Forschung und Aktivitäten Juli bis September 2020 - Wuppertal Institut

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Forschung und Aktivitäten Juli bis September 2020 - Wuppertal Institut
3|2020

Forschung und
Aktivitäten
Juli bis September 2020
––––––––
Forschung und Aktivitäten Juli bis September 2020 - Wuppertal Institut
Inhalt

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Forschungsprojekte und -ergebnisse  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
  Erfolgreiche Nachhaltigkeitsstrategie Dank Akteursbeteiligung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
  Kiel auf dem Weg zur „Zero Waste City“  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
  Empfehlungen für nachhaltigen Konsum und nachhaltige Produktion . . . . . . . . . . . . . . . 5
  Ressourcen mit neuen Lebens- und Wirtschaftsweisen schonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
  Projektstart „LesSON“: Lebenswerte Straßen in urbanen Quertieren  . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Tagungen/Forschungstransfer  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
  Bundesverdienstkreuz für Prof. Dr. Uwe Schneidewind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
  Gestaltung der „Post-Corona“-Zeit: Wuppertal Lunch als digitaler Zukunftssalon . . . . . . 8
  Zukunftswissen.fm: Podcast-Folge mit Bundesumweltministerin Svenja Schulze  . . . . . . 8
  Dr. Jana Zscheischler erhält Forschungspreis „Transformative Wissenschaft“ . . . . . . . . . . 9
  Deutscher Nachhaltigkeitspreis für Kiel, Buxtehude und Eltville am Rhein . . . . . . . . . . . 10
  Hybrid-Veranstaltung: Mobilität in Stadt und Land – gleichberechtigt? . . . . . . . . . . . . . . 10
  GJETC Outreach 2020: Ergebnisse und Perspektiven im Licht der Corona-Pandemie . .  11
  Kein Green Deal ohne Green Steel: Polit-Talk mit Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick . . .  11
Forschungsprodukte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
  Diskussionspapier: Arbeit ist das halbe Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
  Herausforderungen für die Energiewende in Städten und Gemeinden  . . . . . . . . . . . . . . 13
  Ausbau der erneuerbaren Energien zu wettbewerbsfähigen Strompreisen  . . . . . . . . . . . 13
  Chemisches Kunststoffrecycling bietet viele Chancen für den Klimaschutz . . . . . . . . . . . 14
  JIKO Policy Paper untersucht Möglichkeiten zur Operationalisierung des
  Art.-6.4-Mechanismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
  Empfehlungspapier zur Weiterentwicklung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie  . . 15
  Behörden für Krisenzeiten vorbereiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Anhang  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
   Personalveränderungen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
  Neue Projekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
  Veranstaltungen und Vorträge  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
  Publikationen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

Impressum

Der Quartalsbericht erscheint vierteljährlich mit einer
Darstellung von Höhepunkten der Aktivitäten des
Wuppertal Instituts in den vorangegangenen drei Monaten.

Wuppertal Institut
für Klima, Umwelt, Energie gGmbH
Quartalsbericht 3/2020

Redaktion: Christin Hasken, Anna Riesenweber
Döppersberg 19, 42103 Wuppertal
Fotos: siehe Bildlegenden, Titelseite GettyImages
Telefon: +49 202 2492-0, Fax: -108
E-Mail: info@wupperinst.org
Internet: wupperinst.org
Forschung und Aktivitäten Juli bis September 2020 - Wuppertal Institut
Liebe Leserinnen und Leser,

nach dem Corona-bedingten Lockdown im Frühjahr              für Verbraucherfragen (SVRV) der Bundesregierung
2020 verlegten viele Menschen ihren Arbeitsplatz inner-     das Policy Brief „Nachhaltigen Konsum und nachhaltige
halb kürzester Zeit aus dem Büro in die eigenen vier        Produktion ermöglichen“, in dem Christa Liedtke,
Wände. Die Digitalisierung eröffnete in dieser Zeit ganz    Abteilungsleiterin Nachhaltiges Produzieren und Kon-
neue Arbeits- und damit Lebensmodelle. Zudem nah-           sumieren am Wuppertal Institut, federführende Autorin
men wir auch unsere Zeitbudgets im Alltag anders wahr,      ist. Das Autorenteam empfiehlt acht Maßnahmen, mit
denn: Die Zeit, die für den Arbeitsweg aufgewendet          denen die Verbraucherpolitik im Kontext der Deutschen
wird, fehlt oft in anderen Bereichen, etwa um sie mit       Nachhaltigkeitsstrategie dazu beitragen kann, den
Freunden oder der Familie zu verbringen oder für            Konsum nachhaltiger zu gestalten.
Hobbys. Doch wie viel Zeit investieren wir täglich in
den Job und wie nutzen wir unsere Freizeit? Wie sieht       Eine spannende Lektüre wünschen
die Arbeit der Zukunft aus? Diesen Fragen gingen die        Brigitte Mutert-Breidbach und Manfred Fischedick
Forschenden der Abteilung Nachhaltiges Produzieren          (Geschäftsleitung)
und Konsumieren des Wuppertal Instituts nach und
empfehlen in dem Diskussionspapier „Arbeit ist das halbe
Leben!?“ nachhaltige und resiliente Arbeitsmodelle
zu etablieren, um so die neu gewonnene Achtsamkeit
für die Ressource „Zeit“ als Chance zu nutzen, die
Arbeits- und Alltagswelt auch langfristig zu transfor­
mieren.
Durch die Corona-Pandemie änderte sich auch das Nut-
zungsverhalten hinsichtlich digitaler Medien sowie das
Bewegungsverhalten der Deutschen. Die Studie „Zwi-
schenbilanz COVID-19: Umweltpolitik und Digitalisie-
rung“ des Wuppertal Instituts in Zusammenarbeit mit
der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY geht davon
aus, dass sich der gesamte Personenverkehr um acht
Prozent reduzieren ließe, wenn zeitnah Homeoffice und
das virtuelle Arbeitsleben gefördert würden. Digitalisie-
rung kann dazu einen wichtigen Lösungsbeitrag leisten,
sollte aber intelligent und nachhaltig gelenkt werden,
um etwa den stark steigenden Energie- und Ressourcen-
bedarf zu verringern.
Ein ressourcenschonender Lebensstil hängt von vielen
Konsumgewohnheiten in unterschiedlichen Bereichen,
                                                                Quelle: Mathias Kehren, Wuppertal
wie Wohnen, Ernährung und Mobilität, ab. Während
der Pandemie spitzten sich auch Debatten zu den
Bedingungen, unter denen Lebensmittel produziert
werden, zu. Die Diskussionen zeigen, wie wichtig die
Entwicklung nachhaltiger und zukunftsfähiger Konzep­-
te für das Wirtschaften und Leben ist. Vor diesem
Hintergrund veröffentlichte der Sachverständigenrat

                                                                     Wuppertal Institut – Quartal 3 | 2020 3
Forschung und Aktivitäten Juli bis September 2020 - Wuppertal Institut
Forschungsprojekte
      und -ergebnisse

Erfolgreiche Nachhaltig-                        Fallstudie Nachhaltigkeitsstrategie NRW
                                                Teilbericht | August 2020

keitsstrategie Dank                             Akteursbeteiligung an der
Akteursbeteiligung                              Nachhaltigkeitsstrategie NRW –
                                                Analyse der Akteurslandschaft

––––––––                                        in NRW
                                                                         Forschungsmodul A3
                                                                         Akteur/-innen und Handlungsfelder

Mit der Nachhaltigkeitsstrategie Nord-                                   Projekt: Umsetzungserfahrungen mit
                                                                         Landesnachhaltigkeitsstrategien –
                                                                                                                    deutsche Stadt. Dieses zeigt anhand eines
rhein-Westfalen (NRW) verpflichtete                                                                                 umfangreichen Handlungsplans, wie
                                                                         Fallstudie Nachhaltigkeitsstrategie NRW

                                                                         Jana Rasch, Andrea Esken, Mona Treude

sich die Landesregierung 2016 als erstes                                 unter Mitarbeit von
                                                                         Charlotte Thelen, Viktor Cikojevic und
                                                                                                                    Kiel zur „Zero Waste City“ werden kann.
Bundesland, die globalen Nachhaltig-                                                                                Das Konzept ist die Basis für eine Zerti­
                                                                         Fabio Hauke

keitsziele der Agenda 2030 umzusetzen.                                                                              fizierung als „Zero Waste City“ – eine
Innerhalb des Projekts „Umsetzungs­                                                                                 Auszeichnung, die der europäische Ver­
erfahrungen mit Landesnachhaltigkeits-                                                                              ein Zero Waste Europe vergibt.
strategien – Fallstudie NRW“ beschäftigte                                                                           Für das Kieler Zero-Waste-Konzept
sich das Wuppertal Institut mit der Frage,                                                                          stellten die Forschenden insgesamt 20
wie Landeseinrichtungen, Wirtschaft                                                                                 konkrete Ziele auf, die helfen, Abfall zu
                                             Cover des Berichts „Akteursbeteiligung
und Zivilgesellschaft dazu beitragen         an der Nachhaltigkeitsstrategie NRW –
                                                                                                                    reduzieren, die Wiederverwendung
können, die Nachhaltigkeitsstrategie         Analyse der Akteureslandschaft in NRW“                                 von Produkten zu steigern und die Ab­
umzusetzen.                                                                                                         falltrennung zu verbessern. Kiels ambi­
Im Bericht „Akteursbeteiligung an der                                                                               tioniertes Ziel: Die Stadt will die Maß­
Nachhaltigkeitsstrategie NRW – Analyse                                                                              nahmen, die innerhalb des Zero-Waste-
der Akteurslandschaft in NRW“ ent­           Kiel auf dem Weg                                                       Konzepts ermittelt wurden, zwischen
wickelten die Forscherinnen Jana Rasch,      zur „Zero Waste City“                                                  2025 und 2050 umsetzen und bis 2035
Andrea Esken und Mona Treude aus der                                                                                die Gesamtabfallmenge pro Kopf und
Abteilung Energie-, Verkehrs- und Klima-     ––––––––                                                               Jahr durchschnittlich um 15 Prozent
politik am Wuppertal Institut Hand-                                                                                 senken, die Haus- und Geschäftsabfälle –
lungspotenziale und -erfordernisse für       Dinge, die nicht mehr benötigt werden,                                 also Restabfälle – bis zum Jahr 2035
die künftige Umsetzung der Nachhaltig-       kommen in den Müll. Das Problem da­                                    halbieren und langfristig auf 50 Kilo­
keitsstrategie NRW aus Sicht der Ak-         ran: Die Inanspruchnahme natürlicher                                   gramm pro Kopf und Jahr reduzieren.
teursgruppen. Aus Einzelinterviews und       Ressourcen und Abfallmengen steigen                                    Carina Koop, Projektleiterin des Projekts
Fokusgruppendiskussionen mit kommu­          weltweit an. Um die Gesellschaft ins­                                 „Zero Waste Kiel“ und wissenschaftliche
nalen Akteuren sowie Expertinnen und         gesamt ressourceneffizienter zu gestalten,                             Mitarbeiterin im Forschungsbereich Stoff-
Experten aus der Wirtschaft und der          müssen neben der ordnungsgemäßen                                       kreisläufe in der Abteilung Kreislaufwirt-
Zivilgesellschaft entwarfen sie 19 Hand-     Abfallentsorgung auch die Produktions-                                 schaft am Wuppertal Institut, sagt: „Wir
lungsempfehlungen für die weiterfüh-         und Konsummuster geändert werden.                                      freuen uns besonders, dass konkrete Ziele
rende Umsetzung der Nachhaltigkeits-         Nur so lassen sich Abfälle vermeiden und                               in das Konzept aufgenommen wurden, dies
strategie. Dazu gehört beispielsweise        Stoffkreisläufe durch Weiter- und Wie­                                 betont auch noch einmal die Ernsthaftig-
eine intensivere positive und emotionale     derverwendung schließen. Hierzu bedarf                                 keit mit der die Landeshauptstadt Kiel die
Kommunikation in sozialen Medien und         es geeigneter Rahmenbedingungen,                                       Abfallmengen reduzieren möchte.“
eine stärkere Einbindung von Kommuni-        Informationen und Handlungsalterna­                                    Der Fokus des Konzepts lag auch darauf,
kationsexpertinnen und -experten, die        tiven. Die Landeshauptstadt Kiel will                                  die Bürgerinnen und Bürger der Stadt
zielgruppenspezifische Beteiligungsfor-      genau diese Voraussetzungen durch ein                                  Kiel aktiv in die Maßnahmenentwick­
mate durchführen. Zudem erarbeiteten         kommunales Zero-Waste-Konzept                                          lung einzubeziehen und gemeinsam
sie eine „Landkarte“, die einen Überblick    schaffen. Bereits im September 2018                                    Ideen für Kiels Weg zur „Zero Waste City“
zu den Beteiligungsmöglichkeiten für         beschloss die Stadt, eine „Zero Waste                                  zu entwickeln. > mehr
Bürgerinnen und Bürger gibt. > mehr          City“ werden zu wollen.
                                             Die Forschenden des Wuppertal Instituts
                                             entwickelten mit der Kommunikations­
                                             agentur Stakeholder Reporting sowie
                                             Dr. Norbert Kopytziok vom Büro für
                                             Umweltwissenschaften im Auftrag des
                                             Umweltschutzamts Kiel in diesem Zuge
                                             das erste Zero-Waste-Konzept für eine

4 Wuppertal Institut – Quartal 3 | 2020
Forschung und Aktivitäten Juli bis September 2020 - Wuppertal Institut
Empfehlungen für
nachhaltigen Konsum und
nachhaltige Produktion
––––––––
In den Monaten vor dem Ausbruch der
Corona-Pandemie hat die Diskussion,
wie eine nachhaltige Entwicklung der
Bundesrepublik Deutschland ermöglicht                                                       sem Kontext die wichtigsten Auf­gaben
werden kann, erheblich an Dynamik                                                           der Verbraucherpolitik: „Für die Verbrau-
gewonnen. Dies ist in der Krise vorüber-                                                    cherpolitik der Bundesrepublik Deutsch-
gehend in den Hintergrund getreten. Ak-                                                     land bedeutet dies an erster Stelle, nach-
tuelle Diskussion, wie etwa zu den Be-                                                      haltige Produktion, nachhaltigen Konsum
dingungen, unter denen Lebensmittel          Die federführende Autorin Prof. Dr. Christa    und nachhaltige Lebens­stile zu fördern
produziert werden, zeigen aber deutlich,     Liedtke, seit Juli 2019 Mitglied im SVRV       und zu fordern, die Rechtsetzung für den
dass viele Probleme nach wie vor unge-       und Leiterin der Abteilung Nachhaltiges        Verbraucherschutz in Richtung Nachhal-
löst sind. Immer sichtbarer wird, wie not-   Produzieren und Konsumieren am                 tigkeit weiterzu­entwickeln und vor allem
wendig die Entwicklung nachhaltiger          Wuppertal Institut sowie Professorin an        die sozial-ökologische Balance der Men-
und zukunftsfähiger Konzepte für das         der Folkwang Universität der Künste für        schen und Gesellschaft im Blick zu behal-
Wirtschaften und Leben ist. Zentral ist      Nachhaltiges Design, adressiert in die-        ten.“ > mehr
dabei die Frage, wie eine nachhaltige
Transformation der Produktions- und
Konsumstrukturen politisch erfolgreich
gestaltet werden kann.
Vor diesem Hintergrund empfiehlt der
Sachverständigenrat für Verbraucher­
fragen (SVRV) der Bundesregierung in
seinem aktuellen Policy Brief acht Maß-
nahmen, mit denen die Verbraucher­
politik im Kontext der Deutschen Nach-
haltigkeitsstrategie dazu beitragen kann,
nachhaltigen Konsum zu ermöglichen.
Dabei nimmt der SVRV die Zusammen-
hänge zwischen einer zukunftsfähigen
Transformation der rele­vanten Systeme
und nachhaltigen Produktions- und
Konsumstrukturen in den Blick.

                                                   Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (l.) erhielt den Policy Brief des
                                                   Sachverständigenrats für Verbraucherfragen (SVRV) zum nachhaltigen Konsum.
                                                   Federführende Autorin des Policy Brief und seit Juli 2019 Mitglied im SVRV ist
                                                   Prof. Dr. Christa Liedtke (2. v. r., Leiterin der Abteilung Nachhaltiges Produzieren
                                                   und Konsumieren am Wuppertal Institut). Weitere Personen im Bild: Vorsitzender
                                                   des SVRV, Prof. Dr. Peter Kenning (2. v. l.) und Staatssekretär im Bundesjustiz­
                                                   ministerium Prof. Dr. Christian Kastrop (r.). Quelle: Christoph Sokolowsky/BMJV

                                                                                      Wuppertal Institut – Quartal 3 | 2020 5
Forschung und Aktivitäten Juli bis September 2020 - Wuppertal Institut
„
Ressourcen mit neuen
Lebens- und Wirtschafts­
weisen schonen
––––––––                                             Wir wollen mit dem Projekt LesSON Denkanstöße
                                                     anregen, wie Straßenraum sozial gerecht und
 Das Wirtschaftswachstum der vergange-
 nen Jahrzehnte hat zu einem vergleichs-             im Einklang mit den Herausforderungen des
 weise hohen Lebensstandard geführt.
 Gleichzeitig ist es aber auch für starke
                                                     Klimawandels umgebaut werden kann und muss.“
 Umweltbelastungen, die Übernutzung
                                            		 Dr. Steven März, Leiter des Projektes LesSON und wissenschaftlicher Mitarbeiter
 der natürlichen Ressourcen und Un­            im Forschungsbereich Stadtwandel in der Abteilung Energie-, Verkehrs- und
 gerechtigkeiten gegenüber zukünftigen         Klimapolitik am Wuppertal Institut
 Generationen verantwortlich. Der
 Abschlussbericht des Projekts „Ressour-
 censchonung und Postwachstum“ –
 kurz PoWaRes – zeigt mit der Idee der
„vorsorgeorientierten Postwachstums­po­     Projektstart „LesSON“:
 sition“ einen wichtigen Lösungsvorschlag   Lebenswerte Straßen
 auf, mit dem sich Transformations­pfade
 nachhaltig umgestalten lassen und die
                                            in urbanen Quartieren
 Wachstumsabhängigkeit der Gesellschaft     ––––––––
 reduziert werden kann.
 Der Bericht „Ansätze zur Ressourcen-       Während der Corona-Pandemie und dem          dem Projekt ist der sogenannte Co-De-
 schonung im Kontext von Postwachs-         Lockdown gewannen öffentliche Räume          sign- und Co-Produk­tionsprozess. Hier
 tumskonzepten“ untersucht ausführlich      wie Parks und Grünflächen zur Naher­         gestalten die Stadt­verwaltung sowie die
 die Ursachen von Wirtschaftswachstum       holung an Bedeutung. Gerade in Ballungs-     städtischen Anwoh­nerinnen und Anwoh-
 und identifiziert gesellschaftliche Be­    räumen ist der Platz oft begrenzt und seit   ner auf Augen­höhe gemeinsam Quar­
 reiche, die besonders davon abhängen.      Jahren wird diskutiert, wie die Transfor-    tiere und Straßen. „Wir wollen mit dem
 Die Forschenden untersuchten Reform-       mation von Städten gelingt. Die Corona-      Projekt LesSON Denk­anstöße anregen, wie
 vorschläge und Instrumente wachstums-      Pandemie entfachte auch die Diskussion       Straßenraum sozial gerecht und im Ein-
 kritischer Konzepte und lei­teten Po­      um die Stadtgestaltung neu. Daher            klang mit den Herausforderungen des Kli-
 tenziale zur Ressourcenschonung aus        untersucht das Wuppertal Institut in         mawandels umgebaut werden kann und
 die­sen ab. > mehr                         der Studie „Lebenswerte Straßen, Orte        muss. Nur so lässt sich eine Debatte ansto-
                                            und Nachbarschaften“, wie lebenswerte        ßen, wie lebenswerte Quartiere in Zukunft
                                            Straßen und Quartiere gestaltet werden       gestaltet werden sollten“, betont Dr. Steven
                                            können und welchen Mehrwert nach             März, Leiter des Projektes und wissen-
                 TEXTE
                                            sozialen und ökologischen Kriterien          schaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbe-
      98/2020                               umgebaute Quartiere auf die Bewoh­           reich Stadtwandel in der Abteilung Energie-,
                                            nerinnen und Bewohner haben. Ziel ist        Verkehrs- und Klimapolitik am Wuppertal
   Ansätze zur Ressourcen-
   schonung im Kontext                      es, konkrete Planungs­entwürfe zum Stra-     Institut. > mehr
   von Postwachstumskon-                    ßenumbau in den Partnerstädten Gelsen-
   zepten                                   kirchen und Dortmund zu entwickeln.
   Abschlussbericht                         Dabei orientierten sich die Forschenden
                                            an Vorreiterstädten wie Kopenhagen,
                                            Barcelona und Paris. Das Besondere an

   Für Mensch & Umwelt

Cover des UBA-Berichts Ansätze
zur Ressourcenschonung im Kontext
von Postwachstumskonzepten.
Quelle: UBA

6 Wuppertal Institut – Quartal 3 | 2020
Forschung und Aktivitäten Juli bis September 2020 - Wuppertal Institut
Tagungen
  Forschungstransfer
   „        Für mich hat gute Wissenschaft eine belebende Funktion
            für die Demokratie. Dies trieb mich immer in meinem
            wissenschaftlichen Engagement an. Daher ehrt mich die
            Auszeichnung in besonderer Weise. Ohne das Wuppertal
            Institut wäre mein wissenschaftliches Wirken nicht
            möglich gewesen.“
   		 Prof. Dr. Uwe Schneidewind, ehemaliger wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts

   Bundesverdienstkreuz
   für Prof. Dr. Uwe Schneidewind
    Der ehemalige wissenschaftliche Geschäftsführer        lerinnen und Wissenschaftlern mitgeprägt. Er hat
    des Wuppertal Instituts, Professor Dr. Uwe             einen großen Beitrag geleistet, dass der Wandel
    Schneidewind, wurde auf Vorschlag des Bundesfor­       hin zu einer klimagerechten und ressourcen­
    schungsministeriums (BMBF) von Bundespräsident         schonenden Welt gelingen kann. Ich freue mich
    Frank-Walter Steinmeier mit dem Verdienstkreuz         sehr, dass dieses großartige Wirken nun mit dem
    am Bande des Verdienstordens der Bun­desrepublik       Bundesverdienstkreuz gewürdigt worden ist“,
    Deutschland ausgezeichnet. Bundesforschungs­           sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek.
    ministerin Anja Karliczek überreichte ihm das Bun­     Uwe Schneidewind freute sich über die Auszeich-
    desverdienstkreuz während eines Festakts im klei­      nung: „Für mich hat gute Wissenschaft eine
    nen Rahmen Mitte Juli in Berlin. Er wurde damit für    be­lebende Funktion für die Demokratie. Dies
    sein herausragendes wissenschaftliches Engage­         trieb mich immer in meinem wissenschaftlichen
    ment und seine Impulse zur Weiterentwicklung der       Engage­ment an. Daher ehrt mich die Auszeich-
    Nachhaltigkeits- und Transformationsforschung          nung in besonderer Weise. Ohne das Wuppertal
    geehrt. Seine gesellschaftsorientierte Forschung       Institut wäre mein wissenschaftliches Wirken
    zur „Großen Transformation“ und den „Reallaboren“      nicht möglich gewesen.“ > mehr
    prägte die Arbeit des Wuppertal Instituts in den
    vergangenen zehn Jahren maßgeblich. Deshalb
    versteht das Wuppertal Institut die Auszeichnung
    auch als eine große Anerkennung und Ehre für
    seine Arbeit in den vergangenen Jahren.
   „Klimawandel und Nachhaltigkeit gehören zu den
    entscheidenden Themen für die Zukunft. Die
    Nachhaltigkeitsforschung leistet hierzu einen
    enormen Beitrag. Uwe Schneidewind ist seit lan­
    ger Zeit einer der führenden Nachhaltigkeitsfor­
    scher Deutschlands. Mit seinen wegweisenden
    Arbeiten für eine ‚transformative Wissenschaft‘ hat
    er die Nachhaltigkeitsforschung in Deutschland
    maßgeblich weiterentwickelt: Heute werden in
    dieser Disziplin gesellschaftliche Veränderungs­
    prozesse nicht mehr nur beobachtet, beschrieben
    und Lösungen angeboten. Vielmehr werden die
    Veränderungen von den Wissenschaftlern selbst               Am 15. Juli 2020 überreichte Bundesforschungsministerin
                                                                Anja Karliczek (r.) das Verdienstkreuz am Bande des
    aktiv angestoßen. Dabei werden die Bürgerinnen
                                                                Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Prof.
    und Bürger direkt in den Forschungsprozess ein­             Dr. Uwe Schneidewind (l.), ehemaliger wissenschaftlicher
    bezogen und beteiligt. Mit diesem Ansatz hat Uwe            Geschäftsführer des Wuppertal Instituts. Quelle: BMBF/
    Schneidewind eine Generation von Wissenschaft­              Hans-Joachim Rickel

                                                                    Wuppertal Institut – Quartal 3 | 2020 7
Forschung und Aktivitäten Juli bis September 2020 - Wuppertal Institut
Gestaltung der „Post-Corona“-
Zeit: Wuppertal Lunch
als digitaler Zukunftssalon
––––––––
Die Zeit wirkt in der Corona-Pandemie     Distanz“ sowie Home-Learning für              schaft und den Zusammenhalt in der
einerseits entschleunigend und anderer-   Schülerinnen und Schüler. Während             Krise stärken. Diese neu gewonnene Zeit
seits beschleunigend. Beispiele dafür     des Kontaktverbotes spielten vor allem        der Entschleunigung wird genutzt, um
sind Homeoffice-Lösungen, die in den      digitale Plattformen zum sozialen             für Risikopatientinnen und -patienten
verschiedensten Branchen eilig umge-      Austausch eine wichtige Rolle. Zudem          einkaufen zu gehen, die Hunde der
setzt wurden, kreative Online-Angebote,   entstanden und entstehen viele spontane       Nachbarschaft auszuführen, Balkonkon-
soziale Bindungen trotz „Pflege auf       Initiativen, die Solidarität in der Gesell-   zerte und -lesungen zu veranstalten
                                                                                        oder sich intensiv um die eigene Familie
                                                                                        und persönliche Belange zu kümmern.
                                                                                        Bürgerinnen und Bürger engagieren sich
                                                                                        für lokale Händlerinnen und Händler,
                                                                                        um auch nach der Pandemie ein lebens­
Zukunftswissen.fm: Podcast-Folge mit                                                    wertes Umfeld zu erhalten. Die Corona-
Bundesumweltministerin Svenja Schulze                                                   Pandemie weckte also das gesellschaft­
                                                                                        liche Bewusstsein für die Wichtigkeit der
 Zukunftswissen.fm, der Podcast des Wuppertal Instituts, ging                           Gemeinwohlorientierung und der Quali-
 Anfang April 2020 mit der ersten Folge an den Start. Seit dem 18.                      tät von Zeit.
 September ist die siebte Episode „Die Zukunft der nachhaltigen                         Doch wie wollen wir unsere Lebens-
 Digitalisierung“ kostenfrei auf Apple, Google Podcasts, Spotify,                       und Arbeitszeit verwenden? Schont dies
 Podcast.de und über die Website des Wuppertal Instituts zu hören.                      Natur und Klima und nutzt die neu
 Diese Highlight-Episode ist eine gemeinsame Produktion des Bun­                        gewonnene Zeit uns selbst oder auch der
 desumweltministeriums und des Wuppertal Instituts. Bun­des­                            Gesellschaft? Welche Wirtschafts- und
 umweltministerin Svenja Schulze spricht mit Prof. Dr.-Ing. Manfred                     Politikform passt dazu und wie vorsor-
 Fischedick, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts,                gend und resilient wollen wir sein? Über
 unter anderem darüber, ob jeder Mensch von einer klimafreundlichen                     diese Fragen diskutierten die Forschen-
 Welt profitieren kann. Sie diskutieren Fragen wie: Welche in der                       den des Wuppertal Instituts mit Vertre-
„Corona-Zeit“ entstandenen positiven Verhaltensänderungen sollten                       tenden von Gewerkschaften und Indus­
 in die Nach-Corona-Zukunft mitgenommen werden? Der Verbrauch                           trieverbänden und den Teilnehmenden
 von Datenvolumen durch Videostreaming, digitales Gaming und Video­                     während des Wuppertal Lunchs am
 konferenzen kostet viel Energie. Können Rechenzen­tren auch nach­                      17. September in Form eines digitalen
 haltig gestaltet werden? Ist Digitalisierung zwingend notwendig für den                Zukunftssalons. > mehr
 Klimaschutz? Wo muss der Staat Regeln festlegen, damit die Digita­
 lisierung die richtigen Leitplanken hat und nicht für weitere Probleme
 sorgt? > mehr

8 Wuppertal Institut – Quartal 3 | 2020
Forschung und Aktivitäten Juli bis September 2020 - Wuppertal Institut
Dr. Jana Zscheischler erhält
 Forschungspreis
„Transformative Wissenschaft“
––––––––
Der mit 25.000 Euro dotierte Forschungs-       (ZALF) e. V. ist Co-Leiterin der BMBF-
preis „Transformative Wissenschaft“ des        finanzierten Nachwuchsforschergruppe
Wuppertal Instituts und der Zempelin-         „BioKum – Kumulative Wirkungen bio-
Stiftung im Stifterverband wurde in            ökonomischer Strategien für eine nach-
diesem Jahr zum vierten Mal verliehen.         haltigere Landwirtschaft“. Die Nach-
Dr. Jana Zscheischler, Projektleiterin am      wuchsgruppe untersucht bioökonomi-
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschafts-          sche Strategien für eine nachhaltigere
forschung (ZALF) e. V., überzeugte die         Landwirtschaft. Sie entwickeln dafür
Jury mit ihrem ausgeprägten transdiszip- Lösungen und Innovationen und berück-
linären und transformativen Profil sowie       sichtigen die komplexen Zusammenhän-
ihrem Forschungskonzept für nachhalti-         ge, Chancen und Konflikte bioökonomi-
ges Landmanagement. Die Preisverlei-           scher Transformationsprozesse auf dem
hung fand am 6. Oktober 2020 im Rah-           Weg hin zu einer nachhaltigeren Land-
men der „Darmstädter Tage der Transfor- nutzung.
mation“ im Schader-Forum statt und             Jana Zscheischler: „Über diese Auszeich-
wurde live gestreamt.                          nung freue ich mich wirklich außerordent-
Dr. Jana Zscheischler überzeugte die           lich. Das Preisgeld möchte ich voraussicht-         Neben dem Preisgeld von 25.000 Euro
                                                                                                   erhält die Gewinnerin eine Skulptur, die
Jury daneben mit ihren bisherigen              lich dafür nutzen, um einen transdiszipli-
                                                                                                   aus den Stahl-Schienen der im Jahr 1898
akademischen Erfolgen sowie mit ihrer          nären Prozess zum sozial-verantwortlichen           erbauten Wuppertaler Schwebebahn ge­
theoretisch fundierten Forschung, die          Umgang mit digitalen Daten in der Land-             schmiedet wurde. Quelle: Wuppertal
sie methodisch und praxisnah umsetzt.          wirtschaft zu unterstützen.“ > mehr                 Institut/S. Michaelis
Sie hat kontinuierlich, konsequent und
in sehr kritischer Form, an der Grenze
zwischen Betrachtung /Analyse und Han-
deln im Bereich der transdisziplinären
Methodik, gearbeitet und hierzu publi-
ziert. Besonders hervorzuheben ist ihre
Arbeit zu zukünftigen Potenzialen im
nachhaltigen Land­management.
Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissen-
schaftlicher Geschäftsführer des Wupper-
tal Instituts, gratuliert: „Viele Nachhaltig-
keitsprobleme, wie der Klimawandel und
der Klimaschutz, hängen davon ab, wie die
Ressource Land genutzt wird. Daher freuen
wir uns, dass die Jury eine Wissenschaft­
lerin ausgewählt hat, die mit ihrer Forschung
das Potenzial für die nachhaltige Landnut-
zung weiter ausbaut.“
Die Wissenschaftlerin vom Leibniz-Zen­
trum für Agrarlandschaftsforschung

                                                     Dr. Jana Zscheischler, Projektleiterin am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschafts­
                                                     forschung (ZALF) e. V., hat den mit 25.000 Euro dotierten Forschungspreis
                                                    „Transformative Wissenschaft“ 2020 gewonnen. Quelle: Katharina Richter/ZALF

                                                                                       Wuppertal Institut – Quartal 3 | 2020 9
Forschung und Aktivitäten Juli bis September 2020 - Wuppertal Institut
Trophäe des Deutschen
                                                           Nachhaltigkeitspreises.
                                                           Quelle: Frank Fendler/DNP

                                                                                                   Hybrid-Veranstaltung:
                                                                                                   Mobilität in Stadt und Land –
                                                                                                   gleichberechtigt?

                                                                                                   ––––––––
                                                                                                   Wie steht es um die Gleichberechtigung
                                                                                                   der Mobilität in der Stadt und auf dem
                                                                                                   Land? Ist eine gleichberechtigte Mobi­
Deutscher Nachhaltigkeitspreis für Kiel,                                                           litätswende in ländlichen und urbanen
Buxtehude und Eltville am Rheina                                                                   Ballungsräumen überhaupt möglich?
––––––––                                                                                           Kann die Region Niederrhein ein Vorbild
                                                                                                   in der regionalen Mobilitätswende
Die Landeshauptstadt Kiel, die Hansestadt        gem Wirtschaften zu inspirieren. Jährlich         werden? Diese Fragen beantwortete die
Buxtehude und die Stadt Eltville am Rhein        sensibilisiert außerdem die nicht-kommer­         Hybrid-Veranstaltung „Mobilität in Stadt
erhalten den Deutschen Nachhaltigkeits-          zielle Ökomesse „Vor Ort Fair-Ändern“             und Land – gleichberechtigt?“ der Johan-
preis für Städte und Gemeinden 2021. Als         auch die Verbraucherinnen und Verbrau-            nes-Rau-Forschungsgemeinschaft (JRF)
einzige deutsche Landeshauptstadt am             cher für einen bewussten Lebensstil. Der          und CONUS – Competence Net urban-
Meer übernimmt Kiel in besonderer Weise          Buxtehuder Präventionsrat gestaltet               industrial Supply, dem Kompetenznetz-
Verantwortung für die Erreichung der glo-        das städtische Engagement etwa in den             werk urban-industrielle Versorgung am
balen Nachhaltigkeitsziele, vor allem in         Bereichen Bildung, soziale Teilhabe und           Niederrhein.
puncto Klima- und Meeresschutz. Die Kli-         sogar Klimaschutz mit.                            Expertinnen und Experten aus Politik,
maschutz- und Zero-Waste-Stadt rief als          Die hessische Wein-, Sekt- und Rosenstadt         Praxis und Forschung diskutierten
erste deutsche Landeshauptstadt den Kli-         Eltville am Rhein erarbeitete bereits 2011        gemeinsam mit dem Publikum und
manotstand aus. Im Rahmen des „Master-           ihre „Vision Eltville 2030“, die sie trotz dau-   gaben Impulse zu verschiedenen Mobi­
plans 100 % Klimaschutz“ wurden unter            erhaft angespannter Haushaltslage konse-          litätsthemen. Ziel war es, die Möglich­
anderem ein Energieeffizienznetzwerk ge-         quent weiterent­wickelte. Aktive Bürgerbe-        keiten und Grenzen einer sozialverträg­
gründet und ein Küstenkraftwerk in Betrieb       teiligung schreibt die Kommune groß: Ein          lichen und fairen Verkehrswende zu
genommen. Die ausgeprägte Bürgerbeteili-         trans­parenter Umgang mit Kritik gewähr-          bestimmen. Thorsten Koska, Co-Leiter
gung setzt sich aus formalisierten Partizipa­    leistet einen fortwährenden Austausch mit         des Forschungsbereichs Mobilität und
tionsangeboten wie beispielsweise Ortsbei-       den Bürgerinnen und Bürgern. Eltville ver-        Verkehrspolitik in der Abteilung Energie-,
räten in allen Stadtteilen, sowie der Mitwir-    steht sich als soziale und familienfreundli-      Verkehrs- und Klimapolitik am Wupper-
kung einer besonders aktiven Zivilgesell-        che Stadt – unter anderem mit Angeboten           tal Institut, hielt einen Impulsvortrag
schaft zusammen. Festgeschrieben sind die        von Mehrgenerationenhäusern und dem               zum Thema „Mobilitätsmanagement als
Maßnahmen unter anderem in der Nach-            „NetzwerkBüro“ sowie Frauenwoche, Senio-           integrierter Ansatz zur Änderung von
haltigkeitsstrategie „Kiel 2042“ – dann wird     rennetzwerk, In­te­grationslotsen oder Pa-        Mobilitätsroutinen“. > mehr
die Landeshauptstadt 800 Jahre alt.              tenschaften für Arbeitslose.
Auch die niedersächsische Hansestadt Bux-        Die Auszeichnung in der Kategorie „Städte
tehude erarbeitet derzeit in einem partizi-      und Gemeinden“ wird seit 2012 von der
pativen Prozess ihre Strategie „Buxtehude        Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e. V.
2030“. Besonderes Augenmerk liegt auf            vergeben und ist mit einer Fördersumme
den Themen Klima- und Ressourcenschutz           von jeweils 30.000 Euro von der Allianz
sowie soziale Teil­habe. Neben dem Ausbau        Umweltstiftung dotiert. Dr. Carolin Baede-
der erneuerbaren Energien vermittelt die         ker, stellvertretende Leiterin der Abteilung
Hansestadt mit dem Projekt „ener:kita“           Nachhaltiges Produzieren und Konsumie-
schon den Kleinsten Kniffe für Energie- und      ren und Co-Leiterin des Forschungsbereichs
Ressourcensparen. Die Innovationsstrate-         Innovationslabore innerhalb der Abteilung,
gie „Zukunft Made in Buxtehude“ bringt           sowie Markus Kühlert, wissenschaftlicher
vor allem Unternehmerinnen und Unter-            Mitarbeiter in der Abteilung Nachhaltiges
nehmer zusammen, um sie zu nachhalti-            Produzieren und Konsumieren am Wup-
                                                 pertal Institut, sind Mitglieder im Assess-
                                                 ment-Team. > mehr

10 Wuppertal Institut – Quartal 3 | 2020
Kein Green Deal ohne Green
                                                                                       Steel: Wie gelingt die
                                                                                       Industriewende? Polit.Talk
                                                                                       mit Prof. Dr.-Ing.
                                                                                       Manfred Fischedick
                                                                                       ––––––––
                                                                                        Damit Deutschland bis 2050 klimaneutral
                                                                                        werden kann, steht die Stahlproduktion
                                                           Quelle: GettyImages
                                                                                        vor der enormen Aufgabe, ihre Emissionen
                                                                                        auf 11,6 Millionen Tonnen zu reduzieren:
GJETC Outreach 2020:                                                                    Denn die technischen Grenzen der bis heu-
Ergebnisse und Perspektiven                                                             te genutzten Verfahren sind erreicht. Wie
im Licht der Corona-Pandemie                                                            gestalten Bund, Land und Konzerne diesen
                                                                                        enormen Strukturwandel in den betroffe-
––––––––                                                                                nen Regionen? Welche Rolle wird Grüner
                                                                                        Wasserstoff dabei spielen? Muss „Grüner
Die Corona-Pandemie hat wie keine           Webinars informierten Prof. Dr. Peter       Stahl“ zukünftig durch EU-Klimazölle vor
andere Krise nach dem Zweiten Weltkrieg     Hennicke, deutscher Co-Vorsitzender des     billigem Importstahl aus China oder Indien
die Verflechtung der „Einen Welt“ und       GJETC und Senior Advisor am Wuppertal       geschützt werden, um wettbewerbsfähig
die Verwundbarkeit der globalisierten       Institut, sowie Prof. Masakazu Toyoda,      zu bleiben? Und wie müssen die Projekte
Weltwirtschaft ins öffentliche Bewusst-     japanischer Co-Vorsitzender des GJETC       aussehen, damit die Gelder für den Wie-
sein gebracht. Entsprechend dieser          und Vorstandsvorsitzender vom Institute     deraufbau der europäischen Wirtschaft in
Bedrohung ist rund um den Globus            of Energy Economics, Japan (IEEJ), über     zukunftsfähige Innovationen fließen?
beispiellos entschlossenes Handeln zu       die wissenschaftlichen Ergebnisse der       Der Polit.Talk „PFEIFFER FRAGT“ zum
beobachten. In Bezug auf den Klima-         zweiten Ratsphase sowie über die sich       Thema „Kein Green Deal ohne Green Steel
­­wan­del wurden jedoch keine ähnlich       daraus ergebenden poli­tischen Empfeh-     – Wie gelingt die Industriewende?“ griff
dringenden Maßnahmen „um aus                lungen mit Blick auf die globale Corona-    diese komplexen Fragen auf, um sie mit
der Not­lage herauszukommen“ (Club          Pandemie. > mehr                            den folgenden Gästen aus Politik, Wirt-
of Rome 2020) beschlossen.                                                              schaft und Gesellschaft zu diskutieren:
Der German-Japanese Energy Transition                                                   Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissen-
Council (GJETC) arbeitet seit 2016                                                      schaftlicher Geschäftsführer des Wupper-
beständig daran, auf der Grundlage einer                                                tal Instituts, Prof. Dr. Andreas Pinkwart,
strategischen und systemischen Analyse                                                  Minister für Wirtschaft, Innovation, Digita-
Politikberatung für neue und langfristige                                               lisierung und Energie des Landes Nord-
Perspektiven auf dem Weg zu einem                                                       rhein-Westfalen, Bernhard Osburg, Spre-
ambitionierten Energiewendeprozess zu                                                   cher des Vorstands von thyssenkrupp Steel
entwickeln. Im Rahmen des Outreach-                                                     Europe, sowie Jorgo Chatzimarkakis, Ge-
                                                                                        neralsekretär des europäischen Industrie-
                                                                                        verbands Hydrogen Europe. Die Runde
                                                                                        wurde ergänzt von Dr. Stefan Kaufmann,
                                                                                        Mitglied des Bundestages und Innovations-
                                                                                        beauftragter „Grüner Wasserstoff“ der Bun-
                                                                                        desregierung, sowie Eva Hennig, Leiterin
                                                                                        Energiepolitik Europa bei der Thüga AG.
                                                                                        Der Polit.Talk wurde am 10. August 2020
                                                                                        live auf der Website „PFEIFFER FRAGT“
                                                                                        übertragen und ist Bestandteil der Schwer-
                                                                                        punktreihe „Energiewende.Richtig.Ma-
                                                                                        chen“. Ein Best-of der Diskussion ist auf der
                                                                                        Website sowie auf Youtube abrufbar.
                                                                                        > mehr

                                                                                 Wuppertal Institut – Quartal 3 | 2020 11
Forschungs-
      produkte

Diskussionspapier: Arbeit
ist das halbe Leben
                                                                                            Vor diesem Hintergrund fordern die bei-
––––––––                                                                                    den Autorinnen jetzt neue gesellschaft­
                                                                                            liche Modelle zu diskutieren, die unter
Im Diskussionspapier „Arbeit ist das hal-                                                   anderem folgende Aspekte berücksich­
be Leben!? Über ein neues Statussymbol:                                                     tigen: Politik, Gesellschaft und Wirtschaft
Zeit und was wir damit anfangen“ neh-                                                       sollten einen neuen Gesellschaftsvertrag
men die beiden Autorinnen Prof. Dr.                                                         für Arbeit entwickeln, der sozial-ökolo­
Christa Liedtke, Leiterin der Abteilung      Rund ein Drittel des Tages investieren         gische Marktwirtschaft fördert, gesell-
Nachhaltiges Produzieren und Konsu-          die Deutschen in ihren Job – hinzu             schaft­liches Engagement integriert,
mieren am Wuppertal Institut und             kommt noch der Weg zur Arbeit. Nach            sozialen Ausgleich schafft und öffent­
Professorin für Nachhaltiges Design an       einer Erhebung des Statistischen Bundes-       liche wie privatwirtschaftliche Budgets
der Folkwang Universität der Künste, und     amts in 2017 dauert der Arbeitsweg für         aushandelt. Unternehmen sollten ihre
Dr. Anne Caplan, ehemalige wissen-           47,5 Prozent der Pendlerinnen und Pend-        Klimaschutz-Aktivitäten zur Schonung
schaftliche Mitarbeiterin im Forschungs-     ler zwischen zehn und 30 Minuten, 22,1         von Umwelt und Biodiversität nachvoll-
bereich Innovationslabore in der Abtei-      Prozent brauchen 30 bis 60 Minuten.            ziehbar umsetzen und flexiblere Arbeits-
lung Nachhaltiges Produzieren und Kon-       Über die Hälfte der Befragten wären laut       zeitmodelle und -formen für Mitarbei-
sumieren, Zeit als wertvolle Ressource       einer Studie des Karriereportals Stepstone     tende fördern. Über eine neue Plattform
in den Fokus. Sie gingen der Frage nach,     (2018) bereit, bis zu 60 Minuten pro           für gesellschaftliches Handeln und
wofür die Menschen ihre Zeit investieren     Arbeitsweg in Kauf zu nehmen. Bei rund         Kooperationen sollte soziales Engage-
und verwenden wollen. Insbesondere           220 Arbeitstagen pro Jahr ergäbe das für       ment transparent und unkompliziert
Aktivitäten, die den sozialen Zusammen-      den Hin- und Rückweg insgesamt 440             (teil-)finanziert werden können.
halt fördern, wie beispielsweise für die     Stunden – also knapp 55 Arbeitstage im         > mehr
Nachbarschaft einkaufen zu gehen, sind       Jahr, die allein für den Arbeitsweg auf­
dabei häufig ressourcenschonender als        gewendet würden.
nur für den eigenen Bedarf zum Super-       „Die Zeit, die für das Pendeln investiert
markt zu fahren. Resiliente Gemein-          wird, fehlt oftmals in anderen Lebensberei-
schaften tragen zudem dazu bei, das          chen, etwa, um sie mit dem Partner oder
 Klima zu schützen.                          der Partnerin, Freunden oder der Familie                   Diskussionspapier | Juli 2020

Seit dem Lockdown im Frühjahr 2020           zu verbringen oder auch für Hobbys. Das                    Arbeit ist das halbe Leben?!
                                                                                                        Über ein neues Statussymbol:
verlegten viele Menschen ihren Arbeits-      führt zu veränderten Konsumgewohnhei-                      die Zeit und was wir damit
                                                                                                        anfangen
platz innerhalb kürzester Zeit aus dem       ten“, erklärt Prof. Dr. Christa Liedtke.
                                                                                                                               Gestaltung der „Post-Corona“-Zeit

Büro nach Hause. Die Digitalisierung hat     Denn Menschen, die täglich zur Arbeit                                             Prof. Dr. Christa Liedtke

in Zeiten der Krise neue Arbeits- und        fahren, verbrauchen mehr Ressourcen                                               Dr. Anne Caplan

damit Lebensmodelle eröffnet, ohne dass      gegenüber denjenigen, die von zu Hause
die Gesellschaft diesen Wandel planen        aus arbeiten. Gleichzeitig wird der Zeitver-
konnte. Damit verbunden ist auch eine        lust durch das Pendeln häufig beispiels-
Veränderung der Wahrnehmung von              weise mit schnelleren Autos und einem
Zeitbudgets im Alltag.                       Saugroboter im Haushalt kompensiert:
                                            „Um wertvolle Zeit zu sparen, führen
                                              solche Anschaffungen letztendlich zu
                                             zusätzlichem Ressourcenverbrauch zum
                                             ohnehin schon ressourcenintensiveren                  Cover des Diskussionspapiers
                                             Arbeitsweg“, ergänzt die Wissenschaftlerin.          „Arbeit ist das halbe Leben!?“

12 Wuppertal Institut – Quartal 3 | 2020
Diskussionspapier zu den
                                                  „        Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie
                                                           ist es extrem wichtig, dass die Industrie
Herausforderungen für                                      auf Klimaschutzkurs bleibt und sich hohe
die Energiewende in Städten
und Gemeinden
                                                           Ziele setzt.“
––––––––                                          		 Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Geschäftsführer
                                                     des Wuppertal Instituts und Leiter der Innovationsteams bei
Megatrends und ihre potenziellen                     IN4climate.NRW

Gefahren, Chancen sowie strategischen
Handlungsoptionen werden aktuell in
international agierenden Unternehmen,
in strategischen Abteilungen von natio-        Ausbau erneuerbarer Energien
nalen und internationalen Organisa­            zu wettbewerbsfähigen
tionen und in Verwaltungen viel disku-
tiert. Auch die Energiewende wird von
                                               Strompreisen
Megatrends beeinflusst und maßgeblich          ––––––––
geprägt. „Es ist wichtig, Wechselwirkungen
mit Megatrends zu erkennen, zu verstehen        Die Energiewende ist ein entscheidender      erneuerbaren Energien“, betont Prof. Dr.-
und zu nutzen, um die Energiewende              Schlüssel auf dem Weg in eine klima­         Ing. Manfred Fischedick, wissenschaftli-
erfolgreich zu gestalten. Das gilt insbeson-    neutrale Zukunft. Insbesondere die Trans­    cher Geschäftsführer des Wuppertal Insti-
dere auch für Akteure auf kommunaler            formation der energieintensiven Grund-       tuts und Leiter der Innovationsteams bei
Ebene“, sagt Katja Witte, Co-Leiterin des       stoffindustrie erfordert große Mengen        IN4climate.NRW.
Forschungsbereichs Strukturwandel und           an Strom aus regenerativen Quellen. Um       Strom aus erneuerbaren Energien bildet
Innovation in der Abteilung Zukünftige          die Entwicklung einer klimaneutralen         die Grundlage vieler innovativer Techno-
Energie und Industriesysteme am Wupper-         Industrie zu fördern, muss daher der         logien, die der Gestaltung einer klima­
tal Institut.                                   Ausbau erneuerbarer Energien vorange-        neutralen Industrie dienen. Sie ersetzen
In dem Diskussionspapier „Globale               trieben werden – zu wettbewerbsfähigen       konventionelle Verfahren, die auf dem
Megatrends – Herausforderungen für die          Strompreisen.                                Einsatz fossiler Energieträger beruhen.
Energiewende in NRWs Städten und                Zu diesem Schluss kommt das von der          Damit die Transformation der Industrie
Gemeinden“ greift das Autorenteam des           Landesinitiative IN4climate.NRW veröf-       gelingen kann und die Klimaziele erreicht
Wuppertal Instituts die Wahrnehmungen           fentlichte Positionspapier „Industriezu-     werden, sind für die IN4climate.NRW-
in Nordrhein-Westfalens Gemeinden zu            kunft konsequent gestalten“. Unterzeich-     Partner drei Voraussetzungen ausschlag-
vier ausgewählten Megatrends auf:               ner des Papiers sind zahlreiche Unter-       gebend: Die Deckung der hohen industri-
soziale Ungleichheit, Digitalisierung,          nehmen der energieintensiven Industrie,      ellen Nachfrage nach Strom aus erneuer-
Übernutzung natürlicher Ressourcen              darunter BASF, BP, LANXESS, Shell,           baren Energien, die Gewährleistung von
sowie Urbanisierung und demographi-             thyssenkrupp und Uniper.                     Versorgungssicherheit und Systemstabili-
scher Wandel. Es wird deutlich, dass sich      „Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie ist     tät und wettbewerbsfähige Strom- bzw.
viele Gemeinden dieser Verknüpfung              es extrem wichtig, dass die Industrie auf    Energiepreise.
zwischen Megatrends und Energiewende            Klimaschutzkurs bleibt und sich hohe Ziele   Erarbeitet wurde das Papier innerhalb
durchaus bewusst sind, aber eine Umset-         setzt. Für deren Umsetzung müssen aber       der Arbeitsgruppe Politische Rahmenbe-
zung im „Tagesgeschäft“ oftmals schwie-         die Rahmenbedingungen stimmen und die        dingungen bei IN4climate.NRW. Ziel ist,
rig erscheint. Das Autorenteam leitet           Voraussetzungen erfüllt werden. Dies gilt    mit dem Positionspapier notwendige
daraus Policy-Implikationen ab, die eine        insbesondere für die hinreichende Verfüg-    Maßnahmen aufzuzeigen, um den Ein-
Diskussion über Handlungsbedarfe,               barkeit und Bezahlbarkeit von Strom aus      satz treibhausgasneutraler Prozesse und
Potenziale und Gefahren der Megatrends                                                       Verfahren voranzutreiben. Dabei unter-
für die Energiewende in nordrhein-west-                                                      stützt IN4climate.NRW als Plattform, die
fälischen Städten und Gemeinden anre-                                                        als Landesinitiative Partner aus Industrie,
gen soll. Das Diskussionspapier ist inner-                                                   Wissenschaft und Politik zusammen-
halb des Projekts „EnerTrend – Systemi-                                                      bringt, um gemeinsam konkret an Pro-
sche Analyse von Wechselwirkungen                                                            jekten und Strategien für eine innovative,
der Energiewende in NRW mit zentralen                                                        klimagerechte Transformation des Indus-
Megatrends“ entstanden. Das Projekt                                                          triesektors zu arbeiten. > mehr
wird vom Ministerium für Wirtschaft,
Innovation, Digitalisierung und Energie
des Landes Nordrhein-Westfalen ge­
fördert. > mehr

                                                                                       Wuppertal Institut – Quartal 3 | 2020 13
JIKO Policy Paper untersucht
Chemisches Kunststoff­                                                                                                            Möglichkeiten zur
recycling bietet viele Chancen                                                                                                    Operationalisierung des
für den Klimaschutz                                                                                                               Art.-6.4-Mechanismus
––––––––                                                                                                                          ––––––––
Mehr als sechs Millionen Tonnen Kunst-                                                Kunststoffabfällen die chemische Indus­     Während die Umsetzung des Pariser Kli-
stoffabfälle fallen in Deutschland jährlich                                           trie sowie die Abfallwirtschaft klima­      maabkommens bereits Anfang 2020 be-
an, nur etwas weniger als die Hälfte                                                  freundlicher gestalten kann. Im Papier      gonnen hat, befinden sich die Kohlen-
kann werk- und rohstofflich genutzt wer-                                             geht das Autorenteam auf die Potenziale      stoffmärkte weiterhin in der Schwebe
den, der Rest wird verbrannt. Insbeson-                                               und Entwicklungsperspektiven für Nord-      und die Verabschiedung eines Regel-
dere gemischte Kunststoffarten erschwe-                                               rhein-Westfalen ein mit dem Ziel, wissen­   werks für Artikel 6 wurde auf der Klima-
ren das Recycling. Hier bietet sich das                                               schaftliche Grundlagen für Investi­tions­   konferenz in Madrid im Dezember 2019
chemische Recycling (Pyrolyse) an. Bei                                                entscheidungen und Projektentwick­          erneut vertagt. Die Aufmerksamkeit wird
diesem Verfahren werden die Stoffe                                                    lungen im Sinne der Kreislaufwirtschaft     daher insbesondere auf die Untersu-
durch hohe Temperaturen zersetzt und                                                  zu schaffen.                                chung jener offenen Fragen gelegt, die
in kleinere Moleküle aufgespalten. Diese                                             Ziel ist, in einer Folgestudie in Koopera­   einer internationalen Einigung im Weg
lassen sich im Sinne der Kreislaufwirt-                                               tion von Wissenschaft und Industrie         stehen, während der künftigen Operatio-
schaft in neue Kunststoffe oder chemi-                                                die strategischen Perspektiven einer        nalisierung des Mechanismus unter Art.
sche Grundstoffe überführen. Die Schät-                                               Demons­trationsanlage zum thermo­           6.4 des Pariser Abkommens bisher nur
zungen gehen von bis zu zwei Millionen                                                chemischen Recycling von Kunststoff­        wenig Beachtung geschenkt wird.
Tonnen Kunststoffabfall jährlich aus, der                                             abfällen in NRW zu erarbeiten und zu        Vor diesem Hintergrund steht die Frage
auf diese Weise wiederverwendet wer-                                                  analysieren. Dabei unterstützt IN4cli­      der Operationalisierung des Mechanis-
den könnte.                                                                           mate.NRW als Plattform, die als Landes-     mus im Zentrum des Policy Papers „How
Das nun veröffentlichte Diskussions­                                                  initiative Partner aus Industrie, Wissen-   to Kick-Start Article 6.4?“ von Nicolas
papier „Chemisches Kunststoffrecycling“                                               schaft und Politik zusammenbringt, um       Kreibich, wissenschaftlicher Mitarbeiter
der Landesinitiative IN4climate.NRW                                                  gemeinsam an konkreten Projekten und         im Forschungsbereich Internationale Kli-
zeigt, dass Pyrolyse von gemischten                                                   Strategien für eine innovative klima­       mapolitik in der Abteilung Energie-, Ver-
                                                                                     gerechte Transformation des Industrie-       kehrs- und Klimapolitik am Wuppertal
                                                                                      sektors zu arbeiten.                        Institut. Um der Frage der Umsetzung
                                                                                      Erarbeitet wurde das Papier innerhalb       von Artikel 6.4 nachzugehen, entwickel-
                                                                                      der AG Circular Economy bei IN4climate.     te der Autor zunächst einen prototypi-
                                                                                      NRW, die sich insbesondere für die För-     schen Aktivitätszyklus und identifizierte
                                                                                      derung der Kreislaufwirtschaft einsetzt.    Schlüsselelemente, die benötigt werden,
                                                                                      Hinter der Veröffentlichung des Papiers     um den Mechanismus funktionsfähig zu
                                                                                      stehen die Unternehmen Lanxess, Rain        machen. Anschließend zeigt er auf, wie
                                                                                      Carbon und RHM sowie die Forschungs-        diese Schlüsselelemente auf nationaler
               CHEMISCHES KUNSTSTOFFRECYCLING –
               POTENZIALE UND ENTWICKLUNGS-
                                                                                      institutionen Fraunhofer UMSICHT,           und internationaler Ebene aufgebaut
               PERSPEKTIVEN                                                           RWTH Aachen, der Verein Deutscher           werden könnten.
               Ein Beitrag zur Defossilisierung der chemischen und
               kunststoffverarbeitenden Industrie in NRW

               Diskussionspapier der Arbeitsgruppe
                                                                                     ­Zementwerke und das Wuppertal Insti-        Seine Ergebnisse machen deutlich, dass
                                                                                      tut. > mehr                                 sich die Vertragsstaaten des Pariser Ab-
               Circular Economy

                                                                                                                                  kommens sehr viel intensiver auf die
                                                                                                                                  Nutzung marktbasierter Instrumente
                                                                                                                                  vorbereiten müssen, als dies noch unter
   Dieses Dokument wird von folgenden Unternehmen und Institutionen getragen:

                                                                                 Cover des Diskussionspapiers                     dem Kyoto-Protokoll der Fall war. Zu-
   Eine Initiative der NRW-Landesregierung

                                                                                „Chemisches Kunststoffrecycling“.
                                                                                                                                  gleich bestehen jedoch große Synergien
                                                                                 Quelle: IN4climate.NRW
                                                                                                                                  zwischen diesen Vorbereitungsmaßnah-
                                                                                                                                  men und anderen nationalen Prozessen,
                                                                                                                                  insbesondere der Ausarbeitung und Um-
                                                                                                                                  setzung nationaler Klimaschutzbeiträge,
                                                                                                                                  den Nationally Determined Contribu-
                                                                                                                                  tions (NDCs). > mehr

14 Wuppertal Institut – Quartal 3 | 2020
„         Wir sollten uns weiterhin vor Augen halten, wie eng verwoben
          unsere gesellschaftlichen und ökologischen Systeme sind und
          wie fragil sie allesamt durch nicht nachhaltiges Leben und Wirt-­
          schaften werden können.“
		 Prof. Dr. Christa Liedtke, Leiterin der Abteilung Nachhaltiges Produzieren und Konsumieren am Wuppertal Institut

                                                                                                                     Behörden für Krisenzeiten
                                                                                                                     vorbereiten
Empfehlungspapier
zur Weiterentwicklung                                                                                                ––––––––
der Deutschen                                                                                                        Die Corona-Pandemie macht deutlich,
Nachhaltigkeitsstrategie                                                                                             dass die Gesellschaft krisenfester werden
––––––––                                                                                                             muss. Daher arbeiten die Forschenden
                                                                                                                     des Wuppertal Instituts derzeit im
 Die Corona-Pandemie hat eindrücklich          der Krise immer deutlicher. Daher sollten                             SUITS-Projekt daran, kleine und mittel-
 gezeigt, dass unsere Gesellschaft krisen-     wir uns weiterhin vor Augen halten, wie                               große lokale Behörden besser vorzu­
 fester werden muss. Die Wissenschafts-        eng verwoben unsere gesellschaftlichen                                bereiten, nachhaltige städtische Verkehrs-
 plattform Nachhaltigkeit 2030 (wpn2030)       und ökologischen Systeme sind und wie                                 und Mobilitätsmaßnahmen zu entwickeln
 betont, dass dafür konsequenter als bis-      fragil sie allesamt durch nicht nachhaltiges                          und umzusetzen. Werden lokale Behörden
 lang auf Nachhaltigkeit gesetzt werden        Leben und Wirtschaften werden können“,                                ermutigt, nachhaltige Verkehrsmaßnah-
 müsse. Insbesondere die vorhandenen           sagt Prof. Dr. Christa Liedtke, Leiterin der                          men zu realisieren, müssen sie zunächst
 politischen Strukturen für Nachhaltigkeit     Abteilung Nachhaltiges Produzieren und                                lernen, welche Bereiche ihrer bisherigen
 sollten mit Blick auf die jetzt anstehen­de   Konsumieren am Wuppertal Institut und                                 Arbeit effektiv sind. Erst dann können sie
 Weiterentwicklung der Deutschen Nach-         seit Januar 2020 Co-Vorsitzende der                                   ihre Erfahrungen in die Praxis umsetzen.
 haltigkeitsstrategie deutlich gestärkt        wpn2030. > mehr                                                       Dabei unterstützen die SUITS-Projekt­
 werden. Dafür stellte die wpn2030 im                                                                                beteiligten lokale Behörden, ihre Arbeit
 aktuellen Impulspapier „Nachhaltig aus                                                                              anders zu organisieren.
 der Corona-Krise!“ Empfehlungen für                                                                                 Prof. Dr. Ann-Marie Nienaber vom Zen­
 die Bundesregierung zusammen.                                                                                       trum für Vertrauen, Frieden und soziale
 Nach Ansicht des Autorenteams könne                                                                                 Beziehungen der Coventry University
 Nachhaltigkeit viel zur Krisenbewältigung                                                                           und Dr.-Ing. Frederic Rudolph, Senior
 beitragen, wenn bestehende politische
                                                     Nachhaltig aus                                                  Researcher im Forschungsbereich Mobi-
 Strukturen und Prozesse gleichzeitig
                                                     der Corona                                                      lität und internationale Kooperationen
 gestärkt und weiterentwickelt würden.
                                                     Krise!                                                          in der Abteilung Energie-, Verkehrs und
                                                     Impulse aus der Arbeit der Wissenschaftsplattform

„Auch wenn jetzt das gesellschaftliche und           Nachhaltigkeit 2030 zur Stärkung deutscher
                                                     Nachhaltigkeitspolitik                                          Klimapolitik am Wuppertal Institut,
 wirtschaftliche Leben in Deutschland wie-                                                                           veröffentlichten zu diesem Thema nun
 der in Schwung kommt, werden gleichzei-                                                                             ein neues SUITS Policy Brief.
 tig die fortdauernden Herausforderungen                                                                             Im Policy Brief 4 „Organizational Resi­
                                                                                                                     lience. How SUITS local authorities were
                                                                                                                     prepared to cope with the COVID-19
                                                                                                                     pandemic“ heben die Forschenden her-
           Cover des Empfehlungspapiers                                                                  2020
                                                                                                                     vor, dass der Transformationsprozess
        „Nachhaltig aus der Corona-Krise!“.                                                                          der neun am SUITS-Projekt beteiligten
                         Quelle: wpn2030                                                                             städtischen Behörden hin zu lernenden
                                                                                                                     Organisationen diese Städte weitaus
                                                                                                                     besser auf die Herausforderungen der
                                                                                                                     Pandemie vorbereitet hat, als dies ohne
                                                                                                                     die gemeinsame Arbeit in SUITS der Fall
                                                                                                                     gewesen wäre. > mehr

                                                                                                                Wuppertal Institut – Quartal 3 | 2020 15
Anhang
zum Quartalsbericht 3|2020

Personalveränderungen

Abteilung       Zukünftige      Energie-       und                Abteilung Nachhaltiges Produzieren und
Industriesysteme:        Die       wissenschaftliche              Konsumieren:            Die      wissenschaftlichen
Mitarbeiterin Juliane Lunge verließ das Wuppertal                 Mitarbeiterinnen Kathrin Greiff und Anne Caplan
Institut.                                                         verließen das Institut.

Abteilung       Energie-,       Verkehrs-       und               Administration: Mit Constanze Leimbrink und Assel
Klimapolitik: Die wissenschaftliche Mitarbeiterin                 Issayeva konnten zwei neue nicht-wissenschaftliche
Judith Schröder verließ das Wuppertal Institut.                   Mitarbeiterinnen gewonnen werden. Die nicht-
                                                                  wissenschaftliche Mitarbeiterin Anne Eckelmann
Abteilung Kreislaufwirtschaft: Mit Nadine Braun                   verließ das Wuppertal Institut.
konnte eine neue wissenschaftliche Mitarbeiterin
gewonnen werden.

Neue Projekte

Abteilung      Titel                     Auftraggeber                Partner                                      Laufzeit
                                                                                                                  bis
SYS            PeopleSuN - Pepole        Bundesministerium für       Fosera Solarsystems GmbH & Co.               30.06.2023
               Power: Financing and      Wirtschaft und Energie      KGaA, MicrobEnergy GmbH, "Reiner
               operating community                                   Lemoine Institut GmbH, Technische
               energy supply systems                                 Universität Berlin, Wuppertal Institut für
               in Nigeria                                            Klima, Umwelt, Energie gGmbH
SYS            Ambition 2035 -           GLS Gemeinschaftsbank       -/-                                          30.10.2020
               Kurzstudie                eG
               "Möglichkeiten einer
               Ambitionssteigerung"
SYS            Dissertation Clemens      Vereinigung der Freunde     -/-                                          30.11.2020
               Schneider                 des Wuppertal Instituts
                                         e. V.
SYS            MPEFA-DR - Towards        Deutsche Gesellschaft       -/-                                          30.12.2020
               the consolidation of a    für Internationale
               system of                 Zusammenarbeit (GIZ)
               environmental-            GmbH
               econonic accounting
               for energy for the
               Dominican Republic
SYS            Green Recovery            European Climate            E3G - Third Generation                       31.03.2021
               Tracker                   Foundation                  Environmentalism gUG
SYS            Grüner Stahl -            thyssenkrupp Steel          -/-                                          30.04.2021
               Strategie zur             Europe AG
               Markteinführung von
               "grünem" Stahl bei
               thyssenkrupp Steel
               Europe AG
POL            EE-First (TP POL) -       Europäische Union -         Carbon Trust Advisory Limited, ECORYS        09.10.2020
               Assistance with the       vertreten durch die         Nederland B.V., ENCO (Enconet
               analysis to support the   Europäische                 Consulting Ges. m.b.H.), Ramboll
               implementation of the     Kommission                  Denmark A/S
               Efficiency First          (Directorate-General for
               Principle in decision-    Energy), ECORYS
               making                    Nederland B.V.

16    Wuppertal Institut – Quartal 3|2020
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