Forschung und Aktivitäten April bis Juni 2021
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Inhalt Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Forschungsprojekte und -ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 App gibt Tipps für umweltfreundliches Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Wirtschaftaufbau mit grünen Elementen, aber kein grüner Aufschwung . . . . . . . . . . . . . 5 Dem Mikroplastik auf der Spur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Ressourcenschonend durch Circular Economy . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Hans Sauer Award für Kieler Zero-Waste-Konzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Tagungen/Forschungstransfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Jubiläumsfeier setzt Zukunftsimpulse und richtet Blick nach vorn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Best-of der Konferenz online anschauen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Podcast-Episode zum Jubiläum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Wie sieht unser Leben in der Stadt der Zukunft aus? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Gründungspräsident erhält NRW-Landesverdienstorden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Wege in eine klimagerechte Wirtschaftspolitik – Bringt Green Recovery einen Paradigmenwechsel? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Woche der Umwelt: Wuppertal Institut beteiligt sich als Aussteller und mit Fachforen . . . 13 Transnationaler Klimaclub für die Stahlindustrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Forschungsprodukte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Die Umwelt- und Klimaziele sind gesteckt, jetzt kommt die Zeit der Umsetzung . . . . . . 14 Ein Plädoyer für gerechte Mobilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Just Transition Platform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Transformative Innovationen: Die Suche nach den wichtigsten Hebeln der Großen Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Grundlegende Transformation der Weltwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Industrieübergreifende Zusammenarbeit bietet großes Potenzial für die Skalisierung der Circular Economy in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Der Digitale Produktpass: Ein Lückenloser Lebenslauf für Produkte . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Vielfalt als Chance zum Erfolg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Angleichung an Paris: Freiwillige Märkte im Wandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Zweckorientierte Unternehmensführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Personalveränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Neue Projekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Veranstaltungen und Vorträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Publikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Impressum Der Quartalsbericht erscheint vierteljährlich mit einer Darstellung von Höhepunkten der Aktivitäten des Wuppertal Instituts in den vorangegangenen drei Monaten. Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH Quartalsbericht 2/2021 Geschäftsführung: Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, (wissenschaftlicher Geschäftsführer) und Michael Dedek, (kaufmännischer Geschäftsführer) Redaktion: Christin Hasken, Anna Riesenweber Döppersberg 19, 42103 Wuppertal Fotos: siehe Bildlegenden, Titelseite + Editorial: Wuppertal Institut/L. Schenk Telefon: +49 202 2492-0, Fax: -108 E-Mail: info@wupperinst.org, Internet: wupperinst.org
Liebe Leserinnen und Leser, am 23. Juni 2021 feierten wir mit der wissenschaftlichen Bereichen Energie und Industrie, Stadt und Mobilität, Konferenz „Zukunftswissen: innovativ, transformativ nachhaltige Konsummuster und Kreislaufwirtschaft zu und krisensicher die Zukunft gestalten“ das 30-jährige veranschaulichen, fanden nachmittags parallel vier Bestehen des Wuppertal Instituts. Höhepunkte des hy Workshops in interaktiven Formaten statt. briden Kongresses waren unter anderem die Grußworte Auch in den kommenden Jahren werden wir uns mit von Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Wirtschaft, voller Kraft dafür einsetzen, Lösungsbeiträge für die Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes großen Herausforderungen zu entwickeln und mit Nordrhein-Westfalen, Prof. Dr. Uwe Schneidewind, helfen, diese umzusetzen und voranzutreiben. Gerade Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal, und Prof. Jim jetzt kommt es auf den Gestaltungswillen und den Mut Skea, Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe III des Welt zum Handeln an. Denn dieses Jahrzehnt ist entschei- klimarates (IPCC), der den globalen Charakter der Insti- dend dafür, ob die gesetzten Klimaziele überhaupt tutsarbeit und deren gleichzeitige „Erdung“ durch die erreicht werden können. Mitarbeit an der Ausgestaltung der Transformation auf Wir bedanken uns herzlich bei der Stadtsparkasse Wup- regionaler Ebene lobte. pertal, der Stiftung Mercator und der Vereinigung der Die Jubiläumsfeier bot den mehr als 500 digital zuge- Freunde des Wuppertal Instituts e. V. für die starke schalteten Gästen einen Einblick in die vergangenen Unterstützung, durch die diese Konferenz als hybrides 30 Jahre und richtete den Blick besonders auf die zu- Format erst möglich wurde! künftigen Herausforderungen der nächsten Jahre. Neben den filmischen Beiträgen der Wuppertaler Bühnen, die Eine spannende Lektüre wünschen das knapp sechsstündige Event kurzweilig gestalteten, freuten wir uns zudem über die zahlreichen Glückwün- sche von Förderern, Partnerinnen und Partnern und langjährigen Weggefährten. Prof. Dr. Andreas Pinkwart bedankte sich für die heraus- ragende Arbeit des Wuppertal Instituts, die wir in den Manfred Fischedick und Michael Dedek vergangenen drei Jahrzehnten für die Forschung und (wissenschaftlicher Geschäftsführer und Beratung im Bereich von Klimaschutz und Energie kaufmännischer Geschäftsführer) wende leisteten sowie dafür, vor drei Jahren die Initiative IN4climate.NRW mit ins Leben gerufen zu haben. In der Initiative arbeiten Wissenschaft, Wirtschaft und Politik gemeinsam an der Frage, wie sich die energieintensive Industrie klimaneutral aufstellen lässt und zugleich weiter wettbewerbsfähig agieren kann. Hierfür gelte es, sich über die Möglichkeiten von Transformationspfaden auszutauschen, gemeinsame Strategien zu entwickeln und schließlich umzusetzen. Die Wasserstoff-Roadmap für NRW sei ein Beispiel dafür. Zum Abschluss des Vormittagsprogramms diskutierten die geladenen Gäste – darunter Christoph Dammer- mann, Staatssekretär des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen und Aufsichtsratsvorsitzender des Wuppertal Instituts – unter anderem über den Struktur- wandel im Rheinischen Revier und die Rolle neuer Technologien und Strategien. Sie diskutierten insbeson- dere über den Einsatz von Wasserstoff, aber auch über die Notwendigkeit der Bündelung der Kräfte und einer konzertierten Aktion aller relevanten Akteurinnen und Akteure. Um die Transformativen Innovationen in den Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2021 3
Forschungsprojekte und -ergebnisse App gibt Tipps für umweltfreundliches Leben –––––––– „Iss Kartoffeln und Nudeln statt Reis“, Die Web-App SUSLA, was für „Sustainable „Wenn du umziehst, ziehe in eine kleinere Lifestyles Accelerator“ steht, soll Men- Wohnung“, „Verbringe einen Wochen- schen den Umstieg auf nachhaltige Lebens- endurlaub zu Hause“ – Tipps wie diese stile erleichtern. Dafür berechnet die gibt die Nachhaltigkeits-App „SUSLA“ Browseranwendung den CO2- und Res- ihren Nutzerinnen und Nutzern, indivi- sourcen-Fußabdruck des jeweiligen duell an ihren Lebensstil angepasst. Die Lebensstils und schlägt auf dieser Basis Webanwendung zeigt, wie klima- und Bienge, Entwicklerin der App und Co- Methoden für einen nachhaltigeren ressourcenfreundliche Lebensstile aus Leiterin des Forschungsbereichs Produkt- Alltag vor. Aus diesen Ideen können die sehen können. Die bis dato ausschließ- und Konsumsysteme am Wuppertal Ins Nutzerinnen und Nutzer passende aus- lich englischsprachige App ist nun auch titut. „Mithilfe der deutschen Anwendung wählen und in einem individuellen Mas- auf Deutsch, Spanisch, Katalanisch, können wir nun mehr Interessierte errei- terplan auch angeben, wie lange und ab Dänisch, Finnisch und Schwedisch ver- chen. Unser Ziel ist es, dass noch in diesem wann sie die Tipps ausprobieren. SUSLA fügbar. „Weltweit haben schon fast 2.500 Jahr 70.000 Menschen die Browser-App berechnet, wie viele Emissionen und Menschen die App getestet“, sagt Katrin nutzen.“ Ressourcen mit der jeweiligen Aktion eingespart werden und erinnert per E-Mail daran, die guten Vorsätze auch einzuhalten. Das Projekt zeigt, dass schon einfache Maßnahmen bis zu 30 Prozent des Klimafußabdrucks ein- sparen können. Das Wuppertal Institut entwickelte die Coaching-App gemeinsam mit den sechs Partnerinstitutionen D-Mat, University College Copenhagen, Design your action, Indraprasatha Institute of Information Technology, Universitat Politècnica de Catalunya und future.camp aus Finnland, Dänemark, Mexiko, Indien, Spanien und der Schweiz. > mehr Quelle: Getty Images 4 Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2021
„ Das einmalige Investitionspaket, das eigentlich eine Investition in die nächste Generation sein sollte, birgt stattdessen die Gefahr, eine nachhaltige Zukunft für künftige Generationen zu verbauen.“ Helena Mölter, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsbereich Wirtschaftsaufbau mit Strukturwandel und Innovationen am Wuppertal Institut grünen Elementen, aber kein grüner Aufschwung –––––––– Vergangenen Sommer haben sich die Pläne erfüllen derzeit nicht das Kriterium Strukturwandel und Innovationen am EU-Staats- und Regierungschefs auf Kon- eines grünen Ausgabenanteils von min- Wuppertal Institut. Obwohl die Mitglied- junkturpläne geeinigt, die den grünen destens 37 Prozent. Ein erster Überblick staaten die Gelegenheit genutzt haben, Wandel vorantreiben müssen. Diese sol- zeigt, dass die Pläne in Spanien (31 Pro- dringend benötigte Investitionen in Ener- len mindestens 37 Prozent der Ausgaben zent), Finnland (42 Prozent), Belgien gieeffizienz, erneuerbare Energien und der Klimaziele verpflichtend unterstüt- (35 Prozent) und der Slowakei (30 Pro- saubere Transportlösungen zu tätigen, zen, während der Rest dem „do no sig- zent) zu denjenigen gehören, die beim gehen diese Investitionen selten über nificant harm“-Prinzip der EU-Taxono- Anteil der grünen Ausgaben besser ab- inkrementelle Maßnahmen hinaus. Zu- mie folgen soll. Bis zum 30. April 2021 schneiden als andere. Polen (18 Prozent), dem wurden die meisten Investitionen mussten die EU-Mitgliedsstaaten dafür Portugal (19 Prozent) und Slowenien (5 bereits vor den RRPs geplant – wodurch ihre Aufbau- und Resilienzfazilität (ARF) Prozent) gehören zu den Ländern, die we- die Möglichkeit vertan wurde, die zu- – auch Recovery and Resilience Plans niger gut abschneiden. sätzlichen Mittel aus der Wiederaufbau- (RRP) – einreichen, um die 672,5 Milliar „Das einmalige Investitionspaket, das und Resilienzfazilität zu nutzen, um die den Euro schwere Konjunktur- und eigentlich eine Investition in die nächste grüne Transformation einen bedeuten- Resilienzfazilität zu erhalten. Generation sein sollte, birgt stattdessen den Schritt voran zu bringen, ergänzt Der „Green Recovery Tracker“, ein gemein- die Gefahr, eine nachhaltige Zukunft für die Wissenschaftlerin. > mehr sames Projekt des Wuppertal Instituts künftige Generationen zu verbauen“, und E3G in enger Zusammenarbeit mit sagt Helena Mölter, wissenschaftliche nationalen Expertinnen und Experten, Mitarbeiterin im Forschungsbereich hat die nationalen Pläne analysiert, um zu prüfen, ob diese den Ambitionen gerecht werden. Bislang wurden 14 der RRPs analysiert – darunter Frankreich, Deutschland, Spanien, Portugal, Bulga rien, Lettland, Polen, die Slowakei, Slo- wenien, Rumänien, Belgien, Estland, Finnland und Tschechien. Die Analyse der 14 Länder zeigt jedoch, dass der An- teil grüner Ausgaben an den Konjunktur- maßnahmen in der EU nur 24 Prozent beträgt, wobei von 422 Milliarden Euro nur 68 Milliarden Euro in Aktivitäten fließen, die den grünen Übergang voll- ständig unterstützen. Mindestens acht Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2021 5
Ressourcenschonend durch Circular Economy –––––––– Welche Circular-Economy-Ansätze gibt es im Gebäude- und Automobilsektor? Welches Potenzial bieten mögliche Hand- lungsfelder? Und wie können diese im Rahmen des Projekts CEWI realisiert werden? Das Wuppertal Institut hat das in einer Studie analysiert und alle Interes- sierten zur Präsentation der Ergebnisse Quelle: GettyImages eingeladen. Marina Fecke und Lucie Hop- fensack, beide Junior Researcherin im Forschungsbereich Stoffkreisläufe am Wuppertal Institut, und Dr. Henning Dem Mikroplastik Wilts, Leiter der Abteilung Kreislaufwirt- auf der Spur schaft am Wuppertal Institut, erläuterten am 19. und 28. Mai 2021 in je einem –––––––– Online-Seminar die Chancen und Risiken der Umsetzung einer klimaneutralen Mikroplastik besteht aus maximal fünf Zunächst identifizieren und untersuchen und ressourceneffizienten Circular Eco- Millimeter kleinen Kunststoffpartikeln, die Projektbeteiligten dafür verschiedene nomy für den Gebäude- und Automobil- die sich etwa beim Waschen aus der Klei- Datenquellen und bewerten diese hin- sektor. Die Teilnehmenden hatten die dung lösen und sich im Abwasser oder sichtlich ihrer Verfügbarkeit, Qualität Möglichkeit Fragen zu stellen und mit Kläranlagen, im Boden und in der Luft und Anwendbarkeit. Dazu betrachten sie dem gesamten CEWI-Team interaktiv zu wiederfinden. Bislang standen vor allem unter anderem den Reifenabrieb von diskutieren. Körperpflegeprodukte und Kosmetika im Fahrzeugen. Anhand der Daten entwi- Am 10. Juni 2021 fand zudem die digitale Fokus der Mikroplastik-Debatte – doch es ckeln die Wissenschaftlerinnen und Wis- Auftaktveranstaltung des CEWI-Projekts gibt weit mehr Verursacher. Ausgehend senschaftler ein prototypisches Modell. statt. Zusammen mit spannenden Gästen davon, dass Mikroplastik negative Aus- Wie die wirtschaftliche Nutzbarkeit aus- aus Politik und Wirtschaft diskutierten wirkungen auf die Umwelt hat, kann sich sieht, beleuchten sie anschließend in die Teilnehmenden die aktuelle Entwick- das mangelnde Wissen über das lokale sogenannten Business Cases. Städte und lung der Circular Economy in Deutsch- Vorkommen von Mikroplastik-Emissio- Verkehrsbetriebe unterstützen fortlau- land und wie das CEWI-Projekt sie voran- nen auch nachteilig auf die Umwelt und fend die Entwicklung des Modells und bringen kann. Gesellschaft auswirken. Daher gilt es identifizieren besonders belastete Orte. Die kombinierte Betrachtung des Klima- frühzeitig zu verstehen, wo Mikroplastik Im Rahmen der Forschungsinitiative und Ressourcenschutzes ist zentraler im städtischen Raum vorkommt. mFUND fördert das BMVI seit 2016 For- Bestandteil des Verbundvorhabens „Cir- Das will das Wuppertal Institut gemeinsam schungs- und Entwicklungsprojekte rund cular Economy als Innovationsmotor für mit dem FIR an der RWTH Aachen inner- um datenbasierte digitale Anwendungen eine klimaneutrale und rohstoffeffiziente halb des nun gestarteten und vom Bundes- für die Mobilität 4.0. Neben der finanzi- Wirtschaft“ (CEWI) und leistet einen ministerium für Verkehr und digitale Infra- ellen Förderung unterstützt die Initiative Beitrag zur unternehmerischen Umsetzung struktur (BMVI) geförderten Projekts mit verschiedenen Veranstaltungsfor einer Circular Economy in Deutschland. „mMEU – Digitales, datenbasiertes Modell maten die Vernetzung zwischen Akteu- Das Verbundvorhaben der Stiftung 2° – aus Umgebungsdaten zur Ermittlung loka- rinnen und Akteuren aus Politik, Wirt- Deutsche Unternehmer für Klimaschutz, ler und temporärer Mikroplastikemissio- schaft und Forschung sowie den Zugang dem WWF Deutschland und des Wupper- nen in der Umwelt“ herausfinden. Ziel des zum Datenportal mCLOUD. > mehr tal Instituts wird vom Bundesministeri- Projekts ist die Entwicklung eines datenba- um für Umwelt, Naturschutz und nukleare sierten Modells, das die Emissionen von Sicherheit (BMU) für drei Jahre geför- Mikroplastik im Verkehr, der Verkehrsinfra- dert. > mehr zu CEWI struktur und der Abfallentsorgung ermit- telt. Dabei gehen die beiden Institute der Frage nach, wie sich mobilitätsbedingte Mikroplastikemissionen anhand von Daten lokal bestimmen lassen. Stehen derartige Daten zur Verfügung, lassen sich vorbeu- gende Maßnahmen ergreifen, um so den Umweltschutz zu verbessern. 6 Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2021
Hans Sauer Award für Kieler Zero-Waste-Konzept Im Herbst 2018 beschloss die Stadt Kiel, die erste Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut, Zero-Waste-Stadt Deutschlands zu werden. betont: „Insbesondere die Workshops mit den Dafür hat das Wuppertal Institut zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern waren ein tolles Erleb- Projekt-Partnerinnen und -Partnern im Auftrag nis und zeigten, wie engagiert die Kielerinnen der Landeshauptstadt das Kieler Zero-Waste- und Kieler bei der Abfallvermeidung bereits jetzt Konzept erstellt. Nun wird das Konzept mit dem schon sind.“ Hans Sauer Award 2021 ausgezeichnet. Mit dem Das Wuppertal Institut erstellte zusammen mit Preis werden europaweit Ideen und Projekte Stakeholder Reporting und Dr. Norbert Kopytziok prämiert, um Innovation und Kreativität im Ein- vom Büro für Umweltwissenschaften das Kon- klang mit dem ökologischen und gesellschaft zept und unterstützte das Kieler Zero-Waste- lichen Nutzen zu fördern. Team mit methodischen Vorgehensweisen wie Unter dem Titel „Circular Cities. Designing Urban der Entwicklung von Zielen und der Berechnung Communities of Tomorrow“ („Kreislaufstädte. eines Zero-Waste-Szenarios. Urbane Städte der Zukunft gestalten“) suchte Teil des Zero-Waste-Vorhabens ist auch die Zer- der Hans Sauer Award 2021 partizipative Lösungs- tifizierung als erste deutsche Zero.Waste.City wege für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft bei dem internationalen Netzwerk Zero Waste in Städten. Im Fokus des Wettbewerbs standen Europe. Damit folgt Kiel einer international soziale Aspekte und eine sektorenübergreifende wachsenden Zero-Waste-Bewegung, der sich Zusammenarbeit, die die Transformation zu europaweit bereits knapp 400 Kommunen zirkulären, urbanen Gesellschaften stärken. Die angeschlossen haben. Die Landeshauptstadt Landeshauptstadt Kiel erhält gemeinsam mit möchte eine Vorbildrolle einnehmen und hofft, dem Wuppertal Institut und dem Verein „Zero weitere Kommunen und Städte für das Thema Waste Kiel“ die Auszeichnung in der Kategorie begeistern zu können. > mehr Strategien für das gemeinsam erstellte Kieler Zero-Waste-Konzept. Der Preis wird seit 2012 von der Hans Sauer Stif- tung mit wechselnden Themenschwerpunkten vergeben und ist in diesem Jahr mit einer Förder summe von 20.000 Euro für die insgesamt fünf Siegerinnen und Sieger in den Kategorien Strategien, Ideen sowie Best Practice dotiert. Die Kieler Bewerbung erhält 4.000 Euro. Mit dem Konzept als Fahrplan zur Zero.Waste. City will die Landeshauptstadt das Abfallauf- kommen deutlich verringern, Ressourcen scho- nen und das Klima durch geringere Emissionen schützen. Kiel möchte damit der globalen Her- ausforderung der zunehmenden Ressourcenver- knappung auf lokaler Ebene begegnen. Das Zero-Waste-Konzept wurde gemeinsam mit mehr als 450 Kielerinnen und Kielern entwickelt und im Sommer 2020 fertiggestellt. Carina Koop, Leiterin des Projekts „Zero Waste Kiel“ und wissenschaftliche Mitarbeiterin im For- Cover des Kieler Zero-Waste-Konzepts. schungsbereich Stoffkreisläufe in der Abteilung Quelle: Gunnar Dethlefsen / 3KOMMA3 Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2021 7
Tagungen Forschungstransfer Jubiläumsfeier setzt Zukunftsimpulse und richtet Blick nach vorn –––––––– Die wissenschaftliche Konferenz an- tes zu Beginn der Konferenz den globa- des Wuppertal Instituts, die in den ver- lässlich des 30. Geburtstags des Wup- len Charakter des Wuppertal Instituts gangenen Monaten entstanden sind. pertal Instituts stand unter dem Motto – ob als Autorinnen und Autoren in den Dazu zählen insbesondere sogenannte „Zukunftswissen: innovativ, transfor- Berichten des Weltklimarates oder als Transformative Innovationen – also der mativ und krisensicher die Zukunft ge- gefragte Expertinnen und Experten in Blick auf Schlüsselinnovationen, die stalten“. Folgende Fragen wurden da- internationalen Netzwerken. Anschlie- uns wirklich in eine andere Dimension bei aufgegriffen: Wie kann die Trans- ßend bedankte sich Prof. Dr. Andreas in der Gestaltung der notwendigen formation zu einer sozial und Pinkwart, Minister für Wirtschaft, In- Wenden bringen, klug miteinander ver- ökologisch gerechten Welt gelingen? In novation, Digitalisierung und Energie knüpft werden und nicht nur technolo- welchen Bereichen braucht es Transfor- des Landes Nordrhein-Westfalen, für gische, sondern auch soziale Innovatio- mative Innovationen und wie lassen die herausragende Arbeit des Wupper- nen umfassen müssen. Dies sei ein An- sich diese umsetzen? Welchen Beitrag tal Instituts in Forschung und Beratung satz, der in diese Zeit passe und kann die Wissenschaft zur Krisenprä- im Bereich von Klimaschutz und Ener- Brücken zwischen unterschiedlichen vention leisten? Was können wir aus giewende in den vergangenen drei gesellschaftlichen und politischen Pers- der Covid-19-Pandemie lernen und wie Jahrzehnten. Zudem dankte Pinkwart pektiven baue. können wir uns zukünftig krisenfester dem Wuppertal Institut. Prof. Dr. Uwe Nach den Keynotes von Prof. Dipl.-Ing. aufstellen? Schneidewind, Oberbürgermeister der Christa Reicher, Universitätsprofesso- Prof. Jim Skea, Co-Vorsitzender der Ar- Stadt Wuppertal und ehemaliger Präsi- rin am Lehrstuhl und Institut Städtebau beitsgruppe III des Weltklimarates (IP- dent des Wuppertal Instituts, zeigte und Entwerfen der RWTH Aachen, und CC), lobte im Rahmen seines Grußwor- sich begeistert von den neuen Arbeiten Prof. Dr. Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts, griff Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick in seiner Keynote zentrale Highlights aus der Institutsge- schichte auf und ging auf die entschei- denden Bausteine der zukünftigen Arbeit ein. „Die Arbeiten des Wuppertal Instituts haben sich in den letzten drei Jahrzehnten sehr stark verändert. In den 1990er Jahren stand das wissenschafts- basierte Agenda Setting im Vordergrund, da Themen wie Klima- oder Ressourcen- schutz in Politik, Wirtschaft und Gesell- schaft noch nicht verankert gewesen sind. In den 2000er Jahren kam die Er- stellung von Konzepten und Bewertungs- methoden hinzu und im letzten Jahr- zehnt die Transformationsforschung. Heute arbeitet das Institut mit seinen Auftraggebern zusammen an der konkre- ten Umsetzung von Transformationspro- zessen und stellt dafür Ziel-, System- und Quelle: Wuppertal Institut/L. Schenk Transformationswissen als wichtigen Orientierungsrahmen bereit.“ Auf dem Podium diskutierten (von links): Prof. Dr. Christa Reicher, Prof. Dr. Dr. h. c. Lambert T. Koch, Prof. Dr. Dirk Messner, Dr. Tanja Busse, Christoph Dammermann Auf dem Podium diskutierten zum und Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick. Abschluss des Vormittagsprogramms 8 Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2021
Quelle: Wuppertal Institut/L. Schenk Workshop-Zusammenfassung auf dem Podium mit Abteilungs- und Forschungsbereichsleitenden des Wuppertal Instituts (von links): Prof. Dr. Stefan Lechtenböhmer, Prof. Dr. Christa Liedtke, Moderatorin Dr. Tanja Busse, Dr. Henning Wilts und Anja Bierwirth. Prof. Dr. Christa Reicher, Prof. Dr. Dr. h. c. Lambert T. Koch, Rektor der Bergischen Universität Wuppertal, Jubiläumskonferenz Prof. Dr. Dirk Messner, Dr. Tanja und Best-of online Busse, Journalistin und Moderatorin anschauen der digitalen Veranstaltung, Chris- toph Dammermann, Staatssekretär Für alle, die den Jubiläumskongress nicht mitverfolgen konn- des Ministeriums für Wirtschaft, In- ten: Der komplette Mitschnitt ist im YouTube-Kanal des Wup- novation, Digitalisierung und Ener- pertal Instituts verfügbar. Neben der spannenden Podiums- gie des Landes Nordrhein-Westfalen, diskussion enthält er auch alle Grußworte sowie die Keynotes und Prof. Dr.-Ing. Manfred Fische- der Vortragenden. Während der virtuellen Geburtstagsfeier dick über die anstehenden Transfor- wurden außerdem Statements der Diskutantinnen und Disku- mationsherausforderungen, etwa tanten aufgezeichnet, die in einem filmischen Best-of mit den Strukturwandel im Rheinischen Blick hinter die Kulissen festgehalten wurden. Revier und die Rolle neuer Techno- > zur Jubiläumskonferenz logien und Strategien sowie beson- > zum Best-of ders über den Einsatz von Wasser- stoff im Rahmen der Energiewende. Um die transformativen Innovatio- nen in den Bereichen Energie und Jubiläums-Episode Industrie, Stadt und Mobilität, nach- des Podcasts Zukunftswissen.fm haltige Konsummuster und Kreis- laufwirtschaft zu veranschaulichen, Vor dem Jubiläum erschien die Episode „30 Jahre Wuppertal fanden nachmittags parallel vier ver- Institut – damals und heute“ des Podcasts Zukunftswissen. schiedene Workshops in interaktiven fm, in der die Journalistin Dr. Tanja Busse mit den Instituts- Formaten statt. mitgliedern Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, Dr. Maria Jolanta > zum Jubiläums-Nachbericht Welfens, Senior Expert im Forschungsbereich Produkt- und Konsumsysteme, Dr. Henning Wilts, Leiter der Abteilung Kreislaufwirtschaft, und Luisa Lucas, stellvertretende Presse- sprecherin und Eventmanagerin am Wuppertal Institut, über die Anfänge des Instituts spricht und auf die ersten Jahre mit dem Gründungspräsidenten Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker und die weitere Entwicklung eingeht. Daneben teilen sie ihre Erlebnisse, Geschichten und persönlichen Eindrücke aus drei Jahrzehnten und wagen auch einen Blick in die Zukunft. > zur Podcast-Episode Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2021 9
Wie sieht unser Leben in der Stadt der Zukunft aus? „ Von der Erhitzung der Atmosphäre bis zur Abfischung der Meere: Wir sind die Generation, –––––––– die nicht kapiert hat, dass es einen Widerspruch Was macht das Leben in der Stadt lebens- gibt zwischen Thunberg und Thunfisch.“ wert? Der Kölner Kabarettist Jürgen Becker Jürgen Becker, Kabarettist verbindet damit vor allem, dass man Men- schen trifft, mit denen man sich nicht verab- redet hat. Doch wie hat sich das Leben in der Stadt durch die Corona-Pandemie ver- Zukunft aus? Über diese und weitere span- Stadt Köln werfen beide einen Blick ändert? Welche Änderungen etablieren nende Fragen diskutieren Anja Bierwirth, auf nachhaltige Innovationen anderer sich langfristig? Wie kann bezahlbarer Leiterin des Forschungsbereichs Stadt- Städte und Länder. Wohnraum geschaffen werden? Welche wandel am Wuppertal Institut, und Die Fridays-for-Future-Bewegung habe Möglichkeiten ergeben sich durch die Jürgen Becker in der fünften Episode laut Jürgen Becker den Ausschlag für Digitalisierung in den Städten? Und wie „Die Zukunft der Städte“ des Podcasts sein neues Programm „Die Ursache liegt sieht nachhaltiges Leben in der Stadt der Zukunftswissen.fm. Am Beispiel der in der Zukunft“ gegeben. Denn: „Von der Erhitzung der Atmosphäre bis zur Abfi- schung der Meere: Wir sind die Generation, die nicht kapiert hat, dass es einen Wider- spruch gibt zwischen Thunberg und Thun- fisch.“ Die zweite Staffel „Die Transfor- mationsarenen des Klimaschutzes“ des Podcasts Zukunftswissen.fm widmet sich dem Klimaschutz als zentralem Thema der heutigen Zeit und beleuchtet, warum er so wichtig und notwendig ist und wie die Zukunft aussehen muss, damit das Leben auf der Erde auch für zukünftige Generationen lebenswert ist. > mehr Quelle: Wuppertal Institut/M. Meyer Der Kölner Kabarettist Jürgen Becker (l.) sprach mit Anja Bierwirth (r.), Leiterin des Forschungsbereichs Stadtwandel am Wuppertal Institut, unter anderem über die Stadt der Zukunft und wie das Leben in dieser nachhaltiger gestaltet werden kann. 10 Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2021
Gründungspräsident erhält NRW-Landesverdienstorden Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet hat am 28. Juni 2021 den Verdienstorden des Landes Nordrhein- Westfalen an elf nordrhein-westfälische Persönlichkeiten verliehen. Mit dem Orden ehrt die Landesregierung traditio- nell gesellschaftlich besonders engagierte Bürgerinnen und Bürger für ihre herausragenden Verdienste am Gemeinwohl und am Land Nordrhein-Westfalen. Die Verleihung fand im Schloss Eller in Düsseldorf und damit zum ersten Mal in diesem Jahr in Präsenz statt. Der Gründungspräsident des Wuppertal Instituts, Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, erhielt den Landesverdienstorden Foto: Land NRW / Günther Ortmann für seinen unermüdlichen Einsatz für die Umwelt sowie sein Wirken am Wuppertal Institut. Daher ist die Auszeichnung Ministerpräsident Armin Laschet überreicht Prof. Dr. auch für das Wuppertal Institut eine große Ehre. Stellvertre- Ernst Ulrich von Weizsäcker (r.) am 28. Juni 2021 den tend für das Institut begleitete Christin Hasken, Leiterin der Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen. Kommunikation und Pressesprecherin am Wuppertal Institut, Ernst Ulrich von Weizsäcker zur Verleihung. Armin Laschet: „Wir sind stolz, dass wir das auch auf Grund- lage Ihrer Forschungen tun können und dass Sie uns ein Institut hinterlassen haben, das seit seiner Gründung dazu beträgt, der größten Herausforderung unserer Zeit, dem Klimawandel, entgegenzusteuern.“ Schon lange fordert Ernst Ulrich von Weizsäcker, die Öko systeme zu entlasten und Ressourcen effizienter zu nutzen. Unter seiner Leitung entwickelte das Wuppertal Institut Konzepte wie der „Ökologische Rucksack“, der darstellt, wie stark oder wie wenig ein bestimmtes Produkt bei Herstellung, Gebrauch und Entsorgung die Umwelt belastet oder Faktor 4, doppelter Wohlstand mit halben Naturverbrauch. Prof. Dr.- Ing. Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, beglückwünscht Ernst Ulrich von Weizsäcker zur Auszeichnung: „Vor genau 30 Jahren hat Ernst Ulrich von Weizsäcker als Gründungspräsident die Grundlagen für die erfolgreiche Institutsarbeit gelegt – in einer Zeit, in der Klimaschutz und Ressourceneffizienz noch nicht auf der politischen und gesellschaftlichen Agenda stan- den. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, das Institut zu einem der heute führenden internationalen Think Tanks im Bereich der Nachhaltigkeitsforschung zu machen. Wir freuen uns sehr, dass Ernst Ulrich von Weizsäcker für sein Engage- ment passend zu unserem 30. Jubiläum mit dem Landesver- Quelle: Prof. Dr. Dr. h.c. Lambert T. Koch dienstorden ausgezeichnet wurde.“ > mehr Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker (l.) mit Christin Has- ken, Leiterin der Kommunikation des Wuppertal Instituts. Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2021 11
Wege in eine klimagerechte Wirtschaftspolitik – Bringt Green Recovery einen Paradigmenwechsel? –––––––– Als vor etwa einem Jahr die ersten Coro- schiedener Länder wirklich? Das Wup- plätze und Klimaschutz kein Wider- na-Konjunkturprogramme entwickelt pertal Institut und E3G werten dafür lau- spruch sind, was heißt das für die zu- worden sind, wurde sehr schnell der Ruf fend die neuesten Entwürfe der Konjunk- künftige Wirtschaftspolitik? Wie könnte nach einer Green Recovery laut – also turprogramme aus und stellen diese auf eine klimagerechte Wirtschaftspolitik dem Wunsch, die notwendige, kurzfristi- greenrecoverytracker.org dar. aussehen – gerade auch in den Sektoren, ge Wirtschaftsförderung mit anderen, Vor diesem Hintergrund lud das Wupper- die nicht offensichtlich zur Green Econo- langfristigen Politikzielen wie dem Kli- tal Institut zum Wuppertal Lunch zum my zählen? Mit welchen Instrumenten maschutz zu verbinden. Die Europäische Thema „Wege in eine klimagerechte kann Klimaschutz und Wirtschaft effizi- Union hat diesen Wunsch mit klaren Ziel- Wirtschaftspolitik – Bringt Green Reco- ent gefördert werden? Oder brauchen vorgaben verbunden: 37 Prozent der very einen Paradigmenwechsel?“ ein, der wir ein neues Verständnis vom Zusam- Aufbau- und Resilienzfazilität – auch Re- am 14. Juni 2021 als digitaler Zukunfts- menspiel von Staat und Wirtschaft? covery and Resilience Facility genannt – salon stattfand. Die Veranstaltung gab Timon Wehnert, Leiter des Büro Berlin sollen in den Klimaschutz fließen. Die einen Überblick über den aktuellen am Wuppertal Institut, übernahm die Verhandlungen mit den Mitgliedsstaaten Stand und richtete daneben auch den Begrüßung und moderierte die Veran- gehen jetzt in ihre heiße Phase. Doch wie Blick nach vorne; folgende Fragen stan- staltung. Anschließend folgte eine virtu- grün sind die Konjunkturprogramme ver- den dabei im Mittelpunkt: Wenn Arbeits- elle Podiumsdiskussion mit Reinhard Stuth, Geschäftsführer der HanBao Neue Energien GmbH und früher Staatsrat und Senator, und Michael Knoll, Leiter politi- sche Grundsatzfragen im Verein Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI). > mehr Quelle: Getty Images 12 Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2021
Woche der Umwelt: Wuppertal Institut beteiligt sich als Aussteller und mit Fachforum –––––––– Während der Woche der Umwelt, die unter dem Motto „So geht Zukunft“ am 10. und 11. Juni 2021 weitgehend digital stattfand, präsentierten die Ausstellenden innovative Ideen und Projekte und diskutierten rund um die Themen Umweltschutz und Nach- haltigkeit. Auch das Wuppertal Institut war Quelle: SKZ in diesem Jahr digital dabei, stellte die bei- den Projekte „Di-Plast“ und „PuR“ vor und Die Abbildung zeigt Kunststoff-Flakes, die nach weiterer Aufbereitung für neue veranstaltete ein Fachforum zum Thema Produkte wiederverwendet werden können. „Pandemieresiliente Quartiers- und Stadt- planung“. Die Umweltmesse des Bundes- präsidenten in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) fand bereits zum sechsten Mal statt. Sie wurde aufgrund der Corona-Pandemie aus Transnationaler Klimaclub Juni 2020 verschoben und fand digital für die Stahlindustrie statt. Alle Ausstellenden stellten sich deshalb Im Vorfeld der Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden virtuell mit einem persönlichen Steckbrief sammelte das US-amerikanische Projekt „Clean Economy sowie ausführlichem Text-, Bild- und Employment Now“ – kurz CLEEN – bei Wissenschaftlerinnen Tonmaterial vor. Auch die Johannes-Rau- und Wissenschaftlern und zivilgesellschaftlichen Organisa Forschungsgemeinschaft, der das Wupper- tionen die besten Ideen für die Umsetzung eines Green New tal Institut angehört, präsentierte während Deal. Das CLEEN-Projekt bereitete diese Ideen in Form der digitalen Umweltmesse Projekte der einer Datenbank auf und übergab das Ergebnis der neuen Mitgliedsinstitute. US-Regierung. Auch das Wuppertal Institut war an dem Die Abteilung Kreislaufwirtschaft des Projekt beteiligt und reichte Ideen ein. Prof. Dr.-Ing. Manfred Wuppertal Instituts stellte zwei Projekte zu Fischedick, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal den Themen Recycling, Abfallvermeidung Instituts, fungiert als Beirat der Initiative. und Digitalisierung vor. Wie beherrschend Eine der eingereichten Ideen des Wuppertal Instituts wurde das Thema Kreislaufwirtschaft ist, zeigt als Top 3 im Bereich „Internationale Partnerschaften für eine sich am Abfall, der zu den großen Lasten globale Dekarbonisierung“ ausgezeichnet. Dr. Lukas Herm der Konsumgesellschaft gehört. Vor allem wille, Senior Researcher im Forschungsbereich Internationale Kunststoff findet sich überall: Statt eines Klimapolitik am Wuppertal Institut, schlug vor, dass das geschlossenen Kunststoffkreislaufs landet Weiße Haus zentrale Akteure zusammenbringen solle, um immer mehr Plastik in Meeren, Flüssen, einen sektoralen Klimaclub zu gründen. Neben der US-Regie- Wäldern und auf Straßen. Die Kreislauf- rung wären internationale Partner wie die Europäische Union, wirtschaft will dieses Problem lösen, denn Indien, China oder gegebenenfalls subnationale Regierungen Kunststoff ist ein wertvoller Rohstoff, aus etwa von einzelnen Bundesstaaten Teil des Clubs. Auch füh dem wieder neue Produkte entstehen kön- rende Unternehmen der Stahlindustrie sollten eingebunden nen. > mehr werden, ebenso wie Unternehmen, die Maschinen und Anlagen für die Stahlindustrie produzieren, und Unternehmen mit großer Nachfrage für Stahl – etwa aus der Automobilbranche. > mehr Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2021 13
Forschungs -produkte Die Umwelt- und Klimaziele sind gesteckt, jetzt kommt die Zeit der Umsetzung –––––––– Die kommende Bundesregierung muss aus Mit der Anpassung des Klimaschutzge- Ihre Kernempfehlungen: ambitionierten Zielen eine erfolgreiche setzes in Folge des Urteils des Bundesver- Ressourcen- und Klimapolitik machen und fassungsgerichtes von Ende April 2021 Für die Energiewende: dabei alle Bürgerinnen und Bürger mitneh- hat die Bundesregierung schnell reagiert. Mindestens eine Verdopplung der Ge- men – so das Fazit des Zukunftsimpulses „Um auf den Weg zum Klimaneutralitäts- schwindigkeit beim Ausbau der erneu- des Wuppertal Instituts zur Bundestags- ziel 2045 einzuschwenken, muss die kom- erbaren Energien, die intelligente Inte- wahl 2021. Es zeigt, welche Maßnahmen mende Regierung die Weichen in einem gration von flexibler Nachfrage und notwendig sind, um die Transformation in 100-Tage-Sofortprogramm stellen“, for- Speichern, der Ausbau der Infrastruk- eine klimafreundliche und ressourcenleich- dert Fischedick. „Die nächste Legislatur- tur für Wasserstoff und ein deutliches te Zukunft jetzt konsequent einzuleiten. periode ist die entscheidende Zeit, um Vorziehen des Kohleausstiegs. Darüber „Die nächste Bundesregierung steht vor einer die 2020er Jahre zu einer Dekade der hinaus für den Gebäudebereich ein Jahrhundertaufgabe. Sie muss den geforder- Umsetzung zu machen und den Klima- Sofortprogramm für eine größere Sa- ten Klimaschutz konkret umsetzen – und da- schutzpfad unumkehrbar zu betreten“, nierungstiefe und -rate für bestehende bei vor allem auch auf soziale Gerechtigkeit erklärt er. Gebäude sowie Klimaneutralität als und Möglichkeit zur Teilhabe achten“, erklärt Zur Bundestagswahl im September 2021 Anforderung an den Neubau. Gebäude Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissen- zeigen die Wissenschaftlerinnen und eigentümerinnen und -eigentümer schaftlicher Geschäftsführer des Wupper- Wissenschaftler des Wuppertal Instituts müssen zur Lösung des Vermieter-Mie- tal Instituts. „Es geht aber nicht nur um Kli- entlang von sieben zentralen Transfor- ter-Dilemmas an den CO2-Kosten antei- maschutz, sondern das Denken in größeren mationsarenen mit Blick auf alle Berei- lig beteiligt werden und staatliche För- Zusammenhängen und ein Adressieren aller che von Gesellschaft, Wirtschaft und Po- derung muss helfen, die Kosten des relevanten Nachhaltigkeitsdimensionen“, er- litik die jetzt notwendigen Schritte auf. Umbaus zu tragen. gänzt Prof. Fischedick. 14 Quelle: GettyImages
„ Die nächste Bundesregierung steht vor einer Jahrhundert- aufgabe. Sie muss den geforderten Klimaschutz konkret umsetzen – und dabei vor allem auch auf soziale Gerechtigkeit und Möglichkeit zur Teilhabe achten.“ Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts Für die Ressourcenwende: Ein Über- Für die Industrielle Wende: Industrie Für die Konsumwende: Die Bundes- gang von der Einweg- zur ressourcenleich- braucht Energie – versorgungssicher, kon- regierung sollte Experimentierräume für ten und klimaneutralen zirkulären Materi- kurrenzfähig und erneuerbar. Dazu müs- nachhaltige Konsum- und Produktions- alwirtschaft durch klare Nachhaltigkeits- sen Ökostrom und Power-to-X-Angebote muster schaffen. Dafür sollte sie verstärkt standards, das Design von recyclingfähigen ausgebaut, die dafür notwendigen Infra- Reallabore und Living Labs fördern und und ressourcenleichten Produkten und strukturen geschaffen und die internatio- Verbraucherinnen und Verbraucher ge- durch Digitalisierung einen Schub für ein nale Vernetzung vorangetrieben werden. zielt zu Umwelt- und Klimaauswirkungen besseres Management von Abfallströmen. Gleichzeitig muss die kommende Regie- informieren, beispielsweise durch die rung den Unternehmen helfen, klimaver- Einführung einer Produktkennzeich- Für die Ernährungswende: Die kon- trägliche Prozesse und Verfahren unter nungsstelle und eines digitalen Produkt- sequente Unterstützung einer nachhalti- globalen Wettbewerbsbedingungen um- passes. > mehr gen Außer-Haus-Verpflegung und des zusetzen und Märkte für grüne Produkte Einzelhandels sowie des Übergangs auf zu initiieren. Abgaben auf Primärmaterial eine ökologische Agrarwirtschaft. Sensi- und energieintensive Stoffe sind dafür bilisierung für eine gesündere, klimaver- ebenso sinnvolle Optionen wie Quoten trägliche, fleischärmere Ernährung, un- und Standards – etwa im Rahmen der ter anderem durch Förderung von öffentlichen Beschaffung. Fleisch-Ersatzprodukten. Für die Urbane Wende: Städte und Ge- meinden sind die Orte, an denen mehrere Zu kunf Zeit für den Kurswechsel: ts impuls Wenden aufeinandertreffen: Der öffentli- hin zu einer klimagerechten, che Verkehr und Radwege – auch in Klein- ressourcenleichten Gesellschaft städten – müssen schnell und deutlich aus- gebaut werden. Statt Flächen zu versiegeln, sollten Grünflächen geschützt und die Beitrag für die Mehrfachnutzung von Gebäuden erleich- politische Debatte im Wahljahr 2021 tert werden. Im Fokus eines schärferen Ge- bäudeenergiegesetzes sollten Bestandsge- bäude Vorrang vor Neubauten haben. Für die Verkehrswende: Für eine öko- Zukunftsimpuls 17 | Mai 2021 logische und sozial gerechte Verkehrs- wende müssen die Wege kürzer, der Um- stieg auf Elektromobilität schneller um- Cover des Zukunftsimpulses „Zeit für den Kurswechsel: gesetzt und die Alternativen zum Auto hin zu einer klimagerechten, ressourcenleichten Gesellschaft“. und Lkw attraktiver werden. Den Zugang Quelle: Wuppertal Institut zu öffentlichen und privaten Mobili- tätsangeboten muss die kommende Bun- desregierung sozial gerecht für möglichst alle Menschen ermöglichen. Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2021 15
Ein Plädoyer Just Transition für gerechte Mobilität Platform –––––––– –––––––– Das Leitbild der autogerechten Stadt ist Die Kohleregionen Europas befinden längst überholt. Dabei müssten Klima- sich aufgrund von Mechanisierung, schutz und Lebensqualität im Vorder- kostengünstigen Energiealternativen grund stehen statt einer fortgesetzten und klimapolitischen Entscheidungen Bevorzugung zunehmend hochgerüsteter mitten in einem Strukturwandelpro- Autoflotten, die für Millionen Menschen zess, der die Regionen vor große Her- ohne Auto Belastungen und Mobilitäts- ausforderungen stellt. Die „Initiative nachteile bedeuten. Städte wie Kopen for Coal Regions in Transition“ der sowie weitere Stakeholder darüber hin- hagen, Paris, Oslo oder Freiburg machen Europäischen Kommission (EU) unter- aus über die neuesten Entwicklungen es vor: Sie planen eine moderne und stützt die Kohle- und kohlenstoffinten- der „EU Just Transition Strategie“, die zukunftsgerichtete Mobilität, die den siven Regionen beim Übergang zu Beschäftigungseffekte von grünen Menschen gerecht wird und setzen sie einer CO2-neutralen Wirtschaft. Ziele Technologien und die Potentiale des konsequent um. Aber wie lässt sich das der Kohleregionen sind verringerte Aufbaus von Batterie-Wertschöpfungs- Verkehrssystem sozial-ökologisch und Umweltverschmutzung und Gesund- ketten. Die Regionen berichteten von gleichzeitig fair für alle umgestalten? Das heitsrisiken, bessere Lebensbedingun- ihren Erfahrungen im Zusammenhang Autorenteam des neuen Buchs „Nach gen sowie sicherere und sauberere mit Strukturwandelprozessen und des- haltige Mobilität für alle“ ist sich einig: Arbeitsplätze. Das Wuppertal Institut sen Gestaltungsmöglichkeiten. Vor allem der öffentliche Nah- und Fern ist Teil des internationalen Konsor Am 28. April 2021 hat Timon Wehnert, verkehr, Sharing-Systeme sowie der tiums, das das Sekretariat der Initiative Leiter des Büro Berlin und Senior Rad- und Fußverkehr müssen massiv betreibt. Researcher im Forschungsbereich ausgebaut und gefördert werden. Wenn Wissenschaftlerinnen und Wissen- Strukturwandel und Innovationen am dadurch weniger Menschen auf das Auto schaftler des Wuppertal Instituts haben Wuppertal Institut, die Session „Coal angewiesen sind, ließe sich der Auto für das Sekretariat das Toolkit „Techno power plants: case studies of repur verkehr halbieren. Das neue Buch des logy Options: Transforming industries in posing“ moderiert. Am letzten Veran- Wuppertal Instituts und der Beratungs- coal regions for a climate-neutral eco- staltungstag stellte er außerdem das firma Büro Ö-quadrat erscheint im nomy“ erarbeitet. Darin werden ver- Toolkit vor. > mehr oekom-Verlag und ist seit Mai 2021 im schiedene Technologien in Bezug auf Handel erhältlich. > mehr die Nachnutzungsmöglichkeiten von Kohlekraftwerken, die technologischen Entwicklungen nachhaltiger Stahl erzeugung und die Herausforderungen und Möglichkeiten der Umstellung auf eine Wasserstoffwirtschaft erläutert. Während der viertägigen Online-Konfe- renz „Just Transition Platform – Coal Regions Virtual Week and Carbon- intensive Regions Seminar“, die vom 26. bis 29. April 2021 stattfand, disku- tieren Vertreterinnen und Vertreter der Regionen, der Politik und Wissenschaft, Cover des Buchs „Nachhaltige Mobilität für alle“. Quelle: oekom 16 Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2021
Transformative Innovationen: Die Suche nach den wichtigsten Hebeln der Großen Transformation Tag für Tag werden die Probleme sichtbarer, die durch das Über- schreiten der planetaren Grenzen entstehen. Die Herausforderungen des Klimaschutzes sind dafür nur ein Beispiel. Sie machen deutlich, wie dringend notwendig die Große Transformation ist. Klar ist aber Transformative auch, dass ein Gegensteuern nicht einfach ist und strukturelle Verän- Innovationen derungen erfordert. Es braucht eine Kombination aus neuen techni- schen Ansätzen, mutigen und konsequenten politischen Prozessen, aber auch individuelle Verhaltensanpassungen, um die erforderlichen Die Suche nach den wichtigsten Hebeln Veränderungen zu initiieren und hinreichende Transformationskräfte der Großen Transformation auszulösen. Nur so lässt sich eine nachhaltige Zukunft gestalten, be- — Manfred Fischedick Sascha Samadi tont das Wuppertal Institut in seinem neuen Zukunftsimpuls „Trans- Hans Haake Dietmar Schüwer Karin Arnold Melanie Speck Thomas Götz Felix Suerkemper formative Innovationen – Die Suche nach den wichtigsten Hebeln der Lena Hennes Jan Kaselofsky Stefan Thomas Johannes Venjakob Thorsten Koska Justus von Geibler Großen Transformation“. Anna Leipprand Henning Wilts Er beschreibt den Grundgedanken der „Transformativen Innovationen“ und ihre Notwendigkeit und stellt erste Kandidaten für solche Trans- Zukunftsimpuls 18 | Juni 2021 formativen Innovationen aus diversen Arbeitsbereichen des Wupper- tal Instituts vor. Er dient vor allem als Einladung, gemeinsam mit dem Cover des Zukunftsimpulses Wuppertal Institut über solche Innovationen zu diskutieren, die ir- „Transformative Innovationen“. gendwo zwischen den großen Utopien und kleinen Nischenaktivitä- Quelle: Wuppertal Institut ten liegen. Denn es braucht nicht immer den ganz großen Wurf, um Veränderungen in Gang zu setzen. > mehr Grundlegende Transformation der Weltwirtschaft –––––––– Die Nationale Akademie der Wissen- Um die Transformation zu realisieren, betont Professor Manfred Fischedick. schaften Leopoldina und der Rat setzen die Autorinnen und Autoren auf Eine zentrale Aussage des Positions für Nachhaltige Entwicklung (RNE) den CO2-Emissionshandel als Leitins papiers ist zudem, dass Klimaschutz legten das gemeinsame Positionspapier trument, eingebettet in eine klimapoli- europäisch nur im Rahmen des Euro- „Klimaneutralität – Optionen für eine tische Gesamtstrategie, die weitere pean Green Deal und letztendlich ambitionierte Weichenstellung und regulatorische Rahmenbedingungen global die nötige Wirksamkeit entfalte. Umsetzung“ vor, das Wege zur Klima- und eine zielorientierte Förder- und Die Autorinnen und Autoren behandeln neutralität bis 2050 aufzeigt. Das Ordnungspolitik beinhaltet. Hinzukom- neben Optionen des marktpolitischen Positionspapier, an dem auch Prof. Dr.- men müsse eine breite Mobilisierung Handelns auch Fragen der Finanzie- Ing. Manfred Fischedick, wissenschaft- privaten Kapitals. Dazu sei vor allem rung, der außenpolitischen Dimension, licher Geschäftsführer des Wuppertal langfristige Investitionssicherheit erfor- der internationalen Solidarität, des Instituts, mitschrieb, führt Handlungs- derlich. „Ein politikfeld- und sektoren- sozialen Ausgleichs und der Bildung. optionen für die erforderlichen Verän- übergreifender integrierter Ansatz sowie > mehr derungen in Gesellschaft, Politik und eine konsequente und wirkungsvolle Wirtschaft auf, die angesichts der gro- Klimaschutzpolitik in allen Transforma- ßen Dringlichkeit und der historischen tionsbereichen ist zwingend notwendig. Dimension der anstehenden Transfor- Dies schließt eine absolute Verminderung mation erforderlich sind. des Ressourcenverbrauchs über eine kon- sequente Orientierung auf eine Circular Economy als Zielsetzung ebenso ein wie eine umfassende Effizienzsteigerung beim Endenergieverbrauch und dessen Abdeckung über einen ausreichend schnellen Ausbau erneuerbarer Energien. Dafür sind in der nächsten Legislatur periode die zentralen Weichen zu stellen“, Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2021 17
Industrieübergreifende Zusammenarbeit bietet großes Potenzial für die Skalierung der Circular Economy in Deutschland –––––––– Germany’s Tansition to a Circular Economy How to Unlock the Potential of Um von einer linearen zu einer zirku Cross-Industy Collaboation lären Wirtschaft zu kommen, ist jetzt gemeinsames Handeln von Regierungen, Cover der Studie „Germany‘s Unternehmen und Zivilgesellschaft Transition to a Circular Economy gefragt. Industrie und Unternehmen – How to Unlock the Potential of spielen eine bedeutende Rolle in der Cross-Industry Collaboration“. zirkulären Transformation, können Quelle: econsense diese Herausforderung in einer ver- netzten Kreislaufwirtschaft aber nicht allein stemmen. Deshalb werden zur weiteren Skalierung der Circular Economy (Kreislaufwirtschaft) in Deutschland mehr industrieübergrei- fende Kollaborationen gebraucht. Der digitale Produktpass: mas Adisorn und Lena Tholen aus dem Die Studie „Germany‘s Transition to Ein lückenloser Lebenslauf gleichen Forschungsbereich greifen a Circular Economy – How to Unlock im Wuppertal Report Erkenntnisse zu the Potential of Cross-Industry Collabo für Produkte verschiedenen bestehenden Produkt- ration“, die econsense, Accenture und –––––––– pass-Ansätzen auf und stellen den das Wuppertal Institut Mitte Juni vor- aktuellen Diskussionsstand zu diesem stellten, zeigt zum einen, inwieweit Herstellerfirmen und Recyclingunter Thema dar. Sie skizzieren darüber Unternehmen in Deutschland bereits nehmen können anhand des digitalen hinaus erste Ansätze für eine mögliche heute Zirkularität in ihre Geschäftsmo- Produktpasses den Ursprung der Umsetzung eines breit anwendbaren delle integriert haben. Zum anderen Rohstoffe und die genaue Zusammen digitalen Produktpasses. Die Kurzstudie beleuchtet sie auf Basis von Umfragen setzung erfahren und so sicherstellen, soll damit insbesondere neue Impulse und vertiefenden Interviews mit Exper- dass dabei ökologische und soziale und Anknüpfungspunkte für weiter tinnen und Experten den Status quo Standards eingehalten werden. Konsu- führende politische Initiativen auf natio und das Potenzial von Circular-Economy- mentinnen und Konsumenten könnten naler und europäischer Ebene zur Kollaborationen zwischen zwölf deut- in Zukunft dann auch mittels einer App konkreten Umsetzung des digitalen schen Industriesektoren. Dabei zeigt mehr zu den Produktionsbedingungen Produktpasses liefern. > mehr sich, dass das Potenzial vieler Industrie- erfahren, um bewusstere und nachhal- kollaborationen nicht voll ausgeschöpft tigere Kaufentscheidungen zu treffen. wird. Während knapp zwei Drittel der Bislang hat sich ein breit anwendbarer untersuchten Industriekollaborationen digitaler Produktpass in der Praxis 20_Wuppertal Report | März 2021 Der Digitale Produktpass ein großes Potenzial für die Skalierung noch nicht etabliert. „Zwar existieren als Politik-Konzept der Circular Economy in Deutschland erste Ansätze, diese haben jedoch oftmals Kurzstudie im Rahmen der aufweisen, wird dieses Potenzial bisher keine einheitlichen Standards oder die Umweltpolitischen Digitalagenda des Bundesministeriums für Umwelt, Natur- schutz und nukleare Sicherheit (BMU) nur in 43 Prozent der Fälle genutzt. Daten sind nicht zentral in einer Daten- Thomas Götz > mehr bank verfügbar“, sagt Thomas Götz, Thomas Adisorn Lena Tholen Co-Leiter des Forschungsbereichs Ener- giepolitik in der Abteilung Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik am Wupper- tal Institut. Hier setzt die Kurzstudie „Der Digitale Produktpass als Politik- Konzept“ an, die nun als Wuppertal Report im Rahmen der Umweltpoliti- schen Digitalagenda des Bundesminis- teriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) erschienen Cover des Wuppertal Papers „Der ist. Thomas Götz und die beiden wis- Digitale Produktpass als Politik- senschaftlichen Mitarbeitenden Tho- Konzept“. Quelle Wuppertal Institut 18 Wuppertal Institut – Quartal 2 | 2021
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