Forschungslandschaft Geothermie - März 2021 - Geothermie

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Forschungslandschaft Geothermie - März 2021 - Geothermie
Bundesverband
Geothermie

GtV
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Forschungslandschaft
Geothermie
März 2021

Bundesverband Geothermie e. V. | www.geothermie.de
Forschungslandschaft Geothermie - März 2021 - Geothermie
Inhalt
Vorwort                                                               ...........01

1. Geothermieforschung als Teil der Energieforschung in Deutschland   ...........02
   1.1     Energieforschung: Umfang und Entwicklung                   ...........02
   1.1.1   National                                                   ...........02
   1.1.2   International                                              ...........02
   1.2     Geothermieforschung: Umfang und Entwicklung                ...........03
   1.2.1   National                                                   ...........03
   1.2.2   International                                              ...........03

2. Anfänge der Geothermieforschung in Deutschland                     ...........03

3. Forschungsthemen und Wissenschaftsbereiche                         ...........06
   3.1      Geowissenschaften                                         ...........06
   3.1.1    Geologie und Hydrogeologie                                ...........06
   3.1.2    Geophysik                                                 ...........06
   3.1.3    Geochemie                                                 ...........07
   3.2      Bohrtechnik, Stimulation und Reservoirengineering         ...........08
   3.3      Ingenieurwissenschaften und Kraftwerkstechnik             ...........08
   3.4      Wirtschaftswissenschaften (Energiewirtschaft)             ...........09
   3.5      Umweltwissenschaften                                      ...........09
   3.6      Sozialwissenschaft / Politikwissenschaft                  ...........09

4. Forschungseinrichtungen                                            ...........11
   4.1      Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen                 ...........11
   4.1.1    Helmholtz-Gemeinschaft                                    ...........11
   4.1.2    Fraunhofer-Gesellschaft                                   ...........13
   4.1.3    Leibniz-Gemeinschaft                                      ...........14
   4.1.4    Sonstige                                                  ...........14
   4.2      Bundesbehörden mit Forschungsaufgaben                     ...........15
   4.3      Einrichtungen der Länder                                  ...........17
   4.3.1    Universitäten                                             ...........17
   4.3.2    Hochschulen                                               ...........20
   4.3.3    Sonstige Landeseinrichtungen                              ...........21
   4.3.4    Geologische Dienste                                       ...........22
   4.4      Privatwirtschaftliche Forschungsgruppen                   ...........24
   4.4.1    Ingenieurbüros                                            ...........24
   4.4.2    Bohrfirmen                                                ...........26
   4.4.3    Energieversorger, Betreiber von Geothermieanlagen         ...........27
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5. Zuordnung zwischen Forschungsthemen und
   Forschungseinrichtungen                                  ...........29
   5.1      Geowissenschaften                               ...........29
   5.2      Geotechnik                                      ...........30
   5.3      Ingenieurwissenschaften und Kraftwerkstechnik   ...........31
   5.4      Wirtschafts- und Umweltwissenschaften           ...........32

6. Forschungsfinanzierung                                   ...........34
   6.1      National                                        ...........34
   6.1.1    BMWi                                            ...........34
   6.1.2    Andere Bundesministerien                        ...........34
   6.1.3    Bundesländer                                    ...........34
   6.1.4    Forschungsgemeinschaft und Stiftungen           ...........35
   6.1.5    Privatrechtlich                                 ...........35
   6.2      International                                   ...........35
   6.2.1    Horizon 2020 / Horizon Europe                   ...........35
   6.2.2    EFRE, Interreg                                  ...........35

7. Weitergehende Informationen                              ...........36

8. Schlussbemerkung                                         ...........36

9. Anhang                                                   ...........36
   Forschungsprojekte: Liste der Akronyme, Projektlinks     ...........36
Forschungslandschaft Geothermie - März 2021 - Geothermie
5
    PROJEKTBEISPIEL 1
    Grubenwassergeothermie als innovative      22
    Energiequelle                              PROJEKTBEISPIEL 4
                                               Risikominimierung fluidinduzierter Seismi-
                                               zität im süddeutschen Molassebecken am
                                               Beispiel des Projekts Schäftlarnstrasse der
                                               Stadtwerke München

    10
    PROJEKTBEISPIEL 2
    Außergewöhnliche Gebirgsdurchlässigkeit
    im süddeutschen Molassebecken - Der Ein-
    fluss advektiver Grundwasserströmung auf   28
    Wärmefluss und Temperaturfeld im konduk-   PROJEKTBEISPIEL 5
    tiven Play Type Vorlandbecken              Oberflächennahste Geothermie als eine
                                               Quelle kalter Nahwärmenetze

    16
    PROJEKTBEISPIEL 3                          33
    Bestimmung von Eigenschaften und Re-       PROJEKTBEISPIEL 6
    aktionsprozessen geothermaler Fluide zur   Fündigkeitsprognose für die Sandsteine des
    Optimierung von Energiegewinnung           Norddeutschen Beckens

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Forschungslandschaft Geothermie - März 2021 - Geothermie
Forschungslandschaft Geothermie | März 2021

Vorwort

Angeregt durch die zunehmende Bedeutung der For-          kann wegen der Fülle der laufenden Vorhaben und
schung für Geothermische Energie und die dadurch          beteiligten Einrichtungen nicht auf Details eingehen,
bedingten Veränderungen bei einer Reihe von For-          ist aber offen für Veränderungen und kann entspre-
schungsinstitutionen hat sich der Bundesverband           chend fortgeschrieben werden. Details können ge-
Geothermie e. V. (BVG) entschlossen, die wesentli-        gebenenfalls über die angegebenen Links gefunden
chen aktuellen Forschungsgruppen und ihre Aktivi-         werden. Bei der Beschreibung einer Forschungs-
täten zu erfassen und zu beschreiben, um so einen         landschaft wird grundsätzlich auf Bewertungen ver-
Überblick über die derzeitige Forschungslandschaft        zichtet.
Geothermie zu geben.
                                                          Zusätzlich zu dieser Darstellung der derzeitigen For-
Geothermische Forschung ist äußerst multidiszipli-        schungslandschaft hat der BVG Ende 2020 eine aktu-
när. Die aktiven Forschungsgruppen sind in der Regel      elle Darstellung des zukünftigen Forschungsbedarfs
relativ klein und decken jeweils nur bestimmte Dis-       veröffentlicht (https://www.geothermie.de/bibliothek/
ziplinen innerhalb der Geothermie ab. Sie sind aber       downloads.html ). o
meist gut vernetzt und in ihrer Fachdisziplin fest ver-
ankert. Sie sind meist in größere Forschungsstruktu-
ren eingebunden. Zum besseren Verständnis und um
die Aktivitäten einschätzen zu können, ist es uner-
lässlich, auch auf diese institutionellen Einbindungen
einzugehen.

Zur Forschungslandschaft gehört neben der Er-
fassung der Forschungseinrichtungen auch die Be-
schreibung der Forschungs- und Entwicklungspolitik,
insbesondere der bestehenden Fördermöglichkeiten.
Eine Landschaft hat nicht nur Berge, Täler und Ebe-
nen, sondern befindet sich ständig in Veränderung.
Die vorliegende Darstellung der Forschungsland-
schaft Geothermie ist eine Momentaufnahme und

                                                                                                             1
1. Geothermieforschung                                     Grundlagenforschung die angewandte Forschung,
                                                               technologische Entwicklungen sowie Innovationsak-
       als Teil der Energiefor-                                tivitäten von Unternehmen, von Forschungseinrich-
                                                               tungen und von Hochschulen zu unterstützen.
       schung in Deutschland
                                                               Es ist beabsichtigt, im Rahmen des 7. Energiefor-
    Um die politischen Vorgaben zur Minderung des              schungsprogramms für den Zeitraum 2018 bis 2022
    Klimawandels einzuhalten, reicht eine auch konse-          insgesamt rund 6,4 Milliarden Euro Fördermittel be-
    quente Anwendung vorhandener Technologien nicht            reitzustellen. Die Energieforschung wurde somit im
    aus. Insbesondere sind auf allen Feldern zur Bereit-       Vergleich zum 6. Energieforschungsprogramm wei-
    stellung von Energie aus erneuerbaren Quellen For-         ter gestärkt. Im Jahr 2019 hat die Bundesregierung
    schung und Entwicklung von Nöten. Da diese in der          1,15 Milliarden Euro in die Energieforschung inves-
    Regel eine mehrjährige Vorlaufzeit haben, um zur           tiert. Das ist ein Anstieg um rund neun Prozent im
    Marktreife zu kommen, haben diese Forschungsak-            Vergleich zum Vorjahr. Rund 704 Millionen Euro flos-
    tivitäten eine gewisse Dringlichkeit.                      sen davon in die Projektförderung, rund 410 Millionen
                                                               Euro in die institutionelle Förderung. Die Bundesre-
    Forschung und Entwicklung sind die Basis für die           gierung betont damit den unverzichtbaren Beitrag
    neuen, kostengünstigen und marktfähigen Ener-              von Forschung und Entwicklung für die Energiewende
    gie- und Effizienztechnologien von morgen. Mit der         und den Klimaschutz.
    Energiewende hat sich die Bundesregierung zu an-
    spruchsvollen nationalen, europäischen und interna-        Zur weiteren Beschleunigung des Innovationstrans-
    tionalen Energie- und Klimazielen verpflichtet. Auch       fers hat das BMWi im vergangenen Jahr die ›Real-
    angesichts des Ziels, im Jahr 2050 Treibhausgasneu-        labore der Energiewende‹ auf den Weg gebracht und
    tralität zu erreichen, muss der Anteil Erneuerbarer        als neue Säule der Energieforschung etabliert.
    Energien in allen Verbrauchssektoren weiter steigen.

                                                               1.1.2 International
    1.1 Energieforschung:                                      Forschung ist heute nur in einer internationalen Ko-
        Umfang und Entwicklung                                 operation und mit einem ständigen und regen in-
                                                               ternationalen Wissensaustausch denkbar. In der
    Ein zentrales Element der Energieforschung sind die        deutschen Energieforschung steht hier die Zusam-
    Partnerschaften zwischen Großforschungseinrich-            menarbeit mit europäischen Partnern im Vorder-
    tungen, Universitäten und Hochschulen sowie Fir-           grund, besonders durch Projekte aus dem Programm
    men. In solchen Verbundprojekten wird von Anfang           Horizon 2020 (zukünftig: Horizon Europe).
    an berücksichtigt, welche Forschungsfragen für die
    praktische Umsetzung der Energiewende besonders            Im europäischen Forschungs- und Innovationspro-
    relevant sind; gleichzeitig ist der Innovationstransfer    gramm Horizon 2020 werden transnationale und in-
    durch die Beteiligung der Wirtschaft schon während         terdisziplinäre Kooperationsprojekte gefördert. Ab
    der Projektlaufzeit angelegt. Hier hat sich oft eine Art   dem Jahr 2021 wird durch das neue Forschungsrah-
    ›Begleitforschung‹ von Aktivitäten der Privatwirt-         menprogramm Horizon Europe die Erfolgsgeschichte
    schaft bewährt.                                            von Horizon 2020 kontinuierlich fortgesetzt und wei-
                                                               terhin der gesamte Forschungs- und Innovations-
    1.1.1 National                                             kreislauf unterstützt.
    Wesentliches Element der nationalen Energiefor-
    schung ist das 7. Energieforschungsprogramm des            Im Mittelpunkt der Fördermaßnahmen werden Ent-
    Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie              wicklungen und Innovationen stehen, die zum Ziel
    (BMWi). Wenngleich Forschung, Entwicklung und De-          der Europäischen Kommission, bis 2050 in Europa
    monstration von Energie- und Effizienztechnologien         Klimaneutralität zu erreichen, beitragen sollen. Der
    vorrangig Aufgabe der Wirtschaft sind, zielt die öf-       sogenannte European Green Deal soll dafür sorgen,
    fentliche Forschungsförderung darauf ab, neben der         dass Europa eine Vorreiterrolle bei klimafreundlichen

w   2
Industrien und sauberen Technologien einnimmt. Um        2. Anfänge der Geothermie-
die sektorübergreifende Zusammenarbeit und Inno-
vationspotenziale zu stärken, wird der Energiebereich       forschung in Deutschland
in Horizon Europe mit Klima- und Transportthemen in
dem Cluster Climate, Energy & Mobility zusammenge-       Schon 1954 beteiligte sich erstmals eine kleine deut-
fasst. Inhaltlich bleiben die Grundelemente der aktu-    sche Arbeitsgruppe an einem Explorationsprojekt für
ellen Ausschreibungen im Energiebereich bestehen.        eine geothermische Dampflagerstätte, und zwar in
                                                         Larderello (Toskana, Italien). Eingesetzt wurde eine
                                                         geothermische Explorationsmethode, nämlich Tem-
1.2 Geothermieforschung:                                 peraturmessungen im Boden in 1,5 m Tiefe. Leiter
    Umfang und Entwicklung                               der Gruppe war ein befristet beschäftigter Ange-
                                                         stellter des Amtes für Bodenforschung (AfB), Han-
Die deutsche Geothermieforschung hat, auch inter-        nover, Oskar K appelmeyer. Für seine grundlegenden
national gesehen, seit Jahren eine große Bedeutung.      Untersuchungsergebnisse wurde er 1957 mit dem
Die Informationsplattform ›Enargus‹ listet zum The-      Conrad-Schlum­berger-Preis der European Association
ma Geothermie mehr als 700 Vorhaben oder Teilvor-        of Exploration Geophysicists (EAEG) ausgezeichnet;
haben auf, die zwar teilweise abgeschlossen sind, von    er war auch 1994 erster Preisträger der Patricius-
denen aber mehr als 130 aktuell noch bearbeitet wer-     Medaille des Bundesverbandes Geo­thermie. Ab 1958
den. Darüber hinaus beschreibt die europäische In-       beteiligten sich Wissenschaftler der aus dem AfB
formationsplattform ›Cordis‹ mehr als 500 Projekte,      hervorgegangenen Behörden, den Vorgängerorgani-
von denen ein erheblicher Anteil eine deutsche Betei-    sationen der Bundesanstalt für Bodenforschung und
ligung hat. Weltweit wird sicher nur in den USA in vom   Rohstoffe (BGR) und des Leibniz-Instituts für Ange-
Department of Energy (DOE) geförderten Vorhaben in       wandte Geophysik (LIAG), an verschiedenen inter-
einem ähnlichen Umfang auf dem Gebiet der Geo-           nationalen geo­thermischen Projekten. Die Nutzung
thermie geforscht wie in Deutschland und Europa.         geothermischer Energie in Deutschland wurde da-
                                                         mals allerdings noch als unwirtschaftlich angesehen.
Geothermie ist unter den Erneuerbaren Energien
diejenige, bei der die Lücke zwischen Potenzial und      Dies änderte sich 1973 aufgrund der Ölkrise. Hatte
derzeitiger Nutzung am weitesten klafft. Auch dies       man schon vorher einige Thermalwasservorkommen
ist ein deutlicher Hinweis auf die Bedeutung der Geo-    für balneologische Zwecke erkundet, wurden jetzt
thermieforschung.                                        die geothermischen Ressourcen insbesondere für die
                                                         Warmwassernutzung untersucht, so z. B. die geo-
1.2.1 National                                           thermische Anomalie Urach, für die 1979 eine kombi-
Im Schwerpunkt Geothermie hat das BMWi im Jahr           nierte refraktions-/reflexionsseismische Erkundung
2019 94 laufende Vorhaben mit rund 13,2 Millionen        durch die Firma Prakla-Seismos und die Universi-
Euro gefördert. 2019 hat das BMWi zudem 25 For-          tät Kiel durchgeführt wurde. Die Ergebnisse flossen
schungsprojekte mit einem Fördermittelansatz von         in den ersten Ressourcen-Atlas für den gesamten
rund 24,1 Millionen Euro neu bewilligt.                  Raum der Europäischen Gemeinschaft ein, der 1988
                                                         unter Federführung von Ralph Hänel (NLfB-GGA, spä-
1.2.2 International                                      ter LIAG) und Erika Staroste (EG) erschien.
Die außeruniversitären deutschen Forschungsein-
richtungen, aber auch Universitäten und Hochschu-        Geothermische Stromerzeugung schien in Deutsch-
len beteiligen sich in erheblichem Umfang an großen      land nur aus dem heißen, nicht wasserführenden
internationalen Forschungsvorhaben. Fast alle Geo-       Grundgebirge (hot dry rock – HDR) möglich zu sein.
thermieprojekte im Programm Horizon 2020 haben           Der Grundgedanke war 1970 im Los Alamos Scienti-
eine deutsche Beteiligung. Häufig sind auch deutsche     fic Laboratory (New Mexico, USA) entwickelt worden.
Institutionen die Initiatoren und dann auch die Koor-    Die grundsätzliche Machbarkeit wurde in Deutsch-
dinatoren derartiger Projekte. Daneben haben auch        land ab 1977 im Experimentierfeld Falkenberg
regionale Projekte, die etwa durch EFRE gefördert        (Oberpfalz) bis 500 m Tiefe und einigen Versuchen in
werden, eine internationale Bedeutung.                   der Forschungsbohrung Urach (bis 3.500 m) gezeigt.

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Grundlegende Laborexperimente zur Felsmechanik            Nicht so eindeutig wie für die Tiefe Geothermie sind
    und Geräteentwicklungen gingen dabei von Fritz            Forschungen zur Oberflächennahen Geothermie zu
    Rummel von der Ruhr-Universität Bochum aus. Er            erfassen. Es sind im Wesentlichen Weiterentwicklun-
    und Oskar K appelmeyer waren auch die treibenden          gen bei (kleinen) Wärmepumpen. In der DDR wurden
    wissenschaftlichen Kräfte in Deutschland, die 1986        erste Forschungen zu Wärmepumpen in den 1970er
    das deutsch-französische HDR-Forschungsprojekt            Jahren durchgeführt. 1985 konnte das Entwurfsmo-
    in Soultz-sous-Forêts (Elsass, Frankreich) initiierten,   dell für die damals größte Kompressorwärmepum-
    bei dem später das weltweit erste HDR-Kraftwerk           pe der Welt vom Institut für Luft- und Kältetechnik
    errichtet wurde.                                          Dresden vorgestellt werden.

    In der DDR erfolgten 1979/80 Versuche zum HDR-            In der BRD erfolgte 1968 der erste Einsatz einer
    Verfahren in der Altmark, die jedoch infolge Erdgas-      erdgekoppelten Wärmepumpe in Kombination mit
    zufluss von wirtschaftlicher Größenordnung nach ei-       Niedertemperatur-Fußbodenheizung, die ersten Boh-
    ner Fracbehandlung nicht weitergeführt wurden. lm         rungen für Erdwärmesonden gab es 1974 in Baden-
    Zentralen Geologischen Institut Berlin wurde 1987         Württemberg. Ab dieser Zeit war in den westlichen
    mit der Erarbeitung des geologisch-geo­thermischen        Ländern, allen voran in Schweden und der Schweiz, ein
    Kartenwerks für den perspektiven Nordteil der DDR         größeres Wachstum von Anlagen mit erdgekoppelten
    im Maßstab 1:200.000 begonnen. Schon 1984 wur-            Wärmepumpen festzustellen.
    de die erste Heizzentrale in Waren in Betrieb genom-
    men und versorgte anfangs ungefähr 300 Wohn-
    einheiten mit Wärme. Im selben Jahr wurde der VEB
    Geothermie Neubrandenburg, aus der nach der Wie-
    dervereinigung u. a. die Firma GTN hervorging, spe-
    ziell für die Planung und den Bau geothermischer
    Heizzentralen gegründet. Ein Jahr später wurden die
    wichtigsten Akteure für ihren »Anteil zur Nutzung
    geo­ thermischer Ressourcen als Energieträger für
    die Wärmeversorgung« mit dem Nationalpreis der
    DDR für Wissenschaft und Technik ausgezeichnet.
    Die geowissenschaftlichen Kartenwerke aus beiden
    deutschen Staaten flossen 1992 in den gesamteu-
    ropäischen Geothermik-Atlas ein, der unter Leitung
    von Eckehard Hurtig, dem letzten Direktor des Zent-
    ralinstituts der Physik der Erde (ZIPE) in Potsdam, der
    Vorgängerinstitution des Geoforschungszentrums
    (GFZ), zusammen mit Ralph Hänel und zwei weiteren
    europäischen Kollegen herausgegeben wurde.

    Bei der Wiedervereinigung 1990 waren in der DDR
    drei Geothermische Heizzentralen (Waren, Neubran-
    denburg, Prenzlau) installiert, in der alten BRD eine
    Dublette (Bruchsal), die aber wegen fehlender ge-
    eigneter Abnehmerstruktur nicht in Betrieb war. In
    dem 1992 neugegründeten GFZ entstand die größ-
    te deutsche Forschungsgruppe für die Geothermie.
    Mit Errichtung der ersten Professuren und Institute
    für Geothermische Energie wurden ab 2000 die uni-
    versitäre Forschung und insbesondere die wissen-
    schaftliche Ausbildung gestärkt.

w   4
PROJEKTBEISPIEL 1

Grubenwassergeothermie als innovative
Energiequelle
  Oppelt, L.; Pose, S.; Grab, T.; Fieback, T.                Die Anlage »Reiche Zeche« im sächsischen Freiberg ver-
  Projekte: GeoMAP und VODAMIN II                            sorgt Universitätsgebäude ganzjährig mit Wärme und
                                                             Kälte. Dabei werden seit 2015 umfangreich Messwerte
Stillgelegte Bergwerke bieten eine Möglichkeit zur regene-   erfasst. Es zeigt sich, dass durch die Kombination von
rativen Energiebereitstellung. Aufgrund ganzjährig nahe-     Wärme- und Kältebereitstellung Arbeitszahlen des Ge-
zu konstanter Temperaturen und der großen Gesteinsflä-       samtsystems von über 7 möglich sind. Darüber hinaus
chen als wärmeübertragende Flächen ist Grubenwasser          wird dargestellt, wie sich die Anteile der Wärme- und Käl-
ideal zum Heizen und Kühlen einsetzbar. An Standorten        tebereitstellung über ein Jahr entwickeln. Ein interessan-
an denen auch nach Beendigung des Bergbaus noch              ter Aspekt ist dabei auch, dass abhängig davon, ob mehr
Grundwässer gehoben werden müssen z. B. im Ruhr-             Wärme oder Kälte benötigt wird, die Entnahmestelle des
gebiet kann das ohnehin nach oben gepumpte Wasser            Grubenwassers geändert werden kann. Bei einem über-
noch energetisch genutzt werden und bietet damit ei-         wiegenden Kühlbedarf wird das kältere (≈14 °C) Wasser
nen positiven Zusatzeffekt der Ewigkeitsaufgabe. In          aus einem Entwässerungsstollen genutzt, bei überwie-
Deutschland wurden bisher vor allem in Sachsen Gruben-       gendem Heizbedarf wärmere aufsteigende Tiefenwässer
wassergeothermieanlagen gebaut und in Betrieb genom-         (≈20 °C). Aktuelle Forschungsmaßnahmen betreffen auch
men. Nun werden auch im Ruhrgebiet weitere Anlagen           die Reduzierung von Ablagerungen (Fouling) und finden in
installiert.                                                 den Projekten VODAMIN II und GeoMAP statt.

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3. Forschungsthemen und                                  3.1.1 Geologie und Hydrogeologie
                                                             Forschungen zu geologischen und hydrogeologischen
       Wissenschaftsbereiche                                 Fragen sind meist von übergeordneter, oft regionaler
                                                             Bedeutung. Nur die geologischen Grundlagen über
    Energiebereitstellung durch Geothermie ist eine          Struktur und geologische Bildungsgeschichte der be-
    multidisziplinäre Aufgabe. Dementsprechend sind          trachteten Formationen erlauben die richtige Anwen-
    auch viele Wissenschaftsbereiche an der Geother-         dung und Einordnung von Forschungsergebnissen der
    mieforschung beteiligt, von den Geowissenschaften        anderen geowissenschaftlichen Teildisziplinen.
    über die Ingenieurwissenschaften bis hin zu Politik-
    und Sozialwissenschaften. Im Folgenden wird die          Da in der Tiefen Geothermie in Deutschland derzeit
    klassische Gliederung der Wissenschaftsbereiche,         noch vorwiegend hydrothermale Projekte genutzt
    wie sie auch meist noch in den Fakultäten der Univer-    und geplant werden, sind auch Fragestellungen der
    sitäten und Hochschulen zu finden ist, übernommen.       Hydrogeologie ein häufiger Forschungsgegenstand.
                                                             In Forschung und Entwicklung werden Verfahren zur
    Generell wird davon ausgegangen, dass Methoden           Bestimmung hydrogeologischer Parameter, z. B. aus
    der Oberflächennahen Geothermie schon ausgereif-         Pumpversuchen, weiterentwickelt und verglichen mit
    ter sind als Methoden der Tiefen Geothermie. Dies        Resultaten von Modellierungen und Simulationen,
    spiegelt sich auch in der derzeitigen Forschung wider,   wobei auch zunehmend Methoden des maschinellen
    zur Tiefen Geothermie werden weitaus mehr Projek-        Lernens eine Rolle spielen.
    te aktuell durchgeführt. Bei der Oberflächennahen
    Geothermie geht es zudem oft weniger um techni-          Auch in der Oberflächennahen Geothermie spielen
    sche Fragestellungen als um die Einbindung der Geo-      geologische und hydrogeologische Fragen in der For-
    thermie in eine individuelle oder kommunale erneu-       schung eine Rolle. Oberflächennahe Geothermie spielt
    erbare Wärmeversorgung.                                  sich in einem Tiefenbereich ab, der vielfältig auch an-
                                                             derweitig genutzt wird, u. a. zu Trinkwassergewin-
                                                             nung. Die gemeinsame nachhaltige Nutzung dieses
    3.1 Geowissenschaften                                    Teils des unterirdischen Raums ist ein dauerhaftes
                                                             Forschungsgebiet und dieses wird durch geologische
    Geothermische Energiebereitstellung beginnt meist        und hydrogeologische Fragestellungen dominiert.
    mit dem unterirdischen Teil einer Geothermieanlage.
    Während oberirdische Teile wie Kraftwerke, Vertei-       Im Einzelnen geht es um:
    leranlagen etc. sich oft nur wenig von entsprechen-
    den Anlagen anderer Energieerzeuger unterscheiden,       • Bestimmung von hydraulischen Gesteinsparame-
    sind die unterirdischen Anlagenteile immer geother-        tern sowie hydrogeologischen Parametern
    miespezifisch. Zudem sind diese von der regiona-         • Grundwasserschutz
    len und lokalen Geologie abhängig, die im Einzelfall     • Methoden zur Erstellung von Untergrundmodellen
    untersucht werden muss. Hierzu sind Verfahren              für geothermische Nutzung
    und Vorgehensweisen zu entwickeln. Untertägige
    Anlagenteile können nur sehr eingeschränkt stan-         3.1.2 Geophysik
    dardisiert werden. Dies unterscheidet Geothermie         Geophysik fasst im Kontext der Geowissenschaften
    wesentlich von anderen Branchen der Erneuerbaren         die Methoden zusammen, die sich durch eine ma-
    Energien.                                                thematisch-physikalische Herangehensweise aus-
                                                             zeichnen. In der Regel wird gemessen, ausgewertet
    Eine Folge hiervon ist, dass auch bei der aktuellen      und modelliert. In der Alltagspraxis anzuwendende
    Geothermieforschung geowissenschaftliche Themen          Verfahren sind durch Forschungsanstrengungen zu
    aus den verschiedenen Teilgebieten der Geowissen-        erarbeiten und bereitzustellen.
    schaften dominieren.
                                                             Ein zentrales Thema der Tiefen Geothermie ist die
                                                             durch Forschung ständig zu verbessernde Explora-
                                                             tion. In den Niederenthalpieregionen Deutschlands

w   6
stehen die Verfahren der 3D-Seismik und der geo-            • Bestimmung von geothermischen, petrophysikali-
physikalischen Bohrlochmessungen im Vordergrund,              schen und hydraulischen Gesteins­parametern
wenngleich auch andere Verfahren wie Gravimetrie,           • Bestimmung der Wärmestromdichte und Berech-
Magnetik, Elektromagnetik insbesondere in For-                nung der Temperatur-Tiefen-Verteilung
schungsvorhaben versuchsweise Anwendung fin-                • Ermittlung des lokalen Spannungsfeldes
den. Obgleich alle diese Verfahren durch jahrzehn-          • Bestimmung von geothermisch prospektiven Ge-
telange Forschung und Entwicklung, besonders zur              bieten aufgrund geowissenschaftlicher Parameter
Kohlenwasserstoff-Exploration, einen sehr hohen             • Charakterisierung und Ermittlung des geothermi-
Perfektionsgrad erreicht haben, zeigen ergänzen-              schen Potenzials (Ressourcen und Reserven) für
de Forschungsanstrengungen gute Erfolge bei der               hydrogeothermale und petrothermale (Enhanced
Anpassung an spezifische Fragstellungen der Geo-              Geothermal Systems -EGS) Nutzung
thermie. In Forschungsvorhaben werden nicht nur             • Quantitative Ressourcen-Abschätzung
geophysikalische Messmethoden weiter verbessert             • Weiterentwicklung insbesondere der geophysika-
und angepasst, sondern auch deren Auswertung                  lischen Methoden zur Exploration ge­o­thermischer
oder Interpretation. Hier spielen beispielsweise in der       Ressourcen
3D-Seismik auch mathematisch aufwändige Ansät-              • Methoden zur Abschätzung der hydraulischen Per-
ze, z. B. bei der Erarbeitung geeigneter Attribute mit        meabilität
Hilfe maschinellen Lernens, in der Forschung eine           • Überwachung und Vorhersage der geowissen-
zentrale Rolle.                                               schaftlichen Parameter (Untergrund-Monitoring)
                                                            • Beherrschen der induzierten Seismizität bei der
Neben der Exploration steht bei Projekten der Geophy-         Herstellung eines EGS-Systems
sik derzeit auch oft die Seismologie, also eine mögliche
Reaktion des Gebirges in Form induzierter Seismizi-         3.1.3 Geochemie
tät, im Vordergrund. Während aus der Erdbebenkunde          Bei der geochemischen Forschung geht es vorrangig
Auftreten und Wirkung großer Erdbeben gut erforscht         um die Chemie des Thermalwassers und der darin
sind, gilt dies nicht für die hier betrachteten kleinsten   gelösten Feststoffe und Gase. Da dieses nicht nur das
quellnahen Ereignisse an oder unter der Fühlbarkeits-       Gebirge, sondern auch übertägige technische Einrich-
grenze. Wegen der Bedeutung für die Akzeptanz wird          tungen durchströmt, kommt es in beiden Bereichen
auf diesem Gebiet besonders intensiv und in mehreren        zu Wechselwirkungen mit dem umgebenden Material,
nationalen und internationalen Projekten geforscht.         also beispielsweise Gestein-Thermalwasser-Wech-
Wichtig ist die Umsetzung der Forschungsergebnisse          selwirkungen, die im Detail zu erforschen sind. Wegen
in einem seismologisch kontrollierten Betrieb der An-       der im Nutzungszyklus auftretenden Änderungen von
lage, wobei zunehmend Ampelsysteme mit prognos-             Druck und Temperatur kommt es sowohl zu Ausfäl-
tischen Elementen eine Rolle spielen.                       lungen (Scales) als auch zur Lösung von Feststoffen
                                                            und Gasen. Die Interaktion mit technischen Materia-
Auch im Bereich der Oberflächennahen Geothermie             lien wird oft als Korrosion beschrieben.
bewähren sich durch geophysikalische Forschung
erarbeitete Methoden bei der Erkundung und Kar-             Zur Geochemieforschung gehört auch die Beschäfti-
tierung von Untergrundeigenschaften wie Wärme-              gung mit Isotopen von Feststoffen, Flüssigkeiten und
leitfähigkeit, Grundwasserstände und Grundwas-              Gasen. Diese können vielfache Informationen liefern,
sermobilität. Sie finden Eingang in kartographische         beispielsweise zu Herkunft oder Alter des Materials.
Darstellungen der Potenziale und helfen dem Planer          Erkenntnisse können dann auch technisch umge-
in Einzelfall.                                              setzt werden, z. B. durch den Einsatz von Inhibitoren
                                                            zur Minderung von Scaling und Korrosion.
Miniaturisierte geophysikalische Bohrlochsonden zur
Kontrolle der Ringraumverfüllung werden zum Ein-            Geochemie und die Analyse der im Thermalwas-
satz in Erdwärmesondenrohren entwickelt.                    ser gelösten Stoffe sind auch die Grundlage für eine
                                                            mögliche wirtschaftliche Extraktion dieser Stoffe. Im
Im Einzelnen werden in Forschungsprojekten erar-            Zentrum der Forschung steht aktuell die Lithiumex-
beitet:                                                     traktion, da ein stark steigender Bedarf an Lithium

                                                                                                               7
zur Herstellung von Akkus insbesondere für die Elek-         die Erschließung geothermischer Potenziale geeig-
    tromobilität prognostiziert wird.                            net sind
                                                             •   Weiterentwicklung von konventionellen Techniken,
    Im Einzelnen geht es bei der derzeitigen Geothermie-         besonders für Hartgestein (EGS)
    forschung um Themen wie:                                 •   Entwicklung von Werkzeugen für Hochtempera-
                                                                 turanwendung einschließlich Bohrlochmessungen
    •   Scaling und Korrosion                                •   Verbesserungen zur Bohrlochstabilität und Bohr-
    •   Einsatz von Inhibitoren                                  lochausbau
    •   Erprobung neuer Materialien                          •   Weiterentwicklung von numerischen gekoppelten
    •   Extraktion von Wertstoffen                               thermisch-hydraulisch-mechanisch-chemischen
                                                                 (THMC) Simulationsmodellen
                                                             •   Voraussage der thermischen Leistung und optima-
    3.2 Bohrtechnik, Stimulation und                             le Energiegewinnung eines geothermischen Sys-
        Reservoirengineering                                     tems im Betrieb
                                                             •   Konzepte für die Überwachung des laufenden Sys-
    Bohrungen sind mit Abstand der kostenintensivste             tems (Monitoring)
    Teil einer Geothermieanlage. Dies gilt sowohl für die
    Oberflächennahe als auch erst recht für die Tiefe
    Geothermie. Die Bohrungen realisieren den Zugang         3.3 Ingenieurwissenschaften und
    zu der im Gestein und in den unterirdischen Fluiden          Kraftwerkstechnik
    gespeicherten Energie und ermöglichen die Erschlie-
    ßung und Bereitstellung dieser Energie. Die Boh-         Bei der Forschung in diesen Wissenschaftsbereichen
    rungen bilden zusammen mit dem sie umgebenden            geht es oft um die unterschiedlichsten Details, z. B.
    Reservoir als Einheit das Herzstück einer Geother-       bei der Materialwahl für verschiedene Anlagenteile
    mieanlage.                                               oder Arbeitsmittel. Es geht aber auch um konzepti-
                                                             onelle Ansätze, beispielsweise bei der Integration in
    Forschung und Entwicklung kann dazu beitragen, die-      Energieversorgungssysteme mit höheren Ansprü-
    se Einheit technisch und wirtschaftlich zu optimieren.   chen an die Flexibilität, z. B. durch die Einbeziehung
    Hierzu sind Elemente zu erforschen, die sich teilwei-    unterirdischer Speicher. Wärmegeführte KWK-Kraft-
    se auf das Bohren selbst beziehen, teilweise mehr        werke stellen besondere Ansprüche an die Regel-
    auf das Reservoir und die Möglichkeit, dieses durch      technik, was in Forschungsvorhaben vorbereitet
    die Bohrungen zu erschließen. Im Zentrum steht oft       wird, bevor es praktisch umgesetzt werden kann.
    die natürliche oder technisch verbesserte Anbindung
    der Bohrungen an wasserwegsame Zonen wie geo-            Tauchpumpen sind trotz intensiver Entwicklungs-
    logische Störungen oder Verkarstungszonen. Inter-        tätigkeit immer noch ein kritischer Anlagenteil mit
    essant sind auch die laufenden Forschungsarbeiten        zu kurzen Standzeiten, unabhängig davon, ob man
    zur Steuerungsmöglichkeit der Bohrung in einer a pri-    an elektrische Tauchkreiselpumpen oder Gestänge-
    ori noch nicht ausreichend bekannten Umgebung, die       pumpen denkt.
    erst durch die Bohrung selbst näher erforscht wird.
    Zu wenig erforscht und damit Thema laufender Pro-        Wärmepumpen und Wärmetransformatoren sind an
    jekte ist auch das lokale tensorielle Spannungsfeld,     unterschiedliche Temperaturdargebote und Energie-
    das jedwede Aktivität in der Tiefe beeinflusst.          bedarfsmengen anzupassen.

    Die Entwicklung der Langzeitsimulation geothermi-        • Weiterentwicklung und Optimierung von Materiali-
    scher Energieextraktion durch gekoppelte Systeme           en und Anlagen (bis 400 m)
    ist ein andauernder Forschungsgegenstand. For-           • Entwicklung von Speichertechniken (bis ca. 1.000 m)
    schungsprojekte in diesem Themenfeld sind beson-         • Optimierung geothermischer Kraftwerke (ORC,
    ders vielseitig, Schwerpunkte sind:                        Kalina)
                                                             • Optimierung geothermischer Wärme- und Kälte-
    • Untersuchungen zu neuen Bohrtechniken, die für           netze

w   8
• Optimierung geothermischer Untergrundspeicher        3.6 Sozialwissenschaft / Politik-
• Sektorenkopplung                                         wissenschaft
• Erhöhung der Leistungsfähigkeit von Wärmepum-
  pen                                                  Forschungsprojekte aus dem Themenbereich der
• Überwachung und Vorhersage der Betriebspara-         Sozial- und Politikwissenschaften befassen sich
  meter (Übertage-Monitoring)                          zurzeit vorrangig mit Fragen der Akzeptanz geo-
• Scaling und Korrosion in übertägigen Anlagenteilen   thermischer Projekte. Da dieses Thema vielfältig
• Erprobung neuer Materialien                          ideologisch aufgeladen ist, kommt seriöser sozial-
• Verbesserung der Pumpentechnik                       psychologischer Forschung eine besondere Bedeu-
• Gewinnung geothermischer Beiprodukte (CO2,           tung zu. Insbesondere gilt dies, wenn Geothermie in
  Lithium, …)                                          eine gewisse technische Nähe zu Angstbegriffen wie
• Automatisierung und Digitalisierung                  ›Erdbeben‹ oder ›Fracking‹ kommt.

                                                       • Konzepte zur sozio-ökonomischen und ökologi-
3.4 Wirtschaftswissenschaften                            schen Bewertung von geothermischen Anlagen.
    (Energiewirtschaft)
Geothermienutzung ist, auch im Vergleich mit an-
deren Erneuerbaren Energien, noch verhältnismäßig
teuer. Dies unterstreicht, warum es bedeutend ist,
dass sich die Wirtschaftswissenschaften maßgeb-
lich an der Geothermieforschung beteiligen. Zentral
sind hier nichttechnische Kostensenkungspotenziale,
aber auch neuere Konzepte wie beispielsweise ›con-
tracting‹ im Wärmemarkt oder generell Möglichkei-
ten der ›Bürgerbeteiligung‹ .

• Daten- und Informationssysteme zur Planung und
  Betrieb geothermische Anlagen
• Anbindung an Energienetze

3.5 Umweltwissenschaften
Auch im Vergleich mit anderen erneuerbaren Mög-
lichkeiten der Energiebereitstellung hat Geothermie
sehr geringe Auswirkungen auf die Umwelt bezogen
auf den Lebenszyklus einer Geothermieanlage. Den-
noch sind die Umweltwissenschaften ein relevanter
Wissenschaftsbereich der Geothermieforschung. Ein
wesentliches derzeitiges Thema ist der Einfluss von
Heizen und Kühlen mit Oberflächennaher Geothermie
auf urbane Grundwassertemperaturen.

• Minimierung der Umwelteinflüsse geothermischer
  Anlagen
• Beherrschen der induzierten Seismizität im Betrieb
• Grundwasserschutz

                                                                                                        9
PROJEKTBEISPIEL 2

     Außergewöhnliche Gebirgsdurchlässigkeit im
     süddeutschen Molassebecken - Der Einfluss ad-
     vektiver Grundwasserströmung auf Wärmefluss
     und Temperaturfeld im konduktiven Play Type
     Vorlandbecken
         Schintgen, T., Moeck, I.
         Projekt PlayType

     Im süddeutschen Molassebecken erfolgt die Grundwas-       und unmittelbar westlich des Landshut-Neuöttinger
     serneubildung im geothermisch genutzten Oberjura-         Hochs eine Molasse-Schichtenfolge mit vermehrt sandi-
     Karbonataquifer im westlichen, baden-württember-          ger Ausprägung ab, welche die Bildung von Öl- und Gas-
     gischen Teil generell über die in die Karbonatplattform   feldern begünstigten.
     eingeschnittene Donau. Die Durchsickerung der Tertiä-
     ren Molassesedimente ist gering wie pleistozäne Wässer    Die Überlagerung von hochdurchlässigem Karbonatge-
     in tieferen Bereichen des Molassebeckens zeigen.          stein und vergleichsweise durchlässigen tertiären und
                                                               quartären Deckschichten führen über lange geologische
     Im östlichen, bayerischen Teil des Molassebeckens öst-    Zeitskalen (mehr als 10.000 Jahre) zu einem hohen Durch-
     lich von München zeigt sich ein anderes Bild. Über den    satz von kaltem Oberflächenwasser und so zu einer ther-
     Abfluss zwischen Neustadt und Regensburg ist der          misch wirkungsvollen Durchsickerung der Molasse. Die
     Druckspiegel des Karbonatkarstaquifers direkt an die      thermisch-hydraulische Modellierung zeigt aber auch klar,
     Donau gekoppelt. Die durch Bohrlochtemperaturmess-        dass die Kälteanomalie nicht durch eine durchschnitt-
     daten geostatistisch bestimmte Kälteanomalie deutet       lich kältere Jahrestemperatur, Permafrost, oder Vorland-
     auf einen großflächig erniedrigten Temperaturgradien-     gletscher während der letzten Eiszeit hervorgerufen wird.
     ten hin. Sehr hohe Gebirgsdurchlässigkeiten durch Ver-    Permafrost schützt sogar durch eine geringere Permeabi-
     karstung sind aus dem Karbonataquifer bekannt. Außer-     lität des oberflächennahen Bereichs den tiefen Untergrund
     dem lagerte sich im Tertiär in der Wasserburger Senke     vor Auskühlung.

w   10
4. Forschungseinrichtungen                                  Nutzung für die geothermische Energie und ihrer Erfor-
                                                            schung zur Verfügung stehen.
Die folgende Aufstellung soll einen Überblick über          Eigene Projekte: Die Einrichtung ist Hauptantragsteller,
die Akteure in der deutschen Geo­thermieforschung           bzw. stellt die Projektleitung.
geben. Es wurden die Universitätsinstitute, außer-          Beteiligung an Projekten: Mitantragstellung, Beteiligung
universitären Forschungseinrichtungen und Firmen            an Forschungsverbünden, Bearbeitung von Teilaspekten.
aufgenommen, die wesentliche Forschungs­beiträge            Die Aufzählung der Projekte erhebt keinen Anspruch auf
zur Einführung und Umsetzung der Geothermischen             Vollständigkeit, sondern soll nur die wichtigsten Projekte
Energie in Deutschland liefern oder geliefert haben.        benennen.
Voraussetzung war, dass die Institutionen einen an-         Veröffentlichungen (2019): Angaben laut Publikations-
dauernden Schwerpunkt in der Geothermieforschung            listen im Internet; 2019 wurde ausgewählt, da die Listen,
haben und Beiträge zu mehreren Forschungsgebie-             falls vorhanden, vollständig und zum Erhebungszeit-
ten, also nicht nur für ein spezielles, liefern.            punkt abgeschlossen sein sollten.

Im Wesentlichen konzentrieren wir uns auf laufen-
de Forschungsaktivitäten. Abgeschlossene Projekte           4.1 Außeruniversitäre
wurden nur dann aufgenommen, wenn sie noch                      Forschungseinrichtungen
heute für die Umsetzung der Geothermischen Ener-
gie erkennbar von herausragender Bedeutung sind;            Die großen außeruniversitären Forschungsein-
dazu gehören insbesondere die Errichtung von geo­           richtungen von überregionaler Bedeutung sind in
thermischen Anlagen als Leitprojekte für die ent-           Deutschland in vier Gesellschaften organisiert:
sprechende Technik oder für die geothermische               die Max-Plank-Gesellschaft (MPG) im Bereich der
Region. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere           Grundlagenforschung, die Helmholtz-Gemeinschaft
Institutionen, die sich gelegentlich an geothermi-          (HGF) für Großforschungseinrichtungen, die Fraun-
schen Forschungsprojekten beteiligen, ohne dass             hofer-Gesellschaft (FhG) für angewandte Forschung
die Geothermie eine besondere Rolle in ihrem For-           und die Leibniz-Gemeinschaft (WGL) als Zusammen-
schungsportfolio spielt; sie werden deshalb in die-         schluss von selbständigen Institutionen. Sie werden
sem Kapitel nicht ausführlich erwähnt.                      gemeinsam vom Bund und Ländern gefördert. Das
                                                            jährliche Gesamtbudget jeder dieser vier Gesellschaf-
Um eine gewisse Vergleichbarkeit zu erzielen, wurde         ten liegt zwischen 1,9 und 4,8 Mrd. €, die Mitarbei-
ein einheitliches Schema verwendet; dabei beziehen          terzahl zwischen 20.000 und 40.000. Die Einrichtun-
sich die Zahlen für das Personal und Veröffentlichun-       gen haben in der Regel gegenüber den Universitäten
gen nur auf die Geothermie:                                 eine sehr viel bessere Grundausstattung. Sie haben
                                                            keine Verpflichtung zur Lehre, aber alle Einrichtungen
O. E.: Organisationseinheit der jeweiligen Einrichtung,     suchen die Anbindung an die Universtäten, z. B. durch
z. B. Abteilung, Sektion, Fachbereich, Institut, Arbeits-   gemeinsame Berufungen des leitenden Personals. In
gruppe etc.                                                 den drei letztgenannten Gesellschaften, HGF, FhG
Aktiv in der Geothermie seit: Dies dient als Hinweis auf    und WGL, gibt es Forschungseinrichtungen, die maß-
die Erfahrungen der Arbeitsgruppe                           geblich die Forschung zur geothermischen Energie in
Leiter(in):                                                 Deutschland geprägt haben und prägen.
MitarbeiterInnen: ca., davon fest: Die Zahlen können
schwanken, sie sollen aber auch das Verhältnis zwischen     4.1.1 Helmholtz-Gemeinschaft
der Grundfinanzierung (»fest«) und den Drittmitteln ver-    Die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungs-
deutlichen. Bei den Universitäten wurde angenommen,         zentren (HGF) ist die größte deutsche Organisation
dass die Wissenschaftlichen MitarbeiterInnen festan-        zur Förderung und Finanzierung der Forschung und
gestellt sind und die DoktorandInnen über Drittmittel       hat 19 Großforschungseinrichtungen als Mitglieder.
finanziert werden.                                          Die Grundausstattung wird zu 90 % durch den Bund
Schwerpunkte: Forschungsschwerpunkte der For-               und zu 10 % von den Ländern finanziert.
schungseinrichtung.                                         Die Zusammenarbeit der Helmholtz-Zentren erfolgt
Produkte: Anlagen oder Systeme die zur dauerhaften          in sechs Forschungsbereichen und wird durch die

                                                                                                                  11
Programmorientierte Förderung strukturiert, der             Karlsruhe (TU) mit dem Forschungszentrum Karlsruhe
    forschungspolitische Vorgaben von Bund und Län-             (gegründet als Kernforschungszentrum Karlsruhe
    dern zu Grunde liegen. Einer der sechs Forschungs-          GmbH (KfK)) und versteht sich als »die Forschungsuni-
    bereiche ist die Energieforschung, wobei unter ande-        versität in der Helmholtz-Gemeinschaft«.
    rem Renewable Energies und Storage and Cross-Linked
    Infrastructures explizit genannt werden. Die drei For-      Die Geothermieforschung des KIT ist ab 2021 inner-
    schungszentren, die innerhalb des Programmbe-               halb der Helmholtz-Gemeinschaft in das Programm
    reichs Energie in der geo­thermischen Forschung in-         »Materialien und Technologien für die Energiewende«
    volviert sind, werden im Folgenden aufgeführt.              eingebunden.

                                                                O. E.: Institut für Angewandte Geowissenschaften - Abt.
    )  Helmholtz-Zentrum Potsdam – DeutschesGeo-                Geothermie und Reservoir-Technologie
       ForschungsZentrum (GFZ), Potsdam                         Aktiv in der Geothermie seit: 2010
    Das GFZ ist das nationale Forschungszentrum für             Leiter(in): Prof. Dr. Thomas Kohl
    Geowissenschaften in Deutschland. Es wurde 1992             MitarbeiterInnen: ca. 15, davon fest 8
    gegründet und versteht sich als Nachfolgeinstitut von       Schwerpunkte: THMC-Modellierungen, induzierte Seis-
    Forschungsinstituten auf dem Telegrafenberg in Pots-        mizität; Reservoir-Technologie
    dam, insbesondere des Zentralinstituts für Physik der       Eigene Projekte: geplant: Hochtemperatur-Wärmespei-
    Erde (ZIPE) der DDR.                                        cher (DeepStor), Untertagelabor (GeoLaB)
    Die Forschung zur geothermischen Energie ist im De-         Beteiligung an Projekten: UNLIMITED, GECKO, INSIDE,
    partment ›Geosysteme‹ angesiedelt, das sich mit der         GERDI, EIKE, DEEPEN, DEEPEGS, GEMex
    Dynamik von Geosystemen in der tiefen Erde, an der          Veröffentlichungen (2019): 6
    Erdoberfläche und der Nutzung des Untergrunds be-           Internetadresse: KIT - AGW: Geothermie o
    fasst. Dazu werden geologische, geophysikalische und
    geochemische Methoden sowie Laborexperimente                O. E.: Institut für Angewandte Geowissenschaften - Abt.
    und Prozesssimulationen genutzt.                            Ingenieurgeologie
                                                                Aktiv in der Geothermie seit: 2006
    O. E.: Sektion 4.8 ›Geoenergie‹                             Leiter(in): Prof. Dr. Philipp Blum
    Aktiv in der Geothermie seit: 1992                          MitarbeiterInnen: ca. 12, davon fest 3
    Leiter(in): PD Dr. Simona Regenspurg (ad interim)           Schwerpunkte: Oberflächennahe Geothermie, Kluft- und
    MitarbeiterInnen: ca. 50, davon fest 36                     Karstsysteme, Aquiferspeicher
    Schwerpunkte: Geowissenschaften, Stimulation, Pro-          Beteiligung an Projekten: QEWSplus, DBU- und DFG-
    zess- und Anlagentechnologien                               Projekte
    Produkte: Tiefenlabor Groß-Schöne­beck                      Veröffentlichungen (2019): 9
    Eigene Projekte: u. a. ATES Berlin, IMAGE, SURE, DE-        Internetadresse: KIT - Ingenieurgeologie o
    STRESS; GEMex, Geothermie in Indonesien, DEEPEGS,
    Destress, MEET, Reflect                                     Zusätzlich sind im Institut für Angewandte Geowis-
    Beteiligung an Projekten: SENSE, GeoFern-Berlin, SigN,      senschaften die Abteilungen Technische Petrophysik
    ATES-IQ                                                     (Prof. Dr. Frank Schilling) mit dem Landeforschungs-
    Veröffentlichungen (2019): ca. 35 Journalartikel, darüber   zentrum Geothermie (s. u.) sowie Geochemie und La-
    hinaus eine Vielzahl weiterer Publikationen                 gerstättenkunde (Prof. Dr. Jochen Kolb) mit geother-
    Internetadresse: Überblick (gfz-potsdam.de) o               mischen Fragestellungen beschäftigt.

                                                                O. E.: Institut für Thermische Verfahrenstechnik und
    )  Karlsruher Institut für Technologie (KIT),               Sicherheit – AG Energie- und Verfahrenstechnik
       Karlsruhe                                                Aktiv in der Geothermie seit: 2016
    Das KIT ist eine Technische Universität des Landes          Leiter(in): Dr. Dietmar Kuhn
    Baden-Württemberg und nationales Forschungs-                MitarbeiterInnen: ca. 5
    zentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft. Es ent-              Schwerpunkte: Kraftwerksprozesse, physikalische
    stand 2009 als Zusammenschluss der Universität              Eigenschaften von Thermalwässern

w   12
Eigene Projekte: MoNiKa (Modularer Niedertemperatur-      (Vorlaufforschung). Die übrigen etwa 70 % der Auf-
kreislauf Karlsruhe)                                      wendungen muss sie durch eigene Erträge decken,
Beteiligung an Projekten: PETher (Physikalische Eigen-    wobei dies sowohl Aufträge aus der Industrie als auch
schaften von Thermalwasser)                               öffentlich finanzierte Forschungsprojekte (Bund, Län-
Veröffentlichungen (2019): -                              der, EU) einschließt.
Internetadresse: KIT - ITES - Arbeitsgruppen - Energie-
und Verfahrenstechnik (EVT) o                             )  Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastruk-
                                                             turen und Geothermie (IEG), Bochum
)  Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ),           Die IEG forscht an sieben Standorten auf den Gebie-
   Leipzig                                                ten integrierter Energieinfrastrukturen, Geothermie
Das UFZ ist sowohl in der Grundlagenforschung als         und Sektorenkopplung für eine erfolgreiche Energie-
auch angewandten Forschung tätig und wurde 1991           wende. Sie wurde am 1. Januar 2020 gegründet und
gegründet. Es ist eines der weltweit führenden For-       übernahm das Internationale Geothermiezentrum
schungszentren im Bereich der Umweltforschung.            Bochum (GZB) als ein Kernbaustein mit den Stand-
Es zeigt Wege für einen nachhaltigen Umgang mit           orten Bochum und Aachen/Weisweiler. Die Koopera-
den natürlichen Lebensgrundlagen zum Wohle von            tion mit der Ruhr-Universität Bochum und der Hoch-
Mensch und Umwelt auf. Die Forschungsstruktur             schule Bochum besteht fort. Die Einrichtung befindet
des UFZ umfasst 6 Themenbereiche, die jeweils in          sich noch im Aufbau, deshalb wurden i. W. die Daten
Departments untergegliedert sind. Die Arbeits-            des GZB übernommen.
gruppe Geothermische Systemanalyse gehört zum
Department Umweltinformatik im Themenbereich              O. E.: Internationales Geothermiezentrum Bochum (GZB)
Smarte Modelle / Monitoring.                              Aktiv in der Geothermie seit: 2004
                                                          Leiter(in): Prof. Dr. Rolf Bracke
O. E.: Department ›Umweltinformatik‹ mit Work Group       MitarbeiterInnen: ca. 40, davon fest 22
›Geothermal System Analysis‹                              Schwerpunkte: Georessourcen, Geotechnologien, Spei-
Aktiv in der Geothermie seit: 2007                        cher, Integrierte Energieinfrastrukturen
Leiter(in): Prof. Dr. Olav Kolditz                        Produkte: Bohranlage
(Junior-Prof. Dr. Haibing Shao)                           Eigene Projekte: CAGE, Drilling-Simulator, Grubenwär-
MitarbeiterInnen: 7, davon fest 4                         mespeicher
Schwerpunkte: Numerische THM-Modellierungen               Beteiligung an Projekten: DEEP, DGE-Rollout, PlayType,
Eigene Projekte: OpenGeoSys (eigenes Software-Paket)      drill-BOGS, ZoDrEx, HEATSTORE, ROSIG, Geco, Kabel
Beteiligung an Projekten: ANGUS+, Zusammenarbeit          ZERO, GeoSmart
mit KIT und GFZ, , EG2050: EASyQuart, GEMex               Veröffentlichungen (2019): nicht angegeben
Veröffentlichungen (2019): 7 Journalartikel               Internetadresse: Geschäftsfelder - Fraunhofer IEG o
Internetadresse: Umweltinformatik - Helmholtz-Zentrum
für Umweltforschung UFZ o                                 )  Fraunhofer-Einrichtung für Solare Energie-
                                                             systeme (ISE), Freiburg
4.1.2 Fraunhofer-Gesellschaft                             Das Institut wurde 1981 gegründet. Es war das erste
Die Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der an-         außeruniversitäre Solarforschungsinstitut in Europa
gewandten Forschung (FhG) ist die größte deutsche         und ist noch heute das größte Solarforschungsinsti-
Organisation für angewandte Forschungs- und Ent-          tut Europas. Zu den Geschäftsfeldern des ISE gehört
wicklungsdienstleistungen. Zweck ist die anwen-           auch der Bereich Energieeffiziente Gebäude mit dem
dungsorientierte Forschung zum unmittelbaren Nut-         Thema Wärmepumpen im Energiesystem. Deshalb
zen für Unternehmen und zum Vorteil der Gesellschaft      beteiligt sich das ISE gelegentlich an geothermischen
durchzuführen. Rund 30 % ihrer Aufwendungen erhält        Projekten.
die Gesellschaft von Bund (90 %) und Ländern (10 %)
als institutionelle Förderung. Dieser Anteil soll der     Beteiligung an Projekten: QEWSplus
Fraunhofer-Gesellschaft die Möglichkeit eröffnen,         Internetadresse: Wärmepumpen – Schlüsseltechnologie
Problemlösungen vorzubereiten, die in fünf oder zehn      für die Energiewende - Fraunhofer ISE o
Jahren für Wirtschaft und Gesellschaft aktuell werden

                                                                                                            13
4.1.3 Leibniz-Gemeinschaft                                  4.1.4 Sonstige
    Die Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm
    Leibniz ist ein Zusammenschluss selbständiger außer-        )   Europäisches Institut für Energieforschung
    universitärer Forschungsinstitute unterschiedlicher             (EIFER), Karlsruhe
    Fachrichtungen. Die Förderung erfolgt je zur Hälfte         EIFER ist ein gemeinsames Institut von Karlsruher
    durch den Bund und die Länder.                              Institut für Technologie (KIT) und Électricité de
                                                                France (EDF), das 2002 als European Economic Interest
    )  Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG),        Grouping gegründet wurde mit dem Ziel gemeinsame
       Hannover                                                 Projekte zur angewandten und industriellen
    Das LIAG ist eine eigenständige und unabhängige             Forschung durchzuführen. Es ist eine Tochter-
    Forschungseinrichtung. Das LIAG wurde 1999 neu              gesellschaft des KIT, eines Mitglieds der Helm-
    gegründet und ging aus der Abteilung Geowissen-             holtz-Gemeinschaft. EIFER liefert innovative und
    schaftliche Gemeinschaftsaufgaben des Nieder-               forschungsbasierte Lösungen im Bereich der Ener-
    sächsischen Landesamtes für Bodenforschung                  gieversorgung für ein nachhaltiges Wachstum von
    (NLfB-GGA) hervor, die 1948 eingerichtet worden             Städten, Kommunen und Industrie. Eifer hat 4 The-
    war. Zusammen mit der Bundesanstalt für Geowis-             menschwerpunkte und 4 Laboratorien. Im Geo-
    senschaften (BGR) und dem Landesamt für Bergbau,            science Lab stehen Untersuchungen für die lokale
    Energie und Geologie (LBEG) bildet sie das GeoZent-         Produktion und Verteilung von Wärme und Strom im
    rum Hannover. Aufgrund einer Evaluierung ist es Ende        Vordergrund.
    2019 aus der Leibniz-Gemeinschaft ausgeschieden
    und wird als Landes-Forschungsinstitut, finanziert          O.E.: Geoscience Lab
    durch das Land Niedersachsen, weitergeführt mit             Aktiv in der Geothermie seit: nach 2002
    dem Ziel, wieder in die Leibniz-Gemeinschaft aufge-         Leiter(in): Dr. Roman Zorn
    nommen zu werden.                                           MitarbeiterInnen: nicht angegeben
                                                                Schwerpunkte: Geothermische Energie, Untergrundspei-
    O. E.: Sektion S4 ›Geothermik und Informationssysteme‹      cherung, Erdwärmesonden
    Aktiv in der Geothermie seit: 1969                          Beteiligung an Projekten: QEWSplus, GeoMo, GERDI
    Leiter(in): Prof. Dr. Inga Moeck                            Veröffentlichungen (2019): 3 Journalartikel
    MitarbeiterInnen: ca. 22, davon fest 8                      Internetadresse: Research – eifer (kit.edu) o
    Schwerpunkte: Quantitative Ressourcen-Abschätzung,
    Fündigkeitsrisiko, geophysikalische Exploration, Geother-   )   Steinbeis Forschungsinstitut für solare und
    mische Systemanalyse                                            zukunftsfähige thermische Energiesysteme
    Produkte: GeotIS                                                (Solites), Stuttgart
    Eigene Projekte: Europa-Atlanten, 3D-Explorationen          Solites wurde 2005 von ehemaligen Mitarbeitern
    (München, Schneeberg), PlayType                             des Instituts für Thermodynamik und Wärmetech-
    Beteiligung an Projekten: HDR Soultz, Demonstrations-       nik der Universität Stuttgart gegründet und arbeitet
    projekte Unterhaching, GRAME, GeoMaRe, ZoKrateS,            auf allen Gebieten der solaren und zukunftsfähigen
    mesoTherm                                                   thermischen Energiesysteme, die deutlich zur CO2-
    Veröffentlichungen (2019): ca. 60, davon 5 Journal-         Emissionsreduktion beitragen. Als Forschungsinstitut
    artikel                                                     im Steinbeis-Verbund (mit über 1.000 Unternehmen)
    Internetadresse: S4: Leibniz-Institut für Angewandte        liegt der Schwerpunkt der Forschungsarbeiten auf in-
    Geophysik - LIAG (leibniz-liag.de) o                        novativen und neuen Technologien, für die noch kein
                                                                Stand der Technik existiert oder wo dieser an neue
                                                                Problemstellungen angepasst werden muss.

                                                                O.E.: Oberflächennahe Geothermie
                                                                Aktiv in der Geothermie seit: 2009
                                                                Leiter: Dipl.-Ing. Dirk Mangold
                                                                MitarbeiterInnen: 2

w   14
Schwerpunkte: großmaßstäbliche Experimente,               Beteiligung an Projekten: HDR Soultz, SEIGER, UG2: H2-
Simulation                                                ReacT 2, GeoERA
Produkte: Realmaßstabsversuchsgelände                     Veröffentlichungen (2019): 1
Beteiligung an Projekten: QEWSplus, Validate Frost        Internetadresse: BGR - Geothermie (bund.de) o
Veröffentlichungen: 6 (?)
Internetadresse: Home - Solites o                         )  Bundesanstalt für Materialforschung und
                                                             -prüfung (BAM), Berlin
                                                          Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prü-
4.2 Bundesbehörden mit                                    fung (BAM) ist eine Bundesoberbehörde (nicht rechts-
    Forschungsaufgaben                                    fähige Anstalt des öffentlichen Rechts) und Einrich-
                                                          tung der Ressortforschung; ihre Aufsichtsbehörde ist
Bundesbehörden sind meist nicht rechtsfähige Be-          das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
hörden, die einem bestimmten Ressort der Bundes-          (BMWi). Sie wurde 1871 als preußische Mechanisch-
regierung zugeordnet sind. Die Grundfinanzierung er-      Technische Versuchsanstalt gegründet. Im Rahmen
folgt zu 100 % aus dem Bundeshaushalt. Die Arbeiten       von Weiterentwicklungen von Materialien und Mess-
von Forschungsgruppen innerhalb dieser Behörden           verfahren beteiligt sich die BAM gelegentlich an geo-
werden der sogenannten Ressortforschung zugeord-          thermischen Forschungsprojekten.
net. Ressortforschung bildet eine Brücke zwischen
Wissenschaft, Gesellschaft und Politik. Eine wesentli-    Beteiligung an Projekten: SENSE
che Aufgabe ist die wissenschaftliche Politikberatung
der Ministerien sowie das Erbringen von wichtigen         )  Umweltbundesamt (UBA),
forschungsbasierten Dienstleistungen. Seit 2005 sind         Dessau-Roßlau
mehr als 40 Bundeseinrichtungen mit Forschungs-           Das Umweltbundesamt (UBA) ist eine Bundesober-
aufgaben in einer Arbeitsgemeinschaft der Ressort-        behörde im Geschäftsbereich des Bundesministeri-
forschungseinrichtungen zusammengeschlossen.              ums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit
                                                          (BMU). Im Jahr 1974 in Berlin errichtet, hat das UBA
)  Bundesanstalt für Geowissenschaften und                seit 2005 seinen Sitz in Dessau. Das UBA koordiniert
   Rohstoffe (BGR), Hannover                              als wissenschaftliche Fachbehörde die Umweltfor-
Die BGR ist eine technisch-wissenschaftliche Ober-        schung des Bundes. Forschungsprojekte werden in
behörde im Geschäftsbereich des Bundesministe-            der Regel als Aufträge im Rahmen von öffentlichen
riums für Wirtschaft und Energie (BMWi). Sie ist die      Ausschreibungen vergeben. Beiträge zur Geother-
zentrale Forschungs- und Beratungseinrichtung             mie werden vorwiegend in den Abteilungen Klima und
der Bundesregierung auf dem Gebiet der Geowissen-         Energie sowie Wasser und Boden bearbeitet.
schaften und Rohstoffe. Ihre Geschichte geht auf die
1873 gegründete Königlich Preußische Geologische          Bisher durchgeführte Projekte zur Geothermie umfas-
Landesanstalt. zurück Nach dem 2. Weltkrieg wird          sen u. a. Ökobilanzen, Effizienz, Klimaschutz, Energie-
sie als Amt für Bodenforschung und 1958 als Bun-          wirtschaft oder Umwelteffekte.
desanstalt für Bodenforschung (BfB) in Hannover
neu errichtet und 1975 in BGR umbenannt

O. E.: Arbeitsgruppe im Fachbereich 3.1
»Nutzungspotenziale des geologischen Untergrundes«
Aktiv in der Geothermie seit: 1954
Leiter(in): Dr. Thorsten Tischner
MitarbeiterInnen: fest 5
Schwerpunkte: Stimulationstechnik, induzierte Seismizi-
tät, internationale Beratung
Produkte: GeneSys, Geothermiebohrung Horstberg
Eigene Projekte: MAGS, Geotherm (Ostafrika)

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