns fern besonders durch ein Land-Stadt- ergeben die Annahmen zum Wande- entspricht. In Ostdeutschland sind Gefälle geprägt sein werden.2) rungssaldo zwischen 2003 und 2020 Abwanderungen in der Größenord- in der BBR-Prognose ein differenzier- In der Bevölkerungsprognose des Bun- nung wie in den Jahren unmittelbar teres Bild. desamtes für Bauwesen und Raum- nach der Wende nicht mehr zu erwar- ordnung (BBR) wird angenommen, dass Wanderungsgewinne gegenüber dem ten. Dennoch könnten insbesondere die durchschnittliche Kinderzahl pro Ausland werden für alle Bundesländer in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thü- Frau bis zum Jahre 2020 leicht an- prognostiziert (vgl. Abb. 4). Diese ringen Abwanderungen zunächst noch steigen wird. Insgesamt wird sie aber könnten für Nordrhein-Westfalen, Nie- zu einer Beschleunigung des Rück- weiterhin deutlich unterhalb von dersachsen, Bayern und Baden-Würt- gangs der Bevölkerung aufgrund ab- durchschnittlich 2,1 Kindern pro Frau temberg mit jeweils mehr als einer nehmender Geburtenzahlen führen. bleiben. Das erforderliche Niveau, halben Million Nettozuwanderern im Wegen unterschiedlicher Wanderungs- damit eine Töchtergeneration ihre Zeitraum 2003 bis 2020 am deutlich- bilanzen und aufgrund starker Unter- Müttergeneration ersetzt, kann also sten ausfallen. Insgesamt sind aber die schiede im gegenwärtigen Altersaufbau nicht erreicht werden. Wanderungsgewinne gegenüber dem (vgl. Tab. 1) wird sich die zukünftige Ausland, gemessen an der Bevölke- Entwicklung der Gesamtbevölkerung 2) Vgl. BBR (2006). rungsgröße der Länder, relativ gering. und der Bevölkerung im erwerbsfä- Sie werden, wenn sie langfristig in higen Alter erheblich zwischen den 5 P R O G N O S E WA N D E R U N G S S A L D O 2 0 0 3 B I S 2 0 2 0 ( A B B . 4 ) In 1.000 Personen 181,2 Binnenwanderung Baden-Württemberg 548,4 Außenwanderung 417,6 Bayern 596,6 Quellen: BBR (2006), Berechnungen HWWI -161,5 Berlin 231,7 178 Brandenburg 51,4 -33,5 Bremen 55,9 -31,8 Hamburg 135,7 -1,8 Hessen 339,6 -37,6 Mecklenburg-Vorpommern 66,2 -206,2 Niedersachsen 661,2 -67,6 Nordrhein-Westfalen 830,3 138,6 Rheinland-Pfalz 190,9 -10,6 Saarland 60,3 -184,2 Sachsen 138 -193,5 Sachsen-Anhalt 83,7 141,5 Schleswig-Holstein 105,8 -127,8 Thüringen 73,5 -200 -100 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900
A N T E I L E I N Z E L N E R A LT E R S K L A S S E N A N D E R B E V Ö L K E R U N G 2 0 0 3 U N D 2 0 2 0 ( TA B . 1 ) in % 0 bis unter 20 Jahre 20 bis unter 60 Jahre 60 Jahre und älter 2003 2020 2003 2020 2003 2020 Baden-Württemberg 21,8 18,3 55,0 54,7 23,2 27,0 Bayern 21,3 17,7 55,2 54,7 23,6 27,7 Berlin 17,8 15,0 59,1 57,2 23,1 27,9 Brandenburg 18,9 15,4 55,8 51,0 25,3 33,6 Bremen 18,6 17,2 55,0 54,5 26,4 28,3 Hamburg 17,9 16,9 58,0 58,0 24,1 25,1 Hessen 20,3 17,1 55,7 54,8 24,1 28,1 Mecklenburg-Vorpommern 19,2 15,6 56,0 50,2 24,8 34,2 Niedersachsen 21,7 17,9 53,6 53,0 24,7 29,1 Nordrhein-Westfalen 21,3 18,0 54,2 53,9 24,5 28,2 Rheinland-Pfalz 21,3 17,6 54,0 53,4 24,7 29,0 Saarland 19,5 15,8 54,2 52,6 26,4 31,6 Sachsen 17,5 15,7 54,3 49,2 28,3 35,1 Sachsen-Anhalt 18,0 15,0 54,6 49,0 27,4 36,0 Schleswig-Holstein 21,0 17,2 53,5 53,1 25,5 29,7 Thüringen 18,0 15,2 55,8 49,7 26,2 35,1 Quellen: BBR (2006), Berechnungen HWWI 6 ENTWICKLUNG DER BEVÖLKERUNG INSGESAMT UND DER ERWERBS- FÄHIGEN BEVÖLKERUNG 2002 BIS 2020 (ABB. 5) Veränderung in % Baden-Württemberg Bevölkerung insgesamt Erwerbsfähige (15 – 64 Jahre) Bayern Quellen: BBR (2006), Berechnungen HWWI Rheinland-Pfalz Hamburg Schleswig-Holstein Hessen Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Deutschland Bremen Saarland Berlin Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen Thüringen Sachsen-Anhalt -25 -20 -15 -10 -5 0 5
Bundesländern unterscheiden (vgl. Württemberg und Bayern befindet sich Brandenburg – wird der Rückgang der Abb. 5). Nur in sechs Bundesländern – der Anteil der jüngeren Altersklassen erwerbsfähigen Bevölkerung relativ Baden-Württemberg, Bayern, Rhein- hingegen deutlich oberhalb des deut- verhalten ausfallen. land-Pfalz, Hamburg, Schleswig-Hol- schen Durchschnittswertes, sodass das stein und Hessen – wird ein Zuwachs zukünftige »Elternpotenzial« hier ver- Der Rückgang der Bevölkerung im der Gesamtbevölkerung prognostiziert. gleichsweise hoch ist. erwerbsfähigen Alter wird in den hier- Dieser fällt mit 4,5 % bis 2020 in von betroffenen Bundesländern (bei Für die Beurteilung der Zukunftsper- Konstanz der alters- und geschlechts- Baden-Württemberg am stärksten aus. spektiven der Bundesländer ist von spezifischen Erwerbsquoten und ohne Für Niedersachsen und für Branden- besonderem Interesse, welche ökono- technischen Fortschritt) das Produk- burg, das von der Suburbanisierung mischen Effekte die demografischen tionspotenzial reduzieren. Relevant für im Raum Berlin profitiert, wird mit Veränderungen mit sich bringen und die Rahmenbedingungen ökonomi- einer in etwa konstanten Bevölkerung ob diese gegebenenfalls regional diffe- scher Aktivitäten ist ferner, dass das gerechnet. Für die übrigen ostdeut- renziert ausfallen. Ein wichtiger Erwerbspersonenpotenzial in allen schen Bundesländer werden dagegen Indikator für potenzielle Unterschiede Bundesländern altern wird (vgl. Abb. 6). durchweg hohe Bevölkerungsverluste der wirtschaftlichen Folgen des demo- Der Anteil von Personen über 45 Jahre vorhergesagt. grafischen Wandels ist die Entwick- am Erwerbspersonenpotenzial wird Die Bevölkerung wird in den ostdeut- lung des Anteils der Bevölkerung steigen, während der Anteil niedriger schen Bundesländern vergleichsweise im erwerbsfähigen Alter sowie ihrer Altersklassen, insbesondere der 30- bis stark zurückgehen, weil in diesen Altersstruktur. Zuwächse bei der er- 45-Jährigen, zurückgehen wird. Bis Regionen bereits heute aufgrund der werbsfähigen Bevölkerung gäbe es zum Jahre 2020 wird der Anteil von massiven Abwanderung von relativ entsprechend der BBR-Prognose in Erwerbspersonen über 45 Jahre an jungen Menschen seit Beginn der Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg allen Erwerbspersonen am deutlichs- 1990er Jahre der Anteil junger Alters- und Rheinland-Pfalz im Umfang ten in Brandenburg (+14,1 Prozent- klassen vergleichsweise gering ist (vgl. von 1,2 % bis 3,6 % (vgl. Abb. 5). Der punkte), Hamburg (+13,6 Prozent- Tab. 1). Im Jahre 2003 war der Anteil Rückgang der erwerbsfähigen Bevölke- punkte), Berlin (+12,4 Prozentpunkte) der unter 20-Jährigen in Sachsen- rung könnte in den stark schrump- und Thüringen (+11,8 Prozentpunkte) Anhalt, Sachsen und Thüringen unter fenden Bundesländern Thüringen ausfallen. Im Zuge dieser Entwicklung den deutschen Bundesländern am (– 21,5 %), Sachsen-Anhalt (– 24,7 %), wird langfristig auch der Anteil von geringsten. Dort liegt auch der Anteil Sachsen (– 20,6 %) und Mecklenburg- jungen Akademikern im Alter von der über 60-Jährigen deutlich über Vorpommern (– 16,7 %) sehr deutlich 25 bis 44 Jahren gegenüber den älte- dem Bundesdurchschnitt. In Baden- ausgeprägt sein. In den restlichen ren Akademikern im Alter von 45 bis Bundesländern – bis auf Berlin und 7 E N T W I C K L U N G D E R E R W E R B S P E R S O N E N Z A H L N A C H A LT E R S G R U P P E N * 2004 BIS 2020 (ABB. 6) Differenz der Anteile in Prozentpunkten 14,1 bis unter 30 Brandenburg -12,7 -1,4 30 bis unter 45 13,6 45 und älter Hamburg -9,0 -4,6 * Erwerbstätige und 12,4 Berlin -7,6 Erwerbslose -4,8 11,8 Quelle: Thüringen -8,0 -3,8 Böhmer et al. (2006) 10,4 Mecklenburg-Vorpommern -7,0 -3,5 10,4 Sachsen -6,2 -4,2 9,7 Sachsen-Anhalt -6,4 -3,2 8,4 Hessen -6,7 -1,6 7,9 Bayern -5,5 -2,3 7,8 Deutschland -5,5 -2,3 7,2 Baden-Württemberg -5,3 -2,0 7,1 Nordrhein-Westfalen -5,0 -2,2 6,4 Rheinland-Pfalz -4,4 -2,0 6,0 Saarland -3,7 -2,4 5,5 Bremen -2,0 -3,5 5,0 Schleswig-Holstein -4,7 -0,3 4,4 Niedersachsen -3,5 -0,9 -15 -10 -5 0 5 10 15
64 Jahren abnehmen.3) Aus ökonomi- die Wissensakkumulation auswirken, Bundesländer, deren Erwerbsbevölke- scher Sicht und zur Beurteilung der was negative Produktivitätseffekte zur rung stark rückläufig ist und die gleich- Zukunftsfähigkeit ist in diesem Zusam- Folge hätte. Andererseits könnten zeitig deutliche Verschiebungen in menhang von besonderem Interesse, Lerneffekte, die aus der Erfahrung der Altersstruktur aufweisen, dürften ob aus unterschiedlichen Altersstruk- älterer Arbeitnehmer resultieren, die vergleichsweise schlechte Ausgangs- tureffekten zwischen den Bundeslän- Produktivität erhöhen.5) Als Konse- bedingungen für die zukünftig wach- dern abweichende Produktionsent- quenz könnte die Produktivität einer senden Ansprüche an die Qualifikation wicklungen resultieren könnten. Arbeitskraft zunächst mit steigendem und die Flexibilität der Arbeitskräfte Alter zunehmen, in der mittleren Alters- haben. Aus dieser Perspektive schei- Auf Basis vorliegender empirischer klasse am höchsten sein und im weite- nen die ostdeutschen Bundesländer Studien kann ex ante allerdings nicht ren Erwerbsverlauf zurückgehen. In besonders schlecht für den zukünftigen eindeutig beurteilt werden, ob die Pro- zahlreichen empirischen Untersuchun- wirtschaftlichen Erfolg gerüstet zu sein. duktivität einer Ökonomie zu- oder gen wird zu dem Zusammenhang abnimmt, wenn die Erwerbsbevölke- zwischen Produktivität und Alter ein rung altert. Die Fähigkeiten und Kennt- Verlauf nachgewiesen, der einem 3 BILDUNG nisse einer alternden Erwerbsbevölke- umgekehrten »U« entspricht: Bis zum rung entsprechen möglicherweise nicht Alter von 50 Jahren steigt die Produk- Für die wirtschaftliche Entwicklung den sich ständig wandelnden Ansprü- tivität, danach fällt sie.6) eines Bundeslandes ist seine Ausstat- chen der Unternehmen. Deren Fach- tung mit qualifizierten Arbeitskräften kräftebedarf wird zukünftig weiterhin Insgesamt dürfte es von der Dimension von erheblicher Bedeutung. Denn die vom Strukturwandel in Richtung der Alterung und dem Umfang des Qualifikation der Arbeitskräfte ist in Dienstleistungsgesellschaft und von Rückgangs der Erwerbsbevölkerung zahlreichen Branchen eine der wich- dem fortschreitenden Wandel zur Wis- innerhalb eines Bundeslandes abhän- tigsten Determinanten der unter- sensgesellschaft geprägt sein.4) Darüber gen, ob die demografischen Trends nehmerischen Standortwahl. Zudem hinaus nehmen Krankheitsfälle in einer sich tendenziell negativ auf die Produk- hat ein hohes Qualifikationsniveau der alternden Bevölkerung zu. Zudem tivität und das Wachstum auswirken. Bevölkerung einen positiven Einfluss könnte sich die Alterung nachteilig auf auf die Zahl der Unternehmensgrün- 5) Vgl. Brunow/Hirte (2006). 3) Vgl. Schäfer/Seyda (2004). 6) Vgl. Skirbekk (2004). 4) Vgl. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufs- forschung (2003). PISA-KOMPETENZPROFILE* 2003 (ABB. 7) Abweichung vom deutschen Mittel in Punkten 8 Bayern Mathematik Lesen Naturwissenschaften Sachsen Problemlösungen * In der PISA-Studie des Baden-Württemberg Jahres 2003 wurden über 44.000 15-jährige Schüler/-innen aus Thüringen 1.487 Schulen getestet. Quellen: PISA-Konsortium Schleswig-Holstein Deutschland (2004), Berechnungen HWWI Rheinland-Pfalz Hessen Berlin Niedersachsen Hamburg Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen-Anhalt Saarland Nordrhein-Westfalen Bremen -40 -30 -20 -10 0 10 20 30
dungen. Im Zuge des fortschreitenden Fortbildungen für Erwerbstätige und Während Baden-Württemberg, Strukturwandels und der zuneh- Erwerbslose. Mithin gibt es eine Reihe Bayern, Sachsen und Thüringen sich menden Technisierung werden immer von Institutionen und Faktoren, die in den Bereichen Lesen, Mathematik, weniger Arbeitsplätze im Bereich der das Bildungsniveau beeinflussen. Das Naturwissenschaften und Problem- niedrig qualifizierten Tätigkeiten IW Köln bewertet diese regelmäßig in lösungen teilweise deutlich über dem angesiedelt sein.7) Deshalb wird für einem Bildungsranking auf Basis von bundesweiten Durchschnitt befinden, die Deckung des zukünftigen Arbeits- 116 Indikatoren.9) In dem Bildungs- liegen die anderen Bundesländer – kräftebedarfs die Ausstattung mit monitor des Jahres 2006 liegen teilweise erheblich – darunter. Die Arbeitskräften mit Hochschulab- Sachsen, Baden-Württemberg, Bayern Abweichungen zwischen den Bundes- schluss an Bedeutung gewinnen. Ins- und Thüringen teilweise deutlich über ländern lassen sich nicht ausschließ- gesamt dürften diejenigen Bundes- dem deutschlandweiten Niveau. Die lich durch den unterschiedlichen länder am besten für die Erfüllung Stadtstaaten Bremen und Berlin Anteil von Kindern mit Migrations- des Arbeitskräftebedarfs der Zukunft bilden zusammen mit Nordrhein-West- hintergrund, die im Schnitt schlechter gerüstet sein, die eine gut ausgebil- falen die »Schlusslichter« im Ranking. in den PISA-Kompetenzprofilen ab- dete Erwerbsbevölkerung haben. Dies Ein wichtiger Indikator für die Bil- schneiden als Schüler ohne Migra- zeigt eindringlich die Beobachtung, dungsergebnisse im Schulbereich, der tionshintergrund11), erklären. Dieser dass der Mangel an qualifizierten auch in den IW-Bildungsmonitor ein- Faktor ist beispielsweise in den ost- Arbeitskräften bereits gegenwärtig in fließt, ist die Positionierung der deutschen Bundesländern – die sehr einigen Regionen Ostdeutschlands ein Bundesländer in der PISA-Studie.10) Die unterschiedlich in der PISA-Studie ab- Investitionshemmnis darstellt, das der PISA-Untersuchung zeigt, dass sich die schneiden – aufgrund des geringen Entstehung von Arbeitsplätzen ent- Kompetenzen der 15-jährigen Schüler Bevölkerungsanteils von Menschen gegenwirkt.8) zwischen den Bundesländern erheb- mit Migrationshintergrund kaum von lich unterscheiden (vgl. Abb. 7). Am Bedeutung. Das Bildungsniveau und die Qualifika- besten positioniert sind in diesem tionsstruktur der Erwerbspersonen Auch lässt sich nicht feststellen, dass Vergleich jene Bundesländer, die auch und der Bevölkerung insgesamt sind die Höhe der Bildungsausgaben der im IW-Bildungsmonitor die Plätze eins im Wesentlichen das Ergebnis der dominierende Erklärungsfaktor für bis vier belegen. Qualität der Ausbildung im Schul- den Bildungserfolg auf Bundesland- und Vorschulbereich, in der Berufsbil- ebene ist. Zwar tätigen Bayern, 9) Institut der deutschen Wirtschaft Köln, dung, der Ausbildung an Universitä- Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft Baden-Württemberg und Thüringen ten und Fachhochschulen sowie den (2006). Beispiele für in den Bildungsmo- Bildungsausgaben, die über dem nitor einfließende Indikatoren sind die deutschen Durchschnitt liegen, jedoch 7) Vgl. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufs- Verfügbarkeit von Ganztagskindergärten, geben auch die Stadtstaaten, die ver- forschung (2003). die Bildungsausgaben, die PISA-Ergebnis- se und die Betreuungsrelation von Leh- rern zu Schülern. 11) Vgl. PISA-Konsortium Deutschland (2004). 8) Vgl. DIHK (2002). 9 10) Vgl. PISA-Konsortium Deutschland (2004). B E T R E U U N G S V E R H Ä LT N I S I M S C H U L - U N D H O C H S C H U L B E R E I C H 2 0 0 4 ( TA B . 2 ) Schüler/Studierende Primar- Sekundar- Sekundar- Fachhoch- Universität je Lehrkraft bereich bereich I bereich II schule (ohne Human- medizin) Baden-Württemberg 21,6 16,6 13,2 22,1 16,1 Bayern 20,4 16,6 12,9 24,5 15,4 Berlin 17,2 13,8 12,3 25,9 18,3 Brandenburg 19,8 14,6 12,6 23,1 18,4 Bremen 18,7 17,1 13,6 31,7 21,9 Hamburg 17,7 15,1 14,0 24,4 17,4 Hessen 22,1 17,5 13,6 26,9 16,7 Mecklenburg-Vorpommern 18,8 14,3 13,6 22,9 17,9 Niedersachsen 20,1 17,2 13,4 23,5 18,2 Nordrhein-Westfalen 21,6 18,2 14,4 27,1 21,5 Rheinland-Pfalz 19,1 17,8 12,3 24,9 22,2 Saarland 18,9 17,8 13,0 22,2 14,7 Sachsen 14,8 12,6 10,7 26,3 16,7 Sachsen-Anhalt 13,5 13,4 12,6 26,7 14,2 Schleswig-Holstein 20,5 17,4 13,0 30,9 19,3 Thüringen 15,1 12,3 11,1 25,2 15,5 Deutschland 20,0 16,5 13,2 25,5 17,8 Quellen: KMK (2006) und Statistisches Bundesamt (2006a)
gleichsweise schlecht im PISA-Ranking erheblich (vgl. Tab. 2). So entfallen im der Bundesländer im Hinblick auf die abschneiden, teilweise deutlich mehr Primarbereich in Sachsen-Anhalt, Ausbildung von Akademikern inter- für Bildung aus als der Durchschnitt Sachsen und Thüringen mit 13,5, pretiert werden. Denn insgesamt kann der Bundesländer.12) 14,8 und 15,1 im Schnitt deutlich die Abiturientenquote als das Ergeb- weniger Schüler auf einen Lehrer als nis der Bildungspolitik der einzelnen Relevant für den Bildungserfolg der beispielsweise in Hessen, Baden- Bundesländer betrachtet werden.14) Bundesländer dürften deshalb weitere Württemberg oder Nordrhein-West- Faktoren sein. Es gibt Unterschiede Während die Stadtstaaten, Baden- falen, wo ein Lehrer jeweils mehr als in der Schulstruktur, der Ganztags- Württemberg, das Saarland, Hessen 21 Schüler betreut. betreuung an Grundschulen, der und Nordrhein-Westfalen Abiturien- Betreuungsrelationen, der Besoldungs- Für die Ausbildung von (hoch) quali- tenquoten zwischen 42 % und 52 % struktur für Lehrer und der Lehrmittel- fizierten Arbeitskräften ist die Anzahl haben, liegen die anderen Bundes- freiheit.13) Für den Bildungserfolg Sach- der Schüler relevant, die die Hoch- länder deutlich unterhalb dieses sens wird im IW-Bildungsmonitor die schulreife erreichen. Der Anteil der Wertes. Die Schlusslichter sind Meck- Verbesserung der Schüler-Lehrer- Abiturienten an der gleichaltrigen lenburg-Vorpommern (29,2 %) und Relation angeführt. Die Betreuungs- Bevölkerung (Abiturientenquote) Bayern (32,6 %).15) Die vergleichsweise relationen differieren zwischen den unterscheidet sich erheblich zwischen hohe Abiturientenquote der Stadt- Bundesländern in allen Schulbereichen den Bundesländern (vgl. Abb. 8). Das staaten ist zum Teil darauf zurückzu- kann – zumindest in gewissem Maße 12) Zu den Bildungsausgaben vgl. Konsor- – als ein Indikator für eine unter- 14) Vgl. Statistisches Bundesamt (2005). tium Bildungsberichterstattung (2006). schiedlich erfolgreiche Bildungspolitik 15) Diese Länder und zusätzlich Schleswig- 13) Vgl. Statistisches Bundesamt (2005). Holstein sind auch jene mit den gerings- ten Studienanfängerquoten nach Erwerb der Hochschulreife. ABITURIENTENQUOTE 2004 (ABB. 8) in % 50 Quelle: KMK (2006) 10 40 30 20 10 n in Ba lt ol z de en Br sac d Rh hü urg es nd n n -A n m n N tsc g en Br d am n e in Sa urg l er n hl nla ge le e po er er a n se ig -Pfa e l an hs se hs nh de hla em ür Ber la st fa m y D mb nb es b in ar ch Sac t H r es -H n r tt -W H eu T or w in ie i W -V e he Sa n- rg dr de bu Sc or Ba en N kl ec M ÜBERGANGSQUOTE DER ABITURIENTEN DES JAHRGANGS 2000 (ABB. 9) in % 100 Quelle: Statistisches Bundesamt (2006a) 80 60 40 20 g he om en Sa n n- len Sa We ern N g-V hür n Br am t n ac n de rg N -Ho d es tsc lz a n an nd en H g em n al ur e T hse rli i n Rh Sa se r tt er a de lste an bu be dr orp ng hs nh ig la em nl rla Sc De -Pf a nb m Be es ür ay ch stf h c i A d Br B rs H u se - in w ie ei W n- hl r de bu or Ba en kl ec M
führen, dass darin Abiturienten des zugrunde – in Berlin, Bremen, Bayern ist. Das Instrument der Studienge- Umlandes einbezogen sind, die in den und Baden-Württemberg. Auffällig ist, bühren, das einen Anreiz für Stu- Stadtstaaten auf weiterführende dass alle ostdeutschen Bundesländer denten darstellt, ihren Studienab- Schulen gehen. (mit Ausnahme Berlins) eine unter- schluss schneller zu erwerben, wird durchschnittliche Übergangsquote zur Reduzierung der Länge der Stu- Neben der Abiturientenzahl ist für aufweisen. Jedoch haben auch in den diendauer von den Bundesländern die Zahl von Akademikern in einem westdeutschen Bundesländern gegenwärtig nur teilweise umgesetzt. Bundesland ausschlaggebend, wie Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen Die ostdeutschen Bundesländer viele der Studienberechtigten tatsäch- und Hamburg vergleichsweise wenige planen, erst in einigen Jahren allge- lich ein Studium aufnehmen. Dies Abiturienten des Jahrgangs 2000 meine Studiengebühren zu erheben. misst die Übergangsquote, die den bisher ein Studium aufgenommen. Des Weiteren sehen Rheinland-Pfalz prozentualen Anteil der Abiturienten Hamburgs Übergangsquote liegt mit und Bremen vor, Studiengebühren des Jahres 2000 angibt, die innerhalb 64,4 % über 20 Prozentpunkte hinter nur für Studenten einzuführen, deren der Zeitspanne vom Jahr 2000 bis dem Spitzenreiter Berlin (85,8 %) Hauptwohnsitz nicht in dem jeweili- zum Jahr 2004 ein Studium begonnen abgeschlagen auf dem vorletzten gen Bundesland liegt. Die Einführung haben (vgl. Abb. 9). Platz in diesem Ranking. In den drei von Studiengebühren und deren Der Vergleich von Indikatoren zum genannten westdeutschen Bundeslän- Ausprägung können als eine Determi- Bildungserfolg zwischen den Bundes- dern sowie in Ostdeutschland besteht nante im Wettbewerb der Bundes- ländern verdeutlicht, dass es eine also noch ein erhebliches Potenzial länder um den qualifizierten Nach- »Bildungslücke« und Unterschiede im für die Ausbildung von qualifizierten wuchs angesehen werden. Durch die Akademikerpotenzial zwischen den Fachkräften, das durch eine Erhö- Nicht-Einführung von Studienge- Bundesländern gibt. Zudem sind hung der Übergangsquote, also durch bühren versprechen sich die Bundes- offensichtlich die Anreize zur Auf- eine Anreizverbesserung für die Ent- länder in Ostdeutschland einen Stand- nahme eines Studiums und zur Erlan- scheidung zur Aufnahme eines Stu- ortvorteil. Langfristig betrachtet gung eines Hochschulabschlusses – diums, erschlossen werden könnte. werden Studiengebühren jedoch in aber auch die Möglichkeiten des allen Bundesländern notwendig sein, Darüber hinaus beeinflusst die Dauer jeweiligen Bildungssystems, hoch um die Finanzlage der Hochschulen des Studiums den Umfang des Fach- qualifizierte Arbeitskräfte auszubilden zu verbessern und beispielsweise kräftepotenzials in der Zukunft erheb- – sehr unterschiedlich. Besonders gut durch die Einstellung von mehr Lehr- lich, was gegenwärtig bereits Gegen- funktionieren diese Anreizsysteme kräften das Betreuungsverhältnis und stand der Bildungspolitik der Länder gegenwärtig – legt man die Ergeb- die Qualität der Lehre zu verbessern. nisse unterschiedlicher Rankings 11 PAT E N T I N T E N S I T Ä T 2 0 0 5 ( A B B . 1 0 ) Patentanmeldungen je 100.000 Einwohner 120 Quelle: Deutsches Patent- und Markenamt (2006) 100 80 60 40 20 n Sa sen ür d -H en n -V en t Br lin n B g n m g rs en an sen ch n e rg he Ha falz nd al er Th lan ei ge r en se po ur r be eu aye -W u ig em r de al bu Bra Anh la st m h Be hs ch b s in mb in P ar ei He ie stf ac em ol d- a - S ts rg nd tt ür nl or w D W c es N Sa Rh n- hl dr de Sc or Ba en N kl ec M
4 I N N O VAT I O N S F Ä H I G K E I T Patentintensität (Anzahl der Patentan- wertige öffentliche Forschungsinfra- meldungen je 100.000 Einwohner), die struktur sowie das Engagement der Im Zuge des fortschreitenden Struktur- häufig als Indikator für die Innova- Privatwirtschaft tragen zu der Innova- wandels hin zur Wissensgesellschaft tionsfähigkeit herangezogen wird. tionsfähigkeit der Bundesländer bei. wird zukünftig die technologische Die Patentintensität variiert zwischen Wesentliche Komponenten des regio- Leistungsfähigkeit der Bundesländer den Bundesländern erheblich (vgl. nalen Innovationsprozesses sind an Bedeutung gewinnen. Die Unter- Abb. 10). Mit 110 bzw. 120 Patentan- »Spillovers« – d. h. die Übertragung nehmensdynamik in forschungs- und meldungen je 100.000 Einwohner im von Wissen und Informationen – zwi- wissensintensiven Wirtschaftszweigen Jahr 2005 liegen Bayern und Baden- schen dem privaten und dem öffentli- ist eine wesentliche Komponente des Württemberg deutlich über dem Bun- chen Sektor. Wissensgenerierung und technologischen Strukturwandels. desdurchschnitt (59 Patentanmel- Innovationen finden häufig in so ge- Unternehmensgründungen tragen zur dungen). Die anderen Bundesländer nannten Clustern statt. In diesen ballen Modernisierung und Erweiterung des weisen hinsichtlich des Innovations- sich auf relativ engem Raum unter- Produkt- und Dienstleistungsange- erfolges einen ganz beträchtlichen schiedliche Akteure aus der Privatwirt- botes – gerade in neuen Technologie- Rückstand gegenüber diesen Bundes- schaft und öffentliche Institutionen, feldern – bei und sind mit ihren Inno- ländern auf. Die geringste Patent- die Aktivitäten im Hinblick auf einen vationen ein wichtiger Motor für den intensität hatten 2005 mit Sachsen, bestimmten Wirtschaftsbereich ver- technologischen Wandel .16) Sachsen-Anhalt, Brandenburg und folgen. Beispiele solcher Art sind das Die Voraussetzungen für eine zu- Mecklenburg-Vorpommern vier ost- Biotechnologie-Cluster Martinsried in nehmende technologische Leistungs- deutsche Bundesländer. Bayern und die Chemieparks in Sach- fähigkeit, so implizieren zahlreiche sen-Anhalt. Relevant für den Erfolg Die unterschiedliche Positionierung der Indikatoren und Rankings zur Inno- von Innovationsstrategien in solchen Bundesländer im Innovationswettbe- vationsfähigkeit der Bundesländer, Clustern ist, dass öffentliche und pri- werb wirft die Frage auf, weshalb in scheinen in den Bundesländern vate Forschung aufeinander abge- den Bundesländern unterschiedliche gegenwärtig sehr unterschiedlich zu stimmt sind und dass Spillovers zwi- Voraussetzungen für Innovationen sein.17) Dies verdeutlicht auch die schen diesen Bereichen aufgrund der herrschen. Die Voraussetzungen für räumlichen Nähe – und der hiermit Innovationen hängen von zahlreichen 16) Vgl. Rammer/Szydlowski (2005). verbundenen Möglichkeiten zu regel- Faktoren ab. Eine gute Verfügbarkeit mäßigen »Face-to-Face-Kontakten« 17) Vgl. beispielsweise Europäische Kommis- hoch qualifizierter Arbeitskräfte, eine sion (2003). zwischen den einzelnen Akteuren im umfangreiche und qualitativ hoch- 12 Ö F F E N T L I C H E F & E - A U F W E N D U N G E N * I N R E L AT I O N Z U M B I P U N D B E S C H Ä F T I G U N G S A N T E I L D E S Ö F F E N T L I C H E N F & E - P E R S O N A L S ** 2 0 0 4 ( A B B . 1 1 ) in % 1,05 Beschäftigungsanteil Berlin 1,93 BIP-Anteil 0,70 Bremen 1,30 *Aufwendungen von Hochschulen und von 0,56 Sachsen wissenschaftlichen 1,15 Einrichtungen außer- 0,46 halb der Hochschulen Mecklenburg-Vorpommern 1,09 **Anteil des F&E- 0,43 Personals in Hochschulen Brandenburg 0,90 und von wissenschaftlichen Einrichtungen außerhalb Thüringen 0,40 0,83 der Hochschulen an der regionalen Gesamt- 0,43 beschäftigung (Zahl der Sachsen-Anhalt 0,82 Erwerbstätigen) 0,51 Baden-Württemberg 0,80 Quellen: BMBF (2006), 0,49 Berechnungen HWWI Hamburg 0,74 0,43 Deutschland 0,74 0,39 Niedersachsen 0,73 0,37 Saarland 0,70 0,40 Nordrhein-Westfalen 0,69 0,36 Bayern 0,57 0,32 Schleswig-Holstein 0,55 0,26 Rheinland-Pfalz 0,50 0,29 Hessen 0,47 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0
Cluster – intensiver sind als außerhalb – sind somit nicht jene, die einen Der F&E-Beschäftigten- und der F&E- von Clustern. Das Potenzial für solche besonders hohen Anteil ihres BIP für Umsatzanteil sind im Verarbeitenden »Spillovers« hängt von der Unterneh- öffentlich finanzierte F&E aufwenden. Gewerbe in Berlin, Bayern, Baden- menslandschaft sowie von der Qualität Baden-Württemberg und Bayern liegen Württemberg und Hessen überdurch- und Quantität der öffentlichen For- mit ihren öffentlichen F&E-Aufwen- schnittlich hoch (vgl. Abb. 12). Die schungsinfrastruktur ab. dungen bezogen auf ihre Wirtschafts- genannten süddeutschen Bundes- leistung nur im Mittelfeld (Baden-Würt- länder sind im deutschlandweiten Hinsichtlich der Ausstattung mit öffent- temberg) bzw. sogar eher am Ende Vergleich die führenden im Hinblick lichen Forschungsinstituten und der (Bayern) der entsprechenden Rangliste auf die Innovationsfähigkeit. Am Fächerstruktur in der Hochschulausbil- der Bundesländer. Ende der Rangliste liegen – ungefähr dung unterscheiden sich die Rahmen- gleichauf – mit Mecklenburg-Vorpom- bedingungen für Innovationsaktivitäten Ähnlich wie bei den F&E-Aufwen- mern und dem Saarland jeweils ein zwischen den Bundesländern kaum.18) dungen ist die Situation beim F&E- ostdeutsches und ein westdeutsches Bei anderen Faktoren, die zum Innova- Personal, das an Hochschulen und Bundesland. tionspotenzial beitragen, sind jedoch außeruniversitären Wissenschaftsein- deutliche regionale Unterschiede fest- richtungen beschäftigt ist. Mit Anteilen Die Entwicklung der F&E-Ausgaben zustellen. Hierzu zählen die Ausstat- von 1,05 % bzw. 0,70 % an der jeweili- im Zeitverlauf ist ein Indikator für den tung mit in Forschung und Entwick- gen Gesamtbeschäftigung liegen auch Ausbau der Innovationsfähigkeit der lung (F&E) tätigem Personal im hier Berlin und Bremen klar an der Bundesländer und verdeutlicht das öffentlichen Sektor sowie die öffentli- Spitze aller Bundesländer. unterschiedlich starke Engagement chen F&E-Ausgaben (vgl. Abb. 11). der Bundesländer in diesem Zukunfts- Ursachen für das unterschiedliche Während Berlin und Bremen 1,93 % bereich. Diesbezüglich sind in den Abschneiden der Bundesländer im bzw. 1,30 % ihres BIP in öffentliche letzten Jahren große Unterschiede Hinblick auf Innovationen dürften F&E investieren, sind es in Hessen zwischen den Bundesländern zu deshalb auch im Bereich der Privat- und Rheinland-Pfalz nur rund 0,5 %. beobachten. So stiegen im Zeitraum wirtschaft liegen, etwa aufgrund Die Bundesländer mit der höchsten 1999 bis 2003 in Bremen (+ 41,9 %), unterschiedlich guter Ausstattung mit Innovationstätigkeit – gemessen bei- Mecklenburg-Vorpommern (+35,7 %), F&E-Beschäftigten und unterschiedlich spielsweise an den Patentanmeldungen Niedersachsen (+32,2 %) und Thü- hoher Investitionen der Unternehmen ringen (+26,7 %) die F&E-Aufwen- in F&E-Aktivitäten. 18) Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2005). 13 F & E - B E S C H Ä F T I G U N G S A N T E I L U N D F & E - U M S AT Z A N T E I L I M V E R A R B E I T E N D E N G E W E R B E * 2 0 0 3 (ABB. 12) in % 9,2 Anteil F&E-Personal Berlin 6,1 F&E-Umsatzanteil 5,4 Hessen 4,7 * Anteil des F&E-Personals an der regionalen Gesamt- 5,1 Bayern beschäftigung in Betrieben 3,5 mit 20 und mehr Beschäf- 4,6 tigten im Bergbau und Baden-Württemberg Verarbeitenden Gewerbe. 4,1 Hamburg 3,9 Quellen: BMBF (2005), 0,9 Berechnungen HWWI 3,7 Deutschland 2,8 Niedersachsen 3,4 2,4 Bremen 3,2 1,2 3,1 Rheinland-Pfalz 2,3 2,9 Sachsen 2,6 2,4 Nordrhein-Westfalen 1,8 2,3 Thüringen 2,2 1,8 Schleswig-Holstein 1,3 1,6 Brandenburg 1,5 1,1 Sachsen-Anhalt 0,6 0,7 Mecklenburg-Vorpommern 0,7 0,7 Saarland 0,6 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
dungen der Wirtschaft und des Staates Die F&E-Erfolge der Bundesländer gien und potenzielle Nutzer öffentlicher sehr stark an (vgl. Abb. 13). Hingegen werden stark von ihrer Wirtschafts- Forschungsinfrastruktur. Eine relativ sind in Rheinland-Pfalz und Branden- struktur beeinflusst. Eine relativ geringe Ausstattung mit forschungs- burg die F&E-Aufwendungen zurück- geringe Bedeutung F&E-intensiver intensiven Industrien kann bedingen, gefahren worden. Sollte sich dieser Industrien und wissensintensiver dass die Innovationserfolge eines Trend langfristig fortsetzen, können Dienstleistungen19) schränkt das Bundeslandes unterdurchschnittlich von dieser Entwicklung negative Nutzungspotenzial der öffentlichen sind. Dies lässt der Zusammenhang Effekte auf die technologische Leistung Forschungsinfrastruktur seitens der zwischen dem Anteil forschungsinten- und die Zukunftsfähigkeit der betrof- Wirtschaft ein. Denn Unternehmen, die siver Industrien und den Patentintensi- fenen Bundesländer ausgehen. Aller- wissensintensiv produzieren, sind die täten in den Bundesländern vermuten dings muss bei den hohen Zuwachs- wichtigsten Anbieter neuer Technolo- (vgl. Abb. 14). raten bei den F&E-Ausgaben von Im Schnitt ist die Patentintensität eines Mecklenburg-Vorpommern und Thü- 19) Als F&E-intensiv werden alle Gütergrup- pen mit einem Anteil der F&E-Gesamt- Bundeslandes umso höher, je höher ringen berücksichtigt werden, dass der aufwendungen am Umsatz von in der der Anteil forschungsintensiver Indus- starke Ausbau der F&E-Kapazitäten Regel 3,5 % und mehr bezeichnet. Das trien ist. Bayern und Baden-Württem- von einer geringen Basis aus erfolgte, Kriterium für eine Zuordnung zum berg, die Bundesländer mit der höchs- sodass die enormen Wachstumsraten wissensintensiven Sektor ist ein Akade- mikeranteil von ungefähr 7 % an den ten Innovationsleistung, haben einen im hohen Maße Niveau-Effekte wider- sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Beschäftigungsanteil wissensintensiver spiegeln. Trotz des massiven Anstiegs und/oder ein Anteil von 4,5 % des For- Industrien von 15 % bzw. 19 %, was der F&E-Aufwendungen liegen diese schungs-, Entwicklungs- und Konstruk- einem Mehrfachen des Wertes in Meck- in beiden Bundesländern bezogen auf tionspersonals an allen Erwerbstätigen (vgl. Grupp et al. [2000]). Eine Übersicht lenburg-Vorpommern, Brandenburg das BIP noch sehr deutlich hinter über wissensintensive Wirtschaftsberei- und Sachsen-Anhalt entspricht. denen der »Innovationshochburgen« che findet sich in BMBF (2006). wie Baden-Württemberg und Bayern. E N T W I C K L U N G F & E - A U F W E N D U N G E N ( P R I VAT E + Ö F F E N T L I C H E ) 1999 BIS 2003 (ABB. 13) in % Bremen 41,9 Quellen: BMBF (2005), 35,7 Berechnungen HWWI Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen 32,2 14 Thüringen 26,7 Saarland 22,0 Bayern 17,9 Hessen 13,9 Hamburg 13,6 Deutschland 12,9 Baden-Württemberg 12,0 Berlin 11,8 Schleswig-Holstein 8,6 Nordrhein-Westfalen 8,6 Sachsen 5,6 Sachsen-Anhalt 1,5 Rheinland-Pfalz -13,9 Brandenburg -18,2 -20 -10 0 10 20 30 40 ZUSAMMENHANG ZWISCHEN DEM BESCHÄFTIGUNGSANTEIL F O R S C H U N G S I N T E N S I V E R I N D U S T R I E N * U N D D E R PAT E N T I N T E N S I T Ä T 2005 (ABB. 14) Patentanmeldungen pro 100.000 Einwohner * Klassifizierung nach Grupp 125 BW et. al. (2000), die auch in den BAY Berichten zur technischen Leistungsfähigkeit Deutsch- 100 lands zur Anwendung kommt Quellen: Deutsches Patent- 75 und Markenamt (2006), HES Bundesanstalt für Arbeit (2006), HH RLP Berechnungen HWWI 50 NRW SL NI B THÜ HB 25 BRA S-H Beschäftigungsanteil MV SACH forschungsintensiver S-A Industrien; in % 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22
Der Zusammenhang zwischen wis- wicklungsperspektiven in der Wissens- Gute Entwicklungsperspektiven im sensintensiven Dienstleistungen und wirtschaft weisen jene Bundesländer Bereich der Absolventen mit Hoch- Patenten ist nicht ganz so deutlich aus- auf, die über eine breite Basis an quali- schulreife weisen hingegen Nieder- geprägt wie zwischen dem Beschäfti- fizierten Fachkräften und Hochschul- sachsen (+ 23 %), Hamburg (+ 17 %), gungsanteil forschungsintensiver Indus- absolventen, insbesondere im Bereich Bayern (+ 15 %), Rheinland-Pfalz trien und den Patenten (vgl. Abb. 15). der Natur- und Ingenieurwissenschaf- (+ 15 %) und Bremen (+ 10 %) auf. ten, verfügen. Die demografische Ent- Weil in Ostdeutschland gleichzeitig die Wissensintensive Dienstleistungen sind wicklung läuft in allen Bundesländern Übergangsquoten vom Abitur zum bereits heute insbesondere in den entgegen dem wachsenden Bedarf an Hochschulstudium unterdurchschnitt- Stadtstaaten Hamburg und Berlin mit Hochqualifizierten und Fachkräften. lich sind, könnten zukünftig das durch- einem Beschäftigungsanteil von jeweils Um dem Arbeitskräftebedarf zu begeg- schnittliche Qualifikationsniveau und etwa einem Drittel sehr bedeutsam für nen, ist die Erschließung des Poten- die Anzahl von Akademikern im Zuge die technologische Leistungsfähigkeit. zials zur Ausbildung von Hochschulab- sinkender Abiturientenzahlen in diesen Im Zuge der voranschreitenden Tertiä- solventen – und damit die Basis für die Bundesländern zurückgehen. risierung sind in diesem Bereich aber Ausbildung von F&E-Personal – von in allen Bundesländern noch erheb- Generell resultiert die Anzahl der wesentlicher Bedeutung. Bis zum Jahr liche Anpassungsprozesse zu erwarten. Hochqualifizierten nicht nur aus der 2020 wird dieses Potenzial aufgrund Sie werden zukünftig umso ausge- Ausbildung der heimischen Bevölke- der demografischen Entwicklung prägter sein, je weniger der Bereich rung, sondern auch aus der Attrakti- insbesondere in den ostdeutschen wissensintensiver Dienstleistungen im vität der Bundesländer für Studenten Bundesländern drastisch abnehmen jeweiligen Bundesland bisher entwi- aus dem Ausland. Alle Bundesländer (vgl. Abb. 16). Dies betrifft auch das ckelt ist. weisen hinsichtlich der Beliebtheit bei stark auf den Bereich Hochschulaus- Studenten aus dem Ausland im Zei- Einher gehen wird diese Entwicklung bildung spezialisierte Berlin mit einem traum von 1995 bis 2004 erhebliche mit einem beträchtlichen zusätzlichen Rückgang der Schulabsolventen mit Zuwächse auf, insbesondere aufgrund Bedarf an Fachkräften. Positive Ent- Hochschulreife bis zum Jahr 2020 um etwa 15 %. ZUSAMMENHANG ZWISCHEN DEM BESCHÄFTIGUNGS- ANTEIL WISSENSINTENSIVER DIENSTLEISTUNGEN UND D E R PAT E N T I N T E N S I T Ä T * 2 0 0 5 ( A B B . 1 5 ) Patentanmeldungen pro 100.000 Einwohner * Klassifizierung nach Grupp 125 BW et al. (2000), die auch in 15 BAY den Berichten zur technolo- gischen Leistungsfähigkeit 100 Deutschlands zur Anwendung kommt (vgl. BMBF 2006). 75 Quellen: Bundesanstalt für D Arbeit (2006), Deutsches RLP HES HH Patent- und Markenamt (2006), 50 NRW Berechnungen HWWI NI SL THÜ SACH HB B 25 Beschäftigungsanteil S-H S-A MV wissensintensiver BRA Dienstleistungen; in % 12 15 18 21 24 27 30 33 36 39 E N T W I C K L U N G D E R Z A H L D E R S C H U L A B S O LV E N T E N MIT HOCHSCHULREIFE 2003 BIS 2020 (ABB. 16) in % Niedersachsen 23 Quellen: KMK (2006), 17 Berechnungen HWWI Hamburg Rheinland-Pfalz 15 Bayern 15 Bremen 10 Baden-Württemberg 7 Schleswig-Holstein 5 Nordrhein-Westfalen 2 Saarland -2 Hessen -2 Deutschland -4 Berlin -15 Sachsen -40 Brandenburg -41 Mecklenburg-Vorpommern -48 Thüringen -49 Sachsen-Anhalt -52 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20
der zunehmenden Anzahl von Studie- an Attraktivität für bestimmte Perso- und Studenten günstiger ist als in renden aus China (+ 342 %), Indien nengruppen, wenn dort bereits Men- anderen Regionen. Vielerorts sind die (+ 408 %) und Osteuropa (Polen + 230 %, schen aus dem gleichen kulturellen Kapazitäten der Hochschulen nicht Russische Föderation + 320 %).20) Umfeld ansässig sind. Netzwerkwan- ausgeschöpft (vgl. Tab. 2). Gegenwärtig sind die Bundesländer – derungen können auch im Bereich der Die Internationalisierung im Bereich gemessen am Anteil ausländischer Bildungszuwanderung aus dem Aus- Forschung und Bildung ist für hoch Studenten an allen Studenten – unter- land eine sich selbst verstärkende qualifizierte Arbeitskräfte – insbeson- schiedlich stark von der Internationa- Dynamik haben. In einem solchen Fall dere Wissenschaftler – ein relevanter lisierung im Bereich Bildung betroffen. ist die Zahl der einwandernden Stu- Standortfaktor. Ein internationaler denten aus einem Land von der Zahl Am höchsten ist der Anteil ausländi- Hochschulsektor trägt erheblich zu der bereits ansässigen Studenten aus scher Studenten in Bremen (14,7 %), der Internationalität eines Bundes- diesem Land an einem bestimmten Hessen (14,0 %), Berlin (13,4 %) und landes bei. Er kann einen Beitrag zum Hochschulstandort abhängig.21) dem Saarland (13,3 %) (vgl. Abb. 17). »internationalen Flair« einer Stadt Deutlich unterdurchschnittlich ist der Die Nachteile der ostdeutschen Bun- leisten, der sich positiv auf ihr Image Ausländeranteil unter den Studenten in desländer (mit Ausnahme von Bran- auswirkt. Hinsichtlich der Internatio- Ostdeutschland und in Schleswig-Hol- denburg) und Schleswig-Holsteins in nalität sind nach einem Ranking von stein. Im Hinblick auf die zukünftige dem Bereich Bildung könnten zukünf- Rozenblat und Cicille (2004) jene Entwicklung der Zuwanderung von tig also zunehmen. Für eine Annähe- Bundesländer, bzw. ihre Hauptstädte, Studenten aus dem Ausland ist es rung der ostdeutschen Bundesländer vergleichsweise schlecht positioniert, schwer abzuschätzen, ob die Dispa- an den deutschen Durchschnitt könnte die über relativ wenige ausländische ritäten der Bundesländer in diesem allerdings sprechen, dass in vielen Studenten und ausländische Mitar- Bereich bestehen bleiben. Dafür Hochschulstandorten in Ostdeutsch- beiter im Hochschulbereich sowie in spricht, dass Netzwerkwanderungen land das Betreuungsverhältnis zwi- Forschungseinrichtungen verfügen eine bedeutsame Form der Wanderung schen wissenschaftlichem Personal (vgl. Abb. 18). sind. Ein Standort gewinnt demnach 21) Vgl. Niebuhr/Stiller (2004). 20) Vgl. Konsortium Bildungsberichterstat- tung (2006). ANTEIL DER AUSLÄNDISCHEN STUDIERENDEN/SCHÜLER* 2004 (ABB. 17) in % 16 * Studierende an Hochschulen, 15 Fachschulen, Fachakademien (Bayern) und 2- und 3-jährigen Schulen des Gesundheitswesens; 12 jeweils im Wintersemester Quelle: Statistisches 9 Bundesamt (2006a) 6 3 n -H en en Sac Sa in d n m lt g de nd z en -V n-A n ür n ts len e rg he Ha erg em d n W aa in al ge r ur e Th er po ha n se e nl aye S rl -W u s em s an la ür rla Sc ied -Pf st D stfa w ach bu hs ch m nb b es Be in in mb n Br ch ol B H Br s an er tt eu e ig or ei es N Rh n- rg hl dr de or Ba N kl ec M I N T E R N AT I O N A L I T Ä T D E U T S C H E R L A N D E S H A U P T S T Ä D T E * ( A B B . 1 8 ) Punkte 50 * In dem Ranking der europäischen Städte liegt insgesamt Paris auf Platz 1 (81 Punkte). Potsdam, die Landeshauptstadt Brandenburgs, 40 ist nicht im Ranking platziert. Anstelle von Schwerin (Landeshaupt- stadt Mecklenburg-Vorpommerns) 30 und Mainz (Landeshauptstadt Rheinland-Pfalz) wurden Rostock bzw. Koblenz betrachtet. 20 Quelle: Rozenblat/Cicille (2004) 10 z k rg de n Ro n rt l sb n ün n Br en an rt D er se n am rf St urg e ar len oc e e e M erli üs e fu Ki H tga H ldo bu v M ück ad W em sd D ch no st b Er Sa ob B re ut br K ie ag
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