Digitale Gesundheitsanwendungen in der Praxis - Was sind Digitale Gesundheitsanwendungen und wie werden sie verordnet?

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Digitale Gesundheitsanwendungen in der Praxis - Was sind Digitale Gesundheitsanwendungen und wie werden sie verordnet?
Digitale
Gesundheitsanwendungen
in der Praxis

Was sind Digitale Gesundheitsanwendungen
und wie werden sie verordnet?

mit Beiträgen von

                    Hartmannbund
                    Verband der Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e. V.
Digitale Gesundheitsanwendungen in der Praxis - Was sind Digitale Gesundheitsanwendungen und wie werden sie verordnet?
Sehr geehrte Damen und Herren,

                                                        mit den digitalen Gesundheitsanwendungen kommt ein neuer Baustein in
                                                        die Regelversorgung des deutschen Gesundheitssystems – und das in einer
                                                        Zeit, die herausfordernder nicht sein könnte. Die Pandemie stellt unser aller
                                                        Leben auf den Kopf. Sie zeigt gleichzeitig, welches Potential digitale Unterstüt-
                                                        zungsangebote bieten, wenn wir uns auf sie einlassen. Mit den DiGA haben
                                                        wir die Chance, einen neuen Versorgungszweig zu etablieren, der nicht nur
                                                        bestehende Angebote ergänzen, sondern auch gezielt Versorgungslücken
                                                        schließen kann.

                                                        Der Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung e.V. (SVDGV) wurde im
                                                        Dezember 2019 von einer Gruppe junger Unternehmer:innen aus der E-Health-
                                                        Branche gegründet und ist seitdem auf über 160 Mitglieder angewachsen. Von
                                                        Seiten des GKV Spitzenverbandes und der Politik ist der SVDGV als „maßgeb-
                                                        liche Spitzenorganisation“ anerkannt. Als Interessenvertreter der E-Health-
                                                        Unternehmen verstehen wir es als unsere Kernaufgabe, zu allen Themen rund
                                                        um die DiGA umfassend und transparent zu informieren.

                                                        Seit Oktober 2020 haben Versicherte die Möglichkeit, über eine ärztliche Ver-
                                                        ordnung oder einen Diagnosenachweis digitale Gesundheitsanwendungen zu
                                                        erhalten. Für die Versorgung und das Vertrauen besonders relevant ist der
                                                        gesetzlich vorgeschriebene Nachweis eines Nutzens jeder DiGA. Denn die posi-
                                                        tiven Versorgungseffekte bilden die Grundlage für die Akzeptanz der digitalen
                                                        Gesundheitsanwendungen.

                                                        In dieser Übersicht wollen wir Ihre Fragen beantworten: Was ist bei der Verord-
                                                        nung einer DiGA zu beachten? Was sind die Evidenzgrundlagen? Welche DiGA
                                                        gibt es aktuell, welche weiteren werden in den nächsten Monaten folgen? Und
                                                        wie können Patient:innen über DiGA aufgeklärt werden?

                                                        Es ist uns wichtig, unterschiedliche Perspektiven auf diesen neuen Versorgung-
                                                        baustein mit einzubinden: Beiträge der neuen Initiative patients4digital, des
                                                        Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e.V. und des Hart-
                                                        mannbundes finden Sie ebenfalls in dieser Broschüre.

                                                        Wir möchten mit Ihnen gemeinsam im Dialog und Schulterschluss die nächs-
                                                        ten Schritte hin zu einer digitalen Zukunft der Gesundheitsversorgung gehen.
Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung e.V.
                                                        Eine angenehme Lektüre und herzliche Grüße, Ihre

Karl-Liebknecht-Straße 1, 10178 Berlin

Vorsitzender: Daniel Nathrath
Geschäftsführerin: Dr. Anne Sophie Geier
                                                                         Dr. Anne Sophie Geier
Eintrag im Vereinsregister: Registernummer VR 37693 B                    Geschäftsführerin SVDGV e.V.
Vereinsregister Berlin, Amtsgericht Charlottenburg

Email: impressum@digitalversorgt.de
Telefon: +49 30 62 93 84 94
Fax: +49 30 62 93 84 96
Digitale Gesundheitsanwendungen in der Praxis - Was sind Digitale Gesundheitsanwendungen und wie werden sie verordnet?
Inhaltsverzeichnis

1.      DiGA - ein neuer Versorgungsbereich .........................................................................                                02
1.1     Definition und Anforderungen an Digitale Gesundheitsanwendungen ..........................                                                   02
1.2     Gesetzliche Grundlagen durch das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) ...........................                                                02
1.3     Prüfung und Zulassung von DiGA .........................................................................................                     02
1.3.1   Die dauerhafte Zulassung .....................................................................................................               02
1.3.2   Die vorläufige Zulassung ........................................................................................................            02
1.4     Evidenznachweis .....................................................................................................................        03
1.5     Qualitätskriterien: Sicherheit, Datenschutz & Co ................................................................                            04
1.6     DiGA vs Gesundheitsapp - Abgrenzung ................................................................................ 04

2.      DiGA in der Versorgung ................................................................................................... 06
2.1     Verordnung und Kosten DiGA ................................................................................................. 06
2.2     DiGA im ärztlichen Alltag - welchen Nutzen bringen sie? ..................................................... 06
2.3     Abrechnung ärztlicher Leistungen .......................................................................................... 06
2.4     Information und Beratung von Patient:innen ....................................................................... 07
2.5     Fachinformationen zu verschiedenen DiGA .......................................................................... 07
2.6     Zuständigkeiten bei Schwierigkeiten mit der Anwendung .................................................. 07

3.      Fragen aus der ärztlichen Praxis / FAQ ........................................................................ 08
3.1     Datenschutz und Datensicherheit .......................................................................................... 08
3.2     Intergration in die ärztliche Versorgung ................................................................................ 08
3.3     Kostenübernahme .................................................................................................................... 08
3.4     Haftung ...................................................................................................................................... 09
3.5     Produkte .................................................................................................................................... 09
3.6     Evidenz ....................................................................................................................................... 09

4.      Fortbildungsangebote zu DiGA ..................................................................................... 10

5.      Perspektiven auf DiGA ..................................................................................................                     11
        a.          Hartmannbund - Verband der Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e. V. ............. 11
        b.          Patients4Digital (P4D) ................................................................................................ 12
        c.          Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e.V. ............................ 13

6.      Gelistete DiGA ................................................................................................................              15

7.      DiGA im Antragsprozess .......................................................................................................
                                                                                                                                  54

8.      Zukunft der digitalen Versorgung ................................................................................ 56
Digitale Gesundheitsanwendungen in der Praxis - Was sind Digitale Gesundheitsanwendungen und wie werden sie verordnet?
1. DiGA - ein neuer Versorgungsbereich

1. DiGA - ein neuer Versorgungsbereich                              (DiGAV), schafft Transparenz für Versicherte und
                                                                    Leistungserbringer in Bezug auf die Qualität und
1.1 Definition und Anforderungen Digitaler                          Verfügbarkeit von DiGA. Sie definiert die genauen
Gesundheitsanwendungen                                              Anforderungen an Digitale Gesundheitsanwen-
                                                                    dungen sowie zulässige Methoden zum Nachweis
Digitale Gesundheitsanwendungen (kurz: DiGA), im                    positiver Versorgungseffekte. Weiterhin legt sie die
alltäglichen Sprachgebrauch auch “Apps auf Rezept”                  Voraussetzungen für ein transparentes Verzeichnis
genannt, sind digitale Programme, die von Ärzt:in-                  aller DiGA sowie ein unabhängiges Prüfverfahren
nen oder Psychotherapeut:innen per Rezept verord-                   fest, das alle Anwärter Digitaler Gesundheitsanwen-
net werden können. Die Kosten für die Verordnung                    dungen durchlaufen müssen.
einer DiGA tragen die gesetzlichen Krankenversi-
cherungen. Eine Digitale Gesundheitsanwendung
besitzt einen medizinischen Nutzen und/oder trägt                   1.3 Prüfung und Zulassung von DiGA
zu einer sogenannten Struktur- und Verfahrens-
verbesserung bei. Sie unterstützt ihre Nutzer:innen                 Um in das offizielle DiGA-Verzeichnis aufgenommen
also entweder in der Erkennung, Überwachung,                        zu werden, müssen Anwendungen das entspre-
Behandlung oder Linderung von Erkrankungen                          chende Prüfverfahren des Bundesinstituts für Arz-
oder sie verbessert Strukturen oder Prozesse rund                   neimittel und Medizinprodukte (BfArM) erfolgreich
um die medizinische Versorgung und leistet so                       durchlaufen. Das DiGA-Verzeichnis ist einsehbar
einen positiven Beitrag für Patient:innen.                          unter https://diga.bfarm.de/.
Eine DiGA ist immer ein CE-gekennzeichnetes                         Mit dem Antrag auf Aufnahme in das Verzeich-
Medizinprodukt der unteren Risikoklasse I oder                      nis sind die laut DiGAV definierten Anforderungen
IIa. DiGA stellen dadurch in vielen Fällen eine sinn-               in Form mehrerer Checklisten sowie die Erfüllung
volle konservative Erstlinien- oder unterstützende                  medizinprodukterechtlicher Anforderungen nach-
Begleittherapie dar. Die Anwendungen werden von                     zuweisen und dem BfArM zur Prüfung vorzulegen.
Patient:innen allein oder gemeinsam mit behan-                      Ist das Prüfverfahren des BfArM erfolgreich abge-
delnden Ärzt:innen oder Psychotherapeut:innen                       schlossen, kann die Aufnahme einer DiGA in das
genutzt.                                                            Verzeichnis auf zwei Arten erfolgen: die vorläufige
                                                                    Zulassung oder die dauerhafte Zulassung.

1.2 Gesetzliche Grundlagen durch das DVG
                                                                    1.3.1 Die dauerhafte Zulassung
Seit Oktober 2020 können Digitale Gesundheits-
anwendungen von Ärzt:innen oder Psychothera-                        Hersteller, die die Wirksamkeit ihrer DiGA bereits
peut:innen per Rezept verordnet werden. Die                         in klinischen Studien nachweisen konnten, kön-
rechtliche Grundlage dafür bilden die Paragraphen                   nen direkt eine dauerhafte Zulassung beantragen.
33a und 139e (SGB V) des Digitale-Versorgung-                       Die Ergebnisse der klinischen Studie(n) werden
Gesetzes (DVG), welches am 19. Dezember 2019                        im DiGA-Verzeichnis auf der Website des Bundes-
in Kraft trat.1 Darin wird der Versorgungsanspruch                  instituts für Arzneimittel und Medizinprodukte im
auf Digitale Gesundheitsanwendungen festgelegt:                     Bereich „Informationen für Fachkreise“ zusammen-
„Medizinprodukte niedriger Risikoklasse, deren                      gefasst. Zudem werden die aus der Studie resultie-
Hauptfunktion wesentlich auf digitalen Techno-                      renden wissenschaftlichen Publikationen genannt.
logien beruht und die dazu bestimmt sind, bei
den Versicherten oder in der Versorgung durch
Leistungserbringer die Erkennung, Überwachung,                      1.3.2 Die vorläufige Zulassung oder:
Behandlung oder Linderung von Krankheiten oder                      Zulassung auf Erprobung
die Erkennung, Überwachung, Behandlung, Linde-
rung oder Kompensierung von Verletzungen oder                       Digitale Gesundheitsanwendungen sind innovative
Behinderungen zu unterstützen”. Der mit dem DVG                     Anwendungen, die wesentlich auf digitalen Techno-
für Patient:innen geschaffene Versorgungsanspruch                   logien beruhen und einen gänzlich neuen Versor-
auf DiGA besteht genauso, wie auf eine Versorgung                   gungsbereich bilden. Sie stellen einen konservativen
mit Hilfsmitteln, beispielsweise einer Gehhilfe, oder               Therapieansatz dar und sind für Patient:innen risi-
einem Arzneimittel, beispielsweise Insulin.                         koarm. Aus diesen Erwägungen heraus hat der
Die an das DVG anschließende Rechtsverordnung,                      Gesetzgeber die Möglichkeit geschaffen, DiGA auch
die Digitale-Gesundheitsanwendungen-Verordnung                      dann in die Versorgung aufzunehmen, wenn noch

1
    h
      ttps://www.bundesgesundheitsministerium.de/digitale-versorgung-gesetz.html
     https://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav?startbk=Bundesanzeiger_BGBl&jumpTo=bgbl119s2562.pdf#__bgbl__%2F%2F*%5B%40attr_
     id%3D%27bgbl119s2562.pdf%27%5D__1614676720622

                                                                                                                               2
1. DiGA - ein neuer Versorgungsbereich

keine kontrollierten, klinischen Studien durchge-                 gestellt, dass nur solche DiGA dauerhaft in die             stellerunabhängigen, wissenschaftlichen Institut zu                   gen, die für DiGA mit hohem Schutzbedarf greifen,
führt wurden. Es müssen allerdings überzeugende                   Regelversorgung aufgenommen werden, die                     erstellen.                                                            unterschieden.
Hinweise vorliegen, dass der Nachweis eines posi-                 umfangreiche Nachweise der positiven Versor-                Evidenzangaben und Studienlage zu jeder einzelnen                     Die Anforderungen zur Interoperabilität einer
tiven Versorgungseffektes von der DiGA im Erpro-                  gungseffekte erbracht haben. Andererseits bekom-            DiGA können im BfArM-Verzeichnis (https://diga.                       DiGA geben vor, dass eine Anwendung geeignet
bungszeitraum erbracht wird.                                      men Patient:innen so die Chance, frühzeitig von             bfarm.de/verzeichnis) unter der Rubrik „Informa-                      sein muss, eine Zusammenarbeit mit anderen Orga-
Soll eine DiGA auf Erprobung zugelassen werden,                   risikoarmen und innovativen Therapieansätzen pro-           tionen für Fachkreise” nachgelesen werden. Dort                       nisationen oder technischen Systemen zu ermögli-
sind Hersteller dazu verpflichtet, beim BfArM eine                fitieren zu können.                                         wird unter „Angaben zur Evidenz” der erbrachte                        chen. Dies wird durch die Verwendung bestimmter
systematische Datenanalyse (z.B. eine Pilotstudie)                                                                            positive Versorgungseffekt benannt und die zugrun-                    Schnittstellen oder Standards gewährleistet.
aus der spezifischen DiGA sowie eine Literatur-                                                                               deliegenden Quellen und Daten sind genauer aus-                       „So müssen DiGA einen unkomplizierten und
recherche einzureichen. Nur wenn die Ergebnisse                   1.4 Evidenznachweis                                         geführt.                                                              sicheren Export von Daten ermöglichen, um bei-
der systematischen Datenauswertung darauf                                                                                                                                                           spielsweise behandlungsrelevante Informationen
hinweisen, dass die DiGA in einer größeren (kon-                  Eine DiGA, für die die Aufnahme in das Verzeichnis                                                                                einfach an eine:n Ärzt:in weitergeben zu können.
trollierten) vergleichenden Studie die positiven                  beantragt wird, muss ihre positiven Versorgungs-            1.5 Qualitätskriterien: Sicherheit,                                   Der Datenexport muss dabei einfach und für die
Versorgungseffekte nachweisen kann, kann der                      effekte anhand einer vergleichenden Studie nach-            Datenschutz & Co.                                                     Nutzer:innen leicht handhabbar sein (beispiels-
Hersteller die BfArM-Listung erhalten. Der Herstel-               weisen - entweder vor Aufnahme in das Verzeichnis                                                                                 weise mit einem entsprechenden Button).”
ler muss darüber hinaus ein detailliertes Evidenz-                oder nach Ablauf des zwölfmonatigen Erprobungs-             Um eine Listung im DiGA-Verzeichnis beantragen zu
konzept vorlegen. Dieses enthält eine Darstellung                 zeitraums (siehe Abschnitt 1.3.2). Hinsichtlich der         können, müssen Hersteller dem BfArM gegenüber
der bestehenden Literatur und Studien, die von                    Methodik sind verschiedene Studien möglich,                 zahlreiche Nachweise erbringen, die von diesem                        1.6 DiGA vs. Gesundheitsapp - Abgrenzung
Dritten durchgeführt wurden, ein nach allgemein                   beispielsweise klinische oder epidemiologische              überprüft und ggf. mit weiteren Nachforderungen
anerkannten wissenschaftlichen Standards erstell-                 Studien. Die Ergebnisse sind in Form eines nach all-        validiert werden. Die Anforderungen umfassen ins-                     Als Digitale Gesundheitsanwendung können
tes Evaluationskonzept für die durchzuführende                    gemeinen wissenschaftlichen Standards angefertig-           gesamt 120 Einzelaspekte aus den folgenden Berei-                     Anwendungen zugelassen werden, deren Haupt-
Studie und im Regelfall ein positives Ethikvotum.                 ten Schlussberichts zu veröffentlichen.                     chen:                                                                 funktion auf einer digitalen Technologie beruht.
Das Evidenzkonzept wird von den Expert:innen des                  Bei einem Antrag auf vorläufige Aufnahme einer                                                                                    Neben Smartphone-Apps können also auch Brow-
BfArM sowie ggf. externen Gutachtern eingehend                    DiGA ist der positive Versorgungseffekt unter               • Sicherheit und Funktionstauglichkeit                                seranwendungen oder andere Programme als DiGA
geprüft und bildet die Grundlage für die Zulassung                anderem mithilfe eines nach allgemein anerkann-             • Datenschutz und Informationssicherheit                              gelten.
auf Erprobung. Sofern der Antrag auf Zulassung auf                ten, wissenschaftlichen Standards erstellten Eva-           • Qualität, insbesondere Interoperabilität5                           Der Begriff „Digitale Gesundheitsanwendung” ist
Erprobung positiv beschieden wird, ist der finale                 luationskonzepts glaubhaft darzulegen. Dieses                                                                                     zwar nicht geschützt, ist jedoch im Gesundheits-
Nutzennachweis innerhalb von 12 Monaten nach                      beinhaltet z.B. den Randomisierungsprozess in der           Im praktischen Einsatz von DiGA sind Datensi-                         wesen ausschließlich für solche Anwendungen vor-
Aufnahme in das DiGA-Verzeichnis zu erbringen.                    Studie, die Spezifizierung der statistischen Analysen       cherheit und Datenschutz für viele Ärzt:innen                         gesehen, die im offiziellen DiGA-Verzeichnis gelistet
Durch dieses Verfahren ist einerseits sicher-                     oder die Art der Verblindung und ist von einem her-         und Psychotherapeut:innen von besonderem                              sind. Damit wird sichergestellt, dass diese Anwen-
                                                                                                                              Interesse. Daher muss jede DiGA den Anforderun-                       dungen einen medizinischen Nutzen oder eine
                                                                                                                              gen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO)                           Struktur- und Verfahrensverbesserung nachgewie-
                                                                                                                              sowie der Digitale Gesundheitsanwendungen-Ver-                        sen haben und von Ärzt:innen verordnet werden
                                                                                                                              ordnung (DiGAV) entsprechen. Daraus ergibt sich,                      können.
                                                                                                                              dass Anbieter beispielsweise keinerlei Daten auf
                                                     Geforderter Evidenznachweis
                                                     bereits vorhanden?                                                       Servern ohne entsprechenden Angemessenheits-                          Digitale Gesundheitsanwendungen grenzen sich in
                                                                                                                              beschluss sichern dürfen. Außerdem dürfen perso-                      vielerlei Hinsicht von den bereits seit vielen Jahren
                       Nein4                                                                        Ja                        nenbezogene Daten nach dem Nutzungsende der                           existierenden „Gesundheitsapps“ ab:
                                                                                                                              Anwendung nicht gespeichert werden, sondern
                                                                                                                              sind unmittelbar zu löschen. Herstellern Digitaler                    (1)F unktionsumfang: Die Funktionen Digitaler
                                                                                                                              Gesundheitsanwendungen ist es untersagt, Daten                             Gesundheitsanwendungen unterstützen ihre
               Zulassung der DiGA auf                                                    Dauerhafte Zulassung                 von Nutzer:innen außerhalb des bestimmungs-                                Nutzer:innen in der Erkennung, Überwachung,
             Erprobung für 12 Monate                                                         der DiGA
                                                                                                                              gemäßen Gebrauchs (d.h. zum Nachweis positiver                             Behandlung oder Linderung von Erkrankun-
                                                                                                                              Versorgungseffekte oder zur dauerhaften Gewähr-                            gen. Ebenso können sie auch Strukturen und
                                                                                                                              leistung der technischen Funktionalität) zu nutzen.                        Prozesse rund um die medizinische Versorgung
                                                  Erfolgreicher Nachweis
                        Nein                                                                        Ja                        Eine kommerzielle Nutzung von Gesundheitsdaten                             verbessern. Diesen Effekt, vom Gesetzgeber
                                                positiver Versorgungseffekte
                                                                                                                              ist ausdrücklich verboten. Somit haben DiGA weder                          auch als medizinischer Nutzen oder Struktur-
                                                                                                                              versteckte Kosten noch werden Daten für Werbe-                             und Verfahrensverbesserung bezeichnet, müs-
                                                                                                                              zwecke verwendet.                                                          sen Digitale Gesundheitsanwendungen für ihre
                                                                                         Dauerhafte Zulassung
            DiGA verliert ihre Zulassung                                                                                      Darüber hinaus müssen DiGA diverse Anforderun-                             Zulassung nachweisen. Das Programm einer
                                                                                              der DiGA
                                                                                                                              gen zur Informationssicherheit erfüllen, die sich                          DiGA ist auf eine Begleitung und Unterstützung
                                                                                                                              an den Empfehlungen des Bundesamts für Sicher-                             der Patient:innen von mehreren Wochen oder
                                                                                                                              heit in der Informationstechnik (BSI) orientieren.                         auch Monaten ausgelegt. Andere Gesundheits-
                                                                                                                              Dabei wird zwischen Basisanforderungen, die aus-                           apps hingegen bieten in ihrer Funktionalität
Abb.: Wege zur Zulassung                                                                                                      nahmslos zu erfüllen sind, und Zusatzanforderun-                           oftmals vorrangig Tracking-Möglichkeiten oder

2
  h
    ttps://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/Gesetze_und_Verordnungen/GuV/D/DiGAV_RefE.pdf
3
   https://diga.bfarm.de/de/verzeichnis                                                                                       5
                                                                                                                                  https://www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/Service/Beratungsverfahren/DiGA-Leitfaden.pdf?__blob=publicationFile&v=11, S. 37
4 
   Nein, aber bereits plausibel begründet siehe BfArM dazu
   https://www.bfarm.de/SharedDocs/Bilder/zzz/DE/Presse/FastTrack_.jpg?__blob=poster&v=4

3                                                              Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung e.V.                                                                                                                                                 4
2. DiGA in der Versorgung

       allgemeingültige Tipps und Handreichungen für                             dungen andere Kriterien als Gesundheitsapps,                  2. DiGA in der Versorgung                               Möglichkeit, die Progression der Erkrankung zu ver-
       einen Gesundheitsbereich. Ihre Funktionen und                             denn DiGA müssen neben den Vorschriften der                                                                           folgen. Sie erhalten Informationen zu Patient:innen
       Wirksamkeit werden nicht gesondert und unab-                              DSGVO auch die darüber hinausgehenden, stren-                 2.1 Verordnung und Kosten von DiGA                      in einem einheitlichen Format. Dies kann Ärzt:innen
       hängig überprüft.                                                         gen Vorschriften der DiGAV erfüllen. Vor dem                                                                          in ihren Entscheidungen zu Therapieanpassungen
                                                                                 Zulassungsverfahren führen Hersteller umfang-                 „Apps auf Rezept” können von Ärzt:innen sowie           unterstützen. Viele DiGA bieten ihren Nutzer:innen
    (2) M edizinprodukt: Digitale Gesundheitsan-                                reiche Sicherheitstests durch, die gewährleisten,             von Psychotherapeut:innen und Zahnärzt:innen            beispielsweise die Möglichkeit, einen Export des
         wendungen sind immer CE-gekennzeichnete                                 dass die Gesundheitsdaten der Patient:innen vor               verordnet werden. Wer ein Rezept für eine DiGA          Arztreportes vorzunehmen. Exportierte Reports
         Medizinprodukte der Risikoklasse I oder IIa.                            den Zugriffen Dritter geschützt sind.                         erhalten hat, reicht dieses bei der Krankenkasse ein    können ausgedruckt oder per E-Mail geteilt werden.
         Gesundheitsapps sind oft keine Medizinpro-                                                                                            und erhält dafür einen Rezept-Code. Dieser wird in      Perspektivisch werden Informationen aus Digitalen
         dukte, sie besitzen also u.a. keine medizinische                   (4) Kostenerstattung durch Krankenkassen: DiGA                    der App eingegeben, woraufhin diese freigeschaltet      Gesundheitsanwendungen immer stärker in die
         Zweckbestimmung. So kann beispielsweise ein                             werden über sämtliche gesetzliche Krankenkas-                 wird. Wer kein ärztliches Rezept hat, kann die Nut-     elektronische Patientenakte integriert, so dass sie
         Abnehmprogramm grundsätzlich auch Men-                                  sen hinweg erstattet. Verwendet eine Person also              zung der DiGA bei seiner Krankenkasse beantragen.       direkt im Praxissystem verfügbar sein werden.
         schen mit Adipositas helfen, ist jedoch nicht                           eine Digitale Gesundheitsanwendung, kann sie                  Für die diese Genehmigung von der Krankenkasse
         explizit auf deren Bedürfnisse ausgelegt, son-                          dies auch bei einem Wechsel der Krankenkasse                  ist das Vorliegen der medizinischen indikation nach-
         dern richtet sich auch an Menschen, die aus                             weiter tun. Bei Gesundheitsapps ist dies in weni-             zuweisen, für welche die DiGA bestimmt ist. Dieser      2.3 Abrechnung ärztlicher Leistung
         anderen Gründen Körpergewicht verlieren                                 gen Fällen zutreffend, da die Kostenübernahme                 Nachweis kann beispielsweise ein entsprechender
         wollen. Eine Meditationsapp könnte grundsätz-                           entweder auf Selektivverträgen zwischen Herstel-              Arztbrief sein.                                         Sofern vertragsärztliche Leistungen für die Versor-
         lich auch Menschen helfen, die unter Angststö-                          lern und Kassen basiert oder die Apps direkt von                                                                      gung mit DiGA erforderlich sind, werden diese von
         rungen leiden. Jedoch wurden ihre Inhalte nicht                         den Kassen selbst entwickelt wurden.                          Für Digitale Gesundheitsanwendungen gilt das            den gesetzlichen Krankenversicherungen vergütet.
         explizit daraufhin überprüft, ob sie Patient:in-                                                                                      Sachleistungsprinzip. Das bedeutet, die Kosten wer-     Das betrifft etwa die Vergütung einer möglichen
         nen mit Angststörungen helfen. Medizinpro-                         (5) Finanzierung: Hersteller Digitaler Gesundheits-               den vollständig und unmittelbar von der Kranken-        ärztlichen Beratung der Versicherten, die durch die
         duktehersteller sind dazu verpflichtet strenge                          anwendungen finanzieren sich über die Ein-                    kasse übernommen. Versicherte müssen nicht in           digitale Anwendung initiiert ist. Die genaue Ausge-
         Qualitätsmanagement- und Kontrollsysteme                                nahmen, die durch die Kostenerstattung der                    Vorleistung gehen und keine Zuzahlung leisten.          staltung der Vergütung wird - z.T. DiGA-spezifisch
         einzuführen und zu betreiben. Diese unterliegen                         Krankenkassen erzielt werden. Die Geschäftsmo-                                                                        - vom einheitlichen Bewertungsausschuss im EBM/
         der Kontrolle der zuständigen Landesbehörden.                           delle der Hersteller von Gesundheitsapps können                                                                       EBZ festgelegt bzw. zwischen Kassenärztlicher Bun-
         Zudem lassen Hersteller von Medizinprodukten                            auch auf Werbeeinnahmen oder Premium-Abon-                    2.2 DiGA im ärztlichen Alltag - welchen Nutzen          desvereinigung (KBV) und dem Spitzenverband der
         ihre Qualitätssicherungssysteme von staatlich                           nements beruhen. Teilweise bieten gesetzliche                 bringen sie?                                            Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV-SV) aus-
         benannten Zertifizierungsstellen auditieren.                            Krankenkassen eigene Gesundheitsapps an, um                                                                           gehandelt.
                                                                                 damit ihre Attraktivität für neue Kund:innen zu               Digitale Gesundheitsanwendungen sind eine inno-
    (3) D
         atenschutz: In puncto Datenschutz und Daten-                           erhöhen. Dabei können Daten von Patient:innen                 vative Therapieform. Sie basieren auf Software          Aktuell (August 2021) gibt es zwei EBM-Ziffern zur
        sicherheit erfüllen Digitale Gesundheitsanwen-                           direkt an ihre Krankenkasse übermittelt werden.               sowie teilweise auf Hardware, beispielsweise auf        ärztlichen Abrechnung von Leistungen im Zusam-
                                                                                                                                               Sensoren und Wearables. Das Anwendungsspekt-            menhang mit DiGA:
                                                                                                                                               rum ist sehr breit. DiGA können als konservative Pri-
                                                                                                                                               märtherapie oder als begleitende Therapie neben         • E
                                                                                                                                                                                                          ine allgemeine Zusatzpauschale für das Ausstel-
                        Gesundheits-Apps                                              Digitale Gesundheitsanwendungen                          der klassischen pharmakologischen Intervention            len einer Erstverordnung einer DiGA (GOP 01470:
                                                                                                                                               oder Begleitung durch Heilmittel eingesetzt werden.       18 Punkte/2 Euro).
                                   Ziel:                                                                     Ziel:                             Sie können sowohl bewährte, leitliniengerechte          • E
                                                                                                                                                                                                          ine spezielle Zusatzpauschale für die Verlaufs-
                                                                                                                                               Lebensstilintervention in einem strukturierten und        kontrolle und die Auswertung der DiGA somnio
      Verbesserung von Gesundheit oder Wohlbefinden                               Verbesserung von Gesundheit oder Versorgung                  validierten Therapieprogramm, diagnostische Ele-          (GOP 01471: 64 Punkte/7,12 Euro).
                                                                                                                                               mente zur Steuerung der Therapie als auch eigene
                   Kein klinischer Nutzungsnachweis                                      Nutzungsnachweis durch klinische Studie               dedizierte Wirkmechanismen beinhalten. DiGA sind
                                                                                                                                               für die eigenständige Nutzung durch Patient:innen
                                                                                                                                               selbst oder auch für die gemeinsame Nutzung mit
                       In der Regel Selbstzahler                                               Erstattet durch GKV und PKV6
                                                                                                                                               dem Leistungserbringer vorgesehen. Sie können
                                                                                                                                               bestehende Therapien ergänzen und unterstützen,
                     Datensicherheit nicht reguliert                                   Gesetzliche Vorschriften für Datensicherheit            sollen die ärztliche Begleitung jedoch keinesfalls
                                                                                                                                               ersetzen. Sinnvoll ist eine enge Einbindung einer
                                                                                                                                               DiGA in die konservative, ärztliche Therapie.
                  Datenschutz durch DSGVO reguliert                                         Zusätzliche Datenschutzregularien

                                                                                                                                               Viele Digitale Gesundheitsanwendungen verfügen
                          kein Medizinprodukt                                             CE-gekennzeichnetes Medizinprodukt                   über Funktionen zur Erfassung erkrankungsrele-
                                                                                                                                               vanter Parameter, wie Schmerzintensität, Anfalls-
                                                                                                                                               häufigkeit, Körpergewicht oder BMI. Dafür werden
                                                                                                                                               im Regelfall validierte Fragebögen und Werkzeuge
Abb.: Unterschiede Gesundheits-Apps und Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA)                                                                 verwendet. Behandelnde Ärzt:innen haben so die

6
    D
      ie Erstattung durch private Krankenversicherungen ist noch nicht eindeutig geregelt. Patient:innen sollten sich vor der Einlösung des
     Rezeptes bei ihrer PKV erkundigen, ob die Kosten übernommen werden.

5                                                                        Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung e.V.                                                                                                                              6
3. Fragen aus der ärztlichen Praxis / FAQ

                                                                  2.4 Information und Beratung von Patient:innen         3. Fragen aus der ärztlichen Praxis / FAQ             keit, die einzelnen DiGA kennenzulernen und aus-
                                                                                                                                                                               zuprobieren. Bitte wenden Sie sich dazu an den
                                                                  Für die Beantwortung produktspezifischer Fragen        3.1 Datenschutz und Datensicherheit                   jeweiligen Hersteller.
                                                                  von Patient:innen müssen DiGA-Hersteller einen
                                                                  Support-Service zur Verfügung stellen, der alle Fra-   Sind die Daten in einer DiGA sicher?                  Spart die DiGA Arztkonsultationen ein?
                                                                  gen innerhalb von 24 Stunden beantwortet. Dies         DiGA müssen nicht nur die Anforderungen der           DiGA verfolgen nicht den Zweck, Arztkonsultationen
                                                                  kann per Telefon, E-Mail oder Chat erfolgen und        DSGVO erfüllen, sondern zusätzliche Regularien der    einzusparen. Vielmehr sollen sie die ärztliche Thera-
                                                                  muss auch am Wochenende gewährleistet sein.            DiGAV. Damit wurde ein sehr hohes Sicherheits-        pie insgesamt verbessern, indem sie Ärzt:innen und
                                                                  Informationen, für welche Patient:innen und wel-       niveau etabliert. Dies gewährleistet, dass Daten      Patient:innen durch digitale Prozesse unterstützen.
                                                                  che Indikationen eine DiGA geeignet ist oder welche    nicht gegen den Willen von Patient:innen verwendet    So können Informationen aus einer DiGA (z.B. Arzt-
                                                                  Funktionen sie beinhaltet, sind im DiGA-Verzeichnis    werden.                                               report) dabei helfen, Gespräche mit Patient:innen
         Schritt 1: Verordnung / Nutzungsfreigabe                 des BfArM unter https://diga.bfarm.de/de/verzeich-                                                           zielgerichteter durchzuführen.
        DiGA per PZN in der PVS auswählen und den
        Patient:innen wie gewohnt Arzneimittelrezept              nis genauer ausgeführt. Künftig werden ausführli-      Wo werden die Daten einer DiGA gespeichert?
                         ausstellen.                              che Informationen zu einzelnen DiGA auch auf der       Anbieter dürfen per Gesetz keinerlei Daten auf Ser-   Welche Angaben muss das Rezept für eine DiGA
                                                                  Plattform www.digitalversorgt.info des Spitzenver-     vern ohne entsprechenden Angemessenheitsbe-           enthalten?
                                                                  bands Digitale Gesundheitsversorgung zu finden         schluss sichern.                                      Name der Anwendung, PZN sowie Verordnungs-
                                                                  sein.                                                                                                        dauer
                                                                                                                         Wer kann auf Daten einer DiGA zugreifen?
                                                                  (Informationen zu Fortbildungsangeboten rund um        DiGA-Hersteller dürfen auf Daten nur zugreifen,
                                                                  DiGA: siehe Kap. 4)                                    insofern dies der Zweck der DiGA und der Nach-        3.3 Kostenübernahme
                                                                                                                         weis des positiven Versorgungseffektes erfordert.
                                                                                                                         Die Daten aus einer DiGA dürfen von Herstellern       Erstatten private Krankenversicherer die Kosten
                                                                  2.5 Fachinformationen zu verschiedenen DiGA            ausschließlich zur Verbesserung der DiGA oder         einer DiGA?
                                                                                                                         Gewährleistung ihrer technischen Funktionalität       Die Erstattung durch private Krankenversicherun-
                                                                  Detaillierte Informationen für Ärzt:innen und Psy-     verwendet werden.                                     gen ist noch nicht eindeutig geregelt. Im Zweifel
                Schritt 2: Rezept-Einlösung                       chotherapeuti:innen zu den einzelnen Digitalen                                                               sollten sich Patient:innen vor der Einlösung des
     Patient:innen reichen das Rezept bei Krankenkasse            Gesundheitsanwendungen sind im BfArM-Verzeich-         Ärzt:innen oder Psychotherapeut:innen können nur      Rezeptes bei ihrer PKV erkundigen, ob die Kosten
     ein und erhalten dafür einen Rezept-Code, um die             nis unter https://diga.bfarm.de/de/verzeichnis und                                                           übernommen werden.
                                                                                                                         auf Daten zugreifen, wenn eine eindeutige Einwilli-
                    DiGA freizuschalten.
                                                                  unter dem Unterpunkt “Informationen für Fach-          gung des Patienten oder der Patientin vorliegt.
                                                                  kreise” zu finden. Dort sind u.a. Angaben zu Patien-                                                         Trägt die GKV unweigerlich den gesamten Preis der
                                                                  tengruppen, Verordnung oder Evidenz aufgelistet.       Dürfen Krankenkassen auf die durch DiGA gewon-        DIGA?
                                                                  Ausführliche Informationen zu DiGA allgemein und       nen Daten zurückgreifen?                              Ja, die GKV muss den vollen Preis der DiGA, der im
                                                                  einzelnen Anwendungen im Speziellen werden             Nein, Krankenkassen haben keinen Zugriff auf die      BfArM-Verzeichnis angegeben ist, erstatten. Eine
                                                                  künftig auch unter www.digitalversorgt.info aufge-     Daten aus einer DiGA.                                 Zuzahlung ist nicht vorgesehen und die Kranken-
                                                                  führt.                                                                                                       kasse trägt die Kosten für den kompletten Zeitraum
                                                                                                                         Wird mit den Daten Geld verdient?                     der Verordnung und etwaige Folgeverordnungen.
                                                                                                                         Mit den durch die DiGA erhobenen Daten wird kein
                                                                  2.6 Zuständigkeiten bei Schwierigkeiten mit der        Geld verdient (wie es bspw. durch die Nutzung für     Kann eine Kostenübernahme auch ohne ärztliche
                                                                  Anwendung                                              Werbung aus anderen Apps bekannt ist). Dies ist       Verordnung erfolgen?
                                                                                                                         durch die Vorgaben der DiGAV ausgeschlossen.          Eine Nutzung ohne ärztliche Verordnung ist dann
                                                                  Hersteller Digitaler Gesundheitsanwendungen sind       Einige DiGA bieten Patient:innenen die Möglichkeit,   möglich, wenn der Patient oder die Patientin die
                                                                  gesetzlich dazu verpflichtet, einen Support anzu-      ihre Einwilligung zu erteilen, damit erhobene Daten   für die DiGA erforderliche Indikation gegenüber
                                                                  bieten, der innerhalb von 24 Stunden Anfragen          in verschlüsselter und pseudonymisierter Form zu      der Krankenkasse nachweisen kann. Dann händigt
                     Schritt 3: Abrechnung                        von Patient:innen beantwortet - auch an Wochen-                                                              diese den entsprechenden Freischaltcode für die
     Die Kosten werden nach dem Sachleistungsprinzip
                                                                                                                         Zwecken der medizinischen Forschung genutzt wer-
     unmittelbar und vollständig von der Krankenkasse             enden. Auf den Webseiten der Hersteller sind alle      den können. Damit tragen Nutzer:innen dazu bei,       DiGA aus.
     übernommen, Versicherte müssen nicht in Vorleis-             Informationen zum Support für Patient:innen und        die medizinische Versorgung in Deutschland weiter
     tung gehen oder zuzahlen. DiGAs gliedern sich wie            Ärzt:innen erhältlich. Neben dem Support bieten        zu verbessern.
    Hilfsmittel in die Versorgung ein und es gibt für Sie als     viele Hersteller Schulungen per Video, Telefon oder
        behandelnde:n Ärzt:in keine Budgetdeckelung.
                                                                  auch persönlich zum Umgang mit der DiGA an,
                                                                  sowohl für Patient:innen als auch für Ärzt:innen und   3.2 Integration in die ärztliche Versorgung
                                                                  Psychotherapeut:innen. Informationen dazu sind
                                                                  auf den Webseiten sowie direkt bei den Herstellern     Können DiGA vor der Verordnung getestet werden?
                                                                  erhältlich.                                            Die meisten Hersteller bieten Produktschulungen
                                                                                                                         und zeitlich limitierte Testzugänge für Ärzt:innen
                                                                                                                         und Praxisteams an. So erhalten diese die Möglich-

7                                                               Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung e.V.                                                                                                                 8
4. Fortbildungsangebote zu DiGA
                                                                                                                                                                             kostenlos & ohne Voranmeldung

3.4 Haftung

Wer haftet für Fehlanwendungen und Nebenwir-
kungen?
Die Haftung erfolgt parallel zur Haftung bei der
Verordnung oder dem Einsatz von anderen Medi-                                                                                           CME-zertifizierte Fortbildungen live auf
zinprodukten, also letztlich in Abhängigkeit vom
Verschulden. Kurz gefasst: Grundsätzlich sind Her-                                                                                          www.digitalversorgt.de/events
steller dazu verpflichtet, dass die Anwendung der
jeweiligen DiGA fehlerfrei erfolgt, d.h. bei Schäden,
die auf Produktfehler zurückzuführen sind, haftet
primär der jeweilige Hersteller. Im Rahmen der ärzt-                                                                                                     Adipositas behandeln – leitlininiengerecht, multimodal,
lichen Tätigkeit ist allerdings darauf zu achten, dass                                                        25. Januar 2022       18:00 - 19:30 Uhr
                                                                                                                                                         digital
die Diagnose für die verordnete DiGA vorliegt und
alle Kontraindikationen ausgeschlossen wurden,
d.h. die DiGA indikationsgemäß eingesetzt wird.                                                               11. Januar 2022       18:00 - 19:30 Uhr    Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) im Bereich
                                                                                                              02. Februar 2022      16:00 - 17:30 Uhr    psychischer Erkrankungen
                                                                                                              23. März 2022         16:00 - 17:30 Uhr
3.5 Produkte
                                                                                                              26. Januar 2022       17:30 - 19:00 Uhr    Digitale Gesundheitsanwendungen als Therapiebeglei-
Gibt es DiGA, die zusammen mit einem Hilfsmit-                                                                02. März 2022         17:30 - 19:00 Uhr    tung im Anwendungsgebiet Diabetes mellitus
tel oder anderen Anwendungen verordnet werden
können oder sollen?                                                                                                                                      Grundlagen und Behandlungsmöglichkeiten der erekti-
Grundsätzlich können Digitale Gesundheitsan-                                                                  19. Januar 2022       18:00 - 19:30 Uhr
                                                                                                                                                         len Dysfunktion
wendungen zusammen mit Hardware verschrie-
ben werden, wenn ihre Hauptfunktion weiterhin
auf digitalen Technologien beruht. Eine DiGA, die                                                             27. Januar 2022       18:00 - 19:30 Uhr    Migräne digital behandlen im Kontext von DiGA
zusammen mit einer Hardware verordnet wird,                                                                   09. März 2022         18:00 - 19:30 Uhr    (Digitale Gesundheitsanwendung)
ist z.B. die Anwendung “Invirto”, die eine digitale                                                           04. Mai 2022          18:00 - 19:30 Uhr
Psychotherapie mithilfe einer Virtual Reality-Brille
anbietet.                                                                                                                                                Rücken- und Gelenkschmerzen: Leitliniengetreue
                                                                                                              18. Januar 2022       19:30 - 21:00 Uhr    Behandlung des Bewegungsapparats mit digitalen
                                                                                                                                                         Gesundheitsanwendungen
3.6 Evidenz
                                                                                                              12. Januar 2022       19:00 - 20:30 Uhr    Tabakentwöhnung in der Arztpraxis - einfach, schnell
Wo kann ich als Ärzt:in oder Psychotherapeut:in                                                               06. April 2022        19:00 - 20:30 Uhr    und effektiv
die Studien, die zu einer DiGA vorliegen, einsehen?
Im offiziellen DiGA-Verzeichnis des BfArM unter                                                               20. Januar 2022       18:00 - 19:30 Uhr
https://diga.bfarm.de/verzeichnis sind unter dem                                                                                                         Was tun, wenn meine Patienten schlecht schlafen?
                                                                                                              23. Februar 2022      17:00 - 18:30 Uhr
Reiter “Informationen für Fachkreise” Angaben zur                                                                                                        Bewährte Methoden und neue Wege per App auf Rezept
                                                                                                              30. März 2022         17:00 - 18:30 Uhr
Studienlage und Evidenz für die jeweilige DiGA zu
finden.

                                                           Abb.: Digitale Gesundheitsanwendungen
                                                                    in Kombination mit Hardware

9                                                        Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung e.V.                                                                                                        10
5. Perspektiven auf DiGA

           Hartmannbund
           Verband der Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e. V.

 Digitale Gesundheitsanwendungen (kurz: DIGA)            Welche potenziellen Vorteile ergeben sich aus          Welche Chancen ergeben sich für Patient:innen              wird, könnte dann gemeinsam mit Patient:innen
 werden durch das Bundesamt für Arzneimittel und         Sicht des Hartmannbundes für Ärzt:innen, Psy-          durch eine Verankerung Digitaler Gesundheitsan-            anhand der Informationen, die die DiGA erfasst hat,
 Medizinprodukte (BfArM) geprüft. Zum Beleg des          chotherapeut:innen und Patient:innen?                  wendungen (DiGA) in der Regelversorgung und im             über die Diagnose, Anpassungen der Therapie oder
 medizinischen Nutzens ist eine klinische Studie                                                                Praxisalltag?                                              Verbesserung des Adhärenzverhaltens gesprochen
 erforderlich. Als Hartmannbund sehen wir hierfür                                                                                                                          werden.
 randomisiert-kontrollierte Studien als Goldstandard     Patient:innen
 an.                                                                                                            Patient:innen wünschen Vertrauensverhältnis
                                                         • U
                                                            nterstützung und Motivation bei der Therapie-                                                                 Patient:innen wollen verstärkt eine selbstbe-
 Wir sehen in dem neuen Versorgungsbereich ein             umsetzung                                            Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) dienen              stimmte Rolle einnehmen
 großes Potenzial für das intime Arzt-Patienten-         • S
                                                            teigerung von Adhärenz und Sicherheit              der Ergänzung einer Arzt-Patienten-Beziehung.
 Verhältnis! Die Mehrwerte durch die Nutzung der                                                                Die Nutzung von DiGA kann die Arzt-Patienten-              Die Suche nach Gesundheitsinformationen im Inter-
 Anwendungen sollten auf der Hand liegen. Ein            • Z
                                                            eitgemäßer Umgang mit einer (chronischen)          Beziehung über die punktuellen Treffen in den               net gehört für eine steigende Zahl von Bürger:innen
 Report für das Fachpersonal sollte beispielsweise         Erkrankung                                           Sprechstunden hinaus vertiefen, da Ärzt:innen und          zum Alltag. Gleichzeitig wird es für Patient:innen
 Standard sein.                                          • Stärkung der Gesundheitskompetenz                    Psychotherapeut:innen die Möglichkeit erhalten,            immer schwieriger, die Qualität und Zuverlässigkeit
                                                                                                                ihre Patient:innen mit Hilfe der DiGA in ihrem The-        der Quellen zu bewerten. Gleiches gilt für das Ange-
                                                         • V
                                                            erfügbarkeit validierter Informationen auf Basis   rapiealltag zu begleiten.                                  bot digitaler Anwendungen.
                                                           von Leitlinien jederzeit und an jedem Ort                                                                       Die in der Regelversorgung verankerte Verschrei-
                                                         • U
                                                            nterstützung durch 24h-Antwort-Support der                                                                    bung und Empfehlung von digitalen Angeboten
          DIAGNOSE: NÜTZLICH                               Hersteller                                           Lange Wartezeiten für Patient:innen kritisch               durch Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen nutzt
                                                         • N
                                                            utzung durch die Patient:innen muss transpa-                                                                  das bestehende Vertrauensverhältnis und die Kom-
                                                           rent einsehbar sein                                  Für Patient:innen ist es besonders herausfordend,          petenz der Versorger:innen, um sicherzustellen,
                                                                                                                lange auf einen Facharzttermin warten zu müssen.           dass Patient:innen qualitativ hochwertige digitale
                                                         • F
                                                            lexiblere Verschreibungszeiträume sollten zur      Dies kann auch den Verlauf der Erkrankung negativ          Anwendungen nutzen.
                                                           Verfügung stehen.                                    beeinflussen. Die Verschreibung einer passenden
                                                                                                                DiGA ermöglicht den Behandelnden, in diesen Fäl-
                                                                                                                len Unterstützung anzubieten.                              Über Patients4Digital
                                                         Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen                   Weiterhin können über DiGAs bereits im Vorfeld
                                                                                                                zum Facharzttermin wichtige Informationen über             Patients4Digital (P4D) ist eine Initiative, die sich für
                                                         • B
                                                            udgetentlastung durch extrabudgetäre Verord-       die Symptomatik des Leidens der Patientin oder             ein patientenorientiertes zukünftiges Gesundheits-
                                                           nung                                                 des Patienten standardisiert erfasst werden. Diese         system 4.0 einsetzt.
                                                         • M
                                                            ehr Zeit für das Arzt-Patienten Gespräch durch     Informationen können die Diagnose beim Erstbe-             Wir wollen Bürger:innen ermöglichen, ihre neue
                                                           verlängerten digitalen Arm als Brücke zwischen       such der Fachärzt:innen erleichtern.                       Rolle im digitalisierten Gesundheitswesen und
                                                           den Vorstellungsterminen                                                                                        Gesundheitsmarkt aktiv zu gestalten und wahrzu-
                                                                                                                                                                           nehmen.
                                                         • Verschreibung mit gewohnten Mitteln (Muster 16)     Gezielte Gespräche helfen Patient:innen im
                                                         • E
                                                            ntlastung durch aufbereitete Auswertung von        Umgang mit der Erkrankung
                                                           Daten - als zusammengefasstes Kurzprotokoll -
                                                           möglich                                              Der Praxisalltag erlaubt es oft nicht, detaillierte Auf-
                                                         • T
                                                            ransparente Nutzungsanalyse für erneute Ver-       zeichnungen, Tagebücher zu Symptomen und Medi-
                                                                                                                kamenteneinnahmen oder Daten, die über Devices
            JETZT IM STORE:                                schreibung sinnvoll
                                                                                                                erfasst wurden, gemeinsam mit Patient:innen zu
       DIE HARTMANNBUND-APP                              • A
                                                            nfallender Mehrarbeit muss eine adäquate Ver-      besprechen.
                                                           gütung gegenüberstehen                               Die Unterstützung durch eine DiGA kann es Ärzt:in-
                                                                                                                nen und Psychotherapeut:innen erleichtern, ein
                                                                                                                Gespräch auf Augenhöhe zu führen und ihre
                                                                                                                Patient:innen abzuholen. In der Zeit, die üblicher
                                                                                                                Weise für die Befragung der Patientin aufgewendet

11                                                     Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung e.V.                                                                                                                         12
5. Perspektiven auf DiGA

                                                                                                                                                                              Kontakt: info@bdi.de

     Politischer Wille und ärztliche                          Patient:innen verbessern. Skeptische Stimmen rüh-
                                                                                                                      Fokus. Die vorläufige Listung im BfArM-Verzeichnis
                                                                                                                      für DiGA, die einen Nutzennachweis noch erbringen
     Wirklichkeit                                             ren einerseits daher, dass eine ganze Berufsgruppe      müssen, ist im Sinne einer zügigen Überführung
                                                              jahrzehntelang mit schlechten IT-Lösungen ver-          von Innovation in die Regelversorgung zwar nach-
     Anforderungen an die Integration digitaler               sorgt wurde; andererseits besteht an vielen Stellen     vollziehbar, birgt jedoch ebenso offensichtliche
     Gesundheitsanwendungen (DiGA) in den Praxis-             noch ein großes Informationsdefizit über das DiGA-      Risiken. Hier gilt: je höher die Evidenz, desto höher
     alltag aus ärztlicher Sicht.                             Angebot, die medizinische Evidenz und die Funk-         ist die Bereitschaft zur Verordnung auf Seiten der
                                                              tionsweise einzelner Anwendungen. Und es fehlen         Ärzt:innen.
     Berufsverband Deutscher Internistinnen und               Konzepte zur besseren ärztlichen Einbindung in den
     Internisten e.V. (BDI)                                   Verordnungs- und Therapieprozess.                       Darüber hinaus steigt das Vertrauen in digitale
                                                                                                                      Anwendungen mit zunehmender persönlicher Nut-
                                                              Für eine erfolgreiche Integration in den Versor-        zererfahrung. Ärzt:innen, die beruflich oder privat
     Mit digitalen Gesundheitsanwendungen erwei-              gungsalltag ist es empfehlenswert, die Akzep-           bereits Gebrauch von DiGA gemacht haben und
     tert sich das Spektrum an Therapieangeboten im           tanz von DiGA innerhalb der Ärzteschaft zu              deren Funktionsweise kennen, fällt eine Empfeh-
     Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung             erhöhen. Zwar besteht bereits die Möglichkeit, dass     lung gegenüber den Patient:innen zweifelsohne
     erstmals um digitale Anwendungen jenseits der            Patient:innen sich bei entsprechender ärztlicher        leichter. Ärzt:innen müssen daher die Möglichkeit
     Telemedizin. Ein halbes Jahr nach dem DiGA-Start         oder psychotherapeutischer Diagnose eine DiGA           haben, DiGA umfassend – z.B. über großzügige Test-
     besteht jedoch weiterhin ein Ungleichgewicht zwi-        direkt von ihrer Krankenkasse erstatten lassen kön-     zugänge – im Vorfeld einer Verschreibung zu testen.
     schen dem politischen Willen des Gesetzgebers und        nen. Aus ärztlicher Sicht ist diese Vorgehensweise
     den Erwartungen von Ärzt:innen hinsichtlich der flä-     jedoch weder medizinisch sinnvoll noch im Sinne         Die Einbindung von Ärzt:innen in den Verordnungs-
     chendeckenden Integration von „Apps auf Rezept“          einer flächendeckenden Verankerung praktikabel.         und Therapieprozess muss für einen optimalen
     in die Regelversorgung.                                  Ärzt:innen erwarten, dass DiGA komplementär zu          Therapieverlauf gewährleistet sein. Besonders vor
                                                              bestehenden Behandlungsansätzen eingesetzt              der erstmaligen Anwendung einer DiGA ist das
     Für Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sind            werden. Aus internistischer Sicht bestehen z.B. bei     Arzt-Patienten-Gespräch medizinisch notwendig.
     digitale Gesundheitsanwendungen ein zentraler            vielen chronischen internistischen Erkrankungen         Damit wird nicht nur die Arzt-Patienten-Beziehung
     Baustein seiner Digitalisierungsoffensive für das        sowohl im haus- als auch fachärztlichen Bereich         gestärkt, sondern es kann auch eine umfassende
     deutsche Gesundheitswesen. Sie stellen in einem          mannigfaltige Einsatzmöglichkeiten. Hier erwarten       Aufklärung sowie die Festlegung gemeinsamer The-
     System, dessen digitale Infrastruktur lange ver-         wir eine deutliche Ausweitung des bestehenden           rapieziele stattfinden. Bei langfristigen Verordnun-
     nachlässigt wurde, einen Innovationssprung dar,          Angebots. DiGA können und dürfen die ärztliche          gen (Folgerezepte) sind zudem Verlaufskontrollen
     der Deutschland einerseits schlagartig an die euro-      Behandlung sowie den direkten Arzt-Patienten-Kon-       eine sinnvolle Ergänzung.
     päische Spitze katapultiert, während sich zeitgleich     takt nicht ersetzen, sondern müssen diese sinnvoll
     grundlegende Anwendungen, wie die elektronische          ergänzen.                                               Letztendlich muss der zeitliche Mehraufwand für
     Patientenakte (ePA) oder das e-Rezept, noch im Ent-                                                              die Beratung und die Therapiebegleitung auch
     wicklungsprozess befinden. Die Politik verspricht                                                                abrechnungstechnisch eine angemessene Berück-
     sich von DiGA nicht nur eine Verbesserung der            Ärztliche Anforderungen im Detail                       sichtigung finden. Als neuartiges Medizinprodukt
     Patientenversorgung, sondern auch eine Stärkung                                                                  sind DiGA nicht mit Arzneimitteln gleichzusetzen.
     des E-Health-Standortes Deutschland.                     Um die Akzeptanz nachhaltig zu erhöhen, müssen          Die aktuelle Abrechnungssystematik, wonach Ver-
                                                              aus Sicht des BDI folgende Anforderungen erfüllt        tragsärzt:innen für die Verordnung einer dauerhaft
     Bislang schreitet die Überführung von DiGA in den        sein:                                                   im BfArM-Verzeichnis gelisteten DiGA eine ein-
     Versorgungsalltag noch zögerlich voran. Ärzt:in-                                                                 malige Vergütung in Höhe von 2 Euro erhalten, ist
     nen in diesem Zusammenhang eine mangelnde                Grundlegende Informationen zum Verordnungs-             unzureichend. Grundsätzlich darf die Verordnung
     Digitalisierungsbereitschaft zu unterstellen, ist        prozess – die vorliegende Broschüre ist dafür ein       einer DiGA weder das bestehende Heilmittel- noch
     jedoch ungerechtfertigt. Das Gegenteil der Fall: Wie     gutes Beispiel – sowie transparente, qualitativ hoch-   das Honorarbudget belasten. Alle ärztlichen Leis-
     auch beim Einsatz telemedizinischer Versorgungs-         wertige Fachinformationen bezüglich der Wirkungs-       tungen müssen von den Krankenkassen extrabud-
     konzepte steht die Ärzteschaft digitalen Gesund-         weise und des medizinischen Nutzens müssen der          getär vergüten werden.
     heitsanwendungen positiv und offen gegenüber,            Ärzteschaft niedrigschwellig zugänglich gemacht
     wenn es sich um wirksame, anwenderfreundliche            werden. Aus ärztlicher Sicht steht die wissenschaft-
     Anwendungen handelt, die die Versorgung der              liche Evidenz zum Nutzen von DiGA besonders im

13                                                          Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung e.V.                                                                                   14
lebendiger
                                                                                                            6. Gelistete Kolumnentitel
                                                                                                                         DiGA | CANKADO PRO-React Onco

 CANKADO PRO-React Onco
 PZN: 17491545                                                                                                     Wirkweise
     DiGA Status:            vorläufig aufgenommen                                                                 Um auf der einen Seite keinen wichtigen Zeitpunkt zu verpassen und auf der anderen Seite unnö-
                                                                                                                   tige Dokumentationen zu vermeiden, verwendet PRO-React Onco eine spezielle Technologie zur
 Min./Max. Nutzung:          90 Tage/unbeschränkt
                                                                                                                   Erkennung auftretender Beschwerden. Auf Basis einer allgemeinen Gesundheitsskala kann das
 Altersgruppen:              18-65 Jahre | 65+ Jahre                                                               System ermitteln, ob eine Verschlechterung aufgetreten ist und löst eine detaillierte Befragung
                                                                                                                   möglicher Beschwerden aus. In Abhängigkeit zur Erkrankung und der laufenden Therapie wer-
 Sprachen:                   deutsch, viele weitere
                                                                                                                   den automatisiert Verhaltenshinweise gegeben, wie dringend die jeweilige Beschwerde mit dem
 Risikoklasse:               Klasse I gemäß MDR                                                                    behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin besprochen werden muss. Hierdurch werden
                                                                                                                   Patientinnen und Patienten ein aktiver Teil ihres eigenen Behandlungsteams.
 Plattformen/Versionen:      ab iOS 13 | ab Android 4.1 | Webandwendung          CANKADO Service GmbH
                                                                                                                   Zusätzlich hilft PRO-React Onco dem Arzt oder der Ärztin bei der Visitenvorbereitung. Durch die
                                                                                                                   kontinuierliche Dokumentation entsteht ein durchgehendes Bild über den Krankheitsverlauf. So
         Indikationen                                        Kontraindikationen                                    kann der Arzt oder die Ärztin sich besser auf die jeweilige Visite vorbereiten und besser auf die
                                                                                                                   individuelle Situation eingehen.
          C50                                                 keine

                                                                                                                   Positive Versorgungseffekte
         Kurzbeschreibung
                                                                                                                   Patientenrelevante Verfahrens- und Strukturverbesserung:
         PRO-React Onco ist eine Web- und App-basierte Digitale Gesundheitsanwendung zur Unterstüt-                Gesundheitskompetenz
         zung von Brustkrebspatientinnen und -patienten. Mit PRO-React Onco können Patientinnen und
         Patienten Ihre Beschwerden eigenständig erfassen. In Abhängigkeit zur Erkrankung und der lau-             Kernfunktionalität von PRO-React Onco stellt das Symptomberichtssysteme da. Hierbei liegt der
         fenden Therapie werden automatisiert Verhaltenshinweise gegeben, wie dringend die jeweilige               Fokus auf dem Selbstmanagement von Patientinnen und Patienten, indem diese automatisierte
         Beschwerde mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin besprochen werden                       Verhaltensempfehlungen erhalten und einordnen können, wie dringend beobachtete Symptome
         muss.                                                                                                     ärztlich abzuklären sind. Dadurch wirkt PRO-React Onco positiv auf die Patientenkompetenz, also
                                                                                                                   die Fähigkeit sich als Betroffene oder Betroffener selber einzubringen und dadurch aktiv Schritte
                                                                                                                   zu ergreifen.

         Funktionen
         Dynamische Beschwerdenerfassung um Patientinnen und Patienten zeitlich und emotional                      Studien
         möglichst wenig zu belasten, wenn keine Beschwerden vorliegen, aber zeitgleich keine wichtigen
         Ereignisse zu verpassen.                                                                                  Mithilfe der in PRO-React Onco angewandten Methoden konnten in verschiedenen klinischen
         Automatisierte Verhaltenshinweise helfen Patientinnen und Patienten einzuschätzen, wie                    Studien bereits positive Effekte beobachtet werden (Eine Übersicht der entsprechenden Referen-
         dringend die vorliegenden Beschwerden ärztlich abgeklärt werden müssen.                                   zen ist auf www.diga.bfarm.de/de/verzeichnis/961 bereitgestellt.). Innerhalb der randomisierten,
         Visitenreports mit kompaktem Überblick um dem Arzt oder der Ärztin die Visitenvorbereitung zu             multizentrischen Phase IV PreCycle Studie (NCT03220178) wurde zum Beispiel bereits eine regel-
         erleichtern.                                                                                              mäßige PRO-React Onco Nutzung an 59% (+/-10%) der Tage über 2 Jahre hinweg und eine klinisch
                                                                                                                   relevante Reduktion der SAE Inzidenz von 31,4 zu 20,6 pro 100 Patientinnen gezeigt.

         Herstellerinformationen                             Fachkreisfortbildungen
         für Fachkreise                                                                                            Vertragsärztliche Tätigkeiten im Rahmen der Nutzung
                                                             CME-zertifizierte Fortbildungen
                                                             finden sie unter digitalversorgt.info/events          Die Tätigkeiten unterteilen sich in zwei Prozesse.
         Tel.: 0800 / 000 921 2                                                                                    Prozess 1 - Einweisung (Einmalig): Die Patientinnen und Patienten müssen über die Bedeutung
         Mail: support@cankado.com                                                                                 der Anwendung für den eigenen Therapieverlauf aufgeklärt werden. Zudem ist es wichtig sicher-
         Web: diga.cankado.com                                                                                     zustellen, dass Patientinnen und Patienten verstehen, dass die dokumentierten Beobachtungen
                                                                                                                   in der Folge zur Visitenvorbereitung und während der Visite verwendet werden.
                                                                                                                   Prozess 2 - Visite (Wiederkehrend): Hauptanwendung für Ärztinnen und Ärzte ist die Einbindung
                                                                                                                   der Dokumentationen in die Visitenvorbereitung und zur Besprechung während der Visite.

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      Fußnote1                                                                                              1
                                                                                                                Fußnote1
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      Fußnote1                                                                                              2
                                                                                                                Fußnote1

20
15                                                     Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung e.V.                                                                                                              21 16
lebendiger
                                                                                                                    6. Gelistete Kolumnentitel
                                                                                                                                 DiGA | deprexis

 deprexis
 PZN: 17265872                                                                                                             Wirkweise
     DiGA Status:                    dauerhaft aufgenommen                                                                 deprexis basiert auf etablierten psychotherapeutischen Ansätzen und Verfahren, insbesondere
                                                                                                                           der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT).
 Min./Max. Nutzung:                  90 Tage/unbeschränkt
 Altersgruppen:                      18-65 Jahre | 65+ Jahre                                                               deprexis weist folgende Struktur auf: Zunächst werden die Zielsetzung und wesentlichen Funktio-
                                                                                                                           nen des Programms erläutert. Dann vermittelt das Programm folgende Inhalte:
 Sprachen:                           deutsch, viele weitere
 Risikoklasse:                       Klasse I gemäß MDR                                                                    •   Verhaltensaktivierung
                                                                                                                           •   Kognitive Umstrukturierung
 Plattformen/Versionen:              Webanwendung                                              GAIA AG
                                                                                                                           •   Entspannung
                                                                                                                           •   Akzeptanz und Achtsamkeit
                                                                                                                           •   Problemlösung
         Indikationen                                                Kontraindikationen                                    •   Erfahrungen aus der Kindheit
                                                                                                                           •   Zwischenmenschliche Fähigkeiten
             F32.0   F32.1   F32.2   F33.0   F33.1   F33.2            F20    F23   F25   F31   R45.8                       •   Positive Psychologie
                                                                                                                           •   Traumarbeit

         Kurzbeschreibung
                                                                                                                           Positive Versorgungseffekte
         deprexis ist ein interaktives onlinebasiertes Selbsthilfeprogramm zur Therapieunterstützung von
         Patient:innen mit Depressionen und depressiven Verstimmungen, die mindestens 18 Jahre alt                         Der Nachweis positiver Versorgungseffekte stützt sich auf folgende randomisierte kontrollierte
         sind. Das Programm soll in Ergänzung zu einer sonst üblichen Behandlung (zum Beispiel beim                        klinische Studien (RCTs):
         Haus-, Facharzt oder Psychotherapeuten) eingesetzt werden. deprexis basiert auf etablierten psy-
         chotherapeutischen Ansätzen und Verfahren, insbesondere der kognitiven Verhaltenstherapie                         • Meyer B et al. Internet Interven. 2015;48-59.
         (KVT).                                                                                                            • Klein JP et al. Psychother Psychosom. 2016;85(4):218-228.

                                                                                                                           sowie ergänzend:

                                                                                                                           • Berger T et al. Cogn Behav Ther. 2011;40(4):251-266.
         Funktionen                                                                                                        • Moritz S et al. Behav Res Ther. 2012;50(7-8):513-521.

         deprexis weist eine Haupt- und mehrere Nebenfunktionen auf. Die Hauptfunktion besteht in                          Die positiven Versorgungseffekte zeigen sich darüber hinaus auch in einer Anfang 2020 publizier-
         einem „Dialog“. deprexis bietet den Nutzer:innen kurze Informationen an und diese:r Nutzer:in                     ten deprexis-spezifischen Metaanalyse, die alle 12 bis dahin vollständig publizierten RCTs beinhal-
         wählt dann aus einer festgelegten Anzahl von Antwortmöglichkeiten. Es folgt die nächste Infor-                    tet: Twomey C et al. PLoS One. 2020;15(1):e0228100. Published 2020 Jan 30. doi:10.1371/journal.
         mation, auf die die Nutzer:innen dann wiederum reagieren können usw. So entsteht eine Kom-                        pone.0228100.
         munikationsdynamik.

         •     Textnachrichten (SMS, E-Mail)
         •     Fragebögen
         •     Arbeitsblätter, Übungen, Zusammenfassungen (PDF)                                                            Studien
         •     Audios                                                                                                      Die antidepressive Wirksamkeit von deprexis ist in 13 wissenschaftlichen Studien nachgewiesen,
                                                                                                                           an denen mehrere tausend Patient:innen in Deutschland, der Schweiz und den USA teilgenom-
                                                                                                                           men haben. Detailierte Informationen im BfArM-Verzeichnis unter https://diga.bfarm.de/de/

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      Fußnote1                                                                                                      1
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      Fußnote1                                                                                                      2
                                                                                                                        Fußnote1

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17                                                             Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung e.V.                                                                                                                23 18
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